Tempellegende und Elisabeth Vreede: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Salomonischer_Tempel.jpg|thumb|350px|Modell des [[Salomonischer Tempel|Salomonischen Tempels]] mit dem [[Ehernes Meer|ehernen Meer]] (links) und dem zentralen Altar (rechts) im Vorhof.]]
[[BIld:Elisabeth_Vreede.jpg|thumb|Elisabeth Vreede]]
Die '''Tempellegende''', die an den Bau des [[Salomonischer Tempel|Salomonischen Tempels]] {{B|1 Kön|6|1}} und insbesondere an den Guß des [[Ehernes Meer|Ehernen Meers]] {{B|1 Kön|7|23|LUT}} anknüpft, bildet die Grundlage der [[Freimaurer]]ei und wurde nach den Angabe [[Rudolf Steiner]]s im 15. Jahrhundert von [[Christian Rosenkreutz]] selbst gegeben.  
'''Elisabeth Vreede''' (* [[Wikipedia:16. Juli|16. Juli]] [[Wikipedia:1879|1879]] in [[Wikipedia:Den Haag|Den Haag]]; † [[Wikipedia:31. August|31. August]] [[Wikipedia:1943|1943]] in [[Wikipedia:Ascona|Ascona]]) war eine niederländische [[Mathematik|Mathematik]]erin, [[Astronomie|Astronomin]] und [[Anthroposophie|Anthroposophin]]. Sie gehörte von 1925 bis 1935 dem Vorstand der [[Anthroposophische Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]] an.


== Inhalt ==
== Leben ==
Was Christian Rosenkreutz lehrte, konnte er nur an wenige Schüler, nicht mehr als zehn, direkt weitergeben, für die anderen musste er seine Lehre in einen Mythus einkleiden, der ungefähr folgenden Inhalt hat:


<div style="margin-left:20px">
Elisabeth Vreede kam schon im Elternhaus mit der [[Theosophie]] in Kontakt. Sie interessierte sich früh für den Sternenhimmel, las die Werke von [[Wikipedia:Camille Flammarion|Camille Flammarion]] und lernte dabei Französisch. Sie studierte Mathematik, Astronomie und Philosophie an der [[Wikipedia:Universität Leiden|Universität Leiden]]. Nach dem Diplomabschluss 1906 gab sie bis 1910 Mathematikunterricht an einer höheren Mädchenschule.
"Es gab eine Zeit, da schuf einer der Elohim den Menschen; einen Menschen, den er Eva nannte. Mit Eva verband sich der Elohim selbst und es wurde von Eva Kain geboren. Darauf schuf der Elohim Jahve oder Jehova den Adam. Adam verband sich ebenfalls mit Eva und aus dieser Ehe ging Abel hervor.


Wir haben es also bei Kain mit einem unmittelbaren Göttersohn zu tun und bei Abel mit einem Sprößling des als Mensch geschaffenen Adam und der Eva. Nun geht der Mythus weiter.
Ab 1910 lebte sie in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]], arbeitete an ihrer (nicht vollendeten) [[Wikipedia:Dissertation|Dissertation]] und zeitweise als Sekretärin von [[Rudolf Steiner]]. 1914 zog sie nach [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]], um beim Bau des ersten [[Goetheanum]]s mitzuhelfen. In den Kriegsjahren half sie bei der Fürsorge für Kriegsgefangene in Berlin.


Die Opfergaben, welche Abel dem Gotte Jahve darbrachte, waren dem Gotte angenehm. Aber die Opfergaben des Kain nicht, denn Kain war nicht auf direktes Geheiß von Jahve entstanden. Die Folge davon war, daß Kain den Brudermord beging. Er erschlug Abel. Deshalb wurde er von der Gemeinschaft mit Jahve ausgeschlossen. Er ging in entfernte Gegenden und wurde dort der Stammvater eines eigenen Geschlechts.
Nach Kriegsende begann Vreede aus eigenen Mitteln die Bibliothek und das Archiv am Goetheanum aufzubauen. 1924 wurde sie Leiterin der Mathematisch-Astronomischen Sektion der ''[[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft|Freien Hochschule für Geisteswissenschaft]]'' am Goetheanum.


Adam verband sich weiterhin mit Eva und zum Ersatz von Abel wurde Seth geboren, der auch in der Bibel vorkommt. So entstanden zwei Menschengeschlechter: das erste von Eva und dem Elohim abstammend, das Geschlecht Kains; und das zweite von den bloßen Menschen abstammend, die auf Geheiß des Jahve sich verbunden haben.
Nach den internen Auseinandersetzungen in der Anthroposophischen Gesellschaft wurde sie mit [[Ita Wegman]] aus dem Vorstand abberufen. Wenige Monate nach deren Tod verstarb auch sie nach kurzer Krankheit.


Von dem Geschlecht des Kain stammen alle ab, die auf der Erde Künste und Wissenschaften ins Leben gerufen haben, zum Beispiel Methusael, der die Schrift, die Tau-Schrift erfunden hat und Tubal-Kain, der die Bearbeitung der Erze und des Eisens lehrte. So entstand in dieser Linie, direkt von dem Elohim abstammend, die Menschheit, die sich in Künsten und Wissenschaften ausbildet.
== Werke ==
Aus diesem Geschlecht der Kains ging auch hervor Hiram. Der war der Erbe alles dessen, was innerhalb der verschiedenen Generationen der Kainssöhne an Wissen, Kunst und Technik aufgespeichert worden war. Hiram war der bedeutendste Baukünstler, den man sich denken kann.


Aus der anderen Linie, aus dem Geschlechte Seths stammte Salomo, der sich auszeichnete in alledem, was von Jahve oder Jehova herrührte. Er war ausgestattet mit der Weisheit der Welt, mit alledem, was die ruhige, klare, abgeklärte Weisheit bei den Jehovasöhnen liefern kann. Dies war eine Weisheit, die man wohl mit Worten aussprechen kann, die dem Menschen tief ins Herz gehen, ihn erheben kann, aber nicht eine solche, welche das unmittelbare Objekt angreifen und etwas Wirkliches an Technik, Kunst und Wissenschaft hervorbringen kann. Es war eine Weisheit, die eine unmittelbare inspirierte Gabe des Gottes ist, nicht eine von unten herausgearbeitete, aus der menschlichen Leidenschaft, aus dem Menschenwollen hervorquillende Weisheit. Die fand sich bei den Kainssöhnen, bei denen, die unmittelbar von dem anderen Elohim abstammten. Das waren die strengen Arbeiter, die alles selbst erarbeiten wollten.
* ''Die Berechtigung der Mathematik in der Astronomie und ihre Grenzen''. In: ''Anthroposophische Hochschulkurse'', Bd. I/II, Stuttgart 1922
* ''Anthroposophie und Astronomie'', Novalis Verlag, Freiburg im Breisgau 1954
** Neu bearbeitete 2. Auflage: Verlag am Goetheanum, Dornach 1980, ISBN 978-3723502501
* ''Die Bodhisattvafrage in der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft''. Zwei Vorträge (vom 9. und 11. Juli 1930). In: Thomas Meyer/Elisabeth Vreede, ''Die Bodhisattvafrage'', Pegasus Verlagsbuchhandlung, Basel 1989
* ''Astrologie und Anthroposophie'', Verlag am Goetheanum, Dornach 1993, ISBN 3-7235-0695-X


