Europäische Bewegung Deutschland und Technischer Fortschritt: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox gemeinnützige Organisation
[[Datei:Development of the maximum speed of motor vehicles.jpg|mini|hochkant=1.5|Ungefähre Entwicklung der Höchstgeschwindigkeit verschiedener Motorfahrzeuge im Vergleich zu einem galoppierenden Reiter (stark idealisiert)]]
| Name =
| Logo =
| Gründung =
| Website =
| Non-profit_name = Europäische Bewegung Deutschland e. V.
| Non-profit_logo = [[Datei:Logo EBD.png]]
| Non-profit_type = [[gemeinnütziger Verein]]
| founded_date = [[13. Juni]] [[1949]]
| founder = [[Duncan Sandys]], [[Eugen Kogon]], [[Paul Löbe]]
| location = [[Berlin]], {{Deutschland}}
| origins =
| key_people = [[Linn Selle]], [[Michael Gahler]], [[Christian Petry (Politiker)|Christian Petry]], [[Manuel Sarrazin]], [[Peter Hahn (Verbandsfunktionär)|Peter Hahn]], [[Bernd Hüttemann]]
| area_served = Europa
| focus = Europapolitik, Politische Kommunikation, organisierte Zivilgesellschaft
| method = Kooperation
| revenue =
| endowment =
| num_volunteers =
| num_employees = 10
| owner =
| num_members = 247 (Oktober 2018)
| Non-profit_slogan = Europa: bewegen<ref name="Bekanntmachung">{{cite web|url=http://www.bundestag.de/dokumente/parlamentsarchiv/sachgeb/lobbyliste/lobbylisteamtlich.pdf|format=[[PDF]]|title=Verband 1153 der Bekanntmachung der öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern (4,6 MB)|archiveurl=https://web.archive.org/web/20091229194816/http://www.bundestag.de/dokumente/parlamentsarchiv/sachgeb/lobbyliste/lobbylisteamtlich.pdf|archivedate=2009-12-29}}</ref>
| homepage = [http://www.netzwerk-ebd.de/ netzwerk-ebd.de]
| dissolved =
| footnotes =
}}
Die '''Europäische Bewegung Deutschland''' e.&nbsp;V. (bis 1992 '''Deutscher Rat der Europäischen Bewegung''') ist ein überparteilicher Zusammenschluss von Interessengruppen im Bereich Europapolitik in [[Deutschland]] und [[Institutionelle Förderung|institutionell geförderte]] [[Mittlerorganisation]] des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]]. Sie kooperiert eng mit allen EU-Akteuren auf nationaler und europäischer Ebene, insbesondere mit der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]], der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] und dem [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]]. Die 247 Mitgliedsorganisationen repräsentieren verschiedene gesellschaftliche Gruppen: Neben zahlreichen Verbänden, vor allem Berufsverbänden, mehreren Stiftungen und den politischen Parteien zählen auch einzelne Institutionen und sogar Kapitalgesellschaften zu den Mitgliedern. Ziel ist es, in enger Kooperation mit den politischen Institutionen die europapolitische Kommunikation, die europäische [[Frühwarnsystem|Vorausschau]] und die [[Europakoordinierung (Deutschland)|europapolitische Koordinierung]] in Deutschland nachhaltig zu verbessern und dabei auch die europäische Berücksichtigung der jeweils eigenen Interessen zu fördern. Das Netzwerk ist Teil der [[Europäische Bewegung International|Europäischen Bewegung International]].<ref name="Bekanntmachung" />


== Aufgaben, Projekte, Politik ==
Unter '''technischem Fortschritt''' versteht man die Gesamtheit aller technischen [[Innovation|Errungenschaften]] einer [[Gesellschaft (Ethnologie)|Kultur]].
Die Europäische Bewegung Deutschland ist ein als [[gemeinnützig]] anerkannter [[Verein|eingetragener Verein]] und wird durch das [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] über den [[Bundeshaushalt]] institutionell gefördert. Es ist damit keine [[Nichtregierungsorganisation]] im engeren Sinne, sondern eine Quasi-autonome Non-Governmental Organisation ([[QUANGO]]). Im rechtlichen Status und im institutionellen Verhältnis zum Auswärtigen Amt (AA) dem [[Goethe-Institut]] ähnlich, hat die Europäische Bewegung 2015 einen Rahmenvertrag mit dem AA geschlossen.<ref>{{cite web|url=http://www.netzwerk-ebd.de/nachrichten/aa-und-ebd-unterzeichnen-zielvereinbarung-2015-17/|title=AA und EBD unterzeichnen Zielvereinbarung 2015-17|work=netzwerk-ebd.de}}</ref>
Sie arbeitet aber inhaltlich und organisatorisch eng mit der Europa-Abteilung zusammen. Das Konzept Europa-Kommunikation & Europäische Vorausschau<ref name="Vorausschau"> {{Webarchiv|text=Europa Kommunikation Europäische Vorausschau |url=http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten-projekte/europa-kommunikation-europaeische-vorausschau |wayback=20130726153036 |archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot }}</ref> wird entsprechend abgestimmt.
In diesem Rahmen bietet das Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland für seine Mitgliedsorganisationen Informationssitzungen zu europäischen Themen an. Dabei handelt es sich z.&nbsp;B. um Gespräche zu den aktuellen Konsultationsverfahren der Kommission oder Informationsveranstaltungen zu den Ergebnissen des Rates.


Die EBD ist zentrale Auswahlstelle für deutsche Studierende am [[College of Europe]] in [[Brügge]] und [[Natolin]]. Zudem organisiert das [[Berlin]]er<ref>{{Internetquelle | url=http://www.europaeischer-wettbewerb.de/organe-und-struktur/geschaeftsstelle/ | titel=Geschäftsstelle |hrsg=Europäische Bewegung Deutschland | zugriff=2012-11-18}}</ref> Büro der EBD den [[Europäischer Wettbewerb|Europäischen Wettbewerb]], mit jährlich rund 70.000 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern.
Durch technischen Fortschritt kann entweder eine gleiche [[Produktion]]smenge (Output) mit einem geringeren Einsatz an [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] oder Produktionsmitteln (Inputs) erstellt werden oder eine höhere Menge mit dem gleichen Einsatz an Produktionsmitteln und Arbeit. Neben der quantitativen Verbesserung des Input-Output-Verhältnisses gibt es auch qualitative Verbesserungen wie neue Erzeugnisse (siehe auch [[Chronologie der Technik]]).
Auf Grund der großen Vielfalt innerhalb der Mitgliedschaft von über 200 Organisationen kann sich die Europäische Bewegung Deutschland nicht immer klar positionieren. Klassische Beschlüsse wie in Nichtregierungsorganisationen üblich, unterbleiben meist. Wichtigste Themen sind Stellungnahmen zu Rahmenbedingungen deutscher Europapolitik und europapolitischer Öffentlichkeitsarbeit und allgemeine Fragen zur Fortentwicklung der Europäischen Union.<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://www.europaeische-bewegung.de/europa-politik/ |wayback=20100304003531 |archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot }}</ref>


Die EBD strebt als größtes deutsches Netzwerk die Stärkung der europäischen Integration auf allen politischen Ebenen an. In diesem Zusammenhang ist für die EBD die Berücksichtigung der unterschiedlichen politischen Konzepte ihrer Mitglieder besonders wichtig. Zudem stützt sich die EBD auf dem europapolitischen Konsens in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf der Grundlage des europäischen Rechts.
Wie bei der biologischen [[Evolution]] werden auch beim technischen Fortschritt die Zeitabschnitte zwischen den Entwicklungsschritten immer kürzer.<ref>Walter Franke: ''Geowissenschaftliche Aspekte der Technikentwicklung Verfügbarkeit von Rohstoffen und Umweltprobleme.'' Skript zur Lehrveranstaltung, 2014, Freie Universität Berlin, [https://www.geo.fu-berlin.de/geol/fachrichtungen/geochemhydromin/mineralogie/pdf/2014-Geowissenschaftliche-Aspekte.pdf geo.fu-berlin.de] (PDF) S. 2–5, 64–65.</ref>
Um die Einzelinteressen ihrer Mitglieder als Gesamtinteressen zu bündeln und zu vertreten, formuliert die EBD politische Forderungen. Der Verabschiedung der politischen Forderungen geht ein mehrmonatiger Konsultationsprozess innerhalb der Mitgliedschaft voraus.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/|titel=Europäisch denken, handeln und regieren! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170329233746/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/|archiv-datum=2017-03-29|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref> Grundlage aller Aktivitäten bilden die Satzung und die vom Vorstand beschlossene Zielvereinbarung mit dem Auswärtigen Amt 2015–17.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/arbeitsschwerpunkte/|titel=Arbeitsschwerpunkte 2016/17 der Europäischen Bewegung Deutschland e.V. {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29}}</ref> Die aktuellen politischen Forderungen für 2016/2017 lauten:
* Wettbewerbsfähigkeit global stärken und transparent gestalten<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/wettbewerbsfaehigkeit/|titel=Wettbewerbsfähigkeit global stärken und  transparent gestalten! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330014646/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/wettbewerbsfaehigkeit/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* EU-Politiken fit machen für Nachhaltigkeitsziele und Klimavertrag<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/nachhaltigkeitspolitik-und-klimaschutz/|titel=EU-Politiken fit machen für Nachhaltigkeitsziele und Klimavertrag! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330014715/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/nachhaltigkeitspolitik-und-klimaschutz/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Vorreiterin bleiben: Gleichstellung auf allen Ebenen<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/gleichstellung-auf-allen-ebenen/|titel=Vorreiterin bleiben: Gleichstellung auf allen Ebenen! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170329234940/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/gleichstellung-auf-allen-ebenen/|archiv-datum=2017-03-29|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Die EU reformieren – mit den pro-europäischen gesellschaftlichen Kräften<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/die-eu-reformieren/|titel=Die EU reformieren – mit den pro-europäischen gesellschaftlichen Kräften {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-31|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170331210047/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/die-eu-reformieren/|archiv-datum=2017-03-31|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Gute EU-Rechtsetzung braucht Transparenz und Gründlichkeit<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/eu-rechtsetzung/|titel=Gute EU-Rechtsetzung braucht Transparenz und Gründlichkeit! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330003545/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/eu-rechtsetzung/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Die europäischen Werte achten<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europaeische-werte/|titel=Die europäischen Werte achten! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170329234502/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europaeische-werte/|archiv-datum=2017-03-29|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Offene Grenzen in einem vereinten Europa<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/offene-grenzen/|titel=Offene Grenzen in einem vereinten Europa! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330013225/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/offene-grenzen/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Europa gemeinsam verteidigen<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europa-gemeinsam-verteidigen/|titel=Außen- und Sicherheitspolitik: Europa gemeinsam verteidigen! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330005341/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europa-gemeinsam-verteidigen/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Gemeinsam handeln: Für eine europäische Flüchtlings-, Asyl- und Migrationspolitik<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/gemeinsam-handeln-fuer-eine-europaeische-fluechtlings-asyl-und-migrationspolitik/|titel=Gemeinsam handeln: Für eine europäische Flüchtlings-, Asyl- und Migrationspolitik! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330005843/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/gemeinsam-handeln-fuer-eine-europaeische-fluechtlings-asyl-und-migrationspolitik/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Europa bilden, europäisches Bewusstsein stärken im Vorstand<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europa-bilden-europaeisches-bewusstsein-staerken/|titel=Europa bilden, europäisches Bewusstsein stärken! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330013630/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europa-bilden-europaeisches-bewusstsein-staerken/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* European Public Diplomacy: Grenzüberschreitenden Dialog etablieren<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/european-public-diplomacy/|titel=European Public Diplomacy: Grenzüberschreitenden Dialog etablieren! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330005840/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/european-public-diplomacy/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>
* Europa-Kommunikation verbessern – nationale Reflexe verhindern<ref>{{Internetquelle|url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europa-kommunikation-verbessern/|titel=Europa-Kommunikation verbessern – nationale Reflexe verhindern! {{!}} Netzwerk EBD|zugriff=2017-03-29|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20170330010004/https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/politik-2016-17/europa-kommunikation-verbessern/|archiv-datum=2017-03-30|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref>


== Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ==
Jegliche [[Trend (Soziologie)|Entwicklungstrends]], die gemeinhin als [[Fortschritt]] bezeichnet werden, haben Auswirkungen auf den [[Sozialer Wandel|soziokulturellen-]] und [[Regionaler Strukturwandel|ökonomischen Wandel]]. Der Fortschrittsbegriff wird heute vielfach allein auf den ''technischen Fortschritt'' reduziert.<ref>Sascha Vukelic: ''Unternehmensidentität als Ressource''. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2000, ISBN 978-3-663-07970-5. S. 83.</ref> Dies wird der ursprünglich viel weiter gefassten Bedeutung der Fortschrittsidee als ''„Streben nach Vervollkommnung“'' jedoch nicht gerecht, da die Fortschrittsimpulse losgelöst von [[Ethik|ethischen]] Fragen stattfinden und ihre Umsetzung vorrangig rein wirtschaftlichen oder politischen Interessen dient.<ref name="Weyer">Johannes Weyer: ''Technischer Fortschritt – Fluch oder Segen''. [https://www.bpb.de/dialog/netzdebatte/243905/technischer-fortschritt-fluch-oder-segen online], [[Bundeszentrale für politische Bildung]], Beitrag vom 8. März 2017, abgerufen am 5. Juni 2019.</ref> Das eindrücklichste Beispiel dafür ist die [[Kernenergie]], deren vielfältige Risiken die [[Anti-Atomkraft-Bewegung]] der Öffentlichkeit bekannt gemacht hat; oder der Missbrauch dieser Energieform für die [[Atombombe]] als [[Massenvernichtungswaffe]].<ref>Aissa Marabou: ''Der technische Fortschritt. Ursachen, Wirkungen und Grenzen.'' GRIN Verlag, München 2014, Einleitung.</ref>
Die Europäische Bewegung Deutschland ist im Unterschied zur [[Europa-Union Deutschland]] oder der [[Paneuropa-Union]] nicht offen für persönliche Mitglieder. Es wirkt vornehmlich, um die Akzeptanz und die Rahmenbedingungen für die Europapolitik in Deutschland zu verbessern und vermeidet Tätigkeiten, die von Mitgliedsorganisationen besser übernommen werden können.


