Schule von Chartres und Schafkopf: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Notre-Dame_de_Chartres.jpg|thumb|[[Wikipedia:Notre-Dame de Chartres|Notre-Dame de Chartres]] (Westfassade) in ihrer heutigen Gestalt]]
'''Schafkopf''' ist ein traditionelles deutsches [[Kartenspiel]]. In seiner heutigen Gestalt als '''Bayerischer Schafkopf''' oder '''Bayerisch-Schafkopf''' ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele [[Bayern]]s und angrenzender Regionen. Es gilt als Kulturgut und Teil der [[Altbayern|altbayrischen]] und der [[Franken (Region)|fränkischen]] Lebensart.
Die '''Schule von Chartres''' war etwa ab dem Jahr [[Wikipedia:1000|1000]] für rund 200 Jahre eines der bedeutendsten geistigen Zentren nördlich der Alpen.  


__TOC__
[[Datei:Schafkopf.jpg|297px|mini|Schafkopf, Bayerisches Blatt]]


[[Rudolf Steiner]] charakterisierte das [[Wesen]] der Schule von Chartres so:
Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.<ref name="schafkopfschule regeln" /> Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa [[Skat]] – kaum als Sport, sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können.


<div style="margin-left:20px">
== Geschichte ==
"Da gab es im elften, namentlich aber im zwölften
=== Etymologie ===
Jahrhundert, herüberreichend ins dreizehnte Jahrhundert, eine eigentlich wunderbare
Zum Ursprung des Wortes ''Schafkopf'' gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind.
Schule, in der Lehrer waren, welche durchaus wußten, wie in den vorangehenden
Jahrhunderten die Schüler hingeführt wurden zum Erleben des Geistigen. Es
war die Schule von Chartres, da war vor allen Dingen hingekommen ein Strahl der
noch lebendigen Weisheit des Peter von Compostella, der in Spanien gewirkt hat, der
ein lebendig mysterienhaftes Christentum in Spanien pflegte, das noch sprach von
der Helferin Christi, der Natur, das noch sprach davon, daß erst dann, wenn diese
Natur den Menschen eingeführt hat in die Elemente, in die Planetenwelt, in die Sternenwelt,
daß erst dann der Mensch reif wird, die sieben Helferinnen kennenzulernen, als lebendige Göttinnen: Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie,
Astronomie, Musik. Als göttlich-geistige Gestalten, lebendig lernten die Schüler
sie kennen. In dieser Schule von Chartres lehrte zum Beispiel Bernhardus Sylvestris,
der wie in mächtigen Schilderungen vor den Schülern entstehen ließ dasjenige, was
eben alte Weisheit war. Johannes von Chartres, den man auch Johannes von Salisbury
nannte, entwickelte da Anschauungen, in denen er sich auseinandersetzte mit
dem Aristotelismus. Und mit einer inspirierenden Kraft verpflanzte sich dasjenige,
was in der Schule von Chartres gelehrt wurde nach dem Cluniacenser-Orden hin.
Und insbesondere war einer da, im zwölften Jahhundert, der eigentlich alle anderen
überragte: Alain von Lille oder Alanus ab Insulis". {{Lit|GA 237, S 94ff}}
</div>


== Vorchristliche Mysterien in Chartres ==
Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun<ref>[[Friedrich Wilhelm Grimme|F.W. Grimme]]: [http://books.google.de/books?id=oaEOAQAAIAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Anmerkungen zu ''Schwameldirk (En Fastowendstück).''] In: ''Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart,'' Paderborn 1861, S. 135/136.</ref> oder zwölf<ref>[http://books.google.de/books?id=LgEOAQAAIAAJ&pg=PA101&dq=schafkopf+12+striche&hl=de&sa=X&ei=fUl-UumvHYyV7Aa6k4DoDg&ved=0CEEQ6AEwAA#v=onepage&q=schafkopf%2012%20striche&f=false ''Freiberger Bier-Comment,''] Freiberg 1862, S. 101.</ref> Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.<ref name="Schafskopf">{{Webarchiv | url=http://www.br-online.de/bayern/kult-und-brauch/schafkopfen-DID1188597362/schafkopfen-kartenspiel-geschichte-ID661188597329.xml | wayback=20080926002458 | text=Schafkopfgeschichte aus ''BR-online''}}</ref>  Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt.
[[Wikipedia:Chartres|Chartres]] ist durch die Kreuzung bedeutender ätherischer Kraftströme ausgezeichnet, wie das in gewissem Grad für jede Kultstätte, hier aber in ganz besonderem Maß gilt. Tatsächlich war schon für die [[Druiden]] das inmitten des damaligen Galliens gelegene spätere Chartres eine zentrale Kultstätte, wo die „virgo paritura“ – die Jungfrau, die gebären soll – verehrt wurde. In einer Grotte am Gipfel des Hügels von Chartres soll sich eine Statue der Jungfrau mit dem Kind auf dem Schoß befunden haben. Von den irisch-keltischen Kultstätten sagte ja [[Rudolf Steiner]], dass dort in geistiger Schau das [[Mysterium von Golgatha]] miterlebt wurde. Hier in Chartres wurde insbesondere die Christgeburt miterlebt und so war der Boden für die Aufnahme des Christentums bereits vorbereitet. In gewissem Sinn waren die Menschen hier schon Christen, ehe noch das Christentum äußerlich zu ihnen kam und als es äußerlich kam, konnte es sich bruchlos mit der hier gepflegten Tradition verbinden. So gingen die druidischen Mysterienschulen unmittelbar in die römisch-christlichen Schulen über, mit vorbereitet durch [[Wikipedia:Julius Caesar|Julius Caesar]]s Gallienfeldzug, der das römische Element hierher brachte.