Nun beschloß Salomo einen Tempel zu bauen. Er bestellte dazu als Baumeister den Sprößling der Kainssöhne: Hiram. Es war zu der Zeit, da die Königin von Saba, Balkis, nach Jerusalem kam, weil sie von dem weisen Salomo gehört hatte. Und sie war in der Tat, als sie ankam, entzückt von der erhabenen, klaren Weisheit und Schönheit des Salomo. Er warb um sie und erlangte auch ihr Jawort. Da hörte diese Königin von Saba auch von dem Tempelbau. Nun wollte sie auch den Baumeister Hiram kennenlernen. Als sie ihn sah, machte sein bloßer Blick auf sie einen ungeheuren Eindruck und nahm sie ganz gefangen.
== Literatur ==


Nun entspann sich etwas wie Eifersuchtsstimmung zwischen Hiram und dem weisen Salomo. Die Folge davon war, daß Salomo gern etwas gegen Hiram getan hätte; aber er mußte ihn behalten, damit der Tempel fertig gebaut werden konnte.
* Madeleine Petronella van Deventer (Hg.): ''Elisabeth Vreede – Ein Lebensbild'', Natura Verlag, Arlesheim 1976, ISBN 3-7235-0606-2
* ''Besinnung auf Elisabeth Vreede (1879–1943). Evocation de Elisabeth Vreede (1879–1943)'', Dornach 2003


Es kam nun folgendes. Der Tempel war bis zu einer ganz bestimmten Stufe fertig. Nur eines fehlte noch, was das Meisterstück des Hiram sein sollte: nämlich das Eherne Meer. Dieses Meisterstück Hirams sollte darstellen den Ozean, in Erz gegossen, und den Tempel schmücken<ref name="Meer">In der Bibel wird das Eherne Meer so beschrieben:
== Weblinks ==
<div style="margin-left:20px">
* [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=739 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
23 Und er machte das Meer, gegossen, von einem Rand zum andern zehn [[Wikipedia:Elle|Elle]]n weit rundherum und fünf Ellen hoch, und eine Schnur von dreißig Ellen war das Maß ringsherum. 24 Und um das Meer gingen Knoten an seinem Rand ringsherum, je zehn auf eine Elle; es hatte zwei Reihen Knoten, die beim Guss mitgegossen waren. 25 Und es stand auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden gewandt waren, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten, und das Meer stand obendrauf, und ihre Hinterteile waren alle nach innen gekehrt. 26 Die Wanddicke des Meeres aber war eine Hand breit und sein Rand war wie der Rand eines Bechers, wie eine aufgegangene Lilie, und es gingen zweitausend Eimer hinein. {{B|1 Kön|7|23|LUT}}
</div>
</ref>. Alle Erzmischungen waren in wunderbarer Weise von Hiram veranlagt worden und alles war zu dem Guß vorbereitet. Nun machten sich aber drei Gesellen ans Werk, die Hiram beim Tempelbau für unfähig befunden hatte, zu Meistern ernannt zu werden. Sie hatten ihm deshalb Rache geschworen und wollten die Ausführung des Ehernen Meeres verhindern. Ein Freund Hirams, der davon erfuhr, teilte Salomo diesen Plan der Gesellen mit, damit er ihn vereiteln würde. Aber Salomo ließ aus Eifersucht gegen Hiram der Sache ihren Lauf, weil er Hiram verderben wollte. Die Folge war, daß Hiram zusehen mußte, wie der ganze Guß zerstob, weil die drei Gesellen einen ungehörigen Stoff der Masse zugefügt hatten. Er versuchte noch durch Zugießen von Wasser das aufschäumende Feuer zu löschen, aber es wurde dadurch nur schlimmer. Während er schon nahe daran war, an dem Zustandekommen des Werkes zu verzweifeln, erschien ihm Tubal-Kain selbst, einer seiner Ahnherren. Dieser sagte ihm, er solle sich ruhig in das Feuer hineinstürzen, er sei durch das Feuer nicht verwundbar. Hiram tat es und gelangte bis zum Mittelpunkt der Erde. Tubal-Kain führte ihn zu Kain, der dort im Zustande der ursprünglichen Göttlichkeit war. Hiram wurde nun in das Geheimnis der Feuerschöpfung eingeweiht, in das Geheimnis des Erzgusses und so weiter. Er erhielt von Tubal-Kain noch einen Hammer und ein [[Goldenes Dreieck]], das er am Halse zu tragen habe. Dann kehrte er zurück und war nun imstande, das Eherne Meer wirklich herzustellen, den Guß wieder in Ordnung zu bringen.
 
Hierauf gewinnt Hiram die Hand der Königin von Saba. Er aber wird von den drei Gesellen überfallen und getötet. Doch ehe er starb, gelang es ihm noch, das Goldene Dreieck in einen Brunnen zu werfen. Als man nun nicht weiß, wo Hiram ist, wird er gesucht. Salomo selbst ist ängstlich und will hinter die Sache kommen. Man fürchtete, die drei Gesellen könnten das alte Meisterwort verraten und es wurde daher ein neues verabredet. Die ersten Worte, die fallen, wenn man Hiram wieder findet, sollten das neue Meisterwort sein. Als Hiram nun aufgefunden wurde, konnte er noch einige Worte sprechen<ref name=HiramsTod>In ''Charles William Heckethorns'' «Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren» wird diese Szene so dargestellt:
 
<div style="margin-left:20px">
"In seiner Eifersucht gab er [Salomo] den drei Gesellen, die den Guß des ehernen Meeres verdorben hatten, den Wink, daß ihm die Beseitigung des Nebenbuhlers erwünscht wäre. Vor der geplanten Abreise erschien Hiram nochmals im Tempel und hier wurde er von den Dreien erschlagen. Doch gelang es ihm vor dem Aushauchen des letzten Seufzers, das goldne Dreieck, das er um den Hals trug und auf dem das Meisterwort eingraviert war, in einen tiefen Brunnen zu werfen. Die Mörder hüllten den Leichnam ein, begruben ihn auf einem einsamen Hügel und pflanzten einen Akazienzweig aufs Grab.
 
