Soziale Dreigliederung und Tempellegende: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Dreigliederung des sozialen Organismus''' – oder die ''Soziale Dreigliederung'' – ist ein [[wikipedia:Leitbild|Leitbild]] für die gesellschaftliche Entwicklung, das in den Jahren 1917–1920 von Rudolf Steiner entwickelt wurde.
[[Bild:Salomonischer_Tempel.jpg|thumb|350px|Modell des [[Salomonischer Tempel|Salomonischen Tempels]] mit dem [[Ehernes Meer|ehernen Meer]] (links) und dem zentralen Altar (rechts) im Vorhof.]]
Die '''Tempellegende''', die an den Bau des [[Salomonischer Tempel|Salomonischen Tempels]] {{B|1 Kön|6|1}} und insbesondere an den Guß des [[Ehernes Meer|Ehernen Meers]] {{B|1 Kön|7|23|LUT}} anknüpft, bildet die Grundlage der [[Freimaurer]]ei und wurde nach den Angabe [[Rudolf Steiner]]s im 15. Jahrhundert von [[Christian Rosenkreutz]] selbst gegeben.  


Die soziale Dreigliederung beschreibt die Grundstruktur einer [[Wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]], in der die Koordination der gesamtgesellschaftlichen Lebensprozesse nicht zentral durch den [[Staat]] oder eine [[wikipedia:Machtelite|Führungselite]] erfolgt, sondern in der drei selbst verwaltete und relativ autonome Subsysteme sich gegenseitig die Waage halten.
== Inhalt ==
Was Christian Rosenkreutz lehrte, konnte er nur an wenige Schüler, nicht mehr als zehn, direkt weitergeben, für die anderen musste er seine Lehre in einen Mythus einkleiden, der ungefähr folgenden Inhalt hat:


Der '''soziale Organismus''', der den zentral verwalteten Einheitsstaat ablöst, soll nach dem Muster des [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|dreigliedrigen menschlichen Organismus]] aus dem lebendigen Zusammenwirken von drei selbstständigen Gliedern entstehen, nämlich dem [[Wirtschaft]]s-, dem [[Recht]]s- und dem [[Geistesleben]]. Das Wirtschaftsleben ist dabei vergleichbar dem [[Nerven-Sinnessystem]], das Rechtsleben dem [[Rhythmisches System|Rhythmischen System]] und das Geistesleben
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dem [[Stoffwechselsystem]].
"Es gab eine Zeit, da schuf einer der Elohim den Menschen; einen Menschen, den er Eva nannte. Mit Eva verband sich der Elohim selbst und es wurde von Eva Kain geboren. Darauf schuf der Elohim Jahve oder Jehova den Adam. Adam verband sich ebenfalls mit Eva und aus dieser Ehe ging Abel hervor.


* Das [[Wirtschaft]]slebens entfaltet sich auf der Grundlage des nutzbaren Bodens im Kreislauf der Warenherstellung (Produktion), des Vertriebs (Handel) und des Verbrauchs (Konsum). Es soll nach dem Prinzip der [[Brüderlichkeit]] durch [[Assoziationen]] geregelt werden.
Wir haben es also bei Kain mit einem unmittelbaren Göttersohn zu tun und bei Abel mit einem Sprößling des als Mensch geschaffenen Adam und der Eva. Nun geht der Mythus weiter.


* Das [[Rechtsleben]] umfasst das eigentlich Politische und das Verwaltungsrecht und regelt das Verhältnis von [[Mensch]] zu Mensch nach dem Prinzip der [[Gleichheit]] in für alle gleich geltenden Gesetzen.
Die Opfergaben, welche Abel dem Gotte Jahve darbrachte, waren dem Gotte angenehm. Aber die Opfergaben des Kain nicht, denn Kain war nicht auf direktes Geheiß von Jahve entstanden. Die Folge davon war, daß Kain den Brudermord beging. Er erschlug Abel. Deshalb wurde er von der Gemeinschaft mit Jahve ausgeschlossen. Er ging in entfernte Gegenden und wurde dort der Stammvater eines eigenen Geschlechts.


*Das auf [[Freiheit]] gegründete [[Geistesleben]] wird nicht staatlich reglementiert und umfasst das gesamte Bildungswesen, Kunst, Religion, technische Erfindungen aber auch die Rechtsprechung im Privat- und Strafrecht.  
Adam verband sich weiterhin mit Eva und zum Ersatz von Abel wurde Seth geboren, der auch in der Bibel vorkommt. So entstanden zwei Menschengeschlechter: das erste von Eva und dem Elohim abstammend, das Geschlecht Kains; und das zweite von den bloßen Menschen abstammend, die auf Geheiß des Jahve sich verbunden haben.


Von dem Geschlecht des Kain stammen alle ab, die auf der Erde Künste und Wissenschaften ins Leben gerufen haben, zum Beispiel Methusael, der die Schrift, die Tau-Schrift erfunden hat und Tubal-Kain, der die Bearbeitung der Erze und des Eisens lehrte. So entstand in dieser Linie, direkt von dem Elohim abstammend, die Menschheit, die sich in Künsten und Wissenschaften ausbildet.
Aus diesem Geschlecht der Kains ging auch hervor Hiram. Der war der Erbe alles dessen, was innerhalb der verschiedenen Generationen der Kainssöhne an Wissen, Kunst und Technik aufgespeichert worden war. Hiram war der bedeutendste Baukünstler, den man sich denken kann.


== Begriff des dreigliedrigen sozialen Organismus und das Verhältnis seiner Glieder ==
Aus der anderen Linie, aus dem Geschlechte Seths stammte Salomo, der sich auszeichnete in alledem, was von Jahve oder Jehova herrührte. Er war ausgestattet mit der Weisheit der Welt, mit alledem, was die ruhige, klare, abgeklärte Weisheit bei den Jehovasöhnen liefern kann. Dies war eine Weisheit, die man wohl mit Worten aussprechen kann, die dem Menschen tief ins Herz gehen, ihn erheben kann, aber nicht eine solche, welche das unmittelbare Objekt angreifen und etwas Wirkliches an Technik, Kunst und Wissenschaft hervorbringen kann. Es war eine Weisheit, die eine unmittelbare inspirierte Gabe des Gottes ist, nicht eine von unten herausgearbeitete, aus der menschlichen Leidenschaft, aus dem Menschenwollen hervorquillende Weisheit. Die fand sich bei den Kainssöhnen, bei denen, die unmittelbar von dem anderen Elohim abstammten. Das waren die strengen Arbeiter, die alles selbst erarbeiten wollten.
Hierbei soll ein jedes dieser drei sozialen Glieder
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„...in sich zentralisiert sein; und durch ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann erst die Einheit des sozialen Gesamtorganismus entstehen.“ {{Lit|{{G|023|071}}}}
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Dies bedeutet nicht, der Wirklichkeit eine ausgedachte [[wikipedia:Utopie|Utopie]] überzustülpen, sondern heißt Wesenserkenntnis ohnehin schon vorhandener Wirkungsweisen nach dem Gesetz von Polarität und Steigerung, das [[Goethe]] als maßgeblich für die Morphologie <ref>Vgl. Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen'', Norderstedt 2010, S. 71 - 72</ref> erkannte:
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„...wir machen...auf eine höhere Maxime des Organismus aufmerksam, die wir folgendermaßen aussprechen. Jedes Lebendige ist kein Einzelnes, sondern eine Mehrheit,....Je unvollkommender das Geschöpf ist, desto mehr sind diese Teile einander gleich oder ähnlich und desto mehr gleichen sie dem Ganzen. Je vollkommener das Geschöpf wird, desto unähnlicher werden die Teile einander....Die Subordination der Teile deutet auf ein vollkommenes Geschöpf.“<ref>Johann Wolfgang von Goethe: Schriften zur Naturwissenschaft, Stuttgart 1977, S. 48 f.</ref>
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Steiner bezieht diese Vorstellung unmittelbar auf den sozialen Organismus, indem er sagt:
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„Die Auseinanderspaltung ist eigentlich immer da; es handelt sich nur darum, dass man findet wie die drei Glieder zusammen gebracht werden können, so dass sie nun tatsächlich im sozialen Organismus mit einer solchen inneren Vernunft wirken, wie, sagen wir, das Nerven-Sinnes-System, das Herz-Lungen-System und das Stoffwechselsystem im menschlichen Organismus wirken“ {{Lit|{{G|340|154}}}}
</div>


Die anzustrebende funktionale Gliederung der Gesellschaft soll ja ausdrücklich nicht als Utopie verstanden werden, sondern beruht auf einer durch Empirie errungenen Erkenntnis von den notwendigen Lebensbedingungen dieser drei gesellschaftlichen Bereiche. Im nationalen Einheitsstaat seien diese drei Systeme in einer sich gegenseitig behindernden Weise miteinander verflochten. Erst in ihrer durchgreifenden funktionalen Trennung, ohne dass ein Gebiet in das andere in unberechtigter Weise eingreife und dadurch zu sozialen Komplikationen führe, könnten sie ihre eigenen Kräfte voll entfalten. Der Nationalstaat, der sich in einer nicht mehr zeitgemäßen Weise aus einem Volkszusammenhang herleite, sei damit überwunden. An seine Stelle trete eine Rechtsgemeinschaft. {{Lit|{{G|332a|151f.}}}}
Nun beschloß Salomo einen Tempel zu bauen. Er bestellte dazu als Baumeister den Sprößling der Kainssöhne: Hiram. Es war zu der Zeit, da die Königin von Saba, Balkis, nach Jerusalem kam, weil sie von dem weisen Salomo gehört hatte. Und sie war in der Tat, als sie ankam, entzückt von der erhabenen, klaren Weisheit und Schönheit des Salomo. Er warb um sie und erlangte auch ihr Jawort. Da hörte diese Königin von Saba auch von dem Tempelbau. Nun wollte sie auch den Baumeister Hiram kennenlernen. Als sie ihn sah, machte sein bloßer Blick auf sie einen ungeheuren Eindruck und nahm sie ganz gefangen.


Mit diesem ordnungspolitischen Konzept skizzierte Steiner eine Sozialordnung, von der er annahm,
Nun entspann sich etwas wie Eifersuchtsstimmung zwischen Hiram und dem weisen Salomo. Die Folge davon war, daß Salomo gern etwas gegen Hiram getan hätte; aber er mußte ihn behalten, damit der Tempel fertig gebaut werden konnte.
<div style="margin-left: 20px;">
"dass in ihr Freiheit und Solidarität gleichermaßen zu verwirklichen sind und der Prozess fortschreitender Emanzipation nicht nur nicht behindert, sondern sogar positiv unterstützt wird."<ref>Luttermann, J.:''Dreigliederung des sozialen Organismus: Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners'', Frankfurt/M.:Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1989, Vorwort I</ref>
</div>
Den Begriff des sozialen Organismus will Steiner nicht als Analogieschema zu natürlichen Organismen verstanden wissen. Diesen, in den Sozialwissenschaften seiner Zeit nicht ungebräuchlichen Begriff verwendet er, weil er ihm am geeignetsten erscheint, den in fortwährender dynamischer Veränderung befindlichen Prozessen der sozialen Sphäre gerecht zu werden. Um diese komplexen Vorgänge realistisch zu erfassen, bedarf es nach Steiners Ansicht eines Übergangs von einer statisch-abstrakten zu einer lebendig-beweglichen, will heißen einer `organischen` Betrachtungsweise. {{Lit|{{G|332a|007}} {{G|332a|155}}}}


Die Dreigliedrigkeit des sozialen Organismus gewinnt jedoch durch den Vergleich mit dem [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|dreigliedrigen menschlichen Organismus]] in einem bestimmten Aspekt an Deutlichkeit, wobei es da nicht auf das organismische ankommt, sondern auf das Verhältnis der Glieder zu einander:
Es kam nun folgendes. Der Tempel war bis zu einer ganz bestimmten Stufe fertig. Nur eines fehlte noch, was das Meisterstück des Hiram sein sollte: nämlich das Eherne Meer. Dieses Meisterstück Hirams sollte darstellen den Ozean, in Erz gegossen, und den Tempel schmücken<ref name="Meer">In der Bibel wird das Eherne Meer so beschrieben:
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<div style="margin-left:20px">
"Die freien, individuellen Menschen, die sich in eine soziale
23 Und er machte das Meer, gegossen, von einem Rand zum andern zehn [[Wikipedia:Elle|Elle]]n weit rundherum und fünf Ellen hoch, und eine Schnur von dreißig Ellen war das Maß ringsherum. 24 Und um das Meer gingen Knoten an seinem Rand ringsherum, je zehn auf eine Elle; es hatte zwei Reihen Knoten, die beim Guss mitgegossen waren. 25 Und es stand auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden gewandt waren, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten, und das Meer stand obendrauf, und ihre Hinterteile waren alle nach innen gekehrt. 26 Die Wanddicke des Meeres aber war eine Hand breit und sein Rand war wie der Rand eines Bechers, wie eine aufgegangene Lilie, und es gingen zweitausend Eimer hinein. {{B|1 Kön|7|23|LUT}}
Zwangsstruktur hineinstellen und ihre freie Geistigkeit steril machen,
lassen ebenso die soziale Struktur absterben, wie ein Mensch absterben
muß, dem Sie keine Nahrungsmittel geben. Das, was die
menschlichen Köpfe in die Welt hereinbringen, das sind die Nahrungsmittel
für den sozialen Organismus.
So daß man sagen kann: Das Produktive aus Nerven- und Sinnessphäre
ist die Nahrung für den sozialen Organismus. - Das, was beim
Menschen das rhythmische System ist, dem entspricht allerdings im
sozialen Organismus alles dasjenige, was eigentlich dem Staate übertragen
werden soll, wie ich schon gestern sagte: alles, was sich auf
Regulierung, auf die äußere Gesetzlichkeit, also staatliche Gesetzmäßigkeit
bezieht. Und was ist nun im Staat das Produktive? Dasjenige,
was aus der Naturgrundlage im weiteren Sinne herauskommt,
das Wirtschaftsleben. Das ist gewissermaßen der Kopf des Staates.
Das Wirtschaftsleben, die Naturgrundlage, alles das, was produziert
wird, das ist gewissermaßen der Kopf. Es ist umgekehrt wie beim
individuellen Menschen. So daß wir ebensogut sagen können: Wie der
Mensch produktiv ist durch seine Nerven und Sinne, so ist der soziale
Organismus durch seine Naturgrundlage produktiv. Und wie der
Mensch seinen Stoffwechsel von der Natur erhält, so erhält der soziale
Organismus seine Nahrung aus dem Menschenkopf heraus.
Den sozialen Organismus verstehen Sie im Verhältnis zum Menschen
nur richtig, wenn Sie den Menschen auf den Kopf stellen. Hier
im Menschenkopf ist eigentlich der Grund und Boden des Menschen.
Der Mensch wächst von oben nach unten, der staatliche Organismus
wächst von unten nach oben. Er hat seinen Kopf, wenn man ihn
schon mit dem Menschen vergleichen will, unten und steht auf dem
Kopf und hat seine Beine oben. Seine Nahrung bekommt er aus dem
einzelnen individuellen Menschen. So muß man innerlich das, was
sozialer Organismus ist, verstehen. Analogiespiel macht nichts aus;
aber der Hinblick auf die wahre Wirklichkeit, auf die echte Realität,
das ist es, worauf es ankommt." {{Lit|{{G|188|175f.}}}}
</div>
</div>
</ref>. Alle Erzmischungen waren in wunderbarer Weise von Hiram veranlagt worden und alles war zu dem Guß vorbereitet. Nun machten sich aber drei Gesellen ans Werk, die Hiram beim Tempelbau für unfähig befunden hatte, zu Meistern ernannt zu werden. Sie hatten ihm deshalb Rache geschworen und wollten die Ausführung des Ehernen Meeres verhindern. Ein Freund Hirams, der davon erfuhr, teilte Salomo diesen Plan der Gesellen mit, damit er ihn vereiteln würde. Aber Salomo ließ aus Eifersucht gegen Hiram der Sache ihren Lauf, weil er Hiram verderben wollte. Die Folge war, daß Hiram zusehen mußte, wie der ganze Guß zerstob, weil die drei Gesellen einen ungehörigen Stoff der Masse zugefügt hatten. Er versuchte noch durch Zugießen von Wasser das aufschäumende Feuer zu löschen, aber es wurde dadurch nur schlimmer. Während er schon nahe daran war, an dem Zustandekommen des Werkes zu verzweifeln, erschien ihm Tubal-Kain selbst, einer seiner Ahnherren. Dieser sagte ihm, er solle sich ruhig in das Feuer hineinstürzen, er sei durch das Feuer nicht verwundbar. Hiram tat es und gelangte bis zum Mittelpunkt der Erde. Tubal-Kain führte ihn zu Kain, der dort im Zustande der ursprünglichen Göttlichkeit war. Hiram wurde nun in das Geheimnis der Feuerschöpfung eingeweiht, in das Geheimnis des Erzgusses und so weiter. Er erhielt von Tubal-Kain noch einen Hammer und ein [[Goldenes Dreieck]], das er am Halse zu tragen habe. Dann kehrte er zurück und war nun imstande, das Eherne Meer wirklich herzustellen, den Guß wieder in Ordnung zu bringen.


== Die drei Glieder, Hauptbereiche oder Subsysteme der Gesellschaft bzw. des sozialen Organismus ==
Hierauf gewinnt Hiram die Hand der Königin von Saba. Er aber wird von den drei Gesellen überfallen und getötet. Doch ehe er starb, gelang es ihm noch, das Goldene Dreieck in einen Brunnen zu werfen. Als man nun nicht weiß, wo Hiram ist, wird er gesucht. Salomo selbst ist ängstlich und will hinter die Sache kommen. Man fürchtete, die drei Gesellen könnten das alte Meisterwort verraten und es wurde daher ein neues verabredet. Die ersten Worte, die fallen, wenn man Hiram wieder findet, sollten das neue Meisterwort sein. Als Hiram nun aufgefunden wurde, konnte er noch einige Worte sprechen<ref name=HiramsTod>In ''Charles William Heckethorns'' «Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren» wird diese Szene so dargestellt:
Nach Rudolf Steiner gibt es drei '''und nur drei''' wesentlich verschiedene Hauptbereiche des sozialen Organismus:
* das '''Geistesleben''', das Bildung und Kultur umfasst, sowie die Zusammenarbeit der Menschen (verstanden als ''Kreativitätsfaktor'', etwa die Kultur der Entscheidungsprozesse oder das Betriebsklima betreffend). Als ''Produktionsfaktor'' wäre die Arbeit dem Wirtschaftsleben zuzuordnen.
* das '''Rechtsleben''', das Gesetze, Regeln und Vereinbarungen der Gesellschaft umfasst.
* das '''Wirtschaftsleben''', das die Produktion, den Handel und Konsum von Waren und Dienstleistungen umfasst.