== Die christlichen Kirchen in Chartres ==
Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Scha'''ff'''kopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Scha'''f'''kopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor [[Wolfgang Peschel]] Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch Schaff, vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,<ref>H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: [http://books.google.de/books?id=GChoAAAAMAAJ&q=schaffkopf&dq=schaffkopf&hl=de&sa=X&ei=pD6LU6XYJYnC7Aah84DoBQ&ved=0CEoQ6AEwADgK ''Bayerns Preussen sind die besten''] München 1979.</ref><ref name="Bayerisch Schaffkopfen">Wolfgang Peschel: ''Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schaffkopf-Vereins.'' ISBN 3-924012-31-8.</ref><ref>W. Medicus: [http://books.google.de/books?id=LIISAAAAYAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes''] Nördlingen 1867, S. 83.</ref> für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet.


[[Wikipedia:Karl der Kahle|Karl der Kahle]] weihte [[Wikipedia:876|876]] in Chartres eine [[Wikipedia:Kirche|Kirche]] und stiftete als heilige [[Wikipedia:Reliquie|Reliquie]] die [[Wikipedia:Tunika|Tunika]], die die [[Jungfrau Maria]] bei der Verkündigung von [[Jesus|Jesu]] Geburt durch den [[Erzengel Gabriel]] getragen haben soll. Chartres wurde das Zentrum der [[Wikipedia:Marienverehrung|Marienverehrung]] in [[Wikipedia:Europa|Europa]] und zog große Pilgerscharen hierher.
=== Vorläufer ===
Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch [[Doppelkopf]] und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel [[L’Hombre]] (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die [[Quadrille (Kartenspiel)|Quadrille]], und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das [[Deutsches Solo|Deutsch Solo]], gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.<ref>[http://www.skatfox.com/Geschichte.htm Zur Geschichte des Skatspiels]</ref>


Um [[Wikipedia:1000|1000]] wirkte in Chartres der große [[Fulbertus]]. Als [[Wikipedia:1020|1020]] die [[Wikipedia:Karolinger|karolingische]] Kirche durch ein Feuer vernichtet wurde, begann er noch im selben Jahr mit dem [[Wikipedia:Romanik|romanischen]] Neubau. [[Wikipedia:1134|1134]] zerstörte ein weiteres Feuer die Vorhalle und einen Turm. Der Bau der heutigen [[Wikipedia:Gotik|gotischen]] [[Wikipedia:Kathedrale|Kathedrale]] begann kurz nach [[Wikipedia:1194|1194]] und wurde mit der offizielle Weihe am [[Wikipedia:24. Oktober|24. Oktober]] [[Wikipedia:1260|1260]] vollendet.  
Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch ''Rufen'' einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im [[Bayerisches Tarock|Bayerischen Tarock]] oder verwandten Spielen.


== Beginn des «goldenen Zeitalters» unter [[Fulbertus von Chartres]] ==
=== Entstehung und Entwicklung ===
Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu [[Skat]] – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa [[Deutsches Solo]] oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“<ref>G. Hesekiel: [http://books.google.de/books?id=Rrg6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein,''] Leipzig 1845, S. 164.</ref> – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie [[Wendischer Schafkopf|Wendischer]] oder [[Deutscher Schafkopf]]. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im [[Doppelkopf]] (Kreuz-Damen) gehandhabt wird.
Die in der Pfalz<ref>[http://www.erfweiler2.de/UDN/UDN2_Bauernstoss.htm Bauernstoß]</ref> und in den USA (dort insbesondere in [[Minnesota]] und Wisconsin, vgl. [[Sheepshead]]) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses [[Deutscher Schafkopf|deutschen Schafkopfs]] aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele.


Mit der von [[Fulbertus von Chartres]] (* um 950; † 1028) ganz im [[platon]]ischen Sinn eigerichteten „Akademie“ begann das goldene Zeitalter der [[Wikipedia:Domschule|Domschule]] von Chartres. Seinen Schülern galt er geradezu als der "verehrenswürdige Sokrates".  
Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog  des Jahres 1782 ''(Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen)'' – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu [[Hazard (Würfelspiel)|Hazard]] nicht als [[Glücksspiel]] im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf [...] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.<ref>Karl Ferdinand Hommel: [http://books.google.de/books?id=bxdBAAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum,''] Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.</ref> 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen.


