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Der '''Genius''' ist unser werdendes [[Geistselbst]], das heute noch im Schoß unseres leitenden [[Engel]]s (Führungs- bzw. [[Schutzengel]]) getragen wird, durch den sich der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] offenbart.


[[Kategorie:Grundbegriffe]]
{{GZ|Wir tragen als Keim schon das Geistselbst in uns, auch den
Lebensgeist, auch den Geistesmenschen. Entwickeln aus uns werden sie
sich später, aber wir tragen sie als Keim in uns. Und nicht nur so abstrakt,
daß wir sie als Keim in uns tragen, ist das zu sagen, sondern dieses
In-uns-Tragen ist ganz konkret gemeint, denn wir haben mit diesen
höheren Gliedern unserer Wesenheit Begegnungen, wirkliche Begegnungen.
Und diese Begegnungen, die liegen in der folgenden Weise:
Wir würden als Menschen immer mehr und mehr dahin kommen, eine
gewisse für die gegenwärtige Entwickelung des Menschen schwer erträgliche
Entfremdung von allem Geistigen zu fühlen, wenn wir nicht
von Zeit zu Zeit begegnen könnten unserem Geistselbst. Unser Ich
muß jenem Höheren, jenem Geistselbst begegnen, das wir erst entwickeln
werden und das in einer gewissen Beziehung gleichartig ist mit
Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi. So daß man in der populären
Sprache auch sagen kann, wenn wir christlich sprechen: Wir müssen
von Zeit zu Zeit begegnen einem Wesen aus der Hierarchie der Angeloi,
das uns besonders nahesteht, weil dieses Wesen, indem es uns
begegnet, an uns geistig dasjenige vornimmt, was uns in die Lage versetzt,
einstmals ein Geistselbst aufzunehmen. Und wir müssen eine Begegnung
haben mit einem Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi,
weil dieses Wesen dann mit uns etwas vornimmt, was dazu führt, daß
der Lebensgeist einstmals entwickelt wird und so weiter.
 
Ob wir im christlichen Sinne dieses Wesen versetzen in die Hierarchie
der Angeloi, oder ob wir mehr im antiken Sinne sprechen von
dem, was die älteren Völker gemeint haben, wenn sie von dem Genius,
von dem führenden Genius des Menschen sprachen, das ist im Grunde
genommen ganz gleich. Wir wissen, wir leben in einer Zeit, wo es nicht
vielen, sondern nur wenigen Menschen gestattet ist - aber diese Zeit
wird bald anders werden -, hineinzuschauen in die geistige Welt, die
Dinge und Wesenheiten der geistigen Welt zu schauen. Die Zeit ist
vorbei, aber sie war da, wo man in einem viel umfänglicheren Sinne allgemein
die Wesenheiten der geistigen Welt und auch die verschiedenen
Entwickelungsvorgänge der geistigen Welt geschaut hat. Und in der
Zeit, in der man gesprochen hat von dem Genius eines jeden Menschen,
da hat man auch ein unmittelbar konkretes Anschauen von diesem Genius
gehabt. Dieses konkrete Anschauen war in einer nicht so fern zurückliegenden
Vergangenheit so stark noch, daß die Menschen es beschreiben
konnten in aller Konkretheit, in aller Sachlichkeit; in einer
Sachlichkeit, die die gegenwärtige Menschheit für Dichtung hält, die
aber nicht als Dichtung gemeint ist. So schildert ''Plutarch'' - und ich
möchte die Stelle wörtlich mitteilen - das Verhältnis des Menschen zu
seinem Genius in der folgenden Art<ref name="Plutarch"></ref>. Plutarch, der
griechische Schriftsteller, sagt, daß außer dem in den irdischen Leib versenkten
Teil der Seele ein anderer, reiner Teil derselben außerhalb, über
dem Haupte des Menschen schwebend bleibt, als ein Stern sich darstellend,
der mit Recht sein Dämon, sein Genius, genannt wird, welcher
ihn leitet, und dem der Weise willig folgt. - Also so konkret schildert
Plutarch das, was er nicht als eine Dichtung, sondern als eine konkrete
äußere Wirklichkeit meint, daß er ausdrücklich darauf hinweist: Für
das übrige ist der geistige Teil des Menschen gewissermaßen mit dem
physischen Leibe zugleich zu schauen, so daß der geistige Teil den physischen
in demselben Räume normalerweise ausfüllt; aber, was den Genius
betrifft, den leitenden, führenden Geist des Menschen, der ist noch
als etwas Besonderes außerhalb des Hauptes für jeden Menschen zu sehen.
- Und ''Paracelsus'', einer der letzten, die ohne besondere Anleitung
oder ohne besondere Veranlagung kräftige Kunde von diesen Dingen
hatten, sagte aus sich heraus ungefähr das gleiche über diese Erscheinung.
Und viele andere. Dieser Genius ist nichts anderes als das
werdende Geistselbst, getragen allerdings von einem Wesen aus der
Hierarchie der Angeloi.|175|53ff}}
 
