Valentinianismus und Turingmaschine: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Valentinianpleroma-Matter.png|thumb|right|350px|''Plérome de Valentin'', aus ''Histoire critique du Gnosticisme;'' Jacques Matter, 1826, Band II, Tafel II]]
[[Datei:Model of a Turing machine.jpg|mini|250px|Modell einer Turingmaschine]]


Der '''Valentinianismus''' bezeichnet die von den Schülern des Gnostikers [[Valentinus]] vertretene [[Gnostizismus|gnostisch-christliche]] Lehre und war eine der am weitesten verbreiteten Bewegungen des Gnostizismus.
Die '''Turingmaschine''' ist ein 1936<ref>{{Literatur
  |Autor=Alan M. Turing
  |Titel=On Computable Numbers, with an Application to the Entscheidungsproblem
  |Sammelwerk=Proceedings of the London Mathematical Society
  |Band=42
  |Datum=1937
  |Seiten=230–265
  |DOI=10.1112/plms/s2-42.1.230
  |Online=[https://www.cs.virginia.edu/~robins/Turing_Paper_1936.pdf pdf]}}</ref> von dem britischen [[Mathematiker]] und [[Logik]]er [[Alan Turing]] (1912-1954) eingeführtes [[Berechenbarkeit]]smodell, das die Arbeitsweise eines [[Computer]]s mathematisch exakt beschreibt und damit eine wesentliche Grundlage der [[Theoretische Informatik|theoretischen Informatik]] ist. Turing analysierte dazu die menschlichen Gedankenprozesse beim [[Rechnen|Zahlenrechnen]] und bildete sie in seinem Modell nach, indem er die mathematischen Begriffe „[[Berechenbarkeit]]“ und „[[Algorithmus]]“ (Rechenvorschrift) streng formalisierte.


== Schüler des Valentinus ==
== Schematischer Aufbau einer Turingmaschine ==
[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (um 135–202) folgend wurden in der Antike vor allem [[Herakleon (Gnostiker)|Herakleon]] und [[Ptolemäus (Gnostiker)|Ptolemäus]] als unmittelbare Schüler Valentinus’ verstanden. Der von ihnen weiterentwickelte ''Valentinianismus'' existierte in einer westlichen (Ptolemäus, Herakleon) und östlichen (Theodot) Form. Hippolytus erwähnt einen Axionicos und einen Ardesianes (nach Schaff vermutlich identisch mit [[Wikipedia:Bardesanes|Bardesanes]]) für die östliche Form.
[[Datei:Turingmaschine.svg|mini|250px|Schematischer Aufbau einer Ein-Band-Turingmaschine]]
In seinem 1948 veröffentlichten Bericht ''Intelligent Machinery'' beschrieb Turing seine „''Logischen Berechnungsmaschinen''(''Logical Computing Machines'', kurz: LCM) wie folgt:


In der neueren Forschung treten die Schüler mit ihrer eigenen theologischen Qualität stärker in den Vordergrund,<ref>Vgl. Markschies, in: TRE 34, S. 495</ref> sodass man von einer eigentlichen „Schule“ nicht mehr sprechen kann. Einige Grundelemente der Theologie Valentinus' und des Valentinianismus wurden auch von [[Origenes]] aufgenommen und weiter entwickelt.<ref>Vgl. Klaus-Gunther Wesseling: "Valentinos". In: [[Wikipedia:Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon|BBKL]] XII (1997), spp. 1067-1084 </ref>
{{Zitat|In Turing (1937) wurde ein bestimmter Typ einer diskreten Maschine beschrieben. Sie hatte eine unendliche Speicherkapazität in Form eines unendlichen Bandes, das in Quadrate unterteilt ist, auf die jeweils ein Symbol gedruckt werden kann. Zu jedem Zeitpunkt befindet sich ein Symbol in der Maschine; es wird das gescannte Symbol genannt. Die Maschine kann das gescannte Symbol ändern und sein Verhalten wird teilweise durch dieses Symbol beschrieben, aber die Symbole an anderer Stelle auf dem Band  haben keinen Einfluss auf das Verhalten der Maschine. Das Band kann jedoch durch die Maschine hin- und herbewegt werden, wobei dies eine der elementaren Operationen der Maschine ist. Jedes Symbol auf dem Band kann daher irgendwann einen Durchgang haben.