Fulbertus zeichnete sich vor allem auch durch seine tief innige Verehrung der [[Jungfrau Maria|Heiligen Jungfrau]] aus. Er erklärte ihren Namen als »maris stella«, Stern des Meeres: so wie der [[Wikipedia:Polarstern|Polarstern]] die Seeleute sicher durch die stürmische See leitet, so führt der Geistesstern der [[Maria]] den [[Mensch]]en auf seiner Entwicklungsbahn. In seinem berühmten ''Marien-Sermon'' erzählt er auch die ''Legende von Theophilus'', der sich dem [[Teufel]] verschrieben hat und nur dadurch gerettet werden kann, dass er sich in inbrünstiger Reue an die Jungfrau Maria wendet – das [[Ewig-Weibliche]]“ zieht uns hinan. Das [[Faust]]motiv wird hier ähnlich wie bei [[Goethe]] erlebt. Es geht also um die Verwandlung des [[Astralleib]]es zum wieder jungfräulich reinen [[Geistselbst]]. Nur in der jungfräulich reinen Seele kann das Geisteslicht geboren werden.
In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J.&nbsp;A.&nbsp;Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des [[#Das Normalspiel: Ruf-, Sau- oder Partnerspiel|Rufspiels]] in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in [[Gräfenberg]]) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.<ref>[http://books.google.de/books?id=LzNEAAAAcAAJ&pg=PA3-IA6&dq=schafkopf+spiel+bayern&hl=de&sa=X&ei=u5PnT9yRFerE4gSA16W4AQ&ved=0CFwQ6AEwBg#v=onepage&q=schafkopf%20spiel%20bayern&f=false Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg),] 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.</ref> Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das [[Bayerisches Tarock|Tarockspiel]] populärer.<ref>Karl v. Reinhardstöttner: [http://books.google.de/books?ei=35jnT5DgEsSn4gT2sZmdAQ&hl=de&id=MSNHAAAAIAAJ&dq=schafkopfspiel+bayern&q=schafkopfspiel ''Land und Leute im Bayerischen Walde,''] 1890, S. 66.</ref> Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe.


== Die [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]] ==
Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich im ''Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten'' (Amberg 1895);<ref>[http://www.schafkopfschule.de/index.php/geschichte.html Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule]</ref> der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein. Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner [[Hofbräuhaus am Platzl|Hofbräuhaus]] durch den ''Bayerischen Schafkopf-Verein e.&nbsp;V.''<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> Der Verein ''Schafkopfschule e.&nbsp;V.'' veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.<ref name="schafkopfschule regeln">[http://www.schafkopfschule.de/index.php/regeln.html Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule]</ref> Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert.


Die Umbildung der Seele kann beginnen, wenn die dafür nötigen [[Bildekräfte]] frei geworden sind. Daher fängt das Schulalter mit etwa 7 Jahren an, weil nun die grundlegende Bildung des [[Physischer Leib|physischen Körpers]] abgeschlossen ist und [[ätherisch]]e Bildekräfte frei werden, um nun formend in der Seele wirken. Alle Bildung, die die menschliche Seele zur Weisheit führt, beruht letztlich darauf, dass die Ätherkräfte formend die Seele ergreifen. Dazu ist eine geordnete Siebenzahl von [[Äther]]kräften nötig, die in der Schule von Chartres durch die Pflege der „[[Sieben freie Künste|Sieben freien Künste]]“ entfaltet wurden.
== Ziel des Spiels ==
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
|- align="center"
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''für die Spielerpartei'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''Augen Spielerpartei'''
!
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''Augen Nichtspielerpartei'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''für die Nichtspielerpartei'''
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Schwarz gewonnen
| style="background: #ffffff;" | alle Stiche gemacht
!
| style="background: #ffffff;" | keinen Stich gemacht
| style="background: #ffffff;" | Schwarz verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider gewonnen
| style="background: #ffffff;" | 91–120 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 0–29 Augen
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | einfach gewonnen
| style="background: #ffffff;" | 61–90 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 30–59 Augen
| style="background: #ffffff;" | einfach verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | einfach verloren
| style="background: #ffffff;" | 31–60 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 60–89 Augen
| style="background: #ffffff;" | einfach gewonnen
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider verloren
| style="background: #ffffff;" | 0–30 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 90–120 Augen
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider gewonnen
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Schwarz verloren
| style="background: #ffffff;" | keinen Stich gemacht
!
| style="background: #ffffff;" | alle Stiche gemacht
| style="background: #ffffff;" | Schwarz gewonnen
|}
Ziel des Spiels ist es, durch ''Stechen'' möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten ''(Augen)'' als ''gewonnen,'' mit 91 Augen als ''mit Schneider gewonnen;'' werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als ''schwarz gewonnen''. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei ''Schneider frei''.
Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen ''gewonnen'' und mit 90 Augen ''mit Schneider gewonnen'' sowie mit 30 Augen ''Schneider frei''.


Man stützte sich dabei auf die 7 hauptsächlichen ätherischen Bildekräftesphären, die den [[Planetensphären]] entsprechen und die zuerst ''naturhaft'' den [[Körper]] bilden und dann, wenn sie einmal frei geworden sind, [[Inspiration|inspirierend]] in der [[Seele]] sich bis zu [[Imagination]]en verdichten. Man musste dazu den ganzen [[Kosmos]] im Sinne des [[Geozentrisches Weltbild|geozentrischen Ptolemäischen Systems]] betrachten, dem eine Einsicht in diese geistige Realität zugrunde liegt. Das entspricht noch ganz den Anschuungen des [[Verstandesseelenzeitalter]]s.
Ausnahme bilden die als ''Tout'' angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden.
<div style="clear:both;"></div>


