Lectorium Rosicrucianum

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Emblem des Lectorium Rosicrucianum (seit 2014 mit Punkt).
Konferenzzentrum Westdeutschland in Birnbach
Konferenzzentrum Süddeutschland in Calw
Konferenzzentrum Norddeutschland in Bad Münder

Das Lectorium Rosicrucianum (LRC) versteht sich als christliche Geistesschule. Es tritt auch unter den Bezeichnungen Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes oder Internationale Schule des Rosenkreuzes auf. Seine Ursprünge liegen in den Niederlanden. Jan Leene (Autorenname Jan van Rijckenborgh) und sein 1938 verstorbener Bruder Zwier  Willem Leene gehörten seit 1924 der niederländischen Sektion von Max Heindls Rosicrucian Fellowship an; 1935 machte sich die Gruppe unter der Leitung der beiden Brüder unabhängig. 1946 konstituierte sie sich neu und gab sich den Namen LRC. Die geistige Leitung übernahmen Jan van Rijckenborgh und Hendrikje Stok-Huizer (Autorenname Catharose de Petri).

In Deutschland ist das LRC seit Mai 1955 im Vereinsregister des Amtsgerichts Hannover als gemeinnütziger Verein eingetragen.[1] Die deutschen Konferenzzentren sind in Calw, Bad Münder und Birnbach, Ww;.in der Schweiz befindet sich das Konferenzzentrum in Caux (bei Montreux) und in Österreich in Steinfeld a/d Drau. Weltweit zählt das LRC etwa 14.400 Mitglieder [2], davon ca. 2.700 Mitglieder in Deutschland, 610 in der Schweiz und 135 in Österreich (Stand 2016).

Name und Bedeutung

Der Name ‘‘Lectorium Rosicrucianum‘‘ knüpft an die rosenkreuzerische Tradition an, die bis in das 17. Jhd. zurückverfolgt werden kann und deren zentrale Figur „Christian Rosenkreuz" ist. „Lectorium" ist die lateinische Bezeichnung für einen Hörsaal (wörtlich ‚Lesesaal‘). Das Wort Rosicrucianum ist eine moderne Latinisierung aus ‘‘rosa‘‘ (Rose) und ‘‘crucis‘‘ (Genitiv von crux = Kreuz). Nach Auffassung des LRC bezieht sich der Name „Christian Rosenkreuz" in erster Linie auf ein geistiges Prinzip im Menschen. ‘‘Christian" deutet auf Jesus Christus als eine lebendige, allgegenwärtige Kraft hin. Die Rose ist Symbol für einen in jedem Menschen ruhenden göttlichen Kern, auf dessen Basis eine seelische Verwandlung stattfinden kann.[3] Das LRC sieht seine Aufgabe darin, Menschen zu helfen, den göttlichen Kern in ihrem Innern zu wecken. Durch seine Lehre und sein geistiges Feld will es etwas von der „universellen Wahrheit" vermitteln. Schriften und Ansprachen versuchen, die verborgenen Inhalte von Mythologien, Weisheitsschriften, der Künste, der Wissenschaften und der Geschichte der Menschheit aufzuzeigen. Ziel ist es dabei, Wahrheitssuchende auf ihrem Weg zu unterstützen, in das göttliche Lebensfeld einzutreten. Dafür ist die Erneuerung des Geistes, der Seele und des Körpers erforderlich.[4]

Lehre

Das LRC gibt an, dass die von ihm verwendeten Inhalte, Begriffe und Symbole Ausdruck einer „Universellen Lehre" sind. Diese Lehre ist nicht in bestimmten Schriften oder Büchern aufgeschrieben, sondern befindet sich als Information und Potenzial im Herzen jedes Menschen. Nach Auffassung des LRC enthält sie den zeitlos gültigen Befreiungsweg, wie er allen Erlösungsreligionen und tieferen spirituellen Bewegungen zugrunde liegt.

Abhängig von der Menschheitsentwicklung hat die Universelle Lehre im Laufe der Zeit viele Formen angenommen. Sie liegt unter anderem den Evangelien und der Lehre von Jesus, Buddha, Hermes Trismegistos, Lao Tse und anderen großen Weltlehrern zu Grunde. In den überlieferten Schriften finden sich Aspekte der einen Wahrheit. Sie sind angepasst an das Bewusstsein einer bestimmten Kultur. Die Ausprägung der Universellen Lehre im LRC enthält daher christliche, gnostische, manichäische, hermetische, buddhistische und taoistische Elemente.[5]

Die nachstehenden Begriffserklärungen beruhen mit wenigen Ausnahmen auf zwei Publikationen des LRC.[6]

Geistesschule

Geistes- oder Mysterienschulen hat es seit Menschengedenken und in vielen Kulturen gegeben. Als die bekanntesten werden in der Literatur des LRC behandelt: die Mysterienschulen der ägyptischen und griechischen Antike, der urchristlichen Gemeinschaften, die gnostischen Mysterienschulen, die mittelalterlichen Katharer und der Kreis, aus dem die Rosenkreuzerschriften des 17. Jahrhunderts hervorgingen.[7] Eine neuzeitliche Geistesschule ist ein Modell für eine Völker- und Menschheitsgemeinschaft der Zukunft, in der nach Einheit, Freiheit und Liebe unter den Menschen gestrebt wird. Auf diese Weise besteht dann die Möglichkeit, dass von einer Geistesschule erneuernde Impulse auf Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur und Religion ausgehen können.[8]

Christian Rosenkreuz

Der Name „Christian Rosenkreuz" steht nach Auffassung des LRC einerseits für den Prototoyp des Menschen, der einen Befreiungsweg geht und andererseits für eine überzeitliche Kraft zur geistigen Erneuerung. Er versinnbildlicht das Aufblühen des göttlich-geistigen Prinzips (Rose) im Menschen (Kreuz) durch die Christuskraft (Christian). Das Buch ‘‘Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz‘‘ von Johann Valentin Andreae (1586‒1654) beschreibt anhand der Figur Christian Rosenkreuz auf allegorische Weise einen christlichen Einweihungsweg von der ersten Berufung bis zur Auferstehung des unsterblichen Menschen. Christian Rosenkreuz war jedoch auch eine historische und spirituell sehr hochstehende Persönlichkeit. Es gibt über ihn wenig biografisch gesicherte Erkenntnisse, jedoch ist durch die Akasha-Forschung Rudolf Steiners der besondere Impuls erklärt worden, der durch Christian Rosenkreuz für die Entwicklung der Menschheit gegeben worden ist - siehe Neuchâtel, Erster Vortrag, 27. September 1911: (Lit.:GA 130, S. 57ff) und Neuchâtel, Zweiter Vortrag, 28. September 1911: (Lit.:GA 130, S. 69ff).

