Wissenschaftstheorie und Soziale Gemeinschaft: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Odyssee
K (Odyssee verschob die Seite Gemeinschaft nach Soziale Gemeinschaft)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Wissenschaftstheorie''' (oder '''(theoretische) Wissenschaftsphilosophie''') ist ein Teilgebiet der [[Philosophie]], das sich mit den Voraussetzungen, Methoden und Zielen von [[Wissenschaft]] und ihrer Form der [[Erkenntnistheorie|Erkenntnisgewinnung]] beschäftigt.  
Eine '''soziale Gemeinschaft''' ist eine '''Menschengemeinschaft''', d.h. eine Gruppe von [[Mensch]]en, die etwas miteinander ''gemein'' (von {{idg|*mei-|tauschen, wechseln}}) haben. Das Gemeinschaftliche kann dabei auf [[leib]]lichen, [[seelisch]]en und/oder [[geist]]igen Faktoren beruhen.  


== Kernfragen ==
== Übersicht ==
Kernfragen der Wissenschaftstheorie lauten:
# Welche Charakteristika weist wissenschaftliche Erkenntnis auf? (z. B. Erklärung, [[Vorhersage]] von experimentellen Ergebnissen)
# Was zeichnet wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn aus ([[Methodologie]])?
# Gibt es wissenschaftlichen [[Fortschritt]]?
# Welchen erkenntnistheoretischen Status haben wissenschaftliche Theorien und die von ihnen postulierten [[Entität]]en? Ist Wissenschaft eine Form von [[Wahrheit]]sfindung oder muss wissenschaftliche Erkenntnis pragmatischer konzipiert werden?


"Wissenschaftliche Ergebnisse müssen so erzeugt sein, daß sie einer Wahrheitsprüfung zugänglich sind."<ref>Gernot Böhme u.a.: "Alternativen in der Wissenschaft", Aufsatz in der Zeitschrift für Soziologie, Jg. 1, Heft 4, Oktober 1972, S. 302 - 316. Zitat S. 306, PDF:[http://www.zfs-online.org/index.php/zfs/article/view/2188]</ref>
Die [[Blutsverwandtschaft]] beruht auf leiblicher [[Vererbung|Abstammung]]; teilweise kann das auch bei der Zugehörigkeit zu einer [[Familie]] (nicht aber bei [[Wikipedia:Adoption|Adoption]] und nur partiell bei [[Wikipedia:Stieffamilie|Patchworkfamilien]]) oder zu einem [[Volk]] bzw. zu einer [[Volk]]sgruppe der Fall sein. Durch die gemeinsame [[Wikipedia:Tradition|Tradition]], durch gemeinsame Lebensgewohnheiten, aber auch durch die [[Äthergeographie|äthergeographischen]] Verhältnisse entsteht eine mehr oder weniger starke [[ätherisch]]e Verbindung, eine gemeinsame [[Äther]]hülle. Die [[physisch]]-[[Geographie|geographischen]] [[terrestrisch]]en Kräfte wirken sogar bis in den [[Physischer Leib|physischen Leib]].
# Welchen Einfluss haben [[wikipedia:Wissenschaftsästhetik|ästhetische Faktoren]] auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf die Entwicklung der Wissenschaften?
# Wie soll das Verhältnis Wissenschaft – [[Ethik]] sein?


Die Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Problemen, vor allem solchen, die die Struktur und Entwicklung wissenschaftlicher Kenntnisse und Methoden betreffen, reicht in ihren Anfängen bis in die Antike zurück ([[Aristoteles]]). Weiterführende Untersuchungen zu Teilproblemen der Wissenschaftstheorie finden sich bei Philosophen wie [[Francis Bacon]], [[René Descartes|Descartes]], [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]], [[wikipedia:Jean Baptiste le Rond d’Alembert|D'Alembert]], [[wikipedia:Denis Diderot|Diderot]], [[Immanuel Kant|Kant]], [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]], [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]], später [[wikipedia:Bernard Bolzano|Bolzano]]. Wissenschaft wird in diesen Untersuchungen vorwiegend als System wissenschaftlicher Erkenntnisse verstanden, und Wissenschaftstheorie ist in diesem Sinne eng mit [[Erkenntnistheorie]] und Methodologie verbunden.
Das '''Gemeinschaftsgefühl''', das '''Wir-Gefühl''' ([[Wikipedia:Kohäsion (Psychologie)|Kohäsion]]), das in alten Zeiten schon unmittelbar durch das gemeinsame [[Blut]] gegeben war, muss heute zunehmend aktiv errungen werden. Die seelische Gemeinschaft kann bis zur echten [[Seelenverwandtschaft]] gesteigert sein. Entscheidend sind hier oft auch [[Karma|karmische]] Faktoren und [[Vorgeburtliches Leben|vorgeburtliche Erlebnisse]]. Am wichtigsten für die zukünftige Entwicklung ist die Bildung [[frei]]er [[geist]]iger Gemeinschaften, die dem [[Individuum]] die Möglichkeit geben, am andern Individuum geistig zu erwachen - und damit für die [[geistige Welt]] überhaupt. Durch freie geistige Gemeinschaften wird das Tor zu höheren geistigen Kräften geöffnet, die dem einzelnen Menschen nicht zugänglich sind. Dadurch wird auch erst wieder eine echte Gemeinschaft der Lebenden und der [[Tote]]n möglich, die in der fernen Vergangenheit zu den blutsverwandten [[Ahnen]] unmittelbar gegeben war. Dann erst nähern wir uns dem höchsten Ziel einer wirklichen '''Menschheitsgemeinschaft'''.


Sie stützt sich auf die Ergebnisse von Untersuchungen zur Wissenschaft, die aus der Sicht der einzelnen [[Einzelwissenschaft|Disziplinen]] gewonnen werden, z.&nbsp;B. Ökonomie, Soziologie, Psychologie u.&nbsp;a., erarbeitet – davon ausgehend – ihr eigenständiges [[Begriff]]ssystem, verallgemeinert auf dieser Grundlage die disziplinären Erkenntnisse und versucht so ihrerseits zum [[interdisziplinär]] einheitlichen theoretischen Fundament aller einzelner Forschungsdisziplinen zu werden.
{{GZ|Es ist bei jeder menschlichen Gemeinschaft so, daß aus der
Gemeinschaft heraus dem Menschen Kräfte zufließen, nur muß die Gemeinschaft
eine wirkliche Gemeinschaft sein. Man muß sie fühlen, empfinden
und erleben.|316|110}}


== Zur Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie ==
== Karmische und vorgeburtliche Ursachen der Gemeinschaftsbildung ==
Kritisch wird gegen den Anspruch der Anthroposophie, Wissenschaft zu sein, eingewendet, daß ihr die [[intersubjektiv]]e Überprüfbarkeit, ein nach modernem Verständnis von Wissenschaft notwendiges Kriterium von Wissenschaftlichkeit, ermangele.


