Ginkgoales: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Taxobox
| Taxon_WissName  = Ginkgoales
| Taxon_Rang      = Ordnung
| Taxon_Autor      = [[Wikipedia:Iwan Nikolajewitsch Goroschankin|Gorozh.]]
| Taxon2_Name      = Ginkgopflanzen
| Taxon2_WissName  = Ginkgoopsida
| Taxon2_Rang      = Klasse
| Taxon2_Autor    = [[Wikipedia:Adolf Engler|Engl.]]
| Taxon3_Name      = Samenpflanzen
| Taxon3_WissName  = Spermatophytina
| Taxon3_Rang      = Unterabteilung
| Taxon4_Name      = Gefäßpflanzen
| Taxon4_WissName  = Tracheophyta
| Taxon4_Rang      = Abteilung
| Taxon5_Name      = Pflanzen
| Taxon5_WissName  = Plantae
| Taxon5_Rang      = Reich
| Taxon6_Name      =
| Taxon6_WissName  = Streptophyta
| Taxon6_Rang      = ohne Rang
| Bild            = Gingkoites huttoni 1.jpg
| Bildbeschreibung = ''[[Wikipedia:Ginkgoites huttoni|Ginkgoites huttoni]]'', fossiler Blattabdruck, Mittlerer [[Wikipedia|Jura (Geologie)|Jura]]
}}
 
Die '''Ginkgoales''' sind die einzige [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] in der [[Klasse (Biologie)|Klasse]] '''Ginkgoopsida''' innerhalb der [[Samenpflanzen]] (Spermatophytina). Sie umfasst etliche fossile Gruppen, aber nur eine einzige [[Wikipedia:Rezent#Biologie|rezente]] Art, den [[Ginkgo]] (''Ginkgo biloba'').
 
== Merkmale ==
Die Vertreter der Ginkgoales sind Bäume mit Lang- und Kurztrieben, letztere fehlen bei den ältesten Vertretern jedoch. Das [[Holz]] ist pycnoxyl (besitzt schmale [[Markstrahl]]en). Blätter und Blattadern sind gabelig verzweigt. Die Blattspreite ist lederig, streifen- oder fächerförmig und oft tief geteilt. An den [[fertil]]en Sprossen, die verzweigt oder fast unverzweigt sind, sitzen zwei bis zehn [[Samenanlage]]n. Die [[Samen (Pflanze)|Samen]] sind groß und besitzen eine fleischige äußere und eine steinige mittlere Schicht. Die männlichen Organe werden an achselständigen, unverzweigten [[kätzchen]]artigen Achsen gebildet. Sie tragen Mikro[[sporangiophor]]en, von denen jeder zwei bis zwölf hängende [[Mikrosporangium|Mikrosporangien]] trägt. Die Spermien besitzen einen Wimpernkranz, sind also [[Spermatozoid]]en.<ref name="Sporne"/>
 
== Systematik ==
=== Äußere Systematik ===
Die Ursprünge und die [[Phylogenetik|phylogenetische]] Verwandtschaft der Ginkgoales sind bis heute unklar. Es gibt keine fossilen Belege für die Herkunft der Ginkgoales. Ebenso wenig gibt es eine allgemein akzeptierte Theorie für ihre Herkunft. Ältere Klassifikationen sahen sie in der Nähe der [[Cordaitales]] und [[Coniferales]]. Manche [[Kladistik|kladistische]] Analysen, die auf morphologischen Merkmalen beruhen, zeigen sie als Gruppe zusammen mit den Cordaitales, Coniferales und [[Cycadales]]. Mehrere Arbeiten sahen sie bei den Cordaitales, Coniferales und [[Samenpflanzen#Innere Systematik|Anthophyten]]. Die früher vielfach angenommene enge Verwandtschaft mit den Cycadales wird heute weitgehend auf gemeinsame urtümliche Merkmale ([[Plesiomorphie]]n) zurückgeführt.<ref name="Zhou2009"/>
 
Nach V. Meyen (1982, 1984, 1987) umfasst die Klasse Ginkgoopsida neben den Ginkgoales auch die [[Peltaspermales]], [[Umkomasiaceae]] und ''[[Dicranophyllum]]''. Anderson und Anderson haben 2003 neben die Ginkgoales zwei neue Ordnungen, die [[Matatiellales]] und [[Hamshawviales]] gestellt, beide sind nur aus der Oberen Trias der Molteno-Formation in Südafrika bekannt. Naugolnykh hat 2007 zwei Familien neu zu den Ginkgoopsida gestellt, die [[Cheirocladaceae]] und die [[Psygmophyllaceae]].<ref name="Zhou2009"/>
 