== Anmerkungen ==
 
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im Stenogramm. Rudolf Steiner dürfte folgenden Passus vorgelesen haben:
 
«Du weißt nur nicht, daß du die Dämonen siehst. Es verhält sich nämlich folgendermaßen:
Jede Seele hat etwas von Vernunft; es gibt keine ohne Denkkraft und Vernunft. Doch
derjenige Teil von ihr, der die Verbindung mit dem Fleischlichen und den Trieben
eingeht, erleidet eine Veränderung und verwandelt sich durch Freuden und Schmerzen
ins Vernunftlose. Indes verbindet sich nicht jede auf die gleiche Weise, sondern
einige versinken ganz im Körper und werden, durch und durch zerrüttet, ganz und
gar im Leben von den Leidenschaften hin und her gerissen; andere verbinden sich
zu einem Teil, zum andern Teil aber halten sie ihr Reinstes außerhalb, so daß es,
gleichsam oben schwimmend wie ein am oberen Ende befestigtes Merkzeichen, den
in die Tiefe versunkenen Menschen nur am Kopf berührt und denjenigen Teil der
dadurch vor dem völligen Versinken bewahrten Seele oben hält, der gehorcht und
sich nicht von den Leidenschaften überwältigen läßt. Was nun untergetaucht im
Körper sich regt, nennt man Seele; was sich aber der Verderbnis entzieht, das nennen
die meisten Vernunft und glauben, daß es in ihnen drinnen wohne, wie wenn das
durch Widerschein in Spiegeln sichtbar Werdende in diesen enthalten wäre; die aber
die richtige Meinung haben, die nennen es, als etwas außer ihnen Befindliches, den
Dämon. Die Sterne nun, die zu erlöschen scheinen, . . . in denen hast du die ganz in
den Körper versinkenden Seelen vor Augen, in denen aber, die gleichsam wieder
aufleuchten und aus der Tiefe emportauchen, indem sie Nebel und Finsternis wie
Schmutz von sich abschütteln, siehst du diejenigen, die nach dem Tode aus den
Körpern wieder nach oben schwimmen; und die in der Höhe schweben, sind die
Dämonen der Menschen, von denen man sagt, daß sie Verstand haben. Versuche
nun auch das Band zu erkennen, durch das jeder mit der Seele verbunden ist.» Aus
«''Über Gott und Vorsehung, Dämonen und Weissagung''», Kapitel «''Über den Dämon des Sokrates''», Abschnitt 22.</ref>
 
</references>
 
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha'', [[GA 175]] (1996), ISBN 3-7274-1750-1 {{Vorträge|175}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Geistige Wesen]]
[[Kategorie:Wesensglieder]]

Aktuelle Version vom 8. April 2021, 11:44 Uhr

Der Genius ist unser werdendes Geistselbst, das heute noch im Schoß unseres leitenden Engels (Führungs- bzw. Schutzengel) getragen wird, durch den sich der Heilige Geist offenbart.

„Wir tragen als Keim schon das Geistselbst in uns, auch den Lebensgeist, auch den Geistesmenschen. Entwickeln aus uns werden sie sich später, aber wir tragen sie als Keim in uns. Und nicht nur so abstrakt, daß wir sie als Keim in uns tragen, ist das zu sagen, sondern dieses In-uns-Tragen ist ganz konkret gemeint, denn wir haben mit diesen höheren Gliedern unserer Wesenheit Begegnungen, wirkliche Begegnungen. Und diese Begegnungen, die liegen in der folgenden Weise: Wir würden als Menschen immer mehr und mehr dahin kommen, eine gewisse für die gegenwärtige Entwickelung des Menschen schwer erträgliche Entfremdung von allem Geistigen zu fühlen, wenn wir nicht von Zeit zu Zeit begegnen könnten unserem Geistselbst. Unser Ich muß jenem Höheren, jenem Geistselbst begegnen, das wir erst entwickeln werden und das in einer gewissen Beziehung gleichartig ist mit Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi. So daß man in der populären Sprache auch sagen kann, wenn wir christlich sprechen: Wir müssen von Zeit zu Zeit begegnen einem Wesen aus der Hierarchie der Angeloi, das uns besonders nahesteht, weil dieses Wesen, indem es uns begegnet, an uns geistig dasjenige vornimmt, was uns in die Lage versetzt, einstmals ein Geistselbst aufzunehmen. Und wir müssen eine Begegnung haben mit einem Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi, weil dieses Wesen dann mit uns etwas vornimmt, was dazu führt, daß der Lebensgeist einstmals entwickelt wird und so weiter.