Als Hiram sich sieben Tage lang nicht zeigte, mußte Salomo, wenngleich ungern, dem Wunsche des Volkes nachgeben und ihn suchen lassen. Drei Meister entdeckten die Leiche, und da sie jene drei Gesellen des Mordes verdächtigten, weil sie wußten, daß Hiram ihnen den Meistergrad verweigert hatte, beschlossen sie vorsichtshalber, das Meisterwort abzuändern. Das erstbeste Wort, welches während der Emporhebung des Leichnams zufällig fallen würde, sollte das künftige Meisterwort werden. Als nun einer von ihnen sah, daß sich die Haut vom Körper loslöste, rief er aus: «Makbenach!» (etwa «Bruder erschlagen» oder «Fleisch vom Knochen getrennt») und so wurde «Makbenach» zum Kennwort des Meistergrades. Man erwischte die drei Mörder und sie entleibten sich, um nicht in die Hände der Gerechtigkeit zu fallen; ihre Köpfe wurden dem König überbracht. Da sich das goldne Dreieck nicht bei der Leiche Hirams vorfand, forschte man danach und fand es schließlich in jenem Brunnen. Salomo ließ es auf einen dreieckigen Altar legen, der sich in einem geheimen Gewölbe unterhalb des entlegensten Teiles des Tempels befand; um das goldne Dreieck noch besser zu verbergen, stellte man darauf einen kubischen Stein, der die zehn Gebote enthielt. Schließlich wurde das Gewölbe, dessen Vorhandensein nur 27 Erwählten bekannt war, zugemauert." {{Lit|Heckethorn, S 503}}
</div></ref>. Er sagte: Tubal-Kain hat mir verheißen, daß ich einen Sohn haben werde, der viele Söhne haben wird, die die Erde bevölkern und mein Werk - den Tempelbau - zu Ende führen werden. Dann bezeichnete er noch den Ort, wo das Goldene Dreieck zu finden sei. Es wurde zu dem Ehernen Meer gebracht und beide an einem besonderen Ort des Tempels, im Allerheiligsten, aufbewahrt. Sie können nur von denen gefunden werden, die Verständnis dafür haben, was diese ganze Tempellegende von dem Tempel des Salomo und seinem Baumeister Hiram zu bedeuten hat." {{Lit|{{G|93|59ff}}}}
</div>
 
== Eva als die große Erdenmutter ==
Eva erscheint hier als die große [[Erdmutter|Erdenmutter]], die die Summe all dessen umfasst, was durch die alte [[Alter Saturn|Saturn]]-, [[Alte Sonne|Sonnen]]- und [[Alter Mond|Mondenentwicklung]] herübergekommen ist, wo die Grundlage für den [[Physischer Leib|physischen Leib]], den [[Ätherleib]] und [[Astralleib]] des [[Mensch]]en geschaffen wurden. Eva repräsentiert derart die drei [[Mütter]] von denen auch im [[Faust II|zweiten Teil der Faust-Tragödie]] [[Goethe]]s die Rede ist.
 
{{GZ|Wenn es heißt, daß der Elohim sich mit Eva verband, so müssen wir
nicht glauben, daß unter Eva irgend etwas Ähnliches verstanden
wird wie die gegenwärtige Frau. Eva war die Menschheit der polarischen
Rasse, eine von der heutigen Menschheit ganz verschiedene,
nämlich eine viel einfachere. Wenn wir an die Blutwärme denken
und alles andere uns fortsuggerieren, wenn wir an diese [Blutwärme]
denken, die in jeder Ecke und in jedem Winkel unseres Körpers vom
Kopf bis zum Fuß pulsiert, wenn wir [sie] uns in jeder Einzelheit
unseres Körpers vorstellen, aber uns denken, daß alles übrige verschwunden
ist und nichts übriggeblieben ist als dieser blutwarme
Mensch, dann können wir uns eine Vorstellung bilden davon, wie
die Eva aussah, mit der sich der Elohim verband. Die Erde war
damals dunkel, aber in der zweiten oder hyperboräischen Epoche
durchdrangen die Sonnengeister diese dunkle Eva mit Licht, und
diese Sonnenstrahlen enthielten nicht nur Licht, sie enthielten auch
Nahrung, und was nicht als Nahrung verbraucht wurde, um die
Menschheit oder Eva zu ernähren, war verfügbar zum Zwecke der
Fortpflanzung, und auf diese Weise entstand Kain aus der Verbindung
des Elohim mit Eva.
 
In der lemurischen oder Mondepoche erschaffte der Elohim Jahve,
der auch einer von den Sonnengeistern war und ausgesandt worden
war, um die Mondentwickelung zu leiten, den Adam, das heißt: er
teilte die Menschheit in Geschlechter, und wenn es heißt, daß Adam
die Eva ehelichte, so bedeutet das, daß die beiden Geschlechter sich
vereinigten zum Zwecke der Fortpflanzung, und aus dieser Verbindung
entstand Abel.
 
Die ursprünglich vereinigten Sonnenkräfte und Reproduktionskräfte
hatten sich getrennt und brachten zwei Menschenklassen
hervor. Kain und Abel bekämpfen sich Tag für Tag in unseren
Körpern, ja sogar stündlich streiten sie miteinander, denn Abel wird
dargestellt durch das Blut der Arterien, das aus den Lungen kommt
und vom Herzen, erfüllt mit dem lebengebenden Geist der Luft, dem
reinen und stärkenden Sauerstoff. Kain dagegen wird dargestellt
durch das Venenblut, das erfüllt ist mit der giftigen, todbringenden
Kohlensäure.
 
Wäre das alles, so hätte damals die Menschheit aufgehört zu existieren.
Doch lebt Abel in Seth weiter, der wieder verjüngte Abel,
der wieder den Lebensatem erhielt, den Sauerstoff in den Lungen.
Daher tritt Seth, sooft Abel getötet wird, an dessen Stelle.
Als die Sonnenkraft sich teilte, wurde das Abel-Seth-Geschlecht
der Träger der göttlichen Weisheit und der Intuition, seine Angehörigen
waren Priester und Könige «durch die Gnade Gottes».
Physisch betrachtet sind sie negativ oder weiblich (nicht notwendig
physisch weiblich).
 
Das Kains-Geschlecht besitzt die Kraft der Fortpflanzung (nicht
notwendig geschlechtlich) statt der intuitiven Weisheit. Sie sind
positiv, männlich (nicht notwendig physisch männlich) und sind die
Weltarbeiter, die wissenschaftlichen Forscher und so weiter. Dies
wird vielleicht verständlicher aus dem folgenden Diagramm:
 
 
[[Datei:GA265_396.gif|right|200px|Zeichnung aus GA 265, S. 396]]
Gottessöhne . ..<ref name="Punkte">Die Pünktchen finden sich so in der Vorlage.</ref> physisch weiblich, ätherisch männlich, besitzen Intuition: [[Abel]]
 
 
Die Sonnenkraft enthält Nahrung, Intuition und Fortpflanzung
 
 
Töchter der Menschen .. .<ref name="Punkte"></ref> physisch männlich, ätherisch weiblich, besitzen die Reproduktionskraft: [[Kain]].
 
