Friedrich Schleiermacher und Friedrich Schlegel: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Franz Gareis Portrait Friedrich Schlegel.jpg|mini|Friedrich Schlegel von Franz Gareis aus dem Jahr 1801]]
'''Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel''' (* [[10. März]] [[1772]] in Hannover; † [[12. Januar]] [[1829]] in Dresden) war ein deutscher Kulturphilosoph, [[Schriftsteller]], Literatur- und Kunstkritiker, [[Historiker]] und [[Altphilologe]]. Friedrich Schlegel war neben seinem Bruder [[August Wilhelm Schlegel]] einer der wichtigsten Vertreter der „Jenaer [[Frühromantik]]“. Schlegels Ziel war nach eigenem Bekunden die verbindende Darstellung von Philosophie, Prosa, Poesie, Genialität und Kritik. Wichtige Motive dieses Strebens waren die Konzeptionen einer [[Romantik#Progressive Universalpoesie|„progressiven Universalpoesie“]], der [[Romantische Ironie|romantischen Ironie]] und einer neuen [[Mythologie]].


'''Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher''' (* [[21. November]] [[1768]] in [[Breslau]], [[Schlesien]]; † [[12. Februar]] [[1834]] in [[Berlin]]) war ein deutscher [[Protestantismus|evangelischer]] [[Theologe]], [[Klassische Philologie|Altphilologe]], [[Philosophie|Philosoph]], [[Publizist]], [[Staatstheorie|Staatstheoretiker]], Kirchenpolitiker und [[Pädagoge]]. In mehreren dieser Wirkfelder wird er zu den wichtigsten Autoren seiner Zeit, in einigen auch zu den Klassikern der Disziplin überhaupt gerechnet, ähnliches gilt etwa für die [[Soziologie]].<ref>Klassische Studie: H. L. Stoltenberg: ''Friedrich Schleiermacher als Soziologe.'' In: ''Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft.'' 88/1 1930, S. 71–113 [http://www.jstor.org/pss/40745417 (Digitalisat)]. Hierzu und zu weiteren forschungsgeschichtlich wichtigen Arbeiten zu Schleiermachers Konzepten zu Staatstheorie und Soziologie: Kurt Nowak: ''Schleiermacher: Leben, Werk und Wirkung''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, 512-520. Nowak selbst legt sich nicht abschließend fest, „ob man in Schleiermacher einen soziologischen Klassiker sehen will oder nicht“ (519).</ref> Er übersetzte die Werke [[Platon]]s ins Deutsche und gilt als Begründer der modernen [[Hermeneutik]].
Er gilt als Pionier der [[Sprachtypologie]] und bahnbrechender [[Indologe]], ohne dass er jemals in Indien war. Seine Monographie ''[[Über die Sprache und Weisheit der Indier]]'' lenkte große Aufmerksamkeit auf Indien.<ref>Anna Morpurgo Davies (1998) ''History of Linguistics'', S. 67, 71, 75.</ref> Der Aphoristiker Schlegel, „gemeinhin als ein genialischer Chaot mit sprunghaften Einfällen betrachtet“<ref>Birgit Rehme-Iffert (2001): ''Skepsis und Enthusiasmus. Friedrich Schlegels philosophischer Grundgedanke zwischen 1796 und 1805''.</ref>, inspirierte unter anderen den Historiker [[Leopold von Ranke]].<ref>Joachim Thielen (1999): [http://books.google.nl/books?id=dFC2iqsCElEC&lpg=PA1&ots=pwaOIm7CdW&dq=fRIEDRICH%20Schlegel%20Leopold%20von%20RaNKE&hl=nl&pg=PA1#v=onepage&q=fRIEDRICH%20Schlegel%20Leopold%20von%20RaNKE&f=false ''Wilhelm Dilthey und die Entwicklung des geschichtlichen Denkens in Deutschland im ausgehenden Jahrhundert''].</ref> <!--(und die Dichter [[Samuel Taylor Coleridge]], [[Adam Mickiewicz]] und [[Kazimierz Brodziński]]).--> Sein essayistisches Werk wurde von [[Marcel Reich-Ranicki]] in seinen [[der Kanon|''Kanon'']] aufgenommen.<ref>[[Marcel Reich-Ranicki]]: ''Friedrich Schlegel – Der romantische Prophet'' in: ''Die Anwälte der Literatur'' dtv 1996, S. 65–82.</ref>


== Leben ==
== Leben ==
[[Datei:Schleiermacher tafel.jpg|mini|Gedenktafel in Barby (Elbe)]]
[[Datei:Schlegel1790.jpg|mini|Kreidezeichnung Friedrich Schlegel um 1790, von [[Caroline Rehberg]]]]


Schleiermacher war Enkel des [[Zioniten (Ronsdorf)|Zioniten]] [[Daniel Schleyermacher]]. Er wuchs in einem [[Pfarrhaus]] als Sohn des [[Reformierte Kirche|reformierten]] [[Militärgeistlicher|Feldpredigers]] ''Gottlieb Schleiermacher'' auf  (eine jüngere Halbschwester heiratete 1817 [[Ernst Moritz Arndt]]), und wurde ab 1783 im ''Pädagogium'' der [[Herrnhuter Brüdergemeine|Herrnhuter Brüder-Unität]] in [[Niesky]] erzogen. Ab 1785 besuchte er ihr ''Seminar'' in [[Barby]], das er 1787 wieder verließ, nachdem er sich ab 1786 von der dogmatisch-positiven Form der Religiosität zu distanzieren begonnen hatte.
=== Kindheit, Jugend, Studium ===
Friedrich Schlegel kam am 10. März 1772 als zehntes Kind des lutherischen Pastors und Dichters [[Johann Adolf Schlegel]] in Hannover zur Welt. Sein Vater war Pfarrer an der [[Marktkirche (Hannover)|Marktkirche]]; in der Familie bestand ein künstlerisch und intellektuell aufgeschlossenes Umfeld. Einer seiner Ahnen, Christoph Schlegel (1613–1678), war wegen seiner Verdienste als Prediger in [[Leutschau]] 1651 von [[Ferdinand III. (HRR)]] mit den Beinamen 'von Gottleben' geadelt worden.<!-- Bessere Quelle erwünscht: --><ref>Joachim v. Roy: [http://www.heraldik-wappen.de/viewtopic.php?f=16&t=6773 ''Die Familie Schlegel de Gottleben.''] Beitrag vom 2. März 2013 im Forum heraldik-wappen.de. Abgerufen am 10. September 2015.</ref> Die Erziehung Friedrichs bereitete der Familie Kummer: „[] in sich zurückgezogen erschien das Kind schwer erziehbar und zudem von labiler Gesundheit“.<ref>Klaus Peter (1978) S. 20.; Ernst Behler (1966) S. 14.</ref> Die  Erziehung wurde zuerst seinem Onkel Johann August in [[Pattensen]]<ref>[[Christian Fürchtegott Gellert|''C. F. Gellerts'']] Briefwechsel: 1764–1766'' ([http://books.google.nl/books?id=DOJCmXSbLQ0C&lpg=PA217&ots=KIRGKQksvf&dq=Johann%20August%20Schlegel%20pfarrer&hl=nl&pg=PA211#v=onepage&q=Johann%20August%20Schlegel%20pfarrer&f=false])''</ref> und danach seinem Bruder Moritz in [[Bothfeld-Vahrenheide|Bothfeld]]<ref>{{ADB|31|389|390|Schlegel, Karl August Moritz|l. u.|ADB:Schlegel, Karl August Moritz}}</ref> anvertraut. 1789 starb sein Bruder Karl August in [[Madras]].<ref>[http://books.google.nl/books?id=zYLxUPJy8XwC&lpg=PA19&ots=TY0P5lB8bB&dq=Karl%20August%20Schlegel%20Indien%20Sohn&hl=nl&pg=PA19#v=onepage&q&f=false Imhoff Indienfahrer: ein Reisebericht aus dem 18. Jahrhundert in Briefen und Bildern von Gerhard Koch]</ref> „Auf sein flehentliches Bitten“ (nach [[Wilhelm Dilthey]]) brach er eine Kaufmannslehre bei dem Bankier Schlemm in Leipzig ab, und ihm wurde die Vorbereitung auf das Universitätsstudium gestattet. Er zog zu seinem älteren Bruder [[August Wilhelm Schlegel|August Wilhelm]] nach Göttingen.  


Nach dem äußeren Bruch mit den Herrnhutern und gegen den Willen seines Vaters studierte er anschließend an der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Universität Halle]] [[Evangelische Theologie]], wo er durch den Philosophen [[Johann August Eberhard]] mit der [[Christian Wolff (Philosoph)|Wolffschen]] Philosophie in Kontakt gebracht wurde. Auch seine kontroverse Beschäftigung mit [[Immanuel Kant]] nimmt hier ihren Anfang. 1790–1793 arbeitete er als [[Hauslehrer]] in der Familie des [[Dohna (Adelsfamilie)|Grafen Dohna-Schlobitten]] und wurde 1794 Hilfsprediger in [[Gorzów Wielkopolski|Landsberg/Warthe]]. Ab 1796 war er [[Prediger]] an der [[Charité]] in [[Berlin]], wo er [[Friedrich Schlegel]] kennenlernte und besonders in von Frauen geleiteten [[Literarischer Salon|literarischen Salons]] verkehrte. Er musste 1802 aber diese Stellung aufgeben und ging als Hofprediger nach [[Słupsk|Stolp]].
Er immatrikulierte sich 1790 an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], um Rechtswissenschaften zu studieren, wandte sich aber der [[Klassische Philologie|Klassischen Philologie]] zu, die er bei [[Christian Gottlob Heyne]] hörte. Als sein Bruder Mai 1791 als [[Hofmeister|Hauslehrer]] nach Amsterdam übersiedelte, setzte er das Jura-Studium nach einem Jahr an der [[Universität Leipzig]] fort. Aus Lesewut beschäftigte er sich in den nächsten Jahren mit [[Hellenismus#Literatur und Kunst|Hellenismus]] (griechischen Dichtern wie [[Aristophanes]], [[Griechisches Drama|griechischem Drama]], [[Griechische Komödie|Komödien]] und Poesie), römischer Zivilisation, [[Geschichtsphilosophie]], <!--[[Theologie]], [[Ästhetik]], [[Mathematik]], [[Logik]], [[Medizin]],--> zeitgenössischer [[Deutsche Literatur|deutscher Literatur]] ([[Weimarer Klassik]]) und [[Jean-Jacques Rousseau]].


[[Datei:Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher 2.jpg|mini|links|hochkant|Friedrich Schleiermacher<ref>[[Kupferstich]] von [[Johann Heinrich Lips]].</ref> ]]
=== Leipzig, Dresden ===
[[Datei:KarolineSchlegel-Schilling.jpg|mini|Caroline von Boehmer-Schlegel-Schelling. {{"|Über ein Gedicht von Schiller, das Lied von der Glocke, sind wir gestern Mittag fast von den Stühlen gefallen vor Lachen, es ist à la Voss, à la Tieck, à la Teufel, wenigstens um des Teufels zu werden.}}<ref>Wulf Segebrecht: Was Schillers Glocke geschlagen hat. Vom Nachklang und Widerhall des meistparodierten deutschen Gedichts. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20593-4.</ref>]]


Schon in Berlin war er&nbsp;– durch die beiden Schlegels und [[Henriette Herz]] in die [[Romantik|romantischen]] Kreise hineingezogen&nbsp;– mit seinen Reden ''Über die Religion'' (1799) und den ''Monologen'' (1800) als [[Schriftsteller]] aufgetreten. Im Laufe seiner Freundschaft mit [[Friedrich Schlegel]] verfasste er die ''Vertrauten Briefe über Lucinde'' (1801, zu dem [[Lucinde|gleichnamigen Roman]] Schlegels) und schuf eine fünfbändige Übersetzung der Werke [[Platon]]s, die besonders durch die Einleitungen zu den [[Platonischer Dialog|Dialogen]] Epoche machte. Sie prägte die Platondeutung, die ausschließlich die Dialoge in den Mittelpunkt der Platoninterpretation stellte (vgl. die Diskussion um Platons [[ungeschriebene Lehre]]). An seine ''Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre'' (1803) schlossen die ''Abhandlungen über die wissenschaftliche Behandlung des Tugendbegriffs, des Pflichtbegriffs, über den Begriff des Erlaubten, über den Unterschied zwischen Natur- und Sittengesetz und den Begriff des höchsten Gutes'' an.
Januar 1792 lernte er [[Novalis|Friedrich von Hardenberg]] (Novalis) kennen, mit dem ihn viele gemeinsame Interessen wie Philosophie, Geschichte und Literaturtheorie verbanden, aber auch Schiller. Sommer 1793 gab er das Studium wegen Schulden auf und wurde freier Schriftsteller. August 1793 freundete er sich mit der geistreichen, schwangeren Witwe [[Caroline Schelling|Caroline Böhmer]] an, Tochter eines Göttinger Theologen und Orientalisten.<ref>[http://edoc.hu-berlin.de/hostings/athenaeum/documents/athenaeum/2002-12/rehme-iffert-birgit-111/PDF/rehme-iffert.pdf Birgit Rehme-Iffert (Tübingen) Friedrich Schlegel über Emanzipation, Liebe und Ehe]</ref> Beide Freundschaften prägten seinen weiteren Lebensweg entscheidend, da sie ihn bei seiner literarischen Tätigkeit unterstützten.


[[Datei:Schleiermacher-Tafel.jpg|mini|hochkant|Gedenktafel an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin]]
Januar 1794 zog er nach Dresden zu seiner Schwester Charlotte. Dort lebte er zurückgezogen, lernte aber [[Christian Gottfried Körner]] kennen und veröffentlichte sein erstes Werk, ''Von den Schulen der griechischen Poesie''. Dabei beschäftigte er sich vor allem mit „Betrachtungen der [[Verslehre|Metrik]]der [[Antike|klassischen Antike]]. Schlegel verfasste 1795 einen Aufsatz ''Über die [[Diotima]]'', in dem er die literarische Figur als Priesterin und als Pythagoreerin darstellte und als „Bild vollendeter Menschheit“ beschrieb, als eine Frau, „in welcher sich die Anmut einer [[Aspasia (Antike)|Aspasia]], die Seele einer [[Sappho]], mit hoher Selbständigkeit vermählt“.<ref>[[Ernst Behler]] (Hrsg.): ''Friedrich Schlegel: Studien des klassischen Altertums'' (= ''Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe'' Bd. 1 Abt. 1), Paderborn 1979, S. 115; vgl. S. CXLIX–CLII.</ref>  
1804 konnte Schleiermacher an der Universität Halle eine Stelle als außerordentlicher Professor der Theologie und [[Philosophie]] antreten; 1806 wurde er dort Ordinarius. Während seines Wirkens in Halle wohnte er in der als ''Gelehrten-Straße'' bekannten [[Große Märkerstraße|Großen Märkerstraße]]. Wegen der kriegsbedingten zeitweiligen Schließung der Universität Halle nach der [[Schlacht bei Jena und Auerstedt]] begab er sich 1807 nach Berlin, wo er ab 1809 als bedeutender und einflussreicher Prediger an der [[Dreifaltigkeitskirche (Berlin)|Dreifaltigkeitskirche]] wirkte und in einem der beiden Pfarrhäuser wohnte.<ref>Bernd Horlemann, Hans-Jürgen Mende (Hrsg.): ''Berlin 1994. Taschenkalender.'' Edition Luisenstadt Berlin, Nr. 01280; Seiten zwischen 13. und 14. Februar: ''Schleiermachers Domizil''</ref> Er trat mit seiner Frau im selben Jahr in [[Carl Friedrich Zelter]]s [[Sing-Akademie zu Berlin]] ein, die sich zu einem geistig kulturellen Zentrum Berlins zu entwickeln begann und der er bis zu seinem Tode angehörte.<ref>[[Hinrich Lichtenstein]]: ''Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung.'' Verlag von Trautwein & Co., 1843, S. 36.</ref> Unter dem Einfluss des [[Heinrich Friedrich Karl vom Stein|Freiherrn vom Stein]] und [[Wilhelm von Humboldt]]s setzte er sich für die Gründung der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] ein, an der er ab 1810 ebenfalls bis zu seinem Lebensende als ordentlicher Professor der Theologie lehrte. Während dieser Jahre veröffentlichte er 1806 ''Die Weihnachtsfeier, ein Gespräch'', 1807 die kritische Schrift ''Über den so genannten ersten Brief des Paulus an den Timotheus'' sowie 1808 ''Gelegentliche Gedanken über Universitäten im deutschen Sinn''. Schleiermacher war Mitglied zahlreicher Intellektuellenvereine, wie beispielsweise der ''[[Christlich-deutsche Tischgesellschaft|deutschen Tischgesellschaft]]'' sowie der [[Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin|Gesetzlosen Gesellschaft Nr.&nbsp;1]] (bzw. der <!-- so restlos blicke ich bei dieser Mitgliedschaft noch nicht durch --> „Zwanglosen Gesellschaft“), deren Vorsitzender er 1829–1834 war.


