Primaten und Kategorie:Anthroposophischer Unternehmer: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Kategorie:Anthroposophischer Unternehmer|!]]
| Taxon_Name      = Primaten
[[Kategorie:Anthroposoph]]
| Taxon_WissName  = Primates
[[Kategorie:Unternehmer]]
| Taxon_Rang      = Ordnung
| Taxon_Autor      = [[Carl von Linné|Linnaeus]], 1758
| Taxon2_WissName  = Primatomorpha
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| Taxon3_Rang      = ohne Rang
| Taxon4_WissName  = Euarchontoglires
| Taxon4_Rang      = Überordnung
| Taxon5_Name      = Höhere Säugetiere
| Taxon5_WissName  = Eutheria
| Taxon5_Rang      = Unterklasse
| Taxon6_Name      = Säugetiere
| Taxon6_WissName  = Mammalia
| Taxon6_Rang      = Klasse
| Bild            = Schimpanse zoo-leipig.jpg
| Bildbeschreibung = [[Gemeiner Schimpanse]] (''Pan troglodytes'')
| Subtaxa_Rang    = Unterordnung
| Subtaxa          = * [[Feuchtnasenprimaten]] (Strepsirrhini)
* [[Trockennasenprimaten]] (Haplorrhini)
}}
 
Die '''Primaten''' (Primates) oder '''Herrentiere''' sind eine zu der Überordnung der [[Wikipedia:Euarchontoglires|Euarchontoglires]] gehörige [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] innerhalb der [[Klasse (Biologie)|Unterklasse]] der [[Säugetiere|Höheren Säugetiere]]. Ihre Erforschung ist Gegenstand der '''Primatologie'''. Der Ausdruck „Affen“ wird bisweilen für diese Ordnung verwendet, ist aber missverständlich, da [[Affen]] nur eine Untergruppe darstellen. Primaten werden in die beiden Unterordnungen der [[Feuchtnasenprimaten]] (Strepsirrhini) und [[Trockennasenprimaten]] (Haplorrhini) eingeteilt, wobei letztere gemäß der biologischen Systematik auch die [[Menschenaffen]] (Hominidae) inklusive des [[Mensch]]en (''Homo sapiens'') mit einschließen. Die Bezeichnung stammt vom lateinischen ''primus'' (der Erste) und bezieht sich auf den Menschen als „[[Krone der Schöpfung]]“.
 
== Verbreitung ==
[[Datei:Ring tailed lemurs.jpg|mini|[[Lemuren]] kommen nur auf Madagaskar vor]]
 
Mit Ausnahme des [[Mensch]]en, der eine weltweite Verbreitung erreicht hat, sind die Verbreitungsgebiete anderer Primaten größtenteils auf die [[Tropen]] und [[Subtropen]] [[Amerika]]s, [[Afrika]]s und [[Asien]]s beschränkt. Auf dem amerikanischen Doppelkontinent reicht ihr heutiges Verbreitungsgebiet vom südlichen [[Mexiko]] bis ins nördliche [[Argentinien]]. Die Arten auf den [[Karibik|Karibischen Inseln]], die [[Antillenaffen]] (Xenotrichini), sind ausgestorben, heute gibt es dort nur vom Menschen eingeschleppte Tiere. In Afrika sind sie weit verbreitet, die größte Artendichte erreichen sie in den Regionen südlich der [[Sahara]]. Auf der Insel [[Madagaskar]] hat sich eine eigene Primatenfauna (ausschließlich Feuchtnasenprimaten) entwickelt, die [[Lemuren]]. In Asien umfassen die Verbreitungsgebiete der Primaten die [[Arabische Halbinsel]] (der dort lebende [[Mantelpavian]] wurde jedoch möglicherweise vom Menschen eingeschleppt), den [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]], die [[Volksrepublik China]], [[Japan]] und [[Südostasien]]. Die östliche Grenze ihres Vorkommens bilden die Inseln [[Sulawesi]] und [[Timor]]. In Europa kommt frei lebend eine einzige Art vor, der [[Berberaffe]] in [[Gibraltar]], doch ist auch diese Population wahrscheinlich vom Menschen eingeführt.
 
Nicht-menschliche Primaten fehlen in [[Nordamerika]], dem größten Teil [[Europa]]s, den nördlichen und zentralen Teilen Asiens, dem [[Australien (Kontinent)|australisch-ozeanischen Raum]] sowie auf abgelegenen Inseln und in den Polarregionen.
 
Anders als andere Säugetiergruppen sind Primaten nicht im großen Ausmaß vom Menschen in anderen Regionen sesshaft gemacht worden, außer den bereits erwähnten Mantelpavianen auf der Arabischen Halbinsel und den Berberaffen in Gibraltar betrifft das nur kleine Gruppen, beispielsweise eine Population der [[Grüne Meerkatze|Grünen Meerkatze]], die von afrikanischen Sklaven auf die Karibikinsel [[Saint Kitts]] mitgebracht wurde, oder eine Gruppe [[Rhesusaffe]]n in [[Florida]].
 
== Merkmale ==
[[Datei:Primate skull series with legend.png|mini|Vergleichende Anatomie: Schädel von Mensch, Schimpanse, Orang-Utan und eines Makaken mit Angabe des durchschnittlichen Hirngewichts]]
Obwohl die Primaten eine relativ klar definierte Säugetierordnung sind, gibt es relativ wenig Merkmale, die bei allen Tieren dieser Ordnung und sonst bei keinem anderen Säugetier zu finden sind. Dennoch lassen sich laut dem Biologen Robert Martin neun Merkmale der Primatenordnung festhalten:<ref>Robert Boyd, Joan B. Silk: ''How Humans Evolved.'' Norton, 2006 (Fourth Edition). S. 116–118.</ref>
 
# Der große Zeh ist [[Opposition (Anatomie)|opponierbar]] (Ausnahme: Mensch) und die Hände sind zum Greifen geeignet.
# Die [[Nagel (Anatomie)|Nägel]] an den Händen und Füßen der meisten Arten sind flach (keine [[Kralle]]n). Zudem haben Primaten [[Fingerabdruck|Fingerabdrücke]].
# Die Fortbewegung ist von den Hinterbeinen dominiert, der [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] liegt näher an den hinteren Gliedmaßen.
# Die [[olfaktorische Wahrnehmung]] ist unspezialisiert und bei tagaktiven Primaten reduziert.
# Die [[visuelle Wahrnehmung]] ist hochentwickelt. Die Augen sind groß und nach vorne gerichtet ([[Stereoskopie]]).
# Die Weibchen haben geringe Wurfgrößen. [[Schwangerschaft]] und [[Abstillen]] dauern länger als bei anderen Säugetieren vergleichbarer Größe.
# Die [[Gehirn]]e sind verhältnismäßig größer als bei anderen Säugetieren und weisen einige einzigartige anatomische Merkmale auf.
# Die [[Backenzahn|Backenzähne]] sind relativ unspezialisiert und es gibt maximal drei; sowie maximal zwei [[Schneidezahn|Schneidezähne]], einen [[Eckzahn]], und drei [[Prämolar]]e.
# Es gibt weitere (für Systematiker nützliche) subtile anatomische Besonderheiten, die sich jedoch nur schwer funktionell einordnen lassen.
 
=== Körpergröße ===
 
[[Datei:PrimateFeet.jpg|mini|Die sehr unterschiedlichen Füße verschiedener Primaten]]
Die kleinste Primatenart ist der [[Berthe-Mausmaki]] mit weniger als 10 Zentimetern Kopfrumpflänge und maximal 38&nbsp;g Gewicht. Am größten sind die bis zu 275&nbsp;kg schweren [[Gorillas]]. Generell sind Feuchtnasenprimaten mit einem Durchschnittsgewicht um 500&nbsp;g kleiner als die Trockennasenprimaten mit einem Durchschnittsgewicht von 5&nbsp;kg. Dies gründet auch auf den unterschiedlichen Aktivitätszeiten (siehe unten). Einige Arten haben einen ausgeprägten [[Geschlechtsdimorphismus]], wobei die Männchen mancher Arten doppelt so schwer wie die Weibchen sein können und sich auch in der Fellfarbe unterscheiden können (zum Beispiel beim [[Mantelpavian]]).
 
=== Behaarung ===
Der Körper der meisten Primaten ist mit Fell bedeckt, dessen Färbung von weiß über grau bis zu braun und schwarz variieren kann. Die Handflächen und Fußsohlen sind meistens unbehaart, bei manchen Arten auch das Gesicht oder der ganze Kopf (zum Beispiel [[Uakaris]]). Am wenigsten behaart ist der [[Mensch]].
 
=== Gesicht ===
Die größten Augen aller Primaten haben die [[Koboldmakis]]. Bei den größtenteils nachtaktiven Feuchtnasenprimaten ist zusätzlich eine lichtreflektierende Schicht hinter der [[Netzhaut]], das [[Tapetum lucidum]] vorhanden.
 
Namensgebender Unterschied der beiden Unterordnungen ist der [[Nasenspiegel]] (Rhinarium), der bei den Feuchtnasenprimaten feucht und drüsenreich ist und sich in einem gut entwickelten Geruchssinn widerspiegelt. Die Trockennasenprimaten hingegen besitzen einfache, trockene Nüstern und ihr Geruchssinn ist weit weniger gut entwickelt.
 
=== Zähne ===
Die ältesten gefundenen fossilen Primaten besaßen eine [[Zahnformel]] von 2-1-4-3, das bedeutet pro Kieferhälfte zwei [[Schneidezahn|Schneidezähne]], einen [[Eckzahn]], vier [[Prämolar]]en und drei [[Molar (Zahn)|Molaren]], insgesamt also 40 Zähne. Die maximale Zahnformel der [[Rezent#Biologie|rezenten]] Primaten lautet jedoch 2-1-3-3, die beispielsweise bei den [[Gewöhnliche Makis|Gewöhnlichen Makis]] und [[Kapuzinerartige]]n auftritt. Manche Gattungen haben ernährungsbedingt weitere Zähne eingebüßt, so besitzen die [[Wieselmakis]] keine Schneidezähne im Oberkiefer. Die wenigsten Zähne aller lebenden Arten hat mit 18 das [[Fingertier]], das keine Eckzähne und nur mehr einen Schneidezahn pro Kieferhälfte besitzt. Die [[Altweltaffen]], einschließlich des [[Mensch]]en, haben die Zahnformel 2-1-2-3, also 32 Zähne.
 
Die Form insbesondere der Backenzähne gibt Aufschluss über die Ernährung. Vorwiegend fruchtfressende Arten haben abgerundete, insektenfressende Arten haben auffallend spitze Molaren. Bei Blätterfressern haben die Backenzähne scharfe Kanten, die zur Zerkleinerung der harten Blätter dienen.
 
=== Gliedmaßen ===
[[Datei:Weisshandgibbon tierpark berlin.jpg|mini|Gibbons haben die längsten Arme aller Primaten]]
Da die meisten Primatenarten Baumbewohner sind, sind ihre Gliedmaßen an die Lebensweise angepasst. Die Hinterbeine sind fast immer länger und stärker als die Vorderbeine (Ausnahmen sind die [[Gibbons]] und die nicht-menschlichen [[Menschenaffen]]) und tragen den größeren Anteil der Bewegung. Besonders ausgeprägt ist das bei den springenden Primaten und beim Menschen. Bei Arten, die sich hangelnd durch die Äste bewegen, ist der Daumen zurückgebildet (beispielsweise bei den [[Klammeraffen]] und [[Stummelaffen]]). Feuchtnasenprimaten haben an der zweiten Zehe eine Putz- oder Toilettenkralle, die der Fellpflege dient. Die Unterseite der Hände und Füße ist unbehaart und mit sensiblen Tastfeldern versehen.
 
=== Schwanz ===
Für viele baumbewohnende Säugetiere ist ein langer Schwanz ein wichtiges Gleichgewichts- und Balanceorgan, so auch bei den meisten Primaten. Jedoch kann der Schwanz rückgebildet sein oder ganz fehlen. Mit Ausnahme der [[Menschenartige]]n, die generell schwanzlos sind, ist die Schwanzlänge kein Verwandtschaftsmerkmal, da Stummelschwänze bei zahlreichen Arten unabhängig von der Entwicklung vorkommen. Sogar innerhalb einer Gattung, der [[Makaken]], gibt es schwanzlose Arten (zum Beispiel der [[Berberaffe]]) und Arten, deren Schwanz länger als der Körper ist (zum Beispiel der [[Javaneraffe]]). Einen Greifschwanz haben nur einige Gattungen der [[Neuweltaffen]] ausgebildet (die [[Klammerschwanzaffen]] und die [[Brüllaffen]]). Dieser ist an der Unterseite unbehaart und mit sensiblen Nervenzellen ausgestattet.
 