Es gilt zwar auch für die diesbezüglich vorbildlichen Naturwissenschaften, daß der Laie einen Gutteil von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf Glauben hinnehmen muß, weil ihm selbst die Möglichkeiten fehlen, eine Überprüfung durchzuführen. Jedoch gibt es die Forschergemeinschaft, die sich gegenseitig prüft, kritisiert, und gegebenfalls berichtigt. Und man vertraut als Laie dieser Forschergemeinschaft, dem übereinstimmenden Urteil von kompetenten Forschern auf dem gleichen Gebiet, und ''das'' ist Wissenschaft nach dem Kritium der intersubjektiven Überprüfbarkeit.
{{GZ|Da müssen wir unterscheiden zwischen
dem, was uns mit anderen Menschen durch unser eigentliches Schicksal,
durch unser Karma in Beziehung bringt, und dem, was nicht in
diesem engsten Sinne mit unserem individuellen Karma zusammenhängt.
Wir haben auf der einen Seite gewisse Beziehungen zu den
Menschen, die sich einstellen in unserem Leben; wir knüpfen neue Beziehungen
an zu einzelnen Menschen. Wir haben Beziehungen, die
nichts anderes sind als die Wirkungen von anderen Verhältnissen, die
in früheren Erdenleben sich angeknüpft haben. Wir knüpfen hier
wiederum Verhältnisse an, die ihre karmische Entwickelung in späteren
Erdenleben finden werden. Das gibt eine ganze Menge von individuellen
Beziehungen der einzelnen Menschen zu anderen einzelnen
Menschen. Diese Beziehungen, die im wesentlichen mit unserem Karma
im engsten Sinne zusammenhängen, müssen wir unterscheiden von den
weiteren Beziehungen, in die wir dadurch zu Menschen kommen, daß
wir mit ihnen solche Gemeinschaften schließen, durch welche wir einer
religiösen Gemeinde, einem Glaubensbekenntnis mit ihnen gemeinsam
angehören, daß wir mit ihnen in gleichem Sinne erzogen werden, mit
ihnen gemeinschaftlich ein Buch lesen und dergleichen, mit ihnen gemeinsam
irgendeine Kunst genießen und so weiter. Diese Menschen,
mit denen wir also in eine irdische Gemeinschaft kommen, müssen
nicht immer durch eine karmische Beziehung aus einem früheren Erdenleben
mit uns zusammen sein. Es gibt allerdings auch solche Gemeinschaften,
die auf gemeinsame Schicksale in früheren Erdenleben
hinweisen, aber mit diesen großen Gemeinschaften, von denen ich eben
gesprochen habe, ist dieses in der Regel nicht der Fall. Doch führt es
auf etwas anderes zurück. Es führt darauf zurück, daß wir gegen das
Ende der Zeit, die wir in der übersinnlichen Welt zwischen dem Tode
und einer neuen Geburt durchleben, wenn wir in dem Zeiträume ankommen,
der nahe liegt unserer neuen Wiederverkörperung, geistige
Beziehungen eingehen - weil wir bis zu einem gewissen Grade da reif
werden für solche geistige Beziehungen - zu den Hierarchien der
Angeloi, Archangeloi und Archai, also geistige Beziehungen zu den
höheren Hierarchien überhaupt; aber daß wir in der geistig-übersinnlichen
Welt vor unserer neuen Geburt auch anderen Menschenseelen
nahekommen, die später verkörpert werden als wir, die in irgendeiner
Weise noch länger auf ihre Verkörperung zu warten haben.
Wir haben eine ganze Summe von übersinnlichen Begegnungen, die
wir gerade durch unsere besondere Reife machen, bevor wir wiederum
durch eine Geburt in das Erdenleben hereingezogen werden. Und
diese Kräfte, die wir dabei aufnehmen, die stellen uns auf der Erde
an denjenigen Platz hin, wo es uns möglich wird, solche Gemeinschaften
des irdisch-geistigen Lebens zu erleben, von denen ich eben
gesprochen habe.|193|48f}}


Soweit es auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft, der Anthroposophie, diese intersubjektive Überprüfbarkeit noch nicht gibt, (sie ist insofern schon gegeben, als daß andere Geistesforscher <ref>Im Zusammenhang mit der anthroposophischen Bewegung sind hier zu nennen: Valentin Tomberg, Willi Seiss, Jesaia Ben Aharon, Jostein Saether, Heide Oehms, Ralph Melas Große, Verena Stael von Holstein, Judith von Halle und last but not least Hermann Keimeyer. Der Anthroposophie verwandte Konzepte wurden durch den Heiler Dr. Stylianos Atteshlis ([[Daskalos]]) und durch Sri Aurobindo entwickelt.</ref>  einige Aussagen Rudolf Steiners bestätigen, oder ihnen widersprechen, weil ihnen selbst das beforschte Gebiet zugänglich ist), ist danach zu fragen, ob es einen Ersatz geben kann für dieses Kriterium von Wissenschaftlichkeit, oder ob es unter bestimmten Voraussetzungen verzichtbar ist.
== Gemeinschaftsbildung im Bewusstseinsseelenzeitalter ==


Idealerweise sollte sich die [[Anthroposophie]] hier an der anarchistischen Wissenschaftstheorie nach [[Paul Feyerabend]] orientieren - in dessen wissenschaftlichem Kosmos ("anything goes") auch esoterische und komplementärmedizinische Konzepte ihren Platz finden.
{{GZ|Dadurch, daß der Mensch die Naturerscheinungen in der
neueren Naturwissenschaft aussondern muß, daß er sich
entfernt von der Natur, dadurch wird er als Persönlichkeit
auf sich gestellt. Dadurch aber war er zunächst, bevor er
nun wiederum auf jenem übersinnlichen Weg, den ich angedeutet
habe, zur übersinnlichen Welt kam, um sich wieder
in die Welt hineinzustellen - wie er früher natürlich drinnengestanden
war, so jetzt übersinnlich —, bevor er zu
diesem Weg kam, den er nunmehr gegen die Zukunft hin
zu beschreiten haben wird, war der Mensch gewissermaßen
rein auf die Spitze seiner Persönlichkeit gestellt. Die Naturwissenschaft
hat ihn auf die Spitze der Persönlichkeit gestellt.
Die Naturwissenschaft hat die ganze Seelenverfassung
bestimmt. Sie hatte seine Instinkte eingenommen.
Dadurch stehen sich die modernen Menschen nicht so wie
die alten Menschen als Bluts- oder Zunftverwandte, sondern
sie stehen sich als Individualitäten, als Persönlichkeiten
gegenüber. Sie müssen aus der Freiheit heraus ihre Vereinigungen,
ihre sozialen Gemeinschaften suchen. Und sie
haben sie daher zunächst nur aus Instinkten gefunden, aber
aus Instinkten, die etwas Widerspruchsvolles haben, weil
die Zeit der Instinkte vorüber ist, weil der Mensch auf der
einen Seite nicht mehr instinktiv denken kann, sondern
bewußt denken muß unter der Erziehung der Naturwissenschaft.
Und auf der anderen Seite hatte der Mensch noch
nicht die Möglichkeit, sich wieder durch übersinnliche Erkenntnis
in die Welt hineinzustellen. Daher stellte er sich
hinein in eine neue Welt, über die er dachte, und in die
alte Welt so, wie er nicht mehr über sie dachte. Die alten
Instinkte pflanzte er fort in die Welt, die ihm durch das
moderne naturwissenschaftliche Denken gar nicht mehr vor
der Seele lag. Dadurch kam, wenn man tiefer seelisch erfaßt,
was durch die neuere Menschheit weht, jener klaffende
Widerspruch in das moderne soziale Leben hinein.|73|316f}}


== Rudolf Steiners Verständnis von Wissenschaft und von der Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie ==
Für unser gegenwärtiges [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] ist es besonders bedeutsam, dass der Mensch in der Gemeinschaft am anderen Menschen in einem noch höheren Sinn erwachen kann.