Das Netzwerk wirkt deshalb gemeinsam mit [[Land (Deutschland)|Ländervertretern]] mit beratender Stimme bei der Koordinierung der europapolitischen Öffentlichkeitsarbeit der [[Bundesregierung]], des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlamentes]] und der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] mit. Gemeinsam mit dem institutionellen Partner Auswärtiges Amt<ref>{{Internetquelle |url=http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Meldungen/2009/091113-HoyerNetzwerkEuropBewegung.html |titel=Staatsminister Hoyer würdigt Verdienste des Netzwerks „Europäische Bewegung Deutschland“ |hrsg=Auswärtiges Amt |datum=2009-11-13 |zugriff=2011-03-22 }}</ref> führt das Netzwerk Dialogveranstaltungen durch. Zielgruppe sind hier Akteure der EU, des Bundes, der Länder, der Regionen und der Zivilgesellschaft.<ref>vgl. Meldung vom 25. April 2008 [http://www.europaeische-bewegung.de/index.php?id=6853 Neuauflage: Runder Tisch Europakommunikation]</ref>
Der technische Fortschritt ist ein entscheidender Antrieb für das Wirtschaftswachstum. Während letzteres jedoch im Vergleich mit anderen (nicht [[marktwirtschaft]]lich orientierten) historischen oder rezenten [[Wirtschaftsform]]en schwer zu vergleichen ist, lässt sich die technische Entwicklung in vielfältiger Weise leicht quantifizieren: So ist etwa ein Vergleich der Zeitdauer, die für das Fällen eines Baumes bis hin zum entrindeten und entästeten Stamm mit historischen und modernen Hilfsmitteln ([[Axt|Stein- oder Metallaxt]], [[Säge|Bügelsäge]], [[Kettensäge]], [[Holzvollernter|Holz-Erntemaschine]]) benötigt wird, offensichtlich.


Durch die Vielzahl von EBD De-Briefings und Grünbuch-Analysen zu wichtigen europäischen Entwicklungen hat sich die Kooperation mit den Mitgliedsorganisationen, der [[Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland]] und weiteren Bundesministerien intensiviert. Für diese Arbeit wurde das Netzwerk 2009 mit dem „EurActiv Award for Debating Europe Nationally“ ausgezeichnet.<ref>http://www.euractiv.de/zukunft-und-reformen/artikel/europagipfel-bei-euractiv-002381</ref>
Angesichts der [[Globale Umweltveränderungen und Zukunftsszenarien|globalen Umweltrisiken]] (die zum größten Teil Folgen technischer Entwicklungen sind), schwindender [[Ressource]]n und der politischen und sozialen Auswirkungen der [[Neue Medien|neuen Medien]] stellt sich die grundsätzliche Frage der ''Beherrschbarkeit'' moderner [[Spitzentechnologie]]. Die [[Geschichte der Technik]] zeigt, dass sehr viele technische Problemlösungen unvermutet neue und größere Probleme – oft an ganz anderer Stelle – entstehen lassen.<ref name="Heßler">Martina Heßler: ''Kulturgeschichte der Technik.'' Campus, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-593-39740-5. S. 175–187.</ref>


== Organe ==
== Geschichte und Kritik ==
Organe des Vereins sind: Mitgliederversammlung, Vorstand und Generalsekretär.
[[Datei:Dampfma gr.jpg|mini|Die [[Dampfmaschine]] gilt als Symbol der [[Industrielle Revolution|Industriellen Revolution]]]]
In der frühen Zeit der Menschheitsgeschichte war die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts relativ langsam, auch wenn es in größeren Zeitabständen ebenfalls zu großen Umwälzungen kam, etwa die [[Neolithische Revolution]].


Die Mitgliederversammlung tagt einmal im Jahr. In ihr sind alle Organisationen mit je einer Stimme vertreten.
Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führten in der jüngeren Geschichte die [[Industrielle Revolution]] sowie seit Mitte der 1970er Jahre die [[Digitale Revolution]].<ref name="Metz">Vgl. hierzu Karl H. Metz: ''Ursprünge der Zukunft. Die Geschichte der Technik in der westlichen Zivilisation.'' [http://www.ulb.tu-darmstadt.de/tocs/130365335.pdf Inhaltsverzeichnis] (PDF; 230&nbsp;kB)</ref>


Der Vorstand führt die Geschäfte des Vereins und repräsentiert die unterschiedlichen Organisationsbereiche: Wirtschaft, Gewerkschaften, Bildung und Wissenschaft, Parteien und anderes. Präsidentin ist seit 2. Juli 2018 [[Linn Selle]]. Vize-Präsidenten sind derzeit [[Michael Gahler]], [[Christian Petry]] und [[Manuel Sarrazin]] Schatzmeister der EBD ist [[Peter Hahn]].
Historisch hat es durchaus neben Zeiten mit technischem Fortschritt auch Zeiten mit technischem Rückschritt gegeben. Als klassisches Beispiel gilt der Untergang der [[antike]]n Kultur mit dem nachfolgenden [[Mittelalter]]. Allerdings streiten sich die Geschichtswissenschaftler in dieser Frage, inwieweit zum Beispiel in bestimmten Bereichen (Verbreitung der Wassermühle) der technische Fortschritt auch während des Mittelalters weiter ging.


Mitglieder werden nach verschiedenen Organisationsbereichen gewählt: Organisationsbereich Gewerkschaft: [[Gabriele Bischoff]], [[Deutscher Gewerkschaftsbund|DGB]]; [[Kirsten Lühmann]] MdB, [[dbb beamtenbund und tarifunion]]; Organisationsbereich Jugend: [[Tobias Köck]], [[Deutscher Bundesjugendring]]; Organisationsbereich Kommunen ''derzeit unbesetzt'', Organisationsbereich Landeskomitees: [[Carola Lakotta-Just]], [[Europäische Bewegung Sachsen-Anhalt]]; Organisationsbereich Wirtschaftsverbände: [[Günter Lambertz]], [[Deutscher Industrie- und Handelskammertag]]; [[Patrick Meinhardt]], [[Bundesverband mittelständische Wirtschaft]]; Organisationsbereich Bildung & Forschung mit Fokus Europa: [[Otto Schmuck]], [[Europa-Haus Marienberg]]; [[Ansgar Burghof]], [[Gustav-Stresemann-Institut]]; Organisationsbereich „Gemeinnützige Verbände mit primärer Zielsetzung europäische Integration“: [[Katrin Böttger]], [[Institut für Europäische Politik]]; [[Christian Moos]], [[Europa-Union Deutschland]]; Organisationsbereich Parteien: [[Franziska Brantner]] MdB BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN; [[Katja Leikert]] MdB, CDU;  ''derzeit unbesetzt'' CSU; [[Oliver Luksic]] MdB, FDP; [[Karl Ilgenfritz]], Frei Wähler; [[Tilman Tögel]], SPD; Organisationsbereich Weitere Organisationen mit europapolitischem Interesse: [[Frank Burgdörfer]], [[Citizens of Europe]]; [[Kryzstof Balon]], [[Eurosozial e.V.]]; [[Thiemo Fojkar]], [[Internationaler Bund]]; [[Manuel Gath]] [[Junge Europäische Föderalisten|Junge Europäische Föderalisten – JEF]]; [[Sabine Overkämping]] [[Deutscher Juristinnenbund]];  [[Olaf Wientzek]], [[Konrad-Adenauer-Stiftung]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.netzwerk-ebd.de/ueber-uns/organe-struktur/vorstand/ |titel=Vorstand {{!}} Netzwerk EBD |werk=www.netzwerk-ebd.de |hrsg= |datum= |zugriff=2018-07-07 |sprache=}}</ref>
Es ist umstritten, ob es sich bei einer Neuerung der Technik aufgrund der teilweise negativen Auswirkung auf Mensch, Natur und Gesellschaft immer um einen ''Fortschritt'' im Sinne einer allgemeinen Verbesserung für den Menschen handelt. Daher wird in der Literatur auch von technischem Wandel gesprochen.<ref name="Harabi_1994_18">Najib Harabi: ''Technischer Fortschritt in der Schweiz: Empirische Ergebnisse aus industrieökonomischer Sicht''. Zürich, Januar 1994, S. 18.</ref> Angesichts der vielfältigen globalen Probleme, die unzweifelhaft auch Folgen des technischen Fortschritts sind (beispielsweise Waldvernichtung, Reaktorkatastrophen, anthropogener Klimawandel usw.) sieht der Naturschutzbiologe [[Raymond Dasmann]] die Zukunft der Menschheit insbesondere durch die Tatsache bedroht, dass negative Folgen des Fortschritts im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten ''(siehe  [[Kommunikatives Gedächtnis]])'' und der Zustand der Welt von den darin lebenden Menschen für „normal“ gehalten wird. Überdies ginge uraltes, [[Traditionelles Wissen|traditionelles Erfahrungswissen]] aus „[[Versuch und Irrtum]]“ verloren und stattdessen würden häufig Problemlösungen gesucht, die auf unerprobten Technologien beruhen.<ref>Raymond Dasmann: ''Toward a Biosphere Consciousness.'' In Donald Worster (Hrsg.): ''The Ends of the Earth: Perspectives on Modern Environmental History.'' 2. Auflage, Cambridge University Press, New York 1989, ISBN 0-521-34365-8. S. 277–288, insbesondere 277–279.</ref>


''[[Generalsekretär]]'' ist seit 2003 [[Bernd Hüttemann]].
[[Ethnologie|Ethnologische]] Untersuchungen an Gemeinschaften von „[[Ökosystem-Menschen]]“ ([[Wildbeuter]], [[Nomadismus|Hirtennomaden]], [[Traditionelle Wirtschaftsform#Traditioneller Feldbau (Pflanzbau) und Gartenbau|Feldbauern]]) haben ergeben, dass vielfach komplexe soziokulturelle Mechanismen existieren, um die [[Tradition]] zu erhalten und (technischen) Fortschritt zu vermeiden – sofern keine zwingenden Gründe vorliegen. [[Claude Lévi-Strauss]] prägte dafür den Begriff der [[Kalte und heiße Kulturen oder Optionen|„kalten Kulturen“]].<ref name="Treichel 2011-36">Dietmar Treichel, Claude-Hélène Mayer (Hrsg.): ''Lehrbuch Kultur. Lehr- und Lernmaterialien zur Vermittlung kultureller Kompetenzen.'' Waxmann, Münster u.&nbsp;a. 2011, ISBN 978-3-8309-2531-6, S. 36.</ref>


Ehrenpräsidenten sind [[Hans-Dietrich Genscher]]&nbsp;†, Bundesaußenminister a.&nbsp;D.; [[Philipp Jenninger]]&nbsp;†, Bundestagspräsident a.&nbsp;D.; [[Annemarie Renger]]&nbsp;†, Bundestagspräsidentin a.&nbsp;D.; [[Walter Scheel]]&nbsp;†, Bundespräsident a.&nbsp;D.; [[Dieter Spöri]], Minister a.&nbsp;D.; [[Rita Süssmuth]], Bundestagspräsidentin a.&nbsp;D.; [[Wolfgang Thierse]], Bundestagspräsident a.&nbsp;D.; [[Rainer Wend]], [[Monika Wulf-Mathies]], Mitglied der Europäischen Kommission a.&nbsp;D.
Der Soziologe [[Johannes Weyer]] schreibt, dass technische Neuerungen von der heutigen [[Industriegesellschaft]] ''„als eine Art Sachzwang, der uns beherrscht und uns diktiert, wie wir sie zu nutzen haben“'' wahrgenommen wird. Er macht jedoch darauf aufmerksam, dass die ''Richtung'' dieser Entwicklungen keinem „Naturgesetz“ folgt, sondern von politischen Entscheidungen gelenkt wird. Als Beispiel nennt er unter anderem den Elektromotor, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die meistverbreitete Antriebsform für Fahrzeuge war. Dennoch hat sich der Verbrennungsmotor durchgesetzt, der von verschiedenen Interessengruppen bevorzugt wurde. Erst in Zusammenhang mit der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte erlebt der Elektroantrieb erneutes Interesse. Welche Antriebsform sich spätestens nach dem Versiegen der [[Erdölgewinnung|Erdölvorräte]] durchsetzen wird und ob und wie die drängenden Zukunftsprobleme in den Bereichen Umwelt, Energie oder Verkehr gelöst werden, wird wiederum maßgeblich vom Einfluss ganz unterschiedlicher Akteure abhängen – und nicht (nur) von [[Rationalität|rationalen]] Überlegungen. Um hier Fehlentscheidungen zu minimieren, wurde das Instrument der [[Technikfolgenabschätzung]] geschaffen, das allerdings nur dann wirkt, wenn die Politik die Prognosen beachtet.<ref name="Weyer" />


== Geschichte ==
Einige Kritiker des technischen „Fortschritt“ sammeln sich in der politischen und philosophischen Strömung des [[Primitivismus]].
Die Europäische Bewegung wurde am 13. Juni 1949 als Deutscher Rat der Europäischen Bewegung in Wiesbaden gegründet. Gründungspräsident war bis 1954 der ehemalige [[Reichstagspräsident (Deutschland)|Reichstagspräsident]] [[Paul Löbe]].


=== Die Gründerjahre ===
== Erscheinungsformen ==
Auch wenn der Europagedanke schon jahrhundertealt ist, so wurden die Einigungsideen nach dem Zweiten Weltkrieg konkret. Initiative war die berühmte Rede von [[Winston Churchill|Churchill]] in Zürich im September 1946,<ref>([http://verfassungsvertrag.eu/II-13.PDF Text der Rede von Churchill in Zürich, 1946]; PDF; 249&nbsp;kB)</ref> in der er für die Neuordnung Europas plädierte, eine Zusammenarbeit unabhängiger Staaten. Sein Schwiegersohn [[Duncan Sandys]] übernahm die aktive Arbeit. Als Leiter des britischen United Europe Movement organisierte er im Mai 1948 den [[Haager Europa-Kongress]] der europäischen Bewegung. Ziel war es, anschließend Nationale Räte der Europäischen Bewegung zu gründen, die sich auf europäischer Ebene einen Internationalen Rat anschließen sollten. [[Eugen Kogon]], ab Mai 1949 Präsident der [[Europa-Union]], unterstützte die Gründung des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung maßgeblich, indem er im Januar 1949 ca. 90 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einlud, um mit Sandys ein provisorisches Exekutivkomitee zu konstituieren.
Die drei Haupterscheinungsformen des technischen Fortschritts sind:
* [[Automatisierung]]
* [[Rationalisierung (Ökonomie)|Rationalisierung]] und
* [[Synergieeffekt]]e / positive [[Skaleneffekt]]e


Gegründet wurde die Europäische Bewegung am 13. Juni 1949 als Deutscher Rat der Europäischen Bewegung in Wiesbaden. Auf der konstituierenden Sitzung wurden 252 hochkarätige Mitglieder aus Parteien und verschiedenen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens Westdeutschlands gewählt. Gründungspräsident war der ehemalige Reichstagspräsident [[Paul Löbe]], der diese Funktion bis 1954 innehatte. Das Amt des Vorsitzenden des Exekutivausschusses des Rates übernahm Kogon, zweiter Vorsitzender wurde [[Hermann Brill]]. Zu den Mitgliedern zählten u.&nbsp;a. auch [[Konrad Adenauer]], [[Ludwig Erhard]] und [[Theodor Heuss]].
Es geht bei technischem Fortschritt aber nicht nur um die Steigerung der [[Arbeitsproduktivität]] – etwa dass eine bestimmte Anzahl Menschen immer mehr Autos herstellen können –, sondern auch um qualitative Veränderungen, um Neuerungen, Innovationen bei den erzeugten Produkten für den Verbrauch der Menschen.


