Wirtschaftseinheit und Kulturgeschichte: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Wirtschaftseinheiten.svg|thumb|Betriebswirtschaftlich relevante Wirtschaftseinheiten: :  [[Wikipedia:Öffentlicher Haushalt|öffentliche Haushalte]], [[Wikipedia:Privathaushalt|Privathaushalt]]e und [[Betrieb]]e|500px]]
Die '''Kulturgeschichte''' (bzw. '''Kulturhistorik''') befasst sich mit der Erforschung und Darstellung des geistig-kulturellen Lebens in Zeiträumen und Landschaften.


'''Wirtschaftseinheit''' oder '''Wirtschaftssubjekt''' ({{enS|''economic unit''}}) ist in der [[Wirtschaftswissenschaft]] ein wirtschaftlich selbständiger Entscheidungsträger, etwa ein [[Haushalte|Privathaushalt]] oder ein [[Unternehmen]]<ref>[http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/wirtschaftssubjekt.html Gablers Wirtschaftslexikon]</ref>
== Begriff und Gegenstandsbereich ==
== Allgemeines ==
Elemente der Kulturgeschichte sind die Familie, die Sprache, das Brauchtum, die Religion, die Kunst und die Wissenschaft. Die Kulturgeschichte beruht auf einem weiten Quellenbegriff, der z.&nbsp;B. auch „Alltagsquellen“ beinhaltet.
Zu den Wirtschaftseinheiten gehören [[Haushalte|Privathaushalt]]e, [[Unternehmen]] und der [[Staat]] mit allen ihm zuzuordnenden [[Wikipedia:öffentlicher Haushalt|öffentlichen Haushalten]] ([[Wikipedia:öffentliche Hand|öffentliche Hand]] einschließlich [[Wikipedia:Sozialversicherung|Sozialversicherung]]). Manchmal werden als weitere Wirtschaftseinheiten noch die privaten [[Wikipedia:Non-Profit-Organisation|Organisationen ohne Erwerbscharakter]] (wie [[Wikipedia:Verein|Verein]]e, [[Wikipedia:Kirche (Organisation)|Kirchen]], [[Wikipedia:Gewerkschaft|Gewerkschaften]] oder [[Wikipedia:Verband (Soziologie)|Verbände]])<ref>[https://books.google.de/books?id=h038vihQ_mIC&pg=PA41&dq=Wirtschaftseinheit+begriff&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Wirtschaftseinheit%20begriff&f=false Alfred Endres/Jörn Martiensen, ''Umweltökonomik'', 2007, S. 41]</ref> und das [[Wikipedia:Ausland|Ausland]] (etwa [[Wikipedia:Touristen|Touristen]]) hinzugerechnet. Jede Gruppe gleicher Wirtschaftseinheiten weist Eigenheiten auf, die sie von den anderen Gruppen von Wirtschaftseinheiten unterscheidet. Das betrifft ihren wirtschaftlichen [[Zweck]], ihre [[Wikipedia:Vermögensstruktur|Vermögens-]] und [[Wikipedia:Kapitalstruktur|Kapitalstruktur]], ihre hauptsächliche [[Einkunftsart (Deutschland)|Einkommensart]] und ihre [[Ziel]]e. Wirtschaftseinheiten sind so organisiert, dass sie aufgrund ihrer Ziele in der Lage sind, am [[Markt]] teilzunehmen. Sie sind [[Akteur]]e, die als [[Entscheidungsträger]] ("Subjekte") auf den Märkten in [[Interaktion]] treten und innerhalb ihrer Gruppe jeweils ein charakteristisches [[Marktverhalten]] aufweisen. Wirtschaftssubjekte mit ähnlichen Verhaltensweisen werden zu [[Wirtschaftssektor]]en zusammengefasst.<ref>[https://books.google.de/books?id=KNR3_6cfPpcC&pg=PA67&dq=adam+smith+verhalten+wirtschaftssubjekte&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=wirtschaftssubjekte&f=false Klaus Schrüfer, ''Allgemeine Volkswirtschaftslehre'', 2010, S. 24]</ref>