In einem Aufsatz aus dem Jahre 1922 äußert sich Rudolf Steiner über den Gegenstand der anthroposophischen Wissenschaft und das Erfordernis einer anderen Denkungs- bzw. Anschauungsart, als wie sie für das Physische oder Chemische angemessen ist:
{{GZ|Nehmen Sie die zwei jedem Menschen ja gut bekannten Bewußtseinszustände,
die vorhanden sind: den träumenden Menschen und den
Menschen im gewöhnlichen wachen Tagesbewußtsein. Wie ist es beim
träumenden Menschen? Beim schlafenden Menschen, der nicht träumt,
ist es ja ebenso, denn traumlos schlafen heißt nur, daß die Träume so
sehr herabgedämpft sind, daß man sie nicht merkt. Also wie ist es beim
träumenden Menschen?


<div style="margin-left: 20px;">
Er lebt in seiner Traumbilderwelt. Er lebt in derselben, indem sie
"Dass der wissenschaftliche Materialismus überwunden werden müsse, ist seit Jahrzehnten schon die Überzeugung vieler Menschen geworden. Wenn in dieser Richtung Meinungen ausgesprochen werden, dann hat man die Denkungsart im Sinne, welche im neunzehnten Jahrhunderte in weiten Kreisen von wahrer Wissenschaftlichkeit für untrennbar gehalten worden ist. Diese Denkungsart hielt es für unwissenschaftlich, von Geist und Seele als von Wesenheiten zu sprechen, die selbständig, unabhängig von ihren materiellen Bedingungen betrachtet werden dürfen. Man fühlte sich auf wissenschaftlichem Boden nur sicher, wenn man auf materielle Vorgänge blicken konnte. Geist und Seele sah man im Gefolge der materiellen Vorgänge sich entwickeln; und man glaubte, für die Wissenschaft das einzig Mögliche getan zu haben, wenn man auf Materielles deutete, das sich abspielt, während Geistiges oder Seelisches erscheint." (GA 36, S. 254. , 1922)
oftmals für ihn viel anschaulicher, viel tiefer ins Herz gehend ist - das
kann man schon sagen - als dasjenige, was man im Alltag beim wachen
Tagesbewußtsein erlebt. Aber man erlebt es isoliert. Man erlebt es als
die einzelne menschliche Persönlichkeit. In einem und demselben Zimmer
können zwei Menschen schlafen, sie haben zwei ganz verschiedene
Welten in ihrem Traumbewußtsein. Sie erleben diese Welten nicht miteinander.
Jeder erlebt sie für sich; sie können sich höchstens hinterher
den Inhalt erzählen.


"Heute finden viele, dass mit dieser Art der Betrachtung das Seelische für die menschliche Anschauung verloren geht. Man fühlt, dass man in der Betrachtung des Nervenlebens nur Materielles vor sich hat, und dass dieses Materielle keine Auskunft geben kann in den Fragen, welche Geist und Seele über sich selbst stellen müssen. Es gibt heute ernst zu nehmende wissenschaftliche Denker, welche aus solchen Gefühlen heraus die materialistische Betrachtung verlassen und zu der Überzeugung kommen, im Materiellen müsse ein Geistiges als wirksam gedacht werden." (ebend., 255f.)
Wacht der Mensch auf aus dem Traumbewußtsein in das gewöhnliche
Tagesbewußtsein, so nimmt er durch seine Sinne dieselben Dinge
wahr, die derjenige, der ihm zunächst steht, auch wahrnimmt. Eine
gemeinschaftliche Welt tritt ein. Der Mensch erwacht zu einer gemeinschaftlichen
Welt, indem er aus dem Traumbewußtsein in das wache
Tagesbewußtsein übergeht. Ja, an was erwacht denn der Mensch aus
dem Traumbewußtsein ins wache Tagesbewußtsein? Er erwacht am
Licht, am Geräusch, an seiner natürlichen Umgebung — in dieser Beziehung
machen auch die andern Menschen keine Ausnahme - zum
wachen Tagesbewußtsein, zum gewöhnlichen wachen Tagesbewußtsein.
Aus dem Traum heraus erwacht man an dem Natürlichen des andern
Menschen, an seiner Sprache, an dem, was er einem sagt, und so weiter,
an der Art und Weise, wie sich seine Gedanken und Empfindungen in
die Sprache hineinkleiden. An dem, wodurch der gewöhnliche Mensch,
der andere Mensch sich natürlich auslebt, erwacht man. Also man erwacht
an der natürlichen Umgebung zum gewöhnlichen Tagesbewußtsein.
In allen früheren Zeitaltern war es so, daß der Mensch aus dem
Traumbewußtsein ins wache Tagesbewußtsein an der natürlichen Umgebung
erwachte. Und dann hatte er an seiner natürlichen Umgebung
zugleich das Tor, durch das er, wenn er es tat, in ein Übersinnliches
hineindrang.


Die "Denkungsart, die für das Physische und Chemische ihre volle Berechtigung hat", muß umgewandelt werden, "wenn man in die Betrachtung der Lebens-, Seelen- und Geistesgebiete heraufrückt. Der Mensch muss erst sein Denken umgestalten, wenn er sich die Berechtigung erwerben will, über diese Gebiete wissenschaftlich zu sprechen." (ebend., 257)
Mit dem Erwachen der Bewußtseinsseele, mit dem Entfalten der Bewußtseinsseele
ist in dieser Beziehung ein neues Element hereingetreten
ins Menschenleben. Da muß es nämlich noch ein zweites Erwachen
geben, und dieses zweite Erwachen wird immer mehr und mehr als ein
Bedürfnis der Menschheit auftreten: Das ist das Erwachen an Seele
und Geist der andern Menschen. Im gewöhnlichen wachen Tagesleben
erwacht man ja nur an der Natur des andern Menschen; aber an Seele
und Geist des andern Menschen will der Mensch erwachen, der selbständig,
der persönlich durch das Bewußtseinszeitalter geworden ist.
Er will an Seele und Geist des andern Menschen erwachen, er will dem
andern Menschen entgegentreten so, daß der andere Mensch in seiner
eigenen Seele einen solchen Ruck hervorbringt, wie es gegenüber dem
Traumleben das äußere Licht, das äußere Geräusch und so weiter hervorbringt.