Nachdem der erste [[Deutscher Bundestag|Deutsche Bundestag]] zusammengetreten war, wurde am 9. November 1949 die Deutsche Parlamentarische Sektion der Europäischen Bewegung geschaffen, deren Vorsitz [[Carlo Schmid]] übernahm. Carlo Schmid war bereits zuvor zum Vizepräsidenten der internationalen Parlamentariergruppe des internationalen European Movement gewählt worden. Zweiter Vorsitzender der Sektion, der bis 1950 noch 244 Abgeordnete beitraten, wurde [[Heinrich von Brentano]], Sekretär [[Fritz Erler]].
[[Joseph Schumpeter]] unterscheidet zwischen fünf verschiedenen Neuerungen, die den technischen Fortschritt ausmachen:
# Einführung eines neuen Produktes,
# Einführung eines neuen Produktionsverfahrens,
# Erschließung eines neuen Marktes,
# Erschließung einer neuen Versorgungsquelle von Rohstoffen oder Halbfabrikaten und schließlich
# Einführung neuer Formen industrieller Organisation.<ref name="Harabi_1994_18" />


Schon zu Gründungszeiten besaß die Europäische Bewegung einen überparteilichen Charakter. Die Finanzierung der Arbeit des Deutschen Rates erfolgte aus öffentlichen Mitteln, in den ersten Monaten durch Zuschüsse der Länder und ab 1950 aus Geldern des [[Bundeskanzleramt (Deutschland)|Bundeskanzleramts]].
Dosi versteht unter dem technischen Fortschritt: „die Suche und Entdeckung, Imitation und Einführung neuer Produkte, neuer Produktionsverfahren und organisatorischer Erneuerungen.“<ref name="Dosi_1988">G. Dosi: ''Sources, Procedures, and Microeconomic Effects of Innovation''. In: ''Journal of Economic Literature'', 1988, S. 1120–1171.</ref>


=== Aufgabenzuwachs und Reformen ===
Geigant geht davon aus, dass der Technische Fortschritt es bei der Herstellung von neuen oder verbesserten Produkten oder bei der Einführung neuer Produktionsverfahren ermöglicht, ein unverändertes Produkt zu gleich bleibenden Kosten in größerer Menge bzw. in gleich bleibender Menge zu niedrigeren Kosten herzustellen.<ref name="Geigant_1987">F. Geigant, D. Sobotka, H.M. Westphal: ''Lexikon der Volkswirtschaft''. Verlag Moderne Industrie, München 1987.</ref>
Langsam zeichnete sich eine genauere Rolle für den Deutschen Rat der Europäischen Bewegung ab. Das Exekutiv-Komitee unter der Leitung Eugen Kogons tagte regelmäßig und gab Stellungnahmen zu europapolitischen Themen ab, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Sozialpolitik, Recht und Kultur, sowie Vorschläge zur europapolitischen Koordinierung der deutschen Regierung. Mit der Gründung des Europäischen Kulturzentrums in Genf und des [[College of Europe]] in Brügge kamen dem deutschen Rat neue Aufgaben zu, denn es wählte die Stipendiaten des Collège aus. Der Rat organisierte ebenfalls den 1953 geschaffenen Europäischen Schultag (seit 1978 unter der Bezeichnung [[Europäischer Wettbewerb]]), der Schüler mit dem Integrationsgedanken vertraut machen sollte. Darüber hinaus versuchte der Rat die deutsche Öffentlichkeit zu mobilisieren, indem er an internationalen Kongressen teilnahm, Meinungsumfragen durchführte, Kundgebungen und Informationen für Presse und Mitglieder veröffentlichte.


Obwohl die europäische Integration durch die [[Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl|Montanunion]] (auch EGKS) 1951 und die [[Römische Verträge|Römischen Verträge]] zur Gründung von [[Europäische Wirtschaftsgemeinschaft|EWG]] und [[Europäische Atomgemeinschaft|EURATOM]] 1957 vorangetrieben wurde, zeichneten sich beträchtliche Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft Europas ab (z.&nbsp;B. über die Notwendigkeit einer Verfassung für den Kontinent) sowohl zwischen den nationalen als auch innerhalb des deutschen Rates.
Der Technische Fortschritt führt also zu einem [[Produktivitätszuwachs]] dadurch dass
* der Input bei gleichbleibendem Output verringert werden kann (Abb.) oder
* der Output bei gleichbleibendem Input erhöht werden. (Abb.)


Der wenig transparente Führungsstil Kogons führte 1954 zu seiner Ablösung als Präsident durch [[Ernst Friedlaender (Publizist)|Ernst Friedlaender]], der die Organisationsstrukturen des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung reformierte. Nachdem dieser jedoch erkrankte und seine Ämter 1958 niederließ, wurde [[Hans Furler]] zu seinem Nachfolger gewählt.
== Technischer Fortschritt und Wirtschaftswachstum ==
Nach Schumpeter findet auf Märkten ein schöpferischer Prozess der Zerstörung statt. [[Schöpferische Zerstörung]] bedeutet, dass Innovationen auf den Markt kommen, die andere Produkte vom Markt verdrängen. Durch den [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]] wird dieser Prozess angefacht, da Unternehmen nach Innovationen streben um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Die Innovationen stellen einen Technischen Fortschritt dar, der zu einer Steigerung der [[Produktivität]] führt. Das ermöglicht eine Senkung der Preise und somit verbesserte Chancen im Wettbewerb. Der Technische Fortschritt ist [[Wirtschaftlichkeit|dynamisch effizient]], da aufgrund der Produktivitätssteigerung weitere Anreize zu Innovationen gesetzt werden.


=== Die 1960er und 1970er Jahre im Zeichen der Direktwahlen des Europäischen Parlaments ===
Zusammen mit dem [[Lernkurveneffekt]] (d.&nbsp;h. Senkung der Stückkosten bei Steigerung der Produktion aufgrund von Erfahrung der Arbeitskräfte) und der [[Humankapital]]akkumulation (zum Beispiel Steigerung des Bildungsgrades durch Fortbildung der Mitarbeiter) ist der technische Fortschritt also eine wichtige Quelle für Produktivitätssteigerung und [[Wirtschaftswachstum]].<ref name="Arnold_1997">Lutz Arnold: ''Wachstumstheorie''. Verlag Vahlen, München 1997.</ref>
Während der 1960er Jahre verzahnten [[Europa-Union Deutschland|Europa-Union]] und Deutscher Rat ihre Aktivitäten verstärkt, z.&nbsp;B. durch die Einrichtung einer gemeinsamen Pressestelle. Um Regierungsaktion und öffentliche Meinung stärker in Einklang zu bringen, wurde während der 1960er und 1970er Jahre die direkte Wahl und eine Stärkung der Kompetenzen des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlaments]] gefordert. Die zweite Hälfte der 1970er Jahre stand im Zeichen der für 1979 anberaumten Direktwahlen, besonders im Hinblick auf eine breite bürgernahe Öffentlichkeitsarbeit, die den Akzent auf Werbung für Wahlbeteiligung und Information über Parteienzusammenschlüsse auf europäischer Ebene setzte.


Parallel nahm die Zahl der Mitgliederorganisationen stetig zu und es gründeten sich regionale Organisationen – noch heute existieren 14 Landeskomitees.
Das Wachstum aufgrund des Lernkurveneffekts oder der Humankapitalakkumulation kommt jedoch aufgrund des sinkenden [[Grenznutzen]]s (unter den [[Neoklassische Theorie|neoklassischen]] Annahmen) im Gegensatz zum Technischen Fortschritt immer an seine Grenze. Allein der Technische Fortschritt ermöglicht ein langfristiges Wirtschaftswachstum (siehe auch [[endogene Wachstumstheorie]]).


=== Die Überwindung der „Eurosklerose“ der 1980er Jahre ===
Die Bedeutung für das Wirtschaftswachstum belegen auch empirische Untersuchungen von 1994, nach denen der Beitrag des Technischen Fortschritts zum Wirtschaftswachstum je nach Berechnungsart zwischen 40 % und 60 % liegt.<ref name="Harabi_1994_9">Najib Harabi: ''Technischer Fortschritt in der Schweiz: Empirische Ergebnisse aus industrieökonomischer Sicht''. Zürich, 1994, S. 9.</ref>
Obwohl die Anzahl der Mitgliederorganisationen stetig zunahm, sah sich der Deutsche Rat der Europäischen Bewegung mehr und mehr mit finanziellen Problemen konfrontiert, sodass der Informationsdienst eingestellt werden musste. Die erprobten Strukturen, die bereits für die Vorbereitung der ersten direkten Parlamentswahl geschaffen worden waren, blieben allerdings in den darauffolgenden Jahren erhalten, um weitere Wahlen zu begleiten.


Die 80er Jahre waren von einer gewissen „[[Eurosklerose]]“ gekennzeichnet, ausgelöst durch Kontroversen um die [[Gemeinsame Agrarpolitik|Agrarsubventionen]] bzw. den [[Eigenmittel der Europäischen Union|Haushalt der EU]], die auch die Aktivitäten des Deutschen Rates lähmten. Die Krise wurde überwunden mit der Verabschiedung der [[Einheitliche Europäische Akte|Einheitlichen Europäischen Akte]] (1987), gefolgt von den Vertragsrevisionen von [[Vertrag von Maastricht|Maastricht]] (1993) und [[Vertrag von Amsterdam|Amsterdam]] (1999). In diesem Kontext arbeiteten die Bundesregierung und der Deutsche Rat immer enger bei der Diskussion und Information über aktuelle europapolitische Fragen zusammen.
Berechnet wird der Technische Fortschritt nach Schumpeter aus der Differenz von Produktionswachstum und der reinen Veränderung des Faktoreinsatzes ([[Totale Faktorproduktivität]]). Diese Differenz wird als „Residuum“ oder Restgröße bezeichnet.<ref name="Michalek_1990">J. Michalek: ''Methoden der Messung des Technischen Fortschritts in der Landwirtschaft.'' Bd. 26. Schriften der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus e.&nbsp;V., Münster-Hiltrup 1990.</ref>


=== Neuerungen seit den 1990er Jahren ===
== Technischer Fortschritt und Arbeitslosigkeit ==
Während der 1990er Jahre wurde der Name der Organisation an den der anderen nationalen Sektionen der [[Europäische Bewegung International|internationalen europäischen Bewegung]] angeglichen, so dass der Deutsche Rat nunmehr Europäische Bewegung Deutschland (EBD) hieß.
[[Datei:Jacquard02.jpg|mini|Die Erfindung der [[Webmaschine]] löste zunächst Befürchtungen aus, dadurch käme es zu Massenarbeitslosigkeit.]]


Die Bildungs- und Medienarbeit wurde verstärkt, unter anderem durch die Gründung des [[Preis Frauen Europas|Preis Frauen Europas – Deutschland]]<ref>{{cite web|url=http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/preis-frauen-europas/|title=Preis Frauen Europas|work=netzwerk-ebd.de}}</ref> 1991, aber auch durch die Debatten um die [[Europäische Wirtschafts- und Währungsunion|Wirtschafts- und Währungsunion]], den [[Vertrag über eine Verfassung für Europa|Verfassungsvertrag]], und die [[EU-Erweiterung 2004|Osterweiterung]], für die die EBD als Forum diente. Sie prägte insbesondere die Arbeiten des [[Europäischer Konvent|Verfassungskonvents]] dank einer Studiengruppe, die zusammen mit der [[Europa-Union Deutschland|Europa-Union]] eingerichtet wurde und Positionspapiere bezüglich einer verbesserten Handlungsfähigkeit und Legitimation der EU an den Präsidenten des Konvents, [[Valéry Giscard d’Estaing]], übergab. Ab 2004 wurde die fachliche Detailarbeit zur EU weiter ausgebildet durch die Entwicklung eines Arbeitskonzepts zur Europa-Kommunikation und Europäischen Vorausschau.<ref name="Vorausschau" /> Bekanntestes Projekt der EBD sind die an wechselnden Orten bei Mitgliedsorganisationen aber auch in Botschaften in Berlin stattfindenden De-Briefings und Briefings.<ref>{{"|Die EBD bietet diverse Formate und Beratung, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, schafft einen Raum für Information, Austausch und Strategieentwicklung und verbindet dabei alle ehrenamtlichen und professionellen Europaengagierten.}} {{Literatur|Autor=Adriana Lettrari|Titel=Brüssel in Berlin (er)leben|Sammelwerk=Zeitschrift für Politikberatung|Nummer=1|Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften|Ort=Wiesbaden|Jahr=2010|Seiten=69–73|ISSN=1865-4789|Online=[http://www.vsjournals.de/index.php;do=show_article/sid=09d605c07a3a77524f08fc6b4824e81c/site=zpb/area=pol/id=8384 vsjournals.de]}}</ref>
Oft diskutiert wird die Frage, ob technischer Fortschritt [[Arbeitsplatz|Arbeitsplätze]] schafft oder im Gegenteil Ursache für [[Arbeitslosigkeit]] sei. Diese Frage tauchte bereits 1817 bei [[David Ricardo]] und später in der Diskussion um [[Automatisierung]] und [[Rationalisierung (Ökonomie)|Rationalisierung]] wieder auf.


