Kali (Göttin) und Koran: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Kali.jpg|thumb|Kali]]
[[Datei:FirstSurahKoran.jpg|mini|hochkant=1.1|Die erste Sure ''[[al-Fātiha]]'' in einer Handschrift vom [[Kalligrafie|Kalligraphen]] Aziz Efendi. (Transkription und Übersetzung auf der Bildbeschreibungsseite)]]
[[Datei:Kali and Bhairava in Union.jpg|thumb|Kali in Vereinigung mit dem Gott [[Wikipedia:Bhairava|Bhairava]], Aquarell, 18. Jahrhundert, [[Wikipedia:Nepal|Nepal]]]]
[[Datei:Folio from a Qur'an (8th-9th century) Sura 48.jpg|mini|hochkant=1.1|Teil eines Verses aus der 48. Sure ''Al-Fath'' in einer Handschrift aus dem 8. oder 9. Jahrhundert.]]
'''Kali''' ([[Sanskrit]], f., काली, {{IAST|kālī}}, wörtl.: „Die Schwarze“) ist im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] eine bedeutende Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. In der [[Wikipedia:Indische Mythologie|indischen Mythologie]] stellt sie eine Verkörperung des Zornes der [[Durga]] dar, aus deren Stirn sie entsprungen und dann das Weltall mit ihrem schrecklichen Brüllen erfüllt haben soll. In anderen Mythen ist sie die dunkle Seite [[Parvati]]s und eine der [[Mahavidyas]].
Der '''Koran''' oder '''Qur'an''' [{{IPA|qurˈʔaːn}}] ({{arS|القرآن|w=al-qurʾān|b= die Lesung, Rezitation, Vortrag}}) ist die [[Heilige Schrift]] des [[Islam]]s, die gemäß dem Glauben der [[wikipedia:Muslim|Muslim]]e die wörtliche [[Offenbarung]] [[Gott]]es (arab. ''[[Allah]]'') an den [[Prophet]]en [[Mohammed]] enthält, vermittelt durch „[[wikipedia:Verbalinspiration|Verbalinspiration]]des [[Engel]]s [[Gabriel (Erzengel)#Islamische Bedeutung|Gabriel]] („[[Diktat]]verständnis“ des Korans). Er ist in einer speziellen [[wikipedia:Reimprosa|Reimprosa]] abgefasst, die auf Arabisch als ''sadschʿ'' ({{arF|سجع|d=saǧʿ}}) bezeichnet wird. Der Koran besteht aus 114 [[wikipedia:Sure|Sure]]n, diese bestehen wiederum aus einer unterschiedlichen Anzahl an [[wikipedia:Āya|Versen]] ({{arF|آيات|d=āyāt}}).


== Ikonographie ==
Ein wichtiges Kennzeichen des Korans ist seine [[wikipedia:Selbstreferentialität|Selbstreferentialität]].<ref>Stefan Wild (ed.): ''Self-referentiality in the Qurʾān''. Wiesbaden 2006.</ref> Das bedeutet, dass der Koran sich an vielen Stellen selbst thematisiert. Auch die meisten Glaubenslehren der Muslime hinsichtlich des Korans stützen sich auf solche selbstreferentiellen Aussagen <ref>Sure&nbsp;2:2: „Dies ist die Schrift, an der nicht zu zweifeln ist, (geoffenbart) als Rechtleitung für die Gottesfürchtigen.“</ref> im Koran.


