Enzyklopädie

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Plinius der Ältere, Naturalis historia in der Handschrift Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 82.4, fol. 3r (15. Jahrhundert)
Erste Ausgabe des Dictionnaire historique et critique publiziert in Rotterdam (1697)
Titelseite des ersten Bandes der Encyclopédie von 1751
Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14. Auflage von 1896
Das bekannte Logo von Wikipedia: Eine aus Puzzleteilen mit Schriftzeichen in verschiedenen Sprachen zusammengesetzte, oben noch nicht ganz geschlossene, hellgraue Kugel.

Eine Enzyklopädie (griech. ἐγκύκλιος παιδεία ègkyklios paideia „Kreis der Bildung“) ist ein umfangreiches allgemeines oder fachspezifisches, zwischen Lehrbuch und Wörterbuch angesiedeltes Nachschlagewerk, das den aktuellen, wissenschaftlich gesichert scheinenden Wissensstand seiner Zeit widerspiegeln soll und wegen seiner alphabetischen Anordnung auch als Lexikon (von griech. λεξικόν „Wörterbuch“, aus λέξις lexis „Wort“) bezeichnet wird. Ein Fachlexikon, auch Fachwörterbuch, Sachwörterbuch, Sachlexikon oder Reallexikon (von lat. res „Sache“) genannt, beschränkt sich auf ein bestimmtes Fachgebiet, das hier ausführlicher dargestellt wird. Ein Hauslexikon berücksichtigt vor allem Fragen des täglichen Lebens.

Geschichte

Die älteste vollständig überlieferte, systematisch geordnete Enzyklopädie ist die monumentale, im 1. Jahrhundert von Plinius dem Älteren verfasste „Naturalis historia“ (lat., auch Historia naturalis, „Naturgeschichte“), die 37 Bücher mit insgesamt 2493 Kapiteln umfasst, wobei jeder Band einem bestimmten Fachgebiet gewidmet war, sodass die einzelnen Bände auch unabhängig voneinander benutzt werden konnten.

Die Suda (mittelgriech. ἡ Σοῦδα „die Befestigungsanlage“, gemeint vermutlich im Sinn von „Festung des Wissens“), die wahrscheinlich um 970 entstand, ist mit über 30.000 alphabetisch geordneten Einträgen das umfangreichste erhaltene byzantinische Lexikon und damit ein früher Vorläufer moderner Enzyklopädien.

1697 erschien die Erstausgabe des Dictionnaire historique et critique des französischen Frühaufklärers Pierre Bayle (1647-1706), dessen Besonderheit darin besteht, dass darin zu jedem Thema mit entsprechenden Quellen belegte Thesen und Gegenthesen einander gegenüber gestellt werden - eine Methode, die in der Antike schon die pyrrhonische Skepsis auszeichnete.

Berühmt ist vor allem auch die von den französischen Enzyklopädisten erstellte Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences (1751–1780). Sie umfasste zunächst 17 Textbände und 11 Bände mit Bildtafeln und wurde ab 1770 von dem Verleger Charles-Joseph Panckoucke um 7 Ergänzungsbände (4 Textbände, 1 Bildband und 2 Registerbände) erweitert. Die Encyclopédie, die mehr als 70.000 Artikel umfasst, gilt als eines der Hauptwerke der Aufklärung und ist entsprechend stark von der damals vorherrschenden rationalistischen Weltanschauung geprägt.

„In Frankreich, angeregt durch den englischen Sensualismus, kam eine rationalistisch, materialistische Anschauung auf. Man begann die Seele abzuleiten aus materiellen Bedingungen, aus dem Stofflichen; man versuchte alles Geistige aus dem Physischen zu erklären. Die Enzyklopädisten ließen den Geist aus der Materie hervorgehen. Wirbel von Atombewegungen waren das Um und Auf, das man in der Welt sah. «Der Mensch ist eine Maschine», so ungefähr formuliert Lamettrie sein materialistisches Glaubensbekenntnis. Schon Goethe klagt, als ihm die Schriften dieser französischen Materialisten - Holbachs «Systeme de la nature» - bekannt werden, sein Unbehagen über die Anmaßung, mit ein paar hingepfahlten Begriffen die ganze Welt erklären zu wollen.“ (Lit.:GA 51, S. 221)

Mit dem aufstrebenden Materialismus des 19. Jahrhunderts setzte sich der bis heute gebräuchliche streng sachlich neutrale Stil der Artikel durch. Im deutschen Sprachraum war lange Zeit die ab 1808 erschienene Brockhaus Enzyklopädie führend, im englischsprachigen Raum die bereits ab 1768 herausgegebene Encyclopaedia Britannica.

Gedruckte Lexika werden heute zunehmend von den viel schneller aktualisierbaren elektronischen Medien verdrängt. 1993 erschien erstmals die auf CD-ROM herausgegebene und kurzzeitig sehr erfolgreiche Microsoft Encarta, die aber bereits 2009 wieder eingestellt wurde, nachdem ihr die 2001 von Jimmy Wales gegründete, über das Internet abrufbare Wikipedia den Rang abgelaufen hatte und heute zum weltweit abrufbaren und beiweiten umfassendsten Standardwerk des Allgemeinwissens geworden ist. Wikipedia ist zugleich die weltweit erste namhafte Enzyklopädie, die nicht von ausgewiesenen Fachleuten sondern von einer breiten internationalen, großteils anonymen Community erstellt und laufend aktualisiert wird.

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Steiner: Über Philosophie, Geschichte und Literatur. Darstellungen an der Arbeiterbildungsschule und der Freien Hochschule in Berlin, GA 51, Dornach 1983
  • Peter Burke: Die Explosion des Wissens. Von der Enzyklopédie bis Wikipedia, Klaus Wagenbach Vlg., Berlin 2014
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wiktionary: Enzyklopädie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Brockhaus
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Encyclopædia Britannica
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 Wikisource: Encyclopædia Britannica – Quellen und Volltexte (english)


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