Susanne Schäfer und Limbus (Theologie): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Susanne Schäfer''' (alias Suzie McCoy) (* [[18. November]] [[1966]] in [[Düsseldorf]]<ref>Sterne, Äpfel und rundes Glas</ref>) ist eine deutsche [[Autor]]in.
[[Bild:Domenico Beccafumi 018.jpg|thumb|[[Wikipedia:Domenico Beccafumi|Domenico Beccafumi]]: ''Christi Abstieg in die Unterwelt'']]
'''Limbus''' ([[Latein|lat.]] für ‚Rand‘, ‚Saum‘, ‚Umgrenzung‘) bezeichnet in der [[Katholische Theologie|katholischen Theologie]] zwei Orte am Rande der [[Hölle]] (auch als '''Vorhölle''', ''Vorraum'' oder ''äußerster Kreis der Hölle'' bezeichnet), an dem sich [[Seele]]n aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom [[Himmel]] ausgeschlossen sind.


Susanne Schäfer absolvierte nach dem Abitur (1985) eine Ausbildung als [[Feinoptiker|Feinoptikerin]] und arbeitete anschließend für ein Jahr in einem optischen Werk als Linsenkontrolleurin. 1989 bis 1990 leistet sie freiwillige [[Sozialarbeit]] in [[Norwegen]]. Von 1990 bis 2000 arbeitete sie wiederum als Feinoptikerin.<ref>Nachwort 2009 von ''Äpfel, Sterne und rundes Glas''</ref>1992 wurde bei ihr [[Autismus]] diagnostiziert<ref>Sterne, Äpfel und rundes Glas</ref>. Ihr erstes Buch ''Stjärnor, linser och äpplen'' wurde 1996 auf Schwedisch veröffentlicht. Ihre weiteren Publikationen behandeln u.&nbsp;a. die Themen [[Wikipedia:Narkolepsie|Narkolepsie]] und [[Wikipedia:Parkinson-Krankheit|Parkinson]]. Seit 2001 ist sie als freischaffende Autorin tätig und hält Seminare, Vorträge und Workshops im In- und Ausland. 2002 wurde sie mit dem ''Hilde-Ulrichs-Preis'' für Parkinsonforschung ausgezeichnet.<ref> [http://www.parkinsonweb.com/pic/picbm/picbmwg/picbmwgss.html www.parkinsonweb.com], eingesehen am 20. Januar 2010</ref> Ihre Erfahrungen als Knochenmarkspenderin für einen Jungen aus dem nahen Osten verarbeitete sie in dem Buch ''Menschheits-Geschwister – eine Suche jenseits aller Grenzen'', in dem sie sich für Überwindung von Nationalitäts- und Religionsgrenzen einsetzt.  
Der Limbus war nie Teil der kirchlichen Lehre, sondern gilt lediglich als theologische Spekulation, die sich aus den [[Dogma|Dogmen]] der Kirche zu Themen wie Sünde, [[Erbsünde]], [[Erlösung]] und [[Taufe]] ergibt.


Im Rahmen ihrer Krankheitserfahrungen und einer letztlich wohl <<übersinnlich>> begründeten Heilungserfahrung entwickelte sich ''Susanne Schäfer'' von einer zunächst mehr naturreligiösen Theistin über eine östlich orientierte [[Esoterik]]erin immer mehr hin zur echten [[Anthroposoph]]in.
== Begriff ==


== Bücher ==
Man unterscheidet
* ''Stjärnor, linser och äpplen''. 1996.
*  ''Sterne, Äpfel und rundes Glas''.  Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1997, 2006. ISBN 978-3-7725-1814-0.
* ''Die „Schlafkrankheit“ Narkolepsie''.  Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1998. ISBN 3-7725-1744-7.
* ''Die juvenilen und Young-onset-Parkinson-Syndrome''. Verlag für Wissenschaft, Forschung und Technik, Wermelskirchen 2001. ISBN 3-929095-14-9.
* ''Narkolepsie im Kindesalter''. Deutsche Narkolepsie-Gesellschaft  2001.
* ''Mittler zwischen Hirn und Händen''.  Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-7725-1815-7.
* ''Menschheits-Geschwister''. Glaré-Verlag, Frankfurt 2009. ISBN 978-3-930761-69-2.


