Abendmahl und Gattung (Musik): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Leonardo da Vinci (1452-1519) - The Last Supper (1495-1498).jpg|thumb|500px|[[Wikipedia:Leonardo da Vinci|Leonardo da Vinci]]: ''Das letzte Abendmahl'', 1495-1498, [[Wikipedia:Santa Maria delle Grazie (Mailand)|Santa Maria delle Grazie]] (Mailand)]]
'''Gattung''' bezeichnet in der [[Musik]] einen [[Komposition (Musik)|Kompositions]]<nowiki>typus</nowiki>.<ref>Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): ''Das große Lexikon der Musik.'' Band 3: ''Elsbeth – Haitink.'' Aktualisierte Sonderausgabe. Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 1987, ISBN 3-451-20948-9, S. 235.</ref> Nach [[Hermann Danuser]] ist der Gattungsbegriff „von logischen Klassifikationssystemen [...] auf einer mittleren Ebene angesiedelt. Er fügt verschiedene, auf einer unteren Ebene angesiedelte Arten zu einer Familie zusammen und erscheint umgekehrt mit anderen Erscheinungen derselben logischen Ebene unter einen gemeinsamen Oberbegriff subsumierbar. [...] Eine Art wird dadurch, daß man sie ihrerseits in weitere Typen untergliedert, zu einer Gattung für die nächstuntere Ebene, und umgekehrt wird eine Gattung dadurch, daß man sie mit anderen Gattungen zu einer übergreifenden Kategorie zusammenfaßt, ihrerseits zu einer Art.“<ref>Hermann Danuser, Art. Gattung, I., in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., zuerst veröffentlicht 1995, online veröffentlicht 2016.</ref>
[[Datei:The-Last-Supper-Restored-Da-Vinci 32x16.jpg|mini|500px|Das letzte Abendmahl (restauriert)<br /><small>Bartholomäus, Jakobus Alphäus, Andreas, Petrus, Judas Iskariot, Johannes - Christus - Thomas, Jakobus, Philippus, Matthäus, Thaddäus, Simon</small><ref>Zuordnung nach ''The Notebooks of Leonardo da Vinci'' S. 232 [http://www.gutenberg.org/ebooks/5000]</ref>]]
Das '''Abendmahl''' (auch [[Eucharistie]], [[Altarsakrament]] oder [[Gedächtnismahl]]) und die damit verbundene Wandlung von [[Brot]] und [[Wein]] zu [[Fleisch]] und [[Blut]] [[Christus|Christi]], die man ursprünglich als geistige Tatsache auffasste, wurde seit der Mitte des Mittelalters zunehmend materialistisch mißdeutet.  


<div style="margin-left:20px">
„Gattung“ und „Form“ sind unterschiedlich zu verstehen. Eine Form beschreibt den kompositorischen Formaufbau einer Komposition, zum Beispiel die [[Sonatenhauptsatzform]]. Dagegen findet man im strukturellen Aufbau der Gattung [[Sonate]] die Form eines Sonatenhauptsatzes häufig im ersten Satz. Aber man unterscheidet auch in Formtypen und Formschemata. Formtypen sind geschichtliche Arten des Aufbaus von Stücken, Formschemata sind Abstraktionen, welche nur eine Seite des Aufbaus betreffen, zum Beispiel das [[Rondo (Musik)|Rondoschema]].
"Solange vom Abendmahl gewußt wurde, daß
es den lebendigen Beweis dafür bedeutet, daß Materie nicht bloß Materie ist, sondern
daß es zeremonielle Handlungen gibt, durch die der Materie der Geist beigefügt
werden kann, solange der Mensch wußte, daß diese Durchdringung der Materie mit
dem Geist eine Durchchristung ist, wie sie im Abendmahl zum Ausdruck kommt, so
lange wurde es hingenommen, ohne daß man sich stritt." {{Lit|{{G|131|203}}}}
</div>


