Transzendental und Lomaland: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Odyssee
(Die Seite wurde neu angelegt: „Datei:Akademie und Tempel.jpg|mini|300px|Raja-Yoga-Akademie (links) und Tempel des Friedens (rechts) auf Lomaland, San Diego, Kalifornien. Lomaland gehörte…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Das Adjektiv '''transzendental''' (von {{laS|transcendere}}, „überschreiten“) wird in [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Zusammenhängen mit Bezug auf die Erfahrung verwendet. Es bezeichnet Vorstellungen oder Erkenntnisfunktionen, die nicht durch [[Empirie|empirische]] Erfahrung erworben werden können, deren Gültigkeit aber angenommen werden muss, damit die Erfahrung einen Wahrheitsgehalt hat und folglich Erkenntnis und Wissen möglich sind. Da sie also eine jede mögliche empirische Erfahrung überschreiten, aber von dieser nicht losgelöst ([[Transzendenz|transzendent]]) sind, bezeichnet Kant diese Eigenschaft transzendental. Als ''transzendental'' wird daher auch die Untersuchung der allgemein-notwendigen Bedingungen bezeichnet, die Erkenntnis ermöglichen und wahre Überzeugungen als Wissen rechtfertigen – diese ist das Programm der [[Transzendentalphilosophie]], wie es [[Immanuel Kant]] in der [[w:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]]<ref>{{"|Der Ausdruck ‚transzendental‘ bezeichnet genau genommen nicht die Methode der Kritischen Philosophie, sondern den Charakter der sie leitenden Fragestellung; in der Transzendentalphilosophie wird nach Bedingungen gefragt, unter denen sich die objektive Gültigkeit von Begriffen und Sätzen a priori als möglich begreifen lässt.|Autor=Wolfgang Röd|Quelle=''Die Philosophie der Neuzeit 3. Teil 1: Kritische Philosophie von Kant bis Schopenhauer.'' München 2006, S. 33}}</ref> formulierte:
[[Datei:Akademie und Tempel.jpg|mini|300px|Raja-Yoga-Akademie (links) und Tempel des Friedens (rechts) auf Lomaland, San Diego, Kalifornien. Lomaland gehörte zur Theosophischen Gesellschaft in Amerika (Theosophische Gesellschaft Point Loma). Etwa 1915.]]
{{"|''Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich ''[…]'' mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, so fern diese [[a priori]] möglich sein soll, überhaupt beschäftigt.''|{{Kant|3|43||||KrV B 25}}}}
[[Datei:Grundsteinlegung.jpg|mini|300px|Grundsteinlegung für die "School for the Revival of the Lost Mysteries of Antiquity" auf Lomaland, San Diego, Kalifornien am 23. Februar 1897.]]
[[Datei:Lomaland Akademie.jpg|mini|300px|Raja-Yoga-Akademie auf Lomaland, San Diego, Kalifornien. Etwa 1915.]]
[[Datei:Lomaland Klasse.jpg|mini|300px|Schulklasse der Raja-Yoga-Schule auf Lomaland (1900).]]


Die Eigenschaft „transzendental“ meint einen Zusammenhang mit der empirischen Erkenntnis von [[Gegenstand|Gegenständen]] im Allgemeinen und in Absehung von den besonderen Erkenntnisvoraussetzungen eines spezifischen Gegenstands. Entlang dieser Linie bestimmt Kant die [[Transzendentale Ästhetik]] als Lehre von den Bedingungen der Wahrnehmung von etwas überhaupt, und die [[Transzendentale Logik]] als die Lehre von gedanklichen Anteil der Gegenstandserkenntnis – im Unterschied zur allgemeinen formalen Logik, die ihm zufolge mit [[Urteil (Logik)|Urteilen]] und [[Begriff (Philosophie)|Begriffen]] unabhängig von jedem Gegenstandsbezug operieren und den Gesetzen einer spezifischen Wissenschaft, die einzelne Gegenstände und Eigenschaften betreffen.
Als '''Lomaland''' wurde ein Gelände im [[Wikipedia:Kalifornien|kalifornischen]] [[Wikipedia:Point Loma|Point Loma]] bei [[Wikipedia:San Diego|San Diego]] bezeichnet. Hier hatte [[Katherine Tingley]] um 1900 eine [[Theosophie|theosophische]] [[Gemeinschaft]] ins Leben gerufen, die ebenso soziale und erzieherische Aufgaben wahrnahm. Bis 1942 war auch das Hauptquartier der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) dort situiert und ein theosophisches Weltzentrum entstanden.


Kants Programm führte im [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealismus]] zum Anspruch, dass Transzendentales, weil ''a priori'' gültig, Erfahrung und Wissen [[Letztbegründung|abschließend begründen]] kann. Dieser Anspruch wurde in transzendentalen Konzepten – z. B. in denen von [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] und [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]] – zur Konstruktion [[Idealismus|idealistischer]] Philosophien und [[Romantik|romantischer]] Kunsttheorien verwendet. Damit einher geht aber –&nbsp;entgegen Kants Ansicht –&nbsp;der Anspruch oder doch zumindest die Sehnsucht, [[Transzendenz|Transzendentes]] zu erfassen. Auch an diese wiederhergestellte Einheit von [[Kosmologie]] und [[Erkenntnistheorie]] knüpft Ende des 19. Jahrhunderts der amerikanische [[Transzendentalismus]] an.
== Die ersten Schritte ==
Bereits 1894 hatte [[Gottfried de Purucker]], Mitglied der theosophischen San-Diego-Loge, das Grundstück in Point Loma, nördlich der Bucht von San Diego, entdeckt und gedacht, dass hier ein theosophisches Zentrum entstehen sollte. [[Katherine Tingley]] war 1896, zunächst inoffiziell, Präsidentin der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) geworden, 1898 wurde sie dann auch offiziell gewählt. Als sie auf einer Weltreise im September 1896 im [[Wikipedia:Schweiz|schweizerischen]] [[Wikipedia:Genf|Genf]] Purucker erstmals begegnete, teilte dieser ihr seine Gedanken über den Landstrich in Point Loma mit. Tingley selbst träumte seit ihrer Kindheit von einer „weißen Stadt im Westen“, wo sie ihre weitreichenden Ideen verwirklichen konnte. Einzig aufgrund einer Handskizze Puruckers telegrafierte Tingley sofort in die [[Wikipedia:USA|USA]], um den Kauf der Liegenschaft in die Wege zu leiten. Am 22. Januar 1897 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet, damit war die TGinA Besitzer von 330 [[Wikipedia:Acre (Einheit)|Acre]]s (= etwa 132 [[Wikipedia:Hektar|Hektar]]) Land, das spätere Lomaland.


== Begriffsgeschichte ==
== Expansion ==
In der [[Scholastik|scholastischen]] Philosophie wird auf dem Gebiet der [[Ontologie]] der Begriff der [[Transzendentalien]] benutzt. Er bestimmt die unveränderlichen und allgemeinen Bestimmungen des Seins und der Seienden Dinge, die jede spezifische Kategorie übersteigen und also dem [[Sein (Philosophie)|Sein]] als solchem, „τὸ ὂν ᾗ ὄν“, zukommt. Alle Dinge und alles Handeln sind je nach Grad ihrer Teilhabe an den Transzendentalien Sein – dem Einen, dem Wahren und dem Guten wertvoll oder weniger wertvoll bestimmbar. Die Vorstellung der Teilhabe wurde schon bei [[Platon]] und [[Augustinus]] thematisiert.  
In den folgenden Jahren begann eine rege Bautätigkeit auf Lomaland, die ersten Wohn- und Verwaltungsbauten entstanden, und 1899 verlegte Tingley ihren Wohnsitz von [[Wikipedia:New York City|New York]] nach Lomaland. Am 13. Februar 1900 übersiedelte auch die ''Universal Brotherhood and Theosophical Society'' (UBTS), so wurde die TGinA mittlerweile genannt, dorthin. Damit war Lomaland zur Zentrale der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|amerikanischen Theosophischen Gesellschaft]] geworden. Im Sommer 1900 konnte eine [[Raja-Yoga]]-Schule eröffnet werden, 1901 folgte ein Freilufttheater und etwas später ein Säulentempel nach griechischem Vorbild, 1914 eine [[Wikipedia:Akademie|Akademie]] und ein [[Wikipedia:College|College]] mit angeschlossenen Internaten, sowie schließlich 1919 eine theosophische Universität. Neben etwa 500 Wohnungen entstanden im Lauf der Zeit u.&nbsp;a. ein Gästehaus, ein Theater, eine Textilfabrik, Tischlerei, Bäckerei und ein Verlagshaus mit angeschlossener Druckerei und Buchbinderei. Obst- und Gemüsegärten entstanden, die umliegenden Hügel wurden mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, Straßen, Wege und Plätze befestigt. Theosophen und Freunde aus aller Welt hatten sich in Lomaland angesiedelt und bildeten ein richtiges Dorf, eine [[Gemeinschaft]].


Im 15. Jahrhundert wurden diese Vorstellungen und die dazugehörigen Termini „transzendental“ bzw. „Transzendentalien“ im Rahmen von Übersetzungen und Kommentierungen neu zugänglicher griechischer, lateinischer und arabischer Texte verwendet. [[w:Pedro da Fonseca|Pedro da Fonseca]] und [[w:Francisco Suárez|Francisco Suárez]] gehörten zu den ersten, die im 16. Jahrhundert dazu eigene Darstellungen verfassten. Auch [[Avicenna]]s Metaphysik gehört dazu.
=== Die Schulen ===
Die [[Raja-Yoga]]-Schule, eine Art [[Wikipedia:Grundschule|Grund]]- und [[Wikipedia:Hauptschule|Hauptschule]], hatte anfangs mit 5 Schülern begonnen und wuchs bald auf über 300 Kinder an. Sämtliche Kinder wohnten in [[Wikipedia:Internat|Internat]]en auf Lomaland. Schul- und Wohngeld wurde nur von jenen eingehoben, die es sich leisten konnten, viele Kinder aus ärmeren Familien wurden kostenlos unterrichtet. Zahlreiche [[Wikipedia:Waise|Waise]]nkinder, u.&nbsp;a. aus dem [[Wikipedia:Spanisch-Amerikanischer Krieg|Spanisch-Amerikanischen Krieg]], fanden hier eine neue Heimat und Erziehung. Für die damalige Zeit völlig neu war, dass ein Lehrer in einer Klasse nur einen Gegenstand unterrichtete, und die Klassen bloß etwa 15-20 Schüler umfassten (im Gegensatz zu „normalen“ Schulklassen mit 40-50 Schülern). Die rein intellektuelle Wissensvermittlung wurde gemäß theosophischer Überzeugung abgelehnt, stattdessen eine Synthese von physischer, mentaler, moralischer und spiritueller Entwicklung verfolgt, welche Intellekt und Intuition gleichermaßen förderte. Neben sportlicher Ertüchtigung, dem Erleben der Natur durch Gartenarbeit und verpflichtender Hilfe in den Haushalten, lag ein Schwerpunkt auf der künstlerischen Betätigung. Die Schüler führten im Freilufttheater vor Publikum [[Wikipedia:antike|antike]] [[Drama|Dramen]], aber auch solche von [[Wikipedia:William Shakespeare|William Shakespeare]], auf. Da jeder Schüler mindestens ein Musikinstrument am ''Isis-Konservatorium'' erlernte, konnte ab 1905 das erste Schul[[Wikipedia:orchester|orchester]] der USA wöchentliche Konzerte geben und auf Tournee gehen. Dies und die Auftritte mehrerer Lomaland-[[Wikipedia:Chor (Musik)|Chöre]] machten Lomaland bekannt und berühmt.


„Transzendentalien“ bzw. „transzendental“ wurden in vielen weiteren theologischen und philosophischen Abhandlungen (v. a. bei [[Thomas von Aquin]]) zur Metaphysik und in dialektischen Disputen verwendet und verändert. Sie erweiterten stets die Terminologie, mit der sowohl theoretisch als auch empirisch Gottes Wirken und menschliches Denken erklärt werden sollten. Sie waren durch die folgenden Jahrhunderte und sind bis in die gegenwärtige Neuscholastik in Gebrauch. Kant waren sie durch die Schriften von [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]] und [[Alexander Gottlieb Baumgarten|Alexander Baumgarten]] bekannt, die sie für ihre Metaphysiken benutzt haben.  
Die 1914 errichtete [[Wikipedia:Akademie|Akademie]] und das [[Wikipedia:College|College]] auf Lomaland, sollten die weiterführende Ausbildung der älteren Schüler gewährleisten. In diesem Sinne wurde 1919 auch eine Theosophische Universität, die sowohl eine [[Geisteswissenschaften|Geistes]]- als auch eine [[Naturwissenschaft]]liche Fakultät beherbergte, errichtet.


Kant setzt sich in §12 der ''Kritik der reinen Vernunft'' mit dem scholastischen Satz {{"|''quodlibet ens est unum, verum, bonum''}} auseinander, den er als aus der „Transscendentalphilosophie der Alten“ stammend bezeichnet ({{Kant|3|97||||{{"|''Es findet sich aber in der Transscendentalphilosophie der Alten noch ein Hauptstück vor, welches reine Verstandesbegriffe enthält, die, ''[…]'' als Begriffe a priori von Gegenständen gelten sollten, ''[]'' Ob nun zwar der Gebrauch dieses Prinzips in Absicht auf die Folgerungen (die lauter tautologische Sätze gaben) sehr kümmerlich ausfiel, ''[]'' so verdient doch ein Gedanke, der sich so lange Zeit erhalten hat, so leer er auch zu sein scheint, immer eine Untersuchung seines Ursprunges, und berechtigt zur Vermutung, daß er in irgend einer Verstandesregel seinen Grund habe, der nur, wie es oft geschieht, falsch gedolmetscht worden.''|}}}}).<ref>Vgl. zu diesem Abschnitt auch Karl Bärthlein: ''Die Transzendentalienlehre der alten Ontologie'', S. 1–5.</ref>
=== Der Verlag ===
Nach Kant müssen diese metaphysischen Lehrsätze über Transzendentalien als Eigenschaften des Daseins jedoch in erkenntnistheoretische Grundsätze einer möglichen Erfahrung übersetzt werden, um an ihren wahren Kern zu gelangen. Die allgemeinsten Bestimmungen des Seins werden zu den allgemeinsten Formen der Erkenntnis.
Auch ein Verlag mit angeschlossener Druckerei und Buchbinderei war in Lomaland beheimatet, der Verlag änderte mehrmals seinen Namen, z.&nbsp;B. ''The Theosophical publishing company'', ''Aryan theosophical press'' oder ''Theosophical university press''. Er brachte in großer Stückzahl zahlreiche theosophische Werke, u.&nbsp;a. von [[Helena Blavatsky]], [[William Quan Judge]], [[Gottfried de Purucker]] oder [[Katherine Tingley]] heraus. Daneben wurden mehrere theosophische Zeitschriften, Lehrbücher, viele Prospekte und Flugzettel hergestellt.


== Kant und Hume ==
=== Produktion und Landwirtschaft ===
Kants und [[David Hume|Humes]] Programme für eine Begründung der Wissenschaften unterscheiden sich prinzipiell. Für Hume ergibt sich aus seinen Beobachtungen und Schlussfolgerungen, dass wissenschaftliche Kenntnisse keine absolute Gewissheit haben. Sie müssen kontinuierlich überprüft und an empirische Erfahrungen angepasst werden.<ref>Vgl. Hume: ''Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand''. VIII,4.</ref> Für Hume gibt es annähernde Gewissheit nur in der [[Mathematik]], deren Erkenntnisse a priori gültig sind, weil Mathematik ein geschlossenes System darstellt. Philosophie kann als offenes System einer „Wissenschaft vom Menschen“ nichts abschließend beweisen, sondern nur durch Beschreibung von Beobachtungen Inhalte plausibel, bzw. nachvollziehbar machen.<ref>Vgl. Hume: ''Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand''. VII,1.</ref> ''„Das Gegenteil einer sogenannten Tatsache bleibt immer möglich ''[...]'' Es ist deshalb von wissenschaftlichem Interesse, die Natur der Gewissheit zu untersuchen, welche uns von der wirklichen Existenz und von Tatsachen überzeugt.“''<ref>Hume, ''ebd. IV,2''.</ref>   
Eine eigene Lomaland-Textilfabrik stellte Schuluniformen her und sorgte für die wohnliche Ausgestaltung vieler Räumlichkeiten. Die Lomaland-Tischlerei fertigte Möbel, Einrichtungen und Gebrauchsgegenstände. Neben einer Bäckerei gab es eine Küche für alle Schüler und Bewohner Lomalands, wobei das Obst und Gemüse aus den eigenen Gärten kam. Diese Gärten stellten gleichzeitig Versuchsfarmen dar, in denen z.&nbsp;B. an der Kultivierung und Veredelung von [[Wikipedia:Avocado|Avocado]]s oder [[Wikipedia:Orange (Frucht)|Orangen]] zur Ertragssteigerung gearbeitet wurde. Avocados wurden überhaupt erst durch Lomaland in [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]] heimisch.


Für Kant, der auf eine geschlossene, systematische Ethik hinarbeitet, ist  dabei vor allem das [[Induktionsproblem]] Stein des Anstoßes, das Hume nicht löse. Hume stelle lediglich fest, dass [[Kausalität|Kausalzusammenhänge]] nicht unmittelbar beobachtbar sind. Wie die Ursächlichkeit bewirkt werde, könne  – so Hume  – weder durch Erfahrung noch durch logische Analyse beantwortet werden. Dass der Begriff „Kausalität“, bzw. bestimmte Ursache-Wirkungszusammenhänge in alltäglichen und wissenschaftlichen Aussagen verwendet werden, die wir für gültig halten, erklärt er mangels Alternativen mit „Gewohnheit“. Die Gültigkeit des Begriffes „Kausalität“ entstehe durch wiederholtes Beobachten zweier aufeinander folgender Ereignisse. Dass Kausalität ein gültiges Prinzip menschlichen Vermutens und Denkens ist, so formuliert Hume allgemein, ''„ergibt sich nur nach einer langen Reihe gleichförmiger Vorgänge“'', die Gewissheit für den Einzelfall schaffen.<ref>Hume: ''Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand'' IV, 20.</ref> Dieser Reihe [[Notwendigkeit]] zuzuordnen, wie es ein naturwissenschaftliches Gesetz erfordert, ist nach Hume ein Irrtum bzw. eine Hypothese.  
=== Das theosophische Zentrum ===
Lomaland war von 1900 bis 1942 die Zentrale der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) und darüber hinaus ein theosophisches Weltzentrum. Von hier aus leiteten [[Katherine Tingley]] und ab 1929 [[Gottfried de Purucker]] die Geschicke der TGinA mit ihren Sektionen, Zentren, Logen und Schulen auf der ganzen Welt. In Lomaland wurden theosophische Kongresse und Vorträge gehalten, Lesungen und Schulungen durchgeführt und Gäste aus aller Welt empfangen.


Kant erklärt, im Unterschied zu Hume, die Tatsache, dass Menschen Kausalität feststellen, dadurch, dass er Kausalität zu einem reinen Verstandesbegriff, einer apriorischen Idee erhebt, die im transzendentalen Gebrauch der Einheit dem Zusammenhalt der empirischen Erfahrung überhaupt zugrunde liegt. So kann er behaupten, dass es kausale Verknüpfungen geben muss, die er als [[Synthetisches Urteil a priori|synthetische Urteile a priori]] charakterisiert, die allgemein gültig und notwendig sind. Erst mit dieser Lösung wird für Kant die Frage beantwortbar, ob trotz Humes Angriff eine [[Metaphysik]] der Natur und der Moral überhaupt noch möglich ist. Kant fährt fort:
== Probleme ==
=== Anerkennung ===
Obwohl die Ausbildung an der theosophischen Lomaland-Universität vom [[Wikipedia:Kalifornien|kalifornischen]] Staat anerkannt wurde und zum Beispiel in [[Wikipedia:University of California, Berkeley|Berkeley]] und bei der [[UCLA]] in höchstem Ansehen stand, akkreditierte das [[Wikipedia:US-Bildungsministerium|US-Bildungsministerium]] die Universität nie. [[Katherine Tingley]] selbst unternahm keinerlei Anstrengungen, die Akkreditierung zu erlangen, deshalb fand eine in Lomaland erworbene [[Wikipedia:Akademischer Grad|Graduierung]] nur in Kalifornien Anerkennung. Dies stellte für manche Studenten in späteren Jahren einen gravierenden Nachteil dar.


{{Zitat
=== Geld ===
|Da es mir nun mit der Auflösung des [[Induktionsproblem|Humeschen Problems]] nicht bloß in einem besonderen Falle, sondern in Absicht auf das ganze [[Vermögen (Fähigkeit)|Vermögen]] der reinen Vernunft gelungen war: so konnte ich sichere, obgleich immer nur langsame Schritte tun, um endlich den ganzen Umfang der reinen Vernunft, in seinen Grenzen sowohl, als in seinem Inhalt, vollständig und nach allgemeinen Prinzipien zu bestimmen, welches dann dasjenige war, was Metaphysik bedarf, um ihr System nach einem sicheren Plane aufzuführen.| Autor = {{Kant|4|260|||||261}}
Obwohl viele Arbeiten in und um Lomaland von Freiwilligen ohne Bezahlung durchgeführt wurden, mussten doch zum Teil ganz erhebliche laufende Kosten bestritten werden. Dazu unterlag die gesamte [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) und damit auch Lomaland normaler Steuerpflicht, einzig die Universität war als gemeinnützige Einrichtung davon ausgenommen. 1928 wurden die Grundsteuern massiv erhöht, was Lomaland hart traf. Im gleichen Jahr nahm die Finanzbehörde eine Neubewertung der Lomaland-Grundstücke vor, dadurch kam es zu einer weiteren Erhöhung der Steuerbelastung um 500 %. Die folgende [[Wikipedia:Weltwirtschaftskrise|Weltwirtschaftskrise]] 1929 vernichtete neben einem Großteil des Vermögens der kurz vorher verstorbenen Katherine Tingley, auch den Besitz zahlreicher Förderer und Gönner. Dazu kam, dass der Grundbesitz mit [[Wikipedia:Hypothek|Hypothek]]en belastet war und infolge der Weltwirtschaftskrise die Grundstückspreise ins Bodenlose gefallen waren. So war Lomaland 1929 innerhalb kurzer Zeit praktisch [[Wikipedia:Bankrott|Bankrott]]. Die Schulden häuften sich und [[Gottfried de Purucker]], der Nachfolger Tingleys, musste immer mehr Grundstücke und Gebäude zu schlechten Bedingungen veräußern, nur um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Durch weitreichende Sparmaßnahmen sahen sich eine Reihe von Lomaland-Bewohnern, mehr oder weniger freiwillig, gezwungen, die Gemeinschaft zu verlassen, um nicht weiter zur Last zu fallen. Mit Hilfe von Freunden und Gönnern, gelang es schließlich, bis 1942 die Schulden zu begleichen.
| Quelle =
| ref =
}}


== Neukantianismus und 20. Jahrhundert ==
=== Schulen ===
Laut [[Friedrich Albert Lange|Lange]] handelt es sich dabei um „den Grund aller Irrtümer unsres Reformators der Philosophie“: ''''[die]'' Verwechslung der methodischen und kunstgerechten Handhabung der Denkgesetze mit der sogenannten Spekulation, welche aus allgemeinen Begriffen deduziert.“''<ref>Vgl. für diesen Abschnitt und Zitate: Friedrich Albert Lange: ''Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart''. Frankfurt am Main 1974, S. 488–492. [http://www.zeno.org/nid/20009204091 zeno.org]</ref> Solche „Deduktionen aus Begriffen“ machten für Kant den Kern seiner transzendentalen Methode aus.
An allen Ecken und Enden wurde gespart, am Schreibpapier ebenso wie beim Stromverbrauch oder beim Essen. Da sich viele Eltern, ebenfalls durch die Weltwirtschaftskrise betroffen, die Gebühren für das Internat auf Lomaland nicht mehr leisten konnten, gingen die Schülerzahlen drastisch zurück. Für die [[Raja-Yoga]]-Schule sowie die [[Wikipedia:Akademie|Akademie]], welche bereits im April 1930 gemeinsam in ''Lomaland-Schule'' umbenannt worden waren, wurde deshalb der Internatszwang aufgehoben und auch Tagesschüler aufgenommen. Trotz einer Reduzierung des Schulgeldes blieben die Schülerzahlen niedrig und 1941 musste die Lomaland-Schule geschlossen werden. Einzig die Universität übersiedelte 1942 nach [[Wikipedia:Covina|Covina]] und nahm noch bis 1950 Studenten auf. Beim folgenden Umzug nach [[Wikipedia:Pasadena (Kalifornien)|Pasadena]] 1950/51 konnte sie aus Geldmangel nicht mit übersiedeln und stellte Mitte der 1950er-Jahre den Betrieb ein.


Hinter Kants Entscheidung für die transzendentale Methode stehe – so der Neukantianer [[Wilhelm Windelband|Windelband]] – die fundamentale Einsicht, dass  ''„die Geltung der Vernunftprinzipien von der Art und Weise wie sie im empirischen Bewusstsein zustande kommen, völlig unabhängig ist.“''<ref>Wilhelm Windelband: ''Lehrbuch der Geschichte der Philosophie''. Tübingen 6. Aufl. 1912, S. 447. [http://www.zeno.org/nid/2000927796X zeno.org]</ref>
== Das Ende ==
Der Lomaland-Besitz lag in direkter Nachbarschaft zu einem Marine- und Luftwaffenstützpunkt der [[Wikipedia:Streitkräfte der Vereinigten Staaten|US-Streitkräfte]] in der Bucht von [[Wikipedia:San Diego|San Diego]]. Ende 1941, nach dem [[Wikipedia:Angriff auf Pearl Harbor|Angriff auf Pearl Harbor]], wurde das Hauptquartier der US-Pazifikflotte dorthin verlegt. Aus Angst vor einer [[Wikipedia:Japan|japanischen]] Invasion kam es zu Truppenstationierungen an der [[Wikipedia:Westküste der USA|Westküste der USA]], auch auf Lomaland wurden Geschützstellungen installiert. Dies weckte Befürchtungen, in kriegerische Handlungen hineingezogen zu werden. Auch war die Bausubstanz der Gebäude in einem schlechten Zustand und bedurfte dringend der Renovierung. Die dafür notwendigen Mittel standen nicht zur Verfügung und [[Gottfried de Purucker]] wollte keine Kreditgelder in ein kriegsgefährdetes Projekt stecken. Diese Unsicherheit führte schließlich Anfang 1942 zur Aufgabe von Lomaland und dem Verkauf des Besitzes. Die [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] übersiedelte am 29. Juni 1942 nach [[Wikipedia:Covina|Covina]] bei [[Wikipedia:Los Angeles|Los Angeles]].


Ferner charakterisiert er die Transzendentalphilosophie als „neu und absolut originell“. Man finde „ganz neue Probleme“ und ein „ganz neues Begriffsmaterial“, um sie zu lösen. Sie sei
Heute befindet sich auf dem Lomaland-Gelände die [[Wikipedia:Point Loma Nazarene University|Point Loma Nazarene University]]. Die meisten Lomaland-Gebäude sind verschwunden und nur noch einige einsame Reste, das Freilufttheater und die weitläufigen Baumbestände erinnern an vergangene Zeiten.
{{Zitat|...die systematische Besinnung auf die unumstößlichen und unumgänglichen, jedem normal denkenden Menschen von selbst einleuchtenden, Voraussetzungen und Grundsätze, ohne welche es überhaupt keine Verständigung der Denkenden untereinander und keinen Versuch wissenschaftlicher Constatierung irgend welcher Thatsachen, keine Verarbeitung derselben zu Erkenntnissen giebt.<ref>Wilhelm Windelband: ''Immanuel Kant. Zur Säcularfeier seiner Philosophie''. S. 114 u. 122f. In: Ders.: ''Präludien: Aufsätze und Reden zur Einleitung in die Philosophie''. Freiburg i. B. [u.a.] 1884, S.112-145.[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/windelband1884 Digisat Universität Heidelberg]</ref>}}[[Leonard Nelson]] griff sogar die Möglichkeit einer Erkenntnistheorie überhaupt an, da diese immer auf allgemein bestehenden Erkenntnissen beruhe und somit ad-hoc und Vermutung bleiben müsse. Daraus folgt für [[Hans Albert]] nicht die Unmöglichkeit von ''Erkenntnistheorie'' als solcher, sondern lediglich die Unmöglichkeit einer ''reinen'' Erkenntnistheorie.<ref>{{Literatur|Autor=Hans Albert|Titel=Kritik der reinen Erkenntnislehre|Verlag=Mohr|Ort=Tübingen|Jahr=1987|Seiten=29|ISBN=3-16-945229-0}}</ref> Er deutet Kants Lösung als [[Begründung|Rechtfertigungsstrategie]]. Diese könne durch Anwendung des [[Fallibilismus]] und des [[Kritischer Realismus|kritischen Realismus]] ersetzt werden. Kants eigene Ansätze müssten dann zu ...
# einer empirischen Theorie, die das Erkennen erklärt;
# einer Erkenntnistheorie, die Ziele und Normen aufgrund der faktischen Möglichkeiten festsetzt und die (1) aufweist;
# einer Methodologie wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts, die als eine rationale Heuristik aufgefasst werden sollte,
transformiert werden.
 
Auch [[Karl Popper]] beanspruchte, mit dem [[Kritischer Realismus]] die Kritische Transzendentalphilosophie Kants fortzusetzen. Dabei wandte er sich ausdrücklich gegen die Kantianer der ersten Generation, vor allem  [[Jakob Friedrich Fries]] und seine einflussreiche Schule. Er unterstellte ihnen einen [[Psychologismus]], also eine Vermischung von (empirischer) Psychologie und Erkenntnistheorie, der auch für Kant selbst nicht immer auszuschließen sei. Für Popper bleibt vom transzendentalen Erkenntnisapparat der Anschauungsformen und Begriffe lediglich eine „transzendentale Methode“, die Begriffe und Thesen einer Erkenntnistheorie an den tatsächlichen Verfahren der Wissenschaften kritisch zu messen.<ref>{{Literatur |Autor=Karl R. Popper |Titel=Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie|Seiten=7 }} [https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=1_1lljVGo-UC&oi=fnd&pg=PR17&dq=grundprobleme+der+erkenntnistheorie&ots=iOHezPVYwE&sig=B9776Ljq4-WGImYlmhIRY7fKbGU#v=onepage&q=grundprobleme%20der%20erkenntnistheorie&f=false Online]</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|transzendental}}
* [[Transzendentalphilosophie]]


== Literatur ==
== Literatur ==
Zur Begriffsgeschichte:
* Greenwalt, Emmett A.: ''California utopia, Point Loma, 1897-1942''. Point Loma Publications, San Diego 1978
* Jan A. Aertsen, ''Medieval Philosophy as Transcendental Thought. From Philip the Chancellor (ca. 1225) to Francisco Suárez'', Leiden, Brill, 2012.
* Greenwalt, Emmett A.: ''City of glass, the theosophical invasion of Point Loma''. Cabrillo Historical Association, San Diego 1981
* Karl Bärthlein: ''Die Transzendentalienlehre der alten Ontologie''. Teil I. Berlin/New York 1972. [https://books.google.de/books?id=h_9CgeDIFCIC&pg=PA5&lpg=PA5&dq=welche+Rolle+transzendentalien+scholastik&source=bl&ots=r07l4XZeJi&sig=ra1OfV82GQKFEAmIGjWbXwngLks&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj4v42Rq43UAhUCC8AKHcECA78Q6AEIQTAE#v=onepage&q=welche%20Rolle%20transzendentalien%20scholastik&f=false Google-Books]
* Greenwalt, Emmett A.: ''The Point Loma community in California, 1897-1942, a theosophical experiment''. AMS Press, New York 1979; ISBN 0404600689
* Hinrich Knittermeyer: ''Der Terminus transszendental in seiner historischen Entwickelung bis zu Kant''. Marburg, Hamel 1920. {{IA|derterminustrans00knit}}
* Streissguth, Thomas: ''Utopian visionaries''. Oliver Press, Minneapolis 1999; ISBN 1881508471
* G. Schulemann: ''Die Lehre von den Transzendentalien in der scholastischen Philosophie''. Leipzig 1929.
* Whiting, Lilian: ''Katherine Tingley, theosophist and humanitarian''. Aryan Theosophical Press, Point Loma 1919
* Max von Zynda: ''Kant – Reinhold – Fichte. Studien zur Geschichte des Transzendentalbegriffs.'' Vaduz/Liechtenstein 1980.
* Whiting, Lilian: ''Katherine Tingley und ihr Râja-Yoga-System der Erziehung''. Buchhandlung für Universale Bruderschaft und Theosophie, Nürnberg o.J. (ca. 1920)
 
Zur Methode der Transzendentalphilosophie bei Kant:
* {{Literatur|Autor=Hans Albert|Titel=Kritik der reinen Erkenntnislehre|Ort=Tübingen|Jahr=1987}}
* {{Literatur|Autor=Ernst Cassirer|Titel=Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik. Historische und systematische Studien zum Kausalproblem|Ort=Hamburg|Jahr=2004}}
* Nikolaus Knoepffler: ''Der Begriff „transzendental“ bei Kant''. München 2001.
* Michael Nerurkar: ''Amphibolie der Reflexionsbegriffe und transzendentale Reflexion in Kants Kritik der reinen Vernunft.'' Würzburg 2012.
* {{Literatur|Autor=Karl R. Popper|Titel=Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie|Ort=Tübingen|Jahr=1994}}
* Armando Rigobello: ''Die Grenzen des Transzendentalen bei Kant.'' München 1968.
* {{Literatur|Autor=Wolfgang Röd|Titel=Dialektische Philosophie der Neuzeit|Band=Bd. 1|Ort=München|Jahr=1974|Seiten=30ff.}}
 
Zum Charakter und zur Brauchbarkeit sog. transzendentaler Argumente:
* {{Literatur|Autor=Roderick Chisholm|Titel={{lang|en|What is a Transcendental Argument?}}|Sammelwerk=Neue Hefte für Philosophie|Nummer=14|Jahr=1978}}
* {{Literatur|Autor=Moltke S. Gram|Titel={{lang|en|Do Transcendental Arguments have a Future?}}|Sammelwerk=Neue Hefte für Philosophie|Nummer=14|Jahr=1978}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.textlog.de/5253.html Eintrag im Wörterbuch der Philosophischen Begriffe von Rudolf Eisler] (1904)
{{Commons|Lomaland}}
* [http://www.textlog.de/32695.html Eintrag im Kant-Lexikon von Rudolf Eisler] (1930)
* [http://www.esoterische-philosophie.de/download/DAS_FORUM_1998_4_S22-33.pdf Artikel über Katherine Tingley und Lomaland in der Zeitschrift ''Das Forum''] (pdf-Dokument, 666 kB)
* [http://www.philosophie.tu-darmstadt.de/media/institut_fuer_philosophie/diesunddas/nerurkar/kant/Was_heisst_transzendental_bei_Kant.pdf Michael Nerurkar: Was heißt ‘transzendental’ bei Kant?] (2012; PDF; 227&nbsp;kB)
* [http://www.newmedialab.cuny.edu/PSM/e1home.htm Aufführungen im Lomaland-Freilufttheater, viele Bilder] (englisch)
* {{UTB-Philosophie|Thomas Zwenger|899|Transzendental}}
* [http://www.sandiegohistory.org/journal/74summer/lomalandinterview.htm Erinnerungen an Lomaland von Iverson L. Harris, Link zu zahlreichen Bildern] (englisch)
 
* [http://www.sandiegohistory.org/journal/80fall/theosophy.htm Theosophie und Kunst in Lomaland] (englisch)
== Einzelnachweise ==
* [http://www.sandiegohistory.org/journal/97winter/theosophical.htm Gender-Studies und Lomaland] (englisch)
<references/>


[[Kategorie:Kritik der reinen Vernunft]]
[[Kategorie:Theosophie|Lomaland]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Kantianismus]]
[[Kategorie:Philosophie]]  


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 28. Januar 2017, 21:55 Uhr

Raja-Yoga-Akademie (links) und Tempel des Friedens (rechts) auf Lomaland, San Diego, Kalifornien. Lomaland gehörte zur Theosophischen Gesellschaft in Amerika (Theosophische Gesellschaft Point Loma). Etwa 1915.
Grundsteinlegung für die "School for the Revival of the Lost Mysteries of Antiquity" auf Lomaland, San Diego, Kalifornien am 23. Februar 1897.
Raja-Yoga-Akademie auf Lomaland, San Diego, Kalifornien. Etwa 1915.
Schulklasse der Raja-Yoga-Schule auf Lomaland (1900).

Als Lomaland wurde ein Gelände im kalifornischen Point Loma bei San Diego bezeichnet. Hier hatte Katherine Tingley um 1900 eine theosophische Gemeinschaft ins Leben gerufen, die ebenso soziale und erzieherische Aufgaben wahrnahm. Bis 1942 war auch das Hauptquartier der Theosophischen Gesellschaft in Amerika (TGinA) dort situiert und ein theosophisches Weltzentrum entstanden.

Die ersten Schritte

Bereits 1894 hatte Gottfried de Purucker, Mitglied der theosophischen San-Diego-Loge, das Grundstück in Point Loma, nördlich der Bucht von San Diego, entdeckt und gedacht, dass hier ein theosophisches Zentrum entstehen sollte. Katherine Tingley war 1896, zunächst inoffiziell, Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft in Amerika (TGinA) geworden, 1898 wurde sie dann auch offiziell gewählt. Als sie auf einer Weltreise im September 1896 im schweizerischen Genf Purucker erstmals begegnete, teilte dieser ihr seine Gedanken über den Landstrich in Point Loma mit. Tingley selbst träumte seit ihrer Kindheit von einer „weißen Stadt im Westen“, wo sie ihre weitreichenden Ideen verwirklichen konnte. Einzig aufgrund einer Handskizze Puruckers telegrafierte Tingley sofort in die USA, um den Kauf der Liegenschaft in die Wege zu leiten. Am 22. Januar 1897 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet, damit war die TGinA Besitzer von 330 Acres (= etwa 132 Hektar) Land, das spätere Lomaland.

Expansion

In den folgenden Jahren begann eine rege Bautätigkeit auf Lomaland, die ersten Wohn- und Verwaltungsbauten entstanden, und 1899 verlegte Tingley ihren Wohnsitz von New York nach Lomaland. Am 13. Februar 1900 übersiedelte auch die Universal Brotherhood and Theosophical Society (UBTS), so wurde die TGinA mittlerweile genannt, dorthin. Damit war Lomaland zur Zentrale der amerikanischen Theosophischen Gesellschaft geworden. Im Sommer 1900 konnte eine Raja-Yoga-Schule eröffnet werden, 1901 folgte ein Freilufttheater und etwas später ein Säulentempel nach griechischem Vorbild, 1914 eine Akademie und ein College mit angeschlossenen Internaten, sowie schließlich 1919 eine theosophische Universität. Neben etwa 500 Wohnungen entstanden im Lauf der Zeit u. a. ein Gästehaus, ein Theater, eine Textilfabrik, Tischlerei, Bäckerei und ein Verlagshaus mit angeschlossener Druckerei und Buchbinderei. Obst- und Gemüsegärten entstanden, die umliegenden Hügel wurden mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, Straßen, Wege und Plätze befestigt. Theosophen und Freunde aus aller Welt hatten sich in Lomaland angesiedelt und bildeten ein richtiges Dorf, eine Gemeinschaft.

Die Schulen

Die Raja-Yoga-Schule, eine Art Grund- und Hauptschule, hatte anfangs mit 5 Schülern begonnen und wuchs bald auf über 300 Kinder an. Sämtliche Kinder wohnten in Internaten auf Lomaland. Schul- und Wohngeld wurde nur von jenen eingehoben, die es sich leisten konnten, viele Kinder aus ärmeren Familien wurden kostenlos unterrichtet. Zahlreiche Waisenkinder, u. a. aus dem Spanisch-Amerikanischen Krieg, fanden hier eine neue Heimat und Erziehung. Für die damalige Zeit völlig neu war, dass ein Lehrer in einer Klasse nur einen Gegenstand unterrichtete, und die Klassen bloß etwa 15-20 Schüler umfassten (im Gegensatz zu „normalen“ Schulklassen mit 40-50 Schülern). Die rein intellektuelle Wissensvermittlung wurde gemäß theosophischer Überzeugung abgelehnt, stattdessen eine Synthese von physischer, mentaler, moralischer und spiritueller Entwicklung verfolgt, welche Intellekt und Intuition gleichermaßen förderte. Neben sportlicher Ertüchtigung, dem Erleben der Natur durch Gartenarbeit und verpflichtender Hilfe in den Haushalten, lag ein Schwerpunkt auf der künstlerischen Betätigung. Die Schüler führten im Freilufttheater vor Publikum antike Dramen, aber auch solche von William Shakespeare, auf. Da jeder Schüler mindestens ein Musikinstrument am Isis-Konservatorium erlernte, konnte ab 1905 das erste Schulorchester der USA wöchentliche Konzerte geben und auf Tournee gehen. Dies und die Auftritte mehrerer Lomaland-Chöre machten Lomaland bekannt und berühmt.

Die 1914 errichtete Akademie und das College auf Lomaland, sollten die weiterführende Ausbildung der älteren Schüler gewährleisten. In diesem Sinne wurde 1919 auch eine Theosophische Universität, die sowohl eine Geistes- als auch eine Naturwissenschaftliche Fakultät beherbergte, errichtet.

Der Verlag

Auch ein Verlag mit angeschlossener Druckerei und Buchbinderei war in Lomaland beheimatet, der Verlag änderte mehrmals seinen Namen, z. B. The Theosophical publishing company, Aryan theosophical press oder Theosophical university press. Er brachte in großer Stückzahl zahlreiche theosophische Werke, u. a. von Helena Blavatsky, William Quan Judge, Gottfried de Purucker oder Katherine Tingley heraus. Daneben wurden mehrere theosophische Zeitschriften, Lehrbücher, viele Prospekte und Flugzettel hergestellt.

Produktion und Landwirtschaft

Eine eigene Lomaland-Textilfabrik stellte Schuluniformen her und sorgte für die wohnliche Ausgestaltung vieler Räumlichkeiten. Die Lomaland-Tischlerei fertigte Möbel, Einrichtungen und Gebrauchsgegenstände. Neben einer Bäckerei gab es eine Küche für alle Schüler und Bewohner Lomalands, wobei das Obst und Gemüse aus den eigenen Gärten kam. Diese Gärten stellten gleichzeitig Versuchsfarmen dar, in denen z. B. an der Kultivierung und Veredelung von Avocados oder Orangen zur Ertragssteigerung gearbeitet wurde. Avocados wurden überhaupt erst durch Lomaland in Kalifornien heimisch.

