Dante Alighieri

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Dante im Exil (anonym)

Dante Alighieri (* 1265 in Florenz; † 14. September 1321 in Ravenna) war ein italienischer Dichter und Philosoph.

Dante Alighieri ist der bekannteste Dichter Italiens und gleichzeitig der bedeutendste Dichter des europäischen Mittelalters. Er lebte in der Zeit des Spätmittelalter, die in Italien den Übergang zur Renaissance kennzeichnet, wobei Dantes Weltbild noch immer stark im Mittelalter verhaftet war (siehe sein Werk Monarchia).

Dante gilt als "Vater" der heutigen "hoch"italienischen Sprache, die er entscheidend mitprägte. Sein Einfluss auf die europäische Literatur ist auch in diesem Zusammenhang zu sehen.

Leben

Dante Alighieri

Dante wurde im Mai oder Juni 1265 in Florenz als Sohn eines Kleinadligen geboren und genoß eine gute Ausbildung, wobei er diese später im Selbststudium der antiken und zeitgenössischen Autoren komplementierte (Aristoteles, Cicero, Thomas von Aquin u.a.). Um 1287 wurde Brunetto Latini Lehrer des jungen Dante.

Unter dem Eindruck des frühen Todes seiner Jugendliebe Beatrice Portinari im Jahre 1290 wurde der junge Mann zum Philosophen und Dichter, wobei in seinen philosophischen Werken der Einfluss aristotelischer Denkmuster deutlich wird. Zwischen 1292 und 1293 stellte Dante in der stilisierten Liebes-Lebensbeschreibung der "Vita Nuova" (Das neue Leben) eine Auswahl von Gedichten zusammen, mit denen er im vorangegangenen Jahrzehnt, ab 1283, seiner Liebe zu Beatrice poetischen Ausdruck verliehen hatte.

1295 heiratete er Gemma Donati, mit der er zwei Söhne hatte. Schon immer politisch engagiert, wurde Dante bald in die Machtkämpfe der verschiedenen Fraktionen der Guelfen nach der Vertreibung der kaisertreuen Ghibellinen aus Florenz verstrickt. Um 1300 hatten sich die Guelfen in die kaiserfreundlichen weißen Guelfen, die für einen Kompromiss mit dem Kaiser eintraten, und in die schwarzen Guelfen, die eine harte Politik gegenüber dem Kaiser verfolgten, gespalten.

Datei:2e ita.png 1295 gehörte er dem "Rat der Hundert" an, 1300 stand er als einer der sechs Priori in scharfer Opposition gegen Papst Bonifatius VIII., ein Jahr später verhalf der französische König Philipp IV. der Schöne, der wenig später den Templerorden zerschlug, den Papsttreuen zum Sieg und schickte Dante und seine Partei der weißen Guelfen 1302 in die Verbannung, die seine Söhne ab dem 14. Lebensjahr teilen mussten.

Dante hielt sich unter anderem am Hof der Della Scala in Verona auf. Der Eindruck vom zerissenen Italien wurde auch in Dantes Werk Convivio (Gastmahl) deutlich. Nach langen Jahren unsteter Wanderung wurde seine letzte Hoffnung, nach Florenz zurückkehren zu können, zerstört, als der römisch-deutsche König Heinrich VII. (Dantes alto Arrigo, den er in der Göttlichen Komödie verherrlichte), dessen Ankunft in Italien Dante begeistert begrüßt hatte, 1313 bei Siena starb. In Erinnerung an die Politik Heinrichs VII. verfasste er nach dessen Tod sein politisches Hauptwerk Monarchia, in dem er für ein Weltkaisertum eintrat, dem alle Menschen untergeordnet sein sollten.

Dante ließ sich in Ravenna nieder, wo er sein Meisterwerk, die 1307 begonnene und in der Volkssprache verfasste "Göttliche Komödie" ("Divina Commedia"), die wie kaum ein anderes Werk die europäische Literatur beeinflusste, erst kurz vor seinem Tod am 14. September 1321 vollendete. Er wurde in der Franziskanerkirche Santa Pier Maggiore beigesetzt.

Werke

Datei:Dante RB.JPG Sein bekanntestes Werk ist "Die Göttliche Komödie". Im Buch schildert er seine Reise durch die Hölle, zum Läuterungsberg (Fegefeuer), bis hin ins Paradies. Die Hölle und das Paradies sind jeweils in Schichten (in konzentrischen Kreisen) unterteilt. Je näher man in die tieferen Kreise kommt, umso sündiger bzw. heiliger sind die gestorbenen Seelen.

