Jerry Fodor und Fieber: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Fieber''' (von {{mhd}} ''vieber'', aus {{ahd}} ''fiebar''; [[lat.]] ''febris'' „Hitze, Fieber“), seltener auch '''Pyrexie''' (von {{ELSalt|πυρετός}} ''pyretós'' „brennende Hitze, Fieber“, abgeleitet von {{ELSalt|πυρ}} „[[Feuer]]“) genannt, ist ein Zustand erhöhter [[Körpertemperatur|Körperkerntemperatur]], der zumeist als Begleiterscheinung der [[Immunabwehr]] gegen eindringende [[Viren]], lebende [[Mikroorganismus|Mikroorganismen]], bösartige [[Tumor]]e oder andere als fremd erkannte Stoffe oder seltener auch im Rahmen anders verursachter [[Entzündung]]svorgänge auftritt. Fieber ist daher ''keine'' [[Krankheit]], sondern ein Zeichen des einsetzenden [[Heilung]]sprozesses. Fieber kann daher eine wichtige  [[Therapie|therapeutische]] Rolle spielen. So führte etwa der anthroposophische Arzt Dr. [[Robert Gorter]] in das Therapiespektrum der [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] bei der Behandlung von [[Krebs]] ergänzend eine [[Fiebertherapie]] ein, nachdem er erkannt hatte, dass Krebskranke oft über Jahrzehnte vor Ausbruch der Krankheit keine entzündlichen und fiebrigen Erkrankungen aufweisen.


'''Jerry Alan Fodor''' (* [[22. April]] [[1935]] in New York City; † [[29. November]] [[2017]]<ref>[https://www.lrb.co.uk/blog/2017/11/30/the-editors/jerry-fodor-1935-2017/ ''Jerry Fodor 1935-2017''], London Review of Books, abgerufen am 30. November 2017</ref>) war ein amerikanischer [[Philosoph]] und [[Kognitionswissenschaft]]ler. Er lehrte an der Rutgers University in New Jersey.
== Fieberkurve ==
[[Datei:Fieber Kurve.svg|mini|300px|Eine typische Fieberkurve: Die grüne Linie zeigt den Sollwert, die rote die tatsächliche Kerntemperatur.]]


== Leben ==
Bei einer akuten Fieberreaktion steigt die menschliche Körpertemperatur (insbesondere bei Kindern) schnell bis zu Werten zwischen 40 und 41,4&nbsp;°C an, jedoch fast nie darüber hinaus,<ref name="Hensel1955">''Roche, Lexikon der Medizin.'' 5. Auflage. 2003, S. 615 Eintrag zu „Fieber“</ref> unabhängig von der Fieberursache oder dem Ort der Temperaturmessung.<ref name="Mackowiak1998">P. A. Mackowiak: ''Concepts of fever.'' In: ''[[w:Arch Intern Med|Arch Intern Med]]'' 158(17), 1998, S. 1870–81. PMID 9759682.</ref><ref name="Mackowiak1996">P. A. Mackowiak, J. A. Boulant: ''Fevers glass ceiling.'' In: ''Clin Infect Dis.'' 22(3), 1996, S. 525–536, PMID 8852974.</ref> Der Körper muss also unter normalen Bedingungen in der Lage sein, eine Fieberreaktion regulatorisch wirksam zu begrenzen, bevor sie durch sich selbst gefährlich wird.  
Fodor studierte von 1952 bis 1961 an der Columbia University, der Princeton University und der Oxford University. 1956 erhielt er seinen Bachelor mit summa cum laude an der Columbia University, wo er zusammen mit Sidney Morgenbesser studierte, 1960 erlangte er unter der Leitung von [[Hilary Putnam]] einen PhD in Philosophy an der Princeton University.


Von 1961 bis 1986 war er Professor für Philosophie am Massachusetts Institute of Technology. Von 1986 bis 1988 lehrte er am Graduate Center der City University of New York. Seit 1988 lehrt Fodor an der Rutgers University.
In der Anfangsphase des Fiebers wird das [[Blut]] mehr nach innen gezogen und die Bluttemperatur steigt an. Die dadurch bedingte geringere Durchblutung der [[Haut]] erzeugt zunächst ein Kältegefühl, dem durch [[Muskel]]zittern gegengesteuert wird, bis hin zum '''Schüttelfrost''' (auch: '''Fieberfrost''' oder '''Fieberschauer'''). Die Temperatur erreicht dann ihren Höchstwert, wird auf diesem Niveau für einige Zeit gehalten. Durch die erhöhte Körpertemperatur wird die [[Immunreaktion]] beschleunigt. Fiebersenkende Maßnahmen sind daher in der Regel kontraproduktiv. Sie können den [[Heilung]]sprozess komplizieren und unnötig verlängern. Sie sind daher zu vermeiden, sofern nicht andere medizinische Indikationen wie etwa ein geschwächtes [[Herz-Kreislauf-System]] dies erforderlich machen. Wenn das Fieber allmählich abklingt, wird die Haut stärker durchblutet, wodurch ein Hitzegefühl auftritt, das durch [[Schwitzen]] gelindert wird. Zugleich werden dabei Giftstoffe ausgeschieden. Wegen des gesteigerten Flüssigkeitsbedarfs ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.


1987 wurde Fodor in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1993 wurde er mit dem Jean-Nicod-Preis ausgezeichnet.
== Pyrogene ==


Fodor war mit der Linguistin Janet Dean Fodor (* 1942) verheiratet.
Als '''Pyrogene''' werden ganz allgemein [[Entzündung|entzündlich]] wirkende [[Stoff]]e bezeichnet. Insbesondere sind damit solche Stoffe gemeint, die bei [[w:parenteral|parenteral]]er Gabe („unter Umgehung des Darmes“, aus {{ELSalt|παρά|pará}} „neben“ und {{lang|grc|ἔντερον}} ''énteron'' „Eingeweide, Darm“) Fieber erzeugen können. Dabei kann es sich etwa um exogene [[Toxin]]e handeln, die von [[Bakterien]], [[Viren]] oder [[Pilze]]n erzeugt werden, aber auch um Metallverbindungen in Elastomeren oder Gummiabrieb, die nicht biologischen Ursprungs sind. Darüber hinaus erzeugt auch der Körper selbst endogene Pyrogene. So lösen etwa die [[w:Interleukine|Interleukine]] IL-1 und IL-6 oder [[w:Tumornekrosefaktor|TNF-alpha]] eine Kaskade von [[Immunreaktion]]en aus, durch die pyrogen wirkende [[w:Prostaglandine|Prostaglandine]] gebildet werden.<ref>Thomas Hartung, Nina Haswia, Mardas Daneshian, Bodo Holtkamp, Gabriele Schmitz, Anke Hossfeld: ''Eine wirklich humane Bestimmung von Endotoxinen und Nicht-Endotoxin-Pyrogenen.'' In: ''Pharm. Ind.'' Band 75, Nr. 5, 2013, S.&nbsp;825–834.</ref>


== Die repräsentationale Theorie des Geistes ==
== Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte ==
[[Datei:Phrenologychart.png|mini|In der Phrenologie sieht Fodor einen Vorläufer seiner These der Modularität des Geistes]]
Fodor hat – unter Zuhilfenahme verschiedener Elemente aus der [[Philosophie des Geistes]] und den Kognitionswissenschaften – eine komplexe Theorie des Geistes entwickelt, die er selbst „repräsentational“ nennt. Ausgangspunkt dieser Theorie ist eine Analogie zum Computer: Computer haben nicht nur eine [[Hardware]]ebene, sondern auch eine [[Software]]ebene. Obwohl die Software [[Ontologie|ontologisch]] abhängig ist, ist sie doch in dem Sinne unabhängig, dass man sie genau beschreiben kann, ohne ihre [[Implementierung]] zu kennen. Fodors These ist nun, dass sich Geist und Gehirn zueinander verhalten, wie Software und Hardware. Der Geist lässt sich durch die Kognitionswissenschaften auf einer abstrakten Ebene beschreiben, ohne dass dabei eine Beschreibung des Gehirns nötig wäre.