Damit die [[Erkenntnis]] vom [[Ich]] ganz bewusst ergriffen werden kann, muss sich erst noch die [[Bewusstseinsseele]] und damit das [[Intellekt|intellektuelle]] Selbstdenken entfalten. Dieses arbeitet nicht mit den Naturätherkräften, sondern mit jenen völlig neu durch die Tätigkeit des Ichs geschaffenen [[Herzätherkräfte]]n, die durch die [[Ätherisation des Blutes]] im [[Herz]]en entstehen und in den [[Kopf]] hinaufstrahlen. Dazu musste aber das Ptolemäische System zunächst dem [[Kopernikanisches Weltbild|kopernikanischen System]] weichen, dass ganz abstrakt die [[Sonne]] in den Mittelpunkt rückt. Die geistigen [[Inspiration]]en werden ausgelöscht und weichen zunächst einer bloß äußerlichen Berechnung. Gerade dadurch wird aber die [[Freiheit]] im Denken erobert. Und nur wie ein abstrakter Meilenzeiger steht nun die Sonne im Mittelpunkt als noch unverstandener Hinweis auf die sonnenhaften ''Herz-Michael-Christuskräfte''. Nur mit diesem freien Denken kann sich der Michael-Impuls verbinden. Davon hatten die späteren Lehrer von Chartres, namentlich [[Bernardus Sylvestris]] und [[Alanus ab Insulis]], bereits eine deutliche Vorahnung. [[Rudolf Steiner]] hat darauf sehr klar hingewiesen. Erst durch die Vereinigung des intellektuellen Selbstdenkens mit der inspirierten Gedankenwahrnehmung der geistigen Außenwelt, also des [[Aristoteles|aristotelischen]] und des [[platon]]ischen Elements, kann das eigenständige [[Geistselbst]] entfaltet werden. Dazu beizutragen, ist wesentliche Aufgabe der [[Anthroposophie]].
== Spielmaterial ==
Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des [[Spielkarte#Deutsches Blatt|Deutschen Blatts]] (in [[Franken (Region)|Franken]] auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)<ref>[http://i-p-c-s.org/pattern/franconian.html IPCS zum Fränkischen Bild]</ref> mit vier Spielern und 32 Karten ''(lange Karte'' oder ''langes Blatt)'' – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns ([[Oberpfalz]] und [[Oberfranken]]) wird hingegen die ''kurze Karte (kurzes Blatt)'' mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt.


== Pflege der Tradition ==
=== Kartenwerte ===
»Zurück zu den Alten« war geradezu das Losungswort der Schule von Chartres. Hier herrschte noch eine lebendige Tradition, die letztlich in den [[Mysterien]]schulen der [[Wikipedia:Antike]] wurzelte. Es war keine [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]] der Antike, keine Wiedergeburt, sondern ein letzter Nachklang. Nachahmend und nacherlebend galt es, diese lebendige Erinnerung zu pflegen und daraus auch einzelne neue Inspirationen zu schöpfen. So berichtet uns [[Johannes von Salisbury]]:  
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-right: 1em; border-spacing: 1px;"
|- align="center"
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Karte'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Symbol'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Wert (Augen)'''
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Ass (Spielkarte)|Ass]] (Sau)
| style="background: #ffffff;" | A
| style="background: #ffffff;" | 11
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Zehn
| style="background: #ffffff;" | 10
| style="background: #ffffff;" | 10
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[König (Spielkarte)|König]]
| style="background: #ffffff;" | K
| style="background: #ffffff;" | 4
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Ober (Spielkarte)|Ober (Bauer)]]
| style="background: #ffffff;" | O
| style="background: #ffffff;" | 3
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Unter|Unter (Wenz)]]
| style="background: #ffffff;" | U
| style="background: #ffffff;" | 2
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Neun
| style="background: #ffffff;" | 9
| style="background: #ffffff;" | 0
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Acht
| style="background: #ffffff;" | 8
| style="background: #ffffff;" | 0
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Sieben
| style="background: #ffffff;" | 7
| style="background: #ffffff;" | 0
|}


{{Zitat|Es sagte [[Bernardus von Chartres]], wir seien Zwerge, die sich auf die Schultern von Riesen gesetzt haben, auf dass wir mehr als jene und Entfernteres zu sehen vermöchten, nicht etwa durch die Schärfe unseres eigenen Gesichts oder die ragende Größe unseres Körpers, sondern weil wir in die Höhe emporgehoben und hinaufgeführt werden durch die Größe der Riesen ...|John of Salisbury}}
{| class="wikitable float-left"
|- class="hintergrundfarbe6"
! colspan="4"| Farben des bayerischen Blattes
|-
| Eichel || Grün<br />Gras || Herz || Schellen
|-
| [[Datei:Bay eichel.svg|28px|zentriert|Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay gras.svg|33px|zentriert|Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay herz.svg|32px|zentriert|Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay schellen.svg|35px|zentriert|Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten]]
|}


Eine Metapher, die viel später auch [[Wikipedia:Isaac Newton|Isaac Newton]] gebraucht hat.
{{Absatz}}


