Karl Korsch und Manly Palmer Hall: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Karl Korsch''' (* [[15. August]] [[1886]] in [[Tostedt]] in der [[Lüneburger Heide]]; † [[21. Oktober]] [[1961]] in [[Belmont (Massachusetts)|Belmont]], [[Massachusetts]], [[Vereinigte Staaten]]) gilt neben [[Georg Lukács]], [[Ernst Bloch]] und [[Antonio Gramsci]] als bedeutendster Erneuerer einer [[Marxistische Philosophie|marxistischen Philosophie]] und Theorie in der ersten Hälfte des [[20. Jahrhundert]]s.


== Jugend und Ausbildung ==
'''Manly Palmer Hall''' (* [[Wikipedia:18. März|18. März]] [[Wikipedia:1901|1901]] in [[Wikipedia:Peterborough (Ontario)|Peterborough]], [[Wikipedia:Ontario|Ontario]]; † [[Wikipedia:29. August|29. August]] [[Wikipedia:1990|1990]] in [[Wikipedia:Los Angeles|Los Angeles]]) war ein kanadischer [[Wikipedia:Autor|Autor]], [[Mystiker]] und Gründer der [[Philosophical Research Society]]. Bekannt wurde er durch sein 1928 veröffentlichtes Werk „The Secret Teachings of All Ages“.<ref name="Teachings">Manly P. Hall: ''An Encyclopedic Outline of Masonic, Hermetic, Qabbalistic and Rosicrucian Symbolical Philosophy: Being an Interpretation of the Secret Teachings concealed within the Rituals, Allegories and Mysteries of all Ages.'' (= ''Diamond Jubilee ed.''). The Philosophical Research Society, Los Angeles, California 1988, ISBN 0-89314-830-X. (Nachdruck der Ausgabe 1928)</ref> In einem Zeitraum von mehr als 70 Jahren hielt Hall etwa 8000 Vorträge und schrieb neben verschiedenen Zeitungsartikeln mehr als 150 Bücher und Aufsätze.  
Als Sohn von Carl Korsch und Terese Raikowski hatte Karl fünf Geschwister, vier Schwestern und einen Bruder. Sein Vater stammte aus einer alten Bauernfamilie, die in [[Prawdinsk|Friedland]] (Ostpreußen) einen mittelgroßen Bauernhof besaß. Da diesem die ländliche Umgebung nicht behagte und er eine städtischere Umgebung und den Kontakt zur westlichen Kultur suchte, zog er kurz nach der Heirat mit Terese nach Tostedt bei Hamburg, wo Karl Korsch von 1892 bis 1898 die Volksschule besuchte. Vater Carl, der in Tostedt Schreiber am dortigen Amtsgericht war, hatte ein großes Interesse an philosophischen Fragen entwickelt und arbeitete an einer umfangreichen, aber unveröffentlichten Arbeit über [[Gottfried Wilhelm Leibniz]]' Theorie der [[Monade (Philosophie)|Monaden]].


Als Karl Korsch elf Jahre alt war, zog die Familie nach [[Obermaßfeld]], was den Kindern eine Ausbildung im fortschrittlichen Herzogtum [[Sachsen-Meiningen]] (heute Thüringen) ermöglichte. Von 1898 bis 1906 besuchte Karl Korsch das [[Henfling-Gymnasium Meiningen|Gymnasium Bernhardinum]] in [[Meiningen]]. Sein Vater arbeitete bei einer Meininger Bank, bei der er schließlich zum Vizedirektor aufstieg. Neben der Schullektüre studierte Korsch philosophische Werke, wozu ihn auch sein Vater ermutigte. Im Unterschied zu seinem Vater, einem Leibnizianer, betrachtete sich Karl zu dieser Zeit als [[Kantianismus|Kantianer]].
== Leben ==
Halls Eltern waren der Zahnarzt ''William S. Hall'' und ''Louise Palmer Hall'', die 15 Jahre lang als [[Wikipedia:Chiropraktiker|Chiropraktiker]]in in den Goldfeldern von [[Wikipedia:Alaska|Alaska]] praktiziert hatte. Die Eltern ließen sich schon bald scheiden und Manly Hall wuchs bei ''Florence Palmer'', seiner Großmutter mütterlicherseits auf, mit der er unstet von Stadt zu Stadt zog. 1919 lebten sie gerade in [[Wikipedia:New York City|New York City]], als die Großmutter plötzlich starb. Daraufhin suchte Hall notgedrungen seine Mutter auf, die mittlerweile in [[Wikipedia:Santa Monica|Santa Monica]] lebte und Mitglied des zwischen 1909 und 1911 von [[Max Heindel]] gegründeten [[Rosicrucian Fellowship]] war. Durch die Begegnung mit seiner Mutter wurde Halls Interesse für die [[Mystik]] und die [[Esoterik|esoterische]] [[Philosophie]]n geweckt und er sah auch, wie überall in [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]] religöse und spiituelle Bewegungen aufblühten. Er fühlte sich wie am Geburtsort einer spirituellen Revolution. Weniger als ein Jahr später hielt er schon seinen ersten Vortrag zum Thema [[Reinkarnation]].<ref name="Sahagun">Louis Sahagun: ''Master of the Mysteries: The Life of Manly Palmer Hall.'' Process Media, Port Townsend, Washington 2006.</ref>{{rp|15-18}} Das Vermächtnis von Weisen wie [[Platon]], [[Buddha]], [[Paulus]] und der [[antike]]n heidnischen [[Mathematik]]erin und [[Philosoph]]in [[Hypatia]] sah er als Heilmittel gegen den durch die [[Wissenschaft]]en zunehmend geschürten [[Materialismus]] an.