Sie werden als autonom und gleichrangig, aber unterschiedlich in ihrem Wesen beschrieben. Jedem Hauptbereich ist ein Ideal der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] als leitendes Prinzip zugeordnet: Die [[Freiheit]] ist dem Geistesleben zugeordnet,
<div style="margin-left:20px">
die [[Gleichheitsprinzip|Gleichheit]] dem Rechtsleben, und die [[Brüderlichkeit]] dem Wirtschaftsleben.
"In seiner Eifersucht gab er [Salomo] den drei Gesellen, die den Guß des ehernen Meeres verdorben hatten, den Wink, daß ihm die Beseitigung des Nebenbuhlers erwünscht wäre. Vor der geplanten Abreise erschien Hiram nochmals im Tempel und hier wurde er von den Dreien erschlagen. Doch gelang es ihm vor dem Aushauchen des letzten Seufzers, das goldne Dreieck, das er um den Hals trug und auf dem das Meisterwort eingraviert war, in einen tiefen Brunnen zu werfen. Die Mörder hüllten den Leichnam ein, begruben ihn auf einem einsamen Hügel und pflanzten einen Akazienzweig aufs Grab.


=== Geistesleben ===
Als Hiram sich sieben Tage lang nicht zeigte, mußte Salomo, wenngleich ungern, dem Wunsche des Volkes nachgeben und ihn suchen lassen. Drei Meister entdeckten die Leiche, und da sie jene drei Gesellen des Mordes verdächtigten, weil sie wußten, daß Hiram ihnen den Meistergrad verweigert hatte, beschlossen sie vorsichtshalber, das Meisterwort abzuändern. Das erstbeste Wort, welches während der Emporhebung des Leichnams zufällig fallen würde, sollte das künftige Meisterwort werden. Als nun einer von ihnen sah, daß sich die Haut vom Körper loslöste, rief er aus: «Makbenach!» (etwa «Bruder erschlagen» oder «Fleisch vom Knochen getrennt») und so wurde «Makbenach» zum Kennwort des Meistergrades. Man erwischte die drei Mörder und sie entleibten sich, um nicht in die Hände der Gerechtigkeit zu fallen; ihre Köpfe wurden dem König überbracht. Da sich das goldne Dreieck nicht bei der Leiche Hirams vorfand, forschte man danach und fand es schließlich in jenem Brunnen. Salomo ließ es auf einen dreieckigen Altar legen, der sich in einem geheimen Gewölbe unterhalb des entlegensten Teiles des Tempels befand; um das goldne Dreieck noch besser zu verbergen, stellte man darauf einen kubischen Stein, der die zehn Gebote enthielt. Schließlich wurde das Gewölbe, dessen Vorhandensein nur 27 Erwählten bekannt war, zugemauert." {{Lit|Heckethorn, S 503}}
</div></ref>. Er sagte: Tubal-Kain hat mir verheißen, daß ich einen Sohn haben werde, der viele Söhne haben wird, die die Erde bevölkern und mein Werk - den Tempelbau - zu Ende führen werden. Dann bezeichnete er noch den Ort, wo das Goldene Dreieck zu finden sei. Es wurde zu dem Ehernen Meer gebracht und beide an einem besonderen Ort des Tempels, im Allerheiligsten, aufbewahrt. Sie können nur von denen gefunden werden, die Verständnis dafür haben, was diese ganze Tempellegende von dem Tempel des Salomo und seinem Baumeister Hiram zu bedeuten hat." {{Lit|{{G|93|59ff}}}}
</div>


Die Freiheit im Geistesleben soll den Menschen die Ausbildung und Ausübung ihrer individuellen Fähigkeiten und eine kulturelle Vielfalt und Weiterentwicklung ermöglichen.
== Eva als die große Erdenmutter ==
Diese Freiheit könne sich nur in einer Struktur der Autonomie entfalten, in der das geistige und kulturelle Leben sowohl von den Interessen des Staates als auch von denen der Wirtschaft unabhängig bleibe. Die geringe Durchschlagskraft des intellektuellen und künstlerischen Bereiches für die gesellschaftliche Entwicklung leitet Steiner von dieser Abhängigkeit ab:
Eva erscheint hier als die große [[Erdmutter|Erdenmutter]], die die Summe all dessen umfasst, was durch die alte [[Alter Saturn|Saturn]]-, [[Alte Sonne|Sonnen]]- und [[Alter Mond|Mondenentwicklung]] herübergekommen ist, wo die Grundlage für den [[Physischer Leib|physischen Leib]], den [[Ätherleib]] und [[Astralleib]] des [[Mensch]]en geschaffen wurden. Eva repräsentiert derart die drei [[Mütter]] von denen auch im [[Faust II|zweiten Teil der Faust-Tragödie]] [[Goethe]]s die Rede ist.
<div style="margin-left: 20px;">
„Man muss darauf hinschauen, was das Geistesleben in der Abhängigkeit von der Staatsgewalt und der mit ihr verbundenen kapitalistischen Gewalt geworden ist. {{Lit|{{G|333|014}}}}
</div>
Kultur und Wissenschaft können ihr Potential nur entfalten und die nötigen innovativen Impulse geben, wenn ihre Triebkräfte nicht von den Verwertungsinteressen der Wirtschaft oder den wechselnden Machtinteressen der Politik gespeist werden. Die Richtlinien und Ziele für Erziehung und Bildung können zur größtmöglichen Entfaltung der individuellen Fähigkeiten nur aus den Erkenntnissen ihres eigenen Bereiches gewonnen werden. Diese Autonomie soll nicht nur die Lehrenden, Erziehenden und Kulturschaffenden in ihrer spezifischen Tätigkeit betreffen, sondern auch die Verwaltung dieses Gebietes umfassen, welche somit von den hierin Arbeitenden möglichst selbst durchgeführt wird.
<div style="margin-left: 20px;">
„Dem Geistesleben kann nur seine Kraft werden, wenn es von dem Staatsleben wieder losgelöst wird, wenn es ganz auf sich selbst gestellt wird. Was im Geistesleben lebt, insbesondere das Schulwesen, muss seiner Selbstverwaltung übergeben werden, von der obersten Spitze der Verwaltung des Geisteslebens bis zum Lehrer der untersten Schulstufe.“ {{Lit|{{G|333|014}}}}
</div>


<div style="margin-left: 20px;">
{{GZ|Wenn es heißt, daß der Elohim sich mit Eva verband, so müssen wir
"Es wird also angestrebt, daß das Geistesleben nicht mehr abhängt vom
nicht glauben, daß unter Eva irgend etwas Ähnliches verstanden
Staatsleben und nicht mehr abhängt vom Wirtschaftsleben, sondern
wird wie die gegenwärtige Frau. Eva war die Menschheit der polarischen
gerade frei und unabhängig sein kann, gerade so sein kann, wie es die
Rasse, eine von der heutigen Menschheit ganz verschiedene,
Katholische Kirche niemals war, die sich immer mit dem Staat und Wirtschaftsleben zusammen konfundiert hat."  {{Lit|{{G|196|122}}}}
nämlich eine viel einfachere. Wenn wir an die Blutwärme denken
</div>
und alles andere uns fortsuggerieren, wenn wir an diese [Blutwärme]
denken, die in jeder Ecke und in jedem Winkel unseres Körpers vom
Kopf bis zum Fuß pulsiert, wenn wir [sie] uns in jeder Einzelheit
unseres Körpers vorstellen, aber uns denken, daß alles übrige verschwunden
ist und nichts übriggeblieben ist als dieser blutwarme
Mensch, dann können wir uns eine Vorstellung bilden davon, wie
die Eva aussah, mit der sich der Elohim verband. Die Erde war
damals dunkel, aber in der zweiten oder hyperboräischen Epoche
durchdrangen die Sonnengeister diese dunkle Eva mit Licht, und
diese Sonnenstrahlen enthielten nicht nur Licht, sie enthielten auch
Nahrung, und was nicht als Nahrung verbraucht wurde, um die
Menschheit oder Eva zu ernähren, war verfügbar zum Zwecke der
Fortpflanzung, und auf diese Weise entstand Kain aus der Verbindung
des Elohim mit Eva.


=== Rechtsleben ===
In der lemurischen oder Mondepoche erschaffte der Elohim Jahve,
der auch einer von den Sonnengeistern war und ausgesandt worden
war, um die Mondentwickelung zu leiten, den Adam, das heißt: er
teilte die Menschheit in Geschlechter, und wenn es heißt, daß Adam
die Eva ehelichte, so bedeutet das, daß die beiden Geschlechter sich
vereinigten zum Zwecke der Fortpflanzung, und aus dieser Verbindung
entstand Abel.


Die Gleichheit im Rechtsleben soll die Rechte und Möglichkeiten jedes Einzelnen sichern.
Die ursprünglich vereinigten Sonnenkräfte und Reproduktionskräfte
Der Staat soll nach den Vorstellungen der sozialen Dreigliederung als zentrale Machtinstanz zurücktreten und einen Teil seiner Aufgaben an die Gesellschaft abgeben. Das heißt jedoch nicht, dass diese autonomen Aufgabengebiete im rechtsfreien Raum stattfinden können. Sie stehen auf dem Boden der rechtsstaatlichen Verfassung. Die auf demokratischem Wege entstandene Rechtsordnung durchdringt alle Bereiche des Wirtschafts- und Geisteslebens und gibt den darin sich betätigenden Menschen die Sicherheit vor Willkür und Machtmissbrauch.<ref>Nach Behrens, ''Der Mensch – Bildner des sozialen Organismus'', Hamburg 1958, S. 85ff.</ref>
hatten sich getrennt und brachten zwei Menschenklassen
hervor. Kain und Abel bekämpfen sich Tag für Tag in unseren
Körpern, ja sogar stündlich streiten sie miteinander, denn Abel wird
dargestellt durch das Blut der Arterien, das aus den Lungen kommt
und vom Herzen, erfüllt mit dem lebengebenden Geist der Luft, dem
reinen und stärkenden Sauerstoff. Kain dagegen wird dargestellt
durch das Venenblut, das erfüllt ist mit der giftigen, todbringenden
Kohlensäure.


=== Wirtschaftsleben ===
Wäre das alles, so hätte damals die Menschheit aufgehört zu existieren.
Doch lebt Abel in Seth weiter, der wieder verjüngte Abel,
der wieder den Lebensatem erhielt, den Sauerstoff in den Lungen.
Daher tritt Seth, sooft Abel getötet wird, an dessen Stelle.
Als die Sonnenkraft sich teilte, wurde das Abel-Seth-Geschlecht
der Träger der göttlichen Weisheit und der Intuition, seine Angehörigen
waren Priester und Könige «durch die Gnade Gottes».
Physisch betrachtet sind sie negativ oder weiblich (nicht notwendig
physisch weiblich).


Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben soll durch [[Assoziationen]] von Verbrauchern, Händlern und Produzenten in einem freien Markt gerechte Preise, sowie eine gerechte Güterverteilung ermöglichen. Aufgabe des Rechtslebens wäre es, den dazu erforderlichen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der Privateigentum an Produktionsmitteln und Kapital nicht enteignet oder verstaatlicht, sondern in Treuhandeigentum transformiert. Ein auf diese Weise neutralisiertes Kapital kann weder verkauft, noch vererbt, sondern nur in einer Art Schenkung an neue Eigentümer übertragen werden. Daher basiert der Kapitalbegriff der Sozialen Dreigliederung
Das Kains-Geschlecht besitzt die Kraft der Fortpflanzung (nicht
auf der durchzuführenden [[Kapitalneutralisierung]].
notwendig geschlechtlich) statt der intuitiven Weisheit. Sie sind
<div style="margin-left: 20px;">
positiv, männlich (nicht notwendig physisch männlich) und sind die
„Das Eigentum hört auf, dasjenige zu sein, was es bis jetzt gewesen ist. Und es wird nicht zurückgeführt zu einer überwundenen Form, wie sie das Gemeineigentum darstellen würde, sondern es wird fortgeführt zu etwas völlig Neuem.“ {{Lit|{{G|023|100}}}}
Weltarbeiter, die wissenschaftlichen Forscher und so weiter. Dies
</div>
wird vielleicht verständlicher aus dem folgenden Diagramm:
Dadurch wäre es kapitalistischem Missbrauch durch gewinnmaximierenden Weiterverkauf oder Börsenspekulation entzogen. Andererseits wäre die Freiheit am Gemeinwohl orientierter Unternehmer und die Sozialbindung des Eigentums gesichert.


Neben der Umwandlung des alten Eigentumsbegriffs hinsichtlich der Produktionsmittel, tritt die Grundüberzeugung, dass Arbeit nicht bezahlbar ist, mithin nicht gekauft werden kann. Der Warencharakter der menschlichen Arbeit ist nach Ansicht Steiners eine Restform der Sklaverei, deren vollständige Überwindung erst mit der Abschaffung des Lohnprinzips gegeben ist. Statt Arbeitslohn gibt es einen vertraglich vereinbarten Anteil am Gewinn. Innerhalb eines Betriebes entfallen durch die Neutralisierung des Kapitals die klassischen Rollen des Arbeitgebers und Arbeitnehmers. Steiner schlug als eine neue Möglichkeit der Benennung die Begriffe Arbeitleister und Arbeitleiter vor. Diese stehen in einem Vertragsverhältnis:
<div style="margin-left: 20px;">
„Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen.“  {{Lit|{{G|023|079}}}}
</div>
In verschiedenen Interpretationen und Weiterentwicklungen der sozialen Dreigliederung variieren die Beschreibungen und Abgrenzungen der drei gesellschaftlichen Subsysteme ebenso wie konkrete Vorschläge zur Umsetzung und zur Organisation der Selbstverwaltung dieser drei Bereiche. Zentral ist jedoch die Zuordnung der drei Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu den drei Sphären der Gesellschaft Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben.


== Die Beziehung des sozialen Organismus zum vorgeburtlichen, inkarnierten, und nachtodlichen Menschen ==
[[Datei:GA265_396.gif|right|200px|Zeichnung aus GA 265, S. 396]]
"Es liegen also große Prinzipien auch in dieser Beziehung in der Dreigliederung
Gottessöhne . ..<ref name="Punkte">Die Pünktchen finden sich so in der Vorlage.</ref> physisch weiblich, ätherisch männlich, besitzen Intuition: [[Abel]]
des sozialen Organismus. Wir gliedern in drei Glieder aus
dem Grunde, weil wir die verschiedensten Gebiete, die mit dem Übersinnlichen
etwas zu tun haben, von demjenigen abtrennen müssen, was
nur mit dem Sinnlichen zwischen der Geburt und dem Tode etwas zu
tun hat. (...) Damit weise ich Sie hin auf dasjenige, was für die Bekräftigung der
Dreigliederungsidee nur aus der Initiationswissenschaft heraus gewonnen
werden kann."  {{Lit|{{G|196|128}}}}


==== Vorgeburtliches Leben und Geistesleben auf der Erde ====
"Nun erinnern Sie sich an etwas, was ich Ihnen hier schon auseinandergesetzt
habe, was ich aber noch einmal für diejenigen, die das nicht gehört
haben, wiederholen will. Der Mensch, indem er hier auf der Erde
lebt zwischen Geburt und Tod, ist ja nicht bloß dieses Wesen, das hier
zwischen Geburt und Tod lebt, sondern er trägt in sich die Nachklänge
desjenigen, was er durchlebt hat erstens in früheren Inkarnationen, aber
namentlich desjenigen, was er durchlebt hat zwischen dem letzten Tode
und der Geburt, die seinem jetzigen Leben vorangegangen ist. In dieser
Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt haben wir in der
geistigen Welt Erlebnisse durchgemacht, und diese Erlebnisse klingen
nach in dem gegenwärtigen Leben. Und wie klingen sie nach im öffentlichen
sozialen Leben ? - So, daß alles, was die Menschen hineinbringen
in das öffentliche Leben durch ihre Talente, durch ihre besonderen Begabungen,
was also überhaupt das öffentliche Geistesleben ist, ja gar
nicht von der Erde ist, sondern alles Nachklang ist aus dem vorirdischen
Leben. (...)Und was hier auf der
Erde an Kunst, Wissenschaft, an religiösen Impulsen bei den Menschen
entwickelt wird, das heißt, was entwickelt wird als irdisches Geistesleben,
das: ist alles Nachklang des überirdischen Geisteslebens, wie es die
Menschen durch die Pforte der Geburt hier hereinbringen. (...) Wir haben also in
diesem sozialen Leben hinsichtlich der Kräfte ein Element drinnenstecken,
das uns einfach heruntergeschickt wird aus den geistigen Welten. {{Lit|{{G|196|126f.}}}}


==== Wirtschaftsleben auf der Erde und nachtodliches Leben ====
Die Sonnenkraft enthält Nahrung, Intuition und Fortpflanzung
"Dasjenige aber, was im Wirtschaftsleben gewirkt wird durch
Brüderlichkeit oder Unbrüderlichkeit, was die Menschen füreinander
tun, wirtschaften, das hat, so sonderbar es klingt, nicht nur eine Bedeutung
für dieses Leben zwischen Geburt und Tod, sondern gerade
eine große Bedeutung für das Leben nach dem Tode. (...)
Dasjenige,was sich hier abspielt als wirtschaftliches Leben, das ist die Ursache, wie
Menschen leben werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.
Wenn zum Beispiel eine wirtschaftliche Ordnung bloß auf Egoismus
aufgebaut ist, so bedeutet das, daß die Menschen im hohen Grade Einsiedler
werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, daß sie die
größten Schwierigkeiten haben, andere Menschenwesen zu finden, kurz,
es hat eine riesige Bedeutung für das Leben zwischen dem Tod und der
nächsten Geburt, wie der Mensch sich hier wirtschaftlich verhält." {{Lit|{{G|196|127}}}}


==== Das Rechtsleben als rein irdisches Leben ====
"Es bleibt daher einzig und allein als rein irdisch das Rechts- oder
Staatsleben. Das hat weder eine Bedeutung für vorgeburtliches Leben
noch für das nachtodliche Leben, das hat nur eine Bedeutung für das,
was hier auf der Erde geschieht. Trennen wir reinlich ab dieses rechtsstaatliche
Leben von den beiden andern Gebieten, so trennen wir das
Irdische ab von allem Überirdischen, das hier auf die Erde hereinspielt." {{Lit|{{G|196|128}}}}


== Aufsteigende und absteigende Kräfte ==
Töchter der Menschen .. .<ref name="Punkte"></ref> physisch männlich, ätherisch weiblich, besitzen die Reproduktionskraft: [[Kain]].


<div style="margin-left:20px">
"Der soziale Organismus stirbt zwar nicht,
dadurch unterscheidet er sich zum Beispiel von dem
menschlichen Organismus, aber er wandelt sich, und
aufsteigende und absteigende Kräfte sind ihm naturgemäß.
Nur der begreift den sozialen Organismus, der
weiß: wenn man die besten Absichten verwirklicht und
irgend etwas auf irgendeinem Gebiet des sozialen Lebens
herstellt, was aus den Verhältnissen heraus gewonnen ist,
wird es nach einiger Zeit dadurch, daß Menschen mit ihren
Individualitäten drinnen arbeiten, Absterbekräfte,
Niedergangskräfte zeigen. Was für das Jahr zwanzig eines
Jahrhunderts das Richtige ist, das hat sich bis zum
Jahre vierzig desselben Jahrhunderts so verwandelt, daß
es bereits seine Niedergangskräfte in sich enthält." {{Lit|{{G|083|284}}}}
</div>


== Globalisierung ==
[[Datei:GA340 Tafel1.jpg|thumb|80px|Tafel 1]]
Im Zeitalter der Weltwirtschaft, die sich mit der [[Wikipedia:Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftlichen Liberalisierung]] und der [[Wikipedia:Industrielle Revolution|industriellen Revolution]] seit der Mitte des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s immer stärker herausgebildet hat, kann der soziale Organismus realistisch nur als globales Gebilde aufgefasst werden:


<div style="margin-left:20px">
In der atlantischen Zeit wurde ein Versuch gemacht, diese zwei
"Aber all die Nationalökonomien, von Adam
Klassen zu vereinigen, doch führte das zur schwarzen Magie der
Smith angefangen bis herauf zu den neuesten, rechnen eigentlich mit
schlimmsten Art. Darauf wird hingedeutet in der Bibelstelle: «Die
kleinen Gebieten als sozialen Organismen. Sie beachten da nicht einmal,
Söhne Gottes vermählten sich mit den Töchtern der Menschen.»
daß, wenn man schon eine bloße Analogie wählt, diese stimmen
muß. Die Menschen beachten gar nicht, daß sie stimmen muß. Haben
Sie schon einen wirklichen ausgewachsenen Organismus
gesehen, der so ist: Hier ist zum Beispiel ein
Mensch, hier ist der zweite Mensch, hier ist der dritte
Mensch und so weiter. Es wären niedliche Menschenorganismen,
die in solcher Weise aneinanderkleben
würden; das gibt es doch bei ausgewachsenen Organismen
nicht. Das ist aber doch bei den Staaten der
Fall. Organismen brauchen die Leere um sich herum
bis zu dem anderen Organismus. Das, womit Sie die
einzelnen Staaten vergleichen können, sind höchstens
die Zellen des Organismus, und Sie können nur
die ganze Erde als Wirtschaftskörper mit einem Organismus vergleichen.
Das müßte beachtet werden. Das ist mit Händen zu greifen,
seit wir Weltwirtschaft haben, daß wir die einzelnen Staaten nur mit
Zellen vergleichen können. Die ganze Erde, als Wirtschaftsorganismus
gedacht, ist der soziale Organismus." {{Lit|{{G|340|22}}}}
</div>


Die Ankunft der Königin von Saba bedeutet den Versuch der
Gegenwart. Die Wissenschaft, die durch Hiram dargestellt ist, kann
sich jetzt mit der Seelenweisheit vereinigen, die symbolisiert wird
durch die Königin von Saba. Die Amme ist der in die Zukunft
schauende Prophet, der Vogel Had-Had ist ein Geist der Intelligenz,
die zur Seele herabsteigt und sie von der Offenbarung, wie sie durch
Salomo dargestellt wird, hinwendet zur selbsterworbenen Erkenntnis,
die ihren Ausdruck findet in Hiram.


== Geschichte ==
Der Tempel stellt die Erdenentwickelung dar. Salomo ist gleich
Rudolf Steiner entwickelte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Grundgedanken zur [[Soziale Frage|sozialen Frage]]. 1898 formulierte er – als Antwort auf eine Schrift des Philosophen [[Ludwig Stein]] – in zwei Aufsätzen sein „[[soziologisches Grundgesetz]]“:
einem Spiegel, der die kosmische Weisheit widerspiegelt, ohne irgendwelche
<div style="margin-left: 20px;">
eigene Anstrengung. Hiram andererseits sieht das Bild
„Die Menschheit strebt im Anfange der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen.“<ref>[http://www.dreigliederung.de/soziologischesgrundgesetz Online-Quelle mit den beiden Aufsätzen]</ref>
und arbeitet es aus. Er besitzt nicht die Fähigkeit, direkt aus der
</div>
göttlichen Quelle zu schöpfen; er ist die materielle Erkenntnis, die
das gegenständlich machen kann, was Salomo nur sehen kann.


1905 veröffentlichte er in der theosophischen Zeitschrift ''[[Lucifer-Gnosis]]'' sein „[[soziales Hauptgesetz]]“:
Darum wird Balkis, die Seele, unzufrieden und löst ihre Verbindung
<div style="margin-left: 20px;">
mit Salomo, als sie die Schönheit Hirams erkennt, und sie
„Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist umso größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.“<ref>[http://www.dreigliederung.de/sozialeshauptgesetz Quelle mit zahlreichen ergänzenden Texten]</ref>
gewinnt den Ring von Salomos Hand zurück, als er trunken ist.
</div>


1917 richtete er auf Vermittlung und in Zusammenarbeit mit [[Ludwig Polzer-Hoditz]] und [[Otto Graf von Lerchenfeld]] Memoranden an die österreichische und deutsche Regierung zu einem Friedensangebot der [[wikipedia:Mittelmächte|Mittelmächte]], welches im Geiste der sozialen Dreigliederung eine wirksame Alternative zu dem verhängnisvollen [[14-Punkte-Programm]] zur Selbstbestimmung der Nationen des amerikanischen Präsidenten [[Woodrow Wilson]] hätte bilden können. Der ehemalige Kabinettschef des österreichischen Kaisers Karl, Arthur Polzer-Hoditz machte diesen im November 1917 mit der Idee der Dreigliederung bekannt. Er wurde aufgefordert das ganze System der Dreigliederung in einer Denkschrift niederzulegen. Im Februar 1918 übergab er diese dem Kaiser und informierte noch am selben Tag den damaligen Ministerpräsidenten Seidel umfassend über den Inhalt der Ausarbeitung. Eine Reaktion blieb jedoch aus. <ref>Siehe: Renate Riemeck, ''Mitteleuropa. Bilanz eines Jahrhunderts'', Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1983, S. 145</ref>
Daß Hiram den Tau-Hammer schwingt, um auf Balkis' Wunsch
die Arbeiter herbeizurufen, stellt symbolisch dar, auf welche Weise
alle großen, weltbewegenden Ereignisse zustande gebracht wurden,
wenn sie wie die Ameisen jahrelang arbeiteten, um einen bestimmten
Zweck zu erreichen: durch die Macht der Massensuggestion.
Diese wurde angewendet, so daß sie zur Arbeit sich einfanden wie
auf eigenen Antrieb. Es würde Unrecht sein, jetzt eine solche Kraft
anzuwenden, aber zu jener Zeit waren die Menschen nicht so individualisiert
[wie heute], und wenn Tempel gebaut werden sollten, die
dem Fortschritt der Menschheit dienen sollten, brauchten die Priester
damals ganz mit Recht solche Mittel, um ihren Zweck zu erreichen.
Die Kreuzzüge und Jeanne d'Arcs Heer sind andere Beispiele
von solcher Massensuggestion. Manchmal sind Fanatiker, die zum
Teil ohne inneres Gleichgewicht sind, sehr stark in dieser Richtung.


Der wesentliche Grund für die negative Bewertung der Wilsonschen Thesen ist das dort postulierte [[Selbstbestimmungsrecht der Völker]]. In diesem sah Steiner eine illusionäre Idee, die im Gegensatz zu ihrer vordergründigen Plausibilität eine Epoche des Nationalismus und Rassismus einleiten würde. Dieser, in einer immer mehr von vielfältigen kulturellen und ethnischen Zugehörigkeiten geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit, zerstörerischen Idee stellte er das „Selbstbestimmungsrecht des Individuums“ entgegen.<ref>Siehe dazu: Jens Heisterkamp (Hrsg.), ''Die Jahrhundertillusion. Wilsons Selbstbestimmungsrecht der Völker, Steiners Kritik und die Frage der nationalen Minderheiten heute'', Frankfurt am Main 2002</ref>
Als Hiram sich in das Feuer wirft, trifft er unterwegs Tubal-Kain.
Der führt Hiram zum Mittelpunkt der Erde (wo die Ich-Pflanze
wächst; Kain war ein Ackerbauer), und dort finden sie Kain in seinem
unschuldigen Zustand. Kain gibt dem Hiram einen neuen Hammer
und ein neues Wort.|265|294ff}}


Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte er mit dem Unternehmer [[Emil Molt]] einige Jahre lang im Rahmen des Bundes für Dreigliederung Mitstreiter zu finden, um diese Idee in Deutschland zu verwirklichen, konkret zunächst 1919 in Württemberg.  
== Die Kainssöhne ==
Die [[Kainssöhne]] sind nach dieser Legende die Söhne jener [[Elohim]], die auf der [[Weltentwicklungsstufe]] des [[Alter Mond|alten Mondes]] ein wenig zurückgeblieben sind. Damals wurde der [[mensch]]liche [[Astralleib]] aus dem [[Kama]], aus der allgemeinen [[astral]]en [[Substanz]] herausgebildet und Kama, das [[Feuer der Leidenschaft]], nach und nach mit [[Weisheit]] durchdrungen. Andere Elohim schritten über diese Verbindung von Weisheit und Leidenschaft hinaus und als sie während der [[Erdentwicklung]] den irdischen [[Mensch]]en schufen, waren sie nicht mehr von Leidenschaft durchdrungen und statteten den Menschen mit ruhiger, abgeklärter Weisheit aus. Das waren die Söhne [[Seth]]s. Die anderen Elohim aber, die noch mit Kama verbunden waren, gaben den Kainssöhnen ein leidenschaftliches Element, so dass sie sich mit feurigem Enthusiasmus für die Weisheit begeistern konnten. Aus der leidenschaftlichen Begeisterung der Kainssöhne gingen alle Künste und Wissenschaften hervor, während die priesterliche [[Abel]]-[[Seth]]-Strömung von abgeklärter und völlig leidenschaftsloser Frömmigkeit und Weisheit beseelt war. Diese beiden gegensätzlichen Strömungen waren bis zur [[Griechisch-Lateinische Zeit|Griechisch-Lateinischen Zeit]] immer vorhanden.


Im Zuge dieser Bemühungen kam es zur Begründung der ersten [[Waldorfschule]]. Die Dreigliederung sollte in der Unsicherheit nach dem Ersten Weltkrieg den Strömungen des [[Nationalismus]] und des [[Kommunismus]] entgegenwirken und den [[Kapitalismus]] eindämmen.
Hiram erscheint in der Tempellegende als Repräsentant der [[Initiation|initiierten]] Kainssöhne der vierten und fünften nachatlantischen Kulturepoche und die Königin von Saba gibt ein Bild der menschlichen [[Seele]], die sich zwischen der abgeklärten, leidenschaftslosen Weisheit und Frömmigkeit Salomons und der erdumwandelnden Tatkraft der Kainssöhne zu entscheiden hat.  
1921 gab es in Oberschlesien einen weiteren Versuch, öffentlich für die Konzeption der sozialen Dreigliederung zu wirken, um mit der Etablierung eines freien Geisteslebens die nationalen Gegensätze zu überwinden und das Auseinanderbrechen des Landes zu verhindern (Oberschlesische Aktion des Bundes für Dreigliederung). Auch dieser Aktion war kein Erfolg beschieden, aber es dürfte ihr mit zu verdanken sein, dass das Land nicht in einem Bürgerkrieg versank.


Als Steiner sah, dass er in der damaligen Nachkriegssituation in Mitteleuropa die Soziale Dreigliederung nicht realisieren konnte, beendete er seine diesbezüglichen Aktivitäten und beschränkte sich darauf, die Ideen der Dreigliederung in Vorträgen und Seminaren weiter zu entwickeln. Nachdrücklich wies er darauf hin, dass die Zukunft eine dreigliedrige Entwicklung des sozialen Organismus in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in jedem Falle bringen werde, entweder durch Einsicht künftiger Generationen bewerkstelligt oder durch unvorstellbare Katastrophen erzwungen.
<div style="margin-left:20px">
"Das Eherne Meer ist jener Guß, der entsteht, wenn in der entsprechenden Weise Wasser mit Erz vermischt ist. Die drei Gesellen machen es falsch, der Guß wird zerstört. Aber indem Tubal-Kain dem Hiram die Mysterien des Feuers enthüllt, ist Hiram imstande, Wasser und Feuer in der richtigen Weise zu verbinden. Dadurch entsteht das Eherne Meer. Es ist das, was das Geheimnis der Rosenkreuzer ist. Es entsteht, wenn das Wasser der ruhigen Weisheit sich verbindet mit dem Feuer des astralen Raumes, dem Feuer der Leidenschaft. Dadurch muß eine Verbindung Zustandekommen, die «ehern» ist, die getragen werden kann in die folgenden Zeitalter, wenn hinzukommt das Geheimnis von dem heiligen Goldenen Dreieck, das Geheimnis von Atma-Buddhi-Manas. Dieses Dreieck, mit all dem, was es im Gefolge hat, wird der Inhalt des erneuerten Christentums der sechsten Unterrasse sein. Das wird vorbereitet durch die Rosenkreuzer und dann wird das, was im Ehernen Meer symbolisiert wird, verbunden sein mit der Erkenntnis von Reinkarnation und Karma. Dies ist die neue okkulte Lehre, die dem Christentum wieder eingefügt wird. Atma-Buddhi-Manas, das höhere Selbst, ist das Geheimnis, das offenbar werden wird, wenn die sechste Unterrasse dazu reif sein wird. Dann wird Christian Rosenkreutz nicht mehr als Warner dazustehen brauchen, sondern es wird alles, was Kampf bedeutet hat auf dem äußeren Plan, den Frieden finden durch das Eherne Meer, durch das heilige Goldene Dreieck." {{Lit|{{G|093|66}}}}
</div>


Die Erinnerung an dieses Leitbild blieb weitgehend nur in anthroposophischen Kreisen lebendig und führte auch dort nach Rudolf Steiners Tod bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ein eher randständiges Dasein.
== Christus und das Mysterium von Golgatha ==
Als sich der [[Christus]] mit der [[Erde]] verband, trat ein ganz neues Element in die [[Erdentwicklung]] ein. Der Christus ist nicht bloß Weiheit, sonder er ist die [[Inkarnation|inkarnierte]] [[Liebe]]. Die Liebe ist


Im Zuge der 68er-Bewegung gab es eine bedeutsame Renaissance der Dreigliederungsbewegung, getragen von einer kleinen Minderheit der damals „Bewegten“, die jedoch, trotz größter Bemühungen um Öffentlichkeit, in der herrschenden Medienöffentlichkeit kaum zu Wort gekommen oder wahrgenommen wurde.
<div style="margin-left:20px">
"ein hohes göttliches Kama, das zu gleicher Zeit [[Buddhi]] ist; ein rein flutendes Kama, das nichts für sich will, sondern alle Leidenschaften in unendlicher Hingabe nach außen richtet, ein umgekehrtes Kama ist. Buddhi ist umgekehrtes Kama. {{Lit|{{G|093|63}}}}
</div>


[[Folkert Wilken]] und [[Hans-Georg Schweppenhäuser]] entwickelten in dieser Zeit sehr grundlegende Ansätze, etwa, wie die [[Kapitalneutralisierung]] oder wie die Zähmung des [[Geldwesen]]s zu bewerkstelligen sei.
Dadurch bereitet sich innerhalb der Strömung der ''Söhne der Weisheit'' eine neue, höhere Frömmigkeit vor, die allerdings enthusiastisch sein kann, aber nicht vom Feuer des alten Monden-Kama genährt wird, sondern aus der christlichen Liebe, dem umgekehrten Kama. Diese neue, christliche Frömmigkeit wird im [[Griechisch-Lateinische Kultur|vierten nachatlantischen Zeitalter]] veranlagt, kann sich aber noch nicht mit der Strömung der Kainssöhne verbinden. Sie bleiben zunächst noch Gegner:
 
In verschiedenen außerparlamentarischen Gesprächskreisen, Gruppierungen und Einrichtungen Westdeutschlands, der Schweiz, Österreichs, der Niederlande und Skandinaviens wurde die ideelle Übereinstimmung des sozialen und emanzipatorischen Gedankenguts von Denkern wie dem jungen [[Karl Marx|Marx]], [[Voltaire]], [[Rosa Luxemburg]] mit den Idealen der sozialen Dreigliederung gewürdigt, diskutiert und herausgestellt. Begeisterung für den Prager Frühling, für die von [[Eugen Löbl]] formulierte Forderung, ''„den Sozialismus mit dem großen Programm der Freiheit [zu] verbinden“'', gab diesen Gruppierungen enormen Auftrieb. [[Rudi Dutschke]] wusste um diese Zusammenhänge. Sein Wille zur Zusammenarbeit konnte durch das Attentat und seinen späteren frühen Tod leider nicht realisiert werden.


[[Wilfried Heidt]] vom Republikanischen Club Lörrach und [[Peter Schilinski]] vom Republikanischen Club Sylt ergriffen 1969 mit ihren Mitarbeitern die Initiative zur Begründung eines Internationalen Kulturzentrums als Begegnungsstätte aller Menschen, die an der Zielsetzung eines „dritten Weges“ zwischen westlichem Kapitalismus und östlichem Staatssozialismus (und dazu zählten sich auch die „Dreigliederer“) interessiert sind. Als dann mit Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts diese Begegnungsstätte als [[Internationales Kulturzentrum Achberg]] im Geiste „aktiver Toleranz“ ihre Arbeit aufnehmen konnte, fand dort – neben vielen anderen bedeutsamen Begegnungen etwa mit Emigranten des Prager Frühlings oder der russischen Opposition – auch innerhalb der „Dreigliederer“ ein wichtiger und beflügelnder Brückenschlag der Generationen statt. Noch lebende Zeitzeugen und Mitstreiter der ersten Dreigliederungsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg schlossen sich mit jungen Menschen, die diese Ideale weiterführen wollten, zusammen. Im Rahmen entsprechender Arbeitstagungen des Internationalen Kulturzentrums [[Achberg]] erfuhren die Zielvorstellungen eines freien Geisteslebens sowie der Gleichheit im Rechtsleben eine aktuelle Konkretisierung in der Forderung nach gesichertem, freien und gleichberechtigtem Zugang meinungsbildender Initiativen zu den Massenmedien, als Voraussetzung der Einführung von Elementen [[Direkte Demokratie|direkter Demokratie]] mit Volksinitiativen und Volksabstimmungen zur Ergänzung der parlamentarischen Demokratie. Des Weiteren spielte, angesichts einer unkontrollierten internationalen Kapitalmacht, die Frage eines neu geordneten, unabhängigen, jedoch demokratisch legitimierten und am Gemeinwohl orientierten Geldwesens eine wachsende Rolle.
<div style="margin-left:20px">
"Würde nämlich das Christentum unbedingt schnell alle Menschen ergreifen, so würde es sie zwar mit Liebe erfüllen können, aber das einzelne menschliche Herz, das individuelle menschliche Herz wäre nicht dabei. Es wäre keine freie Frömmigkeit, es wäre nicht das Gebären des Christus in sich selbst als Bruder, sondern bloß als Herrn. Dazu müssen noch durch die ganze fünfte Unterrasse hindurch die Kainssöhne wirken. Sie wirken in ihren Initiierten und bauen den Tempel der Menschheit, aufgebaut aus weltlicher Kunst und weltlicher Wissenschaft." {{Lit|{{G|093|63}}}}
</div>


Ausgangspunkt hierfür bildeten vor allem die Ideen [[Wilhelm Schmundt]]s (1898–1992). Wilfried Heidt, damals Leiter des Achberger Instituts für Sozialforschung, förderte federführend und moderierend während der 70er Jahre die geistige Zusammenarbeit einer Kerngruppe von Menschen mit Wilhelm Schmundt, dem Künstler [[Joseph Beuys]] und vielen Mitarbeitern und Gästen des Internationalen Kulturzentrums. Die damals vertiefend erarbeiteten Urbilder eines zeitgemäßen Geldbegriffs bildeten das detaillierte geistige Fundament jener späteren prägnanten Kurzformel: ''Kunst = Kreativität = Kapital'', mit der Joseph Beuys, der Wilhelm Schmundt seinen „großen Lehrer“ genannt hatte, auf die Kernpunkte einer alternativen Geldordnung aufmerksam machen wollte.
Aber ein neues Christentum wird künftig entstehen, in dem sich beide Strömungen vereinigen, ein Christentum, das im Besitz der Geheimnisse des [[Ehernes Meer|Ehernen Meers]] und des [[Goldenes Dreieck|Goldenen Dreiecks]] ist:


Seitdem hatte Joseph Beuys wesentlich dazu beigetragen, dass Positionen der sozialen Dreigliederung immer wieder auch in die Öffentlichkeit getragen wurden. Er hatte den Grundgedanken der Dreigliederung im Rahmen eines erweiterten Kunstbegriffs in seine Idee der [[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]] integriert. Nach Beuys können ''„alle Fragen der Menschen (...) nur Fragen der Gestaltung sein“''. Dieser neue Kunstbegriff bezieht sich ''„auf alles Gestalten in der Welt. Und nicht nur auf künstlerisches Gestalten, sondern auch auf soziales Gestalten, [...] oder auf andere Gestaltungsfragen und Erziehungsfragen“''.<ref>Gespräch zwischen J. Beuys, B. Blume und H. G. Prager vom 15. November 1975, veröffentlicht in der Rheinischen Bienenzeitung, Heft 12/1975</ref>  
<div style="margin-left:20px">
"Dieses Christentum hat ein anderes Symbol; nicht mehr den gekreuzigten Gottessohn, sondern das Kreuz, von Rosen umwunden. Das wird das Symbol des neuen Christentums der sechsten Unterrasse sein. Aus dem Mysterium der Rosenkreuzerbruderschaft wird sich dieses Christentum der sechsten Unterrasse entwickeln, das das Eherne Meer und das Goldene Dreieck kennen wird." {{Lit|{{G|093|65f}}}}
</div>


Im April 1989 veröffentlichte [[Rolf Henrich]] in der Bundesrepublik sein in der DDR geschriebenes Buch ''Der vormundschaftliche Staat – Vom Versagen des real existierenden Sozialismus''. Es wurde zu einem der wichtigen Texte der Bürgerbewegung. Hierin analysierte er die Wirklichkeit der gesellschaftlichen Situation und konstatierte den ''„kulturellen Niedergang der sozialistischen Gesellschaft“''.<ref>Henrich, ''Der vormundschaftliche Staat'', Reinbek 1989, S. 316.</ref> Henrich stellte die Dreigliederung und seine Vision eines neu gestalteten blockfreien, anationalen Mitteleuropa vor:''„Allerdings böte, was die inneren Verhältnisse betrifft, die Dreigliederung des sozialen Organismus und die Selbstverwaltung seiner Glieder wohl die besten Möglichkeiten, um die ‚verhärtete Haut‘ endlich abzulegen, damit sich die bisher durch den Staat in der Mitte und im Osten Europas nach innen zurückgeworfenen Kräfte in einen freien menschlichen Austausch einbringen könnten.“''<ref>AaO, S. 303.</ref>
== Erläuterungen ==
In einer handschriftlich 1906 von [[Rudolf Steiner]] festgehaltenen Fassung, die noch zusätzlich Erläuterungen enthält, lautet die Tempellegende so:


Heutzutage gibt es eine Vielzahl kleiner und großer Initiativen, die die Ideen der sozialen Dreigliederung propagieren und teilweise auch umzusetzen versuchen. 2003 erhielten mit [[Nicanor Perlas]], Vertreter der philippinischen Zivilgesellschaft und [[Ibrahim Abouleish]], Begründer der [[Sekem]]-Farm in Ägypten, zwei Menschen bzw. Organisationen den [[wikipedia:Right Livelihood Award|Alternativen Nobelpreis]], die das Leitbild der sozialen Dreigliederung teilen und propagieren. In Deutschland arbeitet etwa die [[GLS Gemeinschaftsbank|GLS Bank Bochum]] auf Grundlage der sozialen Dreigliederung.
<div style="margin-left:20px">
"Im Beginn der Erdenentwickelung stieg einer der Lichtgeister oder
Elohim aus dem Sonnenbereich in den Erdenbereich und verband
sich mit Eva, der Urmutter des Lebendigen. Aus dieser Verbindung
entstand Kain, der erste der Erdenmenschen. Darauf bildete ein
anderer aus der Reihe der Elohim, Jahve oder Jehova, den Adam;
und aus der Verbindung des Adam mit Eva entstand Abel, des Kain
Stiefbruder. Die Ungleichheit der Abstammung von Kain und Abel
(geschlechtliche und ungeschlechtliche Abstammung) bewirkte
Streit zwischen Kain und Abel. Und Kain erschlug den Abel. Abel
war durch die geschlechtliche Abstammung, Kain durch den moralischen
Fall des Lebens in der geistigen Welt verlustig gegangen. Für
Abel gab Jehova dem Elternpaar den Ersatzsohn Seth. Von Kain
und Seth stammen zwei Menschentypen ab. Die Nachkommen
Seths konnten in besonderen (traumhaften) Bewußtseinszuständen
in die geistige Welt schauen. Die Nachkommen Kains waren dieses
Schauens ganz verlustig gegangen. Sie mußten sich im Laufe der
Generationen hindurch durch allmähliche Ausbildung der menschlichen
Erdenkräfte zur Wiedererringung der spirituellen Fähigkeiten
hinaufarbeiten.


== Abgrenzung von anderen sozial- und gesellschaftstheoretischen Konzepten ==
Einer der Nachkommen Abel-Seths war der weise Salomo. Er
Die Grundidee der Dreigliederung scheint intuitiv leicht nachvollziehbar, Wirtschaft und Politik zeigen sich heute jedem als eigenständige Bereiche des sozialen Lebens (obwohl miteinander verquickt), für die jeweils unterschiedliche Regeln des Handelns gelten. Der Kulturbereich ist schwieriger zu fassen, ergibt sich aber irgendwie als das andere des sozialen Lebens, das nicht (oder nicht nur) ökonomisch oder rechtlich/politisch geprägt ist. Traditionell werden [[Kunst]], [[Wissenschaft]] und [[Religion]] dem Kulturbereich zugeordnet.
hatte sich die Gabe traumhaften Hellsehens noch ererbt; ja hatte sie
in einem besonderen Grade als Anlage mitbekommen; so kam es,
daß seine Weisheit so weithin berühmt war, daß symbolisch von
ihm berichtet wird, er habe auf einem Throne von Gold und Elfenbein
gesessen (Gold und Elfenbein Symbole der Weisheit).


Schon [[Max Weber]] ermittelte unterschiedliche "Sphären" des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, die den Menschen jeweils ganz unterschiedliche Sinnhorizonte für Situationsbewertung und angemessenes soziales Handeln vorgeben. [[Talcott Parsons]] unterschied vier Subsysteme der Gesellschaft Wirtschaft, Politik, Kultur und Gemeinwesen, die jeweils unverzichtbare Funktionen für die Gesamtgesellschaft wahrnehmen. [[Daniel Bell]] differenziert zwischen einem ökonomisch-technologischen, politischen und kulturellen Bereich. Für [[Niklas Luhmann]] sind das Rechtsystem und das Politiksystem unterschiedliche eigenständige Bereiche, für das Kulturgebiet beobachtet er eine ganze Reihe selbstständiger "[[Autopoiesis|autopoietischer]]" Systeme, wie etwa das Erziehungssystem oder die Massenmedien.
Aus dem Kainsgeschlechte stammten Menschen, die sich im Laufe
der Zeit immer mehr und mehr die Hinaufentwickelung der menschlichen
Erdenkräfte angelegen sein ließen. Einer dieser Menschen
war Lamech, der Bewahrer der T-Bücher, in welchen, soweit dies
durch Erdenkräfte möglich war, die Urweisheit wiederhergestellt
war, so daß diese Bücher den uneingeweihten Menschen unverständlich
sind. Ein andrer Nachkomme der Kain-Menschheit ist Tubalkain,
welcher in der Bearbeitung der Metalle es weit brachte, ja die
Metalle kunstvoll zu Musikinstrumenten zu formen verstand. Und
als Zeitgenosse Salomos lebte Hiram Abiff oder Adoniram aus dem
Kainsgeschlecht, der in seiner Kunst so weit gelangt war, daß diese
unmittelbar an das Schauen der höheren Welten grenzte, eben noch
eine dünne Wand gegen die Initiation für ihn zu durchstoßen war.
Der weise Salomo erdachte den Plan eines Tempels, der in seinen
Formteilen symbolisch die Menschheitsentwickelung zum Ausdrukke
bringen sollte. Durch seine Traumweisheit konnte er die Gedanken
dieses Tempels in allen Einzelheiten ersinnen; doch fehlte ihm
die Kenntnis der Erdenkräfte zum wirklichen Bau, welche nur durch
Ausbildung der Erdenkräfte im Kainsgeschlecht zu erringen waren.
Es verband sich deshalb Salomo mit Hiram-Abiff. Dieser baute
nun den die Menschheitsentwickelung symbolisch ausdrückenden
Tempel.


Damit ist die Aufgabe gestellt, das "Eigentliche" der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners schärfer herauszuarbeiten.
Salomos Ruhm war gedrungen bis zur Königin von Saba, Balkis.
Diese begab sich eines Tages an den Hof Salomos, um diesen zu ehelichen.
Es wurden ihr alle Herrlichkeiten des salomonischen Hofes
gezeigt; auch der gewaltige Tempel. Sie konnte aus den Vorstellungen
heraus, die sie bis dahin gewonnen hatte, nicht begreifen, wie
ein Baumeister, der nur menschliche Kräfte zur Verfügung hatte, so
etwas habe leisten können. Sie hatte ja nur erfahren, daß die Führer
von Arbeitern durch den Besitz von atavistischen magischen Kräften
genügende Scharen von Arbeitern hatten zusammenführen können,
um die alten gewaltigen Bauten aufzuführen. Sie verlangte den ihr
seltsam-merkwürdigen Baumeister zu sehen. Als er ihr begegnete,
machte sein Auge sogleich einen tief bedeutsamen Eindruck auf sie.
Dann sollte er ihr zeigen, wie er durch bloße Menschen-Verabredung
die Arbeiter führe. Er nahm seinen Hammer, bestieg einen Hügel,
und auf ein Zeichen mit dem Hammer eilten große Scharen von
Arbeitern herbei. Die Königin von Saba merkte, daß Menschen-
Erdenkräfte zu solcher Bedeutung sich entwickeln können.


<div style="margin-left: 20px;">
Bald darauf erging sich die Königin mit ihrer Amme (Amme steht
"Ich halte den Luhmann für den Philosophen des Unwesentlichen, denn er macht ja alles Wesentliche zu einem Surrogat. Zu einem Vorgestellten. ... Oder ich könnte auch sagen, Luhmann ist für mich jemand des „Dran vorbei“, ja? Ein Organismus ist etwas total anderes, als ein System. Aber alle Leute lieben heute das System. Das System tut. Na, das eignet sich wunderbar. Alle Moleküle versammeln sich im System und das System beschließt, ja? Das System beschließt also jetzt machen wir den aufrechten Menschen oder wir machen die Qualle oder so. Na, Unsinn ist das!" ([[Konrad Schily]] 2010 in einem Interview<ref>zitiert nach http://www.dreigliederung.de/essays/2010-08-001.html: Thomas Brunner, Ralf Gleide und Clara Steinkellner im Gespräch mit Dr. Konrad Schily, Witten, 17.8.2010. Eine gekürzte Fassung ist in Die Drei, Ausgabe 2011/1 erschienen.</ref><ref>Vergleiche auch zum Thema des Interviews den Artikel in der taz: Die Bildung kennt ihre Grenzen nicht, 17.02.2004, von Dirk Baecker (Dirk Baecker ist Luhmannianer) [http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/02/17/a0218]).</ref>)
symbolisch für eine prophetische Person) vor den Toren der Stadt.
</div>
Sie begegneten Hiram Abiff. In dem Augenblicke, als die beiden
Frauen den Baumeister erblickten, flog aus den Lüften der Vogel
Had-Had auf den Arm der Königin von Saba.


Neben den unterschiedlichen Einteilungen und der Verwirrung, was denn jeweils unter Sphären, Bereichen, Organismen, Strukturen oder Systemen, ihrer Autonomie und ihrem Zusammenwirken präzise zu verstehen ist, herrscht auch Uneinigkeit, inwieweit die soziale Dreigliederung bereits verwirklicht ist, oder wo schon in der gesellschaftlichen Entwicklung ein bemerkenswerter Fortschritt im Sinne dieser Idee festzustellen ist. Ein ehemaliger Bezirkspräsident Baden-Württembergs verstieg sich sogar zu der Behauptung: "Wir haben die Dreigliederung bereits!", und meinte damit die realexistierende [[wikipedia:soziale Marktwirtschaft|soziale Marktwirtschaft]] der Bundesrepublik Ende der 80er Jahre.<ref>Interview in Info3 (?)</ref>
Die prophetische Amme deutete dieses dahin, daß die Königin
von Saba nicht für Salomo, sondern für Hiram Abiff bestimmt sei.
Von diesem Augenblicke an dachte die Königin nur mehr daran, wie
sie das Verlöbnis mit Salomo lösen könne. Es wird weiter erzählt,
daß nun «im Rausche» dem König der Verlobungs-«ring» vom Finger
gezogen wurde, so daß sich nun die Königin für die dem Hiram
Abiff bestimmte Braut betrachten konnte. (Es liegt das Bedeutungsvolle
diesem Zug der Legende zugrunde, daß in der Königin von
Saba zu sehen ist die alte Sternenweisheit, die bis in jene Zeitepoche
verbunden war den alten atavistischen Seelenkräften, die in Salomo
symbolisiert sind. Die okkulten Legenden drücken in den Symbolen
von weiblichen Personen die Weisheit aus, welche sich mit dem
männlichen Teil der Seele vermählen kann. Mit der Zeit Salomos ist
die Epoche eingetreten, in welcher diese Weisheit übergehen soll
von den atavistischen alten Kräften an die neu erworbenen Erden-
Ich-Kräfte. Der «Ring» ist immer das Symbol des «Ich». Salomo
wird noch im Besitz eines nicht voll-menschlichen Ich gedacht, sondern
eines solchen, welches nur der Widerschein ist des «höheren
Ichs» der Engel im atavistischen Traum-Hellseher-Bewußtsein. Der
«Rausch» deutet darauf hin, daß dieses Ich wieder verloren wird
innerhalb der halbbewußten Seelenkräfte, durch die es erworben ist.
Hiram ist erst im Besitze eines real-menschlichen «Ich».)


[[Diether Lauenstein]] hält die frühen systemtheoretischen Auffassungen Luhmanns (die sich allerdings von seiner späteren Systemtheorie (seit "[[wikipedia:Soziale Systeme (1984)|Soziale Systeme" (1984)]] in wesentlichen Punkten unterscheiden)) für mit der Dreigliederungsidee identisch, jedenfalls das gleiche meinend, und sieht "erfolgversprechende Entwicklungen":
Von diesem Zeitpunkte an ergreift den König Salomo eine heftige
Eifersucht gegen seinen Baumeister. Es haben es daher drei verräterische
Gesellen leicht, das Ohr des Königs für eine Tat zu finden, durch
welche sie Hiram Abiff verderben wollen. Sie sind dessen Gegner,
weil sie von ihm zurückgewiesen werden mußten, als sie den Meistergrad
und das Meisterwort verlangten, für die sie nicht reif sind.


<div style="margin-left: 20px;">
Diese drei verräterischen Gesellen beschließen nun, dem Hiram
"Wir haben uns zu besinnen, ob wir nur Erzeuger und Verbraucher zu sein wünschen, oder ob wir auch andere unabdingbare Ziele haben. Wenn solches der Fall ist, dann müssen wir auch diesen Zielen kräftige allgemeine Formen verleihen. Den Hinweis auf eine neue erfolgversprechende Entwicklung geben heute Luhmanns vier Kommunikationsmittel der Gesellschaft - Liebe, Geld, Macht und Wahrheit -, die jedes, außer der Liebe, eine eigene ihr angemessene und ziemlich selbständige Organisation bilden können. Vor einem halben Jahrhundert regt Steiner '''dasselbe''' an als '[[Dreigliederung des sozialen Organismus]]'" (Lauenstein: in 'Das Ich und die Gesellschaft', S. 329, (Hervorh. nicht i. Orig.))
Abiff das Werk zu verderben, das er als die Krönung seines Wirkens
am Hofe Salomos vollbringen soll. Es ist dies der Guß des «Ehernen
Meeres». Das ist ein aus den sieben Grundmetallen (Blei, Kupfer,
Zinn, Quecksilber, Eisen, Silber, Gold) in solchen Maß Verhältnissen
hergestellter künstlicher Guß, der völlig durchsichtig ist. Die Sache
war vollendet, bis auf einen allerletzten Einschlag, der vor versammeltem
Hof - auch vor der Königin von Saba - gemacht werden
sollte, und durch welchen die noch trübe Substanz bis zur völligen
Klarheit sich umbilden sollte. Nun mischten die drei verräterischen
Gesellen etwas Unrechtes in den Guß, so daß, statt daß sich dieser
klärte, Feuerfunken aus ihm sprühten. Hiram Abiff suchte das Feuer
durch Wasser zu beruhigen. Das gelang nicht, sondern die Flammen
schlugen nach allen Seiten. Die versammelten Leute eilten nach allen
Seiten auseinander. Hiram Abiff aber hörte aus den Flammen und
der glühenden Masse eine Stimme: «Stürze dich in das Flammenmeer;
du bist unversehrbar.» Er stürzte sich in die Flammen und
merkte bald, daß sein Weg nach dem Mittelpunkte der Erde zuginge.
Auf halbem Wege traf er seinen Vorfahren Tubalkain. Dieser führte
ihn nach dem Erdmittelpunkte, wo sich der große Vorfahre Kain befand,
in dem Zustande, wie er vor der Sünde war. Hier erhielt Hiram
Abiff von Kain die Erklärung, daß die energische Entfaltung der
menschlichen Erdenkräfte zuletzt zu der Höhe der Initiation führe,
und daß die auf diesem Wege erlangte Initiation im Erdenverlaufe an
Stelle des Schauens der Abel-Seth-Söhne treten müsse, das verschwinden
werde. Symbolisch wird die mutverleihende Kraft, welche
Hiram Abiff von Kain erhält, dadurch ausgedrückt, daß gesagt wird,
Hiram habe einen neuen Hammer von Kain erhalten, mit dem er an
die Erdenoberfläche zurückkehrte, das Eherne Meer berührte und
dadurch dessen völlige Durchsichtigkeit bewirken konnte. (Mit dieser
Symbolik ist dasjenige gegeben, was in gehöriger Meditation die
innere Wesenheit der Menschenentwickelung auf der Erde zur Imagination
erhebt. Das Eherne Meer kann als Symbol dessen gelten,
was der Mensch geworden wäre, wenn nicht die drei verräterischen
Kräfte in der Seele Platz gegriffen hätten: Zweifel, Aberglaube, Illusion
des persönlichen Selbstes. Durch diese Kräfte ist die Erden-
Menschheitsentwickelung zur Feuerentfaltung in der lemurischen
Zeit gekommen, welche durch die Wasserentwickelung der atlantischen
Zeit nicht gedämpft werden kann. Es muß vielmehr eine solche
Entwickelung der menschlichen Erdenkräfte stattfinden, daß in der
Seele der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird, der in Kain
vor dem Brudermorde vorhanden war. Es können sich nicht die
traumhaften Seelenkräfte der Kinder Abel-Seths gegen die Erdenkräfte
halten, sondern nur die zur vollen realen Ich-Entwickelung
kommenden Nachkommen Kains.)" {{Lit|{{G|265|366ff}}}}
</div>
</div>


Abgesehen davon, dass die Gleichsetzung Lauensteins von Steiners Dreigliederungsidee und Luhmanns Systemtheorie ein Missverständnis zu sein scheint (das an anderer Stelle näher zu untersuchen ist<ref>Für ein tieferes Verständnis des Eigentlichen der Dreigliederungsidee scheint die Kontrastierung mit der frühen Systemtheorie Luhmanns, mit der Systemtheorie Talcott Parsons, der Kritik an ihr, und mit der damaligen [[Habermas]]-Luhmann-Debatte (1971) lohnender als mit der späteren Systemtheorie Luhmanns. Ein deutscher Soziologe, der gegen Luhmann an Parsons Konzept festhält und es weiter ausgearbeitet hat, ist [[wikipedia:Richard Münch|Richard Münch]]. Vgl. dazu auch den Artikel über [[Niklas Luhmann]] in diesem Anthrowiki.</ref>) , findet sich in den Zitaten von Konrad Schily und Diether Lauenstein auch eine Gemeinsamkeit. Schily betont, ein Organismus sei etwas total anderes als ein System. Zudem sagt er, daß ein System keine Fähigkeit zur (Selbst-)gestaltung habe. Lauenstein spricht von "kräftigen allgemeinen Formen", die wir unseren Zielen verleihen müssen. Damit scheint angedeutet, dass man den sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederung als ein Gestaltungsprodukt anzusehen hat, das im Gegensatz zu verfestigten sozialen Strukturen und verselbständigten Systemen (Max Weber spricht vom "stählernen Gehäuse der Hörigkeit"), seine Gestaltbarkeit nicht verliert, und einer jeden (sachgerechten) Umgestaltung, die Ausdruck des Wollens einer sozialen Gemeinschaft ist, sich nicht widersetzt.
{{GZ|Auch in diesem Teil der Legende liegt tiefer Sinn. Bevor der
Mensch herabgestiegen ist aus dem Schoße der Gottheit in irdische
Verkörperungen, war er in geistiger Umgebung, die er wahrnehmen
konnte. Er horte das göttliche Schöpferwort. Er verkörperte sich in
den Metallmassen, die damals noch im Feuer flüssig waren. Bevor
dies geschah, konnten drei Gesellen nichts ihm anhaben: Zweifel,
Aberglaube und die Illusion des persönlichen Selbst. Zweifel konnte
er nicht haben an der geistigen Welt, denn sie war ja um ihn. Aberglaube
konnte ihn nicht befallen, denn er sah das Geistige in seiner
wahren Gestalt. Der Aberglaube besteht aber in der Vorstellung des
Geistigen unter falscher Gestalt. Die Illusion des persönlichen Selbst
konnte ihn nicht befallen, denn er wußte sich in der allgemeinen
Geistigkeit; er war durch das Eingeschlossensein in seinen Körper
noch nicht herausgetrennt aus dieser allgemeinen Geistigkeit. Hätten
sich diese drei verräterischen Gesellen nicht an seine Fersen geheftet,
es wäre sein Leib ein reiner harmonischer Zusammenhang
der Stoffe geworden. Sie mischten den Einschlag hinein, der ihn das
göttlich-geistige Schöpferwort vergessen machte. Der Guß wurde
dadurch zerstört. Es stellt dann die Fahrt des Hiram Abiff zum Erdmittelpunkte
das Vordringen des Menschen auf dem okkulten Pfade
vor. Dadurch gelangt die Menschheit wieder in den Besitz des T, des
göttlichen Schöpferwortes, lernt die Menschennatur (Kain) kennen,
wie sie vor dem Falle war und wie sie in Reinheit schaffen kann.|265|370}}


== Verschiedene Ebenen zur Umsetzung der Sozialen Dreigliederung ==
In der esoterischen Stunde vom 27. Mai 1923 schildert Steiner den Guss des Ehernen Meeres und den Tod Hirams in einer etwas anderen Variante, in der auch das neue Meisterwort genannt wird:


Entsprechend den Dimensionen sozialen Handelns gibt es unterschiedliche Ebenen zur Umsetzung der Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus. Es sind dies die folgenden:
<div style="margin-left:20px">
"Von diesem Zeitpunkt an ergreift den König Salomo heftige Eifersucht
gegen seinen Baumeister Hiram Abiff. Dieser hatte beim
Tempelbau drei Gesellen, die den Meistergrad von.ihm forderten.
Sie hatten aber ihre Untüchtigkeit gezeigt, indem sie einen für den
Tempelbau unersetzbaren mächtigen Balken zu kurz geschnitten
hatten. Hiram hatte das Unglück gut gemacht dadurch, daß er durch
seine besonderen Kräfte den Balken hatte in die richtige Länge dehnen
können. Sie sind nun die Gegner Hiram Abiffs, weil sie von
ihm zurückgewiesen werden mußten, als sie den Meistergrad und
das Meisterwort von ihm verlangten, für das sie noch nicht reif
waren. Die drei verräterischen Gesellen haben es leicht, das Ohr
des Königs für die Tat zu finden, durch welche sie Hiram Abiff
verderben wollen.


<poem>
Die Vollendung des Tempelbaus sollte durch ein Werk gekrönt
- [[mikrosozial]]e Ebene
werden, in dem Hiram Abiff die Spannung und Feindschaft zwischen
den Kain- und Abel-Söhnen zu versöhnen gedachte. Es war
das eherne Meer, dessen Guß aus den sieben Grundmetallen (Blei,
Zinn, Eisen, Gold, Kupfer, Quecksilber und Silber) und Wasser,
dem Metall der Erde, so gemischt werden sollte, daß der fertige Guß
völlig durchsichtig sein sollte. Die Sache war vollendet bis auf einen
allerletzten Einschlag, der vor versammeltem Hof, auch vor der Königin
von Saba, gemacht werden sollte und durch welchen die noch
trübe Substanz bis zur völligen Klarheit umgewandelt werden sollte.
Nun mischten die drei verräterischen Gesellen, die die Aufgabe
hatten, den letzten Bestandteil hinzuzufügen, das Wasser in falschem
Verhältnis zu, und statt durchsichtig zu werden, versprühte
der Guß in verheerenden Flammen. Hiram Abiff suchte das Feuer
zu beruhigen, das gelang nicht, die Flammen schlugen nach allen
Seiten auseinander.


- [[mesosozial]]e Ebene
Hiram Abiff aber hörte aus den Flammen und aus der glühenden
Masse eine Stimme: Stürze dich hinein in das Feuermeer, du bist unversehrbar.
Er stürzte sich in die Flammen und merkte, daß sein
Weg nach dem Mittelpunkte der Erde führte. Auf halbem Wege traf
er Tubal Kain, seinen Vorfahren. Dieser führte ihn zum Erdmittelpunkt,
wo sich der große Vorfahr Kain befand in dem Zustande, wie
er vor der Sünde, dem Abel-Mord, war. Dieser gab ihm das goldene
Dreieck mit dem Meisterwort. Auf halbem Wege nach oben übergab
ihm Tubal Kain einen Hammer und wies ihn an, damit den Guß
des ehernen Meeres zu berühren. Es erhält Hiram Abiff von Kain
die Erklärung, daß die energische Entfaltung der menschlichen Erdenkräfte
zuletzt zu der Höhe der Initiation führe, und daß die auf
diesem Wege erlangte Initiation im Erdenlaufe an Stelle des alten
Schauens treten müsse, daß dieses verschwinden werde. Mit dem
Hammer geht Hiram an die Erdoberfläche zurück; er berührt mit
diesem das eherne Meer, der Guß gelingt, und er konnte dessen
völlige Durchsichtigkeit bereiten.


- [[makrosozial]]e Ebene
Hiram wollte sein Werk, den Tempel, zum letzten Male sehen
</poem>
und begab sich nachts dahin. Da lauerten ihm die falschen Gesellen
auf. Der erste versetze ihm an dem einen Tore einen Schlag auf die
linke Schläfe, daß das Blut herunterfloß bis auf die Schulter. Hiram
Abiff wandte sich zum zweiten Tor, um den Tempel zu verlassen.
Da versetzte ihm der zweite Geselle einen Schlag auf die rechte
Schläfe, daß das Blut bis auf die Schulter floß. Er wandte sich zum
dritten Tor. Da traf ihn der Schlag des dritten Gesellen auf die Stirn,
so daß er zusammenbrach. Er schleppte sich noch hinaus bis zu
einem Brunnen, in den er das goldene Dreieck versenkte. Die drei
Gesellen verscharrten seine Leiche. Vor seinem Tod konnte Hiram
noch das goldene Dreieck mit dem Meisterwort versenken in einen
tiefen Brunnen. Auf seinem Grabe wuchs ein Kassia-Baum, eine
Akazie. Den Wissenden war bekannt, daß aus dem Grabe eines Eingeweihten
ein Kassia-Baum herauswächst. Als man seinen Leichnam
fand, ertönte das neue Meisterwort: «Mach ben ach». Das bedeutet:
Das Geistig-Seelische hat sich vom Physisch-Leiblichen getrennt -
oder: Anderssein des Leibes.<ref>Nach einer anderen Mitschrift heißt die Übersetzung: «Erdensohn des Leides»</ref> Man suchte dann das goldene Dreieck
und fand es in dem Brunnen. Es wurde auf das Dreieck ein kubischer
Stein gelegt mit den zehn Geboten und so wurde es verborgen
im Tempel eingemauert.


[[Mikrosozial]] ist das Verhältnis von Mensch zu Mensch, etwa in einer Leih- und Schenkgemeinschaft.
Mit dieser Symbolik ist dasjenige gegeben, was in Meditation die
Eine Einzelne Einrichtung zu schaffen, etwa eine [[Waldorfschule]] ist demnach [[mesosozial]], größere Arbeitszusammenhänge zu schaffen, auch etwa eine (teilautonome) Lebens- und Arbeitsgemeinschaft ist demnach ebenfalls [[mesosozial]], die Gesamtidee der [[Soziale Dreigliederung|Sozialen Dreigliederung]] zu realisieren ist schließlich [[makrosozial]] angesiedelt.<ref>Dieter Brüll: Der Anthroposophische Sozialimpuls, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, S. 9 - 10</ref>
innere Wesenheit der menschlichen Entwicklung auf der Erde zur
Imagination erhöhte. Das eherne Meer kann als Symbol dessen gelten,
was der Mensch geworden wäre, wenn nicht die drei verräterischen
Kräfte in der Seele Platz gefunden hätten. Diese drei verräterischen
Kräfte sind: Zweifel, Aberglaube, Illusion des persönlichen
Selbst.


== Die Zukunft des sozialen Organismus ==
Hiram Abiff wurde wiedergeboren als Lazarus und war so derjenige,
der als erster von Christus eingeweiht wurde. Mit ihm setzte
ein die (Versöhnung der Differenz), die zwischen der Kain- und
Abelströmung stand." {{Lit|{{G|265|458ff}}}}
</div>


"Lange Zeit hat gepocht an das Tor der wichtigsten menschlichen Erwägungen und Entschlüsse die soziale Frage. Jetzt ist sie eingedrungen in das Haus der Menschheit. Sie kann nicht wieder hinausgeworfen werden, denn sie ist in gewisser Beziehung der Menschheitsentwicklung gegenüber eine Zauberin. Sie wirkt nicht nur auf das Äußere des Menschheitsgefüges, sie wirkt so, dass die Menschen vor der Notwendigkeit stehen, entweder umzudenken oder zu dem schon vorhandenen Unglück ein immer vermehrteres Unglück zu fügen." (Lit.: [[GA 328]], Vortrag vom 12.02.1919).
In einer weiteren Mitschrift dieser esoterischen Stunde findet sich noch folgende wichtige Ergänzung, die eine Verbindung zum Brand des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]] herstellt:
In gewisser Weise kann gesagt werden, von der Selbst-Befähigung der Menschheit die [[Soziale Dreigliederung]] als die "[[Christus|Christus-gemäße]] Gestalt" (Rudolf Steiner) des sozialen Organismus einmal zu erkennen und zum zweiten, wenigstens modellhaft in irgendeinem Erdengebiet aufzubauen, hängen in gewisser Weise auch künftige, die Menschheit zum lebensbewahrenden Fortschritt befähigende Erfindungen ab, die das künftige Leben auf diesem Planeten Erde
angesichts der fortschreitenden Zerfallskräfte durch die menschliche Nutzung der [[Atomkraft]] und weitere technische Machinationen erst weiter ermöglichen werden.<ref>Vgl. Peter Tradowsky: Das Mysterium von Golgatha, Radioaktivität und Atomkraft, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011, S. 49 ff und Peter Tradowsky: Die Dreigliederung als die "Christus gemäße Gestalt" des sozialen Organismus und die Widersachermächte, Freie Vereinigung für Anthroposophie - MORGENSTERN, Berlin 2007, S. 8 ff</ref>


Damit ist ausgesprochen, dass die [[Soziale Dreigliederung]] im Sinne [[Rudolf Steiner]]s nicht eine bloße Theorie, sondern eine pure Entwicklungsnotwendigkeit ist.
<div style="margin-left:20px">
"Hiram Abiff wurde wiedergeboren als Lazarus und wurde so derjenige,
der als erster von Christus eingeweiht wurde. Mit ihm setzte
ein die Strömung der Mitte, die zwischen der Kain- und Abelströmung
stand. Die Kain-Strömung fand im Laufe der Zeiten ihre
Hauptvertreter in der F. (Freimaurerei-Strömung), während das
Abelitentum seinen Ausdruck fand in der Priesterströmung der (katholischen
?) Kirche. Beide Menschheitsströmungen blieben einander
streng feindlich. Nur einmal vereinten sie sich in Eintracht: in
ihrem Haß gegen die Strömung der Mitte. Das Ergebnis dieser einträchtigen
Vereinigung beider sonst feindlicher Richtungen war die
Vernichtung des Johannesbaues (Goetheanums)." {{Lit|{{G|265|460f}}}}
</div>


== Literatur ==
== Anmerkungen ==


=== Hauptwerke Rudolf Steiners zur Sozialen Dreigliederung ===
<references />
* [[GA 23| Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft (GA 23)]]
* [[GA 24| Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage (GA 24)]]


=== Vorträge und Aufsätze Rudolf Steiners zur Sozialen Frage und zur Sozialen Dreigliederung ===
== Literatur ==
* [[GA 83| Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit, (GA 83) (1981) ]]
#Charles William Heckethorn: ''Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren'', Autorisierte deutsche Ausgabe, bearbeitet von Leopold Katscher, Leipzig, Rengersche Verlagsbuchhandlung 1900 (neu verlegt im Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-087-3) [http://archive.org/details/geheimegesellsc00katsgoog]
* [[GA 186| Die soziale Grundforderung unserer Zeit in geänderter Zeitlage (GA 186)]]
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende'', [[GA 93]] (1991)
* [[GA 188| Menschenwissenschaft und Sozialwissenschaft (GA 188)]]
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|265}}
* [[GA 189| Die soziale Frage als Bewußtseinsfrage (GA 189)]]
* [[GA 190| Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen (GA 190)]]
* [[GA 191|Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis (GA 191)]]
* [[GA 192|Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen (GA 192)]]
* [[GA 328|Die soziale Frage (GA 328)]]
* [[GA 329|Die Befreiung des Menschenwesens als Grundlage für eine soziale Neugestaltung (GA 329)]]
* [[GA 330|Neugestaltung des sozialen Organismus (GA 330)]]
* [[GA 331|Betriebsräte und Sozialisierung (GA 331)]]
* [[GA 332a|Soziale Zukunft (GA 332a)]]
* [[GA 333|Gedankenfreiheit und soziale Kräfte. Die sozialen Forderungen der Gegenwart und ihre praktische Verwirklichung (GA 333)]]
* [[GA 334|Vom Einheitsstaat zum dreigliedrigen sozialen Organismus (GA 334)]]
* [[GA 335|Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken (GA 335)]]
* [[GA 337a|Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band I: Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen
Organismus in Stuttgart (GA 337a)]]
* [[GA 337b|Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band II: Diskussionsabende des Schweizer Bundes für Dreigliederung des
sozialen Organismus (GA 337b)]]
* [[GA 338|Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus? (GA 338)]]
* [[GA 339|Anthroposophie, soziale Dreigliederung und Redekunst (GA 339)]]
* [[GA 340|Nationalökonomischer Kurs (GA 340)]]
* [[GA 341|Nationalökonomisches Seminar (GA 341)]]
* [[GA 36|Die Falsche und die wahre Dreigliederung des Sozialen Organismus (GA 36, S. 40-43)]]
 
=== Weitere Literatur ===
*Attali, Jacques: Brüderlichkeit, Eine notwendige Utopie im Zeitalter der Globalisierung, Verlag Freies Geistesleben, 2003 (deutsche Übersetzung aus dem Französischen)
*Barkhoff, Wilhelm-Ernst: Wir können lieben, wen wir wollen, Praxis Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben, 1995
*Bos, Lex: Was ist Dreigliederung...?, 2.Aufl., Verlag am Goetheanum, 1992
*Bos, Lex: Leitbilder für Sozialkünstler, Verlag am Goetheanum, 1996
*Boos, Roman (Hrsg.): Landwirtschaft und Industrie - Neuordnung des Bodenrechtes als soziale Forderung der Gegenwart, Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, 1957
*Brüll, Dieter (*1922): Der anthroposophische Sozialimpuls, Einführung in anthroposophische Themen Bd. 2, Novalis Verlag, 1984 (Neuauflage: Vlg. für Anthroposophie, 2012)
*Buchleitner, Karl: Wer macht die Realität? Das Schicksal der Dreigliederungsidee, Novalis Verlag, 1989
*Canal, Georg F.von (*1958): Geisteswissenschaft und Ökonomie, Novalis Verlag AG, 1992
*Caspar, Alexander (*1934): Wirtschaften in der Zukunft, Klett und Balmer & Co. Verlag, Zug (CH), 1996
*Denzlinger, Karl-Heinz (*1930): Auf der Suche nach dem Rechtsstaat Mitteleuropas, Verlag am Goetheanum, 1990
*Frei, Dieter W. (*1933): Menschengemässe Politik, Verlag am Goetheanum, 1988
*Gengenbach, Heinz / Limbacher, Max (Hrsg.): Kooperation oder Konkurs? Die Landwirtschaft braucht neue Sozialformen, Verlag Freies Geistesleben, 1989
*Giese, Reinhard (Hrsg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, 1980
*Gutowski, Klaus: Memorandum, Mellinger Verlag, 1999
*Harlan / Rappmann / Schata: Soziale Plastik - Materialien zu Joseph Beuys, Achberg 1984, beziehbar u.a. via FIU-Verlag
*Hardorp, Benediktus: Anthroposophie und Dreigliederung, Verlag Freies Geistesleben, 1986 Was meint sozialer Organismus?
*Hardorp, Benediktus: Vortrag in der Universität Witten/Herdecke am 23. April 1989 Anthroposophie und die sozialen Herausforderungen, Verlag am Goetheanum, 1994
*Häusler, Friedrich: Geld und Geist, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1963
*Heidt, Wilfried (Hrsg.): Abschied vom Wachstumswahn, Achberger Verlag, 1980
*Heinen-Anders, Michael: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010
*Heinen-Anders, Michael: Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II, BOD, Norderstedt 2012
*Heinen-Anders, Michael: Kapitalneutralisierung als Dreigliederungsaufgabe, BOD, Norderstedt 2013
*Hemleben, Johannes: Rudolf Steiner, Rowohlt, 1977
*Herrmannstorfer, Udo (*1941): Schein-Marktwirtschaft, Verlag Freies Geisteslebeben, 2. Aufl. 1997
*Heyer, Karl (1988-1964): Wer ist der deutsche Volksgeist? 2. Aufl., Perseus Verlag Basel, 1990
*Hoe, Susanna: The man who gave his company away. A Biography of Ernest Bader, Founder of the Scott Bader Commonwealth, William Heinemann Ltd., 1978
*Initiative EuroVision (Hrsg.): Die Dreigliederung des sozialen Organismus als Aufgabe Europas im 21. Jahrhundert, Edition Medianum, 2000
*Janitzki, Axel / Burkart, Walter (Hrsg.): Alternativen zu Mietwohnung und Eigenheim - gemeinsam finanzieren, selbst verwalten, Verlag Freies Geistesleben, 1992
*Kannenberg-Rentschler, Manfred (*1942): Die Dreigliederung des Geldes, Verlag am Goetheanum, 1988
*Kloss, Heinz: Selbstverwaltung und die Dreigliederung des sozialen Organismus, Bd.3, Vittorio Klostermann, 1983
*König, Karl: Der Impuls der Dorfgemeinschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1994
*Kühn, Hans (1889-1977): Dreigliederungs-Zeit, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1978
*Kühne, Walter (1885-1970): Die Stuttgarter Verhältnisse, Novalis Verlag, 1989
*Latrille, Wolfgang (*1905): Assoziative Wirtschaft - ein Weg zur sozialen Neugestaltung, Verlag Freies Geistesleben, 1985
*Leber, Stefan (*1937): Die Sozialgestalt der Waldorfschule, Verlag Freies Geistesleben, 2. Aufl. 1978
*Leber, Stefan (*1937):  Selbstverwirklichung, Mündigkeit, Sozialität, Fischer Tb Verlag, 1982
*Leber, Stefan (*1937): Das Soziale Hauptgesetz, Band 1, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum, Herausgeber Stefan Leber)
*Leber, Stefan (*1937): Die wirtschaftlichen Assoziationen, Band 2, Verlag Freies Geistesleben, 1987
*Leber, Stefan (*1937): Wesen und Funktion des Geldes, Band 3, Verlag Freies Geistesleben, 1989
*Leber, Stefan (*1937): Der Staat, Band 4, Verlag Freies Geistesleben, 1992
*Leber, Stefan (*1937): Eigentum, Band 5, Verlag Freies Geistesleben, 2000
*Leinhas, Emil (1878-1967): Zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Bürger-Verlag Alfons Bürger, 1946
*Lietaer, Bernhard A.: Das Geld der Zukunft, Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu, 1. Aufl., Riemann Verlag, Juni 2002
*Lievegoed, Bernhard C.J.(1905-1992): Dem einundzwanzigsten Jahrhundert entgegen, 5. Aufl., Info-Drei Verlag, 1991  
*Lindenau, Christof: Soziale Dreigliederung: Der Weg zu einer lernenden Gesellschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1983
*Lindenberg, Christoph: Rudolf Steiner. Eine Biographie, Stuttgart, 1997
*Molt, Emil (1876-1936): Entwurf meiner Lebensbeschreibung, Verlag Freies Geistesleben, 1972
*Normann Waage, Peter: Mensch, Markt, Macht, Rudolf Steiners Sozialimpuls im Spannungsfeld der Globalisierung, Rudolf Steiner Verlag, 2003
*Rappmann (Hrsg.), Rainer: Denker, Künstler, Revolutionäre - Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt: Vier Leben für Freiheit,Demokratie und Sozialismus, Wangen, 1996, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-13-1
*Rappmann (Hrsg.), Rainer: Die Kunst des sozialen Bauens - Beiträge zu Wilhelm Schmundt, Wangen 1993, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-05-0
*Röschert, Günter: Die Trinität als politisches Problem, Zu den geistigen Grundlagen von Recht und Staat, Verlag Freies Geistesleben, 1989
*Schilinski, Peter: Kommentare zu den "Kernpunkten der sozialen Frage", Jedermann Verlag
*Schily, Konrad: Der staatlich bewirtschaftete Geist, Wege aus der Bildungskrise, ECON Verlag, 1993,
*Schmelzer, Albert (*1950): Die Dreigliederungsbewegung 1919, Ed. Hardenberg im Verlag Freies Geistesleben, 1991
*Schmundt, Wilhelm (1898-1992): Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982/2003(2)
*Schmundt, Wilhelm: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, FIU-Verlag, 1993
*Schmundt, Wilhelm: Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts, Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988
*Schmundt, Wilhelm: Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975
*Schöffler, Heinz Herbert: Das Wirken Rudolf Steiners 1917 - 1925, Verlag am Goetheanum, 1987, Band IV (von vier Bildbänden zu Rudolf Steiners Lebensgang)  
*Schweppenhäuser, Hans Georg: Das kranke Geld. Vorschläge für eine soziale Geldordnung von morgen, Fischer Taschenbuch Verlag, 1982 Das soziale Rätsel: Fallstudien Heft 1 - 3, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1985, Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V., Freiburg, 1980; Heft 1: Der Assoziationsgedanke als Grundlage einer zukünftigen Wirtschaftsordnung - Eigentumsrecht und Wirtschaft in ihrem Zusammenhang - Der Nachholbedarf der Jurisprudenz; Heft 2: Idee und Praxis des Assoziationsprinzips (Demeter-Assoziation) - Der Assoziationsgedanke und das Verlagswesen; Heft 3: Die Assoziation im Dialog - Das Wesen der wirtschaftlichen Assoziationen - Rudolf-Steiner-Texte (zusammengestellt von Fritz Götte)
*Schweppenhäuser, Hans Georg: Das Eigentum an den Produktionsmitteln, Berlin 1963
*Schweppenhäuser, Hans Georg: Macht des Eigentums. Auf dem Weg in eine neue soziale Zukunft, Radius Verlag, Stuttgart 1970
*Spitta, Dietrich: Soziale Frage und Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben, TB, 1985
*Strawe, Christoph: Soziale Dreigliederung, Verlag am Goetheanum, 1989
*Suhr, Dieter: Alterndes Geld, Novalis Verlag AG,1988
*Vogel, Diether (1905-1969): Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit, Novalis Verlag 1990
*Wilken, Folkert (1890-1981): Das Kapital und die Zukunft, Novalis Verlag 1981
*Wilken, Folkert: Selbstgestaltung der Wirtschaft, Novalis Verlag 1949
*Wilken, Folkert: Die Befreiung der Arbeit, Vlg. Die Kommenden 1965
*Wilken, Folkert: Das Kapital – sein Wesen, seine Geschichte und sein Wirken, Novalis Vlg. 1976
*Witzenmann, Herbert (1905 - 1988): Der Gerechte Preis, Eine Grundfrage des sozialen Lebens, Gideon Spicker Verlag 1993
*Witzenmann, Herbert: Geldordnung, Als Bewusstseinsfrage, Gideon Spicker Verlag 1995
*Witzenmann, Herbert: Sozialorganik, Ideen zu einer Neugestaltung der Wirtschaft, Gideon Spicker Verlag 1998
*Luttermann, J.:''Dreigliederung des sozialen Organismus: Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners'', Frankfurt/M.;Bern;New York; Paris: Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss.: 1989.


== Einzelnachweise ==
{{GA}}
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.dreigliederung.de Institut für soziale Dreigliederung]
#[[Bild:adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Texte/Tempellegende.pdf Die Tempellegende] - aus ''Charles William Heckethorn'' «Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren», Leipzig 1900
* [http://www.sozialimpulse.de Institut für soziale Gegenwartsfragen]
#[http://www.masoncode.com/The%20Lost%20Master's%20Word.htm The Lost Master's Word] (englisch)
* [http://www.globenet3.org Global Network for Social Threefolding] (englisch)
* [http://www.fiu-verlag.com FIU-Verlag] Texte von und zu Joseph Beuys
* [http://www.sozialimpuls.info Sozialimpulse] anthroposophischer Sozialimpuls
 
[[Kategorie:Soziales Leben]]
[[Kategorie:Gesellschaftsmodell]]
[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
[[Kategorie:Sozialwissenschaft]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Freimaurer]] [[Kategorie:Rosenkreuzer]] [[Kategorie:Legende]]

Version vom 15. Januar 2017, 11:44 Uhr

Modell des Salomonischen Tempels mit dem ehernen Meer (links) und dem zentralen Altar (rechts) im Vorhof.

Die Tempellegende, die an den Bau des Salomonischen Tempels 1 Kön 6,1 EU und insbesondere an den Guß des Ehernen Meers 1 Kön 7,23 LUT anknüpft, bildet die Grundlage der Freimaurerei und wurde nach den Angabe Rudolf Steiners im 15. Jahrhundert von Christian Rosenkreutz selbst gegeben.

Inhalt

Was Christian Rosenkreutz lehrte, konnte er nur an wenige Schüler, nicht mehr als zehn, direkt weitergeben, für die anderen musste er seine Lehre in einen Mythus einkleiden, der ungefähr folgenden Inhalt hat:

"Es gab eine Zeit, da schuf einer der Elohim den Menschen; einen Menschen, den er Eva nannte. Mit Eva verband sich der Elohim selbst und es wurde von Eva Kain geboren. Darauf schuf der Elohim Jahve oder Jehova den Adam. Adam verband sich ebenfalls mit Eva und aus dieser Ehe ging Abel hervor.

Wir haben es also bei Kain mit einem unmittelbaren Göttersohn zu tun und bei Abel mit einem Sprößling des als Mensch geschaffenen Adam und der Eva. Nun geht der Mythus weiter.

Die Opfergaben, welche Abel dem Gotte Jahve darbrachte, waren dem Gotte angenehm. Aber die Opfergaben des Kain nicht, denn Kain war nicht auf direktes Geheiß von Jahve entstanden. Die Folge davon war, daß Kain den Brudermord beging. Er erschlug Abel. Deshalb wurde er von der Gemeinschaft mit Jahve ausgeschlossen. Er ging in entfernte Gegenden und wurde dort der Stammvater eines eigenen Geschlechts.

Adam verband sich weiterhin mit Eva und zum Ersatz von Abel wurde Seth geboren, der auch in der Bibel vorkommt. So entstanden zwei Menschengeschlechter: das erste von Eva und dem Elohim abstammend, das Geschlecht Kains; und das zweite von den bloßen Menschen abstammend, die auf Geheiß des Jahve sich verbunden haben.

Von dem Geschlecht des Kain stammen alle ab, die auf der Erde Künste und Wissenschaften ins Leben gerufen haben, zum Beispiel Methusael, der die Schrift, die Tau-Schrift erfunden hat und Tubal-Kain, der die Bearbeitung der Erze und des Eisens lehrte. So entstand in dieser Linie, direkt von dem Elohim abstammend, die Menschheit, die sich in Künsten und Wissenschaften ausbildet. Aus diesem Geschlecht der Kains ging auch hervor Hiram. Der war der Erbe alles dessen, was innerhalb der verschiedenen Generationen der Kainssöhne an Wissen, Kunst und Technik aufgespeichert worden war. Hiram war der bedeutendste Baukünstler, den man sich denken kann.

Aus der anderen Linie, aus dem Geschlechte Seths stammte Salomo, der sich auszeichnete in alledem, was von Jahve oder Jehova herrührte. Er war ausgestattet mit der Weisheit der Welt, mit alledem, was die ruhige, klare, abgeklärte Weisheit bei den Jehovasöhnen liefern kann. Dies war eine Weisheit, die man wohl mit Worten aussprechen kann, die dem Menschen tief ins Herz gehen, ihn erheben kann, aber nicht eine solche, welche das unmittelbare Objekt angreifen und etwas Wirkliches an Technik, Kunst und Wissenschaft hervorbringen kann. Es war eine Weisheit, die eine unmittelbare inspirierte Gabe des Gottes ist, nicht eine von unten herausgearbeitete, aus der menschlichen Leidenschaft, aus dem Menschenwollen hervorquillende Weisheit. Die fand sich bei den Kainssöhnen, bei denen, die unmittelbar von dem anderen Elohim abstammten. Das waren die strengen Arbeiter, die alles selbst erarbeiten wollten.

Nun beschloß Salomo einen Tempel zu bauen. Er bestellte dazu als Baumeister den Sprößling der Kainssöhne: Hiram. Es war zu der Zeit, da die Königin von Saba, Balkis, nach Jerusalem kam, weil sie von dem weisen Salomo gehört hatte. Und sie war in der Tat, als sie ankam, entzückt von der erhabenen, klaren Weisheit und Schönheit des Salomo. Er warb um sie und erlangte auch ihr Jawort. Da hörte diese Königin von Saba auch von dem Tempelbau. Nun wollte sie auch den Baumeister Hiram kennenlernen. Als sie ihn sah, machte sein bloßer Blick auf sie einen ungeheuren Eindruck und nahm sie ganz gefangen.

Nun entspann sich etwas wie Eifersuchtsstimmung zwischen Hiram und dem weisen Salomo. Die Folge davon war, daß Salomo gern etwas gegen Hiram getan hätte; aber er mußte ihn behalten, damit der Tempel fertig gebaut werden konnte.

Es kam nun folgendes. Der Tempel war bis zu einer ganz bestimmten Stufe fertig. Nur eines fehlte noch, was das Meisterstück des Hiram sein sollte: nämlich das Eherne Meer. Dieses Meisterstück Hirams sollte darstellen den Ozean, in Erz gegossen, und den Tempel schmücken[1]. Alle Erzmischungen waren in wunderbarer Weise von Hiram veranlagt worden und alles war zu dem Guß vorbereitet. Nun machten sich aber drei Gesellen ans Werk, die Hiram beim Tempelbau für unfähig befunden hatte, zu Meistern ernannt zu werden. Sie hatten ihm deshalb Rache geschworen und wollten die Ausführung des Ehernen Meeres verhindern. Ein Freund Hirams, der davon erfuhr, teilte Salomo diesen Plan der Gesellen mit, damit er ihn vereiteln würde. Aber Salomo ließ aus Eifersucht gegen Hiram der Sache ihren Lauf, weil er Hiram verderben wollte. Die Folge war, daß Hiram zusehen mußte, wie der ganze Guß zerstob, weil die drei Gesellen einen ungehörigen Stoff der Masse zugefügt hatten. Er versuchte noch durch Zugießen von Wasser das aufschäumende Feuer zu löschen, aber es wurde dadurch nur schlimmer. Während er schon nahe daran war, an dem Zustandekommen des Werkes zu verzweifeln, erschien ihm Tubal-Kain selbst, einer seiner Ahnherren. Dieser sagte ihm, er solle sich ruhig in das Feuer hineinstürzen, er sei durch das Feuer nicht verwundbar. Hiram tat es und gelangte bis zum Mittelpunkt der Erde. Tubal-Kain führte ihn zu Kain, der dort im Zustande der ursprünglichen Göttlichkeit war. Hiram wurde nun in das Geheimnis der Feuerschöpfung eingeweiht, in das Geheimnis des Erzgusses und so weiter. Er erhielt von Tubal-Kain noch einen Hammer und ein Goldenes Dreieck, das er am Halse zu tragen habe. Dann kehrte er zurück und war nun imstande, das Eherne Meer wirklich herzustellen, den Guß wieder in Ordnung zu bringen.

Hierauf gewinnt Hiram die Hand der Königin von Saba. Er aber wird von den drei Gesellen überfallen und getötet. Doch ehe er starb, gelang es ihm noch, das Goldene Dreieck in einen Brunnen zu werfen. Als man nun nicht weiß, wo Hiram ist, wird er gesucht. Salomo selbst ist ängstlich und will hinter die Sache kommen. Man fürchtete, die drei Gesellen könnten das alte Meisterwort verraten und es wurde daher ein neues verabredet. Die ersten Worte, die fallen, wenn man Hiram wieder findet, sollten das neue Meisterwort sein. Als Hiram nun aufgefunden wurde, konnte er noch einige Worte sprechen[2]. Er sagte: Tubal-Kain hat mir verheißen, daß ich einen Sohn haben werde, der viele Söhne haben wird, die die Erde bevölkern und mein Werk - den Tempelbau - zu Ende führen werden. Dann bezeichnete er noch den Ort, wo das Goldene Dreieck zu finden sei. Es wurde zu dem Ehernen Meer gebracht und beide an einem besonderen Ort des Tempels, im Allerheiligsten, aufbewahrt. Sie können nur von denen gefunden werden, die Verständnis dafür haben, was diese ganze Tempellegende von dem Tempel des Salomo und seinem Baumeister Hiram zu bedeuten hat." (Lit.: GA 93, S. 59ff)

Eva als die große Erdenmutter

Eva erscheint hier als die große Erdenmutter, die die Summe all dessen umfasst, was durch die alte Saturn-, Sonnen- und Mondenentwicklung herübergekommen ist, wo die Grundlage für den physischen Leib, den Ätherleib und Astralleib des Menschen geschaffen wurden. Eva repräsentiert derart die drei Mütter von denen auch im zweiten Teil der Faust-Tragödie Goethes die Rede ist.

„Wenn es heißt, daß der Elohim sich mit Eva verband, so müssen wir nicht glauben, daß unter Eva irgend etwas Ähnliches verstanden wird wie die gegenwärtige Frau. Eva war die Menschheit der polarischen Rasse, eine von der heutigen Menschheit ganz verschiedene, nämlich eine viel einfachere. Wenn wir an die Blutwärme denken und alles andere uns fortsuggerieren, wenn wir an diese [Blutwärme] denken, die in jeder Ecke und in jedem Winkel unseres Körpers vom Kopf bis zum Fuß pulsiert, wenn wir [sie] uns in jeder Einzelheit unseres Körpers vorstellen, aber uns denken, daß alles übrige verschwunden ist und nichts übriggeblieben ist als dieser blutwarme Mensch, dann können wir uns eine Vorstellung bilden davon, wie die Eva aussah, mit der sich der Elohim verband. Die Erde war damals dunkel, aber in der zweiten oder hyperboräischen Epoche durchdrangen die Sonnengeister diese dunkle Eva mit Licht, und diese Sonnenstrahlen enthielten nicht nur Licht, sie enthielten auch Nahrung, und was nicht als Nahrung verbraucht wurde, um die Menschheit oder Eva zu ernähren, war verfügbar zum Zwecke der Fortpflanzung, und auf diese Weise entstand Kain aus der Verbindung des Elohim mit Eva.

In der lemurischen oder Mondepoche erschaffte der Elohim Jahve, der auch einer von den Sonnengeistern war und ausgesandt worden war, um die Mondentwickelung zu leiten, den Adam, das heißt: er teilte die Menschheit in Geschlechter, und wenn es heißt, daß Adam die Eva ehelichte, so bedeutet das, daß die beiden Geschlechter sich vereinigten zum Zwecke der Fortpflanzung, und aus dieser Verbindung entstand Abel.

Die ursprünglich vereinigten Sonnenkräfte und Reproduktionskräfte hatten sich getrennt und brachten zwei Menschenklassen hervor. Kain und Abel bekämpfen sich Tag für Tag in unseren Körpern, ja sogar stündlich streiten sie miteinander, denn Abel wird dargestellt durch das Blut der Arterien, das aus den Lungen kommt und vom Herzen, erfüllt mit dem lebengebenden Geist der Luft, dem reinen und stärkenden Sauerstoff. Kain dagegen wird dargestellt durch das Venenblut, das erfüllt ist mit der giftigen, todbringenden Kohlensäure.

Wäre das alles, so hätte damals die Menschheit aufgehört zu existieren. Doch lebt Abel in Seth weiter, der wieder verjüngte Abel, der wieder den Lebensatem erhielt, den Sauerstoff in den Lungen. Daher tritt Seth, sooft Abel getötet wird, an dessen Stelle. Als die Sonnenkraft sich teilte, wurde das Abel-Seth-Geschlecht der Träger der göttlichen Weisheit und der Intuition, seine Angehörigen waren Priester und Könige «durch die Gnade Gottes». Physisch betrachtet sind sie negativ oder weiblich (nicht notwendig physisch weiblich).

Das Kains-Geschlecht besitzt die Kraft der Fortpflanzung (nicht notwendig geschlechtlich) statt der intuitiven Weisheit. Sie sind positiv, männlich (nicht notwendig physisch männlich) und sind die Weltarbeiter, die wissenschaftlichen Forscher und so weiter. Dies wird vielleicht verständlicher aus dem folgenden Diagramm:


Zeichnung aus GA 265, S. 396
Zeichnung aus GA 265, S. 396

Gottessöhne . ..[3] physisch weiblich, ätherisch männlich, besitzen Intuition: Abel


Die Sonnenkraft enthält Nahrung, Intuition und Fortpflanzung


Töchter der Menschen .. .[3] physisch männlich, ätherisch weiblich, besitzen die Reproduktionskraft: Kain.


In der atlantischen Zeit wurde ein Versuch gemacht, diese zwei Klassen zu vereinigen, doch führte das zur schwarzen Magie der schlimmsten Art. Darauf wird hingedeutet in der Bibelstelle: «Die Söhne Gottes vermählten sich mit den Töchtern der Menschen.»

Die Ankunft der Königin von Saba bedeutet den Versuch der Gegenwart. Die Wissenschaft, die durch Hiram dargestellt ist, kann sich jetzt mit der Seelenweisheit vereinigen, die symbolisiert wird durch die Königin von Saba. Die Amme ist der in die Zukunft schauende Prophet, der Vogel Had-Had ist ein Geist der Intelligenz, die zur Seele herabsteigt und sie von der Offenbarung, wie sie durch Salomo dargestellt wird, hinwendet zur selbsterworbenen Erkenntnis, die ihren Ausdruck findet in Hiram.

Der Tempel stellt die Erdenentwickelung dar. Salomo ist gleich einem Spiegel, der die kosmische Weisheit widerspiegelt, ohne irgendwelche eigene Anstrengung. Hiram andererseits sieht das Bild und arbeitet es aus. Er besitzt nicht die Fähigkeit, direkt aus der göttlichen Quelle zu schöpfen; er ist die materielle Erkenntnis, die das gegenständlich machen kann, was Salomo nur sehen kann.

Darum wird Balkis, die Seele, unzufrieden und löst ihre Verbindung mit Salomo, als sie die Schönheit Hirams erkennt, und sie gewinnt den Ring von Salomos Hand zurück, als er trunken ist.

Daß Hiram den Tau-Hammer schwingt, um auf Balkis' Wunsch die Arbeiter herbeizurufen, stellt symbolisch dar, auf welche Weise alle großen, weltbewegenden Ereignisse zustande gebracht wurden, wenn sie wie die Ameisen jahrelang arbeiteten, um einen bestimmten Zweck zu erreichen: durch die Macht der Massensuggestion. Diese wurde angewendet, so daß sie zur Arbeit sich einfanden wie auf eigenen Antrieb. Es würde Unrecht sein, jetzt eine solche Kraft anzuwenden, aber zu jener Zeit waren die Menschen nicht so individualisiert [wie heute], und wenn Tempel gebaut werden sollten, die dem Fortschritt der Menschheit dienen sollten, brauchten die Priester damals ganz mit Recht solche Mittel, um ihren Zweck zu erreichen. Die Kreuzzüge und Jeanne d'Arcs Heer sind andere Beispiele von solcher Massensuggestion. Manchmal sind Fanatiker, die zum Teil ohne inneres Gleichgewicht sind, sehr stark in dieser Richtung.

Als Hiram sich in das Feuer wirft, trifft er unterwegs Tubal-Kain. Der führt Hiram zum Mittelpunkt der Erde (wo die Ich-Pflanze wächst; Kain war ein Ackerbauer), und dort finden sie Kain in seinem unschuldigen Zustand. Kain gibt dem Hiram einen neuen Hammer und ein neues Wort.“ (Lit.:GA 265, S. 294ff)

Die Kainssöhne

Die Kainssöhne sind nach dieser Legende die Söhne jener Elohim, die auf der Weltentwicklungsstufe des alten Mondes ein wenig zurückgeblieben sind. Damals wurde der menschliche Astralleib aus dem Kama, aus der allgemeinen astralen Substanz herausgebildet und Kama, das Feuer der Leidenschaft, nach und nach mit Weisheit durchdrungen. Andere Elohim schritten über diese Verbindung von Weisheit und Leidenschaft hinaus und als sie während der Erdentwicklung den irdischen Menschen schufen, waren sie nicht mehr von Leidenschaft durchdrungen und statteten den Menschen mit ruhiger, abgeklärter Weisheit aus. Das waren die Söhne Seths. Die anderen Elohim aber, die noch mit Kama verbunden waren, gaben den Kainssöhnen ein leidenschaftliches Element, so dass sie sich mit feurigem Enthusiasmus für die Weisheit begeistern konnten. Aus der leidenschaftlichen Begeisterung der Kainssöhne gingen alle Künste und Wissenschaften hervor, während die priesterliche Abel-Seth-Strömung von abgeklärter und völlig leidenschaftsloser Frömmigkeit und Weisheit beseelt war. Diese beiden gegensätzlichen Strömungen waren bis zur Griechisch-Lateinischen Zeit immer vorhanden.

Hiram erscheint in der Tempellegende als Repräsentant der initiierten Kainssöhne der vierten und fünften nachatlantischen Kulturepoche und die Königin von Saba gibt ein Bild der menschlichen Seele, die sich zwischen der abgeklärten, leidenschaftslosen Weisheit und Frömmigkeit Salomons und der erdumwandelnden Tatkraft der Kainssöhne zu entscheiden hat.

"Das Eherne Meer ist jener Guß, der entsteht, wenn in der entsprechenden Weise Wasser mit Erz vermischt ist. Die drei Gesellen machen es falsch, der Guß wird zerstört. Aber indem Tubal-Kain dem Hiram die Mysterien des Feuers enthüllt, ist Hiram imstande, Wasser und Feuer in der richtigen Weise zu verbinden. Dadurch entsteht das Eherne Meer. Es ist das, was das Geheimnis der Rosenkreuzer ist. Es entsteht, wenn das Wasser der ruhigen Weisheit sich verbindet mit dem Feuer des astralen Raumes, dem Feuer der Leidenschaft. Dadurch muß eine Verbindung Zustandekommen, die «ehern» ist, die getragen werden kann in die folgenden Zeitalter, wenn hinzukommt das Geheimnis von dem heiligen Goldenen Dreieck, das Geheimnis von Atma-Buddhi-Manas. Dieses Dreieck, mit all dem, was es im Gefolge hat, wird der Inhalt des erneuerten Christentums der sechsten Unterrasse sein. Das wird vorbereitet durch die Rosenkreuzer und dann wird das, was im Ehernen Meer symbolisiert wird, verbunden sein mit der Erkenntnis von Reinkarnation und Karma. Dies ist die neue okkulte Lehre, die dem Christentum wieder eingefügt wird. Atma-Buddhi-Manas, das höhere Selbst, ist das Geheimnis, das offenbar werden wird, wenn die sechste Unterrasse dazu reif sein wird. Dann wird Christian Rosenkreutz nicht mehr als Warner dazustehen brauchen, sondern es wird alles, was Kampf bedeutet hat auf dem äußeren Plan, den Frieden finden durch das Eherne Meer, durch das heilige Goldene Dreieck." (Lit.: GA 093, S. 66)

Christus und das Mysterium von Golgatha

Als sich der Christus mit der Erde verband, trat ein ganz neues Element in die Erdentwicklung ein. Der Christus ist nicht bloß Weiheit, sonder er ist die inkarnierte Liebe. Die Liebe ist

"ein hohes göttliches Kama, das zu gleicher Zeit Buddhi ist; ein rein flutendes Kama, das nichts für sich will, sondern alle Leidenschaften in unendlicher Hingabe nach außen richtet, ein umgekehrtes Kama ist. Buddhi ist umgekehrtes Kama. (Lit.: GA 093, S. 63)

Dadurch bereitet sich innerhalb der Strömung der Söhne der Weisheit eine neue, höhere Frömmigkeit vor, die allerdings enthusiastisch sein kann, aber nicht vom Feuer des alten Monden-Kama genährt wird, sondern aus der christlichen Liebe, dem umgekehrten Kama. Diese neue, christliche Frömmigkeit wird im vierten nachatlantischen Zeitalter veranlagt, kann sich aber noch nicht mit der Strömung der Kainssöhne verbinden. Sie bleiben zunächst noch Gegner:

"Würde nämlich das Christentum unbedingt schnell alle Menschen ergreifen, so würde es sie zwar mit Liebe erfüllen können, aber das einzelne menschliche Herz, das individuelle menschliche Herz wäre nicht dabei. Es wäre keine freie Frömmigkeit, es wäre nicht das Gebären des Christus in sich selbst als Bruder, sondern bloß als Herrn. Dazu müssen noch durch die ganze fünfte Unterrasse hindurch die Kainssöhne wirken. Sie wirken in ihren Initiierten und bauen den Tempel der Menschheit, aufgebaut aus weltlicher Kunst und weltlicher Wissenschaft." (Lit.: GA 093, S. 63)

Aber ein neues Christentum wird künftig entstehen, in dem sich beide Strömungen vereinigen, ein Christentum, das im Besitz der Geheimnisse des Ehernen Meers und des Goldenen Dreiecks ist:

"Dieses Christentum hat ein anderes Symbol; nicht mehr den gekreuzigten Gottessohn, sondern das Kreuz, von Rosen umwunden. Das wird das Symbol des neuen Christentums der sechsten Unterrasse sein. Aus dem Mysterium der Rosenkreuzerbruderschaft wird sich dieses Christentum der sechsten Unterrasse entwickeln, das das Eherne Meer und das Goldene Dreieck kennen wird." (Lit.: GA 093, S. 65f)

Erläuterungen

In einer handschriftlich 1906 von Rudolf Steiner festgehaltenen Fassung, die noch zusätzlich Erläuterungen enthält, lautet die Tempellegende so:

"Im Beginn der Erdenentwickelung stieg einer der Lichtgeister oder Elohim aus dem Sonnenbereich in den Erdenbereich und verband sich mit Eva, der Urmutter des Lebendigen. Aus dieser Verbindung entstand Kain, der erste der Erdenmenschen. Darauf bildete ein anderer aus der Reihe der Elohim, Jahve oder Jehova, den Adam; und aus der Verbindung des Adam mit Eva entstand Abel, des Kain Stiefbruder. Die Ungleichheit der Abstammung von Kain und Abel (geschlechtliche und ungeschlechtliche Abstammung) bewirkte Streit zwischen Kain und Abel. Und Kain erschlug den Abel. Abel war durch die geschlechtliche Abstammung, Kain durch den moralischen Fall des Lebens in der geistigen Welt verlustig gegangen. Für Abel gab Jehova dem Elternpaar den Ersatzsohn Seth. Von Kain und Seth stammen zwei Menschentypen ab. Die Nachkommen Seths konnten in besonderen (traumhaften) Bewußtseinszuständen in die geistige Welt schauen. Die Nachkommen Kains waren dieses Schauens ganz verlustig gegangen. Sie mußten sich im Laufe der Generationen hindurch durch allmähliche Ausbildung der menschlichen Erdenkräfte zur Wiedererringung der spirituellen Fähigkeiten hinaufarbeiten.

Einer der Nachkommen Abel-Seths war der weise Salomo. Er hatte sich die Gabe traumhaften Hellsehens noch ererbt; ja hatte sie in einem besonderen Grade als Anlage mitbekommen; so kam es, daß seine Weisheit so weithin berühmt war, daß symbolisch von ihm berichtet wird, er habe auf einem Throne von Gold und Elfenbein gesessen (Gold und Elfenbein Symbole der Weisheit).

Aus dem Kainsgeschlechte stammten Menschen, die sich im Laufe der Zeit immer mehr und mehr die Hinaufentwickelung der menschlichen Erdenkräfte angelegen sein ließen. Einer dieser Menschen war Lamech, der Bewahrer der T-Bücher, in welchen, soweit dies durch Erdenkräfte möglich war, die Urweisheit wiederhergestellt war, so daß diese Bücher den uneingeweihten Menschen unverständlich sind. Ein andrer Nachkomme der Kain-Menschheit ist Tubalkain, welcher in der Bearbeitung der Metalle es weit brachte, ja die Metalle kunstvoll zu Musikinstrumenten zu formen verstand. Und als Zeitgenosse Salomos lebte Hiram Abiff oder Adoniram aus dem Kainsgeschlecht, der in seiner Kunst so weit gelangt war, daß diese unmittelbar an das Schauen der höheren Welten grenzte, eben noch eine dünne Wand gegen die Initiation für ihn zu durchstoßen war. Der weise Salomo erdachte den Plan eines Tempels, der in seinen Formteilen symbolisch die Menschheitsentwickelung zum Ausdrukke bringen sollte. Durch seine Traumweisheit konnte er die Gedanken dieses Tempels in allen Einzelheiten ersinnen; doch fehlte ihm die Kenntnis der Erdenkräfte zum wirklichen Bau, welche nur durch Ausbildung der Erdenkräfte im Kainsgeschlecht zu erringen waren. Es verband sich deshalb Salomo mit Hiram-Abiff. Dieser baute nun den die Menschheitsentwickelung symbolisch ausdrückenden Tempel.

Salomos Ruhm war gedrungen bis zur Königin von Saba, Balkis. Diese begab sich eines Tages an den Hof Salomos, um diesen zu ehelichen. Es wurden ihr alle Herrlichkeiten des salomonischen Hofes gezeigt; auch der gewaltige Tempel. Sie konnte aus den Vorstellungen heraus, die sie bis dahin gewonnen hatte, nicht begreifen, wie ein Baumeister, der nur menschliche Kräfte zur Verfügung hatte, so etwas habe leisten können. Sie hatte ja nur erfahren, daß die Führer von Arbeitern durch den Besitz von atavistischen magischen Kräften genügende Scharen von Arbeitern hatten zusammenführen können, um die alten gewaltigen Bauten aufzuführen. Sie verlangte den ihr seltsam-merkwürdigen Baumeister zu sehen. Als er ihr begegnete, machte sein Auge sogleich einen tief bedeutsamen Eindruck auf sie. Dann sollte er ihr zeigen, wie er durch bloße Menschen-Verabredung die Arbeiter führe. Er nahm seinen Hammer, bestieg einen Hügel, und auf ein Zeichen mit dem Hammer eilten große Scharen von Arbeitern herbei. Die Königin von Saba merkte, daß Menschen- Erdenkräfte zu solcher Bedeutung sich entwickeln können.