== Geschichte ==
Die Kulturgeschichte befasst sich nicht direkt mit der politischen Geschichte oder Staatsgeschichte. In der Kulturgeschichte ist die Angabe genauer Zeitpunkte weniger relevant als in der politischen Geschichtsschreibung.
Der [[Physiokrat]] [[François Quesnay]] kannte in seinem 1758 entstandenen ''[[Tableau économique]]'' drei Wirtschaftseinheiten, nämlich [[Eigentümer]], [[Unternehmer]] und [[Arbeiter]], die er entweder zur „produktiven Klasse“ (Unternehmer und Arbeiter in der [[Landwirtschaft]]) oder zur „sterilen Klasse“ (Unternehmer und Arbeiter in [[Handel]] und [[Manufaktur]]) zusammenfasste. In seinem Buch ''[[Theorie der ethischen Gefühle]]'' beschrieb [[Adam Smith]] im Jahre 1759 psychologische Aspekte des Verhaltens ({{enS|''conduct''}}) von Wirtschaftssubjekten.<ref>Adam Smith, ''The Theory of Moral Sentiments'', 1759 III, S. 239 ff.</ref> Spätestens seit seinem Buch ''[[Der Wohlstand der Nationen]]'' (März 1776) wird davon ausgegangen, dass die privaten Wirtschaftssubjekte ihren eigenen individuellen [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]] verfolgen.<ref>Adam Smith, ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations'', 1776, S. 825 ff.</ref> Smith erkannte den [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]] zwischen den am Markt teilnehmenden Wirtschaftssubjekten als den entscheidenden Selbststeuerungsmechanismus.  


Das [[Wirtschaften]] beruht [[Werner Sombart]] zufolge auf dem „zweckmäßigen Handeln“ der Wirtschaftssubjekte. Unter diesen Wirtschaftssubjekten verstand er im Jahre 1902 „Persönlichkeiten, von deren Willen also die wirtschaftliche Tätigkeit der eigenen Person oder Fremder bestimmt wird, bei denen im Bilde gesprochen der Schwerpunkt des Wirtschaftslebens liegt“.<ref>Werner Sombart, ''Der moderne Kapitalismus'', Band 1, 1902, S. 4</ref> Er unterschied 1927 zwischen Konsumtions- und Produktionswirtschaftssubjekten, rechnete die [[Kapitalist]]en als Inhaber der [[Produktionsmittel]] zu den Wirtschaftssubjekten und fasste die [[Lohnarbeit]]er als Wirtschaftsobjekte auf.<ref>Werner Sombart, ''Das Wirtschaftsleben im Zeitalter des Hochkapitalismus'', 1927, S. 230</ref> Der Privathaushalt ist [[Heinrich von Stackelberg]] zufolge eine „Wirtschaftseinheit, deren Zwecke die Verwendung wirtschaftlicher Güter erfordern, selbst jedoch nicht die Erzeugung wirtschaftlicher Güter zum Inhalt haben“.<ref>[https://books.google.de/books?id=VWTx96Ne4xUC&pg=PA107&dq=deren+zwecke+die+verwendung+wirtschaftlicher+g%C3%BCter+er-&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=deren%20zwecke%20die%20verwendung%20wirtschaftlicher%20g%C3%BCter%20er-&f=false Heinrich von Stackelberg, ''Grundlagen der theoretischen Volkswirtschaftslehre'', 1951, S. 107]</ref> Erich Kosiol sah 1962 in der Wirtschaftseinheit ein „Aktionsgebilde zur Erreichung von (ökonomischen, d. Verf.) Zielen durch Willenshandlungen“.<ref>Erich Kosiol, ''Organisation der Unternehmung'', 1962, S. 22</ref> Für [[Erwin Grochla]] schien eine sinnvolle Definition der Wirtschaftseinheit 1964 noch ein ungelöstes Problem der Wirtschaftswissenschaft zu sein.<ref>Erwin Grochla, ''Unternehmung und Betrieb'', in: Handbuch der Sozialwissenschaften, Band 10, 1964, S. 583</ref>
Der Begriff Kulturgeschichte geht auf das 18. Jahrhundert zurück und fußt im Glauben der [[Aufklärung]] ([[Wikipedia:Voltaire|Voltaire]]) an die ständig fortschreitende kulturelle Entwicklung der Menschheit. In der deutschen [[Wikipedia:Romantik|Romantik]] (Johann Gottfried Herder) sah man jedes unbewusste Schaffen als Teil der Kulturgeschichte und erkannte in ihm den Ausdruck eines „Volksgeists“. Das 20. Jahrhundert führte zu einer [[Wikipedia:Kulturphilosophie|Kulturphilosophie]] mit Vertretern wie Arnold J. Toynbee und Oswald Spengler, die ihre Erkenntnisse aus einer vergleichenden Kulturgeschichte der Völker entwickelten. Alfred Weber entwickelte die Kulturgeschichte mehr in Richtung der Geistesgeschichte zur [[Wikipedia:Kultursoziologie|Kultursoziologie]].