Einweihung

In der Terminologie des LRC bedeutet Einweihung den Eintritt in einen höheren Seins- und Bewusstseinszustand. Das LRC unterscheidet, entsprechend dem Verlauf der Menschheitsgeschichte, mehrere Arten der Einweihung. So haben frühere Einweihungsformen der Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit gedient. Dem aufkeimenden Eigenbewusstsein im primitiven Menschen folgte die heute existierende vollständig individualisierte Persönlichkeit. Dieses vorläufige Ziel ist jetzt nicht nur für einzelne Menschen erreicht, sondern für einen großen Teil der Menschheit. Die nächste Stufe führt über die Überwindung der egozentrischen Persönlichkeit und des materiellen Denkens zu einer Neubeseelung durch den Geist.

Geistfunke und Mikrokosmos

Nach Auffassung des LRC ist der Mensch ein zweifaches Wesen. Die sterbliche Persönlichkeit trägt ein ewiges Prinzip in sich, einen Geistfunken. Er ist das letzte Überbleibsel des ursprünglichen göttlichen Menschen. Dieser war ein vollständiger Mikrokosmos, eine Welt im Kleinen. Diese mikrokosmische Welt befand sich in Harmonie mit Gott und den Gebieten des Geistes, der Seele und der Materie.

Der Geistfunke wird auch als „Rosenknospe" bezeichnet, die erblüht, wenn sie von der geistigen Sonne erwärmt wird. Hierin liegt für das LRC der Beginn einer Entwicklung zur Wiederherstellung des vollkommenen Mikrokosmos, der auch ‘‘Neuer Mensch‘‘ genannt wird, gemäß (Eph 4,24 GNB): „Zieht den neuen Menschen an, den Gott nach seinem Bild geschaffen hat […]"

Gnosis

Gemäß dem LRC nannten die alten Eingeweihten die göttlich inspirierte Wahrheit „Gnosis" oder „Kenntnis aus erster Hand". Ausgangspunkt für jede gnostische Richtung, ob westlicher oder östlicher Ausprägung, sind dabei die heiligen Schriften. Für die christliche Gnosis stellt die Bibel den Ausgangspunkt des Glaubens und Bekräftigung der inneren Erkenntnis dar.

Heilige Schriften

Große Menschheitslehrer haben nach Meinung des LRC den Weg in das Gottesreich im Gewand der jeweiligen Kultur und nach dem Verständnis und den Möglichkeiten der jeweiligen Zeit erklärt und gewiesen.

Für den Weg des Rosenkreuzes ist die Bibel und im Besonderen das Neue Testament von zentraler Bedeutung. Die gnostischen Rosenkreuzer, zu denen sich das LRC zählt, gehen davon aus, dass sich die Bibel einer bildhaften Sprache bedient. Indem sie äußere Geschehnisse beschreibt, weist sie auf innere Vorgänge hin. Das Leben Jesu stellt somit bildhaft die Etappen eines inneren Weges dar, der den Menschen in das Gottesreich zurückführen kann.[9].

Kraftfeld

Die gnostischen Rosenkreuzer des LRC gehen davon aus, dass sie durch ihr gemeinsames Reagieren auf den Christus-Impuls ein geistiges Potential aufrufen und in dieser Kraft eine Art spirituellen Körper erschaffen. Das gemeinsam aufgebaute atmosphärische Feld ermöglicht es, einen Lebensweg zu gehen, der sich durch ein inneres Wachstum kennzeichnet. Es beschleunigt eine tiefergehende Selbsterkenntnis und weckt das Vermögen, das eigene Wesen zu läutern, so dass das irdische Ego zum Diener des geistigen Weges werden kann. Menschen, die gemeinschaftlich den Weg zu ihrem geistigen Ursprung gehen, dienen gleichzeitig der Menschheit als Ganzes. Denn das gemeinsame Bemühen setzt Kräfte frei, die allen Menschen zugute kommen können.

Naturordnungen

Ein wesentliches Kennzeichen dieser Welt ist nach Auffassung des LRC die Unvollkommenheit und der Tod. Alles, was hier entsteht und aufblüht, vergeht nach einer gewissen Zeit wieder. Alles Leben vollzieht sich im Spiel der Gegensätze. Das unsterbliche, ewige Leben ist für einen „Anderen" bestimmt, von dem Johannes sagte: „Sein Einfluss muss zunehmen, meiner muss abnehmen." ((Joh 3,30 GNB)) Der unsterbliche „Andere", der geistige Funke im Innersten des Mikrokosmos, ist nicht in der Welt der Gegensätze zu Hause, sondern entstammt einer höheren Ordnung, die außerhalb der Begrenzungen von Diesseits und Jenseits liegt.

Reinkarnation

Die Reinkarnation ist für das LRC von Bedeutung, weil sie mit der Vorstellung von der Möglichkeit der Befreiung vom „Rad von Geburt und Tod" verbunden ist. Im Laufe der Inkarnationen sammeln sich in einem Mikrokosmos viele Erfahrungen an. Diese führen zu einer inneren Reife, die den Menschen für die Impulse des Geistfunkens empfänglich machen.

Die Reinkarnationslehre ist Bestandteil aller großen ursprünglichen Religionen. Auch im Urchristentum finden sich Reinkarnationsvorstellungen, wie zum Beispiel aus den Funden von Nag Hammadi hervorgeht. Es lassen sich aber auch im Neuen Testament Textstellen finden, die im Sinne der Reinkarnation gedeutet werden können.[10]

Transfiguration

Das Aufgehen im innereigenen höheren Menschen bezeichnet das LRC als Transfiguration. In diesem Prozess geht es darum, das dreidimensionale Ichbewusstsein und die Ichzentralität zu überwinden. Dadurch wird eine Beseelung erreicht, die sich nach dem Tod des stofflichen Körpers nicht auflöst, es bildet sich ein unsterblicher „Seelenkörper“. Ziel dieses Prozesses ist die Erneuerung des ganzen menschlichen Wesens (Mikrokosmos). So deutet das LRC die in der Bibel erwähnte „Wiedergeburt aus Wasser und Geist" ((Joh 3,5-7 GNB)).

