Allmende und James-Lange-Theorie: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
(Die Seite wurde neu angelegt: „Die '''James-Lange-Theorie''' der Körperreaktionen besagt, dass Gefühle Begleiterscheinungen körperlicher Vorgänge seien. Die G…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Allmende''' ist eine Rechtsform [[wikipedia:Kollektiveigentum|gemeinschaftlichen Eigentums]].
Die '''James-Lange-Theorie''' der [[Physiologie|Körperreaktion]]en besagt, dass [[Emotion|Gefühle]] Begleiterscheinungen körperlicher Vorgänge seien.
Die Grundidee dieser Emotionstheorie fand sich bereits bei verschiedenen älteren Autoren, z. B. [[René Descartes]], [[Aristoteles]], [[Hermann Lotze]] und [[Spinoza]]. Allerdings wurde sie erst durch [[William James]]’ Arbeit ''What is an Emotion?'' (1884) populär. Fast zeitgleich, aber unabhängig von James, veröffentlichte auch der dänische Physiologe [[Carl Lange (Psychologe)|Carl Lange]] ein Buch (''Ueber Gemüthsbewegungen'', 1885), das auf ähnliche Art und Weise Emotionen betrachtete, weshalb beide den Namen der Theorie prägten.


Als landwirtschaftlicher Begriff bezeichnet Allmende oder "[[wikipedia:Gemeine Mark|Gemeine Mark]]" Gemeinschafts- oder Genossenschaftsbesitz abseits der [[wikipedia:Parzelle|parzellierten]] (in Fluren aufgeteilten) landwirtschaftlichen Nutzfläche.<ref name="MBorn">
== Grundaussage ==
Martin Born: Geographie der ländlichen Siedlungen, 1977, ISBN 978-3-443-07104-2, S. 34
</ref>
Als traditionelle Wirtschaftsform sind Allmenden heute noch im Alpenraum, auf der schwedischen Insel [[wikipedia:Gotland|Gotland]], vereinzelt im Südschwarzwald ([[wikipedia:Hotzenwald|Hotzenwald]]) und Südbayern, vor allem aber in ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer verbreitet.


Im über die Landwirtschaft hinausgehenden Sinne wird der Begriff in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und den Informationswissenschaften verwendet, unter anderem bei ''[[wikipedia:Allmendegut|Allmendegut]]'', ''[[wikipedia:Wissensallmende|Wissensallmende]]'', ''[[wikipedia:Tragik der Allmende|Tragik der Allmende]]'' und ''Tragik der Anti-Allmende''. Dabei wird oft die britische Entsprechung ''Commons'' verwendet.
Nach James sind Gefühle die Folge [[Eingeweide|viszeraler]] Veränderungen (vgl. Lange: [[Thermoregulation|vasomotorische]] Reaktionen), die meist reflexartig bei der Wahrnehmung von emotionsauslösenden Sachverhalten auftreten, was aber nur für gröbere Emotionen, wie Zorn, Liebe, Freude, Furcht und Stolz gilt, die mit relativ starken körperlichen Symptomen einhergehen. Zudem seien instrumentelle Handlungen für bestimmte Emotionen charakteristisch. Dafür, dass laut James’ biologischer Emotionstheorie im Gegensatz zu späteren kognitiven Emotionstheorien (u.&nbsp;a. die [[w:Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion|Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion]] von [[w:Stanley Schachter|Stanley Schachter]] und [[w:Gregorio Marañón|Gregorio Marañón]]) (auch Appraisal-Theorien genannt) keine zusätzlichen Prozesse geistiger Verarbeitung für das Auslösen von Emotionen verantwortlich sind, sprechen nach James drei Sachverhalte, die er introspektiv erfasste:


== Etymologie ==
* Die Bewertung eines emotionsauslösenden Objektes erfolgt erst nach dessen Auftreten.
Der Begriff entstand im Hochmittelalter als [[wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''al(ge)meinde'', ''almeine'' oder ''almeide'' = ‚Gemeindeflur‘ oder ‚Gemeinweide‘ und bezeichnete ein im [[Besitz]] einer Dorfgemeinschaft befindliches Grund[[eigentum]] innerhalb einer [[wikipedia:Gemarkung|Gemarkung]].<ref>Nachweis in [http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/e/al/lmen/allmende.htm Schriftquelle des Mittelalters]</ref><ref>Lexikoneintrag auf [http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/woerterbuecher/index,page=3315086.html www.wissen.de]</ref> Im Hochdeutschen liegt die Betonung auf der zweiten Silbe, im [[wikipedia:Alemannische Dialekte|Alemannischen]] steht das Wort mit Betonung auf der ersten Silbe und ohne Schluss-e. Sprachliche Varianten sind auch ''Allmeind'', ''Allmande'', und in Teilen Südtirols ''Gemoana'', und im nordwestlichen [[wikipedia:Niederdeutsche Sprache|niederdeutschen]] (niedersächsischen) Sprachraum ''Meent'', was wiederum auf den alten Begriff der [[wikipedia:Meinheit|Meinheit]] hinweist.  
* Die Bewertung kann im Gegensatz zur Emotion stehen.
* Es kommt durchaus vor, dass Emotionen auftreten, ohne dass eine Bewertung stattfindet.


Die englische Bezeichnung ''Commons'' bezieht sich auch auf spezifische Landnutzungsrechte ([[wikipedia:Servitut|Servitut]]e), die es bestimmten Bauern, den ''Commoners'' erlaubte und erlaubt, auf Land im Privat-, Kron- oder Gemeineigentum zuzugreifen.
Das reflexartige Auslösen impliziert auch, dass durch bloße Vorstellung von emotionsauslösenden Situationen, instrumentelles Handeln oder durch unwillkürliche körperliche Reaktionen, wie Mimik, Gefühle erlebt werden können, was in der modernen Psychologie als [[Rückkopplung|Feedback]]-Effekt bezeichnet wird.