Das theosophische Zentrum

Lomaland war von 1900 bis 1942 die Zentrale der Theosophischen Gesellschaft in Amerika (TGinA) und darüber hinaus ein theosophisches Weltzentrum. Von hier aus leiteten Katherine Tingley und ab 1929 Gottfried de Purucker die Geschicke der TGinA mit ihren Sektionen, Zentren, Logen und Schulen auf der ganzen Welt. In Lomaland wurden theosophische Kongresse und Vorträge gehalten, Lesungen und Schulungen durchgeführt und Gäste aus aller Welt empfangen.

Probleme

Anerkennung

Obwohl die Ausbildung an der theosophischen Lomaland-Universität vom kalifornischen Staat anerkannt wurde und zum Beispiel in Berkeley und bei der UCLA in höchstem Ansehen stand, akkreditierte das US-Bildungsministerium die Universität nie. Katherine Tingley selbst unternahm keinerlei Anstrengungen, die Akkreditierung zu erlangen, deshalb fand eine in Lomaland erworbene Graduierung nur in Kalifornien Anerkennung. Dies stellte für manche Studenten in späteren Jahren einen gravierenden Nachteil dar.

Geld

Obwohl viele Arbeiten in und um Lomaland von Freiwilligen ohne Bezahlung durchgeführt wurden, mussten doch zum Teil ganz erhebliche laufende Kosten bestritten werden. Dazu unterlag die gesamte Theosophische Gesellschaft in Amerika (TGinA) und damit auch Lomaland normaler Steuerpflicht, einzig die Universität war als gemeinnützige Einrichtung davon ausgenommen. 1928 wurden die Grundsteuern massiv erhöht, was Lomaland hart traf. Im gleichen Jahr nahm die Finanzbehörde eine Neubewertung der Lomaland-Grundstücke vor, dadurch kam es zu einer weiteren Erhöhung der Steuerbelastung um 500 %. Die folgende Weltwirtschaftskrise 1929 vernichtete neben einem Großteil des Vermögens der kurz vorher verstorbenen Katherine Tingley, auch den Besitz zahlreicher Förderer und Gönner. Dazu kam, dass der Grundbesitz mit Hypotheken belastet war und infolge der Weltwirtschaftskrise die Grundstückspreise ins Bodenlose gefallen waren. So war Lomaland 1929 innerhalb kurzer Zeit praktisch Bankrott. Die Schulden häuften sich und Gottfried de Purucker, der Nachfolger Tingleys, musste immer mehr Grundstücke und Gebäude zu schlechten Bedingungen veräußern, nur um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Durch weitreichende Sparmaßnahmen sahen sich eine Reihe von Lomaland-Bewohnern, mehr oder weniger freiwillig, gezwungen, die Gemeinschaft zu verlassen, um nicht weiter zur Last zu fallen. Mit Hilfe von Freunden und Gönnern, gelang es schließlich, bis 1942 die Schulden zu begleichen.

Schulen

An allen Ecken und Enden wurde gespart, am Schreibpapier ebenso wie beim Stromverbrauch oder beim Essen. Da sich viele Eltern, ebenfalls durch die Weltwirtschaftskrise betroffen, die Gebühren für das Internat auf Lomaland nicht mehr leisten konnten, gingen die Schülerzahlen drastisch zurück. Für die Raja-Yoga-Schule sowie die Akademie, welche bereits im April 1930 gemeinsam in Lomaland-Schule umbenannt worden waren, wurde deshalb der Internatszwang aufgehoben und auch Tagesschüler aufgenommen. Trotz einer Reduzierung des Schulgeldes blieben die Schülerzahlen niedrig und 1941 musste die Lomaland-Schule geschlossen werden. Einzig die Universität übersiedelte 1942 nach Covina und nahm noch bis 1950 Studenten auf. Beim folgenden Umzug nach Pasadena 1950/51 konnte sie aus Geldmangel nicht mit übersiedeln und stellte Mitte der 1950er-Jahre den Betrieb ein.

Das Ende

Der Lomaland-Besitz lag in direkter Nachbarschaft zu einem Marine- und Luftwaffenstützpunkt der US-Streitkräfte in der Bucht von San Diego. Ende 1941, nach dem Angriff auf Pearl Harbor, wurde das Hauptquartier der US-Pazifikflotte dorthin verlegt. Aus Angst vor einer japanischen Invasion kam es zu Truppenstationierungen an der Westküste der USA, auch auf Lomaland wurden Geschützstellungen installiert. Dies weckte Befürchtungen, in kriegerische Handlungen hineingezogen zu werden. Auch war die Bausubstanz der Gebäude in einem schlechten Zustand und bedurfte dringend der Renovierung. Die dafür notwendigen Mittel standen nicht zur Verfügung und Gottfried de Purucker wollte keine Kreditgelder in ein kriegsgefährdetes Projekt stecken. Diese Unsicherheit führte schließlich Anfang 1942 zur Aufgabe von Lomaland und dem Verkauf des Besitzes. Die Theosophische Gesellschaft in Amerika übersiedelte am 29. Juni 1942 nach Covina bei Los Angeles.

Heute befindet sich auf dem Lomaland-Gelände die Point Loma Nazarene University. Die meisten Lomaland-Gebäude sind verschwunden und nur noch einige einsame Reste, das Freilufttheater und die weitläufigen Baumbestände erinnern an vergangene Zeiten.

Literatur

  • Greenwalt, Emmett A.: California utopia, Point Loma, 1897-1942. Point Loma Publications, San Diego 1978
  • Greenwalt, Emmett A.: City of glass, the theosophical invasion of Point Loma. Cabrillo Historical Association, San Diego 1981
  • Greenwalt, Emmett A.: The Point Loma community in California, 1897-1942, a theosophical experiment. AMS Press, New York 1979; ISBN 0404600689
  • Streissguth, Thomas: Utopian visionaries. Oliver Press, Minneapolis 1999; ISBN 1881508471
  • Whiting, Lilian: Katherine Tingley, theosophist and humanitarian. Aryan Theosophical Press, Point Loma 1919
  • Whiting, Lilian: Katherine Tingley und ihr Râja-Yoga-System der Erziehung. Buchhandlung für Universale Bruderschaft und Theosophie, Nürnberg o.J. (ca. 1920)

Weblinks

Commons: Lomaland - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Lomaland aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.