Zu Fodors repräsentationaler Theorie des Geistes gehört auch die Annahme einer [[Sprache des Geistes]] ''(language of thought)'': Der Geist arbeite mit mentalen Repräsentationen, die nach einer mentalen [[Syntax]] zu [[Gedanke]]n zusammengesetzt werden. Fodor nennt die hypothetische Sprache des Geistes auch „Mentalesisch“ ''(mentalese)''.
Krankheiten resultieren aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht zumeist aus Unregelmäßigkeiten des [[Astralleib]]s. Fieber zeigt eine verstärkte Aktivität des Astralleibs an. Diese lässt sich leicht an der Beschaffenheit des [[Urin]]s ablesen.


An Fodors repräsentationaler Theorie des Geistes ist in den letzten Jahrzehnten viel Kritik geäußert worden. So wird argumentiert, dass mit dem [[Konnektionismus]] ein realistischeres [[Modell]] des Geistes entwickelt worden sei, das auf eine Trennung zwischen Software- und Hardwareebene verzichte: [[Künstliches neuronales Netz|Künstliche neuronale Netze]] können kognitive Fähigkeiten simulieren, ohne dass sie explizite [[Repräsentation (Psychologie)|Repräsentationen]] oder eine Syntax haben. Fodor meinte hingegen, dass solche Systeme charakteristische Fähigkeiten des Menschen grundsätzlich nicht simulieren könnten.
{{GZ|Nehmen Sie einmal an, ein Mensch habe Fieber;
ich will einen drastischen Fall nehmen. Was heißt das, ein Mensch
hat Fieber? Das heißt nicht, sein Astralleib ist schwach und flau geworden,
träge, sondern er ist gerade in einer übermässigen Tätigkeit, so daß
er bis ins Ich herauf wirkt. Dann wird das Ich wie gepeitscht, wenn der
Astralleib in übermäßiger Tätigkeit ist. Aber das Ich bewirkt die Blutzirkulation.
Und ein übermäßig tätiger Astralleib, der überall in die
Organe hereinwill und nicht kann und daher in sich brodelt wie das
sturmgepeitschte Meer, der erzeugt in sich Fieber. Jetzt hat der Mensch
Fieber von seinem gepeitschten Astralleib. Was wird die weitere Folge
sein? Das Blut wird zu schnell durch den Körper gejagt. Es wandelt
sich das Blut nicht ordentlich um. Das Blut hat nicht Zeit, die Organe
zu bilden, geht wiederum als Blut vom Herzen in die Niere und von da
in den Urin, und wir bekommen einen Urin, der sehr dunkel gefärbt
ist. Wer nun die dunkle Farbe des Urins zu beurteilen weiß, der weiß,
daß unter allen Umständen, ob er ein bißchen dunkler oder stark dunkel
ist, das Fieber im menschlichen Organismus flutet [...]


== Intentionalität ==
Wenn  das  Blut  nun  zu  schnell  durch  die  Organe schießt, kann  es  an  die Organe  nichts  abgeben.  Aber  es  will  fest  werden. Wenn  es  dann  als  Urin  aus  den  Nieren  herauskommt, wird  der Urin bei  einem  solchen Blut flockig.  Schaut man jetzt wieder durch, ha tman  einen  flockigen  Urin.  Geht  der  Astralleib  träge  und der Puls  wird schwach, dann  hat  man  keinen  flockigen Urin, sondern  einen fast wasserhellen, reinen  Urin.|352|165}}
Gedanken haben eine [[Eigenschaft]], die sie in naturwissenschaftlichen Ansätzen schwer erklärbar machen: Ein Gedanke bezieht sich auf einen [[Sachverhalt]] und ist daher wahrheitswertfähig. Der Gedanke, dass [[Herodot]] ein Historiker war, bezieht sich etwa auf den Sachverhalt, dass Herodot ein Historiker war und ist wahr. In der Philosophie wird diese Eigenschaft von Gedanken "[[Intentionalität]]" genannt. Sie erscheint als problematisch, weil gar nicht klar ist, wie sich ein neuronaler Prozess auf einen Sachverhalt beziehen kann. Folglich ist auch nicht klar, wie ein neuronaler Prozess wahr oder falsch sein kann. Neuronale Prozesse scheinen doch einfach nur nach [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetzen]] zu „geschehen“.


Fodor versucht nun die Intentionalität – und damit Bezugnahme und Wahrheitswertfähigkeit – durch eine [[Kausalität|kausale]] Beziehung zu erklären. Wird ein Zustand X immer von Ys verursacht, so repräsentiert X auch Y. Damit bezieht sich X auf Y. Wird X allerdings von einem Z verursacht, das kein Y ist, so haben wir es mit einer Fehlrepräsentation zu tun und X ist falsch.
Durch das Fieber werden aber auch die Heilungskräfte des [[Ätherleib]]s aktiviert.


== Modularität ==
{{GZ|Denken
Mit der These der [[Modularität des Geistes]] ''(modularity of mind)'' hat Fodor einen Beitrag zur konkreten kognitionswissenschaftlichen Forschung geleistet. Fodor geht von einer modularen Struktur des Geistes aus, worunter er nicht nur die Zuordnung von geistigen Fähigkeiten zu abgrenzbaren neuronalen Strukturen versteht. Vielmehr geht er davon aus, dass sich auf einer abstrakten Ebene einzelne relativ unabhängige Systeme beschreiben lassen.
Sie, wie mit gewissen Unregelmäßigkeiten des Astralleibes Krankheiten
zusammenhängen, und zwar dadurch, daß diese Unregelmäßigkeiten
sich durch den Ätherleib bis zum physischen Leib fortsetzen.
Nun nehmen wir an, der astralische Leib habe einen gewissen Schaden
in sich selber. Durch diesen Schaden wirkt er auf den Ätherleib, und
so setzt sich der Schaden bis zum physischen Leibe fort. Dieser wird
auch schadhaft. Dann fängt der Organismus an, gegen den Schaden zu
revoltieren, Schutzkräfte in Anwendung zu bringen. Diese Revolte
ist gewöhnlich das Fieber; das ist der Aufruf der Heilungskräfte im
Menschen. Das Fieber ist nicht Krankheit, sondern der Mensch ruft
aus seinem ganzen Organismus die Summe seiner Kräfte zusammen,
um diesen Schaden wieder gutzumachen. Diese Revolte des ganzen
Organismus gegen den Schaden drückt sich in der Regel im Fieber
aus. Das Fieber ist das Wohltätigste, das Heilendste bei der Krankheit.
Der einzelne schadhaft gewordene Teil kann sich nicht heilen, er
muß von anderen Seiten her die Kräfte zugeführt bekommen, und
das hat seinen Ausdruck im Fieber.|107|155f}}


Diese Systeme – die Module – sind nach Fodor durch eine Reihe von Merkmalen gekennzeichnet. Sie sollen jeweils auf einen spezifischen [[Input]] zugeschnitten sein, untereinander nicht oder wenig [[interagieren]] und nicht der bewussten Kontrolle unterstehen. Dafür sollen die Module schnell und parallel arbeiten. Fodor geht zudem davon aus, dass die Module in abgrenzbaren Regionen des Gehirns lokalisiert sind.
Das Fieber hat, wie oben beschrieben, einen starken Einfluss auf den [[Blutkreislauf]]. Da das Blut das unmittelbare physische Organ für das menschliche [[Ich]] ist, wird dieses besonders gefordert. Die erhöhte Bluttemperatur dämpft das klare [[Ich-Bewusstsein]]. Ähnlich wie beim [[Schlaf|Einschlafen]] werden Ich und Astralleib teilweise aus den oberen Bereichen des belebten Leibes herausgehoben. Durch die gesteigerte Aktivität des Astralleibs tritt das [[Traum-Bewusstsein|traumartige Bwusstsein]], das diesem eigen ist, stärker in den Vordergrund, was sich durch wirre '''Fieberphantasien''' äußern kann.


