Gegenraum und Diagnose: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Gegenraum''', wie ihn [[Rudolf Steiner]] vor allem in seinem [[Astronomiekurs]], aber auch an anderen Stellen ausführlich besprochen hat, ist begrifflich zu fassen als eine Art von negativem [[Raum]], der durch [[Umstülpung]] aus dem äußeren dreidimensionalen Raum hervorgeht. Er ist unerlässlich zu einem tieferen Verständnis der [[Planet]]enbewegung und ihrem Zusammenhang mit der Gestaltung des [[mensch]]lichen [[Organismus]] durch die [[ätherisch]]en [[Umkreiskräfte]].
'''Diagnose''' ist die Feststellung oder Bestimmung einer [[Krankheit]]. Das Wort ist abgeleitet von {{grcS|διάγνωσις}}, ''{{lang|el-Latn|diágnosis}}'' ‚Unterscheidung, Entscheidung‘ (bestehend aus {{lang|el|διά-}}, ''{{lang|el-Latn|diá-}}'', ‚durch-‘ und {{lang|el|γνώσις}}, ''{{lang|el-Latn|gnósis}}'', ‚Erkenntnis, Urteil‘).<ref>Wilhelm Pape: ''Handwörterbuch der griechischen Sprache.'' Bd. 1: A-K. Bearbeitet von Maximilian Sengebusch. 3. Auflage. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914, [http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CE%B4%CE%B9%CE%AC-%CE%B3%CE%BD%CF%89%CF%83%CE%B9%CF%82 S. 574]</ref>


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Eine Diagnose entsteht durch die zusammenfassende Gesamtschau und Beurteilung der erhobenen [[Befund (Medizin)|Befunde]]. Dabei kann es sich beispielsweise um Beschwerden, Krankheitszeichen ([[Symptom]]e) oder typischen Symptomkombinationen ([[Syndrom]]) handeln. Auch Normalbefunde oder nicht krankhafte Normabweichungen können zur Diagnosestellung beitragen. Diese Befunde werden durch die [[Anamnese]], durch eine [[körperliche Untersuchung]] oder durch chemische oder apparative Untersuchungen erhoben. Die Diagnose ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise bei der [[Therapie|Behandlung]].<ref>W. Haverkamp et al.: ''Internistische Intensivmedizin: Methoden – Diagnose – Therapie'', Georg Thieme Verlag, 2008, S. 4, ISBN 3-13-156261-7, [https://books.google.de/books?id=TaF3-2wVwnsC&printsec=frontcover&dq=Diagnose&hl=de&sa=X&ei=ndoRVZ-xJ8rvasXugugF&redir_esc=y#v=onepage&q=Diagnose&f=false hier online].</ref>
"Sie sehen, wir kommen hier dazu, den Raum überwinden zu
müssen. Es ist durchaus notwendig. Sie werden sehen, wenn Sie
wirklich gewissenhaft vorgehen im Begreifen der Erscheinungen, daß
Sie nicht auskommen mit den bloßen dreidimensionalen Raumvorstellungen.
Sie müssen das Zusammenwirken ins Auge fassen zwischen
einem Raum, der die drei gewöhnlichen Dimensionen hat und den
Sie sich ideell vorstellen können als von einem Mittelpunkt radial
auslaufend, und einem anderen Raum, der diesen dreidimensionalen
Raum fortwährend vernichtet, und der nun nicht von einem
Punkte ausgehend gedacht werden darf, sondern der ausgehend gedacht
werden muß von der in unbegrenzter Weite liegenden Sphäre;
wobei also der Punkt das eine Mal den Flächeninhalt Null hat und
das andere Mal den Flächeninhalt einer unermeßlich großen Kugelfläche.
Wir müssen also unterscheiden zwischen zweierlei Punkten:
zwischen einem Punkt, der den Flächeninhalt Null hat, den er nach
außen wendet, und einem Punkt, der den Flächeninhalt einer unbegrenzt
großen Kugelfläche hat, den er nach innen wendet. Im rein
Geometrischen genügt es, wenn wir uns den abstrakten Punkt vorstellen.
Im Reiche der Wirklichkeit genügt das nicht. Wir kommen
nicht zurecht, wenn wir uns den bloß abstrakten Punkt vorstellen.
Da müssen wir überall fragen, ob der Punkt, den wir uns vorstellen,
nach innen oder nach außen gekrümmt ist, denn danach richtet sich
sein Wirkungsfeld.


Aber noch etwas anderes müssen Sie ins Auge fassen. Sie können
In medizinischen [[Klassifizierung]]ssystemen, wie der [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|Internationalen Klassifikation der Krankheiten]] (ICD), werden Diagnosen schematisch in Gruppen eingeteilt und so grob abgebildet. Auch in der [[Psychologie]] wird der Begriff ''Diagnose'' verwendet (siehe [[Psychologische Diagnostik]]). Im pflegerischen Bereich wird als [[Pflegediagnose]] ein Zustand oder ein gesundheitliches Problem bezeichnet, das Pflegemaßnahmen begründet oder beeinflusst.
sich ja nun vorstellen, Sie hätten irgendwo diesen Punkt, der eine
Sphäre ist (Fig. 11, starker Kreis). Zunächst ist für Sie keine Notwendigkeit,
den Punkt, der ja in unermeßlichen Weiten liegt, gerade
just hier (a) vorzustellen. Wir können ihn ja auch ein Stückchen
weiter draußen vorstellen (b c). Jeden Punkt können Sie irgendwo
draußen vorstellen, nur müssen Sie sich diese Sphäre hier
(innerer Kreis) frei lassen. Denn das ist ausgespart gewissermaßen,


[[Datei:GA_323_282.gif|center|400px|Fig. 11]]
== Wege zur Diagnose ==
Der Weg zur Diagnose, die Diagnosefindung, wird auch als '''Diagnostik''' bezeichnet und endet typischerweise mit der Benennung des gefundenen Krankheitsbildes. In die Benennung gehen häufig auch Vorstellungen über Krankheitsursache und -entstehung ([[Ätiologie (Medizin)|Ätiologie]] und [[Pathogenese]]) ein. Die Diagnostik kann rein klinisch erfolgen (bereits in den [[Corpus Hippocraticum|Hippokratischen Schriften]] grundlegend dargestellt). Meist jedoch handelt es sich um die gezielte Abfolge verschiedener Untersuchungen, z.&nbsp;B. [[Psychologische Diagnostik]] oder [[Bildgebende Diagnostik]].<ref>Horst Kremling (2004): ''Zur Entwicklung der klinischen Diagnostik.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 23, S. 233–261, hier: S. 233.</ref>


das ist der umgekehrte Kreis oder die umgekehrte Kugel, wenn Sie
Mit dem Begriff ''Routinediagnostik'' kann gemeint sein:  
wollen. Aber denken Sie sich, es läge das Folgende vor: Dasjenige,
* eine ohne besonderen Aufwand, ohne extra Anforderung, durchführbare Maßnahme (z.&nbsp;B. bei Laboren)
was da außerhalb dieses abstrakten Kreises (starker Kreis) liegt, was
* eine Abfolge von ohne konkreten Verdacht durchgeführten Maßnahmen (z.&nbsp;B. bei Screening, „mal durchchecken“)
also dieser Punkt ist, der seine Krümmung nach innen kehrt - denn
* eine in Behandlungsleitlinien für klinische Symptome (z.&nbsp;B.: Hinterwandinfarkt) durchzuführende Maßnahme
der ganze Raum, der da außerhalb dieser Kugelfläche (starker Kreis)
* eine in Behandlungsprotokollen in festen Zeitabständen durchzuführende Maßnahme
liegt, ist eben dann ein Punkt, der seine Krümmung nach innen
kehrt -, dieser Raum, der wäre wiederum doch irgendwo begrenzt.
Also, Sie können weit gehen, aber die Wirklichkeit wäre nicht so,
daß Sie überall hingehen könnten, da läge wiederum irgendwo eine
Grenze ganz anderer Art (gestrichelter Kreis). Was müßte denn das
zur Folge haben? Das müßte zur Folge haben, daß hier irgendwo (P)
auftreten müßte dasjenige, was wiederum dazu gehört zu dem, was
da draußen liegt. Es müßte da drinnen eine kleine Sphäre auftreten,
die zu dem gehört, was da draußen liegt. Sie würden also sagen
müssen: Da außerhalb einer Sphäre gibt es etwas; aber sehen kann
ich das, was da draußen liegt, indem ich da (P) hineinschaue. Denn das
ist dasjenige, was da wieder erscheint, was da sich wieder geltend
macht, was die Fortsetzung ist von dem, was da draußen liegt. Dasjenige,
was ich suche, wenn ich in die unendlichen Fernen gehe,
kommt mir aus dem Zentrum wiederum zum Vorschein."
</div>


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== Arten von Diagnosen ==
"Derjenige, der einfach aufzeichnen würde, was er da
Im Idealfall fügen sich die erhobenen Einzelbefunde zu einem einheitlichen Bild zusammen und lassen nur eine einzige sichere Diagnose zu. So muss beispielsweise, um bei einem Patienten eine [[Sepsis]] diagnostizieren zu können, nachvollzogen werden, dass die vorhandenen Symptome einer Entzündung tatsächlich  auf eine [[Infektion]] zurückzuführen sind. Nicht in allen Fällen können jedoch sichere Diagnosen herausgearbeitet werden, daher haben sich bestimmte traditionelle Begriffe eingebürgert, die sich auf den Grad der Sicherheit einer Diagnose beziehen.<ref>W. Haverkamp et al.: ''Internistische Intensivmedizin: Methoden – Diagnose – Therapie'', Georg Thieme Verlag, 2008, S. 29, ISBN 3-13-156261-7, [https://books.google.de/books?id=TaF3-2wVwnsC&printsec=frontcover&dq=Diagnose&hl=de&sa=X&ei=ndoRVZ-xJ8rvasXugugF&redir_esc=y#v=onepage&q=Diagnose&f=false hier online].</ref>
in den Weltenweiten sieht, der würde zu nichts kommen.
Eine bloße Abzeichnung des Sternenhimmels, wie
sie die heutigen Astronomen machen, führt zu nichts.
Wenn man aber den ganzen Menschen mit dem vollen
Verständnis des Kosmos diesem Kosmos gegenüberstellt,
dann bilden sich ihm im Inneren der Seele gegenüber
diesen Sternanhäufungen Bilder aus, wie man sie
auf alten Karten sieht, wo noch aus dem alten, instinktiven
Hellsehen die Imaginationen sich bildeten, und dann
bekommt man eine Imagination des ganzen Kosmos.
Man bekommt das Gegenbild von dem, was ich gestern
gezeigt habe als die menschliche Grundlage der drei
geometrischen Raumdimensionen. Man bekommt etwas,
was sich in unendlicher Weise konfigurieren kann.


Die Menschen haben ja heute im Grunde genommen
=== Ausschlussdiagnose ===
gar keine Ahnung davon, wie man einmal in das Weltenall
{{Hauptartikel|Ausschlussdiagnose}}
hineingesehen hat in älteren Zeiten, wo eben noch ein
Die Ausschlussdiagnose ({{enS|diagnosis by exclusion}}) ist eine Diagnose, die sich aus dem schrittweisen Ausschluss aller anderen möglichen Erkrankungen mit denselben [[Symptom]]en ergibt, bis nur noch die Ausschlussdiagnose übrig bleibt.<ref>{{Literatur | Autor=Peter Reuter | Titel=Springer Lexikon Medizin, S. 479 | Verlag=Springer | Ort=Berlin, Heidelberg|Datum=2004| ISBN=978-3-540-20412-1}} Online: {{Google Buch|BuchID=9CDvIQShjMYC |Seite=479}}</ref>
instinktives Hellsehen bei den Menschen vorhanden war.
Man hält heute dafür, daß die verschiedenen Zeichnungen,
die Bilder, die Imaginationen, die gemacht worden
sind von den Tierkreisbildern, aus der Phantasie entsprungen
sind. Das sind sie nicht. Sie wurden empfunden,
wurden geschaut, indem man sich dem Kosmos
gegenüberstellte. Der Fortschritt der Menschheit forderte,
daß diese instinktive, diese lebendige, diese imaginative
Anschauung abgedämmert ist, daß an ihre Stelle die
den Menschen befreiende, intellektuelle Anschauung
getreten ist, aus der heraus aber, wenn wir ganze Menschen
sein wollen, wiederum eine solche Anschauung
des Weltenalls errungen werden muß, die wiederum zur
Imagination vorschreitet, aber jetzt mit vollem Bewußtsein,
nicht mehr instinktiv.


Man bekommt da nun nicht einen Raum, der sich
=== Verdachts- und Arbeitsdiagnose ===
durch drei Dimensionen erschöpfen läßt, wenn man in
Liefern weder Diagnostik noch Differenzialdiagnostik ein sicheres Ergebnis, dann wird der vermuteten Diagnose ein ''V.&nbsp;a.'' (Verdacht auf) vorangestellt. Die Begriffe ''Verdachts-'' und ''Arbeitsdiagnose''<ref>S. Grüne: ''Anamnese – Untersuchung – Diagnostik'', Springer-Verlag, 2007, S. 28, ISBN 3-540-32866-1, [https://books.google.de/books?id=hxIkBAAAQBAJ&pg=PA28&dq=Arbeitsdiagnose&hl=de&sa=X&ei=tjATVYP6BIL0aICsgaAI&ved=0CE4Q6AEwCQ#v=onepage&q=Arbeitsdiagnose&f=false hier online].</ref> werden häufig synonym verwendet. Sie sind grundsätzlich Ausgangspunkt weiterer Untersuchungen, um einen Verdacht zu erhärten oder auch zu verwerfen. In der [[Notfallmedizin]] wird der Begriff der Arbeitsdiagnose für Symptomenkomplexe verwendet, die im Rahmen einer notärztlichen Versorgung oder in einer [[Notaufnahme]] nur zeitverzögert näher differenziert werden können, weil dazu nötige Labor- oder andere Untersuchungen, wie [[Computertomographie]] oder konventionelle [[Röntgendiagnostik]], entsprechend Zeit benötigen. Beispiele hierfür sind das [[Akutes Koronarsyndrom|akute Koronarsyndrom]] und das [[Polytrauma]].<ref name="q2" /><ref>W. F. Dick et al.: ''Logbuch der Notfallmedizin: Algorithmen und Checklisten'', Springer-Verlag, 2013, S. 102, ISBN 3-642-55797-X, [https://books.google.de/books?id=En8FBgAAQBAJ&pg=PA102&dq=Arbeitsdiagnose&hl=de&sa=X&ei=TyQXVdP2MITuaIGlgZgH&ved=0CHAQ6AEwEA#v=onepage&q=Arbeitsdiagnose&f=false hier online].</ref>
dieser Weise vom Sternenhimmel herein zu der Raumesvorstellung
kommen will, sondern man bekommt einen
Raum, den ich auch nur bildhaft andeuten kann: Würde
ich den Raum, von dem ich gestern gesprochen habe,
anzudeuten haben mit den drei aufeinander senkrecht
stehenden Linien (sie werden gezeichnet als Mitte der
entstehenden Zeichnung), so müßte ich diesen anderen
Raum so andeuten, daß ich überall solche Konfigurationen
zeichne, wie wenn Kräfte in Flächen sich von allen
Seiten des Weltenalls der Erde näherten und von außen
her plastisch wirkten an den Gebilden, welche auf der
Erdoberfläche sind.


[[Datei:GA_082_87.gif|center|300px|Raum und Gegenraum]]
Gründe, sich nur auf einen begründeten Verdacht zu beschränken, also keine exakte Diagnose zu stellen, liegen typischerweise darin, dass weiterführende Untersuchungen in keinem sinnvollen Verhältnis zu der therapeutischen Konsequenz stehen, vom Patienten abgelehnt werden oder für diesen ein Gesundheitsrisiko bergen. Auch ein Mangel an Möglichkeiten oder Zeit (beispielsweise im [[Notfallmedizin|Notfall]]) oder Kostengründe können dagegenstehen. So ist beispielsweise die Diagnose ''grippaler Infekt'' immer eine Verdachtsdiagnose, solange keine virologische Untersuchung durchgeführt wurde. Ebenso hat sich in der Notfallmedizin der Begriff des [[Akutes Koronarsyndrom|akuten Koronarsyndroms]] eingebürgert, unter dem letztlich alle Symptome einer Minderdurchblutung des Herzens zusammengefasst werden. Die Differenzierung, ob es sich also konkret um eine [[Angina pectoris]] oder einen [[Herzinfarkt]] handelt, erfolgt dann zweizeitig.<ref name="q2">J. Ortlepp: ''Internistische Akut-, Notfall- und Intensivmedizin: das ICU-Survival-Book ; mit 113 Tabellen und 14 Algorithmen'', Schattauer Verlag, 2012, S. 99, ISBN 3-7945-2806-9, [https://books.google.de/books?id=WRCtXE_LZZcC&pg=PA99&dq=Arbeitsdiagnose&hl=de&sa=X&ei=tjATVYP6BIL0aICsgaAI&ved=0CEkQ6AEwCA#v=onepage&q=Arbeitsdiagnose&f=false hier online].</ref>


Zu einer solchen Vorstellung kommt man, wenn man
=== {{Anker|Differenzialdiagnose}}Differentialdiagnose ===
vorrückt von dem, was mit den physischen Augen an
Als ''Differentialdiagnose'' (auch '''Differenzialdiagnose'''; auf Befundschreiben abgekürzt ''DD'') bezeichnet man die Gesamtheit aller Diagnosen, die alternativ als Erklärung für die erhobenen Symptome (Krankheitszeichen) oder [[Befund (Medizin)|medizinischen Befunde]] in Betracht zu ziehen sind oder in Betracht gezogen worden sind. Eine systematische Differentialdiagnostik als Lehrgegenstand der [[Nosologie]] findet sich erstmals in den Schriften des römischen Arztes [[Caelius Aurelianus]]<ref>Wolfgang Wegner: ''Caelius Aurelianus.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 227.</ref> im 5. Jahrhundert.
den Lebewesen, vor allen Dingen am Menschen zu
 
sehen ist, zu dem, was ich jetzt hier Imagination genannt
=== Diagnose ex juvantibus ===
habe, wobei sich einem statt des physischen
{{Hauptartikel|Diagnosis ex juvantibus}}
Menschen der Kosmos in Bildform eröffnet und einem
Bei nicht sicher gestellter Diagnose kann gelegentlich durch eine probeweise Therapieanwendung anhand einer beobachteten Verbesserung des klinischen Bildes oder einer Heilung ''[[ex post]]'' auf die Richtigkeit einer ursprünglichen Diagnose geschlossen werden. Man nennt dies ''[[Diagnosis ex juvantibus]]'' (Diagnose vom Heilerfolg her).
einen neuen Raum schenkt. Sobald man dazu vorrückt,
 
kommt man dazu, anzuschauen dasjenige, was ein
=== Fehldiagnose ===
zweiter Leib des Menschen ist, den ein älteres, ahnendes
Eine falsch gestellte Diagnose wird als [[Fehldiagnose]] bezeichnet.
Hellsehen, ein instinktives Hellsehen genannt hat den
 
Ätherleib, den man besser nennt den Bildekräfteleib;
== Vorgehensweise bei der Erarbeitung einer Diagnose (Diagnostik) ==
einen übersinnlichen Leib, der aber durchaus aus feiner,
Bereits beim Erstkontakt kann anhand von [[Anamnese]] und körperlicher Untersuchung eine Arbeitsdiagnose erstellt werden. Letztere ist Ausgangspunkt für das weitere Vorgehen, mit dem Ziel notwendige, ergänzende Informationen zu erlangen. Anhand der hinzugekommenen Informationen wird dann im ersten Schritt die Arbeitsdiagnose bestätigt oder verworfen bzw. verändert. Zur Erlangung einer gesicherten Diagnose kann es manchmal mehrerer solcher Schritte bedürfen.<ref>H. Buchner et al.: ''Strategien neurophysiologischer Untersuchungen: Elektroneurografie – Elektromyografie.'' Georg Thieme Verlag, 2011, S. 4, ISBN 3-13-163151-1, [https://books.google.de/books?id=IM781NZ6_9EC&pg=PA4&dq=Arbeitsdiagnose&hl=de&sa=X&ei=tjATVYP6BIL0aICsgaAI&ved=0CCwQ6AEwAw#v=onepage&q=Arbeitsdiagnose&f=false hier online].</ref>
ätherischer Substantialität besteht und der durchdringt
 
den physischen Leib des Menschen. Wir können
Die Auswahl der notwendigen diagnostischen Methoden richtet sich auch nach der Wahrscheinlichkeit, Therapierbarkeit und Bedrohlichkeit der verbleibenden Differenzialdiagnosen und nach dem mit der Maßnahme verbundenen Aufwand und Risiko. Der Vorgang endet, wenn nur noch eine Diagnose in Frage kommt. Häufig wird der Vorgang vorher aber (vernünftigerweise) abgebrochen – und zwar dann, wenn die verbleibenden Differenzialdiagnosen nur noch [[Entität]]en enthalten, die entweder
diesen physischen Leib studieren, wenn wir die ihn
* nicht therapierbar sind,
durchströmenden Kräfte innerhalb seiner Raumausdehnung
* nicht therapiebedürftig sind oder
suchen. Den Äther- oder Bildekräfteleib, der
* alle die gleiche (dann oft symptomatische) Therapie nahelegen.
den Menschen durchflutet, können wir nicht studieren,
 
wenn wir von diesem Räume (Mitte) ausgehen. Wir
Eine Herausforderung der medizinischen Diagnostik ist im [[Notfallmedizin|Notfall]] der Zeitmangel.
können ihn nur studieren, wenn wir ihn als gebildet aus
 
dem ganzen Kosmos auffassen, wenn wir ihn so auffassen,
=== Grundlegende Diagnostik ===
daß eben diese von allen Seiten sich der Erde
Die wichtigsten Methoden zur Diagnostik (Herausfinden einer Diagnose) sind die Anamnese (Vorgeschichte, z.&nbsp;B. durch Befragung des Patienten oder anderer Personen aus dem Umfeld), [[körperliche Untersuchung]] (Untersuchung des Patienten unter Einsatz der [[Sinn (Wahrnehmung)|Sinne]] und einfacher Hilfsmittel, vor allem durch [[Inspektion (Medizin)|Inspektion]], [[Palpation]], [[Perkussion (Medizin)|Perkussion]] und [[Auskultation]]) sowie die Berücksichtigung des Patientenumfeldes. Dabei können beispielsweise herumliegende Spritzen oder Medikamente am Ort eines Notfalles<ref>S. Grüne: ''Anamnese – Untersuchung – Diagnostik'', Springer-Verlag, 2007, S. 205, ISBN 3-540-32866-1, [https://books.google.de/books?id=hxIkBAAAQBAJ&pg=PA28&dq=Arbeitsdiagnose&hl=de&sa=X&ei=tjATVYP6BIL0aICsgaAI&ved=0CE4Q6AEwCQ#v=onepage&q=Arbeitsdiagnose&f=false hier online].</ref> oder der Zustand der Patientenwohnung wichtige Hinweise geben.
nähernden Kraftflächen an den Menschen herankommen
 
und von außen her seinen Bildekräfteleib plastisch
=== Apparative Diagnostik ===
formen." {{Lit|{{G|082|86ff}}}}
Die einfachen Untersuchungsmethoden sind in den meisten Fällen hinreichend genau, um Krankheiten mit lebensbedrohlichen Konsequenzen erkennen oder ausschließen zu können. Der Sinn mancher diagnostischer Methoden muss sorgfältig abgewogen werden. Vor allem beim Einsatz von Geräten (Apparaten) muss der erwartete Nutzen dem Risiko, der möglichen Beeinträchtigung des Patienten und den Kosten gegenübergestellt werden. Grundsätzlich ist ''Apparative Diagnostik'' nur sinnvoll, wenn sich daraus Erkenntnisse für die Behandlung des Patienten gewinnen lassen. Ausnahmen hiervon sind etwa [[Obduktion]]en zur Klärung von [[berufsgenossenschaft]]lichen oder [[Rechtsmedizin|rechtlichen Fragen]]. Auch im Rahmen der [[Qualitätssicherung]] zukünftiger Behandlungen anderer bzw. beim Feststellen genetischer Ursachen einer Erkrankung, um ggf. Angehörige frühzeitig behandeln zu können, kann ''Apparative Diagnostik'' hilfreich sein.
</div>
 
Beispiele für ''Apparative Diagnostik'' sind [[Labordiagnostik]] (Untersuchung von [[Blut]], [[Urin]] usw.), Gewebs- und Zelldiagnostik mittels [[Histologie]] oder [[Zytodiagnostik|Zytologie]], [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebende Verfahren]] ([[Sonografie]], [[Endoskopie]], [[Röntgen]], [[Computertomographie|CT]], [[Magnetresonanztomographie|MRT]] und [[Nuklearmedizin]]ische Bildgebung), Messung elektrischer Felder des Körpers ([[Elektrokardiogramm|EKG]], [[Elektroenzephalografie|EEG]], [[Elektromyografie|EMG]] und [[Elektroneurografie|ENG]]), Funktionsuntersuchungen ([[Lungenfunktionstest]], Druckmessungen [[Blutdruckmessung|in Gefäßen]] und [[Manometrie|Schließmuskeln]]), Reflexuntersuchung, Provokations- und Belastungstests (Leistungstests ([[Ergometrie]]) und [[Oraler Glukosetoleranztest|Glukosetoleranztest]]).
 
== Anforderungen an eine Diagnose ==
Ob eine Diagnose sinnvoll und zielführend ist, hängt auch von der Qualität der Definition der zugrundeliegenden Kategorien ab. Einer wohldefinierten Kategorie (zum Beispiel [[Radiusfraktur|Knochenbruch am Unterarm]]) lässt sich ein Krankheitsbild anhand weniger Kriterien (Sturz in der Anamnese, Schmerzen, Funktionsausfall des betroffenen Arms, Diskontinuität des Knochens im Röntgenbild) zuordnen und damit einer adäquaten Therapie zuführen (z.&nbsp;B. Gipsschiene).
 
Im Rahmen der [[Notfallmedizin]] kommt es darauf an, in sehr kurzer Zeit Erkenntnisse hinsichtlich der ersten Maßnahmen zu gewinnen. Das ist zum Beispiel gerade bei lebensbedrohlichen Situationen wie dem [[Herzinfarkt]] unbedingt erforderlich.<ref>Jörgen Schmidt-Voigt: ''Die ambulante Herzuntersuchung'' Kardiologische Basisdiagnostik für die Praxis. Springer-Verlag, Berlin 2011.</ref>
 
Bei Krankheiten, deren Kategorien weniger scharf definiert, umstritten oder komplex sind, ist das Risiko einer [[Fehldiagnose]] und damit einer Fehlbehandlung größer. Dieses Problem betrifft zum Beispiel die [[Psychiatrie]]. Insbesondere die [[Persönlichkeitsstörung]]en sind hier problematische Kategorien.
 
Gewöhnlich muss die Aussagekraft eines Diagnoseverfahrens einer Überprüfung nach [[Wissenschaftstheorie|wissenschaftlicher Methode]] standhalten können, um von der [[Hochschulmedizin]] und der [[Krankenkasse]] als anerkannt zu gelten. Nicht alle Diagnosen werden zum Beispiel von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezahlt. Die [[evidenzbasierte Medizin]] hat weitere Kriterien dazu entwickelt. Vor allem außerhalb von Krankenhäusern und Arztpraxen werden oft Methoden eingesetzt, die nicht den wissenschaftlichen Kriterien genügen, etwa in der [[Alternativmedizin]] und [[Naturheilkunde]].
 
== Klassifizierung ==
Für die Verschlüsselung der Diagnosen muss in Deutschland die [[ICD-10]] verwendet werden (die internationale Klassifikation der Krankheiten). Hierzu gibt das [[Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information|Deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Information]] (DIMDI) eine deutsche Version heraus, die '''ICD-10-GM'''&nbsp;(German Modification).<ref>{{Internetquelle|url=http://www.kvs-sachsen.de/mitglieder/abrechnung/diagnosenverschluesselungbrnach-icd-10-gm|hrsg=Kassenärztliche Vereinigung Sachsen|titel=Diagnosenverschlüsselung nach ICD-10-GM|zugriff=2012-02-23}}</ref>
 
Die ambulanten ''Kodierrichtlinien (AKR)'' wurden durch das [[GKV-Versorgungsstrukturgesetz]] (GKV-VStG) zum 31. Dezember 2011 abgeschafft.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Diagnostik}}
* {{WikipediaDE|Diagnose}}
* {{WikipediaDE|Triage}}, die Ersteinschätzung vor der ersten Diagnose aufgrund krisenhaftem Zeitdruck


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
* ''Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag.'' Hrsg. von Christa Habrich, Frank Marguth und Jörn Henning Wolf unter Mitarbeit von Renate Wittern. München 1978 (= ''Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe'', 7/8).
#Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}
* Rudolf Gross: ''Medizinische Diagnostik: Grundlagen und Praxis.'' Berlin/Heidelberg/New York 1969 (= ''Heidelberger Taschenbücher'', 48).
* Walter Siegenthaler: ''Differentialdiagnose innerer Krankheiten.'' 15. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart und New York 1984, ISBN 3-13-344815-3.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wikiquote}}
* [http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-gm/kodesuche/onlinefassungen/htmlgm2013/index.htm www.dimdi.de] – Übersetzungshilfe für Diagnosen: ICD-10 (German Modification – Version 2013)
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4012040-5}}


{{GA}}
[[Kategorie:Diagnostik|!101]]
[[Kategorie:Krankheit|101]]


[[Kategorie:Astronomie]] [[Kategorie:Äther]]
{{Wikipedia}}

Version vom 22. Mai 2018, 01:21 Uhr

Diagnose ist die Feststellung oder Bestimmung einer Krankheit. Das Wort ist abgeleitet von altgriech. διάγνωσις, diágnosis ‚Unterscheidung, Entscheidung‘ (bestehend aus διά-, diá-, ‚durch-‘ und γνώσις, gnósis, ‚Erkenntnis, Urteil‘).[1]

Eine Diagnose entsteht durch die zusammenfassende Gesamtschau und Beurteilung der erhobenen Befunde. Dabei kann es sich beispielsweise um Beschwerden, Krankheitszeichen (Symptome) oder typischen Symptomkombinationen (Syndrom) handeln. Auch Normalbefunde oder nicht krankhafte Normabweichungen können zur Diagnosestellung beitragen. Diese Befunde werden durch die Anamnese, durch eine körperliche Untersuchung oder durch chemische oder apparative Untersuchungen erhoben. Die Diagnose ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise bei der Behandlung.[2]

In medizinischen Klassifizierungssystemen, wie der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD), werden Diagnosen schematisch in Gruppen eingeteilt und so grob abgebildet. Auch in der Psychologie wird der Begriff Diagnose verwendet (siehe Psychologische Diagnostik). Im pflegerischen Bereich wird als Pflegediagnose ein Zustand oder ein gesundheitliches Problem bezeichnet, das Pflegemaßnahmen begründet oder beeinflusst.

Wege zur Diagnose

Der Weg zur Diagnose, die Diagnosefindung, wird auch als Diagnostik bezeichnet und endet typischerweise mit der Benennung des gefundenen Krankheitsbildes. In die Benennung gehen häufig auch Vorstellungen über Krankheitsursache und -entstehung (Ätiologie und Pathogenese) ein. Die Diagnostik kann rein klinisch erfolgen (bereits in den Hippokratischen Schriften grundlegend dargestellt). Meist jedoch handelt es sich um die gezielte Abfolge verschiedener Untersuchungen, z. B. Psychologische Diagnostik oder Bildgebende Diagnostik.[3]

Mit dem Begriff Routinediagnostik kann gemeint sein:

  • eine ohne besonderen Aufwand, ohne extra Anforderung, durchführbare Maßnahme (z. B. bei Laboren)
  • eine Abfolge von ohne konkreten Verdacht durchgeführten Maßnahmen (z. B. bei Screening, „mal durchchecken“)
  • eine in Behandlungsleitlinien für klinische Symptome (z. B.: Hinterwandinfarkt) durchzuführende Maßnahme
  • eine in Behandlungsprotokollen in festen Zeitabständen durchzuführende Maßnahme

Arten von Diagnosen

Im Idealfall fügen sich die erhobenen Einzelbefunde zu einem einheitlichen Bild zusammen und lassen nur eine einzige sichere Diagnose zu. So muss beispielsweise, um bei einem Patienten eine Sepsis diagnostizieren zu können, nachvollzogen werden, dass die vorhandenen Symptome einer Entzündung tatsächlich auf eine Infektion zurückzuführen sind. Nicht in allen Fällen können jedoch sichere Diagnosen herausgearbeitet werden, daher haben sich bestimmte traditionelle Begriffe eingebürgert, die sich auf den Grad der Sicherheit einer Diagnose beziehen.[4]

Ausschlussdiagnose

Die Ausschlussdiagnose (eng. diagnosis by exclusion) ist eine Diagnose, die sich aus dem schrittweisen Ausschluss aller anderen möglichen Erkrankungen mit denselben Symptomen ergibt, bis nur noch die Ausschlussdiagnose übrig bleibt.[5]

Verdachts- und Arbeitsdiagnose

Liefern weder Diagnostik noch Differenzialdiagnostik ein sicheres Ergebnis, dann wird der vermuteten Diagnose ein V. a. (Verdacht auf) vorangestellt. Die Begriffe Verdachts- und Arbeitsdiagnose[6] werden häufig synonym verwendet. Sie sind grundsätzlich Ausgangspunkt weiterer Untersuchungen, um einen Verdacht zu erhärten oder auch zu verwerfen. In der Notfallmedizin wird der Begriff der Arbeitsdiagnose für Symptomenkomplexe verwendet, die im Rahmen einer notärztlichen Versorgung oder in einer Notaufnahme nur zeitverzögert näher differenziert werden können, weil dazu nötige Labor- oder andere Untersuchungen, wie Computertomographie oder konventionelle Röntgendiagnostik, entsprechend Zeit benötigen. Beispiele hierfür sind das akute Koronarsyndrom und das Polytrauma.[7][8]

Gründe, sich nur auf einen begründeten Verdacht zu beschränken, also keine exakte Diagnose zu stellen, liegen typischerweise darin, dass weiterführende Untersuchungen in keinem sinnvollen Verhältnis zu der therapeutischen Konsequenz stehen, vom Patienten abgelehnt werden oder für diesen ein Gesundheitsrisiko bergen. Auch ein Mangel an Möglichkeiten oder Zeit (beispielsweise im Notfall) oder Kostengründe können dagegenstehen. So ist beispielsweise die Diagnose grippaler Infekt immer eine Verdachtsdiagnose, solange keine virologische Untersuchung durchgeführt wurde. Ebenso hat sich in der Notfallmedizin der Begriff des akuten Koronarsyndroms eingebürgert, unter dem letztlich alle Symptome einer Minderdurchblutung des Herzens zusammengefasst werden. Die Differenzierung, ob es sich also konkret um eine Angina pectoris oder einen Herzinfarkt handelt, erfolgt dann zweizeitig.[7]

Differentialdiagnose

Als Differentialdiagnose (auch Differenzialdiagnose; auf Befundschreiben abgekürzt DD) bezeichnet man die Gesamtheit aller Diagnosen, die alternativ als Erklärung für die erhobenen Symptome (Krankheitszeichen) oder medizinischen Befunde in Betracht zu ziehen sind oder in Betracht gezogen worden sind. Eine systematische Differentialdiagnostik als Lehrgegenstand der Nosologie findet sich erstmals in den Schriften des römischen Arztes Caelius Aurelianus[9] im 5. Jahrhundert.

Diagnose ex juvantibus

Bei nicht sicher gestellter Diagnose kann gelegentlich durch eine probeweise Therapieanwendung anhand einer beobachteten Verbesserung des klinischen Bildes oder einer Heilung ex post auf die Richtigkeit einer ursprünglichen Diagnose geschlossen werden. Man nennt dies Diagnosis ex juvantibus (Diagnose vom Heilerfolg her).

Fehldiagnose

Eine falsch gestellte Diagnose wird als Fehldiagnose bezeichnet.

Vorgehensweise bei der Erarbeitung einer Diagnose (Diagnostik)

Bereits beim Erstkontakt kann anhand von Anamnese und körperlicher Untersuchung eine Arbeitsdiagnose erstellt werden. Letztere ist Ausgangspunkt für das weitere Vorgehen, mit dem Ziel notwendige, ergänzende Informationen zu erlangen. Anhand der hinzugekommenen Informationen wird dann im ersten Schritt die Arbeitsdiagnose bestätigt oder verworfen bzw. verändert. Zur Erlangung einer gesicherten Diagnose kann es manchmal mehrerer solcher Schritte bedürfen.[10]

Die Auswahl der notwendigen diagnostischen Methoden richtet sich auch nach der Wahrscheinlichkeit, Therapierbarkeit und Bedrohlichkeit der verbleibenden Differenzialdiagnosen und nach dem mit der Maßnahme verbundenen Aufwand und Risiko. Der Vorgang endet, wenn nur noch eine Diagnose in Frage kommt. Häufig wird der Vorgang vorher aber (vernünftigerweise) abgebrochen – und zwar dann, wenn die verbleibenden Differenzialdiagnosen nur noch Entitäten enthalten, die entweder

  • nicht therapierbar sind,
  • nicht therapiebedürftig sind oder
  • alle die gleiche (dann oft symptomatische) Therapie nahelegen.

Eine Herausforderung der medizinischen Diagnostik ist im Notfall der Zeitmangel.

Grundlegende Diagnostik

Die wichtigsten Methoden zur Diagnostik (Herausfinden einer Diagnose) sind die Anamnese (Vorgeschichte, z. B. durch Befragung des Patienten oder anderer Personen aus dem Umfeld), körperliche Untersuchung (Untersuchung des Patienten unter Einsatz der Sinne und einfacher Hilfsmittel, vor allem durch Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation) sowie die Berücksichtigung des Patientenumfeldes. Dabei können beispielsweise herumliegende Spritzen oder Medikamente am Ort eines Notfalles[11] oder der Zustand der Patientenwohnung wichtige Hinweise geben.

Apparative Diagnostik

Die einfachen Untersuchungsmethoden sind in den meisten Fällen hinreichend genau, um Krankheiten mit lebensbedrohlichen Konsequenzen erkennen oder ausschließen zu können. Der Sinn mancher diagnostischer Methoden muss sorgfältig abgewogen werden. Vor allem beim Einsatz von Geräten (Apparaten) muss der erwartete Nutzen dem Risiko, der möglichen Beeinträchtigung des Patienten und den Kosten gegenübergestellt werden. Grundsätzlich ist Apparative Diagnostik nur sinnvoll, wenn sich daraus Erkenntnisse für die Behandlung des Patienten gewinnen lassen. Ausnahmen hiervon sind etwa Obduktionen zur Klärung von berufsgenossenschaftlichen oder rechtlichen Fragen. Auch im Rahmen der Qualitätssicherung zukünftiger Behandlungen anderer bzw. beim Feststellen genetischer Ursachen einer Erkrankung, um ggf. Angehörige frühzeitig behandeln zu können, kann Apparative Diagnostik hilfreich sein.

Beispiele für Apparative Diagnostik sind Labordiagnostik (Untersuchung von Blut, Urin usw.), Gewebs- und Zelldiagnostik mittels Histologie oder Zytologie, bildgebende Verfahren (Sonografie, Endoskopie, Röntgen, CT, MRT und Nuklearmedizinische Bildgebung), Messung elektrischer Felder des Körpers (EKG, EEG, EMG und ENG), Funktionsuntersuchungen (Lungenfunktionstest, Druckmessungen in Gefäßen und Schließmuskeln), Reflexuntersuchung, Provokations- und Belastungstests (Leistungstests (Ergometrie) und Glukosetoleranztest).

Anforderungen an eine Diagnose

Ob eine Diagnose sinnvoll und zielführend ist, hängt auch von der Qualität der Definition der zugrundeliegenden Kategorien ab. Einer wohldefinierten Kategorie (zum Beispiel Knochenbruch am Unterarm) lässt sich ein Krankheitsbild anhand weniger Kriterien (Sturz in der Anamnese, Schmerzen, Funktionsausfall des betroffenen Arms, Diskontinuität des Knochens im Röntgenbild) zuordnen und damit einer adäquaten Therapie zuführen (z. B. Gipsschiene).

Im Rahmen der Notfallmedizin kommt es darauf an, in sehr kurzer Zeit Erkenntnisse hinsichtlich der ersten Maßnahmen zu gewinnen. Das ist zum Beispiel gerade bei lebensbedrohlichen Situationen wie dem Herzinfarkt unbedingt erforderlich.[12]

Bei Krankheiten, deren Kategorien weniger scharf definiert, umstritten oder komplex sind, ist das Risiko einer Fehldiagnose und damit einer Fehlbehandlung größer. Dieses Problem betrifft zum Beispiel die Psychiatrie. Insbesondere die Persönlichkeitsstörungen sind hier problematische Kategorien.

Gewöhnlich muss die Aussagekraft eines Diagnoseverfahrens einer Überprüfung nach wissenschaftlicher Methode standhalten können, um von der Hochschulmedizin und der Krankenkasse als anerkannt zu gelten. Nicht alle Diagnosen werden zum Beispiel von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezahlt. Die evidenzbasierte Medizin hat weitere Kriterien dazu entwickelt. Vor allem außerhalb von Krankenhäusern und Arztpraxen werden oft Methoden eingesetzt, die nicht den wissenschaftlichen Kriterien genügen, etwa in der Alternativmedizin und Naturheilkunde.

Klassifizierung

Für die Verschlüsselung der Diagnosen muss in Deutschland die ICD-10 verwendet werden (die internationale Klassifikation der Krankheiten). Hierzu gibt das Deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) eine deutsche Version heraus, die ICD-10-GM (German Modification).[13]

Die ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) wurden durch das GKV-Versorgungsstrukturgesetz (GKV-VStG) zum 31. Dezember 2011 abgeschafft.

Siehe auch

Literatur

  • Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. Hrsg. von Christa Habrich, Frank Marguth und Jörn Henning Wolf unter Mitarbeit von Renate Wittern. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe, 7/8).
  • Rudolf Gross: Medizinische Diagnostik: Grundlagen und Praxis. Berlin/Heidelberg/New York 1969 (= Heidelberger Taschenbücher, 48).
  • Walter Siegenthaler: Differentialdiagnose innerer Krankheiten. 15. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart und New York 1984, ISBN 3-13-344815-3.

Weblinks

 Wiktionary: Diagnose – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Diagnose – Zitate
  • www.dimdi.de – Übersetzungshilfe für Diagnosen: ICD-10 (German Modification – Version 2013)

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Bd. 1: A-K. Bearbeitet von Maximilian Sengebusch. 3. Auflage. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914, S. 574
  2. W. Haverkamp et al.: Internistische Intensivmedizin: Methoden – Diagnose – Therapie, Georg Thieme Verlag, 2008, S. 4, ISBN 3-13-156261-7, hier online.
  3. Horst Kremling (2004): Zur Entwicklung der klinischen Diagnostik. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 23, S. 233–261, hier: S. 233.
  4. W. Haverkamp et al.: Internistische Intensivmedizin: Methoden – Diagnose – Therapie, Georg Thieme Verlag, 2008, S. 29, ISBN 3-13-156261-7, hier online.
  5.  Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin, S. 479. Springer, Berlin, Heidelberg 2004, ISBN 978-3-540-20412-1. Online: eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  6. S. Grüne: Anamnese – Untersuchung – Diagnostik, Springer-Verlag, 2007, S. 28, ISBN 3-540-32866-1, hier online.
  7. 7,0 7,1 J. Ortlepp: Internistische Akut-, Notfall- und Intensivmedizin: das ICU-Survival-Book ; mit 113 Tabellen und 14 Algorithmen, Schattauer Verlag, 2012, S. 99, ISBN 3-7945-2806-9, hier online.
  8. W. F. Dick et al.: Logbuch der Notfallmedizin: Algorithmen und Checklisten, Springer-Verlag, 2013, S. 102, ISBN 3-642-55797-X, hier online.
  9. Wolfgang Wegner: Caelius Aurelianus. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 227.
  10. H. Buchner et al.: Strategien neurophysiologischer Untersuchungen: Elektroneurografie – Elektromyografie. Georg Thieme Verlag, 2011, S. 4, ISBN 3-13-163151-1, hier online.
  11. S. Grüne: Anamnese – Untersuchung – Diagnostik, Springer-Verlag, 2007, S. 205, ISBN 3-540-32866-1, hier online.
  12. Jörgen Schmidt-Voigt: Die ambulante Herzuntersuchung Kardiologische Basisdiagnostik für die Praxis. Springer-Verlag, Berlin 2011.
  13. Diagnosenverschlüsselung nach ICD-10-GM. Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, abgerufen am 23. Februar 2012.
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