Endlagerung

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Endlagerung ist die Entsorgung von Abfällen durch Unterbringung in einer speziell dafür angelegten Einrichtung, dem Endlager. Sie ist abgegrenzt von der Zwischenlagerung, wie bei dieser besteht jedoch die Notwendigkeit von Überwachung, Kontrolle und Reparaturen eventuell auftretender Schäden.

Der Begriff „Endlagerung“ wird überwiegend im Zusammenhang mit der Lagerung radioaktiver Abfälle – der atomaren Endlagerung – verwendet, er gilt aber grundsätzlich für alle Arten von Abfällen wie etwa auch CO2.

Definitionsgemäß ist eine Wiederaufarbeitung der Abfälle im Falle der Endlagerung normalerweise nicht vorgesehen, es sei denn, man trifft gezielte Vorkehrungen, um die Abfälle bei Bedarf wieder aus dem Endlager holen zu können; in diesem Falle spricht man auch von rückholbarer Endlagerung.

Grundlagen

Mit zunehmender Industrialisierung sind auf der Erde vermehrt giftige Stoffe im Einsatz, entstehen als Abfallprodukt von Wirtschaftsgütern oder bleiben am Ende der Nutzungsdauer eines Produktes über, wenn es keine Wiederverwendung oder -verwertung gibt. Diese Abfälle werden in Abhängigkeit von ihrer Gefährlichkeit unterschiedlich entsorgt. In Deutschland wird nach Deponieklassen 0 bis IV unterschieden.

Für die Endlagerung hochtoxischer (hochgiftiger) konventioneller und radioaktiver Abfälle hat sich weltweit als Konzept das Einbringen der Abfälle in tiefe geologische Formationen (ca. 300–1.000 m Tiefe) durchgesetzt.

Die Endlagerung beruht auf dem Mehrbarrierensystem. Es besteht aus verschiedenen Barrieren, die jeweils ihren Anteil an der Rückhaltung der Schadstoffe aufweisen und insgesamt die Isolation der Schadstoffe gewährleisten sollen. Die Barrieren sind technischer und natürlicher Art. Als technische Barrieren gelten beispielsweise Verpackungen der Abfälle und Schachtverschlüsse. Natürliche Barrieren werden durch die das Endlager umschließenden geologischen Formationen mit sehr geringer Durchlässigkeit für Wasser gebildet (der einschlusswirksame Gebirgsbereich). Ein Versagen aller Barrieren ist unwahrscheinlich.

Das Hauptproblem der Endlagerung liegt im möglichen langsamen Transport der endgelagerten Schadstoffe mit dem Grundwasser durch Advektion und/oder Diffusion vom Endlager in Richtung Biosphäre. Um auch im Falle eines Eindringens von Wasser ins Endlager einen Rücktransport der Schadstoffe in die Biosphäre möglichst klein zu halten, wird versucht, die verschiedenen Barrieren optimal aufeinander abzustimmen. Sicherheitsbetrachtungen zeigen dennoch, dass über sehr lange Zeiträume ein langsamer Austritt von Schadstoffen mit dem Grundwasser aus dem Endlager nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.

Endlagerung radioaktiver Abfälle

Allgemeines

Ein dauerhaftes Endlager für hochradioaktive Abfälle aus der Kernenergienutzung ist weltweit noch nirgendwo verwirklicht worden. In Finnland ist ein solches Endlager im Bau, das Endlager Olkiluoto[1]. Für Transuranabfälle aus der Kernwaffenproduktion besteht ein Lager in New Mexico (s. WIPP in der Liste der Endlagerung radioaktiver Abfälle in anderen Staaten ). In Deutschland ist nach einer Versuchsendlagerung in Asse dafür der Salzstock Gorleben in der Diskussion. Kurzlebige radioaktive Abfälle (Halbwertszeit < 30 Jahre) werden in tiefen geologischen Formationen endgelagert oder oberflächennah deponiert. In Deutschland befindet sich dafür Schacht Konrad in der Errichtung.

