Maschinensteuer und Chorismos: Unterschied zwischen den Seiten

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Als Wertschöpfungsabgabe ('''Maschinensteuer''') wird die die Umstellung der Bemessungsgrundlage für die Abgaben zur Sozialversicherung von der Lohnsumme der Unternehmen auf die Wertschöpfung der Unternehmen verstanden. Meist wird anstelle einer vollständigen Umstellung auch nur die Einbeziehung der Wertschöpfung der Unternehmen in die Bemessungsgrundlagen für die Sozialversicherungsabgaben gefordert. Umgangssprachlich wird dafür auch die Bezeichnung '''Maschinensteuer''' verwendet. Diese Idee einer Maschinensteuer entstammt Gewerkschaftskreisen aus der Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Angesichts zunehmender Digitalisierung, Roboterisierung, dem Internet 4.0 und der Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz, wodurch selbstfahrende Autos, Taxis und LKW's schon sehr bald zur Realität werden könnten, erhebt sich erneut die Frage, ob in die Bemessungsgrundlage zur Sozialversicherung nicht auch die Produktivitätsgewinne der am Markt agierenden Unternehmen einfliessen können und müssen.
'''Chorismos''' ({{ELSalt|χωρισμός}} ''chōrismós'' „Trennung“) ist ein erst seit Beginn des [[20. Jahrhundert]]s etablierter [[Philosophie|philosophischer]] Fachbegriff, der von Kritikern der [[Platon]]ischen [[Ideenlehre]] formuliert wurde. Es wird damit auf die unüberbrückbar scheinende Kluft zwischen den nur rein [[geist]]ig erfassbaren, ewig unveränderlichen und einigen [[Ideenwelt]] und der [[Vielheit]] der [[sinnlich]] [[Erfahrung|erfahrbaren]], vergänglichen und wandelbaren [[Einzeldinge]] hingewiesen. [[Platon]] selbst versuchte die Trennung zwischen [[Sinneswelt]] und [[Geisteswelt]] zunächst durch das Prinzip der [[Teilhabe]] (''[[methexis]]'') und später vermehrt durch [[Nachahmung]] (''[[mimesis]]'') zu überbrücken.  


== Literatur ==
Der Sache nach hat schon [[Aristoteles]] auf diese Problematik hingewiesen und sich gegen die von den Dingen abgesondert erfahrbaren [[Idee]]n ausgesprochen. Dieser Standpunkt wurde in der [[Scholastik]] auch von [[Thomas von Aquin]] vertreten. Die Ideen seien in den Dingen selbst als „[[universalia in re]]“ verwirklicht und der [[Mensch]] könne sie zum größten Teil nur an den [[Ding]]en, also [[sinnlich]]-[[empirisch]] erfahren, und sie aus diesen als „[[universalia post rem]]“ durch [[Abstraktion]] herausheben. Wohl aber seien sie als die eigentlichen und unveränderlichen, zeitlos wirklichen [[Schöpfung]]sgedanken im [[Bewusstsein]] [[Gott]]es als „[[universalia ante rem]]“ vorhanden. Im [[Wikipedia:mittelalter|mittelalter]]lichen [[Universalienstreit]] vertrat Thomas damit einen „gemäßigten Ideenrealismus“ und stellte sich gegen die [[Nominalismus|Nominalisten]], die in den Ideen überhaupt nur mehr oder weniger willkürliche zusammenfassende [[Name]]n für ähnlich geartete Dinge sahen.