[[Adelard von Bath]], der bedeutende Übersetzer [[Wikipedia:Arabische Sprache|arabischer]] wissenschaftlicher Texte, schildert in seinem Traktat ''»de eodem et diverso«'' (»Von Demselben und dem Anderen« - ein Hinweis auf das geistige Urbild und das sinnliche Abbild) wie er zur [[Meditation]] die Stille außerhalb [[Wikipedia:Tours|Tours]] aufsuchte, wo nur der Duft der Blumen und das Rauschen der Loire zu ihm drang. Da erschienen ihm zwei Geistgestalten: die ''Philokosmie'' mit ihrem Gefolge, nämlich dem Reichtum, der Macht, der Würde, dem Ruhm und der Lust, und die ''Philosophie'' umgeben von den [[Sieben freie Künste|sieben freien Künsten]]. Die Philokosmie will ihn zur sinnlichen Lust verführen, die Philosophie aber zeigt ihm, dass die Seele der Lichtwelt entstammt und dass die 7 freien Künste die in den Leib verstrickte Seele wieder in jene geistige Höhen zu erheben vermag, in der sie vor der Geburt lebte.
Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen).
Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen.


Das Eigendenken war in der Schule von Chartres noch unwichtig, ja sogar verpönt, alles war auf die überlieferte Tradition, auf das Studium der „Alten“ gebaut. [[Berengar von Tours]] (†1088), ein Schüler des [[Fulbertus]], bei dem der [[Intellekt]] schon stark entwickelt war, hielt sich nicht daran und entfachte schon im [[Wikipedia:11. Jahrhundert|11. Jahrhundert]] einen [[Abendmahlsstreit]], indem er die [[Transsubstantiation]] leugnete. Die Kirchengeschichte nennt ihn als Ketzer, der aber stets milde behandelt wurde, weil [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Gregor VII.|Gregor VII.]], der ehemalige Mönch Hildebrand, seine schützende Hand über ihn hielt. Tatsächlich hatte sich schon seit dem [[Wikipedia:9. Jahrhundert|9. Jahrhundert]] eine sehr [[Materialismus|materialistische]] Auffassung der [[Wandlung]] durchgesetzt. Schon auf dem [[Viertes Konzil von Konstantinopel|Konzil von Konstantinopel]] ([[869]]), das u.a. auch die Lehre von der [[Trichotomie]] verworfen hatte („den Geist abgeschafft hatte“, wie sich Rudolf Steiner öfter ausdrückt), war [[Paschasius Radbertus]] mit seiner vergröberten Lehre aufgetreten, in die recht ekelhafte „Wundergeschichten“ eingestreut waren, die etwa von der Verwandlung der Hostie in blutiges Fleisch zu berichten wussten. Gegen diese materialistische Auffassung trat Berengar zurecht auf, zugleich war ihm aber auch der Begriff von der geistigen Realität der Wandlung verlorengegangen. Sie verflüchtigte sich für ihn zu einem bloß [[symbol]]ischen Akt. Er wurde damit geradezu zu einem Vorläufer des [[Nominalismus]], der die [[geist]]ige [[Wirklichkeit]] der ([[platon]]ischen) [[Ideen]] leugnete.
Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch '' Spatzen, Nichtser(le), Leere'' oder ''Luschen'' genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen.
<div style="clear:both;"></div>


== [[Alanus ab Insulis]] – Höhepunkt und Ausklang der Schule von Chartres ==
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==
Über das Leben des [[Alanus]] ist ein geheimnisvolles Dunkel gebreitet. Wie man heute annimmt, wurde er um [[Wikipedia:1128|1128]] in [[Wikipedia:Lille|Lille]] (''Insulae'' = Insel) in [[Wikipedia:Flandern|Flandern]] geboren und starb um [[Wikipedia:1203|1203]]. Keine äußeren Dokumente belegen seine unmittelbare Beziehung zur Schule von Chartres und doch ist sein Schaffen so sehr in deren Geist gehalten, dass man mit Fug und Recht behaupten darf, dass mit ihm die Schule von ihren Höhepunkt erreichte – und sie fand mit ihm, wie Alanus selbst sehr deutlich empfand, auch ihren Abschluss. Ihm war klar, dass sich die ganze Weltanschauung der Menschen ändern und sich zunächst ganz auf den abstrakten Intellekt stützen müsse, ehe man wieder zu einer unmittelbaren spirituellen Erkenntnis zurückkehren könne. [[Rudolf Steiner]] spricht darüber in seinen Arnheimer Vorträgen über das [[Karma]] der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]]:
* {{WikipediaDE|Schafkopf}}