Am 18. Mai 1809 heirateten Friedrich Schleiermacher und Henriette von Willich (1788–1840), geb. von Mühlenfels. Seine einundzwanzigjährige Braut war die Witwe seines Freundes Pastor [[Ehrenfried von Willich (Prediger)|Ehrenfried von Willich]]. Zu den zwei Kindern, die sie in die Ehe mit Schleiermacher brachte, kamen vier gemeinsame Kinder hinzu. Die Ehe litt allerdings unter der großen Verschiedenheit der Partner und Henriettes Neigung zum [[Okkultismus]]. Schleiermachers Tochter Hildegard heiratete den Parlamentarier [[Maximilian von Schwerin-Putzar]].
1795 machte er Bekanntschaft mit [[Johann Friedrich Reichardt]], der – wie Caroline – ein begeisterter Anhänger der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]], des [[Republikanismus]] und des [[Demokratismus]] war.<ref>Friedrich Schlegel: ''Versuch über den Begriff des Republikanismus''. (1796) In: ''Kritische Schriften und Fragmente''. (1794–1797) Band 1, Ferdinand Schöningh, Paderborn 1988, Seite 55</ref> Die Mitarbeit an dessen Zeitschrift ''Deutschland'' sicherte seit 1796 seinen Lebensunterhalt. Neben dem politischen Artikel ''Versuch über den Begriff des Republikanismus'' erschien darin Schlegels <!--„Cäsar und Alexander“--> scharfe Kritik an den Gedichten [[Friedrich Schiller]]s (Rezension des Schillerschen ''[[Musenalmanach]]s auf das Jahr 1796'').


In der Vielgestaltigkeit seiner in die verschiedensten Richtungen ausgreifenden Tätigkeiten war er eine der bedeutendsten geistigen Größen während der ersten und glänzenden Periode der Berliner Universität. Die Fülle der Gedanken und ihre glänzende Form, vor allem die Vereinigung von Religiosität mit der schärfsten [[Dialektik]] und der freiesten, an kein Herkommen gebundenen Kritik, führten ihm begeisterte Schüler zu. Seine Vorlesungen umfassten nicht nur den gesamten Umfang der theologischen Wissenschaft (mit Ausnahme des alttestamentlichen Fachgebietes), sondern er trug seit 1811 auch eine Dialektik vor, die er als Einheit der [[Logik]] und [[Metaphysik]] fasste.
=== Jena, Berlin ===
Juli 1796 war Schlegel seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau Caroline nach Jena gefolgt. Zunehmend beschäftigte er sich mit Philosophie ([[Kant]], [[Spinoza]]). Hier prägte ihn stark die Philosophie von [[Johann Gottlieb Fichte]] (vgl. dessen ''[[Wissenschaftslehre]]''), mit dem ihn eine Freundschaft verband. Der junge Schlegel machte bei seinem ersten Jenaer Aufenthalt zudem fruchtbare Bekanntschaften mit Schriftstellern der „älteren Generation“: [[Johann Gottfried Herder]], [[Christoph Martin Wieland]] und [[Johann Wolfgang von Goethe]]. In Auseinandersetzung mit deren Werken entwickelte er seine berühmte Literaturtheorie.


Damals erschien seine ''Kurze Darstellung des theologischen Studiums'' (1811).<ref>[http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:9-g-4883651 Friedrich Schleiermacher: ''Kurze Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen'' Berlin 1811.] - Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern</ref> Im dogmatischen Werk ''Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt'' von 1821/22 unternahm Schleiermacher den Versuch, die überlieferte Theologie mit der Innerlichkeit und Freiheit des Subjekts auszusöhnen und zu erfüllen und die [[Religion]] auf das Gefühl absoluter („schlechthinniger“) Abhängigkeit zurückzuführen. Als Seitenstück zur ''Glaubenslehre'' entstand das aus dem Nachlass herausgegebene Werk ''Die christliche Sitte'' (1843).
[[Datei:A.W.Schlegel.jpg|mini|August Wilhelm Schlegel.]]


Als die [[Preußische Akademie der Wissenschaften|Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften]], deren Mitglied Schleiermacher seit 1810 war, ihn 1814 zum Sekretär der philosophischen Abteilung wählte, ließ er sich vom Ministerium von seiner Lehrverpflichtung entbinden, wie er denn überhaupt wachsende Ungunst seitens der Regierung zu erfahren hatte und eine Zeit lang in Gefahr stand, wegen angeblicher Demagogie in Untersuchung gezogen oder abgesetzt zu werden. Die [[Bayerische Akademie der Wissenschaften]] ernannte ihn 1805 zum korrespondierenden auswärtigen Mitglied der philologisch-philosophischen Klasse.<ref>''Die königliche Akademie der Wissenschaften ... zu München. Organisation und Mitglieder derselben''. Carl Wolf, München 1829, S. 71 ([http://books.google.com/books?id=FnVBAAAAcAAJ&pg=PA71 einsehbar] bei [[Google Books]]).</ref>
Ende 1797 hat der Begriff [[Romantik]] für Schlegel schon vielfältige Facetten gewonnen. In einem Brief an seinen Bruder August Wilhelm schreibt er: „Meine Erklärung des Worts ''Romantisch'' kann ich Dir nicht gut schicken, weil sie − 125 Bogen lang ist.<ref>125 Bogen entsprechen 2000 Seiten. Brief vom 1. Dezember 1797 in Ernst Behler u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Friedrich Schlegel. Kritische Ausgabe'' Bd. XXIV, S. 53</ref> In der Literatur sollten nun nicht mehr wie in der Klassik bestimmte Schemata für die Erschaffung eines literarischen Werkes vorgegeben sein, sondern man betrachtete den Künstler als freischaffendes [[Genie]]. Die Regelpoetik und die Forderungen der [[Drei Aristotelische Einheiten|drei aristotelischen Einheiten]] von Raum, Zeit und Handlung verloren an Bedeutung, vielmehr wurde der Roman zum subjektiven Spielfeld des Autors. Ziel war es – nach Schlegel –, Philosophie, [[Prosa]], Poesie, Genialität und [[Kritik]] miteinander verbindend darzustellen. Aus diesen neuen Konstellationen ergab sich ein [[Fragment (Literatur)|fragmentarischer Charakter]] mit unfertigen Handlungssträngen. Schlegel wollte damit den Werdensprozess der Dichtung betonen und meinte, dass der unvollendete Zustand einer Dichtung der Willkür und [[Freiheit]] des Dichters folge.  


[[Datei:Berlin, Kreuzberg, Bergmannstrasse, Dreifaltigkeitsfriedhof II, Grab Friedrich Schleiermacher 01.jpg|mini|hochkant|Das Grab von Friedrich Schleiermacher auf dem Dreifaltigkeitskirchhof&nbsp;II in Berlin-Kreuzberg]]
{{Zitat|Die weiblichen Charaktere und die Liebe im Drama müßen nicht so äußerlich angehängt sein, sondern nothwendig verknüpft, selbst allegorisch für die Verklärung, d[en] Untergang – die Versöhnung; d[en] Kampf und Sieg wie diese im Ganzen herrschen. Sie müssen dasselbe gleichsam personificirt sein. Doch scheinen weibliche Charaktere des Untergangs (wie Lady Macbeth) bedenklich. Besser alle im guten Princip. [...] (KFSA XVII: 160; xvii, 202, 1808)<ref>Die Brüder Schlegel und die 'romantische' Dramatik. Ein typologischer Vergleich von Theorie und Praxis des 'romantischen' Dramas in Deutschland und Spanien von Beatrice Osdrowski, S. 41.</ref> }}
Die Schriften der Preußischen Akademie bereicherte er durch eine große Anzahl von Reden und Abhandlungen, insbesondere über einzelne schwierige Punkte der Geschichte der alten Philosophie. Seine Teilnahme an dem allgemeinen kirchlichen Leben und eine klare Einsicht in die Bedürfnisse desselben hatte er schon durch die 1804 anonym erschienenen ''Zwei unvorgreiflichen Gutachten in Sachen des protestantischen Kirchenwesens in Beziehung auf den preußischen Staat'' bekundet, worin er ausdrücklich auf die Nachteile der Trennung der protestantischen Kirchen hinwies. Als 1817 die [[Unionismus (Protestantismus)|Union zwischen den protestantischen Kirchen Preußens]] auf einer von ihm präsidierten [[Synode (evangelische Kirchen)|Synode]] zustande kam ([[Evangelische Kirche in Preußen|Evangelische Kirche in den Königlich-Preußischen Landen]]), und die Ausschreibungen zur Bildung einer Presbyterial- und Synodal-Verfassung erschienen waren, suchte er das Werk mit Rat und Tat, wenngleich ohne Erfolg, zu fördern. Ebenso wenig vermochte er im [[Agendenstreit|Kampf]] gegen die vom König veranlasste [[Agende]] auszurichten. Unter dem Namen ''Pacificus Sincerus'' schrieb er 1824 ein ''Theologisches Bedenken über das liturgische Recht evangelischer Landesherren'', das den alten Streit über die Rechtsprinzipien in dem Verhältnis zwischen [[Trennung von Kirche und Staat|Kirche und Staat]] wieder anregte. Als Prediger übte Schleiermacher auf den gebildeten Teil des Publikums einen bedeutenden Einfluss aus.


Seine letzte Ruhestätte fand Schleiermacher auf dem [[Dreifaltigkeitskirchhof II]] an der [[Bergmannstraße (Berlin)|Bergmannstraße]] in [[Berlin-Kreuzberg]] (Feld&nbsp;B). Der Entwurf des Grabmals stammt von [[Ludwig Ferdinand Hesse]]. Eine [[Büste]] Schleiermachers, die den Grabstein schmückt, fertigte [[Fritz Schaper]] nach einem Entwurf von [[Christian Daniel Rauch]] aus dem Jahr 1829. Das Grab wird als [[Liste der Ehrengräber in Berlin|Ehrengrab des Landes Berlin]] erhalten.<ref>Hans-Jürgen Mende: ''Lexikon Berliner Grabstätten.'' Haude & Spener, Berlin 2006, S.&nbsp;94. [http://www.gbbb-berlin.com/schlgr_d.htm Weitere Informationen]{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-11 01:19:04 InternetArchiveBot |url=http://www.gbbb-berlin.com/schlgr_d.htm }}</ref>
{{Zitat|Weiterhin betont Schlegel den ‚indirekten religiösen Charakter der dramatischen Poesie‘ (KFSA XVII: 204; xviii,138, 1823), schreibt aber an anderer Stelle, daß die Poesie sowohl heidnisch als auch christlich sein muß, und merkt kritisch an, daß Calderón diesem Ideal nicht entspricht (vgl.KFSA XVII: 258; xix,115, 1811). Ausgeglichen soll das Drama auch insofern sein, als ‚Gott und Teufel, gutes und böses Princip‘ (KFSA XVI: 264; ix,126, 1799-1801) gleichermaßen darzustellen sind.<ref>Die Brüder Schlegel und die ‚romantische‘ Dramatik. Ein typologischer Vergleich von Theorie und Praxis des ‚romantischen‘ Dramas in Deutschland und Spanien von Beatrice Osdrowski, S. 43.</ref>}}


== Theologische Werke ==
In Deutschland taucht der Begriff „[[Historismus]]“ erstmals 1797 bei Schlegel auf, der sich auf „[[Johann Joachim Winckelmann|Winckelmann]]s Historismus“ bezieht, um den „unermeßlichen Unterschied“ zwischen der Antike und der gegenwärtigen Kultur des 18. Jahrhunderts deutlich zu machen. Er plädiert dafür, die Antike nicht durch die philosophische Brille zu betrachten, sondern in ihrer Eigenständigkeit zu akzeptieren.<ref>Friedrich Schlegel: ''Zur Philologie I''. In: ''Kritische-Schlegel-Ausgabe''. Paderborn 1981, XVI, S. 35–41.</ref>


Die [[Aufklärung]] hatte über das 18.&nbsp;Jahrhundert die christliche Religion in Bedrängnis gebracht. Die Geschichtlichkeit war anrüchig geworden, die amtskirchliche Nähe zum Staat galt als Zeichen der Abhängigkeit. Und auch die Reste der Religiosität gerieten zwischen zwei Fronten: Auf der einen Seite stand der [[Rationalismus]], vertreten vornehmlich durch die Schule des [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]], der das Denken wie das Handeln aus einem System allgemeingültiger Wahrheiten [[Deduktion|deduzierte]]. Auf der anderen Seite führte die Kritik [[Immanuel Kant]]s zu einer Moralphilosophie, die allein vom Menschen abhing, ihn in den Mittelpunkt stellte und damit auch den im Namen der Menschlichkeit angerichteten Grausamkeiten zu spotten schien.
Schlegel schrieb in Bezug auf die Dichtung der [[Spätantike]] von „[[Entartete Kunst|entarteter Kunst]]“.<ref>Friedrich Schlegel braucht in seinem Aufsatz „Über das Studium der griechischen Poesie“ (1797) „entartet“ mehrfach in kulturkritischem Sinn: „Der entartete Geschmack hingegen wird der Wissenschaft seine eigene verkehrte Richtung mitteilen, statt dass er von ihr eine bessere empfangen sollte.“ Und: „Die Rückkehr der entarteten Kunst zur echten, vom verderbten Geschmack zum richtigen scheint nur ein plötzlicher Sprung sein zu können (…).“  {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://gra.ch/lang-de/gra-glossar/141 |wayback=20131222020343 |archiv-bot=2018-04-11 01:18:57 InternetArchiveBot }}</ref>


Mit dem Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts schien aber auch der (Spät-)Rationalismus seinen Zenit überschritten zu haben. Die christliche Gegenbewegung fand nun im [[Supranaturalismus]] ihren Ausgangspunkt. Der nie verschwundene [[Pietismus]] entfaltete erneut seine Wirkung. Die in das konfessionelle [[Neuluthertum]] mündende [[Erweckungsbewegung]] gewann allmählich an Profil. In dieser Zeit bezog Schleiermacher Stellung, versuchte die Positionen von Rationalismus und Supranaturalismus, von im weiteren Sinne Kultur und Religion überhaupt zu vermitteln und darin über sie hinauszukommen. Sein theologischer Entwurf machte ihn zum „Kirchenvater des 19.&nbsp;Jahrhunderts“, der „an die Spitze einer Theologie der neuesten Zeit gehört [] und keiner neben ihn“ ([[Karl Barth|Barth]]), in ihm kam die „Antithese der romantischen gegen die aufklärerische Bildung zur vollen Geltung“ (R.&nbsp;Haym), er wurde für viele „die Geburtsstunde [] [ihres] höheren Lebens“ ([[Claus Harms]]). Man sprach andererseits in abschätzigem Sinne
1797 lernte er den Prediger an der [[Charité]] in Berlin [[Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher|Friedrich Schleiermacher]] kennen. Schleiermacher und Schlegel lebten in einer kleinen Wohnung, lasen gemeinsam Fichtes ''[[Wissenschaftslehre]]'' und ''[[Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre]]'', übersetzten [[Platon]] und diskutierten hitzig über [[Lebenskunst]]. Überdies machte er Bekanntschaft mit [[Rahel Varnhagen von Ense]], [[Ludwig Tieck]], [[Dorothea Schlegel|Dorothea Veit]], der Tochter [[Moses Mendelssohn]]s, im [[Literarischer Salon|literarischen Salon]] der [[Henriette Herz]], mit der er nach ihrer Scheidung 1798 zusammenlebte. Diese Zeit findet eine programmatisch überhöhte Darstellung in seinem Roman ''[[Lucinde]]'' (1799).  
von „[[Vermittlungstheologie]], „Gefühlstheologie“ und „[[Kulturprotestantismus]].


=== Über die Religion (1799) ===
1798 gründeten die [[Gebrüder Schlegel]] die ästhetisch-kritische Zeitschrift [[Athenäum (Schlegel)|''Athenäum'']]. Sie gilt als das Sprachorgan der Jenaer Frühromantik. Zusammen mit Novalis entwickelte Friedrich Schlegel in dieser Zeitschrift das [[Fragment (Literatur)|Fragment]] zu einer spezifisch romantischen literarischen Kunstform. Schlegel kritisierte ''[[Wilhelm Meisters Lehrjahre]]''.


{{Hauptartikel|Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern}}
=== Die „Romantiker-Wohngemeinschaft“ in Jena ===
Schleiermachers erster Ansatz zu einer derartigen Theologie fand sich 1799 in ''Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern''. (Nach [[Wilhelm Dilthey]] stammten die ersten Ansätze aus Gesprächen mit [[Henriette Herz]], die schon im Frühjahr 1798 stattgefunden hatten. Im Februar 1799 war die zweite ''Rede'' vollendet). Das anonym veröffentlichte Werk sollte [[Apologetik|Apologie]] und [[Kampfschrift]] zugleich sein. In ihm wollte Schleiermacher die Notwendigkeit religiöser Besinnung aus der Situation des Gebildeten heraus aufzeigen: Dem vernünftig Denkenden sollte gerade in seiner Vernunft die zentrale Bedeutung des Christentums nachgewiesen werden.
[[Datei:Franz Gareis - Novalis.jpg|mini|Novalis um 1799, Porträt von [[Franz Gareis]]]]
<!-- [[Datei:FriedrichWilhelmSchelling.jpg|mini|[[Porträt]] Friedrich Wilhelm Schellings, nach einem  Ölgemälde von [[Christian Friedrich Tieck]], um 1800]] -->


Zu einer der grundlegenden Behauptungen Schleiermachers wurde daher, dass die Religiosität genauso zum Menschen gehöre, wie das (deduktive) Denken und das (moralische) Handeln und somit beide als gleichwertig zu betrachten seien. Die [[Subjekt-Objekt-Spaltung]] zwischen Wahrnehmendem und Wahrgenommenem der Religion sollte nach Schleiermacher gerade durch die Religion überwunden werden, in der Überwindung sollte die Religion sich erst als solche sichtbar machen (und als ''tertium'' belegen).
1799 lebten die beiden Brüder, August Wilhelms Ehefrau Caroline sowie Dorothea Veit für ein halbes Jahr zu viert zusammen – im Hinterhaus, An der Leutra 5, in [[Jena]]. Diese „Romantiker-[[Wohngemeinschaft]]“ bildete das Kernstück der Jenaer Romantik. Die Autoren brachen mit vielen Konventionen: Beispielsweise mischten sie in ihre Romane Gedichte und Balladen, kleine Märchen etc.; dabei bezogen sie sich oft auf Goethes Werke („[[Die Leiden des jungen Werthers|Werther]]“, „[[Wilhelm Meisters Lehrjahre]]“). Dem entspricht Friedrich Schlegels Konzept einer „progressiven Universalpoesie“, die nicht nur unterschiedlichste Gattungen und Wissensgebiete miteinander verbindet, sondern auch über sich selbst nachdenkt und ihre eigene Kritik enthält. In der Romantik wurde mit Friedrich Schlegel der Begriff der Ironie um eine literarische Haltung erweitert, die später als [[romantische Ironie]] bezeichnet wurde.  


Denn die Religion, die für Schleiermacher „Sinn und Geschmack für das Unendliche“ war, überwand in der Wahrnehmung, die er als Verschmelzung von Subjekt (dem religiösen Menschen) und Objekt (der göttlichen Unendlichkeit) begriff, diese Spaltung. „Das Charakteristische ist also ein Doppeltes“, wie [[Martin Kähler]] später formulierte: „Es ist ein Einswerden mit unseren Gegenständen in unserem Inneren [] und ferner: Es bezieht sich auf die Gegenstände als Träger der Wirkung des Universums.“ (''Geschichte der protestantischen Dogmatik'', 55).
Die Gruppe, deren Ziel ein enges Verweben von Leben und Literatur war, erhielt in dieser Zeit häufig Besuch: Mit Friedrich von Hardenberg ([[Novalis]]) und Tieck – dieser erschien mit seinem Schwager [[August Ferdinand Bernhardi]] – verband Schlegel eine enge Freundschaft und die gemeinsame Arbeit am ''Athenäum''. Mit Novalis entwickelte Friedrich Schlegel den Begriff der ''progressiven [[Universalpoesie]]''. Auch sein Mitbewohner aus Berliner Tagen, Friedrich Schleiermacher, die in Jena lebende Schriftstellerin [[Sophie Mereau]] (wenngleich diese eher dem „Schiller-Kreis“ zuzuordnen ist), deren Geliebter und späterer Ehemann [[Clemens Brentano]] sowie die Philosophen [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] und Fichte frequentierten die Wohngemeinschaft. In den Nächten diskutierten sie über Literatur, Kunsttheorie und Philosophie, tagsüber arbeiteten sie an ihren Texten: Friedrich Schlegel unter anderem an der ''[[Lucinde]]'', August Wilhelm und Caroline an den [[Shakespeare]]-Übersetzungen.<ref>{{Cite news| author = [[Gerd Fesser]]| title = Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre| work = [[Die Zeit]]| accessdate = 2012-07-01| date = 2008-04-28| url = http://www.zeit.de/2008/04/A-Jena| quote =Die Schlegels und ihre Freunde – junge Wilde allesamt, Jenaer Boheme. Nächtelang stritten sie über Kunst, Moral und Politik. Sie führten kleine Theaterstücke auf, wanderten gemeinsam, kleideten sich nach der Mode des französischen Empire. Über Schillers Balladen machten sie sich lustig, sein ''Lied von der Glocke'' war ihnen unfreiwillige Satire. Für den platten Rationalismus der Popularaufklärer oder die normative Poetik der Weimarer Klassik hatten sie nur Spott übrig. Schiller blieb das nicht verborgen: In Caroline sah er eine »Madame Lucifer« und in Friedrich Schlegel nur einen »unbescheidenen kalten Witzling«. <br />August Wilhelm Schlegel übersetzte Shakespeare, Novalis, auf der Suche nach der Blauen Blume, schrieb an seinem ''Heinrich von Ofterdingen'', Friedrich Schlegel, von Dorothea und Caroline inspiriert, seinen avantgardistischen Liebesroman ''Lucinde'', Tieck fantastisch-dämonische Märchen. Das kleine Jena war zu einer Geistesmetropole geworden.}}</ref>


Die Schleiermachersche Frömmigkeit als der subjektive Ausdruck der Religion, die später von vielen Theologen brüsk abgelehnt wurde, hat ihre Vorläufer in J.&nbsp;J. Hess mit seinem Werk ''Vom Reich Gottes. Ein Versuch über den Plan der göttlichen Anstalten und Offenbarungen'' (2.&nbsp;Auflage 1781) und [[Johann Albrecht Bengel]] und wurzelt in der deutschen [[Romantik]] und ihrem Menschenbild, wie es sich bei [[Johann Gottfried von Herder]], [[Johann Georg Hamann]], schließlich [[Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling|Schelling]], [[Jakob Friedrich Fries]], [[Wilhelm Martin Leberecht de Wette]] fand. So ist, wenn Religion als Privatsache ausgegeben wird, hier auch nicht egozentrische Überheblichkeit oder schales Privatisieren, sondern der in der Romantik geprägte Individualismus angesprochen, der sich gegen ein funktionell verstandenes Menschenbild der Spätaufklärung abgrenzte und gerade in der Wiederentdeckung der Gefühlswelt mechanistischen Menschenbildern, wie sie sich bei [[René Descartes|Descartes]] fanden, entgegenstand.
[[Datei:Philipp Otto Runge 005.jpg|miniatur|Schlegel begegnete [[Philipp Otto Runge]] in Dresden]]


In der Religion sollen nach Schleiermacher dann aber Anschauung und Gefühl, rezeptiver und spontaner Bewusstseinsakt, das Affizierende und das Affizierte wieder zusammenfallen. Beide Pole werden in der Religion überwunden, denn „[]&nbsp;Anschauung ohne Gefühl ist nichts und kann weder den rechten Ursprung noch die rechte Kraft haben, Gefühl ohne Anschauung ist auch nichts: beide sind nur dann und deswegen etwas, wenn und weil sie ursprünglich Eins und ungetrennt sind.(''Reden'', 73).
Doch dieses Leben dauerte nur einen „Wimpernschlag der Weltgeschichte“<ref>{{Cite news| author = [[Gerd Fesser]]| title = Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre| work = [[Die Zeit]]| accessdate = 2012-07-01| date = 2008-04-28| url = http://www.zeit.de/2008/04/A-Jena}}</ref> an. Im August 1800 habilitierte sich Friedrich Schlegel an der [[Universität Jena]] und lehrte als [[Privatdozent]]. Ein Höhepunkt der Studentenzahlen in Jena zeigte sich im 18.&nbsp;Jahrhundert, als der Ruf der Universität unter Herzog [[Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1828)|Carl August]] Lehrende wie Fichte, Schelling, Schiller, Hegel und Friedrich von Schlegel nach Jena zog. Schlegel veröffentlicht seine ''Ideen'' (1800), in denen es heißt: „Nur durch Beziehung aufs Unendliche entsteht Gehalt und Nutzen; was sich nicht darauf bezieht, ist schlechthin leer und unnütz“.<ref>Friedrich Schlegel: ''Ideen'', in: Kritische Friedrich-Schlegel Ausgabe (KA), hrsg. von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Paderborn, München, Wien, Zürich, Darmstadt 1958 ff. KA 2, 256</ref> Schlegel übertrug in seinem ''Gespräch über die Poesie'' den Begriff [[Arabeske (Literatur)|Arabeske]] als erster auf die Literatur, in der sie eine durch scheinbar chaotische, naturähnliche Strukturen gekennzeichnete Form bezeichnet. An der Universität hielt er die Vorlesung über ''[[Transzendentalphilosophie]]'' (1801). Als sich die Wohngemeinschaft auflöste, verließ er im Dezember 1801 Jena. Schlegel nahm mit Tieck seinen Wohnsitz in Dresden und beide beschäftigten sich mit der Herausgabe von Novalis' Werken ''[[Die Lehrlinge zu Sais]]'' und ''[[Heinrich von Ofterdingen]]''. Schlegel begab sich nach einem Aufenthalt zusammen mit Dorothea, die ihn während dieser Zeit durch schriftstellerische Tätigkeit finanziell unterhielt (vgl. [[Florentin (Roman)]]) nach [[Weimar]].
<!-- === Die Weihnachtsfeier (1806)=== -->


=== Kurze Darstellung des theologischen Studiums ===
Goethe hielt die Beziehungen auch nach dem Bruch der Schlegels mit Schiller (1797) aufrecht. Er führte Wilhelms ''Jon'' (Anfang 1802) und Friedrichs ''Alarcos'' (Mitte 1802) auf, wobei es zum Eklat kam, als die [[August von Kotzebue|Kotzebue]]-Partei, die sowohl in Dissens zu Goethe als auch zu den Schlegel-Brüdern stand, mit einhellig schallendem Gelächter reagierte. Das „Man lache nicht!“ Goethes half wenig.<ref>[http://www.tabularasa-jena.de/artikel/artikel_3440/ Tabula Rasa]</ref>  <!--Die Brüder standen im Kampf gegen [[Rationalismus]] auf Goethes Seite.
In seiner ''Kurze[n] Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen'' (1811; Zweite, wesentlich überarbeitete Auflage 1830) – [[Hans-Joachim Birkner]] sprach von einem „theologischen Reformprogramm“ – vollzog Schleiermacher die Aufteilung der auf die Kirchenleitung bezogenen „positiven Wissenschaft“ Theologie in drei Unterdisziplinen: Philosophische Theologie, Historische Theologie und Praktische Theologie. Letztere begründete Schleiermacher erstmals als wissenschaftliche Disziplin, die nun über die Sammlung pastoraler Klugheitsregeln hinausging und die „Theorie der Praxis“ bot.
Schlegel wandte sich der [[Wartburg]], den verlassenen „Höhen und Burgen“ zu.<ref>[http://www.zeno.org/Literatur/M/Schlegel,+Friedrich/Gedichte Gedichte]</ref>--> Aufgrund einer fehlenden psychologischen Motivierung war der ''Alarcos'' von vornherein zum Scheitern verurteilt.<ref>[http://www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-7733/Dissertation_Osdrowski.pdf S. 210]</ref>


=== Die Glaubenslehre ===
=== Paris und Köln ===
In der ''Glaubenslehre'', die 1821/22 in zwei Bänden erschien (zweite, wesentlich überarbeitete Auflage 1830/1831), legt Schleiermacher dann eine Darstellung des christlichen Glaubens vor. In der Einleitung zu diesem Werk verankert er den Begriff der Religion in einer Theorie des unmittelbaren Selbstbewusstseins bzw. des Gefühls. Religion ist das Gefühl absoluter Abhängigkeit. Der Mensch ist sich immer einer partiellen Freiheit und einer partiellen Abhängigkeit in allem Denken und Handeln bewusst, aber gerade die teilweise Abhängigkeit in allem Bewusstsein der Freiheit führt letztlich auf ein Gefühl völliger Abhängigkeit. In der theologischen Diskussion ist Schleiermachers Religionstheorie heftig umstritten.
[[Datei:Albrecht Altdorfer, The Battle of Alexander at Issus.jpg|mini|hochkant[[Schlacht bei Issos|''Die Alexanderschlacht'']] (1529), [[Alte Pinakothek]], München. Schlegel bewunderte dieses Gemälde von [[Albrecht Altdorfer]]. Er beschrieb die untergehende Sonne als eine kosmische Vision von urweltlicher Großartigkeit.<ref>L. Zahn: ''Geschichte der Kunst''. Bertelsmann, Gütersloh (o. J.), S. 342 f.</ref>]]


Weithin anerkannt ist dagegen inzwischen die Zentralstellung, die Schleiermacher dem Religionsbegriff innerhalb der theologischen Beschreibung der christlichen Frömmigkeit gibt. Denn sowohl der Gottesbegriff als auch der Begriff der [[Offenbarung]], welche in der [[Lutherische Orthodoxie|altprotestantischen Orthodoxie]] das theologische System trugen, waren in der Zeit der Aufklärung scharfer Kritik unterzogen worden. Diese wesentlichen Lehren des Christentums lassen sich demnach nicht mehr durch den Verweis auf die Offenbarung Gottes in der [[Bibel|Heiligen Schrift]] begründen. Schleiermacher versucht dieses Problem durch zwei [[Religionsphilosophie|religionsphilosophische]] Theorieelemente: nämlich durch Aufnahme des Religionsbegriffs und durch die Bestimmung des Wesens des Christentums zu lösen.
Nach dem [[Frieden von Amiens]] <!--im Sommer 1803--> befindet Schlegel sich in Paris zum Studium der Kunstsammlungen, in der Hoffnung eine neue Stelle oder eine verlorengegangene Ur-Einheit zu finden, das [[Goldenes Zeitalter|Goldene Zeitalter]].<ref>[http://books.google.nl/books?id=xlizvaes8CcC&lpg=PA483&ots=uPsI7ETp3X&dq=Schlegel%20Reise%20nach%20Frankreich&hl=nl&pg=PA485#v=onepage&q=Schlegel%20Reise%20nach%20Frankreich&f=false Goethe und das Zeitalter der Romantik von Walter Hinderer]</ref> Dort lebte er in einer ehemaligen Wohnung des [[Baron d'Holbach]], zusammen mit  den Brüdern [[Sulpiz Boisserée|Boisserée]] und [[Alexander Hamilton (Indologe)|Alexander Hamilton]], der als Gefangener der [[Koalitionskriege|napoleonischen Kriege]] in Paris festsaß und einer der wenigen Sanskrit-Kenner seiner Zeit war. Er beschäftigte sich mit dem Studium der [[Indologie]], der [[persische Sprache|persischen Sprache]] als Schüler von [[Antoine-Léonard de Chézy]] und der [[Vergleichende Sprachwissenschaft|vergleichenden Sprachwissenschaft]], weil er wissen wollte, welche Sprachen miteinander verbunden sind; die Ergebnisse seines Nachdenkens betrafen die [[erste Lautverschiebung]] und die [[morphologische Sprachtypologie]]. Schlegel interessierte sich für die in Paris versammelten Gemälde der [[Alte Meister|alten Meister]] und gründete die Zeitschrift ''[[Europa (Zeitschrift)|Europa]]''; [[Heinrich Christoph Kolbe]] wurde sein Mitarbeiter.  
<!-- === Predigten === -->


== Satirische Rezeption ==
Schlegel wurde „eine bedeutende Mittler- und Vermittlerrolle zwischen deutscher und französischer Kultur zugeschrieben“. Er verfolgte damit vielleicht auch ein nur dialektisch zu erreichendes Ziel: „Durch die bessere Kenntnis der französischen Kultur und ihrer Voraussetzungen soll ihre europäische Vorherrschaft und Vorbildhaftigkeit gebrochen werden.<ref>Günter Oesterle: ''Friedrich Schlegel in Paris oder die romantische Gegenrevolution'' (8. Oktober 2005). In: ''Goethezeitportal.''[http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/schlegel_fr/oesterle_revolution.pdf]</ref>  
[[Datei:Berliner Wespen 1868 - Zum Schleiermacher-Fest.png|mini|Zum Schleiermacher-Fest: Was man jetzt in Berlin unter Schleier-Macher versteht.<ref>Berliner Wespen, 8. November 1868.</ref> Karikatur zum 100. Geburtstag]]
<!--Im Dezember 1803 begegnete Friedrich möglicherweise, sicher aber August Wilhelm Schlegel, bei [[Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel]] der französischen Schriftstellerin [[Germaine de Staël]], die auf der Flucht vor Napoleon war. Sie wurde begleitet von ihren zwei Kindern und [[Benjamin Constant]].<ref>Madame De Stael and the Grand-Duchess Louise von Madame de Stael, S. 24 [http://books.google.nl/books?id=FWUBAAAAQAAJ&dq=Goethe%20meeting%20Madame%20de%20Stael%20in%20Weimar&hl=nl&pg=PA24#v=onepage&q=Goethe%20meeting%20Madame%20de%20Stael%20in%20Weimar&f=false]</ref> -->
Schleiermachers Werke wurden vielfach kontrovers aufgenommen. Besonders seine Apologetik des religiösen Gefühls in den ''Reden'', seine Verteidigung des Skandalromans ''[[Lucinde]]'' und seine dogmatischen Innovationen zogen viel Spott auf sich. Gern genutzt wurde dabei sein „Bedeutsamer Name“. So betitelt [[August Wilhelm Schlegel]] seine Verse:
{{Zitat|Der nackten Wahrheit Schleier machen,
Ist kluger Theologen Amt,
Und Schleiermacher sind bei so bewandten Sachen
Die Meister der Dogmatik insgesamt.|ref=<ref>''Bedeutsamer Name.'' In: August Wilhelm von Schlegel’s sämmtliche Werke, hg. v. [[Eduard Böcking]], 2. Band, Leipzig 1846, S. 233; auch online: [http://www.zeno.org/nid/20005614619 zeno.org]</ref>}}
Zum „Schleiermacher-Fest“ 1868 erschien eine Karikatur „Was man jetzt in Berlin unter Schleier-Macher versteht“, welche die Verschleierung der Vernunft mit dem Gewande der Orthodoxie zeigt.<ref>In der Satirezeitschrift ''Berliner Wespen'' vom 8. November 1868; Abbildung in [[Ursula E. Koch]]: ''Der Teufel in Berlin.'' Von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole 1848–1890, Köln: Informationspresse Leske 1991, 196.</ref>
Auch Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sparte 1799 nicht an „Widerporstigkeit“ v. a. gegen die ''Reden'', aber auch den Tenor einer an Fichte, Goethe und Spinoza orientierten Religionsphilosophie und deren Popularisierung überhaupt:
{{Zitat|Zwar, als sie sprachen davon so trutzig,
Wurd ich eine Weile stutzig,
las, als ob ich was verstehen könnt,
Darum so Reden als Fragment.|ref=<ref>''Epikurisch Glaubensbekenntnis Heinz Widerporstens.'' 1799, abgedruckt u. a. in: [[Walter Jaeschke]] (Hrsg.): ''Der Streit um die göttlichen Dinge: Texte und Kommentare.'' Meiner 1999, S. 22ff; auch online: http://www.edition-lgc.de/sonst/texte/schellin.htm</ref>}}