=== Innere Systematik ===
Die folgende Klassifikation der Ginkgoales im engeren Sinne folgt Zhou (2009).<ref name="Zhou2009"/>
 
* [[Ginkgoaceae]]
** ''[[Ginkgo]]''
** ''[[Grenana]]''
** ''[[Nehvizdyella]]''
* Karkeniaceae
** ''[[Karkenia]]''
* Schmeissneriaceae
** ''[[Schmeissneria]]''
* [[Umaltolepidiaceae]]
** ''[[Toretzia]]''
** ''[[Umaltolepis]]''
* Yimaiaceae
** ''[[Yimaia]]''
* Trichopityaceae
** ''[[Trichopitys]]''
 
Zusätzlich werden zu den Ginkgoales noch folgende [[Morphotaxon|Morphotaxa]] gezählt:
* Isolierte Samen: ''[[Allicospermum]]'' (zum Teil)
* Pollenorgane: ''[[Stachyopitys]]'' (zum Teil)
* Blätter: ''[[Baiera]], [[Eretmophyllum]], [[Ginkgodium]], [[Ginkgoites]], [[Glossophyllum]], [[Sphenobaiera]], [[Pseudotorellia]]''
* Sprosse: ''[[Ginkgoitocladus]]''
* anatomisch erhaltene Kurzsprosse: ''[[Pecinovicladus]]''
* Holz: ''[[Baieroxylon]]'', ''[[Ginkgoxylon]]''
 
Etliche weitere Gattungen, die beschrieben wurden, sind so schlecht bekannt, dass sie nicht näher klassifiziert werden können, nicht deutlich von anderen Gattungen abgrenzbar sind oder bei denen fraglich ist, ob sie überhaupt zu den Ginkgoales gezählt werden können.
 
== Verbreitung ==
Die frühe Geschichte der Ginkgoales ist ungenügend bekannt. Ihre Verbreitung im [[Paläozoikum]] kann nur grob umrissen werden. Ginkgo-ähnliche Blätter sind aus dem [[Perm (Geologie)|Perm]] oder sogar aus dem Oberen [[Karbon (Geologie)|Karbon]] von Kontinenten der Nord- und Südhalbkugel bekannt. Reproduktive Organe sind aus dieser Zeit jedoch nur von [[Laurasia]] bekannt: ''Trichopitys'' aus dem Unteren Perm Frankreichs gilt allgemein als einer der ältesten Vertreter der Ginkgoales. ''Karkenia'' stammt aus dem oberen Unterperm des [[Cis-Ural]]s. Die Ginkgoales dürften daher ihren Ursprung in Laurasia haben.<ref name="Zhou2009"/>
 
Ab der mittleren [[Trias (Geologie)|Trias]] kam es zu einer deutlichen [[Adaptive Radiation|Radiation]] der Ginkgoales, die in der späten Trias ihren Höhepunkt erreichte. Damals waren alle fünf mesozoischen Familien gleichzeitig vertreten. Die Ordnung blühte auch noch während des [[Jura (Geologie)|Jura]] und der frühen [[Kreide (Geologie)|Kreide]]. Größere morphologische Neuerungen traten in der oberen Trias mit dem verbreiteten Auftreten von Kurzsprossen und der Differenzierung der Blätter in [[Blattspreite|Spreite]] und [[Blattstiel|Stiel]] auf.<ref name="Zhou2009"/>
 
Im [[Anisium]] und der Untertrias kommen nur wenige Morphotaxa vor. Vom [[Ladinium]] bis zum [[Karnium|Carnium]] treten sie fast gleichzeitig in vielen Teilen Laurasiens auf. Auch aus [[Gondwana]] mit Ausnahme Antarktikas gibt es zahlreiche Fossilien aus dieser Zeit. In der mittleren bis späten Trias vergrößerte sich die geographische Verbreitung parallel mit der Artenvielfalt. In Eurasien zählen die Ginkgoales zu den wichtigsten Florenelementen in den jurassischen und frühen kreidezeitlichen Floren. In Gondwana sind nach dem Jura mit Ausnahme von ''Karkenia'' keine reproduktiven Organe mehr bekannt, insbesondere sind keine Samenorgane von ''Ginkgo'' bekannt.<ref name="Zhou2009"/>
 
