Anschauung und Epigenetik: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Anschauung''' ist ein [[Wikipedia:Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischer]] Begriff, der in seiner heutigen Verwendung meist auf [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]] bezogen ist. Mit ihm wird auf den sinnlich-rezeptiven Anteil in der [[Erkenntnis]] Bezug genommen. Der Begriff wurde allerdings auch schon vor Kant in der [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] verwendet, etwa bei  [[Wikipedia:Notker III.|Notker]] ([[Wikipedia:althochdeutsch|althochdeutsch]] ''anascouunga'') und [[Wikipedia:Meister Eckhart|Meister Eckhart]] ([[Wikipedia:mittelhochdeutsch|mittelhochdeutsch]] ''anschauunge''), bei denen der Begriff primär eine religiöse Bedeutung hatte. In der heutigen Erkenntnistheorie werden jedoch meist die verwandten Begriffe „[[Wahrnehmung]]“ und „[[Erfahrung]]“ verwendet.
Die '''Epigenetik''' ([[Altgriechische Sprache|altgr.]] {{lang|grc|ἐπί}} ''epi'' ‚dazu‘, ‚außerdem‘ und ''[[Genetik]]'') ist ein Teilgebiet der [[Biologie]], das untersucht, welche zusätzlichen nicht genetischen Faktoren die [[Genexpression]] und damit die Entwicklung der [[Zelle (Biologie)|Zelle]] bestimmen. Sie untersucht dabei Änderungen der Genfunktion, die nicht auf [[Mutation]] beruhen und dennoch an Tochterzellen weitergegeben werden. Der Begriff wurde schon 1942 von [[Wikipedia:Conrad Hal Waddington|Conrad Hal Waddington]] geprägt, als die Struktur der DNA noch unbekannt war und ganz allgemein definiert als ''„the branch of biology which studies the causal interactions between genes and their products which bring the phenotype into being“'' („der Zweig der Biologie, der die kausalen Wechselwirkungen zwischen Genen und ihren Produkten, die den Phänotyp hervorbringen, untersucht“).  


Kants in der [[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]] entwickelte Erkenntnistheorie unterscheidet zwischen [[Wikipedia:empirisch|empirisch]]en Anschauungen, die uns durch [[Sinne]]sorgane gegeben werden, und reinen Anschauungen, die [[Wikipedia:a priori|a priori]] vor jeder Erfahrung gegeben sind. Die beiden von Kant angenommenen ''reinen Anschauungen'' sind [[Raum]] und [[Zeit]].
Zur Abgrenzung vom allgemeineren Konzept der [[Genregulation]] sind heutige Definitionen meist spezieller, zum Beispiel: „Der Begriff Epigenetik definiert alle [[Wikipedia:Meiose|meiotisch]] und [[Wikipedia:Mitose|mitotisch]] vererbbaren Veränderungen in der [[Genexpression]], die nicht in der DNA-Sequenz selbst codiert sind.“<ref>„The term ''epigenetics'' defines all meiotically and mitotically heritable changes in gene expression that are not coded in the DNA sequence itself.“ In: Gerda Egger et al.: ''Epigenetics in human disease and prospects for epigenetic therapy''. [[Wikipedia:Nature|Nature]] 429, S. 457–463 (2004)</ref> Andere Definitionen, wie die von [[Wikipedia:Adrian Peter Bird|Adrian Peter Bird]], einem der Pioniere der Epigenetik, vermeiden die Einschränkung auf generationsübergreifende Weitergabe. Epigenetik beschreibe „die strukturelle Anpassung chromosomaler Regionen, um veränderte Zustände der Aktivierung zu kodieren, zu signalisieren, oder zu konservieren.“<ref name="PMID17522671">„... the structural adaptation of chromosomal regions so as to register, signal or perpetuate altered activity states.“ In: [[Adrian Peter Bird]]: ''Perceptions of epigenetics.'' In: ''Nature.'' Band 447, Nummer 7143, Mai 2007, S.&nbsp;396–398, {{doi|10.1038/nature05913}}, PMID 17522671.</ref>
Kant geht zudem davon aus, dass jede Erkenntnis auf das Zusammenspiel von Anschauungen und [[Begriff]]en angewiesen ist. „Das Mannigfaltige“, das in der Anschauung gegeben werde, brauche einer begrifflichen Ordnung, um zu Erkenntnis führen zu können. Andererseits bräuchten Begriffe Anschauungen, um nicht vollkommen leer zu sein. Begriffsverwendungen ohne Anschauungsmaterial führten zu den sinnlosen [[Wikipedia:Spekulation|Spekulation]]en der traditionellen [[Wikipedia:Metaphysik|Metaphysik]], die Kant in der [[Wikipedia:transzendentale Dialektik|transzendentalen Dialektik]] widerlegen möchte. Dennoch ist nach Kant reine apriorische Erkenntnis im Wechselspiel von reinen Anschauungen und reinen Begriffen möglich.


