Amerika und Schafkopf: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Kontinent
'''Schafkopf''' ist ein traditionelles deutsches [[Kartenspiel]]. In seiner heutigen Gestalt als '''Bayerischer Schafkopf''' oder '''Bayerisch-Schafkopf''' ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele [[Bayern]]s und angrenzender Regionen. Es gilt als Kulturgut und Teil der [[Altbayern|altbayrischen]] und der [[Franken (Region)|fränkischen]] Lebensart.
|Karte              = Americas on the globe (white-red).svg
|Karte-Imagemap    = AmerikaGlobus2
|Fläche            = 42549000
|Bevölkerung        = 911.000.000
|Bevölkerungsdichte = 21
|Länder            = 35
|Sprachfamilien    = u.&nbsp;a. [[Wikipedia:Indogermanische Sprachen|Indoeuropäisch]]<br/>[[Wikipedia:Quechua|Quechua]]<br/>[[Wikipedia:Guaraní (Sprache)|Guaraní]]<br/>[[Wikipedia:Aymara (Sprache)|Aymara]]<br/>[[Wikipedia:Nahuatl|Nahuatl]]<br/>[[Wikipedia:Mayathan|Mayathan]]
|Zeitzone-West      = [[Wikipedia:UTC−10|UTC−10]] ([[Wikipedia:Alaska|Alaska]])
|Zeitzone-Ost      = [[Wikipedia:UTC±0|UTC±0]] ([[Wikipedia:Grönland|Grönland]])
}}


'''Amerika''', benannt nach [[Wikipedia:Amerigo Vespucci|Amerigo Vespucci]] (1451–1512), der die [[Wikipedia:Amazonas|Amazonas]]mündung entdeckte und erstmals vermutete, dass Amerika ein neuer, bislang unbekannter [[Kontinent]] sei, ist ein Doppelkontinent, der sich in einen nördlichen Teil, der [[Nordamerika]] und [[Wikipedia:Zentralamerika|Zentralamerika]] umfasst, und in einen südlichen Teil mit [[Südamerika]] und der Inselgruppe [[Wikipedia:Feuerland|Feuerland]] an der Südspitze gliedert. Der Doppelkontinent ist mit einer Fläche von knapp 43 Millionen km<sup>2</sup> nur etwas kleiner als [[Asien]], mit etwas über 900 Millionen [[Mensch]]en aber wesentlich weniger dicht besiedelt. Amerika erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über etwa 15.000 km vom 84. nördlichen bis zum 56. südlichen [[Wikipedia:Geographische Breite|Breitengrad]] und ist im Westen durch die Gebirgsketten der sich über fast 5000 km erstreckenden [[Wikipedia:Rocky Mountains|Rocky Mountains]] im Norden und durch die sich über 7500 km ausdehnenden [[Wikipedia:Anden|Anden]] im Süden geprägt.
[[Datei:Schafkopf.jpg|297px|mini|Schafkopf, Bayerisches Blatt]]


Nach [[Rudolf Steiner]] wirken in Amerika die [[Untersinnliche Welt|untersinnlichen Kräfte]] der [[Elektrizität]] und des [[Magnetismus]] besonders stark auf den [[Doppelgänger]] und führen zu einer gewissen Besessenheit durch die [[Volksseele]], weshalb die Existenz Amerikas den [[Volk|Völkern]] [[Europa]]s für eine gewisse Zeit weitgehend verborgen bleiben sollte. Mit der Wiederentdeckung Amerikas zu Beginn der [[Neuzeit|Neuzeit]] wurde damit aber zugleich ein Gegengewicht gegen die namentlich von [[Wikipedia:Dschingis Khan|Dschingis Khan]] nach Europa getragenen Kräfte geschaffen, die den [[Mensch]]en zu sehr von der irdischen Welt hinwegheben wollten.
Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.<ref name="schafkopfschule regeln" /> Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa [[Skat]] – kaum als Sport, sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können.