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== Siehe auch ==
"Da sagte Alanus ab Insulis zu einem engen Kreise seiner eingeweihten Schüler: Wir schauen heute die Welt so an, daß wir noch die Mittelpunktstellung der Erde erkennen, daß wir von der Erde aus alles beurteilen. Wenn man mit dieser irdischen Anschauung, die uns zu unseren Bildern, zu unseren Imaginationen befähigt, die folgenden Jahrhunderte allein befruchten würde, dann würde die Menschheit nicht fortschreiten können. Wir müssen ein Bündnis eingehen mit den Aristotelikern, die in die Menschheit den Intellekt hereinbringen, der dann spiritualisiert werden soll und im 20. Jahrhundert in einer neuen spirituellen Weise unter den Menschen aufleuchten soll. Wenn wir jetzt die Erde als den Mittelpunkt des Kosmos anschauen, wenn wir die Planeten als um die Erde kreisend, wenn wir den ganzen Sternenhimmel, wie er sich zunächst auch für das physische Auge darbietet, so beschreiben, als wenn er sich drehen würde um die Erde, so wird aber doch einer kommen und wird sagen: Stellen wir einmal die Sonne räumlich in den Mittelpunkt des Weltensystems! Dann aber, wenn dieser kommt, der die Sonne räumlich in den Mittelpunkt des Weltalls stellt, dann wird die Weltanschauung veröden. Die Menschen werden dann nur noch die Bahnen der Planeten ausrechnen, werden nur noch die Orte der Himmelskörper angeben. Die Menschen werden von den Himmelskörpern nur sprechen wie von Gasen oder physischen Körpern, die da brennen und brennend leuchten; sie werden nur ganz mathematischmechanisch etwas von dem Sternenhimmel wissen. Aber das, was da als öde Weltanschauung sich ausbreiten wird, das hat doch eines - ein Armseliges , aber eines hat es: Wir schauen von der Erde aus die Welt an; der, der da kommen wird, wird von der Sonne aus die Welt anschauen. Er wird sein wie einer, der nur die "Richtung" angibt, die Richtung auf einen großartig bedeutsamen, mit den wunderbarsten Ereignissen und wunderbarsten Wesenheiten ausgestalteten Weg. Aber er gibt nur die abstrakte Richtung an; damit war auf die kopernikanische Weltanschauung hingedeutet, in ihrer Öde, in ihrer Abstraktheit, aber als Richtung, denn alles das muß zuerst fort, was wir mit unseren Imaginationen vertreten, so sagte Alanus ab Insulis; das muß fort, und gewissermaßen ganz abstrakt muß das Weltbild werden, fast nur wie ein Meilenzeiger auf einem Wege mit wunderbaren Denkmälern. Denn da wird in der geistigen Welt einer sein, der diesen Meilenzeiger, der für die Erneuerung der Welt nichts anderes haben wird als Richtung, nehmen wird, damit er dann, mit dem Intellektualismus zusammen, die neue Spiritualität begründen kann, einer, der nichts wird brauchen können als diesen Meilenzeiger. Das aber wird sein, wie Alanus ab Insulis sagte, Sankt Michael! Für ihn muß das Feld frei werden; er muß den Weg mit neuen Saaten besäen. Dazu muß nichts anderes da sein als Linie, mathematische Linie." {{Lit|GA 240, S 155ff}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Schafkopf}}
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* {{WikipediaDE|Schafkopf}}


== Das Ende der Schule von Chartres - die geistige Finsternis auf Erden um 1250 ==
== Literatur ==
Rudolf Steiner hat öfters erwähnt, dass etwa um [[1250]] das Erdenleben in eine geistige Finsternis getaucht war, wo selbst hohen [[Eingeweihter|Eingeweihten]] der unmittelbare Einblick in die [[geistige Welt]] verwehrt war. Gerade diese Zeit war aber höchst bedeutsam für den Übergang von der [[platon]]ischen zur [[Aristoteles|aristotelischen]] Geistesströmung:
*Paul Hammer: ''Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen.'' Leipzig 1811.
 
*Rita Danyliuk: ''Schafkopf und Doppelkopf - Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps'' Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89-994194-2.
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*Johann Andreas Schmeller: ''Bayerisches Wörterbuch'' Band III. und IV., München 1837, 2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378.
"Was Alanus ab Insulis in den Zisterzienser-Orden hineingeleitet hat, das ging dann über an die Dominikaner, die namentlich den Intellekt, in Anknüpfung an Aristoteles, pflegten. Aber es gab da eine Zwischenzeit: Im 12. Jahrhundert blühte die Schule von Chartres, und im 13. Jahrhundert begann im Dominikaner-Orden das mächtige Wirken für die Scholastik im Sinne des Aristotelismus. Die, welche als die großen Lehrer der Schule von Chartres durch die Pforte des Todes hinaufgingen in die geistige Welt, sie waren dort noch eine Weile zusammen mit den durch die Geburt herabsteigenden Dominikanern, die dann nach ihrem Herabsteigen hier den Aristotelismus begründeten. Daher müssen wir also hinschauen auf eine Zwischenzeit, wo wie in einem großen himmlischen Konzil die letzten großen Lehrer von Chartres, nachdem sie durch die Pforte des Todes gegangen waren, beisammen waren mit denen, die als Dominikaner den Aristotelismus pflegen sollten, bevor diese letzteren heruntergestiegen waren. Da wurde in der geistigen Welt der große "himmlische Vertrag" geschlossen. Die, welche da unter der Führung des Alanus ab Insulis hinaufgekommen waren in die geistige Welt, sie sagten den heruntersteigenden Aristotelikern: Unsere Zeit ist jetzt nicht auf der Erde; wir haben zunächst hier von der geistigen Welt aus zu wirken. Wir können gar nicht in irgendwelche Inkarnationen in der nächsten Zeit auf die Erde herabsteigen. Eure Aufgabe ist es jetzt, den Intellekt zu pflegen im aufgehenden Bewusstseinsseelen-Zeitalter.
*Bayer. Staatsbibliothek: ''Oberpfälzisches Zeitblatt'', III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet).
 
*Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in ''Burgau aktuell'', Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit - Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar.
Dann kamen sie herunter, die großen Scholastiker, und führten dasjenige aus, was sie mit den letzten großen Platonikern der Schule von Chartres ausgemacht hatten. Manches Bedeutende trug sich da zu. Einer, der als einer der früheren heruntergekommen war, bekam zum Beispiel eine Botschaft durch einen anderen, der noch länger als er in der geistigen Welt bei Alanus ab Insulis geblieben war, das heißt bei derjenigen geistigen Individualität, die früher Alanus ab Insulis war. Der später Herunterkommende brachte diese Botschaft, das heißt, er wirkte zusammen mit dem Älteren, und es begann so auf der Erde die Vorbereitung für das intellektualistische Zeitalter, das ja im Dominikaner-Orden seinen Anfang genommen hat. Gerade der, welcher etwas länger bei Alanus ab Insulis in der geistigen Welt geblieben war, zog zuerst das Zisterzienser-Ordenskleid an und wechselte es erst später mit dem Dominikaner-Kleid. So wirkten also nunmehr auf der Erde diejenigen, die einstmals unter dem Einflüsse desjenigen standen, was bei Aristoteles herausgekommen war, und oben "wachten" gewissermaßen, aber im Zusammenhange mit den auf der Erde wirkenden Aristotelikern, die Platoniker, die in der Schule von Chartres waren. Die geistige Welt ging mit der physischen Welt Hand in Hand. Es war gleichsam wie ein Handreichen der Aristoteliker mit den Platonikern durch das 13., 14., 15. Jahrhundert hin. Und dann waren ja auch schon wieder viele von denen, die heruntergestiegen waren, um in Europa den Aristotelismus einzuleiten, droben bei den anderen.
 
Aber die weitere Entwicklung ging so vor sich, daß sowohl die, welche in der Schule von Chartres die Führer waren, wie auch die, welche im Dominikaner-Orden die führenden Stellungen hatten, sich an die Spitze derjenigen stellten, welche in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in jenem mächtigen übersinnlichen Kultus, der sich in den angedeuteten Bildern entfaltete, die spätere anthroposophische Strömung vorbereiteten. Es mußten zunächst diejenigen wieder heruntersteigen, die mehr oder weniger als Aristoteliker gewirkt hatten; denn unter dem Einfluß des Intellektualismus war noch nicht die Zeit gekommen, um die Spiritualität neuerdings zu vertiefen. Aber es bestand eine unverbrüchliche Abmachung, die weiter wirkt. Und nach dieser Abmachung muß aus dem, was anthroposophische Bewegung ist, etwas hervorgehen, was seine Vollendung vor dem Ablaufe dieses Jahrhunderts finden muß. Denn über der Anthroposophischen Gesellschaft schwebt ein Schicksal: das Schicksal, daß viele von denjenigen, die heute in der Anthroposophischen Gesellschaft sind, bis zu dem Ablaufe des 20. Jahrhunderts wieder herunterkommen müssen auf die Erde, dann aber vereinigt mit jenen auch, die entweder selbst führend waren in der Schule von Chartres oder die Schüler von Chartres waren. So daß vor dem Ablaufe des 20. Jahrhunderts, wenn die Zivilisation nicht in die völlige Dekadenz kommen soll, auf der Erde die Platoniker von Chartres und die späteren Aristoteliker zusammenwirken müssen." {{Lit|GA 240, S 155ff}}
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Von hier gingen die wesentlichen Impulse zu der im Geistigen im [[Wikipedia:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]] begründeten [[Michael-Schule]] und der von [[Michael]] Ende des [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18.]] und bis in die erste Hälfte des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s in der geistigen Welt eingerichtete himmlischen Kultus aus, durch den das [[1879]] beginnende [[Michael-Zeitalter]] vorbereitet werden sollte. Die mächtigen kosmischen Imaginationen, in denen dieser himmlische Kultus Michaels lebte, wurden später zum eigentlichen Inhalt der Anthroposophie und spiegeln sich in gedämpfter Form auch in [[Goethes Märchen]] wider.
== Weblinks ==
{{wikibooks|Kartenspiele:_Schafkopf|Schafkopf}}
{{wiktionary|Schafkopf}}
* [http://www.schafkopfschule.de/ Aktuelle Regeln auf Schafkopfschule.de]