Ab der mittlere Kreidezeit nahm die Artenvielfalt wie auch die geographische Verbreitung der Ginkgoales deutlich ab. Alle Familien mit Ausnahme der Ginkgoaceae waren zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon ausgestorben. Während der späten Kreide und dem [[Paläogen]] zogen sich die Ginkgoales im Wesentlichen auf [[Nordostasien|Nordost-Asien]] und Nordwest-Amerika zurück. Im Späten [[Miozän]] waren sie in Nordamerika ausgestorben, im [[Pliozän]] in Europa. Aus dem Paläogen und [[Neogen]] sind 18 ''Ginkgo''-Arten beschrieben, davon aber nur zwei von der Südhalbkugel. Heute gibt es nur mehr die Art ''Ginkgo biloba'', ob ihre letzten Standorte in China tatsächlich natürliche Standorte sind, ist umstritten.<ref name="Zhou2009"/>
 
== Paläoökologie ==
Über die rezente Art, ''Ginkgo biloba'', gibt es wenig detaillierte Informationen über ihre natürlichen ökologischen Bedingungen. Die besten Standorte für das Wachstum haben eine Jahresdurchschnittstemperatur von 10 bis 18 °C und einen Jahresniederschlag von 600 bis 1000 mm. Die spät-kreidezeitliche und känozoische Art ''Ginkgo adiantoides'' war großteils auf gestörte Standorte an Flussufern und Böschungen angewiesen. Für vor-kreidezeitliche Ginkgos fehlen detaillierte Studien. Angesichts ihrer weiten Verbreitung dürften sie in verschiedenen Klimaten und Umweltbedingungen gewachsen sein.<ref name="Zhou2009"/>
 
Spätpaläozoische Ginkgos dürften in warmen bis heißen, gleichmäßigen Klimaten mit langen Wachstumsphasen gewachsen sein. Die Radiation der Ginkgos in der mittleren und späten Trias könnte mit einer Änderung und größeren Mannigfaltigkeit von Klimaten und Wachstumsbedingungen zusammenhängen, die es nach dem Massenaussterben am Ende des Perm gab. Ob die paläozoischen Ginkgos wie der heute lebende Ginkgo laubwerfend waren, ist unklar, für die meisten mesozoischen und känozoischen Arten wird dies angenommen.<ref name="Zhou2009"/>
 
Die Vertreter in der späten Trias bis zur frühen Kreide waren an einer Vielzahl von Klimaten und Standorten zu finden. Allerdings ist die größte Zahl und Vielfalt in mesischen, warm temperaten bis temperaten Klimaten zu finden.<ref name="Zhou2009"/>
 
Mesozoische Ginkgos dürften Bewohner von stabilen und ökologisch gesättigten Standorten gewesen sein, wie der heutige Ginkgo. Die spätesten kreidezeitlichen und känozoischen Vertreter sind allerdings großteils auf gestörte Standorte beschränkt.<ref name="Zhou2009"/>
 
Über die Samenausbreitung der Ginkgoales ist sehr wenig bekannt, besonders über die tierischen Ausbreiter. Mesozoische Ginkgos könnten durch urtümliche Vögel, durch Dinosaurier oder andere größere Reptilien ausgebreitet worden sein. Das Aussterben dieser Vektoren am Ende der Kreidezeit könnte mit eine Ursache für das Aussterben vieler Ginkgoales sein. Für das Paläogen werden urtümliche [[Carnivora]], vor allem aus den Familien [[Viverravidae]] und [[Miacidae]], als Vektoren diskutiert. Aus China und Japan sind drei Allesfresser unter den Carnivora bekannt, die die Samen des rezenten Ginkgo fressen.&nbsp;<ref name="Zhou2009"/>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Ginkgoales}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Ginkgoopsida}}
 
== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Zhou2009">Zhi-Yan Zhou: ''An overview of fossil Ginkgoales''. Palaeoworld, Band 18, 2009, S. 1–22, {{DOI|10.1016/j.palwor.2009.01.001}}</ref>
<ref name="Sporne">K. R. Sporne: ''The Morphology of Gymnosperms''. Hutchinson University Library, London 1965. (ohne ISBN) S. 164.</ref>
</references>
 
[[Kategorie:Ginkgoales|!]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 11. Februar 2019, 03:55 Uhr

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