Vedangas und Evolution: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Evolution''' (von [[Latein|lat.]] ''evolvere'' = "hinauswälzen", "-rollen", sich "ent-wickeln") ist seit der Zeit der [[Wikipedia:Französischen Evolution|Französischen Evolution]] die Bezeichnung für jede langsam und friedlich voranschreitende Entwicklung und bildet damit den [[begriff]]lichen Gegensatz zur [[Wikipedia:Revolution|Revolution]] ([[Latein|lat.]] ''revolutio'' = das "Zurückwälzen", die "Umdrehung"), die für einen plötzlichen, gewaltsamen Wandel steht.
Die '''Vedangas''' ([[Sanskrit]], n., वेदाङ्ग, {{IAST|vedāṅga}}, "Glied des Veda") sind Hilfswissenschaften zum Verständnis und zur korrekten Überlieferung des [[Veda]], des wichtigsten indischen Textkorpus im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]].  


Die Vedangas umfassen folgende Bereiche:
In der [[Wikipedia:Biologie|Biologie]], der [[Wikipedia:Naturgeschichte|Natur]]- und [[Wikipedia:Kulturgeschichte|Kulturgeschichte]] wird Evolution heute als die Entwicklung zu neuen, meist höher integrierten, komplexeren Formen im physikalisch-chemischen (Entwicklung des Weltalls und der Erde), biologischen (Entwicklung der Lebewesen) und kulturellen Bereich (Entwicklung der Kulturen) verstanden und als solche weitgehend im Sinne der modernen [[Wikipedia:Charles Darwin|darwinistischen]] [[Wikipedia:Evolutionstheorie|Evolutionstheorie]] auf rein [[materie]]ll bedingte Ursachen zurückgeführt. In Anlehnung daran ist nach der [[Wikipedia:Systemtheorie|Systemtheorie]] die Evolution ein Prozess, bei dem durch Reproduktion oder Replikation von einem System Kopien hergestellt werden, die sich voneinander und von ihrem Ursprungssystem durch Variation unterscheiden und bei dem nur ein Teil dieser Kopien auf Grund von Selektion für einen weiteren Kopiervorgang zugelassen werden.


#Shiksha (शिक्षा, {{IAST|śikṣā}}): [[Wikipedia:Phonetik|Phonetik]], Kenntnis der Buchstaben, Artikulation, Sandhiregeln
Die Vertreter des [[Wikipedia:Intelligent Design|Intelligent Design]], dessen grundlegende Ideen von einer Gruppe konservativer amerikanischen [[Wikipedia:Kreationismus|Neokreationisten]] formuliert wurden, führen hingegen die gegenwärtigen Eigenschaften des [[Universum]]s und des [[Leben]]s auf Erden auf eine nichtmaterielle [[Intelligenz|intelligente]] Ursache zurück. Die wesentlichen Vordenker des Intelligent Design, die vorwiegend dem christlich-konservativen [[Wikipedia:Discovery Institute|Discovery Institute]] in [[Wikipedia:Seattle|Seattle]] ([[Wikipedia:Washington (Bundesstaat)|Washington]]) angehören, identifizieren den ''intelligenten Designer'' mit dem christlichen [[Gott]] selbst.
#Chandas (छन्दस्, {{IAST|chandas}}): [[Wikipedia:Metrik|Metrik]]
#Vyakarana (व्याकरण, {{IAST|vyākaraṇa}}): [[Wikipedia:Grammatik|Grammatik]]
#Nirukta (निरुक्त, nirukta): [[Wikipedia:Etymologie|Etymologie]], Erklärung wichtiger vedischer Wörter, dem Grammatiker [[Wikipedia:Yaska|Yaska]] zugeschrieben
#[[Jyotisha]] (ज्योतिष, {{IAST|jyotiṣa}}): [[Astronomie]] bzw. [[Astrologie]], Kenntnis des vedischen Kalenders, um die glückverheißenden Tage zu bestimmen, [[Wikipedia:Jyotisha|Jyotisha]], das Auge der Veden
#Kalpa (कल्प, kalpa): [[Ritual]]