Fodor sieht seine Modularitätsthese auch in der Tradition der [[Phrenologie]]. Während jedoch die Phrenologie sich nicht durchsetzen konnte und zunehmend eine [[Pseudowissenschaft]] wurde, wird heute sehr erfolgreich mit der Modularitätsthese gearbeitet. So wird etwa in der [[Neurolinguistik|Neuro-]] und [[Patholinguistik]] nach einzelnen Modulen gesucht. Die Annahme ist, dass Module als autonome Systeme unabhängig voneinander gestört sein können. Findet man, dass zwei Fähigkeiten a und b unabhängig voneinander ausfallen können, so kann man davon ausgehen, dass diese Fähigkeiten zum Teil auf der Arbeit von verschiedenen Modulen basieren.
=== Gleichgewicht zwischen luziferischen und ahrimanischen Kräften ===


== Evolution ==
Die reguläre Bluttemperatur hängt davon ab, dass die [[luzifer]]ischen und [[ahriman]]ischen Kräfte durch das Ich im rechten Gleichgewicht gehalten werden. Wenn beim [[Fieber]] die Körpertemperatur steigt, beginnen die luziferischen Kräfte zu überwiegen. Im Gegensatz zu den greisenhaft verfestigend und [[Abbaukräfte|abbauend]] wirkenden ahrimanischen Kräften wirken sie belebend und [[Aufbaukräfte|aufbauend]].  
2010 veröffentlichte Fodor zusammen mit Massimo Piattelli-Palmarini das Buch ''What Darwin Got Wrong'', in dem das Prinzip der [[Natürliche Selektion|Natürlichen Selektion]] als Mechanismus der [[Evolution]] in Frage gestellt wird. Mit einer Weiterentwicklung des [[Spandrel (Biologie)|Spandrel]]-Konzeptes argumentierend, kommen die Autoren zum Schluss, dass Darwins Theorie der Natürlichen Selektion „leer“ sei.<ref>[http://www.nybooks.com/articles/archives/2010/may/27/not-so-natural-selection/ “Darwin’s theory of selection is empty”, zitiert nach Buchbesprechung von Richard C. Lewontin]</ref> In der folgenden öffentlichen Debatte wurden die kontroversen Thesen besonders von Evolutionsbiologen scharf kritisiert<ref>[[Douglas J. Futuyma]]: [http://www.sciencemag.org/cgi/content/full/328/5979/692 ''Two Critics Without a Clue''. Science Nr. 328 (2010)]</ref>, es gab aber auch positive Reaktionen, etwa von der Philosophin [[Mary Midgley]].<ref>[https://www.theguardian.com/books/2010/feb/06/what-darwin-got-wrong Buchbesprechung von Mary Midgley]</ref>


== Jerry Fodor und Noam Chomsky{{Anker|Jerry Fodor und Noam Chomsky}} ==
{{GZ|Sie können ja beobachten, daß dann, wenn die entzündlichen
Jerry Fodor und [[Noam Chomsky]] haben ihre Vorstellungen vom Zusammenhang zwischen Sprache und Denken und den Prozessen beim [[Spracherwerb]] in gegenseitiger Beeinflussung entwickelt.
Kräfte im Menschen stark sind, fiebrige Erscheinungen auftreten.
Das sind im wesentlichen zu starke, überwiegende Aufbauprozesse,
die im Blute liegen. Mit dem, was man im Fieber oftmals an Eigenkraft
im Menschen entwickelt, könnte man jedenfalls noch ein starkes Stück
von einem zweiten Menschen versorgen, wenn man die Kräfte in der
richtigen Weise ableiten könnte.|221|88}}


=== Semantische Theorie und Transformationsgrammatik{{Anker|Semantische Theorie und Transformationsgrammatik}} ===
Die [[Aufbauprozesse]] fördern den [[Heilung]]sprozess, dämpfen aber zugleich das klare [[Ich-Bewusstsein]], was sich etwa durch [[Fieberphantasien]] äußern kann. Das [[Ich]] muss darum ringen, das richtige Gleichgewicht zwischen den ahrimanischen und luziferischen Kräften wieder herzustellen.
{{Siehe auch|Jerrold Katz#Die Semantische Theorie|Jerrold Katz, Abschnitt: Die Semantische Theorie}}


Als Ergänzung zu Chomskys früher Version der ([[Generative Transformationsgrammatik|Generativen Transformationsgrammatik]]) entwarf Fodor zusammen mit dem Linguisten Jerrold Katz eine semantische Theorie.<ref>Jerrold Katz and Jerry Fodor: The Structure of a Semantic Theorie. In: Language 39, S. 170–210, 1963.</ref>
{{GZ|Wenn wir Kind sind, meinetwillen ganz kleines Kind, so überwiegen
in uns die jungmachenden, die luziferischen Kräfte; aber tief zurückgezogen
sind in der menschlichen Natur auch schon die greisenhaften
Kräfte, diejenigen Kräfte, die zuletzt das Verkalken, das Sklerotisieren
des Leibes hervorrufen, diejenigen Kräfte, die uns dann
zum Tode führen. Und beide Arten von Kräften müssen im menschlichen
Leibe sein. Durch die luziferischen Kräfte, die in ihm sind, hat
er eine fortwährende Möglichkeit, ich möchte sagen nach dem Phosphorischen
hin, nach der Wärme hin sich zu entwickeln. Im extremen
Fall, im Krankheitsfall, wirken diese Kräfte so, daß der Mensch in das
Fieber, in die Pleuritis hineinkommt, in entzündliche Zustände. Aber
diese Neigung für Fieber, für entzündliche Zustände ist immer in
ihm. Sie wird nur in Schach gehalten, im Gleichgewichte gehalten
durch die andern Kräfte, die ihn verfestigen wollen, die ihn verkalken,
die ihn mineralisieren. Und darinnen besteht das Wesen des Menschen,
daß ein Gleichgewichtszustand da ist zwischen diesen beiden
polarisch einander entgegengesetzten Kräftearten.|210|21}}


Chomskys “Syntactic-Structures” - Version<ref>Noam Chomsky: Syntactic Structures. The Hague: Mouton 1957.</ref> analysiert zwar die [[grammatik]]alischen Kategorien und Relationen des Satzes, bezieht jedoch nicht die Wortbedeutung mit ein. Das wurde in der wissenschaftlichen Diskussion kritisiert. Als Reaktion darauf entwickelten Katz und Fodor die Theorie der semantischen Komponente. Dieses Modell integrierte Chomsky in seine neue Fassung der TG, die Standardtheorie.<ref>Noam Chomsky: Aspects of the Theory of Syntax. Cambridge: The MIT Press, 1965.</ref><ref>Noam Chomsky: Aspekte der Syntaxtheorie (Übersetzung von: Aspects of the Theory of Syntax, 1965). Frankfurt 1969.</ref>
== Zusammenhang zwischen organischen und kosmischen Rhythmen ==


Grundlage dieses Konzepts sind Fodors [[Sprachphilosophie|sprachphilosophische]] und [[kognition]]swissenschaftliche Ansichten: Er geht von dem Bezug eines Gedankens auf einen Sachverhalt (intentional attitudes) aus<ref>J. Fodor: Propositional Attitudes 1978.</ref> und nimmt an, dass das System der [[Sprache]] und der [[Logik]] in gleicher Weise auf das [[Denken]] zutrifft.<ref>J. Fodor: "Systematicity". Journal of Philosophy (93): 591–614. 1996.</ref><ref>J. Fodor: A Theory of Content and Other Essays. The MIT Press 1990.</ref> Erstens lasse sich nämlich durch kausale Abfolgen überprüfen, ob der objektive Sinngehalt, der [[Proposition (Linguistik)|propositionale]] Kern der Aussage, entweder wahr oder falsch ist. Zweitens treffe die kombinatorische Struktur der Sprache auch auf das Denken zu und folglich könne man eine Sprache des Denkens annehmen.<ref>J. Fodor: RePresentations. Philosophical Essays on the Foundations of Cognitive Science. Mass.: The MIT Press 1978.</ref> Im Unterschied zu [[Pragmatik (Linguistik)|pragmatischen]] Ansätzen ist in Fodors Untersuchungsfeld nicht der Sprachgebrauch der Ausgangspunkt, sondern die formallogische Struktur der [[Begriff]]e im menschlichen Bewusstsein. Daraus folgt, dass ein Ausdruck seine Bedeutung erst im Zusammenhang mit dem mentalen Apparat erhält.
Der Verlauf des Fiebers hängt von den [[Rhythmus|Rhythmen]] des [[Astralleib]]s und des [[Ätherleib]]s ab. Der Astralleib hat einen siebentägigen Rhythmus, der Ätherleib jedoch einen von viermal sieben Tagen, was rund einem [[Mondmonat]] entspricht.