Das Berliner Büro wurde in den späten 1990er Jahren eröffnet und ist inzwischen zur Hauptgeschäftsstelle geworden. Seit 2006 befindet sich der Sitz in der Sophienstraße<ref>{{cite web|url=http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=netzwerk+europ%C3%A4ische+bewegung+deutschland,+28-29+sophienstra%C3%9Fe,+10178+berlin&sll=52.518519,13.395424&sspn=0.080014,0.243587&ie=UTF8&hq=netzwerk+europ%C3%A4ische+bewegung+deutschland,&hnear=Sophienstra%C3%9Fe+28,+Berlin&ll=52.525373,13.405402&spn=0.01,0.030448&z=16|title=Google Maps|work=Google Maps}}</ref> in [[Berlin]]-Mitte. Im selben Jahr wurde die Satzung der EBD grundlegend reformiert, sodass nunmehr jede Mitgliedsorganisation eine Stimme in der Mitgliederversammlung hat und einen Jahresbeitrag entrichten muss. Die Bandbreite der Organisationen hat sich ebenfalls immer weiter ausdifferenziert.
=== Freisetzungstheorie ===
Der technische Fortschritt bewirkt durch Weiterentwicklungen und Neuerungen eine [[Produktivitätszuwachs|Produktivitätssteigerung]] und Änderung von bisher als effizient angesehenen Input-Output-Verhältnissen. (Siehe Abb. Auswirkung des technischen Fortschritts auf das Input-Output-Verhältnis)


2010 erreichte die EBD eine Rekordmitgliederzahl von 202 Organisationen. Damit war der Verein in nur sieben Jahren um über 70 neue Organisationen angewachsen. Um neue Mitglieder rascher aufnehmen zu können, kann der Vorstand die Aufnahme beschließen. Die Mitgliederversammlung 2010 beschloss, sich verstärkt der [[Gute Regierungsführung|Good Governance]] in der Europäischen Union und der deutschen EU-Akteure zu verschreiben. Das Arbeitsprogramm 2010/11 betont, dass die Stellung von Interessengruppen und der Zivilgesellschaft im Lissabon-Vertrag eine Neukonzeptionierung nötig mache.<ref>{{cite web|url=http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/arbeitsschwerpunkte/|title=Arbeitsschwerpunkte 2015/16 der Europäischen Bewegung Deutschland e.V.|work=netzwerk-ebd.de}}</ref>
Basierend auf dieser Kenntnis hat David Ricardo in der 3. Auflage seiner ''Principles of Political Economy and Taxation'' von 1821 die These aufgestellt, dass die Arbeitslosigkeit aufgrund des Technischen Fortschritts steigt, wenn die Nachfrage vorübergehend konstant bleibt. Diese These wird [[Freisetzungstheorie]] genannt. Auch [[Karl Marx]] schloss sich dieser These an.<ref name="van_Suntum">Ulrich van Suntum: ''Die unsichtbare Hand''. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2001, S.&nbsp;117–125.</ref>


Ein relativ neues Instrument der EBD sind Umfragen unter den Mitgliedsorganisationen. Anlässlich der jeweiligen [[EU-Ratspräsidentschaft]] wurden seit 2008 im halbjährlichen Rhythmus mögliche Themenschwerpunkte der Mitglieder erfragt.<ref>http://www.euractiv.de/zukunft-und-reformen/artikel/netzwerk-ebd-2-halbjahresumfrage-2010-003557</ref> Seit 2012 erhebt die EBD gemeinsam mit [[EurActiv]] einmal jährlich die europapolitische Interessenlage unter dem Titel "EU-Trends".<ref>{{Internetquelle|autor=|hrsg=Europäische Bewegung Deutschland|titel=EBD-Umfragen|url=http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten-projekte/europa-kommunikation-europaeische-vorausschau/ebd-umfragen/|werk=|datum=|zugriff=2011-03-12|format=|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20131216105001/http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten-projekte/europa-kommunikation-europaeische-vorausschau/ebd-umfragen/|archiv-datum=2013-12-16|archiv-bot=2018-04-09 01:56:57 InternetArchiveBot}}</ref> 2011 wurde das Format „[[Berichterstatter (Europäisches Parlament)|EP-Berichterstatter]] im Dialog“ eingeführt, um die steigende Bedeutung des Europäischen Parlaments im Gesetzgebungsprozess herauszustellen.<ref>{{Internetquelle|autor=|hrsg=Europäische Bewegung Deutschland|titel=EP-Berichterstatter im Dialog|url=http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/ekev/ep-berichterstatter-im-dialog/ |werk=|datum=|zugriff=2014-03-25|format=|offline=}}</ref> Seit Herbst 2012 gibt es ein Dialogformat mit dem Europa-Staatsminister im Auswärtigen Amt, heute [[Michael Roth (Politiker)|Michael Roth]].<ref>{{Internetquelle|autor=|hrsg=Europäische Bewegung Deutschland|titel=EBD Staatsminister im Dialog: Europapolitische Prioritäten der Bundesregierung|url=http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten-projekte/europa-kommunikation-europaeische-vorausschau/ebd-staatsminister-im-dialog/|werk=|datum=|zugriff=2013-07-19|format=|offline=ja|archiv-url=https://web.archive.org/web/20131216104628/http://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten-projekte/europa-kommunikation-europaeische-vorausschau/ebd-staatsminister-im-dialog/|archiv-datum=2013-12-16}}</ref>
Technischer Fortschritt steigt ⇒ Produktivität steigt ⇒ Nachfrage nach diesem Gut steigt nicht unbedingt ⇒ Weniger Arbeitskräfte werden benötigt ⇒ Arbeitslosigkeit steigt


Die EBD trage dabei „in einem nicht unerheblichen Maße zur Sozialisation in die Europapolitik und in das Feld des EU-Professionalismus bei“, durch Organisation der „Vernetzung politischer und professioneller Akteure“.<ref>{{Literatur|Autor=Sebastian M. Büttner, Steffen Mau|Titel=EU-Professionalismus als transnationales Feld|Sammelwerk=Berliner Journal für Soziologie|Band=24|Nummer=2|Jahr=2014|DOI=10.1007/s11609-014-0246-7|Zugriff=2015-02-23|Seiten=158}}</ref>
Nach der Freisetzungstheorie hätte der Technische Fortschritt zur Folge, dass Arbeitslosigkeit entsteht. Ein bekanntes Beispiel, welches diese These veranschaulicht ist folgendes: In der Stecknadelbranche sind 10 Mitarbeiter angestellt. Nach der Einführung einer Maschine in den Betrieb werden diese 10 Mitarbeiter durch die Maschine ersetzt. Lediglich ein Mitarbeiter ist noch damit beschäftigt, die Maschine zu bedienen. Die neue Maschine kann ein Vielfaches der Menge an Stecknadeln produzieren, welche die 10 Arbeiter herstellen konnten. Da die Nachfrage nach Stecknadeln nicht unbedingt aufgrund des höheren Angebots um mehr als ein Vielfaches steigt, kommt es zu Entlassungen in der Stecknadelindustrie.<ref name="van_Suntum" />


=== Präsidenten seit 1949 ===
=== Kompensationstheorie ===
* [[Paul Löbe]], ehemaliger Reichstagspräsident (SPD), Präsident 1949–1951<ref>Vgl. Jahresbericht 2002</ref>
* [[Eugen Kogon]], Publizist, 1951–1953
* [[Ernst Friedlaender (Publizist)|Ernst Friedlaender]], Publizist, 1954–1958
* [[Hans Furler]], MdB (CDU) 1958–1966
* [[Ernst Majonica]], MDB (CDU), 1966–1976
* [[Horst Seefeld]], MdEP a.&nbsp;D. (SPD), 1976–1980
* [[Walter Scheel]], Bundespräsident a.&nbsp;D. (FDP), 1980–1985
* [[Philipp Jenninger]], Bundestagspräsident a.&nbsp;D. (CDU), 1985–1990
* [[Annemarie Renger]], Bundestagspräsidentin a.&nbsp;D. (SPD), 1990–1992
* [[Hans-Dietrich Genscher]], Bundesaußenminister a.&nbsp;D. (FDP), 1992–1994
* [[Rita Süssmuth]], Bundestagspräsidentin a.&nbsp;D. (CDU), 1994–1998
* [[Wolfgang Thierse]], Bundestagspräsident a.&nbsp;D. (SPD), 1998–2000
* [[Monika Wulf-Mathies]], Mitglied der Europäischen Kommission a.&nbsp;D. (SPD), 2000–2006
* [[Dieter Spöri]], Minister a.&nbsp;D. (SPD), 2006–2012
* [[Rainer Wend]], ehemaliges Mitglied des Bundestages (SPD), 2012–2018
* [[Linn Selle]], seit 2018


=== Generalsekretäre seit 1949 ===
Folgender Einwand gegenüber der Freisetzungstheorie wird in der [[Kompensationstheorie]] erhoben: Durch den technischen Fortschritt wird nicht nur die Menge der produzierbaren Güter erhöht, auch der Preis für die produzierten Güter sinkt. Das hat zur Folge, dass das Realeinkommen steigt. Aufgrund des höheren Realeinkommens steigt der Konsum des betrachteten Gutes und anderer Güter. Der höhere Konsum führt zu Einstellungen in anderen Branchen. An das obige Beispiel anknüpfend würde der Preis für Stecknadeln aufgrund des höheren Angebotes sinken. Der Schneider kann das Geld für den Konsum anderer Güter verwenden.<ref name="van_Suntum" />
* [[Walter Hummelsheim]], 1949–1952
* [[Ernst Günter Focke]], 1952–1961
* [[Berthold Finkelstein]], 1961–1963
* [[Karlheinz Koppe]], 1963–1970
* [[Gerhard Eickhorn]], 1970–1991
* [[Horst Brauner]], 1991–1994
* [[Hartmut Marhold]], 1994–2002
* [[Axel Schäfer]], 2002–2003
* [[Bernd Hüttemann]], seit 2003


=== Weitere Persönlichkeiten ===
Der technische Fortschritt kann also beschäftigungsneutral sein, wenn eine technologische Veränderung eine höhere Nachfrage nach anderen Gütern auslöst und es so zu einer Wiedereinstellung der aufgrund der Rationalisierung frei gewordenen Arbeitskräfte kommt.<ref name="Gaese">Hartmut Gaese: [http://www.tt.fh-koeln.de/publications/ tt.fh-koeln.de] 3. Juli 2006. {{Webarchiv |url=http://www.rwl.info/infos/soxxx06c.pdf |wayback=20080908092200 |text=rwl.info |archiv-bot=2018-12-02 11:20:27 InternetArchiveBot}} (PDF) abgerufen am 29. März 2008.</ref>
* [[Heinrich von Brentano]], Vizepräsident der parlamentarischen Sektion
* [[Elly Heuss-Knapp]] (Politikerin), Vizepräsidentin 1949
* [[Friedrich Carl von Oppenheim]], Vizepräsident
* [[Anna Siemsen]], Mitglied des Exekutivrates 1950


== Mitgliedsorganisationen ==
Kritiker entgegnen der Kompensationstheorie, dass trotz des technischen Fortschritts die Preise seit mehr als 50 Jahren in Höhe der [[Inflationsrate]] steigen.<ref name="van_Suntum" />
Allerdings ist dem entgegenzuhalten, dass die Löhne langfristig sehr viel stärker steigen als die Preise. (Siehe Abb. Preis- und Lohnentwicklung). Die Realeinkommen sind also unter anderem aufgrund des Technischen Fortschritts gestiegen.<ref name="van_Suntum" />


Die Europäische Bewegung Deutschland besteht aktuell aus 247 Mitgliedsorganisationen (Stand: April 2018).<ref>{{cite web|url=http://www.netzwerk-ebd.de/mitglieder/|title=Mitgliedsorganisation - Netzwerk EBD|date=|accessdate=2017-04-13|last=|first=|work=netzwerk-ebd.de}}</ref> Die Aufnahme wird durch den Vorstand beschlossen.
=== Konzept von Karl Popper ===
Der [[Philosoph]] [[Karl Popper]] gibt in seinem Werk ''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde'', Band 2, ''[[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] und [[Karl Marx|Marx]]'' eine systematische Zusammenstellung, wie eine Gesellschaft auf eine Steigerung der [[Arbeitsproduktivität]], die sich aus technischem Fortschritt ergibt, reagieren kann.


Siehe [[Wikipedia:Liste der Mitglieder der Europäischen Bewegung Deutschland|Liste der Mitglieder der Europäischen Bewegung Deutschland]].
Die zur Verfügung stehende höhere Produktivkraft kann genutzt werden für:
 
* ''Fall A'': [[Investition]]sgüter. Dann wird investiert, um mehr Investitionsgüter herzustellen, welche die Produktivität noch mehr steigern. Das Problem wird in die Zukunft verschoben. Popper hält dies daher für keine Dauerlösung.
* ''Fall B'': [[Konsumgüter]]
** für die gesamte Bevölkerung
** für einen Teil der Bevölkerung
* ''Fall C'': [[Arbeitszeit]]-Verkürzung
** tägliche Arbeitszeit
** die Anzahl der „unproduktiven“ Arbeiter steigt. Popper meint damit diejenigen außerhalb des produzierenden Gewerbes, insbesondere Wissenschaftler, Ärzte, Künstler, Geschäftsleute usw.
 
Hier zieht Popper eine Grenze. Bisher handelte es sich um für die Bevölkerung erfreuliche Wirkungen einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Es sind jedoch auch unerfreuliche Wirkungen denkbar:
 
** die Anzahl der [[Arbeitslosigkeit|Arbeitslosen]] steigt.
* ''Fall D'': Die Anzahl der Güter, die produziert, aber weder konsumiert noch investiert werden, steigt
** Konsumgüter werden zerstört
** Kapitalgüter werden nicht genutzt, d.&nbsp;h. Betriebe liegen brach
** es werden Güter produziert, die weder Investitions- noch Konsumgüter sind, zum Beispiel Waffen (siehe auch Rüstungskeynesianismus, [[Permanente Rüstungswirtschaft]])
** Arbeit wird eingesetzt, um Kapitalgüter zu zerstören und so die Produktivität wieder zu senken.
 