== Gedenktag ==
Am 6. April 1804 heiratete er in der schwedischen Botschaft in Paris [[Dorothea Schlegel|Dorothea]], die, da sie aus jüdischem Elternhaus stammte, vorher zum [[Protestantismus]] konvertieren musste. Kurz darauf ging er nach Köln (wegen der mittelalterlichen Kunstschätze), wo er Vorlesungen an der École Centrale (Nachfolgerin der [[Universitas Studii Coloniensis|alten Universität Köln]]) hielt. Er traf [[Ferdinand Franz Wallraf]], einen besessenen Sammler von allem, was mit der Geschichte Kölns verbunden war. Die Romantik zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte in Deutschland zu einer Begeisterung für die mittelalterlichen Bauwerke, insbesondere für die großen Dome der Gotik und die Burgen. Schlegel lobte 1804/05 in ''Grundzüge der gothischen Baukunst'' die [[Gotik|Gotische]] Stilepoche und sprach dabei wie Goethe von der „deutschen Baukunst“: „Es fand eine Umorientierung statt vom philosophischen [[Pantheismus]] der [[Goethezeit]] zur christlichen [[Spätromantik]], von Baruch Spinoza zu [[Jakob Böhme]] und dem ''Geist des Christentums''&nbsp;[…]“ 1804 reiste Schlegel nach [[Coppet]] zu seinem Bruder und [[Madame de Staël]]. Von dort ging er nach Paris, wurde aber krank und ging zurück nach Köln. Ende 1806 war er ein halbes Jahr zu Gast auf Schloss Acosta in [[Aubergenville]] bei Benjamin Constant und Germaine de Staël. (Seine Frau Dorothea übersetzte ihren Roman ''Corinne'' ins Deutsche.)
12. Februar im Evangelischen Namenkalender.<ref>[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienF/Friedrich_Schleiermacher.htm Friedrich Schleiermacher im Ökumenischen Heiligenlexikon]</ref>


== Zu den Stichworen "Werke" und "Literatur" siehe auch ==
1808 erschien ''[[Über die Sprache und Weisheit der Indier]]'', eine Frucht seiner Pariser Studien, worin er seine romantischen Ideen über Sprache, Religion und Kultur darlegte.<ref>Anna Morpurgo Davies (1998) ''History of Linguistics'', S. 61.</ref> Es war Schlegel, der den Begriff [[Vergleichende Sprachwissenschaft]] einführte.<ref>http://plato.stanford.edu/entries/schlegel/</ref> Schlegel verglich [[Sanskrit]] mit [[Latein]], [[Griechische Sprache|Griechisch]], [[Persische Sprache|Persisch]] und Deutsch und wies viele Gemeinsamkeiten in [[Vokabular]] und Grammatik nach. Die Behauptung der Gemeinsamkeiten dieser Sprachen ist nach einigen Bearbeitungen und Umformulierungen heute allgemein anerkannt. Weniger einig ist man sich darüber, in welcher geografischen Region diese Vorläufersprache anzusiedeln sei (siehe auch [[Out-of-India-Theorie]]). Schlegel war auch der Erste, der Sanskrit bei der [[Etymologie]] des [[Schamanismus]]-Begriffs mit einbezog.<ref>[[Erich Kasten]] (Hrsg.): ''Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler'', S. 24, 172–187. Zur Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart, 13. Dezember 2008 bis 28. Juni 2009, Reimer Verlag 2009, ISBN 978-3-496-02812-3.</ref>
* {{WikipediaDE|Friedrich Schleiermacher}}


==Siehe auch ==
=== Als Konvertierter in Wien ===
* {{WikipediaDE|Friedrich Schleiermacher}}
[[Datei:Philipp Veit - Friedrich Schlegel 1810.jpg|mini|Friedrich Schlegel um 1810 (Zeichnung von [[Philipp Veit]], aber gespiegelt)]]
[[Datei:Schlegelvers1829.jpg|mini|Friedrich von Schlegel (1829) <br /> von [[Josef Axmann]] oder Auguste von Buttlar, seiner Nichte, die ihn nach Dresden begleitete.]]
 
Schlegel beschäftigte sich nicht länger mit Sanskrit,<ref>Anna Morpurgo Davies (1998) ''History of Linguistics'', S. 81.</ref> aber mit [[Provence|provençalischer]] Poesie und mit dem habsburgischen Kaiser Karl V. Sein Interesse für den [[Katholizismus]] stieg in der Kölner Zeit immer mehr, so dass er 1808 mit seiner Ehefrau im [[Kölner Dom]] konvertierte. Anschließend zog er im Juni nach Prag und Wien, traf zwischendurch [[Johanna Schopenhauer]] <!--Dorothea kam erst in November-->und suchte einen Verleger, der sein Gesamtwerk herausgeben sollte. Mit einer Anstellung bei [[Karl von Österreich-Teschen]], in dessen Hauptquartier er 1809 die ''Oesterreichische Zeitung'' herausgab,<ref>''Oesterreichische Zeitung''. (Herausgegeben im Hauptquartier des Erzherzogs Carl durch Friedrich von Schlegel). S.l. 1809. [http://data.onb.ac.at/ABO/%2BZ137278509 (Volltext)].</ref> und der Wiener Armeehofkommission trat er in den Staatsdienst ein. 1810 wurde er Journalist bei der Zeitschrift ''Österreichischer Beobachter''<ref>[http://homepage.univie.ac.at/romantik.germanistik/zs_oesterreichischerbeobachter.html]</ref>; (die [[Wiener Zeitung]] war in Händen Napoleons).<ref> Ernst Behler (1966) Friedrich Schlegel, Reinbek bei Hamburg, 1966, S. 110.</ref> Er machte Bekanntschaft mit dem Historiker [[Joseph von Hormayr]], mit [[Klemens Maria Hofbauer]], der sich mit der religiösen Erneuerung in Wien befasste, mit dem Maler [[Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld]], dem Politiker [[Friedrich von Gentz]] und dem Schriftsteller [[Theodor Körner (Schriftsteller)|Theodor Körner]]. Während des [[5. Koalitionskrieg]]s lebte er kurze Zeit in [[Pest (Stadt)|Pest]] und lernte [[Ungarische Sprache|Ungarisch]]. Nach dem [[Frieden von Schönbrunn]] ging er zurück nach Wien.
 
Im Jahr 1810 hielt er Vorlesungen „Über die neuere Geschichte“ und 1812 Vorlesungen zur „Geschichte der alten und neuen Literatur“, die er im Tanzsaal eines Gasthofs dozierte. [[Joseph von Eichendorff]] war anwesend und schrieb « Die erste Vorlesung Schlegels (Geschichte der Literatur, 12 Gulden Einlösscheine das Billet) im Tanzsaale des römischen Kaisers. Schlegel, ganz schwarz in Schuhen auf einer Erhöhung hinter einem Tischchen lesend. Mit wohlriechendem Holz geheizt. Großes Publikum. Vorn Kreis von Damen, Fürstin Liechtenstein mit ihren Prinzessinnen, Lichnowsky, etc. 29 Fürsten. Unten großes Gedränge von Equipagen, wie auf einem Ball. Sehr brillant.» <ref>Ernst Behler (1966) S. 120.</ref> 1812 gründete er die Zeitschrift ''Deutsches Museum'' und berichtete über [[Burg Karlštejn|Burg Karlstein]] und rudolfinische Kunst. In 1813 machte er Bekanntschaft mit [[Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein]].
 
1814 ernannte [[Pius VII.]] ihn zum „[[Christusorden (Heiliger Stuhl)|Ritter des päpstlichen Christusorden]]s“. Ab dieser Zeit benutzte er seinen adligen Titel, den die Familie ein Jahrhundert nicht verwendet hatte. Schon vor dem [[Wiener Kongress]] beschäftigte er sich mit der Verfassung Deutschlands und Österreichs nach Napoleon. Schon nach [[Jakob Bleyer]] war seine Rolle dabei bedeutender und weitwirkender als gemeinhin angenommen wurde. [[Ernst Behler]] meinte: „Vor allem war es ihm darum zu tun, zwei Lieblingsideen in die künftige deutsche Verfassung einzufügen, die er das ''Bürgerrecht der Israeliten'' und die ''Wiederherstellung der katholischen Kirche in Deutschland'' nannte.“<ref>Ernst Behler (1966) S. 123–124.</ref> Er verwies darauf, dass Juden alle bürgerlichen Pflichten, besonders den [[Kriegsdienst]], erfüllt hätten und man ihnen deshalb nicht länger die [[Bürgerrechte]] verwehren könne. 1815 bis 1818 war er als österreichischer Legationsrat am [[Bundestag (Deutscher Bund)|Diet]] in [[Frankfurt am Main|Frankfurt]].
 
1818 macht er eine Rheinreise zusammen mit August Wilhelm, der Inhaber des ersten Lehrstuhls für [[Indologie]] in Deutschland an der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]] geworden war. Dieser hatte sich in Paris Buchstaben für den Satz des indischen [[Devanagari]]-Alphabets herstellen lassen, um damit die ersten Sanskrit-Texte in Europa zu drucken. Das erste Buch war 1823 die [[Bhagavad Gita]] mit einer lateinischen Übersetzung von August Wilhelm.<ref>[[Volker Zotz]]: ''Auf den glückseligen Inseln''. Theseus, 2000, S. 67–68.</ref> 1819 begleiteten er und [[Clemens Brentano]] den Kaiser [[Franz II. (HRR)]] und [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich]] nach Rom, wo seine Frau und ihre beiden Söhne, [[Philipp Veit|Philip]] und [[Johannes Veit]] lebten.
 
[[Datei:Dresden Alter Kath Friedhof CWFriedvSchlegel.JPG|mini|Grab des Dichters auf dem Alten Katholischen Friedhof Dresden]]
 
Mit der ''Concordia'' begründete Friedrich 1820 eine weitere Zeitschrift. Mitarbeiter wurden [[Adam Müller von Nitterdorf]], [[Franz von Baader|Franz Baader]], <!--, Carl Ludwig Haller, Franz Buchholz--> [[Joseph Görres]] und [[Zacharias Werner]]; der katholische Aspekt stand dabei deutlich im Vordergrund. Er verurteilte die Neuzeit insgesamt und plädierte für die Wiederherstellung der mittelalterlichen [[Ständeordnung]]. „Zu Lebzeiten wurde Schlegel von den Zeitgenossen mehr und mehr nur noch als Repräsentant der katholischen Partei und der päpstlichen Interessen in Deutschland gesehen.“<ref>Klaus Peter: ''Friedrich Schlegel''. Realien zur Literatur. Sammlung Metzler, Stuttgart 1978, ISBN 3-476-10171-1, S. 82.</ref>
Die ''Concordia'' stieß auf Ablehnung, nicht nur bei Protestanten und Liberalen, sondern auch bei August Wilhelm, Metternich und dessen Umgebung. 1823 kam das sechste und letzte Heft heraus. Schlegel machte mehrere Reisen nach [[Schloss Feistritz (Ilz)]]. Der Zwiespalt, der sich zwischen den Brüdern auftat, wurde nicht mehr überbrückt und führte 1828 zur öffentlichen Distanzierung August Wilhelms von Friedrich. So beschränkte sich die Wirkung Schlegels mehr und mehr auf einen engen Kreis Gleichgesinnter.<ref>Klaus Peter (1978) ''Friedrich Schlegel'', S. 72–74. </ref> Er wurde [[Mystiker]] und beschäftigte sich mit [[Telepathie]].<ref>Ernst Behler, op. cit., p.137.</ref>
 
Nachdem er in Wien seine Vorlesungen zur [[Lebensphilosophie|''Philosophie des Lebens'']]<ref>Friedrich Schlegel: Philosophie des Lebens. In fünfzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1827, KA 10, S. 1–308</ref> (1827) und zur ''Philosophie der Geschichte'' (1828)<ref>Friedrich von Schlegel: [http://books.google.de/books/about/Philosophie_der_Geschichte.html?id=JeMGAAAAcAAJ&redir_esc=y Philosophie der Geschichte: in achtzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1828, Band 1 = KA Bd. 9]</ref> gehalten hatte, reiste er 1828 nach Dresden, wo er Vorlesungen über die ''Philosophie der Sprache und des Wortes'' vorbereitete.<ref>Friedrich Schlegel: Philosophische Vorlesungen insbesondere über Philosophie der Sprache und des Wortes. Geschrieben und vorgetragen zu Dresden im Dezember 1828 und in den ersten Tagen des Januar 1829, KA 10, S. 309–534</ref> Friedrich von Schlegel starb völlig unerwartet an einem schweren [[Schlaganfall]] in seinem Gasthof. Er ist am 14. Januar auf dem [[Alter Katholischer Friedhof (Dresden)|Alten Katholischen Friedhof]] in Dresden beerdigt. <!--Dorothea war in Berlin; [[Adam Müller von Nitterdorf]] starb sechs Tage später wegen einer Nervenkrise.-->
 
== Schlegels Philosophie ==
*„Wer ein System hat, ist so gut geistig verloren, als wer keins hat. Man muß eben beides verbinden.“<ref>[http://books.google.nl/books?id=qTdvGVrZYc4C&lpg=PA287&ots=eg5BS6DWqU&dq=Andreas%20Arndt%3A%20Friedrich%20Schlegels%20dialektischer%20Systembegriff.&hl=nl&pg=PA287#v=onepage&q=Andreas%20Arndt:%20Friedrich%20Schlegels%20dialektischer%20Systembegriff.&f=false System und Systemkritik um 1800: System der Vernunft - Kant und der deutsche Idealismus, Volume 3 von Christian Danz, Jürgen Stolzenberg]</ref>
* „Man kann nur Philosoph werden, nicht es sein; so bald man es zu sein glaubt, hört man auf es zu werden.“
* (unter Bezug auf Fichte:) „Die Welt ist ''kein System'', sondern ''eine Geschichte'', aus der nachher freilich Gesetze folgen können.“
* „Wahrheit ist die ,Indifferenz (…) zweyer sich entgegengesetzter Irrthümer‘.“<ref>[http://books.google.nl/books?id=qTdvGVrZYc4C&lpg=PA287&ots=eg5BS6DWqU&dq=Andreas%20Arndt%3A%20Friedrich%20Schlegels%20dialektischer%20Systembegriff.&hl=nl&pg=PA297#v=onepage&q=Andreas%20Arndt:%20Friedrich%20Schlegels%20dialektischer%20Systembegriff.&f=false System und Systemkritik um 1800]</ref>
* „Unser Wissen ist nichts, wir horchen allein dem Gerüchte.“<ref>[https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1798_4frschlegel.html#gliederung1 Geschichte der Poesie der Griechen und Römer]</ref>
 
Wissen ist nicht alles – so die Kurzformel der [[romantisch]]en Kritik an der [[Aufklärung]]. Vernunft ist eine Dimension, die die Ganzheitlichkeit der Welt alleine nicht beschreiben kann. Die Geschichte kann man nicht richtig erfassen, wenn man ihr nicht auch poetisch und intuitiv begegnet und versucht, auch die Gefühlswelt der betrachteten Zeit nachzuempfinden. Die Konzentration auf das Rationale verpasst das Organische, das Werden und Vergehen in einer geschichtlichen Kultur. Diese von [[Johann Georg Hamann|Hamann]] (''[[Sokratische Denkwürdigkeiten]]'') und [[Johann Gottfried Herder|Herder]] (''[[Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit]]'') in die Debatte eingebrachten Gedanken wurden in der Romantik aufgenommen und neben anderen von [[Novalis]] (''[[Blüthenstaub]]'') und Schlegel erneut formuliert.<ref>Der Absatz ist übernommen aus dem Wikipedia-Artikel: [[Geschichte der Philosophie]]</ref>
 