== Allmende als Rechtsform ==
Im Jahre 1884 präzisierte James die ursprüngliche Fassung seiner Emotionstheorie, um auf zahlreiche Kritikpunkte einzugehen, u.&nbsp;a. 1893 von [[w:William Leonard Worcester|William Leonard Worcester]] (1845–1901), der der Meinung war, dass die bloße Wahrnehmung einer emotionsauslösenden Situation nicht hinreichend sei und dass willkürliche Handlungen keine spezifischen Emotionen evozieren könnten. James entgegnete in der entsprechenden Gegendarstellung, dass die viszeralen Reaktionen des Körpers nicht durch die Wahrnehmung, sondern durch eine latent vorhandene Idee des lebenswichtigen Elementes der Situation ausgelöst würden, und dass man spezifische Emotionen genau ausdifferenzieren müsse, da z.&nbsp;B. die Angst vor einem angreifenden Bären nicht gleichzusetzen sei mit der Angst vor dem Versagen in einer Prüfung. Echte Emotionen träten nur auf, wenn die viszeralen Veränderungen im Körper diffuser Natur und unspezifisch seien (im Gegensatz zu bspw. Frösteln oder Hunger, welche ja nicht zu Gefühlen im eigentlichen Sinne zu zählen sind). Außerdem hätten viszerale Veränderungen bei der Entstehung von Emotionen einen weitaus größeren Stellenwert als instrumentelle Reaktionen.


Die Allmende ist jener Teil des [[wikipedia:Gemeindevermögen|Gemeindevermögen]]s, der nicht unmittelbar im Interesse der ganzen Gemeinde zur Bestreitung derer Ausgaben verwandt wird, sondern an dem alle Gemeindemitglieder das [[wikipedia:Nutzungsrecht|Recht zur Nutzung]] haben. Die Allmende besteht meist aus unbeweglichem Gut wie [[wikipedia:Verkehrsweg|Wegen]], dem Wald, Gewässer zur Löschwasserversorgung, oder Weideland wie der Gemeindewiese, einem [[wikipedia:Hutewald|Hutewald]] oder [[wikipedia:Alm (Bergweide)|Sömmerungsgebiete der Alpen (Alm/Alp)]], auf der jeder seine Nutztiere [[wikipedia:Weideland|weiden]] lassen kann.
== Kritik ==
=== Allgemeine zeitkritische Anmerkungen ===
Die James-Lange-Theorie kann als Vorläufer des [[Behaviorismus]] angesehen werden. Psychologische Begriffsbildungen sind jedoch der primär verhaltenstheoretischen Sichtweise eigentlich fremd, da psychologische Tatsachen tendenziell eher aus unmittelbar empirischen Daten erklärt werden. Als Gründer des Behaviorismus gilt [[John B. Watson]] (1878–1958) mit seiner 1919 erschienenen Schrift „''Psychology from the Stand-point of a Behaviorist''“. James vertrat einen [[Darwinismus|darwinistisch]] geprägten [[Funktionalismus (Psychologie)|Funktionalismus]]. Seine fachliche Ausbildung erhielt Watson im Zentrum des amerikanischen Funktionalismus, an der [[w:University of Chicago|University of Chicago]]. Sein Lehrer an dieser Universität war [[James Rowland Angell]] (1869–1949). Angell seinerseits war ein Schüler von James (1842–1910).<ref name="FLP">[[Peter R. Hofstätter]] (Hrsg.): ''Psychologie''. Das Fischer Lexikon, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt a.&nbsp;M. 1972, ISBN 3-436-01159-2; S.&nbsp;70-72 zu Lemma „Behaviorismus“.</ref>


Die Nutzung kann auf Gemeinde- (oder Genossenschafts-) Mitglieder beschränkt sein oder generell öffentlich zugänglich sein, wie bei öffentlichen Wegen, Brunnen oder dem dörflichen [[wikipedia:Anger|Anger]]: Nur bei letzterem handelt es sich um Allgemeingut (im Sinne eines [[wikipedia:Gemeingut|Gemeingut]]s), das keinen Eigentümer hat bzw. wo die freie Benutzung als Grundrecht vorliegt.
=== Cannons Kritik ===


Daneben gibt es auch Rechte von Nutzungsberechtigten (''Commons'' sowie ''Commoners'' im Englischen). Diese umfassen Rechte ([[wikipedia:Servitut|Servitut]]e) wie:
Vielleicht gerade wegen ihres kontraintuitiven Charakters versuchten insbesondere [[Walter Cannon]] (1871–1945) und [[Philip Bard]] (1898–1977) ([[Cannon-Bard-Theorie]]) in den folgenden Jahren diese [[Emotionstheorie]] zu widerlegen, da ihrer Meinung nach einige Befunde existierten, die die James-Lange-Theorie nicht erklären könnte. Diese waren im Einzelnen:
* das [[wikipedia:Wasserrecht|Wasserrecht]],
* das [[wikipedia:Weiderecht|Weiderecht]],
* das [[wikipedia:Fischereirecht|Fischereirecht]],
* das Recht zum Abbau von Sand oder Kies und weiteren Rohstoffen im Rahmen des [[wikipedia:Bergregal|Bergregal]]s sowie das Recht zum Torfabbau,
* das Recht zur [[wikipedia:Waldhute|Waldhute]],
* das Recht zur Entnahme von Bau- und Brennholz, oft auf kleinere Bäume und Fallholz begrenzt ([[wikipedia:Holzrecht|Holzrecht]]).
Die entsprechenden Rechte waren zumeist in Arten und Menge begrenzt und wurden mit pauschalen oder quantifizierten Gebühren belegt, durften aber nicht verwehrt werden. Das Eigentum am Land verblieb beim Grundherrn.


