Bakterien und Ulrike Guérot: Unterschied zwischen den Seiten

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<!-- Zu Informationen über den Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
[[Datei:Ulrike Guérot (24606581306).jpg|mini|Ulrike Guérot (2016)]]
{{Taxobox
| Taxon_Name      = Bakterien
| Taxon_WissName  = Bacteria
| Taxon_Rang      = Domäne
| Taxon2_Name      = Lebewesen
| Taxon2_Rang      = Klassifikation
| Bild            = Cholera bacteria SEM.jpg
| Bildbeschreibung = [[Cholera]]-Bakterien (''[[Vibrio cholerae]]'') ([[Sekundärelektronenmikroskopie]]). Typische Maße sind 2-3 [[Meter#Mikrometer|Mikrometer]] Länge, 0,5 Mikrometer Dicke.
| Subtaxa_Rang    = Stamm
| Subtaxa          = Auswahl:<br />
[[Chlamydiae]]<br />
[[Cyanobakterien|Cyanobacteria]]<br />
[[Chlorobien|Chlorobi]]<br />
[[Planctomycetes]]<br />
[[Proteobacteria]]<br />
[[Firmicutes]]<br />
[[Spirochaeten|Spirochaetes]]
}}
[[Datei:Hpylori.jpg|mini|300px|''[[Helicobacter pylori]]'', verursacht [[Magengeschwür]]e, (Sekundärelektronenmikroskopie)]]
Die '''Bakterien''' (Bacteria) ([[Singular]] das '''Bakterium''', veraltet auch '''die Bakterie'''; von {{grcS|βακτήριον}} ''baktērion'' ‚Stäbchen‘, ugs. auch [[Bazille]]) bilden neben den [[Eukaryoten]] und [[Archaeen]] eine der drei grundlegenden [[Domäne (Biologie)|Domänen]], in die alle [[Lebewesen]] eingeteilt werden.<ref>Carl R. Woese, Otto Kandler, Mark L. Wheelis: ''Towards a natural system of organisms: Proposal for the domains Archaea, Bacteria, and Eucarya''. In: ''Proceedings of the National Academy of Science, USA''. Bd. 87, 1990, S. 4576–4579.</ref>


Bakterien sind wie die Archaeen [[Prokaryoten]], das bedeutet, ihre [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] ist nicht in einem vom [[Cytoplasma]] durch eine [[Doppelmembran]] abgegrenzten Zellkern enthalten wie bei Eukaryoten, sondern bei ihnen liegt die DNA wie bei allen Prokaryoten frei im Cytoplasma, und zwar zusammengedrängt in einem engen Raum, dem Nucleoid ([[Kernäquivalent]]).
'''Ulrike Beate Guérot''' (* [[1964]] in Grevenbroich<ref>http://www.blaetter.de/archiv/autoren/2010/januar/autoren-januar-2010 ''Blätter für deutsche und internationale Politik'', Autoren Januar 2010</ref>) ist eine deutsche [[Politikwissenschaft]]lerin und [[Publizist]]in. Sie ist Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der [[Universität für Weiterbildung Krems|Donau-Universität Krems]],<ref>http://www.donau-uni.ac.at/de/universitaet/whois/23740/index.php</ref> Gründerin des ''European Democracy Lab'' (EDL) in Berlin und beschäftigt sich mit der [[Europäische Integration#Konzepte für die Zukunft des europäischen Integrationsprozesses|Zukunft des europäischen Integrationsprozesses]].


Die Wissenschaft und Lehre von den Bakterien ist die [[Bakteriologie]].
== Wirken ==
Guérot studierte [[Politikwissenschaft]] und wurde 1995 an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] in [[Münster]] mit einer Arbeit über die Geschichte der französischen ''[[Parti socialiste (Frankreich)|Parti socialiste]]'' (PS) promoviert.<ref>{{Literatur |Autor=Guérot, Ulrike, 1964- |Titel=Die PS und Europa: eine Untersuchung der europapolitischen Programmatik der französischen Sozialisten, 1971–1995 |Verlag=N. Brockmeyer |Ort=Bochum |Datum=1996 |ISBN=3-8196-0412-X}}</ref>


== Erforschung ==
Von 1992 bis 1995 war Guérot Mitarbeiterin im Abgeordnetenbüro des außenpolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, [[Karl Lamers]], und wirkte an dem Schäuble-Lamers-Papier von 1994 zur Vertiefung der Europäischen Union mit.
Bakterien wurden erstmals von [[Antoni van Leeuwenhoek]] mit Hilfe eines selbstgebauten [[Mikroskop]]s in Gewässern und im menschlichen [[Speichel]] beobachtet und 1676 von ihm in Berichten an die [[Royal Society of London]] beschrieben.


Bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurde die Bezeichnung „Bakterien“ in der [[Mikrobiologie]] für alle mikroskopisch kleinen, meistens [[Einzeller|einzelligen]] [[Organismus|Organismen]] gebraucht, die keinen echten [[Zellkern]] besitzen und deshalb zu den Prokaryoten gehören. Jedoch trifft das auch auf die Archaeen zu, die seit etwa 1990 einer separaten Domäne zugeordnet werden. Zur Abgrenzung von den Archaeen sprach man in der Übergangszeit bis zur Definition der drei Lebewesen-Domänen auch von „Eigentlichen Bakterien“ („Eubakterien“) oder „Echten Bakterien“ und es wurden die wissenschaftlichen Namen ''Eubacteria'' und ''Archaebacteria'' verwendet. Eubacteria war eine unglückliche Benennung, da es auch eine Bakteriengattung ''Eubacterium'' gibt. Heute werden die beiden Domänen der Prokaryoten als ''Bacteria'' und ''Archaea'' bezeichnet, die dritte Domäne ist die der ''Eukaryoten''.
1995 bis 1998 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim ehemaligen Präsidenten der [[Wikipedia:Europäische Kommission|Europäischen Kommission]], [[Jacques Delors]], bei der Organisation ''Notre Europe'' in Paris und anschließend von 1998 bis 2000 Juniorprofessorin an der ''Paul&nbsp;H.&nbsp;Nitze School for Advanced International Studies'' an der [Johns Hopkins University, Washington, D.C., USA.


Über dreihundert Jahre nach der ersten Beschreibung von Bakterien und trotz unzähliger schon beschriebener und katalogisierter Arten ist nach heutigem Kenntnisstand anzunehmen, dass die große Mehrheit (ca. 95 bis 99 %) aller auf unserem Planeten existierenden Bakterienarten bisher weder näher bekannt ist, noch beschrieben wurde (Stand: 2006).<!--Quelle: Nature, Bnd. 441, S. 274, Mai 2006--> Daher kommt es immer wieder zu neuen Entdeckungen. So wurde im Jahr 1999 das größte bislang bekannte Bakterium entdeckt: Die so genannte Schwefelperle von Namibia, ''[[Thiomargarita namibiensis]]'', ist mit einem Durchmesser von maximal 0,7&nbsp;mm ein mit bloßem Auge sichtbares [[Schwefelbakterien|Schwefelbakterium]]. Das Bakterium mit den wenigsten Genen ist ''[[Carsonella ruddii]]''. Es besitzt nur 159.662 Basenpaare und 182 Gene.<ref>''[[Bild der Wissenschaft]]'', 1/2007, S. 9.</ref> Diesem Bakterium fehlen wesentliche Gene, die eine Bakterie zum selbständigen Leben benötigt. Es lebt [[Endosymbiose|endosymbiontisch]] in spezialisierten Zellen von [[Blattflöhe]]n. Das Bakterium mit dem kleinsten Genom, das parasitär lebt, ist ''[[Mycoplasma genitalium]]'' mit 582.970 Basenpaaren. Das Bakterium mit dem kleinsten Genom, das weder symbiontisch noch parasitär lebt, ist ''[[Pelagibacter ubique]]'' und hat ca. 1,3&nbsp;Millionen Basenpaare.
2000 bis 2003 leitete sie die „Programmgruppe Europa“ bei der [[Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik|Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik]] (DGAP) in Berlin.<ref>{{Literatur |Titel=Ulrike Guérot |Sammelwerk=DGAP e.&nbsp;V. |Datum= |Online=https://dgap.org/de/ip-archiv/autoren/193 |Abruf=2017-10-04}}</ref> Zudem unterrichtete sie 2003 an der ''[[INSEAD]] Business School'' in Singapur. Von 2004 bis 2007 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim ''[[German Marshall Fund]]''. Von 2007 bis 2013 leitete Guérot das Berliner Büro des ''[[European Council on Foreign Relations]]'' (ECFR).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ecfr.eu/profile/C21 |titel=Ulrike Guérot |zugriff=2017-10-04 |sprache=en}}</ref>


== Eigenschaften ==
Im Frühjahr 2012 war Guérot [[Gastdozent|Visiting Scholar]] am Deutschen Haus der [[New York University]] (NYU)<ref>{{Internetquelle |url=http://deutscheshaus.as.nyu.edu/page/home |titel=Deutsches Haus at NYU |zugriff=2017-10-04}}</ref> und im Herbst 2014 hatte sie einen Gastaufenthalt am [[Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung|Wissenschaftszentrum Berlin]] (WZB). Weiters unterrichtete sie im Wintersemester 2014/2015 an der [[Europa-Universität Viadrina]] in Frankfurt (Oder) sowie der [[Bucerius Law School]] in Hamburg.<ref>{{Literatur |Titel=Freund oder Feind? |Datum= |Online=http://www.law-school.de/news-artikel/freund-oder-feind/?no_cache=1 |Abruf=2017-10-04}}</ref>
=== Gestalt und Größe ===
[[Datei:Morphologie bei Bakterien.svg|mini|Formen und Aggregate von Bakterien (Auswahl)]]