Symbolik

Hauptemblem

Das in der Öffentlichkeit verwendete Hauptemblem besteht aus den ineinander verschränkten geometrischen Formen Kreis, Dreieck und Quadrat. Es findet sich in verschiedenen Ausprägungen in der historischen und zeitgenössischen Literatur

  • In der kabbalistischen Lehrtafel der Prinzessin Antonia zu Württemberg und Teck befindet sich das Symbol im oberen Drittel, umgeben von den hier so genannten oberen drei Sefiroth. Die Lehrtafel wurde ab 1652 unter Mitwirkung eines Beraterkreises der Prinzessin entworfen. Den Anstoß zur Erstellung des Gemäldes gab vermutlich Johann Valentin Andreae, der als Hofprediger auch Lehrer der Prinzessin Antonia war. Andreae selbst ist auf der Lehrtafel als Prophet Jesaja verewigt. Im Frühjahr 1673, nach dem 60. Geburtstag Antonias, wurde der Bilderschrein in einer extra erbauten Kapelle in Bad Teinach der Öffentlichkeit vorgestellt und ist dort heute noch zu besichtigen. Die Lehrtafel stellt eine besondere Verbindung zwischen der jüdischen Kabbala, der christlichen Botschaft und dem Rosenkreuzertum her.[11][12]
  • In dem Buch von Arthur Edward Waite The real history of the Rosicrucians (1887) findet man die Abbildung des „Philosophic Seal of the Society of Rosicrucians“, welches zur Besiegelung der Initiation von Sigismund Bacstrom durch Du Chazel F.R.C am 12. September 1794 verwendet wird.[13][14]

In der Philosophie des LRC wird das Emblem so erläutert:

„Der Kreis als Ursymbol steht makrokosmisch für den ewigen und unkennbaren Geist Gottes, die Fülle (das Pleroma), aus der alle Offenbarung hervorgeht und die alles Geoffenbarte umschließt. Aus dem Kreis tritt das Dreieck hervor, der geoffenbarte Geist in seiner dreifältigen Ansicht als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aus dem Heiligen Geist entsteht das ‚Viereck des Baues‘, die Verkörperung der göttlichen Idee in der Ursubstanz. Kreis, Dreieck und Viereck zusammen sind auf jeder Ebene – ob Makrokosmos, Kosmos oder Mikrokosmos – ein universelles Symbol für die göttliche Schöpfung in ihrer vollkommenen Offenbarung aus Geist (Kreis), Seele (Dreieck) und Körper (Viereck). So ist dieses Zeichen der Einheit auch ein Symbol für den göttlichen Menschen, der sich auf dem Weg des Rosenkreuzes entfalten soll.“[15]

Kreuz mit Rose und Hermesstab

In den Tempeln der Stadtzentren befindet sich ein Kreuz mit angehefteter Rose an der Stirnwand. In den Konferenzzentren wird daneben das Symbol des Hermesstabes verwendet.[16]

Der Weg

Als Kernstück der Arbeit des LRC gilt der „Weg der Befreiung". Manchmal wird er auch als Weg der Verwirklichung des wahren Selbst umschrieben. Bei diesem Weg geht es einerseits um eine Zurücknahme und andererseits um ein Wachstum: In dem Maß, wie das alte egozentrische Wesen schwindet, entfaltet sich ein neues seelisches Potenzial in der Kraft des Geistes. Im LRC hat sich ein Feld entwickelt, in welchem Menschen, die es wünschen, ein solches Potential entwickeln können.

Ein Sucher gelangt durch viele Erfahrungen an einen kritischen Punkt, an dem ihm das Leben als unbefriedigend erscheint. Er beginnt zu ahnen, dass es noch etwas ganz Anderes, Größeres gibt, als die mit den Sinnen erfahrbare Welt und zu dem er sich mehr und mehr hingezogen fühlt.[17]

Das LRC geht von verschiedenen Phasen auf diesem inneren Entwicklungsweg aus, die mit Einsicht oder Selbsterkenntnis, Sehnsucht nach dem Heil, Umkehr, neue Lebenshaltung und Einswerdung angedeutet werden.

Dieser fünffache Weg führt zu einer Persönlichkeit, die bewusst und selbstverantwortlich auf die geistigen Impulse reagiert und in ihrem Leben Liebe und Wahrheit wirken lässt, gemäß dem Jesus-Wort aus (Joh 8,32 GNB): „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." Der Glaube ist dabei nicht das Für-wahr-Halten einer Lehre oder eines Dogmas, das von einer Autorität vorgegeben wird. Er wird vielmehr als bewusste Verbindung mit der im Kandidaten erwachenden neuen Seele erfahren.

Die Erlebnisse auf dem spirituellen Weg werden letztendlich zu einer Verwandlung des ganzen Wesens führen. Ein Bild hierfür ist die Raupe, die sich verpuppt, um zum Schmetterling zu werden.

Verbreitung und Organisation

Das LRC ist gegenwärtig (Stand 2017) in 40 Ländern tätig und zählt insgesamt ca. 14.400 Mitglieder. [18]

Rechtsform und Finanzierung

In Deutschland ist das LRC ein eingetragener Verein, der als gemeinnützig anerkannt ist. In anderen Ländern sind es gemäß den rechtlichen Gegebenheiten zum Teil Vereine, zum Teil Stiftungen. Das LRC finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Über die Verwendung der Spenden und Beiträge informieren Jahresberichte. Seit Mai 1955 ist das LRC in Deutschland im Vereinsregister des Amtsgerichts Hannover eingetragen und seit 1998 registriert als: „Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes, Lectorium Rosicrucianum e.V.".

Leitung

Seit 1968 wird das LRC von einer „Internationalen Spirituellen Leitung" (ISL) geführt. Gegenwärtig (Stand 2017) besteht die ISL aus sieben Mitgliedern. Die sieben Regionen (siehe internationale Organisation) werden von jeweils einem „Präsidium" betreut. Für die „Arbeitsfelder" in einer Region gibt es „Landesleitungen" und in den lokalen Zentren „Zentrumsleitungen". Rechtlich ist in Deutschland der gewählte Vereinsvorstand verantwortlich.