=== Formen ===
* Eine Trennung der Viszera vom zentralen Nervensystem hat keine Einschränkungen im emotionalen Erleben zur Folge. Dies wurde durch Cannon anhand von Experimenten mit Hunden und Katzen nachgewiesen, indem er das Rückenmark durchtrennte, aber keine emotionale Veränderung feststellen konnte.
Die Allmende wird entweder von allen Gemeindemitgliedern oder nur von einzelnen bestimmten Berechtigten (der so genannten [[wikipedia:Realgemeinde|Realgemeinde]] oder [[wikipedia:Nutzungsgemeinde|Nutzungsgemeinde]]) benutzt:
* Die Viszera ist zu unempfindlich, als dass sie starke physiologische Erregung verursachen könnte.
* Veränderung in der Viszera dauern zu lange, als dass sie als Grund für das plötzliche Entstehen von Emotionen herangezogen werden könnten.
* Viele Emotionen haben die gleichen physiologischen Erregungsmuster, weshalb die Wahrnehmung der physiologischen Erregung keine spezifische Zuordnung erlaube.
* Das künstliche Induzieren der emotionsspezifischen Erregungsmuster hat keine wahrgenommene Emotion zur Folge, sondern nur eine Art kalten Erregungszustand (wobei sich Cannon auf Adrenalinexperimente Maranons berief, die später auch Schachter für die Ausarbeitung seiner Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion dienten)


* ''Nutzung durch alle Gemeindemitglieder'': Im ersteren Fall benutzt sie entweder die ganze Gemeinde ungeteilt oder sie wird alljährlich nach Losen verliehen oder auch alljährlich unter öffentlicher Autorität verwaltet und nur der Ertrag wird verteilt. Ein typisches Beispiel ist der [[wikipedia:Anger|Anger]].
Cannon stellte dementsprechend sowohl hinreichende als auch notwendige Ursachen der James-Lange-Theorie in Frage und bot eine alternative, selbstkonzipierte Theorie an.
* ''Nutzung durch einzelne Berechtigte'': Im letztern Fall bleibt die Allmende zwar Eigentum der [[wikipedia:Korporation|Korporation]], jedoch mit der Besonderheit, dass ihre Benutzung nicht allen Gemeindegliedern, sondern nur einer bestimmten Anzahl, meist den Besitzern bestimmter Güter (Bauernhöfe, Hofgüter, im Gegensatz zu den bloßen [[wikipedia:Kate (Hütte)|Katen]]), zusteht.


Die einzelnen Nutzungsanteile (''Gemeindeteile'', ''Rechtsame'', ''Meenten'', ''Waren'', ''Gewalten'') sind in der Regel als Zubehörungen der betreffenden Bauerngüter zu betrachten. Diese Nutzungsrechte an den Allmenden hängen mit den Verhältnissen der alten [[wikipedia:Markgenossenschaft|Markgenossenschaft]]en zusammen, welche an Wald und Wiese noch nicht ein Alleineigentum, sondern nur ein durch Hofbesitz bedingtes Miteigentum zu ideellen Teilen kannten (und kennen).
== Neojamesianische Theorien ==


Gemeinsam ist den Formen aber, dass die Rechte nie an [[wikipedia:natürliche Person|natürliche Person]]en, sondern an die Gemeinde selbst oder die jeweiligen Höfe (im Sinne einer ''[[wikipedia:Juristische Person|juristischen Person]]'') gebunden sind. Die Inanspruchnahme des Anrechts erfordert also Gemeindemitgliedschaft oder die Eigenschaft des Haushaltsvorstandes.
Selbst in den 1970er Jahren wurde die Auffassung vertreten, dass zumindest ein Teil der James-Lange-Theorie zutreffe. In dieser Zeit wurden die neo-jamesianischen Emotionstheorien begründet, die postulieren, dass körperliche Veränderungen und deren Wahrnehmung eine bedeutende Komponente bei der Emotionsentstehung seien und deren prominentester Vertreter wohl [[w:Silvan Tomkins|Silvan Tomkins]] ist, welcher davon ausging, dass subkortikale Programme existieren, die für die fundamentalen Emotionen essentiell seien. Werden diese Programme abgespielt, so finden Veränderungen in der Mimik und Gestik sowie in der Viszera statt und eben die Wahrnehmung dieser Veränderungen sorgt dafür, dass der Mensch seiner Emotion gewahr wird.


== Geschichte und Entwicklung ==
Seit den 1990er Jahren wurden wieder vermehrt theoretische Konzepte wie die [[Hypothese der somatischen Marker]] entwickelt, wonach Emotionen sich aus der [[interozeption|interozeptiven]] Wahrnehmung von körperlichen Zuständen ableiten. So geht die [[w:Facial-Feedback-Hypothese|Facial-Feedback-Hypothese]] davon aus, dass [[Mimik]] und Gesichtsausdrücke das Emotionserleben beeinflussen, die zuletzt in die Kritik geratene Theorie des [[w:Power Posing|Power Posing]] nimmt dies für Körperhaltungen an.
Im frühen Mittelalter gab es praktisch in jedem Dorf eine Allmende. Sie ging auf das Gemeineigentum der alten Markgenossenschaft, die „Gemeine Mark“ zurück.
Vor allem in Norddeutschland waren Allmenden für die bäuerlichen Betriebe von besonderer Bedeutung. [[wikipedia:Heide_(Landschaft)|Heiden]] und Niedermoore dienten zur [[wikipedia:Plaggen]]gewinnung und -düngung um einen intensiven Anbau auf [[wikipedia:Eschflur|Eschländereien]] zu ermöglichen. Sie dienten als Weide oder der Holzgewinnung. Großflächig vorhandene Hochmoore dienten der [[wikipedia:Torfstich|Torfgewinnung]].<ref name="autogenerated1977">Martin Born: Geographie der ländlichen Siedlungen, 1977, ISBN 978-3-443-07104-2, S. 64</ref>


In Spanien gab es mit fortschreitender ''[[wikipedia:reconquista|reconquista]]'' in den Gebieten mit freien Männern neu besiedelte Kommunen, zu deren Bestellung sich die Anrainer zusammenfanden. Daraus erwuchs eine bis heute vereinzelt erhaltene Grundeigentumsstruktur bedeutender ''[[wikipedia:ejido|ejido]]''-Flächen (Feld-, Flur- und Waldgemeinschaften), die von den Kommunen in gemeinsamer Regie kultiviert und genutzt wurde. In den englischsprachigen Ländern war und ist ein Großteil des Landes im Eigentum der Krone, (vgl. [[wikipedia:Kronland (Kanada)|Kronland (Kanada)]]) und die Commons ermöglichten, entsprechende Nutzungsrechte zu erwerben.  
== Literatur ==
* W.-U. Meyer, A. Schützewohl, R. Reisenzein: ''Einführung in die Emotionspsychologie''. Band 1. 2. Auflage. Hans Huber Verlag, Bern 2001, Kapitel 3
* W. L. Worcester: ''Observations on Some Points in James’s Psychology. II. Emotion.'' In: ''The Monist'' 3(2), 1893, S. 287. 8.


Im 15. und 16. Jahrhundert eigneten sich in Deutschland und England in vielen Fällen die weltlichen Herrscher die Gemeindeflächen an, was ein wichtiger Grund für den [[wikipedia:Deutscher Bauernkrieg|deutschen Bauernkrieg]] war.
== Einzelnachweise ==
Zur stärkeren Verkleinerung der Allmende kam es durch Inanspruchnahme durch [[wikipedia:Markkötter|Markkötter]], die seit Anbeginn der [[Neuzeit]] durch Allmenderodungen Landbesitz zu erringen suchten.<ref name="autogenerated1977"/>
<references />
In England trieb die [[wikipedia:Enclosure Movement|Enclosure-Bewegung]] die Kommerzialisierung der britischen Landwirtschaft voran und wurde zu einer wichtigen Bedingung für die [[wikipedia:industrielle Revolution|industrielle Revolution]]. Der Wegfall der Allmende führte zu wirtschaftlichen Beeinträchtigungen und Verarmung von Kleinbauern. Aus der verarmten und durch das Bevölkerungswachstum zunehmenden Landbevölkerung rekrutierte sich dann die Arbeiterschaft in den schnellwachsenden nordenglischen Industriestädten.
 
Ende des 19. Jahrhunderts wurde durch die Intensivierung der Landwirtschaft vielfach eine Teilung der Allmenden (siehe auch [[wikipedia:Markenteilung|Markenteilung]], [[wikipedia:Separation (Flurbereinigung)|Separation]] oder Verkoppelung) herbeigeführt, welche juristisch nichts anderes war als völlige Veräußerung des Eigentums der Korporation an die Gemeindeglieder und zu einer frühen Form der [[wikipedia:Flurbereinigung|Flurbereinigung]] führte. 
 
Das ursprüngliche Rechtsgut der Allmende hat sich vereinzelt in Süddeutschland, den Alpengebieten Österreichs und der Schweiz erhalten, während in den meisten Fällen die Allmende in das Eigentum der Einzelberechtigten oder der politischen Gemeinde oder in dasjenige einer besonderen Nutzungsgemeinde ([[wikipedia:Realgemeinde|Real]]-, Nachbar-, [[wikipedia:Altgemeinde|Alt]]-, Markgemeinde) übergegangen ist.
 
Weil vielfach die überlieferten Bewirtschaftungsregeln für die Allmendeflächen nicht mit modernen landwirtschaftlichen Methoden in Einklang zu bringen waren, ging im 20. Jahrhundert die wirtschaftliche Nutzung der Allmende weitgehend zurück. Oft wurde dann auf solche Flächen z.&nbsp;B. für die Schaffung von Neubau- oder Industriegebieten oder Sportanlagen zurückgegriffen.
 
== Moderne Allmenden ==
Auf der Suche nach Bewältigungsstrategien für die ökologischen Krisen des 21. Jahrhunderts rückt die Allmendbewirtschaftung wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.
 
=== Alpgenossenschaften ===
Im ganzen Alpenraum  existieren Allmenden auch heute, zum Beispiel in der Schweiz in der [[wikipedia:Horgen ZH#Allmendkorporation Reiti|''Allmendkorporation Reiti'' in Horgen am Zürichsee]]. Unter anderem gibt es in den [[wikipedia:Kanton (Schweiz)|Kantonen]] [[wikipedia:Kanton Graubünden|Graubünden]] und [[wikipedia:Kanton Uri|Uri]] viele Alpweiden als Allmenden (auch ''Allmeinen'' genannt). Die daran beteiligten Landwirte haben das Recht, ihr Vieh nach bestimmten Nutzungsregeln darauf weiden zu lassen. Die Nutzung wird nach [[wikipedia:Kuhrecht|Kuhrecht]]en vergeben. ''Ein Kuhrecht'' besagt, dass der Landwirt ''eine'' Kuh darauf weiden lassen darf.
Auch sind die Weide- und [[wikipedia:Triftweg|Triftweg]]e, welche zu den verschiedenen Wirtschaftsflächen der Bauern führen, meist Gemeingut.
 
=== Allmendweiden ===
In Deutschland existieren solche heute (2010) z.&nbsp;Bsp. im südlichen [[wikipedia:Hotzenwald|Hotzenwald]] (D) um die Gemeinde [[wikipedia:Ibach (Schwarzwald)|Ibach]] herum sowie in Südbayern.
 
In [[wikipedia:Nordamerika|Nordamerika]] beruht das Projekt zur Wiederverbreitung des [[wikipedia:Amerikanischer Bison|amerikanischen Bisons]], [[wikipedia:Buffalo Commons|Buffalo Commons]] in den [[wikipedia:Great Plains|Great Plains]], auf dem Prinzip der Allmend-Bewirtschaftung.
 
== Der Begriff der Allmende im übertragenen Sinn ==
So ist beispielsweise auch das Copyright der Internetenzyklopädie [[Wikipedia:Wikipedia|Wikipedia]] und auch von [[AnthroWiki]] ein [[wikipedia:Gemeingut|Gemeingut]] und stellt damit eine [[Wikipedia:Wissensallmende|Wissensallmende]] dar.
In erweiterter Form findet der Begriff auch in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der Informatik<ref>[http://www.alfred-buellesbach.de/PDF/05_Lutterbeck_Wissensg.pdf Bernd Lutterbeck: Die Wissensgesellschaft bauen!, in: Umbruch von Regelungssystemen in der Informationsgesellschaft. Freundesgabe für Alfred Büllesbach. Johann Bizer, Bernd Lutterbeck, Jochen Rieß (Herausgeber), Stuttgart 2002] als pdf-Datei</ref>
 
Verwendung:
* So werden in der [[Wikipedia:Mikroökonomie|Mikroökonomie]] allgemein bestimmte Güter als [[wikipedia:Allmendegut|Allmendegüter]] bezeichnet.
* Als ''[[Wikipedia:Wissensallmende|Wissensallmende]]'', englisch ''Commons'' bezeichnet man gemeinsames Gut der modernen Informationsgesellschaft.<ref>[http://www.thepublicdomain.org/download/ James Boyle: ''The Public Domain. Enclosing the Commons of the Mind'', Yale: Yale University Press, 2008].</ref>
* Die ''[[Wikipedia:Tragik der Allmende|Tragik der Allmende]]'' (''Tragedy of the Commons'') führt zur Übernutzung einer Ressource, wenn zu viele Eigner ein Privileg haben, die Ressource zu nutzen und keiner das Recht hat, andere von der Nutzung auszuschließen.
* Die ''Tragik der Anti-Allmende'' (''Tragedy of the Anti-Commons'') führt zur Unternutzung einer Ressource, wenn viele Eigentümer das Recht haben, andere von der Nutzung der Ressourcen auszuschließen und keiner ein effektives Nutzungsprivileg hat.<ref>Michael A. Heller (1998): The Tragedy of the Anticommons. Property in the Transition from Marx to Markets. In: Harvard Law Review Vol. 111 (1998), pp 622.</ref>
 
Der englische Begriff 'Tragedy of the Commons' wird unter anderem auf Überlegungen von William Forster Lloyd (1795–1852) zur Bevölkerungsentwicklung zurückgeführt.<ref> William Forster Lloyd, Two Lectures on the Checks to Population (Oxford, England: Oxford University Press, 1833)</ref>
 
Nach [[Wikipedia:Joachim Radkau|Joachim Radkau]]<ref name = "rad" >Joachim Radkau 'Natur und Macht, Eine Weltgeschichte der Umwelt' C.H.Beck, 2002 ISBN 3-406-48655-X</ref> steht er damit in einer ganzen Reihe von Wissenschaftlern und Agrarreformern, die seit dem 18. Jahrhundert ein angebliches Allmendeproblem diskutierten und exemplarisch für die Abschaffung von hergebrachten Formen des Gemeineigentums verwendeten. Der Mikrobiologe und Ökologe [[Wikipedia:Garrett Hardin|Garrett Hardin]] erweiterte den Begriff 1968 in einem Essay für die Zeitschrift ''Science'', ebenfalls unter dem Titel ''The Tragedy of the Commons''.<ref> Garret Hardin,'' The Tragedy of the Commons'', Science, 162 (1968) S. 1243-1248.</ref> Die (deutsch) ''Tragik der Allmende'' sei nach Hardin ein unvermeidliches Schicksal der Menschheit, für das es keine technologische Lösung gebe. Hardin, der sich selbst in die Tradition [[Wikipedia:Robert Malthus|Robert Malthus]] stellt,<ref>Frühling 1998 THE SOCIAL CONTRACT, The Feast of Malthus Living within limits, von Garrett Hardin, S. 181- 187</ref> sah den Begriff als [[Wikipedia:Metapher|Metapher]] für Überbevölkerung und forderte eine globale Geburtenkontrolle und rigide internationale Beschränkungen etwa des Fischfangs.   
 
Radkau sieht bei Hardin eine deutlich veränderte Verwendung des Allmendebeispiels".<ref name = "rad"/> Hardin fordere damit nicht mehr den privaten Zugriff auf ehemals gemeinsam verwaltete Güter. Es ging um umgekehrt um eine vermehrte staatliche oder internationale Regulation von Gemeingütern auf globaler Ebene (eine 'Ökodiktatur' bei Radkau<ref name = "rad"/><!--(S. 92)-->).
 
Auf die tatsächliche Allmendewirtschaft gehe die Modellvorstellung in beiden Ausprägungen kaum ein. Diese sei (gerade auch bei einer gewissen Überweidung) ökologisch sehr interessant und von einem großen Artenreichtum geprägt. Die Allmendewirtschaft geht mittlerweile mit wissenschaftlich begründeten Strategien nachhaltig vor. Die wahre 'Tragik der Allmende' bestand Radkau zufolge im Aufruf zu einer "ökonomischen" sprich ungehemmten Nutzung der Allmendebestände, was in der Neuzeit auch eingetreten sei und im Sinne einer 'self fullfilling prophecy' zeitweise krisenhafte Auswirkungen hatte.<ref name = "rad"/>
 
Moderne Formen der Allmenderegulierung, im direkten<ref>Die Anwendung des Prinzips der nachhaltigen Entwicklung Raimund Rodewald et. al. (2003)</ref><ref>Nachhaltige Landschaftsentwicklung mit Hilfe von institutionellen Ressourcenregimen Authors: Lenhard, Vera Christine; Rodewald, Raimund Source: GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, Volume 9, Number 1, March 2000 , pp. 50-57(8).</ref> bezogen auf die Ressource Landschaft wie im übertragenen, sozialwissenschaftlichen Sinn<ref>Prozessmuster der Allmenderegulierung: Die Rolle von Strategien, Information und Institutionen – Abschlussbericht – Andreas M. Ernst, Andrea Bender, Renate Eisentraut und Stefan Seitz April 2001 Research Reports Institute of Psychology University of Freiburg Germany </ref> sind mittlerweile Gegenstand von internationalen Forschungsprojekten wie auch der Untersuchung von Handlungs- und Prozessmustern etwa in der Psychologie. [[Wikipedia:Elinor Ostrom|Elinor Ostrom]] erhielt gemeinsam mit [[Wikipedia:Oliver E. Williamson|Oliver E. Williamson]] 2009 den [[Wikipedia:Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel|Wirtschaftsnobelpreis]]. Ostrom habe gezeigt, „wie [[wikipedia:Öffentliches Gut|öffentliche Güter]] und [[wikipedia:Allmendegut|Allmendegüter]] von Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet werden können“.


