Sprachwissenschaft und Klingsor: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Sprachwissenschaft''', auch '''Linguistik''' ({{laS|lingua}} ‚Sprache‘, ‚Zunge‘), ist eine [[Wissenschaft]], die in verschiedenen Herangehensweisen die menschliche [[Sprache]] untersucht. Inhalt sprachwissenschaftlicher Forschung ist die Sprache als System und im Gebrauch, ihre einzelnen Bestandteile und Einheiten sowie deren Bedeutungen. Des Weiteren beschäftigt sich die Sprachwissenschaft mit Entstehung, Herkunft und geschichtlicher Entwicklung von Sprache, mit ihrer vielseitigen Anwendung in der schriftlichen und mündlichen Kommunikation, mit dem Wahrnehmen, Erlernen und [[Artikulation (Linguistik)|Artikulieren]] von Sprache sowie mit den möglicherweise damit einhergehenden Störungen.
[[Datei:Wartburg Saengerwettstreit.jpg|mini|hochkant=2|[[Wikipedia:Moritz von Schwind|Moritz von Schwind]]: ''Der Sängerkrieg'' (Fresko auf der Wartburg, 1855)]]


Sprachwissenschaft kann als Untersuchung einer bestimmten Einzelsprache betrieben werden, z. B. ''Sprachwissenschaft des Deutschen'' ([[Germanistik#Germanistische Sprachwissenschaft|Germanistische Linguistik]]) usw. Spricht man von ''der Sprachwissenschaft'' bzw. ''der Linguistik'' als einem Fach, so ist jedoch eine Wissenschaftsdisziplin gemeint, die allgemeine Aspekte untersucht, die verschiedene Sprachen gemeinsam haben; „Linguistik“ bedeutet dann also „[[Allgemeine Sprachwissenschaft]]“. Sie stellt die Methoden bereit, mit der beliebige Einzelsprachen beschrieben und auch miteinander verglichen werden können (die von Laien oft benutzte Mehrzahlform „Allgemeine Sprachwissenschaften“ ist insofern nicht korrekt, weil auch die Einbeziehung mehrerer Sprachen hier im Rahmen einer einzigen Disziplin erfolgt). Üblicherweise wird von einer solchen Allgemeinen Sprachwissenschaft noch eine [[Angewandte Linguistik]] unterschieden, diese kann jedoch ebenfalls Fragestellungen verfolgen, die sprachübergreifend formuliert sind, z. B. grundsätzlich die wissenschaftlichen Grundlagen für Sprachunterricht oder [[Klinische Linguistik|für Sprachtherapie]] zu untersuchen. Ein wesentlicher Aspekt der Allgemeinen Sprachwissenschaft im engeren (nicht-angewandten) Sinn ist hingegen oft die [[Grammatiktheorie]]. Weitere Bereiche sind [[Vergleichende Sprachwissenschaft]] bzw. [[Sprachtypologie]] und [[Historische Linguistik|Historische Sprachwissenschaft]].
'''Klingsor''' (auch ''Klingsohr'', ''Klinschor'', ''Klingesor'' oder ''Klinsor'' genannt), der aus [[Wikipedia:Ungarn|Ungarn]] stammende Herzog von ''Terra de Labûr'' (auch ''Terre de Labour'' oder ''Terra di Lavoro'') im südlichen [[Wikipedia:Kalabrien|Kalabrien]] und Schlossherr von '''Chastelmarveille''' ([[Wikipedia:Altfranzösische Sprache|altfranz.]] „Schloss der Wunder“; verbalhornt auch: ''Schastelmarveile''), tritt in [[Wikipedia:Wolfram von Eschenbach|Wolfram von Eschenbach]]s [[Parzival]]-Dichtung als [[Schwarze Magie|schwarzmagischer]] [[Zauberer]] auf und steht im Gegensatz zur [[Weiße Magie|weißen Magie]] des [[Heiliger Gral|Heiligen Grals]]. In der [[Wikipedia:Codex Manesse|Manessischen Liederhandschrift]] aus dem [[Wikipedia:13. Jahrhundert|13. Jahrhundert]] ist er Wolframs Gegenspieler im [[Wikipedia:Sängerkrieg auf der Wartburg|Sängerkrieg auf der Wartburg]]. [[Wikipedia:Richard Wagner|Richard Wagner]] hat die Thematik in seinem [[Wikipedia:Parsifal|Parsifal]] und in [[Wikipedia:Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg|Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg]] aufgegriffen.


Es existieren also zahlreiche größere und kleinere Teilgebiete, die insgesamt sowohl inhaltlich als auch methodisch uneinheitlich sind und mit einer Vielzahl anderer Wissenschaften in Kontakt stehen.
Der Sage nach ließ sich Klingsor auf der in [[Wikipedia:Sizilien|Sizilien]] gelegenen Festung '''Kalot Bobot''' mit Iblis, der Gattin König Giberts, auf ein Liebesabenteuer ein. Zur Strafe wird er von Gibert entmannt und sinnt seitdem auf Rache an allen Männern und Frauen. Nach der Parzival-Erzählung schenkt ihm König Irot einen festen Berg, auf dem Klingsor seine Burg ''Chastel Marveille'' errichtet und rundherum den ''Klingsorwald'' pflanzt.


== Wissenschaftstypus ==
{{Zitat|Terre de Labour (Kalabrien) ist das Land des Klinsor; Chaps war seine
Da unterschiedliche Lesarten des Begriffs ''Sprache'' existieren und sehr unterschiedliche Aspekte von Sprache untersucht werden, ist die Zuordnung der Sprachwissenschaft zu nur einem Wissenschaftstypus nicht möglich. So wird die Linguistik beispielsweise als Lehre vom sprachlichen System von vielen als ein Teilgebiet der [[Semiotik]], der Lehre von den Zeichen, angesehen und lässt sich damit der Gruppe der [[Strukturwissenschaft]]en und den [[Formalwissenschaft]]en zuordnen. Wird aber etwa der individuelle Erwerb von Sprache und der Gebrauch von Sprache aus psychologischer oder klinischer Warte gesehen, so sind diese Teilbereiche der Sprachwissenschaft zu den [[Naturwissenschaft]]en zu zählen. Bei Betrachtung von Sprache als gesellschaftlichem und kulturellem Phänomen hingegen ist die Sprachwissenschaft als [[Kulturwissenschaft|Kultur-]] bzw. [[Geisteswissenschaft]] zu werten. Auch gibt es Teilbereiche der Sprachwissenschaft (z. B. Ethno-, Polito- oder Soziolinguistik), die als solche zu den [[Sozialwissenschaft]]en zu rechnen sind.
Hauptstadt, er selbst der Neffe des Virgilius von Napel, der auch der Wunder
viel vollbracht. Von Herzog Klinsor sprachen Weib und Mann. Es war in
Sicilien ein König, sein Name Gibert, Iblis aber hieß sein Weib, und die trug
den minniglichsten Leib, der je von Brüsten war genommen. Ihrem Dienste hatte
sich Klinsor ergeben, bis sie's mit Minne lohnte. Darum höhnte ihn der König
sehr, zu einem Kapaunen mit einem Schnitt ward er gemacht, auf Kalot Bobot
einer festen Burg, erwarb er der Welt Spott, dort traf der König ihn schlafend
in seines Weibes Arm, und er beschnitt ihn an dem Leibe, daß er zur Lust keinem
Weibe mehr mag gefrommen. Es ist nicht das Land Persia, eine Stadt die
heißet Persida, da der erste Zauber ward erdacht. Da fuhr er hin und brachte
von dannen mit, daß er wohl schafft, was er will. Durch die Schändung an
seinem Leibe trug er nicht Manne noch Weibe guten Willen. „Zwölftausend meiner
Frauen, schreibt im Titurel Str. 2428 der König von Marroch, hat er sich unterwunden; an Mannes Lid verhauen wird er zu einem Diebe, und er stielt die Frauen
von Ungunste; alle Geehrten will er von hoher Würde kehren mit seiner Zaubereien
Gaukelwunder, weil er selbst der hohen Ehre ist ein Waise.“ Ein König Jrot
aber, fährt der Parcival fort, fürchtete für sich dieselbe Noth, und damit er Frieden
halten sollte, schenkte er ihm einen festen Berg, und dort legte er Castel Marvale an
und erbaute darin den Saal, dessen Estricht also glatt, daß kaum der Fuß fassen
mag, und worauf das Wunderbette steht, das immer vor dem flieht, der es
besteigen will, und den, der es zum Stehen gebracht, mit vielen Gefahren hart
bedrängt. Er richtet dort die Säule auf, die er aus Indien hergebracht, in
der alles sichtbar wird, was acht Meilen in der Runde sich begiebt, stellt in den
Eingang den reichen Kram und pflanzt unten den Klinsorwald. Auf der Hochzeit
von Artus raubte er dann die vierhundert Frauen und entführte sie auf jenes Schloß,
wo sie in sicherer Huth verpflegt werden und bewahrt, bis ein Ritter allein, Gawan,
sie erstritt; und wäre Accedille, Utpandraguns Schwester, nicht gewesen, die mit
ihrer Kunst den Zauber unterstanden, er hätte mehr Uebels noch gegen die Massenie
verübt.“|August Koberstein|''Über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichtes vom Wartburger Kriege''|ref=<ref> August Koberstein: ''Über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichtes vom Wartburger Kriege'', Naumburg 1823, [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Parzival/August_Koberstein_Ueber_das_wahrscheinliche_Alter_und_die_Bedeutung_des_Gedichtes_vom_Wartburger_Kriege.pdf&page=50&view=Fit S. 35f]</ref>}}


== Terminologie ==
Über den geistigen Hintergrund dieser Erzählung berichtet [[Rudolf Steiner]]:
=== Die Termini ''Sprachwissenschaft'' und ''Linguistik'' ===
Grundsätzlich gibt es im sprachwissenschaftlichen Bereich keine strenge Regelung, was die Benennung dieser Disziplin selbst anbelangt. Zum einen lassen die sehr unterschiedlichen Forschungsgebiete der Linguistik, aber auch ihre Nähe zu und Spezifizierung in den verschiedenen einzelsprachlichen [[Philologie]]n (wie Germanistik, Anglistik, Romanistik usw.) die Sprachwissenschaft als solche insgesamt wenig geschlossen erscheinen. Infolgedessen wird öfters selbst innerhalb wissenschaftlicher Institutionen zur Bezeichnung neben ''Sprachwissenschaft'' völlig bedeutungsgleich auch die Pluralform ''Sprachwissenschaften'' herangezogen.


[[Datei:FB Linguistik - Stempel.tif|mini|„Institut für Sprachwissenschaft“ (vormalig) und „Fachbereich Linguistik“ (nunmehrig) als Bezeichnungen derselben universitären Einrichtung]]
{{GZ|Es bestanden im Mittelalter noch Überreste der alten profanierten
Mysterien. Alles, was dazugehört, das wird zusammengefaßt unter dem
Namen Klingsor. Er ist der schwarze Magier gegenüber der weißen Magie des Heiligen Gral. Richard Wagner hat ihn auch den Tempeleisen
gegenübergestellt.|97|266f}}


Zum anderen werden mehrheitlich die Ausdrücke ''Sprachwissenschaft'' und ''Linguistik'' gleichgesetzt und auch bei Benennungen von Teildisziplinen grundsätzlich als [[Synonym]]e verstanden, wie es etwa in den Bezeichnungen ''Historische Sprachwissenschaft'' und ''Historische Linguistik'' der Fall ist. Es sind jedoch gewisse regionale Bevorzugungen zu verzeichnen. So wird z.&nbsp;B. der Begriff ''Allgemeine Linguistik'' in Österreich wenig gebraucht und hier vorwiegend von einer ''Allgemeinen Sprachwissenschaft'' gesprochen. Auch mögen in den einzelnen örtlichen „Schulen“ bestimmte Benennungen bevorzugt werden.
{{GZ|Nun können wir sogleich auf die Gestalt eingehen, die Richard
Wagner der Parsifal-Sage gegeben hat. Es ist im wesentlichen dieselbe,
die wir schon bei Wolfram von Eschenbach haben. Wir haben
da auf der einen Seite den Gralstempel mit seinen Rittern, auf
der anderen Seite das Zauberschloß des Klingsor mit seiner Ritterschaft,
die die eigentlichen Feinde der Ritterschaft des Grals sind.
Zwei Arten des Christentums werden da einander gegenübergestellt:
die eine stellt die Ritterschaft des Grals dar, die andere
Klingsor mit seinen Rittern. Klingsor ist derjenige, der sich verstümmelt
hat, um nicht der Sinnlichkeit zu verfallen. Das Verlangen
aber ist von ihm nicht überwunden worden, er hat es nur
unmöglich gemacht, es zu befriedigen. So lebt er noch im Reiche
der Sinnlichkeit. Ihm dienen Zaubermädchen. Kundry ist die eigentliche
Verführerin in diesem Reich. Sie zieht alles, was zu
Klingsor kommt, hin nach der sinnlichen Seite, nach dem, was der
Vergangenheit angehören sollte. In Klingsor ist personifiziert das
Christentum des Mittelalters, das asketisch geworden ist, das zwar
die Sinnlichkeit, nicht aber zugleich das Verlangen abgetötet hat; es
rettet nicht vor der verführenden Kraft der sinnlichen Liebe, die in
der Kundry personifiziert ist. Etwas Höheres sah man in der Entsagekraft
der höheren Spiritualität, die nicht durch Zwang die Sinnlichkeit
abtötet, sondern die durch höheres geistiges Erkennen diese
Sinnlichkeit veredelt und sich erhebt in das Reich der geläuterten
Liebe. Amfortas und die Gralsritterschaft erstreben es, aber es war
bis dahin nicht möglich, dieses Reich zu schaffen. Es gelang nicht.
Solange nicht die rechte spirituelle Kraft da war, muß Amfortas der
Verführung der Kundry verfallen; die höhere Gesinnung in Amfortas
fällt der niederen Gesinnung, dem Klingsor, zum Opfer.


