Bildungspolitik und Kataklysmentheorie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Deutsches Bildungssystem-quer.svg|thumb|400px|Bildungsgänge im deutschen Bildungssystem]]
Die '''Kataklysmentheorie''' ([[Latein|lat.]] ''cataclysmus'', zu [[Griechische Sprache|griech.]] ''kataklysmos'' „Überschwemmung“), auch Katastrophentheorie oder [[Katastrophismus]], bezeichnet eine geowissenschaftliche [[Theorie]] des 18. und 19. Jahrhunderts, die sich die innerhalb der oberen [[Erdkruste]] beobachtete Aufeinanderfolge von Lebewesen und Lebensgemeinschaften als Ergebnis von wiederholten weltweiten [[Katastrophe]]n ([[Kataklysmus|Kataklysmen]]) mit jeweils nachfolgender Neuschöpfung dachte.


'''Bildungspolitik''' ist [[Politik]], die auf Gestaltung, Legitimation und Administration des [[Bildungswesen]]s zielt.
== Definition ==


== Bildungspolitik in Deutschland ==
Die Theorie basiert auf der Annahme, dass der Unterschied der Faunen und Floren zwischen den einzelnen geologischen Zeiten nur durch das Eintreten großer Katastrophen (Kataklysmen) erklärbar sei, die plötzlich und ohne alle Zwischenstufen die Mehrzahl der Lebewesen eines Gebietes vernichtet hätten. Im Anschluss daran seien Tiere und Pflanzen entweder durch Neuschöpfung entstanden oder aus anderen Gebieten eingewandert.
Zur Bildungspolitik gehört in Deutschland die Verwaltung der Schulen und Hochschulen, die im Wesentlichen auf [[Bundesland (Deutschland)|Länderebene]] von den [[Kultusministerium|Kultusministerien]] wahrgenommen wird. Zunehmend werden auch Bildungsziele in der vorschulischen Betreuung definiert. Die Zuständigkeit für die vorschulische Betreuung ist bislang dennoch typischerweise nicht bei den Bildungsministerien, sondern den Sozialministerien angesiedelt.


Laut [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] ist die Bildungspolitik Sache der Bundesländer ([[Kulturhoheit]]). Dies hat dazu geführt, dass sich die [[Schulsystem in Deutschland|Schulsysteme in Deutschland]] teilweise stark zwischen den Bundesländern unterscheiden. Durch die regelmäßigen [[Kultusministerkonferenz]]en wird versucht, die wichtigsten Dinge einheitlich zu regeln. Dazu gehören unter anderem die Dauer der [[Schulferien]] und ihre Terminierung sowie die Aufteilung eines Schuljahres. Unterschiede gibt es bezüglich der [[Lehrplan|Lehrpläne]], der Abschlussprüfungen am Gymnasium (''siehe auch:'' [[Zentralabitur]]), der Anzahl von Schuljahren ([[Abitur nach der zwölften Jahrgangsstufe|Abitur nach 12 oder 13 Jahren]]), dem [[Unterrichtsfach#Unterrichtsfächer in Deutschland|Fächerangebot]], den [[Schulsystem in Deutschland#Gliederung des Schulwesens|Schultypen]] (''siehe auch:'' [[Gesamtschule]]) und beim Übergang von der Grundschule in eine weiterführende Schule (''siehe auch:'' [[Orientierungsstufe]]).
== Vertreter und Kontrahenten ==
Vereinzelt gibt es aber auch innerhalb eines Bundeslandes Unterschiede: So ist im größten Teil Baden-Württembergs erste Fremdsprache Englisch, nur entlang der Grenze zu Frankreich ist es Französisch.
Der exponierteste Vertreter der Kataklysmentheorie war der französische Naturwissenschaftler [[Georges Cuvier]] (1769–1832).<ref>Georges Cuvier: ''Discours sur les Révolutions de la surface du Globe, et sur les changemens qu'elles ont produits dans le règne animal''. Dufour et d'Ocagne, Paris 1825 (deutsch: ''Cuvier's Ansichten von der Urwelt'', Weber, Bonn 1822; ''Die Umwälzungen der Erdrinde in naturwissenschaftlicher und geschichtlicher Beziehung'', 2. Aufl., 2 Bände, Weber, Bonn 1830) - {{Google Buch | BuchID  = o3IOAAAAQAAJ | Linktext = Volltext}}</ref> Cuvier galt lange als der bekannteste Verfechter des Katastrophismus, dem zufolge in der Erdgeschichte wiederholt große Katastrophen einen Großteil der Lebewesen vernichteten und aus den verbliebenen Arten in darauf folgenden Phasen neues Leben entstanden sei. Die Legende, Cuvier habe nach jeder Katastrophe eine Neuschöpfung durch Gott postuliert, wurde von seinem Gegner, dem britischen Geologen [[Charles Lyell]] (1797–1875), verbreitet.  