Bakterien kommen in verschiedenen äußeren Formen vor (Beispiele in Klammern): kugelförmig, sogenannte Kokken (''[[Micrococcus luteus|Micrococcus]]''), zylinderförmig, sogenannte Stäbchen (''[[Bacillus]], [[Escherichia]]'') mit mehr oder weniger abgerundeten Enden, wendelförmig ([[Spirillen]], [[Spirochäten]]), mit Stielen (''[[Caulobacteraceae|Caulobacter]]''), mit Anhängen (''Hyphomicrobium''), mehrzellige Trichome bildend (''[[Caryophanon]], [[Oscillatoria]]''), lange, verzweigte Fäden, sogenannte [[Hyphe]]n, bildend, die sich verzweigen und eine [[Mycel]] genannte Fadenmasse bilden ([[Streptomycetaceae|Streptomyzeten]]), sowie Gebilde mit mehreren unregelmäßig angeordneten Zellen (''Pleurocapsa''). Oft kommen Bakterien in Aggregaten vor: Kugelketten (''[[Streptococcus]]''), flächige Anordnung kugelförmiger Zellen (''[[Merismopedia]]''), regelmäßige dreidimensionale Anordnung von Kugeln (''[[Sarcina (Bakterium)|Sarcina]]''), Stäbchenketten (''Streptobacillus''), in Röhren eingeschlossene Stäbchenketten (''[[Leptothrix]]'').
Im März 2014 gründete sie das ''European Democracy Lab'' (EDL), einen in Berlin beheimateten ''[[Denkfabrik|Think Tank]]'' an der ''European School of Governance'' (EUSG).<ref>{{Internetquelle |url=https://europeanschoolofgovernance.eu/ |titel=Home – European School of Governance |zugriff=2017-10-04 |sprache=en-US}}</ref> Seit April 2016 ist sie Leiterin des „Departments für Europapolitik und Demokratieforschung“ an der Donau-Universität Krems.<ref>{{Internetquelle |autor=(c) 2003–2017 Donau-Universität Krems – Universität für Weiterbildung. All rights reserved. |url=https://www.donau-uni.ac.at/de/department/europapolitik-demokratieforschung/news/id/25403/index.php |titel=Donau-Universität Krems, Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot, DED, Europapolitik, Demokratieforschung, Eröffnung, Amikejo, Der neue Bürgerkrieg, Das offene Europa und seine Feinde |zugriff=2017-10-04}}</ref>


Die Größe von Bakterien ist sehr unterschiedlich: Ihr Durchmesser liegt zwischen etwa 0,1 und 700&nbsp;µm, bei den meisten bekannten Arten beträgt er etwa 0,6 bis 1,0&nbsp;µm. Ihre Länge liegt in einem größeren Bereich: bei Einzelzellen zwischen etwa 0,6&nbsp;µm (bei [[Kokken]]) und 700&nbsp;µm, Hyphen können noch länger sein, die meisten Bakterien sind 1 bis 5&nbsp;µm lang. Das Volumen der meisten Bakterien liegt in der Größenordnung von 1&nbsp;µm³. Abgesehen von wenigen Ausnahmen können einzelne Bakterienzellen mit bloßem Auge nicht gesehen werden, da das [[Auflösungsvermögen]] des menschlichen Auges um etwa 50&nbsp;µm liegt. Besonders klein sind [[Mycoplasma|Mycoplasmen]], der Durchmesser der kleinsten beträgt etwa 0,3&nbsp;µm. Besonders groß sind viele [[Cyanobakterien]], ihr Durchmesser liegt meistens zwischen 2 und 8&nbsp;µm. Das größte bisher bekannte Bakterium ist ''[[Thiomargarita namibiensis]]'': etwa kugelförmig mit einem Durchmesser von 300–700&nbsp;µm, also mit bloßem Auge zu sehen. Das Volumen des größten Bakteriums (Durchmesser&nbsp;d etwa 700&nbsp;µm, Volumen einer Kugel = 0,523 · d<sup>3</sup>) ist etwa 10&nbsp;Milliarden Mal größer als das Volumen des kleinsten (Durchmesser etwa 0,3&nbsp;µm).
== Positionen ==
[[Datei:Roemerberggespraeche-05-2019-ulrike-guérot-3479.jpg|mini|hochkant|Ulrike Guérot, im Mai 2019 bei den [[Römerberggespräche]]n]]
Im April 2013 veröffentlichte sie gemeinsam mit [[Robert Menasse]] ein Manifest zur „Gründung einer Europäischen Republik“. Beide plädieren für eine Neugründung der europäischen Demokratie, eine [[Europäische Republik]], und sind in diesem Zusammenhang für die Schaffung eines nachnationalen Europas.


=== Struktur ===
Im Februar 2016 stellte Guérot zusammen mit Robert Menasse in einem Artikel in [[Le Monde Diplomatique]] die auf Integration zielende Flüchtlingspolitik infrage und sprach sich dafür aus, Flüchtlingen in Europa Bauland zuzuweisen, wo sie eigene Städte gründen könnten. Europa sei groß und demnächst leer genug, um ein Dutzend Städte und mehr für Neuankömmlinge aufzubauen. So entstünden inmitten von Europa Neu-Damaskus und Neu-Aleppo, Neu-Diyarbakir oder Neu-Erbil und Neu-Dohuk, Neu-Kandahar oder Neu-Kundus für die afghanischen Flüchtlinge oder Neu-Enugu oder Neu-Ondo für die nigerianischen Flüchtlinge. Eine Schließung der Grenzen sei nicht machbar, die EU müsse ihren Raum mit den Menschen teilen, die nach Europa wollen.<ref>{{Internetquelle |url=https://monde-diplomatique.de/artikel/!5274030 |titel=Ulrike Guérot und Robert Menasse: Lust auf eine gemeinsame Welt. Ein futuristischer Entwurf für europäische Grenzenlosigkeit |werk=Le Monde Dipomatique |hrsg= |datum=2016-02-16 |zugriff=2018-11-22 |sprache=de}}</ref>
[[Datei:Bacterium-schema-de.svg|mini|Schema einer Bakterienzelle]]


Bakterien besitzen zumeist eine [[Zellwand]], alle besitzen [[Zytoplasma|Cytoplasma]] mit [[Cytoplasmamembran]] und [[Ribosom]]en. Die [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] liegt als strangförmiges, in sich geschlossenes Molekül – ein so genanntes [[Bakterienchromosom]] – frei im Cytoplasma vor. Einige Bakterien weisen auch zwei Bakterienchromosomen auf, beispielsweise ''Ralstonia eutropha'' Stamm H16. Häufig befindet sich im Cytoplasma weitere DNA in Form von kleineren, ebenfalls strangförmigen, in sich geschlossenen Molekülen, den [[Plasmid]]en, die unabhängig vom Bakterienchromosom vervielfältigt und bei der Fortpflanzung weitergegeben werden oder von einem Individuum auf ein anderes übertragen werden können. Das [[Genom]] des Darmbakteriums ''[[Escherichia coli]]'' besteht aus knapp 4,7 Millionen Basenpaaren, deren Sequenz vollständig bekannt ist. Das DNA-Molekül ist etwa 1,4 <!--Bitte vor dem erneuten Ändern der Maßeinheit die Bemerkungen unter Nr. 2 der Diskussion lesen-->Millimeter lang mit einem Durchmesser von nur 2 Nanometern und enthält rund 4400 [[Gen]]e. Trotz seiner Länge von mehr als dem Tausendfachen des Zelldurchmessers ist es auf einen Bereich von etwa der Hälfte des Zelldurchmessers (vermutlich hochgeordnet) zusammengelegt (Nucleoid). Inzwischen sind viele weitere Bakteriengenome vollständig bekannt.
Im April 2016 erschien ihr erstes Buch ''Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie'' im [[Verlag J.H.W. Dietz Nachf. Bonn|Dietz-Verlag]]<ref>{{Literatur |Autor=Verlag J. H. W. Dietz Nachf. (Berlin, West; Bonn). |Titel=Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie |Ort=Bonn |Datum= |ISBN=978-3-8012-0479-2}}</ref> und im November 2017 als Taschenbuch im [[Piper-Verlag]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.piper.de/buecher/warum-europa-eine-republik-werden-muss-isbn-978-3-492-31192-2 |titel=Warum Europa eine Republik werden muss |zugriff=2017-12-11}}</ref> Darin zeichnet sie die [[Utopie]] einer europäischen Republik, die auf der Gleichheit aller europäischen Bürger/-innen jenseits nationaler Grenzen beruht. Die ''[[Süddeutsche Zeitung]]'' (SZ) lobt das Buch als „originellen, klugen und radikalen Beitrag.<ref>{{Literatur |Autor=Isabell Trommer |Titel=Renaissance der res publica |Sammelwerk=sueddeutsche.de |Datum=2016-06-12 |ISSN=0174-4917 |Online=http://www.sueddeutsche.de/politik/europa-renaissance-der-res-publica-1.3029949 |Abruf=2017-10-04}}</ref>
Eine Besonderheit der Bakterien ist auch die [[RNA-Polymerase]]. Sie besitzen nur eine, und die besteht aus nur 5 Untereinheiten (α (2x), β, β' und ω). Die RNA-Polymerase der Archaeen besteht dagegen aus 11–12 Untereinheiten, und Eukaryoten besitzen mehrere RNA-Polymerasen, die aus bis zu 12 Untereinheiten bestehen.


