Gegenraum und Warencharakter der menschlichen Arbeit: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Gegenraum''', wie ihn [[Rudolf Steiner]] vor allem in seinem [[Astronomiekurs]], aber auch an anderen Stellen ausführlich besprochen hat, ist begrifflich zu fassen als eine Art von negativem [[Raum]], der durch [[Umstülpung]] aus dem äußeren dreidimensionalen Raum hervorgeht. Er ist unerlässlich zu einem tieferen Verständnis der [[Planet]]enbewegung und ihrem Zusammenhang mit der Gestaltung des [[mensch]]lichen [[Organismus]] durch die [[ätherisch]]en [[Umkreiskräfte]].
Der '''Warencharakter der menschlichen Arbeit''' entstand dadurch, dass ein Teil des Menschenwesens vom Kapitalismus in den Wirtschaftsprozess eingegliedert wurde:


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"Sie sehen, wir kommen hier dazu, den Raum überwinden zu
"Im Altertum gab es Sklaven. Der ganze Mensch wurde wie eine Ware verkauft. Etwas weniger vom Menschen, aber doch eben ein Teil des Menschenwesens selber wurde in den Wirtschaftsprozeß eingegliedert durch die Leibeigenschaft. Der [[Kapitalismus]] ist die Macht geworden, die noch einem Rest des Menschenwesens den Charakter der Ware aufdrückt: der Arbeitskraft." {{Lit|{{G|23|53}}}}
müssen. Es ist durchaus notwendig. Sie werden sehen, wenn Sie
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wirklich gewissenhaft vorgehen im Begreifen der Erscheinungen, daß
Sie nicht auskommen mit den bloßen dreidimensionalen Raumvorstellungen.
Sie müssen das Zusammenwirken ins Auge fassen zwischen
einem Raum, der die drei gewöhnlichen Dimensionen hat und den
Sie sich ideell vorstellen können als von einem Mittelpunkt radial
auslaufend, und einem anderen Raum, der diesen dreidimensionalen
Raum fortwährend vernichtet, und der nun nicht von einem
Punkte ausgehend gedacht werden darf, sondern der ausgehend gedacht
werden muß von der in unbegrenzter Weite liegenden Sphäre;
wobei also der Punkt das eine Mal den Flächeninhalt Null hat und
das andere Mal den Flächeninhalt einer unermeßlich großen Kugelfläche.
Wir müssen also unterscheiden zwischen zweierlei Punkten:
zwischen einem Punkt, der den Flächeninhalt Null hat, den er nach
außen wendet, und einem Punkt, der den Flächeninhalt einer unbegrenzt
großen Kugelfläche hat, den er nach innen wendet. Im rein
Geometrischen genügt es, wenn wir uns den abstrakten Punkt vorstellen.
Im Reiche der Wirklichkeit genügt das nicht. Wir kommen
nicht zurecht, wenn wir uns den bloß abstrakten Punkt vorstellen.
Da müssen wir überall fragen, ob der Punkt, den wir uns vorstellen,
nach innen oder nach außen gekrümmt ist, denn danach richtet sich
sein Wirkungsfeld.


Aber noch etwas anderes müssen Sie ins Auge fassen. Sie können
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sich ja nun vorstellen, Sie hätten irgendwo diesen Punkt, der eine
"Sie können den größten menschlichen Scharfsinn, Sie können die tiefsten nationalökonomischen Erkenntnisse aufwenden, um darüber zu diskutieren, wie man das 
Sphäre ist (Fig. 11, starker Kreis). Zunächst ist für Sie keine Notwendigkeit,
nun machen soll, daß im sozialen Organismus der Arbeiter nicht mehr seine [[Arbeitskraft]] als [[Ware]] zum Markte tragen soll, daß er diese letzte Konsequenz der [[Sklaverei]] aus der Welt schaffen könnte, und Sie werden, auch wenn Sie mit dem größten Scharfsinn, mit den tiefsten nationalökonomischen Erkenntnissen mehrere Menschenleben nachdenken könnten, Sie werden zu keinem Resultate kommen. Sie können zu keinem Resultate kommen, denn dies ist gerade im eminentesten Sinne eine Frage, welche nicht diskutiert werden kann, welche nicht theoretisch beantwortet werden kann, sondern welche nur vom Leben selbst beantwortet werden kann, nur dadurch beantwortet werden kann, daß man etwas schafft, was im Leben so wirkt, daß die Arbeitskraft des Warencharakters entkleidet wird." {{Lit|{{G|328|67f}}}}
den Punkt, der ja in unermeßlichen Weiten liegt, gerade
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just hier (a) vorzustellen. Wir können ihn ja auch ein Stückchen
 
