Goetheanismus und Materie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:goethe003.jpg|thumb|right|300px|Johann Wolfgang von Goethe]]
Als '''Materie''' (von [[Latein|lat.]] ''materia'' = Stoff; etymologisch verwandt mit [[Latein|lat.]] ''mater'' = Mutter bzw. ''matrix'' = Gebärmutter; {{ELSalt|ὕλη}}, ''[[hylē]]'') wird ''allgemein'' alles '''Stoffliche''' bezeichnet, das uns in der sinnlich-physischen Welt umgibt und insgesamt die '''stoffliche Welt''' aufbaut, im [[Physik|physikalisch]] weitesten Sinn alles, was [[Ruhemasse]] besitzt. Aus geistiger Sicht gibt es aber auch [[#Höhere Materieformen|höhere Materieformen]].
'''Goetheanismus''' ist eine [[Wikipedia:Ganzheit|ganzheitliche]], rein [[Phänomen|phänomenologisch]] auf vorzüglich unmittelbare  [[Sinnesqualitäten|qualitative]] [[Erfahrung]]en gegründete allgemeine [[Wikipedia:Wissenschaft|Wissenschafts]][[Wikipedia:Methodik|methodik]], die, anders als herkömmliche wissenschaftliche Verfahren, von der Verwendung künstlicher [[Wikipedia:Messgerät|Messgerät]]e und [[Wikipedia:Quantifizierung|quantitativer]] Auswertungen weitgehend absieht und in ihrer Zielsetzung frei von [[Spekulation|spekulativen]] Elementen, [[Wikipedia:Hypothese|Hypothese]]n und [[Wikipedia: Modell (Begriff)|Modellvorstellungen]] ist.  


Das Wort ''Goetheanismus'' wurde erstmals von dem schwedischen Diplomaten von K. A. von Brinckmann 1803 in einem Brief an [[Goethe]] gebraucht, um damit dessen Weltanschauung insgesamt zu charakterisieren. Durch [[Rudolf Steiner]], den ersten Herausgeber der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes unter Einbeziehung des Nachlasses {{Lit|Goethe 1891-1896}}, wurde die Bezeichnung ab 1915 zunehmend für die den Naturstudien Goethes zugrunde liegende Methode verwendet, ohne sie allein darauf zu beschränken. Tatsächlich lässt sich die goetheanistische Methode in praktisch allen Lebensbereichen fruchtbar anwenden.
== Die sinnlich-physische Materie ==


== Erkenntnistheoretische Grundlagen ==
{{Hauptartikel|Atom|Chemisches Element}}


Goethe selbst hat keine zusammenhängende [[Wikipedia:Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] Begründung seiner Forschungsmethode gegeben. Diese wurde erstmals von [[Rudolf Steiner]] in seinen [[GA 1|Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (1884 - 1897)]] und in seinem grundlegenden Werk [[GA 2|Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung]] ausführlich und systematisch formuliert. Fruchtbare Gedanken zum Verständnis der goetheanistischen Methode finden sich, trotz der vorwiegend [[Wikipedia:Philosophie|philosophischen]] und weniger [[Wikipedia:Naturwissenschaft|naturwissenschaftlichen]] Orientierung, auch in der [[Wikipedia:Phänomenologie|Phänomenologie]] [[Wikipedia:Edmund Husserl|Edmund Husserl]]s.
Die [[notwendig]]en, [[Phänomen|phänomenologisch]] fassbaren, gemeinsamen charakteristischen Eigenschaften der sinnlich-physischen Materie sind neben ihrer [[Wikipedia:Masse (Physik)|Masse]], wodurch alle Materie der [[Schwere]] unterliegt, ihre [[Raum|räumliche]] Ausdehnung und mithin ihr endliches [[Wikipedia:Volumen|Volumen]], ihre innere [[Struktur]] und ihr innerer Gehalt an [[Wärme|Wärmeenergie]]. So aufgefasst ist die Materie [[ding]]haft, [[Gegenstand|gegenständlich]]; [[Licht]] etwa ist in diesem Sinn ''keine'' Materie. Aus physikalischer Sicht ist im wesentlichen alle physische Materie aus [[Chemisches Element|chemischen Elementen]] und diese wiederum aus [[Atom]]en aufgebaut, die sich weiter zu komplexeren [[Molekül]]en verbinden können und der Materie ihre ''spezifische stoffliche Identität'' verleihen.  


== Goethes Forschungsmethode ==
Die räumliche Ausdehnung der Materie ist gemäß der [[Wikipedia:Quantenmechanik|Quantenmechanik]] eine Folge des für alle [[Wikipedia:Fermion|Fermion]]en gültigen [[Wikipedia:Pauli-Prinzip|Pauli-Prinzip]]s. Zu beachten ist dabei aber, dass die angegebenen phänomenologischen Eigenschaften der Materie keineswegs unmittelbar auf Atome und Moleküle übertragen werden können. Atome und Moleküle sind keine ''Dinge'' im herkömmlichen Sinn. Vielmehr muss man hier von einer ''objektiven Gedankenwelt'' sprechen, die allerdings, so wie die Materie heute geworden ist, der [[Untersinnliche Welt|untersinnlichen Welt]], also dem [[ahrimanisch]]en Weltbereich angehört.


=== Die Betonung des qualitativen Elements ===
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"Überall an der Stelle, wo der Mensch Materie
hinträumt, da ist in Wahrheit Ahriman. Und die größte Verführung
ist die materialistische Theorie der Physik, sind die materiellen
Atome; denn diese sind nichts anderes in Wirklichkeit als die
Kräfte des Ahriman." {{Lit|{{G|145|161}}}}
</div>


[[Bild:Galileo Galilei.jpg|thumb|left|[[Wikipedia:Galileo Galilei|Galileo Galilei]], Porträt von Justus Sustermans, 1636.]]
== Geist und Materie ==
Die quantitative Erfassung der Naturerscheinung steht bei der herkömmlichen Naturwissenschaft im Vordergrund. "Messen, was messbar ist, und messbar machen, was nicht messbar ist", war hier seit [[Wikipedia:Galileo Galilei|Galilei]] der oberste Grundsatz. Messinstrumente, die die Naturerscheinungen quantitativ fassbar machen, sollen so weit als möglich die unmittelbare sinnliche Beobachtung ersetzen. Daran schließt sich eine mathematische Beschreibung der experimentell gefundenen Regelmäßigkeiten. Mathematisch formulierte Hypothesen werden dann aufgestellt, die diese Regelmäßigkeiten erklären sollen. Der Mensch als Beobachter wird aus der Theorienbildung vollkommen ausgeschlossen. Man strebt nach einer rein objektiven Naturbeschreibung, in der das betrachtende Subjekt keinen Platz hat. Die Natur ist fertig auch ohne den Menschen und die Naturgesetze wären dieselben, auch wenn es keine Menschen gäbe. Diese Methode hat sich ganz besonders an den mechanischen Erscheinungen bewährt und die hier gewonnen Erkenntnisse wurden dann sinngemäß auch auf alle anderen Naturerscheinungen übertragen. So entstand zunächst eine rein mechanistische, kausale Formulierung der Naturgesetze. Das Kausalitätsprinzip wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die von Max Planck begründete Quantentheorie erschüttert.


Goethe strebte demgegenüber nach einer systematischen reinen [[Phänomenologie]] der [[sinnlich]] erfahrbaren Erscheinungen. Er fragt ''nicht'' nach ''Ursachen'', sondern nach den ''Bedingungen'', unter denen die Phänomene erscheinen. Goethe sucht kein verborgenes [[Wesen]] ''hinter'' den Erscheinungen, sondern dieses gibt sich, wie er meint, ''durch'' die Phänomene selber kund:
Die Materie zeigt uns zunächst nur ihre sinnliche Außenseite, dahinter aber wirkt der [[Geist]].  


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"Ob man nicht, indem von den Farben gesprochen werden soll, vor allen Dingen des Lichtes zu erwähnen habe, ist eine ganz natürliche Frage, auf die wir jedoch nur kurz und aufrichtig erwidern: es scheine bedenklich, da bisher schon so viel und mancherlei von dem Lichte gesagt worden, das Gesagte zu wiederholen oder das oft Wiederholte zu vermehren.  
"Wir müssen zum Beispiel dadurch, daß wir jetzt
auf dem physischen Plan mit der äußeren Materie leben, in gewissen
Fällen die Fähigkeit haben, auch in der äußeren Materie um uns herum
überall den Geist wahrzunehmen. Denn Materie ist ja nur ein Trugbild,
Maja, alles ist verdichteter Geist. So daß wir für das gewöhnliche
Leben unter den Gegenständen der Materie den Geist zu spüren haben.
Wir müssen also zu ihr in ein äußeres Verhältnis kommen können, daß
wir gewissermaßen intime Beziehungen einzugehen vermögen mit den
Dingen." {{Lit|{{G|127|109}}}}
</div>


Denn eigentlich unternehmen wir umsonst, das Wesen eines Dinges auszudrücken. Wirkungen werden wir gewahr, und eine vollständige Geschichte dieser Wirkungen umfaßte wohl allenfalls das Wesen jenes Dinges. Vergebens bemühen wir uns, den Charakter eines Menschen zu schildern; man stelle dagegen seine Handlungen, seine Taten zusammen, und ein Bild des Charakters wird uns entgegentreten.  
Was der Materie [[geist]]ig im Verborgenen zugrunde liegt, wurde bereits in den der [[Erdentwicklung]] vorangegangenen [[Weltentwicklungsstufen]] des [[Alter Saturn|alten Saturns]], der [[Alte Sonne|alten Sonne]] und des [[Alter Mond|alten Mondes]] entwickelt. [[Rudolf Steiner]] gebrauchte dafür einmal folgendes Bild:


Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden. In diesem Sinne können wir von denselben Aufschlüsse über das Licht erwarten. Farben und Licht stehen zwar untereinander in dem genausten Verhältnis, aber wir müssen uns beide als der ganzen Natur angehörig denken: denn sie ist es ganz, die sich dadurch dem Sinne des Auges besonders offenbaren will.  
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"Ich könnte noch ein anderes Bild bringen: Nehmen wir einmal
an, wir hätten vor uns irgendeinen Aufbau, kunstvoll geschichtet
aus Papierrollen. Nun können wir zunächst beschreiben, was wir
da kunstvoll aus Papierrollen geschichtet haben: Einige Rollen stehen,
die anderen sind schief zusammengerollt und das, kunstvoll
zusammengestellt, gibt irgendeinen Aufbau. Aber denken Sie sich,
wir hätten nicht bloß Papierrollen aufgeschichtet, sondern in jede
Papierrolle wäre hineingemalt ein wunderbares Gemälde. Das würden
wir gar nicht sehen, wenn wir die Rollen, die zusammengerollt
sind und auf der Innenseite die Gemälde haben, ins Auge fassen.
Und dennoch sind sie drinnen! Und bevor der Aufbau hat geschehen
können, mußten die Malereien hineingemalt sein. Nehmen Sie
aber an, es wäre die Sache so, daß wir nicht den kunstvollen Aufbau
aus den Papierrollen schichteten, sondern daß der sich selbst
schichten müßte. Sie können sich natürlich nicht vorstellen, daß er
sich selbst schichtet, da haben Sie ganz recht, kein Mensch kann
sich das vorstellen; aber nehmen wir an, dadurch, daß die Gemälde
auf alle Rollen gemalt sind, läge in ihnen die Kraft, daß sich die
Rollen selber schichteten: Dann haben Sie hier ein Bild von unserem
wirklichen Weltengebäude! Die Gemälde, die auf den Rollen
sind, kann ich vergleichen mit all dem, was während der Saturn-,
der Sonnen- und Mondenzeit geschehen ist, was da hineingeheimnist
ist in jeden einzelnen Teil unseres Weltengebäudes. Aber es
sind keine toten Gemälde, es sind lebendige Kräfte, die dasjenige,
was auf der Erde sein soll, was auf unserem physischen Plan sein
soll, aufbauen, und wir holen heraus dasjenige, was kunstvoll verborgen
ist in dem, was gewissermaßen aus einzelnen Rollen des
Weltengebäudes vor uns aufgeschichtet ist, und was beschrieben
wird von der äußeren Wissenschaft, was uns gegenübersteht im
äußeren Leben. Wenn Sie aber dieses Bild zu Ende denken - ich
habe lange nachgesonnen, ein Bild, das möglichst entspricht dem
Sachverhalt, zu finden; es ist das Bild von diesen Rollen, die lebendige,
tätige Bilder haben -, dann werden Sie finden, daß kein
menschliches Auge, das der Aufschichtung entgegenschaut, zunächst
eine Ahnung haben kann von den Bildern, die da drinnen
sind. Wenn der Aufbau recht kunstgemäß ist, werden wir etwas
recht Kunstgemäßes als Beschreibung des Aufbaues bekommen,
aber nichts wird in der Beschreibung stehen von den Gemälden, die
drinnen sind.


Ebenso entdeckt sich die ganze Natur einem anderen Sinne. Man schließe das Auge, man öffne, man schärfe das Ohr, und vom leisesten Hauch bis zum wildesten Geräusch, vom einfachsten Klang bis zur höchsten Zusammenstimmung, von dem heftigsten leidenschaftlichen Schrei bis zum sanftesten Worte der Vernunft ist es nur die Natur, die spricht, ihr Dasein, ihre Kraft, ihr Leben und ihre Verhältnisse offenbart, so daß ein Blinder, dem das unendlich Sichtbare versagt ist, im Hörbaren ein unendlich Lebendiges fassen kann.  
Sehen Sie, so ist es mit der äußeren Wissenschaft. Sie beschreibt
diesen kunstvollen Aufbau, sie läßt aber ganz außer acht dasjenige,
was als Gemälde auf jeder einzelnen Rolle steht. Aber wenn Sie den
Vergleich zu Ende denken, müssen Sie noch etwas ganz anderes ins
Auge fassen: Gibt es denn in all jener Tätigkeit, welche diesen
kunstvollen Aufbau der Rollen beschreibt, eine Möglichkeit, auch
nur zu ahnen, geschweige denn wirklich etwas zu beschreiben von
dem, was auf den einzelnen Rollen steht, wenn eben die Rollen zusammengerollt
sind und das Gebäude aufbauen? Das gibt es gar
nicht! In diesem Sinne müssen Sie sich auch klar sein, daß die gewöhnliche
Wissenschaft zunächst gar nicht darauf kommen kann,
daß unserem Weltengebäude dieses Geistige zugrunde liegt. Daher
kann in einer geraden Fortsetzung desjenigen, was man sich aneignet
in der gewöhnlichen Wissenschaft, nicht das Verständnis für die
Geisteswissenschaft liegen, sondern es muß etwas hinzukommen,
etwas, was im Grunde genommen gar nichts zu tun hat mit der gewöhnlichen
Wissenschaft. Denn denken Sie einmal, Sie haben diese
aufgeschichteten Rollen vor sich. Jemand kann sie sehr gut beschreiben,
er wird noch wunderbare Schönheiten finden, etwa daß manche
Rollen mehr schief, manche weniger schief gelegt sind, manche zu
einer Rundung gebaut sind und so weiter, er wird all das hübsch
beschreiben. Aber um darauf zu kommen, daß auf jeder Rolle inwendig
ein Gemälde ist, dazu ist notwendig, daß er eine Rolle herausnimmt
und sie aufrollt. Es hat gar nichts zu tun mit der Beschreibung
des geschichteten Gebäudes. Es muß also etwas Besonderes hinzukommen
zu der menschlichen Seele, wenn die Seele aus der gewöhnlichen
wissenschaftlichen Weltanschauungsweise, wie wir sie heute
haben, hineinkommen will in eine geisteswissenschaftliche Betrachtung,
es muß die Seele von etwas Besonderem ergriffen werden. Das
ist dasjenige, was heute so schwer verständlich ist für die äußere, im
Materialismus lebende Kultur, was aber wieder begriffen werden
muß, wie es begriffen worden ist in den verschiedensten Kulturperioden,
in denen man noch eine geistige Weltanschauung als die
physische Weltanschauung durchdringend hatte. Altere Zeiten waren
sich immer klar darüber, daß dasjenige, was man von dem geistigen
Inhalte der Welt wissen soll, beruht auf einem besonderen Erfangenwerden
der Seele von der Geistigkeit. Daher haben sie nicht
bloß von Wissenschaftlichkeit, sondern von Initiationen und dergleichen
gesprochen, und mit Recht davon gesprochen." {{Lit|{{G|169|145ff}}}}
</div>


