Kulturgeschichte und Kategorie:Wolke: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Kulturgeschichte''' (bzw. '''Kulturhistorik''') befasst sich mit der Erforschung und Darstellung des geistig-kulturellen Lebens in Zeiträumen und Landschaften.
{{Vorlage:Seitenkategorien}}
 
[[Kategorie:Atmosphärische Optik]]
== Begriff und Gegenstandsbereich ==
[[Kategorie:Wetterereignis]]
Elemente der Kulturgeschichte sind die Familie, die Sprache, das Brauchtum, die Religion, die Kunst und die Wissenschaft. Die Kulturgeschichte beruht auf einem weiten Quellenbegriff, der z. B. auch „Alltagsquellen“ beinhaltet.
[[Kategorie:Hydrometeor]]
 
[[Kategorie:Wolke|!]]
Die Kulturgeschichte befasst sich nicht direkt mit der politischen Geschichte oder Staatsgeschichte. In der Kulturgeschichte ist die Angabe genauer Zeitpunkte weniger relevant als in der politischen Geschichtsschreibung.
 
Der Begriff Kulturgeschichte geht auf das 18. Jahrhundert zurück und fußt im Glauben der [[Aufklärung]] ([[Wikipedia:Voltaire|Voltaire]]) an die ständig fortschreitende kulturelle Entwicklung der Menschheit. In der deutschen [[Wikipedia:Romantik|Romantik]] (Johann Gottfried Herder) sah man jedes unbewusste Schaffen als Teil der Kulturgeschichte und erkannte in ihm den Ausdruck eines „Volksgeists“. Das 20. Jahrhundert führte zu einer [[Wikipedia:Kulturphilosophie|Kulturphilosophie]] mit Vertretern wie Arnold J. Toynbee und Oswald Spengler, die ihre Erkenntnisse aus einer vergleichenden Kulturgeschichte der Völker entwickelten. Alfred Weber entwickelte die Kulturgeschichte mehr in Richtung der Geistesgeschichte zur [[Wikipedia:Kultursoziologie|Kultursoziologie]].
 
== „Neue Kulturgeschichte“ in der Geschichtswissenschaft ==
{{Hauptartikel|Neue Kulturgeschichte}}
 
Unter Kulturgeschichte werden in der [[Wikipedia:Geschichtswissenschaft|Geschichtswissenschaft]] sehr unterschiedliche Konzepte verstanden. Zum einen gibt es Historiker, die unter „Kulturgeschichte“ bestimmte Forschungsgegenstände verstehen, die in der Regel von der politischen Geschichte abgegrenzt werden. Zum anderen wird in jüngerer Zeit von Historikern wie [[Wikipedia:Ute Daniel|Ute Daniel]], [[Wikipedia:Barbara Stollberg-Rilinger|Barbara Stollberg-Rilinger]] oder [[Wikipedia:Thomas Mergel|Thomas Mergel]] ein Kulturgeschichtsbegriff vertreten, der sich nicht auf bestimmte Gegenstände bezieht.
 
In den 1980er Jahren entstand innerhalb der [[Wikipedia:Sozialgeschichte|Sozialgeschichte]] eine kritische Forschungsrichtung, die insbesondere die „Suche nach sozialen, politischen und vor allem ökonomischen Determinanten/Faktoren und den daraus erklärbaren langfristigen Prozessen“ als „eurozentrische Fortschrittsgeschichte“ ablehnte. In dieser „sozial-, politik- oder wirtschaftsgeschichtlich ausgerichteten Struktur- und Prozessgeschichte“ komme die „kulturelle Kreativität der Menschen in der Gestaltung ihrer Lebenszusammenhänge“ nicht ‚angemessen‘ zum Tragen.<ref>Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft der Extreme'', S. 233.</ref> So wurde mit einer „neuen Kulturgeschichte“ ''(New Cultural History)'' das Forschungsinteresse auf „symbolische Formen der Vergangenheit“ gelenkt wie „Zeichen, Metaphern, politische Sprachen, kollektive Repräsentationen oder Rituale“. Die Übergange zur Sozialgeschichte sind daher in der Praxis fließend.<ref>Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft der Extreme'', S. 228.</ref>
 
Es geht dieser neuen Kulturgeschichte also darum, eine bestimmte, eben kulturgeschichtliche, [[Wikipedia:Perspektive|Perspektive]] nicht nur auf hochkulturelle Gegenstände zu richten. Auf diese Weise wird der Anspruch erhoben, gerade auch Gegenstände auf kulturgeschichtlichem Weg zu erforschen, von denen sich die traditionelle Kulturgeschichtsschreibung immer deutlich abgrenzte, wie der Politik und dem Recht. Im Zentrum einer kulturgeschichtlichen Analyse des Politischen und Rechtlichen stehen im Gegensatz zur traditionellen Politikgeschichte die kommunikativen Prozesse gerade auch im Alltagsleben. Aus kulturgeschichtlicher Perspektive sind politische und rechtliche Institutionen keine objektiven Gegebenheiten mit rationaler Struktur, sondern Kondensate kommunikativ erhobener, anerkannter oder zurückgewiesener Geltungsansprüche. [[Wikipedia:Kommunikation|Kommunikation]] wird dabei als Zeichenaustausch verstanden, weswegen besonders elaborierte Zeichen – Symbole, Rituale oder Zeremonien – für die neue Kulturgeschichte eine prominente Rolle spielen. Denn Text- und Symbolquellen eröffnen keinen objektiven Blick auf die Tatsachen der Geschichte, sondern liefern lediglich Hinweise auf die sprachliche Kommunikation der Vergangenheit. Dieser als ''Linguistic Turn'' ([[Wikipedia:Linguistische WEnde|Linguistische Wende]]) in die Geschichtswissenschaft eingegangener Paradigmenwechsel basierte auf der Auffassung, dass auch „soziale Lagen, Marktzwänge oder demografische Entwicklung ihrerseits als eigenständige Faktoren auf die semiotische Praktiken der betroffenen Menschen einwirken“.<ref>Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft der Extreme'', S. 233 f.</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kulturgeschcihte}}
 