<div style="margin-left:20px">
== Geschichte ==
"Gehen wir hinüber nach Amerika: schon äußerlich, in der äußerlichen
=== Etymologie ===
Konfiguration, zeigt sich ja da, wie abhängig die Menschen
Zum Ursprung des Wortes ''Schafkopf'' gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind.
werden von dem, was aus dem Boden ausstrahlt! In Italien aus der
Luft, in Frankreich aus dem Wasser, in England aus dem, was bestimmt
ist, als feste Ingredienzien in den Leib hineinzugehen, oder in ihm fest
zu werden. In Amerika ist das noch anders.
Sie werden überhaupt sehen, daß die geisteswissenschaftlichen Wahrheiten,
an der Wirklichkeit gemessen, überall ihre Bestätigung finden.
Man sucht nur heute diese Bestätigung noch nicht. Ich habe in früheren
Jahren einmal angeführt, daß die Entwickelung der Bewußtseinsseele,
die die Egoität des Menschen besonders heraushebt, äußerlich materiell
durch den Zucker gehoben wird. Ich habe damals darauf hingewiesen,
wie unendlich größer der Zuckergenuß auf den britischen Inseln ist als
zum Beispiel bei dem selbstlosen russischen Volk, wo der Zuckergenuß
unendlich viel geringer ist. Aber wenn man schildert, daß erst mit dem
15. Jahrhundert die Bewußtseinsseele heraufkommt, um sich zu entwickeln,
so sehe man nur in der Geschichte der Zuckerproduktion nach:
Sie beginnt erst mit dem 15. Jahrhundert. Woher stammt denn eigentlich
unsere Zuckerproduktion? Die Menschen fangen erst mit dem 15.
Jahrhundert an, auf den Zucker angewiesen zu werden. Alles, was
geisteswissenschaftlich wirklich aus den geistigen Welten hervorgerufen
wird, wird voll bekräftigt gerade dann, wenn es so stark geistig sich
entwickelt, daß es untertauchen kann in das Materielle, wo es lebt und
deshalb erkannt werden muß. Sobald man hinübergeht nach Amerika,
findet man nicht bloß äußerlich, daß die Europäer, die nach Amerika
hinüberkommen, nach und nach andere Arme und Hände bekommen:
es nähert sich die Arm- und Handbildung derjenigen der alten Indianer
an, des alten Indianervolks, das in Amerika ausgerottet worden ist.
Und das gilt auch von der Konfiguration der Gesichtsbildung, wenn es
auch leise und erst in der dritten, vierten Generation auftritt, und natürlich
darf man sich das nicht so vorstellen, daß da in der dritten,
vierten Generation ein biederer britischer Spießer nun gleich ein Indianer
werden könnte, sondern es zeigt sich nur in den feineren Gesichtszügen;
aber es tritt schon hervor. Diesen Dingen muß man ins Gesicht
sehen, denn nur dadurch wird es möglich sein, durch die Erkenntnis
richtige Liebe über die Erde hin zu entwickeln. Liebe läßt sich nur dadurch
entwickeln, daß man sich wirklich in die anderen Menschen hineinfindet.
Dazu ist aber notwendig, daß man sie kennenlernt. Der
Volksgeist wirkt auf das amerikanische Volk durch die Untergründe