In den Kölner „Philosophischen Vorlesungen“ (1804–1806) formulierte Schlegel die in der Philosophie Indiens gegründete Idee des „Gesetzes vom ewigen Kreislauf“, mit der er den linearen Fortschrittsgedanken der Aufklärer kritisierte:
:„Philosophisch kann man als allgemeines Gesetz für die Geschichte aufstellen, daß die einzelnen Entwicklungen gemäß dem für sie geltenden Gesetze des Ueberspringens in das Gegentheil Gegensätze bilden, in Epochen, Perioden zerfallen, das Ganze der Entwicklung aber einen Kreislauf bildet, in den Anfang zurückkehrt; ein Gesetz, welches allein auf Totalitäten anwendbar ist.“<ref>Friedrich von Schlegel: ''Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts.'' Band 3, hrsg. von [[Karl Joseph Hieronymus Windischmann]], 2. Aufl. Weber, 1846, 218 ([http://books.google.de/books?id=4-QBAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=snippet&q=Kreislaufs&f=false Google books]).</ref>
Für Schlegel gibt es keine endgültigen Wahrheiten, die sich, wie es sich die Aufklärung vorstellte, im Licht der Vernunft herauskristallisierten. Die Geschichte ist ein unendlicher Prozess des Werdens und Vergehens. Die Welt kann deshalb nicht statisch betrachtet werden, sondern die Wissenschaft muss sich mit dem Werden auseinandersetzen. Die primäre Wissenschaft ist deshalb die Geschichte und nicht die Philosophie.
:„Wenn die Geschichte die einzige Wissenschaft ist, könnte man fragen, wie verhält sich den die Philosophie zu derselben? Die Philosophie selbst muß dem Geiste nach historisch, ihre Denk- und Vorstellungsart überall genetisch und synthetisch seyn; dies ist auch das Ziel, welches wir uns bei unserer Untersuchung vorgesetzt haben.“<ref>Friedrich von Schlegel: Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts, Band 3, hrsg. von Karl Joseph Hieronymus Windischmann, 2. Aufl. Weber, 1846, 127</ref>
Er lehnte die Vorstellung einer [[Wahrheit]] als Korrespondenz der Dinge mit den Vorstellungen im Verstande ab, denn dann müssten ja die Vorstellungen ebenso fixiert sein wie die Dinge und würden die Freiheit des Denkens verlieren. {{Zitat|Es gibt keine wahre Aussage, denn die Position des Menschen ist die Unsicherheit des Schwebens. Wahrheit wird nicht gefunden, sondern produziert. Sie ist relativ.<ref>Nach ''Philosophische Lehrjahre'' (Bd. 18 der Kritischen Schlegel-Ausgabe), Nr. 1149, formuliert in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Idealismus''. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02118-2, S. 350.</ref>}}
Deshalb lehnt er auch Fichtes subjektive Identität des Ich in sich selbst ab. Es geht nicht um die Beziehung von erkennendem Ich und einem diesem gegenüberstehenden Nicht-Ich, sondern um einen Sinnzusammenhang, in dem die Beziehung des endlichen Ich mit dem Unendlichen, an dem es teilhat, hergestellt wird. Freiheit entsteht gerade dadurch, dass die Einbildungskraft nicht an einen materiellen kausalen Zusammenhang gebunden ist. Diese Freiheit kommt in der Poesie am stärksten zum Ausdruck.
:„Der eigene Zweck der Einbildungskraft ist das innere, freie, willkürliche Denken und Dichten. Im Dichten ist sie auch wirklich am freiesten.“<ref>Friedrich Schlegel: Entwicklung der Philosophie in 12 Büchern, in: Kritische Ausgabe, hrsg. von Behler, Band 12, Schöningh, München-Paderborn-Wien 1964, 359</ref>
 
Angesichts der Grenzen menschlicher Erkenntnis, die das Absolute nicht fassen kann, sah Schlegel einen Ausweg in der poetischen Literatur, die einen Weg erschließt, sich dem transzendenten, nicht konkret fassbaren Göttlichen so weit wie möglich zu nähern.
:„Weil aber alle Erkenntnis des Unendlichen wie ihr Gegenstand immer unendlich und unergründlich, also nur indirekt sein kann, wird sinnbildliche Darstellung nötig, um das, was nicht im ganzen erkannt werden kann, doch teilweise erkennen zu können. Was nicht in einen Begriff zusammengefaßt werden kann, läßt sich vielleicht durch ein Bild darstellen; und so führt dann das Bedürfnis der Erkenntnis zur Darstellung, die Philosophie zur Poesie.“<ref>Friedrich Schlegel: „Geschichte der europäischen Literatur“, KFSA 11, S. 9</ref>
Philosophie und Poesie sind keine Gegensätze, sondern bedürfen der gegenseitigen Ergänzung:
:„Sie sind unzertrennlich verbunden, ein Baum, dessen Wurzel die Philosophie, dessen schönste Frucht die Poesie ist. Poesie ohne Philosophie wird leer und oberflächlich, Philosophie ohne Poesie bleibt ohne Einfluß und wird barbarisch.“<ref>Friedrich Schlegel: „Geschichte der europäischen Literatur“, KFSA 11, S. 10</ref>
 
=== Politische Philosophie ===
In der frühen Phase seines Philosophierens stand Schlegel wie andere Romantiker unter dem Eindruck der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]]. In seinem ''Versuch über den Begriff des Republikanismus'' kritisiert er die Definition des Republikanismus in Kants Schrift [[Zum ewigen Frieden]] bzw. geht weit über diese Definition hinaus. Der Republikanismus müsse notwendig demokratisch sein. Schlegel fordert, dass der „empirische Wille“, also der „Wille der Mehrheit als Surrogat des allgemeinen Willens gelten“ solle, da der a priori gedachte „absolut allgemeine Wille .. im Gebiete der Erfahrung nicht vorkommen kann“.<ref>F. Schlegel: ''Versuch...'', S. 302 f. In: Herbert Uerlings (Hrsg.): ''Theorie der Romantik'', Stuttgart 2013.</ref> Er legitimiert in besonderen Fällen auch die [[Insurrektion]], also den Aufstand oder die Revolution: Es ließe sich denken, dass in bestimmten Situationen die „konstituierte Macht für de facto annulliert geachtet werden und die Insurrektion also jedem Individuum erlaubt sein soll“, zum Beispiel wenn ein Diktator die Macht auf Dauer usurpiert oder wenn die Verfassung vernichtet wird.<ref>Schlegel, ''Versuch...'', S. 313.</ref> Damit wendet er sich implizit auch gegen die nur kurze Zeit später von Kant (in der [[Die Metaphysik der Sitten|Metaphysik der Sitten]] 1797) entwickelte Vorstellung, dass es ein Verbrechen sei, vom allgemeinen Volkswillen legitimierte Gesetze auch nur vorübergehend außer Kraft zu setzen.
 
Nach der Restauration von 1815 nimmt Schlegel in seiner Funktion am österreichischen Hof eine wesentlich konservativere Position ein: In seinem Essay ''Signatur des Zeitalters'' (1820) kritisiert er das doppelte Übel des Idealismus und des britisch-amerikanischen Parlamentarismus. Er fordert einen organisch-korporatistischen christlichen Staat mit der Familie als Zentrum, wie es Hegel in seiner Philosophie des Rechts vorschwebt.
 
== Werke ==
[[Datei:Schlegel Lucinde 1799 - Title page.jpeg|mini|Titelblatt der Erstausgabe von ''Lucinde'']]
 
* ''Vom ästhetischen Werte der griechischen Komödie.'' 1794.
* ''Über die Diotima.'' 1795.
* ''Versuch über den Begriff des Republikanismus.'' 1796.
* ''Georg Forster.'' 1797. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0197.htm Volltext])
* ''Über das Studium der griechischen Poesie.'' 1797. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0136.htm Volltext])
* ''Über Lessing.'' 1797. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0191.htm Volltext])
* ''Kritische Fragmente.'' („Lyceums“-Fragmente), 1797. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0042.htm Volltext])
* ''Fragmente.'' („Athenaeums“-Fragmente), 1798. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0060.htm Volltext])
* ''Geschichte der Poesie der Griechen und Römer'' 1798.<ref>[https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1798_4frschlegel.html#gliederung1 Geschichte der Poesie der Griechen und Römer]</ref>
* ''Ueber Goethe’s Meister.'' 1798. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0061.htm Volltext])
* ''Lucinde.'' 1799. ({{DTAW|schlegel_lucinde_1799}})
* ''Über die Philosophie. An Dorothea.'' 1799. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0064.htm Volltext])
* ''Ideen.'' 1800. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0062.htm Volltext])
* ''Gespräch über die Poesie.'' 1800. ([http://www.zbk-online.de/texte/B0003.htm Volltext])
* ''Über die Unverständlichkeit.'' 1800. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0063.htm Volltext])
* ''Charakteristiken und Kritiken.'' 1801.
* ''Transcendentalphilosophie.'' 1801.
* ''Alarkos.'' 1802.
* ''Reise nach Frankreich.'' 1803. ([http://www.zbk-online.de/texte/A1673.htm Volltext])
* ''Beiträge zur Geschichte der europäischen Literatur.'' 1803. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0102.htm Volltext])
* ''Pariser Neuigkeiten.'' 1803. ([http://www.zbk-online.de/texte/A0107.htm Volltext])
* ''Grundzüge der gotischen Baukunst.'' 1804/1805.
* ''Über die Sprache und Weisheit der Indier.'' 1808. ({{DTAW|schlegel_indier_1808}})
* ''Deutsches Museum.'' (Als Hg.) 4 Bde. Wien 1812–1813, Camesina > [[s:Zeitschriften (Literatur)#DM|Zeitschriften Literatur]].
* ''Geschichte der alten und neueren Literatur.'' Vorlesungen, 1815.
 
'''Werkausgaben:'''
* ''Sämmtliche Werke.'' 10 Bde., Wien 1822–1825
* ''Sämmtliche Werke.'' 2. Original-Ausgabe, 15 Bde., 4 Supplementbände, Wien & Bonn 1846
* Jakob Minor: ''Friedrich Schlegel. Seine prosaischen Jugendschriften 1794–1802.'' 2 Bde. Konegen, Wien 1882.
* Ernst Behler, Jean-Jacques Anstett, Hans Eichner (Hrsg.): ''Friedrich Schlegel. Kritische Ausgabe seiner Werke.'' 35 Bde. (noch nicht abgeschlossen; [http://www.schoeningh.de/katalog/list/reihe/friedrich_schlegel_kritische.html Website]), Paderborn u. a. 1958 ff.
** Abt. 1: Kritische Neuausgabe
** Abt. 2: Schriften aus dem Nachlaß
** Abt. 3: Briefe
** Abt. 4: Editionen, Übersetzungen, Berichte
* Ernst Behler (Hrsg.): ''Friedrich Schlegel. Kritische Schriften und Fragmente. Studienausgabe.'' 6 Bde., ebd. 1988;
* Wolfgang Hecht (Hrsg.): ''Friedrich Schlegel. Werke.'' 2 Bde., Berlin/Weimar 1980.
* ''Schriften zur Kritischen Philosophie 1795–1805''. Mit einer Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Andreas Arndt und Jure Zovko, Meiner, Hamburg 2007, ISBN 978-3-7873-1848-3 ([http://www.e-cademic.de/data/ebooks/extracts/9783787318483.pdf Inhalt und Einleitung] (PDF; 389&nbsp;kB), [http://edoc.hu-berlin.de/hostings/athenaeum/documents/athenaeum/2008-18/erlinghagen-armin-217/PDF/erlinghagen.pdf Rezension]; PDF; 94&nbsp;kB)
* ''»Athenaeum«-Fragmente und andere frühromantische Schriften.'' Philipp Reclam jun., Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-019525-3.
 
== Nachlass ==
* Von 1822 bis 1825 hat sich Schlegel der Edition seiner ''Sämtliche Werke'' gewidmet. Windischmann gab die „Philosophischen Vorlesungen“ seines verstorbenen Freundes Schlegel heraus.
* Ein Teil des Nachlasses wurde 2009 dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln übergeben, darunter Manuskripte, Texte und Entwürfe mit handschriftlichen Ergänzungen. Der Teilnachlass ist Eigentum der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und umfasst 3.321 Seiten.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Friedrich Schlegel}}
 
== Literatur ==
[[Datei:Schlegels.jpg|mini|hochkant=1.2|Büsten von Caroline Böhmer und der Brüder Schlegel vor dem Romantikerhaus in Jena]]
 
(Chronologisch)
* Josef Körner (Hrsg.): ''Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis.'' Drei Bände (Bände 1 u. 2: Rohrer, Brünn, Wien, Leipzig 1936/37; Band 3: Francke, Bern 1958).
* Curt Grützmacher: ''Athenaeum. Eine Zeitschrift 1798–1800 von August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel''. Ausgewählt und bearbeitet von Curt Grützmacher. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1969.
* Antoine Berman: ''L’épreuve de l’étranger. Culture et traduction dans l’Allemagne romantique: Herder, Goethe, Schlegel, Novalis, Humboldt, Schleiermacher, Hölderlin.'' Paris, Gallimard 1984, ISBN 978-2-07-070076-9.
* Gerhard Kraus: ''Naturpoesie und Kunstpoesie im Frühwerk Friedrich Schlegels.'' Erlangen 1985, ISBN 3-7896-0164-0.
* Manfred Engel: ''Der Roman der Goethezeit''. Bd. 1: ''Anfänge in Klassik und Frühromantik: Transzendentale Geschichten.'' Stuttgart, Weimar 1993, S. 381–443, ISBN 3-476-00858-4.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629102753/http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schlegel_k_w_f.shtml |autor=Thomas Brechenmacher|artikel=SCHLEGEL, (Karl Wilhelm) Friedrich von|band=9|spalten=241–250}}
* Dirk von Petersdorff: ''Mysterienrede. Zum Selbstverständnis romantischer Intellektueller.'' Tübingen 1996, ISBN 978-3-484-18139-7.
* Werner Hamacher: ''Der ausgesetzte Satz. Friedrich Schlegels poetologische Umsetzung von Fichtes absolutem Grundsatz.'' – In: Werner Hamacher: ''Entferntes Verstehen.'' Frankfurt 1998, S. 195ff., ISBN 3-518-12026-3.
* Friederike Rese: ''Republikanismus, Geselligkeit und Bildung. Zu Friedrich Schlegels „Versuch über den Begriff des Republikanismus“.'' In: ''Athenäum. Jahrbuch für Romantik'' 7 (1997), S. 37–71.
* Peter Schnyder: ''Die Magie der Rhetorik. Poesie, Philosophie und Politik in Friedrich Schlegels Frühwerk.'' Schöningh, Paderborn [u. a.] 1999, ISBN 3-50-677956-7.
* Berbeli Wanning: ''Friedrich Schlegel. Eine Einführung.'' Hamburg 1999, ISBN 3-88506-306-9.
* Ernst Behler: ''Friedrich Schlegel. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. 7. Aufl. Hamburg 2004 (RoRoRo Bildmonographien), ISBN 3-499-50123-6.
* Franz-Josef Deiters: ''„Die Poesie ist eine republikanische Rede“. Friedrich Schlegels Konzept einer selbstreferentiellen Dichtung als Vollendung der Politischen Philosophie der europäischen Aufklärung.'' In: ''Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte'' 81,1 (2007), S. 3–20; zugleich in: ''Estudios Filológicos Alemanes'' 12. Hrsg. v. Fernando Magallanes Latas. Sevilla 2006, S. 107–124.
* Anna Morpurgo Davies (1998) ''History of Linguistics'' edited by Giulio Lepschy. Volume IV. Longman. London and New York.
* {{NDB|23|40|42|Schlegel, Carl Wilhelm Friedrich von|Jure Zovko|118607987}} <!-- von 2007 -->
* Jens Szczepanski: ''Subjektivität und Ästhetik: Gegendiskurse zur Metaphysik des Subjekts im ästhetischen Denken bei Schlegel, Nietzsche und de Man'', transcript, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-709-7
* Ulrich Breuer: ''Friedrich Schlegel.'' In: Wolfgang Bunzel (Hg.): ''Romantik. Epoche – Autoren – Werke.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-353422073-1, S. 60–75.
* Johannes Endres (Hg.): ''Friedrich Schlegel-Handbuch.''  J.B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02522-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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{{Commons|Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher}}
* {{DNB-Portal|118607987}}
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* {{DDB|Person|118608045}}
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Schlegel,+Friedrich}}
; Primärquellen
* {{PGDA|520}}
* {{PGDA|522}}
* [http://www.uni-duisburg-essen.de/lyriktheorie/texte/1794_frschlegel.html Friedrich Schlegel: ''Schulen der griechischen Poesie.''] 1794; im [http://www.uni-duisburg-essen.de/lyriktheorie/ Projekt „Lyriktheorie“]
* [http://schleiermacher-in-berlin.bbaw.de/index.xql Projektwebseite des Akademievorhabens "Schleiermacher in Berlin 1808–1834. Briefwechsel, Tageskalender, Vorlesungen."] (Beta-Version, online seit dem 7. April 2016)
* [http://www.uni-duisburg-essen.de/lyriktheorie/texte/1798_0frschlegel.html Friedrich Schlegel: ''Geschichte der Poesie der Griechen und Römer.''] 1798; im [http://www.uni-duisburg-essen.de/lyriktheorie/ Projekt „Lyriktheorie“]
* [http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?p=1214&print=1 Erkennen, nicht lernen ist der Zweck der Universität], Ein fiktives Gespräch aus: Forschung & Lehre Oktober 2008.
* [http://myrrhwolf.piranho.com/schlegel_athenaeum.htm Literaturbrevier: Athenäums-Fragmente] – Ausgewählte Athenäums-Fragmente von Friedrich Schlegel
 
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/schlegel/ Allen Speight (2007): ''Friedrich Schlegel''}}
; Sekundärliteratur
Aufsätze über Schlegel
* Michael Forster: [http://plato.stanford.edu/entries/schleiermacher/ Schleiermacher], in: Stanford Encyclopedia of Philosophy 2002 (englisch, inklusive Literaturangaben)
* [http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/schlegel_fr/markner_epik.pdf Reinhard Markner: ''Fraktale Epik. Friedrich Schlegels Antworten auf Friedrich August Wolfs homerische Fragen''] (PDF-Datei; 255 kB)
* Sang-Youn Han: [http://d-nb.info/976047764 Schleiermachers Religionsbegriff und die Philosophie des jungen Heideggers], Diss. Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Philosophie, Pädagogik und Publizistik, 2005
* [http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/schlegel_fr/oesterle_revolution.pdf Günter Oesterle: ''Friedrich Schlegel in Paris oder die romantische Gegenrevolution''] (PDF-Datei; 156 kB)
* Sigurd Hebenstreit: [http://www.sigurdhebenstreit.de/texte/2/11/index.htm Friedrich Schleiermacher], biographische Einführung mit Akzent auf Wirken als Pädagoge
Friedrich Schlegel-Gesellschaft
* Jan Rohls: [http://edoc.hu-berlin.de/docviews/abstract.php?lang=ger&id=30230 Schleiermacher und die wissenschaftliche Kultur des Christentums], HU Berlin, Hefte 160 2009, ISBN 978-3-86004-241-0, S. 3–58.
* [http://www.schlegel-gesellschaft.de/ Friedrich Schlegel-Gesellschaft e.V.]
* Wesley Wildman: [http://people.bu.edu/wwildman/schl/index.htm Schleiermacher], Zusammenfassungen zu „Der christliche Glaube“ nach George Cross, [http://people.bu.edu/wwildman/bce/mwt_themes_470_schleiermacher.htm einführende Darstellung] und andere Informationen (engl.)
* [http://edoc.hu-berlin.de/hostings/athen/ Athenäum] – Jahrbuch der Friedrich Schlegel-Gesellschaft


== Einzelnachweise ==
== Einzelanchweisee ==
<references />
<references />


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Version vom 25. November 2019, 07:05 Uhr

Friedrich Schlegel von Franz Gareis aus dem Jahr 1801

Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel (* 10. März 1772 in Hannover; † 12. Januar 1829 in Dresden) war ein deutscher Kulturphilosoph, Schriftsteller, Literatur- und Kunstkritiker, Historiker und Altphilologe. Friedrich Schlegel war neben seinem Bruder August Wilhelm Schlegel einer der wichtigsten Vertreter der „Jenaer Frühromantik“. Schlegels Ziel war nach eigenem Bekunden die verbindende Darstellung von Philosophie, Prosa, Poesie, Genialität und Kritik. Wichtige Motive dieses Strebens waren die Konzeptionen einer „progressiven Universalpoesie“, der romantischen Ironie und einer neuen Mythologie.

Er gilt als Pionier der Sprachtypologie und bahnbrechender Indologe, ohne dass er jemals in Indien war. Seine Monographie Über die Sprache und Weisheit der Indier lenkte große Aufmerksamkeit auf Indien.[1] Der Aphoristiker Schlegel, „gemeinhin als ein genialischer Chaot mit sprunghaften Einfällen betrachtet“[2], inspirierte unter anderen den Historiker Leopold von Ranke.[3] Sein essayistisches Werk wurde von Marcel Reich-Ranicki in seinen Kanon aufgenommen.[4]

Leben

Kreidezeichnung Friedrich Schlegel um 1790, von Caroline Rehberg

Kindheit, Jugend, Studium

Friedrich Schlegel kam am 10. März 1772 als zehntes Kind des lutherischen Pastors und Dichters Johann Adolf Schlegel in Hannover zur Welt. Sein Vater war Pfarrer an der Marktkirche; in der Familie bestand ein künstlerisch und intellektuell aufgeschlossenes Umfeld. Einer seiner Ahnen, Christoph Schlegel (1613–1678), war wegen seiner Verdienste als Prediger in Leutschau 1651 von Ferdinand III. (HRR) mit den Beinamen 'von Gottleben' geadelt worden.[5] Die Erziehung Friedrichs bereitete der Familie Kummer: „[…] in sich zurückgezogen erschien das Kind schwer erziehbar und zudem von labiler Gesundheit“.[6] Die Erziehung wurde zuerst seinem Onkel Johann August in Pattensen[7] und danach seinem Bruder Moritz in Bothfeld[8] anvertraut. 1789 starb sein Bruder Karl August in Madras.[9] „Auf sein flehentliches Bitten“ (nach Wilhelm Dilthey) brach er eine Kaufmannslehre bei dem Bankier Schlemm in Leipzig ab, und ihm wurde die Vorbereitung auf das Universitätsstudium gestattet. Er zog zu seinem älteren Bruder August Wilhelm nach Göttingen.

Er immatrikulierte sich 1790 an der Universität Göttingen, um Rechtswissenschaften zu studieren, wandte sich aber der Klassischen Philologie zu, die er bei Christian Gottlob Heyne hörte. Als sein Bruder Mai 1791 als Hauslehrer nach Amsterdam übersiedelte, setzte er das Jura-Studium nach einem Jahr an der Universität Leipzig fort. Aus Lesewut beschäftigte er sich in den nächsten Jahren mit Hellenismus (griechischen Dichtern wie Aristophanes, griechischem Drama, Komödien und Poesie), römischer Zivilisation, Geschichtsphilosophie, zeitgenössischer deutscher Literatur (Weimarer Klassik) und Jean-Jacques Rousseau.

Leipzig, Dresden

Caroline von Boehmer-Schlegel-Schelling. „Über ein Gedicht von Schiller, das Lied von der Glocke, sind wir gestern Mittag fast von den Stühlen gefallen vor Lachen, es ist à la Voss, à la Tieck, à la Teufel, wenigstens um des Teufels zu werden.“[10]

Januar 1792 lernte er Friedrich von Hardenberg (Novalis) kennen, mit dem ihn viele gemeinsame Interessen wie Philosophie, Geschichte und Literaturtheorie verbanden, aber auch Schiller. Sommer 1793 gab er das Studium wegen Schulden auf und wurde freier Schriftsteller. August 1793 freundete er sich mit der geistreichen, schwangeren Witwe Caroline Böhmer an, Tochter eines Göttinger Theologen und Orientalisten.[11] Beide Freundschaften prägten seinen weiteren Lebensweg entscheidend, da sie ihn bei seiner literarischen Tätigkeit unterstützten.

Januar 1794 zog er nach Dresden zu seiner Schwester Charlotte. Dort lebte er zurückgezogen, lernte aber Christian Gottfried Körner kennen und veröffentlichte sein erstes Werk, Von den Schulen der griechischen Poesie. Dabei beschäftigte er sich vor allem mit „Betrachtungen der Metrik“ der klassischen Antike. Schlegel verfasste 1795 einen Aufsatz Über die Diotima, in dem er die literarische Figur als Priesterin und als Pythagoreerin darstellte und als „Bild vollendeter Menschheit“ beschrieb, als eine Frau, „in welcher sich die Anmut einer Aspasia, die Seele einer Sappho, mit hoher Selbständigkeit vermählt“.[12]

1795 machte er Bekanntschaft mit Johann Friedrich Reichardt, der – wie Caroline – ein begeisterter Anhänger der Französischen Revolution, des Republikanismus und des Demokratismus war.[13] Die Mitarbeit an dessen Zeitschrift Deutschland sicherte seit 1796 seinen Lebensunterhalt. Neben dem politischen Artikel Versuch über den Begriff des Republikanismus erschien darin Schlegels scharfe Kritik an den Gedichten Friedrich Schillers (Rezension des Schillerschen Musenalmanachs auf das Jahr 1796).

Jena, Berlin

Juli 1796 war Schlegel seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau Caroline nach Jena gefolgt. Zunehmend beschäftigte er sich mit Philosophie (Kant, Spinoza). Hier prägte ihn stark die Philosophie von Johann Gottlieb Fichte (vgl. dessen Wissenschaftslehre), mit dem ihn eine Freundschaft verband. Der junge Schlegel machte bei seinem ersten Jenaer Aufenthalt zudem fruchtbare Bekanntschaften mit Schriftstellern der „älteren Generation“: Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wolfgang von Goethe. In Auseinandersetzung mit deren Werken entwickelte er seine berühmte Literaturtheorie.

August Wilhelm Schlegel.

Ende 1797 hat der Begriff Romantik für Schlegel schon vielfältige Facetten gewonnen. In einem Brief an seinen Bruder August Wilhelm schreibt er: „Meine Erklärung des Worts Romantisch kann ich Dir nicht gut schicken, weil sie − 125 Bogen lang ist.“[14] In der Literatur sollten nun nicht mehr wie in der Klassik bestimmte Schemata für die Erschaffung eines literarischen Werkes vorgegeben sein, sondern man betrachtete den Künstler als freischaffendes Genie. Die Regelpoetik und die Forderungen der drei aristotelischen Einheiten von Raum, Zeit und Handlung verloren an Bedeutung, vielmehr wurde der Roman zum subjektiven Spielfeld des Autors. Ziel war es – nach Schlegel –, Philosophie, Prosa, Poesie, Genialität und Kritik miteinander verbindend darzustellen. Aus diesen neuen Konstellationen ergab sich ein fragmentarischer Charakter mit unfertigen Handlungssträngen. Schlegel wollte damit den Werdensprozess der Dichtung betonen und meinte, dass der unvollendete Zustand einer Dichtung der Willkür und Freiheit des Dichters folge.

„Die weiblichen Charaktere und die Liebe im Drama müßen nicht so äußerlich angehängt sein, sondern nothwendig verknüpft, selbst allegorisch für die Verklärung, d[en] Untergang – die Versöhnung; d[en] Kampf und Sieg wie diese im Ganzen herrschen. Sie müssen dasselbe gleichsam personificirt sein. Doch scheinen weibliche Charaktere des Untergangs (wie Lady Macbeth) bedenklich. Besser alle im guten Princip. [...] (KFSA XVII: 160; xvii, 202, 1808)[15]

„Weiterhin betont Schlegel den ‚indirekten religiösen Charakter der dramatischen Poesie‘ (KFSA XVII: 204; xviii,138, 1823), schreibt aber an anderer Stelle, daß die Poesie sowohl heidnisch als auch christlich sein muß, und merkt kritisch an, daß Calderón diesem Ideal nicht entspricht (vgl.KFSA XVII: 258; xix,115, 1811). Ausgeglichen soll das Drama auch insofern sein, als ‚Gott und Teufel, gutes und böses Princip‘ (KFSA XVI: 264; ix,126, 1799-1801) gleichermaßen darzustellen sind.[16]

In Deutschland taucht der Begriff „Historismus“ erstmals 1797 bei Schlegel auf, der sich auf „Winckelmanns Historismus“ bezieht, um den „unermeßlichen Unterschied“ zwischen der Antike und der gegenwärtigen Kultur des 18. Jahrhunderts deutlich zu machen. Er plädiert dafür, die Antike nicht durch die philosophische Brille zu betrachten, sondern in ihrer Eigenständigkeit zu akzeptieren.[17]

Schlegel schrieb in Bezug auf die Dichtung der Spätantike von „entarteter Kunst“.[18]

1797 lernte er den Prediger an der Charité in Berlin Friedrich Schleiermacher kennen. Schleiermacher und Schlegel lebten in einer kleinen Wohnung, lasen gemeinsam Fichtes Wissenschaftslehre und Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, übersetzten Platon und diskutierten hitzig über Lebenskunst. Überdies machte er Bekanntschaft mit Rahel Varnhagen von Ense, Ludwig Tieck, Dorothea Veit, der Tochter Moses Mendelssohns, im literarischen Salon der Henriette Herz, mit der er nach ihrer Scheidung 1798 zusammenlebte. Diese Zeit findet eine programmatisch überhöhte Darstellung in seinem Roman Lucinde (1799).

1798 gründeten die Gebrüder Schlegel die ästhetisch-kritische Zeitschrift Athenäum. Sie gilt als das Sprachorgan der Jenaer Frühromantik. Zusammen mit Novalis entwickelte Friedrich Schlegel in dieser Zeitschrift das Fragment zu einer spezifisch romantischen literarischen Kunstform. Schlegel kritisierte Wilhelm Meisters Lehrjahre.

Die „Romantiker-Wohngemeinschaft“ in Jena

Novalis um 1799, Porträt von Franz Gareis

1799 lebten die beiden Brüder, August Wilhelms Ehefrau Caroline sowie Dorothea Veit für ein halbes Jahr zu viert zusammen – im Hinterhaus, An der Leutra 5, in Jena. Diese „Romantiker-Wohngemeinschaft“ bildete das Kernstück der Jenaer Romantik. Die Autoren brachen mit vielen Konventionen: Beispielsweise mischten sie in ihre Romane Gedichte und Balladen, kleine Märchen etc.; dabei bezogen sie sich oft auf Goethes Werke („Werther“, „Wilhelm Meisters Lehrjahre“). Dem entspricht Friedrich Schlegels Konzept einer „progressiven Universalpoesie“, die nicht nur unterschiedlichste Gattungen und Wissensgebiete miteinander verbindet, sondern auch über sich selbst nachdenkt und ihre eigene Kritik enthält. In der Romantik wurde mit Friedrich Schlegel der Begriff der Ironie um eine literarische Haltung erweitert, die später als romantische Ironie bezeichnet wurde.

Die Gruppe, deren Ziel ein enges Verweben von Leben und Literatur war, erhielt in dieser Zeit häufig Besuch: Mit Friedrich von Hardenberg (Novalis) und Tieck – dieser erschien mit seinem Schwager August Ferdinand Bernhardi – verband Schlegel eine enge Freundschaft und die gemeinsame Arbeit am Athenäum. Mit Novalis entwickelte Friedrich Schlegel den Begriff der progressiven Universalpoesie. Auch sein Mitbewohner aus Berliner Tagen, Friedrich Schleiermacher, die in Jena lebende Schriftstellerin Sophie Mereau (wenngleich diese eher dem „Schiller-Kreis“ zuzuordnen ist), deren Geliebter und späterer Ehemann Clemens Brentano sowie die Philosophen Schelling und Fichte frequentierten die Wohngemeinschaft. In den Nächten diskutierten sie über Literatur, Kunsttheorie und Philosophie, tagsüber arbeiteten sie an ihren Texten: Friedrich Schlegel unter anderem an der Lucinde, August Wilhelm und Caroline an den Shakespeare-Übersetzungen.[19]

Schlegel begegnete Philipp Otto Runge in Dresden

Doch dieses Leben dauerte nur einen „Wimpernschlag der Weltgeschichte“[20] an. Im August 1800 habilitierte sich Friedrich Schlegel an der Universität Jena und lehrte als Privatdozent. Ein Höhepunkt der Studentenzahlen in Jena zeigte sich im 18. Jahrhundert, als der Ruf der Universität unter Herzog Carl August Lehrende wie Fichte, Schelling, Schiller, Hegel und Friedrich von Schlegel nach Jena zog. Schlegel veröffentlicht seine Ideen (1800), in denen es heißt: „Nur durch Beziehung aufs Unendliche entsteht Gehalt und Nutzen; was sich nicht darauf bezieht, ist schlechthin leer und unnütz“.[21] Schlegel übertrug in seinem Gespräch über die Poesie den Begriff Arabeske als erster auf die Literatur, in der sie eine durch scheinbar chaotische, naturähnliche Strukturen gekennzeichnete Form bezeichnet. An der Universität hielt er die Vorlesung über Transzendentalphilosophie (1801). Als sich die Wohngemeinschaft auflöste, verließ er im Dezember 1801 Jena. Schlegel nahm mit Tieck seinen Wohnsitz in Dresden und beide beschäftigten sich mit der Herausgabe von Novalis' Werken Die Lehrlinge zu Sais und Heinrich von Ofterdingen. Schlegel begab sich nach einem Aufenthalt zusammen mit Dorothea, die ihn während dieser Zeit durch schriftstellerische Tätigkeit finanziell unterhielt (vgl. Florentin (Roman)) nach Weimar.

