Mangelernährnung und Brodmann-Areal: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox ICD
Die '''Brodmann-Areale''' ('''BA''') sind benannt nach dem deutschen [[Anatom]]en [[Korbinian Brodmann]] (1868–1918), der die [[Großhirnrinde]] nach histologischen Kriterien in zunächst 52 Felder einteilte, denen später großteils konkrete [[Funktion]]en zugeordnet werden konnten.
| BREITE =
| 01-CODE = E40
| 01-BEZEICHNUNG = [[Kwashiorkor]]
| 02-CODE = E41
| 02-BEZEICHNUNG = Alimentärer [[Marasmus]]
| 03-CODE = E42
| 03-BEZEICHNUNG = Kwashiorkor-[[Marasmus]]
| 04-CODE = E43
| 04-BEZEICHNUNG = Nicht näher bezeichnete erhebliche Energie- und Eiweißmangelernährung
| 05-CODE = E44
| 05-BEZEICHNUNG = Energie- und Eiweißmangelernährung mäßigen (E44.0) und leichten (E44.1) Grades
| 06-CODE = E45
| 06-BEZEICHNUNG = [[Entwicklungsverzögerung]] durch Energie- und Eiweißmangelernährung
| 07-CODE = E46
| 07-BEZEICHNUNG = Nicht näher bezeichnete Energie- und Eiweißmangelernährung
}}
 
'''Mangelernährung''' ist die Bezeichnung für eine ungenügende oder falsch zusammengestellte [[Ernährung]], die im Gegensatz zur [[Wikipedia:Diät|Diät]] nicht ärztlich verordnet (indiziert) ist.
 
== Formen ==
 
Bei der Mangelernährung unterscheidet man grundsätzlich  [[Quantität|quantitative]] Form ([[Unterernährung]]) und eine [[Qualität|qualitative]] Form (Fehlernährung), aber es gibt auch Mischformen, aufgrund von [[Nahrungsmittelunverträglichkeit]]en oder [[Krankheitsverlauf#Nach pathophysiologischem Schädigungsmuster|konsumierenden Erkrankungen]], die die Ernährung erschweren.
 
=== Quantitative Mangelernährung ===
 
;Unterernährung
Die Unterernährung (quantitative Mangelernährung) ist vor allem in den Entwicklungsländern weit verbreitet. Der Energiebedarf der Menschen wird durch die Nahrung nicht gedeckt. Unterernährung kann, besonders im Kindesalter, zum Zurückbleiben in der körperlichen und geistigen Entwicklung (Retardierung), zu schweren Krankheiten ([[Dystrophie]]) und im Extremfall zum Tod führen. Damit einhergehend leiden Betroffene meist unter [[Eiweißmangel|Eiweiß-]], [[Fette|Fett-]], [[Vitaminmangel|Vitamin-]] und [[Mineralstoff]]mangel.
 
Daneben kommt in den Industrieländern häufig ''Unterernährung durch [[Essstörung]]en'' ([[Anorexia nervosa]], [[Bulimia nervosa]], [[Orthorexie]]) vor. Auch ältere, allein lebende Menschen und Patienten in Alten- und Pflegeheimen sowie Obdachlose sind gefährdet.
 
[[Jörg Baten]], Dorothee Crayen und Hans-Joachim Voth (2014)<ref>Baten, Jörg, Dorothee Crayen, and Hans-Joachim Voth. "Numeracy and the impact of high food prices in industrializing Britain, 1780–1850." Review of Economics and Statistics 96.3 (2014): 418-430.</ref> analysieren die Langzeitfolgen von Mangelernährung und finden nicht nur Hinweise auf Auswirkungen auf die kognitiven (Rechen-) Fähigkeiten, sondern auch auf die späteren Beschäftigungsmöglichkeiten der Betroffenen.
 