=== Künstliche Intelligenz ===
{{Hauptartikel|Künstliche Intelligenz}}
In der [[Industrielle Revolution|industriellen Revolution]] wurde durch die Erfindung der Dampfmaschine die Muskelkraft von der Maschine ersetzt. Entsprechend wurde die herkömmliche physikalische Einheit für die Leistung, nämlich die [[Pferdestärke]] (PS) durch das [[Watt (Einheit)|Watt]] abgelöst. Nach Ansicht einiger Autoren wird in der [[Digitale Revolution|digitalen Revolution]] die menschliche Denkleistung zunehmend von Maschinen, also durch ''Künstliche Intelligenz'' (KI) übernommen.<ref>[http://www.ardmediathek.de/tv/Quarks-Co/Au%C3%9Fer-Kontrolle-Wenn-Computer-die-Macht/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=7450356&documentId=37554680 ''Außer Kontrolle – Wenn Computer die Macht übernehmen''.] ARD Quarks und Co, Minute 16:30, 6. September 2016</ref>
 
Die Informatikerin [[Constanze Kurz]] beschreibt in einem Interview einige Beispiele zu Anwendungen der Künstlichen Intelligenz.<ref>Constanze Kurz: [https://www.youtube.com/watch?v=9o4LHVVtgO0 ''Die totale Automatisierung''.] ARD-alpha, 2014</ref> Der Sprecher des Chaos Computer Clubs, Frank Rieger, warnte in verschiedenen Publikationen (z.&nbsp;B. dem Buch ''Arbeitsfrei'')<ref>Frank Rieger, Constanze Kurz: [http://www.randomhouse.de/Buch/Arbeitsfrei/Constanze-Kurz/e438314.rhd ''Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen''.]</ref> davor, dass durch die beschleunigte Automatisierung vieler Arbeitsbereiche in naher Zukunft immer mehr Menschen ihre Beschäftigung verlieren werden. Darin besteht unter anderem eine Gefahr der Schwächung von Gewerkschaften, die an Mitgliedern verlieren. Rieger plädiert daher für eine „Vergesellschaftung der Automatisierungsdividende“,<ref>Frank Rieger: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/automatisierungsdividende-fuer-alle-roboter-muessen-unsere-rente-sichern-11754772.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 ''Roboter müssen unsere Rente sichern''.] In: ''FAZ'', 18. Mai 2012</ref> also einer Besteuerung von nichtmenschlicher Arbeit, damit durch das Wachstum der Wirtschaft auch der allgemeine Wohlstand wächst und gerecht verteilt wird.
 
Deutsch-schwedische Forscher haben 2015 ausgerechnet, dass Computer jeden zweiten Job übernehmen könnten.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article127674361/Wird-ein-Roboter-bald-meinen-Job-uebernehmen.html welt.de]</ref><ref>[http://qz.com/202312/is-your-job-at-risk-from-robot-labor-check-this-handy-interactive qz.com]</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.futuretech.ox.ac.uk/sites/futuretech.ox.ac.uk/files/The_Future_of_Employment_OMS_Working_Paper_1.pdf |wayback=20150710140400 |text=futuretech.ox.ac.uk |archiv-bot=2018-12-02 11:20:27 InternetArchiveBot}} (PDF)</ref> Eine Oxford-Studie aus dem Jahr 2014 geht davon aus, dass in Deutschland innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre jeder zweite Job durch Maschinen ersetzt wird. In Rumänien als Beispiel ist dieser Anteil sogar noch höher. Die Schulen und Universitäten müssten ihre Ausbildung verändern hin zu mehr kreativen und sozialen Kompetenzen, da Maschinen in diesen Bereichen bislang keine Fähigkeiten haben.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article130570280/Technik-wird-jeden-Zweiten-in-Deutschland-ersetzen.html Technik wird jeden Zweiten in Deutschland ersetzen] 26. Juli 2014</ref>
 
=== Empirische Daten ===
Studien haben für die USA im Zeitraum von 1979 bis 2007 ein „U-Profil“ einer Polarisierung der Arbeitsnachfrage aufgezeigt: In diesem Zeitraum stieg die Nachfrage sowohl nach hoch- als auch niedrigqualifizierten Berufen gegenüber den Berufen mittlerer Qualifikation stark an. Ähnliche Entwicklungen ließen sich für alle EU-Staaten nachweisen, vor allem auch für Österreich und Frankreich, weniger für Deutschland.<ref>{{Internetquelle |autor=Werner Eichhorst, Patrick Arni, Florian Buhlmann, Ingo Isphording, Verena Tobsch |url=https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/Wandel_der_Beschaeftigung_NW.pdf |titel=Wandel der Beschäftigung. Polarisierungstendenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt |hrsg=Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Bertelsmann-Stiftung |datum=2015 |format=PDF |abruf=2017-04-01}} S. 12–13.</ref> Die Gründe für eine solche Polarisierung werden unter anderem in der Art der Tätigkeit gesucht: „Der tätigkeitsbasierte Ansatz legt dar, wie die veränderte Technologie zu einer Substitution von Routinetätigkeiten durch Computer und andere Automatisierung führt. Als Folge davon steigt die Nachfrage nach jenen Arbeitskräften, die Nicht-Routinetätigkeiten ausüben. Dies sind sowohl kognitive, abstrakte und interaktive Tätigkeiten, die am oberen Ende der Lohnverteilung angesiedelt sind, als auch manuelle Aktivitäten am unteren Ende der Verteilung. Entsprechend kann hiervon direkt die Hypothese der Polarisierung von Beschäftigung und Lohnstruktur abgeleitet werden.“<ref>{{Internetquelle |autor=Werner Eichhorst, Patrick Arni, Florian Buhlmann, Ingo Isphording, Verena Tobsch |url=https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/Wandel_der_Beschaeftigung_NW.pdf |titel=Wandel der Beschäftigung. Polarisierungstendenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt |hrsg=Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Bertelsmann-Stiftung |datum=2015 |format=PDF |abruf=2017-04-01}} S. 19.</ref> In Deutschland, wo diese Polarisierung vergleichsweise gering ist, kam es zu einer Zunahme atypischer Beschäftigungsformen: die geringfügige Beschäftigung und die Zeitarbeit stiegen vor allem in gering entlohnten Teilbereichen des Dienstleistungssektors, und die befristete Beschäftigung nahm auch in höher bezahlten Bereichen zu.
 
Von 1960 bis 2010 sank auf Deutschland bezogen (bis 1990: Westdeutschland; ab 1991: Deutschland) das [[Arbeitsvolumen]] pro Erwerbstätigem um 31 Prozent, das Arbeitsvolumen pro Einwohner um 29 Prozent.<ref>[http://grundeinkommensblog.blogspot.com/2010/11/der-aktuelle-beschaftigungsoptimismus.html ''Der aktuelle Beschäftigungsoptimismus in historischer Perspektive''.] grundeinkommensblog.blogspot.com, 3. November 2010, [http://lh3.ggpht.com/_-d-gns8tFSo/TNG2Nw-CsrI/AAAAAAAABkY/PnjHy4VZVUQ/s800/1960-2008.jpg Grafik].</ref>
 
== Wirtschaftspolitische Maßnahmen ==
 
Ein [[Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftsliberales]] Rezept zur Verhinderung von [[Strukturelle Arbeitslosigkeit|struktureller Arbeitslosigkeit]] ist die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts im Sinne der [[Kompensationstheorie]]. Ziel dabei ist es, die aufgrund des technischen Fortschritts freigewordenen Arbeitskräfte in andere Branchen, deren Güter aufgrund der Realeinkommenserhöhung mehr nachgefragt werden, zu vermitteln, um sie so möglichst schnell in ein neues Arbeitsverhältnis zu führen. Dabei kann die Politik zur Beschleunigung des Übergangs in ein neues Arbeitsverhältnis auch gezielt Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen fördern.
 
== Technischer Fortschritt in der Wachstumstheorie ==
Die [[Wachstumstheorie]] versucht mögliche Auswirkungen von technischem Fortschritt mathematisch abzugreifen. Der Technische Fortschritt spielt in der neoklassischen Wachstumstheorie eine wichtige Rolle. Unter neoklassischen Annahmen ist der Technische Fortschritt eine wichtige Voraussetzung für langfristiges wirtschaftliches Wachstum sowie die wesentliche Ursache für das [[Weltbevölkerung#Mathematische Annäherung|Wachstum der Weltbevölkerung]]. Erläutern lässt sich dies an folgendem Beispiel:<ref name="Schlüter_2002">André Schlüter: ''Technischer Fortschritt durch Informations- und Kommunikationstechnologien''. In: ''Historical Social Research'', Vol. 27, No. 1, 2002, S. 171–189.</ref>
 
Ein Landwirt produziert Getreide. Er hat eine begrenzte Menge an Arbeitern und Kapital in Form von Saatgut und Fläche Ackerland zur Verfügung. Unter Berücksichtigung der neoklassischen Annahmen wird der Output mit jedem zusätzlichen Einsatz von Arbeit und Kapital wachsen. Der [[Grenzertrag]] des zusätzlichen Faktorinput wird so lange sinken, bis der Output bei steigendem Faktorinput nicht mehr weiter steigt. Lediglich eine Erhöhung des Inputs an Arbeit und Kapital kann den Output nur kurzfristig steigen lassen.<ref name="Schlüter_2002" />
 
Allein der Technische Fortschritt könnte es wie in diesem Beispiel ermöglichen, dass der Landwirt langfristig weiter den Output bzw. Grenzertrag steigern kann.<ref name="Schlüter_2002" /> Beispiele für Technischen Fortschritt sind hier: Die Einführung von Dünger, der es ermöglicht, dass der Acker mehrmals im Jahr bestellt werden kann oder die Erfindung des Pfluges, der den Boden fruchtbarer macht.
 
Die Bedeutung des technischen Fortschritts wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Wachstumsquelle einer Volkswirtschaft in Wachstumsmodellen wenig beachtet (Ausnahme: [[Schumpeter]]).<ref name="Arnold_1997" /> Traditionelle Wachstumsmodelle sahen das Arbeitsangebot und das zur Verfügung stehende Kapital als Quellen volkswirtschaftlichen Wachstums.<ref name="Rose_1991">Klaus Rose: ''Grundlagen der Wachstumstheorie''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991.</ref> [[Robert Solow]] (1957) war mit seinem neoklassischen Wachstumsmodell ([[Solow-Modell]]) einer der ersten, die den technischen Fortschritt neben Arbeitsangebot und Kapital als eine Quelle in ein Wachstumsmodell integrierten.<ref name="Cezanne_2007">Wolfgang Cezanne, Lars Weber: ''Neuere Entwicklungen in der Wachstumstheorie''. WISU das Wirtschaftsstudium, Februar 2007, S. 247–254.</ref>
 
Im Solow-Modell (1957), [[Uzawa-Lucas-Modell]] (1965) und [[AK-Modell]] von Rebelo (1991) wird davon ausgegangen, dass der technische Fortschritt ein extern gegebener Faktor ist.<ref name="Cezanne_2007" /> Dies implizierte, dass technischer Fortschritt nicht durch politische Maßnahmen veränderbar ist.
 
Erst Anfang der 1990er Jahre wurde in den Modellen von Grossman-Helpman (von [[Gene Grossman|Gene M. Grossman]] und [[Helpman|Elhanan Helpman]]), Romer ([[Romer-Modell]] von [[Paul Romer]]) und Jones ([[Jones-Modell]] von [[Charles I. Jones]]) davon ausgegangen, dass technischer Fortschritt eine endogene beeinflussbare Variable ist.<ref name="Cezanne_2007" /> Der Grundgedanke dabei ist, dass Forschung und Entwicklung das Wirtschaftswachstum beeinflussen.<ref name="Rose_1991" /> Durch Förderung von Forschung und Entwicklung könne mit gezielter Wirtschaftspolitik das Wirtschaftswachstum beeinflusst werden.
 
=== Harrod-Domar-Modell ===
{{Hauptartikel|Harrod-Domar-Modell}}
 
Um zu untersuchen, unter welchen Bedingungen technischer Fortschritt Arbeitsplätze schafft oder entbehrlich macht, kann man einfache Wachstumsmodelle der Wirtschaftswissenschaften zu Rate ziehen. Ein bekanntes Wachstumsmodell ist das Harrod-Domar-Modell, das die Bedingungen für ein gleichgewichtiges Wachstum herleitet und dabei auch technischen Fortschritt berücksichtigen kann. Das Modell geht vom Doppelcharakter der [[Investition]]en aus, die zum einen ein Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind (der andere Teil sind die [[Konsum]]ausgaben) und zum anderen den [[Kapitalstock]] und damit das potentielle Angebot erhöhen. Im gleichgewichtigen Wachstum soll Nachfrage gleich Angebot sein. Es ergibt sich folgende Gleichgewichtsbedingung:
 
: <math>g = \frac{s}{v}</math>
 
* <math>g\,</math>: gleichgewichtige Wachstumsrate, die Angebot gleich Nachfrage herstellt.
* <math>s\,</math>: [[Sparquote]], Anteil der Ersparnisse am Einkommen, das im Gleichgewicht als Nachfrage gleich dem volkswirtschaftlichen Angebot an Gütern ist. Unter der Modellannahme, dass alle Ersparnisse investiert werden, ist s gleichzeitig die Investitionsquote, also der Anteil der Investitionen an der Gesamtproduktion.
* <math>v</math>: [[Kapitalkoeffizient]], er gibt an, wie viel Kapitalstock nötig ist, um eine bestimmte Produktionsmenge herstellen zu können.
 
Die Formel besagt, dass ein umso höheres Wachstum erzielt werden kann, je größer die Investitionsquote ist (die gleich der Sparquote ''s'' ist), je größer also der Teil der Produktion ist, der für den Aufbau des Kapitalstocks verwendet wird. Das Wachstum ist umso niedriger, je größer der Kapitalkoeffizient ist, je mehr Kapital benötigt wird, um eine Einheit Produktion zu erzeugen.
 
Wenn es keinen technischen Fortschritt gibt, dann sollte das gleichgewichtige Wachstum dem „natürlichen“, dem [[Demographie|demografisch]] gegebenen Wachstum des Arbeitsangebots entsprechen, sonst reicht entweder das Arbeitsangebot nicht aus oder es entsteht immer größer werdende [[Arbeitslosigkeit]].
 
: <math>\frac{s}{v} = n</math>
 
* <math>n\,</math>: Bevölkerungswachstum
 
Der technische Fortschritt wird in das Modell so eingeführt, dass angenommen wird, dass der Kapitalaufwand je Arbeiter (oder je Arbeitsplatz), die [[Kapitalintensität]], mit einer bestimmten Rate (m) wächst und dass dadurch die [[Arbeitsproduktivität]] ebenfalls mit dieser Rate wächst. Außerdem wird angenommen, dass der [[Arbeitsentgelt|Lohn]] ebenfalls je Arbeiter mit dieser Rate wächst.
 