Oft wird aber zwischen den beiden generellen Bezeichnungen insofern grundsätzlich unterschieden, als bei der Benennung dieser Wissenschaft als ''Sprachwissenschaft'' die Sprache und der Sprachgebrauch als gesellschaftliches und kulturelles Phänomen gesehen werden. Mit diesem Verständnis steht die Sprachwissenschaft der [[Literaturwissenschaft]] sowie besonders der Philologie nahe. Demgegenüber wird dann unter ''Linguistik'' die reine Systemlinguistik verstanden, also die Betrachtung der Struktur einzelner Sprachen sowie deren unterschiedlicher Funktionen, wie etwa im Zuge des Erwerbs von Sprache, ihre Repräsentation im Gehirn, ihr Gebrauch abhängig von sozialen oder demografischen Faktoren usw.
So stellt uns die Parsifal-Sage zwei Erscheinungen nebeneinander:
auf der einen Seite das Christentum, das asketisch geworden
ist, das aber durch die Abtötung der Sinnlichkeit doch nicht höhere,
spirituelle Erkenntnis hat erreichen können, und auf der anderen
Seite die Repräsentanten der geistigen Ritterschaft, welche aber
solange immer Klingsors Verführung zum Opfer fallen, wie der
Erlöser nicht erschienen ist, der Klingsor besiegt. Amfortas wird
verwundet, verliert die heilige Lanze an Klingsor und muß als
schmerzbehafteter König den Gral hüten. So krankt und leidet
auch das höhere Christentum. Es muß im Leiden die eigentlichen
Geheimnisse, die Mysterien des Christentums hüten, die mit dem
heiligen Gral verbunden sind, bis ein Erlöser in neuer Gestalt
erscheint - und dieser Erlöser ersteht in Parsifal.|92|141f}}


Das [[Adjektiv]] ''linguistisch'' bedeutet manchmal so viel wie ''sprachwissenschaftlich''. Sehr häufig wird das Wort aber auch mit der Bedeutung ''sprachlich'' verwendet. Die [[Phrase (Linguistik)|Phrase]] „ein linguistisches Phänomen“ meint demnach in solchen Fällen nicht „ein sprachwissenschaftliches Phänomen“, sondern „ein sprachliches Phänomen“. Diese doppelte Bedeutung ist wohl u.&nbsp;a. darauf zurückzuführen, dass das englische Adjektiv ''linguistic'' schon zuvor sowohl ''sprachlich'' als auch ''sprachwissenschaftlich'' bedeutete, was auf das deutsche Wort übertragen wurde.
{{GZ|Wenn der mittelalterliche Initiierte im Bilde darstellen wollte, was
er zu lernen hatte, um so seinen lebendig gebliebenen Seelenteil zu
durchdringen mit der neuen Weisheit, so wies er hin auf die Burg
des Heiligen Gral und auf das, was als neue Weisheit - das ist ja der
«Gral» - von dieser Burg ausgeht. Und wenn er hinweisen wollte
auf das, was dieser neuen Weisheit feindlich ist, so wies er hin auf ein
anderes Gebiet, auf jenes Gebiet, worinnen alle die Wesenheiten und
Kräfte hausten, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, an den tot
gewordenen Teil des menschlichen Leibes und den unbewußt gewordenen
Teil der menschlichen Seele heranzukommen. Dieses Gebiet,
in das mit Recht - im okkulten Sinne gesprochen mit Recht -
versetzt wurden alle die Nachkömmlinge der schlimmen geistigen
Wesenheiten älterer Zeiten, die sich herüberbewahrt hatten die
schlimmsten Kräfte orientalischer Zauberei - nicht die besten Kräfte,
die auch geblieben waren —, das Gebiet, das in dieser angedeuteten
Beziehung am bösartigsten war, das da dem Gral am feindlichsten
gegenübersteht, war «Chastelmarveille», der Sammelort von alledem,
was an den Menschen herankommt, an dieses Gebiet des Leibes und
der Seele des Menschen, das eben ein solches karmisches Schicksal
erfahren hat, wie eben angedeutet worden ist. Was heute schon mehr
vergeistigt ist, was übergegangen ist in eine Weisheit, die überall
hingebracht werden kann - weil wir jetzt schon am Übergange zur
sechsten Kulturepoche stehen, wo diese Dinge nicht mehr an Orte
gebunden sind -, das war in jener mittelalterlichen Zeit, wie ich es
auch angedeutet habe in dem Buche «Die geistige Führung des
Menschen und der Menschheit», noch an gewisse örtlichkeiten gebunden.
Während es also für die alten Zeiten in der Tat nicht im
uneigentlichen Sinne gesprochen ist, wenn man auf Örtlichkeiten
hinweist, so daß man hinzureisen hatte an eine gewisse Örtlichkeit,
wenn man die betreffenden Lehren haben wollte, muß man heute so
sprechen, daß die Weisheiten einen weniger lokalen Charakter haben;
denn wir leben in der Zeit des Überganges von dem Leben in Raum
und Zeit in mehr geistige Formen der Zeit.


=== Benennung von Teildisziplinen ===
Während man nun an den Westen von Europa die Burg des Gral
Unabhängig davon, ob eine Benennungs[[dichotomie]] von ''Sprachwissenschaft'' und ''Linguistik'' vorliegt oder nicht, wird bei der Bezeichnung der sprachwissenschaftlichen Teildisziplinen, die andere Wissenschaftsbereiche berühren, ausschließlich der Ausdruck ''Linguistik'' verwendet. So existiert beispielsweise nur eine ''Soziolinguistik'' und keine ''Sozio-'' oder ''Sozialsprachwissenschaft''. Auch ist terminologisch in der Regel nur eine ''Psycholinguistik'', ''Computerlinguistik'', ''Politolinguistik'' usw. anzutreffen.
verweist, ist die Burg der Gegnerschaft des Gral lokal zu verweisen
an einen anderen Ort, wo der Mensch, wenn er hinkommt, durch
gewisse spirituelle Kräfte, die dort sind, sowohl einen großen, gewaltigen
guten Eindruck haben kann, wie auf der anderen Seite auch
den gegenteiligen durch andere Kräfte, die bis in die heutigen Zeiten
dort geblieben sind, wie eine Akasha-Nachwirkung von jenen Gralsgegnern,
von denen hier gesprochen wurde. Denn an jenem Orte
kann man von den schlimmsten Kräften sprechen, die noch in ihren
Nachwirkungen bemerkbar sind. Einst haben sich an diesem Orte
abgespielt, man möchte sagen, ganz im physischen Leben vor sich
gehende böse Künste, von denen ausgestrahlt haben die Angriffe auf
den unbewußt gewordenen Teil der Menschenseele und den tot gewordenen
Teil der menschlichen Organisation. Und das alles gliedert
sich um eine Gestalt herum, die sagenhaft aus dem Mittelalter herüberschimmert,
die aber der mit dem Mysterienwesen Bekannte ganz gut
kennt, um eine Persönlichkeit, die eine reale war um die Mitte des
Mittelalters, um Klinschor, den Herzog von Terra de labûr, eine
Gegend, die wir zu suchen haben örtlich in dem heutigen südlichen
Kalabrien. Von dort aus erstreckten sich die Streifzüge des Feindes
des Gral besonders hinüber nach Sizilien. Ebenso wie wir, wenn
wir heute den Boden Siziliens betreten und den okkulten Blick haben,
auf uns einwirken sehen - was schon öfter erwähnt worden ist - die
Akasha-Nachwirkungen des großen Empedokles, wie diese in der
Atmosphäre Siziliens vorhanden sind, so sind auch in ihr heute noch
wahrzunehmen die bösen Nachwirkungen Klinschors, der einstmals
sich verbunden hat von seinem Herzogtum Terra de labûr aus über
die Meerenge hinüber mit jenen Feinden des Gral, die dort seßhaft
waren in jener Feste, die man im Okkultismus und in der Legende
nennt Kalot bobot.


Mitunter, jedoch in Österreich kaum, wird der Teilbereich der Allgemeinen Sprachwissenschaft auch als ''Theoretische Sprachwissenschaft'' oder ''Theoretische Linguistik'' bezeichnet.
Kalot bobot auf Sizilien war in der Mitte des Mittelalters der Sitz
jener Göttin, die man nennt Iblis, die Tochter des Eblis. Und unter
allen schlimmen Verbindungen, die innerhalb der Erdentwickelungen
sich zwischen Wesenheiten, in deren Seelen okkulte Kräfte waren,
zugetragen haben, ist den Okkultisten als die schlimmste dieser Verbindungen
diejenige des Klinschor mit der Iblis, der Tochter des
Eblis, bekannt. «Iblis» ist schon dem Namen nach charakterisiert als
verwandt mit «Eblis»: so heißt in der mohammedanischen Tradition
die Gestalt, die wir mit «Luzifer» bezeichnen. Eine Art weiblicher
Aspekt von «Eblis», dem mohammedanischen Luzifer, ist «Iblis»,
mit der sich zu seinen bösen Künsten, durch die er im Mittelalter
gegen den Gral wirkte, derjenige verband, den man den bösen
Zauberer Klinschor nennt.


Des Weiteren existiert die nicht restlos geklärte Frage, was man unter „angewandter“ Sprachwissenschaft zu verstehen habe. Einerseits können darunter diejenigen Teilgebiete verstanden werden, die die real angewendete [[Sprache]] untersuchen (im Gegensatz zu den theoretischen Konstrukten von sprachlichen Systemen, Grammatikmodellen usw.); andererseits kann „angewandte“ Sprachwissenschaft auch heißen, dass es sich dabei um die Anwendung der Forschungsergebnisse in der (außerhalb der Linguistik befindlichen) Praxis handelt (Sprachtherapie, Spracherkennung am Computer usw.). Dieses Problem der Grenzfälle zwischen Allgemeiner oder Theoretischer, und Angewandter Sprachwissenschaft wird innerhalb der Disziplin, ausgehend von einer Diskussion im englischsprachigen Wissenschaftsraum, auch unter der Benennungsopposition ''applied linguistics'' (für den ersteren Fall) versus ''linguistics applied'' (für den letzteren Fall) diskutiert.
Diese Dinge müssen in Bildern, die aber den Realitäten entsprechen,
zum Ausdruck kommen, sie können nicht in abstrakten Ideen ausgesprochen
werden. Und die ganze Feindschaft zum Gral spielte sich
ab auf jener Feste der Iblis «Kalot bobot», auf die sich auch jene
merkwürdige Königin Sybille mit ihrem Sohne Wilhelm 1194 unter
der Herrschaft Heinrichs VI. geflüchtet hat. Alles, was man unternommen
hat als eine feindliche Herrschaft gegen den Gral, und wodurch
auch verwundet worden ist Amfortas, das ist zuletzt zurückzuführen
auf den Bund, den Klinschor geschlossen hat auf der Festung
der Iblis, Kalot bobot. Und alles, was hereinleuchtet an Elend und
Not in das Gralstum durch Amfortas, drückt sich aus in diesem Bund.
Das macht es, daß die Seele auch heute noch stark gewappnet sein
muß, wenn sie in die Nähe jener Gegenden kommt, von denen alle
feindlichen Einflüsse ausgehen können, die sich für die Geheimnisse
des Gral auf die fortschreitende Menschheitsentwickelung beziehen.
Wenn wir die Sache so ansehen, haben wir auf der einen Seite das
Reich des Gral, auf der anderen Seite das böse Reich Chastelmarveille,
in das hereinspielt, was der Bund von Klinschor mit Iblis gestiftet
hat. Und wir haben da in einer wunderbaren Weise dramatisch ausgedrückt
ein Zusammenspielen desjenigen, was das selbständigste,
das innerste der Seelenglieder - die Verstandes- oder Gemütsseele -
auszuhalten hat gegenüber den Angriffen von außen. Die Verstandes- oder
Gemütsseele war im vierten nachatlantischen Kulturzeitraum
noch nicht so innerlich, wie sie werden mußte im fünften. Sie zog sich
von jenem Leben mehr mit der Außenwelt, wie es im Griechen- und
Römertum vorhanden war, zurück in das Innere des Menschen,
wurde selbständiger, auch freier. Dafür aber war sie von all den
Mächten, aus den Gründen, die angeführt worden sind, viel angreifbarer
als in der griechisch-lateinischen Zeit. Die ganze Veränderung,
die mit der Verstandes- oder Gemütsseele vorgegangen war, drückt
sich aus in dem, was stammelnd, sagenhaft und doch so dramatisch
vor uns steht in dem Gegensatz von «Montsalvatsch» und «Chastelmarveille». Alle Leiden und alle Überwindungen der Verstandesoder
Gemütsseele fühlen wir nachklingen in den Erzählungen, die
mit dem Heiligen Gral zusammenhängen. Alles, was anders werden
mußte mit der Menschenseele in der neueren Zeit, zeigt sich dem, der
mit dem Mysterienwesen bekannt wurde.|144|69ff}}


=== Fachvokabular ===
[[Datei:Codex Manesse Sängerkrieg auf der Wartburg.jpg|mini|hochkant=1.4|Miniatur des Sängerkriegs aus dem [[Wikipedia:Codex Manesse|Codex Manesse]], 14.&nbsp;Jahrhundert]]
Im [[Wikipedia:Sängerkrieg auf der Wartburg|Sängerkrieg auf der Wartburg]] wird Klingsor von [[Heinrich von Ofterdingen]] im Wettstreit gegen [[Wikipedia:Wolfram von Eschenbach|Wolfram von Eschenbach]] zur Hilfe gerufen. Heinrich von Ofterdingen wird nach der Angabe Rudolf Steiners später als der Religionsphilosoph [[Gideon Spicker]] (1840-1912) wiedergeboren, der das lebende Vorbild des [[Doktor Strader]] in Rudolf Steiners [[Mysteriendramen]] wurde.