Phonetik und Metrik sollen zur korrekten Rezitation und Aussprache des Veda beitragen, Grammatik und Etymologie dienen dem richtigen Verständnis, und Astronomie und Ritual sollen die korrekte Durchführung der Rituale zum richtigen Zeitpunkt sicherstellen.
Die [[anthroposophisch]]e [[Geisteswissenschaft|Geistesforschung]] geht über die enge Perspektive beider Ansätze hinaus und deckt die komplexen [[geist]]igen ''und'' [[materie]]llen Hintergründe der Entwicklung auf, die am umfassendsten durch die sogenannten [[Sieben planetarische Weltentwicklungsstufen|sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen]] beschrieben werden. [[Rudolf Steiner]] baut dabei konsequent auf die Vorarbeit auf, die [[Goethe]] mit seiner [[Metamorphosenlehre]] geleistet hat. Goethe ging davon aus, dass in jedem [[Lebewesen]] ein [[Idee|ideelles]] [[Urbild]] wirkt, das er [[Typus]] nannte. Der allen [[Pflanzen]] gemeinsame Typus ist die [[Urpflanze]], der in den [[Tier]]en wirkende Typus ist das [[Urtier]].  


Die Vedangas werden erstmals in der Mundaka-[[Upanishad]] erwähnt. Ursprünglich waren damit nicht unabhängige Bücher oder Schulen gemeint, sondern nur Themen, die beim Veda-Studium behandelt werden sollten, um den [[Veda]] richtig zu verstehen. Im Laufe der Zeit wurden diese Fächer immer systematischer bearbeitet und es entwickelten sich spezielle Schulen für die sechs Vedangas. Daraus entstanden dann unabhängige Textbücher, die im [[Sutra]]-Stil verfasst wurden.
<div style="margin-left:20px">
==Shiksha==
"Was versteht Goethe unter diesem Typus? Er hat sich darüber
klar und unzweideutig ausgesprochen. Er sagt, er fühlte die Notwendigkeit:
«einen Typus aufzustellen, an welchem alle Säugetiere
nach Übereinstimmung und Verschiedenheit zu prüfen
wären, und wie ich früher die Urpflanze aufgesucht, so trachtete
ich nunmehr das Urtier zu finden, das heißt denn doch zuletzt:
den Begriff, die Idee des Tieres». Und ein anderes Mal mit noch
größerer Deutlichkeit: «Hat man aber die Idee von diesem Typus
gefaßt, so wird man recht einsehen, wie unmöglich es sei, eine
einzelne Gattung als Kanon aufzustellen. Das Einzelne kann kein
Muster des Ganzen sein, und so dürfen wir das Muster für alle
nicht im Einzelnen suchen. Die Klassen, Gattungen, Arten und
Individuen verhalten sich wie die Fälle zum Gesetz: sie sind
darin enthalten, aber sie enthalten und geben es nicht.» Hätte man
also Goethe gefragt, ob er in einer bestimmten Tier- oder Pflanzenform,
die zu irgendeiner Zeit existiert hat, seine Urform, seinen
Typus verwirklicht sehe, so hatte er ohne Zweifel mit einem
kräftigen Nein geantwortet. Er hätte gesagt: So wie der Haushund,
so ist auch der einfachste tierische Organismus nur ein
Spezialfall dessen, was ich unter Typus verstehe. Den Typus findet
man überhaupt nicht in der Außenwelt verwirklicht, sondern er
geht uns als Idee in unserem Innern auf, wenn wir das Gemeinsame
der Lebewesen betrachten. Sowenig der Physiker einen einzelnen
Fall, eine zufällige Erscheinung zum Ausgangspunkte seiner
Untersuchungen macht, sowenig darf der Zoologe oder Botaniker
einen einzelnen Organismus als Urorganismus ansprechen.
Und hier ist der Punkt, an dem es klar werden muß, daß der
neuere Darwinismus weit hinter Goethes Grundgedanken zurückbleibt.
Diese wissenschaftliche Strömung findet, daß es zwei Ursachen
gibt, unter deren Einfluß eine organische Form sich in
eine andere umformen kann: die Anpassung und den Kampf ums
Dasein. Unter Anpassung versteht man die Tatsache, daß ein
Organismus infolge von Einwirkungen der Außenwelt eine Veränderung
in seiner Lebenstätigkeit und in seinen Gestaltverhältnissen
annimmt. Er erhält dadurch Eigentümlichkeiten, die seine
Voreltern nicht hatten. Auf diesem Wege kann sich also eine Umformung
bestehender organischer Formen vollziehen. Das Gesetz
vom Kampf ums Dasein beruht auf folgenden Erwägungen. Das
organische Leben bringt viel mehr Keime hervor, als auf der Erde
Platz zu ihrer Ernährung und Entwickelung finden. Nicht alle
können zur vollen Reife kommen. Jeder entstehende Organismus
sucht aus seiner Umgebung die Mittel zu seiner Existenz. Es ist
unausbleiblich, daß bei der Fülle der Keime ein Kampf entsteht
zwischen den einzelnen Wesen. Und da nur eine begrenzte Zahl
den Lebensunterhalt finden kann, so ist es natürlich, daß diese
aus denen besteht, die sich im Kampf als die stärkeren erweisen.
Diese werden als Sieger hervorgehen. Welche sind aber die Stärkeren?
Ohne Zweifel diejenigen mit einer Einrichtung, die sich
als zweckmäßig erweist, um die Mittel zum Leben zu beschaffen.
Die Wesen mit unzweckmäßiger Organisation müssen unterliegen
und aussterben. Deswegen, sagt der Darwinismus, kann es nur
zweckmäßige Organisationen geben. Die anderen sind einfach im
Kampf ums Dasein zugrunde gegangen. Der Darwinismus erklärt
mit Zugrundelegung dieser beiden Prinzipien den Ursprung der
Arten so, daß sich die Organismen unter dem Einfluß der Außenwelt
durch Anpassung umwandeln, die hierdurch gewonnenen
neuen Eigentümlichkeiten auf ihre Nachkommen verpflanzen und
von den auf diese Weise umgewandelten Formen immer diejenigen
sich erhalten, welche in dem Umwandlungsprozesse die zweckentsprechendste
Gestalt angenommen haben.


Shiksha bedeutet ursprünglich "Instruktion", dann im speziellen Anleitung zur Rezitation., d.h. zur korrekten Aussprache der Samhitas (Hymnen). Es war nicht nur nötig, die Rituale zu kennen, sondern die heiligen Texte ohne Fehler auszusprechen.  
Gegen diese beiden Prinzipien hätte Goethe zweifellos nichts
einzuwenden. Wir können nachweisen, daß er beide bereits gekannt
hat. Für ausreichend aber, um die Gestalten des organischen
Lebens zu erklären, hat er sie nicht gehalten. Sie waren ihm äußere
Bedingungen, unter deren Einfluß das, was er Typus nannte,
besondere Formen annimmt und sich in der mannigfaltigsten
Weise verwandeln kann. Bevor sich etwas umwandelt, muß es
aber erst vorhanden sein. Anpassung und Kampf ums Dasein
setzen das Organische voraus, das sie beeinflussen. Die notwendige
Voraussetzung sucht Goethe erst zu gewinnen. Seine 1790
veröffentlichte Schrift «Versuch, die Metamorphose der Pflanzen
zu erklären» verfolgt den Gedanken, eine ideale Pflanzengestalt
zu finden, welche allen pflanzlichen Wesen als deren Urbild zugrunde
liegt. Später versuchte er dasselbe auch für die Tierwelt." {{Lit|{{G|030|73ff}}}}
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Die ältesten Textbücher zur Phonetik sind die Pratishakyas. Sie enthalten Regeln zur Aussprache, Intonation und euphonischen Lautveränderungen im Satz (Sandhi-Regeln). Solche Phonetik-Textbücher gibt es zu allen Samhitas. Das Rigveda-Pratishakya ist das älteste überlieferte Textbuch zur vedischen Phonetik.
== Literatur ==


Ein Sanskrittext besteht nicht aus einzelnen, isolierten Wörtern; die meisten Wörter werden nach genauen phonetischen Regeln zusammengezogen (Sandhi-Regeln). Die '''Rigveda-Samhita''' bieten ein gutes Lehrbeispiel. Zusätzlich zu den Samhita-pathas (zusammenhängender Text mit euphonischen Lautveränderungen) wurde ein Pada-patha erstellt, worin die (flektierten) Wörter einzeln aufgeführt sind. 
#Rudolf Steiner: ''Methodische Grundlagen der Anthroposophie'', [[GA 30]] (1989), ISBN 3-7274-0300-4 {{Vorträge1|29}}


{{GA}}


Beispiel aus dem '''Samhita-patha''' aus der Rigveda-Samhita:
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
 
*<big>{{IAST|agniḥ pūrvebhirṛṣibhirirīḍyonūtanairuta sa devāneha vakṣati}}
 
*अग्निः पूर्वेभिर्र्षिभिरीड्यो नूतनैरुत । स देवानेह वक्षति ॥</big>
 
Im Samhita-patha werden oft der letzte Buchstabe einen Wortes und der erste Buchstabe des nächsten Wortes verschmolzen oder der letzte Laut eines Wortes wird verändert. Dies geschieht nach den Regeln der euphonischen Lautveränderung. Dadurch ergeben sich lange Wortgebilde, die sich aus mehreren Wörtern zusammensetzen.
 
 
Dieselbe Zeile aus dem '''Pada-patha''':
 
*<big>{{IAST|agniḥ<nowiki>|</nowiki>pūrvebhiḥ<nowiki>|</nowiki>ṛṣibhiḥ<nowiki>|</nowiki>īḍyaḥ<nowiki>|</nowiki>nūtaniḥ<nowiki>|</nowiki>uta<nowiki>|</nowiki>sa<nowiki>|</nowiki>devān<nowiki>|</nowiki>ā<nowiki>|</nowiki>iha<nowiki>|</nowiki>vakṣati}}</big>
 
Hier wird jedes Wort einzeln aufgeführt. Die Wortendungen sind erkennbar.
 
(Übersetzung der Zeile: "Agni wird von den früheren und den gegenwärtigen Sehern angerufen; er möge die Götter hierher bringen".)
 
==Kalpa==
Die Ritualliteratur (kalpa) entstand aus der Notwendigkeit, die Regeln für die Opferrituale in kürzerer und übersichtlicherer Form zu komprimieren, um für die praktischen Belange der Priester besser geeignet zu sein. Die Kalpasutras stellen ein Hilfsmittel zu den [[Brahmanas]] dar. Da diese Texte die häuslichen (grihya) Zeremonien und die Opferzeremonien (Shrauta) behandeln, werden sie Grihyasutras und Shrautasutras genannt.
 
Die Shrautasutras enthalten z.B. die Regeln für das Anzünden de drei heiligen Feuer - für das Feueropfer (agnihotra), das Neumond- und das Vollmondopfer, für die saisonalen Opfer, das Tieropfer (z.B. [[ashvamedha]], Pferdeopfer) und das Somaopfer (Soma = heiliger vedischer Trank).
 
Die Grihyasutras enthalten die Regeln für die häuslichen Gebräuche, Zeremonien und Opfer, mit denen auch heute noch jeder Inder vertraut ist. Diese Zeremonien stehen im Zusammenhang mit Empfängnis, Geburt, Wochenbett, der Namensgebung, dem ersten Essen des Kindes, dem ersten Haarschnitt des Jungen. Die Grihyasutras beschreiben auch den Initiationsritus, mit dem ein (hochkastiger) Schüler das Vedastudium beginnt (Upanayanam, Anlegen der heiligen Schnur) und somit zum "Zweimalgeborenen" wird. Die zweite Geburt wird nach der natürlichen Geburt als kulturelle Geburt verstanden. Das Ende im Lebenszyklus bilden die Riten zur Feuerbestattung.
 
Für den religiösen Alltag werden die täglichen kleinen Opfergaben an die Götter und die Opfer für die Vorfahren (Shraddha) beschrieben. Letzte wurden für so wichtig erachtet, dass mit den Shraddhakalpas ein eigenes Werk entstand.
 
Nicht wenige dieser Riten sind heute noch populär, andere werden schon sein seit über 1500 Jahren nicht mehr praktiziert, insbondere das Pferdeopfer und das Somaopfer.
 
===Literatur===
*V.M. Apte: ''The Vedangas.'' In: ''The cultural heritage of India. Vol. 1: The early phases.'' 2. Aufl. Calcutta 1958, S. 264-292
*[[Wikipedia:Moritz Winternitz|Moritz Winternitz]]: ''Geschichte der Indischen Literatur'', Leipzig, 1905 - 1922, Vol. I - III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: ''History of Indian Literatur'', Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985, Vol I - III
 
[[Kategorie:Heilige Schrift (Hinduismus)]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Hinduismus]]
[[Kategorie:Puranas]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 25. Juli 2011, 19:05 Uhr

Evolution (von lat. evolvere = "hinauswälzen", "-rollen", sich "ent-wickeln") ist seit der Zeit der Französischen Evolution die Bezeichnung für jede langsam und friedlich voranschreitende Entwicklung und bildet damit den begrifflichen Gegensatz zur Revolution (lat. revolutio = das "Zurückwälzen", die "Umdrehung"), die für einen plötzlichen, gewaltsamen Wandel steht.

In der Biologie, der Natur- und Kulturgeschichte wird Evolution heute als die Entwicklung zu neuen, meist höher integrierten, komplexeren Formen im physikalisch-chemischen (Entwicklung des Weltalls und der Erde), biologischen (Entwicklung der Lebewesen) und kulturellen Bereich (Entwicklung der Kulturen) verstanden und als solche weitgehend im Sinne der modernen darwinistischen Evolutionstheorie auf rein materiell bedingte Ursachen zurückgeführt. In Anlehnung daran ist nach der Systemtheorie die Evolution ein Prozess, bei dem durch Reproduktion oder Replikation von einem System Kopien hergestellt werden, die sich voneinander und von ihrem Ursprungssystem durch Variation unterscheiden und bei dem nur ein Teil dieser Kopien auf Grund von Selektion für einen weiteren Kopiervorgang zugelassen werden.

Die Vertreter des Intelligent Design, dessen grundlegende Ideen von einer Gruppe konservativer amerikanischen Neokreationisten formuliert wurden, führen hingegen die gegenwärtigen Eigenschaften des Universums und des Lebens auf Erden auf eine nichtmaterielle intelligente Ursache zurück. Die wesentlichen Vordenker des Intelligent Design, die vorwiegend dem christlich-konservativen Discovery Institute in Seattle (Washington) angehören, identifizieren den intelligenten Designer mit dem christlichen Gott selbst.

Die anthroposophische Geistesforschung geht über die enge Perspektive beider Ansätze hinaus und deckt die komplexen geistigen und materiellen Hintergründe der Entwicklung auf, die am umfassendsten durch die sogenannten sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen beschrieben werden. Rudolf Steiner baut dabei konsequent auf die Vorarbeit auf, die Goethe mit seiner Metamorphosenlehre geleistet hat. Goethe ging davon aus, dass in jedem Lebewesen ein ideelles Urbild wirkt, das er Typus nannte. Der allen Pflanzen gemeinsame Typus ist die Urpflanze, der in den Tieren wirkende Typus ist das Urtier.

"Was versteht Goethe unter diesem Typus? Er hat sich darüber klar und unzweideutig ausgesprochen. Er sagt, er fühlte die Notwendigkeit: «einen Typus aufzustellen, an welchem alle Säugetiere nach Übereinstimmung und Verschiedenheit zu prüfen wären, und wie ich früher die Urpflanze aufgesucht, so trachtete ich nunmehr das Urtier zu finden, das heißt denn doch zuletzt: den Begriff, die Idee des Tieres». Und ein anderes Mal mit noch größerer Deutlichkeit: «Hat man aber die Idee von diesem Typus gefaßt, so wird man recht einsehen, wie unmöglich es sei, eine einzelne Gattung als Kanon aufzustellen. Das Einzelne kann kein Muster des Ganzen sein, und so dürfen wir das Muster für alle nicht im Einzelnen suchen. Die Klassen, Gattungen, Arten und Individuen verhalten sich wie die Fälle zum Gesetz: sie sind darin enthalten, aber sie enthalten und geben es nicht.» Hätte man also Goethe gefragt, ob er in einer bestimmten Tier- oder Pflanzenform, die zu irgendeiner Zeit existiert hat, seine Urform, seinen Typus verwirklicht sehe, so hatte er ohne Zweifel mit einem kräftigen Nein geantwortet. Er hätte gesagt: So wie der Haushund, so ist auch der einfachste tierische Organismus nur ein Spezialfall dessen, was ich unter Typus verstehe. Den Typus findet man überhaupt nicht in der Außenwelt verwirklicht, sondern er geht uns als Idee in unserem Innern auf, wenn wir das Gemeinsame der Lebewesen betrachten. Sowenig der Physiker einen einzelnen Fall, eine zufällige Erscheinung zum Ausgangspunkte seiner Untersuchungen macht, sowenig darf der Zoologe oder Botaniker einen einzelnen Organismus als Urorganismus ansprechen. Und hier ist der Punkt, an dem es klar werden muß, daß der neuere Darwinismus weit hinter Goethes Grundgedanken zurückbleibt. Diese wissenschaftliche Strömung findet, daß es zwei Ursachen gibt, unter deren Einfluß eine organische Form sich in eine andere umformen kann: die Anpassung und den Kampf ums Dasein. Unter Anpassung versteht man die Tatsache, daß ein Organismus infolge von Einwirkungen der Außenwelt eine Veränderung in seiner Lebenstätigkeit und in seinen Gestaltverhältnissen annimmt. Er erhält dadurch Eigentümlichkeiten, die seine Voreltern nicht hatten. Auf diesem Wege kann sich also eine Umformung bestehender organischer Formen vollziehen. Das Gesetz vom Kampf ums Dasein beruht auf folgenden Erwägungen. Das organische Leben bringt viel mehr Keime hervor, als auf der Erde Platz zu ihrer Ernährung und Entwickelung finden. Nicht alle können zur vollen Reife kommen. Jeder entstehende Organismus sucht aus seiner Umgebung die Mittel zu seiner Existenz. Es ist unausbleiblich, daß bei der Fülle der Keime ein Kampf entsteht zwischen den einzelnen Wesen. Und da nur eine begrenzte Zahl den Lebensunterhalt finden kann, so ist es natürlich, daß diese aus denen besteht, die sich im Kampf als die stärkeren erweisen. Diese werden als Sieger hervorgehen. Welche sind aber die Stärkeren? Ohne Zweifel diejenigen mit einer Einrichtung, die sich als zweckmäßig erweist, um die Mittel zum Leben zu beschaffen. Die Wesen mit unzweckmäßiger Organisation müssen unterliegen und aussterben. Deswegen, sagt der Darwinismus, kann es nur zweckmäßige Organisationen geben. Die anderen sind einfach im Kampf ums Dasein zugrunde gegangen. Der Darwinismus erklärt mit Zugrundelegung dieser beiden Prinzipien den Ursprung der Arten so, daß sich die Organismen unter dem Einfluß der Außenwelt durch Anpassung umwandeln, die hierdurch gewonnenen neuen Eigentümlichkeiten auf ihre Nachkommen verpflanzen und von den auf diese Weise umgewandelten Formen immer diejenigen sich erhalten, welche in dem Umwandlungsprozesse die zweckentsprechendste Gestalt angenommen haben.

Gegen diese beiden Prinzipien hätte Goethe zweifellos nichts einzuwenden. Wir können nachweisen, daß er beide bereits gekannt hat. Für ausreichend aber, um die Gestalten des organischen Lebens zu erklären, hat er sie nicht gehalten. Sie waren ihm äußere Bedingungen, unter deren Einfluß das, was er Typus nannte, besondere Formen annimmt und sich in der mannigfaltigsten Weise verwandeln kann. Bevor sich etwas umwandelt, muß es aber erst vorhanden sein. Anpassung und Kampf ums Dasein setzen das Organische voraus, das sie beeinflussen. Die notwendige Voraussetzung sucht Goethe erst zu gewinnen. Seine 1790 veröffentlichte Schrift «Versuch, die Metamorphose der Pflanzen zu erklären» verfolgt den Gedanken, eine ideale Pflanzengestalt zu finden, welche allen pflanzlichen Wesen als deren Urbild zugrunde liegt. Später versuchte er dasselbe auch für die Tierwelt." (Lit.: GA 030, S. 73ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Methodische Grundlagen der Anthroposophie, GA 30 (1989), ISBN 3-7274-0300-4 html
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.