== Lebensweise ==
=== Lebensraum ===
Man vermutet, dass sich die Primaten aus baumbewohnenden Tieren entwickelt haben und noch heute sind viele Arten reine Baumbewohner, die kaum jemals auf den Boden kommen. Andere Arten sind zum Teil [[terrestrisch]] (auf dem Boden lebend), dazu zählen beispielsweise [[Paviane]] und [[Husarenaffe]]n. Nur wenige Arten sind reine Bodenbewohner, darunter der [[Dschelada]] und der [[Mensch]]. Primaten finden sich in den verschiedensten Waldformen, darunter [[Regenwald|Regenwälder]], [[Mangrove (Ökosystem)|Mangrovenwälder]], aber auch Gebirgswälder bis über 3000&nbsp;m Höhe. Obwohl man diesen Tieren generell nachsagt, wasserscheu zu sein, finden sich Arten, die gut und gerne schwimmen, darunter der [[Nasenaffe]] oder die [[Sumpfmeerkatze]], die sogar kleine Schwimmhäute zwischen den Fingern entwickelt hat. Für einige [[hemerophil]]e Arten (Kulturfolger) sind auch Städte und Dörfer Heimat geworden, zum Beispiel den [[Rhesusaffe]]n und den [[Hanuman-Langur]].
 
=== Aktivitätszeiten ===
Vereinfacht gesagt sind Feuchtnasenprimaten meist nachtaktiv (Ausnahmen: [[Indri]], [[Sifakas]] und [[Varis]]), während Trockennasenprimaten meist tagaktiv sind (Ausnahmen: [[Koboldmakis]] und [[Nachtaffen]]). Die unterschiedlichen Aktivitätszeiten haben sich auch im Körperbau niedergeschlagen, so sind in beiden Untergruppen nachtaktive Tiere durchschnittlich kleiner als tagaktive. Eine weitere Anpassung an die Nachtaktivität stellt der bessere Geruchssinn der Feuchtnasenprimaten dar. Vergleichbar mit anderen Säugetieren ist die Tatsache, dass Arten, die sich vorwiegend von Blättern ernähren, längere Ruhezeiten einlegen, um den niedrigen Nährwert ihrer Nahrung zu kompensieren.
 
=== Fortbewegung ===
[[Datei:Hamadryas Baboon.jpg|mini|Mantelpaviane sind typische Vertreter des vierbeinigen Gehens am Boden]]
Primaten verwenden unterschiedliche Arten der Fortbewegung, die sich in verschiedenen Anpassungen im Körperbau widerspiegeln und auch vom Lebensraum abhängig sind. Es lassen sich folgende Formen unterscheiden:
* Vierbeiniges Gehen in den Bäumen: Bei dieser Form der Fortbewegung werden vorwiegend waagrechte Äste ausgenutzt.
* Senkrechtes Klettern und Springen: Dazu werden vorwiegend die senkrechten Stämme ausgenutzt. Springfähige Primaten haben besonders starke hintere Gliedmaßen.
* Langsames Klettern: Diese Form haben insbesondere die [[Loris]] perfektioniert, die behäbig durch die Äste klettern, deren fester Klammergriff um die Äste aber kaum mit Gewalt gelöst werden kann.
* Vierbeiniges Gehen am Boden: Hände und Füße dienen der Fortbewegung am Boden. Dabei können sich die Details unterscheiden: Während [[Paviane]] alle drei Fingerglieder am Boden aufsetzen, stützen sich [[Gorillas]] und [[Schimpansen]] auf die zweiten Fingerglieder (sogenannter [[Knöchelgang]]).
* [[Brachiation|Schwinghangeln]]: Bei dieser Methode schwingen sich die Tiere mit Hilfe ihrer kräftigen Arme durch das Geäst. Schwinghangeln lässt sich beispielsweise bei [[Spinnenaffe]]n und [[Orang-Utan]]s beobachten. Perfektioniert haben diese Methode die [[Gibbons]] (Brachiation).
* [[Bipedie]]: Den zweibeinigen, aufrechten Gang auf dem Boden praktizieren zeitweise mehrere Primatenarten, in Reinform kommt diese Methode nur beim Menschen und dessen Vorfahren ([[Hominini]]) vor.
 
=== Sozialverhalten ===
Primaten haben in den meisten Fällen ein komplexes Sozialverhalten entwickelt. Reine Einzelgänger sind selten, auch bei Arten, die vorwiegend einzeln leben (zum Beispiel der [[Orang-Utan]]), überlappen sich die Reviere von Männchen und Weibchen, und bei der Fortpflanzung werden Tiere aus solchen überlappenden Territorien bevorzugt. Andere Arten leben in langjährigen monogamen Beziehungen (zum Beispiel [[Indriartige]] oder [[Gibbons]]). Vielfach leben Primaten jedoch in Gruppen. Diese können entweder Harems- oder Einzelmännchengruppen sein, wo ein Männchen zahlreiche Weibchen um sich schart, oder gemischte Gruppen, in denen mehrere geschlechtsreife Männchen und Weibchen zusammenleben. In Gruppen etabliert sich meist eine [[Wikipedia:Rangordnung (Biologie)|Rangordnung]], die durch Alter, Verwandtschaft, Kämpfe und andere Faktoren bestimmt ist. Vermutlich im Zusammenhang mit dem zunehmenden Gehirnvolumen ist die [[Wikipedia:Brutpflege|elterliche Fürsorge]] relativ hoch entwickelt.<ref>Neil A. Campbell, Jane B. Reece: Biologie. Spektrum-Verlag Heidelberg-Berlin 2003, ISBN 3-8274-1352-4. Seite 845.</ref>
 
Auch die [[Kommunikation]] und [[Interaktion]] spielt eine bedeutende Rolle. Etliche Arten haben eine Vielzahl von Lauten, die zur Markierung des Territoriums, zur Suche nach Gruppenmitgliedern, zur Drohung oder zur Warnung vor Fressfeinden dienen kann. Besonders bekannt sind die Urwaldkonzerte der [[Brüllaffen]] und die Duettgesänge der [[Wikipedia:Gibbons|Gibbonpärchen]]. Der Mensch ist der einzige, der wirklich ein hochkomplexes Lautsystem ([[Sprache]]) benutzt. Auch Körperhaltungen und Grimassen können eine Kommunikationsform darstellen, eine weitere wichtige Form der Interaktion ist die gegenseitige Fellpflege. Bei den Feuchtnasenprimaten spielt der Geruchssinn eine bedeutendere Rolle, oft wird das Revier mit Duftdrüsen oder Urin markiert.
 
=== Ernährung ===
[[Datei:Gorilla zoo-leipzig.jpg|mini|Größere Primatenarten tendieren dazu, auf Blatternährung spezialisiert zu sein]]
Unter den Primaten besteht eine erhebliche Variabilität in der Ernährungsweise. Folgende Verallgemeinerungen lassen sich dennoch treffen:<ref name=boydsilk>Robert Boyd, Joan B. Silk: ''How Humans Evolved''. Norton, 2006 (Fourth Edition). S. 136–144.</ref>
 
# Alle Primaten greifen auf mindestens ein Nahrungsmittel mit hohem Proteingehalt und auf mindestens ein Nahrungsmittel mit hohem Kohlenhydratgehalt zurück. Insekten bzw. Pflanzengummi und Früchte sind die Hauptprotein- bzw. Kohlenhydratquelle von [[Halbaffen]]. Insekten und junge Blätter bzw. Früchte sind meist die Hauptprotein- bzw. Kohlenhydratquelle der [[Affen]] und [[Menschenartige]]n.
# Die meisten Primaten ernähren sich stärker von bestimmten Nahrungsmitteln als von anderen. Wissenschaftler verwenden die Begriffe [[Frugivore]]n, [[Folivore]]n, [[Insektivore]]n und [[Gumnivore]]n, um Arten zu bezeichnen, die sich vorrangig von Früchten, Blättern, Insekten bzw. Pflanzengummi ernähren.
# Insektivoren sind meist kleiner als Frugivoren, und Frugivoren sind kleiner als Folivoren. Dies liegt daran, dass kleinere Tiere relativ mehr Energie benötigen als größere. Sie brauchen schnell verfügbare, qualitativ hochwertige Nahrung, während größere Tiere nicht so eingeschränkt sind, da sie es sich erlauben können, qualitativ minderwertige Nahrung langsamer aufzunehmen.
 
Vermutlich waren die Vorfahren der Primaten Insektenfresser, die Mehrzahl der Arten ist heute jedoch vorrangig Pflanzenfresser. Früchte stellen für viele Arten den Hauptbestandteil der Nahrung dar, ergänzt werden sie durch Blätter, Blüten, Knollen, Pilze, Samen, Nüsse, Baumsäfte und andere Pflanzenteile. Viele Arten sind jedoch Allesfresser, die neben pflanzlicher auch tierische Nahrung zu sich nehmen, insbesondere Insekten, Spinnen, Vogeleier und kleine Wirbeltiere. Zu den Gattungen, die gelegentlich Jagd auf größere Säugetiere ([[Hasen]], kleine Primaten, junge [[Paarhufer]]) machen, gehören [[Paviane]] und [[Schimpansen]].
 