von der Erde herauf, durch die in der Erde schlummernden magnetischen
und elektrischen Kräfte. Das Unterirdische ist es, das da heraufstrahlt
und das da in Amerika das Medium abgibt, durch das der Volksgeist
das Volk dirigiert." {{Lit|{{G|174a|260f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun<ref>[[Friedrich Wilhelm Grimme|F.W. Grimme]]: [http://books.google.de/books?id=oaEOAQAAIAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Anmerkungen zu ''Schwameldirk (En Fastowendstück).''] In: ''Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart,'' Paderborn 1861, S. 135/136.</ref> oder zwölf<ref>[http://books.google.de/books?id=LgEOAQAAIAAJ&pg=PA101&dq=schafkopf+12+striche&hl=de&sa=X&ei=fUl-UumvHYyV7Aa6k4DoDg&ved=0CEEQ6AEwAA#v=onepage&q=schafkopf%2012%20striche&f=false ''Freiberger Bier-Comment,''] Freiberg 1862, S. 101.</ref> Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.<ref name="Schafskopf">{{Webarchiv | url=http://www.br-online.de/bayern/kult-und-brauch/schafkopfen-DID1188597362/schafkopfen-kartenspiel-geschichte-ID661188597329.xml | wayback=20080926002458 | text=Schafkopfgeschichte aus ''BR-online''}}</ref> Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt.
"Beim Amerikanertum
ist es wieder anders, da wirkt ein unterirdisches Element. Während
wir es also beim britischen Wesen zu tun haben mit dem Erdigen, mit
dem Salzigen, ist beim amerikanischen Volkscharakter ein untererdiges
Element wirksam, etwas, was unter der Erde vibriert. Das hat
da einen vorzüglichen Einfluß auf den Organismus. Besonders durch
die unterirdischen magnetischen und elektrischen Strömungen wirkt
beim Volkscharakter des amerikanischen Volkes der Volksgeist herauf.
Und dem strömt wieder vom Haupte her etwas entgegen, was den
Einfluß der unterirdischen magnetischen und elektrischen Strömungen
neutralisiert: dem strahlt entgegen, was nun wirklich menschlicher
Wille ist. Das ist das Eigentümliche des amerikanischen Volkscharakters.
Während wir beim britischen Volkscharakter sagen müssen, er
hängt im wesentlichen ab von dem erdigen Element, insofern es der
Mensch in seinen Organismus aufnimmt, und das dann in Wechselbeziehung
kommt mit dem Stoffwechsel des Hauptes, so wirkt der
Wille, insofern er sich beim Volke ausprägt, beim Amerikaner zusammen
mit etwas, was vom Unterirdischen heraufkommt, und dies
prägt den amerikanischen Volkscharakter. Mit dem hängt auch das
zusammen, was ich sogar im öffentlichen Vortrage vorgebracht habe.
Der Mensch kann nur mit seiner ganzen freien Persönlichkeit in Zusammenhang
stehen mit dem Element über der Erde und noch bis zur
Erde hin. Wenn er von unterirdischem Volks seelenhaftem beeinflußt
ist, dann bildet er seine Volksseele nicht in Freiheit aus, sondern er ist
dann sozusagen von der Volksseele besessen." {{Lit|{{G|181|151f}}}}
</div>