So spricht die Natur hinabwärts zu andern Sinnen, zu bekannten, verkannten, unbekannten Sinnen; so spricht sie mit sich selbst und zu uns durch tausend Erscheinungen. Dem Aufmerksamen ist sie nirgends tot noch stumm ..." ([[Bild:Word small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Zur_Farbenlehre.doc Goethe: ''Zur Farbenlehre'', Vorwort])
== Höhere Materieformen ==
</div>
[[Bild:Steiner 1919.jpg|thumb|[[Rudolf Steiner]] (1919)]]
[[Rudolf Steiner]] charakterisiert den Ausgangspunkt von [[Goethe]]s Forschungsmethode so:


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Die anthroposophische Geisteswissenschaft muss darüberhinaus übersinnliche Materieformen anerkennen, aus denen gleichsam erst durch Verdichtung die sinnliche-physische Materie entsteht. Diese übersinnlichen Materieformen sind eigenständige, sich selbst tragende [[Substanz]]en im philosophischen Sinn. Sie haben allerdings ganz andere Eigenschaften als die sinnlich-physische Materie; namentlich Masse und räumliche Ausdehnung kommen hier nicht in Betracht. Man darf in diesem Sinn von feinstofflicher [[Äthermaterie]], [[Astralmaterie]] und mit eingeschränkter Gültigkeit sogar von [[Geiststofflichkeit]] sprechen. In je höhere geistige Bereiche man hinaufsteigt, desto plastisch bildsamer erscheint die entsprechende Materie. In den höchsten Bereichen des [[Niederes Devachan|niederen Devachan]] findet sich schließlich der geistige Urstoff, aus dem letztlich alles geformt wird. Dieser Urstoff wird auch als [[Akashastoff]] oder [[Feuerluft]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] רוח, [[Ruach]] = ''Rauch''; zugleich der hebr. Name für die [[Verstandesseele]]) bezeichnet.
"Goethe hat - ich habe das durch viele Jahre hindurch in der verschiedensten Weise dargestellt - eigentlich eine ganz andere Richtung der Naturforschung gefordert, als diejenige ist, die dann im 19. Jahrhundert und für unsere Zeit noch entstanden ist. Goethe wollte nämlich aus der Naturforschung etwas ausgemerzt haben, was ja für das gewöhnliche Leben eine Berechtigung hat, aber aus der Forschung wollte er es ausgemerzt haben. Immer wieder und wiederum kommt er darauf zurück, dieses Bestimmte aus der Forschung auszumerzen. Das, was er ausmerzen wollte, das war nämlich das Kombinieren, das Interpretieren der Tatsachen, die sinnlich wahrgenommen werden. Er wollte, daß nur die Tatsachen, die sinnlich wahrgenommen werden, ihrer eigenen Natur nach als Phänomene beschrieben werden; er wollte die sinnlichen Phänomene auf ihre Urphänomene zurückführen, aber nicht kombinieren mit dem Verstande: Was liegt da oder dort zugrunde? - Einen wunderschönen Ausspruch, der über die ganze Goethesche Weltanschauung hinleuchtet, hat Goethe getan, indem er sagte: Die Bläue des Himmels ist selber schon Theorie, man suche nur nichts hinter ihr.


Das reine Anschauen, das ist dasjenige, was Goethe gesucht haben will. Und den Verstand wollte er nur dazu benützt haben, um die Phänomene so zusammenzustellen, daß sie selbst ihre Geheimnisse aussprechen. Goethe wollte eine hypothesenfreie, eine von Verstandeskombination freie Naturforschung haben. Das liegt auch seiner Farbenlehre zugrunde. Man hat gar nicht verstanden, um was es sich bei diesen Dingen handelt." {{Lit|GA 180, S 69}}
Die [[Alchemist]]en sehen in der sogenannten [[Jungfernerde]], der [[materia benedicta]], den Urstoff, aus dem die irdische Stoffeswelt geschaffen ist. Mit dieser [[prima materia]] muss das [[Opus Magnum]] zur Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]], und damit zugleich die Vergeistigung der materiellen Welt, beginnen.
</div>


Das qualitative Element steht bei Goethe im Vordergrund. Die [[Sinnesqualitäten]] selbst, die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen Betrachtung. Einer von den beobachteten Phänomenen abgezogenen, rein gedanklich formulierten spekulativen Theorie bedarf es dazu nicht.
=== Äthermaterie - Negative Materie ===


=== Über die Wirklichkeit der Sinnesqualitäten ===
{{Hauptartikel|Äthermaterie}}


Seit [[Wikipedia:John Locke|John Locke]] hat man unglücklicherweise zwischen primären und sekundären [[Sinnesqualitäten]] unterschieden. Farben etwa seien nur sekundäre subjektive Phänomene, die durch die primären objektiven Bewegungsvorgänge in der Natur ausgelöst würden. Immer wieder hat man argumentiert, dass man niemals wissen könne, ob ein anderer Mensch die Farben genauso erlebt wie wir, während wir bezüglich der Größe und Form der materiellen Gegenstände sehr leicht zu einer allgemeinen Übereinstimmung kommen könnten. Diese Argumentation ist aber grundfalsch. Sie beruht auf einer Verwechslung des sinnlich gegebenen Wahrnehmungsfaktors mit der gedanklich erkannten Gesetzmäßigkeit. Bezüglich Form und Größe der Gegenstände springen uns so schnell die zugrunde liegenden geometrischen Gesetzmäßigkeiten entgegen, dass wir gar nicht bemerken, dass wir es hier bereits mit einer gedanklichen Durchdringung der Wahrnehmung zu tun. Hinsichtlich dieser gedanklich erfassten geometrischen Gegebenheiten kommen wir tatsächlich sehr schnell zu einer allgemeinen Übereinstimmung. Bei den Farbphänomenen kommen uns die damit verbundenen Gesetzmäßigkeiten nicht so unmittelbar zu [[Bewusstsein]]. Goethe wollte durch seine Farbenlehre gerade diese Gesetze, die nicht weniger objektiv sind als die geometrischen, bewusst machen. Hell und Dunkel, Rot und Grün, Violett und Blau usw. können genau so sicher unterschieden werden wie Dreiecke, Vierecke und Kreise. Und so wie es ganz oder teilweise farbenblinde Menschen gibt, gibt es auch Menschen die aufgrund neurologischer Defekte für bestimmte Formprinzipen blind sind.
Die [[Äthermaterie]] oder [[negative Materie]], von [[Rudolf Steiner]] gelegentlich auch als [[Antimaterie]]<ref>die aber nicht identisch ist mit dem, was in der [[Wikipedia:Moderne Physik|modernen Physik]] als [[Wikipedia:Antimaterie|Antimaterie]] bezeichnet wird!</ref> bezeichnet, charakterisiert sich nicht durch das Prinzip der Raum''erfüllung'', sondern durch das der Raumm''entleerung''. Die [[physisch]]e Materie ist durch [[Druckkräfte]] bestimmt, der [[Äther]] hingegen durch [[Saugkräfte]], die die physische Materie aus dem [[Raum]] herausschaffen; es entsteht dadurch eine ''qualitativ'' negative Materie - und dieser Prozess endet letztlich bei [[Akasha]].


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"Aus der Idee des Gegensatzes der Erscheinung, aus der Kenntnis, die wir von den besondern Bestimmungen desselben erlangt haben, können wir schließen, dass die einzelnen Farbeindrücke nicht verwechselt werden können, dass sie spezifisch wirken und entschieden spezifische Zustände in dem lebendigen Organ hervorbringen müssen."  
"Wir wissen, daß jeder Körper aus einem mehr festen
([[Bild:Word small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Zur_Farbenlehre.doc Goethe: ''Zur Farbenlehre'', § 761])
in einen mehr immateriellen Zustand übergehen kann: vom festen
zum flüssigen und zum gasförmigen Zustand, Die Verfeinerung
des materiellen Zustandes kann einen Grad erreichen, der, wenn
man ihn überschreitet, bei einer negativen Materie endet; man nennt
ihn Akasha. In ihr drücken sich alle Ereignisse in einer endgültigen
Weise ab,- und man kann sie alle wiederfinden, selbst diejenigen aus
der tiefsten Vergangenheit." {{Lit|{{G|094|83}}}}
</div>
</div>
Für die bloße Subjektivität der Farbeindrücke wurde oft das 1826 von [[Wikipedia:Johannes Peter Müller|Johannes Peter Müller]] formulierte [[Wikipedia:Gesetz der spezifischen Sinnesenergien|Gesetz der spezifischen Sinnesenergien]] ins Treffen geführt. Das Auge bringt immer nur Licht- und Farberscheinungen hervor, egal ob es durch Stoß, Druck, elektrische Reizung oder eben auch durch äußeres Licht erregt wird. Die Farbqualitäten hätten daher unmittelbar gar nichts mit dem äußeren Reiz zu tun, sondern sie sind nur Erscheinungen innerhalb des Auges. In Wahrheit bestätigt das Gesetz der spezifischen Sinnesenergien aber nur das hier schon Gesagte. Jedes Sinnesorgan vermag eben grundsätzlich nur die seiner Natur entsprechenden Wahrnehmungsqualitäten zu zeigen, die es auch selbst hervorzubringen vermag. Es übersetzt alle Reize in die ihm gemäße Sprache. Wird das Auge durch Druck, Stoß oder elektrische Impulse erregt, entstehen dabei aber nur sehr unspezifische Farbeindrücke, die wenig über die Außenwelt aussagen – eben nur, dass da ein Stoß, Druck oder elektrischer Impuls als allgemeiner äußerer Reiz vorhanden war. Erst dem Licht gegenüber, durch das und für das es geschaffen wurde, entfaltet es seine volle Leistungsfähigkeit. Dieses Prinzip gilt aber für den Eigenbewegungssinn, durch den wir Formen wahrnehmen, nicht minder.
=== Die wissenschaftliche Strenge der Methode ===
Die quantitative Erfassung der Natur erschien Goethe zwar zweitrangig, doch forderte er sehr nachdrücklich eine voll besonnene, geradezu mathematische Strenge und Folgerichtigkeit für seine Forschungsmethode. Goethe geht etwa in seiner [[Farbenlehre]] Schritt für Schritt so bedächtig voran, dass sich die Gesetze der Farbenwelt so enthüllen, dass er darüber, wie er selbst sagt, dem strengsten Geometer vollständig Rechnung legen könnte:


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„Diese Bedächtlichkeit, nur das Nächste ans Nächste zu reihen, oder vielmehr das Nächste aus dem Nächsten zu folgern, haben wir von den Mathematikern zu lernen, und selbst da, wo wir uns keiner Rechnung bedienen, müssen wir immer so zu Werke gehen, als wenn wir dem strengsten Geometer Rechenschaft zu geben schuldig wären." ([[Bild:Adobepdf small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Der_Versuch_als_Vermittler_von_Objekt_und_Subjekt.pdf Goethe: ''Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt''])
"Im oberen Devachan, über der vierten Stufe - man nennt sie Arupa
[= formlos] - , da wo diese Antimaterie beginnt, die man die Akasha
nennt, da hat das Bewußtsein der Mineralien seinen Sitz." {{Lit|{{G|094|94}}}}
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"Man hat Goethe den Vorwurf gemacht, er habe die mechanische Betrachtung der Natur verworfen und sich nur auf die Beobachtung und Aneinanderreihung des Sinnlich-Anschaulichen beschränkt. Vgl. z.B. Harnack in seinem Buche «Goethe in der Epoche seiner Vollendung», S. 12) Du Bois-Reymond findet («Goethe und kein Ende», Leipzig 1883, S.29): «Goethes Theoretisieren beschränkt sich darauf, aus einem Urphänomen, wie er es nennt, andere Phänomene hervorgehen zu lassen, etwa wie ein Nebelbild dem andern folgt, ohne einleuchtenden ursächlichen Zusammenhang. Der Begriff der mechanischen Kausalität war es, der Goethe gänzlich abging.» Was tut aber die Mechanik anderes, als verwickelte Vorgänge aus einfachen Urphänomenen hervorgehen lassen? Goethe hat auf dem Gebiete der Farbenwelt genau dasselbe gemacht, was der Mechaniker im Gebiete der Bewegungsvorgänge leistet. Weil Goethe nicht der Ansicht ist, alle Vorgänge in der unorganischen Natur seien rein mechanische, deshalb hat man ihm den Begriff der mechanischen Kausalität aberkannt. Wer das tut, der zeigt nur, daß er selbst im Irrtum darüber ist, was mechanische Kausalität innerhalb der Körperwelt bedeutet. Goethe bleibt innerhalb des Qualitativen der Licht- und Farbenwelt stehen; das Quantitative, Mechanische, das mathematisch auszudrücken ist, überläßt er andern. Er «hat die Farbenlehre durchaus von der Mathematik entfernt zu halten gesucht, ob sich gleich gewisse Punkte deutlich genug ergeben, wo die Beihilfe der Meßkunst wünschenswert sein würde ... Aber so mag auch dieser Mangel zum Vorteil gereichen, indem es nunmehr des geistreichen Mathematikers Geschäft werden kann, selbst aufzusuchen, wo denn die Farbenlehre seiner Hilfe bedarf, und wie er zur Vollendung dieses Teils der Naturlehre das Seinige betragen kann.» (§ 727 des didaktischen Teiles der Farbenlehre.) Die qualitativen Elemente des Gesichtssinnes: Licht, Finsternis, Farben müssen erst aus ihren eigenen Zusammenhängen begriffen, auf Urphänomene zurückgeführt werden; dann kann auf einer höheren Stufe des Denkens untersucht werden, welcher Bezug besteht zwischen diesen Zusammenhängen und dem Quantitativen, dem Mechanisch-Mathematischen in der Licht- und Farbenwelt. Die Zusammenhänge innerhalb des Qualitativen der Farbenwelt will Goethe in ebenso strengem Sinne auf die einfachsten Elemente zurückführen, wie das der Mathematiker oder Mechaniker auf seinem Gebiete tut." ([http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_006_09.htm Rudolf Steiner: ''Goethes Weltanschauung'', GA 6, im Kapitel: Die Betrachtung der Farbenwelt])
"Da muß man schon wissen, daß der Äther die von dem
Druck entgegengesetzte Eigenschaft hat. Er saugt nämlich, der Äther
ist der Saugende. Er will durch seine eigene Wesenheit immer die
räumliche Materie aus dem Raume heraus vernichten. Das ist das
Wesentliche des Äthers. Wo die physische Materie drückt, da saugt
der Äther. Die physische Materie erfüllt den Raum; der Äther schafft
die Materie aus dem Raume heraus. Er ist nämlich die negative Materie,
aber qualitativ negativ, nicht quantitativ negativ.


=== Goetheanismus als Grundlage einer ''hypothesenfreien'' Naturwissenschaft ===
Das ist in bezug auf den menschlichen Ätherleib ebenso. Wir leben
zwischen physischem Leib und Ätherleib so, daß wir uns fortwährend
vernichten und wieder herstellen. Der Äther vernichtet fortwährend
unsere Materie, der physische Leib stellt sie wieder her. Das widerspricht
allerdings - das will ich nur in Parenthese erwähnen - dem
heute so beliebten Gesetz von der Erhaltung der Kraft. Aber die Tatsache
ist, daß dieses Gesetz von der Erhaltung der Kraft der inneren
Wesenheit des Menschen, der Wahrheit widerspricht. Es gilt nur für
die unorganische Welt im strengen Sinne des Wortes. Für die organische
gilt es nur so weit, als diese von Unorganischem ausgefüllt
ist; für die Eisenteilchen im Blutserum gilt dieses Gesetz, aber nicht
für das ganze Menschenwesen. Da findet ein fortwährendes Oszillieren
statt zwischen den aufsaugenden und uns vernichtenden Kräften
des Äthers und der Wiederherstellung des physischen Leibes." {{Lit|{{G|306|103}}}}
</div>


Goethe hat nicht weniger geleistet, als die Grundlage für eine in letzter Gestalt völlig hypothesenfreie Naturwissenschaft zu geben. Sicher, auf dem Weg dorthin sind Arbeitshypothesen, die unsere Aufmerksamkeit auf weitere Phänomene lenken können, notwendig und hilfreich, aber letztendlich geben die Phänomene selbst in ihrem lückenlosen Zusammenhang die ganze Lehre. Wir haben nicht mehr bloß ein hypothetisches Wissen, dass der Revision durch künftige theoretische Ansätze harrt, sondern wir stehen, indem wir uns niemals von der Wahrnehmung entfernen, unmittelbar erlebend in der Wahrheit drinnen.
In [[kosmisch]]en Dimensionen ist das bei der [[Sonne]] der Fall:


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"Die Phänomene, die wir andern auch wohl Fakta nennen, sind gewiss und bestimmt ihrer Natur nach, hingegen oft unbestimmt und schwankend, insofern sie erscheinen. Der Naturforscher sucht das Bestimmte der Erscheinungen zu fassen und festzuhalten, er ist in einzelnen Fällen aufmerksam, nicht allein wie die Phänomene erscheinen, sondern auch, wie sie erscheinen sollten. Es gibt, wie ich besonders indem Fache, das ich bearbeite, oft bemerken kann, viele empirische Brüche, die man wegwerfen muss, um ein reines konstantes Phänomen zu erhalten; allein sobald ich mir das erlaube, so stelle ich schon eine Art von Ideal auf.
"Jede irdische Materie hat einen bestimmten Intensitätsgrad ihres
Wirkens, ob man den auf diese oder jene Weise mißt, auf Dichtigkeit
oder dergleichen, darauf kommt es nicht an. Sie hat eine gewisse Intensität
des Wirkens. Diese kann auch zu Null werden, das heißt, wir
können dem scheinbar leeren Raum gegenüberstehen. Aber damit hat
es nicht seinen Schluß, ebensowenig wie es einen Schluß hat — nun,
schauen wir einmal auf das Folgende; denken Sie sich, Sie sagen: Ich
habe einen Sohn. Der Kerl ist eigentlich ein leichtsinniges Tuch. Ich
habe ihm ja ein kleines Vermögen übergeben, aber nun hat er angefangen,
es auszugeben. Mehr als bis Null kann er nicht heruntergehen.
Er kann einmal nichts mehr haben, damit tröste ich mich, er kommt
eben einmal bei Null an. — Ja, aber nachher kann ich eigentlich eine
Enttäuschung erleben: Der Kerl fängt an, Schulden zu machen. Dann
bleibt er nicht bei Null stehen, dann wird die Geschichte noch schlimmer
als Null. Und das kann eine sehr reale Bedeutung haben. Denn als
Vater werde ich eigentlich weniger haben, wenn der Kerl Schulden
macht, als wenn er bei Null stehen bleibt.


