Gen und Brotvermehrung: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:DNA orbit animated.gif|mini|hochkant=1|Animiertes Strukturmodell einer DNA-Helix in B-Konformation. Die [[Stickstoff]] (blau) enthaltenden [[Wikipedia:Nukleinbasen|Nukleinbasen]] liegen waagrecht zwischen zwei Rückgratsträngen, welche sehr reich an [[Sauerstoff]] (rot) sind. Die [[Kohlenstoff]]atome sind grün dargestellt.]]
Die wundersame '''Brotvermehrung''' ist ein [[Bibel|biblisches Motiv]], das im [[Altes Testament|Alten Testament]] und im [[Neues Testament]] vorkommt.
[[Datei:DNA Under electron microscope Image 3576B-PH.jpg|mini|[[Wikipedia:Desoxyribonukleinsäure|DNA]] unter dem [[Wikipedia:Elektronenmikroskop|Elektronenmikroskop]]]]


'''Gene''' bilden nach gegenwärtiger [[naturwissenschaft]]licher Auffassung die [[materie]]lle Basis der '''Erbanlage''', durch die die [[biologisch]]e [[Information]] eines [[Lebewesen]]s durch [[Reproduktion]] auf die folgende Generation weitergegeben wird. Die Bezeichnung „Gen“ wurde [[1909]] von dem dänischen [[Botanik]]er [[w:Wilhelm Johannsen (Botaniker)|Wilhelm Ludvig Johannsen]] (1857-1927) geprägt<ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm Ludwig Johannsen |Titel=Elemente der exakten Erblichkeitslehre mit Grundzügen der biologischen Variationsstatistik |Datum=1913 |Online={{Biolib|1=johannsen/elemente/index.html|2=Onlinefassung}}}}</ref>.
== Altes Testament ==


Als Gen wird heute zumeist ein Abschnitt der [[DNA]] ([[Desoxyribonukleinsäure]]) bezeichnet, der in eine biologisch aktive [[RNA]] ([[Ribonukleinsäure]]) [[Wikipedia:Transkription (Biologie)|transkripiert]] wird, die regulatorische Aufgaben erfüllt oder der [[Protein]]synthese dient und damit das [[Eiweiß]] liefert, dass den Körper aufbaut. Die alte Definition, dass ein Gen jeweils ein Protein codiert, ist längst überholt<ref>Helen Pearson: ''What is a Gene?'', in: Nature 441, S. 399 – 401 {{doi|10.1038/441398a}} [http://cronos.unq.edu.ar/ibcm/clases/yapas/yapa5_whatisagene.pdf pdf]</ref>. Eine modernere Definition von 2007 lautet: ''„Das Gen ist eine Vereinigung genomischer Sequenzen, die einen kohärenten Satz potentiell überlappender funktioneller Produkte codieren.“''<ref>„The gene is a union of genomic sequences encoding a coherent set of potentially overlapping functional products.“ (Mark B. Gerstein et al.: ''What is a gene, post-ENCODE? History and updated definition'', in: Genome Research  2007, 17, S. 669-681 {{doi|10.1101/gr.6339607}} [https://genome.cshlp.org/content/17/6/669.full online])</ref>
=== Speisung durch Elisa ===


== Die Entdeckung der Gene ==
Im [[w:2. Buch der Könige|2. Buch der Könige]] heißt es:


Die Existenz solcher materieller '''Erbfaktoren''' wurde erstmals von [[Wikipedia:Johann Gregor Mendel|Johann Gregor Mendel]] vorgeschlagen, der 1854 begonnen hatte, die [[Vererbung]] von Merkmalen bei [[Wikipedia:Erbsen|Erbsen]] zu untersuchen und dabei die später nach ihm benannten [[Wikipedia:Mendelsche Regeln|Mendelsche Regeln]] entdeckte und im Februar 1865<ref>Uwe Hoßfeld, Michael V. Simunek: ''150 Jahre Mendels Vortrag „Versuche über Pflanzen-Hybriden“.'' 2015, S. 238.</ref><ref>J. G. Mendel: ''Versuche über Pflanzenhybriden.'' In: ''Verhandlungen des Naturforschenden Vereins Brünn.'' Band 4, 1865, S. 3–47.</ref> erst5mals vorstellte.
{{Zitat|38 Als aber Elisa wieder nach Gilgal kam, war Hungersnot im Lande. Und als die Prophetenjünger vor ihm saßen, sprach er zu seinem Diener: Setze einen großen Topf auf und koche ein Gemüse für die Prophetenjünger! 39 Da ging einer aufs Feld, um Kraut zu sammeln, und fand ein Rankengewächs und pflückte sein Kleid voll mit wilden Gurken. Und als er kam, schnitt er's in den Topf zum Gemüse – sie kannten's aber nicht – 40 und legte es den Männern zum Essen vor. Als sie nun von dem Gemüse aßen, schrien sie und sprachen: O Mann Gottes, der Tod im Topf! Denn sie konnten's nicht essen. 41 Er aber sprach: Bringt Mehl her! Und er tat's in den Topf und sprach: Lege es den Leuten vor, dass sie essen! Da war nichts Böses mehr in dem Topf. 42 Es kam aber ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Mann Gottes Erstlingsbrot, nämlich zwanzig Gerstenbrote, und neues Getreide in seinem Beutel. Er aber sprach: Gib's den Leuten, dass sie essen! 43 Sein Diener sprach: Wie soll ich davon hundert Mann geben? Er sprach: Gib den Leuten, dass sie essen! Denn so spricht der HERR: Man wird essen und es wird noch übrig bleiben. 44 Und er legte es ihnen vor, dass sie aßen; und es blieb noch übrig nach dem Wort des HERRN.|[[w:2. Buch der Könige|2. Buch der Könige]]|{{BB|2 Könige|4|38-44|LUT}}}}


1869 entdeckte der Schweizer Arzt [[Wikipedia:Friedrich Miescher|Friedrich Miescher]], der im Labor von [[Wikipedia:Felix Hoppe-Seyler|Felix Hoppe-Seyler]] im [[Wikipedia:Schloss Hohentübingen|Tübinger Schloss]].<ref>Hubert Mania: [https://www.heise.de/tp/features/Ein-Opfer-der-wissenschaftlichen-Vorurteile-seiner-Zeit-3434063.html ''Ein Opfer der wissenschaftlichen Vorurteile seiner Zeit. Die DNS wurde bereits 1869 im Tübinger Renaissanceschloss entdeckt.''] Auf: ''Telepolis.'' 17. April 2004.</ref> in einem [[Wikipedia:Extraktion (Verfahrenstechnik)|Extrakt]] aus [[Wikipedia:Eiter|Eiter]] eine durch milde Säurebehandlung aus den [[Wikipedia:Zellkern|Zellkern]]en der [[Wikipedia:Leukozyt|Leukozyt]]en<ref>Bärbel Häcker: ''DNS.'' In: [[Wikipedia:Werner E. Gerabek|Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Wikipedia:Gundolf Keil|Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 316 f.; hier: S. 316.</ref> gewonnene Substanz, die er '''Nuklein''' nannte und heute als [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] wohl bekannt ist und als der gesuchte materielle Träger der '''Erbinformation''' gilt. 1919 identifizierte [[Wikipedia:Phoebus Levene|Phoebus Levene]] die Bestandteile der DNA, die aus vier verschiedenen [[stickstoff]]haltigen Basen, einem [[Zucker]] ([[Wikipedia:Ribose|Ribose]] bzw. [[Wikipedia:Desoxyribose|Desoxyribose]]) und einem [[Wikipedia:Phosphat|Phosphat]]rest aufgebaut ist<ref>{{Literatur |Autor=P. Levene |Titel=The structure of yeast nucleic acid |Sammelwerk=[[Wikipedia:J Biol Chem|J Biol Chem]] |Band=40 |Nummer=2 |Datum=1919 |Seiten=415–424 |Online=http://www.jbc.org/content/40/2/415.citation}}</ref> und schlug eine kettenartige Struktur der DNA-Moleküle vor. Der genaue strukturelle Aufbau der DNA wurde 1953 von [[James Watson]] und [[Francis Crick]] in ihrem berühmten Artikel ''[[Wikipedia:Molecular Structure of Nucleic Acids: A Structure for Deoxyribose Nucleic Acid|Molecular Structure of Nucleic Acids: A Structure for Deoxyribose Nucleic Acid]]'' beschrieben<ref name="WatsonCrick1953">J. D. Watson, F. H. Crick: [http://www.nature.com/physics/looking-back/crick/index.html ''Molecular structure of nucleic acids. A structure for deoxyribose nucleic acid.''] In: ''[[Wikipedia:Nature|Nature]].'' Band 171, Nr. 4356, 1953, S. 737–738. PMID 13054692 [http://www.nature.com/nature/dna50/watsoncrick.pdf (Volltext, PDF; 368&nbsp;kB)]</ref>.
== Neues Testament ==