== Arten ==
== „Neue Kulturgeschichte“ in der Geschichtswissenschaft ==
''Privathaushalte'' weisen eine hauptsächlich dem Wohnzweck und der [[Haushaltsführung]] dienende Vermögensstruktur auf, ihr Zweck besteht in dem [[Angebot (Volkswirtschaftslehre)|Angebot]] von [[Arbeit (Volkswirtschaftslehre)|Arbeit]], ihr Ziel ist die [[Nutzenmaximierung]]. Sie erzielen [[Arbeitseinkommen]], Einkommen aus [[Kapitalbeteiligung]], Unternehmertätigkeit oder [[Transferleistung]]en. Das [[Arbeitsangebot]] wird durch die [[Präferenz]]en der Privathaushalte festgelegt, die bestimmte Kombinationen von [[Realeinkommen]] und Freizeit zur Auswahl haben.
{{Hauptartikel|Neue Kulturgeschichte}}


''Unternehmen'' weisen eine mehr oder weniger hohe [[Anlagenintensität]] auf, um [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Güter]] und [[Dienstleistung]]en produzieren zu können; ihre hauptsächliche Einkunftsart ist der [[Gewinn]], ihr [[Betriebszweck]] besteht in der Kombination der [[Produktionsfaktor]]en zwecks [[Produktion]] und [[Vertrieb]] und ihr [[Unternehmensziel]] ist die [[Gewinnmaximierung]]. Sie beziehen Produktionsfaktoren, um sie im [[Produktionsprozess]] in [[Konsumgut|Konsum-]] oder [[Investitionsgut|Investitionsgüter]] und [[Dienstleistung]]en umzuwandeln. Die Unternehmen stellen bei beliebig teilbaren Produktionsfaktoren und einer [[Produktionsfunktion]] mit abnehmender [[Grenzproduktivität]] solange zusätzlich Personal ein, bis die Grenzproduktivität dem [[Reallohn]] entspricht. Der ''Staat'' (und insbesondere die öffentliche Verwaltung und [[öffentliches Unternehmen|öffentliche Unternehmen]]) dienen [[Öffentlicher Zweck|öffentlichen Zwecken]], erfüllen [[öffentliche Aufgaben]] und verfolgen das Ziel des [[Kostendeckungsprinzip]]s.  
Unter Kulturgeschichte werden in der [[Wikipedia:Geschichtswissenschaft|Geschichtswissenschaft]] sehr unterschiedliche Konzepte verstanden. Zum einen gibt es Historiker, die unter „Kulturgeschichte“ bestimmte Forschungsgegenstände verstehen, die in der Regel von der politischen Geschichte abgegrenzt werden. Zum anderen wird in jüngerer Zeit von Historikern wie [[Wikipedia:Ute Daniel|Ute Daniel]], [[Wikipedia:Barbara Stollberg-Rilinger|Barbara Stollberg-Rilinger]] oder [[Wikipedia:Thomas Mergel|Thomas Mergel]] ein Kulturgeschichtsbegriff vertreten, der sich nicht auf bestimmte Gegenstände bezieht.