Ähnlich sieht es bei den [[Hochschule]]n aus: Unterschiede gibt es hier insbesondere bezüglich der Finanzierung und möglicher [[Studiengebühren in Deutschland|Studiengebühren]]. In diesem Bereich, der Hochschulbildungspolitik, wurden Versuche des Bundes, die Bildungshoheit der Länder zu beschneiden, in den vergangenen Jahren nicht zuletzt vom [[Bundesverfassungsgericht]] untersagt (siehe z.&nbsp;B. [[Juniorprofessur]]). Umstritten bleibt auch, welche Rolle die [[Europäische Union]] und ihre Organe in Fragen der Bildungspolitik einnehmen dürfen und wie auf internationaler Ebene angesiedelte Abkommen (z.&nbsp;B. im [[Europarat]]) bzw. Absprachen (z.&nbsp;B. durch den [[Bologna-Prozess]]) auf die Politik der Länder zurückwirken.
Cuvier schloss sich dem [[Carl von Linné|Linné]]schen [[Art (Biologie)|Spezies]]begriff an. Die  einzelnen Arten sind bei ihm unabhängig voneinander erschaffen worden und unveränderlich. Er war ein Gegner der [[Jean-Baptiste de Lamarck#Evolutionstheorie|Lamarck]]schen Deszendenzlehre (Abstammungslehre) und der Theorie von der Vererbbarkeit erworbener Merkmale.<ref>Herbert Wendt: ''Ich suchte Adam. Die Entdeckung des Menschen.'' Neu durchges. u. erw. Ausg., Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, 502 S.; ISBN 3-499-16631-3 (rororo-Sachbuch)</ref>
Er vertritt somit konsequent das Prinzip der Artkonstanz. Er erkannte aber bei seinen paläontologischen Forschungen, dass die Formen der einzelnen Schichten der Rezentfauna umso unähnlicher werden, je tiefer gelegene – also ältere – Schichten man betrachtet. Dies interpretierte er so, dass die einzelnen Organismengruppen in den Schichten unabhängig voneinander entstanden seien. Die Geschichte der Erde zerfalle also in völlig voneinander unabhängige, durch Kataklysmen getrennte Perioden. Diese Kataklysmen hätten jeweils zu einem lokalen Massensterben geführt, aus anderen Regionen seien dann fremdartige Formen eingewandert.


Da die Bundesländer für die Bezahlung der [[Lehrer]] und [[Professor]]en sowie den Bau der Schulgebäude zuständig sind, spiegeln diese Bereiche oft auch die aktuelle finanzielle Lage des Bundeslandes wider.
Cuvier hatte großen gesellschaftlichen Einfluss (siehe hierzu auch [[Pariser Akademiestreit]] von 1830), und seine Kataklysmentheorie fand während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Epigonen. So ist hier z.&nbsp;B. [[Alcide Dessalines d’Orbigny]] (1802–1857) zu nennen, der nach einer mehrjährigen Reise durch Südamerika an das [[Muséum national d’histoire naturelle]] in Paris zurückkehrte und eine mehrbändige Darstellung über die Fossilien  Frankreichs verfasste, darunter einen Band über den [[Jura (Gebirge)|Jura]]. Diesen teilte er in zehn Etappen, die er im Sinne des Katastrophismus durch Kataklysmen klar voneinander abgrenzte.


Bis zu der am 1. September 2006 in Kraft getretenen [[Föderalismusreform]] diente neben der [[Kultusministerkonferenz]] auch die [[Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung]] der Koordination der Bildungspolitiken der 16 Bundesländer.
Lyell führte dagegen den Grundsatz des [[Aktualismus (Geologie)|Aktualismus]] in die [[Geologie]] ein, der besagt, dass in der [[Erdgeschichte]] nur solche Kräfte an der Gestaltung der [[Erde]] gewirkt hätten, die auch heute noch zu beobachten sind. Die oft abrupt wirkenden Übergänge zwischen verschiedenen Schichtfolgen und Faunenschnitte erklärt der Aktualismus nicht als Ergebnis plötzlicher und kurz andauernder weltumwälzender Katastrophen, sondern als Überlieferungslücken und als Folge der außerordentlich langen Dauer geologischer Prozesse. Der Aktualismus war eine der Voraussetzungen für die Entwicklung der [[Evolutionstheorie]] von [[Charles Darwin]].


Über das 1994 gegründete [[Centrum für Hochschulentwicklung]] übt die [[Bertelsmann-Stiftung]] erheblichen Einfluss auf die deutsche Bildungspolitik aus.
== Bewertung aus heutiger Sicht ==
Eine überraschende Wiederbelebung der Vorstellungen der Kataklysmentheorie und damit eine Relativierung des Prinzips des Aktualismus brachte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Erkenntnis, dass die Erde, wie andere Himmelskörper auch, in ihrer Geschichte viele Male dem [[Impakt|Einschlag]] großer [[Meteorit]]en, [[Asteroid]]en und [[Komet]]en ausgesetzt war, die tatsächlich weltweite Katastrophen allergrößten Ausmaßes bewirkten.  


Der [[Vereinte Nationen|UN]]-Bildungsbeauftragte [[Vernor Muñoz]] übte im Februar 2006 Kritik an der mangelnden [[Bildungsbenachteiligung in der Bundesrepublik Deutschland|Chancengleichheit in der deutschen Bildungspolitik]], Bildung sei in Deutschland von [[Soziale Herkunft|sozialer Herkunft]] stärker abhängig als in den meisten anderen entwickelten Staaten. Muñoz kritisierte auch den [[Föderalismus]] in der Bildungspolitik.
Seit einigen Jahren mehren sich die Hinweise, dass neben kosmischen Katastrophen – wie Asteroiden- und Kometentreffern, Strahlungsausbrüchen erdnaher [[Supernova]]-Ereignisse oder Bahnveränderungen im [[Sonnensystem]] – auch erdgebundene Vorgänge kurzfristig gravierende planetenweite Veränderungen im Sinne der Kataklysmentheorie herbeiführen können. Dazu zählen zum Beispiel Calderenausbrüche ([[Yellowstone (Vulkan)|Yellowstone]]-[[Caldera (Krater)|Caldera]]) mit nachfolgendem [[vulkanischer Winter|vulkanischen Winter]], sowie Super-Erdbeben und damit verbundene [[Tsunami]]s.
 
Als gesichert gilt heute, dass es wiederholt erdgeschichtliche Katastrophen gab und dass die [[Massenaussterben]] mit ihnen in Verbindung stehen, wobei viele Einzelheiten noch umstritten sind. Als Erklärungsmodell für das Auftreten neuer Arten hat sich demgegenüber die [[Evolutionstheorie]] durchgesetzt.
 
Aus heutiger Sicht ist der doktrinär geführte akademische Streit überwunden. Die Kataklysmentheorie (Katastrophentheorie) ist als sinnvolle Ergänzung der Evolutionstheorie anzusehen und für das Verständnis der Entwicklung des Lebens auf der Erde unabdingbare Voraussetzung.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
{{Portal|Bildungspolitik}}
* {{Kataklysmentheorie}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Bildungspolitik}}
* {{WikipediaDE|Bildungspolitik in Deutschland}}
* {{WikipediaDE|Bildungsbenachteiligung}}
* {{WikipediaDE|Bildungsreform}}
* {{WikipediaDE|Bildungsparadox}}
* {{WikipediaDE|Bildungssystem in Deutschland}}
* {{WikipediaDE|Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler}}
* {{WikipediaDE|Bundesministerium für Bildung und Forschung}}
* {{WikipediaDE|Deutscher Bildungsrat}}
* {{WikipediaDE|Freier Zusammenschluss von StudentInnenschaften}}
* {{WikipediaDE|Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Hochschulreform}}
* {{WikipediaDE|Inklusive Pädagogik}}
* {{WikipediaDE|Studentenprotest}}
* {{WikipediaDE|Wissenschaftspolitik}}
* {{WikipediaDE|Zweiter Bildungsweg}}
 
== Literatur ==
* Thomas Barth, Oliver Schöller: [http://www.blaetter.de/artikel.php?pr=2183&such=bertelsmann-stiftung ''Der Lockruf der Stifter. Bertelsmann und die Privatisierung der Bildungspolitik.''] In: ''Blätter für deutsche und internationale Politik.'' Band 50, Nr. 11, 2005, S. 1339–1348.
* [http://www.bpb.de/files/5ADKTP.pdf ''Bildungspolitik.''] (PDF; 3,2&nbsp;MB). In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 45/2009.
* Bernhard Muszynski: ''Bildungspolitik.'' In: G. Weißeno (Hrsg.): ''Lexikon der politischen Bildung.'' Band 1: ''Didaktik und Schule.'' Schwalbach 1999, S. 35 ff.<ref>{{Webarchiv | url= http://www.uni-potsdam.de/u/sozpol/C.PDF | wayback= 20060112141406 | text=''Bildungspolitik.''}} uni-potsdam.de (PDF)</ref>
* Brigitte Schumann: ''Streitschrift Inklusion. Was Sonderpädagogik und Bildungspolitik verschweigen.'' Debus Pädagogik, Frankfurt 2018, ISBN 978-3-95414-106-7.<ref>Arno Rädler: [http://eine-schule-fuer-alle-rlp.de/fileadmin/user_upload/PDF-Daten/Rezension_Schumann_Streitschrift_Inklusion.pdf ''Brigitte Schumann: Streitschrift Inklusion - eine Rezension.''] (7. März 2018)</ref>
* Jan Slodowicz: ''Bildungspolitik und Systemtransformation in Zentraleuropa.'' VDM, Berlin 2007, ISBN 978-3-8364-2367-0.
* Ludwig von Friedeburg: ''Bildungsreform in Deutschland. Geschichte und gesellschaftlicher Widerspruch.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-28615-3.
* Olaf Zimmermann und Theo Geißler: ''Die dritte Säule: Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (Aus Politik & Kultur).'' Deutscher Kulturrat, Berlin 2018, ISBN 978-3-947308-08-8.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Bildungspolitik}}
* [https://www.zdf.de/sender/zdfinfo/apokalypse-urzeit-100.html Apokalypse Urzeit], Deutschland 2013, zdf info
* [http://www.akbp.de/ akbp.de: ''Arbeitskreis Bildungsperspektiven'' (AKBp)]
* [http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/programdata/08f09dee-c131-3898-beea-3efa0cea90b0/20245028 Katastrophen der Erdgeschichte], Großbritannien 2008, zdf info
* [http://www.bildungsserver.de/ ''Ein Netzwerk für die Chancengleichheit. Business and Professional Women (BPW) - Germany e.V..''] auf: ''bildungsserver.de''
* Thomas Kerstan: [http://www.zeit.de/2008/13/C-Interview-Finnland?page=all ''Das finnische Erfolgsgeheimnis.''] In: ''Zeit online.'' 20. März 2008.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Bildung]]
[[Kategorie:Geschichte der Geologie]]
[[Kategorie:Geschichte der Paläontologie]]
[[Kategorie:Evolution]]
[[Kategorie:Überholte Theorie (Geowissenschaften)]]
[[Kategorie:Georges Cuvier]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 7. Dezember 2018, 00:16 Uhr

Die Kataklysmentheorie (lat. cataclysmus, zu griech. kataklysmos „Überschwemmung“), auch Katastrophentheorie oder Katastrophismus, bezeichnet eine geowissenschaftliche Theorie des 18. und 19. Jahrhunderts, die sich die innerhalb der oberen Erdkruste beobachtete Aufeinanderfolge von Lebewesen und Lebensgemeinschaften als Ergebnis von wiederholten weltweiten Katastrophen (Kataklysmen) mit jeweils nachfolgender Neuschöpfung dachte.

Definition

Die Theorie basiert auf der Annahme, dass der Unterschied der Faunen und Floren zwischen den einzelnen geologischen Zeiten nur durch das Eintreten großer Katastrophen (Kataklysmen) erklärbar sei, die plötzlich und ohne alle Zwischenstufen die Mehrzahl der Lebewesen eines Gebietes vernichtet hätten. Im Anschluss daran seien Tiere und Pflanzen entweder durch Neuschöpfung entstanden oder aus anderen Gebieten eingewandert.

Vertreter und Kontrahenten

Der exponierteste Vertreter der Kataklysmentheorie war der französische Naturwissenschaftler Georges Cuvier (1769–1832).[1] Cuvier galt lange als der bekannteste Verfechter des Katastrophismus, dem zufolge in der Erdgeschichte wiederholt große Katastrophen einen Großteil der Lebewesen vernichteten und aus den verbliebenen Arten in darauf folgenden Phasen neues Leben entstanden sei. Die Legende, Cuvier habe nach jeder Katastrophe eine Neuschöpfung durch Gott postuliert, wurde von seinem Gegner, dem britischen Geologen Charles Lyell (1797–1875), verbreitet.