==Schriften über Susanne Schäfer==
# {{Anker|limbus patrum}}den ''limbus patrum''. Dies sei der Ort für die Seelen der verstorbenen Gerechten des [[Wikipedia:Bund (Bibel)|Alten Bundes]] aus der Zeit vor der Geburt [[Jesus Christus|Jesu Christi]], also z.&nbsp;B. der biblischen Propheten wie [[Mose]] und [[Abraham]]. Diese konnten bis zur Auferstehung Christi nicht in den [[Himmel]] kommen, da dieser niemandem offenstand. Bei [[Höllenfahrt Christi|Christi Abstieg in das „Reich der Toten“]] habe dieser die Gerechten im ''limbus patrum'' jedoch in den Himmel geführt, weshalb heute niemand mehr im ''limbus patrum'' sei.
* [[Michael Kiske]]: ''Worte zu Susanne Schäfer''.<ref>[http://www.geisteskind.de/ www.geisteskind.de], eingesehen am 1. Februar 2010</ref>
# {{Anker|limbus puerorum}}den ''limbus puerorum'' (auch: ''limbus infantium''). Dies sei der Ort für die Seelen der ungetauft verstorbenen Kinder, die nicht zum Vernunftgebrauch gelangten und sich damit auch keiner Sünde schuldig machten, also zum Zeitpunkt des Todes nur der Schuld der [[Erbsünde]] unterlagen. Dies aber nur in dem Fall, dass es für sie nicht noch einen eigenen Heilsweg gibt, den nur [[Gott]] allein kennt und der der Kirche nicht offenbart worden ist.


== Einzelnachweise ==
Weder der Limbus patrum noch der Limbus infantium haben ein biblisches Fundament, sondern ihre Konzeption ergab sich als theologische Spekulation aus der Frage nach der Notwendigkeit des Erlösertodes Christi und dem Erfordernis der [[Taufe]] für das Seelenheil. Als solches war das Konzept des ''Limbus'' als ein Ort auch nie Dogma<ref>
<references />
„Es ist bekannt, dass die traditionelle Lehre zu diesem Thema sich der Theorie des Limbus bedient hat, verstanden als Zustand, in dem die Seelen der ohne Taufe sterbenden Kinder aufgrund der Ursünde nicht den Lohn der glückseligen Gottesschau verdienen, jedoch keinerlei Bestrafung unterworfen sind, weil sie keine [[Sünde]]n begangen haben. Diese Theorie, die von Theologen seit dem Mittelalter ausgearbeitet wurde, hat niemals in die dogmatischen Definitionen des Lehramts Eingang gefunden, auch wenn dasselbe Lehramt sie in seiner ordentlichen Lehre bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil erwähnt hat.“
[http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/arbeitshilfen/AH_224.pdf Internationale Theologische Kommission: Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder (2007) S. 3f]</ref>, sondern lediglich Teil theologischer Spekulation, in welcher das Konzept des ''Limbus'' als [[Theorie]] vertreten wurde.<ref>„Die päpstlichen Stellungnahmen in dieser Periode haben also die Freiheit der katholischen Schulen verteidigt, mit dieser Frage zu ringen. Sie schrieben die Theorie des Limbus nicht als Glaubenslehre fest. Der Limbus war jedoch die allgemeine katholische Lehre bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.“ [http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/arbeitshilfen/AH_224.pdf Internationale Theologische Kommission: Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder (2007) S. 31] (PDF-Datei; 298&nbsp;kB)</ref>
Geschichtlich gab es so auch unterschiedliche Vorstellungen, was der Limbus bedeutet.
# Verlust der [[Gottesschau]], geistige Umnachtung und Traurigkeit, milde Sinnesstrafen
# Verlust der Gottesschau, geistige Umnachtung und Traurigkeit, aber keinerlei Sinnesstrafen
# Nur Verlust der Gottesschau (ohne weitere Aussagen)
# Verlust der Gottesschau, aber zugleich eine rein natürliche Glückseligkeit.
 
== Diskussion um den Limbus ==
 
Seit der Kirchenlehrer [[Augustinus von Hippo]] die Lehre von der [[Erbsünde]] formulierte, sah die Theologie die [[Taufe]] als unverzichtbar für das Seelenheil und damit die [[Erlösung]] an. Augustinus hielt es für ausgeschlossen, dass ungetaufte Kinder
in das Paradies oder auch nur in einen anderen Ort der Glückseligkeit eingehen könnten. Die [[Wikipedia:Synode von Karthago (418)|Synode von Karthago im Jahr 418]] verfestigte diese Lehre und damit die Ansicht, dass Säuglinge, die ungetauft sterben, in die Hölle kommen.
 
