Mariä Heimsuchung

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Giotto di Bondone: Mariä Heimsuchung, um 1305
Die Heimsuchung im Ulmer Münster, Peter Hemmel von Andlau, um 1480

Das Fest Mariä Heimsuchung (lateinisch: Visitatio Mariae) erinnert an den Besuch der Gottesmutter Maria bei ihrer Cousine Elisabeth. Dieses Ereignisses gedenken sowohl die römisch-katholische und die altkatholische Kirche als auch Teile der anglikanischen Gemeinschaft und die lutherischen Kirchen.

Bibeltext

Die Episode, die nur vom Evangelisten Lukas (Lk 1,39–40 EU) im Anschluss an die Verkündigungsszene erzählt wird, lautet wie folgt: Die schwangere Maria macht sich auf den Weg, um ihre Verwandte Elisabet zu besuchen (daher „Heimsuchung“) und die Freude mit ihr zu teilen. Elisabet, selbst im sechsten Monat mit Johannes dem Täufer schwanger, grüßt sie mit den Worten: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“

„39 Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda 40 und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief laut und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! 43 Und wie geschieht mir, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. 45 Ja, selig ist, die da geglaubt hat! Denn es wird vollendet werden, was ihr gesagt ist von dem Herrn.“

Lukasevangelium: 1,39–45 EU

Maria antwortet mit ihrem berühmten Loblied, dem Magnificat (Lk 1,46–55 EU). Der Gruß Elisabets fand auch Eingang in den Wortlaut des Ave Maria und mittelbar in andere Gebete wie den Angelus oder den Rosenkranz.

„46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, 47 und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; 48 denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. 49 Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. 50 Und seine Barmherzigkeit währet für und für bei denen, die ihn fürchten. 51 Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. 52 Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. 53 Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. 54 Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, 55 wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit. 56 Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.“

Lukasevangelium: 1,46–56 EU

Johannes der Täufer und der nathanische Jesus

In seinen Vorträgen über das Lukasevangelium erhellt Rudolf Steiner den geistigen Hintergrund dieses Geschehens, durch den die enge Beziehung Johannes des Täufers zu dem nathanischen Jesusknaben deutlich wird:

„Zunächst soll der Vorläufer des Jesus von Nazareth in dem Täufer Johannes der Menschheit erstehen. Wir können uns erst im Laufe der Zeit näher auf die Individualität des Täufers einlassen. Nehmen wir ihn zunächst hin, wie er uns im Bilde entgegentritt, wie er vorherzuverkünden hat, was da kommen soll in dem Jesus. Er verkündet es, indem er mit einer unendlich starken Kraft alles zusammenfaßt, was im äußeren Gesetz, was in der alten Verkündigung lag. Daß die Menschen halten, was im Gesetz geschrieben steht, was alt geworden ist in der Kultur, was die Menschen aber vergessen haben, was reif ist, was die Menschen aber nicht mehr beachten, das will ihnen der Täufer bringen. Er muß daher vor allen Dingen die Kraft in sich haben, die eine Seele hat, die reif, überreif in die Welt hineingeboren wird. Er wird geboren von einem alten Elternpaare, wird so geboren, daß sein astralischer Leib von Anfang an gegenüber all den Kräften, die den Menschen herunterziehen, rein und geläutert ist, weil Leidenschaft und Begierde bei dem alten Elternpaar nicht mitwirken. Das ist wiederum eine tiefe Weisheit, die uns da im Lukas-Evangelium angedeutet wird (Lk 1,18 LUT). Für eine solche Individualität wird auch von der großen Mutterloge der Menschheit aus gesorgt. Da, wo der große Manu die Vorgänge im Geistigen lenkt und leitet, da werden die Ströme dahin gesendet, wo sie gebraucht werden. Ein solches Ich wie das Ich Johannes des Täufers wird hineingeboren in einen Leib unmittelbar unter der Lenkung und Leitung der großen Mutterloge der Menschheit, der Zentralstätte des irdischen Geisteslebens. Aus derselben Stätte stammte das Johannes-Ich, aus der auch das Seelenwesen für das Jesuskind des Lukas-Evangeliums stammte, nur daß dem Jesus mehr jene Eigenschaften übergeben wurden, die noch nicht durchdrungen waren von dem egoistisch gewordenen Ich, das heißt, eine junge Seele wird dorthin gelenkt, wo der wiedergeborene Adam inkarniert werden soll.