Ob wir im christlichen Sinne dieses Wesen versetzen in die Hierarchie der Angeloi, oder ob wir mehr im antiken Sinne sprechen von dem, was die älteren Völker gemeint haben, wenn sie von dem Genius, von dem führenden Genius des Menschen sprachen, das ist im Grunde genommen ganz gleich. Wir wissen, wir leben in einer Zeit, wo es nicht vielen, sondern nur wenigen Menschen gestattet ist - aber diese Zeit wird bald anders werden -, hineinzuschauen in die geistige Welt, die Dinge und Wesenheiten der geistigen Welt zu schauen. Die Zeit ist vorbei, aber sie war da, wo man in einem viel umfänglicheren Sinne allgemein die Wesenheiten der geistigen Welt und auch die verschiedenen Entwickelungsvorgänge der geistigen Welt geschaut hat. Und in der Zeit, in der man gesprochen hat von dem Genius eines jeden Menschen, da hat man auch ein unmittelbar konkretes Anschauen von diesem Genius gehabt. Dieses konkrete Anschauen war in einer nicht so fern zurückliegenden Vergangenheit so stark noch, daß die Menschen es beschreiben konnten in aller Konkretheit, in aller Sachlichkeit; in einer Sachlichkeit, die die gegenwärtige Menschheit für Dichtung hält, die aber nicht als Dichtung gemeint ist. So schildert Plutarch - und ich möchte die Stelle wörtlich mitteilen - das Verhältnis des Menschen zu seinem Genius in der folgenden Art[1]. Plutarch, der griechische Schriftsteller, sagt, daß außer dem in den irdischen Leib versenkten Teil der Seele ein anderer, reiner Teil derselben außerhalb, über dem Haupte des Menschen schwebend bleibt, als ein Stern sich darstellend, der mit Recht sein Dämon, sein Genius, genannt wird, welcher ihn leitet, und dem der Weise willig folgt. - Also so konkret schildert Plutarch das, was er nicht als eine Dichtung, sondern als eine konkrete äußere Wirklichkeit meint, daß er ausdrücklich darauf hinweist: Für das übrige ist der geistige Teil des Menschen gewissermaßen mit dem physischen Leibe zugleich zu schauen, so daß der geistige Teil den physischen in demselben Räume normalerweise ausfüllt; aber, was den Genius betrifft, den leitenden, führenden Geist des Menschen, der ist noch als etwas Besonderes außerhalb des Hauptes für jeden Menschen zu sehen. - Und Paracelsus, einer der letzten, die ohne besondere Anleitung oder ohne besondere Veranlagung kräftige Kunde von diesen Dingen hatten, sagte aus sich heraus ungefähr das gleiche über diese Erscheinung. Und viele andere. Dieser Genius ist nichts anderes als das werdende Geistselbst, getragen allerdings von einem Wesen aus der Hierarchie der Angeloi.“ (Lit.:GA 175, S. 53ff)

Anmerkungen

  1. So schildert Plutarch, um 50-120 n. Chr., griechischer Schriftsteller. Das Zitat fehlt im Stenogramm. Rudolf Steiner dürfte folgenden Passus vorgelesen haben: «Du weißt nur nicht, daß du die Dämonen siehst. Es verhält sich nämlich folgendermaßen: Jede Seele hat etwas von Vernunft; es gibt keine ohne Denkkraft und Vernunft. Doch derjenige Teil von ihr, der die Verbindung mit dem Fleischlichen und den Trieben eingeht, erleidet eine Veränderung und verwandelt sich durch Freuden und Schmerzen ins Vernunftlose. Indes verbindet sich nicht jede auf die gleiche Weise, sondern einige versinken ganz im Körper und werden, durch und durch zerrüttet, ganz und gar im Leben von den Leidenschaften hin und her gerissen; andere verbinden sich zu einem Teil, zum andern Teil aber halten sie ihr Reinstes außerhalb, so daß es, gleichsam oben schwimmend wie ein am oberen Ende befestigtes Merkzeichen, den in die Tiefe versunkenen Menschen nur am Kopf berührt und denjenigen Teil der dadurch vor dem völligen Versinken bewahrten Seele oben hält, der gehorcht und sich nicht von den Leidenschaften überwältigen läßt. Was nun untergetaucht im Körper sich regt, nennt man Seele; was sich aber der Verderbnis entzieht, das nennen die meisten Vernunft und glauben, daß es in ihnen drinnen wohne, wie wenn das durch Widerschein in Spiegeln sichtbar Werdende in diesen enthalten wäre; die aber die richtige Meinung haben, die nennen es, als etwas außer ihnen Befindliches, den Dämon. Die Sterne nun, die zu erlöschen scheinen, . . . in denen hast du die ganz in den Körper versinkenden Seelen vor Augen, in denen aber, die gleichsam wieder aufleuchten und aus der Tiefe emportauchen, indem sie Nebel und Finsternis wie Schmutz von sich abschütteln, siehst du diejenigen, die nach dem Tode aus den Körpern wieder nach oben schwimmen; und die in der Höhe schweben, sind die Dämonen der Menschen, von denen man sagt, daß sie Verstand haben. Versuche nun auch das Band zu erkennen, durch das jeder mit der Seele verbunden ist.» Aus «Über Gott und Vorsehung, Dämonen und Weissagung», Kapitel «Über den Dämon des Sokrates», Abschnitt 22.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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