Cuvier schloss sich dem Linnéschen Speziesbegriff an. Die einzelnen Arten sind bei ihm unabhängig voneinander erschaffen worden und unveränderlich. Er war ein Gegner der Lamarckschen Deszendenzlehre (Abstammungslehre) und der Theorie von der Vererbbarkeit erworbener Merkmale.[2] Er vertritt somit konsequent das Prinzip der Artkonstanz. Er erkannte aber bei seinen paläontologischen Forschungen, dass die Formen der einzelnen Schichten der Rezentfauna umso unähnlicher werden, je tiefer gelegene – also ältere – Schichten man betrachtet. Dies interpretierte er so, dass die einzelnen Organismengruppen in den Schichten unabhängig voneinander entstanden seien. Die Geschichte der Erde zerfalle also in völlig voneinander unabhängige, durch Kataklysmen getrennte Perioden. Diese Kataklysmen hätten jeweils zu einem lokalen Massensterben geführt, aus anderen Regionen seien dann fremdartige Formen eingewandert.

Cuvier hatte großen gesellschaftlichen Einfluss (siehe hierzu auch Pariser Akademiestreit von 1830), und seine Kataklysmentheorie fand während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Epigonen. So ist hier z. B. Alcide Dessalines d’Orbigny (1802–1857) zu nennen, der nach einer mehrjährigen Reise durch Südamerika an das Muséum national d’histoire naturelle in Paris zurückkehrte und eine mehrbändige Darstellung über die Fossilien Frankreichs verfasste, darunter einen Band über den Jura. Diesen teilte er in zehn Etappen, die er im Sinne des Katastrophismus durch Kataklysmen klar voneinander abgrenzte.

Lyell führte dagegen den Grundsatz des Aktualismus in die Geologie ein, der besagt, dass in der Erdgeschichte nur solche Kräfte an der Gestaltung der Erde gewirkt hätten, die auch heute noch zu beobachten sind. Die oft abrupt wirkenden Übergänge zwischen verschiedenen Schichtfolgen und Faunenschnitte erklärt der Aktualismus nicht als Ergebnis plötzlicher und kurz andauernder weltumwälzender Katastrophen, sondern als Überlieferungslücken und als Folge der außerordentlich langen Dauer geologischer Prozesse. Der Aktualismus war eine der Voraussetzungen für die Entwicklung der Evolutionstheorie von Charles Darwin.

Bewertung aus heutiger Sicht

Eine überraschende Wiederbelebung der Vorstellungen der Kataklysmentheorie und damit eine Relativierung des Prinzips des Aktualismus brachte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Erkenntnis, dass die Erde, wie andere Himmelskörper auch, in ihrer Geschichte viele Male dem Einschlag großer Meteoriten, Asteroiden und Kometen ausgesetzt war, die tatsächlich weltweite Katastrophen allergrößten Ausmaßes bewirkten.

Seit einigen Jahren mehren sich die Hinweise, dass neben kosmischen Katastrophen – wie Asteroiden- und Kometentreffern, Strahlungsausbrüchen erdnaher Supernova-Ereignisse oder Bahnveränderungen im Sonnensystem – auch erdgebundene Vorgänge kurzfristig gravierende planetenweite Veränderungen im Sinne der Kataklysmentheorie herbeiführen können. Dazu zählen zum Beispiel Calderenausbrüche (Yellowstone-Caldera) mit nachfolgendem vulkanischen Winter, sowie Super-Erdbeben und damit verbundene Tsunamis.

Als gesichert gilt heute, dass es wiederholt erdgeschichtliche Katastrophen gab und dass die Massenaussterben mit ihnen in Verbindung stehen, wobei viele Einzelheiten noch umstritten sind. Als Erklärungsmodell für das Auftreten neuer Arten hat sich demgegenüber die Evolutionstheorie durchgesetzt.

Aus heutiger Sicht ist der doktrinär geführte akademische Streit überwunden. Die Kataklysmentheorie (Katastrophentheorie) ist als sinnvolle Ergänzung der Evolutionstheorie anzusehen und für das Verständnis der Entwicklung des Lebens auf der Erde unabdingbare Voraussetzung.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Georges Cuvier: Discours sur les Révolutions de la surface du Globe, et sur les changemens qu'elles ont produits dans le règne animal. Dufour et d'Ocagne, Paris 1825 (deutsch: Cuvier's Ansichten von der Urwelt, Weber, Bonn 1822; Die Umwälzungen der Erdrinde in naturwissenschaftlicher und geschichtlicher Beziehung, 2. Aufl., 2 Bände, Weber, Bonn 1830) - Volltext in der Google Buchsuche
  2. Herbert Wendt: Ich suchte Adam. Die Entdeckung des Menschen. Neu durchges. u. erw. Ausg., Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, 502 S.; ISBN 3-499-16631-3 (rororo-Sachbuch)


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