Für die Erarbeitung ihrer Semantischen Interpretation, die eine Modellierung der Ableitungsregeln für die Spracherzeugung zum Ziel hat, beziehen sich Fodor/Katz auf Chomskys Theorie der TG.<ref>Noam Chomsky: Reflections on Language. New York: Pantheon Books, 1975.</ref> Entsprechend der Sprache hat das System des Geistes – als kognitiver Apparat – die Fähigkeiten der Produktivität bzw. Kreativität sowie der [[Kompositionalität]]: Der Mensch kann aus den vorgegebenen Bausteinen „Oliver“ „liebt“ „Laura“ Sätze bilden mit verschiedenen Subjekten und Objekten. Das setzt voraus, dass die Wortketten in ihre Bestandteile zerlegbar (dekomponierbar) sind.<ref>J. Fodor: Connectionism and cognitive architecture: A critical analysis. Cognition (1-2): 3–71. 1988.</ref> Der Regelapparat orientiert sich - sowohl in den frühen Modellen der Transformationsgrammatik Chomskys als auch in der Interpretativen Semantik - an der Syntax.
{{GZ|Das, was man als Fiebererscheinung kennt, hängt zusammen
mit gewissen Funktionen des Ätherleibes. Es muß im Ätherleib
etwas vorgehen, wenn ein gewisser Ablauf von Fieber da ist. Das
Fieber steht daher in irgendeiner Weise in dem Rhythmus drinnen,
in dem der Ätherleib steht. Jedes Fieber steht in diesem Rhythmus
drinnen, aber wie? Wir müssen uns nun einmal folgendes klarmachen.
Der Ätherleib, da er in vier mal sieben Tagen seinen Kreislauf vollendet,
bewegt sich wesentlich langsamer als der Astralleib, der seinen
Rhythmus in sieben Tagen durchmacht. Wir dürfen also, wenn wir
den rhythmischen Gang des Ätherleibes in ein Verhältnis setzen zu
dem des astralischen Leibes, den Vergleich heranziehen mit den
Zeigern einer Uhr [...] Nehmen Sie an, Ihr Astralleib,
der ja immer verbunden ist mit dem Ätherleib, befände sich in einem
gewissen Zustande im Verhältnis zu dem Ätherleib. Jetzt fängt der
Astralleib sich zu drehen an. Wenn er nach sieben Tagen wieder in
seinem ursprünglichen Zustand ist, deckt er sich nicht wieder mit dem
Ätherleib, denn der Ätherleib ist nach sieben Tagen um ein Viertel
seines Umkreises fortgeschritten. Es deckt sich also nach sieben Tagen
der Zustand des astralischen Leibes nicht wieder mit demselben Zustand
des Ätherleibes, sondern er deckt sich mit einem Zustand, der
um ein Viertel des Umkreises hinter dem ursprünglichen zurückgeblieben
ist. Nun nehmen Sie an, es tritt die betreffende Krankheit
auf. Da hängt ein ganz bestimmter Zustand des astralischen Leibes
mit einem ganz bestimmten Zustand des Ätherleibes zusammen. In
diesem Moment tritt unter der Mitwirkung dieser zwei Zustände, die
da zusammenwirken, das Fieber auf als das Aufrufen gegen den Feind.
Nach sieben Tagen kommt der astralische Leib über einen ganz anderen
Punkt des Ätherleibes. Nun ist es so, daß im Ätherleibe nicht nur
die Kraft sein muß, Fieber hervorzubringen, denn dann würde ja,
wenn er einmal in Schwung gekommen ist, Fieber hervorzubringen,
das Fieber gar nicht mehr nachlassen. So aber hat nun nach sieben
Tagen dieser Punkt des Ätherleibes, der sich jetzt mit jenem Punkt
des astralischen Leibes deckt, der vor sieben Tagen das Fieber hervorgerufen
hat, die Tendenz, das Fieber wieder gutzumachen, das Fieber
wieder abzuschwächen. Ist also der Kranke nach sieben Tagen so weit,
daß auch die Störung überwunden ist, dann ist es gut. Ist die Störung
nicht überwunden, hat der astralische Leib jetzt nicht die Tendenz,
die Krankheit fortzuschaffen, so trifft er in den ungünstigen Zustand
hinein, wo der Ätherleib die Tendenz hat, das Fieber abzuschwächen.
Es handelt sich darum, daß man diese beiden übereinanderlagernden
Punkte wohl beachtet, diese beiden Koinzidenzpunkte.
Solche Punkte könnten wir für alle möglichen menschlichen Lebenserscheinungen
herausfinden. Und gerade durch diese Rhythmen, durch
die inneren geheimnisvollen Einrichtungen würde uns das ganze
menschliche Wesen klar werden. Der Ätherleib hat wirklich eine
Tendenz, die sich in vier mal sieben ausdrückt. Bei anderen Krankheitserscheinungen
können Sie wieder beobachten, wie besonders der
vierzehnte Tag von besonderer Wichtigkeit ist, also zwei mal sieben.
Wir können geradezu angeben, wie bei gewissen Erscheinungen der
Paroxysmus nach vier mal sieben besonders stark sein muß. Und da
handelt es sich darum: nimmt dann die Sache ab, so ist unter allen
Umständen auf Heilung zu hoffen. Alle diese Dinge hängen zusammen
mit Rhythmen ...|107|190ff}}


Wie Chomsky (in den ersten Versionen der TG) ist Fodor der Auffassung, dass das menschliche [[Gehirn]] ähnlich arbeitet wie ein [[Computer]] und dass die Prozesse in [[Mathematik|mathematischen]] [[Formel]]n notierbar sind<ref>J. Fodor: The Language of Thought. Harvard University Press 1975.</ref>. So kann man versuchen, durch kausale Abfolgen und Regeln diese Sprache – und damit den Prozess der Spracherzeugung und des Verstehens – nachzubilden und eine [[Universalsprache]] zu modellieren. Dabei werden – in der [[Informatik]] verwendete – mathematische Symbole der [[Graphentheorie]] in Verbindung mit [[Algorithmus|Algorithmen]] eingesetzt. Chomsky verzichtete allerdings – nach Kritik bezüglich der Eignung für die Modellierbarkeit kognitiver Prozesse - in seinen späteren Grammatiktheorien wie „Government and Binding“ (GB, 1981) und „Minimalistisches Programm“ (MP, 1992) auf eine mathematische [[Formalisierung]].
Wie mittlerweile die [[Chronobiologie]] bestätigt, liegt der Ursprung dieser Rhythmen in den großen kosmischen Rhythmen. Bedeutsam ist hier insbesondere der [[Mond]]rhythmus, mit dem auch die [[Fortpflanzung]]s- und [[Regenerationsfähigkeit]] zusammenhängt.