 
 
In der atlantischen Zeit wurde ein Versuch gemacht, diese zwei
Klassen zu vereinigen, doch führte das zur schwarzen Magie der
schlimmsten Art. Darauf wird hingedeutet in der Bibelstelle: «Die
Söhne Gottes vermählten sich mit den Töchtern der Menschen.»
 
Die Ankunft der Königin von Saba bedeutet den Versuch der
Gegenwart. Die Wissenschaft, die durch Hiram dargestellt ist, kann
sich jetzt mit der Seelenweisheit vereinigen, die symbolisiert wird
durch die Königin von Saba. Die Amme ist der in die Zukunft
schauende Prophet, der Vogel Had-Had ist ein Geist der Intelligenz,
die zur Seele herabsteigt und sie von der Offenbarung, wie sie durch
Salomo dargestellt wird, hinwendet zur selbsterworbenen Erkenntnis,
die ihren Ausdruck findet in Hiram.
 
Der Tempel stellt die Erdenentwickelung dar. Salomo ist gleich
einem Spiegel, der die kosmische Weisheit widerspiegelt, ohne irgendwelche
eigene Anstrengung. Hiram andererseits sieht das Bild
und arbeitet es aus. Er besitzt nicht die Fähigkeit, direkt aus der
göttlichen Quelle zu schöpfen; er ist die materielle Erkenntnis, die
das gegenständlich machen kann, was Salomo nur sehen kann.
 
Darum wird Balkis, die Seele, unzufrieden und löst ihre Verbindung
mit Salomo, als sie die Schönheit Hirams erkennt, und sie
gewinnt den Ring von Salomos Hand zurück, als er trunken ist.
 
Daß Hiram den Tau-Hammer schwingt, um auf Balkis' Wunsch
die Arbeiter herbeizurufen, stellt symbolisch dar, auf welche Weise
alle großen, weltbewegenden Ereignisse zustande gebracht wurden,
wenn sie wie die Ameisen jahrelang arbeiteten, um einen bestimmten
Zweck zu erreichen: durch die Macht der Massensuggestion.
Diese wurde angewendet, so daß sie zur Arbeit sich einfanden wie
auf eigenen Antrieb. Es würde Unrecht sein, jetzt eine solche Kraft
anzuwenden, aber zu jener Zeit waren die Menschen nicht so individualisiert
[wie heute], und wenn Tempel gebaut werden sollten, die
dem Fortschritt der Menschheit dienen sollten, brauchten die Priester
damals ganz mit Recht solche Mittel, um ihren Zweck zu erreichen.
Die Kreuzzüge und Jeanne d'Arcs Heer sind andere Beispiele
von solcher Massensuggestion. Manchmal sind Fanatiker, die zum
Teil ohne inneres Gleichgewicht sind, sehr stark in dieser Richtung.
 
Als Hiram sich in das Feuer wirft, trifft er unterwegs Tubal-Kain.
Der führt Hiram zum Mittelpunkt der Erde (wo die Ich-Pflanze
wächst; Kain war ein Ackerbauer), und dort finden sie Kain in seinem
unschuldigen Zustand. Kain gibt dem Hiram einen neuen Hammer
und ein neues Wort.|265|294ff}}
 
== Die Kainssöhne ==
Die [[Kainssöhne]] sind nach dieser Legende die Söhne jener [[Elohim]], die auf der [[Weltentwicklungsstufe]] des [[Alter Mond|alten Mondes]] ein wenig zurückgeblieben sind. Damals wurde der [[mensch]]liche [[Astralleib]] aus dem [[Kama]], aus der allgemeinen [[astral]]en [[Substanz]] herausgebildet und Kama, das [[Feuer der Leidenschaft]], nach und nach mit [[Weisheit]] durchdrungen. Andere Elohim schritten über diese Verbindung von Weisheit und Leidenschaft hinaus und als sie während der [[Erdentwicklung]] den irdischen [[Mensch]]en schufen, waren sie nicht mehr von Leidenschaft durchdrungen und statteten den Menschen mit ruhiger, abgeklärter Weisheit aus. Das waren die Söhne [[Seth]]s. Die anderen Elohim aber, die noch mit Kama verbunden waren, gaben den Kainssöhnen ein leidenschaftliches Element, so dass sie sich mit feurigem Enthusiasmus für die Weisheit begeistern konnten. Aus der leidenschaftlichen Begeisterung der Kainssöhne gingen alle Künste und Wissenschaften hervor, während die priesterliche [[Abel]]-[[Seth]]-Strömung von abgeklärter und völlig leidenschaftsloser Frömmigkeit und Weisheit beseelt war. Diese beiden gegensätzlichen Strömungen waren bis zur [[Griechisch-Lateinische Zeit|Griechisch-Lateinischen Zeit]] immer vorhanden.
 
Hiram erscheint in der Tempellegende als Repräsentant der [[Initiation|initiierten]] Kainssöhne der vierten und fünften nachatlantischen Kulturepoche und die Königin von Saba gibt ein Bild der menschlichen [[Seele]], die sich zwischen der abgeklärten, leidenschaftslosen Weisheit und Frömmigkeit Salomons und der erdumwandelnden Tatkraft der Kainssöhne zu entscheiden hat.
 
<div style="margin-left:20px">
"Das Eherne Meer ist jener Guß, der entsteht, wenn in der entsprechenden Weise Wasser mit Erz vermischt ist. Die drei Gesellen machen es falsch, der Guß wird zerstört. Aber indem Tubal-Kain dem Hiram die Mysterien des Feuers enthüllt, ist Hiram imstande, Wasser und Feuer in der richtigen Weise zu verbinden. Dadurch entsteht das Eherne Meer. Es ist das, was das Geheimnis der Rosenkreuzer ist. Es entsteht, wenn das Wasser der ruhigen Weisheit sich verbindet mit dem Feuer des astralen Raumes, dem Feuer der Leidenschaft. Dadurch muß eine Verbindung Zustandekommen, die «ehern» ist, die getragen werden kann in die folgenden Zeitalter, wenn hinzukommt das Geheimnis von dem heiligen Goldenen Dreieck, das Geheimnis von Atma-Buddhi-Manas. Dieses Dreieck, mit all dem, was es im Gefolge hat, wird der Inhalt des erneuerten Christentums der sechsten Unterrasse sein. Das wird vorbereitet durch die Rosenkreuzer und dann wird das, was im Ehernen Meer symbolisiert wird, verbunden sein mit der Erkenntnis von Reinkarnation und Karma. Dies ist die neue okkulte Lehre, die dem Christentum wieder eingefügt wird. Atma-Buddhi-Manas, das höhere Selbst, ist das Geheimnis, das offenbar werden wird, wenn die sechste Unterrasse dazu reif sein wird. Dann wird Christian Rosenkreutz nicht mehr als Warner dazustehen brauchen, sondern es wird alles, was Kampf bedeutet hat auf dem äußeren Plan, den Frieden finden durch das Eherne Meer, durch das heilige Goldene Dreieck." {{Lit|{{G|093|66}}}}
</div>
 