Es ist aber dennoch ein großer Unterschied, ob man, wie Theoristen tun, einer Hypothese zulieb ganze Zahlen in die Brüche schlägt oder ob man einen empirischen Bruch der Idee des reinen Phänomens aufopfert.
Sehen Sie, dieselbe Betrachtungsweise liegt zugrunde gegenüber den
Sonnenverhältnissen. Man geht nicht einmal zur Null, sondern nur
bis zur größtmöglichen Verdünnung; man spricht von dünnem, glühendem
Gas. Aber man müßte erst bis Null gehen und dann darüber
hinaus. Denn das, was man in der Sonne finden würde, wäre überhaupt
nicht vergleichbar mit unserem Materiellen, wäre auch nicht
vergleichbar mit unserem leeren Raum, der der Null entspricht, sondern
es geht darüber hinaus. Es ist in einem Zustand negativer materieller
Intensität. Da, wo die Sonne ist, würde man ein Loch finden,
in den leeren Raum hineingehend. Es ist weniger als leerer Raum da.
So daß alle Wirkungen, die auf der Sonne zu beobachten sind, als Saugwirkungen
betrachtet werden müssen, nicht als Druckwirkungen oder
dergleichen. Die Sonnenkorona darf also nicht so betrachtet werden,
wie heute der Physiker sie betrachtet, sondern sie muß so betrachtet
werden, daß man das Bewußtsein hat, es geschieht nicht dasjenige,
als was es sich darstellt, etwa Druckwirkungen mit dem Index nach
außen, sondern es liegen Saugwirkungen von dem Loch im Raum, von
der Negation der Materie vor." {{Lit|{{G|321|21f}}}}
</div>


Denn da der Beobachter nie das reine Phänomen mit Augen sieht, sondern vieles von seiner Geistesstimmung, von der Stimmung des Organs im Augenblick, von Licht, Luft, Witterung, Körpern, Behandlung und tausend andern Umständen abhängt, so ist ein Meer auszutrinken, wenn man sich an die Individualität des Phänomens halten und diese beobachten, messen, wägen und beschreiben will.
Nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s ist der [[Mittelpunkt der Erde]] ein Ort, an dem beständig Materie aus dem [[Raum]] verschwindet, um im selben Maß vom Umkreis her wieder zu erscheinen {{Lit|{{G|110|157f}}}}.


Bei meiner Naturbeobachtung und Betrachtung bin ich folgender Methode, soviel als möglich war, besonders in den letzten Zeiten treu geblieben.
=== Wassererde - die astrale Materie der 4. Schicht des Erdinneren ===


Wenn ich die Konstanz und Konsequenz der Phänomene, bis auf einen gewissen Grad, erfahren habe, so ziehe ich daraus ein empirisches Gesetz und schreibe es den künftigen Erscheinungen vor.
Die [[Wassererde]] ist jene astrale Materie, die die vierte Schicht des [[Erdinneres|Erdinneren]] bildet und der Ursprung aller [[irdisch]]en Materie ist:


Passen Gesetz und Erscheinungen in der Folge völlig, so habe ich gewonnen, passen sie nicht ganz, so werde ich auf die Umstände der einzelnen Fälle aufmerksam gemacht und genötigt, neue Bedingungen zu suchen, unter denen ich die widersprechenden Versuche reiner darstellen kann; zeigt sich aber manchmal, unter gleichen Umständen, ein Fall, der meinem Gesetz widerspricht, so sehe ich, dass ich mit der ganzen Arbeit vorrücken und mir einen höhern Standpunkt suchen muss.
<div style="margin-left:20px">
"Die vierte Schicht ist nun so beschaffen, daß alle diejenigen Dinge,
die in den drei übergeordneten Schichten vorhanden sind und immerhin
mehr oder weniger etwas von unseren gewöhnlichen Stoffen haben,
keine Stofflichkeit mehr aufweisen, wie sie auf der Erde angetroffen
werden kann. In dieser Schicht sind also die Substanzen so, daß
sie für keinen äußeren Sinn wahrnehmbar werden. Sie sind in einem
astralischen Zustand. Alles, was in den drei obersten Schichten der
Erde existiert und doch noch in einer gewissen Weise mit dem auf der
Erdoberfläche Befindlichen verwandt ist, das ist hier im astralischen
Zustande vorhanden. Wir können in dem Sinne, wie es in der Bibel
heißt, sagen: «Der Geist Gottes schwebte über den Wassern.» Nennen
wir diese Schicht die Wassererde, wie sie auch im Okkultismus
bezeichnet wird. Diese Wassererde ist zu gleicher Zeit der Ursprung,
der Urquell alles auf der Erde befindlichen Stofflichen, alles äußerlichen
Stofflichen, gleichgültig ob dieses im Mineral, in der Pflanze,
im Tier oder im Menschen enthalten ist. Dieses Stoffliche, das jedes
irdische Wesen in sich trägt, ist, bis ins Astralische verflüchtigt, in
dieser Wassererde vorhanden. Sie müssen sich vorstellen, daß von
allen unseren physischen Kräften auch astralische Urkräfte vorhanden
sind, daß diese astralischen Urkräfte sich ins Physische verdichten
und daß diese Urkräfte in der vierten Schicht, in der Wassererde,
enthalten sind." {{Lit|{{G|096|34}}}}
</div>


Dieses wäre also, nach meiner Erfahrung, derjenige Punkt, wo der menschliche Geist sich den Gegenständen in ihrer Allgemeinheit am meisten nähern, sie zu sich heranbringen, sich mit ihnen (wie wir es sonst in der gemeinen Empirie tun) auf eine rationelle Weise gleichsam amalgamieren kann.
== Materie und Zeit ==


Was wir also von unserer Arbeit vorzuweisen hätten, wäre:
Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von [[Wikipedia:Isaac Newton|Isaac Newton]] postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten [[Zeit]]begriff.


1. Das empirische Phänomen,
<div style="margin-left:20px">
"Aber nur einer
ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der
Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt
zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der
veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit
Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das
bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die
Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich
abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben
da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den
Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander
in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir
hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1
b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit
der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den
Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem
ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide
Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher
besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche
Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der
Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls
Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2
auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung
a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2
c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier
sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer
Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt
an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu
tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen
Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen
nicht vollziehen kann, der hypostasiert die
Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht
er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert.
Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit
hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben
soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber
hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung
der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das
mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem
Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich
kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und
daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das
Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist
außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben
wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen,
für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf
[[Wesen]] und [[Erscheinung]]. Wer die Sache in unserer Weise
richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit
des Wesens einer Sache nicht suchen, weil
die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem
Wesen nichts zu tun hat.


das jeder Mensch in der Natur gewahr wird und das nachher
Nach diesen Ausführungen können wir sagen: ''Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie.''" {{Lit|{{G|001|272ff}}}}
</div>


2. zum wissenschaftlichen Phänomen
== Materie als zerbrochene geistige Form ==


durch Versuche erhoben wird, indem man es unter andern Umständen und Bedingungen, als es zuerst bekannt gewesen, und in einer mehr oder weniger glücklichen Folge darstellt.
Nach gegenwärtiger naturwissenschaftlicher Anschauung ist alle Materie aus [[Atom]]en aufgebaut. Diese sind aber nicht als winzig kleine Dinge aufzufassen, sondern eher als strukturbildende [[Kräfte]]. Der Physiker [[Wikipedia:Hans-Peter Dürr|Hans-Peter Dürr]], ein langjähriger enger Mitarbeiter von [[Wikipedia:Werner Heisenberg|Werner Heisenberg]], einem der Pioniere der modernen [[Wikipedia:Quantenmechanik|Quantenmechanik]], formuliert es so:


3. Das reine Phänomen
<div style="margin-left:20px">
"Es gibt keine Dinge, es gibt nur Form und Gestaltveränderung: Die Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potentialitäten. Das ist wie beim Geist." {{lit|Dürr 1998}}
</div>


steht nun zuletzt als Resultat aller Erfahrungen und Versuche da. Es kann niemals isoliert sein, sondern es zeigt sich in einer stetigen Folge der Erscheinungen. Um es darzustellen, bestimmt der menschliche Geist das empirisch Wankende, schließt das Zufällige aus, sondert das Unreine, entwickelt das Verworrene, ja entdeckt das Unbekannte.
{{Zitat|Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist. Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form der Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit. Wir können sie etwa mit der Software in einem Computer vergleichen.|Hans-Peter Dürr|Interview im [[Wikipedia:P.M. Magazin|P.M. Magazin]] (Mai 2007) [http://www.pm-magazin.de/a/am-anfang-war-der-quantengeist Am Anfang war der Quantengeist]}}


Hier wäre, wenn der Mensch sich zu bescheiden wüsste, vielleicht das letzte Ziel unserer Kräfte. Denn hier wird nicht nach Ursachen gefragt, sondern nach Bedingungen, unter welchen die Phänomene erscheinen; es wird ihre konsequente Folge, ihr ewiges Wiederkehren unter tausenderlei Umständen, ihre Einerleiheit und Veränderlichkeit angeschaut und angenommen, ihre Bestimmtheit anerkannt und durch den menschlichen Geist wieder bestimmt.
Der Ursprung dieser potentiellen Gestaltwesen, die äußerlich als Materie erscheinen, liegt vornehmlich im [[Klangäther]]. Die [[Sphärenharmonie]], die sich im Klangäther zum Ausdruck bringt, hat wiederum ihren Ursprung im [[Devachan]]. In der Materie, insofern sie ''äußerlich'' [[sinnlich]] in der [[Physische Welt|physischen Welt]] wahrgenommen wird, ist die Sphärenharmonie, die durch den Klangäther vermittelt wird, verstummt.


Eigentlich möchte diese Arbeit nicht spekulativ genannt werden, denn es sind am Ende doch nur, wie mich dünkt, die praktischen und sich selbst rektifizierenden Operationen des gemeinen Menschenverstandes, der sich in einer höhern Sphäre zu üben wagt." ([[Bild:Adobepdf small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Erfahrung_und_Wissenschaft.pdf Goethe: ''Erfahrung und Wissenschaft''])
<div style="margin-left:20px">
"In der Welt sind eine Anzahl von Substanzen, die verbindbar und trennbar sind. Was wir Chemismus nennen, ist hineinprojiziert in die [[physische Welt]] aus der Welt des [[Devachan]], der [[Sphärenharmonie]]. Die chemische Verwandtschaft zweier Stoffe
in der physischen Welt ist eine Abschattung aus der Welt der Sphärenharmonie. Die Zahlenverhältnisse der Chemie sind wirklich die Ausdrücke für die Zahlenverhältnisse der Sphärenharmonie. Diese ist stumm geworden durch die Verdichtung der Materie." {{Lit|{{G|130|102}}}}
</div>
</div>


=== Der ganzheitliche Charakter von Goethes Forschungsmethode ===
Für unser ''inneres'' [[seelisch]]es Erleben drückt sich im Klangäther das [[Denken]] aus; aus ihm schöpfen wir unsere Gedankenformen, namentlich die mathematischen Gedankenbildungen, durch die wir dann wiederum die Zahlenverhältnisse der chemischen und kernphysikalischen Stoffumwandlungen zu verstehen versuchen.


Sehr energisch trat Goethe allen Bestrebungen des [[Wikipedia:Reduktionismus|Reduktionismus]] entgegen, der allerdings in der Zeit nach ihm zur vorherrschenden naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode wurde. Goethe war dem gegenüber der Ansicht, dass man das Wesen der Natur umfassend kennen lernen kann, indem man auch nur die Phänomene einer bestimmten einzelnen Sinnessphäre gründlich studiert. Ein Rückgriff aus Phänomene aus einem anderen Sinnesbereich ist dazu nicht nötig und auch nicht hilfreich. Goethe war überzeugt, dass sich durch ''jeden'' unserer [[Sinne]] jeweils die ganze Natur, allerdings auf besondere Weise, offenbart – nicht in allen ihren Einzelheiten, das ist nicht gemeint, sondern ihrem [[Wesen]] nach. Über die Farbe sagt Goethe:
Im geisteswissenschaftlichen Sinn ist alle Materie als zebrochene, zerstörte geistige [[Form]] aufzufassen; sie ist gleichsam der Trümmerhaufen des Geistes - oder wie es Hans-Peter Dürr auf etwas andere Weise ausdrückt:


<div style="margin-left:20px">
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"Auch zu schmecken ist sie. Blau wird alkalisch, gelbrot sauer schmecken. Alle Manifestationen der Wesen sind verwandt." (Goethe: ''Sprüche in Prosa'', 4. Abt. – Naturwissenschaft)
"Im Grunde gibt es nur Geist, aber er verkalkt, und wir nehmen nur den Kalk wahr, als Materie." {{lit|Dürr 1998}}
</div>
</div>


So gehören beispielsweise Schwingungen oder Bewegungen kleinster Lichtteilchen nicht in den Bereich des [[Sehsinn]]s und haben keine Bedeutung für die Erklärung der Farbphänomene. Schwingungen und Bewegungen gehören in den Bereich des [[Eigenbewegungssinn]]s, vielleicht auch in die Region des [[Tastsinn]]s oder des [[Gleichgewichtssinn]]s, haben aber ganz und gar nichts mit unserem Lichtsinn zu tun. Von der Bewegung führt kein Weg zur von uns erlebten Farbqualität. Man hat es hier mit völlig unterschiedlichen Erlebnisqualitäten zu tun, die grundsätzlich nicht aufeinander rückführbar sind. Das schließt ja keineswegs aus, dass sich dort, wo wir Farben erleben, auch Bewegungsvorgänge konstatieren lassen. Zu einem Verständnis der erlebten Farbphänomene tragen sie aber nichts bei.  
<div style="margin-left:20px">
"Die moderne Physik kommt nun zu der überraschenden Erkenntnis: Materie ist nicht aus Materie aufgebaut! Wenn wir die Materie immer weiter auseinandernehmen, in der Hoffnung die kleinste, gestaltlose, reine Materie zu finden, bleibt am Ende nichts mehr übrig, was uns an Materie erinnert. Am Schluss ist kein Stoff mehr, nur noch Form, Gestalt, Symmetrie, Beziehung.
Was bedeutet das? Wir haben eine Umkehrung: Das Primäre ist Beziehung, der Stoff das Sekundäre. Materie ist ein Phänomen, das erst bei einer gewissen vergröberten Betrachtung erscheint. Stoff ist geronnene Form. Vielleicht könnten wir auch sagen: Am Grunde bleibt nur etwas, was mehr dem Geistigen ähnelt – ganzheitlich, offen, lebendig: Potenzialität, die Kann-Möglichkeit einer Realisierung. Materie ist die Schlacke dieses Geistigen – zerlegbar, abgrenzbar, determiniert: Realität. In der Potenzialität gibt es keine ein-eindeutigen Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Die Zukunft ist wesentlich offen. Es lassen sich für das, was „verschlackt“, was real passiert, nur noch Wahrscheinlichkeiten angeben. Es gibt keine Teilchen, die unzerstörbar sind, die mit sich selbst identisch bleiben, sondern wir haben ein “feuriges Brodeln“, ein ständiges Entstehen und Vergehen. In jedem Augenblick wird die Welt neu geschaffen, aber im Angesicht, im „Erwartungsfeld“, der ständig abtretenden Welt." {{Lit|Dürr 2003}}
</div>