Für die Endlagerung radioaktiver Stoffe entscheidend sind vor allem die Menge der hochradioaktiven sowie der alpha-strahlenden Abfälle und der zeitliche Verlauf ihrer Radioaktivität. Beides hängt wesentlich vom Vorgehen ab: Im Falle der direkten Endlagerung der abgebrannten Brennelemente fallen bei einem großen Kernkraftwerk etwa 50 m³ hochradioaktive Abfälle pro Jahr an (das entspricht etwa einem Würfel mit knapp 4 m Seitenlänge) und im Falle der Wiederaufarbeitung sind es etwa 7 m³ pro Jahr (das entspricht einem Würfel von knapp 2 m Seitenlänge); dafür ist die Menge der schwach- und mittelaktiven Abfälle in diesem Fall allerdings deutlich größer als bei der direkten Endlagerung.

Wie die Erfahrungen im Falle des Naturreaktors in Oklo zeigen, kann es unter speziellen standortspezifischen Adsorptions- und Desorptionsprozessen an Umgebungsmaterialien zu einer geringen Ausbreitung in der Umgebung (in Oklo in den 2 Milliarden Jahren bis heute weniger als 50m) kommen. Die Radiotoxizität nimmt (zum Unterschied von der Toxizität vieler chemischer Abfälle, die zeitlich konstant bleibt) entsprechend der Halbwertszeiten ab. Wenn die Radiotoxizität das entsprechende rechnerische Niveau eines Uranerzlagers vor dem Abbau durch den Menschen erreicht, wird eine mögliche Gefährdung von manchen Personen akzeptiert. Ein fehlendes Risiko liegt dann jedoch immer noch nicht vor. Bei einigen der endzulagernden Radionuklide (z.B. J-129, Np-237) beträgt der Gefährdungszeitraum viele Millionen Jahre.

"Sehen wir zurück auf ein paar Jahrtausende! Wenn wir dieselben Gegenden betrachten, wie anders haben sie damals ausgesehen! Andere Pflanzen, andere Tierformen, selbst ein anderes Klima gab es. Die Erdoberfläche verändert sich fortwährend in ihren Naturprodukten."[2]

Wer die weltgeschichtlich gesehen unvoraussehbar langen Zeiträume als "sicher" bezeichnen will, der arbeitet mit Illusionen. Tatsächlich handelt es sich bei einer Endlagerung hochradioaktiver Substanzen für voraussichtlich mehrere Milliarden Jahre, um ein Verbrechen an künftigen Generationen.[3]

Die anhand von Uranerzlagerstätten vorgenommenen Berechnungen weisen eine große Unsicherheit auf. So kann je nach Art der betrachteten Uranerzlagerstätte ein wesentlich längerer oder auch kürzerer Isolationszeitraum herauskommen. Heute geht man deshalb davon aus, dass für alle Arten radioaktiver Abfälle – mit Ausnahme kurzlebiger Abfälle – ein Isolationszeitraum von mindestens einer Million Jahre benötigt wird: "In Anlehnung an Anforderungen des AkEnd (2002) sowie der Sicherheitskriterien (Baltes et al. 2002) wurde von einem notwendigen Isolationszeitraum, d.h. der Zeitraum für den die Schadstoffe im einschlusswirksamen Gebirgsbereich des Endlagers zurückgehalten werden müssen, in der Größenordnung von 1 Mio. Jahre ausgegangen." [4] Für diesen Zeitraum ist ein naturwissenschaftlich exakter Nachweis der Dichtheit eines Endlagers jedoch nicht möglich. Diesbezüglich ist man vielfach auf Plausibilitätsaussagen und Indiziennachweise angewiesen. Zur Illustration der Probleme zwei Zeitvergleiche: die letzte Eiszeit in Norddeutschland, die die Berg- und Seenlandschaft entscheidend gestaltet hat, liegt weniger als 20.000 Jahre zurück; die geologische Sicherheit eines Endlagers muss also für das 50-fache der Zeit seit der letzten Eiszeit gesichert werden. Die menschliche Kultur lässt sich kaum mehr als 8.000 Jahre zurückverfolgen; menschliche Sprachen ändern sich im Laufe weniger Jahrhunderte. Dennoch müssen nachfolgende Generationen über das Tausendfache der Lebensdauer von Sprachen und Sicherheitskennzeichen über die Gefahren gewarnt und informiert werden. Eine sichere Endlagerung ist angesichts dieser Situation unmöglich.[5]