== Christus und das Mysterium von Golgatha ==
Als sich der [[Christus]] mit der [[Erde]] verband, trat ein ganz neues Element in die [[Erdentwicklung]] ein. Der Christus ist nicht bloß Weiheit, sonder er ist die [[Inkarnation|inkarnierte]] [[Liebe]]. Die Liebe ist
 
<div style="margin-left:20px">
"ein hohes göttliches Kama, das zu gleicher Zeit [[Buddhi]] ist; ein rein flutendes Kama, das nichts für sich will, sondern alle Leidenschaften in unendlicher Hingabe nach außen richtet, ein umgekehrtes Kama ist. Buddhi ist umgekehrtes Kama. {{Lit|{{G|093|63}}}}
</div>
 
Dadurch bereitet sich innerhalb der Strömung der ''Söhne der Weisheit'' eine neue, höhere Frömmigkeit vor, die allerdings enthusiastisch sein kann, aber nicht vom Feuer des alten Monden-Kama genährt wird, sondern aus der christlichen Liebe, dem umgekehrten Kama. Diese neue, christliche Frömmigkeit wird im [[Griechisch-Lateinische Kultur|vierten nachatlantischen Zeitalter]] veranlagt, kann sich aber noch nicht mit der Strömung der Kainssöhne verbinden. Sie bleiben zunächst noch Gegner:
 
<div style="margin-left:20px">
"Würde nämlich das Christentum unbedingt schnell alle Menschen ergreifen, so würde es sie zwar mit Liebe erfüllen können, aber das einzelne menschliche Herz, das individuelle menschliche Herz wäre nicht dabei. Es wäre keine freie Frömmigkeit, es wäre nicht das Gebären des Christus in sich selbst als Bruder, sondern bloß als Herrn. Dazu müssen noch durch die ganze fünfte Unterrasse hindurch die Kainssöhne wirken. Sie wirken in ihren Initiierten und bauen den Tempel der Menschheit, aufgebaut aus weltlicher Kunst und weltlicher Wissenschaft." {{Lit|{{G|093|63}}}}
</div>
 
Aber ein neues Christentum wird künftig entstehen, in dem sich beide Strömungen vereinigen, ein Christentum, das im Besitz der Geheimnisse des [[Ehernes Meer|Ehernen Meers]] und des [[Goldenes Dreieck|Goldenen Dreiecks]] ist:
 
<div style="margin-left:20px">
"Dieses Christentum hat ein anderes Symbol; nicht mehr den gekreuzigten Gottessohn, sondern das Kreuz, von Rosen umwunden. Das wird das Symbol des neuen Christentums der sechsten Unterrasse sein. Aus dem Mysterium der Rosenkreuzerbruderschaft wird sich dieses Christentum der sechsten Unterrasse entwickeln, das das Eherne Meer und das Goldene Dreieck kennen wird." {{Lit|{{G|093|65f}}}}
</div>
 
== Erläuterungen ==
In einer handschriftlich 1906 von [[Rudolf Steiner]] festgehaltenen Fassung, die noch zusätzlich Erläuterungen enthält, lautet die Tempellegende so:
 
<div style="margin-left:20px">
"Im Beginn der Erdenentwickelung stieg einer der Lichtgeister oder
Elohim aus dem Sonnenbereich in den Erdenbereich und verband
sich mit Eva, der Urmutter des Lebendigen. Aus dieser Verbindung
entstand Kain, der erste der Erdenmenschen. Darauf bildete ein
anderer aus der Reihe der Elohim, Jahve oder Jehova, den Adam;
und aus der Verbindung des Adam mit Eva entstand Abel, des Kain
Stiefbruder. Die Ungleichheit der Abstammung von Kain und Abel
(geschlechtliche und ungeschlechtliche Abstammung) bewirkte
Streit zwischen Kain und Abel. Und Kain erschlug den Abel. Abel
war durch die geschlechtliche Abstammung, Kain durch den moralischen
Fall des Lebens in der geistigen Welt verlustig gegangen. Für
Abel gab Jehova dem Elternpaar den Ersatzsohn Seth. Von Kain
und Seth stammen zwei Menschentypen ab. Die Nachkommen
Seths konnten in besonderen (traumhaften) Bewußtseinszuständen
in die geistige Welt schauen. Die Nachkommen Kains waren dieses
Schauens ganz verlustig gegangen. Sie mußten sich im Laufe der
Generationen hindurch durch allmähliche Ausbildung der menschlichen
Erdenkräfte zur Wiedererringung der spirituellen Fähigkeiten
hinaufarbeiten.


Einer der Nachkommen Abel-Seths war der weise Salomo. Er
{{DEFAULTSORT:Vreede, Elisabeth}}
hatte sich die Gabe traumhaften Hellsehens noch ererbt; ja hatte sie
[[Kategorie:Theosoph]]
in einem besonderen Grade als Anlage mitbekommen; so kam es,
[[Kategorie:Anthroposoph]]
daß seine Weisheit so weithin berühmt war, daß symbolisch von
[[Kategorie:Autor]]
ihm berichtet wird, er habe auf einem Throne von Gold und Elfenbein
[[Kategorie:Niederländer]]
gesessen (Gold und Elfenbein Symbole der Weisheit).
[[Kategorie:Geboren 1879]]
[[Kategorie:Gestorben 1943]]
[[Kategorie:Frau]]


Aus dem Kainsgeschlechte stammten Menschen, die sich im Laufe
{{Personendaten
der Zeit immer mehr und mehr die Hinaufentwickelung der menschlichen
|NAME=Vreede, Elisabeth
Erdenkräfte angelegen sein ließen. Einer dieser Menschen
|ALTERNATIVNAMEN=
war Lamech, der Bewahrer der T-Bücher, in welchen, soweit dies
|KURZBESCHREIBUNG=niederländische Mathematikerin und Anthroposophin
durch Erdenkräfte möglich war, die Urweisheit wiederhergestellt
|GEBURTSDATUM=16. Juli 1879
war, so daß diese Bücher den uneingeweihten Menschen unverständlich
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Den Haag|Den Haag]]
sind. Ein andrer Nachkomme der Kain-Menschheit ist Tubalkain,
|STERBEDATUM=31. August 1943
welcher in der Bearbeitung der Metalle es weit brachte, ja die
|STERBEORT=[[Wikipedia:Ascona|Ascona]]
Metalle kunstvoll zu Musikinstrumenten zu formen verstand. Und
}}
als Zeitgenosse Salomos lebte Hiram Abiff oder Adoniram aus dem
Kainsgeschlecht, der in seiner Kunst so weit gelangt war, daß diese
unmittelbar an das Schauen der höheren Welten grenzte, eben noch
eine dünne Wand gegen die Initiation für ihn zu durchstoßen war.
Der weise Salomo erdachte den Plan eines Tempels, der in seinen
Formteilen symbolisch die Menschheitsentwickelung zum Ausdrukke
bringen sollte. Durch seine Traumweisheit konnte er die Gedanken
dieses Tempels in allen Einzelheiten ersinnen; doch fehlte ihm
die Kenntnis der Erdenkräfte zum wirklichen Bau, welche nur durch
Ausbildung der Erdenkräfte im Kainsgeschlecht zu erringen waren.
Es verband sich deshalb Salomo mit Hiram-Abiff. Dieser baute
nun den die Menschheitsentwickelung symbolisch ausdrückenden
Tempel.
 