Erläuterungen zum Bakterien-Schema:
Im Mai 2017 wurde ihr zweites Werk mit dem Titel ''Der neue Bürgerkrieg. Das offene Europa und seine Feinde''<ref>{{Literatur |Autor=Guérot, Ulrike, Propyläen-Verlag |Titel=Der neue Bürgerkrieg. Europa zwischen Humanismus und Ungeist |Ort=Berlin |Datum= |ISBN=978-3-549-07491-6}}</ref> im [[Ullstein-Verlag]] veröffentlicht. Der [[NDR]] wählte es zum besten Sachbuch des Monats.<ref>{{Internetquelle |autor=NDR |url=http://www.ndr.de/kultur/buch/Sachbuecher-des-Monats-Juni-2017,sachbuchjuni130.html |titel=Sachbücher des Monats Juni 2017 |zugriff=2017-11-12 |sprache=de}}</ref>
* Es wird ein Längsschnitt eines Bakteriums schematisch dargestellt.
* Nicht alle dargestellten Strukturelemente sind immer und bei allen Bakterien vorhanden.
* Bei allen Bakterien sind immer vorhanden: ''[[Zellmembran|Cytoplasmamembran]], [[Zytoplasma|Cytoplasma]], [[Kernäquivalent|Nucleoid]]'' und ''[[Ribosom]]en''.
* ''[[Thylakoid]]e'' (dienen der [[Phototrophie]]) sind in sehr verschiedener Form bei allen phototrophen Bakterien vorhanden, mit Ausnahme der [[Chlorobien]].
* ''[[Chlorosom]]en'' (dienen der Phototrophie) sind bei Chlorobien vorhanden.
* Soweit eine ''[[Zellwand]]'' vorhanden ist (bei weitaus den meisten Bakterien), ist sie bei [[Gram-Färbung|gramnegativen]] Bakterien dünn, bei [[Gram-Färbung|grampositiven]] Bakterien dick.
* Gramnegative Bakterien besitzen außerhalb der Zellwand eine weitere Biomembran, die sog. ''[[Äußere Membran]]'', die im Schema nicht dargestellt ist.
* Soweit ''[[Flagellum|Flagellen]]'' (Geißeln) vorhanden sind, ist ihre Anzahl (1 bis viele) und ihre Anordnung je nach Bakterienart verschieden. Auch ihre Länge variiert. Sie sind immer wendelförmig.
* Soweit ''[[Pilus|Pili]]'' vorhanden sind, ist ihre Anzahl (1 bis viele), Länge und Anordnung verschieden.
* Soweit eine ''[[Glykokalix|Schleimhülle]]'', ''Glykokalix'' außerhalb der Zellwand vorhanden ist, kann sie je nach Bakterienart und äußeren Bedingungen verschieden dick sein und aus verschiedenen Schleimstoffen bestehen.
* Soweit ''[[Plasmid]]e'' vorhanden sind, ist ihre Anzahl unterschiedlich.
* Soweit ''[[Vesikel (Biologie)|Gasvesikel]]'' vorhanden sind, ist ihre Größe und Anzahl je nach Bakterienart und äußeren Umständen verschieden.


=== Lebensweise und Vermehrung ===
In einem Video für die [[Deutsche Bank]] forderte Guérot im März 2018, dass die europäischen Nationalstaaten abgeschafft werden sollen. Guérot vertrat die Meinung, die Nation sei kein Identitätsträger; die Deutschen, vormals nur Rheinländer, Sachsen, Hessen und Pfälzer, seien erst durch die [[Krankenversicherung in Deutschland#Geschichte|allgemeine deutsche Krankenversicherung]] zu Deutschen gemacht worden. Indem man auch eine europäische Arbeitslosenversicherung einführe, würde man eine europäische Nationenbildung haben.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Bank |url=https://www.db.com/newsroom/de/videos.htm |titel=Ulrike Guérot: Europäische Union ohne Nationen |werk=Deutsche Bank Webseite |hrsg= |datum=2018-03-02 |zugriff=2018-03-08 |sprache=de}}</ref>
==== Lebensweise ====
Lebensweise und [[Stoffwechsel]] der Bakterien sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. So gibt es Bakterien, die [[Sauerstoff]] benötigen ([[aerob]]e Bakterien oder Aerobier), Bakterien, für die Sauerstoff Gift ist (obligat anaerobe Bakterien oder obligate Anaerobier), und Bakterien, die tolerant gegenüber Sauerstoff sind (fakultative Anaerobier). Einige Bakterien sind zur [[Photosynthese]] fähig, also [[Phototrophie|phototroph]], zum Beispiel die (früher auch Blaualgen genannten) [[Cyanobakterien]], die meisten sind dagegen [[Chemotrophie|chemotroph]]. Von den Chemotrophen sind die meisten [[Heterotrophie|heterotroph]], einige jedoch [[Autotrophie|chemoautotroph]], und zwar lithoautotroph.


Manche Bakterien (z.&nbsp;B. ''[[Bacillus]]'') bilden Dauerstadien ([[Spore]]n) aus, in denen der komplette Stoffwechsel zum Erliegen kommt. In diesem Zustand können die Bakterien für sie ungünstige – auch extreme – Umweltbedingungen überstehen und mehrere tausend Jahre überdauern. Andere Bakteriengattungen haben eine andere Strategie entwickelt und ihren Stoffwechsel direkt an extreme Umweltbedingungen angepasst. Sie werden als [[Extremophile]] bezeichnet.
Guérot publiziert umfangreich in deutschen und europäischen Zeitschriften und Zeitungen zu europäischen und [[transatlantisch]]en Themen und wird regelmäßig eingeladen, in europäischen Medien aktuelle Themen zu kommentieren.


Die meisten Bakterien leben in der Natur in Form von [[Biofilm]]en zusammen.
Guérot ist Mitinitiatorin des „Balcony Project“ an dem sich Intellektuelle und rund 100 europäische Kulturinstitutionen beteiligen und zur Gründung einer „Europäischen Republik auf dem Grundsatz der allgemeinen politischen Gleichheit jenseits von Nationalität und Herkunft“ aufrufen.<ref>{{Literatur |Titel=Robert Menasse und Elfriede Jelinek fordern Gründung einer Europäischen Republik |Sammelwerk=Die Presse |Online=https://diepresse.com/home/ausland/eu/5516179/Robert-Menasse-und-Elfriede-Jelinek-fordern-Gruendung-einer |Abruf=2018-10-24}}</ref>


==== Vermehrung ====
Für ihr Engagement der [[Europäische Integration|europäischen Integration]] wurde sie 2003 zum Ritter des französischen ''[[Ordre national du Mérite]]'' ernannt. Im Herbst 2013 begleitete sie [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Joachim Gauck]] auf seinem Staatsbesuch in [[Frankreich]] als Teil seiner offiziellen Delegation.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2013/09/130904-Empfang-Botschafterresidenz-Frankreich.html |titel=www.bundespraesident.de: Der Bundespräsident / Reden / Empfang in der Residenz der Botschafterin, gegeben vom Bundespräsidenten und von Daniela Schadt |zugriff=2017-10-04 |sprache=de}}</ref>
Die Vermehrung der Bakterien erfolgt asexuell durch [[Zellteilung]]. Das kann durch Querteilung (besonders bei zylinderförmigen Bakterien), durch Knospung, durch Sporenbildung oder auf andere Weise geschehen. Bei der Endosporenbildung kommt es jedoch meistens nicht zu einer Vermehrung, weil weit überwiegend nur eine Endospore je Zelle gebildet wird (nur bei wenigen Bakterien, beispielsweise bei ''Anaerobacter polyendosporus'' und Metabacterium, werden mehrere Endosporen je Zelle gebildet). Alle Nachkommen der asexuellen Vermehrung weisen ein identisches Genom auf und bilden daher einen [[Klonen|Klon]].
Die Vermehrung einer Bakterienpopulation ist unter [[Bakterielles Wachstum]] beschrieben.


==== Gentransfer ====
Guérot ist Mitglied im ''Scientific Comitee'' des ''Institute of European Democrates'' (IED), ''Council Member'' beim ''[[European Council on Foreign Relations]]'' (ECFR),<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ecfr.eu/profile/C21 |titel=Ulrike Guérot |zugriff=2017-10-04 |sprache=en}}</ref> dem ''Sydney Democracy Network'' (SDN) sowie Vorstandsmitglied des ''Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik'' (IFM) in Köln.<ref>{{Internetquelle |url=http://medienpolitik.eu/impressum/ |titel=Impressum – Institut für Medien- und Kommunikationspolitik |zugriff=2017-10-04 |sprache=de}}</ref>
Bei einer [[Konjugation (Biologie)|Konjugation]] können Bakterien mit Hilfe sogenannter [[Pilus|Sexpili]] ([[Protein]]röhren) DNA untereinander austauschen ([[Horizontaler Gentransfer|horizontaler]] und [[vertikaler Gentransfer]]). Mittels der Sexpili können sich die Zellen annähern und dann über eine Plasmabrücke DNA (das Bakterien-„Chromosom“ ganz oder teilweise sowie Plasmide) von einer Zelle zur anderen übertragen. Da die Pili nicht direkt an der DNA-Übertragung beteiligt sind, kann diese auch ohne Pili erfolgen, wenn sich zwei Bakterienzellen eng aneinander legen. Dieser Gentransfer wird vor allem von Gram-negativen Bakterien praktiziert.
Bei Gram-positiven Bakterien herrscht vor allem der Mechanismus der [[Transduktion (Genetik)|Transduktion]] vor. Hierbei werden [[Bakteriophagen]] als [[Vektor (Biologie)|Vektor]] benutzt.
[[Transformation (Genetik)|Transformation]], die Aufnahme von nackter DNA, ist dagegen kaum verbreitet.


=== Bewegung ===
Ulrike Guérot erhielt für das Wintersemester 2017/18 die Alfred-Grosser-Gastprofessur der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Goethe-Universität Frankfurt]].<ref>{{Literatur |Titel=Grosser-Gastprofessur: Vortrag von Prof. Ulrike Guérot – Deutsch-Französische Gesellschaft Frankfurt am Main eV |Sammelwerk=Deutsch-Französische Gesellschaft Frankfurt am Main eV |Datum= |Online=http://www.dfg-frankfurt.de/veranstaltungsplan/grosser-gastprofessur-vortrag-von-prof-ulrike-guerot/ |Abruf=2017-10-04}}</ref>
Bakterien bewegen sich meist frei im Flüssigmedium schwimmend durch [[Flagellum|Flagellen]], auch als Geißeln bezeichnet, die anders als die [[Flagellum|Geißeln]] der [[Eukaryoten]] (z.&nbsp;B. Protisten) nicht nach dem „9+2-Muster“ aufgebaut sind, sondern aus einem langen, wendelförmigen, etwa 15 bis 20&nbsp;nm dicken [[Protein]]faden bestehen. Zudem wirken die Flagellen der Bakterien nicht antreibend durch Formveränderung wie die Geißeln der Eukaryoten, sondern sie werden wie ein Propeller gedreht. Die Drehbewegung wird an einer komplizierten Basalstruktur durch einen [[Proton]]enstrom erzeugt, ähnlich wie bei einer [[Turbine]], die durch einen Flüssigkeits- oder Gasstrom angetrieben wird. Dazu ist ein Protonenkonzentrationsgefälle erforderlich. [[Spirochaeten]] bewegen sich dadurch, dass sie sich um sich selbst drehen und dank ihrer wendelförmigen Körper sich gewissermaßen durch das umgebende Medium schrauben. Einige Bakterien bewegen sich nicht freischwimmend, sondern durch Kriechen, zum Beispiel [[Myxobakterien]] und einige [[Cyanobakterien]].


Verschiedene Umweltfaktoren können die Bewegungsrichtung der Bakterien beeinflussen. Diese Reaktionen werden als [[Phototaxis]], [[Chemotaxis]] (Chemotaxis gegenüber Sauerstoff: Aerotaxis), [[Mechanotaxis]] und [[Magnetotaxis]] bezeichnet.
== Kritik ==
Nachdem [[Heinrich August Winkler]] bereits 2017 Guérots Umgang mit angeblichen Zitaten [[Walter Hallstein]]s moniert hatte, gestand diese 2018 ein, dass der von ihr und [[Robert Menasse]] geschriebene Artikel erfundene Zitate Hallsteins enthielt. Ihren Angaben zufolge hatte Guérot von den Falschzitaten nichts gewusst und damals „nicht genug Autorität oder Souveränität gehabt, um dies anzumahnen“. Im Nachhinein sei es „dumm gewesen, das nicht zu überprüfen“.


=== Endosymbiontenhypothese ===
Zudem bewertete sie in ihren Äußerungen zum Fall Menasse das lange von ihr selbst verfochtene Konzept des „nachnationalen Europas“ als kritikwürdig, da nach ihrer neuen Deutung der Etymologie des Wortes [[Wikipedia:Nation|Nation]] die „eigentlichen Charakteristika“ derselben Rechtsstaatlichkeit, Konstitutionalisierung, Institutionalisierung und Solidarität seien.<ref>[https://web.archive.org/web/20181227151944/https://www.welt.de/politik/deutschland/article186139730/Falsche-Zitate-Co-Autorin-Ulrike-Guerot-zum-Fall-Robert-Menasse.html Die WELT vom 27. Dezember 2018]</ref>
Aufgrund biochemischer Untersuchungen nimmt man heute an, dass einige [[Organell]]en, die in den Zellen vieler [[Eukaryoten]] vorkommen, ursprünglich eigenständige Bakterien waren ([[Endosymbiontentheorie]]); dies betrifft die [[Chloroplast]]en und die [[Mitochondrium|Mitochondrien]]. Diese Organellen zeichnen sich durch eine Doppelmembran aus und enthalten eine eigene zirkuläre DNA, auf der je nach Art 5 bis 62 Gene enthalten sein können.
Belege dafür sind die Ergebnisse der [[rRNA-Sequenzierung]] und die Organellproteine, die eine stärkere Homologie zu den Bakterienproteinen ausweisen, als zu den Eukaryoten. Die Codons von Mitochondrion und Chloroplast ähneln der [[Codon Usage]] der Bacteria ebenfalls mehr.


== Bedeutung ==
== Privates ==
=== Bakterien auf und im Menschen ===
Ulrike Guérot war mit dem französischen Diplomaten Olivier Guérot verheiratet und ist Mutter zweier erwachsener Söhne. Sie ist Mitglied der internationalen [[Yoga]]bewegung ''Jivamukti.''
Ein Mensch besteht aus etwa 10 Billionen (10<sup>13</sup>) Zellen, auf und in ihm befinden sich etwa zehnmal so viele Bakterien.<ref>Dorion Sagan, Lynn Margulis: ''Garden of Microbial Delights: A Practical Guide to the Subvisible World''. Kendall/Hunt Publishing Company, Dubuque, Iowa 1993.</ref>


Im [[Mundflora|Mund eines Menschen]] leben insgesamt etwa 10<sup>10</sup> Bakterien.
== Schriften (Auswahl) ==


Auf der menschlichen Haut befinden sich bei durchschnittlicher Hygiene etwa hundertmal so viele Bakterien, nämlich insgesamt etwa eine Billion, allerdings sehr unterschiedlich verteilt: an den Armen sind es nur wenige tausend, in fettigeren Regionen wie der Stirn schon einige Millionen und in feuchten Regionen wie den Achseln mehrere Milliarden pro Quadratzentimeter. Dort ernähren sie sich von rund zehn Milliarden Hautschuppen, die täglich abgegeben werden, und von [[Mineralstoff]]en und [[Lipid]]en, die aus den Hautporen abgeschieden werden.
=== Bücher ===
 
* ''Die PS und Europa. Eine Untersuchung der europapolitischen Pragmatik der französischen Sozialisten 1971–1995.'' Brockmeyer, Bochum 1996. ISBN 978-3-8196-0412-6.
99 % aller im und am menschlichen Körper lebenden Mikroorganismen, nämlich mehr als 10<sup>14</sup> mit mindestens 400 verschiedenen Arten, darunter vorwiegend Bakterien, leben im Verdauungstrakt, vor allem im Dickdarm und bilden die sogenannte [[Darmflora]].
* ''Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie.'' J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2016. ISBN 978-3-8012-0479-2.
 
* ''Was ist los mit Frankreich?'' J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2017. ISBN 978-3-8012-0510-2
Sogar in der Lunge gesunder Menschen wurden in jüngster Zeit aufgrund einer neuen Untersuchungsmethode im Rahmen des [[Mikrobiom]]-Projekts (um 2007) 128 Arten von Bakterien entdeckt.<ref>[http://www.nytimes.com/2010/07/13/science/13micro.html?_r=3&pagewanted=all ''How Microbes Defend and Define Us''.] In: ''[[New York Times]]'', abgerufen am 1. Februar 2011.</ref> Bis dahin waren Mikrobiologen nie in der Lage gewesen, im Labor Bakterien aus der Lunge zu vermehren. Daher dachte man, die Lunge sei steril.
* ''Der neue Bürgerkrieg. Das offene Europa und seine Feinde.'' Propyläen, Berlin 2017. ISBN 978-3-549-07491-6.
 
* ''Manifest für die Begründung einer Europäischen Republik.'' Mit Robert Menasse. In: Ders.: ''Kritik der Europäischen Vernunft.'' Dreisprachig (dt., frz., engl.). Bernstein, Siegburg 2017. ISBN 978-3-945426-28-9.
=== Biotechnik ===
* ''Europa jetzt! Eine Ermutigung.'' Mit Oskar Negt, Tom Kehrbaum und Emanuel Herold. Steidl Verlag, Göttingen 2018, ISBN 978-3-95829-431-8.
Die Fähigkeit einer großen Anzahl von Bakterien, für den Menschen wichtige Stoffe wie Antibiotika und Enzyme zu produzieren, wird in der [[Biotechnologie|Biotechnik]] vielfältig genutzt. Neben klassischen Verfahren in der Nahrungsmittel- und Chemikalienproduktion ([[Weiße Biotechnologie]]; vor allem [[Bioethanol]], [[Essigsäure]], [[Milchsäure]], [[Aceton]]) gehört auch die Nutzung ihrer Fähigkeiten zur Beseitigung problematischer Abfälle sowie zur Produktion von Medikamenten (vor allem [[Antibiotikum|Antibiotika]], [[Insulin]]) hierher. Dabei spielen vor allem ''Escherichia coli'' sowie diverse Arten von [[Clostridium|Clostridien]], ''[[Corynebacterium]]'', ''[[Lactobacillus]]'', ''[[Acetobacter]]'' und eine Vielzahl weiterer Bakterien eine Rolle, indem man sich ihren [[Stoffwechsel]] gezielt nutzbar macht.
* ''Wie hältst du´s mit Europa?'' Steidl Verla], Göttingen 2019, ISBN 978-3-95829-644-2.
 
Häufig werden zu diesem Zweck nützliche Teile des Genoms bestimmter Bakterien in das Genom einfach zu haltender, einfach zu kultivierender und weitgehend ungefährlicher Bakterien wie ''Escherichia coli'' eingepflanzt ([[Genmanipulation]]).
 
=== Evolution ===
Bakterien können untereinander, auch über Artgrenzen hinweg, Gene austauschen und sogar in ihrer Umgebung vorkommende, auch [[Fossil|fossile]] [[Nukleotidsequenz|DNS-Fragmente]] in ihre eigene DNS einbauen. In diesem Zusammenhang wurde ein neuer Begriff geprägt: [[Anachronistische Evolution]], [[Evolution]] auch über Zeitgrenzen hinweg.<ref>Lucian Haas: [http://www.deutschlandfunk.de/gentransfer-bakterien-koennen-fossile-dna-fragmente-in-ihr.676.de.html?dram:article_id=269528 ''Bakterien können fossile DNA-Fragmente in ihr Erbgut einbauen''.] [[Deutschlandfunk]], ''Forschung Aktuell'', 21. November 2013.</ref>
 
=== Medizin ===
Bakterien spielen im menschlichen Körper eine große Rolle. So lebt im menschlichen Darm eine Vielzahl von Bakterien, die zusammen die verdauungsfördernde [[Darmflora]] bilden. Die [[Haut]] des gesunden Menschen ist von harmlosen Bakterien besiedelt, die die [[Hautflora]] bilden. Eine besonders hohe Anzahl von Bakterien befindet sich auf den Zähnen. Bakterien können aber auch als [[Krankheitserreger]] wirken. Einige Bakterien verursachen eitrige Wundentzündungen ([[Infektion]]en), [[Sepsis]] (Blutvergiftung) oder die Entzündung von Organen (z.&nbsp;B. Blasen- oder [[Lungenentzündung]]). Um diesen Erkrankungen vorzubeugen, wurden von der [[Hygiene]], einem Fachgebiet der Medizin, zwei Methoden zum Kampf gegen Bakterien entwickelt:


[[Sterilisation]] ist ein Verfahren, mit dessen Hilfe medizinische Geräte und Materialien keimfrei gemacht werden.
=== Beiträge ===
* ''Marine Le Pen und die Metamorphose der französischen Republik.'' Leviathan, Band 44, Jg. 43, Heft 02/2015, S. 139–174. {{ISSN|0340-0425}}
* ''Einmal heißer Krieg – kalter Frieden und zurück''. In: Kursbuch, 188 (2016): S. 60–87, ISBN 978-3-946514-30-5


[[Desinfektion]] ist ein Verfahren, um die Zahl von Bakterien auf der Haut oder Gegenständen stark zu vermindern (z.&nbsp;B. mit [[Händedesinfektionsmittel]]n).
'''Interviews'''
 
* {{Internetquelle |autor=Jürgen Wiebicke |url=http://www.wdr.de/programmvorschau/wdr5/uebersicht/2017-02-10/ |titel=Hoffnungsträger? – Republik Europa |hrsg=WDR-5-Sendung „Philosophisches Radio“ mit Ulrike Guérot |datum=2017-02-10 |zugriff=2018-06-26 |abruf-verborgen=1 |offline=1}}
Sind die Bakterien einmal in den Körper eingedrungen und haben eine Infektion ausgelöst, stellen heute die [[Antibiotika]] ein wirksames Mittel gegen Bakterien dar; zum Beispiel [[Penicillin]]e, die durch Pilze der Gattung ''Penicillium'' gebildet werden. Penicillin stört die Synthese der Bakterien-Zellwand, daher wirkt es nur gegen wachsende Bakterien. Allerdings sind viele Antibiotika im Laufe der Zeit gegen bestimmte Bakterien unwirksam geworden. Deshalb werden Bakterien in mikrobiologischen Laboratorien untersucht und ein [[Resistenz]]<nowiki />test durchgeführt. Bei der Behandlung mit Antibiotika muss beachtet werden, dass nicht nur pathogene (krankmachende) Bakterien, sondern auch [[Mutualismus (Biologie)|mutualistische]] (nützliche) Bakterien durch das Medikament gestört bzw. getötet werden können. Dies kann soweit führen, dass zunächst in geringer Zahl im Darm lebende Bakterien der Art ''[[Clostridium difficile]]'', die von Natur aus gegen viele Antibiotika resistent sind, die Oberhand im Darm gewinnen und schwere Durchfälle auslösen.
* {{Internetquelle |autor=Lisa Nimmervoll |url=https://mobil.derstandard.at/2000056814520/Politologin-Guerot-Wir-brauchen-die-Nation-nicht-mehr |titel=Politologin Ulrike Guérot: „Wir brauchen die Nation nicht mehr.“ Interview |werk=Der Standard |datum=2017-05-02 |zugriff=2018-06-26 |abruf-verborgen=1}}
 
* {{Internetquelle |autor=Sascha Blättermann |url=https://www.politaktiv.org/blog/-/blogs/interview-mit-prof-dr-ulrike-guerot-demokratie-ist-nicht-die-mehrheit-der-stra-e |titel=Interview mit Prof. Dr. Ulrike Guérot: „Demokratie ist nicht die Mehrheit der Straße“ |werk=Polit@ktiv |datum=2016-08-22 |zugriff=2018-06-26 |abruf-verborgen=1}}
Eine [[Resistenz]] gegen Antibiotika kann naturgegeben oder die Folge einer [[Mutation]] sein. Um das zu beweisen, entwickelten die Biologen [[Max Delbrück (Biophysiker)|Max Delbrück]] und [[Salvador Edward Luria]] den [[Fluktuationstest]].
* {{Internetquelle |autor=Ingrid Rehusch |url=http://wien.orf.at/radio/stories/2820899/ |titel=Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot |werk=Österreichischer Rundfunk |datum=2017-01-24 |zugriff=2018-06-26 |abruf-verborgen=1}}
 
* {{Internetquelle |autor=Thomas Kretschmer |url=http://www.deutschlandfunk.de/europaeische-metatrends-wir-muessen-als-buerger-alle-gleich.1184.de.html?dram:article_id=361980 |titel=Europäische Metatrends: „Wir müssen als Bürger alle gleich sein, vor allem vor dem Recht“ |werk=Deutschlandfunk-Sendung „Essay und Diskurs“ |datum=2017-08-07 |zugriff=2018-06-26 |abruf-verborgen=1}}
Eine ältere Methode der Ärzte beim Kampf gegen bakterielle Infektionen stellt die [[Operation (Medizin)|Operation]] mit Eröffnung und Säuberung des Eiterherdes dar, gemäß dem uralten lateinischen [[Chirurg]]en<nowiki />-Spruch „Ubi pus, ibi evacua“ – zu deutsch: „Wo Eiter ist, dort entleere ihn.“ Bei großen Eiterherden ist diese Methode in Verbindung mit der Gabe von Antibiotika viel wirksamer als nur der Einsatz von Antibiotika allein.
* {{Internetquelle |autor= Tilo Jung |url=https://www.youtube.com/watch?v=vIrdZjBBM5g&feature=youtu.be <!-- http://www.jungundnaiv.de/2017/10/01/ulrike-guerot-ueber-die-utopie-der-europaeischen-republik-folge-331/ -->|titel=Ulrike Guerot über die Utopie der „Europäischen Republik“ |werk=Jung & Naiv Folge 331 |datum=2017-10-01 |zugriff=2018-06-26 |format=Video auf YouTube, 1:59 Stunden |abruf-verborgen=1}}
 
*Holger Klein: [https://wrint.de/2018/03/25/wr799-die-europaeische-republik/ Die europäische Republik]. 25. März 2018
=== Ökologie ===
Unverzichtbar für bedeutende geochemische Stoffkreisläufe sind viele Bodenbakterien, die als [[Destruent]]en wirken beziehungsweise Nährsalze für die [[Pflanzen]] verfügbar machen.
 
Eine große Gruppe von Bakterien bilden die so genannten Cyanobakterien. Da sie Prokaryoten sind, gehören sie nicht zu den Algen. Sie betreiben Photosynthese und sind entsprechend unabhängig von organischer Nahrung, brauchen jedoch Licht zur Energieversorgung. Gemeinsam mit den [[Grünalgen]] (Chlorophyta) und anderen Algengruppen bilden sie das [[Plankton|Phytoplankton]] der [[Meer]]e und [[Süßwasser|Süßgewässer]] und so die Nahrungsgrundlage vieler [[Ökosystem]]e.
 
Spezielle Bakterien kommen als [[Symbiont]]en im [[Darm]] oder in anderen Organen vieler Lebewesen vor und wirken bei der [[Verdauung]] und weiteren physiologischen Vorgängen mit. ''Escherichia coli'' und [[Enterokokken]] sind die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe. Aber auch anaerobe [[Bifidobakterien]] gehören dazu. Während diese Bakterien als [[Symbiont|Symbionten]] fungieren, verursachen andere Bakterien Infektionskrankheiten bei Menschen, Tieren und Pflanzen ([[Bakteriose]]n).
 
== Klassifikation ==
{{Hauptartikel|Systematik der Bakterien}}
 
=== Phylogenetisches System ===
[[Datei:Stammbaum Bakterien.png|mini|300px|Phylogenetischer Stammbaum der Bakterien, welcher sich aus dem Vergleich der Basensequenz der 16S-[[rRNA]] ergibt]]
 
Eine [[Phylogenetik|phylogenetische]] Klassifikation anhand morphologischer und stoffwechselphysiologischer Merkmale ist bei den Bakterien in der Regel nicht möglich, sie muss auf der Basis der molekularen Struktur dieser Organismen aufgebaut werden. Die Klassifizierung erfolgt hauptsächlich mit Hilfe phylogenetischer Marker. Solche Marker sind zelluläre Makromoleküle, deren Zusammensetzung sich mit abnehmendem Verwandtschaftsgrad verschiedener Organismen immer mehr unterscheidet. Zu den wichtigsten Molekülen dieser Art zählt derzeit die 16S-Untereinheit der [[Ribosomale RNA|ribosomalen RNA]]. Die [[DNA-Sequenz|Basensequenz]] dieser RNA soll die tatsächlichen evolutionären Beziehungen unter den Organismen widerspiegeln.
 