Diese Leitungsfunktionen werden ehrenamtlich ausgeübt.[19]

Mitgliedschaft und Schülertum

Das LRC unterscheidet die Mitgliedschaft und das Schülertum. Die Mitgliedschaft ist für Interessierte geeignet, die noch nicht alle Konsequenzen des Schülerweges umsetzen möchten. Im Schülertum werden aufeinander aufbauende Phasen durchschritten. Es gibt „Leitlinien für Schüler", die bei dieser Form der Verbindung relevant werden. Die Leitlinien beinhalten u.a. eine vegetarische Ernährung, Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Drogen. Andere Punkte der Leitlinien betreffen das „Seelenleben". An erster Stelle steht das Bemühen um Aufrichtigkeit im Denken und Achtsamkeit als Grundstein für die Entwicklung des geistigen Lebens. [20]

Ein Austritt aus dem LRC ist jederzeit möglich in Form einer schriftlichen Erklärung. Das LRC betont, dass der Weg in einer Geistesschule nur gegangen werden kann, wenn die Schüler freiwillig ihre spirituelle Entwicklung angehen möchten.[21]

Kinder und Jugendliche

Für Kinder und Jugendliche finden nach Altersgruppen unterteilt besondere Veranstaltungen statt. Als erzieherisches Ziel wird genannt, dem Kind und dem Jugendlichen Hilfestellung zu geben, seine Persönlichkeit harmonisch zu entwickeln sowie das geistige Element wach zu halten. Ein spiritueller Weg im Sinne des LRC kann erst als Erwachsener ab 18 Jahren begonnen werden. Die freie Entscheidung für den Eintritt setzt die Selbstständigkeit und Ausreifung des Verstandes voraus.[22]

Internationale Stiftungen INS und IDG

Die „Stiftung zur Förderung der internationalen Arbeit der religiösen Gemeinschaft Lectorium Rosicrucianum INS") wurde 1990 gegründet und hat ihren Rechtssitz in Zürich CH. Sie stellt weltweit Kredite für den Aufbau und die Renovierung von Zentrums- und Konferenzgebäuden zur Verfügung. Die „Internationale Stiftung zur Entwicklung der religiösen Gemeinschaft Lectorium Rosicrucianum IDG" mit Sitz ebenfalls in Zürich wurde 2010 gegründet. Sie unterstützt die Entwicklung des Werkes der Geistesschule weltweit sowie die für die Erarbeitung neuer Impulse geschaffene „International Development Group".[23]

Geschichte

A.H. de Hartog (1869-1938)
Max Heindel (1865-1919)
Rudolf Steiner (1861-1925)
Zwier Willem Leene (1882-1938)
Jan Leene alias Jan van Rijckenborgh (1896-1968)
Henriette Stok-Huizer alias Catharose de Petri (1902-1990)
Anatonin Gadal (1871-1962)


Vorgeschichte (1924-1945)

Die Vorgeschichte des LRC begann im zweiten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts in den Niederlanden. Auf ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens kamen die beiden Brüder Zwier Willem Leene (1892-1938) und Jan Leene (1896-1968) in Kontakt mit dem damals bekannten Theologen A. H. de Hartog. Dieser, von Eduard von Hartmann und Jakob Böhme beeinflusst, vertrat die Auffassung, dass sich ein vernünftiger Glaube den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht verschließen darf. Auch betonte er die notwendige geistige Entwicklung des Menschen. Seine Neuinterpretation des Verhältnisses zwischen Gott und Mensch führte die beiden Brüder zu den Fragen nach dem Zusammenhang von Mensch und Kosmos und nach der Entwicklung der Menschheit. Antworten darauf fanden sie im esoterischen Weltbild von Max Heindel (1865-1919).

Die Rosicrucian Fellowship

1924 schlossen sich Zwier Willem Leene und Jan Leene der niederländischen Sektion von Heindels Rosicrucian Fellowship an. 1929 übernahmen sie deren Führung.[24]

Heindel bezog seine wesentlichen Erkenntnisse von Helena Petrovna Blavatsky, Mitbegründerin der Theosophischen Gesellschaft, von dem englischen Theosophen George Robert Stow Mead, einem Kenner der Hermetischen Lehre, der antiken Gnosis, des Hellenismus, des Judaismus und östlicher Weisheitslehren, sowie von Rudolf Steiner (1861-1925), dem Begründer der Anthroposophie.[25]

Während der folgenden Jahre studierten die Brüder Leene zusammen mit Freunden wie Cor Damme die Ideen und Erkenntnisse der alten Weisheiten, legten diese für die aktuelle Zeit aus und vermittelten sie mündlich und schriftlich einem Kreis von Interessenten. Zur Herausgabe verschiedener Zeitschriften, Bücher, Broschüren und Kurse eröffneten sie ein Publikationsbüro. Ab 1930 gehörte Hendrikje Stok-Huizer diesem Kreis an.

Inhaltlich stand das Studium der Bücher Heindels im Vordergrund. Ziel war eine geistige Entwicklung der Persönlichkeit. Zu dieser Zeit bestand die Gruppe bereits aus über fünfhundert Studierenden und ebenso vielen Interessierten.[26]

Ablösung von der Rosicrucian Fellowship

1935 spürten die drei Freunde Jan Leene, Zwier Willem Leene und Cor Damme in der Bibliothek des British Museum in London die Originaldrucke der drei sogenannten Manifeste der Rosenkreuzer auf: die Fama Fraternitatis, die Confessio Fraternitatis und Die chymische Hochzeit Christiani Rosenkreutz, erschienen 1614 bis 1616. Dieses Ereignis löste bei der initiativen niederländischen Rosenkreuzer-Gruppe einen starken Impuls aus; es wurden Pläne für eine weltweite Verbreitung der gefundenen Schriften entwickelt. Bei den Nachfolgern von Max Heindel in Oceanside/Kalifornien stießen die neuen Ideen auf wenig Interesse. Hierüber und über weitere Fragen kam es zur Trennung. Der niederländische Freundeskreis begann, die Rosenkreuzerschriften zu erläutern und zu verbreiten. 1938 verstarb Zwier Willem Lene, und Hendrikje Stok-Huizer wurde neu ins Leitungsteam aufgenommen.[27]