In der Sprachwissenschaft wird eine eigene Fachterminologie verwendet.<ref>[http://cornelia.siteware.ch/linguistik/fachbwoebue.html Linguistische Fachbegriffe und Wörterbücher. Online]</ref> Eine ganze Reihe von Fachausdrücken erscheint auch im alltäglichen Sprachgebrauch. Grundlegende Termini sind über die schulische Ausbildung auch der Allgemeinheit verständlich. Dazu zählen insbesondere die Bezeichnungen für Wortarten (''Verb, Substantiv'' usw.), für funktionale Satzelemente (''Subjekt, Objekt'' usw.) und andere Ausdrücke aus der traditionellen Schulgrammatik. Außerdem existiert eine Reihe von Ausdrücken, welche Nicht-Sprachwissenschaftler intuitiv in der Grundbedeutung erfassen mögen (''Textsorte, Sprecher, Sprachkorpus'' usw.), was mitunter zu Irrtümern führen kann, denn viele Fachausdrücke haben innerhalb der wissenschaftlichen Disziplin eine andere oder zusätzliche Bedeutung als im sprachlichen Alltag. Zudem werden von Laien Ausdrücke dieser Art aufgrund ihrer Erfahrungen im schulischen Unterricht bevorzugt unter normativem Aspekt, also dahingehend gesehen, was „richtig“ und was „falsch“ ist, während sie als Fachvokabel innerhalb der wissenschaftlichen Disziplin in der Regel eine rein [[Deskriptive Linguistik|deskriptive]] Funktion haben. Solche unscharfen Grenzen zwischen [[Umgangssprache]] und [[Fachsprache]] sind aber kein Spezifikum der Sprachwissenschaft, sondern liegen auch bei anderen Wissenschaften vor.
{{GZ|Heinrich von Ofterdingen nimmt den Kampf auf
gegen die andern. Man hat schon den Henker gerufen: er soll gehenkt
werden, wenn er verliert. Er entzieht sich der Sache. Aber er
ruft, um einen erneuerten Kampf herbeizuführen, aus dem Ungarlande
den Zauberer Klingsor. Er bringt den Zauberer Klingsor aus
dem Ungarlande ja wirklich nach Eisenach.


Neben Ausdrücken, die dem allgemeinen Sprachgebrauch nahe sind und oft auch aus dem [[Deutsche Sprache|Deutschen]] stammen, existiert eine ganze Reihe von Termini, die aus [[latein]]ischen oder [[Altgriechische Sprache|altgriechischen]] Wortelementen bestehen. Neuere Fachausdrücke werden oft aus dem [[Englische Sprache|Englischen]] übernommen oder eingedeutscht. Nur ein äußerst geringer Teil des (wissenschaftsgeschichtlich früh entstandenen) Fachvokabulars stammt aus dem [[Französische Sprache|Französischen]]. In den linguistischen Randbezirken zu anderen Disziplinen spielt auch deren Fachterminologie eine wesentliche Rolle.
Nun spielt sich da eine neuere Art Wartburgkrieg ab, bei dem
Klingsor mitwirkt. Man sieht aber ganz deutlich: Klingsor, der jetzt
eintritt für Heinrich von Ofterdingen, der selber kämpfend, singend
auftritt, kämpft nicht allein, sondern er läßt geistige Wesenheiten
mitkämpfen. Und um geistige Wesenheiten mitkämpfen zu lassen,
läßt er ja zum Beispiel einen Jüngling besessen sein von einer solchen
geistigen Wesenheit, läßt den dann statt seiner singen. Und
er läßt noch stärkere geistige Kräfte auf der Wartburg auftreten.


{{WikipediaDE|Grammatikbegriffe im Deutschen|Deutsche Grammatik und Arten von Grammatiken}}
All dem, was da von Klingsors Seite kommt, all dem steht
gegenüber Wolfram von Eschenbach. Eine Prozedur, die Klingsor
ausführt, besteht ja namentlich darinnen, daß eine solche geistige
Wesenheit dahinterkommen soll, ob Wolfram von Eschenbach ein
gelehrter Mensch ist oder nicht. Klingsor ist etwas in die Enge
getrieben durch Wolfram von Eschenbach. Denn als Wolfram von
Eschenbach merkt, daß da Geistiges im Spiele ist, da singt er von
dem heiligen Abendmahl, von der Transsubstantiation, von der
Gegenwart Christi im Abendmahl, — und der Geist muß weichen,
er kann das nicht vertragen. Hinter diesen Dingen liegen ja durchaus
wirkliche Realitäten, wenn ich diese Tautologie gebrauchen
darf.


== Teilbereiche ==
Und es gelingt Klingsor, dem Wolfram von Eschenbach mit
Zusätzlich zu der inhomogenen Benennungsweise der wissenschaftlichen Disziplin selbst ist auch die Trennung der Sprachwissenschaft in klar voneinander abgegrenzte Teildisziplinen uneinheitlich. Oft ist sogar überhaupt eine solche Trennung selbst umstritten, was nicht zuletzt auf den insgesamt starken interdisziplinären Charakter des wissenschaftlichen Gesamtbereiches zurückzuführen ist. Viele Forschende empfinden bereits die Abgrenzung der drei großen linguistischen Domänen
Hilfe mancher geistiger Wesenheiten zu beweisen, daß Wolfram
* Vergleichende Sprachwissenschaft bzw. Historische Sprachwissenschaft
von Eschenbach wohl ein Sternenloses Christentum hat, das nicht
* Allgemeine Sprachwissenschaft und
mehr mit dem Kosmos rechnende Christentum hat, aber ganz ungelehrt
* Angewandte Sprachwissenschaft
ist in aller kosmischen Weisheit. Darauf kommt es nun an.
als künstlich oder unzweckmäßig. Dem entspricht auch die teils unterschiedliche Zuordnung einzelner Forschungsfelder entweder zu dem einen oder dem anderen Bereich. So besteht z.&nbsp;B. keine allgemeine Übereinkunft darüber, ob die [[Soziolinguistik]] als Teilgebiet der Allgemeinen oder der Angewandten Sprachwissenschaft gelten soll.
Klingsor hat bewiesen, daß der Sänger des Gral schon in jener Zeit
nur alles das vom Christentum kennt, was das kosmische Christentum
abgestreift hat. Und Klingsor kann ja nur dadurch in der geistig
unterstützten Weise auftreten, daß er die Sternenweisheit hat.
Aber schon aus der Art und Weise, wie er sie verwendet, sieht man,
daß sich dasjenige, was man «schwarze Magie» nennt, in seine
Künste hineinmischt.


Nicht als Teilbereich der Linguistik wird aber in der Regel die Philologie gewertet, welche einzelne Sprachen sowohl aus sprach- wie auch literatur- und kulturwissenschaftlicher Sicht untersucht. Vielmehr gilt sie wissenschaftsgeschichtlich als eigene Disziplin, was sich in Deutschland vielfach in einer entsprechend getrennten Universitätsstruktur niederschlägt, auch wenn enge Verbindungen zwischen Philologien und Linguistik bestehen. In Österreich hingegen haben im Allgemeinen die entsprechenden universitären Institute (vornehmlich [[Germanistik]], [[Anglistik]], [[Romanistik]] und [[Slawistik]]) sowohl eine philologisch-literaturwissenschaftliche als auch eine sprachwissenschaftliche Abteilung.
Und so sehen wir denn, wie auf eine unrichtige Weise dem
Sternen-Laien Wolfram von Eschenbach die Sternenweisheit entgegengestellt
worden ist. Wir stehen in der Zeit des dreizehnten
Jahrhunderts, vor dem Auftreten jener Dominikaner, von denen ich
gesprochen habe; wir stehen in der Zeit, wo das Christentum gerade
da, wo es besonders groß war, abgestreift hat alle Einsicht in die
Sternenwelt und wo im Grunde genommen nur da, wo innerliche
Entfremdung von dem Christentum war, noch Sternenweisheit vorhanden
war, wie bei dem Klingsor aus dem Ungarlande.|238|115f}}


Hinsichtlich der folgenden [[Taxonomie]] der linguistischen Teildisziplinen besteht weitgehend Konsens.
== Anmerkungen ==


=== Vergleichende Sprachwissenschaft ===
<references />
{{WikipediaDE|Vergleichende Sprachwissenschaft}}
 
Die Vergleichende Sprachwissenschaft kann dahingehend in einzelne Teilgebiete gegliedert werden, ob eine [[Diachronie|diachrone]] oder [[Synchronie|synchrone]] Untersuchungsweise vorliegt. Die allgemein-vergleichenden Fächer können aber auch der Allgemeinen Sprachwissenschaft und die historisch-vergleichenden Fächer einer eigenständigen Historischen Sprachwissenschaft zugerechnet werden.
 
* Allgemein-vergleichende Sprachwissenschaft
** [[Arealtypologie]], die synchron-vergleichende Untersuchung von Sprachen eines geographischen Raumes mit dem Ziel, [[Sprachbund|Sprachbünde]] zu ermitteln
** [[Kontrastive Linguistik]], die synchron-vergleichende Untersuchung von meist nur zwei Sprachen mit dem Ziel, die spezifischen Unterschiede zwischen diesen zu erkennen
** [[Sprachtypologie]], die synchron-vergleichende Untersuchung von Sprachen mit dem Ziel, [[Sprachtyp]]en festzustellen
** [[Universalienforschung]] versucht, die allen Sprachen gemeinsamen Eigenschaften ([[Sprachuniversalien]]) aufzudecken
** [[Varietätenlinguistik]], die synchron-vergleichende Untersuchung von Einzelsprachen mit dem Ziel, Unterschiede innerhalb dieser bestimmten Sprache, also [[Varietät (Linguistik)|sprachliche Varietäten]] herauszuarbeiten, z.&nbsp;B. verschiedene [[Dialekt]]e, [[Soziolekt]]e, [[Fachsprache]]n usw. (Da diese Unterschiede großteils auf soziale Faktoren zurückzuführen sind, wird die Varietätenlinguistik auch als Teilgebiet der Soziolinguistik, einer Disziplin der Angewandten Sprachwissenschaft, behandelt.)
 
[[Datei:Franz Bopp (2).jpg|mini|150px|[[Franz Bopp]] (1791–1865), Begründer der Historisch-Vergleichenden Sprachwissenschaft]]
 
* Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft (auch ''Diachronie'')
:* Historische Linguistik (im engeren Sinne), die diachron-vergleichende Untersuchung von Sprachen mit dem Ziel, [[Sprachfamilie]]n herauszuarbeiten und Entwicklungslinien einer oder mehrerer Einzelsprachen im Vergleich, also Veränderungen in der Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik und Stilistik im Laufe der Zeit nachzuzeichnen. Sie befasst sich also mit [[Sprachwandel]] in jeglicher Hinsicht.
: Weit verbreitet ist auch die Tradition, welche dieses Fach gemeinsam mit den nachfolgend gelisteten Teilgebieten zu einem einzigen Hauptfach ''[[Historische Linguistik]]'' oder ''Historische Sprachwissenschaft'' zusammenfasst. Unter dieser Annahme liegt dann also das Verständnis einer Historischen Linguistik im weiteren Sinne vor.
:* [[Etymologie]], Lehre über die Entstehung und Herkunft von Wörtern und ihren Bedeutungen
:* [[Indogermanistik]] versucht eine Rekonstruktion der [[Indogermanische Grundsprache|indo-europäischen (indogermanischen) Ursprache]] sowie durch Vergleich der Entwicklungen den Verlauf zu den heutigen indogermanischen Einzelsprachen nachzuvollziehen
:* [[Onomastik]] erforscht die Entstehung, Bedeutung und Verbreitung von [[Eigenname]]n (oft im Verbund mit der Etymologie behandelt)
 
Damit wird also gleichzeitig eine [[Klassifizierung]] vorgenommen, welche neben der Allgemeinen Sprachwissenschaft und der Angewandten Sprachwissenschaft als drittes großes Teilgebiet statt der Vergleichenden Sprachwissenschaft die Historische Sprachwissenschaft
zählt, wobei dann die allgemein-vergleichenden Fächer der Allgemeinen Sprachwissenschaft zugerechnet werden.
 
[[Datei:Ferdinand de Saussure.jpg|mini|150px|[[Ferdinand de Saussure]] (1857–1913), einer der bedeutendsten Vertreter des linguistischen [[Strukturalismus]]]]
[[Datei:Chomsky.jpg|mini|150px|[[Noam Chomsky]] (*&nbsp;1928), Begründer der [[Generative Grammatik|Generativen Grammatik]] und Revolutionär der Theoretischen Linguistik]]
 
=== Allgemeine Sprachwissenschaft ===
{{WikipediaDE|Allgemeine Linguistik}}
 
Die Allgemeine Sprachwissenschaft, teils auch ''Theoretische Linguistik'' genannt, widmet sich der Untersuchung von Sprache als abstraktem System, aber auch der Aufstellung von allgemeinen Theorien über Sprache, wobei Letzteres auch von jüngeren Teildisziplinen der Angewandten Sprachwissenschaft, etwa der Soziolinguistik oder der Diskursanalyse, versucht wird.
 