Schon auf dem [[Konzil von Konstantinopel (869)]], das u.a. auch die Lehre von der [[Trichotomie]] verworfen hatte ("den Geist abgeschafft hatte", wie sich [[Rudolf Steiner]] öfter ausdrückt), war die vergröberte Lehre des [[Wikipedia:Paschasius Radbertus|Paschasius Radbertus]] (+859) aus dem Kloster Corbie heftig diskutiert worden, in die recht ekelhafte "Wundergeschichten" eingestreut waren, die etwa von der Verwandlung der Hostie in blutiges Fleisch zu berichten wussten. [[Wikipedia:Hrabanus|Hrabanus]], der Abt von Fulda (+856), widersprach Radbertus. Die Wandlung sei mystisch und sakramental zu verstehen; Brot und Wein seien nur Symbole. Auch [[Wikipedia:Ratramnus|Ratramnus]], ebenfalls Mönch in Corbie, trat Radbertus entgegen. Das Messopfer diene lediglich dem [[Gedächtnis]] des Kreuzopfers Christi. Der Volksaberglaube neigte sich aber zunehmend der materialistischen Deutung des Radbertus zu.  
Die Lehre von den musikalischen Gattungen betrachtet im Gegensatz dazu die Kriterien ''Besetzung'', ''Text'', ''Funktion'', ''Aufführungsort'', ''Satzstruktur'', ''Liturgie'', ''Stil'' und ''Ton''.


Später trat [[Wikipedia:Berengar von Tours|Berengar von Tours]] (+1088), ein Schüler des [[Fulbertus]] aus der [[Schule von Chartres]], bei dem der Intellekt schon stark entwickelt war, zurecht gegen diesen materialistischen [[Aberglaube]]n auf und entfachte schon im 11. Jh. einen ersten [[Abendmahlsstreit]]. Die Anschauung, dass sich bei der Wandlung die physisch-sinnliche [[Substanz]] der [[Hostie]] ändere, lehnte er ab und formulierte stattdessen eine ''symbolisch-spiritualistische'' Abendmahlslehre. Danach bliebe die physisch-sinnlich Substanz unverändert, aber es trete eine geistige Bedeutung hinzu, durch die der [[Christus]] zwar im geistigen Sinn [[realpräsent]], aber nicht physisch-sinnlich anwesend sei. Mehrmals wurde Berengar deshalb der Verbreitung einer Irrlehre bezichtigt und mehrmals zur Rücknahme seiner Ansichten genötigt, die er aber später ebenso oft widerrief. Dennoch wurde er stets milde behandelt, weil Papst [[Wikipedia:Gregor VII.|Gregor VII.]], der ehemalige Mönch ''Hildebrand'', seine schützende Hand über ihn hielt. In der Schrift ''Rescriptum contra Lanfrancum'' stellte Berengar seine Abendmahlslehre ausführlich dar, gab aber nach weiteren Anschuldigung und Demütigungen schließlich den Streit auf, ohne innerlich seiner Überzeugung untreu zu werden. Als Reaktion auf Berengars Ansichten wurde von seinen Gegnern schließlich der [[Begriff]] der [[Transsubstantiation]] geprägt und [[Wikipedia:1215|1215]] auf dem [[Wikipedia:4. Laterankonzil|4. Laterankonzil]] zur verbindlichen Kirchenlehre erklärt.
Die genaue Definition der Gattung ist wissenschaftlich stark diskutiert, und es besteht keine Möglichkeit einer exakten allgemeingültigen Definition.


Tatsächlich ist in der [[Hostie]] real die [[Sonne]]nkraft anwesend, durch die der [[Christus]] wirkt; in diesem Sinne ist die [[Realpräsenz]] des Christus bei der [[Eucharistie]] eine Tatsache:
== Gattung und Funktion der Musik ==
Oft überschneiden sich Bezeichnungen für Aufführungsrahmen mit den Bezeichnungen für das dort Aufgeführte: [[Kammermusik]] war einst Musik in der aristokratischen „Kammer“, scheint sich seit dem späten 18. Jahrhundert aber eher durch Besetzung, Stil etc. zu definieren. Der Begriff Opéra comique bezeichnet ein [[Opéra-Comique (Paris)|Pariser Theaterinstitut]] des 19. Jahrhunderts und zugleich eine [[Opéra-comique (Werkgattung)|Operngattung]], die dort aufgeführt wurde. Das [[Menuett]] ist ein Gesellschaftstanz und zugleich ein Satz in der klassischen [[Sinfonie]].


