Projectio: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Dezember 2007, 14:22 Uhr

Als projectio (lat. Projektion) oder Tingierung (von lat. tingo = bestreichen, eintauchen, färben) wurde in der Alchemie jener Prozess bezeichnet, durch den die Transmutation unedler Metalle zu Gold bewerkstelligt werden sollte. Es wurde dazu der Stein der Weisen (lapis philosophorum) entweder in gepulverter Form oder in einem Wachskügelchen in geschmolzenes Blei, seltener auch in flüssiges Quecksilber gestreut, wobei sehr geringe Mengen des lapis philosophorum genügten, um eine viel größere Menge des unedlen Metalls zu transformieren. Nach Arnaldus de Villanova konnte ein Teil des philosophischen Steins 100 Teile Quecksilber in Silber oder Gold verwandeln, nach Libavius sind es sogar 1000 Teile. Raimundus Lullus gibt an, dass man aus einer Unze des lapis aus Quecksilber 1000 Unzen "verdünnter Lapis-Substanz" erzeugen könnte; dieser Vorgang ließe sich dreimal wiederholen und jede Unze des so vervielfältigten lapis würde ausreichen, um 1000 Unzen Quecksilber in lauteres Gold zu verwandeln. Viele Alchemisten geben an, dass sich das künstlich hergestellte Gold, das aurum nostrum, sehr wohl von dem natürlich gewonnenen, dem aurum vulgi, unterscheide. Ein viel gebrauchtes Motto lautete: aurum nostrum non est aurum vulgi. Es herrscht aber keine Einigkeit darüber, worin dieser Unterschied besteht. Manche, wie etwa Nicholas Flamel, geben an, dass das künstliche Gold "besser" als das natürliche sei, nämlich weicher und geschmeidiger, andere sagen, es sei "leichter". Arnaldus de Villanova hingegen meinte, dass das künstlich hergestellte Gold nicht jene geheimen Kräfte besäße, die dem natürliche innewohnten, und daher nicht geeignet sei, um daraus Arzneien zuzubereiten. (Lit.: Biedermann, S 73 und S 360)

Von den meisten wahren Alchemisten wurde das "Goldmachen" allerdings nur als ein weniger bedeutendes Nebenwerk der Alchemie angesehen. In der Chymischen Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459 heißt es dazu nur lapidar, dass das "wol auch ein stuck dieser Kunst, aber nit das fürnembst, nöttigst und beste ist."

Literatur

  1. Hans Biedermann: Lexikon der magischen Künste, VMA-Verlag, Wiesbaden 1998, ISBN 3-928127-59-4