"Die Art, wie man in der Gegenwart das Physische und Chemische betrachtet, beruht auf einer gewissen Verfassung der Seele des Menschen. Und die wissenschaftliche Gewissheit hat man da nicht als etwas von der Natur Geoffenbartes, sondern als ein inneres Erlebnis des Betrachtens. Was man seelisch erlebt, indem man die Natur betrachtet, gibt die Gewissheit. Anthroposophische Erkenntnis schreitet von diesem Seelenerlebnis zu anderen vor, die man haben kann, wenn das in der physischen und chemischen Wissenschaft geübte Denken zum Anschauen in Imagination, Inspiration und Intuition sich gewandelt hat. Und diese anderen Seelenerlebnisse lassen die gleiche Gewissheit aufleuchten. " (ebend., 257)
Dieses Bedürfnis ist einmal ein ganz elementares seit dem Beginne
des 20. Jahrhunderts und wird immer stärker werden. Das ganze 20.
Jahrhundert hindurch wird, trotz allem seinem chaotischen, tumultuarischen
Wesen, das die ganze Zivilisation durchsetzen wird, dieses als
Bedürfnis aufzeigen: es wird sich einstellen das Bedürfnis, daß Menschen
an dem andern Menschen in einem höheren Grade werden erwachen
wollen, als man erwachen kann an der bloßen natürlichen
Umgebung.|257|175ff}}


Anthroposophie kann "diejenige Denkungsart voll anerkennen, welche in Physik und Chemie zu den bedeutsamsten Ergebnissen der neuesten Zeit geführt hat. Sie muss dem Materialismus sogar das Verdienst zuerkennen, in dem Menschen diejenige Anschauungsart herausgebildet zu haben, die in dem Unlebendigen zu gesunden Urteilen führt. Aber sie muss es auch für unmöglich halten, mit dieser Anschauungsart etwas anderes als Physik und Chemie begründen zu wollen. Aber gerade, wer sich Mühe gibt, zu durchschauen, wie eine solche Anschauungsart zustande kommt, der kann finden, dass mit derselben inneren Sicherheit auch andere möglich sind; solche für das Lebens-, das Seelen- und das Geistesgebiet. Wem Wissenschaft nicht ein Äußerliches bleibt, in das er sich nur hineingewöhnt, sondern dem sie zum klaren inneren Erlebnis wird, der kann eben nicht nur stehen bleiben bei dem Physischen und Chemischen; denn für ihn ist ein Fortentwickeln der Sinnes- und Verstandeserkenntnis zu den Formen der Imagination, Inspiration und Intuition nichts anderes als ein Fortschreiten der Kindesform zu der des erwachsenen Menschen. Im erwachsenen Menschen wirken dieselben Kräfte wie im Kinde; im Leben-, Seelen- und Geist-Erkennen wirkt dieselbe Wissenschaftlichkeit wie in Physik und Chemie." (ebend., 258)
== Anthroposophische Gemeinschaftsbildung ==
</div>


Bei dem Erfordernis solcher umgewandelten Denkungs- und Anschauungsart gegenüber dem Gebiet des Geistigen ist aber an dem durch die moderne Naturwissenschaft entwickelten Prinzip der methodischen Sachlichkeit, die unter Ausschaltung von nur Subjektiven sich dem rein objektiv tatsächlich Gegebenen zuzuwenden sucht, festzuhalten, ja dieses Prinzip bedarf sogar noch einer Steigerung:
{{GZ|Nun, wir mögen noch so schöne Ideen aufnehmen aus der Anthroposophie,
<div style="margin-left: 20px;">
aus dieser Kunde von einer geistigen Welt, wir mögen
"Ich möchte jetzt die andere Seite betrachten, diese Seite, die in der Frage gipfeln kann: Was hat man als
theoretisch durchdringen alles dasjenige, was von uns vom Äther-,
Denker, als Forscher selber davon, wenn man darauf hinarbeitet, durch Gewicht, Maß und Zahl das Objektive
Astralleib und so weiter gesagt werden kann, wir verstehen dadurch
zu erlangen? Man hat das davon, daß man immer mehr und mehr genötigt ist, alles auszuschalten aus der
noch nicht die geistige Welt. Wir beginnen das erste Verständnis für
naturwissenschaftlichen Untersuchung, aus dem naturwissenschaftlichen Experiment oder der naturwissenschaftlichen
die geistige Welt erst zu entwickeln, wenn wir am Seelisch-Geistigen
Beobachtung, was vom Subjekt, von der menschlichen Persönlichkeit selber in die Statuierung dieser naturwissenschaftlichen Feststellungen einfließen könnte. Weg soll das alles, was aus dem menschlichen Subjekte selber kommt. Man will sich ein vollständig
des andern Menschen erwachen. Dann beginnt erst das wirkliche Verständnis
objektives Bild der Welt entwickeln. Fassen wir aber diese Tendenz einmal so, daß wir sie ganz konsequent nehmen,
für die Anthroposophie. Ja, es obliegt uns, auszugehen von
meine sehr verehrten Anwesenden, dann darf ja dasjenige, womit der Forscher gewissermaßen weggeht
jenem Zustande für das wirkliche Verständnis der Anthroposophie,
von seiner Forschung, von seiner Beobachtung, von seinem Experiment, womit er sich aufschwingt zur Statuierung
den man nennen kann: Erwachen des Menschen an dem Geistig-Seelischen
der Naturgesetze, dann darf ja dasjenige, was er da fortträgt, was er dann in sich selber bewahrt, keinen
des andern Menschen.|257|116}}
Anteil haben, nicht den geringsten Anteil haben an dem, was er als die wahre Außenwelt, als das wirklich Objektive
ansieht. Und wenn der Gedanke zu Ende gedacht wird, dann kommt man dazu, sich sagen zu müssen: Soll
wirklich im Sinne strengster naturwissenschaftlicher Forderung alles Subjektive ausgeschaltet werden, dann
darf auch das, was wir zuletzt im Geiste in uns tragen, was ja doch hervorgegangen ist aus Kombinationen der
Naturerscheinungen, nicht in irgendeiner Weise drinnenstecken in dieser Außenwelt. Was aber darf dann in
uns nur sein von dieser Außenwelt, das wir in uns tragen, indem wir forschen, wenn wir nicht mehr durch unsere
Geisteskraft in lebendiger Wechselwirkung mit dieser Objektivität sind, sondern wenn wir nur zurücksehen
auf das, was subjektiv in uns gearbeitet hat, während wir der Forschung hingegeben waren? Das Subjektive darf
nicht drinnenstecken, das muß ganz und gar als nur im Menschen selber liegend anerkannt werden. Aber insofern der Mensch doch auch angehören muß der Objektivität, darf es auch nicht in der Objektivität des Menschen selber stecken. Wir müssen also etwas von unseren
Forschungsergebnissen, insofern sie unser Seelengut sind, in uns tragen, was nichts zu tun hat - trotzdem es
ein wahres Abbild der Außenwelt darzustellen bemüht ist -, was nichts zu tun haben darf mit der eigenen Objektivität.
Indem wir denken über die Natur, darf also keinerlei Sein, wie wir es zuschreiben unserer eigenen
Objektivität, in diesem Denken über die Natur stecken. Daher muß am Ausgangspunkte einer erkenntnistheoretischen
Betrachtung der Satz stehen: «Ich denke, also bin ich nicht.» - Nur dann, wenn wir wagen, diesen Satz
dem großen Cartesianischen Irrtum «Ich denke, also bin ich» entgegenzustellen, nur dann stellen wir uns wirklich
auf den Boden naturwissenschaftlichen Denkens.
Es ist heute notwendig, diese Wendung zu machen, von dem allverehrten, möchte man sagen, Ausgangspunkte
des neuzeitlichen Denkens, von dem «cogito, ergo sum» überzugehen zu dem «cogito, ergo non sum»,
«Ich denke, also bin ich nicht»! Denn erst indem wir das Nichtsein dessen einsehen, was wir gewinnen aus der
Objektivität, werden wir uns bewußt, als was wir nun unser Subjektives zunächst anzusprechen haben: als Bild
haben wir es anzusprechen. Wir leben, wenn wir unser Seelenwesen richtig erfassen, im Bilde. - Das ist nun in
einer gewissen Weise der Eckpfeiler dessen - insofern es sich um ein Denkerisches handelt -, was am Ausgangspunkte anthroposophischer Geisteswissenschaft steht." (GA 77a, S. 20ff.)
</div>
<div style="margin-left: 20px;">
"Denn durch Geisteswissenschaft eröffnen sich Methoden, die es zuwege bringen, daß eben verhindert werde die Bewußtlosigkeit des Ich, wenn dieses Ich sich herausreißt aus der gewöhnlichen Organisation, die ihm durch den Leib vorgeschrieben ist. Alle Methoden geisteswissenschaftlicher Forschung arbeiten darauf hin, das Ich herauszureißen aus der Tätigkeit des Leibes, und es dennoch nicht hineinsegeln zu lassen in das Unbewußte, sondern es bewußt hineinzuleiten in eine Welt, in die es bewußtlos und krankhaft hineingerät, wenn die Organisation ohne sein Zutun abweicht von dem, was man als ihre Gesetzmäßigkeit anerkennen muß." (GA 77a, S. 30)
</div>