[[Datei:Volkshaus Jena I.JPG|mini|Während seiner Studienzeit besuchte Karl Korsch regelmäßig Versammlungen im [[Volkshaus Jena]] (Aufnahme: September 2006)]]
Noch 1919 wurde der damals 18-jährige Hall Prediger in der  ''Church of the People'' am ''Trinity Auditorium'' in der Innenstadt von Los Angeles. Er informierte sich ausführlich über „vergleichende [[Religion]], Philosophie, [[Soziologie]] und [[Psychologie]]“ und „wurde scheinbar über Nacht... zur umfangreichen Quelle einer erstaunlichen Auswahl an eklektisch, geistigen Materialien, die sowohl mit dem [[Verstand]], als auch mit dem [[Unterbewusstsein]] in Resonanz stehen.“<ref name="Sahagun" />{{rp|21}} Er wurde am 17. Mai 1923 in der Church of the People zum [[Priester]] geweiht, und „wurde wenige Tage später zum dauerhaften [[Wikipedia:Pastor|Pastor]] der Gemeinde gewählt.“<ref name="Sahagun" />{{rp|28}}


Zwischen 1906 und 1909 studierte er Jura, Nationalökonomie und Philosophie an den Universitäten München, [[Universität Genf|Genf]], Berlin und Jena. Dort schloss er sich der [[Freistudentenschaft|Freien Studentenschaft]] an und war Redakteur der ''Jenaer Hochschulzeitung''. Häufig ging er zu Versammlungen im [[Volkshaus Jena]].
Seine ersten Veröffentlichungen waren zwei kleine Broschüren, „The Breastplate of the High Priest“ (1920) und „Wands and Serpents“. Zwischen 1921 und 1923 schrieb er drei Bücher: „The Initiates of the Flame“ (Oktober 1922), „The Ways of the Lonely Ones“ (1922) und „The Lost Keys of Freemasonry“ (März 1923).


Korsch war, nach dem ersten juristischen Staatsexamen, 1909 bis 1910 Referendar in Meiningen. Er promovierte 1910 bei [[Heinrich Gerland]] an der Universität Jena mit einer Arbeit über ''Die Anwendung der Beweislastregeln im Zivilprozeß''. 1910/1911 leistete Korsch in Meiningen seinen Wehrdienst ab. 1912 trat er der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] bei und wurde im gleichen Jahr Wissenschaftlicher Assistent bei [[Ernest Schuster]] in London. Er schloss sich der [[Fabian Society]] an und heiratete dort 1913 Hedda Gagliardi, mit der er zwei Töchter hatte. Bei Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] 1914 kehrte Korsch nach Deutschland zurück und wurde Soldat. Nach drei Wochen an der Front weigerte er sich, weiterhin eine Waffe in die Hand zu nehmen, und äußerte sich im pazifistischen Sinne, wofür er [[Degradierung (Rang)|degradiert]] wurde.
In den frühen 1920er Jahren begannen Carolyn Lloyd und ihre Tochter Estelle, deren Familie ein wertvolles [[Wikipedia:Ölfeld|Ölfeld]] in [[Wikipedia:Ventura County|Ventura County]], [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]] besaß, „einen beträchtlichen Teil ihrer Öleinnahmen an Hall zu übertragen“, der das Geld verwendete, um zu reisen und eine ausgiebige persönliche Bibliothek der antiken Literatur zu erwerben.<ref name="Sahagun" />{{rp|38-43}} Halls „erste Reise um die Welt, um das Leben, die Sitten und Religionen der Länder in [[Asien]] und [[Europa]] zu studieren“, die am 5. Dezember 1923 begonnen hatte, wurde durch Spenden von Carolyn Lloyd und seiner Gemeinde bezahlt.<ref name="Sahagun" />{{rp|41}} Leidenschaftlich sammelte Hall Bücher, Briefmarken, Kunstwerke - und gute Witze, mit denen er gerne seine Vorträge und Schriften auflockerte. Darüber hinaus war er eine sehr zwiespältige Persönlichkeit. Er wirkte charismatisch, arrogant und gelehrt, oft auch sehr intuitiv, humorvoll, manchmal auch trügerisch und selbstzerstörerisch.


== Revolutionszeit und KPD-Mitgliedschaft ==
Im Jahr 1928 veröffentlichte Hall „An Encyclopedic Outline of Masonic, Hermetic, Qabbalistic and Rosicrucian Symbolical Philosophy: Being an Interpretation of the Secret Teachings concealed within the Rituals, Allegories and Mysteries of all Ages“, besser bekannt als „The Secret Teachings of All Ages“<ref name="Teachings" />{{rp|vi}}, das ihn schlagartig einem weiten Publikum bekannt machte. Die wichtigsten Bücher, die darauf folgten, sind „The Dionysian Artificers“ (1936), „Freemasonry of the Ancient Egyptians“ (1937), and „Masonic Orders of Fraternity“ (1950).
1918 gehörte Korsch zu den Mitbegründern des [[Arbeiter- und Soldatenrat]]s in [[Meiningen]], 1919 war er zeitweise Mitglied der [[Sozialisierungskommission]] für den Kohlenbergbau in Berlin, im Juni des Jahres schloss er sich der [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] an und gehörte hier bald zum linken Flügel, der sich 1920 für den Zusammenschluss mit der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] auf dem Parteitag in Halle aussprach.<ref>Entgegen [[Erich Gerlach (Politiker)|Erich Gerlachs]] Darstellung, ''Die Entwicklung des Marxismus …'', S. 18, betont Michael Buckmiller, dass Korsch damals die vorbehaltlose Zustimmung zur Vereinigung forderte. Nach Gerlachs eigener Darstellung äußerte Korsch Zweifel erst 1941.
Michael Buckmiller, ''Marxismus als Realität'', Jahrbuch Arbeiterbewegung, Band 1, ''Über Karl Korsch'', Claudio Pozzoli (Hrsg.), Fischer, Frankfurt/Main, 1973. S. 36&nbsp;f.
Es stimmt also nicht, dass Korsch 1920 „gewisse Vorbehalte bezüglich der 21 Aufnahmebedingungen der [[Kommunistische Internationale|Komintern]]“ artikulierte.</ref> Nebenbei habilitierte er sich im Oktober 1919 über ''Recht und Rechtsschutz im englischen Zivilprozeß'' und wurde zunächst Privatdozent in  Jena, dort dann Ende August 1923 gegen den Willen von Fakultät und Universitätsleitung zunächst zum außerordentlichen, ab 1. Oktober dann zum persönlichen ordentlichen Professor für Zivil-, Prozess- und Arbeitsrecht berufen.<ref>[[Matthias Steinbach]]: ''Das verschlossene Tor der Universität. Karl Korsch (1886-1961).'' In: Ketzer, Käuze, Querulanten. Außenseiter im universitären Milieu. Hrsg. Steinbach, M./Ploenus, M., Jena/Quedlinburg 2008, ISBN 978-3-932906-84-8, S. 288–299.</ref>