Der [[ahrimanisch]]e Doppelgänger steht in engem Zusammenhang mit den [[Elektrizität|elektrischen]] und [[Magnetismus|magnetischen]] Kräften der Erde.
Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Scha'''ff'''kopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Scha'''f'''kopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor [[Wolfgang Peschel]] Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch Schaff, vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,<ref>H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: [http://books.google.de/books?id=GChoAAAAMAAJ&q=schaffkopf&dq=schaffkopf&hl=de&sa=X&ei=pD6LU6XYJYnC7Aah84DoBQ&ved=0CEoQ6AEwADgK ''Bayerns Preussen sind die besten''] München 1979.</ref><ref name="Bayerisch Schaffkopfen">Wolfgang Peschel: ''Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schaffkopf-Vereins.'' ISBN 3-924012-31-8.</ref><ref>W. Medicus: [http://books.google.de/books?id=LIISAAAAYAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes''] Nördlingen 1867, S. 83.</ref> für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet.


<div style="margin-left:20px">
=== Vorläufer ===
"Aber ein gewisser Teil des Erdbodens zeigt die meiste Verwandtschaft
Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch [[Doppelkopf]] und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel [[L’Hombre]] (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die [[Quadrille (Kartenspiel)|Quadrille]], und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das [[Deutsches Solo|Deutsch Solo]], gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.<ref>[http://www.skatfox.com/Geschichte.htm Zur Geschichte des Skatspiels]</ref>
mit jenen Kräften. Wenn der Mensch sich dorthin versetzt,
kommt er in ihr Bereich; sobald er dort weggeht, ist es ja wieder
nicht so, denn das sind geographische, das sind nicht ethnographische,
nicht nationale, sondern das sind rein geographische Dinge. Dasjenige
Gebiet, wo am meisten Einfluß hat auf den Doppelgänger das,
was von unten heraufströmt, und wo es dadurch, daß es beim Doppelgänger
am meisten Verwandtschaft eingeht mit dem Ausströmenden,
also sich auch wieder der Erde mitteilt, das ist dasjenige Erdengebiet,
wo die meisten Gebirge nicht von Westen nach Osten, in der Querrichtung
hin, sondern wo die Gebirge hauptsächlich von Norden nach
Süden gehen - denn das hängt auch mit diesen Kräften zusammen -,
wo man den magnetischen Nordpol in der Nähe hat. Das ist das
Gebiet, wo vor allen Dingen Verwandtschaft entwickelt wird mit der
mephistophelisch-ahrimanischen Natur durch die äußeren Verhältnisse.
Und durch diese Verwandtschaft wird vieles bewirkt in der
fortschreitenden Entwickelung der Erde. Der Mensch darf heute
nicht blind durch die Entwickelung der Erde gehen; er muß solche
Verhältnisse durchschauen. Europa wird sich zu Amerika nur dann
in ein richtiges Verhältnis setzen können, wenn solche Verhältnisse
durchschaut werden können, wenn man weiß, welche geographischen
Bedingtheiten von dorther kommen. Sonst aber, wenn Europa fortfahren
wird, in diesen Dingen blind zu sein, dann wird es mit diesem
armen Europa so gehen, wie es mit Griechenland gegenüber Rom
gegangen ist. Das darf nicht sein; die Welt darf nicht geographisch
amerikanisiert werden." {{Lit|{{G|178|70}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch ''Rufen'' einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im [[Bayerisches Tarock|Bayerischen Tarock]] oder verwandten Spielen.
"Es mußte also gegenüber dem, was unter dem Einflüsse
des Priesters des Dschingis-Khan hat bewirkt werden sollen, die
«Erleichterung» des Menschengeschlechts, um es hinwegzuführen von
der Erde, es mußte ein Erdenschwere-Gegengewicht geschaffen werden.
Und dieses wurde dadurch geschaffen, daß die westliche Welt, daß
Amerika gefunden wurde mit all dem, was Amerika barg, und dadurch
Erdenschwere, Lust, auf der Erde zu bleiben, für die Menschen geschaffen
worden war. Die Entdeckung Amerikas und alles, was damit zusammenhängt,
überhaupt das Sich-Hineinleben in die materiellen
Schauplätze der Erde, das bedeutete, von großen Gesichtspunkten aus
gesehen, das Gegengewicht gegen die Tätigkeit des Dschingis-Khan.
Amerika sollte entdeckt werden, um die Menschen dahin zu bringen,
mit der Erde mehr zusammenzuwachsen, materieller und materieller zu
werden, damit sie Schwere habe, ein Gegengewicht gegen die Spiritualisierung,
die durch die Nachkommen des Großen Geistes angestrebt war.