Die Ikonographie zeigt Kali meistens schwarz, manchmal blau dargestellt. Sie hat mehrere Arme, meist vier oder zehn, und trägt eine Halskette aus Schädeln, einen Rock aus abgeschlagenen Armen, manchmal hängt ein totes Kind an ihrem Ohr. Die Attribute in ihren Händen können variieren: Meist hält sie einen abgeschlagenen Schädel, eine drohend erhobene Sichel und eine Blutschale. Auf der Stirn befindet sich das „Dritte Auge“ und ihre Zunge  streckt sie weit heraus. Doch  auf vielen Darstellungen ist ihre rechte Hand erhoben und zeigt die segnende und trostgebende [[Mudra]] (Handgeste).
== Der Koran als Glaubensgrundlage ==
Der Koran stellt nach islamischem Glauben das [[Wort Gottes]] in [[wikipedia:Arabische Sprache|arabischer Sprache]] dar, dem Folge zu leisten ist. Er ist die Hauptquelle des islamischen [[Gesetz]]es, der [[wikipedia:Scharia|Scharia]], weitere Quelle der Scharia ist unter anderem die [[wikipedia:Sunna|Sunna]] des Propheten Mohammed. Daneben gilt der Koran auch als ästhetisches Vorbild für arabische Rhetorik und Dichtung. Seine Sprache beeinflusste darüber hinaus stark die Entwicklung der arabischen Grammatik. Neben den erhaltenen Fragmenten der vorislamischen Dichter galt und gilt das koranische [[wikipedia:Arabische Sprache|Arabisch]] als Richtschnur für die Korrektheit sprachlicher Ausdrücke.


Sowohl in der Mythologie als auch in der Ikonographie sind weibliche [[Wikipedia:Goldschakal|Goldschakal]]e Kalis wichtigste Begleittiere.<ref>Kinsley, David: Freedom from Death in the Worship of Kālī, In: Numen, 22. 1975, 3, S. 200</ref> Im Vasantaraja Sakuna, einem Buch, das von durch Tiere hervorgerufene Omen handelt, sind den Schakalweibchen 90 Verse gewidmet, und bei vielen Verehrern der Göttin gelten sie als Glück verheißende Botschafter. Demnach soll der Gläubige, der am Morgen das Schakalgeheul vernimmt, die Göttin grüßen.<ref>http://www.payer.de/kamasutra/kamas301.htm</ref>
Im Arabischen wird der Koran mit dem Attribut ''karīm'' (edel, würdig) versehen. Unter deutschsprachigen Muslimen ist der Begriff „der Heilige Qur'an“ gebräuchlich.
[[Datei:Muhammad-Majmac-al-tawarikh-1.jpg|mini|Mohammeds Aufruf zum Prophetentum und die erste Offenbarung; Blatt aus einer Kopie des ''[[Madschma at-tawarich]]'' (''Maǧmaʿ at-tawārīḫ''), ca. 1425, [[wikipedia:Timuriden|timuridisch]], aus [[Herat]] (heute im [[Metropolitan Museum of Art]])]]
Dem islamischen Glauben zufolge geht der Koran auf eine himmlische Urschrift (''Umm al-Kitāb'', vgl. Sure&nbsp;3:7; 43:4) zurück und wurde im Monat [[wikipedia:Ramadan|Ramadan]] (vgl. Sure 2:185) in der [[wikipedia:Lailat al-Qadr|„Nacht der Bestimmung“]] (vgl. Sure 97 „[[wikipedia:Al-Qadr|Al-Qadr]]“) von Gott in die unterste Himmelssphäre herabgesandt. Von hier aus wurde er Mohammed während seines zwanzigjährigen Wirkens als Prophet jeweils dann, wenn sich die entsprechenden Offenbarungsanlässe ergaben, in Einzelteilen übermittelt.<ref>Hans Zirker: ''Der Koran. Zugänge und Lesarten.'' S. 46 und das Kapitel über die „Art seiner Herabsendung“ (''kaifīyat inzāli-hī'') in [[as-Suyūṭī]]: ''al-Itqān fī ʿulūm al-qurʾān.'' Band 1; Kairo 1978; S. 53.</ref>


== Bedeutung ==
Gemäß der Überlieferung nach Mohammeds Cousin [[wikipedia:ʿAbd Allāh ibn ʿAbbās|Ibn ʿAbbās]] und seinem Schüler [[wikipedia:Mudschāhid ibn Dschabr|Mudschāhid ibn Dschabr]] fand die erste Offenbarung in der Höhle im Berg [[wikipedia:Hira (Mekka)|Hira]] statt.<ref>[[Wikipedia:Adel Theodor Khoury|]]: ''Der Koran''. Band 12. Gütersloher Verlagshaus, 1987, ISBN 3-579-00336-4, S. 497.</ref> Es sind die ersten fünf Verse der Sure&nbsp;96. Sie beginnt mit den Worten:


Kalis Bedeutung beschränkt sich nicht auf den Todesaspekt. Die Gläubigen sehen sie trotz ihrer schrecklichen Gestalt auch als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter, als Kalima, da ihre zerstörerische Wut sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen [[Dämon]]en und Ungerechtigkeit richtet. In dieser furchterregenden Manifestation ist die Göttin zuständig für die Auflösung des Universums, die Sichel in der Hand deutet auf die Ernte, auf das Ende des Lebens. Kali ist auch „Kala“, die Zeit - und die Zeit vernichtet und verschlingt alles. Die Sichel ist ihren Anhängern aber nicht nur ein Symbol des Todes, sondern kann als Werkzeug der Erlösung verstanden werden: Sie durchschneidet Verwirrung, Unwissenheit und Bindungen und macht dadurch den Weg frei zur Erlösung. Damit gilt Kali auch als Zerstörerin der negativen Kräfte und Illusionen, die den Menschen daran hindern, Heil zu erlangen und den Geist zu befreien, um dem Kreislauf der Wiedergeburten, dem [[Samsara]], zu entkommen.
:{{ar| اقرأ باسم ربّك الّذي خلق|w= iqraʾ bi-smi rabbika ’llaḏī ḫalaq}}


Als Göttin des Todes ist Kali also auch eine Göttin der Transformation, sie ist die Mutter, die das Leben gibt und sie ist es auch, die es wieder zurücknimmt. Im [[Wikipedia:Shaktismus|Shaktismus]] gilt sie als  Manifestation des Höchsten und wird als gnadenreiche Mutter und [[Moksha|Erlöserin]] verehrt.
{{Zitat|Trag vor im Namen deines Herrn, der erschaffen hat!}}


Eine bekannte mythologische Geschichte ist die des Kampfes mit einem Dämon namens Raktavija, der die Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Wann immer er verletzt wurde und eine Gliedmaße oder ein Blutstropfen von ihm zur Erde fiel, entstand daraus ein zweiter Raktavija – er war somit unbesiegbar. Die Götter in ihrer Not wandten sich an die Muttergöttin [[Devi]], welche sich in Gestalt von Kali manifestierte und den Dämon angriff. Sie schlug ihm den Kopf ab und trank alles heraustretende Blut. Somit wurde Raktavija vollkommen vernichtet. Kali ist daher die Göttin der vollständigen Vernichtung, aber auch die Mutter Erde, in die alles zurückkehrt und die dafür Sorge trägt, dass nichts verloren geht.
Allgemein wird angenommen, dass Mohammed weder lesen noch schreiben konnte, weshalb die Muslime glauben, dass der Erzengel Gabriel ihm den Befehl gab, das zu rezitieren/vorzutragen, was vorher in sein Herz geschrieben wurde. Daher hat der Koran auch seinen Namen: „Lesung/Rezitation“.


Viele Texte beschreiben Kali als unabhängig von einer männlichen Gottheit. Wenn eine solche jedoch erscheint, ist es [[Shiva]], als dessen Gefährtin oder Ehefrau sie ihn zu wildem, unzivilisierten Verhalten anstiftet. Viele Bilder zeigen, wie sie auf Shiva tanzt oder steht, denn im Mythos wird erzählt, einst habe Kali, trunken vom Blut ihrer Feinde, auf dem Schlachtfeld triumphierend getanzt und um ihr Toben zu stoppen, habe Shiva sich hingelegt wie eine Leiche. Erst als Kali auf ihm tanzte, habe sie ihren Gemahl erkannt und eingehalten. Vor Schreck und Scham über ihr Verhalten habe sie die Zunge herausgestreckt.
Der islamischen Überlieferung, der [[wikipedia:Sira (Islam)|Sira]]-Literatur und der Koranexegese ([[wikipedia:Tafsīr (Koranexegese)|Tafsir]]) zufolge trat Mohammed nach der ersten Offenbarung aus der Höhle, und der Erzengel Gabriel baute sich in alle Blickrichtungen vor ihm auf. Von diesem Erlebnis soll Mohammed so erschüttert gewesen sein, dass er zitternd zu seiner Frau [[wikipedia:Chadidscha bint Chuwailid|Chadidscha]] heimkehrte, die ihn in eine Decke wickelte, worauf die Sure&nbsp;74 offenbart wurde:


Auf einer anderen Bedeutungsebene drückt das Bild der Kali auf dem leblosen Körper ganz deutlich ihre Überlegenheit aus: Sie ist [[Shakti]], das bedeutet Energie - der dynamische Aspekt Shivas. „Shiva ohne Kali ist ‚Shava‘ (d.h. leblos), so eine gängige Redensart bei ihren Verehrern. Aber letztlich sind [[Shiva]] und Kali eine untrennbare Einheit. [[Tantrismus|Tantrische]] Werke zeigen sie in Liebesvereinigung, als Elternpaar des Universums. In einem weiteren Mythos ist es Shiva als Kind, der ihre mütterliche Seite weckt. Im [[Tantra]] wird der abgeschlagene Kopf als [[Symbol]] für die Befreiung von der Ego-Idee, der Identifikation mit dem vergänglichen Leib, interpretiert.
{{Zitat|Der du dich (mit dem Obergewand) zugedeckt hast, erhebe dich und warne (deine Landsleute vor der Strafe Gottes)! Und preise deinen Herrn …}}


== Verehrung ==
Der Überlieferung zufolge soll [[wikipedia:Ali ibn Abi Talib|Ali ibn Abi Talib]] Augenzeuge der ersten Offenbarung gewesen sein. In den folgenden 22&nbsp;Jahren wurde Mohammed der gesamte Koran offenbart, wobei viele Verse Bezug auf aktuelle Geschehnisse der Zeit nehmen. Andere Verse erzählen von den Propheten ([[Adam und Eva|Adam]], [[Abraham]], [[Noach|Noah]], [[wikipedia:Yusuf (Prophet)|Josef]], [[Mose]]s, [[wikipedia:Isa ibn Maryam|Isa ibn Maryam]] ([[Jesus Christus|Jesus]]) und weiteren) und wieder andere enthalten Vorschriften und allgemeine Glaubensgrundsätze. Dabei wendet sich der Koran an alle Menschen. Es werden auch Nichtgläubige und Angehörige anderer Religionen angesprochen.


Besonders populär als göttliche Mutter ist Kali heutzutage in [[Wikipedia:Bengalen|Bengalen]], aber auch im [[Tantrismus]] spielt sie eine wichtige Rolle und personifiziert hier das Höchste.
== Nachweise ==
 
<references/>
Eine herausragende Rolle spielt sie in der späten [[Wikipedia:Religion|religiösen]] [[Wikipedia:Bengalische Schrift|Bengali]]-Literatur. Im Unterschied zur Haltung der Tantriker, die Kali furchtlos gegenübertreten und ihre [[Magie|magischen]] Geheimnisse erfahren wollen, nehmen Poeten ihr gegenüber oft die Rolle eines hilflosen Kindes an, die bei Kali, ihrer Mutter, Erlösung suchen. Obwohl sie den Tod deutlich vor Augen führt, hoffen ihre Anhänger, die Furcht vor dem Tod mit ihrer Hilfe zu überwinden. 
[[Kategorie:Religion]][[Kategorie:Islam]]
 
{{wikipedia}}
Der wichtigste Feiertag Kalis ist Kalipuja, der am selben Tag wie das Lichterfest [[Wikipedia:Divali|Diwali]], nach dem Mondkalender meist Ende Oktober/Anfang November, gefeiert wird. Verehren Hindus im Osten von Indien an diesem Tag Kali, die dunkle Seite der Göttin, beten andere sie zur selben Zeit als [[Lakshmi]], als strahlende, Glück verheißende Göttin an.
 