Im Mai des Jahres 1923 nahm er an der [[Marxistische Arbeitswoche|Marxistischen Arbeitswoche]] teil, als deren geistiger Urheber er gelten kann.<ref>Michael Buckmiller: ''Die „Marxistische Arbeitswoche“ 1923 und die Gründung des „Instituts für Sozialforschung“.'' In: [[Willem van Reijen]], [[Gunzelin Schmid Noerr]] (Hrsg.): ''Grand Hotel Abgrund.'' Junius, Hamburg 1988, S.&nbsp;141–182, hier S.&nbsp;156.</ref>
Am 28. April 1930 heiratete Hall ''Fay B. deRavenne'', die seit fünf Jahren seine Sekretärin gewesen war. Die Ehe war aber nicht glücklich und am 22. Februar 1941 beging Fay Selbstmord.<ref name="Sahagun" />{{rp|55, 97}} Hall entfernte danach alle Informationen über sie aus seinen Schriften. Am 5. Dezember 1950 heiratete Hall ''Marie Schweikert Bauer'' (1904-2005), mit der ihn schon eine lange Freundschaft verband.<ref name="Sahagun" />{{rp|120, 127, 133, 278}}


Vom 16. Oktober bis zum 12. November 1923 war Korsch Justizminister der kurzlebigen Koalitionsregierung von SPD und KPD in Thüringen und musste nach deren Absetzung durch Reichspräsident [[Friedrich Ebert|Ebert]] zeitweise untertauchen. Korsch hatte zur Bildung proletarischer Hundertschaften aufgerufen und sie einexerziert.<ref>Michael Buckmiller: ''Marxismus als Realität.'' In: ''Jahrbuch Arbeiterbewegung'', Nr. 1, ''Über Karl Korsch'', Claudio Pozzoli (Hrsg.), Fischer, Frankfurt/Main 1973, S.&nbsp;55.</ref> Nach dieser prägenden Erfahrung eines an der SPD gescheiterten Aufstandes rückte die KPD nach links, auch Korsch vertrat bis zu seinem Parteiausschluss eine ultralinke, „leninistische“ Position in der KPD.
1934 begründete Hall die [[Philosophical Research Society]] in Los Angeles. Nachdem Hall jahrelang über die Geschichte und die Aufgabe der [[Freimaurerei]] geschrieben hatte, wurde er am 28. Juni 1954 in die ''Jewel Lodge No. 374'' in [[Wikipedia:San Francisco|San Francisco]] aufgenommen und am 22. November des selben Jahres zum Meister erhoben. Ein Jahr später wurde er in das [[Hochgradsystem]] nach [[Schottischer Ritus|Schottischem Ritus]] eingeführt. Den Regeln entsprechend schrieb Hall danach niemals wieder über die Freimaurerei. Den 32° erhielt Hall später von der ''Valley of San Francisco AASR (SJ)'' und am 8. Dezember 1973 wurde ihm bei einer Zeremonie in der ''Philosophical Research Society'' der 33° - der höchste Grad nach Schottischem Ritus - feierlich zuerkannt.


Im Februar 1924 wurde Korsch in den [[Thüringer Landtag (Weimarer Republik)|Thüringer Landtag]] gewählt, im Juli rückte er in den [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstag]] nach, gab daraufhin sein Landtagsmandat auf und wurde auch bei den Wahlen im Dezember 1924 wiedergewählt. Er übernahm die Funktion des Chefredakteurs des KPD-Theorieorgans ''Die Internationale'' und nahm im Sommer 1924 am 5.&nbsp;Weltkongress der Komintern in Moskau teil. Der Versuch Korschs, im Mai 1924 in Jena eine Antrittsvorlesung zu halten und an die Universität zurückzukehren, scheiterte.<ref>[[Matthias Steinbach]]: ''Das verschlossene Tor der Universität. Karl Korsch (1886-1961).'' In: Ketzer, Käuze, Querulanten. Außenseiter im universitären Milieu. Hrsg. Steinbach, M./Ploenus, M., Jena/Quedlinburg 2008, ISBN 978-3-932906-84-8, S. 296f.</ref> Die neue Landesregierung ([[Deutsche Volkspartei|DVP]], [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]], [[Thüringer Landbund]]) verweigerte ihm die Ausübung seines Lehrauftrages, beließ ihm aber offiziell Rechte und Titel eines ordentlichen Professors. Durch das im April 1933 erlassene [[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums]] wurde Korsch offiziell entlassen.
1938 schrieb Hall für die [[Wikipedia:Warner Bros. Entertainment|Warner Brothers]] die Vorlage zu [[WikipediaEN:When Were You Born|When Were You Born]], einem Mystery-Krimi mit [[Astrologie|astrologischem]] Hintergrund und ermunterte die Chefs der Unterhaltungsindustrie, neue Märkte durch Filme und Radioprogramme mit mystisch angehauchten Themen zu erschließen.  