Traditionelle Kerngebiete der Allgemeinen Sprachwissenschaft sind folgende:
* [[Graphemik]], die Untersuchung von Schrift als Sprachsystem
* [[Lexikologie]], die Lehre von den Strukturierungen im [[Wortschatz]] einer Sprache und dessen [[Mentales Lexikon|mentaler Repräsentation]]
* [[Morphologie (Linguistik)|Morphologie]], die Lehre der „Wortbausteine“ und wandelbaren Wortformen (Flexionsformen, Wortbildung)
* [[Phonetik]], die Lehre von den Sprachlauten (Lautbestand von Sprachen, Artikulation, Lautwahrnehmung)
* [[Phonologie]], die Lehre von den Sprachlautsystemen der einzelnen Sprachen (Lautkombinationen, Silbenlehre), einschließlich der Intonation ([[Prosodie]])
* [[Pragmatik (Linguistik)|Pragmatik]], die Untersuchung der (situationsabhängigen) Bedeutung von Äußerungen und von Handlungen mittels Sprache ([[Sprechakt]]e, Konversation)
* [[Semantik]], die Untersuchung von Sinn und Bedeutung sprachlicher Einheiten (Wortbedeutung, Satzbedeutung)
* [[Syntax]], die Untersuchung von Form und Struktur von Sätzen
 
Seit neuerer Zeit können auch folgende Forschungsbereiche als eigenständige Teilgebiete gesehen werden:
* [[Gesprächsanalyse|Gesprächslinguistik]], (auch Linguistische Gesprächsanalyse, Dialogforschung), Untersuchung authentischer mündlicher Kommunikation
* [[Grammatiktheorie]], Untersuchung der Struktur von Grammatik anhand formaler Modelle
* [[Quantitative Linguistik]], die Entwicklung von Sprachgesetzen auf der Grundlage statistischer Erhebungen mit dem Ziel, darauf aufbauend eine Sprachtheorie zu konzipieren
* [[Textlinguistik]], die Untersuchung der Struktur, Funktion und Wirkung von Texten und ihren Bestandteilen
 
Folgende Teilgebiete bewegen sich hauptsächlich im Grenzbereich zwischen anderen oder umfassen mehrere solche:
* [[Morphonologie]], untersucht Wortbildung auf phonologischer Ebene
* [[Morphosyntax]] behandelt den Einfluss morphologischer Prozesse auf syntaktische Variablen
* [[Sprachphilosophie]], die Erforschung von allgemeinen Funktionen von Sprache und Sprachelementen und des Zusammenhangs zwischen Sprache, Denken, Vorstellung und Wirklichkeit
 
=== Angewandte Sprachwissenschaft ===
{{WikipediaDE|Angewandte Sprachwissenschaft}}
 
Die Angewandte Sprachwissenschaft ist keineswegs als homogener Teilbereich der Linguistik zu verstehen, vielmehr subsumiert sie die Teildisziplinen, die sich in erster Linie nicht mit Sprache als abstraktem System befassen, sondern die Sprache im Zusammenhang mit ihrer „realen“ Umwelt sehen, sich also der tatsächlich angewendeten Sprache widmen. Diesem Verständnis von „angewandt“, also ''applied linguistics'', steht die Idee der ''linguistics applied'' gegenüber, worunter die praktische Umsetzung linguistischer Forschungsergebnisse zu verstehen ist, wie sie vorliegt z.&nbsp;B. im Falle der Computerlinguistik (wo Erkenntnisse der Allgemeinen Linguistik in der Informatik Anwendung finden), der Klinischen Linguistik (wo Forschung im Dienste der Erarbeitung von Therapieformen steht), der Sprachlehrforschung (für die Entwicklung von Lehrmaterial) oder der Schreibforschung und Schreibdidaktik (für pädagogische Zwecke).
 
Des Weiteren werden häufig die Psycholinguistik, die Soziolinguistik und andere Fächer der Allgemeinen Sprachwissenschaft zugerechnet, weil sie sich der Beschreibung von Sprache als Teil des Individuums widmet und allgemeine Prinzipien und Vorgänge erkunden will – im Gegensatz zu jenen Disziplinen, die einen Bezug zum praktischen Leben herstellen und sich somit mit der „Anwendung“ von Sprache befassen.
 
Da die Soziolinguistik sowohl Sprache und Gesellschaft, als auch die Mehrsprachigkeit der Gesellschaft selbst untersucht, kann sie auch als Überbegriff für jene Teildisziplinen verwendet werden, die normalerweise als gleichwertig etablierte Bereiche der Angewandten Sprachwissenschaft gelten, z.&nbsp;B. für die Sprachlehrforschung oder die Diskursanalyse.
 
Vor allem aber entscheiden die Strukturen von Universitäten und Instituten darüber, wie die Disziplinen wahrgenommen werden, denn mehrheitlich behandeln die angewandten Fächer auch solche Aspekte mit, die gemäß Definition zur Allgemeinen Sprachwissenschaft gezählt werden.
 
Der Angewandten Sprachwissenschaft werden in der Regel folgende Teilgebiete zugerechnet:
* [[Computerlinguistik]] unter den Aspekten
** [[Künstliche Intelligenz]]
** [[Spracherkennung]] und [[Prosodieerkennung]] mittels Computer
** Softwareentwicklung (Sprachkorrekturprogramme, Lernsoftware und webbasierte Lernplattformen)
** [[Texttechnologie]] und Gestaltung von Hypertext
* [[Forensische Linguistik]], Untersuchung und Diagnostik von Sprache zu kriminalistischen und gerichtlichen Zwecken
* [[Internetlinguistik]], Analyse sprachlicher Phänomene, die im und durch das Internet entstehen
* [[Klinische Linguistik]], die Erforschung des Sprachgebrauchs und der Sprachwahrnehmung bei Schädigungen des Gehirns und Erarbeitung von therapeutischen Verfahren inkl. Sprachentwicklungsdiagnostik; mit ihr stehen einige andere Fächer eng in Zusammenhang, die entweder zur Angewandten Sprachwissenschaft als „applied linguistics“ oder auch zur Allgemeinen Sprachwissenschaft gerechnet werden. Dabei handelt es sich neben der Psycholinguistik im Besonderen auch um
** [[Neurolinguistik]], die Untersuchung der Verarbeitung von Sprache im Gehirn
** [[Patholinguistik]] (auch Sprachpathologie), die Untersuchung von Problemen bei Sprachperzeption, -verarbeitung und -produktion
* [[Lexikografie]], Erstellen von Wörterbüchern (in erster Linie für den allgemeinen Gebrauch)
* [[Sprachberatung|Sprach-]] und Schreibberatung, Beratung und Coaching für Institutionen, öffentliche Einrichtungen, Journalismus und Public Relations sowie für private Zwecke und Bereiche
* [[Sprachlehrforschung|Sprachlehr- und Sprachlernforschung]] und [[Sprachdidaktik]], Untersuchung von, und Gestaltungsmaßnahmen für Sprachunterricht, Sprecherziehung, Alphabetisierung; inklusive anderer Teilgebiete wie Schreibdidaktik und Untersuchen von Lernverhalten
* [[Sprachplanung]], Untersuchung und Schaffung von politischen Rahmenbedingungen und [[Sprachpolitik|sprachpolitischen]] Maßnahmen für Sprachstandardisierung oder Mehrsprachigkeit
* [[Standardologie]] befasst sich mit der Standardisierung von Sprachen oder Teilsprachen (wie etwa mit dem Zusammenfassen mehreren Sprachvarietäten zu einer (nationalen) Standardsprache im Rahmen der Sprachpolitik oder mit der Vereinheitlichung von technischer und anderer Terminologie u.&nbsp;Ä.)
 
Folgende Teilgebiete verstehen sich als angewandte Fächer im Sinne einer ''applied linguistics'' und können auch zur Allgemeinen Sprachwissenschaft in einem weiteren Sinne gerechnet werden:
* Computerlinguistik unter den Teilaspekten
** [[Programmiersprache]]n
** [[Mensch-Computer-Interaktion]]
* [[Ethnolinguistik]], Untersuchung von Sprache und Sprachkultur unter völkerkundlichen Aspekten
* [[Psycholinguistik]], die Erforschung der Sprache in Abhängigkeit von psychischen Funktionen, dabei besonders auch
** die Forschung zum [[Spracherwerb]] (Erst- und Zweitspracherwerb)
** [[Kognitive Linguistik]], die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Sprache und Denken
* [[Soziolinguistik]] beschäftigt sich ''in engerem Sinne'' mit der Sprache in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Variablen wie soziale Schicht oder Alter. ''In weiterem Sinne'' werden das Verhältnis von Sprache und Gesellschaft unter verschiedenen Aspekten sowie die Mehrsprachigkeit von Gesellschaft behandelt. Dazu zählen insbesondere folgende Teilgebiete:
** [[Feministische Linguistik]], Untersuchung der Sprache und des Sprachgebrauchs in Abhängigkeit vom Geschlecht, geschlechtsneutraler Sprachgebrauch. (Wird ''Geschlecht'' nicht als natürliches Geschlecht (''sexus''), sondern als soziales Geschlecht (''gender'') definiert, wird die Forschung nicht aus feministischer Perspektive allein betrieben und das Teilgebiet als ''[[Genderlinguistik]]'' gehandelt.)
** Forschung zu [[Sondersprache]]n (z.&nbsp;B. [[Jugendsprache]], Untersuchungen jugendlicher Sprache und jugendlichen Sprachverhaltens und ihre historische Entwicklung)
** linguistische [[Diskursanalyse]] untersucht Sprachäußerungen auf übertextlicher Ebene
** [[Spracheinstellungsforschung]], Untersuchung von Einstellungen (Meinungen, Haltungen) zu einzelnen Sprachen und/oder Dialekten
** [[Interkulturelle Kommunikation]], Untersuchung von sprachlichem und außersprachlichem Verhalten bei Kommunikation von Sprechern verschiedener Kulturen
** [[Interlinguistik]], die Untersuchung der internationalen Kommunikation vornehmlich unter Verwendung von [[Plansprache]]n
** [[Medienlinguistik]], Forschungen in erster Linie zur Untersuchung von sprachlichen Phänomenen in Medientexten, Mehrsprachigkeit in den Medien und zur Erfassung medialer Diskurse
** [[Politolinguistik]], Erforschung der Sprache und des Sprachverhaltens im politischen Sektor
** Forschung zur [[Sapir-Whorf-Hypothese|linguistischen Relativität]], Untersuchungen des Zusammenhangs von Sprache und Weltbild
 
=== Uneindeutige Zuordnungen ===
Zusätzlich zu den bereits gelisteten Fächern, deren Zuordnung definitionsabhängig ist, gibt es eine Reihe weiterer Fachgebiete, deren Bezeichnungen je nach Universität, Teildisziplin oder paradigmatischer Ausrichtung unterschiedliches Verständnis hervorrufen und die nur bedingt einem bestimmten linguistischen Teilgebiet zugeordnet werden können. Auch berühren sie zum Teil andere Wissenschaftsgebiete. Das sind:
 
* [[Dialektologie]]
** deskriptive Untersuchungen von Dialekten in der Allgemeinen wie auch in der Vergleichenden Sprachwissenschaft
** Verwendung von Dialekten, also aus soziolinguistischer Perspektive
** Verhältnis von Sprache und Dialekt, also in der Varietätenlinguistik
* Forschung zu [[Fachsprache]]n
** als systematische Beschreibung von Fach- und berufsspezifischen Sprachen Teil der Allgemeinen Sprachwissenschaft (Varietätenlinguistik)
** als Beschreibung des Gebrauchs von Fachsprachen in der Kommunikation in staatlichen Institutionen und anderen Einrichtungen (Amtssprache, medizinischer Fachbereich usw.) Teilgebiet der Angewandten Sprachwissenschaft (Soziolinguistik)
* [[Kontaktlinguistik]], Untersuchung von Sprachkontaktphänomenen als Schnittstelle zwischen Allgemeiner, Angewandter und Vergleichender Sprachwissenschaft
* [[Koloniallinguistik]], Untersuchung der vielfältigen sprachlichen Aspekte, die sich in Kolonialsituationen ergeben/ergeben haben
 
* [[Korpuslinguistik]], Untersuchung von Sprachsystem realer schriftlicher Texte und mündlicher Sprachäußerungen anhand von repräsentativen [[Textkorpus|Textkorpora]] entweder als neues eigenständiges Teilgebiet der Allgemeinen Sprachwissenschaft gesehen oder als Methode der Erkenntnisgewinnung in einzelnen allgemeinen und angewandten Teildisziplinen herangezogen
* [[Paläolinguistik]] untersucht die Entstehung menschlicher Sprache. Sie ist nur schwer einem der Hauptgebiete der Sprachwissenschaft zuzuordnen und es bestehen Überschneidungen mit der Psychologie und der Anthropologie.
* [[Ökolinguistik]], mäßig etablierter Zweig soziolinguistischer Grundlage, der sich im Wesentlichen mit der Ökologie von Sprache und der Sprache von Ökologie widmet
* [[Schreibforschung]] und [[Schreibdidaktik]], an der Schnittstelle zwischen Textlinguistik, soziolinguistischer Institutionenforschung und Sprachlehrforschung
* [[Schriftlinguistik]] ist ein Begriff, der die verschiedenen Strömungen der Linguistik zusammenfasst, die sich der Erforschung von Schrift und Schriftsystemen sowie ihrem Erwerb und gezielten Einsatz für bestimmte kommunikative Zwecke widmen
* [[Sprachstatistik]]
** als Statistik der Sprachen Teil der Sozio-, Varietäten- oder Interlinguistik
** als Erhebung statistischer Daten zu beliebigen sprachlichen Aspekten, meist im Bereich der Allgemeinen Sprachwissenschaft, aber auch der Historischen Linguistik, Psycholinguistik, der Spracherwerbsforschung, Sprachtypologie und weiterer Disziplinen
* [[Sprachwahrnehmung]], Erforschung der akustischen Wahrnehmung von Sprache (auditive Phonetik) im Schnittpunkt zwischen Phonetik, Psycho- und Neurolinguistik
 
== Interdisziplinarität ==
{{WikipediaDE|Interdisziplinarität}}
 
Mit der Auflistung der linguistischen Teilgebiete wird der interdisziplinäre Charakter der Sprachwissenschaft deutlich. Etliche Teildisziplinen grenzen explizit an andere Wissenschaften und teilen mit diesen bestimmte Interessengebiete. Dies betrifft hauptsächlich die Wissenschaftsbereiche
* [[Gender Studies]] ([[Feministische Linguistik]])
* [[Informatik]] ([[Computerlinguistik]])
* [[Kommunikationswissenschaft]] (Medienlinguistik, Interkulturelle Kommunikation)
* medizinischer Teilbereich [[Neurologie]] (Neurolinguistik)
* [[Pädagogik]] (Sprachlehrforschung)
* [[Politikwissenschaft]] (Politolinguistik)
* [[Psychologie]] (Psycholinguistik)
* [[Soziologie]] (Soziolinguistik)
 
Mehrfach haben linguistische Teildisziplinen ihre fachliche Entsprechung in Teilgebieten der angrenzenden Wissenschaften, sodass beide – eigentlich fälschlicherweise, da inhaltlich und methodisch vielfach unterschiedlich – auch im akademischen Bereich fallweise miteinander gleichgesetzt werden. Dies liegt besonders in folgenden Fällen vor:
* Politolinguistik – Politische Kommunikation
* Psycholinguistik – [[Sprachpsychologie]]
* Soziolinguistik – Sprachsoziologie
 
Die Sprachwissenschaft fungiert weiters als ausgewiesene Teil- und Hilfswissenschaft anderer Wissenschaftsgebiete:
* Die Allgemeine Sprachwissenschaft ist mit ihrer Erforschung von sprachlichen Strukturen und mit dem Erstellen von Grammatikmodellen neben Psychologie und Neurologie integrativer Bestandteil der [[Kognitionswissenschaft]].
* Die Historische Linguistik ist besonders mit ihren Methoden des [[Sprachvergleich|sprachlichen Vergleichs]] und der sprachlichen [[Rekonstruktion (Sprachwissenschaft)|Rekonstruktion]] Hilfswissenschaft für die [[Archäologie]] und für die [[Alte Geschichte]].
 