Goethe hielt die Beziehungen auch nach dem Bruch der Schlegels mit Schiller (1797) aufrecht. Er führte Wilhelms Jon (Anfang 1802) und Friedrichs Alarcos (Mitte 1802) auf, wobei es zum Eklat kam, als die Kotzebue-Partei, die sowohl in Dissens zu Goethe als auch zu den Schlegel-Brüdern stand, mit einhellig schallendem Gelächter reagierte. Das „Man lache nicht!“ Goethes half wenig.[22] Aufgrund einer fehlenden psychologischen Motivierung war der Alarcos von vornherein zum Scheitern verurteilt.[23]

Paris und Köln

hochkantDie Alexanderschlacht (1529), Alte Pinakothek, München. Schlegel bewunderte dieses Gemälde von Albrecht Altdorfer. Er beschrieb die untergehende Sonne als eine kosmische Vision von urweltlicher Großartigkeit.[24]

Nach dem Frieden von Amiens befindet Schlegel sich in Paris zum Studium der Kunstsammlungen, in der Hoffnung eine neue Stelle oder eine verlorengegangene Ur-Einheit zu finden, das Goldene Zeitalter.[25] Dort lebte er in einer ehemaligen Wohnung des Baron d'Holbach, zusammen mit den Brüdern Boisserée und Alexander Hamilton, der als Gefangener der napoleonischen Kriege in Paris festsaß und einer der wenigen Sanskrit-Kenner seiner Zeit war. Er beschäftigte sich mit dem Studium der Indologie, der persischen Sprache als Schüler von Antoine-Léonard de Chézy und der vergleichenden Sprachwissenschaft, weil er wissen wollte, welche Sprachen miteinander verbunden sind; die Ergebnisse seines Nachdenkens betrafen die erste Lautverschiebung und die morphologische Sprachtypologie. Schlegel interessierte sich für die in Paris versammelten Gemälde der alten Meister und gründete die Zeitschrift Europa; Heinrich Christoph Kolbe wurde sein Mitarbeiter.

Schlegel wurde „eine bedeutende Mittler- und Vermittlerrolle zwischen deutscher und französischer Kultur zugeschrieben“. Er verfolgte damit vielleicht auch ein nur dialektisch zu erreichendes Ziel: „Durch die bessere Kenntnis der französischen Kultur und ihrer Voraussetzungen soll ihre europäische Vorherrschaft und Vorbildhaftigkeit gebrochen werden.“[26]

Am 6. April 1804 heiratete er in der schwedischen Botschaft in Paris Dorothea, die, da sie aus jüdischem Elternhaus stammte, vorher zum Protestantismus konvertieren musste. Kurz darauf ging er nach Köln (wegen der mittelalterlichen Kunstschätze), wo er Vorlesungen an der École Centrale (Nachfolgerin der alten Universität Köln) hielt. Er traf Ferdinand Franz Wallraf, einen besessenen Sammler von allem, was mit der Geschichte Kölns verbunden war. Die Romantik zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte in Deutschland zu einer Begeisterung für die mittelalterlichen Bauwerke, insbesondere für die großen Dome der Gotik und die Burgen. Schlegel lobte 1804/05 in Grundzüge der gothischen Baukunst die Gotische Stilepoche und sprach dabei wie Goethe von der „deutschen Baukunst“: „Es fand eine Umorientierung statt vom philosophischen Pantheismus der Goethezeit zur christlichen Spätromantik, von Baruch Spinoza zu Jakob Böhme und dem Geist des Christentums […]“ 1804 reiste Schlegel nach Coppet zu seinem Bruder und Madame de Staël. Von dort ging er nach Paris, wurde aber krank und ging zurück nach Köln. Ende 1806 war er ein halbes Jahr zu Gast auf Schloss Acosta in Aubergenville bei Benjamin Constant und Germaine de Staël. (Seine Frau Dorothea übersetzte ihren Roman Corinne ins Deutsche.)

1808 erschien Über die Sprache und Weisheit der Indier, eine Frucht seiner Pariser Studien, worin er seine romantischen Ideen über Sprache, Religion und Kultur darlegte.[27] Es war Schlegel, der den Begriff Vergleichende Sprachwissenschaft einführte.[28] Schlegel verglich Sanskrit mit Latein, Griechisch, Persisch und Deutsch und wies viele Gemeinsamkeiten in Vokabular und Grammatik nach. Die Behauptung der Gemeinsamkeiten dieser Sprachen ist nach einigen Bearbeitungen und Umformulierungen heute allgemein anerkannt. Weniger einig ist man sich darüber, in welcher geografischen Region diese Vorläufersprache anzusiedeln sei (siehe auch Out-of-India-Theorie). Schlegel war auch der Erste, der Sanskrit bei der Etymologie des Schamanismus-Begriffs mit einbezog.[29]

Als Konvertierter in Wien

Friedrich Schlegel um 1810 (Zeichnung von Philipp Veit, aber gespiegelt)
Friedrich von Schlegel (1829)
von Josef Axmann oder Auguste von Buttlar, seiner Nichte, die ihn nach Dresden begleitete.

Schlegel beschäftigte sich nicht länger mit Sanskrit,[30] aber mit provençalischer Poesie und mit dem habsburgischen Kaiser Karl V. Sein Interesse für den Katholizismus stieg in der Kölner Zeit immer mehr, so dass er 1808 mit seiner Ehefrau im Kölner Dom konvertierte. Anschließend zog er im Juni nach Prag und Wien, traf zwischendurch Johanna Schopenhauer und suchte einen Verleger, der sein Gesamtwerk herausgeben sollte. Mit einer Anstellung bei Karl von Österreich-Teschen, in dessen Hauptquartier er 1809 die Oesterreichische Zeitung herausgab,[31] und der Wiener Armeehofkommission trat er in den Staatsdienst ein. 1810 wurde er Journalist bei der Zeitschrift Österreichischer Beobachter[32]; (die Wiener Zeitung war in Händen Napoleons).[33] Er machte Bekanntschaft mit dem Historiker Joseph von Hormayr, mit Klemens Maria Hofbauer, der sich mit der religiösen Erneuerung in Wien befasste, mit dem Maler Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, dem Politiker Friedrich von Gentz und dem Schriftsteller Theodor Körner. Während des 5. Koalitionskriegs lebte er kurze Zeit in Pest und lernte Ungarisch. Nach dem Frieden von Schönbrunn ging er zurück nach Wien.

Im Jahr 1810 hielt er Vorlesungen „Über die neuere Geschichte“ und 1812 Vorlesungen zur „Geschichte der alten und neuen Literatur“, die er im Tanzsaal eines Gasthofs dozierte. Joseph von Eichendorff war anwesend und schrieb « Die erste Vorlesung Schlegels (Geschichte der Literatur, 12 Gulden Einlösscheine das Billet) im Tanzsaale des römischen Kaisers. Schlegel, ganz schwarz in Schuhen auf einer Erhöhung hinter einem Tischchen lesend. Mit wohlriechendem Holz geheizt. Großes Publikum. Vorn Kreis von Damen, Fürstin Liechtenstein mit ihren Prinzessinnen, Lichnowsky, etc. 29 Fürsten. Unten großes Gedränge von Equipagen, wie auf einem Ball. Sehr brillant.» [34] 1812 gründete er die Zeitschrift Deutsches Museum und berichtete über Burg Karlstein und rudolfinische Kunst. In 1813 machte er Bekanntschaft mit Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein.

1814 ernannte Pius VII. ihn zum „Ritter des päpstlichen Christusordens“. Ab dieser Zeit benutzte er seinen adligen Titel, den die Familie ein Jahrhundert nicht verwendet hatte. Schon vor dem Wiener Kongress beschäftigte er sich mit der Verfassung Deutschlands und Österreichs nach Napoleon. Schon nach Jakob Bleyer war seine Rolle dabei bedeutender und weitwirkender als gemeinhin angenommen wurde. Ernst Behler meinte: „Vor allem war es ihm darum zu tun, zwei Lieblingsideen in die künftige deutsche Verfassung einzufügen, die er das Bürgerrecht der Israeliten und die Wiederherstellung der katholischen Kirche in Deutschland nannte.“[35] Er verwies darauf, dass Juden alle bürgerlichen Pflichten, besonders den Kriegsdienst, erfüllt hätten und man ihnen deshalb nicht länger die Bürgerrechte verwehren könne. 1815 bis 1818 war er als österreichischer Legationsrat am Diet in Frankfurt.

1818 macht er eine Rheinreise zusammen mit August Wilhelm, der Inhaber des ersten Lehrstuhls für Indologie in Deutschland an der Universität Bonn geworden war. Dieser hatte sich in Paris Buchstaben für den Satz des indischen Devanagari-Alphabets herstellen lassen, um damit die ersten Sanskrit-Texte in Europa zu drucken. Das erste Buch war 1823 die Bhagavad Gita mit einer lateinischen Übersetzung von August Wilhelm.[36] 1819 begleiteten er und Clemens Brentano den Kaiser Franz II. (HRR) und Klemens Wenzel Lothar von Metternich nach Rom, wo seine Frau und ihre beiden Söhne, Philip und Johannes Veit lebten.

Grab des Dichters auf dem Alten Katholischen Friedhof Dresden

Mit der Concordia begründete Friedrich 1820 eine weitere Zeitschrift. Mitarbeiter wurden Adam Müller von Nitterdorf, Franz Baader, Joseph Görres und Zacharias Werner; der katholische Aspekt stand dabei deutlich im Vordergrund. Er verurteilte die Neuzeit insgesamt und plädierte für die Wiederherstellung der mittelalterlichen Ständeordnung. „Zu Lebzeiten wurde Schlegel von den Zeitgenossen mehr und mehr nur noch als Repräsentant der katholischen Partei und der päpstlichen Interessen in Deutschland gesehen.“[37] Die Concordia stieß auf Ablehnung, nicht nur bei Protestanten und Liberalen, sondern auch bei August Wilhelm, Metternich und dessen Umgebung. 1823 kam das sechste und letzte Heft heraus. Schlegel machte mehrere Reisen nach Schloss Feistritz (Ilz). Der Zwiespalt, der sich zwischen den Brüdern auftat, wurde nicht mehr überbrückt und führte 1828 zur öffentlichen Distanzierung August Wilhelms von Friedrich. So beschränkte sich die Wirkung Schlegels mehr und mehr auf einen engen Kreis Gleichgesinnter.[38] Er wurde Mystiker und beschäftigte sich mit Telepathie.[39]

Nachdem er in Wien seine Vorlesungen zur Philosophie des Lebens[40] (1827) und zur Philosophie der Geschichte (1828)[41] gehalten hatte, reiste er 1828 nach Dresden, wo er Vorlesungen über die Philosophie der Sprache und des Wortes vorbereitete.[42] Friedrich von Schlegel starb völlig unerwartet an einem schweren Schlaganfall in seinem Gasthof. Er ist am 14. Januar auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beerdigt.

Schlegels Philosophie

  • „Wer ein System hat, ist so gut geistig verloren, als wer keins hat. Man muß eben beides verbinden.“[43]
  • „Man kann nur Philosoph werden, nicht es sein; so bald man es zu sein glaubt, hört man auf es zu werden.“
  • (unter Bezug auf Fichte:) „Die Welt ist kein System, sondern eine Geschichte, aus der nachher freilich Gesetze folgen können.“
  • „Wahrheit ist die ,Indifferenz (…) zweyer sich entgegengesetzter Irrthümer‘.“[44]
  • „Unser Wissen ist nichts, wir horchen allein dem Gerüchte.“[45]

Wissen ist nicht alles – so die Kurzformel der romantischen Kritik an der Aufklärung. Vernunft ist eine Dimension, die die Ganzheitlichkeit der Welt alleine nicht beschreiben kann. Die Geschichte kann man nicht richtig erfassen, wenn man ihr nicht auch poetisch und intuitiv begegnet und versucht, auch die Gefühlswelt der betrachteten Zeit nachzuempfinden. Die Konzentration auf das Rationale verpasst das Organische, das Werden und Vergehen in einer geschichtlichen Kultur. Diese von Hamann (Sokratische Denkwürdigkeiten) und Herder (Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit) in die Debatte eingebrachten Gedanken wurden in der Romantik aufgenommen und neben anderen von Novalis (Blüthenstaub) und Schlegel erneut formuliert.[46]

In den Kölner „Philosophischen Vorlesungen“ (1804–1806) formulierte Schlegel die in der Philosophie Indiens gegründete Idee des „Gesetzes vom ewigen Kreislauf“, mit der er den linearen Fortschrittsgedanken der Aufklärer kritisierte:

„Philosophisch kann man als allgemeines Gesetz für die Geschichte aufstellen, daß die einzelnen Entwicklungen gemäß dem für sie geltenden Gesetze des Ueberspringens in das Gegentheil Gegensätze bilden, in Epochen, Perioden zerfallen, das Ganze der Entwicklung aber einen Kreislauf bildet, in den Anfang zurückkehrt; ein Gesetz, welches allein auf Totalitäten anwendbar ist.“[47]

Für Schlegel gibt es keine endgültigen Wahrheiten, die sich, wie es sich die Aufklärung vorstellte, im Licht der Vernunft herauskristallisierten. Die Geschichte ist ein unendlicher Prozess des Werdens und Vergehens. Die Welt kann deshalb nicht statisch betrachtet werden, sondern die Wissenschaft muss sich mit dem Werden auseinandersetzen. Die primäre Wissenschaft ist deshalb die Geschichte und nicht die Philosophie.

„Wenn die Geschichte die einzige Wissenschaft ist, könnte man fragen, wie verhält sich den die Philosophie zu derselben? Die Philosophie selbst muß dem Geiste nach historisch, ihre Denk- und Vorstellungsart überall genetisch und synthetisch seyn; dies ist auch das Ziel, welches wir uns bei unserer Untersuchung vorgesetzt haben.“[48]

Er lehnte die Vorstellung einer Wahrheit als Korrespondenz der Dinge mit den Vorstellungen im Verstande ab, denn dann müssten ja die Vorstellungen ebenso fixiert sein wie die Dinge und würden die Freiheit des Denkens verlieren.

„Es gibt keine wahre Aussage, denn die Position des Menschen ist die Unsicherheit des Schwebens. Wahrheit wird nicht gefunden, sondern produziert. Sie ist relativ.[49]

Deshalb lehnt er auch Fichtes subjektive Identität des Ich in sich selbst ab. Es geht nicht um die Beziehung von erkennendem Ich und einem diesem gegenüberstehenden Nicht-Ich, sondern um einen Sinnzusammenhang, in dem die Beziehung des endlichen Ich mit dem Unendlichen, an dem es teilhat, hergestellt wird. Freiheit entsteht gerade dadurch, dass die Einbildungskraft nicht an einen materiellen kausalen Zusammenhang gebunden ist. Diese Freiheit kommt in der Poesie am stärksten zum Ausdruck.

„Der eigene Zweck der Einbildungskraft ist das innere, freie, willkürliche Denken und Dichten. Im Dichten ist sie auch wirklich am freiesten.“[50]

Angesichts der Grenzen menschlicher Erkenntnis, die das Absolute nicht fassen kann, sah Schlegel einen Ausweg in der poetischen Literatur, die einen Weg erschließt, sich dem transzendenten, nicht konkret fassbaren Göttlichen so weit wie möglich zu nähern.

„Weil aber alle Erkenntnis des Unendlichen wie ihr Gegenstand immer unendlich und unergründlich, also nur indirekt sein kann, wird sinnbildliche Darstellung nötig, um das, was nicht im ganzen erkannt werden kann, doch teilweise erkennen zu können. Was nicht in einen Begriff zusammengefaßt werden kann, läßt sich vielleicht durch ein Bild darstellen; und so führt dann das Bedürfnis der Erkenntnis zur Darstellung, die Philosophie zur Poesie.“[51]

Philosophie und Poesie sind keine Gegensätze, sondern bedürfen der gegenseitigen Ergänzung:

„Sie sind unzertrennlich verbunden, ein Baum, dessen Wurzel die Philosophie, dessen schönste Frucht die Poesie ist. Poesie ohne Philosophie wird leer und oberflächlich, Philosophie ohne Poesie bleibt ohne Einfluß und wird barbarisch.“[52]

Politische Philosophie

In der frühen Phase seines Philosophierens stand Schlegel wie andere Romantiker unter dem Eindruck der Französischen Revolution. In seinem Versuch über den Begriff des Republikanismus kritisiert er die Definition des Republikanismus in Kants Schrift Zum ewigen Frieden bzw. geht weit über diese Definition hinaus. Der Republikanismus müsse notwendig demokratisch sein. Schlegel fordert, dass der „empirische Wille“, also der „Wille der Mehrheit als Surrogat des allgemeinen Willens gelten“ solle, da der a priori gedachte „absolut allgemeine Wille .. im Gebiete der Erfahrung nicht vorkommen kann“.[53] Er legitimiert in besonderen Fällen auch die Insurrektion, also den Aufstand oder die Revolution: Es ließe sich denken, dass in bestimmten Situationen die „konstituierte Macht für de facto annulliert geachtet werden und die Insurrektion also jedem Individuum erlaubt sein soll“, zum Beispiel wenn ein Diktator die Macht auf Dauer usurpiert oder wenn die Verfassung vernichtet wird.[54] Damit wendet er sich implizit auch gegen die nur kurze Zeit später von Kant (in der Metaphysik der Sitten 1797) entwickelte Vorstellung, dass es ein Verbrechen sei, vom allgemeinen Volkswillen legitimierte Gesetze auch nur vorübergehend außer Kraft zu setzen.