Planung und Vorgehensweise bei der Endlagerung liegen in der Verantwortung eines jeden Staates, es gibt aber klare international verbindliche Grundanforderungen durch die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO).[6] Im Allgemeinen werden die radioaktiven Abfälle in Abhängigkeit von Aktivitätsgehalt und Halbwertszeit der Radionuklide in Gruppen eingeteilt, für die dann jeweils unterschiedliche Regelungen festgelegt werden. Meist wird zwischen schwach-, mittel- und hochaktiven Abfällen unterschieden. In Deutschland unterscheidet man zwischen stark wärmeentwickelnden und nicht beziehungsweise nur gering wärmeentwickelnden Abfällen. Im übrigen sagt die Einteilung der Abfälle nach schwach-, mittel- und hochradioaktiv nicht unbedingt etwas über die Gefährlichkeit der Abfälle aus. Auch schwachaktive Abfälle können - ebenso wie gering wärmeentwickelnde Abfälle - eine starke Radiotoxizität aufweisen (z. B. durch alpha-Strahler), die für extrem lange Zeiten isoliert werden muss.

Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle ist bisher noch in keinem der 41 Kernenergie nutzenden Staaten in Betrieb, obwohl entsprechende Planungen und Vorarbeiten in vielen Ländern seit etwa vier Jahrzehnten laufen. Aufgrund der geleisteten Vorarbeiten sehen viele der damit befassten Experten die Machbarkeit als gegeben an; andere Experten und Kernenergiegegner dagegen bezweifeln sie nach wie vor.

In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren entdeckte man erhebliche neue Probleme, so z. B. den Umgang mit der Gasentwicklung im Endlager oder Probleme mit dem Nachweis der Langzeitsicherheit.

Für kurzlebige schwach- und mittelradioaktive Abfälle existieren oberflächennahe Endlager (in etwa 5 bis mehrere 10 m Tiefe) in vielen Ländern, z. B. in Frankreich, Großbritannien, Spanien, Tschechien und in den USA.

In einigen wenigen Ländern laufen Forschungsarbeiten zur Abtrennung (Partitioning) der langlebigen Nuklide und Umwandlung dieser durch Neutronenbeschuss (Transmutation) in kurzlebige oder stabile Isotope. Ob und wann diese Arbeiten zu einem Erfolg führen, kann nicht vorhergesagt werden. Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Abtrennung und Transmutation keine Lösung für die Endlagerproblematik sein werden. Lediglich Art und Umfang der endzulagernden Abfälle werden verändert.

Neben den naturwissenschaftlich-technischen Problemen gibt es auch politische Probleme - in der Regel fehlt die Akzeptanz der Bevölkerung in den betroffenen Regionen für ein Endlager, wie sich beispielsweise beim Salzstock Gorleben zeigte.

Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland

Das deutsche Entsorgungskonzept sieht vor, alle Arten radioaktiver Abfälle (aus Kernkraftwerken, Medizin und Technik) in tiefen geologischen Formationen endzulagern. Umstritten ist, ob dies in einem einzigen Endlager oder getrennt für wärmeentwickelnde und nicht oder nur schwach wärmeentwickelnde Abfälle in unterschiedlichen Endlagern geschehen soll. Für wärmeentwickelnde Abfälle (Bestand: 2007 m³ am 31. Dezember 2001, BfS) besteht ein Endlagerbedarf frühestens ab etwa 2030 (Abkühlerfordernis von einigen Jahrzehnten, um zu große Wärmeeinbringung zu vermeiden), für nicht wärmeentwickelnde Abfälle (Bestand: 118.841 m³ am 31. Dezember 2001, BfS) früher.

Weltweit werden Salz-, Ton- und Granitformationen auf ihre Eignung als Endlager untersucht. In Deutschland kommen die Salzstöcke Zwischenahn, Gorleben, Wahn (Hümmling), Gülze-Sumte und Wattekatt in Betracht.