<div style="margin-left:20px">
Gattung und Aufführungsrahmen entsprechen sich so und sind dann nur bedingt trennbar: Gattungen sind vor der Romantik eng an funktionale Zusammenhänge gebunden, Musik ist dann [[Gebrauchsmusik]]. Die Bindung an bestimmte Gattungstypen brachte für den Komponisten stets Beschränkungen seiner kompositorischen Möglichkeiten mit sich, z.&nbsp;B. bei Kirchensonaten oder zunächst bei der Gestaltung der geistlichen Oratorien, die nicht allzu opernhaft sein durften. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurde Kammermusik jedoch – quasi gattungsübergreifend – auch im bürgerlichen [[Konzertsaal]] spielbar, und die Opéra comique konnte auch in deutschen (Provinz-)Theatern reproduziert werden. Dieser räumlichen Emanzipation entspricht oft die [[Emanzipation]] von ihrer Funktion, wie etwa bei [[Tanzmusik]], die zum Sinfoniesatz wird.
"Solange man wußte,
daß es sich in dem Christus um ein Wesen von der Sonne handelt, hatte die
Monstranz mit der Hostie darin seinen guten Sinn. Darin ist zusammengebackenes
Mehl. Dieses Mehl konnte dadurch entstehen, daß die Sonne Licht und Wärme auf
die Erde fallen läßt, daß Getreide wächst und aus dem Getreide das Mehl wird. Es ist
wirklich, wenn man es so ausdrücken will: Körper, vom Sonnenlicht gemacht. Solange
man das gewußt hat, so lange hatte das Ganze einen Sinn." {{Lit|{{G|353|118}}}}
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Dass sich bei der Wandlung eine geistig reale Handlung vollzieht, konnte [[Rudolf Steiner]] aus eigener [[Anschauung]] bestätigen. Wird die Wandlung würdig vollzogen, bildet sich während der Transubstantiation eine [[Hellsehen|hellsichtig]] wahrnehmbare [[Aura]] um die Hostie.
Eine solche Emanzipation von der [[Wikipedia:Funktionsmusik|Funktionsmusik]] macht die Gattung rein bzw. „absolut“ (vgl. [[Wikipedia:Absolute Musik|Absolute Musik]]). Sie bewahrt etwas (wie die aristokratische Kammer als [[Wikipedia:Aura (Benjamin)|Aura]]) und löst es zugleich aus seinem ursprünglichen Zusammenhang. Absolutheit zielt dem [[Ästhetik|ästhetischen]] Anspruch nach auf Kunst als von der Wirklichkeit losgelöster „Gegenwelt“. Sie kann eine ungeschönte Betrachtung der historischen Fakten im 20. Jahrhundert behindern und steht seit den Katastrophen des 20. Jahrhunderts unter Ideologieverdacht.