== Theoretiker der unabhängigen Linken ==
Während des [[Wikipedia:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] erwies sich Hall als rechter Patriot und verbreitete obskure Geschichten, wonach die [[Wikipedia:Vereingte Staaten|Vereinigten Staaten]] Teil eines von einer uralten Liga der Nationen vorbereiteten Expirements sei, um ein weltweites „Philosophisches Reich“ zu errichten. Hall sah darin die „geheime Bestimmung Amerikas“, die schon lange zuvor durch die Reiche der [[Wikipedia:Azteken|Azteken]] und [[Wikipedia:Maya|Maya]] vorbereitet worden sei. Immerhin [[Wikipedia:Harry S. Truman|Harry S. Truman]], von 1945 bis 1953 der [[Wikipedia:Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten|33.]] [[Wikipedia:Präsident der Vereinigten Staaten|Präsident der Vereinigten Staaten]] Halls Schriften in seinem Bücherregal und der [[Wikipedia:Gouverneur von Kalifornien|Gouverneur von Kalifornien]] ''Goodwin Knight'' engagierte sich für Halls Gesellschaft. Filmstars wie [[Wikipedia:Bela Lugosi|Bela Lugosi]], [[Wikipedia:Lew Ayres|Lew Ayres]] und [[Wikipedia:Gloria Swanson|Gloria Swanson]] waren eng mit Hall befreundet.
1925 begann Korsch zunehmend die [[Stalinisierung]] von Komintern und KPD zu kritisieren und zog sich aus der Redaktion der ''Internationale'' zurück; ab Herbst 1925 begannen Versuche, die ultralinke Opposition in der KPD zu sammeln, die in der Gründung der KPD-internen Fraktion [[Entschiedene Linke]] im Januar 1926 und der Monatszeitschrift ''[[Kommunistische Politik]]'' im Februar 1926 mündeten. Am 3. Mai des Jahres erfolgte daraufhin der Parteiausschluss. Gemeinsam mit den beiden ebenfalls ausgeschlossenen Kommunisten [[Ernst Schwarz (KPD)|Ernst Schwarz]] und [[Heinrich Schlagewerth]] formierte Korsch im Reichstag die [[Gruppe Internationaler Kommunisten]] und schloss sich im November 1926 der Gruppe der [[Linke Kommunisten|Linken Kommunisten]] im Reichstag an, dort arbeitete er unter anderem mit dem ebenfalls ausgeschlossenen Abgeordneten [[Werner Scholem]] zusammen. Auf internationaler Ebene unterhielt Korsch Kontakte zu anderen linken Kritikern des Stalinismus wie [[Amadeo Bordiga]] in Italien und [[Timofei Wladimirowitsch Sapronow|Timofej Sapronow]] in der [[Sowjetunion]]. 1927 kritisierte er als einziger Redner im Reichstag den deutsch-sowjetischen Handelsvertrag.


Unter anderem wegen Korschs Unterstützung der ''[[Erklärung der 700]]'', eines Aufrufes der gemäßigteren KPD-Linken, kam es zur Trennung von Ernst Schwarz und der Einstellung der Zeitschrift. In der Folge agierte die ''Korsch-Gruppe'' bis 1933 eher als lockerer Zusammenschluss von Zirkeln; Kontakte wurden dabei unter anderem zur SPD-Linken, zum [[Leninbund]], zur [[Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands|KAPD]] und zur Widerstandsbewegung [[Rote Kämpfer]] gepflegt. Angestrebt wurde eine intensivere Zusammenarbeit der Linken.
[[Datei:Manly Hall.jpg|mini|Manly Hall in späteren Jahren.]]
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Ende der [[Wikipedia:1950er|1950er]]-Jahre fanden Halls Ideen nur mehr wenig Beachtung. Die alten Überlieferungen, von denen er schrieb, erschienen plötzlich nutzlos. Viele seiner Aussagen wurden auch durch den [[wissenschaft]]lichen Fortschritt relativiert. In der folgenden Ära der [[Sexualität|sexuellen Befreiung]], der [[Psychoaktive Substanz|bewusstseinserweiternden Drogen]] und der [[Wikipedia:Hippie|Hippie]]-Kultur schienen Halls Ideen und moralische Ansprüche hoffnungslos veraltet. Dessen wurde sich Hall auch zunehmend bewusst. In den [[Wikipedia:1980er|1980er]]-Jahren sah er nur allzu klar, dass ihn die Unstimmigkeiten seiner Schriften und auch persönliche Fehler nun einholten. Zu sehr auch hatte er sich selbst zum großen [[Eingeweihter|Eingeweiten]] hochstilisiert.


Eine enge Zusammenarbeit gab es zeitweise auch mit einer linken unabhängigen Gewerkschaft, dem [[Deutscher Industrie-Verband|Deutschen Industrie-Verband]] (DIV), für den Korsch Vorträge und Kurse vor allem zu [[Arbeitsrecht (Deutschland)|arbeitsrechtlichen]] Themen veranstaltete und für dessen Zeitung ''Kampf-Front'' er mehrere Artikel verfasste.
Wenige Monate vor seinem Tod, am 26. Mai 1990, hielt Hall, mittlerweile hochbetagt und gebrechlich, einen Vortrag im Freimaurertempel am Wilshite Boulevard, in dem er das herannahende [[Wikipedia:21. Jahrhundert|21. Jahrhundert]] mit dem [[21. Lebensjahr]] des Menschen verglich. Es komme nun für die [[Menschheit]] das Zeitalter des ''Erwachsenwerdens''. Amerika müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden und an seiner eigenen Reife arbeiten, in einem Zeitalter, das von der Ausbeutung der Natur, politischer Korruption, explosiv zunehmender Kriminalität und einer völlig verfehlten Erziehung der Kinder geprägt sei. Die Freimaurer, so betonte Hall, sollten sich daran erinnern, dass es etwas gibt, für das es sich zu leben lohnt. Die 30-minütige Rede, die er in seinem Rollstuhl sitzend hielt, war einer der letzten öffentlichen Auftritte von Manly Palmer Hall.
Ab 1931 schrieb und diskutierte er auch regelmäßig in der von [[Franz Jung]] und [[Harro Schulze-Boysen]] herausgegebenen Zeitschrift ''[[Der Gegner]]''.