Bei den Tonformationen konzentriert man sich ebenfalls auf norddeutsche Standorte, weil die süddeutschen Formationen entweder in seismisch aktiven Gebieten oder in Karstregionen liegen (Schwäbische Alb), die aufgrund des hohen Wasserzutritts nur bedingt geeignet erscheinen. Im Gegensatz zu den wenig gestörten Graniten Finnlands und Schwedens, die dort im Hinblick auf eine Nutzung als Endlager untersucht werden, sind die in Deutschland auftretenden Formationen in Süddeutschland, Sachsen, Thüringen, und in der Oberpfalz nach Aussagen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) stärker zerklüftet und damit weniger geeignet. Der Vorteil von Salzformationen ist deren Verformbarkeit, mit denen sie auf mechanische Beanspruchung reagieren und das Endlager gegen die Umgebung abschirmen. Die möglichen Schäden durch eine Radiolyse des Salzes, wie sie vom niederländischen Physiker Den Hartog in Groningen im Labor erzeugt wurden, sind nach Ansicht der Reaktorschutzkommission vernachlässigbar. Allerdings hat Salz den gravierenden Nachteil, dass es wasserlöslich ist. Bei Zutritt von Wässern besteht die Gefahr, dass das Barrierensystem im Salz versagt und die Radionuklide freigesetzt werden. Tonformationen haben wie Salz den Vorteil der Verformbarkeit. So wird die Uranlagerstätte Cigar Lake in Saskatchewan seit mehr als einer Milliarde Jahre durch Tonschichten von der Umgebung abgeschirmt. Bei tiefen Temperaturen können radioaktive Isotope zudem in den Zwischenschichten der Tonminerale adsorbiert werden. Durch die Wärmeentwicklung beim radioaktiven Zerfall des Atommülls geht diese Fähigkeit allerdings verloren. Dem könnte aber durch eine genügend große Entfernung zwischen den verschiedenen Wärme abstrahlenden Containern vorgebeugt werden. Ein gewisser Nachteil von Tonformationen ist die im Vergleich zu Salz geringere Standfestigkeit.[7]. Ein großer Vorteil von Tonstein gegenüber Salz ist die Nicht-Löslichkeit von Tonformationen.

Mit Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurde frühzeitig begonnen. Im Rahmen des zweiten Atomprogramms der Bundesregierung (1963 bis 1967) wurden dann konkrete Schritte zur Realisierung einer Beseitigung der Abfälle unternommen. Im Salzbergwerk Asse wurden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für die Endlagerung durchgeführt und von 1967 bis 1978 im Rahmen von Versuchs- und Demonstrationsprogrammen auch radioaktive Abfälle eingelagert (siehe dazu den Abschnitt Versuchsendlager Asse).

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellte im Januar 2010 einen Plan vor, alle 126.000 Fässer mit radioaktiven und chemotoxischen Abfällen aus der Asse zurückzuholen. Zuvor waren die katastrophalen Standortverhältnisse und jahrelangen Fehleinschätzungen der beteiligten Institutionen bekannt geworden.[8]

Der Salzstock bei Gorleben

In Gorleben wurde von 1979 bis 2000 ein Salzstock auf seine Eignung als Endlagerstätte für alle Arten von radioaktiven Abfällen untersucht. Der Standort wurde vor allem aus politischen und regionalwirtschaftlichen Erwägungen festgelegt. Er gehörte nicht zu den von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe durch Prof. Gerd Lüttig im Auftrag der Kernbrennstoff-Wiederaufbereitungsgesellschaft zwischen 1972 und 1975 für die Lagerung atomarer Reststoffe untersuchten Salzstöcke.[9] Die Erkundung des Salzstockes wurde 2000 auf Veranlassung der damaligen rot-grünen Bundesregierung unterbrochen. Das auf drei bis zehn Jahre angelegte Moratorium sollte zur Klärung konzeptioneller und sicherheitsrelevanter Fragen zur Endlagerung genutzt werden. Eine wichtige Frage ist die geologische Sicherheit des Endlagers über mehrere Jahrhunderttausende. So dürfen beispielsweise tektonische Aktivitäten nicht zu einem Eindringen von Grundwasser in den Salzstock führen. Dieses und andere Szenarien können derzeit nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Das Moratorium wurde im März 2010 von der nunmehr schwarz-gelben Bundesregierung aufgehoben.[10] Inwieweit auf den Zwischenbericht der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt aus dem Jahre 1983 zur Standortuntersuchung von der damaligen Regierung Kohl Einfluss genommen wurde, wird von der jetzigen Regierung geprüft[11] und ist Thema eines Untersuchungsausschusses [12]. Den formalen Sofortvollzug zur Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten ordnete das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie schließlich am 9. November 2010 an.[13] Die geplante Endlagerung von Atommüll im Gorlebener Salzstock und die damit verbundenen Castortransporte rufen regelmäßig heftige Proteste, Demonstrationen und Blockadeaktionen zenhntausender Atomkraftgegner hervor.