In Hinblick auf gewisse linguistische [[Forschungsfrage]]n gelten noch weitere wissenschaftliche (Teil-)Disziplinen als der Sprachwissenschaft benachbart, so hauptsächlich:
* [[Anthropologie]]
* [[Ethnologie]]
* [[Klassische Philologie]] und [[Epigraphik]]
* [[Medienwissenschaft]]
* [[Logopädie]] und [[Phoniatrie]]
* [[Ökologie]]
* [[Rechtswissenschaft]]
* [[Rhetorik]] und [[Sprechwissenschaft]]
* [[Semiotik]] und [[Sprachphilosophie]]
* [[Übersetzungswissenschaft]]
 
== Geschichte der Sprachwissenschaft ==
{{WikipediaDE|Geschichte der Sprachwissenschaft}}
 
Die Geschichte der Sprachwissenschaft erstreckt sich von antiken Anfängen in Indien und Griechenland, in denen die Beschäftigung mit Sprache noch anderen Zwecken – in Indien der Interpretation ritueller Texte, in Griechenland als Vorbereitung für die [[Philologie]] – untergeordnet war, bis hin zu der modernen, autonomen Wissenschaft mit vielen Subdisziplinen, die sie heute ist. Wichtige Stationen auf diesem Weg waren in der letzten Zeit insbesondere die Begründung der Indogermanistik im 19. Jahrhundert, die Etablierung der [[Strukturalismus|strukturalistischen]] Sprachbeschreibung durch [[Ferdinand de Saussure]] zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Entwicklung der [[Generative Grammatik|Generativen Grammatik]] durch [[Noam Chomsky]] seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
 
== Forschung ==
=== Forschungsparadigmen ===
In der linguistischen Forschung sind drei grundsätzliche [[paradigma]]tische Unterschiede in der Herangehensweise zu verzeichnen. In der Konzeption von Forschungsfragen können diese klarerweise auch miteinander gekreuzt werden.
 
* ''[[präskriptiv]] – [[Deskriptive Linguistik|deskriptiv]]''
: Präskriptive Schriften über Sprachgebrauch werden heutzutage von Wissenschaftlern weitestgehend als unwissenschaftlich abgelehnt. Normativ orientierte Arbeiten, die als wissenschaftliche angesehen werden, sind im Sinne von ''applied linguistics'' zu verstehen, aber solche Arbeiten nehmen im akademischen Bereich nur wenig Raum ein. Gerade in Bezug auf normative Schlussfolgerungen herrschen hier zum Teil sehr kontroverse Ansichten. Beispielsweise wird immer wieder heftig debattiert, inwieweit [[Sprachkritik]] überhaupt ein Gegenstand linguistischer Forschung sein und von Linguisten betrieben werden kann und soll, weil sie ja entweder leicht eine werthaltige Norm des Gebrauchs von Sprache einfließen lässt oder oft gleichzeitig auch Gesellschaftskritik darstellt. Präskriptive Arbeiten werden&nbsp;− mit wenigen Ausnahmen wie etwa Sprachentwicklungstests, die den Sprachstand eines Kindes gemessen an einer ermittelten Entwicklungsnorm festlegen&nbsp;− weitestgehend nicht in der akademischen Forschung und Lehre behandelt, sondern meist von wirtschaftlicher oder privater Seite erstellt.
 
: Beispiele einer Gegenüberstellung von präskriptiven und deskriptiven Arbeiten aus denselben Bereichen sind etwa folgende:
 
:{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe6"
! präskriptiv !! deskriptiv
|-
| align=center= | Lexikografie:<br />Rechtschreibungs[[wörterbuch]]||<br />[[rückläufiges Wörterbuch]]
|-
| align=center= | Psycholinguistik / Klinische Linguistik:<br /> medizinische [[Sprachtest]]s ||<br />Sprachentwicklungsforschung
|-
| align=center= | Soziolinguistik:<br />Anweisungen für geschlechtsneutralen Sprachgebrauch ||<br />Beschreibung geschlechtsspezifischen Sprachgebrauchs
|}
 
* ''diachron – synchron''
: Diese Sichtweisen bestimmen, ob ein sprachliches Phänomen in seiner Entwicklung über die Zeit (diachron) oder im Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt (synchron) beschrieben wird, wobei dieser Zeitpunkt keinesfalls nur der gerade augenblickliche sein muss. Obwohl sehr viele sprachliche Phänomene auch in einer historischen Dimension wahrgenommen werden können, haben sich in der akademischen Linguistik (zumindest bislang) nur bestimmte Sachbereiche als Gegenstand diachroner Untersuchung etabliert. So werden beispielsweise soziolinguistische Themen oder syntaktische Phänomene nur wenig aus historischer Sicht behandelt, während Laut- und Bedeutungsveränderungen von Wörtern oder Veränderungen im Wortschatz einer Sprache schon seit sehr langem ein zentrales Gebiet historischer Untersuchungen darstellen. Der Umfang und die Auswahl diachron ausgerichteter Forschungsfragen hängt aber erklärlicherweise sehr von der Existenz der vorhandenen Quellen ab.
 
: Beispiele einer Gegenüberstellung von diachronen und synchronen Arbeiten aus denselben Bereichen sind etwa folgende:
 
:{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe6"
! diachron !! synchron
|-
| align=center= | Dialektologie:<br /> Verschiebung deutscher Dialektgrenzen vom 16. bis zum 20. Jh. ||<br /> Grenzen der deutschen Dialekte im 18. Jh.
|-
| align=center= | Soziolinguistik:<br /> Sprache verschiedener sozialer Unterschichten im zeitlichen Vergleich ||<br />Sprache der Arbeiterschaft um 1900
|-
| align=center= | Semantik:<br /> Bedeutungsentwicklung des Wortes ''Kunst'' in der Neuzeit ||<br /> derzeitiges Bedeutungsspektrum des Wortes ''Kunst''
|}
 
* ''naturwissenschaftlich – sozialwissenschaftlich''
: In dieser Dimension wird entschieden, ob an Sprache als Ausdrucksform grundsätzlich aus einer naturwissenschaftlichen oder aus einer sozialwissenschaftlichen Warte herangegangen werden soll. Als Opposition zu ''naturwissenschaftlich'' ist hier je nach Auffassung von „Sprache“ neben ''sozialwissenschaftlich'' auch ''kulturwissenschaftlich'' oder ''philologisch'' möglich. Während aber viele sprachliche Phänomene sowohl als diachrones wie auch als synchrones Geschehen interpretiert werden können, setzt die Dimension „natur- vs. sozialwissenschaftlich“ für die Untersuchung fast ebenso rigoros wie im Falle des „deskriptiven vs. normativen Paradigmas“ eine Entweder-oder-Entscheidung voraus. Mit diesem Entschluss zu einer der möglichen Perspektiven geht im Wesentlichen auch die Wahl zu bestimmten Untersuchungsmethoden einher. (Eine Ausnahme bildet hier aber die Korpuslinguistik, deren Mess- und Zählverfahren sowohl für quantitative Untersuchungen eines sprachlichen Systems als auch für eine qualitative Beschreibung des Sprachgebrauchs dienlich sein kann.)
 
: Beispiele einer Gegenüberstellung von naturwissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Arbeiten aus denselben Bereichen sind etwa folgende:
 
:{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe6"
! naturwissenschaftlich !! sozialwissenschaftlich
|-
| align=center= | Phonetik:<br /> Untersuchen der Artikulation von bestimmten Lauten bei Stimmstörungen ||<br /> Untersuchen der Artikulation von bestimmten Lauten bei Angehörigen unterschiedlicher sozialer Sprecherschichten
|-
| align=center= | Textlinguistik / Medienlinguistik:<br /> Untersuchen der syntaktischen und stilistischen Merkmale von Medientexten ||<br /> Untersuchen der Form und der Inhalte von Medientexten in Bezug auf das Zeitgeschehen
|-
| align=center= | Korpuslinguistik:<br /> Gebrauch des Wortes ''Frau'' in Bezug auf signifikant häufige andere Wörter in bestimmen Texten ||<br />Gebrauch des Wortes ''Frau'' in Bezug auf die soziale Bedeutung des Begriffs
|}
 
== Zum Thema Bedeutende Sprachwissenschaftler siehe auch ===
* {{WikipediaDE|Sprachwissenschaften}}
 
== Populärwissenschaftliche Linguistik ==
=== Formen ===
Publikationen populärwissenschaftlichen Charakters zeichnen sich u.&nbsp;a. dadurch aus, dass sie die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit in allgemein verständlicher Sprache und in einer Form darbieten, die auch Nichtfachleute interessiert. Damit findet nicht nur eine Verbreitung von Fachwissen in der Öffentlichkeit statt, sondern gleichzeitig auch eine Annäherung des Fachgebietes selbst an die nicht-akademische Bevölkerung.
 
Die Sprachwissenschaft gilt – gemessen etwa an etablierten naturwissenschaftlichen Disziplinen – gemeinhin als eine „kleine“ Wissenschaft und ist schon allein deshalb interessiert, sich durch Berichte in Printmedien, Beiträgen in Rundfunk und Fernsehen sowie mittels Buchpublikationen einem breiteren Publikum zu präsentieren. Einige andere wissenschaftliche Disziplinen haben diesbezüglich den Vorteil, dass sie publikumswirksam mit konkreten Gegenständen (wie etwa die Archäologie mit Grabungsfunden oder die [[Astrophysik]] mit Himmelskörpern) und mit anschaulichen Dingen (wie beispielsweise die [[Geschichte]] mit historischen Ereignissen) aufwarten können. Demgegenüber erscheinen für den Laien etliche der linguistischen Forschungsgebiete oft als zu wenig greifbar. Dennoch ist ein gewisses Interesse der Menschen an sprachlichen Angelegenheiten zu verzeichnen, was sich an den Inhalten der populärwissenschaftlichen Publikationen bestimmen lässt. Wie aus den biografischen Angaben der Autoren solcher Veröffentlichungen zu entnehmen, sind diese – was zumindest den deutschsprachigen Raum anbelangt – oft selbst keine akademisch ausgebildeten Sprachwissenschaftler, sondern stammen ursprünglich aus anderen Fachgebieten oder gehören anderen Berufen an. Verbreitet ist dieses Phänomen besonders auch im präskriptiven Bereich (Sprachratgeber, Stilfibeln usw.). Dazu sind etwa die Veröffentlichungen von [[Rupert Lay]] oder [[Wolf Schneider]] und vielen anderen zu zählen.
 
Die linguistische [[Fachsprache]] kann in vielen Teildisziplinen nahe an der im Alltag gebräuchlichen [[Umgangssprache]] angesiedelt sein und ist dann für interessierte Laien meist nur wenig unverständlich.<ref>Als solche gelten. z.&nbsp;B.
* [[Steven Pinker]]: ''Der Sprachinstinkt – Wie der Geist die Sprache bildet'', Kindler, München 1996, ISBN 3-463-40267-X.
* Wolfgang Steinig: ''Als die Wörter tanzen lernten. Ursprung und Gegenwart von Sprache.'' Elsevier Spektrum, München 2007, ISBN 978-3-8274-1560-8.</ref> Daher liegen diesbezüglich linguistische Fachpublikationen und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen in Einzelfällen nahe beieinander.
 
Sowohl die in Anspruch genommenen Medien als auch die inhaltlichen Formen populärwissenschaftlicher Linguistik sind vielfältig. Bezüglich der medialen Nutzung reichen sie heute von der klassischen Buchpublikation über spezifische Websites und [[Kolumne]]n in Tageszeitungen bis hin zu [[Hörbuch|Hörbüchern]] und Vorträgen. An inhaltlichen Formen sind Sachbücher, aber auch in Buchform gesammelte [[Glosse#Journalistische Glosse|Glossen]] über Sprache gängig. Neuerdings ist – nicht nur im linguistischen Bereich – auch die gestalterische Variante Wörterbuch immer wieder anzutreffen, in der ein bestimmtes Thema ausgehend von einzelnen Wörtern, Begriffen oder sprachlichen Wendungen abgehandelt wird. Mit dem Aufkommen der [[Neue Medien|Neuen Medien]] wurde es auch ohne großen Aufwand möglich, das Publikum durch Abstimmungen (per Internet) oder Abgabe von Kommentaren ([[Posting]]s auf Webseiten) in die Diskussion direkt mit einzubeziehen.
 