<div style="margin-left: 20px;">
{{GZ|Es wird sich bei geistgemäßer
"Und diese geisteswissenschaftliche Methode, sie wird nun in derselben Weise streng ausgestaltet, wie die äußere naturwissenschaftliche Methode ausgestaltet wird. Nur ist es im höchsten Grade wünschenswert, daß die, die maßgeblich irgend etwas erforschen wollen in der geistigen Welt, dasjenige genossen haben, was ich im Eingang
Einstellung ein eigenartiges Verhältnis ergeben in bezug auf die
meiner Auseinandersetzung charakterisiert habe als die durch das naturwissenschaftliche Forschen angeeignete
durch die Meditationen gebildete geistige Substanz, ein Verhältnis
innere Disziplin und Gewissenhaftigkeit. Wer nicht die Schulung durchgemacht hat durch die moderne Naturwissenschaft, der kann im Grunde genommen nur Nebuloses auf dem Gebiete der Geisteswissenschaft hervorbringen. Es sollte das, was die hier gemeinte anthroposophische Geisteswissenschaft will, nicht verwechselt werden mit dem, was die im Nebulosen verschwimmenden Mystiker oder dergleichen hervorbringen, die ohne diese innere Disziplin, manchmal geradezu mit Disziplinlosigkeit, ohne diese innere Gewissenhaftigkeit, ja mit Gewissenlosigkeit vorgehen, wenn sie der Welt ihre sogenannten geistigen Erlebnisse vormachen, die leider nur
jedes Einzelnen zum Ganzen. Dieses Verhältnis wird sich so gestalten
allzu leicht dann von Urteilslosen geglaubt werden. Wahrhafte geisteswissenschaftliche Methodik muß in
können: Zu gegebenen Zeiten und für bestimmte Aufgaben wird
demselben strengen Sinne errungen werden und auf der Voraussetzung dessen, was man als naturwissenschaftlicher
sich alles, was durch die Gemeinschaft erarbeitet wird, auf einen
Forscher ausbildet, wie eben die naturwissenschaftliche Methode selbst." (GA 77a, S.32)
Einzelnen konzentrieren. Er wird dann für seine Aufgaben gewissermaßen
</div>
mit der ganzen spirituellen Substanz der Gemeinschaft
begnadet.


Die geisteswissenschaftliche Methode wird von Steiner in seinem Buch "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" näher beschrieben. Bestimmte Aspekte dieser Methode sind schon in den grundlegenden philosophischen Werken Steiners ausgearbeitet. Seine Philosophie der Freiheit trägt den Untertitel: "Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode".
Wenn die anderen, die zur Gemeinschaft gehören, nun richtig
 
verstehen, was geschieht, werden sie neidlos, ja mit einer berechtigten
<div style="margin-left: 20px;">
Mitfreude darauf hinschauen, wie dem Einen in diesem Augenblick
"Ich schrieb, um zu protestieren gegen das Aufsuchen einer
alles gegeben ist. Dieser Eine wird umgekehrt nicht nur seinen
wesenlosen Metaphysik, die nur dadurch entsteht, daß wir im charakterisierten Sinne aus innerer Trägheit über den Sinnenschleier hinaus
eigenen Tugenden oder Talenten zuschreiben können, wenn ihm
das Denken fortrollen lassen, als Motto über meine «Philosophie der
jetzt viel gelingt. Er wird das Bewußtsein haben, daß er in wesentlichen
Freiheit»: «Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode.» Ich wies darauf hin, daß alles dasjenige, was Inhalt einer Philosophie ist, nicht ersonnen ist, sondern daß es im strengsten
Teilen mit aus dem heraus arbeitet und wirkt, was ihm die
Sinne so Beobachtungsresultat nach innen hin ist, wie Farbe und Ton
anderen gegeben haben. Und das wird ihn zur Bescheidenheit und
Beobachtungsergebnisse nach außen hin sind." {{G|322|052}}
Dankbarkeit aufrufen.|266c|465f}}
</div>
== Das Kriterium der Intersubjektivität ==
Das Kriterium der [[Intersubjektivität]] kann nur eine besondere Art der Gültigkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen durch Überprüfung herstellen oder bestätigen. Eine wissenschaftliche Erkenntnis bzw. Aussage mag wahr sein, sie ist jedoch erst durch ihre intersubjektive Gültigkeit eine ''anerkannte''. Solche Gültigkeit ist nicht mit Wahrheit zu verwechseln. Eine große Forschergemeinschaft, deren Mitglieder ihre Forschungsergebnisse gegenseitig prüfen und für gültig befinden, bewirkt damit, daß ihre Ergebnisse dem Laien für wahr gelten. Dies kann auch dann der Fall sein, wenn die Ergebnisse in Wirklichkeit unwahr sind. Das Kriterium der Intersubjektivität ist kein unfehlbares Prüfkriterium.
 
Das führt zu der Frage der Prüfbarkeit der Ergebnisse von geisteswissenschaftlicher Forschung, sowohl für die Geistesforscher selbst, als auch für die Laien oder Schüler, die trotzdem sie selbst zur Geistesforschung noch nicht in der Lage sind, das Bedürfnis haben, die Aussagen der Geisteswissenschaft einer Prüfung auf Wahrheit zu unterziehen.
 