== Geschichte ==
Diese Maschinen werden hier 'Logical Computing Machines' genannt. Sie sind vor allem von Interesse wenn wir überlegen wollen, wozu eine Maschine prinzipiell ausgelegt sein könnte, wenn wir bereit sind um sowohl unbegrenzte Zeit als auch unbegrenzte Speicherkapazität zu ermöglichen.|Alan Turing|''Intelligent Machinery'' (1948)|ref=<ref>„In Turing (1937) a certain type of discrete machine was described. lt had an infinite memory capacity obtained in the form of an infinite tape marked out into squares on each of which a symbol could be printed. At any moment there is one symbol in the machine; it is called the scanned symbol. The machine can alter the scanned symbol and its behaviour is in part described by that symbol, but the symbols on the tape elsewhere do not affect the behaviour of the machine. However the tape can be moved back and forth through the machine, this being one of the elementary operations of the machine. Any symbol on the tape may therefore eventually have an innings.<br />
Nach [[Wikipedia:Ambrosius von Mailand|Ambrosius von Mailand]] störten im Jahr 388 Valentinianer bei [[Wikipedia:ar-Raqqa|Kallinikos]] (Syrien) eine Prozession von Mönchen, worauf die Mönche den Tempel der Valentinianer in einem Dorf niederbrannten. Kaiser [[Wikipedia:Theodosius I.|Theodosius I.]] ordnete die Bestrafung der Mönche an, Ambrosius trat für sie ein.<ref>[http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf210.v.ix.html Ambrosius: Epistel XL. (englisch)]</ref> Die letzte Erwähnung von Valentinianern ist 692 im Kanon 95 des zweiten Konzils von Trullo.<ref>[http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf214.xiv.iii.xcvi.html Kanon 95 des zweiten Konzils von Trullo]</ref>
These machines will here be called ‘Logical Computing Machines’. They are chiefly of interest when we wish to consider what a machine could in principle be designed to do, when we are willing to allow it both unlimited time and unlimited storage capacity.“ (Alan M. Turing: ''Intelligent Machinery'', 1948, The Turing Archive, [http://www.alanturing.net/turing_archive/archive/l/l32/L32-004.html S. 3f.]</ref>)}}


„Letzte Zeugnisse, die für die Existenz von Valentinianern in Anspruch genommen werden können, stammen aus dem 7. Jh. [...], aber nach der Mitte des 5. Jh. scheinen sie keine wirkliche Größe mehr dargestellt zu haben.“<ref>Markschies, in: TRE 34, S. 498</ref>
== Church-Turing-These ==


== Lehre ==
Eine mathematische [[Funktion (Mathematik)|Funktion]] wird als '''Turing-berechenbar''' oder kurz als [[berechenbar]] bezeichnet, wenn sie mit einer Turingmaschine berechnet werden kann. Gemäß der '''Church-Turing-These''' stimmt die Klasse der Turing-berechenbaren mit der Klasse der intuitiv berechenbaren Funktionen überein<ref>Benannt nach Alan Turing und dem US-amerikanischen Mathematiker, Logiker und Philosophen [[Wikipedia:Alonzo Church|Alonzo Church]] (1903-1995), der einer der Mitbegründer der [[Theoretische Informatik|theoretischen Informatik]] war. Die Church-Turing-These ist zwar nicht formal beweisbar, da sich der Begriff „intuitiv berechenbare Funktion“ nicht exakt formalisieren lässt, wird aber allgemein als gültig angesehen.</ref>. Eine Funktion, die mittels einer Turingmaschine nicht berechnet werden kann, gilt damit erwiesenermaßen als nicht berechenbar. Tatsächlich stellte Turing fest, dass viele Funktionen, die sich der Mensch ''ausdenken'' kann, grundsätzlich nicht berechenbar.


Der Valentinianismus ist eine [[Wikipedia:synkretistisch|synkretistisch]]e christlich geprägte religiöse Bewegung mit vielen [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] und [[Pythagoras|pythagoräischen]] Elementen. [[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolyt von Rom]] gibt in seiner ''Widerlegung aller Häresien'' einen ausführlichen Bericht<ref>Hippolytus von Rom: ''Widerlegung aller Häresien''  (''Refutatio omnium haeresium''), VI. Buch, 29-37 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-23.htm]</ref> über die aus seiner Sicht [[Häresie|häretische]] Lehre der Valentinianer, ebenso [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]]<ref>Irenäus von Lyon: ''Gegen die Häresien'' (''Contra Haereses'') I. Buch, 1 ff [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581.htm]</ref>.
== Siehe auch ==


Da ein guter Schöpfergott angenommen wird, stellt sich Valentinos die Frage nach der Herkunft des Elends in der Welt.
* {{WikipediaDE|Turingmaschine}}
Die Antwort wird in einer [[Mythos|mythischen Erzählung]] – dem sog. [[Sophia (Gnosis)|Sophia]]-Mythos – gegeben: Durch einen Sündenfall vor der Schöpfung entsteht die Welt. Dieser steht eine rettende Erlösergestalt gegenüber. Somit ergibt sich ein [[Dualismus|dualistisches]] Weltbild, eines der Kennzeichen gnostischer Systeme: Die Welt, die Finsternis, das Materielle steht einer geistigen Welt, dem Licht gegenüber.