=== Inhalte ===
Hauptsächlich finden in erster Linie solche sprachwissenschaftlichen Angelegenheiten in der breiten Öffentlichkeit Anklang, die das eigene Sprachverhalten der Menschen betreffen oder mit denen sie im Alltag immer wieder konfrontiert werden. Dazu gehören im Besonderen folgende Themengebiete:
 
==== Öffentlicher Sprachgebrauch, Sprachwandel und Sprachkritik ====
Dieser umfassende Themenbereich verdeutlicht auch, dass populärwissenschaftliche Linguistik nicht in einem Eins-zu-eins-Verhältnis mit den akademischen Fachdisziplinen gesetzt werden kann, denn in diesem Bereich überschneiden sich historische, allgemeine und angewandte Fächer.
Durch die Betrachtung der im öffentlichen Raum anzutreffenden Sprache (Massenmedien aller Art, politischer Bereich, Werbung, öffentliche Ankündigungen usw.) werden Tendenzen im aktuellen Sprachgebrauch ersichtlich. Der Vergleich von diesem mit Gewohntem und Altbekanntem lässt den stets vor sich gehenden [[Sprachwandel|Wandel der Sprache]] offenkundig werden. Die Auseinandersetzung mit diesem Vorgang und die Beurteilung aktueller Sprachverwendung auch aus der Warte anderer als sprachwissenschaftlicher Positionen hat eine lange Tradition. Hinsichtlich des Anspruchsniveaus reicht dieses Befassen mit sprachlichen Neuerungen, ihren Auswirkungen und deren Einschätzung beispielsweise von den [[Sprachkritik|sprachkritischen]] Essays [[Karl Kraus]]<ref>Karl Kraus: ''Die Sprache.'' erstmals 1937 posthum, in der Folge mehrfach, zuletzt 2003 (Frankfurt am Main, Suhrkamp) erschienen.</ref> bis hin zu rein wirtschaftlich motivierten, also verkaufsträchtig eingeschätzten, scherzhaften Dokumentationen sprachlichen Fehlgebrauchs ohne jegliche wissenschaftliche Ambition.<ref>So z.&nbsp;B.
* ''Übelsetzungen – Sprachpannen aus aller Welt.'' Langenscheidt, Berlin/München 2007, ISBN 978-3-468-29851-6.
* [[Bastian Sick]]: ''Happy Aua – Ein Bilderbuch aus dem Irrgarten der deutschen Sprache.'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03903-0 (und Folgetitel).</ref>
 
Viele der Arbeiten, die den öffentlichen Sprachgebrauch beobachten und als Quellen zumeist die Tagespresse, aber auch Rundfunk, Fernsehen, Internet und öffentliche politische Reden und Schriften heranziehen, formulieren wiederholt werthaltige Kritik und stellen [[Sprachpflege|spracherhaltende Forderungen]]. Sie spüren zwar Neuerungen im Sprachgebrauch und im Wortschatz auf, die auch Linguisten interessieren, stellen diese Phänomene allerdings zumeist nicht in den Zusammenhang sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse. Solche Publikationen, deren Werthaltigkeit oft schon in den Titeln zum Ausdruck kommt, sind somit nur bedingt zur eigentlichen sprachwissenschaftlichen Populärwissenschaft zu zählen.<ref>Ältere Arbeiten dieser Art sind beispielsweise:
* [[Gustav Wustmann]]: ''Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen.'' Neunte, verbesserte Aufl. de Gruyter, Berlin/Leipzig 1923
* Walter Kirkam: ''Das liebe Deutsch.'' Deutsche Buch-Gemeinschaft, Darmstadt 1961.
* [[Hans Weigel]]: ''Die Leiden der jungen Wörter. Ein Antiwörterbuch.'' 5. Auflage. dtv, München 1979.</ref> Ein Thema dieses Fragenbereichs, nämlich der derzeitige Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache, ist wohl als eines der augenblicklich meistdiskutierten zu sehen.
 
Ein beträchtlicher Teil solcher Arbeiten zur Veränderung der Sprache und zum aktuellen Sprachgebrauch basiert aber auf linguistischer Methodik oder ist als rein deskriptiv zu werten und wird somit in dieser Hinsicht den Ansprüchen akademischer Linguistik gerecht. Als Ausdruck dessen werden wiederholt Ansichten solcher populärwissenschaftlicher Autoren in die linguistische Fachdiskussion eingebracht. Dazu gehören beispielsweise die Arbeiten von [[Dieter E. Zimmer]] und die dem Thema entsprechenden Veröffentlichungen von [[Eike Christian Hirsch]]. Immer wieder werden aber auch welche dieser Art von namhaften Sprachwissenschaftlern als zu normativ orientiert abgelehnt.<ref>Bekanntestes Beispiel hierfür sind die erfolgreichen Veröffentlichungen von Bastian Sick, die unter dem Reihentitel ''Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod'' erschienen sind.</ref>
 
Oft werden Beobachtungen spezifisch im politisch-gesellschaftlichen Bereich bewusst als Wörterbücher konzipiert, wobei die für die Allgemeinheit bestimmten Veröffentlichungen von einfachen und knapp gehaltenen Abrissen<ref>[[Gesellschaft für deutsche Sprache]]: ''Wörter, die Geschichte machten. Schlüsselbegriffe des 20. Jahrhunderts.'' Bertelsmann, Gütersloh/München 2001, ISBN 3-577-10459-7.</ref> über Beschreibungen mit professionellem politischen Background<ref>[[Erhard Eppler]]: ''Der Politik aufs Maul geschaut. Kleines Wörterbuch zum öffentlichen Sprachgebrauch.'' Dietz, Bonn 2009, ISBN 978-3-8012-0397-9.</ref> bis hin zu umfangreichen interdisziplinären Arbeiten<ref>[[Oswald Panagl]] & [[Peter Gerlich]] (Hrsg.): ''Wörterbuch der politischen Sprache in Österreich.'' Österreichischer Bundesverlag, Wien 2007, ISBN 978-3-209-05952-9.</ref> reichen. Eine Klassifizierung solcher oft sehr profunden Arbeiten als populärlinguistisch kann aus unterschiedlichen Gründen erfolgen (Aufmachung, anvisiertes Zielpublikum…) und gegebenenfalls reine Ermessenssache sein.
 
Was den Themenbereich zu aktuellem Sprachstand und Sprachwandel angeht, werden aber nicht nur neue sprachliche Erscheinungen thematisiert, sondern auch ein Blick auf das aussterbende Vokabular gelenkt und dieses dokumentiert.<ref>Bekannte Veröffentlichungen dieser Art sind etwa:
* [[Bodo Mrozek]]: ''Lexikon der bedrohten Wörter.'' Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-62077-4 (und Folgetitel).
* Nabil Osman: ''Kleines Lexikon untergegangener Wörter.'' 16. Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56004-0.</ref>
 
Mit Themen aus der allgemeinen Sprachwissenschaft, aber auch hinsichtlich aktuellen Gebrauchs befassen sich weiters regelmäßige Kolumnen in Printmedien und deren Onlineausgaben. Als bekannteste sind in Deutschland der ''[[Zwiebelfisch (Kolumne)|Zwiebelfisch]]'' von Bastian Sick und in Österreich die in der [[Wiener Zeitung]] erscheinende Kolumne ''Sedlaczek am Mittwoch'' des Sprachwissenschaftlers [[Robert Sedlaczek]] zu nennen. Nicht zuletzt ist auch die sprachkritische Aktion ''[[Wort des Jahres]]'', welche&nbsp;– einer Hitparade gleich&nbsp;– die gesellschaftlich-politisch wichtigsten Begriffe eines Jahres kürt, als eine erfolgreiche populärwissenschaftliche Maßnahme der Sprachwissenschaft einzustufen.
 
[[Datei:Bedeutung von Ortsnamen.JPG|mini|Allgemein verständliche Erklärung der Bedeutung der Ortsnamenforschung (Schautafel eines Lehrpfades zur Geschichte eines Ortes)]]
 
==== Etymologie und Onomastik ====
Zu den Klassikern populärwissenschaftlicher Linguistik zählt der historische Teilbereich Namenkunde. An erster Stelle stehen dabei die schon seit Langem in unzähligen Veröffentlichungen und mit unterschiedlicher Qualität vorliegenden Lexika und Verzeichnisse von Vornamen und deren Bedeutungen. Die Möglichkeiten des Internets erlauben nun auch nicht nur solche online anzubieten,<ref>Beispielsweise auf [http://www.kirchenweb.at/vornamen/ Kirchenweb.at].</ref> sondern auch die Einbindung der Bevölkerung in die Forschung durch die Möglichkeit einer Abgabe von Beurteilungen einzelner Namen.<ref>[http://www.onomastik.com/Vornamen-Lexikon/index.php Onomastik.com]</ref> Anknüpfend an den Wunsch der Menschen, die Bedeutung des eigenen Namens, aber auch die eigene familiäre Herkunft und die Bedeutung der Namen in der eigenen geografischen Umgebung zu kennen, werden nun auch vermehrt etymologische Angaben zu Familiennamen (auch im Zusammenhang mit der [[Ahnenforschung]]) und Ortsbezeichnungen angeboten.<ref>Ein umfangreiches Werk ist von Duden: ''Familiennamen. Herkunft und Bedeutung von 20.000 Familiennamen.'' 2., völlig neu bearb. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2005, ISBN 3-411-70852-2. Ein leicht verständlicher Überblick über die geografischen Bezeichnungen Österreichs sowie über die Familiennamentypologie findet sich in [[Heinz-Dieter Pohl]], Birgit Schwander: ''Das Buch der österreichischen Namen. Ursprung, Eigenart, Bedeutung'', Pichler Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85431-442-4.</ref>
 
Daran anschließend werden auch über andere sprachliche Elemente wortgeschichtliche Erläuterungen geboten. Beliebt sind Entstehungs- und Herkunftsbeschreibungen von auffälligen Ausdrücken oder von [[Redewendung]]en und [[Sprichwort|Sprichwörtern]] samt deren Erklärung.<ref>Als Beispiele seien genannt:
* [[Christoph Gutknecht]]: ''Lauter böhmische Dörfer oder wie die Wörter zu ihrer Bedeutung kamen.'' 8. Auflage. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51121-X.
* Klaus Müller (Hrsg.): ''Lexikon der Redensarten.'' Bassermann, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X.</ref> Als Vorbild kann dabei fallweise sowohl in der Benennung des Titels als auch inhaltlich das diesbezügliche noch immer aufgelegte Standardwerk aus dem 19. Jahrhundert „Geflügelte Worte“ von [[Georg Büchmann]] dienen.<ref>So etwa Christoph Gutknecht: ''Lauter spitze Zungen. Geflügelte Worte und ihre Geschichte.'' 2.&nbsp;verbesserte Auflage. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39286-5.</ref> Aber auch einzelne Wörter des Alltagsvokabulars werden auf diese Weise präsentiert.<ref name="olsch">Heike Olschanksy: ''Kleines Lexikon der Volksetymologien.'' Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-018023-6.</ref>
 
==== Sprachbeschreibungen, Einzelsprachen ====
Gerade auch im Bereich der allgemeinen Sprachbeschreibungen oder der Sprachtypologie sind schon seit geraumer Zeit die Grenzen zwischen Fachliteratur und Populärwissenschaft oft unscharf. Allgemein verständliche Fachbücher<ref>Beispielsweise
* [[Frederick Bodmer]]: ''Die Sprachen der Welt. Geschichte, Grammatik, Wortschatz in vergleichender Darstellung'', Kiepenheuer & Witsch, Köln 1955 (Lizenzausgabe 1989, ISBN 3-88199-542-0)
* [[Robert Schläpfer]] (Hrsg.): ''Die viersprachige Schweiz'', Benziger, Köln 1982, ISBN 3-545-36312-0 (und spätere Ausgabe)</ref> stehen so neben fundierter Populärwissenschaft.<ref>So etwa
* [[Charles Berlitz]]: ''Die wunderbare Welt der Sprachen. Fakten, Kuriosa, Geheimnisse'', Zsolnay, Wien 1982, ISBN 3-552-03418-8.
* [[Hans Joachim Störig]]: Abenteuer Sprache. Ein Streifzug durch die Sprachen der Erde, Langenscheidt, Berlin/München 1987.</ref>
Des Weiteren wird auf das Publikationsmotiv „Klärung von populären Irrtümern“ gesetzt, das auch in anderen Fachgebieten als der Linguistik anzutreffen ist. International bekannt dafür ist z.&nbsp;B. der Sprachwissenschaftler [[Geoffrey Pullum]] für ein Buch über weitverbreitete Falschinformationen über Sprache im Allgemeinen und bestimmte Sprachen im Einzelnen.<ref>Geoffrey K. Pullum: ''The Great Eskimo Vocabulary Hoax and other irreverent Essays on the Study of Language.'' Chicago University Press, Chicago 1991.</ref> Aber auch der Bereich der [[Volksetymologie]] ist dazu zu zählen.<ref name="olsch" />
 
==== Psycholinguistik ====
Auch praxisorientierte und [[Populärwissenschaftliche Literatur|populärwissenschaftliche Veröffentlichungen]] aus dem sprachpsychologischen und psycholinguistischen Bereich nehmen einen großen Raum ein. Dabei ist besonders das Gebiet der kindlichen Sprachentwicklung&nbsp;– gerade auch in Hinblick auf mögliche [[Entwicklungsstörung]]en&nbsp;– von breitem Interesse. Das Angebot reicht von deskriptiven Darstellungen des [[Spracherwerb]]s<ref>Norbert Kühne: ''Wie Kinder Sprache lernen. Grundlagen – Strategien – Bildungschancen.'' Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-467-6.</ref> bis hin zu praktischen Ratgebern für Eltern. Die Publikationen bedienen auch fachliche Bedürfnisse von Pädagoginnen und Pädagogen im Ausbildungssektor (Kindergarten, Grundschule) und sind praxisbezogen.
 