Rudolf Steiner fordert selbst immer wieder zu solch einer Prüfung auf. Die geisteswissenschaftlichen Forschungsresultate sollen nicht auf Glauben hingenommen werden, oder brauchen es jedenfalls nicht, und er macht ausführliche Angaben, wie die Prüfung möglich ist. Eine weitere Ausarbeitung und Vertiefung der wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Anthroposophie erfolgte durch den Schüler Rudolf Steiners [[Herbert Witzenmann]]. Witzenmann betont, daß es zunächst darauf ankommt, den Gegenstand der Geisteswissenschaft, was das Geistige eigentlich sei, zu erfassen. Dahin kann auch eine rein philosophische Bemühung führen, weil das Wesen des Geistigen schon im [[reines Denken|reinen Denken]] erfahrbar wird.
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Wissenschaftstheorie}}
* {{WikipediaDE|Wissenschaftstheorie}}
* {{WikipediaDE|Wissenschaftstheorie (historisch)}}
* [[Wahrheitskriterium]]
* [[Wissenschaft]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart'', [[GA 36]] (1961), ISBN 3-7274-0360-8 {{Vorträge1|35}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Aufgabe der Anthroposophie gegenüber Wissenschaft und Leben'', [[GA 77a]] (1997), ISBN 3-7274-0771-9 {{Vorträge|077a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1; als Tb 600: ISBN 978-3-7274-6001-2 {{Schriften|010}}
* [[Herbert Witzenmann]]: ''Strukturphänomenologie: Vorbewusstes Gestaltbilden im erkennenden Wirklichkeitenthüllen: Ein neues wissenschaftstheoretisches Konzept im Anschluss an die Erkenntniswissenschaft Rudolf Steiners'', Gideon-Spicker-Verlag (1983) ISBN 3857041722
<div style="margin-left: 20px;">
''(Ein stellenweise schwieriges Buch, das aber dadurch auch Illusionen eines Schon-Verstandenhabens entgegenwirkt. Weitere Werke zum Thema siehe [[Herbert Witzenmann]]: Literatur)''
</div>
* [[Helmut Kiene]]: ''Komplementärmedizin - Schulmedizin. Der Wissenschaftsstreit am Ende des 20. Jahrhunderts''. 2. Auflage. Stuttgart - New York: Schattauer Verlag; 1996, 184 S. ISBN 3-7945-1734-2
* [[Helmut Kiene]]: ''Grundlinien einer essentialen Wissenschaftstheorie. Die Erkenntnistheorie Rudolf Steiners im Spannungsfeld moderner Wissenschaftstheorien. Perspektiven essentialer Wissenschaft'', Verlag Urachhaus/Freies Geistesleben (1984), ISBN 3878389507
<div style="margin-left: 20px;">
''(Ein anregendes Werk, das die wissenschaftstheoretische Position der Anthroposophie im Vergleich mit populären Wissenschaftstheorien wie die von Popper, Feyerabend und Kuhn erarbeitet. Lädt ein zu einer gründlichen und genauen Untersuchung verschiedener Fragestellungen und Probleme der anthroposophischen Wissenschaftstheorie, wie sie eine Überblicksdarstellung nicht geben kann.)''
</div>
* [[Helmut Kiene]]: ''Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung: Cognition-based Medicine'', Springer Vlg., Heidelberg/New York 2001, [http://www.ifaemm.de/Abstract/PDFs/CBM_Buch.pdf Volltext online]
*Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): ''Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart'', Berliner Wissenschafts-Verlag (2011), ISBN 978-3-8305-1930-0
<div style="margin-left: 20px;">
''(Hauptsächlich anhand der Auseinandersetzung mit dem zweibändigen Werk Helmut Zander's wird versucht methodologische Standards der wissenschaftlichen Herangehensweise an die Anthroposophie festzuschreiben.)''
</div>
*Karen Swassjan: ''Aufgearbeitete Anthroposophie. Bilanz einer Geisterfahrt'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 2007, ISBN 978-3-7235-1324-9
<div style="margin-left: 20px;">
''(Anhand von Helmut Zander's zweibändigem Werk "Anthroposophie in Deutschland" wird festgestellt, welche methodologischen Standards in der Wissenschaft für die Auseinandersetzung mit der Anthroposophie zu beachten und einzuhalten sind.)''
</div>
*Günter Röschert u.a.: ''Rudolf Steiners Wissenschaftsbegriff im Gespräch mit der Gegenwart. Beiträge zu den <Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung>'', Beiheft 4/Juni 1991, Zeitschrift "Die Drei", Verlag Freies Geistesleben
*[[wikipedia:Gernot Böhme|Gernot Böhme]]: ''Alternativen der Wissenschaft'', Suhrkamp stw 334, Frankfurt, 2. Aufl. 1980, ISBN 3518279343
*Marek B. Majorek: ''Rudolf Steiners Geisteswissenschaft. Mythisches Denken oder Wissenschaft?'', 2 Bde., 2015, {{IT|16|http://d-nb.info/107247509x/04|Inhaltsverzeichnis}} (Inhaltsverzeichnis) ; {{IT|16|http://anthroblog.anthroweb.info/2016/die-revolution-hat-laengst-stattgefunden-anthroposophie-als-paradigma-der-wissenschaft-i/|Rezension}} (Rezension Ravagli)
* [[Jürgen Mittelstraß]]: ''Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie'', 2., neu bearbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Buch, 8 Bände, 2., neu bearbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Buch, 8 Bände, Verlag J.B. Metzler, ISBN 978-3-476-02108-3


== Weblinks ==
#Rudolf Steiner: ''Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie'', [[GA 73]] (1987), ISBN 3-7274-0730-1 {{Vorträge|073}}
* http://www.steinerforschungstage.net/wp-content/uploads/2011/11/Kovce_Essay_Erkenntnis-und-Anerkennung.pdf (Mit Bibliographie zum Thema "Anthroposophie und Wissenschaft")
#Rudolf Steiner: ''Der innere Aspekt des sozialen Rätsels'', [[GA 193]] (1989), ISBN 3-7274-1930-X {{Vorträge|193}}
* [http://www.steinerforschungstage.net/?page_id=178 Zur Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie. Texte verschiedener Autoren (steinerforschungstage.net)]
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Gemeinschaftsbildung'', [[GA 257]] (1989), ISBN 3-7274-2570-9 {{Vorträge|257}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie6c.html Projekt Wissenschaftstheorie I] Website, [http://joachimstiller.de/philosophie11.html Projekt Wissenschaftstheorie II] Website
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266/3]] ([[GA 266c]]) (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Vorträge|266c}}
#Rudolf Steiner: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Philosophische Theorie]]
[[Kategorie:Soziales Leben]]
[[Kategorie:Wissenschaftsforschung]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie|!]]
[[Kategorie:Wissenstheorie|V]]
[[Kategorie:Wissenschaft]]
[[Kategorie:Wissen]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 6. November 2015, 02:43 Uhr

Eine soziale Gemeinschaft ist eine Menschengemeinschaft, d.h. eine Gruppe von Menschen, die etwas miteinander gemein (von idg. *mei- „tauschen, wechseln“) haben. Das Gemeinschaftliche kann dabei auf leiblichen, seelischen und/oder geistigen Faktoren beruhen.

Übersicht

Die Blutsverwandtschaft beruht auf leiblicher Abstammung; teilweise kann das auch bei der Zugehörigkeit zu einer Familie (nicht aber bei Adoption und nur partiell bei Patchworkfamilien) oder zu einem Volk bzw. zu einer Volksgruppe der Fall sein. Durch die gemeinsame Tradition, durch gemeinsame Lebensgewohnheiten, aber auch durch die äthergeographischen Verhältnisse entsteht eine mehr oder weniger starke ätherische Verbindung, eine gemeinsame Ätherhülle. Die physisch-geographischen terrestrischen Kräfte wirken sogar bis in den physischen Leib.