Jede Wirtschaftseinheit kann eine [[Bilanz]] erstellen, bei der sich auf der [[Aktivseite]] das [[Sachvermögen]] (Privathaushalte: Wohnimmobilie, Hausrat; Unternehmen: Gewerbeimmobilien, [[Lagerbestand]]; Staat: [[öffentliches Vermögen (Deutschland)|öffentliches Vermögen]]) und die [[Forderung]]en ([[Kassenbestand]], [[Bankguthaben]], [[Wertpapier]]e, [[Devisen]]) sowie auf der [[Passivseite]] die [[Verbindlichkeit]]en (etwa [[Staatsschulden]]) und das [[Reinvermögen]] bzw. [[Eigenkapital]] befinden.<ref>[https://books.google.de/books?id=DhcQBgAAQBAJ&pg=PA310&dq=staat+als+Wirtschaftseinheit&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=staat%20als%20Wirtschaftseinheit&f=false Holger Lang, ''Mon(k)ey-Business'', 2016, S. 310]</ref>
In den 1980er Jahren entstand innerhalb der [[Wikipedia:Sozialgeschichte|Sozialgeschichte]] eine kritische Forschungsrichtung, die insbesondere die „Suche nach sozialen, politischen und vor allem ökonomischen Determinanten/Faktoren und den daraus erklärbaren langfristigen Prozessen“ als „eurozentrische Fortschrittsgeschichte“ ablehnte. In dieser „sozial-, politik- oder wirtschaftsgeschichtlich ausgerichteten Struktur- und Prozessgeschichte“ komme die „kulturelle Kreativität der Menschen in der Gestaltung ihrer Lebenszusammenhänge“ nicht ‚angemessen‘ zum Tragen.<ref>Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft der Extreme'', S. 233.</ref> So wurde mit einer „neuen Kulturgeschichte“ ''(New Cultural History)'' das Forschungsinteresse auf „symbolische Formen der Vergangenheit“ gelenkt wie „Zeichen, Metaphern, politische Sprachen, kollektive Repräsentationen oder Rituale“. Die Übergange zur Sozialgeschichte sind daher in der Praxis fließend.<ref>Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft der Extreme'', S. 228.</ref>


== Interaktion der Wirtschaftseinheiten ==
Es geht dieser neuen Kulturgeschichte also darum, eine bestimmte, eben kulturgeschichtliche, [[Wikipedia:Perspektive|Perspektive]] nicht nur auf hochkulturelle Gegenstände zu richten. Auf diese Weise wird der Anspruch erhoben, gerade auch Gegenstände auf kulturgeschichtlichem Weg zu erforschen, von denen sich die traditionelle Kulturgeschichtsschreibung immer deutlich abgrenzte, wie der Politik und dem Recht. Im Zentrum einer kulturgeschichtlichen Analyse des Politischen und Rechtlichen stehen im Gegensatz zur traditionellen Politikgeschichte die kommunikativen Prozesse gerade auch im Alltagsleben. Aus kulturgeschichtlicher Perspektive sind politische und rechtliche Institutionen keine objektiven Gegebenheiten mit rationaler Struktur, sondern Kondensate kommunikativ erhobener, anerkannter oder zurückgewiesener Geltungsansprüche. [[Wikipedia:Kommunikation|Kommunikation]] wird dabei als Zeichenaustausch verstanden, weswegen besonders elaborierte Zeichen – Symbole, Rituale oder Zeremonien – für die neue Kulturgeschichte eine prominente Rolle spielen. Denn Text- und Symbolquellen eröffnen keinen objektiven Blick auf die Tatsachen der Geschichte, sondern liefern lediglich Hinweise auf die sprachliche Kommunikation der Vergangenheit. Dieser als ''Linguistic Turn'' ([[Wikipedia:Linguistische WEnde|Linguistische Wende]]) in die Geschichtswissenschaft eingegangener Paradigmenwechsel basierte auf der Auffassung, dass auch „soziale Lagen, Marktzwänge oder demografische Entwicklung ihrerseits als eigenständige Faktoren auf die semiotische Praktiken der betroffenen Menschen einwirken“.<ref>Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft der Extreme'', S. 233 f.</ref>
Das Wirtschaften in einer Volkswirtschaft erfolgt durch die Wirtschaftseinheiten. Um das [[Ökonomisches Prinzip|ökonomische Prinzip]] zu verwirklichen, müssen sie einen [[Wirtschaftsplan]] aufstellen.<ref>Klaus Schrüfer, ''Allgemeine Volkswirtschaftslehre'', 2010, S. 36</ref> Dabei sind sie gezwungen, ihren Wirtschaftsplan bestmöglich mit den Plänen anderer Wirtschaftseinheiten zu koordinieren.<ref>[https://books.google.de/books?id=PCPMBgAAQBAJ&pg=PA14&dq=Wirtschaftseinheit+staat&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Wirtschaftseinheit%20staat&f=false Walter Grosse, ''Allgemeine Versicherungslehre'', 1991, S. 20]</ref> In einer [[Marktwirtschaft]] entscheiden sie aufgrund ihres Wirtschaftsplans dezentral; ihre Entscheidungen werden über Märkte koordiniert. 