<div style="margin-left:20px">
Komponisten des 20. Jahrhunderts haben sich von allzu engen Gattungsbegriffen gelöst und haben hybride Mischformen im Rahmen klassischer Gattungen (wie z.&nbsp;B. die Kammersinfonie) oder im Rahmen der Künste (z.&nbsp;B. Performance als Mischform von Tanz/Theater und Musik) gefunden. In radikalen Experimenten negierte [[Wikipedia:John Cage|John Cage]] den Gattungs- und Werkbegriff vollständig.
"Sie mögen über das,
was ich Ihnen jetzt sage, denken wie Sie wollen, aber ich kann ja
nur von meinem Gesichtspunkt, vom Gesichtspunkte meiner Erfahrung
aus sprechen. Ich habe viel beobachtet die Transsubstantiation.
Nun ist heute innerhalb der katholischen Kirche allerdings eine starke
Differenzierung vorhanden, je nachdem, ob der eine oder der
andere Priester die Transsubstantiation bewirkt, aber immerhin habe
ich doch gesehen, namentlich während meiner letzten Reise in
Italien, wie während der Wandlung, während der Transsubstantiation,
die Hostie eine Aura bekam. Also ich habe den objektiven
Vorgang, der sich, wenn die Wandlung würdig vollzogen wird, vollzieht,
durchaus als eine Realität kennengelernt. Ich sage, Sie mögen
darüber denken wie Sie wollen, ich sage Ihnen eben dasjenige, was
auf der einen Seite beobachtet werden kann, und was auf der anderen
Seite auch als eine Grundüberzeugung der Kirche galt in denjenigen
Zeiten, als die Kirche noch eine einige katholische war, und
die evangelische Kirche noch nicht als eine Abzweigung da war.
Also wir kommen schon zu Realitäten zurück, wenn wir diese Dinge
anschauen, und da muß dann eben gesagt werden, es ist allerdings
das Meßopfer, indem es zelebriert wird, etwas, das eine reale
Handlung ist, das nicht bloß ein äußeres Zeichen ist, sondern eine
reale Handlung. Und wenn Sie alle Messen zusammennehmen, die
jemals gehalten worden sind, so bilden sie alle wiederum ein zusammenhängendes
Ganzes, und das ist etwas, was als solches unmittelbar
eben als eine Tatsache dasteht. Es ist etwas, wo man allerdings
an Dinge rührt, wo das evangelische Gemüt sagt: Ja, dann liegt ja in
der katholischen Messe etwas Magisches. - Das liegt auch darin.
Das liegt eben auch darin, und das Magische darin empfindet dann
das evangelische Gemüt vielleicht als ein Heidnisches. Gut, darüber
ließe sich diskutieren. Aber jedenfalls begründet das, daß man es
durchaus mit einer Realität zu tun hat, daß man nicht ohne weiteres,
ohne heranzugehen an den Träger dieser Realität, eine Messe heute
zelebrieren kann. Ich sage zelebrieren; man kann sie demonstrieren,
man kann alles mögliche zeigen, aber man kann sie nicht zelebrieren
mit dem Anspruch, daß durch die Messe dasjenige geschieht, was
am Altar geschehen soll, ohne daß sie gelesen wird [von einer Persönlichkeit]
mit dem absoluten Auftrag. Sehen Sie, so ist es überall
da, wo mit Mysterien gearbeitet wird; es ist einmal so, wo mit
Mysterien gearbeitet wird. Und ebensowenig, wie im Bewußtsein
des Freimaurers eine freimaurerische Zeremonie von einem Nichtfreimaurer
vollzogen werden darf, ebensowenig darf im Bewußtsein
der katholischen Kirche von einem Nichtgeweihten eine richtige
katholische, aus dem Katholizismus heraus gearbeitete und gewordene
Zeremonie zelebriert werden, ausgeführt werden mit voller
Geltung." {{Lit|{{G|343a|146f}}}}
</div>


Mit der Einsetzung des Abendmahls erneuerte und erhöhte der [[Christus]] das Opfer, das [[Melchisedek]] vor [[Abraham]] dargebracht hatte, und begründete damit einen neuen zukunftsweisenden Kultus, durch den die blutigen Tieropfer, die seit der atlantischen Zeit üblich geworden waren, überwunden werden und nun statt dessen [[Brot]] und [[Wein]] geopfert werden sollten.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Musikalische Gattung}}
* {{WikipediaDE|Gattung (Musik)}}
* {{WikipediaDE|Genre#Musik}}
* {{WikipediaDE|Formenlehre (Musik)}}


<div style="margin-left:20px">
== Literatur ==
"An die Stelle
* Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): ''Das große Lexikon der Musik.'' Band 3: ''Elsbeth – Haitink.'' Aktualisierte Sonderausgabe. Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 1987, ISBN 3-451-20948-9, S. 235–237.
des blutigen Opfers, soll das unblutige, das geistige Opfer, das Abendmahl
* ''Gattung'' in Ludwig Finscher (Hrsg.): ''Die Musik in Geschichte und Gegenwart'', Sachteil
treten als Symbol dafür, daß auf geistigem Felde Schuld und Sühne für
* ''Genre'' in ''New Grove Dictionary''
menschliche Taten leben. Dies ist aber die Lehre von Karma, daß alles dasjenige, was
* Carl Dahlhaus: ''Was ist eine musikalische Gattung''
der Mensch irgendwie in seinen Handlungen verursacht hat, seine Wirkungen nach
sich zieht durch rein geistige Gesetze, daß Karma nichts zu tun hat mit physischer
Vererbung." {{Lit|{{G|052|82}}}}
</div>
 
Damit wird zugleich darauf hingewiesen, dass wir künftig von der Ernährung vom toten Tiere überzugehen haben zu der Ernährung von der toten Pflanze. In der [[6. nachatlantischen Kulturepoche]] wird sich der Mensch vegetarisch ernähren und noch später wird eine rein mineralische Ernährung kommen. Der Mensch wird sich dann selbst aus dem toten Stoff das bilden, was er als Nahrung braucht; er wird Lebendiges aus Totem schaffen können. Dann wird auch die geschlechtliche [[Fortpflanzung]] überwunden werden und der Mensch wird seinesgleichen aus sich selbst heraus reproduzieren können.
 
