Flegetanis und Oberarm: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Flegetanis''' war nach [[Wolfram von Eschenbach]] ein [[arabisch]]er [[Astronom]], der erstmals das Geheimnis des [[Heiliger Gral|Heiligen Grals]] in der [[Sternenschrift]] gelesen habe. Wolfram beruft sich dabei auf den Bericht des historisch weiter nicht fassbaren [[Wikipedia:Provence|provenzalischen]] Dichters [[Kyot]], den er als Quelle für seinen [[Parzival]]-Roman angibt. Väterlicherseits sei Flegetanis [[Heide]] gewesen, mütterlicherseits ein [[Jude]] aus dem Geschlecht [[Salomon]]s. Kyot habe dessen vergessenes [[arabisch]]es Manuskript in [[Wikipedia:Toledo|Toledo]] in [[Spanien]], dem damaligen [[al-Andalus]], aufgefunden, das zu dieser Zeit unter [[muslim]]ischer Herrschaft stand. Nachdem Kyot die [[arabische Sprache]] erlernt und die Handschrift entziffert hatte, sei er durch ganz [[Europa]] gereist, um mehr über den Gral zu erfahren. Dabei sei er in [[Wikipedia:Anjou|Anjou]] auf die Geschichte Parzivals gestoßen.
[[Datei:arm cut.png|miniatur|300px|Querschnitt durch den Oberarm]]


{| class="centered" width="600px"
Der '''Oberarm''' ([[Latein|lat.]] ''Brachium'') ist ein Teil des [[Arm]]es und bildet den körpernahen (''[[Wikipedia:Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen#Generelle Lage- und Richtungsbezeichnungen|proximalen]]'') Abschnitt der [[Wikipedia:Obere Extremität|oberen Extremität]]. Er ist über das [[Wikipedia:Ellenbogengelenk|Ellbogengelenk]] mit dem [[Unterarm]] verbunden und über das [[Wikipedia:Schulergelenk|Schultergelenk]] mit dem [[Wikipedia:Schultergürtel|Schultergürtel]] und dem [[Wikipedia:Rumpf (Anatomie)|Rumpf]].
 
== Knöcherne Strukturen und Gelenkflächen ==
Der Oberarm der [[Wirbeltiere]] enthält nur eine [[Knochen|knöcherne]] Struktur, einen der längsten und kräftigsten [[Röhrenknochen]], den [[Oberarmknochen]] (''Humerus''). Sein beinahe halbkugelförmiger Kopf (''Caput humeri'') sitzt oben innen (''[[Lage- und Richtungsbezeichnungen|cranial-medial]]'') auf dem Schaft auf und bewegt sich in der Gelenkpfanne des [[Schulterblatt]]es (''Scapula'').
 
== Angrenzende Gelenke ==
=== Schultergelenk ===
Das [[Schultergelenk]] (''Articulatio humeri'') ist das beweglichste Gelenk des Menschen. Es ist ein [[Kugelgelenk]], dessen Gelenkflächen vom Oberarmknochenkopf ''(Caput humeri)'' und von der Gelenkfläche des Schulterblattes (''Cavitas glenoidale scapulae'') gebildet werden.
Bewegungen, zu denen das Schultergelenk fähig ist, sind das Abspreizen (''[[Abduktion (Physiologie)|Abduktion]]''), das Heranführen (''[[Adduktion]]''), das Vorführen (''[[Anteversion]]'') beziehungsweise die Beugung (''[[Flexion (Medizin)|Flexion]]''), das Rückführen (''[[Retroversion]]'') beziehungsweise die Streckung ([[Extension (Medizin)|Extension]]) sowie die Drehbewegung nach innen und nach außen (''[[Rotation (Medizin)|Innen- und Außenrotation]]'').
 
=== Ellbogengelenk ===
[[Datei:Gray333.png|miniatur|Wichtige Strukturen des Ellenbogengelenkes im Querschnitt]]
 
Im [[Ellbogengelenk]] (''Articulatio cubiti'') stehen Oberarmknochen, [[Radius (Anatomie)|Speiche]] und [[Ulna|Elle]] miteinander in Verbindung und zwar in drei einzelnen Gelenken: Dem Gelenk zwischen Oberarmknochen und Elle (''Articulatio humeroulnaris''), dem Gelenk zwischen Oberarmknochen und Speiche (''Articulatio humeroradialis'') und dem körpernahen Gelenk zwischen Elle und Speiche (''Articulatio radioulnaris proximalis'').
 
== Muskulatur ==
Wie andere Muskeln auch, sind die Muskeln des Oberarmes von je einer [[Bindegewebe|bindegewebigen]] Hülle ([[Faszie]]) umgeben. Eine weitere Faszie, die so genannte Armfaszie ([[Fascia brachii]]), umgibt die Oberarm-Muskulatur als Ganzes. Eine Besonderheit am Oberarm besteht darin, dass darüber hinaus zwei Scheidewände (''Septen'') existieren (''[[Septum intermusculare brachii mediale|Septum intermusculare mediale]]'' und ''[[Septum intermusculare brachii laterale|Septum intermusculare laterale]]''), die sich zwischen Oberarmknochen und Armfaszie bis hinab zu den Aufsätzen des Gelenkknorrens erstrecken und dabei eine ''Beuger-'' und eine ''Streckerloge'' definieren. Außerdem enthalten sie eine Reihe von [[Nerv]]en und Gefäßen und dienen als Ursprungsfläche für Muskeln. Beide Scheidewände werden an bestimmten Stellen von Nerven durchbohrt. Weiterhin wird der Oberarm von Teilen der [[Brustmuskel|Brust-]], [[Rückenmuskel|Rücken-]] und [[Schultermuskulatur]] bewegt.
 
=== Übersicht ===
Diese Tabelle soll nur eine erste Übersicht geben, genauere Beschreibungen finden sich auf den Seiten der betreffenden Muskeln.
 