Schacht Konrad

Die ehemalige Eisenerzgrube Konrad soll in ein Endlager für nicht oder nur schwach wärmeproduzierende radioaktive Abfälle umgebaut werden. Im Jahr 2002 wurde der Planfeststellungsbeschluss erteilt. Gegen die Genehmigung wurde vor Gericht geklagt; die Klage hatte aufschiebende Wirkung. Am 8. März 2006 wies das Oberverwaltungsgericht Lüneburg die Klage ab und ließ gegen diesen Beschluss keine Revision zu. Eine Nichtzulassungsbeschwerde der abgewiesenen Kläger vor dem Bundesverwaltungsgericht wurde endgültig abgewiesen und damit hat das Urteil des Oberverwaltungsgericht Rechtskraft erlangt. Darauf hin hat das zuständige Bundesamt für Strahlenschutz auf Anweisung des Bundesumweltministeriums am 30. Mai 2007 mit den Umrüstarbeiten begonnen. Eine Klage der Stadt Salzgitter vor dem Bundesverfassungsgericht wurde im März 2008 als nicht beschwerdefähig abgewiesen[14], da das Oberverwaltungsgericht alleine entscheidungsbefugt sei. Die Fertigstellung des Endlagers und der Beginn der Einlagerung wurden im Jahr 2008 mit Ende 2013 erwartet.[15] Nach Angaben der beauftragten Baufirma Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) im Jahr 2010 wird von einer Fertigstellung und Inbetriebnahme nicht vor 2019 ausgegangen.[16]

Morsleben

1979 hatte die DDR mit der Nutzung des stillgelegten Salzbergwerks als Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle begonnen. Das Endlager wurde im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung vom Bund übernommen. Bis zur Beendigung des Einlagerungsbetriebs im Jahr 1998 wurden insgesamt rund 37.000 m³ radioaktive Abfälle in Morsleben eingelagert. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren für die Stilllegung.

Versuchsendlager Asse

Im März 1964 wurde das Steinsalzbergwerk Asse II stillgelegt und anschließend von der Bundesregierung erworben. Zwischen 1967 und 1978 wurden im Forschungsbergwerk Asse im Rahmen von Versuchsprogrammen ca. 124.000 Behälter schwachaktiver Abfälle und ca. 1.300 Behälter mittelaktiver Abfälle eingelagert. Am 31. Dezember 1978 wurde die Genehmigung für die Einlagerung radioaktiver Abfälle unwirksam. In den Nachfolgejahren wurden eine Vielzahl von Experimenten für die Endlagerung in Salz durchgeführt.

