Dschamschid und Gayomarth: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Dschamschid''' ({{FaS|جمشید}}) oder auch kürzer '''Dscham''' ({{FaS|جم}}) oder '''Yima''' in [[Wikipedia:Avestische Sprache|avestisch]] ist eine iranische und speziell [[Wikipedia:Zoroastrier|zoroastrische]] mythologische Figur.
#REDIRECT [[Gayomart]]
 
== Etymologie ==
 
Der Name Dschamschid besteht aus zwei Teilen, ''Dscham'' und ''Schid''. Diese stammen von den ursprünglichen [[Wikipedia:Avestische Sprache|avestischen]] Wörtern ''Yima'' und ''Xšaēta'' ab. Diese wiederum von den protoiranischen Wörtern ''*Yamah Xšaitah''.
 
Das Wort Yima und das verwandte [[Sanskrit]]wort Yama kann als ''Zwilling'' übersetzt werden. Demnach könnte das Wort Zwilling auf einen ursprünglichen indoiranischen Glauben hindeuten, was aber in der iranischen Mythologie nicht belegt ist.
 
Unter der Umwandlung des ''Y'' in ein ''Dsch'' und dem Verlust der Endsilbe wurde aus dem avestischen Yima das [[Wikipedia:Mittelpersische Sprache|mittelpersischen]] Dscham.
 
Xšaitah bedeutet ''Scheinend'', ''Hell'' oder ''Strahlend''. Mit der Weiterentwicklung der iranischen Sprachen wurde aus Xšaitah das Wort ''Shēd'' (Xš → š (sch); ai → ē; t → d zwischen Vokalen und der Verlust der Endsilbe). In den westiranischen Sprachen wie persisch wurde aus dem ē ein i, so dass es im Iran Dschamschid heißt, während es in [[Wikipedia:Afghanistan|Afghanistan]] und [[Wikipedia:Tadschikistan|Tadschikistan]] Dschamschēd heißt.
 
Dschamschid ist heute noch ein beliebter Name. In der [[Wikipedia:Türkei|Türkei]] ist der Name zu Cem verkürzt und ebenfalls besonderes unter [[Wikipedia:Aleviten|Aleviten]] verbreitet.
 
== Der Gegensatz von Iran und Turan ==
 
Die [[urpersische Kultur]] war geprägt vom Gegensatz der [[Volk|Völker]] von [[Iran]] und [[Turan]].
 
{{GZ|In dieser Zeit, die jetzt für uns zu betrachten wichtig ist, waren alle
diese Völkerschaften, die mit einem in der Dekadenz begriffenen Hellsehen
begabt waren, Nomadenvölker, die, ohne seßhaft zu sein, ohne
feste Wohnsitze zu gründen, als Hirten herumstreiften, keinen Fleck
besonders lieb hatten, auch das, was die Erde ihnen bot, nicht besonders
pflegten, und auch gern bereit waren zu zerstören, was um sie herum
war, wenn sie etwas brauchten zu ihrem Lebensunterhalt. Aber
etwas zu leisten, um das Kulturniveau zu erhöhen, um die Erde umzugestalten,
dazu waren diese Völker nicht aufgelegt.
 
So entstand der große, der wichtige Gegensatz, der vielleicht zu
dem Allerwichtigsten der nachatlantischen Entwickelung gehört: der
Gegensatz zwischen diesen mehr nördlichen Völkern und den iranischen
Völkern. Bei den Iraniern entwickelte sich die Sehnsucht, einzugreifen
in das Geschehen rings um sie herum, seßhaft zu werden, was
man als Mensch und als Menschheit hat, durch Arbeit sich zu erringen,
das heißt also wirklich durch die menschlichen Geisteskräfte die Natur
umzugestalten. Das war gerade in diesem Winkel der größte Drang der
Menschen. Und unmittelbar daran stieß nach Norden jenes Volk, das
hineinschaute in die geistige Welt, das sozusagen auf «du und du»
war mit den geistigen Wesenheiten, das aber nicht gern arbeitete, das
nicht seßhaft war und gar kein Interesse daran hatte, die Kulturarbeit
in der physischen Welt vorwärts zu bringen.
 
Das ist der größte Gegensatz vielleicht, der sich äußerlich in der
Geschichte der nachadantischen Zeiten gebildet hat, und der rein eine
Folge ist der verschiedenen Arten der Seelenentwickelung. Es ist der
Gegensatz, den man in der äußeren Geschichte auch kennt: der große
Gegensatz zwischen Iran und Turan. Aber man kennt nicht die Ursachen.
Hier haben wir jetzt die Gründe.
 
Im Norden, nach Sibirien hinein: Turan, jenes Völkergemenge, das
in hohem Grade mit den Erbstücken eines niederen astralischen Hellsehens
begabt war, das infolge dieses Lebens in der geistigen Welt
keine Neigung und keinen Sinn hatte, eine äußere Kultur zu begründen,
sondern - weil diese Menschen mehr passiver Art waren und sogar
zu ihren Priestern vielfach niedere Magier und Zauberer hatten - sich
namentlich da, wo es auf das Geistige ankam, mit niederer Zauberei, ja
zum Teil sogar mit schwarzer Magie beschäftigte. Im Süden davon:
Iran, jene Gegenden, in denen frühzeitig der Drang entstand, mit den
primitivsten Mitteln dasjenige, was in der Sinnes weit uns gegeben ist,
durch menschliche Geisteskraft umzugestalten, so daß auf diese Weise
äußere Kulturen entstehen können.
 
Das ist der große Gegensatz zwischen Iran und Turan. In einer
schönen Weise wird mythisch, legendenhaft angedeutet, wie der nach
dieser Kulturseite vorgeschrittenste Teil der Menschen von Norden
herunterzog bis in die Gegend, die wir als die iranische angesprochen
haben. Und wenn uns in der Legende von [[Dschemshid]], jenem Könige,
der seine Völker von Norden heruntergeführt hat nach Iran, erzählt
wird: er bekam von jenem Gotte, der nach und nach anerkannt werden
wird, den er Ahura Mazdao nannte, einen goldenen Dolch, mit
dem er seine Mission auf der Erde erfüllen sollte - dann müssen wir
uns klar sein, daß mit dem goldenen Dolch des Königs Dschemshid,
der seine Völker herausentwickelte aus der trägen Masse der Turanier,
dasjenige gegeben war, was das an die äußeren Menschenkräfte gebundene
Weisheitsstreben ist, jenes Weisheitsstreben, welches die vorher
in Dekadenz gekommenen Kräfte wieder heraufentwickelt und sie
durchdringt und durchwebt mit dem, was der Mensch auf dem physischen
Plan an Geisteskraft erringen kann. Dieser goldene Dolch hat
als Pflug die Erde umgegraben, hat aus der Erde Ackerland gemacht,
hat die ersten primitivsten Erfindungen der Menschheit gebracht. Er
hat fortgewirkt und wirkt bis heute in alledem, auf das die Menschen als
ihre Kulturerrungenschaften stolz sind. Das ist etwas Bedeutsames, daß
der König Dschemshid, der herunterzog aus Turan in die iranischen
Gebiete, von Ahura Mazdao diesen goldenen Dolch erhielt, der den
Menschen die Kraft gibt, sich die äußere sinnliche Welt zu erarbeiten.
Dieselbe Wesenheit, von der dieser goldene Dolch stammt, ist auch
der große Inspirator jenes Führers der iranischen Bevölkerung, den
wir als Zarathustra oder Zoroaster, Zerdutsch kennen. Und Zarathustra
war es, der in uralten Zeiten - bald nach der atlantischen Katastrophe
- mit den Gütern, die er aus den heiligen Mysterien heraustragen
konnte, jenes Volk durchdrang, das den Drang hatte, die äußere Kultur
mit menschlicher Geisteskraft zu durchweben. Dazu sollte Zarathustra
diesen Völkern, die nicht mehr die alte atlantische Fähigkeit hatten,
hineinzuschauen in die geistige Welt, neue Aussichten und neue Hoffnungen
auf die geistige Welt geben. So eröffnete Zarathustra jenen Weg,
den wir öfter besprochen haben, auf dem die Völker einsehen sollten,
daß in dem äußeren Sonnenlichtleib nur gegeben ist der äußere Leib
eines hohen geistigen Wesens, welches er, im Gegensatz zu der kleinen
menschlichen Aura, die «Große Aura», Ahura Mazdao nannte. Er
wollte damit andeuten, daß dieses zwar jetzt noch weit entfernte Wesen
einstmals heruntersteigen würde auf die Erde, um innerhalb der
Menschheitsgeschichte sich substantiell mit der Erde zu vereinigen und
im Menschheitswerden weiter zu wirken. Damit wurde für diese Menschen
von Zarathustra auf dieselbe Wesenheit hingewiesen, die später
in der Geschichte als der Christus lebte.|123|25ff}}
 
== Parallelen zwischen dem Yima aus der Avesta und dem Yama aus den Veden ==
 
Yima ist der Sohn des Vivaŋhat und ebenso ist [[Yama (Todesgott)|Yama]] der Sohn des [[Vivasvat]]. Der Name des Vaters lässt sich in beiden Fällen mit "Er, der ausstrahlt".
 
Aber im Gegensatz zu Yima ist der Yama aus den [[Veden]] der erste Mann auf Erden und Yami seine Gefährtin. Dagegen heißt das erste Menschenpaar in der Avesta Maschya and Maschyana.
 
== Yima in der Avesta ==
Als [[Zarathustra]] seinen Gott [[Ahura Mazda]] fragt, mit wem er zuerst die [[Daena]], also die religiösen Lehren, die religiöse Ordnung besprochen habe, teilte der ihm mit, das sei Yima (ältere Form von Dschamschid) gewesen. Da dieser aber die Bitte Ahura Mazdas abgelehnt habe, die Daena in Erinnerung zu bewahren und zu unterstützen, habe er ihn zum Aufseher und Beschützer der Welt und des Viehs gemacht, zum ersten Herrscher ([[Avesta#Der_Vendid.C3.A2d|Vendidad]] 2,1-5). Als Insignien erhielt Yima ein goldenes Ring und einen Stab <!--im englischen artikel steht dagger und seal-->.
 
Unter Yima lebten alle guten Menschen ein Leben ohne Krankheit und Armut. Da damals die Lebewesen noch nicht starben, war die Erde aber nach dreihundert Wintern überfüllt. Auf eine Warnung von Ahura Mazda wandte Yima sich mit seinen Herrscherinsignien Ring und Stab an die [[Amschaspand]], die wohltätigen Unsterblichen der Erde und bat sie die Erde um ein Drittel auszudehnen, so dass mehr Menschen und Vieh ernährt werden konnten (Vendidad 2,8-19). Aber nach sechshundert Jahren stellte sich wieder das gleiche Problem. Also bat Yima die Geister sich wieder auszudehnen. Sie tat es. Nach neunhundert Jahren war die Erde wieder überfüllt, so dass Yima wieder die Geister bitten musste.
 
Der Text der [[Avesta]] berichtet weiter, dass Ahura Mazda eine Versammlung der Verehrungswürdigen, des Yima und der Menschen im ersten perfekten Lande Airyanem Vaejah einberief. Er kündigte einen großen langen Winter an. Yima sollte die Menschen und Geschöpfe schützen, indem er auf Geheiß Ahura Mazdas eine Festung (Aevstisch Vara) errichtete, in der er die Samen von körperlich makelosen Menschen, Tieren, Pflanzen und Feuer zusammentrug. In der Festung brannten besondere Lichter und den Menschen kam ein Jahr wie ein Tag vor (Vendidad 2,20-41). Yima errichtete die Höhle indem er mit seinem Fuß aufstampfte und die Erde wie Ton formte. Er baute Gebäude und Straßen und brachte fast 2000 Menschen dorthin. Nach der Vollendung versiegelte er die Vara mit einem goldenen Ring.
 
Ein wesentlich älterer mittelpersischer Text, der sich als Auslegung noch älterer Dokumente versteht, sagt vorher, dass der Mörder Zarathustras der [[Tur Bratoreres]] in der Endzeit hervortreten wird und im Winter schlimme Regenfälle, im Sommer Schneefälle und Hagel verursachen wird, so dass alle Menschen sterben werden. Die Erde werde dann von der Festung Yimas aus wiederbesiedelt. ([[Wikipedia:Großer Bundahisn|Großer Bundahisn]] 33,30)
 
== Dschamschid in der Folklore und der Schāhnāme ==
Mit der Zeit wurde aus dem Yima der Avesta der große König (pers. Schāh) Dschamschid der persischen Legenden und Mythologien.
 
In der Schāhnāme von [[Wikipedia:Abū l-Qāsem-e Ferdousī|Ferdousī]] ist Dschamschid der vierte König der Welt aus dem Geschlecht der [[Wikipedia:Kayaniden|Kayaniden]]. Er gebot über alle Bestien, Dämonen und Engeln der Welt. Er war König und gleichzeitig oberster Priester des Ormozd (mittelpersisch für Ahura Mazda). Als mächtiger König ersann er allerlei Erfindungen, die das Leben der Menschen vereinfachten. So erfand er das Weben und Färben von Stoff, Wolle und Seide. Er baute Rüstungen und Waffen. Er legte Minen an und baute Häuser aus Ziegeln. Er ersann das Parfüm, den Wein und die Navigation auf See. Seit den Tagen des ersten Königs [[Gayomarth]], wo die Menschen noch unzivilisiert waren, lebten die Menschen nicht besser als zu Zeit Dschamschids.
 
König Dschamschid teilte die Menschen in vier Klassen ein:
 
#Priester
#Krieger
#Bauer
#Handwerker
 
Dschamschid hatte als mächtigster Herrscher einen königlichen Schein, der durch göttliche Gunst über seinen Haupt schien. Eines Tages erhoben ihn seine Diener samt Thron in den Himmel und Dschamschid flog durch die Luft. Seine Untertanen preisten und lobten ihn. An diesem Tag, der der erste Tag im Monat Farvardin war, wurde zum ersten Mal das Fest [[Wikipedia:Nouroz|Nouroz]] gefeiert. Bei den [[Wikipedia:Parsen|Parsen]] in Indien heißt dieser Tag immer noch ''Jamshēd-i Nawrōz''.
 
Es wird gesagt, dass Dschamschid einen Kelch hatte, aus dem er das Elixier der Unsterblichkeit trank (''Dschām-e Dscham'' ).
 
Mit der Herrschaft, die 700 Jahre dauerte, wuchs auch der Stolz Dschamschids. Er vergaß, dass all seine Macht und Können ihm von Gott gegeben worden ist. So beanspruchte Dschamschid, dass ihn die Menschen mehr anbeten sollten als Gott. Damit erlosch Dschamschids Schein und die Menschen rebellierten gegen ihn. Dschamschid bereute seine Taten, doch sein Ruhm war vergangen. Bald brach ein Krieg aus, als [[Zahak]], der ein Diener [[Ahriman]]s war, Dschamschid angriff. Die Untertanten unterstützten Zahak. Dschamschid floh vor ihm durch die ganze Welt, wurde aber doch von Zahak gestellt und ermordet. Die Menschheit fiel wieder in dunkle Zeiten ohne Zivilisation zurück.
 
Jahrhundertelang glaubten die Menschen, dass [[Wikipedia:Persepolis|Persepolis]] die Hauptstadt Dschamschids war. Die Stätte wurde daher auch ''Tacht-e Dschamschid'' (Der Thron des Dschamschids) genannt. Genauso wurden auch die Gräber mit Skulpturen der Könige der Achaemeniden und der [[Wikipedia:Sasaniden|Sasaniden]] für Abbilder des Helden [[Wikipedia:Rostam (Schāhnāme)|Rostam]] gehalten. Die Stätte heißt daher heute immer noch [[Wikipedia:Naqsh-i Rustam|Naqsh-i Rustam]].
 
== Literatur ==
* {{Literatur|Autor=Michael Stausberg|Titel=Zarathustra und seine Religion|Verlag=C.H. Beck|Ort=München|Jahr=2005|Seiten=46–47}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Matthäus-Evangelium'', [[GA 123]] (1988), ISBN 3-7274-1230-5 {{Vorträge|123}}
 
{{Wikipedia}}
 
[[Kategorie:Persische Mythologie]]

Aktuelle Version vom 14. Mai 2009, 23:57 Uhr

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