== Genetische Variation ==
=== Speisung der Fünftausend ===


'''Genetische Variationen''' entstehen, wenn durch [[Mutation]] neue Variatianten eines Gens an einem bestimmten '''Genlocus''' (der physischen Position des Gens im [[Genom]]) eines [[Chromosom]]s gebildet werden<ref>David Sadava, David M. Hillis, H. Craig Heller, May R. Berenbaum: ''Purves Biologie''. Dt. Übersetzung hrsg. von Jürgen Markl. 9. Auflage 2011. S. 1687.</ref>. Diese Varianten können sich in einzelnen Positionen der [[Wikipedia:Nukleotidsequenz|Nukleotidsequenz]] unterscheiden und werden '''Allele''' (von {{ELSalt|αλλήλων}} ''allélon'' „einander, gegenseitig“) genannt. Die relative Häufigkeit eines Allels innerhalb eine Population nennt man '''Allelfrequenz''' (auch: ''Allelhäufigkeit''). Sie errechnet sich aus der Anzahl der Kopien eines bestimmten Allels dividiert durch die Gesamtzahl der Kopien aller Allele und verändert sich im Lauf der [[Evolution]]. Analog dazu gibt die '''Genfrequenz''' (auch: ''Genhäufigkeit'') die relative Häufigkeit eines in mehreren Kopien vorliegenden Gens im Genom eines einzelnen Individuums an.
Die '''Speisung der Fünftausend''' wird in allen vier [[Evangelium|Evangelien]] erwähnt. Im [[Johannesevangelium]] heißt es:


Die Gesamtheit aller Allele bildet den '''Genpool''' einer [[Population (Biologie)|Population]]. Genetische Variation sind oft durch die Veränderung des [[Phänotyp]]s erkennbar, bei [[Pflanzen]] z.B. durch eine andere [[Blüten]]farbe.
{{Zitat|1 Danach ging Jesus weg ans andre Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See von Tiberias heißt. 2 Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. 4 Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden. 5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? 6 Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme. 8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: 9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? 10 Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer. 11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. 12 Als sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. 13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren. 14 Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15 Da Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er allein.|[[Johannesevangelium|Johannes]]|{{BB|Joh|6|1-15}}}}


== Genregulation und Genexpression ==
=== Speisung der Viertausend ===


Die '''Genexpression''', im engeren Sinn also die Biosynthese der körpereigenen [[Protein]]e, hat eine entscheidende Bedeutung dafür, wie sich der [[Genotyp]] in der äußeren Erscheinung als [[Phänotyp]] manifestiert. Dazu ist für die '''Genregulation''' auf [[physisch]]er Ebene ein komplexes System von  [[Wikipedia:Genregulation|Regulationsmechanismen]] nötig, das nach heutigem Wissensstand auf dem geordneten Zusammenspiel [[Genetik|genetischer]] und [[Epigenetik|epigenetischer]] Faktoren beruht.
Die Speisung der Viertausend findet sich nur im [[Matthäusevangelium]] und im [[Markusevangelium]].