=== Die 30 Äonen ===
== Einzelnachweise ==


Die Valentinianer sprechen von einer obersten «[[Achtheit]]» von Äonen, die 4 männlich-weibliche Paare bilden. [[Bythos]], die männliche Seite der Gottheit, verbindet sich mit seiner weiblichen Hälfte, der [[Ennoia]] ({{ELSalt|έννοια}}), der „erste Gedanke“ oder die „erste Denkkraft“ [[Gott]]es), die auch [[Charis]] („Gnade“) oder [[Sige]] („Schweigen“) genannt wird. Daraus entstehen [[Nous]] ({{ELSalt|νοῦς}}, [[Vernunft]]), der ''„Eingeborene“'', und [[Aletheia]] ({{ELSalt|ἀλήθεια}}, [[Wahrheit]]). Diese bringen gemeinsam den [[Logos]] ({{ELSalt|λόγος}}, [[Wort]]) und die [[Zoe]] ({{ELSalt|ζωή}}, [[Leben]]) hervor, aus denen am Ende der [[Anthropos]] ({{ELSalt|ἄνθρωπος}}, [[Mensch]]) und die [[Ecclesia]] ({{ELSalt|ἐκκλησία}}, Kirche) entspringen. Auf diese [[Ogdoas]] („Achtheit“) folgt eine [[Zehnheit]] und dann eine [[Zwölfheit]] von Äonen; insgesamt umfasst das System der Valentinianer damit 8 + 10 + 12 = 30 Äonen. Als unterster Äon erscheint hier, wie auch in vielen anderen gnostischen Lehren, die [[Sophia (Gnosis)|Sophia]], durch deren Fall die finstere Welt ausserhalb des Pleromas, die materielle Welt der äußeren [[Schöpfung]], ensteht. Der [[Demiurg]], der Weltenbaumeister, der diese Welt hervorbringt, ist ein Abkömmling der Sophia. Von diesen 30 Äonen wird auch in der [[Pistis Sophia]] gesprochen. Diese 30 Äonen sollen auch den 30 Jahren bis zum Beginn der öffentlichen Tätigkeit des [[Christus]] entsprechen<ref>vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581-2.htm ''Contra Haereses'' I 1,3</ref>.
<references />


[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] († um 200) berichtet ausführlich über die dreißig Äonen der Valentinianer:
{{Normdaten|TYP=s|GND=4203525-9}}


{{Zitat| Es lehren die Valentinianer, in unsichtbaren und unnennbaren Höhen sei ein vollkommener Äon gewesen, der vor allem war. Diesen nennen sie auch Uranfang, Urvater und Tiefe<ref>[[Bythos]]</ref>. Er ist aber unsichtbar, und kein Ding kann ihn fassen. Da er unfaßbar, unsichtbar, ewig und unerzeugt ist, so ist er unermeßliche Zeiten in tiefster Ruhe gewesen. Mit ihm hat zugleich angefangen die Ennoia, die sie auch Charis und Sige nennen. Nun ist jener einmal auf den Gedanken gekommen, von sich diesen Bythos als Anfang aller Dinge auszusenden und diesen Sprößling, den er auszusenden im Sinne gehabt hatte, wie ein Sperma gleichsam in den Mutterschoß der bei ihm befindlichen Sige einzusenken. Nachdem diese ihn empfangen hatte und schwanger geworden war, hat sie den Nous geboren, der dem Erzeuger ähnlich und gleich war und allein die Größe des Vaters erfaßte. Diesen Nous nennen sie auch den Eingebornen, Vater und Anfang aller Dinge. Mit Ihm zusammen ist auch die Wahrheit geboren und dies ist die erste und ursprüngliche Pythagoräische Vierheit, die sie auch die Wurzel aller Dinge heißen. Sie besteht nämlich aus dem Bythos und der Sige, dann aus dem Nous und der Wahrheit<ref>[[Aletheia]]</ref>.<br>
[[Kategorie:Alan Turing]]
 