Das Gemeinschaftsgefühl, das Wir-Gefühl (→ Kohäsion), das in alten Zeiten schon unmittelbar durch das gemeinsame Blut gegeben war, muss heute zunehmend aktiv errungen werden. Die seelische Gemeinschaft kann bis zur echten Seelenverwandtschaft gesteigert sein. Entscheidend sind hier oft auch karmische Faktoren und vorgeburtliche Erlebnisse. Am wichtigsten für die zukünftige Entwicklung ist die Bildung freier geistiger Gemeinschaften, die dem Individuum die Möglichkeit geben, am andern Individuum geistig zu erwachen - und damit für die geistige Welt überhaupt. Durch freie geistige Gemeinschaften wird das Tor zu höheren geistigen Kräften geöffnet, die dem einzelnen Menschen nicht zugänglich sind. Dadurch wird auch erst wieder eine echte Gemeinschaft der Lebenden und der Toten möglich, die in der fernen Vergangenheit zu den blutsverwandten Ahnen unmittelbar gegeben war. Dann erst nähern wir uns dem höchsten Ziel einer wirklichen Menschheitsgemeinschaft.

„Es ist bei jeder menschlichen Gemeinschaft so, daß aus der Gemeinschaft heraus dem Menschen Kräfte zufließen, nur muß die Gemeinschaft eine wirkliche Gemeinschaft sein. Man muß sie fühlen, empfinden und erleben.“ (Lit.:GA 316, S. 110)

Karmische und vorgeburtliche Ursachen der Gemeinschaftsbildung

„Da müssen wir unterscheiden zwischen dem, was uns mit anderen Menschen durch unser eigentliches Schicksal, durch unser Karma in Beziehung bringt, und dem, was nicht in diesem engsten Sinne mit unserem individuellen Karma zusammenhängt. Wir haben auf der einen Seite gewisse Beziehungen zu den Menschen, die sich einstellen in unserem Leben; wir knüpfen neue Beziehungen an zu einzelnen Menschen. Wir haben Beziehungen, die nichts anderes sind als die Wirkungen von anderen Verhältnissen, die in früheren Erdenleben sich angeknüpft haben. Wir knüpfen hier wiederum Verhältnisse an, die ihre karmische Entwickelung in späteren Erdenleben finden werden. Das gibt eine ganze Menge von individuellen Beziehungen der einzelnen Menschen zu anderen einzelnen Menschen. Diese Beziehungen, die im wesentlichen mit unserem Karma im engsten Sinne zusammenhängen, müssen wir unterscheiden von den weiteren Beziehungen, in die wir dadurch zu Menschen kommen, daß wir mit ihnen solche Gemeinschaften schließen, durch welche wir einer religiösen Gemeinde, einem Glaubensbekenntnis mit ihnen gemeinsam angehören, daß wir mit ihnen in gleichem Sinne erzogen werden, mit ihnen gemeinschaftlich ein Buch lesen und dergleichen, mit ihnen gemeinsam irgendeine Kunst genießen und so weiter. Diese Menschen, mit denen wir also in eine irdische Gemeinschaft kommen, müssen nicht immer durch eine karmische Beziehung aus einem früheren Erdenleben mit uns zusammen sein. Es gibt allerdings auch solche Gemeinschaften, die auf gemeinsame Schicksale in früheren Erdenleben hinweisen, aber mit diesen großen Gemeinschaften, von denen ich eben gesprochen habe, ist dieses in der Regel nicht der Fall. Doch führt es auf etwas anderes zurück. Es führt darauf zurück, daß wir gegen das Ende der Zeit, die wir in der übersinnlichen Welt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt durchleben, wenn wir in dem Zeiträume ankommen, der nahe liegt unserer neuen Wiederverkörperung, geistige Beziehungen eingehen - weil wir bis zu einem gewissen Grade da reif werden für solche geistige Beziehungen - zu den Hierarchien der Angeloi, Archangeloi und Archai, also geistige Beziehungen zu den höheren Hierarchien überhaupt; aber daß wir in der geistig-übersinnlichen Welt vor unserer neuen Geburt auch anderen Menschenseelen nahekommen, die später verkörpert werden als wir, die in irgendeiner Weise noch länger auf ihre Verkörperung zu warten haben. Wir haben eine ganze Summe von übersinnlichen Begegnungen, die wir gerade durch unsere besondere Reife machen, bevor wir wiederum durch eine Geburt in das Erdenleben hereingezogen werden. Und diese Kräfte, die wir dabei aufnehmen, die stellen uns auf der Erde an denjenigen Platz hin, wo es uns möglich wird, solche Gemeinschaften des irdisch-geistigen Lebens zu erleben, von denen ich eben gesprochen habe.“ (Lit.:GA 193, S. 48f)

Gemeinschaftsbildung im Bewusstseinsseelenzeitalter

„Dadurch, daß der Mensch die Naturerscheinungen in der neueren Naturwissenschaft aussondern muß, daß er sich entfernt von der Natur, dadurch wird er als Persönlichkeit auf sich gestellt. Dadurch aber war er zunächst, bevor er nun wiederum auf jenem übersinnlichen Weg, den ich angedeutet habe, zur übersinnlichen Welt kam, um sich wieder in die Welt hineinzustellen - wie er früher natürlich drinnengestanden war, so jetzt übersinnlich —, bevor er zu diesem Weg kam, den er nunmehr gegen die Zukunft hin zu beschreiten haben wird, war der Mensch gewissermaßen rein auf die Spitze seiner Persönlichkeit gestellt. Die Naturwissenschaft hat ihn auf die Spitze der Persönlichkeit gestellt. Die Naturwissenschaft hat die ganze Seelenverfassung bestimmt. Sie hatte seine Instinkte eingenommen. Dadurch stehen sich die modernen Menschen nicht so wie die alten Menschen als Bluts- oder Zunftverwandte, sondern sie stehen sich als Individualitäten, als Persönlichkeiten gegenüber. Sie müssen aus der Freiheit heraus ihre Vereinigungen, ihre sozialen Gemeinschaften suchen. Und sie haben sie daher zunächst nur aus Instinkten gefunden, aber aus Instinkten, die etwas Widerspruchsvolles haben, weil die Zeit der Instinkte vorüber ist, weil der Mensch auf der einen Seite nicht mehr instinktiv denken kann, sondern bewußt denken muß unter der Erziehung der Naturwissenschaft. Und auf der anderen Seite hatte der Mensch noch nicht die Möglichkeit, sich wieder durch übersinnliche Erkenntnis in die Welt hineinzustellen. Daher stellte er sich hinein in eine neue Welt, über die er dachte, und in die alte Welt so, wie er nicht mehr über sie dachte. Die alten Instinkte pflanzte er fort in die Welt, die ihm durch das moderne naturwissenschaftliche Denken gar nicht mehr vor der Seele lag. Dadurch kam, wenn man tiefer seelisch erfaßt, was durch die neuere Menschheit weht, jener klaffende Widerspruch in das moderne soziale Leben hinein.“ (Lit.:GA 73, S. 316f)

Für unser gegenwärtiges Bewusstseinsseelenzeitalter ist es besonders bedeutsam, dass der Mensch in der Gemeinschaft am anderen Menschen in einem noch höheren Sinn erwachen kann.

