Kali (Göttin) und 72: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Kali.jpg|thumb|Kali]]
{{Zeichen|72<br>70}}
[[Datei:Kali and Bhairava in Union.jpg|thumb|Kali in Vereinigung mit dem Gott [[Wikipedia:Bhairava|Bhairava]], Aquarell, 18. Jahrhundert, [[Wikipedia:Nepal|Nepal]]]]
'''Zweiundsiebzig''', oft auch abgerundet zu '''Siebzig''', ist eine [[Zahl]] von hoher [[realsymbol]]ischer Bedeutung, vornehmlich in der [[jüdisch]]-[[christlich]]en Tradition. Sie spiegelt [[Kosmos|kosmische]] Verhältnisse wider, die für die [[Entwicklung]] des einzelnen [[Menschen]] und für die [[Menschheitsentwicklung]] insgesamt entscheidend sind. '''72''' bzw. '''70''' [[Jahr]]e währt die kosmisch bestimmte [[Lebensdauer des Menschen]], wobei 72 * 360 = [[25920]] etwa die Länge des [[Platonisches Weltenjahr|Platonischen Weltenjahres]] ist. 72 Jahre entsprechen damit ziemlich genau einem Tag des großen Weltenjahres. Ein Zwölftel dieses Weltenjahres, also 2160 Jahre, ergibt die Dauer einer [[Kulturepoche]], die damit einem Weltenmonat mit 30 Weltentagen entspricht (72 * 30 = 2160). Die tatsächliche Lebensdauer des Menschen kann von diesem kosmischen Idealmaß, bedingt durch die kulturellen und individuellen [[Karma|karmischen]] Verhältnisse, natürlich innerhalb gewisser Grenzen abweichen.
'''Kali''' ([[Sanskrit]], f., काली, {{IAST|kālī}}, wörtl.: „Die Schwarze“) ist im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] eine bedeutende Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. In der [[Wikipedia:Indische Mythologie|indischen Mythologie]] stellt sie eine Verkörperung des Zornes der [[Durga]] dar, aus deren Stirn sie entsprungen und dann das Weltall mit ihrem schrecklichen Brüllen erfüllt haben soll. In anderen Mythen ist sie die dunkle Seite [[Parvati]]s und eine der [[Mahavidyas]].


== Ikonographie ==
== Beispiele ==


Die Ikonographie zeigt Kali meistens schwarz, manchmal blau dargestellt. Sie hat mehrere Arme, meist vier oder zehn, und trägt eine Halskette aus Schädeln, einen Rock aus abgeschlagenen Armen, manchmal hängt ein totes Kind an ihrem Ohr. Die Attribute in ihren Händen können variieren: Meist hält sie einen abgeschlagenen Schädel, eine drohend erhobene Sichel und eine Blutschale. Auf der Stirn befindet sich das „Dritte Auge“ und ihre Zunge  streckt sie weit heraus. Doch  auf vielen Darstellungen ist ihre rechte Hand erhoben und zeigt die segnende und trostgebende [[Mudra]] (Handgeste).
* [[Zweiundsiebzig Sprachen]] und [[Wikipedia:Zweiundsiebzig Völker|Zweiundsiebzig Völker]] sind laut {{B|Gen|10||LUT}} durch die [[babylonische Sprachverwirrung]] als Folge des [[Turmbau zu Babel|Turmbaus zu Babel]] entstanden.
* [[Zweiundsiebzig Jünger]] des [[Christus]] werden im [[Lukasevangelium]] erwähnt {{Bibel|Lk|10|1–24|LUT}}.
* 72 [[jüdisch]]e Gelehrte sollen für die [[Wikipedia:Septuaginta|Septuaginta]] im Lauf von 72 Tagen in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] die [[Tora]], also die fünf Bücher [[Moses|Mose]], vom [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] ins [[Altgriechische Sprache|Griechische]] übertragen haben. Die 72 Gelehrten arbeiteten dabei völlig unabhängig voneinander, dennoch sollen die Übersetzung wortwörtlich vollkommen miteinander übereingestimmt haben, was als unmittelbare [[Inspiration]] durch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] angesehen wurde.
* Im [[Daoismus]] werden [[Wikipedia:Grottenhimmel|zweiundsiebzig glückliche Orte]] erwähnt.
* In der [[jüdisch]]en Überlieferung werden nach dem [[Tanach]] 72 [[Hierarchien|Engelsnamen]] genannt.
* Die [[Kabbala]] nennt 72 Namen Gottes.