Korsch widmete sich in diesen Jahren intensiven theoretischen Studien und Diskussionen. Er diskutierte  mit [[Alfred Döblin]], [[Isaac Nachman Steinberg|Isaak Steinberg]] sowie auch mit [[Erich Mühsam]], [[Augustin Souchy]] und anderen und war 1931 als Gast auf dem Kongress der [[Anarchosyndikalismus|anarchosyndikalistischen]] [[Confederación Nacional del Trabajo|CNT]] in Madrid zugegen.
Im August 1990, sechs Tage nachdem Hall seinen Betreuer und Vertrauten ''Daniel Fritz'' zum Universalerben und künftigen Verwalter der ''Philosophical Research Society'' eingesetzt hatte, die immerhin einen Gesamtwert von gut 5 Millionen [[Wikipedia:US-Dollar|US-Dollar]] repräsentierte, starb Hall unter höchst mysteriösen Umständen. Nach der Aussage von Fritz wurde Halls Tod auf Wunsch seiner Gattin Marie 72 Stunden lang geheim gehalten. Am 29. August 1990 meldete Fritz telefonisch, dass Hall eines natürlichen Todes gestorben sei. Doch der Zustand des ungewöhnlich fahlen Leichnams, aus dessen Nase, Ohren und Mund Ströme von Ameisen krochen, machte den Arzt, der den Totenschein ausstellte, misstrauisch. Die Polizei vermutete, dass Fritz seinen Chef ermordet hatte, doch beweisen konnte sie es nicht.
 
== Exil ==
1933 nach dem Machtantritt der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] tauchte Korsch zunächst unter, emigrierte im Herbst des Jahres dann [[Deutschsprachige Emigration nach Dänemark 1933–1945|nach Dänemark]], danach nach [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und schließlich 1936 in die [[Vereinigte Staaten|USA]]. Im Exil arbeitete er mit [[Bertolt Brecht]], Mitgliedern der [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (1931)|SAPD]] und [[Rätekommunismus|rätekommunistischen]] Gruppen wie dem Kreis um [[Paul Mattick]] in den USA zusammen, daneben widmete er sich intensiven theoretischen Studien (beispielsweise über [[Karl Marx]], [[Michail Alexandrowitsch Bakunin|Michail Bakunin]] und [[Soziologie|soziologische]] Themen). 1935 wurde Korsch von der KPD als „trotzkistischer Hitleragent“ verleumdet. In den USA erhielt Korsch mehrere Lehr- und Forschungsaufträge und Gastprofessuren an Universitäten, unter anderem am ''Washington State College'' in Pullmann und an der [[Tulane University]] in New Orleans, aber viele seiner Bewerbungen für Lehrstühle wurden aus politischen Gründen abgelehnt. Ab 1956 machte sich bei Korsch eine schwere Erkrankung (Zersetzung von Hirnzellen) bemerkbar, seine letzten vier Lebensjahre musste er in Krankenhäusern und Sanatorien verbringen. Er starb 1961.
 
== Theoretische Ansätze und Wirkung ==
Als [[Rechtswissenschaft|Rechtsprofessor]], der kaum lehren durfte, war er [[Sozialphilosophie|Sozialphilosoph]], mit einem engagierten Zwischenspiel Politiker und Parlamentarier. Er war 1923 Mitbegründer des [[Institut für Sozialforschung|Instituts für Sozialforschung]] in Frankfurt am Main. Dabei nahm er im Unterschied zur [[Kritische Theorie|Kritischen Theorie]] stärker eine Vermittlerrolle zwischen dem Wissenschaftsanspruch des [[Positivismus]] und der [[Sozialismus|sozialistischen]] Theorie und Praxis der [[Materialismus|materialistischen]] [[Dialektik]] nach [[Karl Marx]] ein.
 
In der 1923 erschienenen Schrift ''Marxismus und Philosophie'', die neben [[Georg Lukács]]’ ''[[Geschichte und Klassenbewußtsein]]'' zu den bedeutendsten Schriften des [[Kritischer Marxismus|kritischen Marxismus]] zählt, wendet Korsch zum ersten Mal die materialistische Geschichtsauffassung auf den Marxismus selbst an<ref>[[David Rjazanov]] wandte zuvor schon 1922 in einer Vortragsreihe die Methode des historischen Materialismus auf das Leben von Marx und Engels an. Vgl. Rjazanov, ''Marx und Engels – nicht nur für AnfängerInnen''. Aufstand der Vernunft, Nr.4. Der Funke: Wien, 2005. Seite 181.</ref> und untersucht die Frage, warum die deutsche [[Sozialdemokratie]] der [[Sozialistische Internationale|2. Internationale]] in der [[Novemberrevolution|Revolution von 1918]] so „versagt“ habe. Zunächst als Aktualisierung der Marxschen Theorie im Sinne der [[Wladimir Iljitsch Lenin|Leninschen]] Schrift ''[[Staat und Revolution]]'' intendiert, enthält ''Marxismus und Philosophie'' schon die Elemente für die fundamentale Kritik des [[Leninismus]] in der zweiten Auflage 1930.
 
[[Bertolt Brecht]] betrachtete Karl Korsch als seinen Lehrer in Sachen [[Marxismus]]. Weitere wichtige Schüler von Karl Korsch waren [[Kurt Mandelbaum]], [[Kurt Brandis]], [[Heinz Langerhans]] und [[Erich Gerlach (Politiker)|Erich Gerlach]]. Eine bedeutende Rolle spielten die Ideen von Karl Korsch in der theoretischen Debatte des [[Sozialistischer Deutscher Studentenbund|SDS]] in den frühen und mittleren 1960er Jahren.
 
Seit 1978 wird im Auftrag des [[Internationales Institut für Sozialgeschichte|Internationalen Instituts für Sozialgeschichte]] (IISG) in Amsterdam und des Instituts für Politische Wissenschaft der Universität Hannover von [[Michael Buckmiller]] die ''Korsch-Gesamtausgabe'' im [[Offizin-Verlag]] in Hannover herausgegeben. Dort sind von 1980 bis 2016 insgesamt neun Bände erschienen.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Karl Korsch}}
 
== Werke (Auswahl) ==
* ''Arbeitsrecht für Betriebsräte. Das Betriebsrätegesetz vom 4. Februar 1922''. Franke, Berlin 1922.
* ''Kernpunkte der materialistischen Geschichtsauffassung. Eine quellenmäßige Darstellung''. Viva, Leipzig, 1922.
* ''Marxismus und Philosophie''. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1923. (Hrsg. von Erich Gerlach. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1966.)
* ''Karl Marx''. Hrsg. von Götz Langkau. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1967.
* ''Schriften zur Sozialisierung''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1969.
* ''Die materialistische Geschichtsauffassung und andere Schriften''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1971.
* ''Revolutionärer Klassenkampf. Diktatur des Proletariats und die Staatstheorie bei Marx, Engels, Lenin''. Kollektivverlag, Berlin 1972.
* ''Kommentare zur Deutschen "Revolution" und ihrer Niederlage''. Prolit, Gießen 1972.
* ''Gesamtausgabe. Band 1: Recht, Geist und Kultur''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1980.
* ''Gesamtausgabe. Band 2: Rätebewegung und Klassenkampf''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1980.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Erich Gerlach: ''Die Entwicklung des Marxismus von der revolutionären Philosophie zur wissenschaftlichen Theorie proletarischen Handelns bei Karl Korsch.'' In: Karl Korsch: ''Marxismus und Philosophie.'' 3. Auflage. Hrsg. Erich Gerlach. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1966.
* Louis Sahagun: ''Master of the Mysteries''. Process, Port Townsend 2008, ISBN 978-1-934170-02-1.
* Richard Albrecht: ''Die Kritik von Korsch an Pannoekoek.'' In: ''Das Argument.'' Jg. 14, Nr. 74, 1972, {{ISSN|0004-1157}}, S. 586–625.
* Manly P. Hall, Jimmy Deix: ''Die Eingeweihten der Flamme.'' 2016, ISBN 978-3-9524616-0-0. (deutsche Erstveröffentlichung von "The Initiates of the Flame")
* Michael Buckmiller: ''Marxismus als Realität. Zur Rekonstruktion der theoretischen und politischen Entwicklung von Karl Korsch.'' In: Claudio Pozzoli (Hrsg.): ''Jahrbuch Arbeiterbewegung.'' Band 1: ''Über Karl Korsch.'' Fischer, Frankfurt am Main 1973, ISBN 3-436-01793-0, S. 15–85.
* Manly P. Hall, Jimmy Deix: ''Das Mysterium des Feuers.'' 2017, ISBN 978-3-9524616-1-7. (deutsche Übersetzung von "Melchizedek and the Mystery of Fire: A Treatise in Three Parts")
* Heinz Brüggemann: ''Bert Brecht und Karl Korsch, Fragen nach Lebendigem und Totem im Marxismus.'' In: ''Jahrbuch Arbeiterbewegung.'' Band 1. S. 177–188.
* Douglas Kellner (Hrsg.): ''Karl Korsch. Revolutionary Theory.'' University of Texas Press, Austin 1977, ISBN 0-292-74301-7, ([http://www.gseis.ucla.edu/faculty/kellner/Korsch.pdf Volltext], PDF-Datei; 11,92 MB).
* Wolfgang Zimmermann: ''Korsch zur Einführung.'' Soak, Hannover 1978, ISBN 3-88209-011-1.
* Michael Buckmiller (Hrsg.): ''Zur Aktualität von Karl Korsch.'' Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main, 1981, ISBN 3-434-00449-1.
* ''[http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=4626 Korsch, Karl]''. In: {{BibISBN|3320021306}}
* {{NDB|12|599|600|Korsch, Karl|Hermann Weber|118565567}}
* Michael Buckmiller: ''Die Marx-Interpretation im Briefwechsel zwischen Karl Korsch und Roman Rosdolsky.'' In: ''Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge. Sonderband 5. Die Marx-Engels-Werkausgaben in der UdSSR und DDR (1945–1968).'' Argument Verlag, Hamburg 2006, S. 303–367 ISBN 3-88619-691-7 <small>mit 30 Briefen</small>
* Matthias Steinbach: ''Das verschlossene Tor der Universität. Karl Korsch (1886-1961).'' In: Ketzer, Käuze, Querulanten. Außenseiter im universitären Milieu. Hrsg. Steinbach, M./Ploenus, M., Jena/Quedlinburg 2008, ISBN 978-3-932906-84-8, S. 288–299.
* Matthias Steinbach: ''Marx für Stehkragenproletarier? Zu Karl Korschs Idee und Praxis einer marxistischen Arbeiterbildung im Jenaer Mikrokosmos der früheren Weimarer Republik.'' In: ''Prüfstein Marx. Zur Edition und Rezeption eines Klassikers.'' Hrsg. M. Steinbach/M. Ploenus, Berlin 2013, ISBN 978-3-86331-118-6, S. 198–210.
* Arnold Schölzel ''Karl Korschs "undogmatischer Marxismus", ein Beitrag zur Untersuchung der Entwicklungsgeschichte des philosophischen Revisionismus'' Diss. HU Berlin 1982