== Siehe auch ==
{{Portal|Sprache}}
* {{WikipediaDE|Sprachwissenschaft}}


== Literatur ==
== Literatur ==
=== Lexika und Enzyklopädien ===
* Druckausgaben:
** Johannes Bergerhausen, Siri Poarangan: ''DecodeUnicode: Die Schriftzeichen der Welt.'' Schmidt, Mainz 2011, ISBN 978-3-87439-813-8.<ref>[http://www.typografie.info/3/page/Buecher/design-und-typografie.html/_/decodeunicode-r12 Rezension] by Typografie.info, [https://vimeo.com/48858289 online-Ausgabe]</ref>
** Hadumod Bußmann (Hrsg.): ''Lexikon der Sprachwissenschaft''. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage, Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
** Rudi Conrad (Hrsg.): ''Kleines Wörterbuch sprachwissenschaftlicher Fachausdrücke.'' Dausien, Hanau 1984, ISBN 3-7684-6431-8.
** David Crystal: ''Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache.'', Campus, Frankfurt am Main / New York, NY 1993, ISBN 3-593-34824-1.
** Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: ''Metzler Lexikon Sprache'', Dritte, neu bearbeitete Auflage, Metzler, Stuttgart / Weimar 2005, ISBN 3-476-02056-8.
** Dietrich Homberger: ''Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft''. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018241-7.
** Theodor Lewandowski: ''Linguistisches Wörterbuch.'' I–III, 3. Aufl. Heidelberg 1979/1980 (= ''Uni-Taschenbücher'', 200–201 und 300).
* Onlineausgaben:
** Norbert Fries: ''[http://lexikon.anaman.de/lexikon.htm Online Lexikon Linguistik]'', hg. v. Christiane Fries und Norbert Fries. Onlineausgabe der Beiträge von Norbert Fries im ''Metzler Lexikon Sprache''.
** Johan Kerstens u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''[http://www2.let.uu.nl/UiL-OTS/Lexicon/ Lexicon of Linguistics]'' Online-Lexikon auf der Website der Universität Utrecht.
** Justo Fernández López: ''{{Webarchiv | url=http://culturitalia.uibk.ac.at/hispanoteca/Lexikon%20der%20Linguistik/e/ENERGEIA%20%20%20Energeia.htm | wayback=20070503064810 | text=Energeia}}, in: {{Webarchiv | url=http://culturitalia.uibk.ac.at/hispanoteca/Lexikon%20der%20Linguistik/Eingangsseite/Lexikon-Linguistik-Eingangsseite.htm | wayback=20071012032203 | text=Lexikon der Linguistik und der Nachbardisziplinen}}''. Online-Lexikon auf der Website der Universität Innsbruck.
** ''[http://www.glottopedia.de/index.php/Main_Page Glottopedia]'' Linguistik-Wiki.
=== Allgemeine Einführungen ===
Lehr- und Studienbücher sind u.&nbsp;a.:
* Victoria Fromkin, Robert Rodman, Nina Hymes: ''An Introduction to Language.'' 8. Auflage. Thomson Wadsworth, Boston 2008, ISBN 978-1-4130-1773-1.
* Manfred Geier: ''Orientierung Linguistik. Was sie kann, was sie will.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-55602-2.
* Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft: Ein Reader.'' 3.&nbsp;verb. Aufl. de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 3-11-016896-0. (ausgewählte Originaltexte)
* Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: ''Studienbuch Linguistik.'' 5. Auflage. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-31121-5.
* John Lyons: ''Die Sprache.'' 4.&nbsp;durchges. Aufl. Beck, München 1992, ISBN 3-406-36676-7.
* Horst M. Müller (Hrsg.): ''Arbeitsbuch Linguistik. Eine Einführung in die Sprachwissenschaft.'' 2.&nbsp;überarb. u. aktualis. Aufl., Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-97007-7.
* William O’Grady u.&nbsp;a.: ''Contemporary Linguistics. An Introduction.'' 3. Auflage. (Nachdruck). Addison-Wesley Longman, London 2007, ISBN 978-0-582-24691-1.
* Heidrun Pelz: ''Linguistik: eine Einführung.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 1996, ISBN 3-455-10331-6.
* Johannes Volmert (Hrsg.): ''Grundkurs Sprachwissenschaft.'' 4. Auflage. Fink, München 2000, ISBN 3-7705-3064-0.
* George Yule: ''The study of language.'' Cambridge University Press, 1996, ISBN 0-521-56851-X.
Daneben existieren zahlreiche weitere Einführungswerke
* in die sprachwissenschaftlichen Ausrichtungen der einzelnen Philologien Anglistik, Romanistik, Slawistik etc.<br />Für die Germanistik liegen u.&nbsp;a. vor:
** Albert Busch, Oliver Stenschke: ''Germanistische Linguistik. Eine Einführung.'' 2.&nbsp;durchges. u. korr. Aufl. Narr, Tübingen 2008, ISBN 978-3-8233-6414-6.
** Gabriele Graefen, Martina Liedke: ''Germanistische Sprachwissenschaft. Deutsch als Erst-, Zweit- oder Fremdsprache'' 2.,&nbsp;überarb. u. erweiterte Auflage. mit CD-ROM, (UTB 8381), A. Francke, Tübingen 2012, ISBN 978-3-8252-8491-6, [http://www.germanistische-sprachwissenschaft.de/ Online-Ressource mit Inhaltsverzeichnis].
** Wilfried Kürschner: ''Taschenbuch Linguistik. Ein Studienbegleiter für Germanisten.'' 3. durchges. Auflage. Schmidt, Berlin 2007, ISBN 978-3-503-09814-9.
** Jörg Meibauer: ''Einführung in die germanistische Linguistik.'' 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-02141-0.
** Jakob Ossner, Heike Zinsmeister (Hrsg.): ''Sprachwissenschaft für das Lehramt.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-8252-4083-7.
** Heinz Vater: ''Einführung in die Sprachwissenschaft.'' Wilhelm Fink Verlag, München 2002, ISBN 3-8252-1799-X.
* Für die Romanistik liegen u.&nbsp;a. vor:
** Theresa Antes: ''Analyse linguistique de la langue française.'' Yale University Press, 2006, ISBN 0-300-10944-X.
** Wolf Dietrich, Horst Geckeler: ''Einführung in die spanische Sprachwissenschaft: Ein Lehr- und Arbeitsbuch.'' 5., durchges. Auflage. Erich Schmidt, Berlin 2007, ISBN 978-3-503-07995-7.
** Petrea Lindenbauer, Michael Metzeltin, Margit Thir: ''Die romanischen Sprachen. Eine einführende Übersicht.'' Egert, Wilhelmsfeld 1995, ISBN 3-926972-47-5.
** Andreas Wesch: ''Grundkurs Sprachwissenschaft Spanisch.'' 5. Auflage. Klett, Stuttgart 2006, ISBN 3-12-939622-5.
* in die einzelnen Teilgebiete der Sprachwissenschaft sowie
* in die Methodenlehre.
=== Anderes ===
* Karl-Heinz Best: ''LinK. Linguistik in Kürze mit einem Ausblick auf die Quantitative Linguistik.'' 5., durchgesehene Auflage. RAM-Verlag, Lüdenscheid 2008. (Kurz gefasster Überblick, Repetitorium)
* Clemens-Peter Herbermann u.&nbsp;a.: ''Sprache und Sprachen 2. Thesaurus zur Allgemeinen Sprachwissenschaft und Sprachenthesaurus.'' Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04567-1. (Fachsystematik der Allgemeinen Linguistik und Systematik der Einzelsprachen, inkl. Autorenverzeichnis)
* Wilfried Kürschner (Hrsg.): ''Linguisten-Handbuch.'' 2 Bände. Narr Verlag, Tübingen 1994. (Verzeichnis von Sprachwissenschaftlern)
* Jutta Limbach (Hrsg.): ''Ausgewanderte Wörter''. Hueber Verlag, Ismaning 2006, ISBN 3-19-107891-6.
* Jan W. F. Mulder, Paul Rastall: ''Ontological Questions in Linguistics.'' (Lincom Studies in Theoretical Linguistics. No. 35). Lincom Europa, 2005, ISBN 3-89586-461-7.
== Weblinks ==
{{Commonscat|Linguistics|Sprachwissenschaft}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Linguistik}}
{{Wiktionary|Sprachforscher}}
* [http://www.dgfs.de/ Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft]
* [http://www.linguistlist.org/ ''LinguistList''] – die wohl wichtigste internationale Kommunikationsplattform für Sprachwissenschaftler aller Disziplinen
* [http://www.sil.org/ Website] von ''SIL International'' u.&nbsp;a. mit einem Online-Wörterbuch zur Sprachwissenschaft und Informationen über die Sprachen der Welt
* [http://bibliographies.brillonline.com/browse/linguistic-bibliography BrillOnline Bibliographies] – Linguistic Bibliography
* [http://www.christianlehmann.eu/ling/elements/ Grundbegriffe der Linguistik] – umfassende Einführung in die Sprachwissenschaft
* [http://www.swiss-linguistics.com/ swiss-linguistics.com] Informationsportal momentaner sprachwissenschaftlicher Forschung in der Schweiz
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/linguistics/|Philosophy of Linguistics|Francis Jeffry Pelletier; [[Geoffrey Pullum|Geoffrey K. Pullum]]}}
* {{DHI|1=http://xtf.lib.virginia.edu/xtf/view?docId=DicHist/uvaBook/tei/DicHist3.xml;chunk.id=dv3-08;toc.depth=1;toc.id=dv3-08;brand=default|2=Linguistics|3=Henry M. Hoenigswald}}
* [http://www.cis.uni-muenchen.de/people/schuster/cl1/skript.pdf Jörg Schuster: ''Einführung in die Linguistik.'' S.&nbsp;1–210, 6. November 2003]
== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4074250-7}}
#Rudolf Steiner: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
#Rudolf Steiner: ''Die Mysterien des Morgenlandes und des Christentums'', [[GA 144]] (1985), ISBN 3-7274-1440-5 {{Vorträge|144}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}


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Version vom 8. März 2017, 08:54 Uhr

Moritz von Schwind: Der Sängerkrieg (Fresko auf der Wartburg, 1855)

Klingsor (auch Klingsohr, Klinschor, Klingesor oder Klinsor genannt), der aus Ungarn stammende Herzog von Terra de Labûr (auch Terre de Labour oder Terra di Lavoro) im südlichen Kalabrien und Schlossherr von Chastelmarveille (altfranz. „Schloss der Wunder“; verbalhornt auch: Schastelmarveile), tritt in Wolfram von Eschenbachs Parzival-Dichtung als schwarzmagischer Zauberer auf und steht im Gegensatz zur weißen Magie des Heiligen Grals. In der Manessischen Liederhandschrift aus dem 13. Jahrhundert ist er Wolframs Gegenspieler im Sängerkrieg auf der Wartburg. Richard Wagner hat die Thematik in seinem Parsifal und in Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg aufgegriffen.

Der Sage nach ließ sich Klingsor auf der in Sizilien gelegenen Festung Kalot Bobot mit Iblis, der Gattin König Giberts, auf ein Liebesabenteuer ein. Zur Strafe wird er von Gibert entmannt und sinnt seitdem auf Rache an allen Männern und Frauen. Nach der Parzival-Erzählung schenkt ihm König Irot einen festen Berg, auf dem Klingsor seine Burg Chastel Marveille errichtet und rundherum den Klingsorwald pflanzt.

„Terre de Labour (Kalabrien) ist das Land des Klinsor; Chaps war seine Hauptstadt, er selbst der Neffe des Virgilius von Napel, der auch der Wunder viel vollbracht. Von Herzog Klinsor sprachen Weib und Mann. Es war in Sicilien ein König, sein Name Gibert, Iblis aber hieß sein Weib, und die trug den minniglichsten Leib, der je von Brüsten war genommen. Ihrem Dienste hatte sich Klinsor ergeben, bis sie's mit Minne lohnte. Darum höhnte ihn der König sehr, zu einem Kapaunen mit einem Schnitt ward er gemacht, auf Kalot Bobot einer festen Burg, erwarb er der Welt Spott, dort traf der König ihn schlafend in seines Weibes Arm, und er beschnitt ihn an dem Leibe, daß er zur Lust keinem Weibe mehr mag gefrommen. Es ist nicht das Land Persia, eine Stadt die heißet Persida, da der erste Zauber ward erdacht. Da fuhr er hin und brachte von dannen mit, daß er wohl schafft, was er will. Durch die Schändung an seinem Leibe trug er nicht Manne noch Weibe guten Willen. „Zwölftausend meiner Frauen, schreibt im Titurel Str. 2428 der König von Marroch, hat er sich unterwunden; an Mannes Lid verhauen wird er zu einem Diebe, und er stielt die Frauen von Ungunste; alle Geehrten will er von hoher Würde kehren mit seiner Zaubereien Gaukelwunder, weil er selbst der hohen Ehre ist ein Waise.“ Ein König Jrot aber, fährt der Parcival fort, fürchtete für sich dieselbe Noth, und damit er Frieden halten sollte, schenkte er ihm einen festen Berg, und dort legte er Castel Marvale an und erbaute darin den Saal, dessen Estricht also glatt, daß kaum der Fuß fassen mag, und worauf das Wunderbette steht, das immer vor dem flieht, der es besteigen will, und den, der es zum Stehen gebracht, mit vielen Gefahren hart bedrängt. Er richtet dort die Säule auf, die er aus Indien hergebracht, in der alles sichtbar wird, was acht Meilen in der Runde sich begiebt, stellt in den Eingang den reichen Kram und pflanzt unten den Klinsorwald. Auf der Hochzeit von Artus raubte er dann die vierhundert Frauen und entführte sie auf jenes Schloß, wo sie in sicherer Huth verpflegt werden und bewahrt, bis ein Ritter allein, Gawan, sie erstritt; und wäre Accedille, Utpandraguns Schwester, nicht gewesen, die mit ihrer Kunst den Zauber unterstanden, er hätte mehr Uebels noch gegen die Massenie verübt.““

August Koberstein: Über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichtes vom Wartburger Kriege[1]

Über den geistigen Hintergrund dieser Erzählung berichtet Rudolf Steiner:

„Es bestanden im Mittelalter noch Überreste der alten profanierten Mysterien. Alles, was dazugehört, das wird zusammengefaßt unter dem Namen Klingsor. Er ist der schwarze Magier gegenüber der weißen Magie des Heiligen Gral. Richard Wagner hat ihn auch den Tempeleisen gegenübergestellt.“ (Lit.:GA 97, S. 266f)

„Nun können wir sogleich auf die Gestalt eingehen, die Richard Wagner der Parsifal-Sage gegeben hat. Es ist im wesentlichen dieselbe, die wir schon bei Wolfram von Eschenbach haben. Wir haben da auf der einen Seite den Gralstempel mit seinen Rittern, auf der anderen Seite das Zauberschloß des Klingsor mit seiner Ritterschaft, die die eigentlichen Feinde der Ritterschaft des Grals sind. Zwei Arten des Christentums werden da einander gegenübergestellt: die eine stellt die Ritterschaft des Grals dar, die andere Klingsor mit seinen Rittern. Klingsor ist derjenige, der sich verstümmelt hat, um nicht der Sinnlichkeit zu verfallen. Das Verlangen aber ist von ihm nicht überwunden worden, er hat es nur unmöglich gemacht, es zu befriedigen. So lebt er noch im Reiche der Sinnlichkeit. Ihm dienen Zaubermädchen. Kundry ist die eigentliche Verführerin in diesem Reich. Sie zieht alles, was zu Klingsor kommt, hin nach der sinnlichen Seite, nach dem, was der Vergangenheit angehören sollte. In Klingsor ist personifiziert das Christentum des Mittelalters, das asketisch geworden ist, das zwar die Sinnlichkeit, nicht aber zugleich das Verlangen abgetötet hat; es rettet nicht vor der verführenden Kraft der sinnlichen Liebe, die in der Kundry personifiziert ist. Etwas Höheres sah man in der Entsagekraft der höheren Spiritualität, die nicht durch Zwang die Sinnlichkeit abtötet, sondern die durch höheres geistiges Erkennen diese Sinnlichkeit veredelt und sich erhebt in das Reich der geläuterten Liebe. Amfortas und die Gralsritterschaft erstreben es, aber es war bis dahin nicht möglich, dieses Reich zu schaffen. Es gelang nicht. Solange nicht die rechte spirituelle Kraft da war, muß Amfortas der Verführung der Kundry verfallen; die höhere Gesinnung in Amfortas fällt der niederen Gesinnung, dem Klingsor, zum Opfer.