Sowohl in der Mythologie als auch in der Ikonographie sind weibliche [[Wikipedia:Goldschakal|Goldschakal]]e Kalis wichtigste Begleittiere.<ref>Kinsley, David: Freedom from Death in the Worship of Kālī, In: Numen, 22. 1975,  3, S. 200</ref> Im Vasantaraja Sakuna, einem Buch, das von durch Tiere hervorgerufene Omen handelt, sind den Schakalweibchen 90 Verse gewidmet, und bei vielen Verehrern der Göttin gelten sie als Glück verheißende Botschafter. Demnach soll der Gläubige, der am Morgen das Schakalgeheul vernimmt, die Göttin grüßen.<ref>http://www.payer.de/kamasutra/kamas301.htm</ref>
== Die 72 Namen Gottes in der jüdischen Kabbala ==


== Bedeutung ==
'''72''' ist die '''Zahl der Namen Gottes''' in der jüdischen Kabbalah. Damit ist auch das Judentum eine positive Religion, wenn auch nciht gnaz so ausgeprägt, wie der Islam. Im Christentum ist diese Form der Theologie praktisch nicht bekannt. In der mittelalterlichen Scholastik war die ''Natürliche'' oder ''Rationale Theologie'' noch der Gipfel der Gefühle. Im Neuplatonismus wurde sogar ''nur'' eine ''Negative Theologie'' vertreten. Positive Aussagen über Gott waren grundsätzlich untersagt, weil man sie in Anbetracht der Größe und Heiligkeit Gottes für nicht angemessen hielt. Das ist auch der Grund, warum es im Christentum kaum echte Namen, Benennungen oder Zuschreibungen Gottes gibt.
 
Kalis Bedeutung beschränkt sich nicht auf den Todesaspekt. Die Gläubigen sehen sie trotz ihrer schrecklichen Gestalt auch als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter, als Kalima, da ihre zerstörerische Wut sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen [[Dämon]]en und Ungerechtigkeit richtet. In dieser furchterregenden Manifestation ist die Göttin zuständig für die Auflösung des Universums, die Sichel in der Hand deutet auf die Ernte, auf das Ende des Lebens. Kali ist auch „Kala“, die Zeit - und die Zeit vernichtet und verschlingt alles. Die Sichel ist ihren Anhängern aber nicht nur ein Symbol des Todes, sondern kann als Werkzeug der Erlösung verstanden werden: Sie durchschneidet Verwirrung, Unwissenheit und Bindungen und macht dadurch den Weg frei zur Erlösung. Damit gilt Kali auch als Zerstörerin der negativen Kräfte und Illusionen, die den Menschen daran hindern, Heil zu erlangen und den Geist zu befreien, um dem Kreislauf der Wiedergeburten, dem [[Samsara]], zu entkommen.
 
Als Göttin des Todes ist Kali also auch eine Göttin der Transformation, sie ist die Mutter, die das Leben gibt und sie ist es auch, die es wieder zurücknimmt. Im [[Wikipedia:Shaktismus|Shaktismus]] gilt sie als  Manifestation des Höchsten und wird als gnadenreiche Mutter und [[Moksha|Erlöserin]] verehrt.
 
Eine bekannte mythologische Geschichte ist die des Kampfes mit einem Dämon namens Raktavija, der die Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Wann immer er verletzt wurde und eine Gliedmaße oder ein Blutstropfen von ihm zur Erde fiel, entstand daraus ein zweiter Raktavija – er war somit unbesiegbar. Die Götter in ihrer Not wandten sich an die Muttergöttin [[Devi]], welche sich in Gestalt von Kali manifestierte und den Dämon angriff. Sie schlug ihm den Kopf ab und trank alles heraustretende Blut. Somit wurde Raktavija vollkommen vernichtet. Kali ist daher die Göttin der vollständigen Vernichtung, aber auch die Mutter Erde, in die alles zurückkehrt und die dafür Sorge trägt, dass nichts verloren geht.
 