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://prs.org/wpcms/ Philosophical Research Society]
* {{DNB-Portal|118565567}}
* [http://www.sacred-texts.com/eso/sta/ The Secret Teachings of all Ages] auf sacred - texts.com
* {{DDB|Person|118565567}}
* [http://www.manlyphall.org/ The Manly Palmer Hall Archive]
* {{ReichstagDB|118565567}}
* {{AdR|118565567}}
* [http://www.marxists.org/deutsch/archiv/korsch/index.htm Karl Korsch Archiv] im Marxists Internet Archive (MIA)
* [http://www.marxists.org/archive/korsch/memories-korsch.htm Memories of Karl Korsch], (html, auf MIA) Interview mit Hedda Korsch nach: ''New Left Review'', Nr. 76, 1972 (englisch)
* [http://www.workerscontrol.net/de/activists/karl-korsch Texte zu Karl Korsch im Internetarchiv workerscontrol.net]
* [http://www.trend.infopartisan.net/trd0215/t020215.html deutschsprachige Netzfassung von KKs "Why I am Marxist" 1935]


== Einzelnachweise ==
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Version vom 22. Oktober 2017, 14:24 Uhr

Manly Palmer Hall (vor 1930)

Manly Palmer Hall (* 18. März 1901 in Peterborough, Ontario; † 29. August 1990 in Los Angeles) war ein kanadischer Autor, Mystiker und Gründer der Philosophical Research Society. Bekannt wurde er durch sein 1928 veröffentlichtes Werk „The Secret Teachings of All Ages“.[1] In einem Zeitraum von mehr als 70 Jahren hielt Hall etwa 8000 Vorträge und schrieb neben verschiedenen Zeitungsartikeln mehr als 150 Bücher und Aufsätze.

Leben

Halls Eltern waren der Zahnarzt William S. Hall und Louise Palmer Hall, die 15 Jahre lang als Chiropraktikerin in den Goldfeldern von Alaska praktiziert hatte. Die Eltern ließen sich schon bald scheiden und Manly Hall wuchs bei Florence Palmer, seiner Großmutter mütterlicherseits auf, mit der er unstet von Stadt zu Stadt zog. 1919 lebten sie gerade in New York City, als die Großmutter plötzlich starb. Daraufhin suchte Hall notgedrungen seine Mutter auf, die mittlerweile in Santa Monica lebte und Mitglied des zwischen 1909 und 1911 von Max Heindel gegründeten Rosicrucian Fellowship war. Durch die Begegnung mit seiner Mutter wurde Halls Interesse für die Mystik und die esoterische Philosophien geweckt und er sah auch, wie überall in Kalifornien religöse und spiituelle Bewegungen aufblühten. Er fühlte sich wie am Geburtsort einer spirituellen Revolution. Weniger als ein Jahr später hielt er schon seinen ersten Vortrag zum Thema Reinkarnation.[2]:15-18 Das Vermächtnis von Weisen wie Platon, Buddha, Paulus und der antiken heidnischen Mathematikerin und Philosophin Hypatia sah er als Heilmittel gegen den durch die Wissenschaften zunehmend geschürten Materialismus an.

Noch 1919 wurde der damals 18-jährige Hall Prediger in der Church of the People am Trinity Auditorium in der Innenstadt von Los Angeles. Er informierte sich ausführlich über „vergleichende Religion, Philosophie, Soziologie und Psychologie“ und „wurde scheinbar über Nacht... zur umfangreichen Quelle einer erstaunlichen Auswahl an eklektisch, geistigen Materialien, die sowohl mit dem Verstand, als auch mit dem Unterbewusstsein in Resonanz stehen.“[2]:21 Er wurde am 17. Mai 1923 in der Church of the People zum Priester geweiht, und „wurde wenige Tage später zum dauerhaften Pastor der Gemeinde gewählt.“[2]:28

Seine ersten Veröffentlichungen waren zwei kleine Broschüren, „The Breastplate of the High Priest“ (1920) und „Wands and Serpents“. Zwischen 1921 und 1923 schrieb er drei Bücher: „The Initiates of the Flame“ (Oktober 1922), „The Ways of the Lonely Ones“ (1922) und „The Lost Keys of Freemasonry“ (März 1923).

In den frühen 1920er Jahren begannen Carolyn Lloyd und ihre Tochter Estelle, deren Familie ein wertvolles Ölfeld in Ventura County, Kalifornien besaß, „einen beträchtlichen Teil ihrer Öleinnahmen an Hall zu übertragen“, der das Geld verwendete, um zu reisen und eine ausgiebige persönliche Bibliothek der antiken Literatur zu erwerben.[2]:38-43 Halls „erste Reise um die Welt, um das Leben, die Sitten und Religionen der Länder in Asien und Europa zu studieren“, die am 5. Dezember 1923 begonnen hatte, wurde durch Spenden von Carolyn Lloyd und seiner Gemeinde bezahlt.[2]:41 Leidenschaftlich sammelte Hall Bücher, Briefmarken, Kunstwerke - und gute Witze, mit denen er gerne seine Vorträge und Schriften auflockerte. Darüber hinaus war er eine sehr zwiespältige Persönlichkeit. Er wirkte charismatisch, arrogant und gelehrt, oft auch sehr intuitiv, humorvoll, manchmal auch trügerisch und selbstzerstörerisch.

Im Jahr 1928 veröffentlichte Hall „An Encyclopedic Outline of Masonic, Hermetic, Qabbalistic and Rosicrucian Symbolical Philosophy: Being an Interpretation of the Secret Teachings concealed within the Rituals, Allegories and Mysteries of all Ages“, besser bekannt als „The Secret Teachings of All Ages“[1]:vi, das ihn schlagartig einem weiten Publikum bekannt machte. Die wichtigsten Bücher, die darauf folgten, sind „The Dionysian Artificers“ (1936), „Freemasonry of the Ancient Egyptians“ (1937), and „Masonic Orders of Fraternity“ (1950).