Schon frühzeitig wurden die kritischen Punkte des Endlagers identifiziert [17], der Betreiber des Versuchsendlagers und die zuständigen Behörden bestritten sie jedoch. Erst in den 1990er Jahren wurden die Gebirgsdeformationen, die Tragfähigkeitsprobleme des Grubengebäudes und die seit 1988 bekannten Lösungszutritte aus dem Nebengebirge ins Grubengebäude angemessen bewertet. Seitdem wird das Grubengebäude verfüllt, um seine Stabilität zu maximieren und weitere deformationsbedingte Lösungszutritte zu vermeiden. Diese Hoffnung hat sich bisher nicht erfüllt. Seit Anfang 2000 wird versucht, den Nachweis der Langzeitsicherheit für den Abschluss des Betriebes und seine Stilllegung zu erbringen. Dieser Langzeitsicherheitsnachweis ist vor dem Hintergrund der permanenten Lösungszuflüsse und der unzureichenden Standsicherheit des Grubengebäudes bisher nicht gelungen und scheint nach einem Gutachten[18] vom September 2007 nahezu ausgeschlossen. Die zuständigen Ministerien beziehen zur Verbesserung der Sicherheit deshalb seit November 2007[19] in die zu prüfenden Maßnahmen nunmehr auch die Rückholung der mittelradioaktiven Abfälle ein. Die Planungen für den Abschlussbetriebsplan verzögern sich um Jahre; mit einer endgültigen Schließung von Asse ist nicht vor 2017 zu rechnen. Mit dem 1. Januar 2009 ist das Bundesamt für Strahlenschutz neuer Betreiber von Asse geworden. Es löst den alten Betreiber Helmholtz Zentrum München (vormals GSF) ab.

Eine erneute Überprüfung des Inventars zeigt 2010 zusätzlich zu den bisher angenommenen ca. 1.300 weitere 14.800 undeklarierte Fässer, somit insgesamt 16.100 Abfallbehälter mit mittelradioaktivem Müll. [20]

Endlagerung radioaktiver Abfälle in anderen Staaten

Gegenwärtig sind in 19 der 41 Länder, die Kernenergie nutzen, Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb[1] Zumeist werden dabei Abfälle mit kurzer Halbwertszeit (< 30 Jahre) in oberflächennahe Kammern in bis zu 10 m Tiefe eingelagert. Nach Beendigung des Einlagerungsbetriebs schließt sich eine ca. 300 Jahre lange Überwachungsphase an, während deren die Nutzung des Geländes normalerweise eingeschränkt ist. In Schweden und Finnland gibt es Endlager in Form von oberflächennahen Felskavernen in Tiefen von etwa 70 bis 100 m unter der Erdoberfläche.

Für hochradioaktive und langlebige Abfälle wird weltweit die Endlagerung in tiefen geologischen Formationen angestrebt. In Yucca Mountain (USA), Olkiluoto (Finnland) und in Forsmark (Schweden) sind entsprechende Endlager konkret geplant. Geplante Endlager für verschiedenste Arten radioaktiver Abfälle sowie bestehende Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle nennt die folgende (unvollständige) Liste (siehe auch Liste von Kernkraftanlagen):

Land Name des Endlagers bzw. Region Abfallklasse Zustand
Vorlage:ARG Sierra del Medio hochradioaktive Abfälle geplant
Vorlage:BUL Nowi Chan schwachradioaktive Abfälle in Betrieb
Vorlage:CHN Kernwaffentestgelände Lop Nor hochradioaktive Abfälle geplant
Vorlage:FIN Loviisa schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb
Vorlage:FIN Olkiluoto schwach- und mittelradioaktive Abfälle (hochradioaktive Abfälle in Bau) in Betrieb
Vorlage:FRA Bure (Felslabor) mittel- und hochradioaktive Abfälle (reversible Versuchseinrichtung) geplant
Vorlage:FRA Centre de l’Aube schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb
Vorlage:FRA Centre de la Manche schwach- und mittelradioaktive Abfälle stillgelegt
Vorlage:GBR Drigg schwachradioaktive Abfälle in Betrieb
Vorlage:JPN Rokkasho schwachradioaktive Abfälle in Betrieb
Vorlage:NOR Himdalen in Betrieb
Vorlage:SWE SFR Forsmark schwach- und mittelradioaktive Abfälle (hochradioaktive Abfälle in Planung) in Betrieb
Vorlage:SWE Oskarshamn geplant
Vorlage:CHE Zürich Nord-Ost (Weinland) schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle in Evaluation
Vorlage:CHE Südranden schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Evaluation
Vorlage:CHE Nördlich Lägern schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle in Evaluation
Vorlage:CHE Jura Südfuss schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Evaluation
Vorlage:CHE Wellenberg schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Evaluation
Vorlage:CHE Jura Ost (Bözberg) schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle in Evaluation
Vorlage:ESP El Cabril schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb
Vorlage:CZE Bratrství Abfälle mit natürlichen Radionukliden in Betrieb
Vorlage:CZE Dukovany schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb
Vorlage:CZE Richard Abfälle mit künstlich erzeugten Radionukliden in Betrieb
Vorlage:HUN Püspökszilágy schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb[21]
Vorlage:USA WIPP Transuranabfälle in Betrieb
Vorlage:USA Yucca Mountain hochradioaktive Abfälle geplant