Im Mittelalter wurde diese Lehre (allerdings nicht von offizieller kirchlicher Seite) wieder abgemildert: Die ohne persönliches Verschulden vom Himmel ausgeschlossenen Seelen kommen demnach zwar weiterhin, der kirchlichen Lehre entsprechend, in die Hölle, aber an einen besonders milden Ort an deren Rand, genannt ''Vorhölle'' oder ''Limbus''. [[Petrus Abaelardus]] (1079–1142) lehrte, dass solche Kinder keine Sinnesstrafen erlitten, nur den Verlust der Gottesschau. [[Thomas von Aquin]] beschrieb im 13. Jahrhundert den ''limbus puerorum'' als Ort ewiger natürlicher Glückseligkeit. Der Dominikaner [[Wikipedia:Hugo Ripelin von Straßburg|Hugo Ripelin von Straßburg]] legte in seinem Werk ''Compendium theologicae veritatis'' (1268) dar, dass sich dieser Ort über der Hölle der Verdammten befände.
 
Das [[Wikipedia:Konzil von Basel/Ferrara/Florenz|Konzil von Basel/Ferrara/Florenz]] (1431 bis 1445) bestätigte die Lehre der Synode von Karthago, dass die Taufe unverzichtbar sei und Menschen, die im alleinigen Zustand der Erbsünde sterben, in die Hölle kommen.
 
Während des 18. und 19. Jahrhunderts formulierten einzelne Theologen (Bianchi 1768, H. Klee 1835, Caron 1855, H. Schell 1893) Theorien, wie ungetauft gestorbene Kinder dennoch gerettet werden könnten. Im Jahr 1952 konnte der Theologe [[Wikipedia:Ludwig Ott|Ludwig Ott]] in seinem ''Grundriss der katholischen Dogmatik'' dies als Möglichkeit ausführen, wenngleich er darin dennoch den Limbus als die herkömmliche, etablierte Ansicht darstellte.
 
Im [[Wikipedia:Weltkatechismus|Weltkatechismus]] von 1992 findet sich der Begriff des ''Limbus'' nicht mehr. Wörtlich äußerte er sich wie folgt: „Was die ohne Taufe verstorbenen Kinder betrifft, kann die Kirche sie nur der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, wie sie dies im entsprechenden Begräbnisritus tut. Das große Erbarmen Gottes, der will, daß alle Menschen gerettet werden‘, und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern, die ihn sagen läßt: 'Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!' (Mk 10,14), berechtigen uns zu der Hoffnung, daß es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt. Die Kirche bittet die Eltern eindringlich, die Kinder nicht daran zu hindern, durch das Geschenk der heiligen Taufe zu Christus zu kommen.“ Wie dieser Heilsweg aussehen soll, muss logischerweise offenbleiben, da hierüber eben keine Offenbarung erfolgt ist.
 
Seit November 2005 beschäftigte sich die päpstliche [[Wikipedia:Internationale Theologenkommission|Internationale Theologenkommission]] mit dem Thema. Es wurde die Formel vorgeschlagen, dass ungetauft sterbende Säuglinge „in der Erwartung auf universelle Erlösung durch Gott“ sterben.<!--wo steht das?--> Da Gott alle Menschen erlösen wolle, könne man davon ausgehen, dass auch die Seelen ungetauft verstorbener Kinder in den Himmel kämen.
 
Am 20. April 2007 (AP) genehmigte Papst [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Benedikt XVI.]] die Ergebnisse der Internationalen Theologenkommission<ref>[http://www.catholicculture.org/culture/library/view.cfm?id=7529&CFID=68246686&CFTOKEN=34192239 The Hope of Salvation for Infants Who Die Without Being Baptized] (Englisch)</ref> und ermöglichte damit die Abwertung der Lehre von ''limbus puerorum'' zu einer älteren theologischen Meinung, die nicht vom kirchlichen Lehramt unterstützt wird.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,478599,00.html</ref> [[Wikipedia:Roland Minnerath|Roland Minnerath]], der Erzbischof von Dijon, erläuterte die Entscheidung: Die Theologen im Vatikan seien zu der Auffassung gelangt, dass kleine Kinder, die nicht getauft sind und sterben, direkt ins [[Paradies]] kämen. Das Dokument der Internationalen Theologenkommission besagt jedoch auch (in Absatz 41), dass der Limbus eine „mögliche theologische Meinung bliebe“. Der Limbus gehöre nicht zur Glaubenslehre der katholischen Kirche, er bliebe jedoch eine Theorie, die die Kirche nicht verurteile und ihren Angehörigen zubillige.
 
Benedikt XVI. soll die Abwendung von der Lehre des ''limbus puerorum'' bereits vor seiner Wahl zum Papst im Sinn gehabt haben. Die britische Tageszeitung [[Wikipedia:The Times|Times]] zitiert seinen ''Bericht zur Lage des Glaubens'' von 1985 („Ratzinger-Report“): „Ich persönlich würde es aufgeben, da es immer nur eine Hypothese war.“<ref>[http://www.orf.at/061004-4571/index.html www.orf.at]</ref>
 
== Der Limbus in der Literatur ==
In [[Dante Alighieri]]s ''[[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]'' befinden sich Dichter, Philosophen und Wissenschaftler aus vor- und außerchristlichen Kulturen im Limbus, der der Hölle vorgelagert ist.
 
Im [[Islam]] gibt es ein ähnliches Konzept, den ''[[Barzach]]''.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Limbus (Theologie)}}
 
== Literatur ==
* Jacques Gélis: ''Les enfants des limbes. Mort-nés et parents dans l'Europe chrétienne''. Audibert, Paris 2006, ISBN 2-84749-068-X (Wichtigste kulturgeschichtliche Darstellung, vom führenden französischen Fachmann für die Geschichte der Kindheit).
* Elke Pahud de Mortanges: ''Der versperrte Himmel. Das Phänomen der sanctuaires à répit aus theologiegeschichtlicher Perspektive''. In: ''Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte''. Band 98, 2004, {{ISSN|0044-3484}}, S. 31–48.
* Johannes Maria Schwarz: ''Zwischen Limbus und Gottesschau. Das Schicksal ungetauft sterbender Kinder in der theologischen Diskussion des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein theologiegeschichtliches Panorama''. Fe-Medienverlag, Kisslegg 2006, ISBN 3-939684-01-5 (Zugleich: Lugano, Facoltà di Teologia, Diss., 2006).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|120205769|NAME=Susanne Schäfer}}
{{Commonscat|Limbo (afterlife)|Limbus}}
* [http://www.theologie-systematisch.de/eschatologie/9ewig.htm Aktuelle Literatur zum Limbus]
* John Hooper: [http://www.guardian.co.uk/religion/Story/0,2763,1653832,00.html Babies to be freed from limbo] (''The Guardian''; 30. November 2005, engl.)


{{Normdaten|PND=120205769|VIAF=37741832}}
== Einzelnachweise ==
 
<references />
{{DEFAULTSORT:Schafer, Susanne}}
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Person (Bad Kreuznach)]]
[[Kategorie:Autismus in der Kultur]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1966]]
[[Kategorie:Frau]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]


{{Personendaten
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|NAME=Schäfer, Susanne
[[Kategorie:Katholische Theologie]]
|ALTERNATIVNAMEN=McCoy, Suzie
[[Kategorie:Eschatologie]]
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Autorin
[[Kategorie:Hölle]]
|GEBURTSDATUM=18. November 1966
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|STERBEDATUM=
|STERBEORT=
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{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 20. Mai 2022, 17:57 Uhr

Domenico Beccafumi: Christi Abstieg in die Unterwelt

Limbus (lat. für ‚Rand‘, ‚Saum‘, ‚Umgrenzung‘) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle (auch als Vorhölle, Vorraum oder äußerster Kreis der Hölle bezeichnet), an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.

Der Limbus war nie Teil der kirchlichen Lehre, sondern gilt lediglich als theologische Spekulation, die sich aus den Dogmen der Kirche zu Themen wie Sünde, Erbsünde, Erlösung und Taufe ergibt.

Begriff

Man unterscheidet

  1. den limbus patrum. Dies sei der Ort für die Seelen der verstorbenen Gerechten des Alten Bundes aus der Zeit vor der Geburt Jesu Christi, also z. B. der biblischen Propheten wie Mose und Abraham. Diese konnten bis zur Auferstehung Christi nicht in den Himmel kommen, da dieser niemandem offenstand. Bei Christi Abstieg in das „Reich der Toten“ habe dieser die Gerechten im limbus patrum jedoch in den Himmel geführt, weshalb heute niemand mehr im limbus patrum sei.
  2. den limbus puerorum (auch: limbus infantium). Dies sei der Ort für die Seelen der ungetauft verstorbenen Kinder, die nicht zum Vernunftgebrauch gelangten und sich damit auch keiner Sünde schuldig machten, also zum Zeitpunkt des Todes nur der Schuld der Erbsünde unterlagen. Dies aber nur in dem Fall, dass es für sie nicht noch einen eigenen Heilsweg gibt, den nur Gott allein kennt und der der Kirche nicht offenbart worden ist.

Weder der Limbus patrum noch der Limbus infantium haben ein biblisches Fundament, sondern ihre Konzeption ergab sich als theologische Spekulation aus der Frage nach der Notwendigkeit des Erlösertodes Christi und dem Erfordernis der Taufe für das Seelenheil. Als solches war das Konzept des Limbus als ein Ort auch nie Dogma[1], sondern lediglich Teil theologischer Spekulation, in welcher das Konzept des Limbus als Theorie vertreten wurde.[2] Geschichtlich gab es so auch unterschiedliche Vorstellungen, was der Limbus bedeutet.

  1. Verlust der Gottesschau, geistige Umnachtung und Traurigkeit, milde Sinnesstrafen
  2. Verlust der Gottesschau, geistige Umnachtung und Traurigkeit, aber keinerlei Sinnesstrafen
  3. Nur Verlust der Gottesschau (ohne weitere Aussagen)
  4. Verlust der Gottesschau, aber zugleich eine rein natürliche Glückseligkeit.

Diskussion um den Limbus

Seit der Kirchenlehrer Augustinus von Hippo die Lehre von der Erbsünde formulierte, sah die Theologie die Taufe als unverzichtbar für das Seelenheil und damit die Erlösung an. Augustinus hielt es für ausgeschlossen, dass ungetaufte Kinder in das Paradies oder auch nur in einen anderen Ort der Glückseligkeit eingehen könnten. Die Synode von Karthago im Jahr 418 verfestigte diese Lehre und damit die Ansicht, dass Säuglinge, die ungetauft sterben, in die Hölle kommen.

Im Mittelalter wurde diese Lehre (allerdings nicht von offizieller kirchlicher Seite) wieder abgemildert: Die ohne persönliches Verschulden vom Himmel ausgeschlossenen Seelen kommen demnach zwar weiterhin, der kirchlichen Lehre entsprechend, in die Hölle, aber an einen besonders milden Ort an deren Rand, genannt Vorhölle oder Limbus. Petrus Abaelardus (1079–1142) lehrte, dass solche Kinder keine Sinnesstrafen erlitten, nur den Verlust der Gottesschau. Thomas von Aquin beschrieb im 13. Jahrhundert den limbus puerorum als Ort ewiger natürlicher Glückseligkeit. Der Dominikaner Hugo Ripelin von Straßburg legte in seinem Werk Compendium theologicae veritatis (1268) dar, dass sich dieser Ort über der Hölle der Verdammten befände.

Das Konzil von Basel/Ferrara/Florenz (1431 bis 1445) bestätigte die Lehre der Synode von Karthago, dass die Taufe unverzichtbar sei und Menschen, die im alleinigen Zustand der Erbsünde sterben, in die Hölle kommen.

Während des 18. und 19. Jahrhunderts formulierten einzelne Theologen (Bianchi 1768, H. Klee 1835, Caron 1855, H. Schell 1893) Theorien, wie ungetauft gestorbene Kinder dennoch gerettet werden könnten. Im Jahr 1952 konnte der Theologe Ludwig Ott in seinem Grundriss der katholischen Dogmatik dies als Möglichkeit ausführen, wenngleich er darin dennoch den Limbus als die herkömmliche, etablierte Ansicht darstellte.

Im Weltkatechismus von 1992 findet sich der Begriff des Limbus nicht mehr. Wörtlich äußerte er sich wie folgt: „Was die ohne Taufe verstorbenen Kinder betrifft, kann die Kirche sie nur der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, wie sie dies im entsprechenden Begräbnisritus tut. Das große Erbarmen Gottes, der will, daß alle Menschen gerettet werden‘, und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern, die ihn sagen läßt: 'Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!' (Mk 10,14), berechtigen uns zu der Hoffnung, daß es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt. Die Kirche bittet die Eltern eindringlich, die Kinder nicht daran zu hindern, durch das Geschenk der heiligen Taufe zu Christus zu kommen.“ Wie dieser Heilsweg aussehen soll, muss logischerweise offenbleiben, da hierüber eben keine Offenbarung erfolgt ist.

Seit November 2005 beschäftigte sich die päpstliche Internationale Theologenkommission mit dem Thema. Es wurde die Formel vorgeschlagen, dass ungetauft sterbende Säuglinge „in der Erwartung auf universelle Erlösung durch Gott“ sterben. Da Gott alle Menschen erlösen wolle, könne man davon ausgehen, dass auch die Seelen ungetauft verstorbener Kinder in den Himmel kämen.

Am 20. April 2007 (AP) genehmigte Papst Benedikt XVI. die Ergebnisse der Internationalen Theologenkommission[3] und ermöglichte damit die Abwertung der Lehre von limbus puerorum zu einer älteren theologischen Meinung, die nicht vom kirchlichen Lehramt unterstützt wird.[4] Roland Minnerath, der Erzbischof von Dijon, erläuterte die Entscheidung: Die Theologen im Vatikan seien zu der Auffassung gelangt, dass kleine Kinder, die nicht getauft sind und sterben, direkt ins Paradies kämen. Das Dokument der Internationalen Theologenkommission besagt jedoch auch (in Absatz 41), dass der Limbus eine „mögliche theologische Meinung bliebe“. Der Limbus gehöre nicht zur Glaubenslehre der katholischen Kirche, er bliebe jedoch eine Theorie, die die Kirche nicht verurteile und ihren Angehörigen zubillige.

Benedikt XVI. soll die Abwendung von der Lehre des limbus puerorum bereits vor seiner Wahl zum Papst im Sinn gehabt haben. Die britische Tageszeitung Times zitiert seinen Bericht zur Lage des Glaubens von 1985 („Ratzinger-Report“): „Ich persönlich würde es aufgeben, da es immer nur eine Hypothese war.“[5]

Der Limbus in der Literatur

In Dante Alighieris Göttlicher Komödie befinden sich Dichter, Philosophen und Wissenschaftler aus vor- und außerchristlichen Kulturen im Limbus, der der Hölle vorgelagert ist.

Im Islam gibt es ein ähnliches Konzept, den Barzach.

Siehe auch

Literatur

  • Jacques Gélis: Les enfants des limbes. Mort-nés et parents dans l'Europe chrétienne. Audibert, Paris 2006, ISBN 2-84749-068-X (Wichtigste kulturgeschichtliche Darstellung, vom führenden französischen Fachmann für die Geschichte der Kindheit).
  • Elke Pahud de Mortanges: Der versperrte Himmel. Das Phänomen der sanctuaires à répit aus theologiegeschichtlicher Perspektive. In: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte. Band 98, 2004, ISSN 0044-3484, S. 31–48.
  • Johannes Maria Schwarz: Zwischen Limbus und Gottesschau. Das Schicksal ungetauft sterbender Kinder in der theologischen Diskussion des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein theologiegeschichtliches Panorama. Fe-Medienverlag, Kisslegg 2006, ISBN 3-939684-01-5 (Zugleich: Lugano, Facoltà di Teologia, Diss., 2006).

Weblinks

Commons: Limbus - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. „Es ist bekannt, dass die traditionelle Lehre zu diesem Thema sich der Theorie des Limbus bedient hat, verstanden als Zustand, in dem die Seelen der ohne Taufe sterbenden Kinder aufgrund der Ursünde nicht den Lohn der glückseligen Gottesschau verdienen, jedoch keinerlei Bestrafung unterworfen sind, weil sie keine Sünden begangen haben. Diese Theorie, die von Theologen seit dem Mittelalter ausgearbeitet wurde, hat niemals in die dogmatischen Definitionen des Lehramts Eingang gefunden, auch wenn dasselbe Lehramt sie in seiner ordentlichen Lehre bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil erwähnt hat.“ Internationale Theologische Kommission: Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder (2007) S. 3f
  2. „Die päpstlichen Stellungnahmen in dieser Periode haben also die Freiheit der katholischen Schulen verteidigt, mit dieser Frage zu ringen. Sie schrieben die Theorie des Limbus nicht als Glaubenslehre fest. Der Limbus war jedoch die allgemeine katholische Lehre bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.“ Internationale Theologische Kommission: Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder (2007) S. 31 (PDF-Datei; 298 kB)
  3. The Hope of Salvation for Infants Who Die Without Being Baptized (Englisch)
  4. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,478599,00.html
  5. www.orf.at


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