Verbot während des Zweiten Weltkriegs

Unter der Nazi-Besetzung in den Niederlanden waren alle esoterischen Gemeinschaften verboten. Der Tempel und die Einrichtung des Hauptsitzes der Rosenkreuzer-Gruppe in Haarlem NL wurden von den Besetzern geplündert. Jan Leene wurde 1941 von der Gestapo verhaftet und verhört. Anschließend wurde er wieder freigelassen mit der Auflage, seine Tätigkeit einzustellen. Doch die Arbeit ging im Untergrund unter verschiedenen Decknamen weiter.[28]

Gründung und Entwicklung (1945-1969)

Erste Schritte nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm Jan Leene den Autorennamen Jan van Rijckenborgh an. 1946 gründete er zusammen mit Hendrikje Stok-Huizer (späterer Autorenname: Catharose de Petri) in Haarlem das LRC, das ab 1946 auch unter dem Namen „Schule des Rosenkreuzes" auftrat.

Mit dem Bezug des Konferenzzentrums Renova bei Bilthoven entwickelte sich in der Lehre ein neuer Schwerpunkt: die christlich-hermetische Gnosis mit dem Ziel der „Transfiguration". Das brachte auch eine neue Arbeitsmethode mit sich: Es ging nun nicht mehr in erster Linie um die Entwicklung der Persönlichkeit, sondern darum, aus dem geistigen Prinzip, das in jedem Menschen ruht, den kommenden „Neuen Menschen") entstehen zu lassen. 1950 wurde in Holland ein spezieller Jugendtempel (Noverosa) für das internationale Jugendwerk errichtet. Auch in Brasilien war die Schule seit Beginn der fünfziger Jahre aktiv. 1952 wurde das erste Zentrum in Rio de Janeiro eingeweiht.

Von 1946 bis 1967 veröffentlichte das LRC 26 Bücher und gab verschiedene Zeitschriften heraus. Die meisten Bücher wurden aus Ansprachen von Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri zusammengestellt.[29]

Das Erbe der Katharer

Am 1. September 1954 fand der erste persönliche Kontakt von Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri mit Antonin Gadal statt.

Der südfranzösische Historiker und Höhlenforscher war vertraut mit den alten keltischen und ägyptischen Mysterien, vor allem aber hatte er die Geschichte der mittelalterlichen Katharer erforscht. Diese sollen zur Zeit der Kreuzzüge mit dem Orden der Rosenkreuzer und dem Orden der Ritter vom Heiligen Gral verbunden gewesen sein und ein esoterisches Christentum vertreten haben. Nach Gadal kam von den Rosenkreuzern die Weisheit, von den Katharern die Liebe und vom Gral die Kraft der Verwirklichung. Auf dieser Basis gründeten Antonin Gadal, Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri 1957 ein neues Bündnis, genannt „Dreibund des Lichts".[30][31][32]

Erste ausländische Konferenzzentren

In den fünfziger Jahren wurde die „Innere Schule" mit den beiden Stufen „Höhere Bewusstseinsschule" und „Ecclesia" errichtet. Sie wurde auch als „Mysterienschule" bezeichnet. 1956-58 entstanden in den Niederlanden verschiedene Tempelbauten (Haarlem, Noverosa, „Rozenhof" in Santpoort). In Deutschland veranstaltete der 1955 für die ersten deutschen Interessenten gegründete Verein zu Ostern 1956 die erste deutsche Konferenz mit 120 Teilnehmern. Am 8. März 1958 wurde in Calw (Baden-Württemberg) das erste deutsche Konferenzzentrum eröffnet. Im selben Jahr entstand in Südfrankreich ein erstes Konferenzzentrum.[33]

Veröffentlichungen und Aquarius-Konferenzen

Die Jahre von 1959 bis 1968 standen im Zeichen der Veröffentlichung von noch heute zentralen Büchern: der Texte des Corpus Hermeticum (kommentiert in den vier Bänden der ‚Ägyptischen Urgnosis‘), der Erläuterungen der drei Rosenkreuzer-Manifeste und des Tao Te King von Lao Tse sowie der gnostischen Schrift Pistis Sophia des Valentinus.

1964 entstand der Aquarius-Tempel in São Paulo. Am 21. August 1965 wurde in Bad Münder bei Hannover das zweite deutsche Konferenzzentrum fertig gestellt. Erste Zentren und Konferenzorte entstanden auch in Polen und in Brasilien.

Zwischen 1963 und 1967 fanden in Renova, Calw, Bad Münder, Basel und Toulouse fünf internationale Konferenzen statt, während derer die mehreren tausend Teilnehmer auf die „neue Strahlenwirksamkeit des Aquarius-Zeitalters" vorbereitet wurden.[34]

Die große Krise

Im Jahr 1968 kam es zunächst zu einer großen Krise. Der Kauf von Immobilien und der Bau neuer Tempel führten zu finanziellen Problemen. Nur mit großer Mühe konnte der finanzielle Zusammenbruch vermieden werden.[35] Schwerer ins Gewicht fiel jedoch der Tod Jan van Rijckenborghs am 17. Juli 1968. Die Frage der Nachfolge verursachte große Diskussionen sowohl in der Leitung der Schule als auch unter den Schülern und Schülerinnen.

Mehr als ein Jahr vor seinem Ableben hatte Jan van Rijckenborgh seinen Sohn Henk Leene zum Nachfolger bestimmt. Kurz vor seinem Tod allerdings hatte er sieben Personen, seine engsten Mitarbeiter, als Internationale Spirituelle Leitung eingesetzt. Einer von diesen sieben war auch Henk Leene. Dieser war nach dem Ableben Jan van Rijckenborghs offenbar noch ganz von früheren Äußerungen seines Vaters erfüllt und wollte die Geistesschule gemäß eigenen Ideen weiterführen. Er gewann indessen bei Catharose de Petri und den anderen sechs Mitgliedern der Spirituellen Leitung nicht den Rückhalt, den er gebraucht hätte, verließ im März 1969 mit einer Anzahl von Schülern die Geistesschule des Rosenkreuzes und gründete eine neue Organisation: Gemeinschaft R + C, Rosae Crucis (später unbenannt in „Sivas“). [36]


Neubeginn und Weiterentwicklung (1969-2017)

Konsolidierung

Catharose de Petri gelang es, die verbliebenen Leitungsorgane und Schüler wieder zu einigen, sodass die Arbeit weitergehen konnte, wenn auch stark reduziert. Es folgte eine zwölfjährige Konsolidierungsphase. In dieser Zeit veröffentlichte Catharose de Petri verschiedene Bücher und Broschüren.