<center>
{| class="wikitable"
|-
!style="background:#0000DF" colspan="7"| Oberarmmuskulatur
|-
!style="background:#0070DF" colspan="7"| Bilder (die Zahlen entsprechen denen in der Tabelle)
|-
|
|
|
| [[Datei:arm muscles back numbers.png|miniatur|300px|Rückseite Armmuskulatur]]
| [[Datei:arm muscles front superficial numbers.png|miniatur|300px|Vorderseite Armmuskulatur]]
|-
|-
| valign="top" |<poem>ein heiden Flegetânîs
!style="background:#308FEF"|
bejagte an künste hôhen prîs.
!style="background:#308FEF"| lat. Name
25
!style="background:#308FEF"| dt. Name
der selbe fisîôn
!style="background:#308FEF"| Ursprung
was geborn von Salmôn,
!style="background:#308FEF"| Ansatz
ûz israhêlscher sippe erzilt
!style="background:#308FEF"| Innervation
von alter her, unz unser schilt
!style="background:#308FEF"| Funktion
der touf wart fürz hellefiur.
|-
30
!style="background:#60AFFF" colspan="7"| Brustmuskulatur
der schreip vons grâles âventiur.
|-
454
| 1
Er was ein heiden vaterhalp,
| [[Musculus pectoralis major|M. pectoralis major]]
Flegetânîs, der an ein kalp
| Großer Brustmuskel
bette als ob ez wær sîn got.
| [[Schlüsselbein]],<br />[[Brustbein]] (''Sternum''),<br />Membrana sterni / Knorpel der Rippen 2 bis 6, <br />vorderes Blatt der [[Rektusscheide]]
wie mac der tievel selhen spot
| Crista tuberculi majoris humeri
5
| ''[[Nervus pectoralis medialis|N. pectoralis medialis]]'',<br />''[[Nervus pectoralis lateralis|N. pectoralis lateralis]]''
gefüegen an sô wîser diet,
| <small>Heranführen<br />Beugung<br />Einwärtsdrehung</small>
daz si niht scheidet ode schiet
|-
dâ von der treit die hôhsten hant
| 2
unt dem elliu wunder sint bekant?
| [[Musculus serratus anterior|M. serratus anterior]]
Flegetânîs der heiden
| vorderer Sägezahnmuskel
10
| Obere acht Rippen
kunde uns wol bescheiden
| Margo medialis,<br />Angulus inferior des Schulterblattes
ieslîches sternen hinganc
| ''[[Nervus thoracicus longus|N. thoracicus longus]]''
unt sîner künfte widerwanc;
| <small>Drehung des Schulterblattes nach oben, so dass der Arm über die Schulter gehoben werden kann</small>
wie lange ieslîcher umbe gêt,
|-
ê er wider an sîn zil gestêt.
!style="background:#60AFFF" colspan="7"| Rücken- und Schultermuskulatur
15
|-
mit der sternen umbereise vart
| 3
ist gepüfel aller menschlîch art.
| [[Musculus latissimus dorsi|M. latissimus dorsi]]
Flegetânîs der heiden sach,
| Breitester Rückenmuskel
dâ von er blûweclîche sprach,
| Dornfortsätze (''Processus spinosi'') der untersten 6 Brustwirbel,<br />Fascia thoracolumbalis,<br />Crista iliaca,<br />unterste 3 oder 4 Rippen
im gestirn mit sînen ougen
| Crista tuberculi minoris humeri
20
| ''[[Nervus thoracodorsalis|N. thoracodorsalis]]''
verholenbæriu tougen.
| <small>Heranführen<br />Retroversion/Streckung<br />Einwärtsdrehung</small>
er jach, ez hiez ein dinc der grâl:
|-
des namen las er sunder twâl
| 4
inme gestirne, wie der hiez.
| [[Musculus deltoideus|M. deltoideus]]
«ein schar in ûf der erden liez:
| Deltaförmiger Muskel
25
| Schlüsselbein,<br />Schulterdach,<br />Spina scapulae
diu fuor ûf über die sterne hôch.
| Tuberositas deltoidea humeri
op die ir unschult wider zôch,
| ''[[Nervus axillaris|N. axillaris]]''
sît muoz sîn pflegn getouftiu fruht
| <small>Beugung<br />Einwärtsdrehung<br />Abspreizen<br />Streckung<br />Auswärtsdrehung</small>
mit alsô kiuschlîcher zuht:
|-
diu menscheit ist immer wert,
| 5
30
| [[Musculus teres major|M. teres major]]
der zuo dem grâle wirt gegert.»
| großer Rundmuskel
455
| unterer Rand des Schulterblattes (''Angulus inferior scapulae'')
Sus schreip dervon Flegetânîs.</poem> || valign="top" |<poem>Ein Heide, Flegetanis,  
| Crista tuberculi minoris humeri
Den man um seltne Künste pries,
| ''[[Nervus subscapularis]]''<br />''[[Nervus thoracodorsalis]]''<br />''[[Nervus axillaris]]''
25
| <small>Heranführen<br />Streckung<br />Einwärtsdrehung</small>
Hatte manche Vision.  
|-
Er stammte von Salomon,  
!style="background:#60AFFF" colspan="7"| Rotatorenmanschette (siehe unten)
Aus israelischem Geschlecht erzielt
|-
Von Alters her, eh unser Schild
| 6
Die Taufe ward vor Höllenqual.  
| [[Musculus teres minor|M. teres minor]]
30
| kleiner Rundmuskel
Der schrieb der Erste von dem Gral.
| äußerer Rand des Schulterblattes (''Margo lateralis scapulae'')
454
| Tuberculum majus humeri
Ein Heide war er vaterhalb,
| ''[[Nervus axillaris|N. axillaris]]''
Flegetanis, der noch ein Kalb
| <small>Auswärtsdrehung</small>
Anbetete, als wär es Gott.  
|-
Wie darf der Teufel solchen Spott
| 7
5
| [[Musculus supraspinatus|M. supraspinatus]]
Doch an so weisen Völkern thun?
| Obergrätenmuskel
Will sie zu wahren nicht geruhn
| Fossa supraspinata des Schulterblattes
Davor des Allerhöchsten Hand,
| Tuberculum majus humeri
Dem alle Wunder sind bekannt?
| ''[[Nervus suprascapularis|N. suprascapularis]]''
Flegetanis den Heiden
| <small>Abspreizen</small>
10
|-
Mochte seine Kunst bescheiden
| 8
Vom Lauf aller Sterne
| [[Musculus infraspinatus|M. infraspinatus]]
Und ihrer Heimkehr aus der Ferne,  
| Untergrätenmuskel
Wie lang ein jeder hat zu gehn,  
| Fossa infraspinata des Schulterblattes
Bis wir am alten Ziel ihn sehn.
| Tuberculum majus humeri
15
| ''[[Nervus suprascapularis|N. suprascapularis]]''
Menschliches Geschick und Wesen
| <small>Auswärtsdrehung</small>
Ist in der Sterne Gang zu lesen.  
|-
Flegetanis der Heid erkannte,  
| 9
Wenn er den Blick zum Himmel wandte,  
| [[Musculus subscapularis|M. subscapularis]]
Geheimnissvolle Kunde.
| Unterschulterblattmuskel
20
| Vorderfläche des Schulterblattes (''Facies costalis scapulae'')
Er sprach mit scheuem Munde
| Tuberculum minus humeri
Davon: »Ein Ding wird Gral genannt;
| ''[[Nervus subscapularis|N. subscapularis]]''
Im Gestirn geschrieben fand
| <small>Einwärtsdrehung<br />Heranführen</small>
Er den Namen, wie es hieß.  
|-
Eine Schar ihn aus der Erde ließ,
!style="background:#60AFFF" colspan="7"| Vorderseite Oberarmmuskulatur / Ellbogenbeuger
25
|-
Die zu den Sternen wieder flog,
| 10
Ob Gnad ob Unschuld heim sie zog.  
| [[Musculus biceps brachii|M. biceps brachii]]
Dann pflegte sein getaufte Frucht
| zweiköpfiger Oberarmmuskel
Mit Demuth und reiner Zucht.  
| Langer Kopf: Oberer Anteil der Gelenkpfanne (''Labrum supraglenoidale'')<br />Kurzer Kopf: Rabenschnabelfortsatz
Die Menschheit trägt den höchsten Werth,
| Tuberositas radii (an der Speiche unterhalb der Ellenbeuge)
30
| ''[[Nervus musculocutaneus|N. musculocutaneus]]''
Die zum Dienst des Grales wird bekehrt.«
| <small>Beugung im Ellenbogengelenk<br />wenn supiniert, Supination des Unterarmes<br />Anteversion im Schultergelenk</small>
455
|-
So schrieb davon Flegetanis.</poem>
| 11
| [[Musculus brachialis|M. brachialis]]
| Oberarmmuskel
| Vorderfläche des Oberarmknochens
| Vorderfläche der Elle,<br />Tuberositas ulnae
| ''[[Nervus musculocutaneus|N. musculocutaneus]]''
| <small>Beugung des Unterarmes</small>
|-
| 12
| [[Musculus coracobrachialis|M. coracobrachialis]]
| Rabenschnabelmuskel
| Rabenschnabelfortsatz
| Innenseite des Oberarmknochenschaftes
| ''[[Nervus musculocutaneus|N. musculocutaneus]]''
| <small>Fixierung des Oberarmknochenkopfes (Hauptfunktion)<br />Anteversion des Oberarmes</small>
|-
!style="background:#60AFFF" colspan="7"| Ellbogenstrecker
|-
| 13
| [[Musculus triceps brachii|M. triceps brachii]]
| dreiköpfiger Oberarmmuskel
| Seitlicher Kopf: Körpernaher Oberarmknochen<br />Mittiger Kopf: Körperferner Oberarmknochen<br />Langer Kopf: Tuberculum infraglenoidale scapulae
| Olecranon (Ellbogen)
| ''[[Nervus radialis|N. radialis]]''
| <small>Streckung des Ellbogengelenkes</small>
|-
| 14
| [[Musculus anconeus|M. anconeus]]
| Ellbogenmuskel
| Aufsatz des seitlichen Oberarmknochenknorrens (''Epicondylus lateralis humeri'')
| Obere Hinterfläche der Elle
| ''[[Nervus radialis|N. radialis]]''
| <small>Streckung des Ellbogengelenkes</small>
|}
</center>
 