Die [[Wikipedia:Transkription (Biologie)|Transkription]] der [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] in die für die zur [[Protein]]-Synthese benötigte [[Ribonukleinsäure|RNA]] wird durch spezielle, sehr komplexe [[Enzym]]e, die sog. [[Wikipedia:RNA-Polymerase|RNA-Polymerase]]n (genauer ''DNA-abhängige RNA-Polymerasen'') [[Katalyse|katalysiert]]. Während [[Bakterien]] nur über eine einzige RNA-Polymerase verfügen, die für die Expression aller Gene verantwortlich ist, kann man bei [[Eukaryoten]] hingegen vier verschiedene Formen der RNA-Polymerase unterscheiden. [[2006]] wurde dem US-amerikanische Chemiker [[Wikipedia:Roger D. Kornberg|Roger D. Kornberg]] für die Aufklärung des Transkriptionsmechanismus mittels der RNA-Polymerasen der [[Wikipedia:Nobelpreis für Chemie|Nobelpreis für Chemie]] verliehen.
{{Zitat|32 Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. Ich will sie nicht hungrig wegschicken, sonst brechen sie auf dem Weg zusammen. 33 Da sagten die Jünger zu ihm: Wo sollen wir in dieser Wüste so viel Brot hernehmen, um so viele Menschen satt zu machen? 34 Jesus sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten: Sieben - und ein paar Fische. 35 Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. 36 Und er nahm die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach sie und gab sie den Jüngern und die Jünger gaben sie den Menschen. 37 Und alle aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrig gebliebenen Stücke ein, sieben Körbe voll. 38 Es waren viertausend Männer, die gegessen hatten, dazu noch Frauen und Kinder. 39 Danach schickte er die Menge nach Hause, stieg ins Boot und fuhr in die Gegend von Magadan.|[[Matthäusevangelium|Matthäus]]|{{BB|Mt|15|32-39}}}}


== Genom ==
[[Kategorie:Bibel]]
 
Die Gesamtheit aller Gene bildet das '''Genom''', das den [[Genotyp]] des Lebenwesens bestimmt, und sich in identischer Form als '''Erbgut''' im [[Zellkern]] jeder einzelnen seiner Körperzellen befindet. Im Rahmen des im Herbst 1990 begründeten [[Wikipedia:Human Genome Project|Human Genome Project]]s wurde der genaue Aufbau des menschlichen Genoms untersucht, das seit April 2003 offiziell als vollständig entschlüsselt gilt, wobei allerdings die Funktion vieler Gene noch nicht geklärt ist. Das menschliche Genom enthält rund 20.000 proteincodierende Genen<ref>{{Internetquelle|url=http://www.ngfn.de/de/verstehen_der_menschlichen_erbsubstanz.html|hrsg=Nationales Genomforschungsnetz|titel=Wenn die Welt an einem Strang zieht: Das Humangenomprojekt (HGP)|werk=ngfn.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-31}}</ref>, was verglichen mit oft viel primitiver erscheinenden Lebewesen überraschend wenig ist und nur etwa 1,06% der menschlichen [[DNA]] entspricht<ref>Deanna M. Church: ''Lineage-Specific Biology Revealed by a Finished Genome Assembly of the Mouse'', in:  PLoS Biol 7(5), 2009 {{doi|10.1371/journal.pbio.1000112}} [https://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.1000112 online]</ref>. Nahezu 99% der menschlichen DNA codiert also keine Proteine!
 