Endlagerung fester konventioneller Abfälle

Da die Schädlichkeit, beispielsweise Krebs erzeugender oder Erbgut verändernder, eingelagerter konventioneller Schadstoffe vergleichbar mit der radioaktiver Stoffe ist, sind an die Sicherheit eines Endlagers für konventionelle Abfälle die gleichen Anforderungen wie für atomare Endlager zu stellen. Für die Langzeitbetrachtung ist zudem von Bedeutung, dass das Inventar und die Gefährlichkeit der Schadstoffe nicht abnimmt, da sie nicht dem radioaktiven Zerfall unterliegen.

Deutschland

In Deutschland existieren an vier Standorten Möglichkeiten, konventionelle Abfälle langzeitsicher von der Biosphäre abzuschließen:

In Herfa-Neurode und Zielitz werden Grubenbaue von Kalibergwerken als Endlager genutzt.

Eingebracht werden können unter anderem folgende Abfälle:

Die jährliche Kapazität dieser Lagerstätten beträgt mehrere hunderttausend Tonnen, die bisher eingelagerte Menge an Giftmüll hat die Menge von 2,5 Mio. Tonnen schon überschritten.

Österreich

Die Deponie Rautenweg ist die größte Deponie Österreichs und einzige kommunale Deponie der Stadt Wien.

Endlagerung von Kohlenstoffdioxid

Neben der Endlagerung radioaktiver Abfälle spielt zunehmend die Lagerung oder Speicherung von Kohlenstoffdioxid, meist Kohlendioxid genannt, eine Rolle. Inwieweit die bisherigen Konzepte als Endlagerung bezeichnet werden können, ist wissenschaftlich noch unsicher. Im Zuge der Bemühungen um Klimaschutz und der Verminderung des CO2-Ausstoßes bei der Verbrennung von Kohle wird die Möglichkeit einer dauerhaften Lagerung von Kohlenstoffdioxid untersucht. Bergwerkshohlräume oder künstliche Kavernen in Salzstöcken haben hierzu keine ausreichende Kapazität. Auch der Raum in ausgebeuteten Gaslagerstätten scheint in Deutschland zu gering. Zumindest entsteht bei der Stromerzeugung aus Kohle hier neben der Reichweitenproblematik auf der Versorgungsseite ein ebensolches auf der Entsorgungsseite. Die ebenfalls in Erwägung gezogene Endlagerung oder Sequestration in tiefen Aquiferen scheint Umweltprobleme zu beinhalten und steht in Widerspruch zu anderweitiger Nutzung dieser Grundwasserleiter ("Aquifere"), zum Beispiel zur Stromerzeugung aus Geothermie. Die Lagerung in Meeren oder Ozeanen, in der Wassersäule oder im Meeresboden, ist noch ein Forschungsgegenstand, die Lagerung in der Wassersäule derzeit untersagt (siehe: Londoner Konvention von 1972 und OSPAR-Abkommen)[22].

Es gibt einige größere natürliche CO₂-Vorkommen in der Tiefsee, in der Regel nahe bei Hydrothermalfeldern, die je nach vorherrschenden Druck- (Tiefe) und Temperaturverhältnissen große Kohlendioxid-Seen (flüssiges CO₂) oder Lagerstätten (CO₂-Hydrat bzw. "CO₂-Eis") bilden[23].