Diese Wachstumsrate m der Arbeitsproduktivität und der Kapitalintensität wird als Wachstumsrate des technischen Fortschritts verstanden. Wäre die Produktion konstant, dann könnten in jedem Jahr gemäß dieser Rate (-m) Arbeitsplätze rationalisiert werden, die Beschäftigung schrumpfte also. Soll also keine Arbeitslosigkeit entstehen, muss das gleichgewichtige Wachstum jetzt betragen:
 
: <math>\frac{s}{v} = m + n</math>
 
* <math>m\,</math>: Wachstumsrate des technischen Fortschritts, definiert als Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität und der Kapitalintensität.
* <math>n\,</math>: demografisch, also [[exogen]] gegebenes Bevölkerungswachstum, das gleich dem Wachstum des Arbeitsangebotes ist.
 
Ein solches Wachstum kann –&nbsp;laut diesem Modell&nbsp;– erreicht werden, indem die Spar- und Investitionsquote ''s'' erforderlichenfalls erhöht wird. Da Investitionen in erster Linie aus den Gewinn- und nicht aus den Lohneinkommen finanziert werden, fordert die [[Wirtschaftspolitik]] denn auch häufig bei anhaltender Arbeitslosigkeit gemäßg der [[G-I-B-Formel]] mäßige [[Lohnpolitik]] und höhere Gewinneinkommen, um so mehr Investitionen, Wachstum und Beschäftigung auszulösen. Freilich kann eine solche Politik auch zu [[Verteilungskonflikt]]en führen, da ja die Gewinneinkommen zu Lasten der Lohneinkommen ausgeweitet werden sollen.
 
Technischer Fortschritt führt also dazu, dass im Vergleich zur Gesamtproduktion mehr Investitionsgüter benötigt werden, als ohne technischen Fortschritt, soll Vollbeschäftigung erzielt werden. Allerdings handelt es sich um ein einmaliges Opfer, ist die Sparquote s groß genug, dann kann von da an der Lohn je Arbeiter gemäß der Wachstumsrate des technischen Fortschritts, also wie die Arbeitsproduktivität, wachsen.
 
=== Produktionsfunktion ===
Technischer Fortschritt kann auf verschiedene Arten in eine [[Produktionsfunktion]] eingebaut werden, zum Beispiel:
 
Eine Produktionsfunktion gibt an, wie viel produziert werden kann <math>(Y)</math>, wenn eine bestimmte Menge an Arbeit <math>A</math> und an Kapital ([[Kapitalstock]]) oder Produktionsmitteln <math>K</math> eingesetzt wird:
 
: <math>Y = f(K, A)\,</math>
 
Von arbeitssparendem, arbeitsvermehrendem oder [[Roy F. Harrod|Harrod]]-neutralem technischen Fortschritt spricht man, wenn gilt:
 
: <math>Y = f(K, a(t) \cdot A)</math>
 
* <math>a(t)</math> ist ein mit der Zeit <math>t</math> größer werdender Faktor, der die wegen des technischen Fortschritts allmählich steigende [[Arbeitsproduktivität]] abbildet.
 
Weniger gebräuchlich ist der [[John Richard Hicks|Hicks]]-neutrale technische Fortschritt
 
: <math>Y = a(t) \cdot f(K, A)</math>
 
und der [[Robert Merton Solow|Solow]]-neutrale, kapitalvermehrende oder kapitalsparende technische Fortschritt
 
: <math>Y = f(a(t) \cdot K, A)</math>.
 
Ein früher Versuch, technischen Fortschritt [[endogen]] zu erklären ist die [[Technische Fortschrittsfunktion]] von [[Nicholas Kaldor]]. Inzwischen gibt es die [[Endogene Wachstumstheorie]].
 
== Filmische Dokumentationen ==
* [http://www.ardmediathek.de/tv/Quarks-Co/Au%C3%9Fer-Kontrolle-Wenn-Computer-die-Macht/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=7450356&documentId=37554680 ''Außer Kontrolle – Wenn Computer die Macht übernehmen''.] ARD Quarks und Co, 2016


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Europäische Bewegung Deutschland}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Technischer Fortschritt}}
* {{WikipediaDE|Europäische Bewegung International}}
* {{WikipediaDE|Technischer Fortschritt}}
* {{WikipediaDE|Neue Europäische Bewegung Schweiz}}
 
== Literatur ==
* Wolfgang Cezanne, Lars Weber: ''Neuere Entwicklungen in der Wachstumstheorie.'' WISU das Wirtschaftsstudium, Februar 2007, S. 247–254
* G. Dosi: ''Sources, Procedures, and Microeconomic Effects of Innovation.'' In: ''Journal of Economic Literature'', 1988, S. 1120–1171.
* Emil Lederer (Hrsg.): ''Technischer Fortschritt und Arbeitslosigkeit''. Mohr (Siebeck), Tübingen 1931.
* André Schlüter: [http://hsr-trans.zhsf.uni-koeln.de/hsrretro/docs/artikel/hsr/hsr2002_538.pdf ''Technischer Fortschritt durch Informations- und Kommunikationstechnologien''.] (PDF; 267&nbsp;kB) In: ''Historical Social Research'', Vol. 27, No. 1, 2002, S. 171–189.
* [[Joseph A. Schumpeter]]: ''Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Untersuchung über''. 7. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 1993, ISBN 3-428-01388-3
* Robert M. Solow: ''A Contribution to the Theory of Economic Growth.'' In: ''Quarterly Journal of Economics'', Februar 1956, S. 65–94.
* Ulrich van Suntum: ''Die unsichtbare Hand''. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2001, ISBN 3-540-41003-1.
* Werner Thiede: ''Die digitale Fortschrittsfalle. Warum der Gigabit-Gesellschaft mit 5G-Mobilfunk freiheitliche und gesundheitliche Rückschritte drohen'', Bergkamen 2018, ISBN 978-3-88515-297-2.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat}}
* [http://ec.europa.eu/economy_finance/indicators/annual_macro_economic_database/ameco_applet.htm Ameco Datenbank]
* [http://www.netzwerk-ebd.de/ Europäische Bewegung Deutschland]
* [http://mpra.ub.uni-muenchen.de/6725/1/MPRA_paper_6725.pdf Technischer Fortschritt in der Schweiz] (PDF; 1,13&nbsp;MB)
* [http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/bestand_andere/europaeische-bewegung.htm Archiv der Europäischen Bewegung] bei der [[Friedrich-Ebert-Stiftung|FES]]
* [http://www.cvce.eu/obj/die_europaische_bewegung-de-5feb1ab1-df9c-4468-9242-48dd4fb38ff4.html Die Europäische Bewegung.] Étienne Deschamps. Übersetzt vom CVCE.
* Akten der [http://archives.eui.eu/en/fonds/158645?item=ME Europäischen Bewegung] im [http://www.eui.eu/Research/HistoricalArchivesOfEU/Index.aspx Historischen Archiv] der EU in Florenz
 
== Literatur ==
* {{Literatur|Autor=Adriana Lettrari|Titel=Brüssel in Berlin (er)leben|Sammelwerk=Zeitschrift für Politikberatung|Nummer=1|Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften|Ort=Wiesbaden|Jahr=2010|Seiten=69–73|ISSN=1865-4789|Online=[http://www.vsjournals.de/index.php;do=show_article/sid=09d605c07a3a77524f08fc6b4824e81c/site=zpb/area=pol/id=8384 vsjournals.de]}}
* Wilfried Loth: Das Europa der Verbände: Die Europa-Union im europäischen Integrationsprozess (1949–1969). In: Jürgen Mittag/Wolfgang Wessels (Hrsg.): „Der Kölsche Europäer“ – Friedrich Carl von Oppenheim und die Europäische Einigung. Aschendorff Verlag, Münster 2005
* {{Literatur|Herausgeber=Europäische Bewegung Deutschland|Titel=Festschrift „60 Jahre Europäische Bewegung Deutschland“|Ort=Berlin|Jahr=2009|Online=[http://www.netzwerk-ebd.de/index.php?id=8548 netzwerk-ebd.de]}}
* Europäische Bewegung Deutschland (Hrsg.): Vom Honoratiorenkreis zum Europanetzwerk. Sechs Jahrzehnte Europäische Bewegung. In: Festschrift "60 Jahre Europäische Bewegung Deutschland. Aschendorf, Berlin 2009, S. 13–28.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 10. Februar 2021, 18:53 Uhr

Ungefähre Entwicklung der Höchstgeschwindigkeit verschiedener Motorfahrzeuge im Vergleich zu einem galoppierenden Reiter (stark idealisiert)

Unter technischem Fortschritt versteht man die Gesamtheit aller technischen Errungenschaften einer Kultur.

Durch technischen Fortschritt kann entweder eine gleiche Produktionsmenge (Output) mit einem geringeren Einsatz an Arbeit oder Produktionsmitteln (Inputs) erstellt werden oder eine höhere Menge mit dem gleichen Einsatz an Produktionsmitteln und Arbeit. Neben der quantitativen Verbesserung des Input-Output-Verhältnisses gibt es auch qualitative Verbesserungen wie neue Erzeugnisse (siehe auch Chronologie der Technik).

Wie bei der biologischen Evolution werden auch beim technischen Fortschritt die Zeitabschnitte zwischen den Entwicklungsschritten immer kürzer.[1]

Jegliche Entwicklungstrends, die gemeinhin als Fortschritt bezeichnet werden, haben Auswirkungen auf den soziokulturellen- und ökonomischen Wandel. Der Fortschrittsbegriff wird heute vielfach allein auf den technischen Fortschritt reduziert.[2] Dies wird der ursprünglich viel weiter gefassten Bedeutung der Fortschrittsidee als „Streben nach Vervollkommnung“ jedoch nicht gerecht, da die Fortschrittsimpulse losgelöst von ethischen Fragen stattfinden und ihre Umsetzung vorrangig rein wirtschaftlichen oder politischen Interessen dient.[3] Das eindrücklichste Beispiel dafür ist die Kernenergie, deren vielfältige Risiken die Anti-Atomkraft-Bewegung der Öffentlichkeit bekannt gemacht hat; oder der Missbrauch dieser Energieform für die Atombombe als Massenvernichtungswaffe.[4]

Der technische Fortschritt ist ein entscheidender Antrieb für das Wirtschaftswachstum. Während letzteres jedoch im Vergleich mit anderen (nicht marktwirtschaftlich orientierten) historischen oder rezenten Wirtschaftsformen schwer zu vergleichen ist, lässt sich die technische Entwicklung in vielfältiger Weise leicht quantifizieren: So ist etwa ein Vergleich der Zeitdauer, die für das Fällen eines Baumes bis hin zum entrindeten und entästeten Stamm mit historischen und modernen Hilfsmitteln (Stein- oder Metallaxt, Bügelsäge, Kettensäge, Holz-Erntemaschine) benötigt wird, offensichtlich.

Angesichts der globalen Umweltrisiken (die zum größten Teil Folgen technischer Entwicklungen sind), schwindender Ressourcen und der politischen und sozialen Auswirkungen der neuen Medien stellt sich die grundsätzliche Frage der Beherrschbarkeit moderner Spitzentechnologie. Die Geschichte der Technik zeigt, dass sehr viele technische Problemlösungen unvermutet neue und größere Probleme – oft an ganz anderer Stelle – entstehen lassen.[5]

Geschichte und Kritik

Die Dampfmaschine gilt als Symbol der Industriellen Revolution

In der frühen Zeit der Menschheitsgeschichte war die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts relativ langsam, auch wenn es in größeren Zeitabständen ebenfalls zu großen Umwälzungen kam, etwa die Neolithische Revolution.

Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führten in der jüngeren Geschichte die Industrielle Revolution sowie seit Mitte der 1970er Jahre die Digitale Revolution.[6]

Historisch hat es durchaus neben Zeiten mit technischem Fortschritt auch Zeiten mit technischem Rückschritt gegeben. Als klassisches Beispiel gilt der Untergang der antiken Kultur mit dem nachfolgenden Mittelalter. Allerdings streiten sich die Geschichtswissenschaftler in dieser Frage, inwieweit zum Beispiel in bestimmten Bereichen (Verbreitung der Wassermühle) der technische Fortschritt auch während des Mittelalters weiter ging.

Es ist umstritten, ob es sich bei einer Neuerung der Technik aufgrund der teilweise negativen Auswirkung auf Mensch, Natur und Gesellschaft immer um einen Fortschritt im Sinne einer allgemeinen Verbesserung für den Menschen handelt. Daher wird in der Literatur auch von technischem Wandel gesprochen.[7] Angesichts der vielfältigen globalen Probleme, die unzweifelhaft auch Folgen des technischen Fortschritts sind (beispielsweise Waldvernichtung, Reaktorkatastrophen, anthropogener Klimawandel usw.) sieht der Naturschutzbiologe Raymond Dasmann die Zukunft der Menschheit insbesondere durch die Tatsache bedroht, dass negative Folgen des Fortschritts im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten (siehe Kommunikatives Gedächtnis) und der Zustand der Welt von den darin lebenden Menschen für „normal“ gehalten wird. Überdies ginge uraltes, traditionelles Erfahrungswissen aus „Versuch und Irrtum“ verloren und stattdessen würden häufig Problemlösungen gesucht, die auf unerprobten Technologien beruhen.[8]

Ethnologische Untersuchungen an Gemeinschaften von „Ökosystem-Menschen“ (Wildbeuter, Hirtennomaden, Feldbauern) haben ergeben, dass vielfach komplexe soziokulturelle Mechanismen existieren, um die Tradition zu erhalten und (technischen) Fortschritt zu vermeiden – sofern keine zwingenden Gründe vorliegen. Claude Lévi-Strauss prägte dafür den Begriff der „kalten Kulturen“.[9]

Der Soziologe Johannes Weyer schreibt, dass technische Neuerungen von der heutigen Industriegesellschaft „als eine Art Sachzwang, der uns beherrscht und uns diktiert, wie wir sie zu nutzen haben“ wahrgenommen wird. Er macht jedoch darauf aufmerksam, dass die Richtung dieser Entwicklungen keinem „Naturgesetz“ folgt, sondern von politischen Entscheidungen gelenkt wird. Als Beispiel nennt er unter anderem den Elektromotor, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die meistverbreitete Antriebsform für Fahrzeuge war. Dennoch hat sich der Verbrennungsmotor durchgesetzt, der von verschiedenen Interessengruppen bevorzugt wurde. Erst in Zusammenhang mit der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte erlebt der Elektroantrieb erneutes Interesse. Welche Antriebsform sich spätestens nach dem Versiegen der Erdölvorräte durchsetzen wird und ob und wie die drängenden Zukunftsprobleme in den Bereichen Umwelt, Energie oder Verkehr gelöst werden, wird wiederum maßgeblich vom Einfluss ganz unterschiedlicher Akteure abhängen – und nicht (nur) von rationalen Überlegungen. Um hier Fehlentscheidungen zu minimieren, wurde das Instrument der Technikfolgenabschätzung geschaffen, das allerdings nur dann wirkt, wenn die Politik die Prognosen beachtet.[3]

Einige Kritiker des technischen „Fortschritt“ sammeln sich in der politischen und philosophischen Strömung des Primitivismus.