Aber auf der anderen Seite setzten gleichzeitig mit diesem normalen
=== Entstehung und Entwicklung ===
Prozeß des Ausdehnens des Menschheitsschauplatzes über Amerika
Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu [[Skat]] – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa [[Deutsches Solo]] oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“<ref>G. Hesekiel: [http://books.google.de/books?id=Rrg6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein,''] Leipzig 1845, S. 164.</ref> – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie [[Wendischer Schafkopf|Wendischer]] oder [[Deutscher Schafkopf]]. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im [[Doppelkopf]] (Kreuz-Damen) gehandhabt wird.
wiederum die anderen, die ahrimanischen Mächte des Großen Geistes
Die in der Pfalz<ref>[http://www.erfweiler2.de/UDN/UDN2_Bauernstoss.htm Bauernstoß]</ref> und in den USA (dort insbesondere in [[Minnesota]] und Wisconsin, vgl. [[Sheepshead]]) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses [[Deutscher Schafkopf|deutschen Schafkopfs]] aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele.
ein. Ein Zug ging von dort herüber nach Europa, der andere aber von
Asien nach der anderen Seite herüber und durchsetzte Amerika, so daß
durch das Entdecken Amerikas sich nicht nur die normalen Kräfte entwickelten,
sondern von dorther zugleich starke ahrimanische Anstürme
kamen, die zunächst noch schwach einsetzten - sie werden schon weiter
einsetzen, sie müssen nur erkannt werden -, in der Form, daß gerade
die Evolution, welche das Römertum in der Kirche und im kirchlichen
Staate erreicht hatte, von diesem ahrimanischen Einsatz erfaßt wurde.
Während es verhältnismäßig leicht zu sagen ist, wie der luziferische
Einfluß über dem Dschingis-Khan gewirkt hat, indem man eben ganz
genau weiß, daß ein Priester initiiert worden ist von dem Nachkommen
des Großen Geistes, ist es viel schwerer zu sagen, weil es in Einzelheiten
zerfällt, wie der ahrimanische Geist von der anderen Seite wirkte. Aber
Sie brauchen nur zu studieren, wie ergriffen wird das katholische, das
streng katholische Spanien von all den Goldschätzen, die in Amerika
gefunden werden, von all dem, was damit verbunden ist. Studieren Sie
gerade jene merkwürdige Nachwirkung, die das alte Römertum als
Gespenst in einem solchen Herrscher hat wie in ''Ferdinand dem Katholischen''
von Kastilien, oder in ''Karl V.'', insofern er Herrscher ist in
einem Reich, in dem die Sonne nicht untergeht: Immer wiederum neue
Versuche dieses Ausbreitens! Studieren Sie die Beziehungen Europas zu
dem aufblühenden, nach und nach entdeckt werdenden Amerika, dann
werden Sie sehen, wie von da die Versuchungen kommen. Es ist im
ganzen eine Versuchungsgeschichte, zugleich hineinverwoben in eine
Geschichte, die in normalen Bahnen verläuft.


Ich bitte Sie nur, durchaus nicht zu erzählen, daß ich heute etwa die
Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog  des Jahres 1782 ''(Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen)'' – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu [[Hazard (Würfelspiel)|Hazard]] nicht als [[Glücksspiel]] im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf [...] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.<ref>Karl Ferdinand Hommel: [http://books.google.de/books?id=bxdBAAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum,''] Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.</ref> 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen.
Entdeckung Amerikas als eine ahrimanische Tat hingestellt habe, sondern
 
ich habe das Gegenteil davon gesagt. Ich sagte, daß Amerika entdeckt
In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J.&nbsp;A.&nbsp;Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des [[#Das Normalspiel: Ruf-, Sau- oder Partnerspiel|Rufspiels]] in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in [[Gräfenberg]]) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.<ref>[http://books.google.de/books?id=LzNEAAAAcAAJ&pg=PA3-IA6&dq=schafkopf+spiel+bayern&hl=de&sa=X&ei=u5PnT9yRFerE4gSA16W4AQ&ved=0CFwQ6AEwBg#v=onepage&q=schafkopf%20spiel%20bayern&f=false Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg),] 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.</ref> Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das [[Bayerisches Tarock|Tarockspiel]] populärer.<ref>Karl v. Reinhardstöttner: [http://books.google.de/books?ei=35jnT5DgEsSn4gT2sZmdAQ&hl=de&id=MSNHAAAAIAAJ&dq=schafkopfspiel+bayern&q=schafkopfspiel ''Land und Leute im Bayerischen Walde,''] 1890, S. 66.</ref> Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe.
werden mußte, gefunden werden mußte, daß das ganze notwendig
 