Primaten gehören zu den wenigen Wirbeltieren, die das wichtige [[Vitamin C]] nicht selbst produzieren können. Sie müssen es deshalb mit der Nahrung aufnehmen.<ref>S. Englard, S. Seifter (1986): ''The biochemical functions of ascorbic acid.'' Ann. Rev. Nutr. 6: 365–406, {{doi|10.1146/annurev.nu.06.070186.002053}}.</ref>
 
Folivore Arten weisen besondere Anpassungen auf: so haben die [[Stummelaffen]] einen mehrkammerigen Magen, in welchem Mikroorganismen die [[Zellulose]] abbauen. Dieses Konzept ähnelt dem der [[Wiederkäuer]] oder mancher [[Kängurus|Känguruarten]]. Andere, wie die [[Brüllaffen]] oder die [[Gorillas]], haben einen vergrößerten [[Dickdarm]], der demselben Zweck dient.
 
Reine Fleischfresser sind selten unter den Primaten, dazu gehören beispielsweise die insektenfressenden [[Koboldmakis]] und [[Bärenmakis]].
 
Da das Nahrungsangebot für Folivoren dazu tendiert, zeitlich und räumlich uniform und vorhersehbar zu sein, sind ihre [[Aktionsraum|Aktionsräume]] meist kleiner als die von Frugivoren und Insektivoren.<ref name=boydsilk/>
 
=== Fortpflanzung ===
Generell zeichnen sich Primaten durch eine lange Trächtigkeitsdauer, eine lange Entwicklungszeit der Jungen und eine eher hohe Lebenserwartung aus. Die Jungtiere werden in der Regel von der Mutter umhergetragen und halten sich hierzu als aktive [[Tragling]]e in deren Fell fest. Die Strategie dieser Tiere liegt darin, viel Zeit in die Aufzucht der Jungtiere zu investieren, dafür ist die Fortpflanzungsrate gering. Die kürzeste Tragzeit haben [[Katzenmakis]] mit rund 60 Tagen, bei den meisten Arten liegt sie zwischen vier und sieben Monaten. Die längste Trächtigkeitsdauer haben der [[Mensch]] und die [[Gorillas]] mit rund neun Monaten.
 
Bei den meisten Arten überwiegen Einzelgeburten, und auch bei den Arten, die üblicherweise Mehrfachgeburten aufweisen (darunter Katzenmakis, [[Wikipedia:Galagos|Galagos]] und [[Wikipedia:Krallenaffen|Krallenaffen]]) liegt die Wurfgröße selten über zwei oder drei Neugeborenen.
 
== Zur Systematik und zur Stammesgeschichte siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Primaten}}
 
== Zum Thema Primaten und Menschen siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Primaten}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Primaten}}
 
== Literatur ==
* Louis de Bonis: ''Vom Affen zum Menschen 1 & 2. Spektrum Compact 2004,1''. Verlag Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2004, ISBN 3-936278-70-9.
* Thomas Geissmann: ''Vergleichende Primatologie''. Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-43645-6.
* Colin Groves: ''Primate Taxonomy''. Smithsonian Institution Press, Washington 2001, ISBN 1-56098-872-X.
* Andreas Paul: ''Von Affen und Menschen''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998, ISBN 3-534-13869-4.
* Daris Swindler: ''Introduction to the Primates''. University of Washington Press, Washington 1998, ISBN 0-295-97704-3.
* Thomas S. Kemp: ''The Origin and Evolution of Mammals''. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-850761-5.
 
== Weblinks ==
{{Commons|Primates|Primaten}}
{{Wiktionary|Primat}}
* [http://pin.primate.wisc.edu/ Primate Info Net] (englisch)
* [http://members.tripod.com/cacajao/index.html The Primata – Fakten und Links zu zahlreichen Arten] (englisch)
* [http://www.euprim-net.eu EUPRIM-Net: European Primate Network] (englisch)
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4047256-5}}
 
[[Kategorie:Säugetiere|102]]
[[Kategorie:Primaten|!]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 27. Juni 2019, 14:55 Uhr