* Marburger Arbeitskreis für Sozialrecht und Sozialpolitik (Hrsg.): ''Maschinensteuer - Ausweg aus der Finanzkrise der Sozialversicherung?''. Interdisziplinäre Fachtagung 21. und 22. April 1983 Philipps-Universität Marburg, Köln - Berlin - Bonn - München 1984
{{Zitat|Plato nahm für alle Dinge Ideen an, welche von den Dingen selber dem subjektiven Sein nach getrennt bestehen und nach welchen diese Dinge auf Grund der Teilname an deren, nämlich der Ideen, Sein benannt wurden. So würde also Sokrates „Mensch" genannt, weil getrennt von ihm dem subjektiven Sein nach eine Idee „Mensch" subsistiert; ähnlich würde es beim Pferde, bei der Farbe u. s. w. heißen. Für alle diese Dinge, welche an ein und derselben Gattung teilnehmen, bestand für Plato eine selbständige allgemeine Idee für sich. So stellte er denn auch eine selbständige Idee für das „Eine", für das „Sein" auf und nannte diese Idee das für sich bestehende „Eine", das für sich bestehende „Sein". Dieses aber selber, was da aus sich heraus und für sich das Eine und das Sein ist; dieses nannte er das höchse Gut; und danach hatte ein jedes der Dinge Einheit, Sein und war gut. Und weil „Sein" dasselbe ist der Thatsächlichkeit nach wie „Gut", so nannte er das „Für und an sich Gute" Gott; und behauptete, alle anderen Dinge seien gut nur durch die Teilnahme an diesem ihnen an sich äußerlichen Gute; die Dinge hätten also rein zu eigen keinerlei Güte und würden nach nichts, was ihnen innerlich ist, gut genannt, sondern einzig und allein nach der selbständigen Idee „Gut", welche außerhalb ihrer existiert, wie nach dem äußerlichen Maße etwas als gemessen bezeichnet wird.


[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Wirtschaftsordnung]]
Diese Meinung Platos mag nun, was die Gattung der Dinge anbelangt, falsch sein. Das aber ist ohne alle Einschränkung wahr, daß es ein höchstes, erstes Gut giebt, das da kraft seines Wesens „Sein" und „Gut" ist. Dem stimmt auch Aristoteles zu. Auf Grund des ersten dem Wesen nach Guten nun kann jegliches Ding gut genannt werden, insoweit es
demselben, wenn auch entfernt und sehr mangelhaft ähnlich ist.
 
So wird jedes Sein gut genannt 1. kraft der göttlichen Güte, denn diese ist die Exemplar-, die wirkende und die Zweck-Ursache alles Seins; 2. kraft der Ähnlichkeit mit dem göttlichen Gute, welche innerhalb des geschöpflichen Seins besteht; und diese ist als formaler Grund im Dinge selbst die Ursache davon, daß diese gut genannt wird; es ist die eigene Güte im Dinge, wie Augustin und Boëius hervorheben. So besteht also eine Güte, die außerhalb der Dinge ist und wonach sie die denominatio extrinseca: „gut" tragen. Und es besteht eine Güte in jedem Dinge selber; nämlich das, wodurch es ähnlich ist dem Urprincip. Einerseits giebt es also eine Güte, wonach alle Dinge gut genannt werden; andererseits viele Arten von Güte, wonach die Dinge von sich aus gut heißen.|[[Thomas von Aquin]]|''Summe der Theologie'' I Questio 6, Articulus 4|ref=[http://www.unifr.ch/bkv/summa/kapitel7-4.htm]}}
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Platonismus]] [[Kategorie:Ontologie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]

Version vom 24. September 2016, 09:48 Uhr

Chorismos (griech. χωρισμός chōrismós „Trennung“) ist ein erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts etablierter philosophischer Fachbegriff, der von Kritikern der Platonischen Ideenlehre formuliert wurde. Es wird damit auf die unüberbrückbar scheinende Kluft zwischen den nur rein geistig erfassbaren, ewig unveränderlichen und einigen Ideenwelt und der Vielheit der sinnlich erfahrbaren, vergänglichen und wandelbaren Einzeldinge hingewiesen. Platon selbst versuchte die Trennung zwischen Sinneswelt und Geisteswelt zunächst durch das Prinzip der Teilhabe (methexis) und später vermehrt durch Nachahmung (mimesis) zu überbrücken.