weiter draußen vorstellen (b c). Jeden Punkt können Sie irgendwo
Eine Antwort auf diese Frage liegt also nicht in theoretischen Resultaten, wie etwa
draußen vorstellen, nur müssen Sie sich diese Sphäre hier
auch dem [[Marxismus]], sondern vielmehr in zu schaffenden praktischen Einrichtungen,  
(innerer Kreis) frei lassen. Denn das ist ausgespart gewissermaßen,
wie etwa einem allgemein zugänglichen Bedingungslosen [[Grundeinkommen]].
 
== Arbeit ist ein Recht und nicht eine Ware ==
 
Im gesunden [[Sozialer Organismus|sozialen Organismus]] darf die Arbeit nicht mehr zur Ware werden, sondern muss den Charakter eines [[Recht]]es bekommen, das im [[Rechtsleben]] verankert ist und nicht im [[Wirtschaftsleben]]. Es muss folglich eine '''Trennung von Arbeit und Einkommen''' zustande kommen, die [[Rudolf Steiner]] schon 1905 als notwendige Konsequenz des von ihm formulierten [[Soziales Hauptgesetz|Sozialen Hauptgesetzes]] gefordert hat.
 
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"Man sieht auch, daß diese Wirtschaftsform der menschlichen Arbeitskraft den Charakter der Ware aufgeprägt hat. Aber man sieht nicht, wie es im Wirtschaftsleben selbst liegt, daß alles ihm Eingegliederte zur Ware werden muß. In der Erzeugung und in dem zweckmäßigen Verbrauch von Waren besteht das Wirtschaftsleben. Man kann nicht die menschliche Arbeitskraft des Warencharakters entkleiden, wenn man nicht die Möglichkeit findet, sie aus dem Wirtschaftsprozeß herauszureißen." {{Lit|{{G|23|54}}}}
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[[Datei:GA_323_282.gif|center|400px|Fig. 11]]
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"Geld und Arbeit sind keine austauschbaren Werte, sondern nur Geld und Arbeitserzeugnis. Gebe ich daher Geld für Arbeit, so tue ich etwas Falsches. Ich schaffe einen Scheinvorgang. Denn in Wirklichkeit kann ich nur Geld für Arbeitserzeugnis geben." {{Lit|{{G|23|77}}}}
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das ist der umgekehrte Kreis oder die umgekehrte Kugel, wenn Sie
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wollen. Aber denken Sie sich, es läge das Folgende vor: Dasjenige,
"Im gesunden sozialen Organismus muss zutage treten, dass die Arbeit nicht bezahlt werden kann. Denn diese kann nicht im Vergleich mit einer Ware einen wirtschaftlichen Wert erhalten. Einen solchen hat erst die durch Arbeit hervorgebrachte Ware im Vergleich mit andern Waren." {{Lit|{{G|23|78}}}}
was da außerhalb dieses abstrakten Kreises (starker Kreis) liegt, was
also dieser Punkt ist, der seine Krümmung nach innen kehrt - denn
der ganze Raum, der da außerhalb dieser Kugelfläche (starker Kreis)
liegt, ist eben dann ein Punkt, der seine Krümmung nach innen
kehrt -, dieser Raum, der wäre wiederum doch irgendwo begrenzt.
Also, Sie können weit gehen, aber die Wirklichkeit wäre nicht so,
daß Sie überall hingehen könnten, da läge wiederum irgendwo eine
Grenze ganz anderer Art (gestrichelter Kreis). Was müßte denn das
zur Folge haben? Das müßte zur Folge haben, daß hier irgendwo (P)
auftreten müßte dasjenige, was wiederum dazu gehört zu dem, was
da draußen liegt. Es müßte da drinnen eine kleine Sphäre auftreten,
die zu dem gehört, was da draußen liegt. Sie würden also sagen
müssen: Da außerhalb einer Sphäre gibt es etwas; aber sehen kann
ich das, was da draußen liegt, indem ich da (P) hineinschaue. Denn das
ist dasjenige, was da wieder erscheint, was da sich wieder geltend
macht, was die Fortsetzung ist von dem, was da draußen liegt. Dasjenige,
was ich suche, wenn ich in die unendlichen Fernen gehe,
kommt mir aus dem Zentrum wiederum zum Vorschein." {{Lit|{{G|323|281ff}}}}
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"Derjenige, der einfach aufzeichnen würde, was er da
"Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier
in den Weltenweiten sieht, der würde zu nichts kommen.
Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen für ein
Eine bloße Abzeichnung des Sternenhimmels, wie
wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und
sie die heutigen Astronomen machen, führt zu nichts.
Arbeitleister. Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht
Wenn man aber den ganzen Menschen mit dem vollen
auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für
Verständnis des Kosmos diesem Kosmos gegenüberstellt,
Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den
dann bilden sich ihm im Inneren der Seele gegenüber
eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam
diesen Sternanhäufungen Bilder aus, wie man sie
zustande bringen." {{Lit|{{G|23|99}}}}
auf alten Karten sieht, wo noch aus dem alten, instinktiven
</div>
Hellsehen die Imaginationen sich bildeten, und dann
== Rechtlich bestimmte Arbeit als Vorgegebenheit für das Wirtschaften ==
bekommt man eine Imagination des ganzen Kosmos.
{{GZ|Wenn aus den Impulsen dieses Rechtsorganismus heraus die
Man bekommt das Gegenbild von dem, was ich gestern
Begrenzung der menschlichen Arbeitskraft, die fortan nicht den Charakter
gezeigt habe als die menschliche Grundlage der drei
der Ware hat, sondern den Charakter eines Rechts hat, wenn diese
geometrischen Raumdimensionen. Man bekommt etwas,
Arbeitskraft so in einen bestimmten Wirtschaftszweig hineinfließt, daß
was sich in unendlicher Weise konfigurieren kann.
sich dieser Wirtschaftszweig nicht rentiert, dann wird dieser Wirtschaftszweig
ebenso in bezug auf dieses Nichtrentieren angesehen werden müssen, wie wenn er sich durch das zu Teure eines Rohstoffes nicht
rentiert. Das heißt: Die menschliche Arbeitskraft wird ein Beherrschendes
werden mit Bezug auf das Wirtschaftsleben, nicht ein Unterdrücktes,
nicht ein Versklavtes. Aber das wird nicht dadurch erreicht, daß
man gewisse Gesetze gibt, sondern daß man im lebendigen Leben einen
Körper schafft, der einfach dadurch, daß etwas anderes an menschlichen
Impulsen in diesem abgetrennten Körper da sein muß, fortdauernd von
Epoche zu Epoche die Arbeit dem Warencharakter entreißt, denn sie
muß dem Warencharakter entrissen werden, sonst wird sie immer wiederum
aufgesogen werden, weil der Wirtschaftskörper immer die Tendenz
hat, die Arbeitskraft aufzusaugen und sie zur Ware zu machen.
Immer muß der Staatskörper wachen, um wiederum die Arbeitskraft
des Warencharakters zu entkleiden.|328|69f.}}