== Morphogenese ==
 
{{Hauptartikel|Morphogenese}}
 
Es ist bis heute noch nicht ansatzweise gelungen, mit den beschriebenen physikalischen und biochemischen Prozessen die [[Morphogenese]] auch nur der einfachsten Zelle konkret zu erklären. So schreibt etwa J.T. Fraser:
 
{{LZ|Entgegen der Annahme, daß gewisse körperliche Kennzeichen in den Genen verankert seien, vermitteln diese wunderbaren tanzenden Dinge nicht «vom Vater die Statur, vom Mütterchen die Frohnatur». Nirgendwo ist im Verlauf und beim Kopieren der ursprünglichen Melodie etwas darüber gesagt worden, wie eine Zelle gebaut ist, ganz zu schweigen vom Körper. Das ursprüngliche Lied wird mit vielen Veränderungen nur als Fahrplan gebraucht, das den Ribosomen zeigt, wie und in welcher Reihenfolge sie Aminosäuren lehren können, einer bestehenden Umwelt Komponenten zu entnehmen, damit sie Proteine herstellen können.|Fraser, S. 183}}
 
Ähnlich betont auch Marek B. Majorek:
 
{{LZ|Selbst wenn man aber auf der Basis der im Genom befindlichen „Information“
die Synthese bestimmter Proteine in bestimmten Zellarten erklären
könnte, wäre das Rätsel der Morphogenese noch nicht gelöst. Denn das
Hauptproblem des gegenwärtigen Erklärungsparadigmas liegt nicht darin,
dass es nicht imstande ist, die Differenzierung der Zygote in unterschiedliche
Zellarten befriedigend zu erklären, sondern dass es überhaupt nicht imstande
ist, die Entstehung selbst einer einzigen Zelle, geschweige denn eines
komplexen Organismus zu erklären. Im Erfolgsrausch der täglich neuen
punktuellen Entdeckungen auf immer tieferen Ebenen der subzellularen
Prozesse wird nämlich die unangenehme Tatsache völlig übersehen, dass die
moderne Molekularbiologie uns im besten Fall Teileinsichten in die Mechanismen
bietet, welche zur ''Fabrikation der Rohstoffe'' des Organismus, der
Proteine, führen, dass sie uns aber keine Einsicht darin gibt, wie aus diesen
Rohstoffen die komplexen Strukturen einer Zelle entstehen können,
geschweige denn wie es dazu kommt, dass aus Millionen oder sogar
Milliarden unterschiedlichen Zellen komplexe ''Organe'' gebildet werden
und wie diese komplexen Organe zu einem harmonischen und weisen
Zusammenwirken innerhalb eines ''Organismus'' gelangen.|Majorek, S. 555}}
 
Um die [[Morphogenese]] zu erklären, hat beispielsweise [[Rupert Sheldrake]] die - allerdings [[wissenschaft]]lich nur wenig anerkannte - [[Theorie]] des [[Morphisches Feld|morphischen Feldes]] entwickelt bzw. weiterentwickelt und auch verschiedene [[Experiment]]e zu ihrer Evaluierung durchgeführt bzw. vorgeschlagen.
 
Aus [[anthroposophisch]]er Sicht steht hinter der in der Natur wirkenden [[Information]] als konkrete Realität die Welt der [[ätherisch]]en [[Bildekräfte]]. [[Rudolf Steiner]] unterscheidet dabei verschiedene Arten von [[Ätherkräfte]]n: den [[Wärmeäther]], den [[Lichtäther]] (der nichts mit dem veralteten und längst verworfenen Ätherkonzept der [[Physik]] zu tun hat), den [[Klangäther]] und den eigentlichen [[Lebensäther]]. Alle diese Kräfte sind an der Gestaltung der lebendigen Organismen im Wechselspiel mit den rein physischen Erbfaktoren mit beteiligt. [[Johannes W. Rohen]] schreibt daher bezüglich der [[Morphogenese]]:
 
