Jakob Frohschammer und Qualia: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Jakob Frohschammer 1863 (IZ 41-10 n Foto v Hanfstängl).jpg|miniatur|250px|Jakob Frohschammer, 1862. ''Grafik nach einem Foto von Hanfstängl.'']]
[[Datei:Spectrum.2400.1800.S.G.png|thumb|upright=1.5|Farben sind ein klassisches Problem der Qualiadebatte: Wie kommt es, dass bei der Verarbeitung von bestimmten Lichtwellen Farberlebnisse entstehen?]]
'''Jakob Frohschammer''' (* [[Wikipedia:6. Januar|6. Januar]] [[Wikipedia:1821|1821]] in [[Wikipedia:Barbing|Illkofen]]; † [[Wikipedia:14. Juni|14. Juni]] [[Wikipedia:1893|1893]] in [[Wikipedia:Kreuth|Kreuth]]) war ein katholischer Theologe und Philosoph.
[[Datei:Big-eared-townsend-fledermaus.jpg|thumb|upright=1.5|''Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?'' Mit dieser Frage regte der Philosoph [[Thomas Nagel (Philosoph)|Thomas Nagel]] die Debatte um die Qualia neu an.]]
[[Bild:Goethes Farbenkreis.jpg|thumb|upright=1.5|[[Farbkreis]], Zeichnung von [[Johann Wolfgang von Goethe]].]]
Als '''Qualia''' (von [[Latein|lat.]] ''qualis'' „wie beschaffen“) werden die zunächst [[subjektiv]] erscheinenden [[Erlebnis]]inhalte des [[Phänomen|phänomenalen]] [[Bewusstsein]]s bezeichnet. Zu den phänomenalen '''Bewusstseinsinhalten''' zählen die erlebten [[Sinnesqualitäten]], die auf die Außenwelt verweisen, aber auch rein auf die Innenwelt bezogene Erlebnisse wie [[Gefühl]]e, [[Gedanke]]n, [[Schmerz]]en usw.


== Leben und Werk ==
== Das ungelöste Rätsel der Qualia ==
Frohschammer studierte in München Philosophie und Theologie, wurde 1847 zum katholischen Priester geweiht, habilitierte sich 1850 an der Münchener Universität als Privatdozent der Theologie und trat nach dem Erscheinen seiner ''Beiträge zur Kirchengeschichte'' (1850), einer Schrift ''Über den Ursprung der menschlichen Seelen'' (München 1854) und seines offenen Sendschreibens an [[Wikipedia:Karl Vogt|Karl Vogt]]: ''Menschenseele und Physiologie'' (München 1855) als Professor der Philosophie 1855 in die philosophische Fakultät über.  
Der Begriff der "Qualia" wurde [[Wikipedia:1866|1866]] von dem amerikanischen [[Philosoph]]en [[Charles S. Peirce|Charles S. Peirce]]<ref>[[Charles S. Peirce|Charles S. Peirce]]: ''Collected Papers''. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge [1866] 1958-1966 (Nachdr.), § 223.</ref> geprägt, aber erst [[Wikipedia:1929|1929]] durch [[Wikipedia:Clarence Irving Lewis|C. I. Lewis]] in dem Buch ''Mind and the World Order''<ref>[[Wikipedia:Clarence Irving Lewis|Clarence Irving Lewis]]: ''Mind and the World Order. Outline of a Theory of Knowledge.'' Charles Scribner's sons, New York 1929, Dover, New York 1991 (Nachdr.). ISBN 0-486-26564-1.</ref> im heute gebräuchlichen Sinn verwendet. Das Problem der Qualia steht im Zentrum der modernen [[Wikipedia:Philosophie des Geistes|Philosophie des Geistes]], die sich damit an eine [[Erkenntnis]]grenze gestellt sieht und vielfach davon ausgeht, dass dieses Problem grundsätzlich nicht mit den Mitteln der [[Wikipedia:Neurowissenschaft|Neuro-]] und [[Wikipedia:Kognitionswissenschaft|Kognitionswissenschaft]]en gelöst werden kann. Tatsächlich muss für eine rein [[materialistisch]]e Weltsicht das Phänomen der Qualia rätselhaft bleiben. Darauf hatte schon [[Wikipedia:1872|1872]] der [[Wikipedia:Physiologe|Physiologe]] [[Emil Heinrich Du Bois-Reymond]] in seiner berühmten [[Ignoramus et ignorabimus|Ignorabimus-Rede]] hingewiesen:


Da seine Schriften ''Einleitung in die Philosophie'' (München 1858), ''Über die Aufgabe der Naturwissenschaft'' (München 1861) und besonders ''Über die Freiheit der Wissenschaft'' (München 1861) in Rom Anstoß erregten und Frohschammer den geforderten Widerruf verweigerte, wurde er 1863 suspendiert, setzte aber den Kampf gegen die kirchliche Autorität und das [[Unfehlbarkeitsdogma]] in einer Reihe von Broschüren fort, ohne sich indes der ihm als Halbheit erscheinenden [[Wikipedia:Alt-Katholische Kirche|altkatholischen]] Bewegung anzuschließen.
{{Zitat|Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen: "Ich fühle Schmerz, ruhte Lust; ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot," und der ebenso unmittelbar daraus fließenden Gewißheit: "Also bin ich"? Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammensein Bewußtsein entstehen könne.|Emil Du Bois-Reymond|''Über die Grenzen des Naturerkennens'', S 458}}


Als Philosoph ist er in seinem zugleich gegen Dogma und Materialismus gerichteten Buch ''Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft'' (Wien 1868) gegen beide polemisch und neuerlich mit einem metaphysischen Versuch: ''Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses'' (München 1877), der in naturphilosophischer Weise der bewusstlos verständig schaffenden Einbildungskraft die Vermittlerrolle zwischen Vernunft (Geist) und Sinnlichkeit (Natur) zuweist, und mit folgenden Erläuterungsschriften aufgetreten:
Der Philosoph [[Thomas Nagel (Philosoph)|Thomas Nagel]] trat mit seinem 1974 veröffentlichten Aufsatz ''"What is it like to be a bat?"''<ref>[[Thomas Nagel (Philosoph)|Thomas Nagel]]: ''[http://web.archive.org/web/20071024145103/http://members.aol.com/NeoNoetics/Nagel_Bat.html What is it like to be a bat?]'' In: ''The Philosophical Review.'' Cornell University, Ithaca 83/1974, S.&nbsp;435–450. {{ISSN|0031-8108}}</ref> (''Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?'') allen [[reduktionistisch]]en Bestrebungen zur Erklärung der Qualia energisch entgegen. Die [[Naturwissenschaft]] sei [[Methode|methodisch]] auf die [[objektiv]]e ''Außenperspektive'' festgelegt und könne daher das [[subjektiv]]e Erleben niemals erfassen. So mögen wir etwa noch so genau die [[Prozess]]e studieren, die im [[Gehirn]] einer [[Wikipedia:Fledermmäuse|Fledermaus]] ablaufen, wenn sie sich im [[Raum]] mit HIlfe der [[Wikipedia:Echoortung (Tiere)|Echolotung]] orientiert. Wie es sich aber im subjektiven Erleben der Fledermaus ''anfühlt'', ein Objekt auf diese Weise wahrzunehmen, werden wir dadurch niemals erfahren.
* ''[[Monade]]n und Weltphantasie'' (München 1879)
* ''Über die Bedeutung der Einbildungskraft in der Philosophie [[Wikipedia:Kant|Kant]]s und [[Wikipedia:Spinoza|Spinoza]]s'' (München 1879)
* ''Über die Prinzipien der Aristotelischen Philosophie und die Bedeutung der Phantasie in derselben'' (München 1881)
* ''Über die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwickelung'' (München 1883)
* ''Über die Organisation und Kultur der menschlichen Gesellschaft'' (München 1885)


== Rudolf Steiner über Jakob Frohschammer ==
=== Qualia-Rätsel - nur ein Scheinproblem? ===
Eine Argumentation in der heutigen Qualia-Diskussion im Rahmen der Philosophie des Geistes ist, daß das Qualia-Problem ein künstlich erzeugtes Pseudo-Problem der Philosophie sei, dem nichts Reales entspreche. Ein Vertreter der Nichtexistenz des Qualiaproblems ist [[wikipedia:Daniel Dennett|Daniel Dennett]]. Eine Schiene dieser Argumentation sieht die Quelle des angeblichen Qualia-Problems in dem cartesianischen Dualismus, der unbefragt vorausgesetzt werde. Als Alternative zu dem [[Descartes|cartesischen Dualismus]] werden die Ansichten [[Wittgenstein]]s ins Feld geführt, der die Innen-Aussen-Differenz des Bewußtseins verneint habe.


[[Rudolf Steiner]] gibt an, dass Frohschammer ähnlich wie [[Schelling]] von der aus der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] wirkenden [[Individualität]] des [[Tycho de Brahe]] inspiriert wurde:
== [[Goethes Farbenlehre]] ==
 
Einen ganz anderen und auch heute noch wenig verstandenen Weg ging [[Goethe]] mit seiner [[Farbenlehre (Goethe)|Farbenlehre]]. Er hat damit die Grundlage für den [[Goetheanismus]] geschaffen, einer wissenschaftlich exakten Betrachtung der Natur, die sich vom herkömmlichen naturwissenschaftlichen Ansatz in wesentlichen Punkten unterscheidet. Bei diesem steht die  quantitative Erfassung der Naturerscheinung im Vordergrund. ''"Messen, was messbar ist, und messbar machen, was nicht messbar ist"'', war hier seit Galilei der oberste Grundsatz. Goethe strebte demgegenüber nach einer systematischen reinen [[Phänomenologie]] der [[sinnlich]] erfahrbaren Erscheinungen. Das qualitative Element steht im Vordergrund. Die Qualia selbst, die bei der [[Farbwahrnehmung]] unmittelbar erlebten [[Sinnesqualitäten]], die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der  durchaus [[objektiv]]en naturwissenschaftlichen Betrachtung.
 
== Die seelische Realität der Qualia ==
 
{{Siehe auch|Wahrnehmung#Über die vermeintliche Subjektivität der Wahrnehmung|titel1=Über die vermeintliche Subjektivität der Wahrnehmung}}
 
Aus [[anthroposophisch]]er Sicht liegt die [[objektiv]]e [[Realität]] der Qualia in der [[Astralwelt]] begründet. Sie sind die grundlegenden [[seelisch]]en [[Substanz]]en, die diese [[Seelenwelt]] aufbauen, so wie die [[physisch]]en Substanzen die [[physische Welt]] aufbauen. Indem die Qualia vom [[mensch]]lichen [[Astralleib]] aufgenommen werden, treten sie in den [[subjektiv]]en Erlebnishorizont des Bewusstseins ein.
 
Die [[Sinnesqualitäten]] sind rein seelischer und ''nicht'' [[physisch]]er Natur, aber wir erfahren sie zunächst nicht in ihrer reinen Gestalt, sondern nur abgeschattet ''an'' der Materie. Tatsächlich eröffnet sich der Blick für die [[Wirklichkeit]] der Qualia erst der [[Imagination|imaginativen]] [[Anschauung]], die durch entsprechende [[Schulungsweg|geistige Übungen]] erreicht werden kann.


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"... eine der Schriften aus der deutschen Philosophie,
"Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man
die auf mich einen großen Eindruck gemacht haben, ist die
aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen.
Schrift von Jakob Frohschammer: «Die Phantasie als Grundprinzip
Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen
des Weltprozesses», eine geistvolle Schrift vom Ende des neunzehnten
haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern
Jahrhunderts, Geistvoll deshalb, weil dieser mutige Mann, der
und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen
von der Kirche ausgestoßen worden ist, dessen Schriften auf den
-, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist
Index gesetzt wurden, der mutig war auch der Wissenschaft gegenüber,
der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der
die Verwandtschaft aufdeckte zwischen dem, was rein seelisch
sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn.
in der Phantasie schafft, wenn der Mensch künstlerisch schafft, und
Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis.
demjenigen, was innerlich als Wachstum und Lebenskraft wirkt.
Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang
Dazu gehörte schon etwas in jener Zeit. «Die Phantasie als Grundprinzip
ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in
des Weltprozesses», als weltschöpferische Macht, ist schon
Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in
eine bedeutsame Schrift.
unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem
So interessierte mich wiederum dieser Jakob Frohschammer sehr.
Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus
Ich suchte ihm beizukommen, eben auch real, nicht bloß durch
davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten,
seine Schriften. Wiederum fand ich: Der inspirierende Geist ist derselbe,
eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere
der in [[Tycho de Brahe]], in [[Julian Apostata]] gelebt hat.
Objektive etwas ganz anderes sei.
So gibt es eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, bei denen man
 
sehen kann, wie etwas vorbereitend wirkte für dasjenige, was dann
Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen
Anthroposophie geworden ist. Aber man braucht überall dahinter
zunächst aus uns heraus bilden, um sie an
das spirituelle Licht, das im Übersinnlichen wirkt. Denn was vorher
und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso
auf die Erde davon heruntergekommen ist, das sind eben doch
dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt,
Abstraktionen geblieben. Nur konkretisieren sie sich zuweilen bei
aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen
solch einem Geiste wie Schelling oder bei einem so mutvollen
könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene
Menschen wie Jakob Frohschammer." {{Lit|{{G|238|102}}}}
in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend,
es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns
Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend,
uns selbst diesem Räume angehörend finden.
Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine
Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um
uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten
farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen,
tönenden Welt, so wie wir von dem Räume um uns
herum sprechen.
 
Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß
er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt
der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen
Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer
menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden,
um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem
wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch
durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen
- dazu kommen, aus sich heraus den gesamten
Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um
sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden
zurückschauend auf sich selbst.
 
Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu
der sogenannten imaginativen Anschauung." {{Lit|{{G|082|58f}}}}
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== Einzelwerke ==
== Trivia ==
* Jakob Frohschammer: ''"Kein heiteres Lebensbild". Eine Autobiographie.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer, Schutterwald/Baden 2009, ISBN 978-3-928640-91-6
[[wikipedia:Thomas Metzinger|Thomas Metzinger]], einer der wenigen deutschsprachigen Philosophen, die auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes heute hervorragen (ist ansonsten angel-sächsisch dominiert), glaubt nicht an die Existenz eines Ich, sondern hält dieses für eine Modellkonstruktion des Gehirns, und hat eine entsprechende Theorie entworfen, soll aber angeblich selbst [[luzider Traum|luzider Träumer]] sein.
* Jakob Frohschammer: ''Die Unfehlbarkeit des Papstes'', Schutterwald/Baden 2009, ISBN 978-3-928640-90-9
 
* Jakob Frohschammer: ''Der Fels Petri in Rom'', Schutterwald/Baden 2009, ISBN 978-3-928640-89-3
== Anmerkungen ==
* Jakob Frohschammer: Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus. München 1854 (indiziert 1857) [http://books.google.de/books?id=wbNMAAAAYAAJ&printsec=frontcover&dq=Frohschammer&hl=de&sa=X&ei=A9yOT-PPK8fStAaU1pyVCQ&ved=0CFIQ6AEwBQ#v=onepage&q=Frohschammer&f=false online]
 
* Jakob Frohschammer: ''Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses'', München 1877 [http://archive.org/details/a582548600frohuoft online]
<references/>
 
== Siehe auch ==
[[Sinnesqualitäten]]
 
[[Farben]]
 
[[Farbwahrnehmungsprozeß]]
 
[[Schmerzsinn]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{ADB|49|172|177|Frohschammer, Jakob|Max Heinze|ADB:Frohschammer, Jakob}} 
* {{BBKL|f/Frohschammer|autor=Raimund Lachner |artikel=FROHSCHAMMER, Jakob|band=14|spalten=998-1006}}
* Raimund Lachner: ''Jakob Frohschammer (1821 - 1893): Leben und Werk.'' St. Ottilien: EOS 1990 ISBN 3-88096-905-1
* Raimund Lachner: ''Zwischen Rationalismus und Traditionalismus: Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer.'' Münster: Lit 1995 ISBN 3-8258-2390-3
* Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
{{GA}}


== Weblinks ==
* Emil du Bois-Reymond: ''Über die Grenzen des Naturerkennens'', 1872, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: ''Vorträge über Philosophie und Gesellschaft'', Hamburg, Meiner, 1974.
* Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
*  [[wikipedia:Thomas Metzinger|Thomas Metzinger]]: ''Grundkurs Philosophie des Geistes 1: Phänomenales Bewusstsein'', Mentis-Verlag ''(Thomas Metzinger gilt als einer der großen deutschen Köpfe auf dem Gebiet der Philsophie des Geistes)''


* [http://archive.org/search.php?query=creator%3A%22Frohschammer%2C+Jakob%2C+1821-1893%22 Jakob Frohschammer: Werke] auf [http://archive.org
=== DVD-Set ===
archive.org]
*2009: ''Philosophie des Bewusstseins - 15 Vorlesungen an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz vom Wintersemester 2007/8'', Auditorium-Netzwerk, 5 DVDs (Video) ''(enthält zu einem Gutteil die Einführung in die Qualia-Forschung und -Diskussion in der Philosophie des Geistes, mit besonderem Bezug zu den Neurowissenschaften, sehr zu empfehlen. In dieser Vorlesung gibt es auch den Tipp von Metzinger, den Auffassungen [[wikipedia:Martine Nida-Rümelin|Martine Nida-Rümelin]]s Aufmerksamkeit zu widmen, denn sie nehme konträre Positionen zu den eigenen Ansichten ein.'')


{{DEFAULTSORT:Frohschammer, Jakob}}
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Bewusstsein]][[Kategorie:Philosophie]][[Kategorie:Philosophie des Geistes]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Theologe]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1821]]
[[Kategorie:Gestorben 1893]]  
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 22. September 2017, 10:03 Uhr

Farben sind ein klassisches Problem der Qualiadebatte: Wie kommt es, dass bei der Verarbeitung von bestimmten Lichtwellen Farberlebnisse entstehen?
Wie ist es, eine Fledermaus zu sein? Mit dieser Frage regte der Philosoph Thomas Nagel die Debatte um die Qualia neu an.
Farbkreis, Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe.

Als Qualia (von lat. qualis „wie beschaffen“) werden die zunächst subjektiv erscheinenden Erlebnisinhalte des phänomenalen Bewusstseins bezeichnet. Zu den phänomenalen Bewusstseinsinhalten zählen die erlebten Sinnesqualitäten, die auf die Außenwelt verweisen, aber auch rein auf die Innenwelt bezogene Erlebnisse wie Gefühle, Gedanken, Schmerzen usw.

Das ungelöste Rätsel der Qualia

Der Begriff der "Qualia" wurde 1866 von dem amerikanischen Philosophen Charles S. Peirce[1] geprägt, aber erst 1929 durch C. I. Lewis in dem Buch Mind and the World Order[2] im heute gebräuchlichen Sinn verwendet. Das Problem der Qualia steht im Zentrum der modernen Philosophie des Geistes, die sich damit an eine Erkenntnisgrenze gestellt sieht und vielfach davon ausgeht, dass dieses Problem grundsätzlich nicht mit den Mitteln der Neuro- und Kognitionswissenschaften gelöst werden kann. Tatsächlich muss für eine rein materialistische Weltsicht das Phänomen der Qualia rätselhaft bleiben. Darauf hatte schon 1872 der Physiologe Emil Heinrich Du Bois-Reymond in seiner berühmten Ignorabimus-Rede hingewiesen:

„Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen: "Ich fühle Schmerz, ruhte Lust; ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot," und der ebenso unmittelbar daraus fließenden Gewißheit: "Also bin ich"? Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammensein Bewußtsein entstehen könne.“

Emil Du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens, S 458

Der Philosoph Thomas Nagel trat mit seinem 1974 veröffentlichten Aufsatz "What is it like to be a bat?"[3] (Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?) allen reduktionistischen Bestrebungen zur Erklärung der Qualia energisch entgegen. Die Naturwissenschaft sei methodisch auf die objektive Außenperspektive festgelegt und könne daher das subjektive Erleben niemals erfassen. So mögen wir etwa noch so genau die Prozesse studieren, die im Gehirn einer Fledermaus ablaufen, wenn sie sich im Raum mit HIlfe der Echolotung orientiert. Wie es sich aber im subjektiven Erleben der Fledermaus anfühlt, ein Objekt auf diese Weise wahrzunehmen, werden wir dadurch niemals erfahren.

Qualia-Rätsel - nur ein Scheinproblem?

Eine Argumentation in der heutigen Qualia-Diskussion im Rahmen der Philosophie des Geistes ist, daß das Qualia-Problem ein künstlich erzeugtes Pseudo-Problem der Philosophie sei, dem nichts Reales entspreche. Ein Vertreter der Nichtexistenz des Qualiaproblems ist Daniel Dennett. Eine Schiene dieser Argumentation sieht die Quelle des angeblichen Qualia-Problems in dem cartesianischen Dualismus, der unbefragt vorausgesetzt werde. Als Alternative zu dem cartesischen Dualismus werden die Ansichten Wittgensteins ins Feld geführt, der die Innen-Aussen-Differenz des Bewußtseins verneint habe.

Goethes Farbenlehre

Einen ganz anderen und auch heute noch wenig verstandenen Weg ging Goethe mit seiner Farbenlehre. Er hat damit die Grundlage für den Goetheanismus geschaffen, einer wissenschaftlich exakten Betrachtung der Natur, die sich vom herkömmlichen naturwissenschaftlichen Ansatz in wesentlichen Punkten unterscheidet. Bei diesem steht die quantitative Erfassung der Naturerscheinung im Vordergrund. "Messen, was messbar ist, und messbar machen, was nicht messbar ist", war hier seit Galilei der oberste Grundsatz. Goethe strebte demgegenüber nach einer systematischen reinen Phänomenologie der sinnlich erfahrbaren Erscheinungen. Das qualitative Element steht im Vordergrund. Die Qualia selbst, die bei der Farbwahrnehmung unmittelbar erlebten Sinnesqualitäten, die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der durchaus objektiven naturwissenschaftlichen Betrachtung.

Die seelische Realität der Qualia

Aus anthroposophischer Sicht liegt die objektive Realität der Qualia in der Astralwelt begründet. Sie sind die grundlegenden seelischen Substanzen, die diese Seelenwelt aufbauen, so wie die physischen Substanzen die physische Welt aufbauen. Indem die Qualia vom menschlichen Astralleib aufgenommen werden, treten sie in den subjektiven Erlebnishorizont des Bewusstseins ein.

Die Sinnesqualitäten sind rein seelischer und nicht physischer Natur, aber wir erfahren sie zunächst nicht in ihrer reinen Gestalt, sondern nur abgeschattet an der Materie. Tatsächlich eröffnet sich der Blick für die Wirklichkeit der Qualia erst der imaginativen Anschauung, die durch entsprechende geistige Übungen erreicht werden kann.

"Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen. Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen -, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn. Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis. Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten, eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere Objektive etwas ganz anderes sei.

Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen zunächst aus uns heraus bilden, um sie an und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt, aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend, es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend, uns selbst diesem Räume angehörend finden. Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen, tönenden Welt, so wie wir von dem Räume um uns herum sprechen.

Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden, um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen - dazu kommen, aus sich heraus den gesamten Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden zurückschauend auf sich selbst.

Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu der sogenannten imaginativen Anschauung." (Lit.: GA 082, S. 58f)

Trivia

Thomas Metzinger, einer der wenigen deutschsprachigen Philosophen, die auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes heute hervorragen (ist ansonsten angel-sächsisch dominiert), glaubt nicht an die Existenz eines Ich, sondern hält dieses für eine Modellkonstruktion des Gehirns, und hat eine entsprechende Theorie entworfen, soll aber angeblich selbst luzider Träumer sein.

Anmerkungen

  1. Charles S. Peirce: Collected Papers. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge [1866] 1958-1966 (Nachdr.), § 223.
  2. Clarence Irving Lewis: Mind and the World Order. Outline of a Theory of Knowledge. Charles Scribner's sons, New York 1929, Dover, New York 1991 (Nachdr.). ISBN 0-486-26564-1.
  3. Thomas Nagel: What is it like to be a bat? In: The Philosophical Review. Cornell University, Ithaca 83/1974, S. 435–450. ISSN 0031-8108

Siehe auch

Sinnesqualitäten

Farben

Farbwahrnehmungsprozeß

Schmerzsinn

Literatur

  • Emil du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens, 1872, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: Vorträge über Philosophie und Gesellschaft, Hamburg, Meiner, 1974.
  • Rudolf Steiner: Damit der Mensch ganz Mensch werde, GA 82 (1994), ISBN 3-7274-0820-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Thomas Metzinger: Grundkurs Philosophie des Geistes 1: Phänomenales Bewusstsein, Mentis-Verlag (Thomas Metzinger gilt als einer der großen deutschen Köpfe auf dem Gebiet der Philsophie des Geistes)

DVD-Set

  • 2009: Philosophie des Bewusstseins - 15 Vorlesungen an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz vom Wintersemester 2007/8, Auditorium-Netzwerk, 5 DVDs (Video) (enthält zu einem Gutteil die Einführung in die Qualia-Forschung und -Diskussion in der Philosophie des Geistes, mit besonderem Bezug zu den Neurowissenschaften, sehr zu empfehlen. In dieser Vorlesung gibt es auch den Tipp von Metzinger, den Auffassungen Martine Nida-Rümelins Aufmerksamkeit zu widmen, denn sie nehme konträre Positionen zu den eigenen Ansichten ein.)