[[Kategorie:Automatentheorie]]
Indem er nun merkte, wozu er hervorgebracht war, hat der Eingeborne<ref>d. i. der Nous</ref> nun seinerseits den Logos und die Zoe hervorgebracht, den Vater aller Dinge, die nach ihm kommen sollten, und die Mutter und Gestaltungskraft des gesamten Weltalls. Aus ihrer ehelichen Verbindung sind hervorgegangen der Mensch und die Kirche Das ist die ursprüngliche Achtheit, die Wurzel und Substanz aller Dinge, die nur mit vier Namen bei ihnen belegt ist: Bythos und Nous, Logos und Anthropos<ref>[[Mensch]]</ref>, weil in dem männlichen Prinzip jedesmal auch das weibliche enthalten ist, indem sich der erste Urvater<ref>Bythos</ref> paarweise mit seiner Ennoia, der Eingeborne<ref>d. i. der Nous</ref> mit der Aletheia, der Logos mit der Zoe, der Mensch mit der Kirche vereinigte.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 1,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581.htm]}}
[[Kategorie:Komplexitätstheorie]]
 
[[Kategorie:Berechenbarkeitstheorie]]
Gemeint ist hier nicht der äußere irdische Mensch, sondern der himmlische Urmensch, vergleichbar dem [[Adam Kadmon]] der [[Kabbala]]. Und die Kirche ist ebenso wenig die äußere irdische Kirche, sondern ihr höchstes himmliches Urbild.
 
{{Zitat|Diese Äonen, zur Verherrlichung des Vaters hervorgebracht, wollten nun auch ihrerseits aus dem Ihrigen den Vater verherrlichen. So entsprossen der Verbindung des Logos und der Zoe, nachdem sie den Menschen und die Kirche erzeugt hatten, zehn weitere Äonen, die da heißen: Bythios und Mixis, Ageratos und Henosis, Autophyes und Hedone, Akinetos und Synkrasis, Monogenes und Makaria. Diese zehn Äonen also stammen von dem Logos und der Zoe. — Der Mensch mit der Kirche hat gleichfalls Äonen hervorgebracht und zwar zwölf, denen sie folgende Namen verleihen: Parakletos und Pistis, Patrikos und Elpis, Metrikos und Agape, Aeinous und Synesis, Ekklesiastikos und Makariotes, Theletos und Sophia.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 1,2 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581-1.htm]}}
 
Damit ergibt sich folgender Überblick über die 30 Äonen:
 
<center>'''Achtheit''' (Ogdoas)
{|
|-
 
! männlich !!  weiblich
|-
| width="450px"| [[Bythos]] („Tiefe“)|| [[Ennoia]] (der „erste Gedanke“) bzw. [[Sige]] (Schweigen) oder [[Charis]] (Gnade)
|-
| [[Nous]] (Vernunft; der „Eingeborene“ oder „Erstgeborene“)|| [[Aletheia]] (Wahrheit)
|-
| [[Logos]] (Wort)|| [[Zoe]] (Leben)
|-
| [[Anthropos]] (der kosmische Urmensch)|| [[Ekklesia]] (die himmlische Kirche)
|}
</center>
 
 
 
Aus dem [[Logos]] und der [[Zoe]] entsteht die
 
<center>'''Zehnheit''' (Dekade)
{|
|-
! männlich !! weiblich
|-
| width="350px"| Bythios (Tiefe) || Mixis (Vermischung)
|-
| Ageratos (Unvergänglichkeit) || Henosis (Einssein, Vereinigung)
|-
| Autophyes || Hedone (Genuss)
|-
| Akinetos (der Unbewegte) || Synkrasis
|-
| Monogenes || Makaria (Freude)
|}
</center>
 
und aus dem [[Anthropos]] und der [[Ecclesia]] die
 
<center>'''Zwölfheit''' (Dodekade)
{|
|-
! männlich !! weiblich
|-
| width="350px"| [[Paraklet]]os || [[Pistis]] (Glaube)
|-
| Patrikos (väterlich) || [[Elpis]] (Hoffnung)
|-
| Metrikos (mütterlich) || [[Agape]] (Liebe)
|-
| Aeinous || Synesis
|-
| Ekklesiastikos || Makariotes (Freude)
|-
| Theletos || [[Sophia (Gnosis)|Sophia]]
|}
</center>
 
=== Der Fall der Sophia ===
 
Nur der [[Nous]], der Erstgeborene, vermag den «unbekannten Vater» direkt zu schauen, allen anderen Äonen bleibt er unsichtbar und unfassbar, doch es erwacht in ihnen das Verlangen, den Urvater zu erforschen, was um so schwieriger wird, je weiter sie von ihrem göttlichen Ursprung entfernt sind.
 
{{Zitat|Ihren Urvater nun kann nach ihrer Lehre nur der von ihm erzeugte Erstgeborne, der Nous, erkennen, allen andern bleibt er unsichtbar und unfaßbar. Nur der Nous erfreute sich nach ihnen der Anschauung des Vaters und ergötzte sich in der Betrachtung seiner unermesslichen Größe. Auch den übrigen Äonen gedachte er, die Größe, das Wesen, die Ewigkeit, Unbegrenztheit und Unfassbarkeit des Vaters mitzuteilen, aber nach dem Ratschluß des Vaters hielt die Sige ihn zurück, da sie diese alle zum Nachdenken führen wollte und zu dem Verlangen, ihren oben erwähnten Urvater aufzusuchen. Und so im stillen strebten denn die übrigen Äonen danach, den Urheber ihres Samens zu sehen und die anfangslose Wurzel zu erforschen.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 2,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel582.htm]}}
 
Am stärksten wurde die [[Sophia (Gnosis)|Sophia]] von diesem leidenschaftlichen Verlangen ergriffen - und zwar ohne die liebende Umarmung ihres Gatten Theletos. Wegen der Tiefe des Abgrundes und der Unergründlichkeit des Vaters wäre sie beinahe von seiner Süßigkeit verschlungen und in die allgemeine Substanz aufgelöst worden. Doch da trat ihr der [[Horos]] ({{ELSalt|Ορος}} „Grenze, Grenzpfahl“) entgegen und konnte sie zuletzt überzeugen, dass der Vater unfassbar ist.
 
{{Zitat|Den weitesten Sprung aber tat der letzte und jüngste Sprößling der Zwölfheit, der von dem Menschen und der Kirche erzeugte Äon, die Sophia, und geriet in leidenschaftliche Erregung ohne die Umarmung ihres Gemahls Theletos. Die Erregung nahm ihren Ausgang bei dem Nous und der Aletheia, sprang aber über, sich danebenwendend, auf die Sophia unter dem Vorwand der Liebe, in Wirklichkeit aus Tollheit, da sie mit dem vollkommenen Vater nicht solche Gemeinschaft besaß wie der Nous, und sie ist nichts anders als das Suchen nach dem Vater, indem sie seine Größe erfassen wollte. Dann aber konnte sie es nicht, weil sie an Unmögliches sich gemacht hatte, und geriet wegen der Tiefe des Abgrundes und der Unergründlichkeit des Vaters und Zärtlichkeit gegen ihn in große Not, und weil sie immer weiter vorwärts strebte, so wäre sie von seiner Süßigkeit schließlich wohl verschlungen und in die allgemeine Substanz aufgelöst worden, wenn sie nicht auf eine Kraft gestoßen wäre, die das Weltall befestigt und außerhalb der unaussprechlichen Größe bewacht. Diese Kraft nennen sie Horos. Von ihr ist sie angehalten und befestigt, und mit Mühe bekehrt und überzeugt worden, daß der Vater unfaßbar ist. So hat sie denn abgelegt ihre frühere Begierde samt der aus dem furchtbaren Staunen entsprossenen Erregung.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 2,2 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel582-1.htm]}}
 
Doch weil die Sophia ohne die liebende Umarmung ihres Gatten von der leidenschaftlichen Erregung ergriffen worden war, brachte sie eine formlose, ungestaltete Fehlgeburt hervor - und daraus entstand die [[Materie]].
 