{{LZ|Der moderne Mensch wird natürlich an dieser Stelle sofort auf das Genom
verweisen, in dem ja alle diese «ätherischen» Lebensprozesse, wie Vererbung,
Rhythmik und Entwicklung, als «Programm» fixiert seien. Es ist natürlich
richtig, dass die Chromosomen mit ihrer DNA ein genetisches Programm
enthalten, das vom Organismus «nur» abgerufen zu werden braucht, um
die entsprechenden Entwicklungsvorgänge in Gang zu setzen. Man hat diesen
DNA-Code berechtigterweise mit einer Schrift verglichen, die insgesamt
einen Text darstelle, der dann die «Befehle» für die notwendigen Lebensprozesse
in der jeweiligen Entwicklungsphase erteilen soll. Derjenige, der sich
mit diesen Erklärungen zufriedengibt, übersieht einen kardinalen Denkfehler.
Wer liest denn diese Schrift - und wer erteilt letztlich die «Befehle»!?
Ein chiffrierter Code hat ja keinen Inhalt - wie der Computer mit seinen
zwei Zeichen (ja und nein oder + und -) zwar alles ver- und entschlüsseln
kann, aber über die Bedeutung, d.h. den eigentlichen Inhalt, natürlich niemals
etwas aussagen kann. Im Genom haben wir zwar eine «Geheimschrift des Lebendigen», nicht aber das Lebendige selbst vor uns. Der Ätherleib ist
es, der diese Schrift entziffern und in «Befehle» umsetzen kann.|Rohen, S. 20}}
 
Gene werden vielfach auch für die Entstehung von [[Krankheit]]en verantwortlich gemacht. [[Volker Fintelmann]] hebt demgegenüber die Tätigkeit des menschlichen [[Ich]]s hervor, das die Gene gleichsam als Instrument benutzt, um darauf seine „Lebensmelodie“ zu spielen:
 
{{LZ|Anthroposophie sieht im Ich den Teil des Menschen,
der der Bestimmende oder „Verursachende“ ist. Ich ist substanziell
auch Wille oder Intention. Deshalb ist das Genom die geschaffene
Klaviatur, auf der das Ich seine Biografie komponiert, so wie der
Musiker die Gesetzmäßigkeiten von Tönen, Tonarten, Intervallen,
Rhythmen in der Musik nutzt, um seine Kompositionen zu schaffen.
Wie alle Komponisten die absolut gleichen Grundlagen und
Voraussetzungen haben, haben die Menschen ein einheitliches
Genom, welches der geistige Kern oder das Ich nutzt, um seine
„Lebensmelodie“<ref>Lawrence LeShan: ''Psychotherapie gegen den Krebs'', Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 978-3608912982</ref> zu bilden. Das heißt aber auch: Jede
Krankheit zeigt einen Zusammenhang mit der Ich-Tätigkeit und ist
insofern immer individuell geprägt!|Fintelmann, S. 221 f.}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Gen}}
* {{WikipediaDE|Gen}}
* {{WikipediaDE|Genom}}
* {{WikipediaDE|Genexpression}}
* {{WikipediaDE|Genregulation}}
 