Der Sache nach hat schon Aristoteles auf diese Problematik hingewiesen und sich gegen die von den Dingen abgesondert erfahrbaren Ideen ausgesprochen. Dieser Standpunkt wurde in der Scholastik auch von Thomas von Aquin vertreten. Die Ideen seien in den Dingen selbst als „universalia in re“ verwirklicht und der Mensch könne sie zum größten Teil nur an den Dingen, also sinnlich-empirisch erfahren, und sie aus diesen als „universalia post rem“ durch Abstraktion herausheben. Wohl aber seien sie als die eigentlichen und unveränderlichen, zeitlos wirklichen Schöpfungsgedanken im Bewusstsein Gottes als „universalia ante rem“ vorhanden. Im mittelalterlichen Universalienstreit vertrat Thomas damit einen „gemäßigten Ideenrealismus“ und stellte sich gegen die Nominalisten, die in den Ideen überhaupt nur mehr oder weniger willkürliche zusammenfassende Namen für ähnlich geartete Dinge sahen.

„Plato nahm für alle Dinge Ideen an, welche von den Dingen selber dem subjektiven Sein nach getrennt bestehen und nach welchen diese Dinge auf Grund der Teilname an deren, nämlich der Ideen, Sein benannt wurden. So würde also Sokrates „Mensch" genannt, weil getrennt von ihm dem subjektiven Sein nach eine Idee „Mensch" subsistiert; ähnlich würde es beim Pferde, bei der Farbe u. s. w. heißen. Für alle diese Dinge, welche an ein und derselben Gattung teilnehmen, bestand für Plato eine selbständige allgemeine Idee für sich. So stellte er denn auch eine selbständige Idee für das „Eine", für das „Sein" auf und nannte diese Idee das für sich bestehende „Eine", das für sich bestehende „Sein". Dieses aber selber, was da aus sich heraus und für sich das Eine und das Sein ist; dieses nannte er das höchse Gut; und danach hatte ein jedes der Dinge Einheit, Sein und war gut. Und weil „Sein" dasselbe ist der Thatsächlichkeit nach wie „Gut", so nannte er das „Für und an sich Gute" Gott; und behauptete, alle anderen Dinge seien gut nur durch die Teilnahme an diesem ihnen an sich äußerlichen Gute; die Dinge hätten also rein zu eigen keinerlei Güte und würden nach nichts, was ihnen innerlich ist, gut genannt, sondern einzig und allein nach der selbständigen Idee „Gut", welche außerhalb ihrer existiert, wie nach dem äußerlichen Maße etwas als gemessen bezeichnet wird.

Diese Meinung Platos mag nun, was die Gattung der Dinge anbelangt, falsch sein. Das aber ist ohne alle Einschränkung wahr, daß es ein höchstes, erstes Gut giebt, das da kraft seines Wesens „Sein" und „Gut" ist. Dem stimmt auch Aristoteles zu. Auf Grund des ersten dem Wesen nach Guten nun kann jegliches Ding gut genannt werden, insoweit es
demselben, wenn auch entfernt und sehr mangelhaft ähnlich ist.

So wird jedes Sein gut genannt 1. kraft der göttlichen Güte, denn diese ist die Exemplar-, die wirkende und die Zweck-Ursache alles Seins; 2. kraft der Ähnlichkeit mit dem göttlichen Gute, welche innerhalb des geschöpflichen Seins besteht; und diese ist als formaler Grund im Dinge selbst die Ursache davon, daß diese gut genannt wird; es ist die eigene Güte im Dinge, wie Augustin und Boëius hervorheben. So besteht also eine Güte, die außerhalb der Dinge ist und wonach sie die denominatio extrinseca: „gut" tragen. Und es besteht eine Güte in jedem Dinge selber; nämlich das, wodurch es ähnlich ist dem Urprincip. Einerseits giebt es also eine Güte, wonach alle Dinge gut genannt werden; andererseits viele Arten von Güte, wonach die Dinge von sich aus gut heißen.“

Thomas von Aquin: Summe der Theologie I Questio 6, Articulus 4[1]