Heute ist der ''Privathaushalt'' eine aus einer oder mehreren [[natürliche Person|natürlichen Personen]] zusammengesetzte Wirtschaftseinheit, die eine [[private Finanzplanung]] aufstellen, durch [[Verbrauch]]sentscheidungen Konsumgüter/Dienstleistungen nachfragen, [[Arbeitsangebot]] zur Verfügung stellen und nur für den eigenen [[Konsum]] produzieren ([[Haus- und Familienarbeit|Hausarbeit]], [[Gartenarbeit]], [[Erziehung]]).<ref>Alfred Endres/Jörn Martiensen, ''Umweltökonomik'', 2007, S. 41</ref> [[Günter Wöhe]] definiert den [[Betrieb]] als „planvoll organisierte Wirtschaftseinheit, in der Produktionsfaktoren kombiniert werden, um Güter und Dienstleistungen herzustellen und abzusetzen“,<ref>Günter Wöhe, ''Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre'', 2003, S. 27</ref> sie treffen Produktionsentscheidungen.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kulturgeschcihte}}


Der ''Staat'' und seine Haushalte sind eine Wirtschaftseinheit, die überwiegend [[öffentliche Güter]] herstellt und der [[Öffentlichkeit]] bereitstellt. Entscheidungsträger im Staat ist das [[Organ (Recht)|Organ]] ([[Parlament]], [[Kabinett (Politik)|Kabinett]], [[Finanzminister]], [[Kämmerer]]), das die Abstimmung der Mittel für die verschiedenen Kollektivzwecke vornimmt. Wirtschaftseinheit ist der Staat nur als der Bewirtschafter von Mitteln für kollektive Zwecke.<ref>Walter Grosse, ''Allgemeine Versicherungslehre'', 1991, S. 14</ref>
== Literatur ==
* Maryanne Cline Horowitz (Hrsg.): ''New Dictionary of the History of Ideas''. Thomson Gale, Detroit 2005, ISBN 0-684-31377-4.
* Peter Burke: ''What is cultural history?'' Polity PRess, Cambridge 2008, ISBN 978-0-7456-4410-3 (EA Cambridge 2004).
**deutsche Übersetzung: ''Was ist Kulturgeschichte?''. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-518-58442-1.
* Christoph Conrad, Martina Kessel (Hrsg.): ''Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung''. Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-009638-3.
* Ute Daniel: ''Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter''. 5., durchges. u. akt. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2006, ISBN 3-518-29123-8
* Lars Deile: ''Die Sozialgeschichte entlässt ihre Kinder. Ein Orientierungsversuch in der Debatte um Kulturgeschichte''. In: ''Archiv für Kulturgeschichte'', Bd. 87 (2005), S. 1–25, {{ISSN|0003-9233}}.
* Martin Eichhorn: ''Kulturgeschichte der „Kulturgeschichten“. Typologie einer Literaturgattung'' (Epistemata; Bd. 417). Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 978-3-8260-2341-5 (zugl. Dissertation, Humboldt-Universität, Berlin 2001).
* Michael Erbe: ''Die Erfindung der Antike. Das Altertum und der Aufbruch in die Neuzeit''. wjs-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-937989-07-2
* Michael Maurer: ''Kulturgeschichte. Eine Einführung'' (UTB; Bd. 3060). Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-8252-3060-9.
* Jean-Pierre V. M. Hérubel: ''Observations on an Emergent Specialization. Contemporary French Cultural History. Significance for Scholarship''. In: ''Journal of Scholarly Publishing'', Bd. 41 (2010), Heft 2, S. 216–240, {{ISSN|0036-634X}}
* Philippe Poirrier: ''Les enjeux de l’histoire culturelle'' (Points. Histoire; Bd. 342). Seuil, Paris 2004, ISBN 2-02-049245-8.
* Philippe Poirrier (Hrsg.): ''L’Histoire culturelle. Un « tournant mondial » dans l’historiographie?'' Éditions universitaires de Dijon, Dijon 2008, ISBN 978-2-915611-06-9.
* Barbara Stollberg-Rilinger: ''Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?'' (Zeitschrift für historische Forschung / Beiheft; 35). Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11868-5.
* Silvia Serena Tschopp, Wolfgang E. Weber: ''Grundfragen der Kulturgeschichte'' (Kontroversen um die Geschichte). WBG, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-17429-4.
* Hans-Ulrich Wehler: ''Die Herausforderung der Kulturgeschichte'' (Beck'sche Reihe; Bd. 1276). C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42076-1.
* ''Werkstatt Geschichte. Werkstatt für kritische und innovative Geschichtsschreibung'', Bd. 1 (1992)ff. {{ISSN|0942-704X}}.
* Achim Landwehr: ''Kulturgeschichte'' (UTB; Bd. 3037). Ulmer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8252-3037-1.
* Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart'' (Beck'sche Reihe; Bd. 1543). 2. Aufl. C. H. Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-60344-0.


