Fischerkönig

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Der Fischerkönig (altfranz. roi peschierres) ist in Legenden um den Heiligen Gral der Hüter der Gralsburg. Er war nach Robert de Boron ein Sohn der Veronika, der Schwester von Joseph de Berimathie (Joseph von Arimathea). Bei Chrétien de Troyes ist er ein Onkel mütterlicherseits von Perceval.

Im Perlesvaus ist er Josue, ein Sohn von Glais und Bruder Alains, dem Vater von Perlesvaus (Parzival). Seine Nachkommen sind hier Aminadap, Catheloys, Manaal, Lambor, Pelleams (der lahme König) und Pelles, der durch Lancelot zum Großvater von Galahad wird.

Rudolf Steiner über die Bedeutung des Fischerkönigs

"In der ursprünglichen Gralslegende ist der Beherrscher der Burg ein Fischerkönig, ein König über ein Fischervolk. Ein anderer war auch mit einem Fischervolk zusammen, der nur nicht König dieser Fischer sein wollte, sondern etwas anderes unter diesen Fischern; der es verschmäht hat, wie ein König über sie zu herrschen, der ihnen etwas anderes gebracht hat als der herrschende König: der Christus Jesus. Hingedeutet wird also darauf, daß die Abirrung beim Fischerkönig — denn das ist eigentlich Amfortas in der ursprünglichen Legende —, daß diese Abirrung beim Fischerkönig diejenige ist, welche nach der einen Seite geht. Er ist sozusagen doch nicht ganz würdig, durch den Gral wirklich das Heil zu empfangen. Er ist es aus dem Grunde nicht, weil er mit Machtmitteln beherrschen will sein Fischervolk; er läßt nicht nur den Geist unter diesem Fischervolke walten.

Parzival ist zunächst nicht so weit innerlich offen, daß er in selbstbewußter Weise fragt: Wozu der Gral? — Was braucht es nun? — Bei dem Fischerkönig brauchte es, daß er sein persönliches Interesse abtötete und sein Interesse so weit machte wie das Interesse der allgemeinen Menschheit bei dem Christus Jesus. Bei Parzival ist notwendig, daß er hinaufhebt sein Interesse über das bloß unschuldige Anschauen zum innerlichen Verstehen dessen, was in jedem Menschen dasselbe ist, was der ganzen Menschheit zukommt, die Gabe des Heiligen Gral. So schwebt in einer wunderbaren Weise zwischen Parzifal und Amfortas oder dem ursprünglichen Fischerkönig mitten drinnen das Ideal des Mysteriums von Golgatha." (Lit.: GA 145, S. 125f)

Moderne Behandlungen

In T.S. Eliots Gedicht Das wüste Land (The Waste Land) von 1922 spielt der Fischerkönig ebenfalls eine wichtige Rolle. Ebenfalls behandelt der 1991 erschienene Film König der Fischer dieses Thema.

Literatur

  • William A. Nitze, Glastonbury and the Holy Grail, Modern Philology 1/2. 1903, 247-257.
  • Louise Gnädinger, Rois Peschiere / Anfortas. Der Fischerkönig in Chrestiens und Wolframs Gralsdichtung, Georges Güntert u.a. (ed.), Orbis Mediaevalis, Bern 1978, 127-148 ISBN 3-7720-1421-6
  • Iris Hermann / Meinolf Schumacher, Da bin ich und das wars. Robert Schindels Gedicht 'Amfortas' (2007), Sprachkunst 39/1 (2008), 59-75.
  • Rudolf Steiner: Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?, GA 145 (2005), ISBN 3-7274-1450-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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