So stellt uns die Parsifal-Sage zwei Erscheinungen nebeneinander: auf der einen Seite das Christentum, das asketisch geworden ist, das aber durch die Abtötung der Sinnlichkeit doch nicht höhere, spirituelle Erkenntnis hat erreichen können, und auf der anderen Seite die Repräsentanten der geistigen Ritterschaft, welche aber solange immer Klingsors Verführung zum Opfer fallen, wie der Erlöser nicht erschienen ist, der Klingsor besiegt. Amfortas wird verwundet, verliert die heilige Lanze an Klingsor und muß als schmerzbehafteter König den Gral hüten. So krankt und leidet auch das höhere Christentum. Es muß im Leiden die eigentlichen Geheimnisse, die Mysterien des Christentums hüten, die mit dem heiligen Gral verbunden sind, bis ein Erlöser in neuer Gestalt erscheint - und dieser Erlöser ersteht in Parsifal.“ (Lit.:GA 92, S. 141f)

„Wenn der mittelalterliche Initiierte im Bilde darstellen wollte, was er zu lernen hatte, um so seinen lebendig gebliebenen Seelenteil zu durchdringen mit der neuen Weisheit, so wies er hin auf die Burg des Heiligen Gral und auf das, was als neue Weisheit - das ist ja der «Gral» - von dieser Burg ausgeht. Und wenn er hinweisen wollte auf das, was dieser neuen Weisheit feindlich ist, so wies er hin auf ein anderes Gebiet, auf jenes Gebiet, worinnen alle die Wesenheiten und Kräfte hausten, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, an den tot gewordenen Teil des menschlichen Leibes und den unbewußt gewordenen Teil der menschlichen Seele heranzukommen. Dieses Gebiet, in das mit Recht - im okkulten Sinne gesprochen mit Recht - versetzt wurden alle die Nachkömmlinge der schlimmen geistigen Wesenheiten älterer Zeiten, die sich herüberbewahrt hatten die schlimmsten Kräfte orientalischer Zauberei - nicht die besten Kräfte, die auch geblieben waren —, das Gebiet, das in dieser angedeuteten Beziehung am bösartigsten war, das da dem Gral am feindlichsten gegenübersteht, war «Chastelmarveille», der Sammelort von alledem, was an den Menschen herankommt, an dieses Gebiet des Leibes und der Seele des Menschen, das eben ein solches karmisches Schicksal erfahren hat, wie eben angedeutet worden ist. Was heute schon mehr vergeistigt ist, was übergegangen ist in eine Weisheit, die überall hingebracht werden kann - weil wir jetzt schon am Übergange zur sechsten Kulturepoche stehen, wo diese Dinge nicht mehr an Orte gebunden sind -, das war in jener mittelalterlichen Zeit, wie ich es auch angedeutet habe in dem Buche «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit», noch an gewisse örtlichkeiten gebunden. Während es also für die alten Zeiten in der Tat nicht im uneigentlichen Sinne gesprochen ist, wenn man auf Örtlichkeiten hinweist, so daß man hinzureisen hatte an eine gewisse Örtlichkeit, wenn man die betreffenden Lehren haben wollte, muß man heute so sprechen, daß die Weisheiten einen weniger lokalen Charakter haben; denn wir leben in der Zeit des Überganges von dem Leben in Raum und Zeit in mehr geistige Formen der Zeit.

Während man nun an den Westen von Europa die Burg des Gral verweist, ist die Burg der Gegnerschaft des Gral lokal zu verweisen an einen anderen Ort, wo der Mensch, wenn er hinkommt, durch gewisse spirituelle Kräfte, die dort sind, sowohl einen großen, gewaltigen guten Eindruck haben kann, wie auf der anderen Seite auch den gegenteiligen durch andere Kräfte, die bis in die heutigen Zeiten dort geblieben sind, wie eine Akasha-Nachwirkung von jenen Gralsgegnern, von denen hier gesprochen wurde. Denn an jenem Orte kann man von den schlimmsten Kräften sprechen, die noch in ihren Nachwirkungen bemerkbar sind. Einst haben sich an diesem Orte abgespielt, man möchte sagen, ganz im physischen Leben vor sich gehende böse Künste, von denen ausgestrahlt haben die Angriffe auf den unbewußt gewordenen Teil der Menschenseele und den tot gewordenen Teil der menschlichen Organisation. Und das alles gliedert sich um eine Gestalt herum, die sagenhaft aus dem Mittelalter herüberschimmert, die aber der mit dem Mysterienwesen Bekannte ganz gut kennt, um eine Persönlichkeit, die eine reale war um die Mitte des Mittelalters, um Klinschor, den Herzog von Terra de labûr, eine Gegend, die wir zu suchen haben örtlich in dem heutigen südlichen Kalabrien. Von dort aus erstreckten sich die Streifzüge des Feindes des Gral besonders hinüber nach Sizilien. Ebenso wie wir, wenn wir heute den Boden Siziliens betreten und den okkulten Blick haben, auf uns einwirken sehen - was schon öfter erwähnt worden ist - die Akasha-Nachwirkungen des großen Empedokles, wie diese in der Atmosphäre Siziliens vorhanden sind, so sind auch in ihr heute noch wahrzunehmen die bösen Nachwirkungen Klinschors, der einstmals sich verbunden hat von seinem Herzogtum Terra de labûr aus über die Meerenge hinüber mit jenen Feinden des Gral, die dort seßhaft waren in jener Feste, die man im Okkultismus und in der Legende nennt Kalot bobot.

Kalot bobot auf Sizilien war in der Mitte des Mittelalters der Sitz jener Göttin, die man nennt Iblis, die Tochter des Eblis. Und unter allen schlimmen Verbindungen, die innerhalb der Erdentwickelungen sich zwischen Wesenheiten, in deren Seelen okkulte Kräfte waren, zugetragen haben, ist den Okkultisten als die schlimmste dieser Verbindungen diejenige des Klinschor mit der Iblis, der Tochter des Eblis, bekannt. «Iblis» ist schon dem Namen nach charakterisiert als verwandt mit «Eblis»: so heißt in der mohammedanischen Tradition die Gestalt, die wir mit «Luzifer» bezeichnen. Eine Art weiblicher Aspekt von «Eblis», dem mohammedanischen Luzifer, ist «Iblis», mit der sich zu seinen bösen Künsten, durch die er im Mittelalter gegen den Gral wirkte, derjenige verband, den man den bösen Zauberer Klinschor nennt.

Diese Dinge müssen in Bildern, die aber den Realitäten entsprechen, zum Ausdruck kommen, sie können nicht in abstrakten Ideen ausgesprochen werden. Und die ganze Feindschaft zum Gral spielte sich ab auf jener Feste der Iblis «Kalot bobot», auf die sich auch jene merkwürdige Königin Sybille mit ihrem Sohne Wilhelm 1194 unter der Herrschaft Heinrichs VI. geflüchtet hat. Alles, was man unternommen hat als eine feindliche Herrschaft gegen den Gral, und wodurch auch verwundet worden ist Amfortas, das ist zuletzt zurückzuführen auf den Bund, den Klinschor geschlossen hat auf der Festung der Iblis, Kalot bobot. Und alles, was hereinleuchtet an Elend und Not in das Gralstum durch Amfortas, drückt sich aus in diesem Bund. Das macht es, daß die Seele auch heute noch stark gewappnet sein muß, wenn sie in die Nähe jener Gegenden kommt, von denen alle feindlichen Einflüsse ausgehen können, die sich für die Geheimnisse des Gral auf die fortschreitende Menschheitsentwickelung beziehen. Wenn wir die Sache so ansehen, haben wir auf der einen Seite das Reich des Gral, auf der anderen Seite das böse Reich Chastelmarveille, in das hereinspielt, was der Bund von Klinschor mit Iblis gestiftet hat. Und wir haben da in einer wunderbaren Weise dramatisch ausgedrückt ein Zusammenspielen desjenigen, was das selbständigste, das innerste der Seelenglieder - die Verstandes- oder Gemütsseele - auszuhalten hat gegenüber den Angriffen von außen. Die Verstandes- oder Gemütsseele war im vierten nachatlantischen Kulturzeitraum noch nicht so innerlich, wie sie werden mußte im fünften. Sie zog sich von jenem Leben mehr mit der Außenwelt, wie es im Griechen- und Römertum vorhanden war, zurück in das Innere des Menschen, wurde selbständiger, auch freier. Dafür aber war sie von all den Mächten, aus den Gründen, die angeführt worden sind, viel angreifbarer als in der griechisch-lateinischen Zeit. Die ganze Veränderung, die mit der Verstandes- oder Gemütsseele vorgegangen war, drückt sich aus in dem, was stammelnd, sagenhaft und doch so dramatisch vor uns steht in dem Gegensatz von «Montsalvatsch» und «Chastelmarveille». Alle Leiden und alle Überwindungen der Verstandesoder Gemütsseele fühlen wir nachklingen in den Erzählungen, die mit dem Heiligen Gral zusammenhängen. Alles, was anders werden mußte mit der Menschenseele in der neueren Zeit, zeigt sich dem, der mit dem Mysterienwesen bekannt wurde.“ (Lit.:GA 144, S. 69ff)

Miniatur des Sängerkriegs aus dem Codex Manesse, 14. Jahrhundert

Im Sängerkrieg auf der Wartburg wird Klingsor von Heinrich von Ofterdingen im Wettstreit gegen Wolfram von Eschenbach zur Hilfe gerufen. Heinrich von Ofterdingen wird nach der Angabe Rudolf Steiners später als der Religionsphilosoph Gideon Spicker (1840-1912) wiedergeboren, der das lebende Vorbild des Doktor Strader in Rudolf Steiners Mysteriendramen wurde.

„Heinrich von Ofterdingen nimmt den Kampf auf gegen die andern. Man hat schon den Henker gerufen: er soll gehenkt werden, wenn er verliert. Er entzieht sich der Sache. Aber er ruft, um einen erneuerten Kampf herbeizuführen, aus dem Ungarlande den Zauberer Klingsor. Er bringt den Zauberer Klingsor aus dem Ungarlande ja wirklich nach Eisenach.

Nun spielt sich da eine neuere Art Wartburgkrieg ab, bei dem Klingsor mitwirkt. Man sieht aber ganz deutlich: Klingsor, der jetzt eintritt für Heinrich von Ofterdingen, der selber kämpfend, singend auftritt, kämpft nicht allein, sondern er läßt geistige Wesenheiten mitkämpfen. Und um geistige Wesenheiten mitkämpfen zu lassen, läßt er ja zum Beispiel einen Jüngling besessen sein von einer solchen geistigen Wesenheit, läßt den dann statt seiner singen. Und er läßt noch stärkere geistige Kräfte auf der Wartburg auftreten.

All dem, was da von Klingsors Seite kommt, all dem steht gegenüber Wolfram von Eschenbach. Eine Prozedur, die Klingsor ausführt, besteht ja namentlich darinnen, daß eine solche geistige Wesenheit dahinterkommen soll, ob Wolfram von Eschenbach ein gelehrter Mensch ist oder nicht. Klingsor ist etwas in die Enge getrieben durch Wolfram von Eschenbach. Denn als Wolfram von Eschenbach merkt, daß da Geistiges im Spiele ist, da singt er von dem heiligen Abendmahl, von der Transsubstantiation, von der Gegenwart Christi im Abendmahl, — und der Geist muß weichen, er kann das nicht vertragen. Hinter diesen Dingen liegen ja durchaus wirkliche Realitäten, wenn ich diese Tautologie gebrauchen darf.

Und es gelingt Klingsor, dem Wolfram von Eschenbach mit Hilfe mancher geistiger Wesenheiten zu beweisen, daß Wolfram von Eschenbach wohl ein Sternenloses Christentum hat, das nicht mehr mit dem Kosmos rechnende Christentum hat, aber ganz ungelehrt ist in aller kosmischen Weisheit. Darauf kommt es nun an. Klingsor hat bewiesen, daß der Sänger des Gral schon in jener Zeit nur alles das vom Christentum kennt, was das kosmische Christentum abgestreift hat. Und Klingsor kann ja nur dadurch in der geistig unterstützten Weise auftreten, daß er die Sternenweisheit hat. Aber schon aus der Art und Weise, wie er sie verwendet, sieht man, daß sich dasjenige, was man «schwarze Magie» nennt, in seine Künste hineinmischt.

Und so sehen wir denn, wie auf eine unrichtige Weise dem Sternen-Laien Wolfram von Eschenbach die Sternenweisheit entgegengestellt worden ist. Wir stehen in der Zeit des dreizehnten Jahrhunderts, vor dem Auftreten jener Dominikaner, von denen ich gesprochen habe; wir stehen in der Zeit, wo das Christentum gerade da, wo es besonders groß war, abgestreift hat alle Einsicht in die Sternenwelt und wo im Grunde genommen nur da, wo innerliche Entfremdung von dem Christentum war, noch Sternenweisheit vorhanden war, wie bei dem Klingsor aus dem Ungarlande.“ (Lit.:GA 238, S. 115f)

Anmerkungen

  1. August Koberstein: Über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichtes vom Wartburger Kriege, Naumburg 1823, S. 35f

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen, GA 92 (1999), ISBN 3-7274-0920-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Das christliche Mysterium, GA 97 (1998), ISBN 3-7274-0970-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Mysterien des Morgenlandes und des Christentums, GA 144 (1985), ISBN 3-7274-1440-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band, GA 238 (1991), ISBN 3-7274-2380-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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