{{Zitat|Einige von ihnen erklären die Erregung und Bekehrung der Sophia auf mythische Art. Da sie nach etwas Unmöglichem und Unerreichbarem trachtete, so gebar sie ein formloses Wesen, wie es eben ohne Mann ein weibliches Wesen hervorzubringen vermochte. Wie sie dies nun erblickte, ist sie zuerst wegen des unvollkommenen Geschöpfes betrübt gewesen, dann aber in Furcht geraten, daß es nicht einmal das Sein vollkommen besitze. Dann ist sie in die äußerste Verlegenheit geraten, indem sie nach der Ursache suchte und auf welche Weise sie das Geschöpf verbergen könne. Nun dachte sie über ihre Gefühle nach und kam zur Umkehr und versuchte zum Vater zurückzukehren, aber nach einer gewissen Strecke wurde sie schwach und bat demütig den Vater, indem auch die übrigen Äonen, in Sonderheit Nous, mit ihren Bitten sich vereinigten. Von hier, aus der Unwissenheit, dem Leid und der Angst hat die Materie ihren Uranfang genommen.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 2,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel582-2.htm]}}
 
=== Horos ===
Der [[Horos]], diese einziartige Wesenheit der valentinianischen Gnosis, ist fortan der „Begrenzer“, der die niedere materielle Welt von dem [[Pleroma]] der höheren Äonen trennt. Er wird oft auch [[Stauros]] ({{ELSalt|σταυρός}}) - „[[Kreuz]]“ - genannt, möglicherweise in Anlehung an [[Platon]]s «[[Timaios]]», wonach die [[Weltseele]] in Form des kreuzartigen [[Wikipedia:Griechisches Alphabet|griechischen Buchstabens]] [[Wikipedia:Chi|Chi (Χ)]] an die Welt geheftet sei und diese zusammenhält<ref>Astronomisch gesehen ergibt sich das X-förmige [[Wikipedia:Chi|Chi]] aus dem [[Wikipedia:Himmelsäquator|Himmelsäquator]] und der um etwa 23,4° gegen diesen geneigten [[Wikipedia:Ekliptik|Ekliptik]].</ref>.
 
{{Zitat|Danach aber brachte der Vater den oben erwähnten Horos nach seinem Ebenbilde durch den Eingebornen hervor, unvermählt, ohne Weib. Bald nämlich lassen sie den Vater mit der Sige sich vermählen, bald auch übermännlich und überweiblich sein. Diesen Horos aber nennen sie Stauros<ref>[[Kreuz]]</ref> , Lytrotes<ref>[[Erlöser]]</ref>, Karpistes<ref>Sammler</ref>, Horothetes<ref>Grenzbestimmer</ref> und Metagogeus<ref>Hinüberleiter</ref>. Durch diesen Horos ist nach ihrer Lehre die Sophia gereinigt und befestigt und Ihrem Gatten zurückgegeben worden. Nachdem sie so befreit war von ihrer Begierde samt der Erregung, ist sie in dem Pleroma verblieben, die Begierde aber samt der Erregung hinausgewiesen, abgegrenzt and vertrieben. Sie ist aber als natürlicher innerer Drang eines Äonen eine geistige Wesenheit, ohne Gestalt und Erscheinung, da sie nichts empfangen hatte. Deswegen heißt sie auch eine kraftlose und weibische Frucht.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 2,4 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel582-3.htm]}}
 
=== Christus und der Heilige Geist ===
 
Zur weiteren Befestigung des [[Pleroma]]s bringt nun der Eingeborene, der [[Nous]], ein weiteres Paar hervor: [[Christus]] und den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]].
 
{{Zitat|Nachdem diese aus dem Pleroma der Äonen hinausgewiesen und ihre Mutter ihrem eigenen Gemahle wiedergegeben war, da hat der Eingeborne wiederum noch ein anderes Paar, Christus und den Hl. Geist, zur Befestigung und Sicherung des Pleroma hervorgebracht, damit durch sie die Äonen wieder geordnet wurden. So wollte es die Vorsehung des Vaters, damit keiner der Äonen Ähnliches erleide. Christus belehrte sie nämlich, daß es hinreiche, wenn sie die Natur der Paarung als einen Denkakt des Urvaters erkennen, und verkündete ihnen seine Erkenntnis des Vaters, daß er unfaßbar und unbegreiflich ist, daß ihn niemand sehen oder hören kann und daß nur der Eingeborne ihn erkennt. Die Ursache des ewigen Verharrens der übrigen ist in dem unbegreiflichen Urschoße des Vaters, die begreifliche Ursache ihrer Erschaffung und Gestaltung ist der Sohn. Dieses verkündete unter ihnen Christus sogleich nach seiner Entsendung.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 2,5 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel582-4.htm]}}
Der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] hebt alle Unterschiede zwischen den Äonen auf und zur Ehre des [[Bythos]] bringen sie gemeinsam den [[Jesus]] hervor, den [[Heiland]], der nach seinem Vater auch [[Christos]], [[Logos]] oder einfach das All genannt wird, weil er von allen abstammt.
 