In der Entwicklungspolitik, etwa am Beispiel des landwirtschaftlichen Umbruchs in China werden unter dem Schlagwort 'The Tragedy of the Commons revisited' statt einer modellhaft strikten Unterscheidung zwischen privatem, staatlichem oder Gemeineigentum und einer gänzlich freien Verfügbarkeit historisch wie aktuell Übergangsformen festgestellt und ein Co-Management derselben empfohlen.<ref>Tony Banks, Property Rights Reform in Rangeland China: Dilemmas On the Road to the Household Ranch, Massey University, Palmerston North, New Zealand World Development Vol. 31, No. 12, pp. 2129–2142, 2003</ref>


=== Elinor Ostrom: Governing the Commons (1990) ===
[[Kategorie:Affekt]]
International bekannt wurde [[wikipedia:Elinor Ostrom|Elinor Ostrom]] vor allem mit ihrem Buch ''Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action'' (1990) (deutsche Übersetzung 1999: Die Verfassung der Allmende. Jenseits von Staat und Markt), in dem sie sich mit Problemen [[wikipedia:Kollektives Handeln|kollektiven Handelns]] bei [[wikipedia:Knappheit|knappen]] [[wikipedia:Natürliche Ressource|natürlichen Ressourcen]], die gemeinschaftlich genutzt werden (Allmenden), beschäftigt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass für eine angemessene und nachhaltige Bewirtschaftung von lokalen [[wikipedia:Allmendegut|Allmenderessourcen]] in vielen Fällen eine institutionalisierte lokale [[Kooperation]] der Betroffenen sowohl staatlicher Kontrolle als auch [[wikipedia:Privatisierung|Privatisierung]]en überlegen sei.
[[Kategorie:Allgemeine Psychologie]]
 
In einem [[wikipedia:Neue Institutionenökonomik|institutionenökonomischen]] Ansatz stellte sie zwei voneinander getrennte Probleme heraus, zum einen die Nutzung und zum anderen die Bereitstellung der Ressourcen betreffend ([[wikipedia:Trittbrettfahrerproblem|Aneignungs- und Bereitstellungsproblem]]). Anhand der Analyse zahlreicher Einzelfälle weltweit, wie zum Beispiel regionaler Bewirtschaftungsformen für Hochgebirgs[[wikipedia:Alm (Bergweide)|almen]] in der Schweiz und Japan sowie Bewässerungssystemen in Spanien und auf den Philippinen, zeigt sie erfolgreiche und gescheiterte Beispiele für die nachhaltige Bewirtschaftung von lokalen Allmenderessourcen in [[Selbstorganisation]] ([[Selbstverwaltung]]) auf.
 
Als Resümee ihrer Forschung nannte Ostrom folgende Prinzipien für erfolgreiche Lösungen von lokalen Allmendeproblemen:<ref name="Kevenhörster">Politikwissenschaft, Band 2, Paul Kevenhörster, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2006, ISBN 3-531-15184-3, S. 357</ref>
# Klar definierte Grenzen und einen wirksamen [[wikipedia:Ausschließbarkeit|Ausschluss]] von externen Nichtberechtigten.
# Regeln bezüglich der Aneignung und der Bereitstellung der Allmenderessourcen müssen den lokalen Bedingungen angepasst sein.
# Die Nutzer können an Vereinbarungen zur Änderung der Regeln teilnehmen, so dass eine bessere Anpassung an sich ändernde Bedingungen ermöglicht wird.
# Überwachung der Einhaltung der Regeln.
# Abgestufte [[Sanktion]]smöglichkeiten bei Regelverstößen.
# Mechanismen zur [[wikipedia:Konfliktlösung|Konfliktlösung]].
# Die Selbstbestimmung der Gemeinde wird durch übergeordnete Regierungsstellen anerkannt.
 
Des Weiteren wies sie auf die Bedeutung von verschachtelten Institutionen hin: ist eine Gemeinressource eng mit einem umfassenden sozioökologischen System verbunden, dann werden die Regeln auf vielen ineinander verschachtelten Ebenen und nicht hierarchisch organisiert.
 
Ostrom ist es mit diesem Buch gelungen, die Komplexität befriedigender Lösungen lokaler Ressourcenprobleme und die Unzulänglichkeit einfacher Rezepte zu verdeutlichen. Was ohne Zweifel gezeigt wird, ist, dass es Probleme von Allmenderessourcen gibt, die auch ohne eine Privatisierung dieser Ressourcen und auch ohne eine zentralstaatlich von oben angeordnete Lösung gelöst werden konnten.<ref>Gebhard Kirchgässner: ''Rezension von Elinor Ostrom, Die Verfassung der Allmende'', in Politische Vierteljahresschrift, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Volume 43, Number 2 / Juni 2002, S. 372–374</ref>
 
== Siehe auch ==
* [[wikipedia:Agrargemeinschaft|Agrargemeinschaft]]
* [[wikipedia:Gemeingut|Gemeingut]]
* [[Eigentum#Sonderfall: Gesellschaftliches Eigentum|Gesellschaftliches Eigentum]]
* ''[[wikipedia:Ejido|Ejido]]''
* [[wikipedia:Feldmark|Feldmark]]
* [[wikipedia:Jedermannsrecht|Jedermannsrecht]]
* [[wikipedia:Markgenossenschaft|Markgenossenschaft]]
* [[wikipedia:Prinzip des Gemeineigentums|Prinzip des Gemeineigentums]]
* [[Privateigentum]]
* [[wikipedia:Voede|Voede]]
* [[Kapitalneutralisierung]]
* [[wikipedia:Globale öffentliche Güter|Globale öffentliche Güter]]
 
