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imported>Joachim Stiller |
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| == Rudolf Steiner über die analytische Psychologie ==
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| Rudolf Steiner sieht in der analytischen Psychologie problematische Halbwahrheiten. In einem Vortrag (GA 66) äußert er sich im Jahre 1917 wie folgt:
| | [[Kategorie:Mensch|203]] |
| | | [[Kategorie:Organismus]] |
| "Nun trat ja in der neueren Zeit das hervor, was man die
| | [[Kategorie:Organsystem|M]] |
| analytische Psychologie nennt. Diese analytische Psycho-
| | [[Kategorie:Nerven-Sinnes-System|!103]] |
| logie ist, ich möchte sagen, von guten Ahnungen beseelt.
| | [[Kategorie:Dreigliederung des menschlichen Organismus|103]] |
| Denn was will sie? Diese analytische Psychologie, oder wie
| | [[Kategorie:Neurowissenschaften|M]] |
| man sie gewöhnlich heute nennt, Psychoanalyse, sie will
| | [[Kategorie:Wesensglieder|203]] |
| von dem gewöhnlichen Seelenleben zu dem heruntersteigen,
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| was in dem gewöhnlichen gegenwärtigen Seelenleben nicht
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| mehr enthalten ist, aber Rest ist aus früherem seelischen
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| Erleben. Der Psychoanalytiker nimmt an, das seelische
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| Leben erschöpfe sich nicht in dem gegenwärtigen seelischen
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| Erleben, in dem bewußten seelischen Erleben, sondern das
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| Bewußtsein tauche hinunter ins Unterbewußte. Und in vie-
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| lem, was im seelischen Leben als Störung, als Verwirrung,
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| als dieses oder jenes Mangelhafte auftritt, sieht der Psycho-
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| analytiker eine Wirkung des unten im Unterbewußten
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| Wogenden. Aber interessant ist es, was in diesem Unter-
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| bewußten der Psychoanalytiker nun sieht. Wenn man hört,
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| was er aufzählt in diesem Unterbewußten, so ist es zu-
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| nächst getäuschte Lebenshoffnung. Der Psychoanalytiker
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| findet irgendeinen Menschen, der unter dieser oder jener
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| Depression leidet. Diese Depression braucht ihren Ursprung
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| nicht im gegenwärtigen bewußten Seelenleben zu haben,
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| sondern in der Vergangenheit. In diesem Leben trat einmal
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| irgend etwas im seelischen Erleben auf. Der Mensch ist dar-
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| über hinausgekommen, aber nicht vollständig; im Unter-
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| bewußten ist ein Rest geblieben. Er hat zum Beispiel Ent-
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| täuschungen erlebt. Er ist durch Erziehung, durch andere
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| Vorgänge, mit dem bewußten Seelenleben über diese Ent-
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| täuschungen hinweggekommen, aber im Unterbewußten,
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| da leben sie. Da wogt sie, diese Enttäuschung, gewisser-
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| maßen bis an die Grenze der Bewußtheit heran. Da erzeugt
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| sie dann die unklare seelische Depression. Der Psycho-
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| analytiker sucht also in allerlei Enttäuschungen, in ge-
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| täuschten Lebenshoffnungen, die ins Unterbewußte her-
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| untergezogen sind, dasjenige, was das bewußte Leben in
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| einer dunklen Weise bestimmt. Das sucht er auch in dem,
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| was das Seelenleben als Temperament färbt. In dem, was
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| das Seelenleben aus gewissen rationalen Impulsen heraus
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| färbt, sucht der Psychoanalytiker ein Unterbewußtes, das
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| gewissermaßen nur anschlägt an das Bewußtsein. Dann
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| aber kommt er zu einem weiten Gebiete - ich referiere hier
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| nur —, welches der Psychoanalytiker dadurch faßt, daß er
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| sagt: Da spielt herauf in das bewußte Leben der animalische
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| Grundschlamm der Seele. Nun soll gar nicht geleugnet wer-
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| den, daß dieser Grundschlamm vorhanden ist.
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| (...)
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| In dem, was der Psychoanalytiker in den enttäuschten Lebenshoffnungen in den Untergründen der Seele sucht, liegt, wenn er nur tief genug
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| darauf eingeht, dasjenige, was sich vorbereitet in einem
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| gegenwärtigen Leben, um schicksalsmäßig in ein nächstes
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| Leben einzugreifen.
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| So findet man überall, wenn man den animalischen
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| Grundschlamm—ohne sich die Hände dabei zu beschmutzen,
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| wie es bei den Psychoanalytikern leider so häufig geschieht
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| - umgräbt, durchforscht, das geistig-seelische Weben des
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| Schicksals, das über Geburt und Tod mit dem geistig-seeli-
| |
| schen Leben der Seele hinausgeht. Gerade an der analy-
| |
| tischen Psychologie haben wir ein Gebiet, an dem so recht
| |
| gelernt werden kann, wie alles richtig und alles falsch ist,
| |
| wenn es sich um Weltanschauungsfragen handelt, nämlich
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| von der einen oder anderen Seite aus." ( GA 66, Seite 179ff.)
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| == Literatur ==
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| * Jolande Jacobi: ''Die Psychologie von C. G. Jung.'' Rascher, Zürich 1940; 22. Auflage: Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-596-26365-3.
| |
| * [[Gerhard Wehr]]: ''C. G. Jung'' (= ''Rowohlts Monographien.'' Bd. 152). Rowohlt, Reinbek 1969; 21. Auflage 2006, ISBN 3-499-50152-X.
| |
| * [[Gerhard Wehr]]: ''Carl Gustav Jung. Leben – Werk – Wirkung.'' Kösel, München 1985; 3., erweiterte Auflage: Telesma, Schwielowsee 2009, ISBN 978-3-941094-01-7.
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| * [[Gerhard Wehr]]: ''C. G. Jung und Rudolf Steiner: Konfrontation und Synopse''. Klett-Cotta /J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger; Auflage: 2., veränd. A. (1998), ISBN 3608919341
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| * [[Hans Erhard Lauer]]: ''Die Rätsel der Seele. Tiefenpsychologie und Anthroposophie''. Verlag die Kommenden, Freiburg 1982, 5. Aufl. ISBN 3782302095
| |
| * C.G. Jung: ''Erinnerungen, Träume, Gedanken''. Patmos; Auflage: 17. Auflage 2011. ISBN 3843601917
| |
| * Rudolf Steiner: ''Geist und Stoff, Leben und Tod'', [[GA 66]] (1988), ISBN 3-7274-0660-7 {{Vorträge|066}}
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