{{Zitat|Der Hl. Geist aber hob die Unterschiede zwischen ihnen auf, lehrte sie Dank sagen und führte die wahre Ruhe ein. So wurden sie alle innerlich und äußerlich gleich, alle wurden zum Nous, zum Logos, zum Anthropos, zum Christus; und ähnlich wurden die weiblichen Äonen alle zur Aletheia, zur Zoe, zum Pneuma, zur Kirche. Als so alle insgesamt befestigt und zur vollkommenen Ruhe gebracht waren, da haben sie mit großer Freude den Urvater besungen, der an ihrem lauten Jubel teilnahm. Aus Dank für diese Wohltat hat das ganze Pleroma der Äonen einhellig und mit Zustimmung Christi und des Geistes und mit Gutheißung ihres Vaters das Schönste und Blühendste, was jeder von den Äonen in sich hatte, zusammengetragen, gesammelt, passend verbunden und sorgfältig vereint, so daß zur Ehre und zum Ruhme des Bythos die vollkommenste Schönheit und das Gestirn des Pleroma hervorgebracht wurde, eine vollkommene Frucht: Jesus nämlich, der auch Heiland zubenannt wird, oder auch nach seinem Vater, Christos und Logos, oder auch das All, weil er von allen abstammt. Als Trabanten sind zugleich mit ihm zu ihrer Ehre stammverwandte Engel hervorgebracht worden.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 2,6 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel582-5.htm]}}
 
== Literatur ==
* Philip Schaff: § 126. ''The School of Valentinus. Heracleon, Ptolemy, Marcos, Bardesanes, Harmonius'' in ''History of the Christian Church''
* Philip Schaff: ''Valentinus and his School'' in ''New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge''
* [[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]]: ''Valentin/Valentinianer''. In: ''[[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]]'', Bd. 34, de Gruyter, Berlin 2003, S. 495-500 [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110173883&id=sruKaRneiyIC&pg=PA497&lpg=PA497&dq=valentinianer&vq=valentinianer&sig=drjCcIggaDSSDHZ5xoer8slyOO4 Google-Booksearch]
* Christoph Markschies: ''Valentinus Gnosticus? Untersuchungen zur valentinianischen Gnosis, mit einem Kommentar zu den Fragmenten Valentins''. Mohr, Tübingen 1992, ISBN 3-16-145993-8
* Christoph Markschies: ''Die valentinianische Gnosis und [[Marcion]] - einige neue Perspektiven''. In: [[Wikipedia:Gerhard May (Theologe)|Gerhard May]], Katharina Greschat, Martin Meiser (Hrsg.): ''Marcion und seine kirchengeschichtliche Wirkung: Vorträge der Internationalen Fachkonferenz zu Marcion, gehalten vom 15. - 18. August 2001 in Mainz = Marcion and his impact of church history.'' De Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017599-1, S. 159-175  [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110175991&id=zT3Ivw5l2BQC&vq=valentinianer&dq=valentinos&lpg=PA160&pg=PA159&sig=XSbU0aMmXW_kNr4l3Yq8cUXtWKg Google-Booksearch]
* Einar Thomassen: ''The Spiritual Seed. The Church of the "Valentinians"'' (= ''Nag Hammadi and Manichaean Studies'' Bd. 60). Brill, Leiden 2006, ISBN 90-04-14802-7
* Niclas Förster: ''Marcus Magus: Kult, Lehre und Gemeindeleben einer valentinianischen Gnostikergruppe. Sammlung der Quellen und Kommentar''. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147053-2
* Everett Procter: ''Christian Controversy in Alexandria. Clement's Polemic against the Basilideans and Valentinians'' (= ''American University Studies'' 7/172). Lang, New York u.a. 1995, ISBN 0-8204-2378-5
* Holger Strutwolf: ''Gnosis als System. Zur Rezeption der valentinianischen Gnosis bei [[Origenes]]'' (= ''Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte'' 56). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-55164-9
* Philip L. Tite: ''Valentinian Ethics and Paraenetic Discourse. Determining the Social Function of Moral Exhortation in Valentinian Christianity''. Brill, Leiden 2009, ISBN 978-90-04-17507-5
* {{BBKL|v/valentinos|autor=[[Wikipedia:Klaus-Gunther Wesseling|Klaus-Gunther Wesseling]]|artikel=Valentinos (Valentin, Valentinian, Valentinus, Valentius)|band=12|spalten=1067–1084}}
 
