Lomaland und John Carew Eccles: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Akademie und Tempel.jpg|mini|300px|Raja-Yoga-Akademie (links) und Tempel des Friedens (rechts) auf Lomaland, San Diego, Kalifornien. Lomaland gehörte zur Theosophischen Gesellschaft in Amerika (Theosophische Gesellschaft Point Loma). Etwa 1915.]]
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[[Datei:Grundsteinlegung.jpg|mini|300px|Grundsteinlegung für die "School for the Revival of the Lost Mysteries of Antiquity" auf Lomaland, San Diego, Kalifornien am 23. Februar 1897.]]
Sir '''John Carew Eccles''' [[Wikipedia:Order of Australia|AC]] (* [[Wikipedia:27. Januar|27. Januar]] [[Wikipedia:1903|1903]] in [[Wikipedia:Melbourne|Melbourne]]; † [[Wikipedia:2. Mai|2. Mai]] [[Wikipedia:1997|1997]] in [[Wikipedia:Tenero-Contra|Contra]]/[[Wikipedia:Bezirk Locarno|Bezirk Locarno]]) war ein [[Australien|australischer]] [[Medizin|Mediziner]], [[Physiologie|Physiologe]], [[Neurowissenschaften|Neurowissenschaftler]] und [[Philosophie|Philosoph]].<ref>Susanne Hahn: ''Eccles, Sir John Carew.'' In: [[Wikipedia:Werner E. Gerabek|Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Wikipedia:Gundolf Keil|Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 333.</ref> Mit seinen Forschungen zur Signalweiterleitung von Nervenzellen trug er entscheidend dazu bei, die Vorgänge im menschlichen Gehirn aufzuklären. Für diese Forschungen erhielt er zusammen mit zwei Kollegen 1963 den ''Nobelpreis für Physiologie oder Medizin''.
[[Datei:Lomaland Akademie.jpg|mini|300px|Raja-Yoga-Akademie auf Lomaland, San Diego, Kalifornien. Etwa 1915.]]
[[Datei:Lomaland Klasse.jpg|mini|300px|Schulklasse der Raja-Yoga-Schule auf Lomaland (1900).]]


Als '''Lomaland''' wurde ein Gelände im [[Wikipedia:Kalifornien|kalifornischen]] [[Wikipedia:Point Loma|Point Loma]] bei [[Wikipedia:San Diego|San Diego]] bezeichnet. Hier hatte [[Katherine Tingley]] um 1900 eine [[Theosophie|theosophische]] [[Gemeinschaft]] ins Leben gerufen, die ebenso soziale und erzieherische Aufgaben wahrnahm. Bis 1942 war auch das Hauptquartier der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) dort situiert und ein theosophisches Weltzentrum entstanden.
== Leben und Wirken ==
John Carew Eccles wurde 1903 als Sohn des Lehrerehepaars William James Eccles und Mary Eccles (geb. Carew) in Melbourne geboren. Er studierte an der [[Wikipedia:Universität Melbourne|Universität Melbourne]] Medizin und schloss sein Studium dort 1925 ab. An der [[Wikipedia:Universität Oxford|Universität Oxford]] setzte er seine Studien fort. Er forschte dort von 1927 bis 1931 am Lehrstuhl des Physiologen [[Charles Scott Sherrington]] (1857–1952) über den Ablauf von [[Reflex]]en und die Signalübertragung über den [[Synapse|synaptischen Spalt]] und veröffentlichte während dieser Zeit gemeinsam mit Sherrington acht wissenschaftliche Artikel. 1929 erhielt Eccles den [[Wikipedia:Doctor of Philosophy|Doctor of Philosophy]]. Bis 1937 verblieb er in verschiedenen Positionen in Oxford.


== Die ersten Schritte ==
Von 1937 bis 1966 arbeitete und lehrte Eccles an der [[Wikipedia:University of Otago|University of Otago]] und der [[Wikipedia:Australian National University|Australian National University]]. Danach forschte er am American Medical Association Institute for Biomedical Research in Chicago über biomedizinische Fragestellungen. 1968 wurde Eccles Fakultätsmitglied am College der [[Wikipedia:University at Buffalo, The State University of New York|University at Buffalo]]. 1959 wurde er in die [[Wikipedia:American Academy of Arts and Sciences|American Academy of Arts and Sciences]] gewählt, 1961 zum Mitglied der [[Wikipedia:Leopoldina|Leopoldina]], 1966 in die [[Wikipedia:National Academy of Sciences|National Academy of Sciences]].
Bereits 1894 hatte [[Gottfried de Purucker]], Mitglied der theosophischen San-Diego-Loge, das Grundstück in Point Loma, nördlich der Bucht von San Diego, entdeckt und gedacht, dass hier ein theosophisches Zentrum entstehen sollte. [[Katherine Tingley]] war 1896, zunächst inoffiziell, Präsidentin der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) geworden, 1898 wurde sie dann auch offiziell gewählt. Als sie auf einer Weltreise im September 1896 im [[Wikipedia:Schweiz|schweizerischen]] [[Wikipedia:Genf|Genf]] Purucker erstmals begegnete, teilte dieser ihr seine Gedanken über den Landstrich in Point Loma mit. Tingley selbst träumte seit ihrer Kindheit von einer „weißen Stadt im Westen“, wo sie ihre weitreichenden Ideen verwirklichen konnte. Einzig aufgrund einer Handskizze Puruckers telegrafierte Tingley sofort in die [[Wikipedia:USA|USA]], um den Kauf der Liegenschaft in die Wege zu leiten. Am 22. Januar 1897 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet, damit war die TGinA Besitzer von 330 [[Wikipedia:Acre (Einheit)|Acre]]s (= etwa 132 [[Wikipedia:Hektar|Hektar]]) Land, das spätere Lomaland.


== Expansion ==
Während seiner Arbeiten in Oxford entdeckte Eccles 1951 zusammen mit seinen Kollegen, den britischen Physiologen [[Wikipedia:Alan Lloyd Hodgkin|Alan Lloyd Hodgkin]] (1914–1998) und [[Wikipedia:Andrew Fielding Huxley|Andrew Fielding Huxley]] (1917–2012), den elektro-physiologischen Mechanismus der postsynaptischen Hemmung der [[Erregungsübertragung]]: Der auf dem Zellfortsatz der motorischen Nervenzelle (Motoneuron) ankommende Impuls verursacht eine Erregung oder Hemmung, da an den Nervenfaserendigungen, den Synapsen, erregende oder hemmende chemische Substanzen, die so genannten Transmittersubstanzen, ausgeschüttet werden. Damit war die elektrische Erregungsübertragung zwischen den Nervenzellen an den Synapsen aufgeklärt. Für diese Arbeiten erhielt Eccles zusammen mit Hodgkin und Huxley im Jahre 1963 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie. In der Begründung des Nobelpreiskomitees hieß es: „Für ihre Entdeckung über den Ionen-Mechanismus, der sich bei der Erregung und Hemmung in den peripheren und zentralen Bereichen der Nervenzellmembran abspielt.
In den folgenden Jahren begann eine rege Bautätigkeit auf Lomaland, die ersten Wohn- und Verwaltungsbauten entstanden, und 1899 verlegte Tingley ihren Wohnsitz von [[Wikipedia:New York City|New York]] nach Lomaland. Am 13. Februar 1900 übersiedelte auch die ''Universal Brotherhood and Theosophical Society'' (UBTS), so wurde die TGinA mittlerweile genannt, dorthin. Damit war Lomaland zur Zentrale der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|amerikanischen Theosophischen Gesellschaft]] geworden. Im Sommer 1900 konnte eine [[Raja-Yoga]]-Schule eröffnet werden, 1901 folgte ein Freilufttheater und etwas später ein Säulentempel nach griechischem Vorbild, 1914 eine [[Wikipedia:Akademie|Akademie]] und ein [[Wikipedia:College|College]] mit angeschlossenen Internaten, sowie schließlich 1919 eine theosophische Universität. Neben etwa 500 Wohnungen entstanden im Lauf der Zeit u.&nbsp;a. ein Gästehaus, ein Theater, eine Textilfabrik, Tischlerei, Bäckerei und ein Verlagshaus mit angeschlossener Druckerei und Buchbinderei. Obst- und Gemüsegärten entstanden, die umliegenden Hügel wurden mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, Straßen, Wege und Plätze befestigt. Theosophen und Freunde aus aller Welt hatten sich in Lomaland angesiedelt und bildeten ein richtiges Dorf, eine [[Gemeinschaft]].


=== Die Schulen ===
Er starb am 2. Mai 1997 und ruht im Friedhof von [[Wikipedia:Tenero-Contra|Tenero-Contra]].
Die [[Raja-Yoga]]-Schule, eine Art [[Wikipedia:Grundschule|Grund]]- und [[Wikipedia:Hauptschule|Hauptschule]], hatte anfangs mit 5 Schülern begonnen und wuchs bald auf über 300 Kinder an. Sämtliche Kinder wohnten in [[Wikipedia:Internat|Internat]]en auf Lomaland. Schul- und Wohngeld wurde nur von jenen eingehoben, die es sich leisten konnten, viele Kinder aus ärmeren Familien wurden kostenlos unterrichtet. Zahlreiche [[Wikipedia:Waise|Waise]]nkinder, u.&nbsp;a. aus dem [[Wikipedia:Spanisch-Amerikanischer Krieg|Spanisch-Amerikanischen Krieg]], fanden hier eine neue Heimat und Erziehung. Für die damalige Zeit völlig neu war, dass ein Lehrer in einer Klasse nur einen Gegenstand unterrichtete, und die Klassen bloß etwa 15-20 Schüler umfassten (im Gegensatz zu „normalen“ Schulklassen mit 40-50 Schülern). Die rein intellektuelle Wissensvermittlung wurde gemäß theosophischer Überzeugung abgelehnt, stattdessen eine Synthese von physischer, mentaler, moralischer und spiritueller Entwicklung verfolgt, welche Intellekt und Intuition gleichermaßen förderte. Neben sportlicher Ertüchtigung, dem Erleben der Natur durch Gartenarbeit und verpflichtender Hilfe in den Haushalten, lag ein Schwerpunkt auf der künstlerischen Betätigung. Die Schüler führten im Freilufttheater vor Publikum [[Wikipedia:antike|antike]] [[Drama|Dramen]], aber auch solche von [[Wikipedia:William Shakespeare|William Shakespeare]], auf. Da jeder Schüler mindestens ein Musikinstrument am ''Isis-Konservatorium'' erlernte, konnte ab 1905 das erste Schul[[Wikipedia:orchester|orchester]] der USA wöchentliche Konzerte geben und auf Tournee gehen. Dies und die Auftritte mehrerer Lomaland-[[Wikipedia:Chor (Musik)|Chöre]] machten Lomaland bekannt und berühmt.
Der Nachlass von Eccles befindet sich am "Institut für die Geschichte der Medizin" in Düsseldorf.<ref>siehe [http://www.uniklinik-duesseldorf.de/eccles Seite über den Nachlass beim Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin], abgerufen 28. Januar 2018</ref>