== Literatur ==
 
*J. T. Fraser: ''Die Zeit – vertraut und fremd'', Birkhäuser-Verlag, Basel Boston Berlin 1988
*Marek B. Majorek: ''Rudolf Steiners Geisteswissenschaft: Mythisches Denken oder Wissenschaft?'', 2 Bände, Verlag Narr Francke Attempto, Tübingen 2015, ISBN 978-3772085635, eBook {{ASIN|B0714F4N5R}}
* Neil A. Campbell, Jane B. Reece, Lisa A. Urry, Michael L. Cain, Steven A. Wasserman, Peter V. Minorsky, Robert B. Jackson: ''Campbell Biologie'', 10. Auflage, Pearson Studium 2015, ISBN 978-3-8632-6725-4, eBook {{ASIN|B0181U7ANU}}
* Olaf Schmidt: ''Genetik und Molekularbiologie'', Springer Spektrum 2017, ISBN 978-3662502730, eBook {{ASIN|B06XCY3964}}
* Rolf Knippers: ''Eine kurze Geschichte der Genetik'', Springer Verlag 2017, ISBN 978-3662535547, eBook {{ASIN|B01N7WJKGB}}
*[[Johannes W. Rohen]]: ''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'', 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Artikel mit Animation]]
[[Kategorie:Genetik]]
[[Kategorie:Nukleinsäure]]
[[Kategorie:Gen|!]]

Version vom 11. März 2020, 19:15 Uhr

Die wundersame Brotvermehrung ist ein biblisches Motiv, das im Alten Testament und im Neues Testament vorkommt.

Altes Testament

Speisung durch Elisa

Im 2. Buch der Könige heißt es:

„38 Als aber Elisa wieder nach Gilgal kam, war Hungersnot im Lande. Und als die Prophetenjünger vor ihm saßen, sprach er zu seinem Diener: Setze einen großen Topf auf und koche ein Gemüse für die Prophetenjünger! 39 Da ging einer aufs Feld, um Kraut zu sammeln, und fand ein Rankengewächs und pflückte sein Kleid voll mit wilden Gurken. Und als er kam, schnitt er's in den Topf zum Gemüse – sie kannten's aber nicht – 40 und legte es den Männern zum Essen vor. Als sie nun von dem Gemüse aßen, schrien sie und sprachen: O Mann Gottes, der Tod im Topf! Denn sie konnten's nicht essen. 41 Er aber sprach: Bringt Mehl her! Und er tat's in den Topf und sprach: Lege es den Leuten vor, dass sie essen! Da war nichts Böses mehr in dem Topf. 42 Es kam aber ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Mann Gottes Erstlingsbrot, nämlich zwanzig Gerstenbrote, und neues Getreide in seinem Beutel. Er aber sprach: Gib's den Leuten, dass sie essen! 43 Sein Diener sprach: Wie soll ich davon hundert Mann geben? Er sprach: Gib den Leuten, dass sie essen! Denn so spricht der HERR: Man wird essen und es wird noch übrig bleiben. 44 Und er legte es ihnen vor, dass sie aßen; und es blieb noch übrig nach dem Wort des HERRN.“

Neues Testament

Speisung der Fünftausend

Die Speisung der Fünftausend wird in allen vier Evangelien erwähnt. Im Johannesevangelium heißt es:

„1 Danach ging Jesus weg ans andre Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See von Tiberias heißt. 2 Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. 4 Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden. 5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? 6 Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme. 8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: 9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? 10 Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer. 11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. 12 Als sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. 13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren. 14 Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15 Da Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er allein.“

Johannes: 6,1-15 EU

Speisung der Viertausend

Die Speisung der Viertausend findet sich nur im Matthäusevangelium und im Markusevangelium.

„32 Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. Ich will sie nicht hungrig wegschicken, sonst brechen sie auf dem Weg zusammen. 33 Da sagten die Jünger zu ihm: Wo sollen wir in dieser Wüste so viel Brot hernehmen, um so viele Menschen satt zu machen? 34 Jesus sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten: Sieben - und ein paar Fische. 35 Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. 36 Und er nahm die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach sie und gab sie den Jüngern und die Jünger gaben sie den Menschen. 37 Und alle aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrig gebliebenen Stücke ein, sieben Körbe voll. 38 Es waren viertausend Männer, die gegessen hatten, dazu noch Frauen und Kinder. 39 Danach schickte er die Menge nach Hause, stieg ins Boot und fuhr in die Gegend von Magadan.“

Matthäus: 15,32-39 EU