Albtraum

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Nachtmahr, Johann Heinrich Füssli (1802)
Ernst Barlach, Der Alb

Der Albtraum, auch Alptraum, Alpdruck, Albdruck oder veraltet Nachtmahr (engl. nightmare) genannt, ist ein von panikartiger Angst erfüllter Traum, der nach Rudolf Steiner durch einen unregelmäßigen Atmungsprozess bedingt ist.

"Welches ist der physische Ausdruck für unregelmäßiges Atmen? Es ist der Alpdruck. Das Wort kommt her von Alb, Alf oder Elb, Elf und hängt auch zusammen mit Orpheus. So sehen wir, daß wir in ihm nichts anderes haben als ein Geistiges, welches im Atmungsprozeß so wirkt, daß das Ich nicht zur vollen Entfaltung kommen kann. Wenn der Atmungsprozeß unregelmäßig ist, dann hat das Heer niederer Geister Zutritt zum Menschen. Und nun nennen Sie es krankhaft oder wie Sie wollen, darauf kommt es nicht an; es kommt darauf an, was sich dadurch im Menschen entwickelt. Von unserem heutigen Standpunkte aus muß dieser Zustand ja als krankhaft bezeichnet werden. Denn wenn es auch ein Zurückschrauben ist auf einen früheren Zustand, so ist doch dieser Zustand heute ein Übergang vom Normalen zum Abnormalen.

Unser heutiger Atmungsprozeß ist entsprungen einem Prozeß, der als Überbleibsel im Alpdruck vorhanden ist, in ihm sein letztes Erbstück hat, einem Prozeß, wo der Mensch nicht so viel Sauerstoff brauchte. Als der Mensch noch dem Pflanzenzustande näher war, hatte er eine andere Bewußtseinsform, war untergetaucht in das alte dämmerhafte Bewußtsein. Dann tauchte er daraus auf, und beim Übergang, als der Mensch abwechselnd da und dort in seinem Bewußtsein war, erlebte der alteuropäische Mensch alles dasjenige, was in allem Alben- und Elfenwesen uns entgegentritt. So blicken wir in einer natürlichen Weise zurück in uralte Zustände. Wir haben im Alpdrücken den heutigen äußeren Zustand von etwas, was geistig war, und was nichts anderes darstellt, als den Überrest des alten hellseherischen Bewußtseins, des Bilderbewußtseins, das Mythen und Sagen schafft." (Lit.: GA 057, S. 413f)

"Im normalen Leben merken wir nicht, wie Sympathien und Antipathien ineinanderspielen im eigentlich seelischen Leben. Wir merken aber dieses Ineinanderspielen von Sympathien und Antipathien, wenn die Verbindung mit der Außenwelt anormal wird und wenn wir das Abwehren, das Antipathisieren, das aus dem Schlafe stammt, ebenfalls anormal entwickeln. Das ist dann der Fall, wenn zum Beispiel das Atmen sich nicht in richtiger Weise einstellt beim Schlafe und wir unter Alpdruck leiden. Dieser Alpdruck wird seelisch im wesentlichen erlebt als ein antipathisierendes Abwehren dessen, was in uns hereindringen will, was uns nur in mangelhafter Weise unsere Egoität erleben läßt." (Lit.: GA 208, S. 162f)

"Was in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» Inspirationen genannt wird, das ist nur das zur Helligkeit, zum Vollbewußtsein heraufgehobene Erleben desjenigen, was bei jedem Menschen unten im Gefühlsleben unbewußt an Inspirationen vorhanden ist. Und wenn besonders veranlagte Leute von ihren Inspirationen sprechen, so sprechen sie eigentlich von dem, was die Welt in ihr Gefühlsleben hineingelegt hat und durch ihre Anlagen heraufkommen läßt in ihr volles Wachbewußtsein. Es ist das ebenso Weltinhalt, wie der Gedankeninhalt Weltinhalt ist. Aber in dem Leben zwischen Geburt und Tod spiegeln diese unbewußten Inspirationen solche Weltenvorgänge, die wir nur träumend erleben können; sonst würde unser Ich in diesen Vorgängen sich verbrennen oder es würde ersticken, namentlich ersticken. Dieses Ersticken beginnt auch manchmal beim Menschen in abnormen Zuständen. Denken Sie nur einmal, Sie haben Alpdruck. Dann will ein Zustand, der sich abspielt zwischen Ihnen und der äußeren Luft, wenn bei einem Menschen in diesem Wechselverhältnis nicht alles in Ordnung ist, in abnormer Weise übergehen in etwas anderes. Indem das übergehen will in Ihr Ich-Bewußtsein, wird es Ihnen nicht als eine normale Vorstellung bewußt, sondern als eine Sie quälende Vorstellung: als der Alpdruck. Und so qualvoll wie das abnorme Atmen im Alpdruck, so qualvoll wäre das gesamte Atmen, wäre jeder Atemzug, wenn der Mensch das Atmen vollbewußt erleben würde. Er würde es fühlend erleben, aber qualvoll wäre es für ihn. Es wird daher abgestumpft, und so wird es nicht als physischer Vorgang, sondern nur in dem träumerischen Gefühl erlebt." (Lit.: GA 293, S. 100f)

"Zwei Gestalten haben die Dinge, die instinktiv im Menschen diesen Menschen besessen machen, zwei Gestalten haben sie vor dem Hüter der Schwelle. Das heißt, kommt man zur Schwelle, dann stellt sich heraus: dasjenige, wovon man instinktiv besessen ist, hat entweder die eine oder die andere Gestalt. Die eine Gestalt kann man bezeichnen als die Gespenstgestalt. Das, wovon der Mensch instinktiv besessen ist, tritt in dem einen Falle so auf vor dem Hüter der Schwelle, daß es wie eine äußere Wahrnehmung ist; sie ist dann halluzinär, aber sie ist eine äußere Wahrnehmung, sie tritt tatsächlich vor den Menschen hin und kündigt sich dem Menschen wie eine äußere Wahrnehmung an. Das ist der Gespenstcharakter. Es kann also etwas, was instinktiv im Menschen lebt, was in ihm rumort, wenn er es bewußt kennenlernt beim Hüter der Schwelle, wo alle Instinkte aufhören, wo die Dinge anfangen, voll- bewußt zu sein und in das freie Geistesleben sich einzugliedern, es kann vor dem Hüter der Schwelle ein solches instinktiv Lebendes als Gespenst auftreten. Dann ist man es los als Instinkt. Man darf sich nicht fürchten davor, daß so etwas als Gespenst auftritt, denn nur dadurch bekommt man es los, daß man es in der Objektivierung außen sieht, daß man das, was da in einem rumort, wirklich als Gespenst außen vor sich hat. Das ist die eine Form. Die andere Form, in der ein solches Instinktives auftreten kann, das ist die als Alp. Das ist nicht eine Wahrnehmung von außen, sondern eine bedrückende Empfindung oder auch eine Nachwirkung in einer Vision von dem, was einen bedrückt, ein imaginatives Erlebnis, das man aber zugleich als Alpdruck empfindet." (Lit.: GA 186, S. 16f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Wo und wie findet man den Geist?, GA 57 (1984), ISBN 3-7274-0570-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die soziale Grundforderung unserer Zeit – In geänderter Zeitlage, GA 186 (1990), ISBN 3-7274-1860-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil, GA 208 (1992), ISBN 3-7274-2080-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, GA 293 (1992), ISBN 3-7274-2930-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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