=== Chomskys und Fodors Vorstellungen der angeborenen Modularität des Geistes{{Anker|Chomskys und Fodors Vorstellung der angeborenen Modularität des Geistes}} ===
{{GZ|Nun spiegelt sich gerade im Monde kosmisch dasjenige, was als
Verhältnis besteht zwischen dem astralischen Leib und dem Ätherleib,
in wunderbarer Weise. Der Mond macht in vier mal sieben Tagen seinen
Kreislauf durch. Das sind die Zustände des Ätherleibes, und die
vier mal sieben Zustände des Ätherleibes spiegeln sich ganz genau
in den vier Vierteln des Mondes. Es ist durchaus kein Unsinn, den
Zusammenhang in dem, was wir vorhin als Fiebererscheinung charakterisiert
haben, gerade in den Mondesvierteln zu suchen. Denken Sie,
daß in der Tat nach sieben Tagen ein anderes Mondesviertel da ist
wie ein anderes Viertel des Ätherleibes und daß der astralische Leib
über ein anderes Viertel des Ätherleibes fällt. In der Tat wurde ursprünglich
dieses Verhältnis des menschlichen Astralleibes zum Ätherleib
dadurch geregelt, daß jene geistigen Wesenheiten den Mond in ein
entsprechendes Umkreisen um die Erde brachten. Und wie m einer
gewissen Weise die Dinge zusammenhängen, das können Sie daraus
entnehmen, daß selbst die heutige Medizin noch mit einem alten
Rest rechnet, der ihr geblieben ist von rhythmischer Erkenntnis.
Weil der Rhythmus des physischen Leibes 10 X 28 ausmacht und der
physische Leib sozusagen nach 10 x 28 Tagen wieder an demselben
Punkte ist, wo er früher war, deshalb verlaufen 10 x 28 Tage ungefähr
zwischen der Empfängnis eines Menschen und seiner Geburt,
zehn siderische Monate. Alle diese Dinge hängen zusammen mit der
Regelung der großen Weltverhältnisse. Der Mensch ist als Mikrokosmos
ein getreuer Spiegel der großen Weltverhältnisse, er ist herausgebaut
aus diesen großen Weltverhältnissen.|107|193}}


Siehe auch: [[Interpretative Semantik#The Linguistics Wars - Lakoff gegen Chomsky|Interpretative Semantik: The Linguistics Wars - Lakoff gegen Chomsky]]
== Siehe auch ==


In ihren Auseinandersetzungen mit der [[Behaviorismus|behavioristischen]] Interpretation geistiger Prozesse<ref>B. F. Skinner: Verbal Behavior. Prentice Hall, Englewood Cliffs, N.J. (1957) 1985.</ref> – wie des Lernens – vertreten Chomsky und Fodor eine [[Nativismus (Psychologie)|nativistische]] Vorstellung, d.&nbsp;h. dass viele kognitive Funktionen und Begriffe angeboren sind, so auch die Fähigkeit, eine Sprache zu erlernen.<ref>Francesco Ferretti: Jerry A. Fodor: Mente e Linguaggio. Rome: Editori Laterza 2001.</ref> Diese geistigen Strukturen werden durch [[Modul (Kognitionswissenschaften)|Module]] im Gehirn organisiert<ref>J. Fodor: The Modularity of Mind: An Essay on Faculty Psychology, MIT Press 1983.</ref>. Eines dieser spezialisierten Subsysteme, welches die Universalsprache enthält und den Spracherwerbmechanismus steuert, nennt Chomsky „[[Language Acquisition Device]]“ (LAD)<ref>Noam Chomsky: Probleme sprachlichen Wissens. Beltz Athenäum, Weinheim 1996.</ref>. Fodor ordnet die Sprachzentren einzelnen abgegrenzten Gehirnregionen ([[Phrenologie]]) zu, die nur begrenzt miteinander kooperieren und deren neuronale Vernetzungen nach einem computerähnlichen Prinzip mit Input und Output arbeiten. [[Konnektivismus|Konnektivistische]] Modelle lehnt er ab.<ref>J. Fodor: ''Connectionism and cognitive architecture: A critical analysis.'' Cognition (1-2): 3–7, 1988.</ref>
* {{WikipediaDE|Fieber}}


Chomsky kritisierte bereits 1959<ref>Noam Chomsky: A Review of B.F. Skinner’s Verbal Behavior Language, 35: 26–58, 1959.</ref> die behavioristische Lernpsychologie, die mit dem Reiz-Reaktions-Muster das Verhalten der Lebewesen erklärt, die verursachenden geistigen Mechanismen jedoch kaum untersucht. Auch das Phänomen „Sprache“ wird als sprachliches „Verhalten“ verstanden und das Erlernen funktioniert nach dem Prinzip der Verstärkung und kann – ähnlich der Dressur eines Tieres – gelenkt werden: Die erfolgreiche Anwendung (Erfolgserlebnis = Belohnung) der Wörter und Sätze steigert das natürliche Lernverhalten des Kindes (operative [[Konditionierung]]). Mit den behavioristischen Prinzipien, dass allein Interaktionen mit der Umwelt und die biologischen Verstärker für den Spracherwerb von Bedeutung sind, wurden zahlreiche Sprachprogramme entwickelt. Deren Autoren bestreiten Chomskys und Fodors These, die sprachspezifischen kognitiven Regelapparate seien angeboren.<ref>Steven C. Hayes u. a. (Hrsg.): Relational Frame Theory: A Post-Skinnerian Account of Human Language and Cognition, Plenum Press, 2001.</ref>
== Literatur ==


Chomsky interessierte sich in seiner Forschung – im Gegensatz zu den Behavioristen – für die im Gehirn ablaufenden Prozesse. Seine aus der ''cartesianischen Linguistik'' <ref>Chomsky, Noam: ''Cartesianische Linguistik. Ein Kapitel in der Geschichte des Rationalismus''. Tübingen 1971. Übersetzung (R. Kruse) von Chomsky, Noam: ''Cartesian linguistics: a chapter in the history of rationalist thought''. University Press of America, Lanham, Maryland 1965. Reprint: University Press, Cambridge 2009.</ref> resultierende Leitidee ist, dass die Natur dem hypothetischen Spielraum des Kinds beim Erlernen seiner Muttersprache enge Grenzen setzt. Folglich sieht er – wie Fodor – den Spracherwerb im Prinzip als einen vorprogrammiert ablaufenden Vorgang an, der mit dem 5. Lebensjahr im Wesentlichen abgeschlossen ist. Chomsky stellt sich diesen Prozess wie einen Menüplan mit Wahlmöglichkeiten vor: Das menschliche Gehirn ist ausgestattet mit einem Satz von Auswahlmöglichkeiten. Das Kind wählt die richtige Lösung, indem es die Sprache der Eltern – in Verbindung mit der Situation – als Maßstab benutzt.<ref>Marc C. Baker: The Atoms of Language: The Mind's Hidden Rules of Grammar. New York: Basic Books, 2001.</ref>
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erdenwissen und Himmelserkenntnis'', [[GA 221]] (1998), ISBN 3-7274-2210-6 {{Vorträge|221}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Natur und Mensch in geisteswissenschaftlicher Betrachtung'', [[GA 352]] (1981), ISBN 3-7274-3520-8 {{Vorträge|352}}