Einer ihrer bekanntesten Tempel ist der [[Wikipedia:Kalighat-Tempel|Kalighat-Tempel]] in [[Wikipedia:Kalkutta|Kalkutta]], einem wichtigen hinduistischen Wallfahrtsort. Ihre Statue ist ein riesiger schwarzer Gesteinsblock, der nach einer Legende im Fluss gefunden wurde, nach einer anderen aus der Erde gewachsen ist. Diesem schenkten Besucher im Laufe der Zeit goldene Gliedmaßen und prachtvolle Bekleidung und verehren darin nun „Kalima“, ihre göttliche Mutter. Manche ihrer Anhänger opfern noch heute Tiere, meist Ziegen, was aber aufgrund des Tötungsverbotes [[Ahimsa]] den meisten Hindus ein Gräuel ist.
 
Kali ist die Schutzgöttin von [[Wikipedia:Kolkata|Kolkata]] (ursprünglich: Kali [[Wikipedia:Ghat (Indien)|Ghat]], „Ufertreppe der Kali“).
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
== Siehe auch ==
* [[Kankali Tila]]
 
== Literatur ==
* David Kinsley: ''Hindu Goddesses: Vision of the Divine Feminine in the Hindu Religious Traditions'',  Motilal Banarsidass, Delhi 1987,  ISBN 81-208-0379-5
*David Kinsley: ''Indische Göttinnen. Weibliche Gottheiten im Hinduismus.'' Insel-Verlag, Frankfurt 1990, ISBN 3-458-16118-X
<!-- * David Kinsley, ''The Sword and the Flute: Kali & Krsna'' (ISBN 0-520-03510-0) -->
* Ajit Mookerjee, ''Kali: The Feminine Force'', Destiny Books, New York 1988, ISBN 0-89281-212-5
* Shoma A. Chatterji: ''The Goddess Kali of Kolkata'', UBS Publ., Neu Delhi 2006, ISBN 81-7476-514-X
* Elizabeth Usha Harding: ''Kali: The Black Goddess of Dakshineswar'', Nicolas-Hays, York-Beach, Maine 1995, ISBN 0-89254-025-7
* David Kinsley:''Tantric Visions of the Divine Feminine'', Univ. of California Press, Berkeley, Calif. 1997, ISBN 0-520-20499-9
 
== Weblinks ==
* {{Commonscat|Kali|{{PAGENAME}}}}
 
[[Kategorie:Indische Gottheit]]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 12. März 2015, 02:30 Uhr

Die erste Sure al-Fātiha in einer Handschrift vom Kalligraphen Aziz Efendi. (Transkription und Übersetzung auf der Bildbeschreibungsseite)
Teil eines Verses aus der 48. Sure Al-Fath in einer Handschrift aus dem 8. oder 9. Jahrhundert.

Der Koran oder Qur'an [qurˈʔaːn] (arab. القرآن al-qurʾān ‚die Lesung, Rezitation, Vortrag‘) ist die Heilige Schrift des Islams, die gemäß dem Glauben der Muslime die wörtliche Offenbarung Gottes (arab. Allah) an den Propheten Mohammed enthält, vermittelt durch „Verbalinspiration“ des Engels Gabriel („Diktatverständnis“ des Korans). Er ist in einer speziellen Reimprosa abgefasst, die auf Arabisch als sadschʿ (سجع / saǧʿ) bezeichnet wird. Der Koran besteht aus 114 Suren, diese bestehen wiederum aus einer unterschiedlichen Anzahl an Versen (آيات / āyāt).

Ein wichtiges Kennzeichen des Korans ist seine Selbstreferentialität.[1] Das bedeutet, dass der Koran sich an vielen Stellen selbst thematisiert. Auch die meisten Glaubenslehren der Muslime hinsichtlich des Korans stützen sich auf solche selbstreferentiellen Aussagen [2] im Koran.

Der Koran als Glaubensgrundlage

Der Koran stellt nach islamischem Glauben das Wort Gottes in arabischer Sprache dar, dem Folge zu leisten ist. Er ist die Hauptquelle des islamischen Gesetzes, der Scharia, weitere Quelle der Scharia ist unter anderem die Sunna des Propheten Mohammed. Daneben gilt der Koran auch als ästhetisches Vorbild für arabische Rhetorik und Dichtung. Seine Sprache beeinflusste darüber hinaus stark die Entwicklung der arabischen Grammatik. Neben den erhaltenen Fragmenten der vorislamischen Dichter galt und gilt das koranische Arabisch als Richtschnur für die Korrektheit sprachlicher Ausdrücke.