== Literatur ==
* H.Chr. Binswanger, et al.: Eigentum und Eigentumspolitik. Ein Beitrag zur Totalrevision der Schweizerischen Bundesverfassung, Zürich: Schulthess Polygraphischer Verlag, 1978
* H.Chr. Binswanger, H. Frisch und H. Nutzinger: Arbeit ohne Umweltzerstörung. Frankfurt a.M. 1983
* Elinor Ostrom: Die Verfassung der Allmende. Jenseits von Staat und Markt, Mohr, Tübingen 1999
* Theodor Felber: ''Die Allmenden des alten Landes Schwyz. Mit einer Kartenbeilage'', in: Jahresberichte der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft in Zürich, Band 2 (1900-1901), S. 61–84 ([http://retro.seals.ch/digbib/view?rid=ghl-001:1900-1901:2::75 Digitalisat])
* Bernd Schildt: ''Allmende''. In: ''Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte'' I, 2. Aufl., Berlin 2008, Sp. 169-180 (mit umfänglicher Bibliographie bis einschließlich 2003, Sp. 178 ff.), ISBN 978-3-503-07912-4
* Hartmut Zückert: ''Allmende und Allmendaufhebung. Vergleichende Studien zum Spätmittelalter bis zu den Agrarreformen des 18./19. Jahrhunderts.'' Lucius & Lucius, Stuttgart 2003, ISBN 3-8282-0226-8
* Hrsg.: ''Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg'' -LfU-, Karlsruhe; Cornelia Bischoff, Peter Detzel, Klemens Fritz: ''Wälder, Weiden, Moore - Naturschutz und Landnutzung im Oberen Hotzenwald'', ''Naturschutz-Spectrum'', Bd.94, Verlag Regionalkultur, 2004 440 S. m. 354 meist farb. Abb. 24 cm, Gebunden, ISBN 978-3-89735-268-1
* Hrsg.: Dirk Lederbogen, Gert Rosenthal, Dagmar Scholle, Jürgen Trautner, Beate Zimmermann, Giselher Kaule: ''Allmendweiden in Südbayern: Naturschutz durch landwirtschaftliche Nutzung'', ''Angewandte Landschaftsökologie'' H.62, ''Bundesamt für Naturschutz'' -BfN-, Bonn (D), Landwirtschaftsverlag, 2004, 469,LXI, XVI S. m. zahlr. meist farb. Abb., Kartoniert/Broschiert, ISBN 978-3-7843-3734-0
*Lilo Fischer: ''Die Common Property Debatte neu betrachtet – Von der „Tragedy" zu den „Benefits" der Commons'', Schriftenreihe Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Berlin 1996, ISBN 3-932092-00-7, {{VT16|https://www.ioew.de/uploads/tx_ukioewdb/IOEW_SR_104_common_property_Debatte_neu_betrachtet.pdf}} 
*[[wikipedia:Elinor Ostrom|Elinor Ostrom]]: ''Die Verfassung der Allmende. Jenseits von Staat und Markt'', Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 978-3-16-147136-0, {{IT|16|https://www.mohr.de/buch/die-verfassung-der-allmende-9783161471360|Verlagsauskunft}} (Übersetzung, deutsche Ausgabe von: Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action,1990) ; (''Obwohl auf den Paradigmen der egozentrierten Nutzenmaximierung und [[wikipedia:Spieltheorie|Spieltheorie]] beruhend, kommt Ostrom (der Schule der [[wikipedia:Neue Institutionenökonomik|Neuen Institutionenökonomie]] angehörend) zu interessanten Ergebnissen, bezüglich der Möglichkeiten nachhaltigen Wirtschaftens, und der Bedeutung von Selbstverwaltung und von kulturellen und rechtlichen (staatsunabhängige Regelungen) Aspekten für das Funktionieren von Allmende-Wirtschaft. Ostrom erhielt 2009 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften')
*Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): ''Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat'', transcript Verlag Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-2036-8 {{VT16|http://www.boell.de/sites/default/files/2012-04-buch-2012-04-buch-commons.pdf}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Allmende}}
* {{HLS|13704|Allmend}}
* [http://www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1311120/index.html Regierungspräsidium Baden-Württemberg, rp.baden-wuerttemberg.de: ''Natura 2000-Managementplan (MaP) Gletscherkessel Präg / Weidfelder im Oberen Wiesental'']
* [http://web.archive.org/web/20080317201927/http://dlc.dlib.indiana.edu/DLCImage/index.jsp Digital Library of the Commons (DLC), Forschungsbibliothek]
* [http://www.thecommonsjournal.org/index.php/ijc International Journal of the Commons]
*[http://www.heise.de/tp/artikel/43/43293/1.html Patrick Spät: Ich habe was, was du nicht hast. Wie der gewaltsame "Allmende-Raub" den Kapitalismus beflügelte (telepolis heise online 2014)]
*[http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/allmende-wo-kuh-und-schaf-gemeinsam-grasen-1581179.htmlhttp://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/allmende-wo-kuh-und-schaf-gemeinsam-grasen-1581179.html Wo Kuh und Schaf gemeinsam grasen]
*[http://www.bpb.de/apuz/33204/elinor-ostrom-und-die-wiederentdeckung-der-allmende?p=all Volker Stollorz: Elinor Ostrom und die Wiederentdeckung der Allmende (5.7.2011) Geht es um nachhaltige Ressourcenverwaltung, wird gerne die "Tragik der Allmende" ins Feld geführt: Eigennutz führe zur Übernutzung von Gemeingü­tern. Ostrom hat gezeigt, dass es auch anders geht.]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Soziales Leben]]
[[Kategorie:Wirtschaft]]
[[Kategorie:Landwirtschaft]]
[[Kategorie:Recht]]
[[Kategorie:Grund und Boden]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 7. Dezember 2018, 13:16 Uhr

Die James-Lange-Theorie der Körperreaktionen besagt, dass Gefühle Begleiterscheinungen körperlicher Vorgänge seien. Die Grundidee dieser Emotionstheorie fand sich bereits bei verschiedenen älteren Autoren, z. B. René Descartes, Aristoteles, Hermann Lotze und Spinoza. Allerdings wurde sie erst durch William James’ Arbeit What is an Emotion? (1884) populär. Fast zeitgleich, aber unabhängig von James, veröffentlichte auch der dänische Physiologe Carl Lange ein Buch (Ueber Gemüthsbewegungen, 1885), das auf ähnliche Art und Weise Emotionen betrachtete, weshalb beide den Namen der Theorie prägten.

Grundaussage

Nach James sind Gefühle die Folge viszeraler Veränderungen (vgl. Lange: vasomotorische Reaktionen), die meist reflexartig bei der Wahrnehmung von emotionsauslösenden Sachverhalten auftreten, was aber nur für gröbere Emotionen, wie Zorn, Liebe, Freude, Furcht und Stolz gilt, die mit relativ starken körperlichen Symptomen einhergehen. Zudem seien instrumentelle Handlungen für bestimmte Emotionen charakteristisch. Dafür, dass laut James’ biologischer Emotionstheorie im Gegensatz zu späteren kognitiven Emotionstheorien (u. a. die Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion von Stanley Schachter und Gregorio Marañón) (auch Appraisal-Theorien genannt) keine zusätzlichen Prozesse geistiger Verarbeitung für das Auslösen von Emotionen verantwortlich sind, sprechen nach James drei Sachverhalte, die er introspektiv erfasste:

  • Die Bewertung eines emotionsauslösenden Objektes erfolgt erst nach dessen Auftreten.
  • Die Bewertung kann im Gegensatz zur Emotion stehen.
  • Es kommt durchaus vor, dass Emotionen auftreten, ohne dass eine Bewertung stattfindet.