Die in verschiedenen Sinnessphären gewonnen Erkenntnisse, können zwar nicht auseinander abgeleitet, also Farben nicht etwa durch Bewegungsvorgänge erklärt, wohl aber aufeinander bezogen und miteinander verglichen werden. Das kann einer umfassenden wissenschaftlichen Betrachtung der Natur nur förderlich sein - allerdings nur dann, wenn zuvor jedes Gebiet ''für sich'' umfassend und gründlich erforscht wurde, denn sonst wäre die Versuchung zu groß, fehlende Elemente in dem einen Bereich durch solche aus dem anderen zu ersetzen, was aber gerade dem goetheanistischen Forschungsansatz grundlegend widerspricht! Gelingt es aber, die verschiedenen Sinnessphären in fruchtbarer Weise aufeinander zu beziehen, so wird man um so deutlicher sehen, wie sich das Wesen der Natur in jedem Bereich voll und ungebrochen auf spezielle Art und Weise ausspricht und dieses Wesen der Natur wird dann insgesamt noch viel deutlicher hervortreten. Was Goethe mit seiner Farbenlehre exemplarisch geleistet hat, wird damit zur umfassenden ''Goetheanistischen Naturwissenschaft'' erweitert. Gerade dadurch können wir uns mit der wissenschaftlichen Erforschung auch an Naturbereiche heranwagen, für die wir ein unmittelbares Sinnesorgan nicht haben. Für chemische [[Phänomen]]e etwa haben wir kein solches unmittelbares Sinnesorgan. Rudolf Steiner hat später aus seiner übersinnlichen geistigen Forschung von dem sog. [[Chemischer Äther|chemischen Äther]] gesprochen, der mit den chemischen Phänomenen ähnlich zusammenhängt wie der Lichtäther mit den Farberscheinungen. Man bedarf aber nicht der [[Hellsehen|hellsichtigen]] Forschung, um sich in diese Seite des Naturwesens zu vertiefen. Die chemischen Phänomene offenbaren sich auch durch all die Sinne, die wir haben. Sie zeigen sich in charakteristischen Färbungen, in [[Kristall]]formen, Gerüchen, Geschmacksvarianten usw. In dem wir all diese Erscheinungen in ihrem gesetzmäßigen Zusammenhang zusammenschauen, ergibt sich letztlich auch ein klares Bild dieses sinnlich zunächst nicht direkt zugänglichen Weltbereichs. Manches dazu hat schon Goethe geleistet in seinen Arbeiten über die chemischen Farben.
Wie die Materie aus der [[übersinnlich]]en, nicht [[Raum|räumlichen]] [[geist]]igen Form hervorbricht, hat [[Rudolf Steiner]] so beschrieben:


Es liegt im Wesen der goetheanistischen Naturbeobachtung, die Phänomene in ihrem natürlichen Zusammenhang zu betrachten, aus dem sie durch einen durch künstliche Instrumente verengten Beobachtungsfeld sie nur allzu leicht herausgerissen werden. So läßt sich Lebendiges nicht umfassenden verstehen, wenn man nur den mikroskopischen Blick auf Zellen und Zellbestandteile richtet, sondern nur, wenn man dazu auch den Blick bis in kosmische Weiten richtet, wie es Goethe so treffend in seiner [[Faust-Dichtung]] ausgedrückt hat:
<div style="margin-left:20px">
"Sehen Sie, wenn nämlich ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem okkulten Anblick darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluß der Geister der Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist für den Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte, zerborstene Form. Wenn Sie sich vorstellen könnten, diese Kreide wäre als solche unsichtbar und sie hätte diese eigentümliche parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, daß es zerstiebt, daß es in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die Form zerbrochen. Nehmen Sie an, in diesem Augenblicke, in dem Sie die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar werden, dann haben Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist, der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich zusammengefallen ist.


<table align="center"><tr><td>
Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, daß man gerade diese Definition ins Auge faßt, daß Materie ein Trümmerhaufen des Geistes ist. Materie ist also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist.
"Das ist die Eigenschaft der Dinge:<br>
Natürlichem genügt das Weltall kaum,<br>
Was künstlich ist, verlangt geschlossnen Raum.<br>
(Goethe: ''Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Laboratorium'')
</td></tr></table>


=== Polarität und Steigerung ===
[[Bild:Zerbrochene Form GA 134.gif|thumb|Materie als zerborchene geistige Form]]
[[Bild:Goethes Farbenkreis.jpg|thumb|right|225px|Farbenkreis, Zeichnung von Goethe]]
Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es treten uns doch räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen; an den Kristallen treten uns doch räumlich sehr schöne Formen entgegen — und du sagst, alles das, was stofflich ist, sei ein Trümmerhaufen des Geistes, sei zerborstener Geist! — Denken Sie sich zunächst einmal, damit Sie eine gewisse Vorstellung haben, einen herabfallenden Wasserstrahl (a). Nehmen Sie aber an, er wäre unsichtbar, Sie würden ihn nicht sehen. Und Sie geben ihm hier (b) eine Widerlage. Dadurch, daß dieser Wasserstrahl hier (b) auffällt, wird er in dieser Weise in Tropfen zerbersten (c). Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl, der herunterfällt, wäre unsichtbar, das aber, was zerborsten ist, würde sichtbar. Dann hätten Sie hier einen zertrümmerten Wasserstrahl, hätten wiederum ein Bild der Materie. Aber jetzt müßten Sie sich wegdenken die Widerlage da unten, denn so etwas gibt es nicht, das würde schon voraussetzen, daß Materie da wäre. Sie müssen sich vorstellen: Ohne daß eine solche Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich geistig zur Form gliedert, übersinnlich, ist die Materie in Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus. Es gibt nirgends etwas anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung. An einem bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst in sich selber. Die Hauptsache ist, daß wir es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. So daß, wenn wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen können: Dieser Materie liegt zugrunde ein Übersinnliches, das an die Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun wirkt in den einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten noch die Linien der geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle. Kristalle sind Nachbildungen geistiger Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im entgegengesetzten Sinn beibehalten." {{Lit|{{G|134|72ff}}}}
Wenn wir einen ''breiten'' leuchtenden Spalt durch ein Glasprisma betrachten, treten uns die selben gegensätzlichen Farbphänomene entgegen. An der einen Kante des Spalts erscheinen rot-gelbe Farbsäume, an der anderen blau-violette. Die Farberscheinungen treten also überhaupt nur an den Kanten auf, die weiße Fläche selbst bleibt weiß wie zuvor.
</div>
 
Hier offenbart sich eine in der Natur begründete Polarität der Farberscheinungen. Die blau-violetten Farbtöne, die wir als eher kühl und passiv empfinden, stehen den aktiven, warmen rot-gelben Farben gegenüber. Der Begriff der '''[[Polarität]]''' ist ganz wesentlich für Goethes Methode. Licht und Finsternis, oder besser Hell und Dunkel, sind die Urpolarität, mit der wir es hier zu tun haben. Durch Abdunklung des Hellen bzw. durch Aufhellung des Dunklen springen die ersten Farberscheinungen hervor, die einander ebenfalls wieder polar gegenüberstehen.  
 
Durch die Wechselwirkung dieser beschriebenen polaren Farberscheinungen können wir zu neuen, komplexeren Phänomenen fortschreiten. So entsteht das Grün erst, wieder auf unmittelbar nachvollziehbare Weise, durch die ''Mischung'' von Gelb und Blau. Damit sind wir aber bereits beim vollständigen Sonnenspektrum angekommen, das von Rot, über Orange, Gelb und Grün bis hin zu Blau, Indigo und Violett reicht. Das volle Spektrum zeigt sich etwa, wenn man einen sehr engen leuchtenden Spalt durch ein Glasprisma betrachtet. Dann mischt sich das Gelb des einen Kantenspektrums mit dem Blau des anderen und lässt in der Mitte das Grün erscheinen. Betrachtet man hingegen einen schmalen dunklen Streifen durch das Prisma, so entsteht das umgekehrte Sonnenspektrum, wobei in der Mitte als neue Farbe das Pfirsichblüt (reines Purpur) auftritt, das im normalen Sonnenspektrum gar nicht vorkommt.
 
Die Purpurfarbe kann durch '''[[Steigerung]]''' erreicht werden, indem das Rote und das Violette in Wechselwirkung treten. Die Steigerung ist ein weiterer für Goethes Forschungsweise grundlegender Begriff. Steigerung ist mehr als bloße Mischung. Wir steigen dadurch zu einem höheren, geistigeren Phänomenbereich auf. Natur und Geist sind für Goethe niemals unüberbrückbare Gegensätze. Was ihn bei seiner Naturforschung zutiefst beseelte "... ist die Anschauung der zwei großen Triebräder aller Natur: der Begriff von Polarität und von Steigerung, jene der Materie, insofern wir sie materiell, diese ihr dagegen, insofern wir sie geistig denken, angehörig; jene ist in immerwährendem Anziehen und Abstoßen, diese in immerstrebendem Aufsteigen. Weil aber die Materie nie ohne Geist, der Geist nie ohne Materie existiert und wirksam sein kann, so vermag auch die Materie sich zu steigern, so wie sichs der Geist nicht nehmen lässt, anzuziehen und abzustoßen; wie derjenige nur allein zu denken vermag, der genugsam getrennt hat, um zu verbinden, genugsam verbunden hat, um wieder trennen zu mögen." ([[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Erlaueterungen_zu_dem_aphoristischen_Aufsatz_Die_Natur.pdf Goethe: ''Erläuterung zu dem aphoristischen Aufsatz "Die Natur" an den Kanzler von. Müller vom 24. Mai 1828''])
 
=== Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt ===
 
Die Farben sind genau so wenig bloß subjektiv, wie die Bewegungsvorgänge rein objektiv sind. Beide existieren nur im Bezug auf eine bestimmte Wahrnehmungssphäre. Die [[Wirklichkeit]] offenbart sich immer nur in der Beziehung des [[Subjekt]]s zum [[Objekt]]. Der vom Subjekt völlig losgelöste und als eigenständig für sich bestehend gedachte Objektbegriff ist etwas ganz Sinnloses. Das Objekt, ob man es als räumlichen geformten Gegenstand, als besonderen Duft, als weithin klingenden Ton oder als differenziertes Farbphänomen auffasst, ist eine Erscheinung, die nur für ein Wesen mit ganz spezifisch gearteten Sinnesorgane hervortritt. Es hat schlichtweg keine Existenz für sich allein. Das gilt gleichermaßen für alle Sinnesbereiche, von denen keiner vor den anderen grundsätzlich ausgezeichnet ist. Bewegungsvorgänge mögen leichter quantitativ erfassbar und besser in mathematische Formeln zu pressen sein; das mag für die folgerichtige wissenschaftliche Beschreibung der Phänomene hilfreich gewesen sein – sie sind deswegen aber um nichts wirklicher als die Farbphänomene. Dass man in einem weitgehend materialistisch gesinnten Zeitalter die Dinge, die man mit den Händen greifen kann, für wirklicher als alles andere hält, kann wenig verwundern. Aber man bleibt dadurch nur in dem verbreitetsten Vorurteil unserer Tage befangen. In Wahrheit ist jedes Wahrnehmungsbild, auch das gegenständliche, durch die Natur des wahrnehmenden Wesens mitbestimmt. Es ist eben überhaupt ganz sinnlos, zu sagen: So sieht die Natur an sich aus! Jeder Anblick der Natur – Anblick jetzt als Synonym für alle möglichen Sinneserfahrungen genommen – ist nur in Relation zu einem ganz bestimmt gearteten Beobachter mit ganz bestimmt gearteten Sinnesorganen gegeben. Das heißt beileibe nicht, dass die Sinnesorgane die Wirklichkeit verfälschen; das heißt auch keineswegs, dass uns, wie [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]] meinte, das "Ding an sich" notwendig verschlossen bleiben muss. Es gibt schlicht und einfach gar kein Ding an sich. Die räumlich erlebten Dinge sind nicht wirklicher oder weniger wirklich als die Farben, und durch beide offenbart sich zugleich die ganze Wirklichkeit, aber auf jeweils besondere Weise. Die Wirklichkeit, die nach dem eben Gesagten nun keinesfalls gegenständlich materiell gedacht werden kann, steht jenseits des Gegensatzes von Subjekt und Objekt. Wir müssen streng unterscheiden zwischen Wirklichkeit und Erscheinung. Alle Wahrnehmung ist notwendig nur Erscheinung, nicht die Wirklichkeit selbst, aber ebenso notwendig zugleich Erscheinung, durch die sich die Wirklichkeit auf spezifische Weise rückhaltlos in ihrem Wesen kundgibt.
 
<table align="center"><tr><td>
"Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur<br>
Außenwelt, so heiß ich’s Wahrheit. Und so kann<br>
Jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist<br>
Doch immer dieselbige."  (Goethe: ''Maximen und Reflexionen'')
</td></tr></table>
 
Andere Wesen mögen mehr oder weniger und ganz anders geartete Sinnesorgane als wir besitzen. Sie werden dementsprechend die Welt reicher oder ärmer, aber jedenfalls ganz anders als wir erleben. Aber egal wie ihre Wahrnehmungsorgane auch geartet sein mögen, immer offenbart sich durch sie die Natur als ganzes und immer ist dabei zugleich das Wahrnehmungsbild abhängig von ihrer eigenen Natur, von der Natur des beobachtenden Wesens. Wahrnehmungsbilder sind immer subjektiv und objektiv zugleich und keines ist bezüglich seines Wirklichkeitsgehalts dem anderen gegenüber bevorzugt. Durch jedes von ihnen können wir das Wesen der Natur ganz erkennen, von prinzipiellen Grenzen der Erkenntnis kann daher diesbezüglich nicht gesprochen werden. Das heißt selbstverständlich nicht, dass wir damit auch alle Einzelheiten des Naturgeschehens erfahren, die sich vielleicht nur ganz anders gearteten Sinnen offenbaren.
 
Zur Wirklichkeit können wir also nur vordringen, wenn wir ganz bewusst und besonnen die Verbindung von Subjekt und Objekt suchen. Goethe hat die diesbezüglichen Grundprinzipen seiner Forschungsmethode sehr ausführlich in dem etwa 1794 entstandenen Aufsatz [[Bild:Adobepdf small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Der_Versuch_als_Vermittler_von_Objekt_und_Subjekt.pdf Der Versuch als Vermittler von Subjekt und Objekt] besprochen.


=== Der wahrnehmende Mensch und die Verwendung von Messinstrumenten ===
== Materie als kondensiertes [[Licht]] ==


Der Verwendung künstlicher Messinstrumenten stand Goethe weitgehend skeptisch gegenüber, insoferne sie den Menschen von der unmittelbaren Wahrnehmung der Natur absondern und nur einseitig ein rein quantitatives Bild der Naturerscheinungen wiedergeben. Erst im Menschen stellen sich die Phänomene in ihrem allseitigen qualitativen Zusammenhang dar, den zu erforschen das eigentliche Ziel der goetheanistischen Naturwissenschaft ist.
[[Licht]] selbst ist ''keine'' Materie, aber alle [[irdisch]]e Materie ist kondensiertes Licht, so wie alles [[Seelisch]]e im Erdensasein letztlich verdünnte [[Liebe]] ist.