Viele Texte beschreiben Kali als unabhängig von einer männlichen Gottheit. Wenn eine solche jedoch erscheint, ist es [[Shiva]], als dessen Gefährtin oder Ehefrau sie ihn zu wildem, unzivilisierten Verhalten anstiftet. Viele Bilder zeigen, wie sie auf Shiva tanzt oder steht, denn im Mythos wird erzählt, einst habe Kali, trunken vom Blut ihrer Feinde, auf dem Schlachtfeld triumphierend getanzt und um ihr Toben zu stoppen, habe Shiva sich hingelegt wie eine Leiche. Erst als Kali auf ihm tanzte, habe sie ihren Gemahl erkannt und eingehalten. Vor Schreck und Scham über ihr Verhalten habe sie die Zunge herausgestreckt.
 
Auf einer anderen Bedeutungsebene drückt das Bild der Kali auf dem leblosen Körper ganz deutlich ihre Überlegenheit aus: Sie ist [[Shakti]], das bedeutet Energie - der dynamische Aspekt Shivas. „Shiva ohne Kali ist ‚Shava‘ (d.h. leblos)“, so eine gängige Redensart bei ihren Verehrern. Aber letztlich sind [[Shiva]] und Kali eine untrennbare Einheit. [[Tantrismus|Tantrische]] Werke zeigen sie in Liebesvereinigung, als Elternpaar des Universums. In einem weiteren Mythos ist es Shiva als Kind, der ihre mütterliche Seite weckt. Im [[Tantra]] wird der abgeschlagene Kopf als [[Symbol]] für die Befreiung von der Ego-Idee, der Identifikation mit dem vergänglichen Leib, interpretiert.
 
== Verehrung ==
 
Besonders populär als göttliche Mutter ist Kali heutzutage in [[Wikipedia:Bengalen|Bengalen]], aber auch im [[Tantrismus]] spielt sie eine wichtige Rolle und personifiziert hier das Höchste.
 
Eine herausragende Rolle spielt sie in der späten [[Wikipedia:Religion|religiösen]] [[Wikipedia:Bengalische Schrift|Bengali]]-Literatur. Im Unterschied zur Haltung der Tantriker, die Kali furchtlos gegenübertreten und ihre [[Magie|magischen]] Geheimnisse erfahren wollen, nehmen Poeten ihr gegenüber oft die Rolle eines hilflosen Kindes an, die bei Kali, ihrer Mutter, Erlösung suchen. Obwohl sie den Tod deutlich vor Augen führt, hoffen ihre Anhänger, die Furcht vor dem Tod mit ihrer Hilfe zu überwinden. 
 
Der wichtigste Feiertag Kalis ist Kalipuja, der am selben Tag wie das Lichterfest [[Wikipedia:Divali|Diwali]], nach dem Mondkalender meist Ende Oktober/Anfang November, gefeiert wird. Verehren Hindus im Osten von Indien an diesem Tag Kali, die dunkle Seite der Göttin, beten andere sie zur selben Zeit als [[Lakshmi]], als strahlende, Glück verheißende Göttin an.
 
Einer ihrer bekanntesten Tempel ist der [[Wikipedia:Kalighat-Tempel|Kalighat-Tempel]] in [[Wikipedia:Kalkutta|Kalkutta]], einem wichtigen hinduistischen Wallfahrtsort. Ihre Statue ist ein riesiger schwarzer Gesteinsblock, der nach einer Legende im Fluss gefunden wurde, nach einer anderen aus der Erde gewachsen ist. Diesem schenkten Besucher im Laufe der Zeit goldene Gliedmaßen und prachtvolle Bekleidung und verehren darin nun „Kalima“, ihre göttliche Mutter. Manche ihrer Anhänger opfern noch heute Tiere, meist Ziegen, was aber aufgrund des Tötungsverbotes [[Ahimsa]] den meisten Hindus ein Gräuel ist.
 