war im fortschreitenden Weltengang, nur daß sich hineingemischt
Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich im ''Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten'' (Amberg 1895);<ref>[http://www.schafkopfschule.de/index.php/geschichte.html Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule]</ref> der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein. Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner [[Hofbräuhaus am Platzl|Hofbräuhaus]] durch den ''Bayerischen Schafkopf-Verein e.&nbsp;V.''<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> Der Verein ''Schafkopfschule e.&nbsp;V.'' veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.<ref name="schafkopfschule regeln">[http://www.schafkopfschule.de/index.php/regeln.html Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule]</ref> Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert.
haben ahrimanische Kräfte, die Anstürme sind gegen das, was im fortschreitenden
 
Weltengang geschehen sollte. Die Dinge sind nicht so einfach
== Ziel des Spiels ==
in der Wirklichkeit, daß man sagen kann: Da ist [[Luzifer]], da ist
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
[[Ahriman]], und so verhalten sich Luzifer und Ahriman, und so verteilen
|- align="center"
sie die Welt. So verhalten sich die Dinge nicht.
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''für die Spielerpartei'''
</div>
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''Augen Spielerpartei'''
!
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''Augen Nichtspielerpartei'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''für die Nichtspielerpartei'''
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Schwarz gewonnen
| style="background: #ffffff;" | alle Stiche gemacht
!
| style="background: #ffffff;" | keinen Stich gemacht
| style="background: #ffffff;" | Schwarz verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider gewonnen
| style="background: #ffffff;" | 91–120 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 0–29 Augen
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | einfach gewonnen
| style="background: #ffffff;" | 61–90 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 30–59 Augen
| style="background: #ffffff;" | einfach verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | einfach verloren
| style="background: #ffffff;" | 31–60 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 60–89 Augen
| style="background: #ffffff;" | einfach gewonnen
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider verloren
| style="background: #ffffff;" | 0–30 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 90–120 Augen
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider gewonnen
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Schwarz verloren
| style="background: #ffffff;" | keinen Stich gemacht
!
| style="background: #ffffff;" | alle Stiche gemacht
| style="background: #ffffff;" | Schwarz gewonnen
|}
Ziel des Spiels ist es, durch ''Stechen'' möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten ''(Augen)'' als ''gewonnen,'' mit 91 Augen als ''mit Schneider gewonnen;'' werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als ''schwarz gewonnen''. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei ''Schneider frei''.
Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen ''gewonnen'' und mit 90 Augen ''mit Schneider gewonnen'' sowie mit 30 Augen ''Schneider frei''.
 
Ausnahme bilden die als ''Tout'' angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden.
<div style="clear:both;"></div>
 
== Spielmaterial ==
Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des [[Spielkarte#Deutsches Blatt|Deutschen Blatts]] (in [[Franken (Region)|Franken]] auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)<ref>[http://i-p-c-s.org/pattern/franconian.html IPCS zum Fränkischen Bild]</ref> mit vier Spielern und 32 Karten ''(lange Karte'' oder ''langes Blatt)'' – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns ([[Oberpfalz]] und [[Oberfranken]]) wird hingegen die ''kurze Karte (kurzes Blatt)'' mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt.
 