Um seine Hypothese der angeborenen Begriffe zu stützen, erweitert Fodor Chomskys Kritik am „language learning“ um Aspekte des Denkens.<ref>Jerry Fodor: The Language of Thought. Harvard University Press 1975.</ref> Er setzt sich mit Chomsky-Kritikern auseinander, welche die Unverträglichkeit zwischen LAD und der evolutionären Entwicklung betonen. Diese sieht eine stufenweise Anpassung des menschlichen Gehirns vor und kein plötzliches Auftauchen eines kompletten Satzes dualer Parameter, die das ganze Spektrum der Grammatikmöglichkeiten modellieren. Fodor dagegen bemängelt auf der Grundlage von LOT an den Sprach-Programmen, die sich an der Evolutionstheorie <ref>J. Fodor u.&nbsp;a.: What Darwin Got Wrong. Farrar, Straus and Giroux, 2010.</ref> orientierten, deren Auffassung einer schrittweisen Aneignung der Begriffe auf getrennten unterschiedlichen Schwierigkeitsniveaus. Seine kognitionswissenschaftliche Argumentation greift die Problematik der Entwicklungssprünge auf: Die Idee der Hierarchie ist nur gerechtfertigt, wenn ein Kind auf der ersten Stufe dieses Prozesses einen Begriff der zweiten lernen muss, der nicht mit irgendeinem der ersten Stufe übereinstimmt, sonst gäbe es keinen Unterschied zwischen beiden Stufen. Ein Kind kann sich jedoch nicht Begriffe der zweiten Stufe vorstellen, wenn es nicht mit den Begriffen der ersten Stufe vertraut ist. In diesem Fall müssten sich die Begriffe der höheren auf solche der niederen Stufe zurückführen lassen, d.&nbsp;h. zur Begriffserweiterung sind Projektionen und Festigungen zwischen beiden Teilbereichen Voraussetzung. Fodor fasst seine Bewertung des Modells zusammen: Im ersten Fall gibt es keinen Unterschied zwischen den Stufen und ein wirkliches Lernen findet nicht statt. Im zweiten Fall kann das Kind die Begriffe der höheren Stufe nicht erfassen, weil sie keinen Bezug zum bisher Gelernten haben. Er folgert aus dieser Argumentation, dass Begriffe angeboren sein müssen, um Lernen zu ermöglichen. Fodor demonstriert die Funktionsweise seiner Hypothese am Beispiel „AIRPLANE“ (Die Großschreibung der abstrakten Begriffe dient der Unterscheidung von „Entitäten“ wie konkreten Gegenständen, Eigenschaften, Namen usw.), für dessen Verständnis recht komplexe Terme Voraussetzung seien, die bereits bei der Geburt im Sprachzentrum vorhanden sind, wie „FLYING“ und „MACHINE“.<ref>Jerry Fodor (mit E. Lepore): Holism: A Shopper's Guide, Blackwell, 1992.</ref> Ähnlich wie Chomsky sieht er nur Sprachprogramme als sinnvoll an, welche die Rahmenbedingungen der menschlichen Biologie berücksichtigen.<ref>N. Chomsky: Reflections on Language. New York: Pantheon Books, 1975.</ref>
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=== Kritik{{Anker|Kritik}} ===
== Einzelnachweise ==
 
→ [[Wikipedia:Jerrold Katz#Diskussion|Jerrold Katz#Diskussion]]
 
→ [[Wikipedia:Interpretative Semantik|The Linguistics Wars - Lakoff gegen Chomsky]]
 
→ [[Francisco Varela|Francisco Varela: Der Baum der Erkenntnis]]
 
Chomskys und v.&nbsp;a. Fodors Theorien der angeborenen Sprachstrukturen wurden seit ihren Veröffentlichungen wegen ihrer sozial- und bildungspolitischen Brisanz intensiv diskutiert. Beide Autoren und ihre Anhänger griffen immer wieder in die Auseinandersetzungen ein.<ref>Stephen Crain, Stephen u.&nbsp;a.: An Introduction to Linguistic Theory and Language Acquisition. Oxford: Blackwell, 1999.</ref>
In den letzten Jahren dominierte in der öffentlichen Kontroverse über ererbtes oder in der Sozialisation entwickeltes Sprachvermögen jedoch eine Mehrheitsmeinung, die einen gewissen Kompromiss darstellt: Es gibt einen Konsens, dass die Sprache sich durch ihre Anwendung im sozialen Umfeld des Kindes entwickelt, indem Lernmechanismen genutzt werden, die Teil eines allgemeinen angeborenen Apparates der Sprach-lern-fähigkeit sind.<ref>E. Bates u. a.: Innateness and emergentism. A companion to cognitive science (Oxford / Basil Blackwell): 590–601, 1998.</ref><ref>M. Tomasello: Origins of Human communication, MIT Press, 2008.</ref><ref>William O’Grady: Innateness, universal grammar, and emergentism. Lingua. 118 (4): 620–631, 2008.</ref>
 
== Literatur ==
* mit Massimo Piattelli-Palmarini: ''What Darwin Got Wrong'', Farrar, Straus and Giroux, 2010, ISBN 978-0-374-28879-2
* ''LOT 2: The Language of Thought Revisited'', Oxford University Press, 2008
* ''Hume Variations'', Oxford University Press, 2003, ISBN 0199287333.
* ''The Compositionality Papers '', (with E. Lepore), Oxford University Press 2002, ISBN 0199252165.
* ''The Mind Doesn't Work That Way: The Scope and Limits of Computational Psychology'', MIT Press, 2000, ISBN 0262561468.
* ''In Critical Condition'', MIT Press, 1998, ISBN 026256128X.
* ''Concepts: Where Cognitive Science Went Wrong'', (The 1996 John Locke Lectures), Oxford University Press, 1998, ISBN 0198236360.
* ''The Elm and the Expert, Mentalese and its Semantics'', (The 1993 Jean Nicod Lectures), MIT Press, 1994, ISBN 0262560933.
* ''Holism: A Consumer Update'', (ed. with E. Lepore), Grazer Philosophische Studien, Vol 46. Rodopi, Amsterdam, 1993, ISBN 9051837135.
* ''Holism: A Shopper's Guide'', (with E. Lepore), Blackwell, 1992, ISBN 0631181938.
* ''A Theory of Content and Other Essays'', MIT Press, 1990, ISBN 0262560690.
* ''Psychosemantics: The Problem of Meaning in the Philosophy of Mind'', MIT Press, 1987, ISBN 0262560526.
* ''The Modularity of Mind: An Essay on Faculty Psychology'', MIT Press, 1983, ISBN 0262560259.
* ''Representations: Essays on the Foundations of Cognitive Science'', Harvard Press (UK) and MIT Press (US), 1979, ISBN 0262560275.
* ''The Language of Thought'', Harvard University Press, 1975, ISBN 0674510305.
* ''The Psychology of Language'', with T. Bever and M. Garrett, McGraw Hill, 1974, ISBN 0394306635.
* ''Psychological Explanation'', Random House, 1968, ISBN 0070214123.
* ''The Structure of Language'', with Jerrold Katz (eds.), Prentice Hall, 1964, ISBN 0138547033.
 
== Weblinks ==
* [http://ruccs.rutgers.edu/faculty/Fodor/cv.html Jerry Fodor's Homepage]
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/fodor/|Jerry A. Fodor (1935 – )|Bradley Rives}}


== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 13. April 2020, 19:09 Uhr

Fieber (von mhd. vieber, aus ahd. fiebar; lat. febris „Hitze, Fieber“), seltener auch Pyrexie (von griech. πυρετός pyretós „brennende Hitze, Fieber“, abgeleitet von griech. πυρFeuer“) genannt, ist ein Zustand erhöhter Körperkerntemperatur, der zumeist als Begleiterscheinung der Immunabwehr gegen eindringende Viren, lebende Mikroorganismen, bösartige Tumore oder andere als fremd erkannte Stoffe oder seltener auch im Rahmen anders verursachter Entzündungsvorgänge auftritt. Fieber ist daher keine Krankheit, sondern ein Zeichen des einsetzenden Heilungsprozesses. Fieber kann daher eine wichtige therapeutische Rolle spielen. So führte etwa der anthroposophische Arzt Dr. Robert Gorter in das Therapiespektrum der anthroposophischen Medizin bei der Behandlung von Krebs ergänzend eine Fiebertherapie ein, nachdem er erkannt hatte, dass Krebskranke oft über Jahrzehnte vor Ausbruch der Krankheit keine entzündlichen und fiebrigen Erkrankungen aufweisen.

Fieberkurve

Eine typische Fieberkurve: Die grüne Linie zeigt den Sollwert, die rote die tatsächliche Kerntemperatur.

Bei einer akuten Fieberreaktion steigt die menschliche Körpertemperatur (insbesondere bei Kindern) schnell bis zu Werten zwischen 40 und 41,4 °C an, jedoch fast nie darüber hinaus,[1] unabhängig von der Fieberursache oder dem Ort der Temperaturmessung.[2][3] Der Körper muss also unter normalen Bedingungen in der Lage sein, eine Fieberreaktion regulatorisch wirksam zu begrenzen, bevor sie durch sich selbst gefährlich wird.