Die Möglichkeit bzw. die Notwendigkeit, Leistungen von anderen Wirtschaftseinheiten zu erwerben oder an diese abzugeben, erfordert [[Arbeitsteilung]]. Hierdurch sind die Wirtschaftseinheiten durch zwei Prinzipien miteinander verbunden:<ref>[https://books.google.de/books?id=2DiHBwAAQBAJ&pg=PA32&dq=Wirtschaftseinheit&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Wirtschaftseinheit&f=false Matthias Lehmann, ''Marktorientierte Betriebswirtschaftslehre'', 1998, S. 32]</ref>
== Weblinks ==
* ''Leistungen gegen Entgelt'': die Wirtschaftssubjekte vereinbaren übereinstimmend, was jeder gibt und was der andere dafür erhält („Entgeltwirtschaft“),
{{Wiktionary}}
* ''einseitige Leistungs- und Zahlungsvorgänge'': die Leistungsabgabe an andere ist von Entgelt-Einnahmen abgetrennt und wird durch Steuereinnahmen ersetzt („Staatswirtschaft“).
* ''Cultura Histórica:'' [http://www.culturahistorica.es/welcome.html Texte für Kulturgeschichte, Geschichtsphilosophie und Geschichtsschreibung] Zahlreiche Links im Bereich "Texts", erschlossen über Autor oder Thema, in engl. oder span. (selten franz.) Sprache. Ausführliche Bibliographie, in 9 Themenblöcken sortiert
Die Wirtschaftssektoren bilden schließlich die einfachste Struktur der [[Wikipedia:volkswirtschaftliche Gesamtrechnung|volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung]].
* Achim Landwehr: ''[http://docupedia.de/zg/Kulturgeschichte Kulturgeschichte]'', Version: 1.0, in: Docupedia Zeitgeschichte, 14. Mai 2013
* Thomas Mergel: ''[http://docupedia.de/zg/Kulturgeschichte_der_Politik_Version_2.0_Thomas_Mergel Kulturgeschichte der Politik]'', Version: 2.0, in: Docupedia Zeitgeschichte, 22. Oktober 2012


== Siehe auch ==
== Einzelnachweise ==
* {{WikipediaDE|Wirtschaftseinheit}}
<references/>
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=7503708-7}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Geschichtswissenschaft]]
<references />
[[Kategorie:Kulturgeschichte]]
[[Kategorie:Kultur]]


[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]]
[[Kategorie:Wirtschaftseinheit|101]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 14. September 2017, 19:32 Uhr

Die Kulturgeschichte (bzw. Kulturhistorik) befasst sich mit der Erforschung und Darstellung des geistig-kulturellen Lebens in Zeiträumen und Landschaften.