Am 28. April 1930 heiratete Hall Fay B. deRavenne, die seit fünf Jahren seine Sekretärin gewesen war. Die Ehe war aber nicht glücklich und am 22. Februar 1941 beging Fay Selbstmord.[2]:55, 97 Hall entfernte danach alle Informationen über sie aus seinen Schriften. Am 5. Dezember 1950 heiratete Hall Marie Schweikert Bauer (1904-2005), mit der ihn schon eine lange Freundschaft verband.[2]:120, 127, 133, 278

1934 begründete Hall die Philosophical Research Society in Los Angeles. Nachdem Hall jahrelang über die Geschichte und die Aufgabe der Freimaurerei geschrieben hatte, wurde er am 28. Juni 1954 in die Jewel Lodge No. 374 in San Francisco aufgenommen und am 22. November des selben Jahres zum Meister erhoben. Ein Jahr später wurde er in das Hochgradsystem nach Schottischem Ritus eingeführt. Den Regeln entsprechend schrieb Hall danach niemals wieder über die Freimaurerei. Den 32° erhielt Hall später von der Valley of San Francisco AASR (SJ) und am 8. Dezember 1973 wurde ihm bei einer Zeremonie in der Philosophical Research Society der 33° - der höchste Grad nach Schottischem Ritus - feierlich zuerkannt.

1938 schrieb Hall für die Warner Brothers die Vorlage zu When Were You Born, einem Mystery-Krimi mit astrologischem Hintergrund und ermunterte die Chefs der Unterhaltungsindustrie, neue Märkte durch Filme und Radioprogramme mit mystisch angehauchten Themen zu erschließen.

Während des Zweiten Weltkriegs erwies sich Hall als rechter Patriot und verbreitete obskure Geschichten, wonach die Vereinigten Staaten Teil eines von einer uralten Liga der Nationen vorbereiteten Expirements sei, um ein weltweites „Philosophisches Reich“ zu errichten. Hall sah darin die „geheime Bestimmung Amerikas“, die schon lange zuvor durch die Reiche der Azteken und Maya vorbereitet worden sei. Immerhin Harry S. Truman, von 1945 bis 1953 der 33. Präsident der Vereinigten Staaten Halls Schriften in seinem Bücherregal und der Gouverneur von Kalifornien Goodwin Knight engagierte sich für Halls Gesellschaft. Filmstars wie Bela Lugosi, Lew Ayres und Gloria Swanson waren eng mit Hall befreundet.

Manly Hall in späteren Jahren.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Ende der 1950er-Jahre fanden Halls Ideen nur mehr wenig Beachtung. Die alten Überlieferungen, von denen er schrieb, erschienen plötzlich nutzlos. Viele seiner Aussagen wurden auch durch den wissenschaftlichen Fortschritt relativiert. In der folgenden Ära der sexuellen Befreiung, der bewusstseinserweiternden Drogen und der Hippie-Kultur schienen Halls Ideen und moralische Ansprüche hoffnungslos veraltet. Dessen wurde sich Hall auch zunehmend bewusst. In den 1980er-Jahren sah er nur allzu klar, dass ihn die Unstimmigkeiten seiner Schriften und auch persönliche Fehler nun einholten. Zu sehr auch hatte er sich selbst zum großen Eingeweiten hochstilisiert.

Wenige Monate vor seinem Tod, am 26. Mai 1990, hielt Hall, mittlerweile hochbetagt und gebrechlich, einen Vortrag im Freimaurertempel am Wilshite Boulevard, in dem er das herannahende 21. Jahrhundert mit dem 21. Lebensjahr des Menschen verglich. Es komme nun für die Menschheit das Zeitalter des Erwachsenwerdens. Amerika müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden und an seiner eigenen Reife arbeiten, in einem Zeitalter, das von der Ausbeutung der Natur, politischer Korruption, explosiv zunehmender Kriminalität und einer völlig verfehlten Erziehung der Kinder geprägt sei. Die Freimaurer, so betonte Hall, sollten sich daran erinnern, dass es etwas gibt, für das es sich zu leben lohnt. Die 30-minütige Rede, die er in seinem Rollstuhl sitzend hielt, war einer der letzten öffentlichen Auftritte von Manly Palmer Hall.

Im August 1990, sechs Tage nachdem Hall seinen Betreuer und Vertrauten Daniel Fritz zum Universalerben und künftigen Verwalter der Philosophical Research Society eingesetzt hatte, die immerhin einen Gesamtwert von gut 5 Millionen US-Dollar repräsentierte, starb Hall unter höchst mysteriösen Umständen. Nach der Aussage von Fritz wurde Halls Tod auf Wunsch seiner Gattin Marie 72 Stunden lang geheim gehalten. Am 29. August 1990 meldete Fritz telefonisch, dass Hall eines natürlichen Todes gestorben sei. Doch der Zustand des ungewöhnlich fahlen Leichnams, aus dessen Nase, Ohren und Mund Ströme von Ameisen krochen, machte den Arzt, der den Totenschein ausstellte, misstrauisch. Die Polizei vermutete, dass Fritz seinen Chef ermordet hatte, doch beweisen konnte sie es nicht.

Literatur

  • Louis Sahagun: Master of the Mysteries. Process, Port Townsend 2008, ISBN 978-1-934170-02-1.
  • Manly P. Hall, Jimmy Deix: Die Eingeweihten der Flamme. 2016, ISBN 978-3-9524616-0-0. (deutsche Erstveröffentlichung von "The Initiates of the Flame")
  • Manly P. Hall, Jimmy Deix: Das Mysterium des Feuers. 2017, ISBN 978-3-9524616-1-7. (deutsche Übersetzung von "Melchizedek and the Mystery of Fire: A Treatise in Three Parts")

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Manly P. Hall: An Encyclopedic Outline of Masonic, Hermetic, Qabbalistic and Rosicrucian Symbolical Philosophy: Being an Interpretation of the Secret Teachings concealed within the Rituals, Allegories and Mysteries of all Ages. (= Diamond Jubilee ed.). The Philosophical Research Society, Los Angeles, California 1988, ISBN 0-89314-830-X. (Nachdruck der Ausgabe 1928)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Louis Sahagun: Master of the Mysteries: The Life of Manly Palmer Hall. Process Media, Port Townsend, Washington 2006.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Manly Palmer Hall aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.