Die Seelenverfassung, aus der heraus Dante die "Göttliche Komödie" geschaffen hat, beschreibt Rudolf Steiner so:

"Gehen wir um Jahrhunderte weiter, bis ins 13., 14. Jahrhundert der nachchrist­lichen Zeit zu jener gewaltigen Gestalt, die in der Mitte des Mittel­alters uns in so ergreifender Art hinaufführt in die Region, die das menschliche Ich erlangen kann, wenn es sich aus sich heraus hinauf­arbeitet zu der Anschauung der göttlich-geistigen Welt: gehen wir zu Dante. Dieser hat uns in seiner «Commedia» ein Werk geschaffen, über das Goethe, nachdem er es wiederholt auf sich hat wirken lassen, da es ihm im Alter wieder in der Übersetzung eines Bekannten vor Augen trat, die Worte niederschrieb, in denen er dem Übersetzer seinen Dank für die Zusendung der Übersetzung ausdrückte:

Welch hoher Dank ist Dem zu sagen,
Der frisch uns an das Buch gebracht,
Das allem Forschen, allen Klagen
Ein grandioses Ende macht!

Welche Schritte ist nun die Kunst gegangen von Äschylos bis zu Dante? Wie stellt uns Dante wieder eine göttlich-geistige Welt dar? Wie führt er uns durch die drei Stufen der geistigen Welt, durch Hölle, Fegefeuer und Himmel, durch die Welten, die hinter dem sinnlichen Dasein des Menschen liegen?

Da sehen wir, wie allerdings in derselben Richtung, man möchte sagen, der Grundgeist der Menschheitsentwickelung weitergearbeitet hat. Bei Äschylos sehen wir noch klar, daß er überall die geistigen Mächte noch hat: es treten dem Prometheus die Götter entgegen, Zeus. Hermes und so weiter: dem Agamemnon treten die Götter entgegen. Da ist noch der Nachklang der alten Schauungen, dessen, was das alte, hellsehende Bewußtsein in uralten Zeiten aus der Welt heraussaugen konnte. Ganz anders Dante. Dante zeigt uns, wie er rein durch Versenkung in die eigene Seele, durch die Entwickelung der in der Seele schlummernden Kräfte und durch die Besiegung alles dessen, was die Entfaltung dieser Kräfte hindert, imstande geworden ist «in des Lebens Mitte», wie er charakteristisch sagt, das heißt im fünfunddreißigsten Jahre, seinen Blick hinzuwenden in die geistige Welt. Während also die Menschen mit dem alten Hellseherbewußtsein den Blick hinausrichteten in die geistige Umgebung, während es bei Äschylos noch so war, daß er wenigstens rechnete mit den alten Göttergestalten, sehen wir in Dante einen Dichter, der hinuntersteigt in die eigene Seele, der ganz in der Persönlichkeit und ihren inneren Geheimnissen verbleibt, und der durch den Weg dieser persönlichen Entwickelung hineinkommt in die geistige Welt, die er in so gewalti­gen Bildern in der «Commedia» entwickelt. Da ist die Seele der einzelnen Dante-Persönlichkeit ganz allein. Da nimmt sie nicht Rück­sicht darauf, was von außen offenbart ist. Niemand kann sich vorstel­len, daß Dante in einer ähnlichen Weise schildern könnte wie Homer oder Äschylos; daß er aus Überlieferungen übernommen hätte die Gestalten des alten Hellsehens; sondern Dante steht auf dem Boden dessen, was im Mittelalter entwickelt werden kann ganz innerhalb der Kraft der menschlichen Persönlichkeit. Und wir haben vor uns, was wir schon öfter betont haben, daß der Mensch dasjenige, was seinen hellseherischen Blick trübt, überwinden muß.

Dante-Portät von Alessandro Botticelli

Das stellt uns Dante dar in anschaulichen Bildern der Seele. Wo der Grieche noch Realitäten gesehen hat in der geistigen Welt, da sehen wir bei Dante nur noch Bilder. Bilder derjenigen Seelenkräf­te, die überwunden werden müssen. Diejenigen Kräfte, die aus der Empfindungsseele - wie wir dieses Seelenglied zu nennen pflegen - kommen, und die niedere Kräfte sein und das Ich von der Entwicke­lung zu höheren Stufen abhalten können, müssen überwunden wer­den. Darauf weist Dante hin; und ebenso müssen überwunden werden diejenigen Kräfte der Verstandesseele und Bewußtseinssee­le, welche die höhere Entwickelung des Ich hindern können. Auf die gegenteiligen Kräfte aber, insofern sie gute sind, weist schon Plato hin: Weisheit, die Kraft der Bewußtseinsseele; Starkmut in sich selber, die Kraft, welche der Verstandes- oder Gemütsseele ent­stammt, und Mäßigkeit, dasjenige, was die Empfindungsseele in ihrer höchsten Entfaltung erreicht. Wenn das Ich durchgeht durch eine Entwickelung, die getragen ist von der Mäßigkeit der Empfin­dungsseele, von der Starkheit oder inneren Geschlossenheit der Verstandes- oder Gemütsseele, von der Weisheit der Bewußtseins­seele, dann kommt es allmählich zu höheren Seelenerlebnissen, die in die geistige Welt hinaufführen. Aber jene Kräfte müssen erst überwunden werden, welche der Mäßigkeit, der inneren Geschlos­senheit und der Weisheit entgegenarbeiten. Der Mäßigkeit wirkt entgegen die Unmäßigkeit, die Gefräßigkeit, sie muß überwunden werden. Daß sie bekämpft werden muß, und wie man ihr begegnet, wenn der Mensch durch seine eigenen Seelenkräfte in die geistige Welt eintreten will, das stellt Dante dar. Eine Wölfin ist für Dante das Bild für die Unmäßigkeit, für die Schattenseiten der Empfin­dungsseele. Dann begegnen uns die Schattenseiten der Verstandes­seele als der Entwickelung widerstrebende Kräfte: Was nicht in sich geschlossener Starkmut ist, was sinnlos aggressive Kräfte der Ver­standesseele sind, das tritt uns in Dantes Phantasie als ein zu Bekämpfendes in dem Löwen entgegen. Und die Weisheit, die nicht nach den Höhen der Welt hinaufstrebt, die sich nur als Klugheit und Schlauheit auf die Welt richtet, tritt uns in dem dritten Bilde, in dem Luchs, entgegen. Die «Luchs-Augen» sollen darstellen Augen, die nicht Weisheitsaugen sind, die in die geistige Welt hineinsehen, sondern Augen, die nur auf die Sinnenwelt gerichtet sind. Und nachdem Dante zeigt, wie er sich gegen solche der Entwickelung widerstrebenden Kräfte wehrt, schildert er uns, wie er hinaufkommt in die Welten, die hinter dem sinnlichen Dasein liegen.

Einen Menschen haben wir in Dante vor uns: auf sich selbst gestellt, in sich selber suchend, aus sich selber herausgestaltend die Kräfte, welche in die geistige Welt hineinführen. So ist das, was in dieser Richtung schafft, aus der Außenwelt ganz in das menschliche Innere hineingezogen.

So schildert in Dante ein Dichter, was in dem Innersten der menschlichen Seele erlebt werden kann. Da hat die Dichtung auf ihrem Weiterschreiten das menschliche Innere um ein weiteres Stück ergriffen, ist intimer geworden mit dem Ich. hat sich wiederum mehr hineingezogen in das menschliche Ich. - So standen die Gestalten, die uns Homer geschaffen hat, eingesponnen in das Netz der göttlich-geistigen Gewalten; so fühlte sich Homer selbst noch darinnen einge­sponnen, indem er sagt: Die Muse singe das, was ich zu sagen habe! Dante steht vor uns - ein Mensch, allein mit seiner Seele, die jetzt weiß, daß sie aus sich selber die Kräfte entfalten muß, die in die geistige Welt hineinführen sollen. Wir sehen es namentlich immer unmöglicher werden, daß die Phantasie sich anlehnt an das, was von außen hereinspricht." (Lit.: GA 059, S. 286ff)


Dantes philosophisches Hauptwerk ist die (wohl nach 1313) entstandene Monarchia.

Daneben verfasste Dante zahlreiche Briefe (unter anderem auch an den römisch-deutschen König Heinrich VII.). Dantes andere Werke waren unter anderem:

Standbilder und Denkmale

Literatur

  • Robert L. John: Dante. Springer, Wien 1946. (Auch spätere Paperbacks)
  • Winfried Wehle: Dichtung über Dichtung. Dantes 'Vita Nuova': Die Aufhebung des Minnesangs im Epos. Fink, München 1986. PDF
  • Kurt Leonhard: Dante. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlts Monographien, Bd. 167. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-50167-8.
  • Ulrich Prill: Dante. Sammlung Metzler, Bd. 318. Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-10318-8.
  • Winfried Wehle: Rückkehr nach Eden. Über Dantes Wissenschaft vom Glück in der „Commedia“. In: Deutsches Dante-Jahrbuch. Bd. 78 (2003), S. 13–66. PDF
  • Heinz-Willi Wittschier: Dantes „Divina Commedia“. Einführung und Handbuch. Erzählte Transzendenz. Lang, Frankfurt a. M. 2004, ISBN 3-631-38401-7.
  • Ralf Jeremias: Vernunft und Charisma. Die Begründung der Politischen Theorie bei Dante und Machiavelli – im Blick Max Webers. Hartung-Gorre, Konstanz 2005, ISBN 3-86628-004-1.
  • Heinz-Willi Wittschier: Dantes „Convivio“. Einführung und Handbuch. Erschriebene Immanenz. Lang, Frankfurt a. M. 2009, ISBN 978-3-631-55044-1.
  • Rudolf Steiner: Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Zweiter Teil, GA 59 (1984), ISBN 3-7274-0595-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Siehe auch die Angaben im Artikel des „BBKL“ oder der „Stanford Encyclopedia of Philosophy“ (siehe Weblinks). Wichtige Angaben finden sich auch im Lexikon des Mittelalters (Artikel Dante, verschiedene Verfasser, Bd. 3, Sp. 544 ff.) und in der Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie (Thorsten Gubatz, Artikel Dante, Bd. 2. Metzler, Stuttgart & Weimar 2005 [2. Aufl.], S. 108–115).

Weblinks

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