Begriff und Gegenstandsbereich

Elemente der Kulturgeschichte sind die Familie, die Sprache, das Brauchtum, die Religion, die Kunst und die Wissenschaft. Die Kulturgeschichte beruht auf einem weiten Quellenbegriff, der z. B. auch „Alltagsquellen“ beinhaltet.

Die Kulturgeschichte befasst sich nicht direkt mit der politischen Geschichte oder Staatsgeschichte. In der Kulturgeschichte ist die Angabe genauer Zeitpunkte weniger relevant als in der politischen Geschichtsschreibung.

Der Begriff Kulturgeschichte geht auf das 18. Jahrhundert zurück und fußt im Glauben der Aufklärung (Voltaire) an die ständig fortschreitende kulturelle Entwicklung der Menschheit. In der deutschen Romantik (Johann Gottfried Herder) sah man jedes unbewusste Schaffen als Teil der Kulturgeschichte und erkannte in ihm den Ausdruck eines „Volksgeists“. Das 20. Jahrhundert führte zu einer Kulturphilosophie mit Vertretern wie Arnold J. Toynbee und Oswald Spengler, die ihre Erkenntnisse aus einer vergleichenden Kulturgeschichte der Völker entwickelten. Alfred Weber entwickelte die Kulturgeschichte mehr in Richtung der Geistesgeschichte zur Kultursoziologie.

„Neue Kulturgeschichte“ in der Geschichtswissenschaft

Unter Kulturgeschichte werden in der Geschichtswissenschaft sehr unterschiedliche Konzepte verstanden. Zum einen gibt es Historiker, die unter „Kulturgeschichte“ bestimmte Forschungsgegenstände verstehen, die in der Regel von der politischen Geschichte abgegrenzt werden. Zum anderen wird in jüngerer Zeit von Historikern wie Ute Daniel, Barbara Stollberg-Rilinger oder Thomas Mergel ein Kulturgeschichtsbegriff vertreten, der sich nicht auf bestimmte Gegenstände bezieht.

In den 1980er Jahren entstand innerhalb der Sozialgeschichte eine kritische Forschungsrichtung, die insbesondere die „Suche nach sozialen, politischen und vor allem ökonomischen Determinanten/Faktoren und den daraus erklärbaren langfristigen Prozessen“ als „eurozentrische Fortschrittsgeschichte“ ablehnte. In dieser „sozial-, politik- oder wirtschaftsgeschichtlich ausgerichteten Struktur- und Prozessgeschichte“ komme die „kulturelle Kreativität der Menschen in der Gestaltung ihrer Lebenszusammenhänge“ nicht ‚angemessen‘ zum Tragen.[1] So wurde mit einer „neuen Kulturgeschichte“ (New Cultural History) das Forschungsinteresse auf „symbolische Formen der Vergangenheit“ gelenkt wie „Zeichen, Metaphern, politische Sprachen, kollektive Repräsentationen oder Rituale“. Die Übergange zur Sozialgeschichte sind daher in der Praxis fließend.[2]