Nach der Restauration von 1815 nimmt Schlegel in seiner Funktion am österreichischen Hof eine wesentlich konservativere Position ein: In seinem Essay Signatur des Zeitalters (1820) kritisiert er das doppelte Übel des Idealismus und des britisch-amerikanischen Parlamentarismus. Er fordert einen organisch-korporatistischen christlichen Staat mit der Familie als Zentrum, wie es Hegel in seiner Philosophie des Rechts vorschwebt.

Werke

Titelblatt der Erstausgabe von Lucinde
  • Vom ästhetischen Werte der griechischen Komödie. 1794.
  • Über die Diotima. 1795.
  • Versuch über den Begriff des Republikanismus. 1796.
  • Georg Forster. 1797. (Volltext)
  • Über das Studium der griechischen Poesie. 1797. (Volltext)
  • Über Lessing. 1797. (Volltext)
  • Kritische Fragmente. („Lyceums“-Fragmente), 1797. (Volltext)
  • Fragmente. („Athenaeums“-Fragmente), 1798. (Volltext)
  • Geschichte der Poesie der Griechen und Römer 1798.[55]
  • Ueber Goethe’s Meister. 1798. (Volltext)
  • Lucinde. 1799. (Digitalisat und Volltext)
  • Über die Philosophie. An Dorothea. 1799. (Volltext)
  • Ideen. 1800. (Volltext)
  • Gespräch über die Poesie. 1800. (Volltext)
  • Über die Unverständlichkeit. 1800. (Volltext)
  • Charakteristiken und Kritiken. 1801.
  • Transcendentalphilosophie. 1801.
  • Alarkos. 1802.
  • Reise nach Frankreich. 1803. (Volltext)
  • Beiträge zur Geschichte der europäischen Literatur. 1803. (Volltext)
  • Pariser Neuigkeiten. 1803. (Volltext)
  • Grundzüge der gotischen Baukunst. 1804/1805.
  • Über die Sprache und Weisheit der Indier. 1808. (Digitalisat und Volltext)
  • Deutsches Museum. (Als Hg.) 4 Bde. Wien 1812–1813, Camesina > Zeitschriften Literatur.
  • Geschichte der alten und neueren Literatur. Vorlesungen, 1815.

Werkausgaben:

  • Sämmtliche Werke. 10 Bde., Wien 1822–1825
  • Sämmtliche Werke. 2. Original-Ausgabe, 15 Bde., 4 Supplementbände, Wien & Bonn 1846
  • Jakob Minor: Friedrich Schlegel. Seine prosaischen Jugendschriften 1794–1802. 2 Bde. Konegen, Wien 1882.
  • Ernst Behler, Jean-Jacques Anstett, Hans Eichner (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Kritische Ausgabe seiner Werke. 35 Bde. (noch nicht abgeschlossen; Website), Paderborn u. a. 1958 ff.
    • Abt. 1: Kritische Neuausgabe
    • Abt. 2: Schriften aus dem Nachlaß
    • Abt. 3: Briefe
    • Abt. 4: Editionen, Übersetzungen, Berichte
  • Ernst Behler (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Kritische Schriften und Fragmente. Studienausgabe. 6 Bde., ebd. 1988;
  • Wolfgang Hecht (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Werke. 2 Bde., Berlin/Weimar 1980.
  • Schriften zur Kritischen Philosophie 1795–1805. Mit einer Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Andreas Arndt und Jure Zovko, Meiner, Hamburg 2007, ISBN 978-3-7873-1848-3 (Inhalt und Einleitung (PDF; 389 kB), Rezension; PDF; 94 kB)
  • »Athenaeum«-Fragmente und andere frühromantische Schriften. Philipp Reclam jun., Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-019525-3.

Nachlass

  • Von 1822 bis 1825 hat sich Schlegel der Edition seiner Sämtliche Werke gewidmet. Windischmann gab die „Philosophischen Vorlesungen“ seines verstorbenen Freundes Schlegel heraus.
  • Ein Teil des Nachlasses wurde 2009 dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln übergeben, darunter Manuskripte, Texte und Entwürfe mit handschriftlichen Ergänzungen. Der Teilnachlass ist Eigentum der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und umfasst 3.321 Seiten.

Siehe auch

Literatur

Büsten von Caroline Böhmer und der Brüder Schlegel vor dem Romantikerhaus in Jena

(Chronologisch)

  • Josef Körner (Hrsg.): Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Drei Bände (Bände 1 u. 2: Rohrer, Brünn, Wien, Leipzig 1936/37; Band 3: Francke, Bern 1958).
  • Curt Grützmacher: Athenaeum. Eine Zeitschrift 1798–1800 von August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel. Ausgewählt und bearbeitet von Curt Grützmacher. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1969.
  • Antoine Berman: L’épreuve de l’étranger. Culture et traduction dans l’Allemagne romantique: Herder, Goethe, Schlegel, Novalis, Humboldt, Schleiermacher, Hölderlin. Paris, Gallimard 1984, ISBN 978-2-07-070076-9.
  • Gerhard Kraus: Naturpoesie und Kunstpoesie im Frühwerk Friedrich Schlegels. Erlangen 1985, ISBN 3-7896-0164-0.
  • Manfred Engel: Der Roman der Goethezeit. Bd. 1: Anfänge in Klassik und Frühromantik: Transzendentale Geschichten. Stuttgart, Weimar 1993, S. 381–443, ISBN 3-476-00858-4.
  • Thomas Brechenmacher: SCHLEGEL, (Karl Wilhelm) Friedrich von In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 241–250.
  • Dirk von Petersdorff: Mysterienrede. Zum Selbstverständnis romantischer Intellektueller. Tübingen 1996, ISBN 978-3-484-18139-7.
  • Werner Hamacher: Der ausgesetzte Satz. Friedrich Schlegels poetologische Umsetzung von Fichtes absolutem Grundsatz. – In: Werner Hamacher: Entferntes Verstehen. Frankfurt 1998, S. 195ff., ISBN 3-518-12026-3.
  • Friederike Rese: Republikanismus, Geselligkeit und Bildung. Zu Friedrich Schlegels „Versuch über den Begriff des Republikanismus“. In: Athenäum. Jahrbuch für Romantik 7 (1997), S. 37–71.
  • Peter Schnyder: Die Magie der Rhetorik. Poesie, Philosophie und Politik in Friedrich Schlegels Frühwerk. Schöningh, Paderborn [u. a.] 1999, ISBN 3-50-677956-7.
  • Berbeli Wanning: Friedrich Schlegel. Eine Einführung. Hamburg 1999, ISBN 3-88506-306-9.
  • Ernst Behler: Friedrich Schlegel. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 7. Aufl. Hamburg 2004 (RoRoRo Bildmonographien), ISBN 3-499-50123-6.
  • Franz-Josef Deiters: „Die Poesie ist eine republikanische Rede“. Friedrich Schlegels Konzept einer selbstreferentiellen Dichtung als Vollendung der Politischen Philosophie der europäischen Aufklärung. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 81,1 (2007), S. 3–20; zugleich in: Estudios Filológicos Alemanes 12. Hrsg. v. Fernando Magallanes Latas. Sevilla 2006, S. 107–124.
  • Anna Morpurgo Davies (1998) History of Linguistics edited by Giulio Lepschy. Volume IV. Longman. London and New York.
  • Jure Zovko: Schlegel, Carl Wilhelm Friedrich von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 40–42 (noch nicht online verfügbar).
  • Jens Szczepanski: Subjektivität und Ästhetik: Gegendiskurse zur Metaphysik des Subjekts im ästhetischen Denken bei Schlegel, Nietzsche und de Man, transcript, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-709-7
  • Ulrich Breuer: Friedrich Schlegel. In: Wolfgang Bunzel (Hg.): Romantik. Epoche – Autoren – Werke. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-353422073-1, S. 60–75.
  • Johannes Endres (Hg.): Friedrich Schlegel-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02522-7.

Weblinks

 Wikisource: Friedrich Schlegel – Quellen und Volltexte
Commons: Friedrich Schlegel - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Aufsätze über Schlegel

Friedrich Schlegel-Gesellschaft

Einzelanchweisee

  1. Anna Morpurgo Davies (1998) History of Linguistics, S. 67, 71, 75.
  2. Birgit Rehme-Iffert (2001): Skepsis und Enthusiasmus. Friedrich Schlegels philosophischer Grundgedanke zwischen 1796 und 1805.
  3. Joachim Thielen (1999): Wilhelm Dilthey und die Entwicklung des geschichtlichen Denkens in Deutschland im ausgehenden Jahrhundert.
  4. Marcel Reich-Ranicki: Friedrich Schlegel – Der romantische Prophet in: Die Anwälte der Literatur dtv 1996, S. 65–82.
  5. Joachim v. Roy: Die Familie Schlegel de Gottleben. Beitrag vom 2. März 2013 im Forum heraldik-wappen.de. Abgerufen am 10. September 2015.
  6. Klaus Peter (1978) S. 20.; Ernst Behler (1966) S. 14.
  7. C. F. Gellerts Briefwechsel: 1764–1766 ([1])
  8. l. u.: Schlegel, Karl August Moritz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 31, Leipzig 1890, S. 389–390.
  9. Imhoff Indienfahrer: ein Reisebericht aus dem 18. Jahrhundert in Briefen und Bildern von Gerhard Koch
  10. Wulf Segebrecht: Was Schillers Glocke geschlagen hat. Vom Nachklang und Widerhall des meistparodierten deutschen Gedichts. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20593-4.
  11. Birgit Rehme-Iffert (Tübingen) Friedrich Schlegel über Emanzipation, Liebe und Ehe
  12. Ernst Behler (Hrsg.): Friedrich Schlegel: Studien des klassischen Altertums (= Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe Bd. 1 Abt. 1), Paderborn 1979, S. 115; vgl. S. CXLIX–CLII.
  13. Friedrich Schlegel: Versuch über den Begriff des Republikanismus. (1796) In: Kritische Schriften und Fragmente. (1794–1797) Band 1, Ferdinand Schöningh, Paderborn 1988, Seite 55
  14. 125 Bogen entsprechen 2000 Seiten. Brief vom 1. Dezember 1797 in Ernst Behler u. a. (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Kritische Ausgabe Bd. XXIV, S. 53
  15. Die Brüder Schlegel und die 'romantische' Dramatik. Ein typologischer Vergleich von Theorie und Praxis des 'romantischen' Dramas in Deutschland und Spanien von Beatrice Osdrowski, S. 41.
  16. Die Brüder Schlegel und die ‚romantische‘ Dramatik. Ein typologischer Vergleich von Theorie und Praxis des ‚romantischen‘ Dramas in Deutschland und Spanien von Beatrice Osdrowski, S. 43.
  17. Friedrich Schlegel: Zur Philologie I. In: Kritische-Schlegel-Ausgabe. Paderborn 1981, XVI, S. 35–41.
  18. Friedrich Schlegel braucht in seinem Aufsatz „Über das Studium der griechischen Poesie“ (1797) „entartet“ mehrfach in kulturkritischem Sinn: „Der entartete Geschmack hingegen wird der Wissenschaft seine eigene verkehrte Richtung mitteilen, statt dass er von ihr eine bessere empfangen sollte.“ Und: „Die Rückkehr der entarteten Kunst zur echten, vom verderbten Geschmack zum richtigen scheint nur ein plötzlicher Sprung sein zu können (…).“ Archivlink (Memento vom 22. Dezember 2013 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis)
  19. Gerd Fesser: Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre. In: Die Zeit, 28. April 2008. Abgerufen am 1. Juli 2012.  „Die Schlegels und ihre Freunde – junge Wilde allesamt, Jenaer Boheme. Nächtelang stritten sie über Kunst, Moral und Politik. Sie führten kleine Theaterstücke auf, wanderten gemeinsam, kleideten sich nach der Mode des französischen Empire. Über Schillers Balladen machten sie sich lustig, sein Lied von der Glocke war ihnen unfreiwillige Satire. Für den platten Rationalismus der Popularaufklärer oder die normative Poetik der Weimarer Klassik hatten sie nur Spott übrig. Schiller blieb das nicht verborgen: In Caroline sah er eine »Madame Lucifer« und in Friedrich Schlegel nur einen »unbescheidenen kalten Witzling«.
    August Wilhelm Schlegel übersetzte Shakespeare, Novalis, auf der Suche nach der Blauen Blume, schrieb an seinem Heinrich von Ofterdingen, Friedrich Schlegel, von Dorothea und Caroline inspiriert, seinen avantgardistischen Liebesroman Lucinde, Tieck fantastisch-dämonische Märchen. Das kleine Jena war zu einer Geistesmetropole geworden.“ 
  20. Gerd Fesser: Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre. In: Die Zeit, 28. April 2008. Abgerufen am 1. Juli 2012. 
  21. Friedrich Schlegel: Ideen, in: Kritische Friedrich-Schlegel Ausgabe (KA), hrsg. von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Paderborn, München, Wien, Zürich, Darmstadt 1958 ff. KA 2, 256
  22. Tabula Rasa
  23. S. 210
  24. L. Zahn: Geschichte der Kunst. Bertelsmann, Gütersloh (o. J.), S. 342 f.
  25. Goethe und das Zeitalter der Romantik von Walter Hinderer
  26. Günter Oesterle: Friedrich Schlegel in Paris oder die romantische Gegenrevolution (8. Oktober 2005). In: Goethezeitportal.[2]
  27. Anna Morpurgo Davies (1998) History of Linguistics, S. 61.
  28. http://plato.stanford.edu/entries/schlegel/
  29. Erich Kasten (Hrsg.): Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler, S. 24, 172–187. Zur Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart, 13. Dezember 2008 bis 28. Juni 2009, Reimer Verlag 2009, ISBN 978-3-496-02812-3.
  30. Anna Morpurgo Davies (1998) History of Linguistics, S. 81.
  31. Oesterreichische Zeitung. (Herausgegeben im Hauptquartier des Erzherzogs Carl durch Friedrich von Schlegel). S.l. 1809. (Volltext).
  32. [3]
  33. Ernst Behler (1966) Friedrich Schlegel, Reinbek bei Hamburg, 1966, S. 110.
  34. Ernst Behler (1966) S. 120.
  35. Ernst Behler (1966) S. 123–124.
  36. Volker Zotz: Auf den glückseligen Inseln. Theseus, 2000, S. 67–68.
  37. Klaus Peter: Friedrich Schlegel. Realien zur Literatur. Sammlung Metzler, Stuttgart 1978, ISBN 3-476-10171-1, S. 82.
  38. Klaus Peter (1978) Friedrich Schlegel, S. 72–74.
  39. Ernst Behler, op. cit., p.137.
  40. Friedrich Schlegel: Philosophie des Lebens. In fünfzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1827, KA 10, S. 1–308
  41. Friedrich von Schlegel: Philosophie der Geschichte: in achtzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1828, Band 1 = KA Bd. 9
  42. Friedrich Schlegel: Philosophische Vorlesungen insbesondere über Philosophie der Sprache und des Wortes. Geschrieben und vorgetragen zu Dresden im Dezember 1828 und in den ersten Tagen des Januar 1829, KA 10, S. 309–534
  43. System und Systemkritik um 1800: System der Vernunft - Kant und der deutsche Idealismus, Volume 3 von Christian Danz, Jürgen Stolzenberg
  44. System und Systemkritik um 1800
  45. Geschichte der Poesie der Griechen und Römer
  46. Der Absatz ist übernommen aus dem Wikipedia-Artikel: Geschichte der Philosophie
  47. Friedrich von Schlegel: Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts. Band 3, hrsg. von Karl Joseph Hieronymus Windischmann, 2. Aufl. Weber, 1846, 218 (Google books).
  48. Friedrich von Schlegel: Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts, Band 3, hrsg. von Karl Joseph Hieronymus Windischmann, 2. Aufl. Weber, 1846, 127
  49. Nach Philosophische Lehrjahre (Bd. 18 der Kritischen Schlegel-Ausgabe), Nr. 1149, formuliert in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Handbuch Deutscher Idealismus. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02118-2, S. 350.
  50. Friedrich Schlegel: Entwicklung der Philosophie in 12 Büchern, in: Kritische Ausgabe, hrsg. von Behler, Band 12, Schöningh, München-Paderborn-Wien 1964, 359
  51. Friedrich Schlegel: „Geschichte der europäischen Literatur“, KFSA 11, S. 9
  52. Friedrich Schlegel: „Geschichte der europäischen Literatur“, KFSA 11, S. 10
  53. F. Schlegel: Versuch..., S. 302 f. In: Herbert Uerlings (Hrsg.): Theorie der Romantik, Stuttgart 2013.
  54. Schlegel, Versuch..., S. 313.
  55. Geschichte der Poesie der Griechen und Römer


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