Die Menschen haben ja heute im Grunde genommen
{{GZ|Wenn nicht diese
gar keine Ahnung davon, wie man einmal in das Weltenall
Warenzirkulation bestimmt Entlohnung, Arbeitszeit, Arbeitsrecht
hineingesehen hat in älteren Zeiten, wo eben noch ein
überhaupt, sondern wenn unabhängig von der Warenzirkulation, von
instinktives Hellsehen bei den Menschen vorhanden war.
dem Warenmarkt, auf dem Gebiete des staatlichen Rechtslebens, bloß
Man hält heute dafür, daß die verschiedenen Zeichnungen,
aus den menschlichen Bedürfnissen, bloß aus rein menschlichen Gesichtspunkten
die Bilder, die Imaginationen, die gemacht worden
heraus die Arbeitszeit festgesetzt werden wird, dann wird
sind von den Tierkreisbildern, aus der Phantasie entsprungen
es so sein, daß einfach eine Ware so viel kostet, als das Notwendige
sind. Das sind sie nicht. Sie wurden empfunden,
kostet zu ihrer Aufbringung der Zeit, die für eine bestimmte Arbeit notwendig
wurden geschaut, indem man sich dem Kosmos
ist, die aber geregelt ist durch ein von dem Wirtschaftsleben unabhängiges
gegenüberstellte. Der Fortschritt der Menschheit forderte,
Leben, während zum Beispiel das Wirtschaftsleben heute
daß diese instinktive, diese lebendige, diese imaginative
von sich aus regelt das Arbeitsverhältnis, so daß nach den Preisen der
Anschauung abgedämmert ist, daß an ihre Stelle die
Ware sich vielfach im volkswirtschaftlichen Prozeß regeln muß Arbeitszeit,
den Menschen befreiende, intellektuelle Anschauung
Arbeitsverhältnis. Das Umgekehrte wird eintreten bei einer richtigen
getreten ist, aus der heraus aber, wenn wir ganze Menschen
Gliederung des sozialen Organismus.|328|121}}
sein wollen, wiederum eine solche Anschauung
des Weltenalls errungen werden muß, die wiederum zur
Imagination vorschreitet, aber jetzt mit vollem Bewußtsein,
nicht mehr instinktiv.


Man bekommt da nun nicht einen Raum, der sich
{{GZ|Ein solches Verhältnis der Arbeit zur Rechtsordnung wird die im
durch drei Dimensionen erschöpfen läßt, wenn man in
Wirtschaftsleben tätigen Assoziationen nötigen, mit dem, was «rechtens
dieser Weise vom Sternenhimmel herein zu der Raumesvorstellung
ist» als mit einer Voraussetzung zu rechnen. Doch wird dadurch erreicht,
kommen will, sondern man bekommt einen
daß die Wirtschaftsorganisation vom Menschen, nicht der Mensch von
Raum, den ich auch nur bildhaft andeuten kann: Würde
der Wirtschaftsordnung abhängig ist.|23|79 (Fußnote)}}
ich den Raum, von dem ich gestern gesprochen habe,
anzudeuten haben mit den drei aufeinander senkrecht
stehenden Linien (sie werden gezeichnet als Mitte der
entstehenden Zeichnung), so müßte ich diesen anderen
Raum so andeuten, daß ich überall solche Konfigurationen
zeichne, wie wenn Kräfte in Flächen sich von allen
Seiten des Weltenalls der Erde näherten und von außen
her plastisch wirkten an den Gebilden, welche auf der
Erdoberfläche sind.


[[Datei:GA_082_87.gif|center|300px|Raum und Gegenraum]]
== Siehe auch ==
*[[Arbeit]]
*[[Ware]]
*[[Dienstleistung]]
*[[Soziale Dreigliederung]]
*[[Soziales Hauptgesetz]]


Zu einer solchen Vorstellung kommt man, wenn man
== Literatur ==
vorrückt von dem, was mit den physischen Augen an
den Lebewesen, vor allen Dingen am Menschen zu
sehen ist, zu dem, was ich jetzt hier Imagination genannt
habe, wobei sich einem statt des physischen
Menschen der Kosmos in Bildform eröffnet und einem
einen neuen Raum schenkt. Sobald man dazu vorrückt,
kommt man dazu, anzuschauen dasjenige, was ein
zweiter Leib des Menschen ist, den ein älteres, ahnendes
Hellsehen, ein instinktives Hellsehen genannt hat den
Ätherleib, den man besser nennt den Bildekräfteleib;
einen übersinnlichen Leib, der aber durchaus aus feiner,
ätherischer Substantialität besteht und der durchdringt
den physischen Leib des Menschen. Wir können
diesen physischen Leib studieren, wenn wir die ihn
durchströmenden Kräfte innerhalb seiner Raumausdehnung
suchen. Den Äther- oder Bildekräfteleib, der
den Menschen durchflutet, können wir nicht studieren,
wenn wir von diesem Räume (Mitte) ausgehen. Wir
können ihn nur studieren, wenn wir ihn als gebildet aus
dem ganzen Kosmos auffassen, wenn wir ihn so auffassen,
daß eben diese von allen Seiten sich der Erde
nähernden Kraftflächen an den Menschen herankommen
und von außen her seinen Bildekräfteleib plastisch
formen." {{Lit|{{G|82|86ff}}}}
</div>


== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Kernpunkte der Sozialen Frage'', [[GA 23]] (1976), ISBN 3-7274-0230-X; '''Tb 606''', ISBN 978-3-7274-6061-6 {{Schriften|023}}
#Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die soziale Frage'', [[GA 328]] (1977), ISBN 3-7274-3280-2 {{Vorträge|328}}
#Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Astronomie]] [[Kategorie:Äther]]
== Weblinks ==
* [https://www.youtube.com/watch?v=Wf-LLGoGmkA Benediktus Hardorp zum Grundeinkommen und zur Steuerfinanzierung] YouTube
 
[[Kategorie:Marxistische Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]]
[[Kategorie:Philosophie des Sozialen]]
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
[[Kategorie:Wirtschaftsleben]]
[[Kategorie:Soziale Kunst]]
[[Kategorie:Arbeitswelt]]
[[Kategorie:Soziologie]]
[[Kategorie:Wirtschaft]]
[[Kategorie:Arbeit]]

Version vom 5. August 2020, 12:49 Uhr

Der Warencharakter der menschlichen Arbeit entstand dadurch, dass ein Teil des Menschenwesens vom Kapitalismus in den Wirtschaftsprozess eingegliedert wurde:

"Im Altertum gab es Sklaven. Der ganze Mensch wurde wie eine Ware verkauft. Etwas weniger vom Menschen, aber doch eben ein Teil des Menschenwesens selber wurde in den Wirtschaftsprozeß eingegliedert durch die Leibeigenschaft. Der Kapitalismus ist die Macht geworden, die noch einem Rest des Menschenwesens den Charakter der Ware aufdrückt: der Arbeitskraft." (Lit.: GA 23, S. 53)

"Sie können den größten menschlichen Scharfsinn, Sie können die tiefsten nationalökonomischen Erkenntnisse aufwenden, um darüber zu diskutieren, wie man das nun machen soll, daß im sozialen Organismus der Arbeiter nicht mehr seine Arbeitskraft als Ware zum Markte tragen soll, daß er diese letzte Konsequenz der Sklaverei aus der Welt schaffen könnte, und Sie werden, auch wenn Sie mit dem größten Scharfsinn, mit den tiefsten nationalökonomischen Erkenntnissen mehrere Menschenleben nachdenken könnten, Sie werden zu keinem Resultate kommen. Sie können zu keinem Resultate kommen, denn dies ist gerade im eminentesten Sinne eine Frage, welche nicht diskutiert werden kann, welche nicht theoretisch beantwortet werden kann, sondern welche nur vom Leben selbst beantwortet werden kann, nur dadurch beantwortet werden kann, daß man etwas schafft, was im Leben so wirkt, daß die Arbeitskraft des Warencharakters entkleidet wird." (Lit.: GA 328, S. 67f)

Eine Antwort auf diese Frage liegt also nicht in theoretischen Resultaten, wie etwa auch dem Marxismus, sondern vielmehr in zu schaffenden praktischen Einrichtungen, wie etwa einem allgemein zugänglichen Bedingungslosen Grundeinkommen.

Arbeit ist ein Recht und nicht eine Ware

Im gesunden sozialen Organismus darf die Arbeit nicht mehr zur Ware werden, sondern muss den Charakter eines Rechtes bekommen, das im Rechtsleben verankert ist und nicht im Wirtschaftsleben. Es muss folglich eine Trennung von Arbeit und Einkommen zustande kommen, die Rudolf Steiner schon 1905 als notwendige Konsequenz des von ihm formulierten Sozialen Hauptgesetzes gefordert hat.

"Man sieht auch, daß diese Wirtschaftsform der menschlichen Arbeitskraft den Charakter der Ware aufgeprägt hat. Aber man sieht nicht, wie es im Wirtschaftsleben selbst liegt, daß alles ihm Eingegliederte zur Ware werden muß. In der Erzeugung und in dem zweckmäßigen Verbrauch von Waren besteht das Wirtschaftsleben. Man kann nicht die menschliche Arbeitskraft des Warencharakters entkleiden, wenn man nicht die Möglichkeit findet, sie aus dem Wirtschaftsprozeß herauszureißen." (Lit.: GA 23, S. 54)

"Geld und Arbeit sind keine austauschbaren Werte, sondern nur Geld und Arbeitserzeugnis. Gebe ich daher Geld für Arbeit, so tue ich etwas Falsches. Ich schaffe einen Scheinvorgang. Denn in Wirklichkeit kann ich nur Geld für Arbeitserzeugnis geben." (Lit.: GA 23, S. 77)

"Im gesunden sozialen Organismus muss zutage treten, dass die Arbeit nicht bezahlt werden kann. Denn diese kann nicht im Vergleich mit einer Ware einen wirtschaftlichen Wert erhalten. Einen solchen hat erst die durch Arbeit hervorgebrachte Ware im Vergleich mit andern Waren." (Lit.: GA 23, S. 78)

"Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen für ein wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und Arbeitleister. Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen." (Lit.: GA 23, S. 99)

Rechtlich bestimmte Arbeit als Vorgegebenheit für das Wirtschaften

„Wenn aus den Impulsen dieses Rechtsorganismus heraus die Begrenzung der menschlichen Arbeitskraft, die fortan nicht den Charakter der Ware hat, sondern den Charakter eines Rechts hat, wenn diese Arbeitskraft so in einen bestimmten Wirtschaftszweig hineinfließt, daß sich dieser Wirtschaftszweig nicht rentiert, dann wird dieser Wirtschaftszweig ebenso in bezug auf dieses Nichtrentieren angesehen werden müssen, wie wenn er sich durch das zu Teure eines Rohstoffes nicht rentiert. Das heißt: Die menschliche Arbeitskraft wird ein Beherrschendes werden mit Bezug auf das Wirtschaftsleben, nicht ein Unterdrücktes, nicht ein Versklavtes. Aber das wird nicht dadurch erreicht, daß man gewisse Gesetze gibt, sondern daß man im lebendigen Leben einen Körper schafft, der einfach dadurch, daß etwas anderes an menschlichen Impulsen in diesem abgetrennten Körper da sein muß, fortdauernd von Epoche zu Epoche die Arbeit dem Warencharakter entreißt, denn sie muß dem Warencharakter entrissen werden, sonst wird sie immer wiederum aufgesogen werden, weil der Wirtschaftskörper immer die Tendenz hat, die Arbeitskraft aufzusaugen und sie zur Ware zu machen. Immer muß der Staatskörper wachen, um wiederum die Arbeitskraft des Warencharakters zu entkleiden.“ (Lit.:GA 328, S. 69f.)

„Wenn nicht diese Warenzirkulation bestimmt Entlohnung, Arbeitszeit, Arbeitsrecht überhaupt, sondern wenn unabhängig von der Warenzirkulation, von dem Warenmarkt, auf dem Gebiete des staatlichen Rechtslebens, bloß aus den menschlichen Bedürfnissen, bloß aus rein menschlichen Gesichtspunkten heraus die Arbeitszeit festgesetzt werden wird, dann wird es so sein, daß einfach eine Ware so viel kostet, als das Notwendige kostet zu ihrer Aufbringung der Zeit, die für eine bestimmte Arbeit notwendig ist, die aber geregelt ist durch ein von dem Wirtschaftsleben unabhängiges Leben, während zum Beispiel das Wirtschaftsleben heute von sich aus regelt das Arbeitsverhältnis, so daß nach den Preisen der Ware sich vielfach im volkswirtschaftlichen Prozeß regeln muß Arbeitszeit, Arbeitsverhältnis. Das Umgekehrte wird eintreten bei einer richtigen Gliederung des sozialen Organismus.“ (Lit.:GA 328, S. 121)

„Ein solches Verhältnis der Arbeit zur Rechtsordnung wird die im Wirtschaftsleben tätigen Assoziationen nötigen, mit dem, was «rechtens ist» als mit einer Voraussetzung zu rechnen. Doch wird dadurch erreicht, daß die Wirtschaftsorganisation vom Menschen, nicht der Mensch von der Wirtschaftsordnung abhängig ist.“ (Lit.:GA 23, S. 79 (Fußnote))

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks