Otfried Preußler und Graswurzelrevolution: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Otfried Preußler''' (* [[20. Oktober]] [[1923]] in [[Liberec|Reichenberg]], [[Tschechoslowakei]] als ''Otfried Syrowatka''; † [[18. Februar]] [[2013]] in [[Prien am Chiemsee]]<ref>[http://www.focus.de/kultur/buecher/im-alter-von-89-jahren-kinderbuchautor-otfried-preussler-ist-tot_aid_923441.html ''Kinderbuchautor Otfried Preußler ist tot.''] In: ''[[Focus Online]],'' 20. Februar 2013, abgerufen am 20. Februar 2013; [http://www.spiegel.de/kultur/literatur/kinderbuch-autor-otfried-preussler-ist-tot-a-884477.html '' „Räuber Hotzenplotz“-Schöpfer: Kinderbuch-Autor Preußler ist tot.''] In: ''[[Spiegel Online]],'' 20. Februar 2013, abgerufen am 20. Februar 2013.</ref>) war ein deutscher [[Kinderbuch]]autor. Seine bekanntesten Werke sind ''[[Der kleine Wassermann]]'', ''[[Der Räuber Hotzenplotz]]'', ''[[Krabat (Preußler)|Krabat]]'', ''[[Das kleine Gespenst]]'' und ''[[Die kleine Hexe]]''. Die Gesamtauflage seiner in insgesamt 55 Sprachen übersetzten 32 Bücher liegt bei 50 Millionen Exemplaren.<ref name="Interview Focus">Caroline Mascher: [http://www.focus.de/kultur/medien/kultur-ein-bisschen-magier-bin-ich-auch_aid_336449.html ''„Ein bisschen Magier bin ich auch“.''] In: ''[[Focus]]'', 29. September 2008 (Interview).</ref>


== Leben ==
[[Datei:Anarchistische Medien.jpg|mini|Graswurzelrevolution zwischen anderen anarchistischen Medien]]
=== Jugend und Schulzeit ===
'''Graswurzelrevolution''' (abgekürzt ''GWR'') ist eine 1972 von Wolfgang Hertle in der Bundesrepublik Deutschland gegründete [[Anarchopazifismus|anarchopazifistische]] [[Zeitschrift]], die sich als ein Sprachrohr der internationalen [[Graswurzelbewegung]] im deutschsprachigen Raum versteht. Nach ihrem Selbstverständnis tritt sie für [[Pazifismus|gewaltfreie]] gesellschaftliche Veränderungen ein, wobei die inhaltlichen Schwerpunkte insbesondere auf den Themenbereichen [[Gleichberechtigung]], [[Antimilitarismus]] und [[Ökologie]] liegen. Sie ist das langlebigste Periodikum des Anarchismus in Deutschland und gilt als einflussreichste [[Anarchismus|anarchistische]] Zeitschrift der deutschen Nachkriegszeit.
Preußlers Stammbaum lässt sich in [[Böhmen]] bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Viele seiner Vorfahren waren [[Glasmacher]]. Seine Eltern waren Lehrer; der Vater, [[Josef Preußler|Josef Syrowatka]], der 1941 den Nachnamen der Familie – in Anlehnung an Vorfahren namens Preißler – in Preußler änderte, war nebenbei auch Heimatforscher und Volkskundler.<ref>[http://www.collegium-carolinum.de/fileadmin/Veranstaltungen/Veranstaltungen_Texte_Archiv/BT_Expos%C3%A9s_Archiv/BT2010/2010-35-Neubauer.pdf ''HOTZENPLOTZ AUS OSOBLAHA: Die böhmische Thematik im Werk Otfried Preußlers''] (PDF; 75&nbsp;kB)</ref><ref>[http://www.stadtarchiv.de/fileadmin/recherche/Bibliographie_Rosenheim_Stand_Juli_2008.pdf Bibliografie Rosenheim, S. 248] (PDF; 1,3&nbsp;MB)</ref> Viele seiner Erzählstoffe brachte Otfried Preußler aus der böhmischen Heimat mit. Einen großen Teil der Geschichten erfuhr er von seiner Großmutter Dora, die viele Volkssagen kannte.<ref name="Sprung">Tina Sprung: ''Der wunderbare Geschichtenerzähler.'' In: ''didacta. Das Magazin für lebenslanges Lernen'', Nr. 04/16, S. 26–27.</ref> Preußler bezeichnete das Geschichtenbuch seiner Großmutter als eines, das gar nicht existiert hatte und doch das wichtigste seines Lebens gewesen sei.<ref name="Sprung"/> Auch sein Vater, mit dem er als kleiner Junge oft unterwegs war und der die Sagen des böhmischen Teils des [[Isergebirge]]s zusammentrug, unterstützte Preußlers Neigung.


Preußler besuchte die Rudolphschule in Reichenberg. Seine Lieblingsfächer waren Deutsch und alle Fremdsprachen. Sein Berufswunsch war, Professor für deutsche [[Landesgeschichte]] an der [[Karlsuniversität]] in [[Prag]] zu werden.<ref name="Fragebogen">''Fragebogen: Otfried Preußler''; in: ''Schule & wir. Die Elternzeitschrift'', hrsg. vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Nr. 3 / 2010, S. 20.</ref>
== Geschichte und Inhalte ==
Die erste Ausgabe („[[Nullnummer]]“) der Zeitschrift wurde im Sommer 1972 von der „Gewaltfreien Aktion Augsburg“ herausgegeben, einem kleinen Kreis libertärer Pazifisten um den [[Augsburg]]er Studenten Wolfgang Hertle.<ref>{{Toter Link|url=http://www.his-online.de/ueber-uns/mitarbeiter/ehemalige-mitarbeiter/details-ehemalige/person/hertle-wolfgang/biography/|text=his-online.de}}</ref> Ab der dritten Ausgabe im Frühjahr 1973 erschien das Blatt in Berlin, später wurde es in verschiedenen Städten Deutschlands produziert. Wechselnde Redaktionen erstellten die GWR in [[Göttingen]] (Nr. 20/21/1976 – Nr. 28/1978), in [[Hamburg]] (Nr. 29/1978 bis Nr. 123/Feb. 1988), in [[Heidelberg]] (Nr. 124/Mai 1988 bis Nr. 167/Sommer 1992), im wendländischen [[Wustrow (Wendland)|Wustrow]] (Nr. 168/Sept. 1992 bis Nr. 201/Okt. 1995) und in [[Oldenburg (Oldb)|Oldenburg]] (Nr. 202/November 1995 bis Nr. 235/Januar 1999). Seit März 1999 (Nr. 237 ff.) wird die Zeitschrift in [[Münster]] im Eigenverlag (Verlag Graswurzelrevolution e.&nbsp;V.) herausgegeben und presserechtlich von Koordinationsredakteur Bernd Drücke verantwortet.
[[Datei:Logo Foederation Gewaltfreier Aktionsgruppen.jpg|mini|In den 1980er Jahren gemeinsam mit der ''Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen'' (FöGA) verwendetes Logo mit einer zum »A« stilisierten Variante des [[Zerbrochenes Gewehr|zerbrochenen Gewehrs]]]]


=== Kriegsdienst und Gefangenschaft ===
Von 1972 bis 1981 erschien die GWR in wenig regelmäßigen Abständen etwa vierteljährlich, seit 1981 erscheint sie regelmäßig (bis heute) monatlich, mit einer zweimonatlichen Erscheinungspause im Sommer. Von 1981 bis 1987 wurde die Zeitschrift von der [[Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen]] (FöGA) herausgegeben, danach wieder von einem unabhängigen Herausgeberkreis.
Unmittelbar nach seinem Abitur 1942, das er mit Auszeichnung bestand,<ref name="Fragebogen" /> wurde Preußler zum Kriegsdienst im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eingezogen. Er überstand den Einsatz an der Ostfront und geriet als 21-jähriger Offizier 1944 in sowjetische [[Kriegsgefangenschaft]]. Die nächsten fünf Jahre verbrachte er in verschiedenen Gefangenenlagern in der [[Tatarische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik|Tatarischen Republik]], unter anderem in [[Jelabuga]]. Er litt unter [[Typhus]], [[Malaria]] und [[Fleckfieber]] und magerte bis auf 40 Kilogramm Körpergewicht ab.<ref name="Interview Focus" />
Die GWR ist Mitglied beim linken Politik- und Wissenschaftsportal [[Linksnet]] und assoziiert mit der [[War Resisters’ International]].
Der Verlag Graswurzelrevolution mit Sitz in Heidelberg gibt auch Bücher zu Themen wie Theorie und Praxis des [[Anarchismus]] und [[Pazifismus]] heraus.


2015 wurde ein – bis dahin unbekannter – Roman des Autors wiederentdeckt, der zur Zeit des [[Nationalsozialismus]] entstanden war. ''Erntelager Geyer'' wurde 1943/44 veröffentlicht.
Die Geschichte der Graswurzelrevolution „muss im politischen und historischen Kontext mit der Entwicklung des libertären Pazifismus gesehen werden“, so der spätere Koordinationsredakteur [[Bernd Drücke]] 1998 in seiner Dissertation: „In den zwanziger Jahren hatte die anarchistisch-pazifistische Bewegung in Deutschland zahlreiche Periodika wie [[Junge Anarchisten]] (1923–1931) und [[Die Schwarze Fahne]] (1925–1929) hervorgebracht. 1933 wurde die Bewegung zerschlagen, die libertär-antimilitaristische Literatur, wie z.&nbsp;B. ‚Krieg dem Kriege‘ von [[Ernst Friedrich]], das meistverbreitete antimilitaristische Buch der zwanziger Jahre, war unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verboten worden. Es fiel den Bücherverbrennungen zum Opfer und wurde erst nach 1968 wieder neu entdeckt und verlegt. Nach 1945 war die Tradition des libertären Antimilitarismus weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Nazis hatten nicht nur zahllose Menschen, sondern auch viele Erinnerungen vernichtet. So verfügte die, u.&nbsp;a. durch den indischen Politiker Mahatma Gandhi beeinflusste, gewaltfreie Bewegung im Nachkriegsdeutschland über wenig libertäre Anknüpfungspunkte. Die Geschichte und Tradition einer anarchistisch-pazifistischen Bewegung in Deutschland war ihr nicht bewusst. In der Zeit des kalten Krieges entstand in der Bundesrepublik zwar eine Massenbewegung gegen Remilitarisierung, Aufrüstung und Atombewaffnung, jedoch blieb der Einfluss anarchistischer Gruppen auf die pazifistische Bewegung kaum wahrnehmbar. Die gewaltfreien AktivistInnen in der Bundesrepublik waren während der fünfziger und sechziger Jahre zum großen Teil entweder christlich oder etatistisch-sozialistisch orientiert. Das begann sich erst ab Mitte der sechziger Jahre zu ändern, mit Gründung der ersten Graswurzelgruppen. Sie wurden nicht zuletzt durch französische, schweizerische, britische und US-amerikanische AktivistInnen und Publikationen aus dem Umfeld der international vernetzten War Resisters’ international (WRI) beeinflusst. (…) Im Jahre 1965 gründete Wolfgang Zucht gemeinsam mit anderen Menschen aus Hannover die libertär-pazifistische 'Direkte Aktion, Blätter für Anarchismus und Gewaltlosigkeit’ (Untertitel). Dieses hektographierte ‚Organ gewaltfreier Anarchisten‘ (Untertitel) wurde monatlich bis 1966 als Zeitschrift zur Theorie und Praxis des gewaltfreien Anarchismus publiziert.“<ref>''Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht?'' S. 165 ff.</ref>


Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft im Juni 1949 fand er im oberbayerischen [[Rosenheim]] seine [[heimatvertriebene]]n Angehörigen und seine Verlobte Annelies Kind aus Reichenberg wieder.<ref name="Sprung"/> Noch im selben Jahr heiratete er sie. Das Paar bekam drei Töchter.<ref>http://www.hanisauland.de/buchtipps/autorenlexikon/otfried_preussler/</ref>
In Konzept und Ausrichtung wurde die GWR inspiriert durch die im frankophonen Sprachraum von der gleichnamigen Gruppe verbreitete gewaltfrei-anarchistische [[Anarchisme et Nonviolence]] (Lausanne, 1964–1967) und die seit 1936 in London erscheinende [[Peace News]].<ref>vgl. ''Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht?'', ebd.</ref>
[[Datei:Weber Zucht 04FotoBerndDrücke.jpg|mini|Helga Weber und Wolfgang Zucht (2004), ab 1974 Mitherausgeber der ''Graswurzelrevolution'']]
1974 wurde bei einem Treffen gewaltfreier Aktionsgruppen in Bückeburg die Graswurzelwerkstatt gegründet. [[Wolfgang Zucht]] und [[Helga Weber]] in [[Kassel]] übernahmen die Koordinierungsarbeit im losen Netzwerk, was auch der Zeitschrift eine festere politische Basis gab. 1976 folgte die Versandbuchhandlung und der [[Verlag Weber & Zucht]].


=== Studium und Arbeit als Pädagoge ===
Entsprechende Gruppen sind auch in der Gegenwart in der [[Friedensbewegung]], bei Aktionen von [[Anti-Atomkraft-Bewegung|Atomkraftgegnern]], zum Beispiel gegen die [[Castor (Kerntechnik)|Castortransporte]] oder in der Bewegung der [[Globalisierungskritik]]er aktiv. Berichte über Aktionen des [[Ziviler Ungehorsam|Zivilen Ungehorsams]] stellen neben theoretischen Artikeln einen wesentlichen Anteil an der Berichterstattung der GWR.
Preußler entschloss sich, Lehrer zu werden. Während seines Studiums verdiente er nebenbei Geld als Lokalreporter und als Geschichtenschreiber für den Kinderfunk.<ref name="Sprung"/> Von 1953 bis 1970 war Preußler zunächst als Volksschullehrer, dann als Rektor an der später nach ihm benannten Otfried-Preußler-Schule in [[Stephanskirchen]] tätig. Mitunter hatte er 52 Kinder zu beschäftigen.<ref name="Interview Focus" /> Hier kam sein erzählerisches und zeichnerisches Talent den Kindern zugute; nicht selten erzählte er seinen unruhigen Schülern Geschichten, die er später aufschrieb und veröffentlichte.


=== Laufbahn als Schriftsteller ===
Der [[Zivildienst]] wurde von Anarchisten ebenso wie der [[Wehrdienst]] als „staatlicher Zwangsdienst“ abgelehnt. Daher gehörte die Berichterstattung über Fälle von [[Totalverweigerung]] ebenso zu den Themenschwerpunkten.
Erst 2015, posthum, wurde durch den Literaturhistoriker [[Peter Becher]] und den Germanisten [[Murray G. Hall]] via [[ORF]] allgemein bekannt, dass Preußler schon zwischen 1940 und 1942 ''Erntelager ‚Geyer‘'' schrieb, ein Jugendbuch im Stil der HJ-Ideologie, das 1943 oder 1944 im Verlag Junge Generation, Berlin erschien. Die Geschichte dreht sich um eine Gruppe [[Hitlerjugend|Pimpfe]], die im [[Sudetenland]] zum Arbeitseinsatz auf Bauernhöfen eingeteilt werden. Der Roman wurde nach Kriegsende in der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]] verboten. Preußler war zur Zeit des Entstehens selbst noch jugendlich.<ref name="orf-fruehwerk">[http://orf.at/stories/2294576/2294577/ orf.at – Carola Leitner: ''Otfried Preußlers „braunes“ Frühwerk''], Artikel vom 6. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.</ref> Das Buch wurde von keinem Biografen bisher erwähnt, Preußler hatte keinen Hinweis darauf gegeben. Hall vermutet, der Autor habe sich später dafür geniert.<ref name="orf-fruehwerk" />


Anfangs arbeitete Preußler nur nebenberuflich als Schriftsteller. Später kamen die ersten Kinderbücher und auch einige Übersetzungen hinzu. 1956 erschien sein „erstes bekanntes“ Buch ''[[Der kleine Wassermann]]'', für welches er im Jahr darauf den Sonderpreis für Text und Illustration des Deutschen Jugendbuchpreises erhielt.<ref name="Sprung"/> Insgesamt schrieb er 32 Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher haben eine deutschsprachige Gesamtauflage von über 15,2 Millionen Exemplaren und liegen in 55 Sprachen in etwa 275 Übersetzungen vor.
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Zeitschrift gehören die Themen [[Ökologie]] und [[Antimilitarismus]].


Preußler lebte zuletzt als freier Schriftsteller in [[Prien am Chiemsee]], zuvor in [[Stephanskirchen|Haidholzen]] bei Rosenheim. Seine Tochter Regine Stigloher war als [[Verlagslektor|Lektorin]] tätig und hat zusammen mit ihrem Vater drei Fortsetzungen des ''Kleinen Wassermann'' (mit den Untertiteln ''Frühling im Mühlenweiher'', ''Sommerfest im Mühlenweiher'' und ''Herbst im Mühlenweiher''<ref>[http://www.thienemann-esslinger.de/thienemann/buecher/buchdetailseite/der-kleine-wassermann-isbn-978-3-522-43775-2/ thienemann-esslinger.de]</ref>) veröffentlicht.<ref>{{Internetquelle|titel=Regine Stigloher|url=http://cms.thienemann.de/index.php?option=com_thienemann§ion=1&av=4&Itemid=1&id=510&type=T&view=autor&authorid=62&illu= |werk=Internetseite des Thienemann-Verlags|zugriff=2013-04-02}}</ref>
== Struktur und Vertrieb ==
Die GWR erschien bis zur Nummer 396 (Februar 2015) mit einem Umfang von mindestens 20 Seiten im [[Berliner Format]]. Seit März 2015 (Nummer 397) erscheint sie nach einem Relaunch im neuen Design und mit jeweils 24 Seiten im Berliner Format. Ihre Auflage beträgt seit ihrem Bestehen etwa 3000 bis 3500 Exemplare pro Einzelausgabe. Während der Proteste gegen den [[NATO-Doppelbeschluss]] in den frühen 1980er Jahren erreichte sie eine monatliche Auflage von etwa 5000 Stück. In der Gegenwart werden noch die Oktober-Ausgaben, denen seit 1989 das Supplement ''Libertäre Buchseiten'' anlässlich der Frankfurter Buchmesse beiliegt, in dieser Auflagenhöhe verlegt.
Seit 2013 erscheint auch zur Leipziger Buchmesse eine Ausgabe der Libertären Buchseiten mit 5.000er Auflage. Von 2001 bis 2003 produzierte die GWR-Redaktion gemeinsam mit Kriegsdienstverweigerern in der Türkei acht Ausgaben der Otkökü (türkisch: Graswurzel). Die zweisprachige, türkisch-deutsche Otkökü erschien vierteljährlich als Beilage der GWR und separat mit einer Auflage von jeweils bis zu 7000. Nachdem die in die Türkei geschickten Ausgaben dort beschlagnahmt wurden, beschränkte sich der Otkökü-Vertrieb auf Westeuropa.
„Nein zum Krieg!“-GWR-Extrablätter zum Jugoslawienkrieg 1999 erreichten Auflagen bis zu 35.000. Im Mai 2007 erschien das „NO WAR! NO G8!-Sturmwarnung“-Extrablatt der GWR mit einer Auflage von 20.000, im Mai 2011 wurden 30.000 Exemplare von "Abschalten! Sofort! Extrablatt und Beilage zu GWR 359" verteilt. Die höchste GWR-Auflage wurde mit einem GWR-„No WAR!“-Extrablatt im Vorfeld des 3. Golfkriegs 2003 erreicht: 55.000.


Preußler unterstützte über Jahrzehnte großzügig den [[Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge]]. Er tat dies „im Gedenken an all seine Kriegskameraden, die er in den Kämpfen und in seiner fünf Jahre dauernden sowjetischen Kriegsgefangenschaft hatte sterben“ sehen.<ref>''Zum Tod von Otfried Preußler'' in „frieden“ (Hrsg. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge) 1/2013, S. 31</ref>
Abgesehen von [[Abonnement]]s wird die GWR im Handverkauf bei [[Demonstration]]en, Kundgebungen und anderen einschlägigen Veranstaltungen verkauft wie z.&nbsp;B. in der Schweiz auf der [[Libertäre Buchmessen|Libertären Buchmesse]]. Bundesweit ist sie auch in Bahnhofsbuchhandlungen, Buch- und Infoläden vertreten. In größeren Städten ist sie vereinzelt auch in manchen [[Filiale]]n des normalen Zeitschriftenhandels oder an einigen [[Kiosk]]en erhältlich.


Preußler war ab 1993 Vorsitzender der von ihm mitbegründeten gemeinnützigen ''Vereinigung Hilfswerk für die Orthopädische Kinderklinik Aschau''.
Die Redaktion der GWR versteht sich als nicht [[Hierarchie|hierarchisch]] strukturiertes Kollektiv von gleichberechtigten Mitarbeitern, und hat dementsprechend auch keinen Chefredakteur. Viele GWR-[[Autor]]en veröffentlichen ihre Beiträge unter [[Pseudonym]]; – mit der Begründung, dass Inhalte Vorrang vor der (abgelehnten) Hervorhebung Einzelner und/oder deren möglicher Prominenz haben sollen.


== Gedenken und Ehrungen ==
Getragen wurde und wird die Zeitschrift Graswurzelrevolution von einem Netzwerk der seit Mitte/Ende der 1970er Jahre mit [[Basisdemokratie|basisdemokratischem]] Anspruch gebildeten ''Gewaltfreien Aktionsgruppen'' (GAs), die vor allem während der 1980er Jahre durch spektakuläre Aktionen im Umfeld der [[Neue Soziale Bewegungen|Neuen sozialen Bewegungen]] öffentliche Aufmerksamkeit erregten. Dazu gehörten beispielsweise Bauplatzbesetzungen von geplanten [[Kernkraftwerk]]en oder anderen umstrittenen Großprojekten, [[Sitzblockade]]n im Zusammenhang mit dem Nato-Doppelbeschluss oder Selbstankettungsaktionen vor militärischen Einrichtungen und Ähnliches mehr. Der Politikwissenschaftler [[Wolfram Beyer (Politologe)|Wolfram Beyer]] beschreibt, dass die Graswurzelrevolution für den deutschsprachigen Raum ein wichtiges Organ ist, weil die GWR "die [[Gewaltfreie Aktion]] aus dem wissenschaftlichen Bereich löst und konkrete gewaltfreie Aktionen publizistisch begleitet und auch zu gewaltfreien Kampagnen mobilisiert sowie vor allem auch zur Gruppenbildung und Organisation der gewaltfreien Aktionsgruppen einen Beitrag leistet".<ref>Wolfram Beyer: ''Pazifismus und Antimilitarismus. Eine Einführung in die Ideengeschichte.'' (Reihe theorie.org) Schmetterling Verlag, Stuttgart 2012, S. 104f.</ref>
Preußlers schriftstellerischer Nachlass sowie seine Korrespondenz befinden sich in der [[Staatsbibliothek zu Berlin|Berliner Staatsbibliothek]]. Diese hat im Herbst 2013 eine Ausstellung in ihrem Foyer zusammengestellt. Der Tag der feierlichen Übergabe des Nachlasses (113 Umzugskartons) durch die Tochter Susanne Preußler-Bitsch soll nun jährlich als „Otfried-Preußler-Tag“ begangen werden, da „zum Preußischen Kulturbesitz der Preußlersche Kulturbesitz dazugekommen“ sei.<ref>Marcus Jauer: ''Otfried Preußler zieht nach Berlin'', Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Oktober 2013.</ref>
Briefe von Preußler an die schwedische Schriftstellerin [[Astrid Lindgren]] sind mit deren Privatarchiv der [[Königliche Bibliothek zu Stockholm|Königlichen Bibliothek zu Stockholm]] übereignet worden.


2013 wurde das Staatliche Gymnasium [[Pullach]] in „Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach“ umbenannt, was kontrovers diskutiert wurde. Preußler hatte zum damaligen Kenntnisstand im Wesentlichen Kinderbücher verfasst – das Jugendbuch von 1943/44 war damals noch unbekannt.<ref>{{Internetquelle|titel=Eklat in Pullach: Direktorin streicht die Abifeier|url=https://www.merkur.de/lokales/muenchen-lk/pullach-eklat-direktorin-sagt-abifeier-wegen-namensstreit-otfried-preussler-3654921.html |werk=Münchner Merkur vom 26. Juni 2014|zugriff=2017-02-21}}</ref><ref>{{Internetquelle|titel=Das Otfried Preußler Gymnasium|url=http://www.spd-pullach.de/meldungen/das-otfried-preussler-gymnasium/ |werk=spd-pullach.de vom 26. Juli 2013|zugriff=2017-02-21}}</ref>
== Jugendzeitung ==
Von 2007 bis Ende 2011 gab es zweimonatlich als Beilage insgesamt 21 Ausgaben der Jugendzeitung ''utopia – gewaltlos – herrschaftsfrei''. Die Auflage der Utopia stieg von 10.000 auf 25.000 (Nr. 9, März 2009). Die Autoren schrieben ehrenamtlich und die Zeitung wurde kostenlos verteilt. Finanziert wurde die Zeitung durch Anzeigen und Spenden. Sie wurde an Gruppen und Einzelpersonen verschickt und auf Demonstrationen, an Schulen und Jugendzentren verteilt.


== Auszeichnungen ==
== Einstufung durch den Verfassungsschutz ==
* 1957: [[Deutscher Jugendliteraturpreis]], Sonderpreis für Text und Illustration für ''[[Der kleine Wassermann]]''
Die Graswurzelrevolution bzw. die Graswurzelbewegung wird von verschiedenen Landesbehörden für [[Landesbehörde für Verfassungsschutz|Verfassungsschutz]] sowie dem [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] in einigen [[Verfassungsschutzbericht|Jahresberichten]] erwähnt und darin dem [[Linksextremismus|linksextremistischen]] Spektrum zugeordnet.
* 1958: Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis für ''[[Die kleine Hexe]]''
* 1963: Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis für ''[[Der Räuber Hotzenplotz]]''
* 1967: Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis für ''[[Das kleine Gespenst]]''
* 1970: Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis für ''[[Der Räuber Hotzenplotz|Neues vom Räuber Hotzenplotz]]''
* 1973: Bundesverdienstkreuz am Bande
* 1973: Europäischer Jugendbuchpreis für ''[[Krabat_(Roman)|Krabat]]''
* 1973: ''Notable Book of 1973'' der ''American Library Association'' für ''Krabat''
* 1972: Silberner Griffel von Rotterdam – holländischer Jugendbuchpreis für ''Krabat''
* 1977: Jugendbuchpreis des polnischen Verlegerverbandes für ''Krabat''
* 1979: [[Bayerischer Verdienstorden]]
* 1985: [[Liebieg-Medaille]] des [[Heimatstube Reichenberg|Heimatkreises Reichenberg]] in [[Augsburg]]
* 1987: [[Bayerischer Poetentaler]]
* 1988: [[Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.&nbsp;V. Volkach]] für Gesamtwerk
* 1988: ''[[IBBY]] Honour List'' für ''Das kleine Gespenst'' in der griechischen Übersetzung
* 1990: [[Eichendorff-Literaturpreis]]
* 1990: Verdienstmedaille ''[[Pro meritis scientiae et litterarum|Pro Meritis]]'' vom Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultur
* 1991: Ernennung zum [[Titularprofessor]] der Republik Österreich
* 1992: Deutscher Fantasy-Preis der Stadt Passau und des EDFC e.&nbsp;V. für sein Gesamtwerk
* 1993: [[Bundesverdienstkreuz]] (I. Klasse)
* 1998: [[Wildweibchenpreis]]
* 2000: [[Konrad-Adenauer-Preis der Deutschland-Stiftung]]
* 2000: Großes Bundesverdienstkreuz<ref>[http://baylit.literaturportal-bayern.de/autoren/autor.php?id=264 Bayerische Staatsbibliothek]</ref>
* 2010: [[Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst]]<ref>{{Webarchiv | url=http://www.bayern.de/Bayerischer-Maximiliansorden-.388.10328871/index.htm | wayback=20140222140318 | text=''Träger des Bayerischen Maximiliansordens 2010.'' Bayerische Staatsregierung, 20. Oktober 2010}}</ref>
* 2014: ([[Goldene Schallplatte]], Deutschland: Kids-Award)<ref>[http://www.musikindustrie.de/nc/datenbank/#topSearch Gold-/Platin-Datenbank des Bundesverbandes Musikindustrie], Abruf vom 11. November 2015</ref> für ''Die kleine Hexe 01'' und ''02'', ''Das kleine Gespenst 01'', ''Englisch lernen mit der kleinen Hexe'' und ''Englisch lernen mit dem kleinen Gespenst''