=== Kartenwerte ===
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-right: 1em; border-spacing: 1px;"
|- align="center"
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Karte'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Symbol'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Wert (Augen)'''
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Ass (Spielkarte)|Ass]] (Sau)
| style="background: #ffffff;" | A
| style="background: #ffffff;" | 11
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Zehn
| style="background: #ffffff;" | 10
| style="background: #ffffff;" | 10
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[König (Spielkarte)|König]]
| style="background: #ffffff;" | K
| style="background: #ffffff;" | 4
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Ober (Spielkarte)|Ober (Bauer)]]
| style="background: #ffffff;" | O
| style="background: #ffffff;" | 3
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Unter|Unter (Wenz)]]
| style="background: #ffffff;" | U
| style="background: #ffffff;" | 2
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Neun
| style="background: #ffffff;" | 9
| style="background: #ffffff;" | 0
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Acht
| style="background: #ffffff;" | 8
| style="background: #ffffff;" | 0
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Sieben
| style="background: #ffffff;" | 7
| style="background: #ffffff;" | 0
|}
 
{| class="wikitable float-left"
|- class="hintergrundfarbe6"
! colspan="4"| Farben des bayerischen Blattes
|-
| Eichel || Grün<br />Gras || Herz || Schellen
|-
| [[Datei:Bay eichel.svg|28px|zentriert|Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay gras.svg|33px|zentriert|Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay herz.svg|32px|zentriert|Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay schellen.svg|35px|zentriert|Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten]]
|}
 
{{Absatz}}
 
Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen).
Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen.
 
Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch '' Spatzen, Nichtser(le), Leere'' oder ''Luschen'' genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen.
<div style="clear:both;"></div>
 
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Schafkopf}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Schafkopf}}
* {{WikipediaDE|Schafkopf}}


== Literatur ==
== Literatur ==
*Paul Hammer: ''Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen.'' Leipzig 1811.
*Rita Danyliuk: ''Schafkopf und Doppelkopf - Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps'' Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89-994194-2.
*Johann Andreas Schmeller: ''Bayerisches Wörterbuch'' Band III. und IV., München 1837,  2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378.
*Bayer. Staatsbibliothek: ''Oberpfälzisches Zeitblatt'', III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet).
*Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in ''Burgau aktuell'', Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit - Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar.
== Weblinks ==
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* [http://www.schafkopfschule.de/ Aktuelle Regeln auf Schafkopfschule.de]
== Einzelnachweise ==
<references />


#Rudolf Steiner: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}}
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#Rudolf Steiner: ''Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts'', [[GA 171]] (1984), ISBN 3-7274-1710-2 {{Vorträge|171}}
#Rudolf Steiner: ''Mitteleuropa zwischen Ost und West'', [[GA 174a]] (1982), ISBN 3-7274-1741-2 {{Vorträge|174a}}
#Rudolf Steiner: ''Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen'', [[GA 178]] (1992), ISBN 3-7274-1780-3 {{Vorträge|178}}
#Rudolf Steiner: ''Erdensterben und Weltenleben. Anthroposophische Lebensgaben. Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft'', [[GA 181]] (1991), ISBN 3-7274-1810-9 {{Vorträge|181}}


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Version vom 16. August 2019, 21:29 Uhr

Schafkopf ist ein traditionelles deutsches Kartenspiel. In seiner heutigen Gestalt als Bayerischer Schafkopf oder Bayerisch-Schafkopf ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele Bayerns und angrenzender Regionen. Es gilt als Kulturgut und Teil der altbayrischen und der fränkischen Lebensart.

Schafkopf, Bayerisches Blatt

Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins[1] oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.[2] Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa Skat – kaum als Sport, sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können.

Geschichte

Etymologie

Zum Ursprung des Wortes Schafkopf gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind.

Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun[3] oder zwölf[4] Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.[5] Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt.

Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Schaffkopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Schafkopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor Wolfgang Peschel Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch Schaff, vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,[6][1][7] für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet.

Vorläufer

Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch Doppelkopf und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel L’Hombre (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die Quadrille, und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das Deutsch Solo, gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.[8]

Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch Rufen einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im Bayerischen Tarock oder verwandten Spielen.

Entstehung und Entwicklung

Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu Skat – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa Deutsches Solo oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“[9] – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie Wendischer oder Deutscher Schafkopf. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im Doppelkopf (Kreuz-Damen) gehandhabt wird. Die in der Pfalz[10] und in den USA (dort insbesondere in Minnesota und Wisconsin, vgl. Sheepshead) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses deutschen Schafkopfs aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog des Jahres 1782 (Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen) – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu Hazard nicht als Glücksspiel im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf [...] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.[11] 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen.

