Achat

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Buntfarbig gebänderter Achat aus Argentinien
Grau-beige-weiß gebänderter Achat aus Mexiko

Beim Achat handelt es sich um eine mikrokristalline Varietät des Minerals Quarz. Auffällig beim Achat ist seine schöne, streifige Zeichnung aufgrund der rhythmischen Kristallisation.

Etymologie und Geschichte

Theophrastos von Eresos gab dem Achat seinen Namen, da er in großen Mengen im Fluss ἀχάτης „Achates“ (heute Dirillo, Carabi oder Canitello genannt) in der Nähe des Orts Acate auf Sizilien gefunden wurde.

Schon in frühester Zeit genoss der Achat hohe Wertschätzung. Im Alten Ägypten wurden etwa 1000 v. Chr. Siegelzylinder, Ringe, Gemmen und Gefäße aus Achat gefertigt. In der Bibel im 2. Buch Mose, 28, 17–20, wird der Brustschild des Hohepriesters, eine mit Edelsteinen besetzte Platte, ausführlich beschrieben. Amulette aus Achat sollten gegen Blitz, Sturm und Durst helfen.

Anfang des 17. Jahrhunderts war die Achatindustrie bereits zu großer Bedeutung herangewachsen, einen weiteren Aufschwung nahm sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als man begann, Achatwaren zuerst in Silber, dann in vergoldetem Tombak zu fassen. Diese Bijouterie fausse bildete sich namentlich in Oberstein aus und brachte später auch reine Metallwaren auf den Markt.

Nach 1813 entdeckte man die Farbveränderung der Steine durch Brennen, und 1819 brachte ein Handelsmann aus Idar-Oberstein das von einem römischen Steinschneider erworbene Geheimnis des „Schwarzfärbens“ in die Heimat. Seitdem entwickelte sich die Färberei des Achats sehr schnell und wurde eine der Hauptursachen des Aufblühens der Achatindustrie, die nun auch fremdländische Steine, namentlich Achat aus Uruguay, verarbeitete. Seit 1834 kam dieses Material nach Idar-Oberstein und entwickelte die Achatindustrie in vorher nicht gekannter Weise, besonders auch, da die reichlich aus Südamerika eintreffenden Onyxe das Aufblühen der Steinschneidekunst in Paris und Idar veranlassten. Man fertigte hauptsächlich Kameen, auch Intarsien, zum Teil von hohem Kunstwert, und machte mit ihnen große Geschäfte. Die nach Afrika exportierten Stücke hießen auch Negergeld.

Varietäten und Modifikationen

Im Laufe der Zeit wurden aufgrund der Vielfalt der Ausbildungsvarianten in Farbe und Form verschiedene Eigennamen zur Unterscheidung und Einordnung geprägt, die teilweise auch als Handelsnamen in Gebrauch sind. Bekannte Varietätennamen sind unter anderem