=== Rotatorenmanschette ===
Als ''Rotatorenmanschette'' (besser: Muskel-Sehnen-Kappe) wird beim Menschen eine Gruppe von vier Muskeln im Schulterbereich bezeichnet, die alle vom Schulterblatt zum Oberarmkopf ziehen und das [[Schultergelenk]] kappenförmig umgeben:
* [[Musculus supraspinatus]] (oberer Schultergrätenmuskel),
* [[Musculus subscapularis]] (vorne),
* [[Musculus infraspinatus]] (hinten oben),
* [[Musculus teres minor]] (hinten unten).
Diese Muskeln sind von außen nicht sichtbar, sondern vom breiten und kräftigen [[Deltamuskel]] (Musculus deltoideus) bedeckt.
 
Die Aufgabe der vier Muskeln besteht darin, den Oberarmknochenkopf in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schulterblattes zu halten. Das funktionelle Resultat ist eine extreme Beweglichkeit in mehreren Beugeebenen und der Drehachse. Auf der anderen Seite bedingt diese dynamische Fixierung eine potentielle Instabilität, weshalb Auskugelungen ([[Luxation]]en) im Schultergelenk besonders häufig sind (siehe [[Schulterluxation]]). Bei Lähmung eines Muskels innerhalb der Rotatorenmanschette kommt es zu Verstellungen des Oberarmknochens im Schultergelenk. Dadurch wird die Gefahr von Auskugelungen noch weiter gesteigert.
 
Beim Sturz auf den Arm oder auf die Schulter kommt es häufig zu Rissen, einer sogenannten [[Rotatorenmanschettenruptur]], und manchmal auch zu Knochenabrissen an den Ansätzen des Musculus subscapularis und Musculus supraspinatus. Die Risse betreffen meist die [[Sehne (Anatomie)|sehnigen]] Anteile der Muskeln, wo sie in den Knochen einstrahlen (siehe 3.&nbsp;Weblink). Diese Muskelansätze sind wenig durchblutet und stehen unter Spannung.
Am häufigsten treten Risse am Supraspinatus auf, gefolgt vom Infraspinatus und Subscapularis. Der Teres minor ist hingegen fast nie betroffen.
 
== Leitungsbahnen ==
=== Arterien ===
* Die Armarterie (''[[Arteria brachialis]]'') ist die Fortsetzung der Achselarterie (''[[Arteria axillaris]]''). Auf ihrem Weg nach unten im Nerven-Gefäß-Strang wird sie vom ''Nervus medianus'' begleitet, wobei sie körpernah den ''Musculus coracobrachialis'' und den Bizeps als Leitmuskeln benutzt, körperfern dagegen den ''Musculus brachialis''. Daher befindet sie sich schließlich medial (in Richtung Körpermitte) der Bizepssehne, so dass man ihren Puls bei gebeugtem Arm leicht ertasten kann. Sie hat drei entscheidende Abgänge:
** Die tiefe Armarterie (''[[Arteria profunda brachii]]'') geht in der Nähe des ''Musculus teres major'' ab und zieht, begleitet vom Speichennerv, durch seinen Tunnel auf die Streckerseite. Dann teilt sie sich auf in
*** die mittige Seitenarterie (''[[Arteria collateralis media]]''), die zunächst auf dem mittigen Trizepskopf verläuft und ihn anschließend perforiert und in
*** die seitliche Speichenarterie (''[[Arteria collateralis radialis]]''), die seitlich verläuft und den eigentlichen Endast der tiefen Armarterie darstellt. Beide Arterien laufen in das Arteriennetz des Ellenbogengelenkes (''Rete articulare cubiti'') ein, ebenso die übrigen zwei Abgänge der Armarterie.
** Die obere seitliche Ellenarterie (''[[Arteria collateralis ulnaris superior]]'') geht erst spät aus der Armarterie hervor und verläuft dann in Begleitung des ''Nervus radialis'' auf der Streckerseite.
** Ihre kleine Schwester, die untere seitliche Ellenarterie (''[[Arteria collateralis ulnaris inferior]]''), zweigt noch weiter körperfern von der Armarterie ab, also erst kurz vor der Ellenbeuge. Wegen der zahlreichen Zuflüsse zum Arteriennetz kann die Armarterie problemlos unterbunden werden, sobald die tiefe Armarterie abgezweigt ist.
 
=== Venen ===
[[Datei:Gray574.png|miniatur|Verlauf der beiden Venenstämme des Armes]]
 
Es gibt zwei Arten von Venen, einerseits tiefe Venen, die im Wesentlichen den gleichen Verlauf nehmen wie die Arterien und andererseits oberflächliche Venen, die meist in Begleitung von [[Lymphgefäß]]en unter der Haut verlaufen und mit den tiefen Venen in Verbindung stehen. Am Oberarm unterscheidet man zwei große Venen. Sie gehen aus einem Venennetz am Handrücken hervor, steigen am Arm empor und treten dann in die Tiefe, wobei sie [[Faszie]]n perforieren. Diese beiden Venenstämme sind:
* Die ''[[Vena basilica]]'', die mittig verläuft und etwa auf der Hälfte des Oberarmes durch den ''Hiatus basilicus'' in die Tiefe dringt (zusammen mit einem Hautnerven des Unterarmes), um in eine der zwei Armvenen (''[[Vena brachialis|Venae brachiales]]'') einzumünden und
* die ''[[Vena cephalica]]'', die seitlich verläuft (am Oberarm in der seitlichen Bizepsfurche) und unterhalb des Schlüsselbeines zwischen [[Musculus deltoideus]] und [[Musculus pectoralis major]] in die Tiefe taucht. Sie gelangt in die so genannte [[Mohrenheim-Grube]] (''Fossa infraclavicularis''), durchsticht die ''Fascia clavipectoralis'' und mündet schließlich in die ''Vena subclavia'' ein. Diese beiden Venen stehen miteinander in Verbindung.
 
Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Eigenschaften der beiden Venenstämme gegenüber:
 
{| class="wikitable"
|- style="vertical-align:top"
| '''''Name'''''
| '''Vena basilica'''
| '''Vena cephalica'''
|- style="vertical-align:top"
| | '''''Verlauf'''''
| Innenseite des Arms
| Außenseite des Arms
|- style="vertical-align:top"
| '''''Einmündung'''''
| Der Hiatus basilicus die Scheidewand zwischen den Muskeln
| Mohrenheimgrube
|- style="vertical-align:top"
| '''''Ziel (tiefe Vene)'''''
| Eine der beiden tiefen Armvenen (Venae brachiales)
| ''Vena subclavia''
|}
|}
=== Nerven ===
[[Datei:Gray525.png|miniatur|Der Nerven-Gefäß-Strang in der mittigen Bizepsfurche]]
==== Nerven des Plexus brachialis ====
Am Oberarm verlaufen einige Nerven des Armnervengeflechts (''[[Plexus brachialis]]''):
* Der Muskel-und-Hautnerv (''[[Nervus musculocutaneus]]'') ist ein entscheidender Abkömmling des ''[[Fasciculus]] lateralis''. Nach kurzem Verlauf im Nerven-Gefäß-Strang zieht er zum ''Musculus coracobrachialis'', durchbohrt diesen und gelangt anschließend zwischen ''Musculus biceps brachii'' und ''Musculus brachialis'' zur Seite; in der Nähe der Muskeln gibt er dabei entsprechende Muskeläste (''Rami musculares'') ab. Auf Höhe des Ellenbogengelenkes entlässt er einige sensible Äste zur vorderen Gelenkkapsel (''Rami articulares''), der Hauptanteil zieht jedoch zum seitlichen vorderen Unterarm, um diesen in einem körpernahen Bereich sensibel zu versorgen (''Nervus cutaneus antebrachii lateralis''). Die Funktion des ''Nervus musculocutaneus'' lässt sich mit Hilfe des [[Eigenreflex#Bizepssehnenreflex|Bizepssehnenreflexes]] testen: Ein Schlag auf die Bizepssehne bei gebeugtem Arm löst normalerweise eine kurze Beugebewegung aus – analog zum Patellar-Sehnen-Reflex am Bein.
* Der Speichennerv (''[[Nervus radialis]]'') ist der Streckernerv des Armes. Er geht aus dem ''Fasciculus posterior'' hervor und zieht in den Nerven-Gefäß-Strang ein. Er verlässt diesen jedoch bald und zieht zusammen mit der tiefen Armarterie (''Arteria profunda brachii'') zur Seite, um – nach Abgabe der motorischen Äste für den ''Musculus triceps'' - in seinen Kanal (''Sulcus nervi radialis'') am hinteren Oberarmknochen einzutreten. Nun windet er sich um den Oberarmknochen herum, gelangt auf diese Weise auf die Seite und verläuft für eine gewisse Strecke in der seitlichen Bizepsfurche. Hierauf tritt er zwischen ''Musculus brachialis'' und ''Musculus brachioradialis'' (''Radialistunnel'') nach vorne, so dass er in der Ellenbeuge zu liegen kommt. Er spaltet sich in einen tiefen und einen oberflächlichen Teil, welcher schließlich wieder auf die Streckerseite gelangt.
* Der ''[[Nervus medianus]]'' entsteht aus Zuflüssen des mittigen und seitlichen ''Fasciculus'' (Medianusgabel). Im Nerven-Gefäß-Strang zieht er an der Armarterie (''Arteria brachialis'') nach hinten; dabei windet er sich um die Arterie herum, so dass er sich in der Beugerloge nicht mehr seitlich, sondern mittig der Arterie befindet. Er zieht zwischen den beiden Köpfen des ''Musculus pronator teres'' nach hinten, unterläuft das Bandgeflecht auf der Beugerseite (''Retinaculum flexorum'') und verästelt sich dann stark, um zahlreiche Muskeln zu innervieren.
* Der Ellennerv (''[[Nervus ulnaris]]'') verläuft relativ geradlinig an der Ellenseite des Armes, wechselt allerdings zweimal zwischen Vorder- und Rückseite. Der Nerv stammt vom ''Fasciculus medialis'' ab und verläuft zunächst mit der Armarterie im Nerven-Gefäß-Strang, und zwar vor der Scheidewand zwischen den Muskeln (''Septum intermusculare''). Auf halber Oberarmlänge durchsticht er zusammen mit der oberen seitlichen Ellenarterie (''Arteria collateralis ulnaris superior'') die Scheidewand und gelangt somit auf die Streckerseite. Auf seinem Weg nach unten durchzieht er einen eigenen Kanal am Aufsatz des seitlichen Gelenkknorrens; an dieser Stelle ist der Nerv besonders leicht zu ertasten und zu reizen (Musikantenknochen). Im weiteren Verlauf tritt er zurück auf die vordere Seite und versorgt eine Reihe von Muskeln.
* Der mediale (innenseitige) Armhautnerv (''[[Nervus cutaneus brachii medialis]]'') versorgt die Haut am Oberarm.
* Der mediale Unterarmhautnerv (''[[Nervus cutaneus antebrachii medialis]]'') geht ebenfalls aus dem ''Fasciculus medialis'' hervor und befindet sich im Nerven-Gefäß-Strang mittig der Armarterie. Aber schon bald verlässt er den Strang und durchsticht zusammen mit der ''Vena basilica'' die Oberarm-Faszie, so dass er sich nun an der Oberfläche befindet. Schließlich gelangt er zu seinem Versorgungsgebiet, die Haut des mittigen körpernahen Unterarmes.
* Der Achselnerv (''[[Nervus axillaris]]'') versorgt den [[Musculus deltoideus]] und den [[Musculus teres minor]].
==== Hautnerven ====
[[Datei:Innervation oberarm.gif|miniatur|Schema für die Innervation der Oberarm-Haut]]
Das Versorgungsgebiet am Oberarm lässt sich nur unscharf von den benachbarten Gebieten abtrennen. Man unterscheidet dabei vier Areale: Ein mediales, zwei seitliche und ein hinteres, die jeweils von Oberarmhautnerven (''[[Nervus cutaneus brachii|Nervi cutanei brachii]]'') versorgt (''innerviert'') werden (Abb. 1):
* Das mediale Areal, also der Bereich, der sich auf der Innenseite des Oberarmes ungefähr vom Aufsatz des medialen [[Epicondylus]] bis zu den Achselfalten erstreckt, wird zum einen vom mittigen Armhautnerven (''[[Nervus cutaneus brachii medialis]]'') versorgt, der aus dem ''Fasciculus medialis'' hervorgeht. Zum anderen strahlen die Nerven, die von dem Gebiet zwischen den Rippen zum Oberarm verlaufen (''[[Nervus intercostobrachialis|Nervi intercostobrachiales]]'') in dieses Gebiet ein.
* Das seitliche Areal wird körpernah vom oberen seitlichen Armhautnerven (''[[Nervus cutaneus brachii lateralis superior]]'') versorgt. Er ist der einzige sensible Ast des Achselnerven ([[Nervus axillaris|N. axillaris]]).
* Das körperferne seitliche Gebiet versorgt der untere seitliche Armhautnerv (''[[Nervus cutaneus brachii lateralis inferior]]''), der aus dem Speichennerv ([[Nervus radialis|N. radialis]]) hervorgeht.
* Das hintere Areal ist im Endeffekt recht schmal, weil sich die medialen und seitlichen Versorgungsgebiete weit auf die Rückseite ausdehnen. Dies ist das Gebiet des hinteren Armhautnerven (''[[Nervus cutaneus brachii posterior]]''), der ebenfalls vom Speichennerv abstammt.
== Bingo Wings ==
Dieser aus dem Englischen stammende Begriff ([[Bingo]], das Gesellschaftsspiel, und ''Wings'' für ''Flügel'') beschreibt eine von der Unterseite des Oberarms (Trizeps) herabhängende Hautpartie, die meist bei älteren und übergewichtigen Personen durch Fettaufbau im Trizepsbereich, aber auch bei deutlichem Gewichtsverlust auftritt. Populär gemacht hat den in den 1990er Jahren geprägten, meist abschätzig und frauenfeindlich verwendeten Begriff der englische Kabarettist Leigh Francis in der Show ''Bo’ Selecta!'' ([[Channel&nbsp;4]]). Er bezieht sich dabei auf das Klischee älterer Damen, die beim Bingo-Spiel im Fall eines Gewinns die Arme heben und dabei das weiche Gewebe ihrer Oberarme zeigen. ''Bingo Wings'' fand in englischsprachigen Lexika Einzug<ref>siehe z.&nbsp;B. die Definition von [http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/bingo-wings ''Bingo Wings''] in den Oxford Dictionaries</ref> und ist zunehmend auch im deutschen Sprachraum anzutreffen.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Oberarm}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Rolf Bertolini, Gerald Leutert: ''Systematische Anatomie des Menschen.'' Volk und Gesundheit, Berlin 1979 und Fischer, 1979, Urban & Fischer, Stuttgart 2002, ISBN 3-86126-077-8
* W. Platzer u.&nbsp;A.: ''Taschenatlas der Anatomie – 1. Bewegungsapparat''. Thieme Verlag
== Einzelnachweise ==
<references />


* [[Wolfram von Eschenbach]], [[Wikipedia:Karl Simrock|Karl Simrock]] (Übers.): '' Parzival und Titurel''. 2 Bände, Stuttgart 1862 [https://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Parzival/Wolfram_von_Eschenbach_Parzival_und_Titurel_(Simrock_1862).pdf#view=Fit pdf]
[[Kategorie:Mensch]]
* [[Wolfram von Eschenbach]], Karl Lachmann (Hrsg.), ''Parzival'', 5. Auflage, Berlin 1891 [https://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Parzival/Wolfram_von_Eschenbach_Parzival_(Lachmann_1891).pdf#view=Fit pdf]
[[Kategorie:Organismus]]
[[Kategorie:Anatomie]]
[[Kategorie:Arm]]


[[Kategorie:Gral]]
{{Wikipedia}}

Version vom 18. Dezember 2017, 07:48 Uhr

Querschnitt durch den Oberarm

Der Oberarm (lat. Brachium) ist ein Teil des Armes und bildet den körpernahen (proximalen) Abschnitt der oberen Extremität. Er ist über das Ellbogengelenk mit dem Unterarm verbunden und über das Schultergelenk mit dem Schultergürtel und dem Rumpf.

Knöcherne Strukturen und Gelenkflächen

Der Oberarm der Wirbeltiere enthält nur eine knöcherne Struktur, einen der längsten und kräftigsten Röhrenknochen, den Oberarmknochen (Humerus). Sein beinahe halbkugelförmiger Kopf (Caput humeri) sitzt oben innen (cranial-medial) auf dem Schaft auf und bewegt sich in der Gelenkpfanne des Schulterblattes (Scapula).

Angrenzende Gelenke

Schultergelenk

Das Schultergelenk (Articulatio humeri) ist das beweglichste Gelenk des Menschen. Es ist ein Kugelgelenk, dessen Gelenkflächen vom Oberarmknochenkopf (Caput humeri) und von der Gelenkfläche des Schulterblattes (Cavitas glenoidale scapulae) gebildet werden. Bewegungen, zu denen das Schultergelenk fähig ist, sind das Abspreizen (Abduktion), das Heranführen (Adduktion), das Vorführen (Anteversion) beziehungsweise die Beugung (Flexion), das Rückführen (Retroversion) beziehungsweise die Streckung (Extension) sowie die Drehbewegung nach innen und nach außen (Innen- und Außenrotation).

Ellbogengelenk

Wichtige Strukturen des Ellenbogengelenkes im Querschnitt

Im Ellbogengelenk (Articulatio cubiti) stehen Oberarmknochen, Speiche und Elle miteinander in Verbindung und zwar in drei einzelnen Gelenken: Dem Gelenk zwischen Oberarmknochen und Elle (Articulatio humeroulnaris), dem Gelenk zwischen Oberarmknochen und Speiche (Articulatio humeroradialis) und dem körpernahen Gelenk zwischen Elle und Speiche (Articulatio radioulnaris proximalis).

Muskulatur

Wie andere Muskeln auch, sind die Muskeln des Oberarmes von je einer bindegewebigen Hülle (Faszie) umgeben. Eine weitere Faszie, die so genannte Armfaszie (Fascia brachii), umgibt die Oberarm-Muskulatur als Ganzes. Eine Besonderheit am Oberarm besteht darin, dass darüber hinaus zwei Scheidewände (Septen) existieren (Septum intermusculare mediale und Septum intermusculare laterale), die sich zwischen Oberarmknochen und Armfaszie bis hinab zu den Aufsätzen des Gelenkknorrens erstrecken und dabei eine Beuger- und eine Streckerloge definieren. Außerdem enthalten sie eine Reihe von Nerven und Gefäßen und dienen als Ursprungsfläche für Muskeln. Beide Scheidewände werden an bestimmten Stellen von Nerven durchbohrt. Weiterhin wird der Oberarm von Teilen der Brust-, Rücken- und Schultermuskulatur bewegt.

Übersicht

Diese Tabelle soll nur eine erste Übersicht geben, genauere Beschreibungen finden sich auf den Seiten der betreffenden Muskeln.

Oberarmmuskulatur
Bilder (die Zahlen entsprechen denen in der Tabelle)
Rückseite Armmuskulatur
Vorderseite Armmuskulatur
lat. Name dt. Name Ursprung Ansatz Innervation Funktion
Brustmuskulatur
1 M. pectoralis major Großer Brustmuskel Schlüsselbein,
Brustbein (Sternum),
Membrana sterni / Knorpel der Rippen 2 bis 6,
vorderes Blatt der Rektusscheide
Crista tuberculi majoris humeri N. pectoralis medialis,
N. pectoralis lateralis
Heranführen
Beugung
Einwärtsdrehung
2 M. serratus anterior vorderer Sägezahnmuskel Obere acht Rippen Margo medialis,
Angulus inferior des Schulterblattes
N. thoracicus longus Drehung des Schulterblattes nach oben, so dass der Arm über die Schulter gehoben werden kann
Rücken- und Schultermuskulatur
3 M. latissimus dorsi Breitester Rückenmuskel Dornfortsätze (Processus spinosi) der untersten 6 Brustwirbel,
Fascia thoracolumbalis,
Crista iliaca,
unterste 3 oder 4 Rippen
Crista tuberculi minoris humeri N. thoracodorsalis Heranführen
Retroversion/Streckung
Einwärtsdrehung
4 M. deltoideus Deltaförmiger Muskel Schlüsselbein,
Schulterdach,
Spina scapulae
Tuberositas deltoidea humeri N. axillaris Beugung
Einwärtsdrehung
Abspreizen
Streckung
Auswärtsdrehung
5 M. teres major großer Rundmuskel unterer Rand des Schulterblattes (Angulus inferior scapulae) Crista tuberculi minoris humeri Nervus subscapularis
Nervus thoracodorsalis
Nervus axillaris
Heranführen
Streckung
Einwärtsdrehung
Rotatorenmanschette (siehe unten)
6 M. teres minor kleiner Rundmuskel äußerer Rand des Schulterblattes (Margo lateralis scapulae) Tuberculum majus humeri N. axillaris Auswärtsdrehung
7 M. supraspinatus Obergrätenmuskel Fossa supraspinata des Schulterblattes Tuberculum majus humeri N. suprascapularis Abspreizen
8 M. infraspinatus Untergrätenmuskel Fossa infraspinata des Schulterblattes Tuberculum majus humeri N. suprascapularis Auswärtsdrehung
9 M. subscapularis Unterschulterblattmuskel Vorderfläche des Schulterblattes (Facies costalis scapulae) Tuberculum minus humeri N. subscapularis Einwärtsdrehung
Heranführen
Vorderseite Oberarmmuskulatur / Ellbogenbeuger
10 M. biceps brachii zweiköpfiger Oberarmmuskel Langer Kopf: Oberer Anteil der Gelenkpfanne (Labrum supraglenoidale)
Kurzer Kopf: Rabenschnabelfortsatz
Tuberositas radii (an der Speiche unterhalb der Ellenbeuge) N. musculocutaneus Beugung im Ellenbogengelenk
wenn supiniert, Supination des Unterarmes
Anteversion im Schultergelenk
11 M. brachialis Oberarmmuskel Vorderfläche des Oberarmknochens Vorderfläche der Elle,
Tuberositas ulnae
N. musculocutaneus Beugung des Unterarmes
12 M. coracobrachialis Rabenschnabelmuskel Rabenschnabelfortsatz Innenseite des Oberarmknochenschaftes N. musculocutaneus Fixierung des Oberarmknochenkopfes (Hauptfunktion)
Anteversion des Oberarmes
Ellbogenstrecker
13 M. triceps brachii dreiköpfiger Oberarmmuskel Seitlicher Kopf: Körpernaher Oberarmknochen
Mittiger Kopf: Körperferner Oberarmknochen
Langer Kopf: Tuberculum infraglenoidale scapulae
Olecranon (Ellbogen) N. radialis Streckung des Ellbogengelenkes
14 M. anconeus Ellbogenmuskel Aufsatz des seitlichen Oberarmknochenknorrens (Epicondylus lateralis humeri) Obere Hinterfläche der Elle N. radialis Streckung des Ellbogengelenkes

Rotatorenmanschette

Als Rotatorenmanschette (besser: Muskel-Sehnen-Kappe) wird beim Menschen eine Gruppe von vier Muskeln im Schulterbereich bezeichnet, die alle vom Schulterblatt zum Oberarmkopf ziehen und das Schultergelenk kappenförmig umgeben:

Diese Muskeln sind von außen nicht sichtbar, sondern vom breiten und kräftigen Deltamuskel (Musculus deltoideus) bedeckt.

Die Aufgabe der vier Muskeln besteht darin, den Oberarmknochenkopf in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schulterblattes zu halten. Das funktionelle Resultat ist eine extreme Beweglichkeit in mehreren Beugeebenen und der Drehachse. Auf der anderen Seite bedingt diese dynamische Fixierung eine potentielle Instabilität, weshalb Auskugelungen (Luxationen) im Schultergelenk besonders häufig sind (siehe Schulterluxation). Bei Lähmung eines Muskels innerhalb der Rotatorenmanschette kommt es zu Verstellungen des Oberarmknochens im Schultergelenk. Dadurch wird die Gefahr von Auskugelungen noch weiter gesteigert.

Beim Sturz auf den Arm oder auf die Schulter kommt es häufig zu Rissen, einer sogenannten Rotatorenmanschettenruptur, und manchmal auch zu Knochenabrissen an den Ansätzen des Musculus subscapularis und Musculus supraspinatus. Die Risse betreffen meist die sehnigen Anteile der Muskeln, wo sie in den Knochen einstrahlen (siehe 3. Weblink). Diese Muskelansätze sind wenig durchblutet und stehen unter Spannung. Am häufigsten treten Risse am Supraspinatus auf, gefolgt vom Infraspinatus und Subscapularis. Der Teres minor ist hingegen fast nie betroffen.

Leitungsbahnen

Arterien

  • Die Armarterie (Arteria brachialis) ist die Fortsetzung der Achselarterie (Arteria axillaris). Auf ihrem Weg nach unten im Nerven-Gefäß-Strang wird sie vom Nervus medianus begleitet, wobei sie körpernah den Musculus coracobrachialis und den Bizeps als Leitmuskeln benutzt, körperfern dagegen den Musculus brachialis. Daher befindet sie sich schließlich medial (in Richtung Körpermitte) der Bizepssehne, so dass man ihren Puls bei gebeugtem Arm leicht ertasten kann. Sie hat drei entscheidende Abgänge:
    • Die tiefe Armarterie (Arteria profunda brachii) geht in der Nähe des Musculus teres major ab und zieht, begleitet vom Speichennerv, durch seinen Tunnel auf die Streckerseite. Dann teilt sie sich auf in
      • die mittige Seitenarterie (Arteria collateralis media), die zunächst auf dem mittigen Trizepskopf verläuft und ihn anschließend perforiert und in
      • die seitliche Speichenarterie (Arteria collateralis radialis), die seitlich verläuft und den eigentlichen Endast der tiefen Armarterie darstellt. Beide Arterien laufen in das Arteriennetz des Ellenbogengelenkes (Rete articulare cubiti) ein, ebenso die übrigen zwei Abgänge der Armarterie.
    • Die obere seitliche Ellenarterie (Arteria collateralis ulnaris superior) geht erst spät aus der Armarterie hervor und verläuft dann in Begleitung des Nervus radialis auf der Streckerseite.
    • Ihre kleine Schwester, die untere seitliche Ellenarterie (Arteria collateralis ulnaris inferior), zweigt noch weiter körperfern von der Armarterie ab, also erst kurz vor der Ellenbeuge. Wegen der zahlreichen Zuflüsse zum Arteriennetz kann die Armarterie problemlos unterbunden werden, sobald die tiefe Armarterie abgezweigt ist.

Venen

Verlauf der beiden Venenstämme des Armes

Es gibt zwei Arten von Venen, einerseits tiefe Venen, die im Wesentlichen den gleichen Verlauf nehmen wie die Arterien und andererseits oberflächliche Venen, die meist in Begleitung von Lymphgefäßen unter der Haut verlaufen und mit den tiefen Venen in Verbindung stehen. Am Oberarm unterscheidet man zwei große Venen. Sie gehen aus einem Venennetz am Handrücken hervor, steigen am Arm empor und treten dann in die Tiefe, wobei sie Faszien perforieren. Diese beiden Venenstämme sind:

  • Die Vena basilica, die mittig verläuft und etwa auf der Hälfte des Oberarmes durch den Hiatus basilicus in die Tiefe dringt (zusammen mit einem Hautnerven des Unterarmes), um in eine der zwei Armvenen (Venae brachiales) einzumünden und
  • die Vena cephalica, die seitlich verläuft (am Oberarm in der seitlichen Bizepsfurche) und unterhalb des Schlüsselbeines zwischen Musculus deltoideus und Musculus pectoralis major in die Tiefe taucht. Sie gelangt in die so genannte Mohrenheim-Grube (Fossa infraclavicularis), durchsticht die Fascia clavipectoralis und mündet schließlich in die Vena subclavia ein. Diese beiden Venen stehen miteinander in Verbindung.

Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Eigenschaften der beiden Venenstämme gegenüber:

Name Vena basilica Vena cephalica
Verlauf Innenseite des Arms Außenseite des Arms
Einmündung Der Hiatus basilicus die Scheidewand zwischen den Muskeln Mohrenheimgrube
Ziel (tiefe Vene) Eine der beiden tiefen Armvenen (Venae brachiales) Vena subclavia

Nerven

Der Nerven-Gefäß-Strang in der mittigen Bizepsfurche

Nerven des Plexus brachialis

Am Oberarm verlaufen einige Nerven des Armnervengeflechts (Plexus brachialis):

  • Der Muskel-und-Hautnerv (Nervus musculocutaneus) ist ein entscheidender Abkömmling des Fasciculus lateralis. Nach kurzem Verlauf im Nerven-Gefäß-Strang zieht er zum Musculus coracobrachialis, durchbohrt diesen und gelangt anschließend zwischen Musculus biceps brachii und Musculus brachialis zur Seite; in der Nähe der Muskeln gibt er dabei entsprechende Muskeläste (Rami musculares) ab. Auf Höhe des Ellenbogengelenkes entlässt er einige sensible Äste zur vorderen Gelenkkapsel (Rami articulares), der Hauptanteil zieht jedoch zum seitlichen vorderen Unterarm, um diesen in einem körpernahen Bereich sensibel zu versorgen (Nervus cutaneus antebrachii lateralis). Die Funktion des Nervus musculocutaneus lässt sich mit Hilfe des Bizepssehnenreflexes testen: Ein Schlag auf die Bizepssehne bei gebeugtem Arm löst normalerweise eine kurze Beugebewegung aus – analog zum Patellar-Sehnen-Reflex am Bein.
  • Der Speichennerv (Nervus radialis) ist der Streckernerv des Armes. Er geht aus dem Fasciculus posterior hervor und zieht in den Nerven-Gefäß-Strang ein. Er verlässt diesen jedoch bald und zieht zusammen mit der tiefen Armarterie (Arteria profunda brachii) zur Seite, um – nach Abgabe der motorischen Äste für den Musculus triceps - in seinen Kanal (Sulcus nervi radialis) am hinteren Oberarmknochen einzutreten. Nun windet er sich um den Oberarmknochen herum, gelangt auf diese Weise auf die Seite und verläuft für eine gewisse Strecke in der seitlichen Bizepsfurche. Hierauf tritt er zwischen Musculus brachialis und Musculus brachioradialis (Radialistunnel) nach vorne, so dass er in der Ellenbeuge zu liegen kommt. Er spaltet sich in einen tiefen und einen oberflächlichen Teil, welcher schließlich wieder auf die Streckerseite gelangt.
  • Der Nervus medianus entsteht aus Zuflüssen des mittigen und seitlichen Fasciculus (Medianusgabel). Im Nerven-Gefäß-Strang zieht er an der Armarterie (Arteria brachialis) nach hinten; dabei windet er sich um die Arterie herum, so dass er sich in der Beugerloge nicht mehr seitlich, sondern mittig der Arterie befindet. Er zieht zwischen den beiden Köpfen des Musculus pronator teres nach hinten, unterläuft das Bandgeflecht auf der Beugerseite (Retinaculum flexorum) und verästelt sich dann stark, um zahlreiche Muskeln zu innervieren.
  • Der Ellennerv (Nervus ulnaris) verläuft relativ geradlinig an der Ellenseite des Armes, wechselt allerdings zweimal zwischen Vorder- und Rückseite. Der Nerv stammt vom Fasciculus medialis ab und verläuft zunächst mit der Armarterie im Nerven-Gefäß-Strang, und zwar vor der Scheidewand zwischen den Muskeln (Septum intermusculare). Auf halber Oberarmlänge durchsticht er zusammen mit der oberen seitlichen Ellenarterie (Arteria collateralis ulnaris superior) die Scheidewand und gelangt somit auf die Streckerseite. Auf seinem Weg nach unten durchzieht er einen eigenen Kanal am Aufsatz des seitlichen Gelenkknorrens; an dieser Stelle ist der Nerv besonders leicht zu ertasten und zu reizen (Musikantenknochen). Im weiteren Verlauf tritt er zurück auf die vordere Seite und versorgt eine Reihe von Muskeln.
  • Der mediale (innenseitige) Armhautnerv (Nervus cutaneus brachii medialis) versorgt die Haut am Oberarm.
  • Der mediale Unterarmhautnerv (Nervus cutaneus antebrachii medialis) geht ebenfalls aus dem Fasciculus medialis hervor und befindet sich im Nerven-Gefäß-Strang mittig der Armarterie. Aber schon bald verlässt er den Strang und durchsticht zusammen mit der Vena basilica die Oberarm-Faszie, so dass er sich nun an der Oberfläche befindet. Schließlich gelangt er zu seinem Versorgungsgebiet, die Haut des mittigen körpernahen Unterarmes.
  • Der Achselnerv (Nervus axillaris) versorgt den Musculus deltoideus und den Musculus teres minor.

Hautnerven

Schema für die Innervation der Oberarm-Haut

Das Versorgungsgebiet am Oberarm lässt sich nur unscharf von den benachbarten Gebieten abtrennen. Man unterscheidet dabei vier Areale: Ein mediales, zwei seitliche und ein hinteres, die jeweils von Oberarmhautnerven (Nervi cutanei brachii) versorgt (innerviert) werden (Abb. 1):

  • Das mediale Areal, also der Bereich, der sich auf der Innenseite des Oberarmes ungefähr vom Aufsatz des medialen Epicondylus bis zu den Achselfalten erstreckt, wird zum einen vom mittigen Armhautnerven (Nervus cutaneus brachii medialis) versorgt, der aus dem Fasciculus medialis hervorgeht. Zum anderen strahlen die Nerven, die von dem Gebiet zwischen den Rippen zum Oberarm verlaufen (Nervi intercostobrachiales) in dieses Gebiet ein.
  • Das seitliche Areal wird körpernah vom oberen seitlichen Armhautnerven (Nervus cutaneus brachii lateralis superior) versorgt. Er ist der einzige sensible Ast des Achselnerven (N. axillaris).
  • Das körperferne seitliche Gebiet versorgt der untere seitliche Armhautnerv (Nervus cutaneus brachii lateralis inferior), der aus dem Speichennerv (N. radialis) hervorgeht.
  • Das hintere Areal ist im Endeffekt recht schmal, weil sich die medialen und seitlichen Versorgungsgebiete weit auf die Rückseite ausdehnen. Dies ist das Gebiet des hinteren Armhautnerven (Nervus cutaneus brachii posterior), der ebenfalls vom Speichennerv abstammt.

Bingo Wings

Dieser aus dem Englischen stammende Begriff (Bingo, das Gesellschaftsspiel, und Wings für Flügel) beschreibt eine von der Unterseite des Oberarms (Trizeps) herabhängende Hautpartie, die meist bei älteren und übergewichtigen Personen durch Fettaufbau im Trizepsbereich, aber auch bei deutlichem Gewichtsverlust auftritt. Populär gemacht hat den in den 1990er Jahren geprägten, meist abschätzig und frauenfeindlich verwendeten Begriff der englische Kabarettist Leigh Francis in der Show Bo’ Selecta! (Channel 4). Er bezieht sich dabei auf das Klischee älterer Damen, die beim Bingo-Spiel im Fall eines Gewinns die Arme heben und dabei das weiche Gewebe ihrer Oberarme zeigen. Bingo Wings fand in englischsprachigen Lexika Einzug[1] und ist zunehmend auch im deutschen Sprachraum anzutreffen.

Siehe auch

Literatur

  • Rolf Bertolini, Gerald Leutert: Systematische Anatomie des Menschen. Volk und Gesundheit, Berlin 1979 und Fischer, 1979, Urban & Fischer, Stuttgart 2002, ISBN 3-86126-077-8
  • W. Platzer u. A.: Taschenatlas der Anatomie – 1. Bewegungsapparat. Thieme Verlag

Einzelnachweise

  1. siehe z. B. die Definition von Bingo Wings in den Oxford Dictionaries


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