In der Anfangsphase des Fiebers wird das Blut mehr nach innen gezogen und die Bluttemperatur steigt an. Die dadurch bedingte geringere Durchblutung der Haut erzeugt zunächst ein Kältegefühl, dem durch Muskelzittern gegengesteuert wird, bis hin zum Schüttelfrost (auch: Fieberfrost oder Fieberschauer). Die Temperatur erreicht dann ihren Höchstwert, wird auf diesem Niveau für einige Zeit gehalten. Durch die erhöhte Körpertemperatur wird die Immunreaktion beschleunigt. Fiebersenkende Maßnahmen sind daher in der Regel kontraproduktiv. Sie können den Heilungsprozess komplizieren und unnötig verlängern. Sie sind daher zu vermeiden, sofern nicht andere medizinische Indikationen wie etwa ein geschwächtes Herz-Kreislauf-System dies erforderlich machen. Wenn das Fieber allmählich abklingt, wird die Haut stärker durchblutet, wodurch ein Hitzegefühl auftritt, das durch Schwitzen gelindert wird. Zugleich werden dabei Giftstoffe ausgeschieden. Wegen des gesteigerten Flüssigkeitsbedarfs ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Pyrogene

Als Pyrogene werden ganz allgemein entzündlich wirkende Stoffe bezeichnet. Insbesondere sind damit solche Stoffe gemeint, die bei parenteraler Gabe („unter Umgehung des Darmes“, aus griech. παρά „neben“ und ἔντερον énteron „Eingeweide, Darm“) Fieber erzeugen können. Dabei kann es sich etwa um exogene Toxine handeln, die von Bakterien, Viren oder Pilzen erzeugt werden, aber auch um Metallverbindungen in Elastomeren oder Gummiabrieb, die nicht biologischen Ursprungs sind. Darüber hinaus erzeugt auch der Körper selbst endogene Pyrogene. So lösen etwa die Interleukine IL-1 und IL-6 oder TNF-alpha eine Kaskade von Immunreaktionen aus, durch die pyrogen wirkende Prostaglandine gebildet werden.[4]

Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte

Krankheiten resultieren aus anthroposophischer Sicht zumeist aus Unregelmäßigkeiten des Astralleibs. Fieber zeigt eine verstärkte Aktivität des Astralleibs an. Diese lässt sich leicht an der Beschaffenheit des Urins ablesen.

„Nehmen Sie einmal an, ein Mensch habe Fieber; ich will einen drastischen Fall nehmen. Was heißt das, ein Mensch hat Fieber? Das heißt nicht, sein Astralleib ist schwach und flau geworden, träge, sondern er ist gerade in einer übermässigen Tätigkeit, so daß er bis ins Ich herauf wirkt. Dann wird das Ich wie gepeitscht, wenn der Astralleib in übermäßiger Tätigkeit ist. Aber das Ich bewirkt die Blutzirkulation. Und ein übermäßig tätiger Astralleib, der überall in die Organe hereinwill und nicht kann und daher in sich brodelt wie das sturmgepeitschte Meer, der erzeugt in sich Fieber. Jetzt hat der Mensch Fieber von seinem gepeitschten Astralleib. Was wird die weitere Folge sein? Das Blut wird zu schnell durch den Körper gejagt. Es wandelt sich das Blut nicht ordentlich um. Das Blut hat nicht Zeit, die Organe zu bilden, geht wiederum als Blut vom Herzen in die Niere und von da in den Urin, und wir bekommen einen Urin, der sehr dunkel gefärbt ist. Wer nun die dunkle Farbe des Urins zu beurteilen weiß, der weiß, daß unter allen Umständen, ob er ein bißchen dunkler oder stark dunkel ist, das Fieber im menschlichen Organismus flutet [...]

Wenn das Blut nun zu schnell durch die Organe schießt, kann es an die Organe nichts abgeben. Aber es will fest werden. Wenn es dann als Urin aus den Nieren herauskommt, wird der Urin bei einem solchen Blut flockig. Schaut man jetzt wieder durch, ha tman einen flockigen Urin. Geht der Astralleib träge und der Puls wird schwach, dann hat man keinen flockigen Urin, sondern einen fast wasserhellen, reinen Urin.“ (Lit.:GA 352, S. 165)

Durch das Fieber werden aber auch die Heilungskräfte des Ätherleibs aktiviert.

„Denken Sie, wie mit gewissen Unregelmäßigkeiten des Astralleibes Krankheiten zusammenhängen, und zwar dadurch, daß diese Unregelmäßigkeiten sich durch den Ätherleib bis zum physischen Leib fortsetzen. Nun nehmen wir an, der astralische Leib habe einen gewissen Schaden in sich selber. Durch diesen Schaden wirkt er auf den Ätherleib, und so setzt sich der Schaden bis zum physischen Leibe fort. Dieser wird auch schadhaft. Dann fängt der Organismus an, gegen den Schaden zu revoltieren, Schutzkräfte in Anwendung zu bringen. Diese Revolte ist gewöhnlich das Fieber; das ist der Aufruf der Heilungskräfte im Menschen. Das Fieber ist nicht Krankheit, sondern der Mensch ruft aus seinem ganzen Organismus die Summe seiner Kräfte zusammen, um diesen Schaden wieder gutzumachen. Diese Revolte des ganzen Organismus gegen den Schaden drückt sich in der Regel im Fieber aus. Das Fieber ist das Wohltätigste, das Heilendste bei der Krankheit. Der einzelne schadhaft gewordene Teil kann sich nicht heilen, er muß von anderen Seiten her die Kräfte zugeführt bekommen, und das hat seinen Ausdruck im Fieber.“ (Lit.:GA 107, S. 155f)

Das Fieber hat, wie oben beschrieben, einen starken Einfluss auf den Blutkreislauf. Da das Blut das unmittelbare physische Organ für das menschliche Ich ist, wird dieses besonders gefordert. Die erhöhte Bluttemperatur dämpft das klare Ich-Bewusstsein. Ähnlich wie beim Einschlafen werden Ich und Astralleib teilweise aus den oberen Bereichen des belebten Leibes herausgehoben. Durch die gesteigerte Aktivität des Astralleibs tritt das traumartige Bwusstsein, das diesem eigen ist, stärker in den Vordergrund, was sich durch wirre Fieberphantasien äußern kann.

Gleichgewicht zwischen luziferischen und ahrimanischen Kräften

Die reguläre Bluttemperatur hängt davon ab, dass die luziferischen und ahrimanischen Kräfte durch das Ich im rechten Gleichgewicht gehalten werden. Wenn beim Fieber die Körpertemperatur steigt, beginnen die luziferischen Kräfte zu überwiegen. Im Gegensatz zu den greisenhaft verfestigend und abbauend wirkenden ahrimanischen Kräften wirken sie belebend und aufbauend.

„Sie können ja beobachten, daß dann, wenn die entzündlichen Kräfte im Menschen stark sind, fiebrige Erscheinungen auftreten. Das sind im wesentlichen zu starke, überwiegende Aufbauprozesse, die im Blute liegen. Mit dem, was man im Fieber oftmals an Eigenkraft im Menschen entwickelt, könnte man jedenfalls noch ein starkes Stück von einem zweiten Menschen versorgen, wenn man die Kräfte in der richtigen Weise ableiten könnte.“ (Lit.:GA 221, S. 88)

Die Aufbauprozesse fördern den Heilungsprozess, dämpfen aber zugleich das klare Ich-Bewusstsein, was sich etwa durch Fieberphantasien äußern kann. Das Ich muss darum ringen, das richtige Gleichgewicht zwischen den ahrimanischen und luziferischen Kräften wieder herzustellen.