Es geht dieser neuen Kulturgeschichte also darum, eine bestimmte, eben kulturgeschichtliche, Perspektive nicht nur auf hochkulturelle Gegenstände zu richten. Auf diese Weise wird der Anspruch erhoben, gerade auch Gegenstände auf kulturgeschichtlichem Weg zu erforschen, von denen sich die traditionelle Kulturgeschichtsschreibung immer deutlich abgrenzte, wie der Politik und dem Recht. Im Zentrum einer kulturgeschichtlichen Analyse des Politischen und Rechtlichen stehen im Gegensatz zur traditionellen Politikgeschichte die kommunikativen Prozesse gerade auch im Alltagsleben. Aus kulturgeschichtlicher Perspektive sind politische und rechtliche Institutionen keine objektiven Gegebenheiten mit rationaler Struktur, sondern Kondensate kommunikativ erhobener, anerkannter oder zurückgewiesener Geltungsansprüche. Kommunikation wird dabei als Zeichenaustausch verstanden, weswegen besonders elaborierte Zeichen – Symbole, Rituale oder Zeremonien – für die neue Kulturgeschichte eine prominente Rolle spielen. Denn Text- und Symbolquellen eröffnen keinen objektiven Blick auf die Tatsachen der Geschichte, sondern liefern lediglich Hinweise auf die sprachliche Kommunikation der Vergangenheit. Dieser als Linguistic Turn (Linguistische Wende) in die Geschichtswissenschaft eingegangener Paradigmenwechsel basierte auf der Auffassung, dass auch „soziale Lagen, Marktzwänge oder demografische Entwicklung ihrerseits als eigenständige Faktoren auf die semiotische Praktiken der betroffenen Menschen einwirken“.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Maryanne Cline Horowitz (Hrsg.): New Dictionary of the History of Ideas. Thomson Gale, Detroit 2005, ISBN 0-684-31377-4.
  • Peter Burke: What is cultural history? Polity PRess, Cambridge 2008, ISBN 978-0-7456-4410-3 (EA Cambridge 2004).
    • deutsche Übersetzung: Was ist Kulturgeschichte?. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-518-58442-1.
  • Christoph Conrad, Martina Kessel (Hrsg.): Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung. Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-009638-3.
  • Ute Daniel: Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter. 5., durchges. u. akt. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2006, ISBN 3-518-29123-8
  • Lars Deile: Die Sozialgeschichte entlässt ihre Kinder. Ein Orientierungsversuch in der Debatte um Kulturgeschichte. In: Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 87 (2005), S. 1–25, ISSN 0003-9233.
  • Martin Eichhorn: Kulturgeschichte der „Kulturgeschichten“. Typologie einer Literaturgattung (Epistemata; Bd. 417). Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 978-3-8260-2341-5 (zugl. Dissertation, Humboldt-Universität, Berlin 2001).
  • Michael Erbe: Die Erfindung der Antike. Das Altertum und der Aufbruch in die Neuzeit. wjs-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-937989-07-2
  • Michael Maurer: Kulturgeschichte. Eine Einführung (UTB; Bd. 3060). Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-8252-3060-9.
  • Jean-Pierre V. M. Hérubel: Observations on an Emergent Specialization. Contemporary French Cultural History. Significance for Scholarship. In: Journal of Scholarly Publishing, Bd. 41 (2010), Heft 2, S. 216–240, ISSN 0036-634X
  • Philippe Poirrier: Les enjeux de l’histoire culturelle (Points. Histoire; Bd. 342). Seuil, Paris 2004, ISBN 2-02-049245-8.
  • Philippe Poirrier (Hrsg.): L’Histoire culturelle. Un « tournant mondial » dans l’historiographie? Éditions universitaires de Dijon, Dijon 2008, ISBN 978-2-915611-06-9.
  • Barbara Stollberg-Rilinger: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? (Zeitschrift für historische Forschung / Beiheft; 35). Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11868-5.
  • Silvia Serena Tschopp, Wolfgang E. Weber: Grundfragen der Kulturgeschichte (Kontroversen um die Geschichte). WBG, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-17429-4.
  • Hans-Ulrich Wehler: Die Herausforderung der Kulturgeschichte (Beck'sche Reihe; Bd. 1276). C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42076-1.
  • Werkstatt Geschichte. Werkstatt für kritische und innovative Geschichtsschreibung, Bd. 1 (1992)ff. ISSN 0942-704X.
  • Achim Landwehr: Kulturgeschichte (UTB; Bd. 3037). Ulmer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8252-3037-1.
  • Lutz Raphael: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart (Beck'sche Reihe; Bd. 1543). 2. Aufl. C. H. Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-60344-0.

Weblinks

 Wiktionary: Kulturgeschichte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Lutz Raphael: Geschichtswissenschaft der Extreme, S. 233.
  2. Lutz Raphael: Geschichtswissenschaft der Extreme, S. 228.
  3. Lutz Raphael: Geschichtswissenschaft der Extreme, S. 233 f.


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