Das derzeit von den meisten Bakteriologen akzeptierte phylogenetische System der Bakterien ist beschrieben in ''Taxonomic Outline of the Bacteria and Archaea'',<ref>[http://www.taxonomicoutline.org/ The Taxonomic Outline of Bacteria and Archaea]</ref><ref>George M. Garrity, Timothy G. Lilburn, James R. Cole, Scott H. Harrison, Jean Euzéby, Brian J. Tindall: ''Taxonomic Outline of the Bacteria and Archaea''. Release 7.7, March 6, 2007, Michigan State University Board of Trustees, taxonomicoutline.org.</ref> das gleichzeitig eine Klassifikation der Archaeen vornimmt. Nachstehend wird dieses System, beschränkt auf die Bakterien im eigentlichen Sinne (Domäne Bacteria) bis auf Ordnungsebene wiedergegeben.
<!--
{| class="wikitable"
! ''Phylum (Stamm)''
! ''Klasse''
! ''Ordnung''
|-
| Aquificae
| Aquificae
| [[Aquificales]]
|-
| Thermotogae
| Thermotogae
| [[Thermotogales]]
|-
| Thermodesulfobacteria
| Thermodesulfobacteria
| [[Thermodesulfobacteriales]]
|-
| rowspan=2 | Deinococcus-Thermus
| rowspan=2 | [[Deinococci]]
| [[Deinococcales]]
|-
| [[Thermales]]
|-
| Chrysiogenetes
| Chrysiogenetes
| [[Chrysiogenales]]
|-
| rowspan=4 | [[Chloroflexi]]
| rowspan=2 | [[Chloroflexi]]
| [[Chloroflexales]]
|-
| [[Herpetosiphonales]]
|-
| rowspan=2 | Anaerolineae
| [[Anaerolineales]]
|-
| [[Caldilineales]]
|-
| Thermomicrobia
| Thermomicrobia
| [[Thermomicrobiales]]
|-
| Nitrospira
| Nitrospira
| [[Nitrospirales]]
|-
| Deferribacteres
| Deferribacteres
| [[Deferribacterales]]
|-
| [[Cyanobacteria]]
| Cyanobacteria
| Subsectionen I bis V
|-
| Chlorobi
| Chlorobia
| [[Chlorobiales]]
|-
| rowspan=40 | [[Proteobacteria]]
| rowspan=8 | [[Alphaproteobacteria]]
| [[Rhodospirillales]]
|-
| [[Kordiimonadales]]
|-
| [[Rickettsiales]]
|-
| [[Rhodobacterales]]
|-
| [[Sphingomonadales]]
|-
| [[Caulobacterales]]
|-
| [[Rhizobiales]]
|-
| [[Parvularculales]]
|-
| rowspan=7 | [[Betaproteobacteria]]
| [[Burkholderiales]]
|-
| [[Hydrogenophilales]]
|-
| [[Methylophilales]]
|-
| [[Neisseriales]]
|-
| [[Nitrosomonadales]]
|-
| [[Rhodocyclales]]
|-
| [[Procabacteriales]]
|-
| rowspan=15 | [[Gammaproteobacteria]]
| [[Chromatiales]]
|-
| [[Acidithiobacillales]]
|-
| [[Xanthomonadales]]
|-
| [[Cardiobacteriales]]
|-
| [[Thiotrichales]]
|-
| [[Legionellales]]
|-
| [[Methylococcales]]
|-
| [[Oceanospirillales]]
|-
| [[Pseudomonadales]]
|-
| [[Alteromonadales]]
|-
| [[Vibrionales]]
|-
| [[Aeromonadales]]
|-
| [[Enterobacteriales]]
|-
| [[Pasteurellales]]
|-
| [[Salinisphaerales]]
|-
| rowspan=8 | [[Deltaproteobacteria]]
| [[Desulfurellales]]
|-
| [[Desulfovibrionales]]
|-
| [[Desulfobacterales]]
|-
| [[Desulfarculales]]
|-
| [[Desulfuromonadales]]
|-
| [[Syntrophobacterales]]
|-
| [[Bdellovibrionales]]
|-
| [[Myxococcales]] (3 Unterordn.)
|-
| rowspan=2 |Epsilonproteobacteria
| [[Campylobacterales]]
|-
| [[Nautiliales]]
|-
| rowspan=10 | [[Firmicutes]]
| rowspan=3 | [[Clostridia]]
| [[Clostridiales]]
|-
| [[Thermoanaerobacteriales]]
|-
| [[Haloanaerobiales]]
|-
| rowspan=5 | [[Mollicutes]]
| [[Mycoplasmatales]]
|-
| [[Entomoplasmatales]]
|-
| [[Acholeplasmatales]]
|-
| [[Anaeroplasmatales]]
|-
| Incertae sedis
|-
| rowspan=2 | [[Bacilli]]
| [[Bacillales]]
|-
| [[Lactobacillales]]
|-
| rowspan=6 | [[Actinobacteria]]
| rowspan=6 | Actinobacteria
| [[Acidimicrobiales]]
|-
| [[Rubrobacterales]]
|-
| [[Coriobacteriales]]
|-
| [[Sphaerobacterales]]
|-
| [[Actinomycetales]] (viele Unterordn.)
|-
| [[Bifidobacteriales]]
|-
| Planctomycetes
| Planctomycetacia
| [[Planctomycetales]]
|-
| Chlamydiae
| Chlamydiae
| [[Chlamydiales]]
|-
| Spirochaetes
| Spirochaetes
| [[Spirochaetales]]
|-
| Fibrobacteres
| Fibrobacteres
| [[Fibrobacterales]]
|-
| Acidobacteria
| Acidobacteria
| [[Acidobacteriales]]
|-
| rowspan=3 | [[Bacteroidetes]]
| Bacteroidetes
| [[Bacteroidales]]
|-
| Flavobacteria
| [[Flavobacteriales]]
|-
| Sphingobacteria
| [[Sphingobacteriales]]
|-
| Fusobacteria
| Fusobacteria
| [[Fusobacteriales]]
|-
| Verrucomicrobia
| Verrucomicrobiae
| [[Verrucomicrobiales]]
|-
| Dictyoglomi
| Dictyoglomi
| [[Dictyoglomales]]
|-
| Gemmatimonadetes
| Gemmatimonadetes
| [[Gemmatimonadales]]
|-
| rowspan=2 | Lentisphaerae
| rowspan=2 | Lentisphaerae
| [[Lentisphaerales]]
|-
| [[Victivallales]]
|}
-->
Die Vielfalt bakterieller Lebensformen ist aber deutlich größer als dieses System repräsentiert. Basierend auf den bis heute bekannten 16S-rRNA-Sequenzen vermutet man mehr als 50 verschiedene Bakterien-[[Phylum|Phyla]]. Die Existenz dieser Phyla wird anhand großer, in Umweltproben immer wieder auftauchender Gruppen bestimmter rRNA-Sequenzen vorhergesagt, jedoch konnte bisher kein Bakterium aus diesen Phyla kultiviert werden.
 
=== „Klassische“ Systeme ===
Bevor man phylogenetisch begründete Systeme aufstellen konnte, war man auf Merkmale angewiesen, die kaum die Feststellung von natürlichen, phylogenetischen Verwandtschaften ermöglichten. Heute gebräuchliche molekularbiologische Merkmale, die zur Ermittlung phylogenetischer Verwandtschaften erforderlich sind, konnten mit den damals zur Verfügung stehenden Methoden nicht ermittelt werden.
Das folgende System ist ein Beispiel für veraltete („klassische“) Systeme.<ref>Hans Fitting, Walter Schumacher, Richard Harder, Franz Firbas: ''Lehrbuch der Botanik für Hochschulen''. Begründet von E. Strasburger, F. Noll, H. Schenk und A. F. W. Schimper. 25. Auflage. Piscator, Stuttgart 1951, S.&nbsp;295–301.</ref> Die Prokaryoten („Schizophyta“) bildeten darin eine Abteilung der Pflanzen. Noch heute wird gelegentlich die Gemeinschaft der in einem Biotop vorkommenden Bakterien als „Bakterien''flora''“ bezeichnet.
 
Abteilung Schizophyta („Spaltpflanzen“, umfasste alle Prokaryoten = „Anucleobionta“)
: Klasse Bacteria (Bakterien = „Spaltpilze“)
:: Ordnung Eubacteriales (einzellige unverzweigte Bakterien)
::: Familie Coccaceae (Kugelbakterien)
::: Familie Bacteriaceae (stäbchenförmige Bakterien ohne Sporen)
::: Familie Bacillaceae (stäbchenförmige Bakterien mit Sporen)
::: Familie Spirillaceae („Schraubenbakterien“, wendelförmig)
:: Ordnung Chlamydobacteriales (Fadenbakterien in Röhren „Scheiden“)
:: Ordnung Mycobacteriales (stäbchenförmige Bakterien mit Verzweigungen, mycelbildende Bakterien „Strahlenpilze“)
:: Ordnung Myxobacteriales („Schleimbakterien“, einzellige, schwarmbildende Bakterien)
:: Ordnung Spirochaetales (flexible, wendelförmige Bakterien mit aktiver Formveränderung)
: Klasse Cyanophyceae („Blaugrüne Algen“, „Spaltalgen“)
:: Ordnung Chroococcales (einzellig, ohne Sporen)
:: Ordnung Chamaesiphonales (einzellig oder fadenförmig, mit Sporen)
:: Ordnung Hormogonales (fadenförmig, mit Hormogonien, häufig Heterocysten)
 
=== Praktische Unterteilung ===
[[Datei:Bacteria (PSF).jpg|mini|hochkant=1.2|Kokken – Spirillen – Bazillen]]
 
Aus praktischen Gründen werden Bakterien bisweilen in Anlehnung an die früheren „klassischen“ Systeme nach ihrer Form und ihrer Organisation unterteilt. Dabei werden kugelige Bakterien als [[Kokken]], längliche, zylindrische Bakterien als [[Bazillen]] und spiralige, wendelförmige Bakterien als [[Spirillen]] oder [[Spirochäten]] bezeichnet. Diese Grundformen können einzeln auftreten oder sich zu typischen Formen zusammenfinden (Haufenkokken = [[Staphylokokken]], Kettenkokken = [[Streptokokken]], Doppelkokken = [[Diplokokken]]). Des Weiteren bilden vor allem Stäbchenbakterien häufig, Spirillen immer eine oder mehrere [[Flagellum|Geißeln]], so genannte Flagellen, aus, mit deren Hilfe sie sich fortbewegen können. Anzahl und Anordnung der Geißeln sind Unterscheidungsmerkmale. Einige Bakterien bilden Schleimhüllen, „Kapseln“, aus, einige verschiedenartige [[Sporen]]. Weiterhin wichtig für die Unterteilung ist die Lebensweise, besonders der Stoffwechseltyp, sowie die Möglichkeit, die Bakterien auf bestimmte Weise zu färben. Die so genannte [[Gramfärbung]] (eingeführt vom dänischen Bakteriologen Gram) lässt Rückschlüsse auf die Zusammensetzung und Struktur der [[Zellwand]] zu; die so genannten grampositiven Bakterien bilden wahrscheinlich sogar eine natürliche Verwandtschaftsgruppe, ein [[Kladistik|monophyletisches]] [[Taxon]].
 
Serologisch unterscheidbare Variationen von Bakterien nennt man [[Serotyp]]en.
 