In seiner ganzen geistigen Tiefe kann das Abendmahl nur dann  verstanden werden, wenn die Worte des Christus ''"dies ist mein Fleisch"'' und ''"dies ist mein Blut"'' in dem Sinn wörtlich genommen werden, dass sich mit dem [[Mysterium von Golgatha]] Christus mit der Erde verbunden hat und die ganze Erde zu seinem Leib geworden ist. Mit dem Abendmahl kündigt sich an, wie die lebendigen [[Äther]]kräfte des Christus sich von seinem [[Physischer Leib|physischen Leib]] zu lösen beginnen und in die Ätherkräfte der Erde überfließen. Wesentlich ist nicht, dass der Christus Brot und Wein in sich aufnimmt, sondern dass seine Lebenskräfte in Brot und Wein, als Repräsentanten der äußeren [[Natur]], übergehen. Nur so kann man die Worte aus dem [[Johannes-Evangelium]] verstehen: «Der mein Brot ißt, tritt mich mit Füßen.» ([http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/13.html*13,21 Joh 13,18])
 
Das Abendmahl ist die Vorschule für die geistige Vereinigung mit dem Christus, der in der Erdenwelt gegenwärtig ist. In der Zukunft wird dafür die äußere kultische Handlung nicht mehr nötig sein, wenn sich die Menschen durch die meditative Versenkung in das Denken mit dem Christus verbinden können. Dann kann die Auferstehung im Denken dadurch beginnen, dass sich die Ätherkräfte des Gehirns vom physischen Gehirn lösen und in die umgebende Ätherwelt, in die lebendig wirkenden Weltgedanken, die formend in der Natur wirken, eintauchen. Darauf hat Rudolf Steiner hingewiesen mit den Worten:
 
:"Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen." {{lit|{{G|001|126}}}}
 
[[Rudolf Steiner]] hat in diesem Zusammenhang mehrmals den Hirtenbrief über «''Die dem katholischen Priester gebührende Ehre''» (1905) des [[Wikipedia:Erzbischof|Erzbischof]]s von [[Wikipedia:Salzburg|Salzburg]] [[Johannes Baptist Katschthaler]] (1832-1914) erwähnt<ref></ref>.
 
{{GZ|Es ist noch nicht lange her, da erschien an einem gewissen Orte ein
Hirtenbrief eines katholischen Bischofs. Der setzte nicht mehr und
nicht weniger auseinander, als daß der katholische Priester in seinen
Kultushandlungen mächtiger sei als der Christus Jesus. Denn indem
der Priester auf dem Altar die heilige Handlung zelebriere, zwinge er
den Christus Jesus, den Gott des Christentums, hereinzutreten in die
irdische Welt, wenn der Priester die Transsubstantiation vollzieht. Der
Gott mag wollen oder nicht, er muß durch die Transsubstantiation den
Weg nehmen, den ihm der Priester vorschreibt. Auf diese Übermacht
des irdischen «Priestergottes» über den aus kosmischen Höhen heruntersteigenden
und im Fleische des Jesus auf der Erde wandelnden
«Untergott» hat in jüngster Zeit noch ein Hirtenbrief durchaus hingewiesen.
Solche Dinge stammen eben aus älteren Zeiten und sind in
unseren Zeiten sinnlos geworden. Gewisse Vertreter gewisser Bekenntnisse
wissen ganz gut, warum sie solche Dinge aber wiederum in die
Menschheit hineinwerfen.|197|45}}
 
Ausführlicher sprach Rudolf Steiner darüber zu den angehenden [[Priester]]n der [[Christengemeinschaft]]:
 
{{GZ|Hier berühren wir etwas Esoterisches, das vielleicht im bisherigen
Verlauf unseres Zusammenseins überhaupt noch nicht so
stark hervorgetreten ist, das aber doch einmal auch vor Euren
meditativen Sinn treten muß. Denn zuweilen sprießt und spritzt
heute - ich möchte sagen, nicht wie Blitzesflammen, denn die
kommen von oben her, aber wie Vulkanflammen, denn die kommen
von unten her - mancherlei, was in diesem oder jenem Bekenntnis
von alten Mysterien zurückgeblieben ist. So gab es ja -
ich habe diese Tatsache schon öfter erwähnt - einen Hirtenbrief
eines Erzbischofs, welcher nichts Geringeres als das folgende behauptete.
In dem Brief war die Frage aufgeworfen: Wer ist
höher, der Mensch oder Gott? - Und es wurde in diesem Hirtenbrief,
obwohl in einer gewundenen Rede, aber doch auf der anderen
Seite auch wieder unverblümt, darauf aufmerksam gemacht,
daß, wenn der Priester am Altar steht, wenn also der Mensch als
Priester am Altar steht - von den übrigen Menschen gilt das
nicht, aber für die Priester -, er hoher sei als Gott, mächtiger als
Gott, denn er könne Gott zwingen, irdische Gestalt in Brot und
Wein anzunehmen. Wenn der Priester konsekriert, wenn er die
Transsubstantiation vollzieht, dann müsse der Gott am Altar anwesend
sein.
 
Das ist eine Auseinandersetzung, die tief in altes Mysterienwesen
zurückgeht, und es ist auch eine Auseinandersetzung, die innerhalb
des esoterischen Brahmanismus im Orient, insofern er aus
dem Mysterienwissen heraus ist, heute durchaus noch geläufig ist.
Es ist geläufig und im Einvernehmen mit allem Mysterienwesen
die Vorstellung, daß der Mensch ein Wesen ist, das die Gottheit
mit umspannt, eigentlich der Höhere gegenüber der Gottheit.
Und es fühlte sich der Brahmanenpriester, namentlich der von
ehemals, in dieser Verfassung seiner Seele als - wenn ich mich so
ausdrücken darf - überpersönlicher Träger der Gottheit.
Das ist eine schwerwiegende Vorstellung, die da hereinleuchtet
aus altem Mysterienwesen. Aber sie muß schließlich wenigstens
einmal dem meditativen Leben der Priesterseele anvertraut werden.
Denn es widerspricht ja vollständig dem, was sich namentlich
im evangelischen Bewußtsein nach und nach ergeben hat. Dem
evangelischen Bewußtsein gegenüber ist das, was in dem angezogenen
Hirtenbriefe steht, natürlich eine Torheit.|346|59f}}
 
==Literatur==
*Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987) {{Schriften|1}}
*Rudolf Steiner: ''Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung'', [[GA 52]] (1986) {{Vorträge|52}}
*Rudolf Steiner: ''Von Jesus zu Christus'', [[GA 131]] (1988) {{Vorträge|131}}
*Rudolf Steiner: ''Gegensätze in der Menschheitsentwickelung'', [[GA 197]] (1989), ISBN 3-7274-1970-9 {{Vorträge|197}}
*Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
*Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343]]{{Vorträge|343b}}
*[[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V'', [[GA 346]] (2001), ISBN 3-7274-3460-0 {{Vorträge|346}}
*Rudolf Steiner: ''Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker'', [[GA 353]] (1988)
*Judith von Halle: ''Das Abendmahl. Vom vorchristlichen Kultus zur Transsubstantiation'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 2008


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />


<references />
[[Kategorie:Musikalisches Werk nach Gattung|!]]
[[Kategorie:Musikalische Gattung|!]]
[[Kategorie:Musik nach Gattung|!]]


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Christologie]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 21. Juli 2019, 04:22 Uhr

Gattung bezeichnet in der Musik einen Kompositionstypus.[1] Nach Hermann Danuser ist der Gattungsbegriff „von logischen Klassifikationssystemen [...] auf einer mittleren Ebene angesiedelt. Er fügt verschiedene, auf einer unteren Ebene angesiedelte Arten zu einer Familie zusammen und erscheint umgekehrt mit anderen Erscheinungen derselben logischen Ebene unter einen gemeinsamen Oberbegriff subsumierbar. [...] Eine Art wird dadurch, daß man sie ihrerseits in weitere Typen untergliedert, zu einer Gattung für die nächstuntere Ebene, und umgekehrt wird eine Gattung dadurch, daß man sie mit anderen Gattungen zu einer übergreifenden Kategorie zusammenfaßt, ihrerseits zu einer Art.“[2]