Salomos Ruhm war gedrungen bis zur Königin von Saba, Balkis.
Diese begab sich eines Tages an den Hof Salomos, um diesen zu ehelichen.
Es wurden ihr alle Herrlichkeiten des salomonischen Hofes
gezeigt; auch der gewaltige Tempel. Sie konnte aus den Vorstellungen
heraus, die sie bis dahin gewonnen hatte, nicht begreifen, wie
ein Baumeister, der nur menschliche Kräfte zur Verfügung hatte, so
etwas habe leisten können. Sie hatte ja nur erfahren, daß die Führer
von Arbeitern durch den Besitz von atavistischen magischen Kräften
genügende Scharen von Arbeitern hatten zusammenführen können,
um die alten gewaltigen Bauten aufzuführen. Sie verlangte den ihr
seltsam-merkwürdigen Baumeister zu sehen. Als er ihr begegnete,
machte sein Auge sogleich einen tief bedeutsamen Eindruck auf sie.
Dann sollte er ihr zeigen, wie er durch bloße Menschen-Verabredung
die Arbeiter führe. Er nahm seinen Hammer, bestieg einen Hügel,
und auf ein Zeichen mit dem Hammer eilten große Scharen von
Arbeitern herbei. Die Königin von Saba merkte, daß Menschen-
Erdenkräfte zu solcher Bedeutung sich entwickeln können.
 
Bald darauf erging sich die Königin mit ihrer Amme (Amme steht
symbolisch für eine prophetische Person) vor den Toren der Stadt.
Sie begegneten Hiram Abiff. In dem Augenblicke, als die beiden
Frauen den Baumeister erblickten, flog aus den Lüften der Vogel
Had-Had auf den Arm der Königin von Saba.
 
Die prophetische Amme deutete dieses dahin, daß die Königin
von Saba nicht für Salomo, sondern für Hiram Abiff bestimmt sei.
Von diesem Augenblicke an dachte die Königin nur mehr daran, wie
sie das Verlöbnis mit Salomo lösen könne. Es wird weiter erzählt,
daß nun «im Rausche» dem König der Verlobungs-«ring» vom Finger
gezogen wurde, so daß sich nun die Königin für die dem Hiram
Abiff bestimmte Braut betrachten konnte. (Es liegt das Bedeutungsvolle
diesem Zug der Legende zugrunde, daß in der Königin von
Saba zu sehen ist die alte Sternenweisheit, die bis in jene Zeitepoche
verbunden war den alten atavistischen Seelenkräften, die in Salomo
symbolisiert sind. Die okkulten Legenden drücken in den Symbolen
von weiblichen Personen die Weisheit aus, welche sich mit dem
männlichen Teil der Seele vermählen kann. Mit der Zeit Salomos ist
die Epoche eingetreten, in welcher diese Weisheit übergehen soll
von den atavistischen alten Kräften an die neu erworbenen Erden-
Ich-Kräfte. Der «Ring» ist immer das Symbol des «Ich». Salomo
wird noch im Besitz eines nicht voll-menschlichen Ich gedacht, sondern
eines solchen, welches nur der Widerschein ist des «höheren
Ichs» der Engel im atavistischen Traum-Hellseher-Bewußtsein. Der
«Rausch» deutet darauf hin, daß dieses Ich wieder verloren wird
innerhalb der halbbewußten Seelenkräfte, durch die es erworben ist.
Hiram ist erst im Besitze eines real-menschlichen «Ich».)
 
Von diesem Zeitpunkte an ergreift den König Salomo eine heftige
Eifersucht gegen seinen Baumeister. Es haben es daher drei verräterische
Gesellen leicht, das Ohr des Königs für eine Tat zu finden, durch
welche sie Hiram Abiff verderben wollen. Sie sind dessen Gegner,
weil sie von ihm zurückgewiesen werden mußten, als sie den Meistergrad
und das Meisterwort verlangten, für die sie nicht reif sind.
 
Diese drei verräterischen Gesellen beschließen nun, dem Hiram
Abiff das Werk zu verderben, das er als die Krönung seines Wirkens
am Hofe Salomos vollbringen soll. Es ist dies der Guß des «Ehernen
Meeres». Das ist ein aus den sieben Grundmetallen (Blei, Kupfer,
Zinn, Quecksilber, Eisen, Silber, Gold) in solchen Maß Verhältnissen
hergestellter künstlicher Guß, der völlig durchsichtig ist. Die Sache
war vollendet, bis auf einen allerletzten Einschlag, der vor versammeltem
Hof - auch vor der Königin von Saba - gemacht werden
sollte, und durch welchen die noch trübe Substanz bis zur völligen
Klarheit sich umbilden sollte. Nun mischten die drei verräterischen
Gesellen etwas Unrechtes in den Guß, so daß, statt daß sich dieser
klärte, Feuerfunken aus ihm sprühten. Hiram Abiff suchte das Feuer
durch Wasser zu beruhigen. Das gelang nicht, sondern die Flammen
schlugen nach allen Seiten. Die versammelten Leute eilten nach allen
Seiten auseinander. Hiram Abiff aber hörte aus den Flammen und
der glühenden Masse eine Stimme: «Stürze dich in das Flammenmeer;
du bist unversehrbar.» Er stürzte sich in die Flammen und
merkte bald, daß sein Weg nach dem Mittelpunkte der Erde zuginge.
Auf halbem Wege traf er seinen Vorfahren Tubalkain. Dieser führte
ihn nach dem Erdmittelpunkte, wo sich der große Vorfahre Kain befand,
in dem Zustande, wie er vor der Sünde war. Hier erhielt Hiram
Abiff von Kain die Erklärung, daß die energische Entfaltung der
menschlichen Erdenkräfte zuletzt zu der Höhe der Initiation führe,
und daß die auf diesem Wege erlangte Initiation im Erdenverlaufe an
Stelle des Schauens der Abel-Seth-Söhne treten müsse, das verschwinden
werde. Symbolisch wird die mutverleihende Kraft, welche
Hiram Abiff von Kain erhält, dadurch ausgedrückt, daß gesagt wird,
Hiram habe einen neuen Hammer von Kain erhalten, mit dem er an
die Erdenoberfläche zurückkehrte, das Eherne Meer berührte und
dadurch dessen völlige Durchsichtigkeit bewirken konnte. (Mit dieser
Symbolik ist dasjenige gegeben, was in gehöriger Meditation die
innere Wesenheit der Menschenentwickelung auf der Erde zur Imagination
erhebt. Das Eherne Meer kann als Symbol dessen gelten,
was der Mensch geworden wäre, wenn nicht die drei verräterischen
Kräfte in der Seele Platz gegriffen hätten: Zweifel, Aberglaube, Illusion
des persönlichen Selbstes. Durch diese Kräfte ist die Erden-
Menschheitsentwickelung zur Feuerentfaltung in der lemurischen
Zeit gekommen, welche durch die Wasserentwickelung der atlantischen
Zeit nicht gedämpft werden kann. Es muß vielmehr eine solche
Entwickelung der menschlichen Erdenkräfte stattfinden, daß in der
Seele der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird, der in Kain
vor dem Brudermorde vorhanden war. Es können sich nicht die
traumhaften Seelenkräfte der Kinder Abel-Seths gegen die Erdenkräfte
halten, sondern nur die zur vollen realen Ich-Entwickelung
kommenden Nachkommen Kains.)" {{Lit|{{G|265|366ff}}}}
</div>
 
{{GZ|Auch in diesem Teil der Legende liegt tiefer Sinn. Bevor der
Mensch herabgestiegen ist aus dem Schoße der Gottheit in irdische
Verkörperungen, war er in geistiger Umgebung, die er wahrnehmen
konnte. Er horte das göttliche Schöpferwort. Er verkörperte sich in
den Metallmassen, die damals noch im Feuer flüssig waren. Bevor
dies geschah, konnten drei Gesellen nichts ihm anhaben: Zweifel,
Aberglaube und die Illusion des persönlichen Selbst. Zweifel konnte
er nicht haben an der geistigen Welt, denn sie war ja um ihn. Aberglaube
konnte ihn nicht befallen, denn er sah das Geistige in seiner
wahren Gestalt. Der Aberglaube besteht aber in der Vorstellung des
Geistigen unter falscher Gestalt. Die Illusion des persönlichen Selbst
konnte ihn nicht befallen, denn er wußte sich in der allgemeinen
Geistigkeit; er war durch das Eingeschlossensein in seinen Körper
noch nicht herausgetrennt aus dieser allgemeinen Geistigkeit. Hätten
sich diese drei verräterischen Gesellen nicht an seine Fersen geheftet,
es wäre sein Leib ein reiner harmonischer Zusammenhang
der Stoffe geworden. Sie mischten den Einschlag hinein, der ihn das
göttlich-geistige Schöpferwort vergessen machte. Der Guß wurde
dadurch zerstört. Es stellt dann die Fahrt des Hiram Abiff zum Erdmittelpunkte
das Vordringen des Menschen auf dem okkulten Pfade
vor. Dadurch gelangt die Menschheit wieder in den Besitz des T, des
göttlichen Schöpferwortes, lernt die Menschennatur (Kain) kennen,
wie sie vor dem Falle war und wie sie in Reinheit schaffen kann.|265|370}}
 
In der esoterischen Stunde vom 27. Mai 1923 schildert Steiner den Guss des Ehernen Meeres und den Tod Hirams in einer etwas anderen Variante, in der auch das neue Meisterwort genannt wird:
 
<div style="margin-left:20px">
"Von diesem Zeitpunkt an ergreift den König Salomo heftige Eifersucht
gegen seinen Baumeister Hiram Abiff. Dieser hatte beim
Tempelbau drei Gesellen, die den Meistergrad von.ihm forderten.
Sie hatten aber ihre Untüchtigkeit gezeigt, indem sie einen für den
Tempelbau unersetzbaren mächtigen Balken zu kurz geschnitten
hatten. Hiram hatte das Unglück gut gemacht dadurch, daß er durch
seine besonderen Kräfte den Balken hatte in die richtige Länge dehnen
können. Sie sind nun die Gegner Hiram Abiffs, weil sie von
ihm zurückgewiesen werden mußten, als sie den Meistergrad und
das Meisterwort von ihm verlangten, für das sie noch nicht reif
waren. Die drei verräterischen Gesellen haben es leicht, das Ohr
des Königs für die Tat zu finden, durch welche sie Hiram Abiff
verderben wollen.
 
Die Vollendung des Tempelbaus sollte durch ein Werk gekrönt
werden, in dem Hiram Abiff die Spannung und Feindschaft zwischen
den Kain- und Abel-Söhnen zu versöhnen gedachte. Es war
das eherne Meer, dessen Guß aus den sieben Grundmetallen (Blei,
Zinn, Eisen, Gold, Kupfer, Quecksilber und Silber) und Wasser,
dem Metall der Erde, so gemischt werden sollte, daß der fertige Guß
völlig durchsichtig sein sollte. Die Sache war vollendet bis auf einen
allerletzten Einschlag, der vor versammeltem Hof, auch vor der Königin
von Saba, gemacht werden sollte und durch welchen die noch
trübe Substanz bis zur völligen Klarheit umgewandelt werden sollte.
Nun mischten die drei verräterischen Gesellen, die die Aufgabe
hatten, den letzten Bestandteil hinzuzufügen, das Wasser in falschem
Verhältnis zu, und statt durchsichtig zu werden, versprühte
der Guß in verheerenden Flammen. Hiram Abiff suchte das Feuer
zu beruhigen, das gelang nicht, die Flammen schlugen nach allen
Seiten auseinander.
 
Hiram Abiff aber hörte aus den Flammen und aus der glühenden
Masse eine Stimme: Stürze dich hinein in das Feuermeer, du bist unversehrbar.
Er stürzte sich in die Flammen und merkte, daß sein
Weg nach dem Mittelpunkte der Erde führte. Auf halbem Wege traf
er Tubal Kain, seinen Vorfahren. Dieser führte ihn zum Erdmittelpunkt,
wo sich der große Vorfahr Kain befand in dem Zustande, wie
er vor der Sünde, dem Abel-Mord, war. Dieser gab ihm das goldene
Dreieck mit dem Meisterwort. Auf halbem Wege nach oben übergab
ihm Tubal Kain einen Hammer und wies ihn an, damit den Guß
des ehernen Meeres zu berühren. Es erhält Hiram Abiff von Kain
die Erklärung, daß die energische Entfaltung der menschlichen Erdenkräfte
zuletzt zu der Höhe der Initiation führe, und daß die auf
diesem Wege erlangte Initiation im Erdenlaufe an Stelle des alten
Schauens treten müsse, daß dieses verschwinden werde. Mit dem
Hammer geht Hiram an die Erdoberfläche zurück; er berührt mit
diesem das eherne Meer, der Guß gelingt, und er konnte dessen
völlige Durchsichtigkeit bereiten.
 
Hiram wollte sein Werk, den Tempel, zum letzten Male sehen
und begab sich nachts dahin. Da lauerten ihm die falschen Gesellen
auf. Der erste versetze ihm an dem einen Tore einen Schlag auf die
linke Schläfe, daß das Blut herunterfloß bis auf die Schulter. Hiram
Abiff wandte sich zum zweiten Tor, um den Tempel zu verlassen.
Da versetzte ihm der zweite Geselle einen Schlag auf die rechte
Schläfe, daß das Blut bis auf die Schulter floß. Er wandte sich zum
dritten Tor. Da traf ihn der Schlag des dritten Gesellen auf die Stirn,
so daß er zusammenbrach. Er schleppte sich noch hinaus bis zu
einem Brunnen, in den er das goldene Dreieck versenkte. Die drei
Gesellen verscharrten seine Leiche. Vor seinem Tod konnte Hiram
noch das goldene Dreieck mit dem Meisterwort versenken in einen
tiefen Brunnen. Auf seinem Grabe wuchs ein Kassia-Baum, eine
Akazie. Den Wissenden war bekannt, daß aus dem Grabe eines Eingeweihten
ein Kassia-Baum herauswächst. Als man seinen Leichnam
fand, ertönte das neue Meisterwort: «Mach ben ach». Das bedeutet:
Das Geistig-Seelische hat sich vom Physisch-Leiblichen getrennt -
oder: Anderssein des Leibes.<ref>Nach einer anderen Mitschrift heißt die Übersetzung: «Erdensohn des Leides»</ref> Man suchte dann das goldene Dreieck
und fand es in dem Brunnen. Es wurde auf das Dreieck ein kubischer
Stein gelegt mit den zehn Geboten und so wurde es verborgen
im Tempel eingemauert.
 
Mit dieser Symbolik ist dasjenige gegeben, was in Meditation die
innere Wesenheit der menschlichen Entwicklung auf der Erde zur
Imagination erhöhte. Das eherne Meer kann als Symbol dessen gelten,
was der Mensch geworden wäre, wenn nicht die drei verräterischen
Kräfte in der Seele Platz gefunden hätten. Diese drei verräterischen
Kräfte sind: Zweifel, Aberglaube, Illusion des persönlichen
Selbst.
 
Hiram Abiff wurde wiedergeboren als Lazarus und war so derjenige,
der als erster von Christus eingeweiht wurde. Mit ihm setzte
ein die (Versöhnung der Differenz), die zwischen der Kain- und
Abelströmung stand." {{Lit|{{G|265|458ff}}}}
</div>
 
In einer weiteren Mitschrift dieser esoterischen Stunde findet sich noch folgende wichtige Ergänzung, die eine Verbindung zum Brand des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]] herstellt:
 
<div style="margin-left:20px">
"Hiram Abiff wurde wiedergeboren als Lazarus und wurde so derjenige,
der als erster von Christus eingeweiht wurde. Mit ihm setzte
ein die Strömung der Mitte, die zwischen der Kain- und Abelströmung
stand. Die Kain-Strömung fand im Laufe der Zeiten ihre
Hauptvertreter in der F. (Freimaurerei-Strömung), während das
Abelitentum seinen Ausdruck fand in der Priesterströmung der (katholischen
?) Kirche. Beide Menschheitsströmungen blieben einander
streng feindlich. Nur einmal vereinten sie sich in Eintracht: in
ihrem Haß gegen die Strömung der Mitte. Das Ergebnis dieser einträchtigen
Vereinigung beider sonst feindlicher Richtungen war die
Vernichtung des Johannesbaues (Goetheanums)." {{Lit|{{G|265|460f}}}}
</div>
 
== Anmerkungen ==
 
<references />
 
== Literatur ==
#Charles William Heckethorn: ''Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren'', Autorisierte deutsche Ausgabe, bearbeitet von Leopold Katscher, Leipzig, Rengersche Verlagsbuchhandlung 1900 (neu verlegt im Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-087-3) [http://archive.org/details/geheimegesellsc00katsgoog]
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende'', [[GA 93]] (1991)
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|265}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
#[[Bild:adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Texte/Tempellegende.pdf Die Tempellegende] - aus ''Charles William Heckethorn'' «Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren», Leipzig 1900
#[http://www.masoncode.com/The%20Lost%20Master's%20Word.htm The Lost Master's Word] (englisch)


[[Kategorie:Freimaurer]] [[Kategorie:Rosenkreuzer]] [[Kategorie:Legende]]
{{Wikipedia}}

Version vom 7. September 2017, 18:52 Uhr

Elisabeth Vreede

Elisabeth Vreede (* 16. Juli 1879 in Den Haag; † 31. August 1943 in Ascona) war eine niederländische Mathematikerin, Astronomin und Anthroposophin. Sie gehörte von 1925 bis 1935 dem Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft an.

Leben

Elisabeth Vreede kam schon im Elternhaus mit der Theosophie in Kontakt. Sie interessierte sich früh für den Sternenhimmel, las die Werke von Camille Flammarion und lernte dabei Französisch. Sie studierte Mathematik, Astronomie und Philosophie an der Universität Leiden. Nach dem Diplomabschluss 1906 gab sie bis 1910 Mathematikunterricht an einer höheren Mädchenschule.

Ab 1910 lebte sie in Berlin, arbeitete an ihrer (nicht vollendeten) Dissertation und zeitweise als Sekretärin von Rudolf Steiner. 1914 zog sie nach Dornach, um beim Bau des ersten Goetheanums mitzuhelfen. In den Kriegsjahren half sie bei der Fürsorge für Kriegsgefangene in Berlin.

Nach Kriegsende begann Vreede aus eigenen Mitteln die Bibliothek und das Archiv am Goetheanum aufzubauen. 1924 wurde sie Leiterin der Mathematisch-Astronomischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum.

Nach den internen Auseinandersetzungen in der Anthroposophischen Gesellschaft wurde sie mit Ita Wegman aus dem Vorstand abberufen. Wenige Monate nach deren Tod verstarb auch sie nach kurzer Krankheit.

Werke

  • Die Berechtigung der Mathematik in der Astronomie und ihre Grenzen. In: Anthroposophische Hochschulkurse, Bd. I/II, Stuttgart 1922
  • Anthroposophie und Astronomie, Novalis Verlag, Freiburg im Breisgau 1954
  • Die Bodhisattvafrage in der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft. Zwei Vorträge (vom 9. und 11. Juli 1930). In: Thomas Meyer/Elisabeth Vreede, Die Bodhisattvafrage, Pegasus Verlagsbuchhandlung, Basel 1989
  • Astrologie und Anthroposophie, Verlag am Goetheanum, Dornach 1993, ISBN 3-7235-0695-X

Literatur

  • Madeleine Petronella van Deventer (Hg.): Elisabeth Vreede – Ein Lebensbild, Natura Verlag, Arlesheim 1976, ISBN 3-7235-0606-2
  • Besinnung auf Elisabeth Vreede (1879–1943). Evocation de Elisabeth Vreede (1879–1943), Dornach 2003

Weblinks


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