Erscheinungsformen

Die drei Haupterscheinungsformen des technischen Fortschritts sind:

Es geht bei technischem Fortschritt aber nicht nur um die Steigerung der Arbeitsproduktivität – etwa dass eine bestimmte Anzahl Menschen immer mehr Autos herstellen können –, sondern auch um qualitative Veränderungen, um Neuerungen, Innovationen bei den erzeugten Produkten für den Verbrauch der Menschen.

Joseph Schumpeter unterscheidet zwischen fünf verschiedenen Neuerungen, die den technischen Fortschritt ausmachen:

  1. Einführung eines neuen Produktes,
  2. Einführung eines neuen Produktionsverfahrens,
  3. Erschließung eines neuen Marktes,
  4. Erschließung einer neuen Versorgungsquelle von Rohstoffen oder Halbfabrikaten und schließlich
  5. Einführung neuer Formen industrieller Organisation.[7]

Dosi versteht unter dem technischen Fortschritt: „die Suche und Entdeckung, Imitation und Einführung neuer Produkte, neuer Produktionsverfahren und organisatorischer Erneuerungen.“[10]

Geigant geht davon aus, dass der Technische Fortschritt es bei der Herstellung von neuen oder verbesserten Produkten oder bei der Einführung neuer Produktionsverfahren ermöglicht, ein unverändertes Produkt zu gleich bleibenden Kosten in größerer Menge bzw. in gleich bleibender Menge zu niedrigeren Kosten herzustellen.[11]

Der Technische Fortschritt führt also zu einem Produktivitätszuwachs dadurch dass

  • der Input bei gleichbleibendem Output verringert werden kann (Abb.) oder
  • der Output bei gleichbleibendem Input erhöht werden. (Abb.)

Technischer Fortschritt und Wirtschaftswachstum

Nach Schumpeter findet auf Märkten ein schöpferischer Prozess der Zerstörung statt. Schöpferische Zerstörung bedeutet, dass Innovationen auf den Markt kommen, die andere Produkte vom Markt verdrängen. Durch den Wettbewerb wird dieser Prozess angefacht, da Unternehmen nach Innovationen streben um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Die Innovationen stellen einen Technischen Fortschritt dar, der zu einer Steigerung der Produktivität führt. Das ermöglicht eine Senkung der Preise und somit verbesserte Chancen im Wettbewerb. Der Technische Fortschritt ist dynamisch effizient, da aufgrund der Produktivitätssteigerung weitere Anreize zu Innovationen gesetzt werden.

Zusammen mit dem Lernkurveneffekt (d. h. Senkung der Stückkosten bei Steigerung der Produktion aufgrund von Erfahrung der Arbeitskräfte) und der Humankapitalakkumulation (zum Beispiel Steigerung des Bildungsgrades durch Fortbildung der Mitarbeiter) ist der technische Fortschritt also eine wichtige Quelle für Produktivitätssteigerung und Wirtschaftswachstum.[12]

Das Wachstum aufgrund des Lernkurveneffekts oder der Humankapitalakkumulation kommt jedoch aufgrund des sinkenden Grenznutzens (unter den neoklassischen Annahmen) im Gegensatz zum Technischen Fortschritt immer an seine Grenze. Allein der Technische Fortschritt ermöglicht ein langfristiges Wirtschaftswachstum (siehe auch endogene Wachstumstheorie).

Die Bedeutung für das Wirtschaftswachstum belegen auch empirische Untersuchungen von 1994, nach denen der Beitrag des Technischen Fortschritts zum Wirtschaftswachstum je nach Berechnungsart zwischen 40 % und 60 % liegt.[13]

Berechnet wird der Technische Fortschritt nach Schumpeter aus der Differenz von Produktionswachstum und der reinen Veränderung des Faktoreinsatzes (Totale Faktorproduktivität). Diese Differenz wird als „Residuum“ oder Restgröße bezeichnet.[14]

Technischer Fortschritt und Arbeitslosigkeit

Die Erfindung der Webmaschine löste zunächst Befürchtungen aus, dadurch käme es zu Massenarbeitslosigkeit.

Oft diskutiert wird die Frage, ob technischer Fortschritt Arbeitsplätze schafft oder im Gegenteil Ursache für Arbeitslosigkeit sei. Diese Frage tauchte bereits 1817 bei David Ricardo und später in der Diskussion um Automatisierung und Rationalisierung wieder auf.

Freisetzungstheorie

Der technische Fortschritt bewirkt durch Weiterentwicklungen und Neuerungen eine Produktivitätssteigerung und Änderung von bisher als effizient angesehenen Input-Output-Verhältnissen. (Siehe Abb. Auswirkung des technischen Fortschritts auf das Input-Output-Verhältnis)

Basierend auf dieser Kenntnis hat David Ricardo in der 3. Auflage seiner Principles of Political Economy and Taxation von 1821 die These aufgestellt, dass die Arbeitslosigkeit aufgrund des Technischen Fortschritts steigt, wenn die Nachfrage vorübergehend konstant bleibt. Diese These wird Freisetzungstheorie genannt. Auch Karl Marx schloss sich dieser These an.[15]

Technischer Fortschritt steigt ⇒ Produktivität steigt ⇒ Nachfrage nach diesem Gut steigt nicht unbedingt ⇒ Weniger Arbeitskräfte werden benötigt ⇒ Arbeitslosigkeit steigt

Nach der Freisetzungstheorie hätte der Technische Fortschritt zur Folge, dass Arbeitslosigkeit entsteht. Ein bekanntes Beispiel, welches diese These veranschaulicht ist folgendes: In der Stecknadelbranche sind 10 Mitarbeiter angestellt. Nach der Einführung einer Maschine in den Betrieb werden diese 10 Mitarbeiter durch die Maschine ersetzt. Lediglich ein Mitarbeiter ist noch damit beschäftigt, die Maschine zu bedienen. Die neue Maschine kann ein Vielfaches der Menge an Stecknadeln produzieren, welche die 10 Arbeiter herstellen konnten. Da die Nachfrage nach Stecknadeln nicht unbedingt aufgrund des höheren Angebots um mehr als ein Vielfaches steigt, kommt es zu Entlassungen in der Stecknadelindustrie.[15]

Kompensationstheorie

Folgender Einwand gegenüber der Freisetzungstheorie wird in der Kompensationstheorie erhoben: Durch den technischen Fortschritt wird nicht nur die Menge der produzierbaren Güter erhöht, auch der Preis für die produzierten Güter sinkt. Das hat zur Folge, dass das Realeinkommen steigt. Aufgrund des höheren Realeinkommens steigt der Konsum des betrachteten Gutes und anderer Güter. Der höhere Konsum führt zu Einstellungen in anderen Branchen. An das obige Beispiel anknüpfend würde der Preis für Stecknadeln aufgrund des höheren Angebotes sinken. Der Schneider kann das Geld für den Konsum anderer Güter verwenden.[15]

Der technische Fortschritt kann also beschäftigungsneutral sein, wenn eine technologische Veränderung eine höhere Nachfrage nach anderen Gütern auslöst und es so zu einer Wiedereinstellung der aufgrund der Rationalisierung frei gewordenen Arbeitskräfte kommt.[16]

Kritiker entgegnen der Kompensationstheorie, dass trotz des technischen Fortschritts die Preise seit mehr als 50 Jahren in Höhe der Inflationsrate steigen.[15] Allerdings ist dem entgegenzuhalten, dass die Löhne langfristig sehr viel stärker steigen als die Preise. (Siehe Abb. Preis- und Lohnentwicklung). Die Realeinkommen sind also unter anderem aufgrund des Technischen Fortschritts gestiegen.[15]

Konzept von Karl Popper

Der Philosoph Karl Popper gibt in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band 2, Hegel und Marx eine systematische Zusammenstellung, wie eine Gesellschaft auf eine Steigerung der Arbeitsproduktivität, die sich aus technischem Fortschritt ergibt, reagieren kann.

Die zur Verfügung stehende höhere Produktivkraft kann genutzt werden für:

  • Fall A: Investitionsgüter. Dann wird investiert, um mehr Investitionsgüter herzustellen, welche die Produktivität noch mehr steigern. Das Problem wird in die Zukunft verschoben. Popper hält dies daher für keine Dauerlösung.
  • Fall B: Konsumgüter
    • für die gesamte Bevölkerung
    • für einen Teil der Bevölkerung
  • Fall C: Arbeitszeit-Verkürzung
    • tägliche Arbeitszeit
    • die Anzahl der „unproduktiven“ Arbeiter steigt. Popper meint damit diejenigen außerhalb des produzierenden Gewerbes, insbesondere Wissenschaftler, Ärzte, Künstler, Geschäftsleute usw.

Hier zieht Popper eine Grenze. Bisher handelte es sich um für die Bevölkerung erfreuliche Wirkungen einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Es sind jedoch auch unerfreuliche Wirkungen denkbar:

  • Fall D: Die Anzahl der Güter, die produziert, aber weder konsumiert noch investiert werden, steigt
    • Konsumgüter werden zerstört
    • Kapitalgüter werden nicht genutzt, d. h. Betriebe liegen brach
    • es werden Güter produziert, die weder Investitions- noch Konsumgüter sind, zum Beispiel Waffen (siehe auch Rüstungskeynesianismus, Permanente Rüstungswirtschaft)
    • Arbeit wird eingesetzt, um Kapitalgüter zu zerstören und so die Produktivität wieder zu senken.

Künstliche Intelligenz

Hauptartikel: Künstliche Intelligenz

In der industriellen Revolution wurde durch die Erfindung der Dampfmaschine die Muskelkraft von der Maschine ersetzt. Entsprechend wurde die herkömmliche physikalische Einheit für die Leistung, nämlich die Pferdestärke (PS) durch das Watt abgelöst. Nach Ansicht einiger Autoren wird in der digitalen Revolution die menschliche Denkleistung zunehmend von Maschinen, also durch Künstliche Intelligenz (KI) übernommen.[17]

Die Informatikerin Constanze Kurz beschreibt in einem Interview einige Beispiele zu Anwendungen der Künstlichen Intelligenz.[18] Der Sprecher des Chaos Computer Clubs, Frank Rieger, warnte in verschiedenen Publikationen (z. B. dem Buch Arbeitsfrei)[19] davor, dass durch die beschleunigte Automatisierung vieler Arbeitsbereiche in naher Zukunft immer mehr Menschen ihre Beschäftigung verlieren werden. Darin besteht unter anderem eine Gefahr der Schwächung von Gewerkschaften, die an Mitgliedern verlieren. Rieger plädiert daher für eine „Vergesellschaftung der Automatisierungsdividende“,[20] also einer Besteuerung von nichtmenschlicher Arbeit, damit durch das Wachstum der Wirtschaft auch der allgemeine Wohlstand wächst und gerecht verteilt wird.

Deutsch-schwedische Forscher haben 2015 ausgerechnet, dass Computer jeden zweiten Job übernehmen könnten.[21][22][23] Eine Oxford-Studie aus dem Jahr 2014 geht davon aus, dass in Deutschland innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre jeder zweite Job durch Maschinen ersetzt wird. In Rumänien als Beispiel ist dieser Anteil sogar noch höher. Die Schulen und Universitäten müssten ihre Ausbildung verändern hin zu mehr kreativen und sozialen Kompetenzen, da Maschinen in diesen Bereichen bislang keine Fähigkeiten haben.[24]

Empirische Daten

Studien haben für die USA im Zeitraum von 1979 bis 2007 ein „U-Profil“ einer Polarisierung der Arbeitsnachfrage aufgezeigt: In diesem Zeitraum stieg die Nachfrage sowohl nach hoch- als auch niedrigqualifizierten Berufen gegenüber den Berufen mittlerer Qualifikation stark an. Ähnliche Entwicklungen ließen sich für alle EU-Staaten nachweisen, vor allem auch für Österreich und Frankreich, weniger für Deutschland.[25] Die Gründe für eine solche Polarisierung werden unter anderem in der Art der Tätigkeit gesucht: „Der tätigkeitsbasierte Ansatz legt dar, wie die veränderte Technologie zu einer Substitution von Routinetätigkeiten durch Computer und andere Automatisierung führt. Als Folge davon steigt die Nachfrage nach jenen Arbeitskräften, die Nicht-Routinetätigkeiten ausüben. Dies sind sowohl kognitive, abstrakte und interaktive Tätigkeiten, die am oberen Ende der Lohnverteilung angesiedelt sind, als auch manuelle Aktivitäten am unteren Ende der Verteilung. Entsprechend kann hiervon direkt die Hypothese der Polarisierung von Beschäftigung und Lohnstruktur abgeleitet werden.“[26] In Deutschland, wo diese Polarisierung vergleichsweise gering ist, kam es zu einer Zunahme atypischer Beschäftigungsformen: die geringfügige Beschäftigung und die Zeitarbeit stiegen vor allem in gering entlohnten Teilbereichen des Dienstleistungssektors, und die befristete Beschäftigung nahm auch in höher bezahlten Bereichen zu.

Von 1960 bis 2010 sank auf Deutschland bezogen (bis 1990: Westdeutschland; ab 1991: Deutschland) das Arbeitsvolumen pro Erwerbstätigem um 31 Prozent, das Arbeitsvolumen pro Einwohner um 29 Prozent.[27]

Wirtschaftspolitische Maßnahmen

Ein wirtschaftsliberales Rezept zur Verhinderung von struktureller Arbeitslosigkeit ist die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts im Sinne der Kompensationstheorie. Ziel dabei ist es, die aufgrund des technischen Fortschritts freigewordenen Arbeitskräfte in andere Branchen, deren Güter aufgrund der Realeinkommenserhöhung mehr nachgefragt werden, zu vermitteln, um sie so möglichst schnell in ein neues Arbeitsverhältnis zu führen. Dabei kann die Politik zur Beschleunigung des Übergangs in ein neues Arbeitsverhältnis auch gezielt Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen fördern.