Literatur

  • Holger Strohm: Friedlich in die Katastrophe. Eine Dokumentation über Atomkraftwerke, Hamburg 1973, Frankfurt/Main 1981, 1986
  • Holger Strohm: Politische Ökologie, Rowohlt Verlag, Reinbek 1979
  • Anton Kimpfler: Okkulte Umweltfragen, Anders Leben Vlg., Wies/Südschwarzwald 1982, S. 72 - 74
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 3. erweiterte Auflage 2010, S. 56 und S. 103 - 104
  • Flensburger Hefte, Sonderheft 29: Die Warnung von Fukushima, Flensburger Hefte Vlg. 2011, S. 19
  • Renatus Derbidge: Die Gefahr in unsere Mitte nehmen (Anhang). In: Hans-Christian Zehnter: Zeitzeichen. Essays zum Erscheinen der Welt, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011, S. 187 - 190
  • Anton Kimpfler: Toller gehts nicht (Entgegnung zu Renatus Derbidge). In: Wege - mit Erde, Ich und All, Heft 1/2014 (Vorbild der Zukunft), S. 73 - 74

Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Endlagerung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  1. 1,0 1,1 Weltweite Aktivitäten zur Errichtung von Endlagern, DBE GmbH
  2. Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99, Dornach 1985, S. 47 - 48
  3. Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt, 3. erweiterte Auflage 2010, S. 56
  4. Konzeptionelle und sicherheitstechnische Fragen der Endlagerung radioaktiver Abfälle. Wirtsgesteine im Vergleich. Synthesebericht des Bundesamtes für Strahlenschutz, Salzgitter, 4. November 2005, S. 39.
  5. Vgl. Anton Kimpfler: Okkulte Umweltfragen, Anders Leben Vlg., Wies/Südschwarzwald 1982, S. 72 - 74 und Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt, 3. erweiterte Auflage 2010, S. 56
  6. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens IAEO-NSS-RWDF wurde kein Text angegeben.
  7. Deutschlandfunk - Wissenschaft im Brennpunkt - Drum prüfe, wer sich ewig bindet
  8. endlager-asse.de
  9. Interview mit Prof. Lüttig zum Thema Gorleben mit Frontal21 im April 2010, ZDFmediathek
  10. Gorleben wird weiter erkundet: Transparenz und Verlässlichkeit des Entscheidungsprozesses stehen im Vordergrund
  11. Pressemitteilung des BMU zur Vereinbarung zwischen Kanzleramt, BMU, BMWi und BMBF die Gorleben-Akten zu überprüfen
  12. 1. Untersuchungsausschuss (Gorleben)
  13. Endlager Gorleben kann weiter erkundet werden
  14. Artikel Schacht Konrad: Stadt nicht beschwerdefähig, Webseite der Stadt Salzgitter mit weiterführenden Belegen
  15. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens BFS-KONRAD wurde kein Text angegeben.
  16. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens SZ-KONRAD wurde kein Text angegeben.
  17. Atommülldeponie Salzbergwerk Asse II: Gefährdung der Biosphäre durch mangelnde Standsicherheit und das Ersaufen des Grubengebäudes.- Asse-Gruppe, Hans-Helge Jürgens, Braunschweig, Januar 1979
  18. Tragfähigkeitsanalyse des Gesamtsystems der Schachtanlage Asse in der Betriebsphase, Instituts für Gebirgsmechanik (IfG), Leipzig 2007 Gutachten des IfG Leipzig und zwei weitere Gutachten zum Download auf der Seite des Helmholtz-Zentrums München
  19. Gemeinsame Pressemitteilung mit dem BMBF und dem Niedersächsischen Ministerium für Umwelt (NMU) Pressemitteilung auf der Seite des BMU
  20. Müll in der Asse stärker radioaktiv: Inventur offenbart Fehler- taz. September 2010
  21. Seit die ungarische Sicherheitsbehörde vor einigen Jahren die Rückholbarkeit der Abfälle angeordnet hat werden die Abfälle nicht mehr mit Zement fixiert. Die Anlage dient nur noch als Zwischenlager. Vgl. DBE GmbH: Weltweite Aktivitäten
  22. Londoner Konvention und Protokoll, Internationale Seeschifffahrts-Organisation
  23. Ein See flüssigen Kohlendioxids in 1300 Meter Tiefe. Bericht vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie