Bhagavad Gita und Goldenes Dreieck: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Goldene Dreieck''' ist ein gleichseitiges [[Dreieck]], das in der [[Tempellegende]] erwähnt wird, die an den Bau des [[Salomonischer Tempel|Salomonischen Tempels]] durch [[Hiram Abif]] anknüpft. Es ist ein [[Symbol]] für die drei höchsten, [[Geistige Wesensglieder|geistigen Wesensglieder]] des [[Mensch]]en: [[Manas]], [[Buddhi]] und [[Atma]]. Dargestellt wird es auch mit Strahlen, die davon ausgehen, umhüllt von Wolken und mit dem [[Auge Gottes]] in der Mitte:


Die '''Bhagavad-Gita''' ([[Sanskrit]], f., भगवद्गीता, {{IAST|gita}} – Lied, Gedicht; [[bhagavan]] - Herr, Gott), "der Gesang Gottes" ist eine der zentralen Schriften des [[Hinduismus]], ein spirituelles Gedicht. Die achtzehn Kapitel sind Bestandteil des Epos [[Mahabharata]].
[[Datei:GA265 371.gif|left|250px|Zeichnung aus GA 265, S. 371]]
{{GZ|Das Auge ist das göttliche Kraftauge
hinter aller vergänglichen
Wesenheit, ja noch hinter der siebengliedrigen
Menschennatur.
Man erlangt davon eine Vorstellung,
wenn man sich erinnert an
des Augustinus' Worte:


{{GZ|In der Bhagavad Gita hat man etwas vor sich wie die allerreifste
<center>«Der Mensch sieht die Dinge, wie sie sind.<br />
Frucht, wie die wunderschönste Ausgestaltung einer langen
Sie sind, wie Gott sie sieht.»</center>
Menschheitsentwickelung, die durch Jahrtausende herangewachsen
ist und endlich einen reifen, weisen und künstlerischen Ausdruck
gefunden hat in der herrlichen Gita.|142|77}}
Der vermutlich zwischen dem fünften und dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert entstandene Text ist eine Zusammenführung mehrerer verschiedener Denkschulen des damaligen [[Indien]], auf Grundlage der [[Veden]], orthodoxer [[Wikipedia:Brahmanismus|Brahmanismus]], [[Upanishaden]], [[Yoga]] und noch weitere, steht aber den Upanischaden gedanklich am nächsten. Hindus betrachten die Lehren der Bhagavad-Gita als Quintessenz der Veden. Beim Studium ergeben sich oft Widersprüche: Während einige Stellen  anscheinend einen Dualismus lehren, - die Zweiheit von Natur und Geist, von Gott und Mensch – lehren  andere  die Einheit. Durch diese unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten ist das Gedicht Mittelpunkt für die verschiedensten Glaubensrichtungen. Von [[Shankara]], dem großen Kommentator der Upanishaden,  stammt  die älteste Auslegung. Für ihn vertritt auch die Lehre der Gita seine Ansicht, die ganze Welt sei Erscheinung, [[Maya (Religion)]].  


===Krishna, der Lehrer===
Das menschliche Sehen ist passiv, die Dinge müssen da sein, damit
Es handelt sich um eine Selbstoffenbarung [[Krishna]]s, der sich vor Beginn eines großen Krieges, welchen das [[Mahabharata]] ausführlich beschreibt, auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra dem Fürsten [[Arjuna]] als göttliches oder kosmisches Selbst zu erkennen gibt.
der Mensch sie sehen könne. Gottes Schauen schafft im Hinschauen
die Dinge. Das Dreieck um das Auge ist


Entsprechend  der [[Indische Mythologie|hinduistischen Mythologie]] lebten wir bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts im Kali-Yuga dem "dunklen, schwarzen Zeitalter", das nach  Krishnas Tod begann (3101 v. Chr.). Von [[Krishna]] heißt es, er sei gekommen, um den Menschen jene [[Ethik|ethischen]] und [[Philosophie|philosophischen]] Unterweisungen  zu geben, die für die Zeit dieses [[Yuga]] notwendig seien.  In Kapitel IV, 7-8  verspricht Krishna, sich immer wieder zu inkarnieren:
::Geistselbst (Manas)
::Lebensgeist (Budhi)
::Geistesmensch (Atma)


:''"O Sohn des Bharata, so oft ein Niedergang des [[Dharma]] (Rechtschaffenheit, Tugend) und ein Überhandnehmen von Ungerechtigkeit und Laster in der Welt eintritt, erschaffe ich mich selbst unter den Kreaturen. So verkörpere ich mich von Periode zu Periode für die Bewahrung der Gerechten, die Zerstörung der Boshaften und die Aufrichtung des Dharma."''
Die Strahlen sind das «Ich» - es scheint die obere Dreiheit durch das
Ich in die unteren Glieder der Menschennatur.


Krishna kommt in der Bhagavadgita, je nach Kontext, unterschiedliche Bedeutung zu: Einmal wird er als das kosmische Selbst angesehen, das alles Lebende durchdringt; ein anderer Aspekt ist die Bedeutung als innere Göttlichkeit, die eine Reflexion des kosmischen Selbstes in jedem Lebewesen ist. Eine dritte Funktion ist die des spirituellen Lehrers.
Diese sind symbolisiert:


===Hintergrund===
::1. durch den beleuchteten Teil der Wolken: der Astralleib
Die Lehren der Bhagavad-Gita sind eingebettet in einen umfangreichen episch-dramatischen Kontext, in das [[Epos]] "[[Mahabharata]]" (Großes Indien). Die Söhne des Fürsten Pandu werden von ihrem Onkel Dritarashtra aus dem Stamm der Kurus und von dessen Söhnen um ihren rechtmäßigen Thronanspruch  betrogen und immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Schließlich  kommt es auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, der "Stätte der Kurus",  zu einer großen Schlacht.
::2. durch den unbeleuchteten Teil der Wolken: der Ätherleib
[[Arjuna (Mythologie)|Arjuna]], der dritte der Söhne des Pandu, befindet sich in einem persönlichen Konflikt zwischen der Zuneigung zu seinen Verwandten auf der Gegenseite und seiner Pflicht als Fürst  und  dem rechtmäßigen Anspruch seiner Familie auf Land und Thron.  Er ist "von Furcht überwältigt" und weigert sich zu kämpfen.  Auf seinem Streitwagen befindet sich Krishna als Wagenlenker. Dieser  versucht Arjuna durch religiös-philosophische Unterweisung aus seinem Zwiespalt zu befreien und zum Kampf zu bewegen. <br/>
::3. durch die darumliegende Finsternis: der physische Leib.|265|371}}


Mag es auch  einen historischen Hintergrund für diese Schlacht geben, der Text der Bhagavadgita ist nicht als geschichtlich zu betrachten. Viele Hindus sehen ihn als [[Allegorie]]. Eine mögliche und weit verbreitete Sichtweise ist, dass es sich um ein Zwiegespräch handelt zwischen der inneren Göttlichkeit, verkörpert durch Krishna, und der menschlichen Seele, die [[Arjuna (Mythologie)|Arjuna]] darstellt: das Schlachtfeld sei das Leben, und die feindlichen Heerscharen, gegen die Arjuna antreten muss, verkörperten die menschlichen Schwächen, die besiegt und überwunden werden müssten.  Neben dieser sich auf das Individuum beziehenden Deutung ist es möglich, der Bhagavadgita eine Deutung zu geben, die sich auf die Menschheit als Ganzes bezieht. In dieser [[evolution]]ären Anschauung ist die Schlacht ein Aufeinandertreffen der [[Asura|asurischen]], [[Ego|egoistischen]] Kräfte mit denen der göttlichen Ordnung. Arjuna und seine Mitstreiter  werden in diesem Bemühen von [[Krishna]], dem [[Avatar]], angeführt und unterstützt.<br/>
== Literatur ==


Das Bild der Kutsche mit Krishna als Wagenlenker und dem verzweifelten Arjuna  ist ein bekanntes und weit verbreitetes Motiv darstellender Kunst und als Wandschmuck in vielen Hindu-Haushalten zu finden. Eine populäre Deutung dieses geistigen Bildes enthält die Katha-Upanishade:
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Vorträge|265}}
:''Erkenne den Atman als den Herrn der Kutsche. Der Körper ist der Wagen, die Buddhi (Vernunft) der Wagenlenker und das Denken die Zügel. Die Sinne sind die Pferde, die Objekte die Wege.''(II.3-4)
 
===Kurzübersicht===
* '''1. Gesang ''''' Niedergeschlagenheit '': [[Arjuna (Mythologie)|Arjuna]] bittet Krishna, ihn zwischen die beiden Heere zu fahren. Als er auf der Seite der Kurus einen Großteil seiner Verwandten erblickt, sinkt ihm der Mut. 
* '''2. Gesang''' ''Yoga der Erkenntnis'': Arjuna will nicht kämpfen. Krishna spricht zu ihm als Lehrer. Nur die Leiber seien vergänglich; der unvergängliche, ungeborene, ewige Geist im Menschen aber könne nicht getötet werden. Er appelliert dann weiter an seine Ehre als Krieger und dass es seine Pflicht sei, einen gerechten Kampf zu führen. Allgemeiner führt er aus, dass  eine Tat in Gleichmut und Andacht geschehen soll und ohne auf den  Erfolg der Tat zu spekulieren.  Er soll seine Sinne bändigen und auf den Höchsten schauen.      ([[Samkhya]]-Philosophie)
*'''3. Gesang'''''Yoga des Handelns'': Arjuna will wissen, warum er kämpfen soll, wo doch die Erkenntnis wichtig sei. Krishna sagt, dass er handeln müsse, weil die in uns wohnende Natur zum Handeln zwinge. Ein Mensch der sich zum Nichtstun zwinge, aber im Geist an Sinnendingen hänge, wäre ein verkehrter Mensch. Besser ist es die notwendige Tat zu begehen, ohne jedoch daran zu hängen. Auch im Hinblick auf die Ordnung der Welt müsse er handeln; denn was der Beste tut, das tun die anderen Menschen auch.
*'''4. Gesang''''' Göttliche Erkenntnis'':  Krishna, der [[Avatar]], erklärt, dass er bereits viele Geburten durchlebt hat und immer wieder diese unvergängliche Lehre des [[Yoga]] verkünde zum Schutz der guten Menschen und zu der Bösen Untergang. Und wer diese Wahrheit wirklich erkannt habe, werde nicht wiedergeboren und gelange zu ihm. Weiterhin sagt er, dass man dem [[Brahman]] auf viele Arten opfern könne, doch das Opfer der Erkenntnis sei das beste Opfer. Denn durch diese Erkenntnis erkenne man alle Wesen im [[Selbst]] und dann in ihm.
* '''5. Gesang''''' Entsagung oder Yoga der Werke'': Arjuna fragt, was denn nun besser sei, sich der Tat zu enthalten oder die Tat zu üben. Krishna antwortet, dass beide Wege Heil bringen, doch höher als die Entsagung der Tat sei der Yoga des Wirkens zu bewerten. Beide Wege führten zum Ziel, doch sei wahrhafte Entsagung ohne Yoga nur schwer zu erreichen. Wer aber im Yoga lebend seine Sinne bezwungen habe und mit aller Wesen Seele eins sei, werde durch sein Handeln nicht verstrickt. Und wer Brahman als den Herrn der Welt erkannt habe, der alle Opfer und Anstrengung mit Freuden annehme, gelange zum wahren Frieden.     
* '''6. Gesang'''''Yoga der Besinnung'': Krishna beschreibt  Arjuna die rechte Körperhaltung für die [[Meditation]] und nennt ihm den rechten Lebenswandel für Arbeiten, Essen und Schlafen. Er sagt, dass sich durch die rechte Andachtshaltung Gedanken und Sinnenerregung allmählich beruhigen. Dann kann durch das beständige, achtsame Leben im [[Selbst]] das [[Brahman]]-[[Nirvana]] erreicht und damit grenzenloses Glück erlangt werden. 
* '''7. Gesang''' ''Yoga der Erkenntnis und Weisheit'':  Krishna verkündet Arjuna wie er Yoga übend, Herz und Sinne auf ihn gerichtet, das Wissen vollständig erlangen kann (was nur wenigen gelingt). Er sagt, dass er in seiner niederen Natur die materielle Welt darstellt, in seiner höheren Natur aber alles aus ihm stammt, von ihm erhalten wird und alles Sein in ihm ist; er aber nicht in ihr. Wer zu einer Gottheit strebt, dem wird zuteil, was er verlangt. Wer sich aber ihm zuwendet überwindet das Scheinbild der Natur und gelangt zu ihm, dem Ungeborenen, Ewigen - auch im Sterben.       
* '''8. Gesang''' ''Das Höchste Göttliche'': Auf die entsprechenden Fragen von Arjuna antwortet Krishna: [[Brahman]] ist das ewige, höchste Sein, sein Wesen ist das höchste [[Selbst]] und die [[Schöpfung]], welche den Ursprung der Wesen bewirkt, wird das Werk genannt. Wer seinen Körper verlässt und zur Zeit seines Endes in Gedanken an mich weitergeht, erlangt meinen Seinszustand. Wer dieses Denken zu allen Zeiten geübt hat, geht in mein Wesen ein, darüber kann kein Zweifel bestehen.
* '''9. Gesang''' ''Das Königswissen'':  Krishna fordert von Arjuna, gut zuzuhören und spricht: Die Welt ist ausgespannt durch mich, alle Wesen sind in mir. Den Weg zu mir zu üben ist kinderleicht; doch ist es notwendig zu glauben, sonst verfehlt man mich. Ich bin zu allen Menschen gleich; doch die liebend mich verehren, die sind in mir und erreichen die höchste Bahn. Selbst ein großer Sünder, der mich verehrt, wird bald ein frommer Mann und geht zu ewigem Frieden ein. Wer sich mir liebend zuwendet, geht unabhängig von seiner Geburt, seinem Geschlecht oder seiner [[Kaste]] einstmals zu mir ein.
* '''10. Gesang''' ''Yoga der Offenbarung'' : Arjuna ist von den Offenbarungen Krishnas tief beeindruckt und will wissen in welchem Zustand des Seins er den „Herrlichen“ erkennen soll. Krishna antwortet, dass der „Höchste“ keine Grenzen habe und er deshalb nur das Wichtigste aufzähle. Dann zählt er die Namen von Göttern, mythischen Gestalten und berühmten Menschen der Vergangenheit auf. Er sagt, dass der „Himmliche“ die Seele der Welt sei und in aller Wesen Herz zu finden sei. Weiterhin nennt er Namen von Pflanzen und Tieren, erwähnt Begriffe aus Kunst und Wissenschaft.  Er schließt mit der Aussage, dass er mit einem Teil seiner selbst, dieses Weltall erschaffen habe und dass immer dann, wenn ein herrliches Geschöpf in der Welt sei oder ein Wesen von (Wissens) Macht und Stärke sich zeige, dies  ein besonderer Ausdruck seiner Größe und Kraft und seines Lichtes sei. (Theorie der [[Vibhuti (Yoga)|Vibhuti]]s)
 
* '''11. Gesang''' '' Schau der göttlichen Gestalt'':  Arjuna verlangt mit eigenen Augen zu sehen was er gehört hat, und Krishna offenbart sich in seiner "höchsten, göttlichen Gestalt.
* '''12. Gesang''' ''Yoga der liebevollen Hingabe'':  Arjuna fragt, welche Gläubigen von Gott bevorzugt würden – diejenigen, die Gott als  gestaltlos betrachten, oder diejenigen, die Gott den Allmächtigen in einer offenbarten Gestalt verehren? Krishna erklärt beide Arten der Verehrung als gleichermaßen gut, aber Hingabe sei bei einer Fixierung auf das  Nicht-Offenbare schwerer zu erreichen.   
* '''13. Gesang''' ''Das Feld und der Kenner des Feldes'':  [[Gott]] (das Brahman) ist alldurchdringend; wer diese alldurchdringende Kraft in sich selbst wahrnimmt, sei erlöst.
* '''14. Gesang''' ''Über die drei Gunas'':  Gedanken, Worte und Handlungen  sind erfüllt von [[sattva]] (Wahrhaftigkeit, Reinheit, Klarheit), [[rajas]] (Bewegung, Energie, Leidenschaft) oder [[tamas]] (Finsternis, Trägheit, Stabilität). Wer alles, was existiert,  als Zusammenwirken  dieser drei Seinszustände begreife, der  könne Erkenntnis gewinnen.
* '''15. Gesang''' '' Yoga des Höchsten Geistes'':  Es folgt das Symbol eines Baumes,der seine Wurzeln im Himmel hat und mit der Krone nach unten 'in die Menschenwelt' ragt. Der Baum stehe für die drei Erscheinungsweisen (sattva, rajas, tamas). Als erste solle der Suchende diesen Baum "mit der Axt der Nicht-Anhänglichkeit" umhauen.
* '''16. Gesang''' ''Yoga der Unterscheidung'':  Krishna nennt die Eigenschaften der Menschen, die mit 'göttlicher Natur' und die Eigenschaften derer mit 'niederer Natur'.
* '''17. Gesang''' ''Dreigeteiltheit des Glaubens'': Darlegungen über Glauben und Opfer, das rechte Denken und Handeln, und Ernährung (anhand der Klassifikation nach sattva, rajas, tamas).
* '''18. Gesang''' ''Yoga des Entsagens: Der [[Dharma]] dürfe niemals aufgegeben werden. Vorbildlich handele, wer seine Pflichten in einer selbstlosen Haltung erfüllt. Das Wesen Gottes offenbare sich im höheren Selbst; die Verkörperung des höheren Selbst ist Krishna. Wer Zuflucht bei Gott, dem höheren Selbst, nimmt, dem verspricht Krishna, er werde ihn vor allem Übel beschützen.
 
Arjuna folgt Krishnas Empfehlungen und zieht auf seinem Streitwagen in den Kampf.
 
=== Toleranz ===
 
Die Bhagavad-Gita umschreibt in einem großen Bogen die verschiedenen Wege, die der Suchende und Handelnde auf sich nehmen kann, um zum Ziele zu gelangen. Dabei werden die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten  im Gespräch zwischen Arjuna und Krishna genannt, ohne dass endgültige Grenzen zwischen den einzelnen "Schulen" aufgerichtet und Gräben aufgerissen werden oder gar bestimmte Ansichten bekämpft werden.
 
Der tolerante Charakter der Bhagavad-Gita wird ausdrücklich in den folgenden Abschnitten deutlich:
 
4. Gesang, Zeile 11: ''Wie diese mir sich wenden zu, so liebe ich hin wiederum sie.''
 
7. Gesang, Zeile 21: ''Und welche Gottheit einer auch im Glauben zu verehren strebt,- Ich seh‘ seinen Glauben an und weis’ ihm zu den rechten Platz.''
 
9. Gesang, Zeile 23: ''Auch die glaubensvoll ergeben andern Göttern Verehrung weihen, selbst diese ehren doch nur mich, wenn auch nicht gerade regelrecht.''
 
17. Gesang, Zeile 3: ''Wie eines jeden Wesen ist, so ist sein Glaube, Bharata! Aus Glauben ist der Mensch gemacht – wie er glaubt, so ist er selbst.''
 
===Bedeutung===
Diese achtzehn Kapitel des Epos haben das gesamte indische Geistesleben beeinflusst. Kein Text der  Hinduliteratur wird so viel gelesen, so oft auswendig gelernt und so häufig zitiert, wie diese Verse. Viele Hindus ziehen das Buch als wichtigen Ratgeber heran und auch für [[Wikipedia:Mahatma Gandhi|Mahatma Gandhi]], den großen Friedensapostel, war es von erheblicher Bedeutung:
   
:''"In der Bhagavadgita finde ich einen Trost, den ich selbst in der Bergpredigt vermisse. Wenn mir manchmal die Enttäuschung ins Antlitz starrt, wenn ich verlassen, keinen Lichtstrahl erblicke, greife ich zur Bhagavadgita. Dann finde ich hier und dort eine Strophe und beginne zu lächeln, inmitten aller Tragödien, und mein Leben ist voll von Tragödien gewesen. Wenn sie alle keine sichtbaren Wunden auf mir hinterlassen haben, verdanke ich dies den Lehren der Gita".'' (Zitiert nach der deutschen Übersetzung der Bhagavadgita des S. Radhakrishnan aus dem Verlag R. Löwit - Wiesbaden)
 
Gandhi wollte dieses Werk noch mehr Menschen zugänglich machen. Darum verfasste er, obwohl kein Schriftgelehrter, eine Übersetzung in seine Muttersprache [[Wikipedia:Gujarati|Gujarati]] und schrieb dazu auch eigene, knappe Kommentare. Diese Ausgabe widmete er den Armen, die wenig Geld für Bücher ausgeben können sowie denen, die selten Zeit zum Lesen haben; nach eigenen Worten den Frauen, Geschäftsleuten und Handwerkern.
 
Die Bedeutung der Bhagavadgita erstreckt sich jedoch nicht nur auf [[Indien]], auch für viele Nicht-Hindus gehört sie zu den großen religions-philosophischen Dichtungen der Weltliteratur. 1785 kam die Bhagavadgita nach Europa, durch den Orientalisten Charles Wilkins übersetzt, und nach Deutschland 1823 durch [[Wikipedia:August Wilhelm von Schlegel|August Wilhelm von Schlegel]]. Sie fand begeisterte Aufnahme. Die größten Geister ihrer Zeit verbreiteten sie unter ihren Schülern. [[Wikipedia:Wilhelm von Humboldt|Wilhelm von Humboldt]] schrieb 1825 bis 1826 zwei Abhandlungen darüber in den Schriften der [[Wikipedia:Berliner Akademie|Berliner Akademie]]. Er bezeichnete die Bhagavadgita als ''"...das schönste, ja vielleicht das einzig wahrhafte philosophische Gedicht, das alle uns bekannten Literaturen aufzuweisen haben"''. Auch der Philosoph [[Arthur Schopenhauer]] schrieb darüber voll des Lobes: ''"Es ist die erhabenste Lektüre, die auf der Welt möglich ist; sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens sein."''
 
Die Bhagavad-Gita wurde u. a. von [[Wikipedia:Paul Deussen|Paul Deussen]], [[Wikipedia:Theodor Springmann jun.|Theodor Springmann]], [[Franz Hartmann]], [[Wikipedia:Leopold von Schroeder|Leopold von Schroeder]] und [[Wikipedia:Robert Boxberger|Robert Boxberger]] (ins Deutsche) und von [[Wikipedia:Friedrich Rückert|Friedrich Rückert]] (ins [[Latein]]ische) übersetzt. Sie übte großen Einfluss auf die [[Theosophie]] aus. Weltweit verbreitet ist heute die Übersetzung und Kommentierung "[[Wikipedia:Bhagavad Gita Wie Sie Ist|Bhagavad Gita Wie Sie Ist]]" des [[Wikipedia:ISKCON|ISKCON]] ("Hare Krishna")-Begründers [[Wikipedia:Prabhupada|Prabhupada]], welcher die Lehren im Lichte des [[Wikipedia:Gaudiya Vaishnava|Gaudiya Vaishnava]]tums, einem Monotheismus, betrachtet.
 
==Literatur==
 
* Swami Prabhupada: Bhagavadgita, ISBN 0-89213-088-1
* [[Wikipedia:Bhave, Vinoba|Bhave]]: ''Gespräche über die Gita'', Hinder + Deelmann, Gladenbach 1999, ISBN 3-87348-090-5
* [[Sri Aurobindo]]: ''Bhagavadgita'', Hinder + Deelmann, Gladenbach 1981, ISBN 3-87348-163-4
* [[Sri Aurobindo]]: ''Essays über die Gita'', Hinder + Deelmann, Gladenbach 1992, ISBN 3-87348-099-9
* [[Wikipedia:Helmuth von Glasenapp|Helmuth von Glasenapp]] (Hrsg.): ''Bhagavadgita. Das Lied der Gottheit'', Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-007874-1
* Bede Griffiths: ''Bhagavad-gita. Mit einem spirituellem Kommentar'', Kösel, München 1993, ISBN 3-466-20373-2
* Wilfried Huchzermeyer, Jutta Zimmermann: ''Erlebnis Bhagavad Gita'' Edition Sawitri, Karlsruhe 2000, ISBN 3-931172-14-7
* Swami Sivananda: '' Shrimad Bhagavad Gita'' - ISBN 3-922477-06-2, Mangalam Books, Lautersheim 2003
* K. O. Schmidt: ''Bhagavad Gita Das hohe Lied der Tat'' - ISBN 3-7699-0419-2, Drei Eichen Verlag München - Engelberg/Schweiz 1968
* Jack Hawley (Hrsg.): ''Bhagavad Gita. Eine zeitgemäße Version für westliche Leser'', Wilhelm Goldmann Verlag, München 2002, ISBN 3-442-21607-9
* Leopold von Schroeder: ''Bhagavadgita'' und Heinrich Zimmer: ''Aschtavakragita'', 2004 Diederichs Gelbe Reihe, ISBN 3-89631-440-8
* [[Wikipedia:Yogananda|Paramahansa Yogananda]]: ''Die Bhagavad-Gita - Gott spricht mit Arjuna'', Self-Realization Fellowship, 2005, ISBN 0-87612-032-X
* Rudolf Steiner: ''Die okkulten Grundlagen der Bhagavad Gita'', ([[GA 146]]), Dornach 1992 {{Vorträge|146}}
* Rudolf Steiner: ''Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe'', ([[GA 142]]), Dornach 1982 {{Vorträge|142}}


{{GA}}
{{GA}}


==Tonträger==
[[Kategorie:Tempellegende]] [[Kategorie:Salomonischer Tempel]]
* Jutta Zimmermann: ''Bhagavad Gita. Mitsingen und Chanten'' (1 CD), Stuttgart: Raja-Verlag 2003, ISBN 3-936684-05-7
 
==Weblinks==
*[http://www.gita4free.com/german_completegita.html Bhagavad Gita, komplett ins Deutsche übersetzt von Siegfried Lienhard 1958]
*[http://gita.de.ki/ Bhagavad Gita, vollständiger Text deutsch] (Übersetzung Leopold von Schröder 1922)
*[http://www.demetrius-degen.homepage.t-online.de/religionen/hinduismus/bhagavadgita.htm Bhagavad Gita, weitere deutsche Übersetzung]
*[http://members.aol.com/jajnsn/anasa.html GITA ACCORDING TO GANDHI]
*[http://bibliothek.bbaw.de/bibliothek-digital/digitalequellen/schriften/anzeige?band=07-abh/1825&seite:int=00000402 ''Abhandlung von Wilhelm von Humboldt'']
*[http://www.pushpak.de Deutsche Übersetzungen der großen indischen Epen und Puranas]
 
[[Kategorie:Heilige Schrift (Hinduismus)]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Mahabharata]]
[[Kategorie:Hinduismus]]
[[Kategorie:Smriti|A]]
[[Kategorie:Yoga]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 25. Februar 2019, 18:55 Uhr

Das Goldene Dreieck ist ein gleichseitiges Dreieck, das in der Tempellegende erwähnt wird, die an den Bau des Salomonischen Tempels durch Hiram Abif anknüpft. Es ist ein Symbol für die drei höchsten, geistigen Wesensglieder des Menschen: Manas, Buddhi und Atma. Dargestellt wird es auch mit Strahlen, die davon ausgehen, umhüllt von Wolken und mit dem Auge Gottes in der Mitte:

Zeichnung aus GA 265, S. 371
Zeichnung aus GA 265, S. 371

„Das Auge ist das göttliche Kraftauge hinter aller vergänglichen Wesenheit, ja noch hinter der siebengliedrigen Menschennatur. Man erlangt davon eine Vorstellung, wenn man sich erinnert an des Augustinus' Worte:

«Der Mensch sieht die Dinge, wie sie sind.
Sie sind, wie Gott sie sieht.»

Das menschliche Sehen ist passiv, die Dinge müssen da sein, damit der Mensch sie sehen könne. Gottes Schauen schafft im Hinschauen die Dinge. Das Dreieck um das Auge ist

Geistselbst (Manas)
Lebensgeist (Budhi)
Geistesmensch (Atma)

Die Strahlen sind das «Ich» - es scheint die obere Dreiheit durch das Ich in die unteren Glieder der Menschennatur.

Diese sind symbolisiert:

1. durch den beleuchteten Teil der Wolken: der Astralleib
2. durch den unbeleuchteten Teil der Wolken: der Ätherleib
3. durch die darumliegende Finsternis: der physische Leib.“ (Lit.:GA 265, S. 371)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914, GA 265 (1987), ISBN 3-7274-2650-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.