== Werke ==
Der am 22. Mai 2006 vom Bundesinnenministerium vorgelegte „Verfassungsschutzbericht 2005“ widmete der Zeitschrift etwa eine halbe Seite im Abschnitt „Traditionelle Anarchisten“. Zur Begründung heißt es dort: „Klassische anarchistische Konzepte werden in Deutschland vor allem von Gruppierungen der ‚Graswurzelbewegung‘ und der anarcho-syndikalistischen [[Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union]] (FAU) als deutscher Sektion der ‚Internationalen Arbeiter Assoziation‘ (IAA) vertreten.“ Die Stärke der „Graswurzelbewegung“ veranschlagte der Bericht auf „etwa 200 in Aktionsgruppen, Trainingskollektiven und sonstigen Zirkeln zusammengeschlossenen Anhänger“. Zu ihren Aktionsformen gehöre „das Konzept des [[Ziviler Ungehorsam|zivilen Ungehorsams]] mit bewussten Regelverletzungen“, weiter „Auch ‚gewaltfreien Widerstand‘, der zwar [[Sachbeschädigung]], nicht aber Übergriffe auf Personen einschließt, halten sie für legitim.“ Frühere Berichte enthalten weitgehend gleichlautende Erwähnungen und Einschätzungen.
* 1943/44: ''Erntelager Geyer'' ([[Hitlerjugend|HJ]]-Roman, erschienen im Berliner Verlag Junge Generation)<ref name="orf-fruehwerk" />
Während die Erwähnung in den Verfassungsschutz-Berichten von der Redaktion eher ironisch kommentiert wurde,<ref>[https://www.graswurzel.net/gwr/2002/11/bitte-meldet-euch/ „Bitte meldet Euch!“] GWR 273 November 2002</ref> löste die Titelgestaltung eines der VS-Berichte <!-- welcher war das doch gleich?-->erheblichen Unmut aus, da das Emblem der Zeitschrift neben Symbolen neonazistischer Gruppierungen zu sehen war, worin eine unzulässige Gleichsetzung von Gewalt und Diktatur befürwortendem Rechtsradikalismus und gewaltfrei-anarchistischen Linken gesehen wurde.
* 1951: ''Das kleine Spiel vom Wettermachen''
* 1951: ''Das Spiel vom lieben langen Jahr''
* 1951: ''Der fahrende Schüler im Paradies''
* 1951: ''Kasperl hat ein gutes Herz''
* 1951: ''Frau Nachbarin, Frau Nachbarin, wo will sie mit den Blumen hin?''
* 1951: ''Der Perserschah''
* 1951: ''Es geistert auf der Mitteralm''
* 1951: ''Lieb Nachtigall, wach auf''
* 1951: ''Lustig ist die Fasenacht''
* 1951: ''Dass die Lieb’ nicht vergeht, dass die Treu sich bewährt. Ein Polterabendspielchen für Kinder''
* 1951: ''Das fremde Bleichgesicht''
* 1953: ''Das Spiel von den sieben Gesellen''
* 1954: ''Ei guten Tag, Frau Base''
* 1956: ''[[Der kleine Wassermann]]''
* 1957: ''[[Die kleine Hexe]]''
* 1958: ''Bei uns in Schilda''. ISBN 3-522-10600-8.
* 1958: ''[[Thomas Vogelschreck]]''. ISBN 3-522-12610-6.
* 1962: ''[[Kater Mikesch]]'' (Nacherzählung)
* 1962: ''[[Der Räuber Hotzenplotz]]''
* 1966: ''[[Das kleine Gespenst]]''
* 1968: ''[[Die Abenteuer des starken Wanja]]''
* 1968: ''Das Geheimnis der orangenfarbenen Katze''
* 1969: ''[[Der Räuber Hotzenplotz|Neues vom Räuber Hotzenplotz]]''
* 1969: ''Kater Schnurr mit den blauen Augen''
* 1971: ''[[Krabat (Preußler)|Krabat]]''
* 1972: ''[[Die dumme Augustine]]''
* 1973: ''[[Der Räuber Hotzenplotz|Hotzenplotz 3]]''
* 1975: ''[[Das Märchen vom Einhorn]]''
* 1978: ''Die Flucht nach Ägypten. Königlich böhmischer Teil''
* 1981: ''[[Hörbe mit dem großen Hut]]''
* 1981: ''[[Martin Pumphutt|Pumphutt]] und die Bettelkinder''
* 1983: ''Hörbe und sein Freund Zwottel''
* 1984: ''Der goldene Brunnen. Ein Märchenspiel''
* 1985: ''Kindertheaterstücke''
* 1985: ''Der Engel mit der Pudelmütze. Sechs Weihnachtsgeschichten''
* 1987: ''Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern''. ISBN 3-522-16480-6.
* 1988: ''Zwölfe hat’s geschlagen''. ISBN 3-522-16100-9.
* 1989: ''Dreikönigsgeschichten. Die Krone des Mohrenkönigs / Das Lied der Zikade''
* 1989: ''Die Glocke von grünem Erz''
* 1990: ''Jahrmarkt in Rummelsbach''. ISBN 3-522-42870-6.
* 1993: ''Mein Rübezahlbuch''. ISBN 3-522-16803-8.
* 1993: ''Das Eselchen und der kleine Engel''. ISBN 3-522-43156-1.
* 1993: ''Brot für Myra. Eine Geschichte vom heiligen Nikolaus''
* 1995: ''Die Glocke von Weihenstetten''
* 1995: ''Die Zenzi mit dem Wackelzahn''. Illustriert von [[Rolf Rettich]]
* 1996: ''Vom Drachen, der zu den Indianern wollte''
* 1997: ''Der Engel mit der Pudelmütze. Sechs Weihnachtsgeschichten''. ISBN 3-570-20325-5.
* 2000: ''Das große Balladenbuch'' (in Zusammenarbeit mit [[Heinrich Pleticha]] und Friedrich Hechelmann)
* 2001: ''Dreizehn Geschichten von Hexen und Zaubermeistern''. ISBN 3-570-26135-2.
* 2001: ''Dreizehn Geschichten von Schätzen und ihren Hütern''. ISBN 3-570-26124-7.
* 2001: ''Wasserschratz und Tatzenkatze''. ISBN 3-522-43364-5
* 2001: ''Wo steckt Tella?'' Illustriert von [[Petra Probst]]. ISBN 3-522-43365-3.
* 2002: ''Eins, zwei, drei im Bärenschritt''. ISBN 3-522-17188-8.
* 2002: ''Dreizehn Geschichten von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk''. ISBN 3-570-26164-6.
* 2010: ''Ich bin ein Geschichtenerzähler'', herausgegeben von Susanne Preußler-Bitsch und Regine Stigloher. ISBN 978-3-522-20095-0.
* 2011: ''Der kleine Wassermann – Frühling im Mühlenweiher'', herausgegeben von Preußler, Daniel Napp und Regine Stigloher. ISBN 978-3-522-43678-6.
* 2013: ''Der kleine Wassermann – Sommerfest im Mühlenweiher'', herausgegeben von Preußler, Napp und Stigloher. ISBN 978-3-522-43746-2.
* 2014: ''Der kleine Wassermann – Herbst im Mühlenweiher'', herausgegeben von Preußler (postum), Napp und Stigloher. ISBN 978-3-522-43775-2.
* 2016: ''Das kleine Gespenst – Tohuwabohu auf Burg Eulenstein'', herausgegeben von Preußler (postum), Napp und Susanne Preußler-Bitsch. ISBN 978-3-522-45809-2.


'''Als Übersetzer'''
Im August 2007 äußerte sich GWR-Redakteur Drücke in einem Interview in der Zeitschrift ''[[Jungle World]]'' zur erneuten Erwähnung der GWR im Verfassungsschutzbericht: „Schon die Stasi hat uns als kleinbürgerlich und pseudorevolutionär bezeichnet. (…) Man kann nachvollziehen, dass der Verfassungsschutz es nicht gut findet, dass wir mit gewaltfreien Mitteln den Staat bekämpfen wollen. Aber es ist ärgerlich. Allein durch die Erwähnung im Verfassungsschutzbericht werden Berufskarrieren zerstört. (…) Allein die Mitarbeit in einer anarchistischen Zeitung ist für den Staat schon Grund genug, Verdacht zu schöpfen.“<ref>[https://jungle.world/artikel/2007/35/wir-sind-kriegsgewinnler ''„Wir sind Kriegsgewinnler“''.] In: ''Jungle World'', Nr. 35/2007, 30. August 2007; Interview von Doris Akrap.</ref>


Otfried Preußler hat außerdem die ersten beiden Bände der Pentalogie ''[[Die Chroniken von Prydain]]'' von [[Lloyd Alexander]] ins Deutsche übersetzt.
== Rezeption ==
Der Sozialwissenschaftler Ralf Vandamme charakterisiert die Graswurzelrevolution in seiner Dissertation ''Basisdemokratie als zivile Intervention''<ref>Opladen, 2000</ref> als „das Hauptorgan basisdemokratischer Akteure“. Horst Stowasser schreibt: „Die Gruppierung, die die Herausbildung eines Wurzelwerks am konsequentesten vorangetrieben hat und zugleich der anarchistischen Ethik am nächsten kommt, ist die ‚Gewaltfreie Aktion‘. Nicht zufällig trägt ihre recht weit verbreitete Zeitung den Namen ‚Graswurzel-Revolution‘.“<ref>in: ''Anarchie! Idee – Geschichte – Perspektiven''. Edition Nautilus, Hamburg 2007, S. 460.</ref>


== Verfilmungen ==
== Siehe auch ==
Von Preußlers Büchern bestehen zahlreiche Verfilmungen, einige wurden bereits mehrfach herausgebracht. Die jüngsten Veröffentlichungen sind [[Krabat (2008)|Krabat]] (2008) und [[Das kleine Gespenst (2013)|Das kleine Gespenst]] (2013).
* {{WikipediaDE|Graswurzelrevolution}}
* 1964: Kater Mikesch (Fernsehserie, [[Augsburger Puppenkiste]])
* 1967: Der Räuber Hotzenplotz (Fernsehfilm)
* 1968: Die Abenteuer des starken Wanja (Fernsehserie/Puppenspiel)
* 1969: Das kleine Gespenst (Fernsehfilm/Puppenspiel)<ref>swr-media.de: {{Webarchiv | url= http://tvlizenz.swr-media.de/production_detail.cfm?kat_id=6&film_id=127 | wayback = 20131109124635 | text = ''Das kleine Gespenst''}}</ref>
* 1969: Die kleine Hexe (Fernsehfilm/Puppenspiel)
* 1974: [[Der Räuber Hotzenplotz (1974)|Der Räuber Hotzenplotz]]
* 1975: Die kleine Hexe (Fernsehfilm/Puppenspiel)<ref>{{Webarchiv | url= http://www.preussler.de/werke/kindertheater04.html | wayback = 20131109124635 | text = ''Die kleine Hexe''}}</ref>
* 1977: [[Krabat (1977)|Krabat]]
* 1979: [[Neues vom Räuber Hotzenplotz]]
* 1983: Die kleine Hexe
* 1985: Kater Mikesch (Fernsehserie, [[Augsburger Puppenkiste]])
* 1986: Die kleine Hexe
* 1986: Kleine Baba Jaga<ref>[http://www.kinopoisk.ru/film/743420/ kinopoisk.ru – ''Kleine Baba Jaga''], basierend auf ''Die kleine Hexe'' (russisch)</ref>
* 1987: Geist von Eulenberg<ref>[http://www.kinopoisk.ru/film/743422/ kinopoisk.ru – ''Geist von Eulenberg''], basierend auf ''Das kleine Gespenst'' (russisch)</ref>
* 1991: Kleine Hexe<ref>[http://www.animator.ru/db/?p=show_film&fid=3419 animator.ru – ''Kleine Hexe''] (russisch)</ref>
* 1992: [[Das kleine Gespenst (1992)|Das kleine Gespenst]]
* 1993: Die dumme Augustine
* 2006: [[Der Räuber Hotzenplotz (2006)|Der Räuber Hotzenplotz]]
* 2008: [[Krabat (2008)|Krabat]]
* 2013: [[Das kleine Gespenst (2013)|Das kleine Gespenst]]
* 2016: Die kleine Hexe<ref>[http://www.filmportal.de/film/die-kleine-hexe_d368b0738a604432aaa4067a884d674b ''Die kleine Hexe'', Filmportal.de]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Dino Larese]]: ''Otfried Preußler. Anmerkungen zu Herkunft, Biographie und Werk''. Bücherei, Amriswil 1975.
* ''Gewaltfreier Anarchismus. Herausforderungen und Perspektiven zur Jahrhundertwende''. Graswurzelrevolution (Hrsg.). Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 1999, ISBN 3-9806353-1-7
* Elisabeth Kaufmann: {{Munzinger|16000000445|Otfried Preußler||in: ''KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur''}}
* Johann Bauer: ''Ein weltweiter Aufbruch! Gespräch über den gewaltfreien Anarchismus der Siebzigerjahre. Mit Grundsatztexten u.&nbsp;a. zur Kritik der RAF und zur Göttinger »Mescalero«-Affäre''. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2008, ISBN 978-3-939045-12-0
* {{Munzinger|00000015802|Otfried Preußler||Internationales Biographisches Archiv 10/2009 vom 3. März 2009}}
* Bernd Drücke: ''Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland''. Verlag Klemm & Oelschläger, Ulm 1998, ISBN 3-932577-05-1 (Zur Geschichte der Graswurzelrevolution siehe insbesondere S. 165–181)
* Bernd Drücke (Hrsg.): ''ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert''. Interviews und Gespräche. Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1 (Zur Geschichte der Graswurzelrevolution siehe Kapitel 3: Gewaltfreier Anarchismus und Graswurzelrevolution, S. 114–201)
* Bernd Drücke: ''Anarchist and Libertarian Media, 1945–2010''. (Federal Germany). In: John D. H. Downing (Editor): ''Encyclopedia of Social Movement Media''. SAGE, Los Angeles / London / New Delhi / Singapore / Washington D.C.,2011, ISBN 978-0-7619-2688-7
* Bernd Hüttner (Hrsg.): ''Verzeichnis der AlternativMedien''. AG Spak, Neu-Ulm 2006, ISBN 3-930830-77-9 (Interview zur Geschichte der Graswurzelrevolution, S. 121 ff.)
* Holger Jenrich: ''Anarchistische Presse in Deutschland 1945–1985''. Trotzdem Verlag, Grafenau 1988, ISBN 3-922209-75-0
* Günter Saathoff: ''Graswurzelrevolution. Praxis, Theorie und Organisation des gewaltfreien Anarchismus in der Bundesrepublik, 1972–1980''. Diplomarbeit, Universität Marburg 1980


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118596438}}
{{Commonscat|3=S}}
* {{DDB|Person|118596438}}
* [https://www.graswurzel.net/ Offizielle Website]
* {{LitBay|118596438}}
* [https://www.nrwision.de/mediathek/sendungen/radio-graswurzelrevolution/ Radio Graswurzelrevolution] bei NRWision
* {{Spk-digital|Otfried Preußler}}
* [https://www.anarchismus.at/texte-anarchismus/anarchistische-medien/6164-zur-geschichte-der-graswurzelrevolution Beitrag zur Geschichte der Graswurzelrevolution] inkl. einer Klärung des Begriffs „Graswurzelrevolution“ <!-- sinnvollerweise in Literaturliste einarbeiten, ist aus B. Drückes erstem Buch -->
* {{IMDb|nm0696623}}
* [https://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=18224 Radiointerview zur Geschichte der Graswurzelrevolution und zur GWR-Jugendbeilage „Utopia“, August 2007]
* {{Filmportal|95c4afb5380a4fa08c49dec0b8944057}}
* [http://ur.dadaweb.de/dada-p/P0000947.shtml Graswurzelrevolution] in der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus
* [http://www.preussler.de/ Webseite des Autors]
* [https://ildb.nadir.org/v/137/Graswurzelrevolution.html Graswurzelrevolution] bei Dataspace
* [http://www.sueddeutsche.de/kultur/nachruf-zu-otfried-preussler-tod-eines-geschichtenerzaehlers-1.1605080 ''Nachruf auf Otfried Preußler''], In: [[Süddeutsche Zeitung]] vom 20. Februar 2013
* [http://www.opg-pullach.de/ Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Aktuelle Version vom 19. März 2019, 05:33 Uhr

Graswurzelrevolution zwischen anderen anarchistischen Medien

Graswurzelrevolution (abgekürzt GWR) ist eine 1972 von Wolfgang Hertle in der Bundesrepublik Deutschland gegründete anarchopazifistische Zeitschrift, die sich als ein Sprachrohr der internationalen Graswurzelbewegung im deutschsprachigen Raum versteht. Nach ihrem Selbstverständnis tritt sie für gewaltfreie gesellschaftliche Veränderungen ein, wobei die inhaltlichen Schwerpunkte insbesondere auf den Themenbereichen Gleichberechtigung, Antimilitarismus und Ökologie liegen. Sie ist das langlebigste Periodikum des Anarchismus in Deutschland und gilt als einflussreichste anarchistische Zeitschrift der deutschen Nachkriegszeit.

Geschichte und Inhalte

Die erste Ausgabe („Nullnummer“) der Zeitschrift wurde im Sommer 1972 von der „Gewaltfreien Aktion Augsburg“ herausgegeben, einem kleinen Kreis libertärer Pazifisten um den Augsburger Studenten Wolfgang Hertle.[1] Ab der dritten Ausgabe im Frühjahr 1973 erschien das Blatt in Berlin, später wurde es in verschiedenen Städten Deutschlands produziert. Wechselnde Redaktionen erstellten die GWR in Göttingen (Nr. 20/21/1976 – Nr. 28/1978), in Hamburg (Nr. 29/1978 bis Nr. 123/Feb. 1988), in Heidelberg (Nr. 124/Mai 1988 bis Nr. 167/Sommer 1992), im wendländischen Wustrow (Nr. 168/Sept. 1992 bis Nr. 201/Okt. 1995) und in Oldenburg (Nr. 202/November 1995 bis Nr. 235/Januar 1999). Seit März 1999 (Nr. 237 ff.) wird die Zeitschrift in Münster im Eigenverlag (Verlag Graswurzelrevolution e. V.) herausgegeben und presserechtlich von Koordinationsredakteur Bernd Drücke verantwortet.