=== Qualitative Mangelernährung ===
 
;Fehlernährung
Die qualitative Mangelernährung (auch Fehlernährung) bedeutet eine Unterversorgung mit [[Vitamine]]n- und [[Mineralstoff]]en. Bei Kindern erfolgt eine verzögerte körperliche und geistige Entwicklung, die irreparabel sein kann. Häufig essen Fehlernährte zu wenig Obst und Gemüse (enthält Vitamine), [[Milchprodukt]]e (enthalten [[Calcium]]), Seefisch (enthält [[Jod]]) und Vollkornbrot, Hülsenfrüchte und Kartoffeln (enthalten [[Ballaststoff]]e). Besonders bequeme Menschen oder solche unter Zeitdruck neigen zu Fehlernährung mit Dosen- oder [[Fertiggericht]]en und verzichten hiermit auf ausgewogene Ernährung, wenn sie fehlende Nahrungsbestandteile nicht anderweitig ausgleichen. Fehlernährung kann zu häufigen Infekten (Schnupfen, [[Erkältung]]en usw.), zu Verstopfung, zu [[Jodmangel]] und Knochenentkalkung ([[Osteoporose]]) führen. Fehlernährung kommt außer in Entwicklungsländern auch häufig in [[Altenheim|Alten-]] und [[Pflegeheim]]en sowie bei allein lebenden Menschen ([[Single (Lebensform)|Singles]]), bei [[Obdachlosigkeit|Obdachlosen]] und sonstiger sozialer Armut vor.
 
=== Dehydratation ===
 
Ebenfalls zur Fehlernährung gehört die [[Dehydratation (Medizin)|Dehydratation]], also der unzureichende Flüssigkeitsausgleich bei krankheitsbedingtem oder durch Körperausdünstungen (z. B. beim Schwitzen) zustande gekommenen Flüssigkeitsverlust. Eine Dehydratation kann zum Schlaganfall oder zu Blutarmut und damit zum Tode führen, darum ist es wichtig, rechtzeitig gegenzusteuern.
 
== Interventionsmöglichkeiten ==
;Voraussetzungen
Der von Mangelernährung Betroffene muss der Intervention zustimmen. Für [[Künstliche Ernährung]] bei [[Hungerstreik]] und [[Demenz]] müssen rechtliche Regeln beachtet werden.
 
Intervention bei '''Mangelernährung''' durch fehlende Nahrung erfolgt in Entwicklungsländern und Katastrophengebieten durch Hilfsprogramme wie das [[Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen]]
 
Intervention bei '''Fehlernährung''' kann durch Schulung und Aufklärung der Betroffenen und im Falle von Heimen und Pflegeeinrichtungen des Pflegepersonals / der Heimleitung über das Missverhältnis zwischen Nährstoffzufuhr und Nährstoffbedarf entgegengewirkt werden.
 
;Kriterien
Als Faustformel gelten der Body-Mass-Index und die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM): Bei der Flüssigkeitszufuhr kann man sich nach folgenden Leitlinien richten: Der tägliche Normalbedarf eines Menschen beträgt 25 ml/kg. In südlichen Ländern bzw. bei Leistungssportlern sind jeweils 5 ml/kg zusätzlich zu veranschlagen.<ref name=FPFP1/>
 
Neben einer besseren Ernährung mit ausreichend Zufuhr von Energie (Brennwert), Vitaminen und Mineralstoffen (Mengen- und Spurenelemente) zeigte eine Studie an Kindern in Malawi, dass eine zusätzliche antibiotische Therapie die Gewichtszunahme verbessert und die Mortalität senkt.<ref>I. Trehan, H. S. Goldbach, L. N. LaGrone, G. J. Meuli, R. J. Wang, K. M. Maleta, M. J. Manary: ''Antibiotics as Part of the Management of Severe Acute Malnutrition.'' In: ''N Engl J Med.'' 2013;  368, S. 425–435.</ref>
 
== Risikogruppen ==
Zu den Risikogruppen zählen vor allem Arme, alte Menschen und Kinder.
 
;Arme
Armut erhöht das Risiko von Mangelernährung.
 
;Alte
Mangelernährung kann bei alten Menschen auf verschiedene Ursachen zurückgehen. Zum einen lassen im Alter der Geschmacks- und der Geruchssinn nach, so dass die Betroffenen oft weniger Appetit verspüren. Darüber hinaus senken wenig Bewegung, wenig frische Luft und ein abnehmendes Durstempfinden das Hungergefühl. Vor allem aber können auch Erkrankungen und Medikamente den Appetit maßgeblich beeinträchtigen.<ref>Maria Magdalena Schreier, Sabine Bartholomeyczik: ''Mangelernährung bei alten und pflegebedürftigen Menschen. Ursachen und Prävention aus pflegerischer Perspektive''. Hannover 2004, S. 32–49.</ref> Die Betroffenen geraten so leicht in einen Teufelskreis: aufgrund von Erkrankungen essen sie weniger, wodurch dem Körper Nährstoffe fehlen. Dadurch wiederum steigt dann die Anfälligkeit für Krankheiten.
 
;Kinder
Bei Kindern stellt sich eine Mangelernährung schnell ein, weil sie über sehr kleine Protein- und Energievorräte verfügen. Ein Kind mit 10 kg Körpergewicht verbraucht beispielsweise ein Drittel seiner Proteinvorräte in fünf Tagen. Bei einem Erwachsenen ist der gleiche Anteil hingegen erst nach 21 Tagen aufgebraucht.<ref>[http://www.nutrini.de/manche-kinder-brauchen-mehr/ist-mein-kind-unterversorgt/ ''Ist mein Kind unterversorgt?''] Nutrini.de, Abgerufen am 16. Dezember 2015</ref> Im Falle einer Erkrankung, während der die Nährstoffzufuhr reduziert oder unterbrochen wird, kann der Ausfall an Nährstoffen also nur bedingt und über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum mit den Körperreserven kompensiert werden.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Ernährungsbedingte Erkrankung}}
* {{WikipediaDE|Mangelernährung}}
* {{WikipediaDE|Kachexie}}
* {{WikipediaDE|Inanition}}
* {{WikipediaDE|Kwashiorkor}}
* {{WikipediaDE|Marasmus}}
* {{WikipediaDE|Hungerstoffwechsel}}
* {{WikipediaDE|Deutsche Stiftung gegen Mangelernährung}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Maria Magdalena Schreier, Sabine Bartholomeyczik: ''Mangelernährung bei alten und pflegebedürftigen Menschen: Ursachen und Prävention aus pflegerischer Perspektive.'' 1. Auflage. Schlütersche, Hannover 2004, ISBN 3-89993-110-6.
== Einzelnachweise ==
<references />
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://www.mangelernaehrung.net/ mangelernaehrung.net]
{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4138143-9}}


[[Kategorie:Ernährungsbedingte Erkrankung]]
* [[Korbinian Brodmann]]: ''Vergleichende Lokalisationslehre der Grosshirnrinde. In ihren Principien dargestellt auf Grund des Zellenbaues.'' Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1909 (2. unveränderte Auflage. ebenda 1925; Reprint der Original-Ausgabe von 1909, mit einem Nachwort und einem Literaturverzeichnis von Ernst Winkelmann und Karl Seidel. ebenda 1985, ISBN 3-335-00010-2).
[[Kategorie:Krankheitsbild in der Inneren Medizin]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Gehirn]] [[Kategorie:Nervensystem]] [[Kategorie:Zentrales Nevensystem]]

Version vom 21. Mai 2018, 14:23 Uhr

Die Brodmann-Areale (BA) sind benannt nach dem deutschen Anatomen Korbinian Brodmann (1868–1918), der die Großhirnrinde nach histologischen Kriterien in zunächst 52 Felder einteilte, denen später großteils konkrete Funktionen zugeordnet werden konnten.

Literatur

  • Korbinian Brodmann: Vergleichende Lokalisationslehre der Grosshirnrinde. In ihren Principien dargestellt auf Grund des Zellenbaues. Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1909 (2. unveränderte Auflage. ebenda 1925; Reprint der Original-Ausgabe von 1909, mit einem Nachwort und einem Literaturverzeichnis von Ernst Winkelmann und Karl Seidel. ebenda 1985, ISBN 3-335-00010-2).