„Wenn wir Kind sind, meinetwillen ganz kleines Kind, so überwiegen in uns die jungmachenden, die luziferischen Kräfte; aber tief zurückgezogen sind in der menschlichen Natur auch schon die greisenhaften Kräfte, diejenigen Kräfte, die zuletzt das Verkalken, das Sklerotisieren des Leibes hervorrufen, diejenigen Kräfte, die uns dann zum Tode führen. Und beide Arten von Kräften müssen im menschlichen Leibe sein. Durch die luziferischen Kräfte, die in ihm sind, hat er eine fortwährende Möglichkeit, ich möchte sagen nach dem Phosphorischen hin, nach der Wärme hin sich zu entwickeln. Im extremen Fall, im Krankheitsfall, wirken diese Kräfte so, daß der Mensch in das Fieber, in die Pleuritis hineinkommt, in entzündliche Zustände. Aber diese Neigung für Fieber, für entzündliche Zustände ist immer in ihm. Sie wird nur in Schach gehalten, im Gleichgewichte gehalten durch die andern Kräfte, die ihn verfestigen wollen, die ihn verkalken, die ihn mineralisieren. Und darinnen besteht das Wesen des Menschen, daß ein Gleichgewichtszustand da ist zwischen diesen beiden polarisch einander entgegengesetzten Kräftearten.“ (Lit.:GA 210, S. 21)

Zusammenhang zwischen organischen und kosmischen Rhythmen

Der Verlauf des Fiebers hängt von den Rhythmen des Astralleibs und des Ätherleibs ab. Der Astralleib hat einen siebentägigen Rhythmus, der Ätherleib jedoch einen von viermal sieben Tagen, was rund einem Mondmonat entspricht.

„Das, was man als Fiebererscheinung kennt, hängt zusammen mit gewissen Funktionen des Ätherleibes. Es muß im Ätherleib etwas vorgehen, wenn ein gewisser Ablauf von Fieber da ist. Das Fieber steht daher in irgendeiner Weise in dem Rhythmus drinnen, in dem der Ätherleib steht. Jedes Fieber steht in diesem Rhythmus drinnen, aber wie? Wir müssen uns nun einmal folgendes klarmachen. Der Ätherleib, da er in vier mal sieben Tagen seinen Kreislauf vollendet, bewegt sich wesentlich langsamer als der Astralleib, der seinen Rhythmus in sieben Tagen durchmacht. Wir dürfen also, wenn wir den rhythmischen Gang des Ätherleibes in ein Verhältnis setzen zu dem des astralischen Leibes, den Vergleich heranziehen mit den Zeigern einer Uhr [...] Nehmen Sie an, Ihr Astralleib, der ja immer verbunden ist mit dem Ätherleib, befände sich in einem gewissen Zustande im Verhältnis zu dem Ätherleib. Jetzt fängt der Astralleib sich zu drehen an. Wenn er nach sieben Tagen wieder in seinem ursprünglichen Zustand ist, deckt er sich nicht wieder mit dem Ätherleib, denn der Ätherleib ist nach sieben Tagen um ein Viertel seines Umkreises fortgeschritten. Es deckt sich also nach sieben Tagen der Zustand des astralischen Leibes nicht wieder mit demselben Zustand des Ätherleibes, sondern er deckt sich mit einem Zustand, der um ein Viertel des Umkreises hinter dem ursprünglichen zurückgeblieben ist. Nun nehmen Sie an, es tritt die betreffende Krankheit auf. Da hängt ein ganz bestimmter Zustand des astralischen Leibes mit einem ganz bestimmten Zustand des Ätherleibes zusammen. In diesem Moment tritt unter der Mitwirkung dieser zwei Zustände, die da zusammenwirken, das Fieber auf als das Aufrufen gegen den Feind. Nach sieben Tagen kommt der astralische Leib über einen ganz anderen Punkt des Ätherleibes. Nun ist es so, daß im Ätherleibe nicht nur die Kraft sein muß, Fieber hervorzubringen, denn dann würde ja, wenn er einmal in Schwung gekommen ist, Fieber hervorzubringen, das Fieber gar nicht mehr nachlassen. So aber hat nun nach sieben Tagen dieser Punkt des Ätherleibes, der sich jetzt mit jenem Punkt des astralischen Leibes deckt, der vor sieben Tagen das Fieber hervorgerufen hat, die Tendenz, das Fieber wieder gutzumachen, das Fieber wieder abzuschwächen. Ist also der Kranke nach sieben Tagen so weit, daß auch die Störung überwunden ist, dann ist es gut. Ist die Störung nicht überwunden, hat der astralische Leib jetzt nicht die Tendenz, die Krankheit fortzuschaffen, so trifft er in den ungünstigen Zustand hinein, wo der Ätherleib die Tendenz hat, das Fieber abzuschwächen. Es handelt sich darum, daß man diese beiden übereinanderlagernden Punkte wohl beachtet, diese beiden Koinzidenzpunkte. Solche Punkte könnten wir für alle möglichen menschlichen Lebenserscheinungen herausfinden. Und gerade durch diese Rhythmen, durch die inneren geheimnisvollen Einrichtungen würde uns das ganze menschliche Wesen klar werden. Der Ätherleib hat wirklich eine Tendenz, die sich in vier mal sieben ausdrückt. Bei anderen Krankheitserscheinungen können Sie wieder beobachten, wie besonders der vierzehnte Tag von besonderer Wichtigkeit ist, also zwei mal sieben. Wir können geradezu angeben, wie bei gewissen Erscheinungen der Paroxysmus nach vier mal sieben besonders stark sein muß. Und da handelt es sich darum: nimmt dann die Sache ab, so ist unter allen Umständen auf Heilung zu hoffen. Alle diese Dinge hängen zusammen mit Rhythmen ...“ (Lit.:GA 107, S. 190ff)

Wie mittlerweile die Chronobiologie bestätigt, liegt der Ursprung dieser Rhythmen in den großen kosmischen Rhythmen. Bedeutsam ist hier insbesondere der Mondrhythmus, mit dem auch die Fortpflanzungs- und Regenerationsfähigkeit zusammenhängt.

„Nun spiegelt sich gerade im Monde kosmisch dasjenige, was als Verhältnis besteht zwischen dem astralischen Leib und dem Ätherleib, in wunderbarer Weise. Der Mond macht in vier mal sieben Tagen seinen Kreislauf durch. Das sind die Zustände des Ätherleibes, und die vier mal sieben Zustände des Ätherleibes spiegeln sich ganz genau in den vier Vierteln des Mondes. Es ist durchaus kein Unsinn, den Zusammenhang in dem, was wir vorhin als Fiebererscheinung charakterisiert haben, gerade in den Mondesvierteln zu suchen. Denken Sie, daß in der Tat nach sieben Tagen ein anderes Mondesviertel da ist wie ein anderes Viertel des Ätherleibes und daß der astralische Leib über ein anderes Viertel des Ätherleibes fällt. In der Tat wurde ursprünglich dieses Verhältnis des menschlichen Astralleibes zum Ätherleib dadurch geregelt, daß jene geistigen Wesenheiten den Mond in ein entsprechendes Umkreisen um die Erde brachten. Und wie m einer gewissen Weise die Dinge zusammenhängen, das können Sie daraus entnehmen, daß selbst die heutige Medizin noch mit einem alten Rest rechnet, der ihr geblieben ist von rhythmischer Erkenntnis. Weil der Rhythmus des physischen Leibes 10 X 28 ausmacht und der physische Leib sozusagen nach 10 x 28 Tagen wieder an demselben Punkte ist, wo er früher war, deshalb verlaufen 10 x 28 Tage ungefähr zwischen der Empfängnis eines Menschen und seiner Geburt, zehn siderische Monate. Alle diese Dinge hängen zusammen mit der Regelung der großen Weltverhältnisse. Der Mensch ist als Mikrokosmos ein getreuer Spiegel der großen Weltverhältnisse, er ist herausgebaut aus diesen großen Weltverhältnissen.“ (Lit.:GA 107, S. 193)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Roche, Lexikon der Medizin. 5. Auflage. 2003, S. 615 Eintrag zu „Fieber“
  2. P. A. Mackowiak: Concepts of fever. In: Arch Intern Med 158(17), 1998, S. 1870–81. PMID 9759682.
  3. P. A. Mackowiak, J. A. Boulant: Fevers glass ceiling. In: Clin Infect Dis. 22(3), 1996, S. 525–536, PMID 8852974.
  4. Thomas Hartung, Nina Haswia, Mardas Daneshian, Bodo Holtkamp, Gabriele Schmitz, Anke Hossfeld: Eine wirklich humane Bestimmung von Endotoxinen und Nicht-Endotoxin-Pyrogenen. In: Pharm. Ind. Band 75, Nr. 5, 2013, S. 825–834.
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