== Das älteste Bakterium ==
Seit dem Jahr 2000 gilt ein geschätzt 250 Millionen Jahre altes Bakterium als ältestes Lebewesen auf der Erde. Der Mikroorganismus mit dem heutigen Namen „Bacillus permians“ wurde in einem Labor der West Chester University in Pennsylvania von den Forschern um [[Russell H.&nbsp;Vreeland]] entdeckt. In einer Nährlösung entwickelte das Bakterium Aktivitäten. Geborgen wurde es bei Bohrungen in einer Höhle bei [[Carlsbad (New Mexico)]], die der Erkundung einer möglichen Endlagerstätte für Atommüll dienten. Es überlebte die Zeiten in einem größeren [[Steinsalz|Salzkristall]], worin sich etwas Salzlake befand, in 2.000 [[Fuß (Einheit)|Fuß]] (609&nbsp;Meter) Tiefe.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,98790,00.html ''Ur-Bakterium zum Leben erweckt''.] [[Spiegel Online]], 18.&nbsp;Oktober 2000; abgerufen 3.&nbsp;Dezember 2010</ref><ref>[http://www.sciencenews.org/sn_arc99/6_12_99/fob3.htm ''Prehistoric bacteria revived from buried salt''.] In: ''Science News Online'' vom 6.&nbsp;Dezember 1999 (englisch), abgerufen 3.&nbsp;Dezember 2010.</ref>
 
Das Forscherteam berichtete über seinen Fund im britischen Wissenschaftsjournal ''[[Nature]]'' am 19.&nbsp;Oktober 2000.<ref>R. H. Vreeland, W. D.Rosenzweig, D. W. Powers: ''Isolation of a 250 million-year-old bacterium from a primary salt crystal''. In: ''[[Nature]]'', 407, 2000, S.&nbsp;897–900.</ref> Die Entdeckung entzündete neue Überlegungen über das Entstehen von Leben im Universum. Eine so lange Lebensdauer dieses Organismus ließe ihn riesige Entfernungen im Weltall zurücklegen. Es hat den Anschein, als ob [[Spore]]n ein Schlüssel hierfür sein könnten. Bakterien und Hefen können ihre Funktionen in schlechten Zeiten so reduzieren, dass sie zu einer stabilen elastischen Struktur werden. Wiederbelebungen solcher Sporen sind bereits aus 118 Jahre alten Fleischdosen und 166 Jahre alten Bierflaschen geglückt.<ref>[http://www.nature.com/news/2000/001019/full/news001019-9.html ''Hardcore Hibernation''.] ''naturenews'' vom 19.&nbsp;Oktober 2000, (englisch), abgerufen 3.&nbsp;Dezember 2010.</ref>
 
Aufwendiger war der Reanimationsweg beim zuvor ab 1995 bekannten ältesten Lebewesen. Hier wurden etwa 25 bis 40 Millionen Jahre alte Bakteriensporen zum Leben erweckt. Sie stammten aus dem Hinterleib einer Biene, die in [[Dominikanischer Bernstein|Bernstein]] eingeschlossen war und in einem Fund in der Dominikanischen Republik aufgespürt wurden.<ref>R. J. Cano, M. Borucki: ''Revival and identification of bacterial spores in 25 to 40 million year old Dominican amber''. In: ''[[Science]]'', 268, 1995, S.&nbsp;1060–1064.</ref>
 
Andere Forscher nahmen zur Entdeckung ihrer Kollegen eine distanzierte Haltung ein und verwiesen darauf, dass Berichte über Funde alter Bakterien in Felsgestein, Kohle oder altägyptischen Tempeln einer wissenschaftlichen Nachprüfung bislang nicht standhielten.<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/978774.stm ''Alive…after 250 million years''.] [[British Broadcasting Corporation|BBC]]-News vom 18.&nbsp;Oktober 2000 (englisch), abgerufen 3.&nbsp;Dezember 2010.</ref> Dass eine so lange Lebensdauer nur durch eine Verunreinigung mit [[rezent]]en Bakterien vorgetäuscht wurde, hält Russell H. Vreeland für nahezu ausgeschlossen.<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/1375505.stm ''Row over ancient bacteria''.] [[British Broadcasting Corporation|BBC]]-News vom 7.&nbsp;Juni 2001 (englisch), abgerufen 3.&nbsp;Dezember 2010.</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Bakterien}}
 
== Literatur ==
=== Bücher ===
* Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): ''The Prokaryotes, A Handbook of the Biology of Bacteria''. 7 Bände, 3. Auflage, Springer-Verlag, New York u.&nbsp;a.&nbsp;O., 2006, ISBN 0-387-30740-0. Umfasst auch Archaea.
* Joseph W. Lengeler, Gerhart Drews, Hans G. Schlegel (Hrsg.): ''Biology of the Prokaryotes''. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-13-108411-1. Umfasst auch Archaea.
* Michael T. Madigan, John M. Martinko, Paul&nbsp;V. Dunlop, David P. Clark: ''Brock – Biology of microorganisms'', 12. Ed. (Pearson International Edition), Pearson, Benjamin Cummings, Pearson Education, Inc., San Francisco u.&nbsp;a.&nbsp;O. 2009, ISBN 978-0-321-53615-0. Umfangreiches Lehrbuch, behandelt auch andere Mikroorganismen.
* Michael T. Madigan, John M. Martinko: ''Brock – Mikrobiologie'', 11. überarbeitete Auflage, Pearson Studium, München 2006, ISBN 3-8273-7187-2. Übersetzung von ''Brock – Biology of microorganisms'' 11. ed. ins Deutsche, behandelt auch andere Mikroorganismen.
* Betsey Dexter Dyer: ''A field guide to bacteria''. Cornell University Press, Ithaca NY, U.S.A. 2003, ISBN 0-8014-8854-0 (Karton), ISBN 0-8014-3902-7 (Leinen). Beobachtungen im Gelände, behandelt auch Archaea.
* Karl Bernhard Lehmann & Rudolf Otto Neumann: ''Atlas und Grundriss der Bakteriologie und Lehrbuch der speciellen bakteriologischen Diagnostik''. Lehmann, München 1896. Klassisches (veraltetes) Lehrbuch mit Schwerpunkt medizinische Bakteriologie.


=== Aufsätze ===
'''Essays'''
* Herbert Zuber: ''Thermophile Bakterien''. In: ''Chemie in unserer Zeit''. Bd. 13, Nr. 6, 1979, S.&nbsp;165–175, [[doi:10.1002/ciuz.19790130602]].
* {{Internetquelle |url=http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/europa/europaeische_union/888978_Europa-zwischen-Geist-und-Ungeist.-Nationalismus-und-Konzepte-europaeischer-Foederation-in-historischer-Perspektive.html?em_view= |titel=Europa zwischen Geist und Ungeist. Nationalismus und Konzepte europäischer Föderation in historischer Perspektive |werk=Wiener Zeitung |datum=2017-04-28 |zugriff=2018-06-26 |kommentar=Antrittsvorlesung an der Donauuniversität |abruf-verborgen=1}}
* Birgit Sattler, Hans Puxbaum, Roland Psenner: ''Bakterien der Lüfte: Vom Winde verweht''. In: ''Biologie in unserer Zeit''. Bd. 32, Nr. 1, 2002, S.&nbsp;42–49, {{DOI|10.1002/1521-415X(200201)32:1<42::AID-BIUZ42>3.0.CO;2-Z}}.
* {{Internetquelle |url=https://www.taz.de/!5443015/ |titel=Essay Zukunft der Europäischen Union: Nationalstaaten als Hindernis |werk=Die Tageszeitung (taz) |datum=2017-09-09 |zugriff=2018-06-26 |abruf-verborgen=1}}
* Silke Wendler: ''Das Cytoskelett der Bakterien''. In: ''Biologie in unserer Zeit''. Bd. 32, Nr. 1, 2002, S. 6, {{DOI|10.1002/1521-415X(200201)32:1<6::AID-BIUZ6>3.0.CO;2-6}}.
* Hans-Curt Fleming, Jost Wingender: ''Biofilme – die bevorzugte Lebensform der Bakterien: Flocken, Filme und Schlämme''. In: ''Biologie in unserer Zeit''. Bd. 31, Nr. 3, 2001, S.&nbsp;169–180, {{DOI|10.1002/1521-415X(200105)31:3<169::AID-BIUZ169>3.0.CO;2-U}}.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Bakterie}}
{{Commonscat}}
{{Commonscat|Bacteria|Bakterien}}
* {{DNB-Portal|130365025}}
* [http://www.taxonomicoutline.org/ TOBA, das System der Bakterien und Archaeen, Stand März 2007]
* [http://www.european-republic.eu/de/ The European Republic]
* [http://www.dsmz.de/fileadmin/Bereiche/ChiefEditors/BacterialNomenclature/DSMZ_Bactnames.pdf ''List of Prokaryotic Names Validly Published'', updated September 2013.] (PDF; 902&nbsp;kB)
* [http://www.amikejo.net/ Project Amikejo]
* [http://www.intestinal.de/html/bakterien_im_darm.html Bakterien im Darm]
*[http://www.ulrike-guerot.eu/ Offizielle Website von Ulrike Guérot]
* [http://www.bakteriologieatlas.de/ Atlas mit Bildern von Kulturen medizinisch relevanter Bakterien]
*[https://europeandemocracylab.org/en/ Offizielle Website des European Democracy Lab]
* [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/bv.fcgi?call=bv.View..ShowTOC&rid=icnb.TOC&depth=2 ''International Code of Nomenclature of Bacteria''.] (1990 revision)
*[https://www.donau-uni.ac.at/de/department/europapolitik-demokratieforschung/index.php Profil von Ulrike Guérot auf der offiziellen Website der Donau-Universität Krems]
* [http://bacteriamuseum.org/cms/ Bacteria Museum]
* https://www.welt.de/wissenschaft/article13558466/3-4-Milliarden-Jahre-alte-Schwefelbakterien-entdeckt.html


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 15. Juli 2019, 23:53 Uhr

Ulrike Guérot (2016)

Ulrike Beate Guérot (* 1964 in Grevenbroich[1]) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin und Publizistin. Sie ist Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems,[2] Gründerin des European Democracy Lab (EDL) in Berlin und beschäftigt sich mit der Zukunft des europäischen Integrationsprozesses.

Wirken

Guérot studierte Politikwissenschaft und wurde 1995 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit einer Arbeit über die Geschichte der französischen Parti socialiste (PS) promoviert.[3]

Von 1992 bis 1995 war Guérot Mitarbeiterin im Abgeordnetenbüro des außenpolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl Lamers, und wirkte an dem Schäuble-Lamers-Papier von 1994 zur Vertiefung der Europäischen Union mit.

1995 bis 1998 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jacques Delors, bei der Organisation Notre Europe in Paris und anschließend von 1998 bis 2000 Juniorprofessorin an der Paul H. Nitze School for Advanced International Studies an der [Johns Hopkins University, Washington, D.C., USA.

2000 bis 2003 leitete sie die „Programmgruppe Europa“ bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin.[4] Zudem unterrichtete sie 2003 an der INSEAD Business School in Singapur. Von 2004 bis 2007 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim German Marshall Fund. Von 2007 bis 2013 leitete Guérot das Berliner Büro des European Council on Foreign Relations (ECFR).[5]

Im Frühjahr 2012 war Guérot Visiting Scholar am Deutschen Haus der New York University (NYU)[6] und im Herbst 2014 hatte sie einen Gastaufenthalt am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Weiters unterrichtete sie im Wintersemester 2014/2015 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) sowie der Bucerius Law School in Hamburg.[7]

Im März 2014 gründete sie das European Democracy Lab (EDL), einen in Berlin beheimateten Think Tank an der European School of Governance (EUSG).[8] Seit April 2016 ist sie Leiterin des „Departments für Europapolitik und Demokratieforschung“ an der Donau-Universität Krems.[9]

Positionen

Ulrike Guérot, im Mai 2019 bei den Römerberggesprächen

Im April 2013 veröffentlichte sie gemeinsam mit Robert Menasse ein Manifest zur „Gründung einer Europäischen Republik“. Beide plädieren für eine Neugründung der europäischen Demokratie, eine Europäische Republik, und sind in diesem Zusammenhang für die Schaffung eines nachnationalen Europas.