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"Der Mensch an sich selbst, insofern er sich seiner gesunden Sinne bedient, ist der größte und genaueste physikalische Apparat, den es geben kann; und das ist eben das größte Unheil der neuern Physik, daß man die Experimente gleichsam vom Menschen abgesondert hat und bloß in dem, was künstliche Instrumente zeigen, die Natur erkennen, ja, was sie leisten kann, dadurch beschränken und beweisen will.
"In dem Satze: Materie ist gewobenes
   
Licht, Seelisches ist in irgendeiner Weise verdünnte Liebe -, liegen die
Ebenso ist es mit dem Berechnen. - Es ist vieles wahr, was sich nicht berechnen läßt, sowie sehr vieles, was sich nicht bis zum entschiedenen Experiment bringen läßt.
Schlüssel für unzählige Geheimnisse des Erdendaseins. Die gelten aber
   
nur für das Erdendasein und für kein anderes Gebiet des Weltendaseins." {{Lit|{{G|120|202}}}}
Dafür steht ja aber der Mensch so hoch, daß sich das sonst Undarstellbare in ihm darstellt. Was ist denn eine Saite und alle mechanische Teilung derselben gegen das Ohr des Musikers? Ja man kann sagen: was sind die elementaren Erscheinungen der Natur
selbst gegen den Menschen, der sie alle erst bändigen und modifizieren muß, um sie sich einigermaßen assimilieren zu können." (Goethe: ''Wilhelm Meisters Wanderjahre'', Goethe-HA Bd. 8, S. 473-474)
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Die Verwendung künstlicher Instrumente, die die natürlichen Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit erweitern, wie beispielsweise [[Wikipedia:Mikroskop|Mikroskop]]e oder [[Wikipedia:Teleskop|Teleskop]]e, ist aus goetheanistischer Sicht durchaus zulässig und wünschenswert, sofern man sich dabei stets bewusst bleibt, dass sie das Beobachtungsfeld verengen und dadurch die Phänomene u.U. aus ihrem natürlichen Zusammenhang herauslösen. Goethe selbst hat mit großer Begeisterung mikroskopische Studien betrieben.
=== Anschauende Urteilskraft - die richtige Verbindung von Denken und Wahrnehmung ===
Bei Goethe trennt sich das Denken niemals von den beobachteten Erscheinungen, sondern geht mit ihnen Hand in Hand – eine Methode, die zurecht als "[[Anschauende Urteilskraft]]" bezeichnet werden darf:


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"Herr Dr. Heinroth in seiner Anthropologie ... spricht von meinem Wesen und Wirken günstig, ja er bezeichnet meine Verfahrungsart als eine eigentümliche: dass nämlich mein Denkvermögen gegenständlich tätig sei, womit er aussprechen will: dass mein Denken sich von den Gegenständen nicht sondere; dass die Elemente der Gegenstände, die Anschauungen in dasselbe eingehen und von ihm auf das innigste durchdrungen werden; dass mein Anschauen selbst ein Denken, mein Denken ein Anschauen sei; welchem Verfahren genannter Freund seinen Beifall nicht versagen will." ([[Bild:Adobepdf small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Bedeutende_Foerdernis_durch_ein_einziges_geistreiches_Wort.pdf Goethe: ''Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort''])
"Es gibt wirklich einen für hellseherische Forschung
erreichbaren Auflösungszustand aller Materie, wo sich alle Materie
in einem dabei Gleichen zeigt; nur ist das, was da auftritt, nicht
mehr Materie, sondern etwas, was jenseits aller spezialisierten Materien
liegt, die uns umgeben. Und jede einzelne Materie stellt sich dann dar
als ein aus dieser Grundmaterie - es ist ja keine Materie mehr - Kondensiertes,
Verdichtetes, ob Sie Gold, Silber oder was immer für eine
Materie haben. Es gibt ein Grundwesen unseres materiellen Erdenseins,
von dem alles Materielle nur durch Verdichtung zustande gekommen
ist. Und auf die Frage: Was ist das für eine Grundmaterie unseres
Erdendaseins?- antwortet die Geisteswissenschaft: Jede Materie auf der
Erde ist kondensiertes Licht! Es gibt nichts im materiellen Dasein, was
etwas anderes wäre als in irgendeiner Form verdichtetes Licht. Daher
sehen Sie, daß es für denjenigen, der die Tatsachen kennt, nicht eine
Theorie zu begründen gibt wie etwa die Schwingungshypothese des
19. Jahrhunderts, in welcher man versuchte, Licht darzustellen mit
Mitteln, die selber gröber sind als das Licht. Licht ist nicht auf etwas
anderes in unserem materiellen Dasein zurückzuführen. Wo Sie hingreifen
und eine Materie anfühlen, da haben Sie überall kondensiertes,
zusammengepreßtes Licht. Materie ist ihrem Wesen nach Licht." {{Lit|{{G|120|192}}}}
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Die herkömmliche naturwissenschaftliche Methode beruht darauf, aus der Fülle der sich dem Auge darbietenden sinnlichen Erscheinungen einige wenige, möglichst quantitativ erfaßbare Daten auszusondern und zu sehen, ob sie sich in einen gedanklich abstrakt beschreibbaren Zusammenhang stellen lassen. Von den nicht quantifizierbaren Sinnesqualitäten selbst wird dabei weitgehend abgesehen, das Denken selbst ist bildlos. Wo immer möglich, wird nach einer exakten mathematischen Formulierung der Naturgesetze gesucht. Die Natur wird derart zuerst zu einem abstrakten Gebilde reduziert, über das man dann abgesondert nachdenkt, ohne wieder den Anschluß an das volle Naturwesen zu suchen. Das ist auch nicht anders möglich, wenn man die Natur quantitativ erfassen will, man würde sonst in einer unendlichen Datenflut ertrinken. Dementsprechend konzentriert man sich bei seinen Untersuchungen auch stets auf einen eng umgrenzten Bereich, von dem man annimmt, daß er näherungsweise vom Rest der Welt unabhängig ist und aus sich heraus allein verstanden werden kann.
== Materie und Widersachermächte ==


Im Gegensatz zum abstrakten Denken, das die gegenwärtige Naturwissenschaft kennzeichnet, darf man bei Goethe von einem sinnlich-konkreten Denken sprechen. Die »anschauende Urteilskraft« sucht das »Urbildliche, Typische« zu erfassen, die Idee der Sache, die sich aber der sinnlichen Erfahrung nicht unmittelbar enthüllt, sondern erst dem anschauenden Denken. Nur dadurch läßt sich die Natur ihrer Wirklichkeit nach erfahren. Wahrnehmung und Denken liefern jeweils für sich genommen nur eine Hälfte der Wirklichkeit, vollständig erfaßt wird sie erst, wenn sich Denken und Wahrnehmung durchdringen. Es ist der Grundirrtum der modernen Wissenschaft, daß sie in dem äußerlich Wahrnehmbaren, sei es direkt mittels der Sinne oder indirekt durch die verschiedensten Meßinstrumente, schon eine Wirklichkeit für sich sieht, von der sie sich ein gedankliches Abbild zu schaffen sucht. Die äußere Welt erscheint ihr objektiv und für sich selbst bestehend, die Gedanken, die sich der Mensch darüber bildet, werden als subjektiv betrachtet. Tatsächlich sind aber Subjekt und Objekt bloße Erscheinungen, die beide von der eigentlichen Wirklichkeit umgriffen werden. "Dem Denken ist jene Seite der Wirklichkeit zugänglich", sagt Rudolf Steiner, "von der ein bloßes Sinnenwesen nie etwas erfahren würde. Nicht die Sinnlichkeit wiederzukäuen ist es da, sondern das zu durchdringen, was dieser verborgen ist. Die Wahrnehmung der Sinne liefert nur eine Seite der Wirklichkeit. Die andere Seite ist die denkende Erfassung der Welt." {{Lit|GA 2, S 63}} Das menschliche Erkenntnisvermögen ist eben so gestaltet, daß sich ihm die Wirklichkeit zunächst getrennt von zwei verschieden Seiten her erschließt, mithin solange bloße Erscheinung bleibt, bis er sie durch seine aktive geistige Tätigkeit vereinigt und so zur Wirklichkeit selbst durchbricht, die wie wir bereits gesehen haben, mehr umfaßt als die bloße dingliche Realität. Wie tief der Mensch in die Wirklichkeit der natürlichen Welt einzudringen vermag, wird davon abhängen, wie aufmerksam er ihre sinnliche Seite wahrzunehmen vermag, und wie viel er dem so sinnlich Wahrgenommenen durch sein mehr oder weniger reich entwickeltes Innenleben gedanklich entgegenzutragen vermag. Immer weitere Aspekte der Wirklichkeit können sich so dem Menschen eröffnen, je mehr er seine Beobachtungsgabe schult und je mehr er sein Innenleben bereichert. Durch ''passives'' Wahrnehmen allein kann die Natur nicht ihrer Wirklichkeit nach erfahren werden, sie will aktiv durch innere Tätigkeit ergriffen sein. Und dazu muß der Mensch innerlich seelisch die selben Schaffenskräfte rege machen, die in der Natur physisch gestaltend wirken. Das [[diskursiv]]e Denken reicht dazu nicht hin, sondern dazu ist ein intuitives Denken nötig, das das Urbildliche in den Phänomenen zu erfassen vermag. Ein derartiges intuitives Erkenntnisvermögen bezeichnete [[Wikipedia:Immanuel Kant|Kant]] als "intellectus archetypus", d.h. als urbildlichen Verstand. Goethe war sich bewußt, daß er gerade über ein solches sinnlich-übersinnliches urbildliches Anschauungsvermögen verfügte, das Kant zwar grundsätzlich für denkmöglich hielt, dem Menschen aber absprechen zu müssen glaubte. Goethe war hier entschieden anderer Meinung:
Hinter der Materie stehen als eigentliche [[Realität]] die [[Widersacher]]mächte, namentlich [[Ahriman]] und die [[Asuras]]:


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"Als ich die Kantische Lehre, wo nicht zu durchdringen, doch möglichst zu nutzen suchte, wollte mir manchmal dünken, der köstliche Mann verfahre schalkhaft ironisch, in dem er bald das Erkenntnisvermögen aufs engste einzuschränken bemüht schien, bald über die Grenzen, die er selbst gezogen hatte, mit einem Seitenwink hinausdeutete. Er mochte freilich bemerkt haben, wie anmaßend und naseweis der Mensch verfährt, wenn er behaglich, mit wenigen Erfahrungen ausgerüstet, sogleich unbesonnen abspricht und voreilig etwas festzusetzen, eine Grille, die ihm durchs Gehirn läuft, den Gegenständen aufzuheben trachtet. Deswegen beschränkt unser Meister seinen Denkenden auf eine reflektierende diskursive Urteilskraft, untersagt ihm eine bestimmende ganz und gar. Sodann aber, nachdem er uns genugsam in die Enge getrieben, ja zur Verzweiflung gebracht, entschließt er sich zu den liberalsten Äußerungen und überläßt uns, welchen Gebrauch wir von der Freiheit machen wollen, die er einigermaßen zugesteht. In diesem Sinne war mir folgende Stelle höchst bedeutend:
"Derjenige aber, der
 
in die Einweihung hineinkommt und hellsichtig wird, bei dem
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bleibt das nicht so, dem steht nicht die äußere Materie gegenüber.
«Wir können uns einen Verstand denken, der, weil er nicht wie der unsrige diskursiv, sondern intuitiv ist, vom synthetisch Allgemeinen, der Anschauung eines Ganzen als eines solchen, zum Besondern geht, das ist, von dem Ganzen zu den Teilen: Hierbei ist gar nicht nötig zu beweisen, daß ein solcher intellectus archetypus möglich sei, sondern nur, daß wir in der Dagegenhaltung unseres diskursiven, der Bilder bedürftigen Verstandes (intellectus ectypus) und der Zufälligkeit einer solchen Beschaffenheit auf jene Idee eines intellectus archetypus geführt werden, diese auch keinen Widerspruch enthalte.» [Kant, Kritik der Urteilskraft, § 77]
Die ist als solche [[Maya]]. Eine Realität ist sie nur für den, der eben
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seiner eigenen inneren Werkzeuge sich bedient. Was tritt an die
Stelle der Materie? Das tritt uns ja entgegen, wenn wir uns die alte
Einweihung vor Augen führen. Während dem Menschen im Alltag
die Materie, [[Prakriti]], gegenübersteht, steht der Seele, die sich durch
den Yoga in die Einweihung hineinentwickelt, die Welt der Asuras,
die Welt des Dämonischen gegenüber, gegen die er zu kämpfen hat.
Die Materie ist das, was Widerstand leistet; die Asuras, die Mächte
der Finsternis, die werden Feinde. Aber das alles ist eigentlich nur
im Anklang, da blickt sozusagen etwas aus dem Seelischen herein,
wir beginnen das Seelische zu fühlen. Dann erst wird dieses Seelische
spirituell seiner selbst gewahr, wo es in Kampf tritt gegen die
Dämonen, gegen die Asuras.


Zwar scheint der Verfasser hier auf einen göttlichen Verstand zu deuten, allein wenn wir ja im sittlichen, durch Glauben an Gott, Tugend und Unsterblichkeit uns in eine obere Region erheben und an das erste Wesen annähern sollen: so dürft' es wohl im Intellektuellen derselbe Fall sein, daß wir uns, durch das Anschauen einer immer schaffenden Natur zur geistigen Teilnahme an ihren Produktionen würdig machten. Hatte ich doch erst unbewußt und aus innerem Trieb auf jenes Urbildliche, Typische rastlos gedrungen, war es mir sogar geglückt, eine naturgemäße Darstellung aufzubauen, so konnte mich nunmehr nichts weiter verhindern, das Abenteuer der Vernunft, wie es der Alte vom Königsberge selbst nennt, mutig zu bestehen." ([[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Anschauende_Urteilskraft.pdf Goethe: ''Anschauende Urteilskraft''])
In unserer Sprache würden wir diesen Kampf, der aber nur wie
im kleinen uns entgegentritt, als etwas bezeichnen, was als Geister
sichtbar wird, wenn die Materie in ihrer Geistigkeit erscheint Es
tritt uns da eben im kleinen das entgegen, was wir als den Kampf
der Seele mit dem Ahriman kennen, wenn sie zur Einweihung
kommt. Aber indem wir das auffassen als solch einen Kampf, stehen
wir ganz im Seelischen drinnen. Dann wächst das, was früher nur
die materiellen Geister waren, ins Riesengroße heran, der mächtige
Feind steht der Seele gegenüber. Da steht Seelisches gegenüber Seelischem,
da steht der individuellen Seele im weiten Weltall Ahrimans
Reich gegenüber." {{Lit|{{G|142|97}}}}
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=== Exakte sinnliche Phantasie ===
== Siehe auch ==
 
Es liegt im Wesen des Lebendigen, dass es nicht als fertige abgeschlossene Gestalt rein sinnlich erfasst werden kann. Was sich dem sinnlichen Blick zeigt, ist nur ein winziger Ausschnitt einer sich entfaltenden Zeitgestalt. Um sich etwa die ganze sich durch verschiedene Formen lebendig wandelnde Pflanze zu vergegenwärtigen, muss man sich der Erinnerungsfähigkeit bedienen. Nur in dem man innerlich seelisch den vollständigen Werdegang der Pflanze in sich nachbildet, kann sich ihre vollständige Zeitgestalt offenbaren. Diese Erinnerungskraft, die mehr ist als das bloße momentane sinnliche Anschauen, hat Goethe ganz besonders gepflegt. Und das ist auch nötig, denn wie blass und abstrakt, wie wenig detailgetreu ist doch zumeist unser alltägliches [[Gedächtnis]]. Was wir uns seelisch innerlich von den vergangenen Geschehnissen wieder bewusst machen können, ist in der Regel nur ein schwacher Abklatsch des ursprünglichen unmittelbaren sinnlichen Erlebens, und obendrein meist noch ziemlich verfälscht; unser Gedächtnis wird nämlich nur allzu schnell von den Phantasiekräften ergriffen, die das einstmals Erlebte vielfach umgestalten, und zwar um so eher, je bruchstückhafter die Erinnerung ist. Unbewusst neigen wir dazu, die Lücken in unserem Gedächtnis höchst phantasievoll zu überbrücken, wodurch wir uns aber den Blick auf das, was wirklich war, verstellen. Wenn man das Lebendige auf wirklich exakte Weise erfassen will, dann muss das Gedächtnis erzogen und verstärkt werden. Vor allem muss das abstrakte bildlose, bloß begrifflich orientierte Gedächtnis zu einer wirklich vollgesättigten detailgetreuen inneren bildhaften Wahrnehmung werden, die an Intensität und Treue der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung so wenig als möglich nachsteht. Voraussetzung dafür, dass das überhaupt gelingen kann, ist, dass wir in unserem sinnlichen Anschauen viel aufmerksamer, viel wacher werden, als wir es im alltäglichen Leben sind. Gerade der Blick des modernen Menschen ist oft so flüchtig, dass er nur wenig von dem, was vor seinen Augen ausgebreitet ist, auch wirklich bewusst sieht. Vielmehr als wir ahnen, laufen wir als Halbblinde durch die Welt. Um etwas wirklich zu schauen, bedarf es eben nicht nur gesunder Sinne, sondern auch der aktiven seelischen Kraft, das den Sinnen Dargebotene zu ergreifen. Sehen lernen (und das Sehen gilt hier als Beispiel für alle anderen Sinneswahrnehmungen auch, von denen der Sehsinn nur der für uns hervorspringenste ist) muss also die erste Tugend sein, die es zu erwerben gilt. Schon das steht in ziemlichem Gegensatz zur gängigen naturwissenschaftlichen Methode, bei der die aufmerksame Wahrnehmung so weit wie möglich durch einen abstrahierenden Messprozess ersetzt wird. Gerade jene Teildisziplinen der Biologie, in denen dieses sinnige Schauen noch gepflegt wurde, wie etwa die Morphologie, werden zunehmend unbedeutend gegenüber dem molekularbiologischen Ansatz! So steht der moderne "Naturforscher" oft schon von Anfang an gar nicht vor der reichen Fülle der natürlichen Welt, sondern nur vor einem höchst abstrakten Ausschnitt der selben.
 
Je mehr und je intensiver uns das innere seelische Bild einer sinnlich erscheinenden Pflanze gegenwärtig wird, und je mehr uns das für die verschiedensten Entwicklungsstadien gelingt, desto mehr nähern wir uns ihrem eigentlichen Wesen. Dieses wird sich uns offenbaren, wenn es uns nun in innerem seelischen Tun gelingt, die einzelnen Werdestufen dieser Pflanze, gesetzmäßig ineinander zu verwandeln. Wir lassen dann gleichsam die Pflanze als inneres Bild noch einmal in uns heranwachsen. Nur schauen wir sie jetzt nicht von außen, sondern sind selbst tätig an ihrem Werden beteiligt. Wir eignen uns so die in ihr waltenden gestaltbildenden Kräfte, die draußen die physisch erscheinende Pflanze formen, innerlich seelisch an, wir verbinden uns mit ihnen. Und wenn wir endlich wie in einem einzigen Augenblick den ganzen Werdegang dieser Pflanze, etwa einer Rose oder Lilie, innerlich schauen, dann ist uns ihr eigentliches Leben, das übersinnlicher Natur ist, seelisch gegenwärtig. Was wir so als Typus der Rose etwa schauen, das wirkt als Bildekraft auch in allen anderen Rosen, denen wir in der sinnlichen Welt begegnen. Der "intellectus archetypus", von dem Kant sprach, aber dem Menschen verweigerte, lebt in uns auf. Was so als Typus der Rose oder Lilie usw. innerlich erfaßt wird, kann unmöglich als starre, unbewegliche Gestalt gedacht werden. Es ist ein durch und durch lebendig bewegliches Prinzip, das als ein einheitliches in allen Teilen der sinnlich erscheinenden Pflanze wirksam ist. Nur weil Goethe in sich diesen urbildlichen Verstand rege gemacht hat, konnte er das Pflanzenleben so begreifen, wie er es in seiner Metamorphosenlehre festgehalten hat.
 
=== Sinnlich-Sittliche Wirkungen ===
 
Wirklich fruchtbar werden die Ergebnisse der Naturforschung nur, wenn sie den unmittelbaren Bezug zum Menschen suchen. Die durch unser Bewusstsein aufgerissene Kluft zwischen Subjekt und Objekt wird dadurch überwunden. Goethe suchte etwa in seiner Farbenlehre ganz entschieden diesen Bezug zum lebendig empfindenden Menschen.
 
Es ist charakteristisch für Goethes ganzheitlich orientierten Forschungsstil, dass er sich bei seinen Untersuchungen nicht auf die bloßen physikalischen Farberscheinungen beschränkt, sondern auch seelische Faktoren mit einbezieht und ihr wechselseitiges Zusammenspiel studiert. Einen ganz besonderen Raum in Goethes Farbenlehre nimmt dementsprechend das Kapitel über die sinnlich-sittliche Wirkung der Farben ein, in dem Goethe sehr ausführlich beschreibt, wie die einzelnen Farben auf das menschliche Gemüt wirken. Dabei zeigt sich die selbe Polarität wie schon bei den rein physikalischen Erscheinungen.
 
Das Licht, die Helle erfreut unsere Seele, die Dunkelheit verdüstert nur all zu leicht unsere Stimmung und verängstigt uns nicht selten. Weiß ist die Farbe der Freude und Unschuld, Schwarz die Farbe des Todes, der Trauer und Schuld. Gelb ist die nächste Farbe am Licht. Die rotgelben Farbtöne wirken auf das Gemüt erheiternd (man denke nur an die sprichwörtliche ''rosarote Brille'') und regen den Willen zur Aktivität an.
 
== Zur Systematik von Goethes Forschungsmethode ==
[[Bild:Urpflanze.jpg|thumb|[[Rudolf Steiner]], [[Urpflanze]], Aquarell 1924]]
Im '''Anorganischen''' wird das [[Denken]] dazu verwendet, die den Sinnen durch Beobachtung und Experimente gegebenen Qualitäten so zu ordnen, dass das eine Phänomen in seinen Zuständen und Vorgängen als Folge anderer Phänomene verständlich wird. Dabei werden wesentliche (für das Erscheinen des Phänomens notwendige) und unwesentliche (nur modifizierende) Bedingungen unterschieden. Ein solches Phänomen, bei dem sich ein unmittelbar einsichtiger, gesetzmäßiger Zusammenhang mit den wesentlichen Bedingungen zeigt, ist ein ''Urphänomen''. Aus solchen können alle Beziehungen zwischen weiteren Phänomenen abgeleitet und letztere damit verstanden werden (''beweisende Methode''). So hat Goethe aus dem Urphänomen der [[Farbenlehre]] (Entstehung der Farbe an Licht, Finsternis und Trübe) die Grundlage einer Optik entwickelt (Goethe 1891-1896).
 
Im '''Lebendigen''' bedingen sich die Glieder der Erscheinungen nicht mehr nur gegenseitig, sondern jedes Einzelne wird vom Ganzen her dessen Eigenart gemäß bestimmt. Beim Studium der Vorgänge wird bemerkt, dass sich die Verwandlung ([[Metamorphose]]) der Blattorgane einer Pflanze von den Keimblättern über die Laubblätter, die Kelch-, Kron-, Staub- und Fruchtblätter aus einer Grundform (dem ''Typus'') heraus vollziehen (Bockemühl 1977; Adams, Whicher 1960); die äußeren Bedingungen wirken lediglich modifizierend. Im gleichen Sinne werden die verschiedenen Arten als spezielle Erscheinungsformen der Gattung verständlich. Dies weist auf einen ''sinnlich-übersinnlichen'' Vorgang, der der Idee nach bei allen Pflanzen derselbe ist, der Erscheinung nach sowohl bei der einzelnen Pflanze als auch im ganzen Pflanzenreich verschiedene Formen hervorbringt und den Goethe die ''[[Urpflanze]]'' (den allgemeinen Pflanzentypus) nannte. Aus dieser lassen sich nach Goethe ''Pflanzen ins Unendliche erfinden, die konsequent sein müssen'' und ''eine innere Wahrheit und Notwendigkeit haben'' (''entwickelnde Methode'').
 
Im '''Beseelten''' tritt die innere Organbildung als gestaltendes Phänomen in den Vordergrund. Tiere und Pflanzen sind gleichermaßen Lebewesen, und doch unterscheiden sie sich in ihrer Lebenstätigkeit wesentlich voneinander. Die Pflanze ist fest in der Erde verwurzelt, an sie gefesselt; das Tier vermag sich frei im Raum zu bewegen, und mehr noch, es ist erfüllt von innerer Seelenbewegung, die der Pflanze völlig mangelt. Das seelische Innenleben des Tieres gibt sich nach außen in der instinkt- und triebgebundenen Eigenbeweglichkeit kund; der Mensch hat darüber hinaus in seinem Inneren bewusst teil am Geistigen. Im Zusammenhang damit enthält der Wandel der tierischen und menschlichen Formen im Gegensatz zur Metamorphose der pflanzlichen Formen wesentliche Sprünge, die u. a. durch Einstülpung (z. B. bei der Bildung der inneren Organe) bzw. ''[[Umstülpung]]'', z. B. von Röhrenknochen in den Schädelknochen (Steiner 1926), verstanden werden können. Die ''entwickelnde Methode'' wird so zur ''Umstülpungsmethode'' erweitert, mit deren Hilfe u. a. die dreigliedrige tierische und menschliche Gestaltung erforscht wird (Poppelbaum 1938; Schad 1971).
 
Der '''[[Geist]]''' des Menschen prägt die Gestalt und Funktion des Körpers in besonderer Weise. Im Unterschied zum Tier werden in der Leiblichkeit des ''Menschen'' die Wirkungen des von Absterbeprozessen durchzogenen Nerven-Sinnessystems und des in Aufbauprozessen lebenden Stoffwechsel-Gliedmaßensystems durch ein eigenständiges, das momentan abgelähmte Leben momentan wieder anfachendes rhythmisches System so vermittelt, dass sie die physiologische Grundlage des Denkens, Wollens und Fühlens werden; durch diese Seelentätigkeiten kann die menschliche [[Individualität]] ihre Entwicklung selber fortsetzen (Steiner 1917). Das menschliche [[Ich]] wird zum bestimmenden Zentrum des dreigliedrigen Organismus in dessen Inneren sich das dreigliedrige Seelenleben entfaltet. Das [[Bewusstsein]], über das auch die Tiere in unterschiedlichen Graden verfügen, wird so bis zum [[Selbstbewusstsein]] gesteigert. Ausgehend davon versucht der Goetheanismus in weiterer Folge auch den sozialen Organismus in seiner [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung]] in Geistes-, Rechts- und Wirtschaftsleben zu verstehen und zu gestalten (Steiner 1919).
 
== Goethe-Zitate ==
* "Ein Phänomen, ein Versuch kann nichts beweisen, es ist das Glied einer großen Kette, das erst im Zusammenhange gilt. Wer eine Perlenschnur verdecken und nur die schönste einzeln vorzeigen wollte, verlangend, wir sollten ihm glauben, die übrigen seien alle so, schwerlich würde sich jemand auf den Handel einlassen." Sprüche in Prosa 160, Maximen und Reflexionen 501


* "Kein Phänomen erklärt sich an und aus sich selbst; nur viele zusammen überschaut, methodisch geordnet, geben zuletzt etwas, was für Theorie gelten könnte." Sprüche in Prosa 161, Maximen und Reflexionen 500
* {{Eisler|Materie}}
* {{Kirchner|Materie}}


* "Das Höchste wäre, zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist. Die Bläue des Himmels offenbart uns das Grundgesetz der Chromatik. Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre." Sprüche in Prosa 165, Maximen und Reflexionen 488
== Anmerkungen ==


* "Es gibt eine zarte Empirie, die sich mit dem Gegenstand innigst identisch macht, und dadurch zur eigentlichen Theorie wird. Diese Steigerung des geistigen Vermögens aber gehört einer hochgebildeten Zeit an." Sprüche in Prosa 167, Maximen und Reflexionen 509
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* G. Adams und O. Whicher (1960): ''Die Pflanze in Raum und Gegenraum''. Stuttgart 1960
#Interview mit Hans-Peter Dürr in DER STANDARD, 12. November 1998, ''Materie ist Kruste des Geistes''
* J. Bockemühl (1977): ''Die Bildebewegungen der Pflanzen''. In: ''Erscheinungsformen des Ätherischen'', Stuttgart 1977, ISBN 3-7725-0401-9
#Hans-Peter Dürr: ''Versöhnung von Wissenschaft und Religion'', Vortrag vom 30. Mai 2003, Französische Friedrichstadtkirche (Gendarmenmarkt), Berlin
* J. Bockemühl (1983): ''Goethes Naturwissenschaftliche Methode unter dem Aspekt der Verantwortungsbildung''. Elemente der Naturwissenschaft '''38''' 1983, S. 50-52
#Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0 {{Schriften|001}}
* J. Bockemühl (1994): ''Die Fruchtbarkeit von Goethes Wissenschaftsansatz in der Gegenwart''. Elemente der Naturwissenschaft '''61''' 1994, S. 52-69
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
* H. Bortoft (1995): ''Goethes naturwissenschaftliche Methode''. Stuttgart, ISBN 3-7725-1544-4
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
* J. W. Goethe (1891-1896): ''Naturwissenschaftliche Schriften''. Sophien-Ausgabe, Weimar
#Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1991), ISBN 3-7274-1100-7 {{Vorträge|110}}
* J. W. Goethe (1883-1897): ''Naturwissenschaftliche Schriften''. Hrsg. Joseph Kürschner, Bd. 114 - 117, 1883-1897, Fotomechanischer Nachdruck Dornach 1982, ISBN 3-7274-5210-2 (Reihe, 5 Bände)
#Rudolf Steiner: ''Die Offenbarungen des Karma'', [[GA 120]] (1992), ISBN 3-7274-1200-3 {{Vorträge|120}}
* P. Heusser (Hrsg.): ''Goethes Beitrag zur Erneuerung der Naturwissenschaften. Das Buch zur gleichnamigen Ringvorlesung an der Universität Bern''. Bern Stuttgart Wien 2000, ISBN 3-258-06083-5
#Rudolf Steiner: ''Die Mission der neuen Geistesoffenbarung'', [[GA 127]] (1989), ISBN 3-7274-1270-4 {{Vorträge|127}}
* J. Kühl: ''Goethes Farbenlehre und die moderne Physik''. In P. Heusser (Hrsg.): ''Goethes Beitrag zur Erneuerung der Naturwissenschaften''. Bern Stuttgart Wien 2000, ISBN 3-258-06083-5
#Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1995)
* H. Poppelbaum (1938): ''Tier-Wesenskunde''. Dornach 1954
#Rudolf Steiner: ''Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes'', [[GA 134]] (1990)
* W. Schad (1971): ''Säugetiere und Mensch''. Stuttgart
#Rudolf Steiner: ''Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe'', [[GA 142]] (1982), ISBN 3-7274-1420-0 {{Vorträge|142}}
* W. Schad (1986): ''Die Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung im Entwurf Goethes''. Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1986, S. 9-30, ISBN 3-926347-00-7
#Rudolf Steiner: ''Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?'', [[GA 145]] (2005), ISBN 3-7274-1450-2 {{Vorträge|145}}
* W. Schad (1987): ''Der Goetheanistische Forschungsansatz und seine Anwendung auf die ökologische Problematik des Waldsterbens''. In G. R. Schnell (Hrsg.): ''Waldsterben'', Stuttgart 1987, ISBN 3-7725-0549-X
#Rudolf Steiner: ''Weltwesen und Ichheit'', [[GA 169]] (1998), ISBN 3-7274-1690-4 {{Vorträge|169}}
* W. Schad (1999): ''Alles ist Blatt''. Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1999, S. 9-33, ISBN 3-926347-21-X
#Rudolf Steiner: ''Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen.'', [[GA 306]] (1989), ISBN 3-7274-3060-5 {{Vorträge|306}}
* W. Schad (2001): ''Was ist Goetheanismus?'' Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 2001, S. 23-66, ISBN 3-926347-23-6
* R. Steiner (1883-1897): ''Goethes Naturwissenschaftliche Schriften''. Stuttgart 1962, GA-Nr. 1
* R. Steiner (1886): ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung''. Dornach 1984, [[GA 2]], ISBN 3-7274-6290-6
* R. Steiner: ''Goethes Weltanschauung''. Dornach 1985, [[GA 6]] (1897), ISBN 3-7274-6250-7
* R. Steiner (1917): ''Von Seelenrätseln''. GA-Nr. 21
* R. Steiner (1919): ''Die Kernpunkte der sozialen Frage''. GA-Nr. 23, Dornach 1976, ISBN 3-7274-0230-X
* R. Steiner (1926): ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie''. GA-Nr. 323, ISBN 3-7274-3230-6
* R. Steiner: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse'', [[GA 180]] (1966)
 
== Weblinks ==
* [http://www.forschungsinstitut.ch/index.php?id=669 Goetheanistische Naturwissenschaft - eine Bibliographie]
* [http://www.forschungsinstitut.ch Forschungsinstitut am Goetheanum (Schweiz)]
* [http://www.carus-institut.de/ Carl Gustav Carus-Institut (Deutschland)]
* [http://www.klaus-frisch.de/html/goetheanismus.html Was ist Goetheanismus?] - eine kritische Betrachtung.
* [http://www.natureinstitute.org The Nature Institute (USA)]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/ Projekt Goetheanismus Online]
 
=== Goethes Schriften zur Naturwissenschaft ===
[http://www.farben-welten.de/farbenlehre/index.htm Farbenlehre]
 
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/farbenlehre.html Schriften zur  Farbenlehre]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/farbenlehre/farb_Regenbogen_1.htm Briefwechsel  &uuml;ber den Regenbogen]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/farbenlehre/farb_Regenbogen.htm Regenbogen]
* [http://www.farben-welten.de/farbenlehre/weitere_texte/ueber_den_regenbogen.htm &Uuml;ber  den Regenbogen]
 
[http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaftslehre.html Schriften zur Wissenschaftslehre]
 
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/analyse.htm Analyse und  Synthese]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/anschauende.htm Anschauende  Urteilskraft]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/bedenken.htm Bedenken und  Ergebung]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/bedeutende.htm Bedeutende F&ouml;rdernis durch ein einziges geistreiches Wort]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/beobachtung.htm Beobachtung  und Denken]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/das_sehen.htm Das  Sehen in subjektiver Hinsicht]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/der_versuch.htm Der  Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt]
* [http://www.farben-welten.de/farbenlehre/weitere_texte/der_versuch_als_vermittler.htm Der  Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/die_natur.htm Die Natur]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/erlaeuterung.htm Erl&auml;uterung zu dem aphoristischen Aufsatz: Die Natur]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/einwirkung.htm Einwirkung  der neuern Philosophie]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/erfahrung.htm Erfahrung  und Wissenschaft]
* [http://www.farben-welten.de/farbenlehre/weitere_texte/erfahrung_und_wissenschaft.htm Erfahrung  und Wissenschaft]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/erfinden.htm Erfinden und  Entdecken]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/ernst.htm Ernst  Stiedenroth: Psychologie zur Erkl&auml;rung der Seelenerscheinungen]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/glueckliches.htm Gl&uuml;ckliches  Ereignis]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaft/meteore.htm Meteore des   literarischen Himmels]
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[http://www.steinerschule.ch/goethe/zoologie.html Vergleichende Anatomie - Zoologie]
 