  • nach der Farbe
Aprikosenachat
    • Aprikosenachat: Rosa bis fleischfarbener Achat aus Botswana
    • Blutachat oder Fleischachat: Einfarbig oranger bis roter oder zweifarbig orange-weiß bis rot-weiß gebänder Achat, siehe auch Karneol
    • Onyx: schwarz-weiß bis braun-weiß (Sardonyx)
    • Friedensachat: Weißer Achat
    • Honigachat: Honiggelber Achat
  • nach der Ausbildungsform
    • Baumachat oder Holzachat: Durch Kieselsäure achat-mineralisierte, „versteinerte“ Hölzer
    • Bandachat: Als unnötig eingestufter Begriff, da Achat bereits als gebänderte Varietät von Chalcedon definiert ist
    • Enhydros oder Wasserstein: Achatmandel mit Restflüssigkeit, trocknet nach Entnahme aus dem Muttergestein gewöhnlich bald aus
    • Feuerachat: Nieren- bzw. traubenförmiger Achat mit eingelagerten Häutchen aus Eisenoxid, der bei entsprechendem Schliff ein opalähnliches Farbenspiel zeigt
    • Korallenachat: Namensgebend ist die Gestalt der Oberfläche des Achats
    • Lagenachat: Achat mit mehrfarbiger, annähernd parallel verlaufender Bänderung (nicht zu verwechseln mit der speziellen Uruguay-Bänderung), die als Rohstoff für Lagensteine verwendet werden.
    • Moosachat oder Dendritenachat: Klarer bis milchweißer Achat mit dendritähnlichen Einlagerungen aus grünen bis schwarzgrünen Mineralen. Ist die Grundfarbe Braun bis Beige, wird er im Handel auch als Mokkastein bezeichnet.
    • Pseudoachat (auch Polyedrischer Quarz oder Polygonachat): Innerlich einem Achat aufgrund der Bänderung und der Druse im Zentrum zwar ähnlich, besitzt äußerlich im Gegensatz zum Achat jedoch keine Mandel- oder Kugelform, sondern eine eckige (polygone) Form.
    • Regenbogenachat (auch Irisachat): Chalcedon/Achat-Aggregat mit gedrillten Chalcedonfasern, die das auftreffende Licht aufgrund von Interferenzwirkungen regenbogenartig irisierend zurückwirft.
    • Röhrenachat: Verdrängungsmorphose von langprismatischen Kristallen
    • Schlangenhautachat: Hellbeigefarbenes Aggregat mit netzartiger, weißer Zeichnung auf der Oberfläche.
    • Skolezitachat: Pseudomorphose nach Skolezit
    • Trümmerachat: Durch Tektonik zerbrochene und weitere Mineralabscheidungen wieder gekittete Achate.
    • Uruguay-Achat: Gerade (horizontal) und parallel ausgerichtete Bänderung
  • nach dem zufällig entstandenen Schnittbild nach Öffnung von Achatmandeln
    • Augenachat, Brillenachat oder Kreisachat: Um einen Mittelpunkt konzentrisch oder exzentrisch angeordnete Kreise der Achatbänder, die im Schnittbild eine kugelige, augenartige Zeichnung ergeben.
    • Festungsachat: Achatbänderung ähnelt den Luftaufnahmen von Festungswällen
    • Flammenachat oder Wolkenachat: Unregelmäßige Bänderung vor allem am Rand von Achatmandeln, die im Schnitt ein wolkenförmiges Aussehen haben.
    • Landschaftsachat: Einer Landschaft ähnliches Schnittbild in Achatdrusen bzw. -mandeln, erzeugt schwarze, rötliche und/oder gelbe Strukturen, die meist durch eingedrungene, eisenhaltige Lösungen in Haarrissen.
    • Sternachat: Die unregelmäßig geformten Geoden sind meist vollständig gefüllt und zeigen beim Anschliff oft eine fünfstrahlige Form.

Bildung

Achatmandel mit Quarzdruse

Achate bilden sich in Gesteinshohlräumen als deren Auskleidung oder Ausfüllung: Bei (vollständiger) Ausfüllung spricht man von einer Mandel, bei (unvollständiger) Auskleidung von einer Druse. Als Gesteinshohlräume kommen in erster Linie Blasenräume in vulkanischen Gesteinen in Betracht, hier stießen die in der ausströmenden Lava enthaltenen Gase nicht mehr bis zur Oberfläche des Lavastroms durch und konnten nicht entweichen, sondern sie wurden in der erkaltenden Lava eingeschlossen und bildeten darin einen Hohlraum, der sich in einem späteren Prozess mit Achat, Quarz, Calcit oder anderen mineralischen Stoffen füllte. Als vulkanische Gesteine kommen sowohl basische Vulkanite, beispielsweise Basalt, als auch saure Vulkanite, beispielsweise Rhyolith, in Betracht.