Im Februar 2016 stellte Guérot zusammen mit Robert Menasse in einem Artikel in Le Monde Diplomatique die auf Integration zielende Flüchtlingspolitik infrage und sprach sich dafür aus, Flüchtlingen in Europa Bauland zuzuweisen, wo sie eigene Städte gründen könnten. Europa sei groß und demnächst leer genug, um ein Dutzend Städte und mehr für Neuankömmlinge aufzubauen. So entstünden inmitten von Europa Neu-Damaskus und Neu-Aleppo, Neu-Diyarbakir oder Neu-Erbil und Neu-Dohuk, Neu-Kandahar oder Neu-Kundus für die afghanischen Flüchtlinge oder Neu-Enugu oder Neu-Ondo für die nigerianischen Flüchtlinge. Eine Schließung der Grenzen sei nicht machbar, die EU müsse ihren Raum mit den Menschen teilen, die nach Europa wollen.[10]

Im April 2016 erschien ihr erstes Buch Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie im Dietz-Verlag[11] und im November 2017 als Taschenbuch im Piper-Verlag.[12] Darin zeichnet sie die Utopie einer europäischen Republik, die auf der Gleichheit aller europäischen Bürger/-innen jenseits nationaler Grenzen beruht. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) lobt das Buch als „originellen, klugen und radikalen Beitrag.“[13]

Im Mai 2017 wurde ihr zweites Werk mit dem Titel Der neue Bürgerkrieg. Das offene Europa und seine Feinde[14] im Ullstein-Verlag veröffentlicht. Der NDR wählte es zum besten Sachbuch des Monats.[15]

In einem Video für die Deutsche Bank forderte Guérot im März 2018, dass die europäischen Nationalstaaten abgeschafft werden sollen. Guérot vertrat die Meinung, die Nation sei kein Identitätsträger; die Deutschen, vormals nur Rheinländer, Sachsen, Hessen und Pfälzer, seien erst durch die allgemeine deutsche Krankenversicherung zu Deutschen gemacht worden. Indem man auch eine europäische Arbeitslosenversicherung einführe, würde man eine europäische Nationenbildung haben.[16]

Guérot publiziert umfangreich in deutschen und europäischen Zeitschriften und Zeitungen zu europäischen und transatlantischen Themen und wird regelmäßig eingeladen, in europäischen Medien aktuelle Themen zu kommentieren.

Guérot ist Mitinitiatorin des „Balcony Project“ an dem sich Intellektuelle und rund 100 europäische Kulturinstitutionen beteiligen und zur Gründung einer „Europäischen Republik auf dem Grundsatz der allgemeinen politischen Gleichheit jenseits von Nationalität und Herkunft“ aufrufen.[17]

Für ihr Engagement der europäischen Integration wurde sie 2003 zum Ritter des französischen Ordre national du Mérite ernannt. Im Herbst 2013 begleitete sie Bundespräsident Joachim Gauck auf seinem Staatsbesuch in Frankreich als Teil seiner offiziellen Delegation.[18]

Guérot ist Mitglied im Scientific Comitee des Institute of European Democrates (IED), Council Member beim European Council on Foreign Relations (ECFR),[19] dem Sydney Democracy Network (SDN) sowie Vorstandsmitglied des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (IFM) in Köln.[20]

Ulrike Guérot erhielt für das Wintersemester 2017/18 die Alfred-Grosser-Gastprofessur der Goethe-Universität Frankfurt.[21]

Kritik

Nachdem Heinrich August Winkler bereits 2017 Guérots Umgang mit angeblichen Zitaten Walter Hallsteins moniert hatte, gestand diese 2018 ein, dass der von ihr und Robert Menasse geschriebene Artikel erfundene Zitate Hallsteins enthielt. Ihren Angaben zufolge hatte Guérot von den Falschzitaten nichts gewusst und damals „nicht genug Autorität oder Souveränität gehabt, um dies anzumahnen“. Im Nachhinein sei es „dumm gewesen, das nicht zu überprüfen“.

Zudem bewertete sie in ihren Äußerungen zum Fall Menasse das lange von ihr selbst verfochtene Konzept des „nachnationalen Europas“ als kritikwürdig, da nach ihrer neuen Deutung der Etymologie des Wortes Nation die „eigentlichen Charakteristika“ derselben Rechtsstaatlichkeit, Konstitutionalisierung, Institutionalisierung und Solidarität seien.[22]

Privates

Ulrike Guérot war mit dem französischen Diplomaten Olivier Guérot verheiratet und ist Mutter zweier erwachsener Söhne. Sie ist Mitglied der internationalen Yogabewegung Jivamukti.

Schriften (Auswahl)

Bücher

  • Die PS und Europa. Eine Untersuchung der europapolitischen Pragmatik der französischen Sozialisten 1971–1995. Brockmeyer, Bochum 1996. ISBN 978-3-8196-0412-6.
  • Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie. J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2016. ISBN 978-3-8012-0479-2.
  • Was ist los mit Frankreich? J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2017. ISBN 978-3-8012-0510-2
  • Der neue Bürgerkrieg. Das offene Europa und seine Feinde. Propyläen, Berlin 2017. ISBN 978-3-549-07491-6.
  • Manifest für die Begründung einer Europäischen Republik. Mit Robert Menasse. In: Ders.: Kritik der Europäischen Vernunft. Dreisprachig (dt., frz., engl.). Bernstein, Siegburg 2017. ISBN 978-3-945426-28-9.
  • Europa jetzt! Eine Ermutigung. Mit Oskar Negt, Tom Kehrbaum und Emanuel Herold. Steidl Verlag, Göttingen 2018, ISBN 978-3-95829-431-8.
  • Wie hältst du´s mit Europa? Steidl Verla], Göttingen 2019, ISBN 978-3-95829-644-2.

Beiträge

  • Marine Le Pen und die Metamorphose der französischen Republik. Leviathan, Band 44, Jg. 43, Heft 02/2015, S. 139–174. ISSN 0340-0425
  • Einmal heißer Krieg – kalter Frieden und zurück. In: Kursbuch, 188 (2016): S. 60–87, ISBN 978-3-946514-30-5

Interviews

Essays

Weblinks

Commons: Ulrike Guérot - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. http://www.blaetter.de/archiv/autoren/2010/januar/autoren-januar-2010 Blätter für deutsche und internationale Politik, Autoren Januar 2010
  2. http://www.donau-uni.ac.at/de/universitaet/whois/23740/index.php
  3.  Guérot, Ulrike, 1964-: Die PS und Europa: eine Untersuchung der europapolitischen Programmatik der französischen Sozialisten, 1971–1995. N. Brockmeyer, Bochum 1996, ISBN 3-8196-0412-X.
  4.  Ulrike Guérot. In: DGAP e. V.. (https://dgap.org/de/ip-archiv/autoren/193).
  5. Ulrike Guérot. Abgerufen am 4. Oktober 2017 (english).
  6. Deutsches Haus at NYU. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  7.  Freund oder Feind?. (http://www.law-school.de/news-artikel/freund-oder-feind/?no_cache=1).
  8. Home – European School of Governance. Abgerufen am 4. Oktober 2017 (en-US).
  9. (c) 2003–2017 Donau-Universität Krems – Universität für Weiterbildung. All rights reserved.: Donau-Universität Krems, Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot, DED, Europapolitik, Demokratieforschung, Eröffnung, Amikejo, Der neue Bürgerkrieg, Das offene Europa und seine Feinde. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  10. Ulrike Guérot und Robert Menasse: Lust auf eine gemeinsame Welt. Ein futuristischer Entwurf für europäische Grenzenlosigkeit. In: Le Monde Dipomatique. 16. Februar 2016, abgerufen am 22. November 2018.
  11.  Verlag J. H. W. Dietz Nachf. (Berlin, West; Bonn).: Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie. Bonn, ISBN 978-3-8012-0479-2.
  12. Warum Europa eine Republik werden muss. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
  13.  Isabell Trommer: Renaissance der res publica. In: sueddeutsche.de. 12. Juni 2016, ISSN 0174-4917 (http://www.sueddeutsche.de/politik/europa-renaissance-der-res-publica-1.3029949).
  14.  Guérot, Ulrike, Propyläen-Verlag: Der neue Bürgerkrieg. Europa zwischen Humanismus und Ungeist. Berlin, ISBN 978-3-549-07491-6.
  15. NDR: Sachbücher des Monats Juni 2017. Abgerufen am 12. November 2017.
  16. Deutsche Bank: Ulrike Guérot: Europäische Union ohne Nationen. In: Deutsche Bank Webseite. 2. März 2018, abgerufen am 8. März 2018.
  17.  Robert Menasse und Elfriede Jelinek fordern Gründung einer Europäischen Republik. In: Die Presse. (https://diepresse.com/home/ausland/eu/5516179/Robert-Menasse-und-Elfriede-Jelinek-fordern-Gruendung-einer).
  18. www.bundespraesident.de: Der Bundespräsident / Reden / Empfang in der Residenz der Botschafterin, gegeben vom Bundespräsidenten und von Daniela Schadt. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  19. Ulrike Guérot. Abgerufen am 4. Oktober 2017 (english).
  20. Impressum – Institut für Medien- und Kommunikationspolitik. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  21.  Grosser-Gastprofessur: Vortrag von Prof. Ulrike Guérot – Deutsch-Französische Gesellschaft Frankfurt am Main eV. In: Deutsch-Französische Gesellschaft Frankfurt am Main eV. (http://www.dfg-frankfurt.de/veranstaltungsplan/grosser-gastprofessur-vortrag-von-prof-ulrike-guerot/).
  22. Die WELT vom 27. Dezember 2018


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