„Gattung“ und „Form“ sind unterschiedlich zu verstehen. Eine Form beschreibt den kompositorischen Formaufbau einer Komposition, zum Beispiel die Sonatenhauptsatzform. Dagegen findet man im strukturellen Aufbau der Gattung Sonate die Form eines Sonatenhauptsatzes häufig im ersten Satz. Aber man unterscheidet auch in Formtypen und Formschemata. Formtypen sind geschichtliche Arten des Aufbaus von Stücken, Formschemata sind Abstraktionen, welche nur eine Seite des Aufbaus betreffen, zum Beispiel das Rondoschema.

Die Lehre von den musikalischen Gattungen betrachtet im Gegensatz dazu die Kriterien Besetzung, Text, Funktion, Aufführungsort, Satzstruktur, Liturgie, Stil und Ton.

Die genaue Definition der Gattung ist wissenschaftlich stark diskutiert, und es besteht keine Möglichkeit einer exakten allgemeingültigen Definition.

Gattung und Funktion der Musik

Oft überschneiden sich Bezeichnungen für Aufführungsrahmen mit den Bezeichnungen für das dort Aufgeführte: Kammermusik war einst Musik in der aristokratischen „Kammer“, scheint sich seit dem späten 18. Jahrhundert aber eher durch Besetzung, Stil etc. zu definieren. Der Begriff Opéra comique bezeichnet ein Pariser Theaterinstitut des 19. Jahrhunderts und zugleich eine Operngattung, die dort aufgeführt wurde. Das Menuett ist ein Gesellschaftstanz und zugleich ein Satz in der klassischen Sinfonie.

Gattung und Aufführungsrahmen entsprechen sich so und sind dann nur bedingt trennbar: Gattungen sind vor der Romantik eng an funktionale Zusammenhänge gebunden, Musik ist dann Gebrauchsmusik. Die Bindung an bestimmte Gattungstypen brachte für den Komponisten stets Beschränkungen seiner kompositorischen Möglichkeiten mit sich, z. B. bei Kirchensonaten oder zunächst bei der Gestaltung der geistlichen Oratorien, die nicht allzu opernhaft sein durften. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurde Kammermusik jedoch – quasi gattungsübergreifend – auch im bürgerlichen Konzertsaal spielbar, und die Opéra comique konnte auch in deutschen (Provinz-)Theatern reproduziert werden. Dieser räumlichen Emanzipation entspricht oft die Emanzipation von ihrer Funktion, wie etwa bei Tanzmusik, die zum Sinfoniesatz wird.

Eine solche Emanzipation von der Funktionsmusik macht die Gattung rein bzw. „absolut“ (vgl. Absolute Musik). Sie bewahrt etwas (wie die aristokratische Kammer als Aura) und löst es zugleich aus seinem ursprünglichen Zusammenhang. Absolutheit zielt dem ästhetischen Anspruch nach auf Kunst als von der Wirklichkeit losgelöster „Gegenwelt“. Sie kann eine ungeschönte Betrachtung der historischen Fakten im 20. Jahrhundert behindern und steht seit den Katastrophen des 20. Jahrhunderts unter Ideologieverdacht.

Komponisten des 20. Jahrhunderts haben sich von allzu engen Gattungsbegriffen gelöst und haben hybride Mischformen im Rahmen klassischer Gattungen (wie z. B. die Kammersinfonie) oder im Rahmen der Künste (z. B. Performance als Mischform von Tanz/Theater und Musik) gefunden. In radikalen Experimenten negierte John Cage den Gattungs- und Werkbegriff vollständig.

Siehe auch

Literatur

  • Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 3: Elsbeth – Haitink. Aktualisierte Sonderausgabe. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1987, ISBN 3-451-20948-9, S. 235–237.
  • Gattung in Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil
  • Genre in New Grove Dictionary
  • Carl Dahlhaus: Was ist eine musikalische Gattung

Einzelnachweise

  1. Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 3: Elsbeth – Haitink. Aktualisierte Sonderausgabe. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1987, ISBN 3-451-20948-9, S. 235.
  2. Hermann Danuser, Art. Gattung, I., in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., zuerst veröffentlicht 1995, online veröffentlicht 2016.


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