„Nehmen Sie die zwei jedem Menschen ja gut bekannten Bewußtseinszustände, die vorhanden sind: den träumenden Menschen und den Menschen im gewöhnlichen wachen Tagesbewußtsein. Wie ist es beim träumenden Menschen? Beim schlafenden Menschen, der nicht träumt, ist es ja ebenso, denn traumlos schlafen heißt nur, daß die Träume so sehr herabgedämpft sind, daß man sie nicht merkt. Also wie ist es beim träumenden Menschen?

Er lebt in seiner Traumbilderwelt. Er lebt in derselben, indem sie oftmals für ihn viel anschaulicher, viel tiefer ins Herz gehend ist - das kann man schon sagen - als dasjenige, was man im Alltag beim wachen Tagesbewußtsein erlebt. Aber man erlebt es isoliert. Man erlebt es als die einzelne menschliche Persönlichkeit. In einem und demselben Zimmer können zwei Menschen schlafen, sie haben zwei ganz verschiedene Welten in ihrem Traumbewußtsein. Sie erleben diese Welten nicht miteinander. Jeder erlebt sie für sich; sie können sich höchstens hinterher den Inhalt erzählen.

Wacht der Mensch auf aus dem Traumbewußtsein in das gewöhnliche Tagesbewußtsein, so nimmt er durch seine Sinne dieselben Dinge wahr, die derjenige, der ihm zunächst steht, auch wahrnimmt. Eine gemeinschaftliche Welt tritt ein. Der Mensch erwacht zu einer gemeinschaftlichen Welt, indem er aus dem Traumbewußtsein in das wache Tagesbewußtsein übergeht. Ja, an was erwacht denn der Mensch aus dem Traumbewußtsein ins wache Tagesbewußtsein? Er erwacht am Licht, am Geräusch, an seiner natürlichen Umgebung — in dieser Beziehung machen auch die andern Menschen keine Ausnahme - zum wachen Tagesbewußtsein, zum gewöhnlichen wachen Tagesbewußtsein. Aus dem Traum heraus erwacht man an dem Natürlichen des andern Menschen, an seiner Sprache, an dem, was er einem sagt, und so weiter, an der Art und Weise, wie sich seine Gedanken und Empfindungen in die Sprache hineinkleiden. An dem, wodurch der gewöhnliche Mensch, der andere Mensch sich natürlich auslebt, erwacht man. Also man erwacht an der natürlichen Umgebung zum gewöhnlichen Tagesbewußtsein. In allen früheren Zeitaltern war es so, daß der Mensch aus dem Traumbewußtsein ins wache Tagesbewußtsein an der natürlichen Umgebung erwachte. Und dann hatte er an seiner natürlichen Umgebung zugleich das Tor, durch das er, wenn er es tat, in ein Übersinnliches hineindrang.

Mit dem Erwachen der Bewußtseinsseele, mit dem Entfalten der Bewußtseinsseele ist in dieser Beziehung ein neues Element hereingetreten ins Menschenleben. Da muß es nämlich noch ein zweites Erwachen geben, und dieses zweite Erwachen wird immer mehr und mehr als ein Bedürfnis der Menschheit auftreten: Das ist das Erwachen an Seele und Geist der andern Menschen. Im gewöhnlichen wachen Tagesleben erwacht man ja nur an der Natur des andern Menschen; aber an Seele und Geist des andern Menschen will der Mensch erwachen, der selbständig, der persönlich durch das Bewußtseinszeitalter geworden ist. Er will an Seele und Geist des andern Menschen erwachen, er will dem andern Menschen entgegentreten so, daß der andere Mensch in seiner eigenen Seele einen solchen Ruck hervorbringt, wie es gegenüber dem Traumleben das äußere Licht, das äußere Geräusch und so weiter hervorbringt.

Dieses Bedürfnis ist einmal ein ganz elementares seit dem Beginne des 20. Jahrhunderts und wird immer stärker werden. Das ganze 20. Jahrhundert hindurch wird, trotz allem seinem chaotischen, tumultuarischen Wesen, das die ganze Zivilisation durchsetzen wird, dieses als Bedürfnis aufzeigen: es wird sich einstellen das Bedürfnis, daß Menschen an dem andern Menschen in einem höheren Grade werden erwachen wollen, als man erwachen kann an der bloßen natürlichen Umgebung.“ (Lit.:GA 257, S. 175ff)

Anthroposophische Gemeinschaftsbildung

„Nun, wir mögen noch so schöne Ideen aufnehmen aus der Anthroposophie, aus dieser Kunde von einer geistigen Welt, wir mögen theoretisch durchdringen alles dasjenige, was von uns vom Äther-, Astralleib und so weiter gesagt werden kann, wir verstehen dadurch noch nicht die geistige Welt. Wir beginnen das erste Verständnis für die geistige Welt erst zu entwickeln, wenn wir am Seelisch-Geistigen des andern Menschen erwachen. Dann beginnt erst das wirkliche Verständnis für die Anthroposophie. Ja, es obliegt uns, auszugehen von jenem Zustande für das wirkliche Verständnis der Anthroposophie, den man nennen kann: Erwachen des Menschen an dem Geistig-Seelischen des andern Menschen.“ (Lit.:GA 257, S. 116)

„Es wird sich bei geistgemäßer Einstellung ein eigenartiges Verhältnis ergeben in bezug auf die durch die Meditationen gebildete geistige Substanz, ein Verhältnis jedes Einzelnen zum Ganzen. Dieses Verhältnis wird sich so gestalten können: Zu gegebenen Zeiten und für bestimmte Aufgaben wird sich alles, was durch die Gemeinschaft erarbeitet wird, auf einen Einzelnen konzentrieren. Er wird dann für seine Aufgaben gewissermaßen mit der ganzen spirituellen Substanz der Gemeinschaft begnadet.

Wenn die anderen, die zur Gemeinschaft gehören, nun richtig verstehen, was geschieht, werden sie neidlos, ja mit einer berechtigten Mitfreude darauf hinschauen, wie dem Einen in diesem Augenblick alles gegeben ist. Dieser Eine wird umgekehrt nicht nur seinen eigenen Tugenden oder Talenten zuschreiben können, wenn ihm jetzt viel gelingt. Er wird das Bewußtsein haben, daß er in wesentlichen Teilen mit aus dem heraus arbeitet und wirkt, was ihm die anderen gegeben haben. Und das wird ihn zur Bescheidenheit und Dankbarkeit aufrufen.“ (Lit.:GA 266c, S. 465f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie, GA 73 (1987), ISBN 3-7274-0730-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Der innere Aspekt des sozialen Rätsels, GA 193 (1989), ISBN 3-7274-1930-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Anthroposophische Gemeinschaftsbildung, GA 257 (1989), ISBN 3-7274-2570-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923, GA 266/3 (GA 266c) (1998), ISBN 3-7274-2663-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst, GA 316 (2003), ISBN 3-7274-3160-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.