In den 1980er Jahren gemeinsam mit der Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA) verwendetes Logo mit einer zum »A« stilisierten Variante des zerbrochenen Gewehrs

Von 1972 bis 1981 erschien die GWR in wenig regelmäßigen Abständen etwa vierteljährlich, seit 1981 erscheint sie regelmäßig (bis heute) monatlich, mit einer zweimonatlichen Erscheinungspause im Sommer. Von 1981 bis 1987 wurde die Zeitschrift von der Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA) herausgegeben, danach wieder von einem unabhängigen Herausgeberkreis. Die GWR ist Mitglied beim linken Politik- und Wissenschaftsportal Linksnet und assoziiert mit der War Resisters’ International. Der Verlag Graswurzelrevolution mit Sitz in Heidelberg gibt auch Bücher zu Themen wie Theorie und Praxis des Anarchismus und Pazifismus heraus.

Die Geschichte der Graswurzelrevolution „muss im politischen und historischen Kontext mit der Entwicklung des libertären Pazifismus gesehen werden“, so der spätere Koordinationsredakteur Bernd Drücke 1998 in seiner Dissertation: „In den zwanziger Jahren hatte die anarchistisch-pazifistische Bewegung in Deutschland zahlreiche Periodika wie Junge Anarchisten (1923–1931) und Die Schwarze Fahne (1925–1929) hervorgebracht. 1933 wurde die Bewegung zerschlagen, die libertär-antimilitaristische Literatur, wie z. B. ‚Krieg dem Kriege‘ von Ernst Friedrich, das meistverbreitete antimilitaristische Buch der zwanziger Jahre, war unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verboten worden. Es fiel den Bücherverbrennungen zum Opfer und wurde erst nach 1968 wieder neu entdeckt und verlegt. Nach 1945 war die Tradition des libertären Antimilitarismus weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Nazis hatten nicht nur zahllose Menschen, sondern auch viele Erinnerungen vernichtet. So verfügte die, u. a. durch den indischen Politiker Mahatma Gandhi beeinflusste, gewaltfreie Bewegung im Nachkriegsdeutschland über wenig libertäre Anknüpfungspunkte. Die Geschichte und Tradition einer anarchistisch-pazifistischen Bewegung in Deutschland war ihr nicht bewusst. In der Zeit des kalten Krieges entstand in der Bundesrepublik zwar eine Massenbewegung gegen Remilitarisierung, Aufrüstung und Atombewaffnung, jedoch blieb der Einfluss anarchistischer Gruppen auf die pazifistische Bewegung kaum wahrnehmbar. Die gewaltfreien AktivistInnen in der Bundesrepublik waren während der fünfziger und sechziger Jahre zum großen Teil entweder christlich oder etatistisch-sozialistisch orientiert. Das begann sich erst ab Mitte der sechziger Jahre zu ändern, mit Gründung der ersten Graswurzelgruppen. Sie wurden nicht zuletzt durch französische, schweizerische, britische und US-amerikanische AktivistInnen und Publikationen aus dem Umfeld der international vernetzten War Resisters’ international (WRI) beeinflusst. (…) Im Jahre 1965 gründete Wolfgang Zucht gemeinsam mit anderen Menschen aus Hannover die libertär-pazifistische 'Direkte Aktion, Blätter für Anarchismus und Gewaltlosigkeit’ (Untertitel). Dieses hektographierte ‚Organ gewaltfreier Anarchisten‘ (Untertitel) wurde monatlich bis 1966 als Zeitschrift zur Theorie und Praxis des gewaltfreien Anarchismus publiziert.“[2]

In Konzept und Ausrichtung wurde die GWR inspiriert durch die im frankophonen Sprachraum von der gleichnamigen Gruppe verbreitete gewaltfrei-anarchistische Anarchisme et Nonviolence (Lausanne, 1964–1967) und die seit 1936 in London erscheinende Peace News.[3]

Helga Weber und Wolfgang Zucht (2004), ab 1974 Mitherausgeber der Graswurzelrevolution

1974 wurde bei einem Treffen gewaltfreier Aktionsgruppen in Bückeburg die Graswurzelwerkstatt gegründet. Wolfgang Zucht und Helga Weber in Kassel übernahmen die Koordinierungsarbeit im losen Netzwerk, was auch der Zeitschrift eine festere politische Basis gab. 1976 folgte die Versandbuchhandlung und der Verlag Weber & Zucht.

Entsprechende Gruppen sind auch in der Gegenwart in der Friedensbewegung, bei Aktionen von Atomkraftgegnern, zum Beispiel gegen die Castortransporte oder in der Bewegung der Globalisierungskritiker aktiv. Berichte über Aktionen des Zivilen Ungehorsams stellen neben theoretischen Artikeln einen wesentlichen Anteil an der Berichterstattung der GWR.

Der Zivildienst wurde von Anarchisten ebenso wie der Wehrdienst als „staatlicher Zwangsdienst“ abgelehnt. Daher gehörte die Berichterstattung über Fälle von Totalverweigerung ebenso zu den Themenschwerpunkten.

Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Zeitschrift gehören die Themen Ökologie und Antimilitarismus.

Struktur und Vertrieb

Die GWR erschien bis zur Nummer 396 (Februar 2015) mit einem Umfang von mindestens 20 Seiten im Berliner Format. Seit März 2015 (Nummer 397) erscheint sie nach einem Relaunch im neuen Design und mit jeweils 24 Seiten im Berliner Format. Ihre Auflage beträgt seit ihrem Bestehen etwa 3000 bis 3500 Exemplare pro Einzelausgabe. Während der Proteste gegen den NATO-Doppelbeschluss in den frühen 1980er Jahren erreichte sie eine monatliche Auflage von etwa 5000 Stück. In der Gegenwart werden noch die Oktober-Ausgaben, denen seit 1989 das Supplement Libertäre Buchseiten anlässlich der Frankfurter Buchmesse beiliegt, in dieser Auflagenhöhe verlegt. Seit 2013 erscheint auch zur Leipziger Buchmesse eine Ausgabe der Libertären Buchseiten mit 5.000er Auflage. Von 2001 bis 2003 produzierte die GWR-Redaktion gemeinsam mit Kriegsdienstverweigerern in der Türkei acht Ausgaben der Otkökü (türkisch: Graswurzel). Die zweisprachige, türkisch-deutsche Otkökü erschien vierteljährlich als Beilage der GWR und separat mit einer Auflage von jeweils bis zu 7000. Nachdem die in die Türkei geschickten Ausgaben dort beschlagnahmt wurden, beschränkte sich der Otkökü-Vertrieb auf Westeuropa. „Nein zum Krieg!“-GWR-Extrablätter zum Jugoslawienkrieg 1999 erreichten Auflagen bis zu 35.000. Im Mai 2007 erschien das „NO WAR! NO G8!-Sturmwarnung“-Extrablatt der GWR mit einer Auflage von 20.000, im Mai 2011 wurden 30.000 Exemplare von "Abschalten! Sofort! Extrablatt und Beilage zu GWR 359" verteilt. Die höchste GWR-Auflage wurde mit einem GWR-„No WAR!“-Extrablatt im Vorfeld des 3. Golfkriegs 2003 erreicht: 55.000.

Abgesehen von Abonnements wird die GWR im Handverkauf bei Demonstrationen, Kundgebungen und anderen einschlägigen Veranstaltungen verkauft wie z. B. in der Schweiz auf der Libertären Buchmesse. Bundesweit ist sie auch in Bahnhofsbuchhandlungen, Buch- und Infoläden vertreten. In größeren Städten ist sie vereinzelt auch in manchen Filialen des normalen Zeitschriftenhandels oder an einigen Kiosken erhältlich.

Die Redaktion der GWR versteht sich als nicht hierarchisch strukturiertes Kollektiv von gleichberechtigten Mitarbeitern, und hat dementsprechend auch keinen Chefredakteur. Viele GWR-Autoren veröffentlichen ihre Beiträge unter Pseudonym; – mit der Begründung, dass Inhalte Vorrang vor der (abgelehnten) Hervorhebung Einzelner und/oder deren möglicher Prominenz haben sollen.

Getragen wurde und wird die Zeitschrift Graswurzelrevolution von einem Netzwerk der seit Mitte/Ende der 1970er Jahre mit basisdemokratischem Anspruch gebildeten Gewaltfreien Aktionsgruppen (GAs), die vor allem während der 1980er Jahre durch spektakuläre Aktionen im Umfeld der Neuen sozialen Bewegungen öffentliche Aufmerksamkeit erregten. Dazu gehörten beispielsweise Bauplatzbesetzungen von geplanten Kernkraftwerken oder anderen umstrittenen Großprojekten, Sitzblockaden im Zusammenhang mit dem Nato-Doppelbeschluss oder Selbstankettungsaktionen vor militärischen Einrichtungen und Ähnliches mehr. Der Politikwissenschaftler Wolfram Beyer beschreibt, dass die Graswurzelrevolution für den deutschsprachigen Raum ein wichtiges Organ ist, weil die GWR "die Gewaltfreie Aktion aus dem wissenschaftlichen Bereich löst und konkrete gewaltfreie Aktionen publizistisch begleitet und auch zu gewaltfreien Kampagnen mobilisiert sowie vor allem auch zur Gruppenbildung und Organisation der gewaltfreien Aktionsgruppen einen Beitrag leistet".[4]

Jugendzeitung

Von 2007 bis Ende 2011 gab es zweimonatlich als Beilage insgesamt 21 Ausgaben der Jugendzeitung utopia – gewaltlos – herrschaftsfrei. Die Auflage der Utopia stieg von 10.000 auf 25.000 (Nr. 9, März 2009). Die Autoren schrieben ehrenamtlich und die Zeitung wurde kostenlos verteilt. Finanziert wurde die Zeitung durch Anzeigen und Spenden. Sie wurde an Gruppen und Einzelpersonen verschickt und auf Demonstrationen, an Schulen und Jugendzentren verteilt.

Einstufung durch den Verfassungsschutz

Die Graswurzelrevolution bzw. die Graswurzelbewegung wird von verschiedenen Landesbehörden für Verfassungsschutz sowie dem Bundesamt für Verfassungsschutz in einigen Jahresberichten erwähnt und darin dem linksextremistischen Spektrum zugeordnet.

Der am 22. Mai 2006 vom Bundesinnenministerium vorgelegte „Verfassungsschutzbericht 2005“ widmete der Zeitschrift etwa eine halbe Seite im Abschnitt „Traditionelle Anarchisten“. Zur Begründung heißt es dort: „Klassische anarchistische Konzepte werden in Deutschland vor allem von Gruppierungen der ‚Graswurzelbewegung‘ und der anarcho-syndikalistischen Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) als deutscher Sektion der ‚Internationalen Arbeiter Assoziation‘ (IAA) vertreten.“ Die Stärke der „Graswurzelbewegung“ veranschlagte der Bericht auf „etwa 200 in Aktionsgruppen, Trainingskollektiven und sonstigen Zirkeln zusammengeschlossenen Anhänger“. Zu ihren Aktionsformen gehöre „das Konzept des zivilen Ungehorsams mit bewussten Regelverletzungen“, weiter „Auch ‚gewaltfreien Widerstand‘, der zwar Sachbeschädigung, nicht aber Übergriffe auf Personen einschließt, halten sie für legitim.“ Frühere Berichte enthalten weitgehend gleichlautende Erwähnungen und Einschätzungen. Während die Erwähnung in den Verfassungsschutz-Berichten von der Redaktion eher ironisch kommentiert wurde,[5] löste die Titelgestaltung eines der VS-Berichte erheblichen Unmut aus, da das Emblem der Zeitschrift neben Symbolen neonazistischer Gruppierungen zu sehen war, worin eine unzulässige Gleichsetzung von Gewalt und Diktatur befürwortendem Rechtsradikalismus und gewaltfrei-anarchistischen Linken gesehen wurde.

Im August 2007 äußerte sich GWR-Redakteur Drücke in einem Interview in der Zeitschrift Jungle World zur erneuten Erwähnung der GWR im Verfassungsschutzbericht: „Schon die Stasi hat uns als kleinbürgerlich und pseudorevolutionär bezeichnet. (…) Man kann nachvollziehen, dass der Verfassungsschutz es nicht gut findet, dass wir mit gewaltfreien Mitteln den Staat bekämpfen wollen. Aber es ist ärgerlich. Allein durch die Erwähnung im Verfassungsschutzbericht werden Berufskarrieren zerstört. (…) Allein die Mitarbeit in einer anarchistischen Zeitung ist für den Staat schon Grund genug, Verdacht zu schöpfen.“[6]

Rezeption

Der Sozialwissenschaftler Ralf Vandamme charakterisiert die Graswurzelrevolution in seiner Dissertation Basisdemokratie als zivile Intervention[7] als „das Hauptorgan basisdemokratischer Akteure“. Horst Stowasser schreibt: „Die Gruppierung, die die Herausbildung eines Wurzelwerks am konsequentesten vorangetrieben hat und zugleich der anarchistischen Ethik am nächsten kommt, ist die ‚Gewaltfreie Aktion‘. Nicht zufällig trägt ihre recht weit verbreitete Zeitung den Namen ‚Graswurzel-Revolution‘.“[8]

Siehe auch

Literatur

  • Gewaltfreier Anarchismus. Herausforderungen und Perspektiven zur Jahrhundertwende. Graswurzelrevolution (Hrsg.). Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 1999, ISBN 3-9806353-1-7
  • Johann Bauer: Ein weltweiter Aufbruch! Gespräch über den gewaltfreien Anarchismus der Siebzigerjahre. Mit Grundsatztexten u. a. zur Kritik der RAF und zur Göttinger »Mescalero«-Affäre. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2008, ISBN 978-3-939045-12-0
  • Bernd Drücke: Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland. Verlag Klemm & Oelschläger, Ulm 1998, ISBN 3-932577-05-1 (Zur Geschichte der Graswurzelrevolution siehe insbesondere S. 165–181)
  • Bernd Drücke (Hrsg.): ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert. Interviews und Gespräche. Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1 (Zur Geschichte der Graswurzelrevolution siehe Kapitel 3: Gewaltfreier Anarchismus und Graswurzelrevolution, S. 114–201)
  • Bernd Drücke: Anarchist and Libertarian Media, 1945–2010. (Federal Germany). In: John D. H. Downing (Editor): Encyclopedia of Social Movement Media. SAGE, Los Angeles / London / New Delhi / Singapore / Washington D.C.,2011, ISBN 978-0-7619-2688-7
  • Bernd Hüttner (Hrsg.): Verzeichnis der AlternativMedien. AG Spak, Neu-Ulm 2006, ISBN 3-930830-77-9 (Interview zur Geschichte der Graswurzelrevolution, S. 121 ff.)
  • Holger Jenrich: Anarchistische Presse in Deutschland 1945–1985. Trotzdem Verlag, Grafenau 1988, ISBN 3-922209-75-0
  • Günter Saathoff: Graswurzelrevolution. Praxis, Theorie und Organisation des gewaltfreien Anarchismus in der Bundesrepublik, 1972–1980. Diplomarbeit, Universität Marburg 1980

Weblinks

Commons: Graswurzelrevolution - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/www.his-online.de Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven: his-online.de
  2. Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? S. 165 ff.
  3. vgl. Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht?, ebd.
  4. Wolfram Beyer: Pazifismus und Antimilitarismus. Eine Einführung in die Ideengeschichte. (Reihe theorie.org) Schmetterling Verlag, Stuttgart 2012, S. 104f.
  5. „Bitte meldet Euch!“ GWR 273 November 2002
  6. „Wir sind Kriegsgewinnler“. In: Jungle World, Nr. 35/2007, 30. August 2007; Interview von Doris Akrap.
  7. Opladen, 2000
  8. in: Anarchie! Idee – Geschichte – Perspektiven. Edition Nautilus, Hamburg 2007, S. 460.


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