{{Zitat|Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.|Immanuel Kant|''Kritik der reinen Vernunft'', S. B75, A51}}
Grundlage sind Veränderungen an den [[Chromosom]]en, wodurch Abschnitte oder ganze Chromosomen in ihrer Aktivität beeinflusst werden. Man spricht auch von ''epigenetischer Veränderung'' bzw. ''epigenetischer Prägung''.<ref>Rudolf Hagemann: Epigenetik und Lamarckismus haben nichts gemeinsam! In: [[Wikipedia:Laborjournal|Laborjournal]] 4/2009; S. 12</ref> Die [[Wikipedia:DNA-Sequenz|DNA-Sequenz]] wird dabei jedoch nicht verändert. Die Veränderungen können in einer [[Wikipedia:DNA-Methylierung|DNA-Methylierung]], in einer [[Wikipedia:Histonmodifikation|Modifikation der Histone]] oder im beschleunigten Abbau von [[Wikipedia:Telomer|Telomer]]en bestehen. Diese Veränderungen lassen sich im [[Phänotyp]], aber nicht im [[Genotyp]] (DNA-Sequenz) beobachten.<ref>Benjamin Lewin: ''Gene. Lehrbuch der molekularen Genetik'', 2. Auflage, VCH, Weinheim 1991, S. 885</ref>


Im [[geisteswissenschaft]]lichen Sinn muss man auch von höheren, [[übersinnlich]]en Anschauungsformen sprechen, etwa von der [[Spirituelles Bewusstsein|imaginativen Anschauung]].
== Einzelnachweise ==


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<references />
"Es ist ja so, daß, wenn der Mensch mit seinem physischen Auge hinschaut,
seine andern physischen Sinne in Regsamkeit hat und aufmerksam
wird auf dasjenige, was in seiner Weltumgebung ist, er da
wahrnimmt die physische Atmosphäre der Erde, in ihr eingebettet die
Wesenheitender verschiedenen Reiche, innerhalb dieses ganzenMilieus
sich zutragend alles dasjenige, was in Wind und Wetter im Laufe der
Jahreserscheinungen vor sich geht. Daß also der Mensch das alles vor
sich hat, das ist der äußere Tatsachenbestand, wenn der Mensch seine
Sinne der Außenwelt exponiert.


Aber hinter der Atmosphäre, hinter der sonnendurchleuchteten
[[Kategorie:Biologie]] [[Kategorie:Genetik|Genetik]]
Atmosphäre liegt, wahrnehmbar für dasjenige, was man Geistorgane
nennen kann, eben eine andere Welt, man darf sagen eine gegenüber
der Sinnenwelt höhere Welt, eine Welt, in der auch in einer Art Licht,
in einer Art geistigen Lichtes, in einer Art [[Astrallicht]]es, geistig
Wesenhaftes und geistige Tatsachen erglänzen und sich abspielen, die
wahrhaftig für das Gesamtwerden der Welt und des Menschen nicht
weniger bedeutsam sind als dasjenige, was in der äußeren Atmosphäre
auf der äußeren Erdoberfläche geschichtlich sich abspielt." {{Lit|{{G|229|9f}}}}
</div>
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen'', [[GA 229]] (1999), ISBN 3-7274-2290-4 {{Vorträge|221}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
 
*{{Eisler|Anschauung}}
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 2. Oktober 2017, 14:17 Uhr

Die Epigenetik (altgr. ἐπί epi ‚dazu‘, ‚außerdem‘ und Genetik) ist ein Teilgebiet der Biologie, das untersucht, welche zusätzlichen nicht genetischen Faktoren die Genexpression und damit die Entwicklung der Zelle bestimmen. Sie untersucht dabei Änderungen der Genfunktion, die nicht auf Mutation beruhen und dennoch an Tochterzellen weitergegeben werden. Der Begriff wurde schon 1942 von Conrad Hal Waddington geprägt, als die Struktur der DNA noch unbekannt war und ganz allgemein definiert als „the branch of biology which studies the causal interactions between genes and their products which bring the phenotype into being“ („der Zweig der Biologie, der die kausalen Wechselwirkungen zwischen Genen und ihren Produkten, die den Phänotyp hervorbringen, untersucht“).

Zur Abgrenzung vom allgemeineren Konzept der Genregulation sind heutige Definitionen meist spezieller, zum Beispiel: „Der Begriff Epigenetik definiert alle meiotisch und mitotisch vererbbaren Veränderungen in der Genexpression, die nicht in der DNA-Sequenz selbst codiert sind.“[1] Andere Definitionen, wie die von Adrian Peter Bird, einem der Pioniere der Epigenetik, vermeiden die Einschränkung auf generationsübergreifende Weitergabe. Epigenetik beschreibe „die strukturelle Anpassung chromosomaler Regionen, um veränderte Zustände der Aktivierung zu kodieren, zu signalisieren, oder zu konservieren.“[2]

Grundlage sind Veränderungen an den Chromosomen, wodurch Abschnitte oder ganze Chromosomen in ihrer Aktivität beeinflusst werden. Man spricht auch von epigenetischer Veränderung bzw. epigenetischer Prägung.[3] Die DNA-Sequenz wird dabei jedoch nicht verändert. Die Veränderungen können in einer DNA-Methylierung, in einer Modifikation der Histone oder im beschleunigten Abbau von Telomeren bestehen. Diese Veränderungen lassen sich im Phänotyp, aber nicht im Genotyp (DNA-Sequenz) beobachten.[4]

Einzelnachweise

  1. „The term epigenetics defines all meiotically and mitotically heritable changes in gene expression that are not coded in the DNA sequence itself.“ In: Gerda Egger et al.: Epigenetics in human disease and prospects for epigenetic therapy. Nature 429, S. 457–463 (2004)
  2. „... the structural adaptation of chromosomal regions so as to register, signal or perpetuate altered activity states.“ In: Adrian Peter Bird: Perceptions of epigenetics. In: Nature. Band 447, Nummer 7143, Mai 2007, S. 396–398, doi:10.1038/nature05913, PMID 17522671.
  3. Rudolf Hagemann: Epigenetik und Lamarckismus haben nichts gemeinsam! In: Laborjournal 4/2009; S. 12
  4. Benjamin Lewin: Gene. Lehrbuch der molekularen Genetik, 2. Auflage, VCH, Weinheim 1991, S. 885


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