== Literatur ==
* Maryanne Cline Horowitz (Hrsg.): ''New Dictionary of the History of Ideas''. Thomson Gale, Detroit 2005, ISBN 0-684-31377-4.
* Peter Burke: ''What is cultural history?'' Polity PRess, Cambridge 2008, ISBN 978-0-7456-4410-3 (EA Cambridge 2004).
**deutsche Übersetzung: ''Was ist Kulturgeschichte?''. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-518-58442-1.
* Christoph Conrad, Martina Kessel (Hrsg.): ''Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung''. Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-009638-3.
* Ute Daniel: ''Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter''. 5., durchges. u. akt. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2006, ISBN 3-518-29123-8
* Lars Deile: ''Die Sozialgeschichte entlässt ihre Kinder. Ein Orientierungsversuch in der Debatte um Kulturgeschichte''. In: ''Archiv für Kulturgeschichte'', Bd. 87 (2005), S. 1–25, {{ISSN|0003-9233}}.
* Martin Eichhorn: ''Kulturgeschichte der „Kulturgeschichten“. Typologie einer Literaturgattung'' (Epistemata; Bd. 417). Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 978-3-8260-2341-5 (zugl. Dissertation, Humboldt-Universität, Berlin 2001).
* Michael Erbe: ''Die Erfindung der Antike. Das Altertum und der Aufbruch in die Neuzeit''. wjs-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-937989-07-2
* Michael Maurer: ''Kulturgeschichte. Eine Einführung'' (UTB; Bd. 3060). Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-8252-3060-9.
* Jean-Pierre V. M. Hérubel: ''Observations on an Emergent Specialization. Contemporary French Cultural History. Significance for Scholarship''. In: ''Journal of Scholarly Publishing'', Bd. 41 (2010), Heft 2, S. 216–240, {{ISSN|0036-634X}}
* Philippe Poirrier: ''Les enjeux de l’histoire culturelle'' (Points. Histoire; Bd. 342). Seuil, Paris 2004, ISBN 2-02-049245-8.
* Philippe Poirrier (Hrsg.): ''L’Histoire culturelle. Un « tournant mondial » dans l’historiographie?'' Éditions universitaires de Dijon, Dijon 2008, ISBN 978-2-915611-06-9.
* Barbara Stollberg-Rilinger: ''Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?'' (Zeitschrift für historische Forschung / Beiheft; 35). Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11868-5.
* Silvia Serena Tschopp, Wolfgang E. Weber: ''Grundfragen der Kulturgeschichte'' (Kontroversen um die Geschichte). WBG, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-17429-4.
* Hans-Ulrich Wehler: ''Die Herausforderung der Kulturgeschichte'' (Beck'sche Reihe; Bd. 1276). C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42076-1.
* ''Werkstatt Geschichte. Werkstatt für kritische und innovative Geschichtsschreibung'', Bd. 1 (1992)ff. {{ISSN|0942-704X}}.
* Achim Landwehr: ''Kulturgeschichte'' (UTB; Bd. 3037). Ulmer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8252-3037-1.
* Lutz Raphael: ''Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart'' (Beck'sche Reihe; Bd. 1543). 2. Aufl. C. H. Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-60344-0.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* ''Cultura Histórica:'' [http://www.culturahistorica.es/welcome.html Texte für Kulturgeschichte, Geschichtsphilosophie und Geschichtsschreibung] Zahlreiche Links im Bereich "Texts", erschlossen über Autor oder Thema, in engl. oder span. (selten franz.) Sprache. Ausführliche Bibliographie, in 9 Themenblöcken sortiert
* Achim Landwehr: ''[http://docupedia.de/zg/Kulturgeschichte Kulturgeschichte]'', Version: 1.0, in: Docupedia Zeitgeschichte, 14. Mai 2013
* Thomas Mergel: ''[http://docupedia.de/zg/Kulturgeschichte_der_Politik_Version_2.0_Thomas_Mergel Kulturgeschichte der Politik]'', Version: 2.0, in: Docupedia Zeitgeschichte, 22. Oktober 2012
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=7503708-7}}
 
[[Kategorie:Geschichtswissenschaft]]
[[Kategorie:Kulturgeschichte]]
[[Kategorie:Kultur]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 4. September 2019, 06:40 Uhr