Bald darauf erging sich die Königin mit ihrer Amme (Amme steht symbolisch für eine prophetische Person) vor den Toren der Stadt. Sie begegneten Hiram Abiff. In dem Augenblicke, als die beiden Frauen den Baumeister erblickten, flog aus den Lüften der Vogel Had-Had auf den Arm der Königin von Saba.

Die prophetische Amme deutete dieses dahin, daß die Königin von Saba nicht für Salomo, sondern für Hiram Abiff bestimmt sei. Von diesem Augenblicke an dachte die Königin nur mehr daran, wie sie das Verlöbnis mit Salomo lösen könne. Es wird weiter erzählt, daß nun «im Rausche» dem König der Verlobungs-«ring» vom Finger gezogen wurde, so daß sich nun die Königin für die dem Hiram Abiff bestimmte Braut betrachten konnte. (Es liegt das Bedeutungsvolle diesem Zug der Legende zugrunde, daß in der Königin von Saba zu sehen ist die alte Sternenweisheit, die bis in jene Zeitepoche verbunden war den alten atavistischen Seelenkräften, die in Salomo symbolisiert sind. Die okkulten Legenden drücken in den Symbolen von weiblichen Personen die Weisheit aus, welche sich mit dem männlichen Teil der Seele vermählen kann. Mit der Zeit Salomos ist die Epoche eingetreten, in welcher diese Weisheit übergehen soll von den atavistischen alten Kräften an die neu erworbenen Erden- Ich-Kräfte. Der «Ring» ist immer das Symbol des «Ich». Salomo wird noch im Besitz eines nicht voll-menschlichen Ich gedacht, sondern eines solchen, welches nur der Widerschein ist des «höheren Ichs» der Engel im atavistischen Traum-Hellseher-Bewußtsein. Der «Rausch» deutet darauf hin, daß dieses Ich wieder verloren wird innerhalb der halbbewußten Seelenkräfte, durch die es erworben ist. Hiram ist erst im Besitze eines real-menschlichen «Ich».)

Von diesem Zeitpunkte an ergreift den König Salomo eine heftige Eifersucht gegen seinen Baumeister. Es haben es daher drei verräterische Gesellen leicht, das Ohr des Königs für eine Tat zu finden, durch welche sie Hiram Abiff verderben wollen. Sie sind dessen Gegner, weil sie von ihm zurückgewiesen werden mußten, als sie den Meistergrad und das Meisterwort verlangten, für die sie nicht reif sind.

Diese drei verräterischen Gesellen beschließen nun, dem Hiram Abiff das Werk zu verderben, das er als die Krönung seines Wirkens am Hofe Salomos vollbringen soll. Es ist dies der Guß des «Ehernen Meeres». Das ist ein aus den sieben Grundmetallen (Blei, Kupfer, Zinn, Quecksilber, Eisen, Silber, Gold) in solchen Maß Verhältnissen hergestellter künstlicher Guß, der völlig durchsichtig ist. Die Sache war vollendet, bis auf einen allerletzten Einschlag, der vor versammeltem Hof - auch vor der Königin von Saba - gemacht werden sollte, und durch welchen die noch trübe Substanz bis zur völligen Klarheit sich umbilden sollte. Nun mischten die drei verräterischen Gesellen etwas Unrechtes in den Guß, so daß, statt daß sich dieser klärte, Feuerfunken aus ihm sprühten. Hiram Abiff suchte das Feuer durch Wasser zu beruhigen. Das gelang nicht, sondern die Flammen schlugen nach allen Seiten. Die versammelten Leute eilten nach allen Seiten auseinander. Hiram Abiff aber hörte aus den Flammen und der glühenden Masse eine Stimme: «Stürze dich in das Flammenmeer; du bist unversehrbar.» Er stürzte sich in die Flammen und merkte bald, daß sein Weg nach dem Mittelpunkte der Erde zuginge. Auf halbem Wege traf er seinen Vorfahren Tubalkain. Dieser führte ihn nach dem Erdmittelpunkte, wo sich der große Vorfahre Kain befand, in dem Zustande, wie er vor der Sünde war. Hier erhielt Hiram Abiff von Kain die Erklärung, daß die energische Entfaltung der menschlichen Erdenkräfte zuletzt zu der Höhe der Initiation führe, und daß die auf diesem Wege erlangte Initiation im Erdenverlaufe an Stelle des Schauens der Abel-Seth-Söhne treten müsse, das verschwinden werde. Symbolisch wird die mutverleihende Kraft, welche Hiram Abiff von Kain erhält, dadurch ausgedrückt, daß gesagt wird, Hiram habe einen neuen Hammer von Kain erhalten, mit dem er an die Erdenoberfläche zurückkehrte, das Eherne Meer berührte und dadurch dessen völlige Durchsichtigkeit bewirken konnte. (Mit dieser Symbolik ist dasjenige gegeben, was in gehöriger Meditation die innere Wesenheit der Menschenentwickelung auf der Erde zur Imagination erhebt. Das Eherne Meer kann als Symbol dessen gelten, was der Mensch geworden wäre, wenn nicht die drei verräterischen Kräfte in der Seele Platz gegriffen hätten: Zweifel, Aberglaube, Illusion des persönlichen Selbstes. Durch diese Kräfte ist die Erden- Menschheitsentwickelung zur Feuerentfaltung in der lemurischen Zeit gekommen, welche durch die Wasserentwickelung der atlantischen Zeit nicht gedämpft werden kann. Es muß vielmehr eine solche Entwickelung der menschlichen Erdenkräfte stattfinden, daß in der Seele der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird, der in Kain vor dem Brudermorde vorhanden war. Es können sich nicht die traumhaften Seelenkräfte der Kinder Abel-Seths gegen die Erdenkräfte halten, sondern nur die zur vollen realen Ich-Entwickelung kommenden Nachkommen Kains.)" (Lit.: GA 265, S. 366ff)

„Auch in diesem Teil der Legende liegt tiefer Sinn. Bevor der Mensch herabgestiegen ist aus dem Schoße der Gottheit in irdische Verkörperungen, war er in geistiger Umgebung, die er wahrnehmen konnte. Er horte das göttliche Schöpferwort. Er verkörperte sich in den Metallmassen, die damals noch im Feuer flüssig waren. Bevor dies geschah, konnten drei Gesellen nichts ihm anhaben: Zweifel, Aberglaube und die Illusion des persönlichen Selbst. Zweifel konnte er nicht haben an der geistigen Welt, denn sie war ja um ihn. Aberglaube konnte ihn nicht befallen, denn er sah das Geistige in seiner wahren Gestalt. Der Aberglaube besteht aber in der Vorstellung des Geistigen unter falscher Gestalt. Die Illusion des persönlichen Selbst konnte ihn nicht befallen, denn er wußte sich in der allgemeinen Geistigkeit; er war durch das Eingeschlossensein in seinen Körper noch nicht herausgetrennt aus dieser allgemeinen Geistigkeit. Hätten sich diese drei verräterischen Gesellen nicht an seine Fersen geheftet, es wäre sein Leib ein reiner harmonischer Zusammenhang der Stoffe geworden. Sie mischten den Einschlag hinein, der ihn das göttlich-geistige Schöpferwort vergessen machte. Der Guß wurde dadurch zerstört. Es stellt dann die Fahrt des Hiram Abiff zum Erdmittelpunkte das Vordringen des Menschen auf dem okkulten Pfade vor. Dadurch gelangt die Menschheit wieder in den Besitz des T, des göttlichen Schöpferwortes, lernt die Menschennatur (Kain) kennen, wie sie vor dem Falle war und wie sie in Reinheit schaffen kann.“ (Lit.:GA 265, S. 370)

In der esoterischen Stunde vom 27. Mai 1923 schildert Steiner den Guss des Ehernen Meeres und den Tod Hirams in einer etwas anderen Variante, in der auch das neue Meisterwort genannt wird:

"Von diesem Zeitpunkt an ergreift den König Salomo heftige Eifersucht gegen seinen Baumeister Hiram Abiff. Dieser hatte beim Tempelbau drei Gesellen, die den Meistergrad von.ihm forderten. Sie hatten aber ihre Untüchtigkeit gezeigt, indem sie einen für den Tempelbau unersetzbaren mächtigen Balken zu kurz geschnitten hatten. Hiram hatte das Unglück gut gemacht dadurch, daß er durch seine besonderen Kräfte den Balken hatte in die richtige Länge dehnen können. Sie sind nun die Gegner Hiram Abiffs, weil sie von ihm zurückgewiesen werden mußten, als sie den Meistergrad und das Meisterwort von ihm verlangten, für das sie noch nicht reif waren. Die drei verräterischen Gesellen haben es leicht, das Ohr des Königs für die Tat zu finden, durch welche sie Hiram Abiff verderben wollen.

Die Vollendung des Tempelbaus sollte durch ein Werk gekrönt werden, in dem Hiram Abiff die Spannung und Feindschaft zwischen den Kain- und Abel-Söhnen zu versöhnen gedachte. Es war das eherne Meer, dessen Guß aus den sieben Grundmetallen (Blei, Zinn, Eisen, Gold, Kupfer, Quecksilber und Silber) und Wasser, dem Metall der Erde, so gemischt werden sollte, daß der fertige Guß völlig durchsichtig sein sollte. Die Sache war vollendet bis auf einen allerletzten Einschlag, der vor versammeltem Hof, auch vor der Königin von Saba, gemacht werden sollte und durch welchen die noch trübe Substanz bis zur völligen Klarheit umgewandelt werden sollte. Nun mischten die drei verräterischen Gesellen, die die Aufgabe hatten, den letzten Bestandteil hinzuzufügen, das Wasser in falschem Verhältnis zu, und statt durchsichtig zu werden, versprühte der Guß in verheerenden Flammen. Hiram Abiff suchte das Feuer zu beruhigen, das gelang nicht, die Flammen schlugen nach allen Seiten auseinander.

Hiram Abiff aber hörte aus den Flammen und aus der glühenden Masse eine Stimme: Stürze dich hinein in das Feuermeer, du bist unversehrbar. Er stürzte sich in die Flammen und merkte, daß sein Weg nach dem Mittelpunkte der Erde führte. Auf halbem Wege traf er Tubal Kain, seinen Vorfahren. Dieser führte ihn zum Erdmittelpunkt, wo sich der große Vorfahr Kain befand in dem Zustande, wie er vor der Sünde, dem Abel-Mord, war. Dieser gab ihm das goldene Dreieck mit dem Meisterwort. Auf halbem Wege nach oben übergab ihm Tubal Kain einen Hammer und wies ihn an, damit den Guß des ehernen Meeres zu berühren. Es erhält Hiram Abiff von Kain die Erklärung, daß die energische Entfaltung der menschlichen Erdenkräfte zuletzt zu der Höhe der Initiation führe, und daß die auf diesem Wege erlangte Initiation im Erdenlaufe an Stelle des alten Schauens treten müsse, daß dieses verschwinden werde. Mit dem Hammer geht Hiram an die Erdoberfläche zurück; er berührt mit diesem das eherne Meer, der Guß gelingt, und er konnte dessen völlige Durchsichtigkeit bereiten.

Hiram wollte sein Werk, den Tempel, zum letzten Male sehen und begab sich nachts dahin. Da lauerten ihm die falschen Gesellen auf. Der erste versetze ihm an dem einen Tore einen Schlag auf die linke Schläfe, daß das Blut herunterfloß bis auf die Schulter. Hiram Abiff wandte sich zum zweiten Tor, um den Tempel zu verlassen. Da versetzte ihm der zweite Geselle einen Schlag auf die rechte Schläfe, daß das Blut bis auf die Schulter floß. Er wandte sich zum dritten Tor. Da traf ihn der Schlag des dritten Gesellen auf die Stirn, so daß er zusammenbrach. Er schleppte sich noch hinaus bis zu einem Brunnen, in den er das goldene Dreieck versenkte. Die drei Gesellen verscharrten seine Leiche. Vor seinem Tod konnte Hiram noch das goldene Dreieck mit dem Meisterwort versenken in einen tiefen Brunnen. Auf seinem Grabe wuchs ein Kassia-Baum, eine Akazie. Den Wissenden war bekannt, daß aus dem Grabe eines Eingeweihten ein Kassia-Baum herauswächst. Als man seinen Leichnam fand, ertönte das neue Meisterwort: «Mach ben ach». Das bedeutet: Das Geistig-Seelische hat sich vom Physisch-Leiblichen getrennt - oder: Anderssein des Leibes.[4] Man suchte dann das goldene Dreieck und fand es in dem Brunnen. Es wurde auf das Dreieck ein kubischer Stein gelegt mit den zehn Geboten und so wurde es verborgen im Tempel eingemauert.

Mit dieser Symbolik ist dasjenige gegeben, was in Meditation die innere Wesenheit der menschlichen Entwicklung auf der Erde zur Imagination erhöhte. Das eherne Meer kann als Symbol dessen gelten, was der Mensch geworden wäre, wenn nicht die drei verräterischen Kräfte in der Seele Platz gefunden hätten. Diese drei verräterischen Kräfte sind: Zweifel, Aberglaube, Illusion des persönlichen Selbst.

Hiram Abiff wurde wiedergeboren als Lazarus und war so derjenige, der als erster von Christus eingeweiht wurde. Mit ihm setzte ein die (Versöhnung der Differenz), die zwischen der Kain- und Abelströmung stand." (Lit.: GA 265, S. 458ff)

In einer weiteren Mitschrift dieser esoterischen Stunde findet sich noch folgende wichtige Ergänzung, die eine Verbindung zum Brand des ersten Goetheanums herstellt:

"Hiram Abiff wurde wiedergeboren als Lazarus und wurde so derjenige, der als erster von Christus eingeweiht wurde. Mit ihm setzte ein die Strömung der Mitte, die zwischen der Kain- und Abelströmung stand. Die Kain-Strömung fand im Laufe der Zeiten ihre Hauptvertreter in der F. (Freimaurerei-Strömung), während das Abelitentum seinen Ausdruck fand in der Priesterströmung der (katholischen ?) Kirche. Beide Menschheitsströmungen blieben einander streng feindlich. Nur einmal vereinten sie sich in Eintracht: in ihrem Haß gegen die Strömung der Mitte. Das Ergebnis dieser einträchtigen Vereinigung beider sonst feindlicher Richtungen war die Vernichtung des Johannesbaues (Goetheanums)." (Lit.: GA 265, S. 460f)

Anmerkungen

  1. In der Bibel wird das Eherne Meer so beschrieben:

    23 Und er machte das Meer, gegossen, von einem Rand zum andern zehn Ellen weit rundherum und fünf Ellen hoch, und eine Schnur von dreißig Ellen war das Maß ringsherum. 24 Und um das Meer gingen Knoten an seinem Rand ringsherum, je zehn auf eine Elle; es hatte zwei Reihen Knoten, die beim Guss mitgegossen waren. 25 Und es stand auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden gewandt waren, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten, und das Meer stand obendrauf, und ihre Hinterteile waren alle nach innen gekehrt. 26 Die Wanddicke des Meeres aber war eine Hand breit und sein Rand war wie der Rand eines Bechers, wie eine aufgegangene Lilie, und es gingen zweitausend Eimer hinein. 1 Kön 7,23 LUT

  2. In Charles William Heckethorns «Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren» wird diese Szene so dargestellt:

    "In seiner Eifersucht gab er [Salomo] den drei Gesellen, die den Guß des ehernen Meeres verdorben hatten, den Wink, daß ihm die Beseitigung des Nebenbuhlers erwünscht wäre. Vor der geplanten Abreise erschien Hiram nochmals im Tempel und hier wurde er von den Dreien erschlagen. Doch gelang es ihm vor dem Aushauchen des letzten Seufzers, das goldne Dreieck, das er um den Hals trug und auf dem das Meisterwort eingraviert war, in einen tiefen Brunnen zu werfen. Die Mörder hüllten den Leichnam ein, begruben ihn auf einem einsamen Hügel und pflanzten einen Akazienzweig aufs Grab.

    Als Hiram sich sieben Tage lang nicht zeigte, mußte Salomo, wenngleich ungern, dem Wunsche des Volkes nachgeben und ihn suchen lassen. Drei Meister entdeckten die Leiche, und da sie jene drei Gesellen des Mordes verdächtigten, weil sie wußten, daß Hiram ihnen den Meistergrad verweigert hatte, beschlossen sie vorsichtshalber, das Meisterwort abzuändern. Das erstbeste Wort, welches während der Emporhebung des Leichnams zufällig fallen würde, sollte das künftige Meisterwort werden. Als nun einer von ihnen sah, daß sich die Haut vom Körper loslöste, rief er aus: «Makbenach!» (etwa «Bruder erschlagen» oder «Fleisch vom Knochen getrennt») und so wurde «Makbenach» zum Kennwort des Meistergrades. Man erwischte die drei Mörder und sie entleibten sich, um nicht in die Hände der Gerechtigkeit zu fallen; ihre Köpfe wurden dem König überbracht. Da sich das goldne Dreieck nicht bei der Leiche Hirams vorfand, forschte man danach und fand es schließlich in jenem Brunnen. Salomo ließ es auf einen dreieckigen Altar legen, der sich in einem geheimen Gewölbe unterhalb des entlegensten Teiles des Tempels befand; um das goldne Dreieck noch besser zu verbergen, stellte man darauf einen kubischen Stein, der die zehn Gebote enthielt. Schließlich wurde das Gewölbe, dessen Vorhandensein nur 27 Erwählten bekannt war, zugemauert." (Lit.: Heckethorn, S 503)

  3. 3,0 3,1 Die Pünktchen finden sich so in der Vorlage.
  4. Nach einer anderen Mitschrift heißt die Übersetzung: «Erdensohn des Leides»

Literatur

  1. Charles William Heckethorn: Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren, Autorisierte deutsche Ausgabe, bearbeitet von Leopold Katscher, Leipzig, Rengersche Verlagsbuchhandlung 1900 (neu verlegt im Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-087-3) [1]
  2. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende, GA 93 (1991)
  3. Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914, GA 265 (1987), ISBN 3-7274-2650-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Die Tempellegende - aus Charles William Heckethorn «Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren», Leipzig 1900
  2. The Lost Master's Word (englisch)