Diese Blasenräume in vulkanischen Gesteinen sind die häufigsten Orte, an denen Achate entstehen können, jedoch werden Achate auch in Gängen und Klüften verschiedener Gesteine und auch in Hohlräumen von Sedimenten gebildet. Auch in Fossilien, z. B. in versteinerten Bäumen, in verkieselten Korallen und in Dinosaurierknochen werden Achate beobachtet.

Mit der Frage, wie das Siliziumdioxid-haltige Material in diese Hohlräume eingedrungen ist, haben sich zahlreiche Mineralogen in den letzten 200 Jahren beschäftigt und verschiedene Theorien aufgestellt. Hierbei musste geklärt werden, wie z. B. in einem Basalt, also in einem basischen, silikatarmen Gestein, eine derartige Akkumulation von reinem SiO2 stattfinden konnte. Dabei ist die ursprünglich vorhandene These, dass die SiO2–Akkumulation bereits in der Gesteinsschmelze erfolgt sei und sich im glutflüssigen Magma bereits Tropfen von flüssigem Siliziumdioxid abgeschieden haben sollen, heute als überholt anzusehen, allein schon deshalb, weil Achate auch in Gesteinen zu finden sind, die nie in glutflüssigem Zustand waren (s. o.). Heute wird einhellig die Meinung vertreten, dass Achate im sogenannten sedimentär-diagenetischen Bereich, also bei Temperaturen bis maximal 200 °C, entstanden sind.

Ferner wurde die These vertreten, dass kieselsaure wässrige Lösungen durch sogenannte Infiltrationskanäle in die Gesteinshohlräume eingedrungen sind, ein Achatband an der Hohlraumwandung abgesetzt und danach den Hohlraum wieder verlassen haben. Nach zahlreichen Wiederholungen dieses Prozesses hat sich der Hohlraum allmählich mit Achat gefüllt. Diese sogenannte Infiltrationstheorie setzt den zweifelhaften Transport großer Wassermengen im Gestein voraus und ist deshalb heute nicht mehr anerkannt.

Bei der Suche nach einer Lösung des Achatproblems steht heute eine Theorie im Vordergrund, die von Michael Landmesser am Institut für Edelsteinforschung in Mainz entwickelt worden ist. Landmesser geht davon aus, dass im Gestein neben größeren Hohlräumen ein Netz von feinsten Haarrissen und Kapillaren vorhanden ist, das ständig mit Wasser gefüllt ist und in dem die für die Akkumulation erforderliche Kieselsäure in Form von Monokieselsäure H4SiO4 durch Diffusion transportiert wird. Nach Landmesser spielt also nicht der Transport großer Wassermengen, sondern der Diffusionsprozess der Monokieselsäure die entscheidende Rolle bei der Achatgenese. Die Monokieselsäure-Moleküle reagieren miteinander in einem fortlaufenden Akkumulationsprozess, wobei sich die Moleküle über gemeinsame Sauerstoff-Atome zu Dikieselsäuren, Trikieselsäuren, Tetrakieselsäuren usw. vereinigen, bis schließlich kolloidale Polykieselsäuren entstehen, die sich an den Wänden des Hohlraums aufgrund von Adhäsion niederschlagen und in einem Reifungsprozess (vor allem Abgabe von Wasser) schließlich in festen kryptokristallinen Quarz übergehen. Dieser Prozess verläuft während langer Zeiträume, in denen sich die äußeren Bedingungen wie Druck, Temperatur, Anwesenheit von Begleitmineralien, beispielsweise Fe3+-Verbindungen, ändern, was zur Entstehung der charakteristischen Achatbänderung führt.

Siehe auch

Literatur

Monografien
Kompendien
  •  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 88, 94–95 (Dörfler Natur).
  •  Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Das Erkennen von Imitationen und Manipulationen bei Edelsteinen und Mineralien. Neue Erde Verlag, 2005, ISBN 978-3-89060-079-6, S. 39–40.
  •  Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16. überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 148, 152.

Weblinks

Commons: Achate - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Achat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Achat aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.