Technischer Fortschritt in der Wachstumstheorie

Die Wachstumstheorie versucht mögliche Auswirkungen von technischem Fortschritt mathematisch abzugreifen. Der Technische Fortschritt spielt in der neoklassischen Wachstumstheorie eine wichtige Rolle. Unter neoklassischen Annahmen ist der Technische Fortschritt eine wichtige Voraussetzung für langfristiges wirtschaftliches Wachstum sowie die wesentliche Ursache für das Wachstum der Weltbevölkerung. Erläutern lässt sich dies an folgendem Beispiel:[28]

Ein Landwirt produziert Getreide. Er hat eine begrenzte Menge an Arbeitern und Kapital in Form von Saatgut und Fläche Ackerland zur Verfügung. Unter Berücksichtigung der neoklassischen Annahmen wird der Output mit jedem zusätzlichen Einsatz von Arbeit und Kapital wachsen. Der Grenzertrag des zusätzlichen Faktorinput wird so lange sinken, bis der Output bei steigendem Faktorinput nicht mehr weiter steigt. Lediglich eine Erhöhung des Inputs an Arbeit und Kapital kann den Output nur kurzfristig steigen lassen.[28]

Allein der Technische Fortschritt könnte es wie in diesem Beispiel ermöglichen, dass der Landwirt langfristig weiter den Output bzw. Grenzertrag steigern kann.[28] Beispiele für Technischen Fortschritt sind hier: Die Einführung von Dünger, der es ermöglicht, dass der Acker mehrmals im Jahr bestellt werden kann oder die Erfindung des Pfluges, der den Boden fruchtbarer macht.

Die Bedeutung des technischen Fortschritts wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Wachstumsquelle einer Volkswirtschaft in Wachstumsmodellen wenig beachtet (Ausnahme: Schumpeter).[12] Traditionelle Wachstumsmodelle sahen das Arbeitsangebot und das zur Verfügung stehende Kapital als Quellen volkswirtschaftlichen Wachstums.[29] Robert Solow (1957) war mit seinem neoklassischen Wachstumsmodell (Solow-Modell) einer der ersten, die den technischen Fortschritt neben Arbeitsangebot und Kapital als eine Quelle in ein Wachstumsmodell integrierten.[30]

Im Solow-Modell (1957), Uzawa-Lucas-Modell (1965) und AK-Modell von Rebelo (1991) wird davon ausgegangen, dass der technische Fortschritt ein extern gegebener Faktor ist.[30] Dies implizierte, dass technischer Fortschritt nicht durch politische Maßnahmen veränderbar ist.

Erst Anfang der 1990er Jahre wurde in den Modellen von Grossman-Helpman (von Gene M. Grossman und Elhanan Helpman), Romer (Romer-Modell von Paul Romer) und Jones (Jones-Modell von Charles I. Jones) davon ausgegangen, dass technischer Fortschritt eine endogene beeinflussbare Variable ist.[30] Der Grundgedanke dabei ist, dass Forschung und Entwicklung das Wirtschaftswachstum beeinflussen.[29] Durch Förderung von Forschung und Entwicklung könne mit gezielter Wirtschaftspolitik das Wirtschaftswachstum beeinflusst werden.

Harrod-Domar-Modell

Um zu untersuchen, unter welchen Bedingungen technischer Fortschritt Arbeitsplätze schafft oder entbehrlich macht, kann man einfache Wachstumsmodelle der Wirtschaftswissenschaften zu Rate ziehen. Ein bekanntes Wachstumsmodell ist das Harrod-Domar-Modell, das die Bedingungen für ein gleichgewichtiges Wachstum herleitet und dabei auch technischen Fortschritt berücksichtigen kann. Das Modell geht vom Doppelcharakter der Investitionen aus, die zum einen ein Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind (der andere Teil sind die Konsumausgaben) und zum anderen den Kapitalstock und damit das potentielle Angebot erhöhen. Im gleichgewichtigen Wachstum soll Nachfrage gleich Angebot sein. Es ergibt sich folgende Gleichgewichtsbedingung:

  • : gleichgewichtige Wachstumsrate, die Angebot gleich Nachfrage herstellt.
  • : Sparquote, Anteil der Ersparnisse am Einkommen, das im Gleichgewicht als Nachfrage gleich dem volkswirtschaftlichen Angebot an Gütern ist. Unter der Modellannahme, dass alle Ersparnisse investiert werden, ist s gleichzeitig die Investitionsquote, also der Anteil der Investitionen an der Gesamtproduktion.
  • : Kapitalkoeffizient, er gibt an, wie viel Kapitalstock nötig ist, um eine bestimmte Produktionsmenge herstellen zu können.

Die Formel besagt, dass ein umso höheres Wachstum erzielt werden kann, je größer die Investitionsquote ist (die gleich der Sparquote s ist), je größer also der Teil der Produktion ist, der für den Aufbau des Kapitalstocks verwendet wird. Das Wachstum ist umso niedriger, je größer der Kapitalkoeffizient ist, je mehr Kapital benötigt wird, um eine Einheit Produktion zu erzeugen.

Wenn es keinen technischen Fortschritt gibt, dann sollte das gleichgewichtige Wachstum dem „natürlichen“, dem demografisch gegebenen Wachstum des Arbeitsangebots entsprechen, sonst reicht entweder das Arbeitsangebot nicht aus oder es entsteht immer größer werdende Arbeitslosigkeit.

  • : Bevölkerungswachstum

Der technische Fortschritt wird in das Modell so eingeführt, dass angenommen wird, dass der Kapitalaufwand je Arbeiter (oder je Arbeitsplatz), die Kapitalintensität, mit einer bestimmten Rate (m) wächst und dass dadurch die Arbeitsproduktivität ebenfalls mit dieser Rate wächst. Außerdem wird angenommen, dass der Lohn ebenfalls je Arbeiter mit dieser Rate wächst.

Diese Wachstumsrate m der Arbeitsproduktivität und der Kapitalintensität wird als Wachstumsrate des technischen Fortschritts verstanden. Wäre die Produktion konstant, dann könnten in jedem Jahr gemäß dieser Rate (-m) Arbeitsplätze rationalisiert werden, die Beschäftigung schrumpfte also. Soll also keine Arbeitslosigkeit entstehen, muss das gleichgewichtige Wachstum jetzt betragen:

  • : Wachstumsrate des technischen Fortschritts, definiert als Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität und der Kapitalintensität.
  • : demografisch, also exogen gegebenes Bevölkerungswachstum, das gleich dem Wachstum des Arbeitsangebotes ist.

Ein solches Wachstum kann – laut diesem Modell – erreicht werden, indem die Spar- und Investitionsquote s erforderlichenfalls erhöht wird. Da Investitionen in erster Linie aus den Gewinn- und nicht aus den Lohneinkommen finanziert werden, fordert die Wirtschaftspolitik denn auch häufig bei anhaltender Arbeitslosigkeit gemäßg der G-I-B-Formel mäßige Lohnpolitik und höhere Gewinneinkommen, um so mehr Investitionen, Wachstum und Beschäftigung auszulösen. Freilich kann eine solche Politik auch zu Verteilungskonflikten führen, da ja die Gewinneinkommen zu Lasten der Lohneinkommen ausgeweitet werden sollen.

Technischer Fortschritt führt also dazu, dass im Vergleich zur Gesamtproduktion mehr Investitionsgüter benötigt werden, als ohne technischen Fortschritt, soll Vollbeschäftigung erzielt werden. Allerdings handelt es sich um ein einmaliges Opfer, ist die Sparquote s groß genug, dann kann von da an der Lohn je Arbeiter gemäß der Wachstumsrate des technischen Fortschritts, also wie die Arbeitsproduktivität, wachsen.

Produktionsfunktion

Technischer Fortschritt kann auf verschiedene Arten in eine Produktionsfunktion eingebaut werden, zum Beispiel:

Eine Produktionsfunktion gibt an, wie viel produziert werden kann , wenn eine bestimmte Menge an Arbeit und an Kapital (Kapitalstock) oder Produktionsmitteln eingesetzt wird:

Von arbeitssparendem, arbeitsvermehrendem oder Harrod-neutralem technischen Fortschritt spricht man, wenn gilt:

  • ist ein mit der Zeit größer werdender Faktor, der die wegen des technischen Fortschritts allmählich steigende Arbeitsproduktivität abbildet.

Weniger gebräuchlich ist der Hicks-neutrale technische Fortschritt

und der Solow-neutrale, kapitalvermehrende oder kapitalsparende technische Fortschritt

.

Ein früher Versuch, technischen Fortschritt endogen zu erklären ist die Technische Fortschrittsfunktion von Nicholas Kaldor. Inzwischen gibt es die Endogene Wachstumstheorie.

Filmische Dokumentationen

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Cezanne, Lars Weber: Neuere Entwicklungen in der Wachstumstheorie. WISU das Wirtschaftsstudium, Februar 2007, S. 247–254
  • G. Dosi: Sources, Procedures, and Microeconomic Effects of Innovation. In: Journal of Economic Literature, 1988, S. 1120–1171.
  • Emil Lederer (Hrsg.): Technischer Fortschritt und Arbeitslosigkeit. Mohr (Siebeck), Tübingen 1931.
  • André Schlüter: Technischer Fortschritt durch Informations- und Kommunikationstechnologien. (PDF; 267 kB) In: Historical Social Research, Vol. 27, No. 1, 2002, S. 171–189.
  • Joseph A. Schumpeter: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Untersuchung über. 7. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 1993, ISBN 3-428-01388-3
  • Robert M. Solow: A Contribution to the Theory of Economic Growth. In: Quarterly Journal of Economics, Februar 1956, S. 65–94.
  • Ulrich van Suntum: Die unsichtbare Hand. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2001, ISBN 3-540-41003-1.
  • Werner Thiede: Die digitale Fortschrittsfalle. Warum der Gigabit-Gesellschaft mit 5G-Mobilfunk freiheitliche und gesundheitliche Rückschritte drohen, Bergkamen 2018, ISBN 978-3-88515-297-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter Franke: Geowissenschaftliche Aspekte der Technikentwicklung Verfügbarkeit von Rohstoffen und Umweltprobleme. Skript zur Lehrveranstaltung, 2014, Freie Universität Berlin, geo.fu-berlin.de (PDF) S. 2–5, 64–65.
  2. Sascha Vukelic: Unternehmensidentität als Ressource. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2000, ISBN 978-3-663-07970-5. S. 83.
  3. 3,0 3,1 Johannes Weyer: Technischer Fortschritt – Fluch oder Segen. online, Bundeszentrale für politische Bildung, Beitrag vom 8. März 2017, abgerufen am 5. Juni 2019.
  4. Aissa Marabou: Der technische Fortschritt. Ursachen, Wirkungen und Grenzen. GRIN Verlag, München 2014, Einleitung.
  5. Martina Heßler: Kulturgeschichte der Technik. Campus, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-593-39740-5. S. 175–187.
  6. Vgl. hierzu Karl H. Metz: Ursprünge der Zukunft. Die Geschichte der Technik in der westlichen Zivilisation. Inhaltsverzeichnis (PDF; 230 kB)
  7. 7,0 7,1 Najib Harabi: Technischer Fortschritt in der Schweiz: Empirische Ergebnisse aus industrieökonomischer Sicht. Zürich, Januar 1994, S. 18.
  8. Raymond Dasmann: Toward a Biosphere Consciousness. In Donald Worster (Hrsg.): The Ends of the Earth: Perspectives on Modern Environmental History. 2. Auflage, Cambridge University Press, New York 1989, ISBN 0-521-34365-8. S. 277–288, insbesondere 277–279.
  9. Dietmar Treichel, Claude-Hélène Mayer (Hrsg.): Lehrbuch Kultur. Lehr- und Lernmaterialien zur Vermittlung kultureller Kompetenzen. Waxmann, Münster u. a. 2011, ISBN 978-3-8309-2531-6, S. 36.
  10. G. Dosi: Sources, Procedures, and Microeconomic Effects of Innovation. In: Journal of Economic Literature, 1988, S. 1120–1171.
  11. F. Geigant, D. Sobotka, H.M. Westphal: Lexikon der Volkswirtschaft. Verlag Moderne Industrie, München 1987.
  12. 12,0 12,1 Lutz Arnold: Wachstumstheorie. Verlag Vahlen, München 1997.
  13. Najib Harabi: Technischer Fortschritt in der Schweiz: Empirische Ergebnisse aus industrieökonomischer Sicht. Zürich, 1994, S. 9.
  14. J. Michalek: Methoden der Messung des Technischen Fortschritts in der Landwirtschaft. Bd. 26. Schriften der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus e. V., Münster-Hiltrup 1990.
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 15,4 Ulrich van Suntum: Die unsichtbare Hand. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2001, S. 117–125.
  16. Hartmut Gaese: tt.fh-koeln.de 3. Juli 2006. rwl.info (Memento vom 8. September 2008 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) (PDF) abgerufen am 29. März 2008.
  17. Außer Kontrolle – Wenn Computer die Macht übernehmen. ARD Quarks und Co, Minute 16:30, 6. September 2016
  18. Constanze Kurz: Die totale Automatisierung. ARD-alpha, 2014
  19. Frank Rieger, Constanze Kurz: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen.
  20. Frank Rieger: Roboter müssen unsere Rente sichern. In: FAZ, 18. Mai 2012
  21. welt.de
  22. qz.com
  23. futuretech.ox.ac.uk (Memento vom 10. Juli 2015 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) (PDF)
  24. Technik wird jeden Zweiten in Deutschland ersetzen 26. Juli 2014
  25. Werner Eichhorst, Patrick Arni, Florian Buhlmann, Ingo Isphording, Verena Tobsch: Wandel der Beschäftigung. Polarisierungstendenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. (PDF) Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Bertelsmann-Stiftung, 2015, abgerufen am 1. April 2017. S. 12–13.
  26. Werner Eichhorst, Patrick Arni, Florian Buhlmann, Ingo Isphording, Verena Tobsch: Wandel der Beschäftigung. Polarisierungstendenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. (PDF) Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Bertelsmann-Stiftung, 2015, abgerufen am 1. April 2017. S. 19.
  27. Der aktuelle Beschäftigungsoptimismus in historischer Perspektive. grundeinkommensblog.blogspot.com, 3. November 2010, Grafik.
  28. 28,0 28,1 28,2 André Schlüter: Technischer Fortschritt durch Informations- und Kommunikationstechnologien. In: Historical Social Research, Vol. 27, No. 1, 2002, S. 171–189.
  29. 29,0 29,1 Klaus Rose: Grundlagen der Wachstumstheorie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991.
  30. 30,0 30,1 30,2 Wolfgang Cezanne, Lars Weber: Neuere Entwicklungen in der Wachstumstheorie. WISU das Wirtschaftsstudium, Februar 2007, S. 247–254.
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