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/anatomie/insekten.htm Die  Metamorphose der Insekten, besonders der Schmetterlinge, wie auch ihre &uuml;brigen  Eigenschaften und &Ouml;konomie betreffend]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/anatomie/erster_entwurf.htm Erster  Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend  von der Osteologie]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/anatomie/principes.htm Principes de  philosophie zoologique. Discut&eacute;s en mars 1830 au sein de l'Academie royale des  sciences par Mr. Geoffroy de Saint-Hilaire. Paris 1830]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/anatomie/zwischenkiefer.htm &Uuml;ber den  Zwischenkiefer des Menschen und der Tiere]
* [http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/18Jh/Goethe/goe_zk00.html &Uuml;ber  den Zwischenkiefer]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/anatomie/versuch.htm Versuch  einer allgemeinen Vergleichungslehre]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/anatomie/gestalt.htm Versuch  &uuml;ber die Gestalt der Tiere]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/anatomie/vortraege.htm Vortr&auml;ge  &uuml;ber die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die  vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie]
 
[http://www.steinerschule.ch/goethe/physiognomie.html Zur Physiognomik]
 
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/physiognomik/physiogn4.htm Eingang  (Mensch und Tier)]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/physiognomik/physiogn3.htm Physiognomische  Diagnosen (Rameau, Brutus, weitere)]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/physiognomik/physiogn5.htm Tiersch&auml;del]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/physiognomik/physiogn2.htm Von  den oft nur scheinbaren Fehlschl&uuml;ssen des Physiognomisten]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/physiognomik/physiogn1.htm Von  der Physiognomik &uuml;berhaupt]
 
[http://www.steinerschule.ch/goethe/geologie.html Geologie und  Mineralogie]
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[http://www.steinerschule.ch/goethe/meteorologie.html Schriften zur  Meteorologie]
 
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/meteorologie/witterungslehre.htm Versuch  einer Witterungslehre]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/meteorologie/wolkengestalt.htm Wolkengestalt nach Howard]
 
[http://www.steinerschule.ch/goethe/aphorismen.html Aphorismen und Fragmente]
 
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/aphorismen/allgemeines.htm Allgemeines]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/aphorismen/urphaenomen.htm Urph&auml;nomen]
 


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Version vom 23. Mai 2015, 17:20 Uhr

Als Materie (von lat. materia = Stoff; etymologisch verwandt mit lat. mater = Mutter bzw. matrix = Gebärmutter; griech. ὕλη, hylē) wird allgemein alles Stoffliche bezeichnet, das uns in der sinnlich-physischen Welt umgibt und insgesamt die stoffliche Welt aufbaut, im physikalisch weitesten Sinn alles, was Ruhemasse besitzt. Aus geistiger Sicht gibt es aber auch höhere Materieformen.

Die sinnlich-physische Materie

Hauptartikel: Atom und Chemisches Element

Die notwendigen, phänomenologisch fassbaren, gemeinsamen charakteristischen Eigenschaften der sinnlich-physischen Materie sind neben ihrer Masse, wodurch alle Materie der Schwere unterliegt, ihre räumliche Ausdehnung und mithin ihr endliches Volumen, ihre innere Struktur und ihr innerer Gehalt an Wärmeenergie. So aufgefasst ist die Materie dinghaft, gegenständlich; Licht etwa ist in diesem Sinn keine Materie. Aus physikalischer Sicht ist im wesentlichen alle physische Materie aus chemischen Elementen und diese wiederum aus Atomen aufgebaut, die sich weiter zu komplexeren Molekülen verbinden können und der Materie ihre spezifische stoffliche Identität verleihen.

Die räumliche Ausdehnung der Materie ist gemäß der Quantenmechanik eine Folge des für alle Fermionen gültigen Pauli-Prinzips. Zu beachten ist dabei aber, dass die angegebenen phänomenologischen Eigenschaften der Materie keineswegs unmittelbar auf Atome und Moleküle übertragen werden können. Atome und Moleküle sind keine Dinge im herkömmlichen Sinn. Vielmehr muss man hier von einer objektiven Gedankenwelt sprechen, die allerdings, so wie die Materie heute geworden ist, der untersinnlichen Welt, also dem ahrimanischen Weltbereich angehört.

"Überall an der Stelle, wo der Mensch Materie hinträumt, da ist in Wahrheit Ahriman. Und die größte Verführung ist die materialistische Theorie der Physik, sind die materiellen Atome; denn diese sind nichts anderes in Wirklichkeit als die Kräfte des Ahriman." (Lit.: GA 145, S. 161)

Geist und Materie

Die Materie zeigt uns zunächst nur ihre sinnliche Außenseite, dahinter aber wirkt der Geist.

"Wir müssen zum Beispiel dadurch, daß wir jetzt auf dem physischen Plan mit der äußeren Materie leben, in gewissen Fällen die Fähigkeit haben, auch in der äußeren Materie um uns herum überall den Geist wahrzunehmen. Denn Materie ist ja nur ein Trugbild, Maja, alles ist verdichteter Geist. So daß wir für das gewöhnliche Leben unter den Gegenständen der Materie den Geist zu spüren haben. Wir müssen also zu ihr in ein äußeres Verhältnis kommen können, daß wir gewissermaßen intime Beziehungen einzugehen vermögen mit den Dingen." (Lit.: GA 127, S. 109)

Was der Materie geistig im Verborgenen zugrunde liegt, wurde bereits in den der Erdentwicklung vorangegangenen Weltentwicklungsstufen des alten Saturns, der alten Sonne und des alten Mondes entwickelt. Rudolf Steiner gebrauchte dafür einmal folgendes Bild:

"Ich könnte noch ein anderes Bild bringen: Nehmen wir einmal an, wir hätten vor uns irgendeinen Aufbau, kunstvoll geschichtet aus Papierrollen. Nun können wir zunächst beschreiben, was wir da kunstvoll aus Papierrollen geschichtet haben: Einige Rollen stehen, die anderen sind schief zusammengerollt und das, kunstvoll zusammengestellt, gibt irgendeinen Aufbau. Aber denken Sie sich, wir hätten nicht bloß Papierrollen aufgeschichtet, sondern in jede Papierrolle wäre hineingemalt ein wunderbares Gemälde. Das würden wir gar nicht sehen, wenn wir die Rollen, die zusammengerollt sind und auf der Innenseite die Gemälde haben, ins Auge fassen. Und dennoch sind sie drinnen! Und bevor der Aufbau hat geschehen können, mußten die Malereien hineingemalt sein. Nehmen Sie aber an, es wäre die Sache so, daß wir nicht den kunstvollen Aufbau aus den Papierrollen schichteten, sondern daß der sich selbst schichten müßte. Sie können sich natürlich nicht vorstellen, daß er sich selbst schichtet, da haben Sie ganz recht, kein Mensch kann sich das vorstellen; aber nehmen wir an, dadurch, daß die Gemälde auf alle Rollen gemalt sind, läge in ihnen die Kraft, daß sich die Rollen selber schichteten: Dann haben Sie hier ein Bild von unserem wirklichen Weltengebäude! Die Gemälde, die auf den Rollen sind, kann ich vergleichen mit all dem, was während der Saturn-, der Sonnen- und Mondenzeit geschehen ist, was da hineingeheimnist ist in jeden einzelnen Teil unseres Weltengebäudes. Aber es sind keine toten Gemälde, es sind lebendige Kräfte, die dasjenige, was auf der Erde sein soll, was auf unserem physischen Plan sein soll, aufbauen, und wir holen heraus dasjenige, was kunstvoll verborgen ist in dem, was gewissermaßen aus einzelnen Rollen des Weltengebäudes vor uns aufgeschichtet ist, und was beschrieben wird von der äußeren Wissenschaft, was uns gegenübersteht im äußeren Leben. Wenn Sie aber dieses Bild zu Ende denken - ich habe lange nachgesonnen, ein Bild, das möglichst entspricht dem Sachverhalt, zu finden; es ist das Bild von diesen Rollen, die lebendige, tätige Bilder haben -, dann werden Sie finden, daß kein menschliches Auge, das der Aufschichtung entgegenschaut, zunächst eine Ahnung haben kann von den Bildern, die da drinnen sind. Wenn der Aufbau recht kunstgemäß ist, werden wir etwas recht Kunstgemäßes als Beschreibung des Aufbaues bekommen, aber nichts wird in der Beschreibung stehen von den Gemälden, die drinnen sind.

Sehen Sie, so ist es mit der äußeren Wissenschaft. Sie beschreibt diesen kunstvollen Aufbau, sie läßt aber ganz außer acht dasjenige, was als Gemälde auf jeder einzelnen Rolle steht. Aber wenn Sie den Vergleich zu Ende denken, müssen Sie noch etwas ganz anderes ins Auge fassen: Gibt es denn in all jener Tätigkeit, welche diesen kunstvollen Aufbau der Rollen beschreibt, eine Möglichkeit, auch nur zu ahnen, geschweige denn wirklich etwas zu beschreiben von dem, was auf den einzelnen Rollen steht, wenn eben die Rollen zusammengerollt sind und das Gebäude aufbauen? Das gibt es gar nicht! In diesem Sinne müssen Sie sich auch klar sein, daß die gewöhnliche Wissenschaft zunächst gar nicht darauf kommen kann, daß unserem Weltengebäude dieses Geistige zugrunde liegt. Daher kann in einer geraden Fortsetzung desjenigen, was man sich aneignet in der gewöhnlichen Wissenschaft, nicht das Verständnis für die Geisteswissenschaft liegen, sondern es muß etwas hinzukommen, etwas, was im Grunde genommen gar nichts zu tun hat mit der gewöhnlichen Wissenschaft. Denn denken Sie einmal, Sie haben diese aufgeschichteten Rollen vor sich. Jemand kann sie sehr gut beschreiben, er wird noch wunderbare Schönheiten finden, etwa daß manche Rollen mehr schief, manche weniger schief gelegt sind, manche zu einer Rundung gebaut sind und so weiter, er wird all das hübsch beschreiben. Aber um darauf zu kommen, daß auf jeder Rolle inwendig ein Gemälde ist, dazu ist notwendig, daß er eine Rolle herausnimmt und sie aufrollt. Es hat gar nichts zu tun mit der Beschreibung des geschichteten Gebäudes. Es muß also etwas Besonderes hinzukommen zu der menschlichen Seele, wenn die Seele aus der gewöhnlichen wissenschaftlichen Weltanschauungsweise, wie wir sie heute haben, hineinkommen will in eine geisteswissenschaftliche Betrachtung, es muß die Seele von etwas Besonderem ergriffen werden. Das ist dasjenige, was heute so schwer verständlich ist für die äußere, im Materialismus lebende Kultur, was aber wieder begriffen werden muß, wie es begriffen worden ist in den verschiedensten Kulturperioden, in denen man noch eine geistige Weltanschauung als die physische Weltanschauung durchdringend hatte. Altere Zeiten waren sich immer klar darüber, daß dasjenige, was man von dem geistigen Inhalte der Welt wissen soll, beruht auf einem besonderen Erfangenwerden der Seele von der Geistigkeit. Daher haben sie nicht bloß von Wissenschaftlichkeit, sondern von Initiationen und dergleichen gesprochen, und mit Recht davon gesprochen." (Lit.: GA 169, S. 145ff)

Höhere Materieformen

Die anthroposophische Geisteswissenschaft muss darüberhinaus übersinnliche Materieformen anerkennen, aus denen gleichsam erst durch Verdichtung die sinnliche-physische Materie entsteht. Diese übersinnlichen Materieformen sind eigenständige, sich selbst tragende Substanzen im philosophischen Sinn. Sie haben allerdings ganz andere Eigenschaften als die sinnlich-physische Materie; namentlich Masse und räumliche Ausdehnung kommen hier nicht in Betracht. Man darf in diesem Sinn von feinstofflicher Äthermaterie, Astralmaterie und mit eingeschränkter Gültigkeit sogar von Geiststofflichkeit sprechen. In je höhere geistige Bereiche man hinaufsteigt, desto plastisch bildsamer erscheint die entsprechende Materie. In den höchsten Bereichen des niederen Devachan findet sich schließlich der geistige Urstoff, aus dem letztlich alles geformt wird. Dieser Urstoff wird auch als Akashastoff oder Feuerluft (hebr. רוח, Ruach = Rauch; zugleich der hebr. Name für die Verstandesseele) bezeichnet.

Die Alchemisten sehen in der sogenannten Jungfernerde, der materia benedicta, den Urstoff, aus dem die irdische Stoffeswelt geschaffen ist. Mit dieser prima materia muss das Opus Magnum zur Bereitung des Steins der Weisen, und damit zugleich die Vergeistigung der materiellen Welt, beginnen.

Äthermaterie - Negative Materie

Hauptartikel: Äthermaterie

Die Äthermaterie oder negative Materie, von Rudolf Steiner gelegentlich auch als Antimaterie[1] bezeichnet, charakterisiert sich nicht durch das Prinzip der Raumerfüllung, sondern durch das der Raummentleerung. Die physische Materie ist durch Druckkräfte bestimmt, der Äther hingegen durch Saugkräfte, die die physische Materie aus dem Raum herausschaffen; es entsteht dadurch eine qualitativ negative Materie - und dieser Prozess endet letztlich bei Akasha.

"Wir wissen, daß jeder Körper aus einem mehr festen in einen mehr immateriellen Zustand übergehen kann: vom festen zum flüssigen und zum gasförmigen Zustand, Die Verfeinerung des materiellen Zustandes kann einen Grad erreichen, der, wenn man ihn überschreitet, bei einer negativen Materie endet; man nennt ihn Akasha. In ihr drücken sich alle Ereignisse in einer endgültigen Weise ab,- und man kann sie alle wiederfinden, selbst diejenigen aus der tiefsten Vergangenheit." (Lit.: GA 094, S. 83)

"Im oberen Devachan, über der vierten Stufe - man nennt sie Arupa [= formlos] - , da wo diese Antimaterie beginnt, die man die Akasha nennt, da hat das Bewußtsein der Mineralien seinen Sitz." (Lit.: GA 094, S. 94)

"Da muß man schon wissen, daß der Äther die von dem Druck entgegengesetzte Eigenschaft hat. Er saugt nämlich, der Äther ist der Saugende. Er will durch seine eigene Wesenheit immer die räumliche Materie aus dem Raume heraus vernichten. Das ist das Wesentliche des Äthers. Wo die physische Materie drückt, da saugt der Äther. Die physische Materie erfüllt den Raum; der Äther schafft die Materie aus dem Raume heraus. Er ist nämlich die negative Materie, aber qualitativ negativ, nicht quantitativ negativ.

Das ist in bezug auf den menschlichen Ätherleib ebenso. Wir leben zwischen physischem Leib und Ätherleib so, daß wir uns fortwährend vernichten und wieder herstellen. Der Äther vernichtet fortwährend unsere Materie, der physische Leib stellt sie wieder her. Das widerspricht allerdings - das will ich nur in Parenthese erwähnen - dem heute so beliebten Gesetz von der Erhaltung der Kraft. Aber die Tatsache ist, daß dieses Gesetz von der Erhaltung der Kraft der inneren Wesenheit des Menschen, der Wahrheit widerspricht. Es gilt nur für die unorganische Welt im strengen Sinne des Wortes. Für die organische gilt es nur so weit, als diese von Unorganischem ausgefüllt ist; für die Eisenteilchen im Blutserum gilt dieses Gesetz, aber nicht für das ganze Menschenwesen. Da findet ein fortwährendes Oszillieren statt zwischen den aufsaugenden und uns vernichtenden Kräften des Äthers und der Wiederherstellung des physischen Leibes." (Lit.: GA 306, S. 103)

In kosmischen Dimensionen ist das bei der Sonne der Fall:

"Jede irdische Materie hat einen bestimmten Intensitätsgrad ihres Wirkens, ob man den auf diese oder jene Weise mißt, auf Dichtigkeit oder dergleichen, darauf kommt es nicht an. Sie hat eine gewisse Intensität des Wirkens. Diese kann auch zu Null werden, das heißt, wir können dem scheinbar leeren Raum gegenüberstehen. Aber damit hat es nicht seinen Schluß, ebensowenig wie es einen Schluß hat — nun, schauen wir einmal auf das Folgende; denken Sie sich, Sie sagen: Ich habe einen Sohn. Der Kerl ist eigentlich ein leichtsinniges Tuch. Ich habe ihm ja ein kleines Vermögen übergeben, aber nun hat er angefangen, es auszugeben. Mehr als bis Null kann er nicht heruntergehen. Er kann einmal nichts mehr haben, damit tröste ich mich, er kommt eben einmal bei Null an. — Ja, aber nachher kann ich eigentlich eine Enttäuschung erleben: Der Kerl fängt an, Schulden zu machen. Dann bleibt er nicht bei Null stehen, dann wird die Geschichte noch schlimmer als Null. Und das kann eine sehr reale Bedeutung haben. Denn als Vater werde ich eigentlich weniger haben, wenn der Kerl Schulden macht, als wenn er bei Null stehen bleibt.