Das reflexartige Auslösen impliziert auch, dass durch bloße Vorstellung von emotionsauslösenden Situationen, instrumentelles Handeln oder durch unwillkürliche körperliche Reaktionen, wie Mimik, Gefühle erlebt werden können, was in der modernen Psychologie als Feedback-Effekt bezeichnet wird.

Im Jahre 1884 präzisierte James die ursprüngliche Fassung seiner Emotionstheorie, um auf zahlreiche Kritikpunkte einzugehen, u. a. 1893 von William Leonard Worcester (1845–1901), der der Meinung war, dass die bloße Wahrnehmung einer emotionsauslösenden Situation nicht hinreichend sei und dass willkürliche Handlungen keine spezifischen Emotionen evozieren könnten. James entgegnete in der entsprechenden Gegendarstellung, dass die viszeralen Reaktionen des Körpers nicht durch die Wahrnehmung, sondern durch eine latent vorhandene Idee des lebenswichtigen Elementes der Situation ausgelöst würden, und dass man spezifische Emotionen genau ausdifferenzieren müsse, da z. B. die Angst vor einem angreifenden Bären nicht gleichzusetzen sei mit der Angst vor dem Versagen in einer Prüfung. Echte Emotionen träten nur auf, wenn die viszeralen Veränderungen im Körper diffuser Natur und unspezifisch seien (im Gegensatz zu bspw. Frösteln oder Hunger, welche ja nicht zu Gefühlen im eigentlichen Sinne zu zählen sind). Außerdem hätten viszerale Veränderungen bei der Entstehung von Emotionen einen weitaus größeren Stellenwert als instrumentelle Reaktionen.

Kritik

Allgemeine zeitkritische Anmerkungen

Die James-Lange-Theorie kann als Vorläufer des Behaviorismus angesehen werden. Psychologische Begriffsbildungen sind jedoch der primär verhaltenstheoretischen Sichtweise eigentlich fremd, da psychologische Tatsachen tendenziell eher aus unmittelbar empirischen Daten erklärt werden. Als Gründer des Behaviorismus gilt John B. Watson (1878–1958) mit seiner 1919 erschienenen Schrift „Psychology from the Stand-point of a Behaviorist“. James vertrat einen darwinistisch geprägten Funktionalismus. Seine fachliche Ausbildung erhielt Watson im Zentrum des amerikanischen Funktionalismus, an der University of Chicago. Sein Lehrer an dieser Universität war James Rowland Angell (1869–1949). Angell seinerseits war ein Schüler von James (1842–1910).[1]

Cannons Kritik

Vielleicht gerade wegen ihres kontraintuitiven Charakters versuchten insbesondere Walter Cannon (1871–1945) und Philip Bard (1898–1977) (Cannon-Bard-Theorie) in den folgenden Jahren diese Emotionstheorie zu widerlegen, da ihrer Meinung nach einige Befunde existierten, die die James-Lange-Theorie nicht erklären könnte. Diese waren im Einzelnen:

  • Eine Trennung der Viszera vom zentralen Nervensystem hat keine Einschränkungen im emotionalen Erleben zur Folge. Dies wurde durch Cannon anhand von Experimenten mit Hunden und Katzen nachgewiesen, indem er das Rückenmark durchtrennte, aber keine emotionale Veränderung feststellen konnte.
  • Die Viszera ist zu unempfindlich, als dass sie starke physiologische Erregung verursachen könnte.
  • Veränderung in der Viszera dauern zu lange, als dass sie als Grund für das plötzliche Entstehen von Emotionen herangezogen werden könnten.
  • Viele Emotionen haben die gleichen physiologischen Erregungsmuster, weshalb die Wahrnehmung der physiologischen Erregung keine spezifische Zuordnung erlaube.
  • Das künstliche Induzieren der emotionsspezifischen Erregungsmuster hat keine wahrgenommene Emotion zur Folge, sondern nur eine Art kalten Erregungszustand (wobei sich Cannon auf Adrenalinexperimente Maranons berief, die später auch Schachter für die Ausarbeitung seiner Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion dienten)

Cannon stellte dementsprechend sowohl hinreichende als auch notwendige Ursachen der James-Lange-Theorie in Frage und bot eine alternative, selbstkonzipierte Theorie an.

Neojamesianische Theorien

Selbst in den 1970er Jahren wurde die Auffassung vertreten, dass zumindest ein Teil der James-Lange-Theorie zutreffe. In dieser Zeit wurden die neo-jamesianischen Emotionstheorien begründet, die postulieren, dass körperliche Veränderungen und deren Wahrnehmung eine bedeutende Komponente bei der Emotionsentstehung seien und deren prominentester Vertreter wohl Silvan Tomkins ist, welcher davon ausging, dass subkortikale Programme existieren, die für die fundamentalen Emotionen essentiell seien. Werden diese Programme abgespielt, so finden Veränderungen in der Mimik und Gestik sowie in der Viszera statt und eben die Wahrnehmung dieser Veränderungen sorgt dafür, dass der Mensch seiner Emotion gewahr wird.

Seit den 1990er Jahren wurden wieder vermehrt theoretische Konzepte wie die Hypothese der somatischen Marker entwickelt, wonach Emotionen sich aus der interozeptiven Wahrnehmung von körperlichen Zuständen ableiten. So geht die Facial-Feedback-Hypothese davon aus, dass Mimik und Gesichtsausdrücke das Emotionserleben beeinflussen, die zuletzt in die Kritik geratene Theorie des Power Posing nimmt dies für Körperhaltungen an.

Literatur

  • W.-U. Meyer, A. Schützewohl, R. Reisenzein: Einführung in die Emotionspsychologie. Band 1. 2. Auflage. Hans Huber Verlag, Bern 2001, Kapitel 3
  • W. L. Worcester: Observations on Some Points in James’s Psychology. II. Emotion. In: The Monist 3(2), 1893, S. 287. 8.

Einzelnachweise

  1. Peter R. Hofstätter (Hrsg.): Psychologie. Das Fischer Lexikon, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt a. M. 1972, ISBN 3-436-01159-2; S. 70-72 zu Lemma „Behaviorismus“.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel James-Lange-Theorie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.