Die 1914 errichtete [[Wikipedia:Akademie|Akademie]] und das [[Wikipedia:College|College]] auf Lomaland, sollten die weiterführende Ausbildung der älteren Schüler gewährleisten. In diesem Sinne wurde 1919 auch eine Theosophische Universität, die sowohl eine [[Geisteswissenschaften|Geistes]]- als auch eine [[Naturwissenschaft]]liche Fakultät beherbergte, errichtet.
== Wissenschaftliches Werk ==
Nach der Lektüre von [[Charles Scott Sherrington]]s Buch ''The Integrative Action of the Nervous System'' hatte Eccles bewusst Oxford als erste Station seiner Forschungslaufbahn gewählt, um im Labor Sherringtons mitarbeiten zu können. Als dieser 1932 den Nobelpreis erhielt, war Eccles an der Publikation des Buchs ''Reflex Activity of the Spinal Cord'' beteiligt, in dem Sherringtons Gruppe einen Überblick über ihre Studien des letzten Jahrzehnts gab. Als weitere Leitfiguren mit deutlichem Einfluss auf seine Forschung erwähnte Eccles in seinem 1964 erschienenen Buch ''The Physiology of Synapses'' [[Wikipedia:Santiago Ramón y Cajal|Santiago Ramón y Cajal]] und [[Wikipedia:Henry Hallett Dale|Henry Hallett Dale]].


=== Der Verlag ===
Die erste Phase Eccles’ Forschung galt der Frage, wie [[Aktionspotential]]e über den [[Synaptischer Spalt|synaptischen Spalt]] hinweg weitergeleitet werden. Lange Zeit standen sich in dieser Frage zwei Theorien gegenüber: Während die eine, unter anderem angeregt durch Sherrington, davon ausging, dass [[Neurotransmitter|chemische Botenstoffe]] an den Synapsen eine zentrale Rolle spielen, hielt die andere eine direkte elektrische Weiterleitung für wahrscheinlicher. Eccles hing lange Zeit der elektrischen Theorie an und sammelte in seinen Experimenten Daten, um diese zu unterstützen. Nachdem er im Mai 1945 eine [[Wissenschaftstheorie|wissenschaftstheoretische]] Vortragsreihe [[Karl Popper]]s gehört hatte, begann Eccles, seine Theorien zunehmend schärfer zu formulieren und Experimente zu ihrer [[Falsifizierung]] vorzuschlagen.
Auch ein Verlag mit angeschlossener Druckerei und Buchbinderei war in Lomaland beheimatet, der Verlag änderte mehrmals seinen Namen, z.&nbsp;B. ''The Theosophical publishing company'', ''Aryan theosophical press'' oder ''Theosophical university press''. Er brachte in großer Stückzahl zahlreiche theosophische Werke, u.&nbsp;a. von [[Helena Blavatsky]], [[William Quan Judge]], [[Gottfried de Purucker]] oder [[Katherine Tingley]] heraus. Daneben wurden mehrere theosophische Zeitschriften, Lehrbücher, viele Prospekte und Flugzettel hergestellt.


=== Produktion und Landwirtschaft ===
Dennoch interpretierte er seine folgenden Studien zunächst noch in voller Übereinstimmung mit den Vorhersagen der Theorie einer elektrischen Reizweiterleitung. 1949 musste er diese jedoch zum ersten Mal modifizieren und gestand nun eine chemische Vermittlung an der [[Motorische Endplatte|neuromuskulären Endplatte]] ein. Nachdem es ihm zusammen mit Kollegen in seinem Labor in [[Wikipedia:Dunedin|Dunedin]] gelungen war, Potentialmessungen in Einzelzellen lebender Versuchstiere durchzuführen, fand er 1951 an einer [[Inhibition (Neuron)|inhibitorischen]] Synapse ein Potential, dessen Vorzeichen im Widerspruch zu seiner Theorie stand. Obwohl Eccles einer der schärfsten Kritiker der Theorie einer chemischen Vermittlung gewesen war, hatte er seine eigene Theorie somit als erster klar widerlegen können und akzeptierte die Wirksamkeit der chemischen Übertragung nun auch für das [[Zentralnervensystem|zentrale Nervensystem]].
Eine eigene Lomaland-Textilfabrik stellte Schuluniformen her und sorgte für die wohnliche Ausgestaltung vieler Räumlichkeiten. Die Lomaland-Tischlerei fertigte Möbel, Einrichtungen und Gebrauchsgegenstände. Neben einer Bäckerei gab es eine Küche für alle Schüler und Bewohner Lomalands, wobei das Obst und Gemüse aus den eigenen Gärten kam. Diese Gärten stellten gleichzeitig Versuchsfarmen dar, in denen z.&nbsp;B. an der Kultivierung und Veredelung von [[Wikipedia:Avocado|Avocado]]s oder [[Wikipedia:Orange (Frucht)|Orangen]] zur Ertragssteigerung gearbeitet wurde. Avocados wurden überhaupt erst durch Lomaland in [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]] heimisch.


=== Das theosophische Zentrum ===
== Philosophische Position ==
Lomaland war von 1900 bis 1942 die Zentrale der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) und darüber hinaus ein theosophisches Weltzentrum. Von hier aus leiteten [[Katherine Tingley]] und ab 1929 [[Gottfried de Purucker]] die Geschicke der TGinA mit ihren Sektionen, Zentren, Logen und Schulen auf der ganzen Welt. In Lomaland wurden theosophische Kongresse und Vorträge gehalten, Lesungen und Schulungen durchgeführt und Gäste aus aller Welt empfangen.


== Probleme ==
Eccles beschäftigte sich auch philosophisch mit dem Problem des [[Bewusstsein]]s. Für ihn stand fest, dass nur der Mensch ein „Ich-Bewusstsein“ besitzt. Dieses sei von Zeugung an im Menschen angelegt und entwickle sich durch die Beziehung zur Außenwelt in den ersten Lebensjahren. Eccles lehnte einen strikten [[Materialismus]], also die Position, das Bewusstsein lasse sich auf rein physikalische und chemische Prozesse zurückführen, ab. Er verglich etwa das Gehirn mit einem Computer und das „Ich“ mit dessen Programmierer. Seine Vorstellung von der Interaktion zwischen Gehirn und immateriellem Bewusstsein stellte Eccles in den 1970er Jahren zusammen mit dem Philosophen [[Karl Popper]] in dem Buch ''The Self and its Brain'' vor (deutsch: ''Das Ich und sein Gehirn''). Er griff dabei auf Poppers [[Drei-Welten-Lehre]] zurück und behauptete, dass es bestimmte Regionen in der linken Gehirnhälfte gebe, die eine Interaktion der materiellen „Welt 1“ mit der mentalen „Welt 2“ ermöglichten.<ref>[[Max Bennett (Neurobiologe)|M. R. Bennett]] und [[Peter Hacker|P. M. S. Hacker]]: ''Philosophical Foundations of Neuroscience.'' Blackwell Publishing, 2003, ISBN 1-4051-0838-X, S. 50f.</ref>
=== Anerkennung ===
Obwohl die Ausbildung an der theosophischen Lomaland-Universität vom [[Wikipedia:Kalifornien|kalifornischen]] Staat anerkannt wurde und zum Beispiel in [[Wikipedia:University of California, Berkeley|Berkeley]] und bei der [[UCLA]] in höchstem Ansehen stand, akkreditierte das [[Wikipedia:US-Bildungsministerium|US-Bildungsministerium]] die Universität nie. [[Katherine Tingley]] selbst unternahm keinerlei Anstrengungen, die Akkreditierung zu erlangen, deshalb fand eine in Lomaland erworbene [[Wikipedia:Akademischer Grad|Graduierung]] nur in Kalifornien Anerkennung. Dies stellte für manche Studenten in späteren Jahren einen gravierenden Nachteil dar.