== Anmerkungen ==
<references/>
 
[[Kategorie:Christentum]]
[[Kategorie:Häresie]]
[[Kategorie:Gnosis]]
[[Kategorie:Valentinianismus]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 7. August 2018, 10:03 Uhr

Modell einer Turingmaschine

Die Turingmaschine ist ein 1936[1] von dem britischen Mathematiker und Logiker Alan Turing (1912-1954) eingeführtes Berechenbarkeitsmodell, das die Arbeitsweise eines Computers mathematisch exakt beschreibt und damit eine wesentliche Grundlage der theoretischen Informatik ist. Turing analysierte dazu die menschlichen Gedankenprozesse beim Zahlenrechnen und bildete sie in seinem Modell nach, indem er die mathematischen Begriffe „Berechenbarkeit“ und „Algorithmus“ (Rechenvorschrift) streng formalisierte.

Schematischer Aufbau einer Turingmaschine

Schematischer Aufbau einer Ein-Band-Turingmaschine

In seinem 1948 veröffentlichten Bericht Intelligent Machinery beschrieb Turing seine „Logischen Berechnungsmaschinen“ (Logical Computing Machines, kurz: LCM) wie folgt:

„In Turing (1937) wurde ein bestimmter Typ einer diskreten Maschine beschrieben. Sie hatte eine unendliche Speicherkapazität in Form eines unendlichen Bandes, das in Quadrate unterteilt ist, auf die jeweils ein Symbol gedruckt werden kann. Zu jedem Zeitpunkt befindet sich ein Symbol in der Maschine; es wird das gescannte Symbol genannt. Die Maschine kann das gescannte Symbol ändern und sein Verhalten wird teilweise durch dieses Symbol beschrieben, aber die Symbole an anderer Stelle auf dem Band haben keinen Einfluss auf das Verhalten der Maschine. Das Band kann jedoch durch die Maschine hin- und herbewegt werden, wobei dies eine der elementaren Operationen der Maschine ist. Jedes Symbol auf dem Band kann daher irgendwann einen Durchgang haben.

Diese Maschinen werden hier 'Logical Computing Machines' genannt. Sie sind vor allem von Interesse wenn wir überlegen wollen, wozu eine Maschine prinzipiell ausgelegt sein könnte, wenn wir bereit sind um sowohl unbegrenzte Zeit als auch unbegrenzte Speicherkapazität zu ermöglichen.“

Alan Turing: Intelligent Machinery (1948)[2])

Church-Turing-These

Eine mathematische Funktion wird als Turing-berechenbar oder kurz als berechenbar bezeichnet, wenn sie mit einer Turingmaschine berechnet werden kann. Gemäß der Church-Turing-These stimmt die Klasse der Turing-berechenbaren mit der Klasse der intuitiv berechenbaren Funktionen überein[3]. Eine Funktion, die mittels einer Turingmaschine nicht berechnet werden kann, gilt damit erwiesenermaßen als nicht berechenbar. Tatsächlich stellte Turing fest, dass viele Funktionen, die sich der Mensch ausdenken kann, grundsätzlich nicht berechenbar.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1.  Alan M. Turing: On Computable Numbers, with an Application to the Entscheidungsproblem. In: Proceedings of the London Mathematical Society. 42, 1937, S. 230–265, doi:10.1112/plms/s2-42.1.230 (pdf).
  2. „In Turing (1937) a certain type of discrete machine was described. lt had an infinite memory capacity obtained in the form of an infinite tape marked out into squares on each of which a symbol could be printed. At any moment there is one symbol in the machine; it is called the scanned symbol. The machine can alter the scanned symbol and its behaviour is in part described by that symbol, but the symbols on the tape elsewhere do not affect the behaviour of the machine. However the tape can be moved back and forth through the machine, this being one of the elementary operations of the machine. Any symbol on the tape may therefore eventually have an innings.
    These machines will here be called ‘Logical Computing Machines’. They are chiefly of interest when we wish to consider what a machine could in principle be designed to do, when we are willing to allow it both unlimited time and unlimited storage capacity.“ (Alan M. Turing: Intelligent Machinery, 1948, The Turing Archive, S. 3f.
  3. Benannt nach Alan Turing und dem US-amerikanischen Mathematiker, Logiker und Philosophen Alonzo Church (1903-1995), der einer der Mitbegründer der theoretischen Informatik war. Die Church-Turing-These ist zwar nicht formal beweisbar, da sich der Begriff „intuitiv berechenbare Funktion“ nicht exakt formalisieren lässt, wird aber allgemein als gültig angesehen.