Kali ist die Schutzgöttin von [[Wikipedia:Kolkata|Kolkata]] (ursprünglich: Kali [[Wikipedia:Ghat (Indien)|Ghat]], „Ufertreppe der Kali“).
 
== Einzelnachweise ==
<references />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Kankali Tila]]
== Literatur ==
* David Kinsley: ''Hindu Goddesses: Vision of the Divine Feminine in the Hindu Religious Traditions'',  Motilal Banarsidass, Delhi 1987,  ISBN 81-208-0379-5
*David Kinsley: ''Indische Göttinnen. Weibliche Gottheiten im Hinduismus.'' Insel-Verlag, Frankfurt 1990, ISBN 3-458-16118-X
<!-- * David Kinsley, ''The Sword and the Flute: Kali & Krsna'' (ISBN 0-520-03510-0) -->
* Ajit Mookerjee, ''Kali: The Feminine Force'', Destiny Books, New York 1988, ISBN 0-89281-212-5
* Shoma A. Chatterji: ''The Goddess Kali of Kolkata'', UBS Publ., Neu Delhi 2006, ISBN 81-7476-514-X
* Elizabeth Usha Harding: ''Kali: The Black Goddess of Dakshineswar'', Nicolas-Hays, York-Beach, Maine 1995, ISBN 0-89254-025-7
* David Kinsley:''Tantric Visions of the Divine Feminine'', Univ. of California Press, Berkeley, Calif. 1997, ISBN 0-520-20499-9
== Weblinks ==
* {{Commonscat|Kali|{{PAGENAME}}}}


[[Kategorie:Indische Gottheit]]
* [http://www.ewigeweisheit.de/geheimwissen/kabbalah/shemhamphorash Die 72 Namen Gottes in der jüdischen Kabbala]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]
* [http://de.pluspedia.org/wiki/72_Namen_Gottes_im_Judentum Die 72 Namen Gottes im Judentum]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Zahlen]]
[[Kategorie:Kabbala]]

Version vom 2. September 2018, 07:48 Uhr

72
70

Zweiundsiebzig, oft auch abgerundet zu Siebzig, ist eine Zahl von hoher realsymbolischer Bedeutung, vornehmlich in der jüdisch-christlichen Tradition. Sie spiegelt kosmische Verhältnisse wider, die für die Entwicklung des einzelnen Menschen und für die Menschheitsentwicklung insgesamt entscheidend sind. 72 bzw. 70 Jahre währt die kosmisch bestimmte Lebensdauer des Menschen, wobei 72 * 360 = 25920 etwa die Länge des Platonischen Weltenjahres ist. 72 Jahre entsprechen damit ziemlich genau einem Tag des großen Weltenjahres. Ein Zwölftel dieses Weltenjahres, also 2160 Jahre, ergibt die Dauer einer Kulturepoche, die damit einem Weltenmonat mit 30 Weltentagen entspricht (72 * 30 = 2160). Die tatsächliche Lebensdauer des Menschen kann von diesem kosmischen Idealmaß, bedingt durch die kulturellen und individuellen karmischen Verhältnisse, natürlich innerhalb gewisser Grenzen abweichen.

Beispiele

Die 72 Namen Gottes in der jüdischen Kabbala

72 ist die Zahl der Namen Gottes in der jüdischen Kabbalah. Damit ist auch das Judentum eine positive Religion, wenn auch nciht gnaz so ausgeprägt, wie der Islam. Im Christentum ist diese Form der Theologie praktisch nicht bekannt. In der mittelalterlichen Scholastik war die Natürliche oder Rationale Theologie noch der Gipfel der Gefühle. Im Neuplatonismus wurde sogar nur eine Negative Theologie vertreten. Positive Aussagen über Gott waren grundsätzlich untersagt, weil man sie in Anbetracht der Größe und Heiligkeit Gottes für nicht angemessen hielt. Das ist auch der Grund, warum es im Christentum kaum echte Namen, Benennungen oder Zuschreibungen Gottes gibt.

Siehe auch