Sehen Sie, dieselbe Betrachtungsweise liegt zugrunde gegenüber den Sonnenverhältnissen. Man geht nicht einmal zur Null, sondern nur bis zur größtmöglichen Verdünnung; man spricht von dünnem, glühendem Gas. Aber man müßte erst bis Null gehen und dann darüber hinaus. Denn das, was man in der Sonne finden würde, wäre überhaupt nicht vergleichbar mit unserem Materiellen, wäre auch nicht vergleichbar mit unserem leeren Raum, der der Null entspricht, sondern es geht darüber hinaus. Es ist in einem Zustand negativer materieller Intensität. Da, wo die Sonne ist, würde man ein Loch finden, in den leeren Raum hineingehend. Es ist weniger als leerer Raum da. So daß alle Wirkungen, die auf der Sonne zu beobachten sind, als Saugwirkungen betrachtet werden müssen, nicht als Druckwirkungen oder dergleichen. Die Sonnenkorona darf also nicht so betrachtet werden, wie heute der Physiker sie betrachtet, sondern sie muß so betrachtet werden, daß man das Bewußtsein hat, es geschieht nicht dasjenige, als was es sich darstellt, etwa Druckwirkungen mit dem Index nach außen, sondern es liegen Saugwirkungen von dem Loch im Raum, von der Negation der Materie vor." (Lit.: GA 321, S. 21f)

Nach den Angaben Rudolf Steiners ist der Mittelpunkt der Erde ein Ort, an dem beständig Materie aus dem Raum verschwindet, um im selben Maß vom Umkreis her wieder zu erscheinen (Lit.: GA 110, S. 157f).

Wassererde - die astrale Materie der 4. Schicht des Erdinneren

Die Wassererde ist jene astrale Materie, die die vierte Schicht des Erdinneren bildet und der Ursprung aller irdischen Materie ist:

"Die vierte Schicht ist nun so beschaffen, daß alle diejenigen Dinge, die in den drei übergeordneten Schichten vorhanden sind und immerhin mehr oder weniger etwas von unseren gewöhnlichen Stoffen haben, keine Stofflichkeit mehr aufweisen, wie sie auf der Erde angetroffen werden kann. In dieser Schicht sind also die Substanzen so, daß sie für keinen äußeren Sinn wahrnehmbar werden. Sie sind in einem astralischen Zustand. Alles, was in den drei obersten Schichten der Erde existiert und doch noch in einer gewissen Weise mit dem auf der Erdoberfläche Befindlichen verwandt ist, das ist hier im astralischen Zustande vorhanden. Wir können in dem Sinne, wie es in der Bibel heißt, sagen: «Der Geist Gottes schwebte über den Wassern.» Nennen wir diese Schicht die Wassererde, wie sie auch im Okkultismus bezeichnet wird. Diese Wassererde ist zu gleicher Zeit der Ursprung, der Urquell alles auf der Erde befindlichen Stofflichen, alles äußerlichen Stofflichen, gleichgültig ob dieses im Mineral, in der Pflanze, im Tier oder im Menschen enthalten ist. Dieses Stoffliche, das jedes irdische Wesen in sich trägt, ist, bis ins Astralische verflüchtigt, in dieser Wassererde vorhanden. Sie müssen sich vorstellen, daß von allen unseren physischen Kräften auch astralische Urkräfte vorhanden sind, daß diese astralischen Urkräfte sich ins Physische verdichten und daß diese Urkräfte in der vierten Schicht, in der Wassererde, enthalten sind." (Lit.: GA 096, S. 34)

Materie und Zeit

Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von Isaac Newton postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten Zeitbegriff.

"Aber nur einer ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1 b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2 auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2 c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen nicht vollziehen kann, der hypostasiert die Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert. Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen, für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf Wesen und Erscheinung. Wer die Sache in unserer Weise richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit des Wesens einer Sache nicht suchen, weil die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem Wesen nichts zu tun hat.

Nach diesen Ausführungen können wir sagen: Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie." (Lit.: GA 001, S. 272ff)

Materie als zerbrochene geistige Form

Nach gegenwärtiger naturwissenschaftlicher Anschauung ist alle Materie aus Atomen aufgebaut. Diese sind aber nicht als winzig kleine Dinge aufzufassen, sondern eher als strukturbildende Kräfte. Der Physiker Hans-Peter Dürr, ein langjähriger enger Mitarbeiter von Werner Heisenberg, einem der Pioniere der modernen Quantenmechanik, formuliert es so:

"Es gibt keine Dinge, es gibt nur Form und Gestaltveränderung: Die Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potentialitäten. Das ist wie beim Geist." (Lit.: Dürr 1998)

„Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist. Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form der Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit. Wir können sie etwa mit der Software in einem Computer vergleichen.“

Hans-Peter Dürr: Interview im P.M. Magazin (Mai 2007) Am Anfang war der Quantengeist

Der Ursprung dieser potentiellen Gestaltwesen, die äußerlich als Materie erscheinen, liegt vornehmlich im Klangäther. Die Sphärenharmonie, die sich im Klangäther zum Ausdruck bringt, hat wiederum ihren Ursprung im Devachan. In der Materie, insofern sie äußerlich sinnlich in der physischen Welt wahrgenommen wird, ist die Sphärenharmonie, die durch den Klangäther vermittelt wird, verstummt.

"In der Welt sind eine Anzahl von Substanzen, die verbindbar und trennbar sind. Was wir Chemismus nennen, ist hineinprojiziert in die physische Welt aus der Welt des Devachan, der Sphärenharmonie. Die chemische Verwandtschaft zweier Stoffe in der physischen Welt ist eine Abschattung aus der Welt der Sphärenharmonie. Die Zahlenverhältnisse der Chemie sind wirklich die Ausdrücke für die Zahlenverhältnisse der Sphärenharmonie. Diese ist stumm geworden durch die Verdichtung der Materie." (Lit.: GA 130, S. 102)

Für unser inneres seelisches Erleben drückt sich im Klangäther das Denken aus; aus ihm schöpfen wir unsere Gedankenformen, namentlich die mathematischen Gedankenbildungen, durch die wir dann wiederum die Zahlenverhältnisse der chemischen und kernphysikalischen Stoffumwandlungen zu verstehen versuchen.

Im geisteswissenschaftlichen Sinn ist alle Materie als zebrochene, zerstörte geistige Form aufzufassen; sie ist gleichsam der Trümmerhaufen des Geistes - oder wie es Hans-Peter Dürr auf etwas andere Weise ausdrückt:

"Im Grunde gibt es nur Geist, aber er verkalkt, und wir nehmen nur den Kalk wahr, als Materie." (Lit.: Dürr 1998)

"Die moderne Physik kommt nun zu der überraschenden Erkenntnis: Materie ist nicht aus Materie aufgebaut! Wenn wir die Materie immer weiter auseinandernehmen, in der Hoffnung die kleinste, gestaltlose, reine Materie zu finden, bleibt am Ende nichts mehr übrig, was uns an Materie erinnert. Am Schluss ist kein Stoff mehr, nur noch Form, Gestalt, Symmetrie, Beziehung. Was bedeutet das? Wir haben eine Umkehrung: Das Primäre ist Beziehung, der Stoff das Sekundäre. Materie ist ein Phänomen, das erst bei einer gewissen vergröberten Betrachtung erscheint. Stoff ist geronnene Form. Vielleicht könnten wir auch sagen: Am Grunde bleibt nur etwas, was mehr dem Geistigen ähnelt – ganzheitlich, offen, lebendig: Potenzialität, die Kann-Möglichkeit einer Realisierung. Materie ist die Schlacke dieses Geistigen – zerlegbar, abgrenzbar, determiniert: Realität. In der Potenzialität gibt es keine ein-eindeutigen Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Die Zukunft ist wesentlich offen. Es lassen sich für das, was „verschlackt“, was real passiert, nur noch Wahrscheinlichkeiten angeben. Es gibt keine Teilchen, die unzerstörbar sind, die mit sich selbst identisch bleiben, sondern wir haben ein “feuriges Brodeln“, ein ständiges Entstehen und Vergehen. In jedem Augenblick wird die Welt neu geschaffen, aber im Angesicht, im „Erwartungsfeld“, der ständig abtretenden Welt." (Lit.: Dürr 2003)

Wie die Materie aus der übersinnlichen, nicht räumlichen geistigen Form hervorbricht, hat Rudolf Steiner so beschrieben:

"Sehen Sie, wenn nämlich ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem okkulten Anblick darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluß der Geister der Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist für den Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte, zerborstene Form. Wenn Sie sich vorstellen könnten, diese Kreide wäre als solche unsichtbar und sie hätte diese eigentümliche parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, daß es zerstiebt, daß es in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die Form zerbrochen. Nehmen Sie an, in diesem Augenblicke, in dem Sie die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar werden, dann haben Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist, der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich zusammengefallen ist.

Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, daß man gerade diese Definition ins Auge faßt, daß Materie ein Trümmerhaufen des Geistes ist. Materie ist also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist.

Materie als zerborchene geistige Form

Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es treten uns doch räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen; an den Kristallen treten uns doch räumlich sehr schöne Formen entgegen — und du sagst, alles das, was stofflich ist, sei ein Trümmerhaufen des Geistes, sei zerborstener Geist! — Denken Sie sich zunächst einmal, damit Sie eine gewisse Vorstellung haben, einen herabfallenden Wasserstrahl (a). Nehmen Sie aber an, er wäre unsichtbar, Sie würden ihn nicht sehen. Und Sie geben ihm hier (b) eine Widerlage. Dadurch, daß dieser Wasserstrahl hier (b) auffällt, wird er in dieser Weise in Tropfen zerbersten (c). Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl, der herunterfällt, wäre unsichtbar, das aber, was zerborsten ist, würde sichtbar. Dann hätten Sie hier einen zertrümmerten Wasserstrahl, hätten wiederum ein Bild der Materie. Aber jetzt müßten Sie sich wegdenken die Widerlage da unten, denn so etwas gibt es nicht, das würde schon voraussetzen, daß Materie da wäre. Sie müssen sich vorstellen: Ohne daß eine solche Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich geistig zur Form gliedert, übersinnlich, ist die Materie in Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus. Es gibt nirgends etwas anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung. An einem bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst in sich selber. Die Hauptsache ist, daß wir es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. So daß, wenn wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen können: Dieser Materie liegt zugrunde ein Übersinnliches, das an die Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun wirkt in den einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten noch die Linien der geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle. Kristalle sind Nachbildungen geistiger Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im entgegengesetzten Sinn beibehalten." (Lit.: GA 134, S. 72ff)

Materie als kondensiertes Licht

Licht selbst ist keine Materie, aber alle irdische Materie ist kondensiertes Licht, so wie alles Seelische im Erdensasein letztlich verdünnte Liebe ist.

"In dem Satze: Materie ist gewobenes Licht, Seelisches ist in irgendeiner Weise verdünnte Liebe -, liegen die Schlüssel für unzählige Geheimnisse des Erdendaseins. Die gelten aber nur für das Erdendasein und für kein anderes Gebiet des Weltendaseins." (Lit.: GA 120, S. 202)

"Es gibt wirklich einen für hellseherische Forschung erreichbaren Auflösungszustand aller Materie, wo sich alle Materie in einem dabei Gleichen zeigt; nur ist das, was da auftritt, nicht mehr Materie, sondern etwas, was jenseits aller spezialisierten Materien liegt, die uns umgeben. Und jede einzelne Materie stellt sich dann dar als ein aus dieser Grundmaterie - es ist ja keine Materie mehr - Kondensiertes, Verdichtetes, ob Sie Gold, Silber oder was immer für eine Materie haben. Es gibt ein Grundwesen unseres materiellen Erdenseins, von dem alles Materielle nur durch Verdichtung zustande gekommen ist. Und auf die Frage: Was ist das für eine Grundmaterie unseres Erdendaseins?- antwortet die Geisteswissenschaft: Jede Materie auf der Erde ist kondensiertes Licht! Es gibt nichts im materiellen Dasein, was etwas anderes wäre als in irgendeiner Form verdichtetes Licht. Daher sehen Sie, daß es für denjenigen, der die Tatsachen kennt, nicht eine Theorie zu begründen gibt wie etwa die Schwingungshypothese des 19. Jahrhunderts, in welcher man versuchte, Licht darzustellen mit Mitteln, die selber gröber sind als das Licht. Licht ist nicht auf etwas anderes in unserem materiellen Dasein zurückzuführen. Wo Sie hingreifen und eine Materie anfühlen, da haben Sie überall kondensiertes, zusammengepreßtes Licht. Materie ist ihrem Wesen nach Licht." (Lit.: GA 120, S. 192)

Materie und Widersachermächte

Hinter der Materie stehen als eigentliche Realität die Widersachermächte, namentlich Ahriman und die Asuras:

"Derjenige aber, der in die Einweihung hineinkommt und hellsichtig wird, bei dem bleibt das nicht so, dem steht nicht die äußere Materie gegenüber. Die ist als solche Maya. Eine Realität ist sie nur für den, der eben seiner eigenen inneren Werkzeuge sich bedient. Was tritt an die Stelle der Materie? Das tritt uns ja entgegen, wenn wir uns die alte Einweihung vor Augen führen. Während dem Menschen im Alltag die Materie, Prakriti, gegenübersteht, steht der Seele, die sich durch den Yoga in die Einweihung hineinentwickelt, die Welt der Asuras, die Welt des Dämonischen gegenüber, gegen die er zu kämpfen hat. Die Materie ist das, was Widerstand leistet; die Asuras, die Mächte der Finsternis, die werden Feinde. Aber das alles ist eigentlich nur im Anklang, da blickt sozusagen etwas aus dem Seelischen herein, wir beginnen das Seelische zu fühlen. Dann erst wird dieses Seelische spirituell seiner selbst gewahr, wo es in Kampf tritt gegen die Dämonen, gegen die Asuras.

In unserer Sprache würden wir diesen Kampf, der aber nur wie im kleinen uns entgegentritt, als etwas bezeichnen, was als Geister sichtbar wird, wenn die Materie in ihrer Geistigkeit erscheint Es tritt uns da eben im kleinen das entgegen, was wir als den Kampf der Seele mit dem Ahriman kennen, wenn sie zur Einweihung kommt. Aber indem wir das auffassen als solch einen Kampf, stehen wir ganz im Seelischen drinnen. Dann wächst das, was früher nur die materiellen Geister waren, ins Riesengroße heran, der mächtige Feind steht der Seele gegenüber. Da steht Seelisches gegenüber Seelischem, da steht der individuellen Seele im weiten Weltall Ahrimans Reich gegenüber." (Lit.: GA 142, S. 97)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. die aber nicht identisch ist mit dem, was in der modernen Physik als Antimaterie bezeichnet wird!

Literatur

  1. Interview mit Hans-Peter Dürr in DER STANDARD, 12. November 1998, Materie ist Kruste des Geistes
  2. Hans-Peter Dürr: Versöhnung von Wissenschaft und Religion, Vortrag vom 30. Mai 2003, Französische Friedrichstadtkirche (Gendarmenmarkt), Berlin
  3. Rudolf Steiner: Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften, GA 1 (1987), ISBN 3-7274-0011-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (2001), ISBN 3-7274-0940-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft, GA 96 (1989), ISBN 3-7274-0961-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt, GA 110 (1991), ISBN 3-7274-1100-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Die Offenbarungen des Karma, GA 120 (1992), ISBN 3-7274-1200-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Die Mission der neuen Geistesoffenbarung, GA 127 (1989), ISBN 3-7274-1270-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, GA 130 (1995)
  10. Rudolf Steiner: Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes, GA 134 (1990)
  11. Rudolf Steiner: Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe, GA 142 (1982), ISBN 3-7274-1420-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  12. Rudolf Steiner: Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?, GA 145 (2005), ISBN 3-7274-1450-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  13. Rudolf Steiner: Weltwesen und Ichheit, GA 169 (1998), ISBN 3-7274-1690-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  14. Rudolf Steiner: Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen., GA 306 (1989), ISBN 3-7274-3060-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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