In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J. A. Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des Rufspiels in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in Gräfenberg) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.[12] Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das Tarockspiel populärer.[13] Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe.

Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich im Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten (Amberg 1895);[14] der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein. Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner Hofbräuhaus durch den Bayerischen Schafkopf-Verein e. V.[1] Der Verein Schafkopfschule e. V. veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.[2] Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert.

Ziel des Spiels

für die Spielerpartei Augen Spielerpartei Augen Nichtspielerpartei für die Nichtspielerpartei
Schwarz gewonnen alle Stiche gemacht keinen Stich gemacht Schwarz verloren
mit Schneider gewonnen 91–120 Augen 0–29 Augen mit Schneider verloren
einfach gewonnen 61–90 Augen 30–59 Augen einfach verloren
einfach verloren 31–60 Augen 60–89 Augen einfach gewonnen
mit Schneider verloren 0–30 Augen 90–120 Augen mit Schneider gewonnen
Schwarz verloren keinen Stich gemacht alle Stiche gemacht Schwarz gewonnen

Ziel des Spiels ist es, durch Stechen möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten (Augen) als gewonnen, mit 91 Augen als mit Schneider gewonnen; werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als schwarz gewonnen. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei Schneider frei. Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen gewonnen und mit 90 Augen mit Schneider gewonnen sowie mit 30 Augen Schneider frei.

Ausnahme bilden die als Tout angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden.

Spielmaterial

Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des Deutschen Blatts (in Franken auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)[15] mit vier Spielern und 32 Karten (lange Karte oder langes Blatt) – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns (Oberpfalz und Oberfranken) wird hingegen die kurze Karte (kurzes Blatt) mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt.

Kartenwerte

Karte Symbol Wert (Augen)
Ass (Sau) A 11
Zehn 10 10
König K 4
Ober (Bauer) O 3
Unter (Wenz) U 2
Neun 9 0
Acht 8 0
Sieben 7 0
Farben des bayerischen Blattes
Eichel Grün
Gras
Herz Schellen
Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten
Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten
Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten
Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten
Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten
Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten
Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten
Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten

Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen). Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen.

Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch Spatzen, Nichtser(le), Leere oder Luschen genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Paul Hammer: Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen. Leipzig 1811.
  • Rita Danyliuk: Schafkopf und Doppelkopf - Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89-994194-2.
  • Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch Band III. und IV., München 1837, 2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378.
  • Bayer. Staatsbibliothek: Oberpfälzisches Zeitblatt, III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet).
  • Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in Burgau aktuell, Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit - Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar.

Weblinks

 Wikibooks: Schafkopf – Lern- und Lehrmaterialien
 Wiktionary: Schafkopf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Wolfgang Peschel: Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schaffkopf-Vereins. ISBN 3-924012-31-8.
  2. 2,0 2,1 Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule
  3. F.W. Grimme: Anmerkungen zu Schwameldirk (En Fastowendstück). In: Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart, Paderborn 1861, S. 135/136.
  4. Freiberger Bier-Comment, Freiberg 1862, S. 101.
  5. Schafkopfgeschichte aus BR-online (Memento vom 26. September 2008 im Internet Archive)
  6. H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: Bayerns Preussen sind die besten München 1979.
  7. W. Medicus: Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes Nördlingen 1867, S. 83.
  8. Zur Geschichte des Skatspiels
  9. G. Hesekiel: Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein, Leipzig 1845, S. 164.
  10. Bauernstoß
  11. Karl Ferdinand Hommel: Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum, Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.
  12. Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg), 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.
  13. Karl v. Reinhardstöttner: Land und Leute im Bayerischen Walde, 1890, S. 66.
  14. Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule
  15. IPCS zum Fränkischen Bild


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