Im Arabischen wird der Koran mit dem Attribut karīm (edel, würdig) versehen. Unter deutschsprachigen Muslimen ist der Begriff „der Heilige Qur'an“ gebräuchlich.

Mohammeds Aufruf zum Prophetentum und die erste Offenbarung; Blatt aus einer Kopie des Madschma at-tawarich (Maǧmaʿ at-tawārīḫ), ca. 1425, timuridisch, aus Herat (heute im Metropolitan Museum of Art)

Dem islamischen Glauben zufolge geht der Koran auf eine himmlische Urschrift (Umm al-Kitāb, vgl. Sure 3:7; 43:4) zurück und wurde im Monat Ramadan (vgl. Sure 2:185) in der „Nacht der Bestimmung“ (vgl. Sure 97 „Al-Qadr“) von Gott in die unterste Himmelssphäre herabgesandt. Von hier aus wurde er Mohammed während seines zwanzigjährigen Wirkens als Prophet jeweils dann, wenn sich die entsprechenden Offenbarungsanlässe ergaben, in Einzelteilen übermittelt.[3]

Gemäß der Überlieferung nach Mohammeds Cousin Ibn ʿAbbās und seinem Schüler Mudschāhid ibn Dschabr fand die erste Offenbarung in der Höhle im Berg Hira statt.[4] Es sind die ersten fünf Verse der Sure 96. Sie beginnt mit den Worten:

اقرأ باسم ربّك الّذي خلق iqraʾ bi-smi rabbika ’llaḏī ḫalaq

„Trag vor im Namen deines Herrn, der erschaffen hat!“

Allgemein wird angenommen, dass Mohammed weder lesen noch schreiben konnte, weshalb die Muslime glauben, dass der Erzengel Gabriel ihm den Befehl gab, das zu rezitieren/vorzutragen, was vorher in sein Herz geschrieben wurde. Daher hat der Koran auch seinen Namen: „Lesung/Rezitation“.

Der islamischen Überlieferung, der Sira-Literatur und der Koranexegese (Tafsir) zufolge trat Mohammed nach der ersten Offenbarung aus der Höhle, und der Erzengel Gabriel baute sich in alle Blickrichtungen vor ihm auf. Von diesem Erlebnis soll Mohammed so erschüttert gewesen sein, dass er zitternd zu seiner Frau Chadidscha heimkehrte, die ihn in eine Decke wickelte, worauf die Sure 74 offenbart wurde:

„Der du dich (mit dem Obergewand) zugedeckt hast, erhebe dich und warne (deine Landsleute vor der Strafe Gottes)! Und preise deinen Herrn …“

Der Überlieferung zufolge soll Ali ibn Abi Talib Augenzeuge der ersten Offenbarung gewesen sein. In den folgenden 22 Jahren wurde Mohammed der gesamte Koran offenbart, wobei viele Verse Bezug auf aktuelle Geschehnisse der Zeit nehmen. Andere Verse erzählen von den Propheten (Adam, Abraham, Noah, Josef, Moses, Isa ibn Maryam (Jesus) und weiteren) und wieder andere enthalten Vorschriften und allgemeine Glaubensgrundsätze. Dabei wendet sich der Koran an alle Menschen. Es werden auch Nichtgläubige und Angehörige anderer Religionen angesprochen.

Nachweise

  1. Stefan Wild (ed.): Self-referentiality in the Qurʾān. Wiesbaden 2006.
  2. Sure 2:2: „Dies ist die Schrift, an der nicht zu zweifeln ist, (geoffenbart) als Rechtleitung für die Gottesfürchtigen.“
  3. Hans Zirker: Der Koran. Zugänge und Lesarten. S. 46 und das Kapitel über die „Art seiner Herabsendung“ (kaifīyat inzāli-hī) in as-Suyūṭī: al-Itqān fī ʿulūm al-qurʾān. Band 1; Kairo 1978; S. 53.
  4. [[Wikipedia:Adel Theodor Khoury|]]: Der Koran. Band 12. Gütersloher Verlagshaus, 1987, ISBN 3-579-00336-4, S. 497.
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