=== Geld ===
Vermutungen, wie diese Interaktion ablaufen könnte, stellte Eccles erst in hohem Alter an, angeregt von Ideen des deutschen Physikers und Philosophen [[Wikipedia:Henry Margenau|Henry Margenau]]. Er postulierte, dass kleinste Prozesse auf Ebene der [[Quantenphysik]] hinreichend seien, um die Ausschüttung von Neurotransmittern zu beeinflussen und schloss, dass die Wirkung eines energie- und masselosen Geistes auf das Gehirn somit durch eine Beeinflussung der quantenmechanischen Wahrscheinlichkeitsfelder erklärbar werde. Kritiker weisen darauf hin, dass dieser Vorschlag das Erklärungsproblem des Interaktionismus nur verlagere, da nunmehr die Art der Interaktion zwischen Geist und Wahrscheinlichkeitsfeld ungeklärt sei.<ref>Rafael Ferber: ''Philosophische Grundbegriffe 2.'' Becksche Reihe, 2003, ISBN 3-406-49462-5, S. 108f.</ref> Trotz eines enormen Respekts vor seinem wissenschaftlichen Lebenswerk wird Eccles’ Position zum Leib-Seele-Problem, aus der er auch Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod schöpfte, heute zumeist als unplausibel betrachtet<ref>vgl. exemplarisch die Argumentation von Max Bennett und Peter Hacker: ''Philosophical Foundations of Neuroscience.'' Blackwell Publishing, 2003, ISBN 1-4051-0838-X, S. 49–57</ref> und als Beispiel dafür gesehen, wie stark das Denken vieler Hirnforscher von religiösen Überzeugungen und von einem [[Dualismus |interaktionistischen Dualismus]] im Sinne [[René Descartes]] geprägt sei.<ref>vgl. die Zusammenfassung kritischer Stimmen in Peter Düweke: ''Kleine Geschichte der Hirnforschung. Von Descartes bis Eccles.'' Becksche Reihe, 2001, ISBN 3-406-45945-5, S. 174</ref>
Obwohl viele Arbeiten in und um Lomaland von Freiwilligen ohne Bezahlung durchgeführt wurden, mussten doch zum Teil ganz erhebliche laufende Kosten bestritten werden. Dazu unterlag die gesamte [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) und damit auch Lomaland normaler Steuerpflicht, einzig die Universität war als gemeinnützige Einrichtung davon ausgenommen. 1928 wurden die Grundsteuern massiv erhöht, was Lomaland hart traf. Im gleichen Jahr nahm die Finanzbehörde eine Neubewertung der Lomaland-Grundstücke vor, dadurch kam es zu einer weiteren Erhöhung der Steuerbelastung um 500 %. Die folgende [[Wikipedia:Weltwirtschaftskrise|Weltwirtschaftskrise]] 1929 vernichtete neben einem Großteil des Vermögens der kurz vorher verstorbenen Katherine Tingley, auch den Besitz zahlreicher Förderer und Gönner. Dazu kam, dass der Grundbesitz mit [[Wikipedia:Hypothek|Hypothek]]en belastet war und infolge der Weltwirtschaftskrise die Grundstückspreise ins Bodenlose gefallen waren. So war Lomaland 1929 innerhalb kurzer Zeit praktisch [[Wikipedia:Bankrott|Bankrott]]. Die Schulden häuften sich und [[Gottfried de Purucker]], der Nachfolger Tingleys, musste immer mehr Grundstücke und Gebäude zu schlechten Bedingungen veräußern, nur um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Durch weitreichende Sparmaßnahmen sahen sich eine Reihe von Lomaland-Bewohnern, mehr oder weniger freiwillig, gezwungen, die Gemeinschaft zu verlassen, um nicht weiter zur Last zu fallen. Mit Hilfe von Freunden und Gönnern, gelang es schließlich, bis 1942 die Schulden zu begleichen.


=== Schulen ===
== Schriften ==
An allen Ecken und Enden wurde gespart, am Schreibpapier ebenso wie beim Stromverbrauch oder beim Essen. Da sich viele Eltern, ebenfalls durch die Weltwirtschaftskrise betroffen, die Gebühren für das Internat auf Lomaland nicht mehr leisten konnten, gingen die Schülerzahlen drastisch zurück. Für die [[Raja-Yoga]]-Schule sowie die [[Wikipedia:Akademie|Akademie]], welche bereits im April 1930 gemeinsam in ''Lomaland-Schule'' umbenannt worden waren, wurde deshalb der Internatszwang aufgehoben und auch Tagesschüler aufgenommen. Trotz einer Reduzierung des Schulgeldes blieben die Schülerzahlen niedrig und 1941 musste die Lomaland-Schule geschlossen werden. Einzig die Universität übersiedelte 1942 nach [[Wikipedia:Covina|Covina]] und nahm noch bis 1950 Studenten auf. Beim folgenden Umzug nach [[Wikipedia:Pasadena (Kalifornien)|Pasadena]] 1950/51 konnte sie aus Geldmangel nicht mit übersiedeln und stellte Mitte der 1950er-Jahre den Betrieb ein.
* ''Reflex Activity of the Spinal Cord.'' 1932.
* ''The neurophysiological basic of the mind: The principles of neurophysiology.'' Oxford: Clarendon 1953.
* ''The Physiology of Nerve Cells.'' 1957.
* ''The Physiology of Synapses.'' Berlin 1964.
* ''The brain and the unity of conscious experience.'' London: Cambridge University Press 1965.
* ''The Inhibitory Pathways of the Central Nervous System.'' 1969.
* ''Facing reality: Philosophical Adventures by a Brain Scientist.'' Berlin: Springer 1970.
* ''The Understanding of the Brain.'' 1973.
* ''The Self and Its Brain.'', mit [[Karl Popper]], Berlin: Springer 1977.
** ''Das Ich und sein Gehirn.'' München 1982, ISBN 3-492-21096-1; Neuausgabe München und Zürich 1989
* ''The Human Mystery. The Gifford Lectures 1977–78'', Berlin: Springer 1979.
* ''The Human Psyche.'' 1980.
* ''The Wonder of Being Human - Our Brain & Our Mind.'', with [[Wikipedia:Daniel N. Robinson|Daniel N. Robinson]], New York, Free Press 1984.
* ''Mind and Brain: The Many-Faceted Problems.'', (Editor), New York: Paragon House 1985.
* ''Evolution Of The Brain : Creation Of The Self.'' 1989.
* ''Wie das Selbst sein Gehirn steuert.'' Berlin 1994.
* ''Das Gehirn des Menschen.'' Piper Verlag München 1975, Neuausgabe 1990, Lizenz Seehamer Verlag Weyam 2000.
* ''Die Evolution des Gehirns – die Erschaffung des Selbst.'' München 2002, ISBN 3-492-23709-6.


== Das Ende ==
== Siehe auch ==
Der Lomaland-Besitz lag in direkter Nachbarschaft zu einem Marine- und Luftwaffenstützpunkt der [[Wikipedia:Streitkräfte der Vereinigten Staaten|US-Streitkräfte]] in der Bucht von [[Wikipedia:San Diego|San Diego]]. Ende 1941, nach dem [[Wikipedia:Angriff auf Pearl Harbor|Angriff auf Pearl Harbor]], wurde das Hauptquartier der US-Pazifikflotte dorthin verlegt. Aus Angst vor einer [[Wikipedia:Japan|japanischen]] Invasion kam es zu Truppenstationierungen an der [[Wikipedia:Westküste der USA|Westküste der USA]], auch auf Lomaland wurden Geschützstellungen installiert. Dies weckte Befürchtungen, in kriegerische Handlungen hineingezogen zu werden. Auch war die Bausubstanz der Gebäude in einem schlechten Zustand und bedurfte dringend der Renovierung. Die dafür notwendigen Mittel standen nicht zur Verfügung und [[Gottfried de Purucker]] wollte keine Kreditgelder in ein kriegsgefährdetes Projekt stecken. Diese Unsicherheit führte schließlich Anfang 1942 zur Aufgabe von Lomaland und dem Verkauf des Besitzes. Die [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] übersiedelte am 29. Juni 1942 nach [[Wikipedia:Covina|Covina]] bei [[Wikipedia:Los Angeles|Los Angeles]].
* {{WikipediaDE|John Carew Eccles}}


Heute befindet sich auf dem Lomaland-Gelände die [[Wikipedia:Point Loma Nazarene University|Point Loma Nazarene University]]. Die meisten Lomaland-Gebäude sind verschwunden und nur noch einige einsame Reste, das Freilufttheater und die weitläufigen Baumbestände erinnern an vergangene Zeiten.
== Weblinks ==
{{Commonscat|John Eccles|John Carew Eccles}}
* {{DNB-Portal|118850946}}
* {{nobel-med|1963|John Carew Eccles}}


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
* Greenwalt, Emmett A.: ''California utopia, Point Loma, 1897-1942''. Point Loma Publications, San Diego 1978
<references />
* Greenwalt, Emmett A.: ''City of glass, the theosophical invasion of Point Loma''. Cabrillo Historical Association, San Diego 1981
* Greenwalt, Emmett A.: ''The Point Loma community in California, 1897-1942, a theosophical experiment''. AMS Press, New York 1979; ISBN 0404600689
* Streissguth, Thomas: ''Utopian visionaries''. Oliver Press, Minneapolis 1999; ISBN 1881508471
* Whiting, Lilian: ''Katherine Tingley, theosophist and humanitarian''. Aryan Theosophical Press, Point Loma 1919
* Whiting, Lilian: ''Katherine Tingley und ihr Râja-Yoga-System der Erziehung''. Buchhandlung für Universale Bruderschaft und Theosophie, Nürnberg o.J. (ca. 1920)


== Weblinks ==
{{Normdaten|TYP=p|GND=118850946|LCCN=n/80/063040 |VIAF=104834420}}
{{Commons|Lomaland}}
* [http://www.esoterische-philosophie.de/download/DAS_FORUM_1998_4_S22-33.pdf Artikel über Katherine Tingley und Lomaland in der Zeitschrift ''Das Forum''] (pdf-Dokument, 666 kB)
* [http://www.newmedialab.cuny.edu/PSM/e1home.htm Aufführungen im Lomaland-Freilufttheater, viele Bilder] (englisch)
* [http://www.sandiegohistory.org/journal/74summer/lomalandinterview.htm Erinnerungen an Lomaland von Iverson L. Harris, Link zu zahlreichen Bildern] (englisch)
* [http://www.sandiegohistory.org/journal/80fall/theosophy.htm Theosophie und Kunst in Lomaland] (englisch)
* [http://www.sandiegohistory.org/journal/97winter/theosophical.htm Gender-Studies und Lomaland] (englisch)


[[Kategorie:Theosophie|Lomaland]]
{{SORTIERUNG:Eccles, John Carew}}
[[Kategorie:Neurologe]]
[[Kategorie:Humanphysiologe]]
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Version vom 13. November 2018, 08:54 Uhr

John C. Eccles

Sir John Carew Eccles AC (* 27. Januar 1903 in Melbourne; † 2. Mai 1997 in Contra/Bezirk Locarno) war ein australischer Mediziner, Physiologe, Neurowissenschaftler und Philosoph.[1] Mit seinen Forschungen zur Signalweiterleitung von Nervenzellen trug er entscheidend dazu bei, die Vorgänge im menschlichen Gehirn aufzuklären. Für diese Forschungen erhielt er zusammen mit zwei Kollegen 1963 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Leben und Wirken

John Carew Eccles wurde 1903 als Sohn des Lehrerehepaars William James Eccles und Mary Eccles (geb. Carew) in Melbourne geboren. Er studierte an der Universität Melbourne Medizin und schloss sein Studium dort 1925 ab. An der Universität Oxford setzte er seine Studien fort. Er forschte dort von 1927 bis 1931 am Lehrstuhl des Physiologen Charles Scott Sherrington (1857–1952) über den Ablauf von Reflexen und die Signalübertragung über den synaptischen Spalt und veröffentlichte während dieser Zeit gemeinsam mit Sherrington acht wissenschaftliche Artikel. 1929 erhielt Eccles den Doctor of Philosophy. Bis 1937 verblieb er in verschiedenen Positionen in Oxford.

Von 1937 bis 1966 arbeitete und lehrte Eccles an der University of Otago und der Australian National University. Danach forschte er am American Medical Association Institute for Biomedical Research in Chicago über biomedizinische Fragestellungen. 1968 wurde Eccles Fakultätsmitglied am College der University at Buffalo. 1959 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1961 zum Mitglied der Leopoldina, 1966 in die National Academy of Sciences.

Während seiner Arbeiten in Oxford entdeckte Eccles 1951 zusammen mit seinen Kollegen, den britischen Physiologen Alan Lloyd Hodgkin (1914–1998) und Andrew Fielding Huxley (1917–2012), den elektro-physiologischen Mechanismus der postsynaptischen Hemmung der Erregungsübertragung: Der auf dem Zellfortsatz der motorischen Nervenzelle (Motoneuron) ankommende Impuls verursacht eine Erregung oder Hemmung, da an den Nervenfaserendigungen, den Synapsen, erregende oder hemmende chemische Substanzen, die so genannten Transmittersubstanzen, ausgeschüttet werden. Damit war die elektrische Erregungsübertragung zwischen den Nervenzellen an den Synapsen aufgeklärt. Für diese Arbeiten erhielt Eccles zusammen mit Hodgkin und Huxley im Jahre 1963 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie. In der Begründung des Nobelpreiskomitees hieß es: „Für ihre Entdeckung über den Ionen-Mechanismus, der sich bei der Erregung und Hemmung in den peripheren und zentralen Bereichen der Nervenzellmembran abspielt.“

Er starb am 2. Mai 1997 und ruht im Friedhof von Tenero-Contra. Der Nachlass von Eccles befindet sich am "Institut für die Geschichte der Medizin" in Düsseldorf.[2]

Wissenschaftliches Werk

Nach der Lektüre von Charles Scott Sherringtons Buch The Integrative Action of the Nervous System hatte Eccles bewusst Oxford als erste Station seiner Forschungslaufbahn gewählt, um im Labor Sherringtons mitarbeiten zu können. Als dieser 1932 den Nobelpreis erhielt, war Eccles an der Publikation des Buchs Reflex Activity of the Spinal Cord beteiligt, in dem Sherringtons Gruppe einen Überblick über ihre Studien des letzten Jahrzehnts gab. Als weitere Leitfiguren mit deutlichem Einfluss auf seine Forschung erwähnte Eccles in seinem 1964 erschienenen Buch The Physiology of Synapses Santiago Ramón y Cajal und Henry Hallett Dale.

Die erste Phase Eccles’ Forschung galt der Frage, wie Aktionspotentiale über den synaptischen Spalt hinweg weitergeleitet werden. Lange Zeit standen sich in dieser Frage zwei Theorien gegenüber: Während die eine, unter anderem angeregt durch Sherrington, davon ausging, dass chemische Botenstoffe an den Synapsen eine zentrale Rolle spielen, hielt die andere eine direkte elektrische Weiterleitung für wahrscheinlicher. Eccles hing lange Zeit der elektrischen Theorie an und sammelte in seinen Experimenten Daten, um diese zu unterstützen. Nachdem er im Mai 1945 eine wissenschaftstheoretische Vortragsreihe Karl Poppers gehört hatte, begann Eccles, seine Theorien zunehmend schärfer zu formulieren und Experimente zu ihrer Falsifizierung vorzuschlagen.

Dennoch interpretierte er seine folgenden Studien zunächst noch in voller Übereinstimmung mit den Vorhersagen der Theorie einer elektrischen Reizweiterleitung. 1949 musste er diese jedoch zum ersten Mal modifizieren und gestand nun eine chemische Vermittlung an der neuromuskulären Endplatte ein. Nachdem es ihm zusammen mit Kollegen in seinem Labor in Dunedin gelungen war, Potentialmessungen in Einzelzellen lebender Versuchstiere durchzuführen, fand er 1951 an einer inhibitorischen Synapse ein Potential, dessen Vorzeichen im Widerspruch zu seiner Theorie stand. Obwohl Eccles einer der schärfsten Kritiker der Theorie einer chemischen Vermittlung gewesen war, hatte er seine eigene Theorie somit als erster klar widerlegen können und akzeptierte die Wirksamkeit der chemischen Übertragung nun auch für das zentrale Nervensystem.

Philosophische Position

Eccles beschäftigte sich auch philosophisch mit dem Problem des Bewusstseins. Für ihn stand fest, dass nur der Mensch ein „Ich-Bewusstsein“ besitzt. Dieses sei von Zeugung an im Menschen angelegt und entwickle sich durch die Beziehung zur Außenwelt in den ersten Lebensjahren. Eccles lehnte einen strikten Materialismus, also die Position, das Bewusstsein lasse sich auf rein physikalische und chemische Prozesse zurückführen, ab. Er verglich etwa das Gehirn mit einem Computer und das „Ich“ mit dessen Programmierer. Seine Vorstellung von der Interaktion zwischen Gehirn und immateriellem Bewusstsein stellte Eccles in den 1970er Jahren zusammen mit dem Philosophen Karl Popper in dem Buch The Self and its Brain vor (deutsch: Das Ich und sein Gehirn). Er griff dabei auf Poppers Drei-Welten-Lehre zurück und behauptete, dass es bestimmte Regionen in der linken Gehirnhälfte gebe, die eine Interaktion der materiellen „Welt 1“ mit der mentalen „Welt 2“ ermöglichten.[3]

Vermutungen, wie diese Interaktion ablaufen könnte, stellte Eccles erst in hohem Alter an, angeregt von Ideen des deutschen Physikers und Philosophen Henry Margenau. Er postulierte, dass kleinste Prozesse auf Ebene der Quantenphysik hinreichend seien, um die Ausschüttung von Neurotransmittern zu beeinflussen und schloss, dass die Wirkung eines energie- und masselosen Geistes auf das Gehirn somit durch eine Beeinflussung der quantenmechanischen Wahrscheinlichkeitsfelder erklärbar werde. Kritiker weisen darauf hin, dass dieser Vorschlag das Erklärungsproblem des Interaktionismus nur verlagere, da nunmehr die Art der Interaktion zwischen Geist und Wahrscheinlichkeitsfeld ungeklärt sei.[4] Trotz eines enormen Respekts vor seinem wissenschaftlichen Lebenswerk wird Eccles’ Position zum Leib-Seele-Problem, aus der er auch Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod schöpfte, heute zumeist als unplausibel betrachtet[5] und als Beispiel dafür gesehen, wie stark das Denken vieler Hirnforscher von religiösen Überzeugungen und von einem interaktionistischen Dualismus im Sinne René Descartes geprägt sei.[6]

Schriften

  • Reflex Activity of the Spinal Cord. 1932.
  • The neurophysiological basic of the mind: The principles of neurophysiology. Oxford: Clarendon 1953.
  • The Physiology of Nerve Cells. 1957.
  • The Physiology of Synapses. Berlin 1964.
  • The brain and the unity of conscious experience. London: Cambridge University Press 1965.
  • The Inhibitory Pathways of the Central Nervous System. 1969.
  • Facing reality: Philosophical Adventures by a Brain Scientist. Berlin: Springer 1970.
  • The Understanding of the Brain. 1973.
  • The Self and Its Brain., mit Karl Popper, Berlin: Springer 1977.
    • Das Ich und sein Gehirn. München 1982, ISBN 3-492-21096-1; Neuausgabe München und Zürich 1989
  • The Human Mystery. The Gifford Lectures 1977–78, Berlin: Springer 1979.
  • The Human Psyche. 1980.
  • The Wonder of Being Human - Our Brain & Our Mind., with Daniel N. Robinson, New York, Free Press 1984.
  • Mind and Brain: The Many-Faceted Problems., (Editor), New York: Paragon House 1985.
  • Evolution Of The Brain : Creation Of The Self. 1989.
  • Wie das Selbst sein Gehirn steuert. Berlin 1994.
  • Das Gehirn des Menschen. Piper Verlag München 1975, Neuausgabe 1990, Lizenz Seehamer Verlag Weyam 2000.
  • Die Evolution des Gehirns – die Erschaffung des Selbst. München 2002, ISBN 3-492-23709-6.

Siehe auch

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Susanne Hahn: Eccles, Sir John Carew. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 333.
  2. siehe Seite über den Nachlass beim Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, abgerufen 28. Januar 2018
  3. M. R. Bennett und P. M. S. Hacker: Philosophical Foundations of Neuroscience. Blackwell Publishing, 2003, ISBN 1-4051-0838-X, S. 50f.
  4. Rafael Ferber: Philosophische Grundbegriffe 2. Becksche Reihe, 2003, ISBN 3-406-49462-5, S. 108f.
  5. vgl. exemplarisch die Argumentation von Max Bennett und Peter Hacker: Philosophical Foundations of Neuroscience. Blackwell Publishing, 2003, ISBN 1-4051-0838-X, S. 49–57
  6. vgl. die Zusammenfassung kritischer Stimmen in Peter Düweke: Kleine Geschichte der Hirnforschung. Von Descartes bis Eccles. Becksche Reihe, 2001, ISBN 3-406-45945-5, S. 174


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