Es wird Ihnen sonderbar erscheinen, daß hier einmal von der großen Mutterloge aus an eine Stätte eine Seele hingelenkt werden konnte ohne ein eigentliches ausgebildetes Ich. Denn dasselbe Ich, das im Grunde genommen dem Jesus des Lukas-Evangeliums vorenthalten wird, das wird dem Körper Johannes des Täufers beschert, und dieses beides, was als Seelenwesen lebt im Jesus des Lukas-Evangeliums und was als Ich im Täufer Johannes lebt, das steht von Anfang an in einer innerlichen Beziehung. Wenn sich der menschliche Keim im mütterlichen Leibe entwickelt, dann vereinigt sich allerdings in der dritten Woche das Ich mit den anderen Gliedern der menschlichen Organisation, aber es kommt erst in den letzten Monaten vor der Geburt nach und nach zur Wirksamkeit. Da erst wird das Ich eine innerliche, bewegende Kraft. Denn in einem normalen Falle, wo das Ich in gewöhnlicher Weise wirkt, um den Menschenkeim zur Bewegung zu bringen, da haben wir es mit einem Ich zu tun, das aus früheren Inkarnationen herstammt und den menschlichen Keim zur Bewegung bringt. Hier aber, bei dem Johannes, haben wir es mit einem Ich zu tun, das in Zusammenhang steht mit der Seelenwesenheit des nathanischen Jesus. Daher muß sich im Lukas-Evangelium die Mutter des Jesus zu der Mutter des Täufers Johannes begeben, als diese im sechsten Monate der Schwangerschaft ist, und was sonst durch das eigene Ich angeregt wird in der eigenen Persönlichkeit, das wird hier angeregt durch die andere Leibesfrucht. Das Kind der Elisabeth beginnt sich zu bewegen, als sich ihm nähert die Frau, die das Jesuskind in sich trägt; denn es ist das Ich, durch welches das Kind in der anderen Mutter angeregt wird (Lk 1,39-44 LUT). So tief ist der Zusammenhang zwischen demjenigen, der da wirken sollte zu dem Zusammenströmen der beiden Geistesströmungen, und dem, der ihn vorherverkünden sollte.“ (Lit.:GA 114, S. 106f)

Festtag

Das alte Datum dieses Festes ist der 2. Juli. Das Fest wurde im Jahr 1263 vom Ordensgeneral der Franziskaner Bonaventura für seinen Orden eingeführt. Durch das schnelle Wachsen des Ordens fand es in der ganzen Westkirche rasch Verbreitung. Unter Papst Pius V. wurde der Festtag am 2. Juli in den allgemeinen römischen Kalender aufgenommen. Da der 2. Juli nach dem Geburtsfest Johannes des Täufers (24. Juni) liegt (genau einen Tag nach dem Oktavtag des Johannesfestes), zog die nachkonziliare Liturgiereform Mitte der 1960er Jahre das Fest auf den 31. Mai vor (bis dahin Termin des Fests Maria Königin), so dass es zugleich zum Abschluss des traditionellen Marienmonats wurde. Der deutsche Regionalkalender verzeichnet es weiterhin am 2. Juli. So wird in Werl weiterhin am 2. Juli das Patronatsfest der Wallfahrtsbasilika gefeiert. Mehrere tausend Pilger aus der näheren und weiteren Umgebung besuchen dann den drittgrößten deutschen Wallfahrtsort.

In der altkatholischen und lutherischen Kirche wird das Fest am 2. Juli begangen.

Kirchenmusik

Das als adventliches Chorstück oft gesungene Übers Gebirg Maria geht von Johann Eccard ist ursprünglich ein Festgesang zu Mariä Heimsuchung.

Johann Sebastian Bach komponierte für dieses Fest zwei Kantaten, 1723 Herz und Mund und Tat und Leben, BWV 147, mit der bekannten Choralbearbeitung Jesus bleibet meine Freude, und 1724 Meine Seel erhebt den Herren, BWV 10. Eine weitere Vertonung des Themas durch Bach ist sein lateinisches Magnificat.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (vielleicht auch deutlich früher) entstand vermutlich im Eichsfeld das geistliche Volkslied Maria durch ein’ Dornwald ging, das die biblische Erzählung von Marias Reise zu Elisabeth mit dem legendarischen Motiv vom Dornwald verbindet, der sieben Jahre abgestorben war und beim Kommen Marias mit dem göttlichen Kind in ihrem Schoß zu blühen beginnt. Das Lied wurde im 20. Jahrhundert zu einem der populärsten Adventslieder.

Bauernregeln

  • „Wenn et op Maria Eendrooep räjend, werde m’r veerzig Dag jesäejend“ – „Wenn es auf Maria Heimsuchung regnet, werden wir vierzig Tage [mit Regen] gesegnet“ (aus Krefeld).[1]
  • Maria Sief ist der Name für Mariä Heimsuchung im Köln[2]-Aachener[3] Raum, weil es noch 40 Tage regnen soll, wenn es an diesem Tage regnet.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Heimsuchung - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
  • LkEU Das erste Kapitel des Lukasevangeliums
  • Lied

Einzelnachweise

  1. Heinz Webers: Morje es vandag al jister! Krefeld 2015.
  2. Kölsch-Wörterbuch abgerufen am 3. Juli 2016
  3. Die Aachener Mundart: Idiotikon nebst einem poetischen Anhange abgerufen am 3. Juli 2016


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