1970 übergab sie die spirituelle Leitung der Schule vollständig einem achtköpfigen Kollegium. 1989, kurz vor dem Tod von Catharose de Petri, wurde die Internationale Spirituelle Leitung auf dreizehn Mitglieder erweitert.

Von 1974 bis 1978 fanden zahlreiche Eröffnungen von Zentrumsgebäuden und Tempeln statt, u. a. in Schweden, Frankreich, den USA, Deutschland, Belgien und Neuseeland. Ausgehend von den Zentren in Basel, Bern, Zürich und Lausanne wurde 1978 in Caux ein schweizerisches Konferenzzentrum eröffnet.

Der österreichische Konferenzort Schloss Neustein in Kärnten wurde 1988 installiert.[37]

Weltweite Ausbreitung

In der Periode von 1990-2001 erlebte das LRC eine weltweite Ausbreitung. Überall entstanden örtliche Zentren, regionale Konferenzzentren und Tempel, zuerst in Spanien, Polen, Ungarn und Italien, sodann in Bolivien und Kolumbien. Auch in Afrika entstanden erste Zentren. In Russland konnte 1993 mit der Aufbauarbeit begonnen werden.

Ab 1981 fand jedes fünfte Jahr in Ussat in Südfrankreich eine internationale Konferenz mit mehreren tausend Teilnehmern statt.

Im Jahr 2000 wurde das dritte deutsche Konferenzzentrum in Birnbach im Westerwald eröffnet. Gleichzeitig teilte die Internationale Spirituelle Leitung ihre Aktivitäten in sieben Regionen auf, und 2001 übertrug sie die organisatorische Leitung der Schule sieben regionalen „Präsidien", die 2008 auf vierzig Mitglieder erweitert wurden.[38]


Impulse zur Erneuerung

Ausrichtung an aktuellen Entwicklungen

Modernität und Aktualität in Sprache und Form waren für die Gründer des LRC wichtige Elemente. Es ging ihnen darum, der zeitlosen Wahrheit immer wieder einen zeitgemäßen Ausdruck zu verleihen. Folgerichtig wird seit der Jahrtausendwende und verstärkt nach 2012 in verschiedenen Publikationen und anlässlich von Konferenzen dem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel und den neuen atmosphärischen Bedingungen Ausdruck verliehen. [39][40] Das heutige Verständnis findet insbesondere im aktuellen Leitbild des LRC Ausdruck. [41]

Die Äußere Schule wurde umgestaltet, sodass die Orientierung und Erprobung der ersten Schritte des Weges in der Gemeinschaft erleichtert sind.[42]

Dialoge mit Repräsentanten von Kunst, Wissenschaft und Spiritualität

Seit einigen Jahren führt das LRC Dialoge herbei mit Repräsentanten von Kunst, Wissenschaft und Spiritualität. Hierzu wurden in einer Reihe von Ländern Stiftungen oder stiftungsähnliche Institute gegründet.

Es begann 1998, als in den Niederlanden das erste öffentliche Symposium über gnostische Denker in Zusammenarbeit mit der Bibliotheca Philosophica Hermetica und mit Beteiligung von Gastreferenten stattfand. .[43] Hervorzuheben ist das Symposium „Geroepen door het wereldhart" vom Jahr 2009 im niederländischen Konferenzzentrum Renova, an dem leitende Personen von AMORC, Rosicrucian Fellowship, Anthroposophie, Theosophie, Freimaurerei, der Internationalen Sufi-Bewegung und des LRC als Referenten teilnahmen. [44]

In Deutschland wurde im März 2007 die gemeinnützige Stiftung Rosenkreuz zur Förderung hermetischen und gnostischen Gedankenguts ins Leben gerufen. Sie hat über ihre Symposien bis Ende 2016 ca. 40 Paperbacks herausgegeben mit Beiträgen von Naturwissenschaftlern (darunter vielen Hochschullehrern), Künstlern und Repräsentanten spiritueller Strömungen (Rosenkreuzer, Anthroposophen, Theosophen, Sufis, Freimaurer, Buddhisten, Vertreter der integralen Bewegung, der Sri Aurobindo Bewegung, der Kabbala und auch evangelische und katholische Theologen). [45]

Themen der Symposien und Veröffentlichungen waren zum Beispiel: Gesellschaft, Individuum und Planet - Wohin? (2016), Nukleare Prozesse - Bewusstseinsprozesse (2013), Homo sapiens - Quo vadis? Der Mensch zwischen genetischem Zwang und geistiger Freiheit (2014), Inspiration und Wissenschaft (2015), Mensch und Erde - Wege zu einem inneren Klimawandel (Symposium Osnabrück 2009, Symposium Bonn 2010), Was ist das Positive an unserer Zeit? - Ursprung und Zukunft im Lichte der Gegenwart (2012), Künstliche Intelligenz (2016), Der Geist der Erde. Mensch, Tier und Pflanze - Beziehung und Verantwortung (2016), Tauch ein in die Stille - Dialoge zu Meister Eckart (2015). [46]

Kritik

Einschätzungen durch Behörden

Eine Fachkommission des Deutschen Bundestags hat 1996 ein Gutachten erstellen lassen über die neueren religiösen Bewegungen. In diesem Gutachten wird festgehalten, dass bei diesen Religionsgemeinschaften sowohl Eintritt wie Ausstieg jederzeit freiwillig erfolgen könne, und dass es „keine Psychotechniken wie Gehirn-, Seelenwäsche oder Psychomutation" gebe. Es sei auch keine erhöhte Straffälligkeit bei Mitgliedern von kleineren Religionsgemeinschaften zu beobachten. Der Endbericht kommt zum Ergebnis, dass „gesamtgesellschaftlich gesehen die neuen religiösen und ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen keine Gefahr für Staat und Gesellschaft […] darstellen."[47]

Auf Nachfrage des LRC Deutschland schrieb ein Mitglied der Fachkommission: „Ich kann […] als meine persönliche Einschätzung […] formulieren, dass ich die Rosenkreuzer für vergleichsweise harmlos ansehe. Sie sind sicherlich in keiner Weise zu vergleichen mit den Organisationen, die in der Presse immer wieder zitiert und angegriffen werden […]"[48]

Vertreter von Städten und Gemeinden in Deutschland, in denen das LRC Konferenzzentren unterhält, äußern sich seit Jahrzehnten positiv über die Geistesschule. Sie betonen den einwandfreien, gepflegten Zustand der baulichen Anlagen und die reibungslose, harmonische Zusammenarbeit mit den Behörden.[49]

Beurteilung durch kirchliche Institutionen

Seit seinen Anfangszeiten sah sich das LRC (LRC) Angriffen von Seiten der etablierten Landeskirchen ausgesetzt. Ihre Argumente waren sowohl theologischer als auch weltanschaulicher Art. In früheren Jahrzehnten standen theologische Vorbehalte im Vordergrund, wie sie seit je den gnostischen Lehren gegenüber gemacht wurden: Dualismus, Scheinleib Jesu Christi (Doketismus) und Selbsterlösung durch geheimes Wissen. Diese wirken nebst den weltanschaulichen Vorwürfen (Hochmut, Weltflucht, asketische Lebensweise usw.) immer noch nach.[50]

In den letzten Jahrzehnten ist die Resonanz von kirchlichen Stellen gegenüber dem LRC differenzierter und sachlicher geworden. Die deutsche Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), die zur Beobachtung von Jugendsekten und neuen religiösen Bewegungen eingerichtet wurde, brachte in ihrem Materialdienst bis 2001 mehrere Informationshefte heraus, die sich mit dem LRC kritisch auseinandersetzten. Die hauptsächlichen Kritikpunkte waren:

  • Überhebliches Selbstverständnis und unzeitgemäße, bevormundende Vorschriften,
  • Feindschaft zur Theologie und zu den Kirchen,
  • Beschneidung der persönlichen Freiheitsrechte der Mitglieder (Verbote und asketische Lebensregeln),
  • Desinteresse an einer ökumenischen Zusammenarbeit,
  • Forderung, aus Kirchen und freikirchlichen Gemeinschaften auszutreten,
  • Inkohärente Lehre mit widersprüchlichen Aussagen und Unklarheiten,
  • Heilsweg als rigoroser ethischer Eingriff in die persönliche Handlungs- und Entscheidungsfreiheit.

Ein jüngerer Bericht der EZW von 2012 zeichnete ein positiveres Bild. Zwei Vertreter der EZW hatten einen Tempeldienst im Zentrum Berlin besucht. Ihr kurzer Bericht fiel freundlich-wohlwollend aus, enthielt aber auch leise Kritik am Gesehenen und Gehörten. In abgemilderter Form schwangen bekannte Kritikpunkte mit wie „Geheimgesellschaft", „Dualismus", „Weltabgewandtheit", „Ich-Zerbrechung" und „Kritiklosigkeit". Auch die Artikel über das LRC im Handbuch „Kirchen, Sekten, Religionen" (7. Auflage 2003) und dem „Handbuch Weltanschauungen, religiöse Gemeinschaften, Freikirchen (1. Auflage 2015) sind sachlich und neutral abgefasst.[51]

Weblinks

Literatur

Einführungen und Übersichten

  • Kristallreihe 5: Gnosis als innerliche Religion. DRP Rosenkreuz Verlag, Birnbach 1997, ISBN 90-6732-195-8.
  • Konrad Dietzfelbinger: Mysterienschulen des Abendlandes. Vom alten Ägypten bis zu den Rosenkreuzern. Königsdorfer Verlag, Königsdorf 2004, ISBN 978-3-938-156-16-2.
  • Konrad Dietzfelbinger: Die Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes. Eine spirituelle Gemeinschaft der Gegenwart. Königsdorfer Verlag, Königsdorf 2010, ISBN 978-3-938156-08-7.
  • Matthias Pöhlmann, Christine Jahn (Herausgeber): Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen.“ VELKD, Gütersloh 2015
  • Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Göttingen 2004

Primärliteratur (Auswahl)

  • Jakob Böhme: Aurora oder Morgenröte im Aufgang. Neisse Verlag, Dresden 2012, ISBN-10:3-86276-077-4.
  • Antonin Gadal: Der Triumph der Universellen Gnosis. In de Pelikaan, Amsterdam 2006, ISBN 978-90-71608-19-3.
  • Catharose de Petri: Das Lebende Wort. Rozekruis Pers, Haarlem 1990, ISBN 90-6732-050-1.
  • Jan van Rijckenborgh: Die Ägyptische Urgnosis, Teile 1-4. DRP Rosenkreuz Verlag, Birnbach 1982-1985, ISBN 90-6732-071-4, ISBN 90-6732-151-6, ISBN 90-6732-012-9, ISBN 90-6732-013-7.
  • Jan van Rijckenborgh: Die Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz Teile 1+2. DRP Rosenkreuz Verlag, Birnbach 1998 und 1991, ISBN 90-6732-152-4 und ISBN 90-6732-056-0.
  • Jan van Rijckenborgh: Das Bekenntnis der Bruderschaft des Rosenkreuzes. Rozekruis Pers Haarlem 1980, ISBN 90-6732-111-7.
  • Jan van Rijckenborgh: Der Ruf der der Rosenkreuzer Bruderschaft. DRP Rosenkreuz Verlag, Birnbach 1985, ISBN 90-6732-011-0.
  • Jan van Rijckenborgh, Catharose de Petri: Die Chinesische Gnosis. Kommentare zum Tao Teh King von Lao Tse. Rozekruis Pers, Haarlem 1988, ISBN 90-6732-026-9.

