Orpheus

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Orpheus (griech. Ὀρφεύς) war ein hoher Eingeweihter und gilt als der berühmteste Sänger der griechischen Mythologie. Nach ihm werden seine Schüler als Orphiker bezeichnet und auch die altgriechische religiöse Strömung des Orphismus ist nach ihm benannt.

Der Sage nach wurde Orpheus in Thrakien in der Gegend des Rhodopengebirges als Sohn des Flussgottes Oiagros und der Muse Kalliope geboren. Apollon überreichte ihm die Lyra, die er von seinem Halbbruder Hermes erhalten hatte. Durch seinen wunderbaren Gesang und sein Saitenspiel vermochte Orpheus Menschen, Tiere und sogar Pflanzen und Steine zu bezaubern.

"Orpheus war der, welcher die griechischen Mysterien eingerichtet hat. Der griechische Zeitraum ist der vierte innerhalb unserer nachatlantischen Kultur, so daß gleichsam durch die Kultur des Orpheus vorbereitet wurde, was der Menschheit später durch das Christus-Ereignis gegeben worden ist. Für Griechenland ist also Orpheus dieser große Vorbereiter. Was würde nun ein moderner Mensch sagen, wenn ihm solch ein Mensch entgegentreten würde, wie Orpheus es war? Er würde sagen: Es ist der Sohn dieses Vaters und der Sohn jener Mutter -, ja die moderne Wissenschaft wird vielleicht sogar nach den vererbten Merkmalen forschen. Es gibt heute schon ein dickes Buch, das die sämtlichen vererbten Merkmale aus den Goetheschen Familien zeigt und so Goethe summieren möchte aus den vererbten Merkmalen. So hat man zur Zeit des Orpheus nicht gedacht, hat nicht als das Wesentliche den äußeren fleischlichen Menschen und dessen Eigenschaften angesehen, sondern man hat als das Wesentliche in Orpheus dasjenige angesehen, wodurch er der Inaugurator, der eigentliche Führer der vorchristlichen griechischen Kultur hat werden können, und man war sich klar, daß das, was als physisches Gehirn, als Nervensystem in ihm lebte, nicht das Wesentliche ist. Als wesentlich betrachtete man vielmehr, daß er in sich trug ein Element - in dem, was er erlebte — das unmittelbar aus den übersinnlichen Welten herstammte und das sich dann durch ihn auf dem Schauplatz, der durch seine Persönlichkeit gegeben war, traf mit einem sinnlich-physischen Element. Der Grieche sah in der Persönlichkeit des Orpheus nicht das Fleischliche, das abstammt von Vater und Mutter, vielleicht auch von Großvater und Großmutter; das war ihm ziemlich unwesentlich, das war ihm nur der äußere Ausdruck, die Schale. Das Wesentliche war ihm, was abstammte von einem Übersinnlichen und zusammentraf mit einem Sinnlichen auf dem physischen Plan. Daher sagte sich der Grieche: Wenn ich den Orpheus vor mir habe, kommt das kaum in Betracht, daß er von einem Vater und einer Mutter abstammt; aber das kommt in Betracht, daß sein Seelenhaftes, wodurch er etwas geworden ist, abstammt von einem Übersinnlichen, das nie mit dem physischen Plan etwas zu tun gehabt hat, und daß auf dieses Übersinnliche in seiner Persönlichkeit durch das, was die Menschen schon damals waren, ein Sinnlich-Physisches einwirken und sich mit diesem Übersinnlichen verbinden konnte. Und weil die Griechen in Orpheus als Wesentliches ein rein übersinnliches Element sahen, deshalb sagten sie von ihm: er stammt ab von einer Muse. Er war der Sohn einer Muse, Kalliope; er war nicht etwa bloß der Sohn einer fleischlichen Mutter, sondern eines übersinnlichen Elementes, das nie einen Zusammenhang hatte mit dem Sinnlichen.

Wäre er nun bloß der Sohn der Muse Kalliope gewesen, so hätte er nur zum Vorschein bringen können, was Kundgebung der übersinnlichen Welt war. Aber er war vermöge seines Zeitalters auch berufen, das zum Ausdruck zu bringen, was dem physischen Zeitalter dienen sollte. Daher war er nicht nur Sprachrohr für die Muse, für Kalliope, wie in früheren Zeiten die Rishis nur die Sprachrohre für die übersinnlichen Mächte waren, sondern er lebte das Übersinnliche so aus, daß Einfluß auf sein Ausleben die physische Welt hatte. Daher stammt er ab von seinem Vater Oagros, der ein thrakischer Flußgott war. Was Orpheus verkündete, war so auf der andern Seite verbunden und angepaßt dem Klima Griechenlands, dem, was da gab die äußere Natur Griechenlands, dem thrakischen Flußgott Oagros." (Lit.: GA 124, S. 123f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums, GA 124 (1995), ISBN 3-7274-1240-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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