Sekundärliteratur (Auswahl)

  • Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt. DRP Verlag, Birnbach 2010, ISBN 978-3-938540-26-8.
  • Reiner Klein: Die Mysterien der Katharer. Verlag Zeitenwende, Radeberg 2008, ISBN 978-3-934291-51-5.
  • Michael Rüttinger, Angela Paap, Konrad Dietzfelbinger: Christian Rosenkreuz. Wesen und Weg des Menschen. Königsdorfer Verlag, Königsdorf 2014, ISBN-10:3-938156-29-5.
  • Peter Selg: Rudolf Steiner und Christian Rosenkreutz. Ita-Wegman-Inst., Arlesheim 2010, ISBN 978-3-905919-25-7.
  • Rudolf Steiner: Anthroposophie und Rosenkreuzertum. Ausgewählte Texte, herausgegeben und kommentiert von Andreas Neider. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2007, ISBN 978-3-7274-5376-2.
  • Heinrich Wilms: Die religionsphilosophischen Grundlagen der Glaubensgemeinschaft der Rosenkreuzer und ihr verfassungsrechtlicher Schutz. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-17-016791-9.
  • Ger Westenberg: Max Heindel and the Rosicrucian Fellowship. The Rosicrucian Fellowship, Madison 2014, ISBN 90-73736-33-1

Einzelnachweise

  1. Eintrag im Vereinsregister des Amtsgerichts Hannover-VR 3260
  2. Jahresbericht der Stiftung zur Förderung der internationalen Arbeit der religiösen Gemeinschaft Lectorium Rosicrucianum INS, 2015.
  3. Grundsatzerklärung des Lectorium Rosicrucianum, in: Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 218.
  4. Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen, S. 344.
  5. Pentagramm Nr. 1/1994, S. 6f.
  6. Info-Broschüre Lehre und Weg einer Geistesschule, Lectorium Rosicrucianum 2008, und Info-Broschüre Im Herzen des Rosenkreuzes liegt eine Tür, Lectorium Rosicrucianum 2010.
  7. Konrad Dietzfelbinger: Mysterienschulen des Abendlandes. Vom alten Ägypten bis zu den Rosenkreuzern.
  8. Konrad Dietzfelbinger: Die Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes. Eine spirituelle Gemeinschaft der Gegenwart, S. 10 und Klappentext.
  9. Vgl. dazu die Interpretationen der vier Evangelien von Konrad Dietzfelbinger, erschienen im Königsdorfer Verlag.
  10. NachHelmut Obst, in: Reinkarnation
  11. Ernst Harnischfeger: Mystik im Barock. Das Weltbild der Teinacher Lehrtafel. 2. Aufl. Urachhaus, Stuttgart 1994, ISBN 3-87838-274-X.
  12. Otto Betz: Licht vom unerschaffenen Lichte. Die kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia in Bad Teinach. 2. Aufl. Sternberg Verlag, Metzingen 2000, ISBN 3-87785-022-7.
  13. Arthur Edward Waite: The real history of the Rosicrucians founded on their own manifestoes, and on facts and documents collected from the writings of initiated brethren. London George Redway 1887, S. 414.
  14. Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. S. 61.
  15. rosenkreuz.de
  16. Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. S. 285 ff.
  17. Vgl. Konrad Dietzfelbinger: Die Schule des goldenen Rosenkreuzes, S. 117-140.
  18. Mitgliederzahlen Stand Juli 2016 in: Jahresbericht der Stiftung zur Förderung der internationalen Arbeit der religiösen Gemeinschaft LRC INS, 2015.
  19. Jahresberichte der Stiftung zur Förderung der internationalen Arbeit der religiösen Gemeinschaft Lectorium Rosicrucianum (INS) 2015
  20. Leitlinien für Schüler der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes, 2013
  21. Heinrich Wilms: Die religionsphilosophischen Grundlagen der Glaubensgemeinschaft der Rosenkreuzer und ihr verfassungsrechtlicher Schutz, S. 39.
  22. Heinrich Wilms: Die religionsphilosophischen Grundlagen der Glaubensgemeinschaft der Rosenkreuzer und ihr verfassungsrechtlicher Schutz, S. 38f.
  23. Jahresbericht 2013 der Stiftung zur Förderung der internationalen Arbeit der religiösen Gemeinschaft Lectorium Rosicrucianum (INS)
  24. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 32ff.
  25. Rudolf Steiner: Anthroposophie und Rosenkreuzertum, S. 86ff.
  26. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 210f.
  27. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 113ff.
  28. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 181ff.
  29. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 223ff.
  30. Antonin Gadal: Der Triumph der Universellen Gnosis, ganzes Buch.
  31. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 266f.
  32. Reiner Klein: Die Mysterien der Katharer, S. 231f.
  33. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 256f.
  34. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 300ff.
  35. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 332f.
  36. Konrad Dietzfelbinger: Die Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes, S. 193.
  37. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 321ff.
  38. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 358ff.
  39. Pentagramm 2012/6, S. 10ff. und 2013/6, S. 2ff.
  40. Peter Gotthard Bieri: Die Freude der Erneuerung. DRP Rosenkreuz Verlag, Birnbach 2013, ISBN 978-3-938540-68-8, S. 54ff.
  41. https://www.rosenkreuz.de/kategorie/das-leitbild-der-geistesschule
  42. Jahresberichte der Stiftung zur Förderung der internationalen Arbeit der religiösen Gemeinschaft Lectorium Rosicrucianum INS 2012 und 2013.
  43. Peter Huijs: Gerufen vom Herzen der Welt, S. 360.
  44. Symposion Geroepen door het Wereldhart, Rozekruis Pers, Haarlem 2009, deutsche Ausgabe: Vom Weltenherzen gerufen, Stiftung Rosenkreuz, Birnbach 2009; zu den Referenten s. www.stiftung-rosenkreuz.org/publikationen)
  45. www.stiftung-rosenkreuz.org/publikationen/
  46. www.stiftung-rosenkreuz.org/publikationen/
  47. Vgl. Bundestagsdrucksache 13/10950, S. 54ff., S. 107f. und S. 149.
  48. Schreiben vom 9. Oktober 1996 von Frank Sassenscheidt-Grote, Mitglied der Fraktion der SPD im Deutschen Bundestag und Mitglied der erwähnten Fachkommission.
  49. Schreiben des Stadtdirektors der Stadt Bad Münder vom 24. Januar 1994 und Schreiben der Hauptverwaltung der Großen Kreisstadt Calw vom 13. Januar 1993.
  50. Vgl. dazu: Konrad Dietzfelbinger: Mysterienschulen des Abendlandes, S. 454ff.
  51. EZW, Materialdienst 2/12, S. 67ff.