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== Einzelnachweise ==
"Die letzten Großen der Schule von Chartres waren eben in der geistigen Welt angekommen.
<references />
Diejenigen Individualitäten, die die Hochblüte der Scholastik einleiteten,
waren noch in der geistigen Welt. Und einer der wichtigsten Ideen-Austausche hinter
den Kulissen der menschlichen Entwickelung spielte sich ab im Beginne des dreizehnten
Jahrhunderts zwischen denen, die noch den alten schauenden Platonismus
hinaufgetragen haben aus der Schule von Chartres in die übersinnliche Welt, und diejenigen,
die sich dazu bereiteten, den Aristotelismus herunterzutragen als den großen
Übergang für die Herbeiführung einer neuen Spiritualität, die in der Zukunft hereinfluten
soll in die Entwickelung der Menschheit. Da kam man überein, indem gerade
diese Individualitäten, die aus der Schule von Chartres herstammen, denen sagten,
die sich eben anschickten, herunterzusteigen in die sinnlich-physische Welt und den
Aristotelismus in der Scholastik als das richtige Element des Zeitalters zu pflegen: Für
uns ist zunächst ein Erdenwirken nicht möglich, wir bleiben hier oben. Und so blieben
denn, ohne daß sie in maßgeblichen Erdeninkarnationen bisher eintraten, die Geister
von Chartres in der übersinnlichen Welt. Aber sie wirkten mächtig mit bei der Gestaltung
jener grandiosen Imagination, die gestaltet wurde in der ersten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts". {{Lit|GA 237, 98f}}
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== Die Schule von Orléans ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4239489-2}}
Um 1200 hatte die Schule von Chartres ihren Gipfelpunkt überschritten und [[Wikipedia:Paris|Paris]] trat als Zentrum der [[Scholastik]] immer mehr hervor. In Paris reifte die intellektuelle dialekti-sche Denkmethode heran, während sich manches von dem in Chartres gepflegten Geist noch in der Schule von [[Wikipedia:Orléans|Orléans]] bewahrte, worauf auch [[Rudolf Steiner]] hingewiesen hat. Diesen Gegensatz von Paris und Orléans greift auch [[Henri d’Andeli]] [[Wikipedia:1230|1230]] in seinem bedeutsamen Gedicht »[[La bataille des VII arts]]« auf. Der Kampf wogt zwischen Paris und Orléans, zwischen der Dialectica (Logica) und der Grammatica, zwischen der Logik und der Urkraft des Wortes. Am Ende siegt die Logica und die Dialectica muss sich in die Gegend zwischen Orléans und Blois zurückziehen. So werden die Dinge 30 Jahre lang bleiben, schreibt d’Andeli, Nichtigkeit und Hohlheit werden herrschen, dann aber werden neue Menschen kommen, die sich wieder der Grammatik, dem Wort, zuwenden werden.
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge III'', [[GA 237]] (1991)
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge VI'', [[GA 240]] (1986), Arnheim, 18. Juli 1924


{{GA}}
[[Kategorie:Kartenspiel mit traditionellem Blatt]]


[[Kategorie:Schule von Chartres]]
{{Wikipedia}}

Version vom 16. August 2019, 20:29 Uhr

Schafkopf ist ein traditionelles deutsches Kartenspiel. In seiner heutigen Gestalt als Bayerischer Schafkopf oder Bayerisch-Schafkopf ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele Bayerns und angrenzender Regionen. Es gilt als Kulturgut und Teil der altbayrischen und der fränkischen Lebensart.

Schafkopf, Bayerisches Blatt

Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins[1] oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.[2] Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa Skat – kaum als Sport, sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können.

Geschichte

Etymologie

Zum Ursprung des Wortes Schafkopf gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind.

Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun[3] oder zwölf[4] Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.[5] Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt.

Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Schaffkopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Schafkopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor Wolfgang Peschel Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch Schaff, vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,[6][1][7] für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet.

Vorläufer

Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch Doppelkopf und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel L’Hombre (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die Quadrille, und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das Deutsch Solo, gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.[8]

Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch Rufen einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im Bayerischen Tarock oder verwandten Spielen.

Entstehung und Entwicklung

Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu Skat – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa Deutsches Solo oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“[9] – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie Wendischer oder Deutscher Schafkopf. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im Doppelkopf (Kreuz-Damen) gehandhabt wird. Die in der Pfalz[10] und in den USA (dort insbesondere in Minnesota und Wisconsin, vgl. Sheepshead) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses deutschen Schafkopfs aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog des Jahres 1782 (Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen) – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu Hazard nicht als Glücksspiel im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf [...] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.[11] 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen.

In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J. A. Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des Rufspiels in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in Gräfenberg) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.[12] Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das Tarockspiel populärer.[13] Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe.

Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich im Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten (Amberg 1895);[14] der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein. Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner Hofbräuhaus durch den Bayerischen Schafkopf-Verein e. V.[1] Der Verein Schafkopfschule e. V. veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.[2] Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert.

Ziel des Spiels

für die Spielerpartei Augen Spielerpartei Augen Nichtspielerpartei für die Nichtspielerpartei
Schwarz gewonnen alle Stiche gemacht keinen Stich gemacht Schwarz verloren
mit Schneider gewonnen 91–120 Augen 0–29 Augen mit Schneider verloren
einfach gewonnen 61–90 Augen 30–59 Augen einfach verloren
einfach verloren 31–60 Augen 60–89 Augen einfach gewonnen
mit Schneider verloren 0–30 Augen 90–120 Augen mit Schneider gewonnen
Schwarz verloren keinen Stich gemacht alle Stiche gemacht Schwarz gewonnen

Ziel des Spiels ist es, durch Stechen möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten (Augen) als gewonnen, mit 91 Augen als mit Schneider gewonnen; werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als schwarz gewonnen. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei Schneider frei. Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen gewonnen und mit 90 Augen mit Schneider gewonnen sowie mit 30 Augen Schneider frei.

Ausnahme bilden die als Tout angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden.

Spielmaterial

Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des Deutschen Blatts (in Franken auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)[15] mit vier Spielern und 32 Karten (lange Karte oder langes Blatt) – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns (Oberpfalz und Oberfranken) wird hingegen die kurze Karte (kurzes Blatt) mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt.

Kartenwerte

Karte Symbol Wert (Augen)
Ass (Sau) A 11
Zehn 10 10
König K 4
Ober (Bauer) O 3
Unter (Wenz) U 2
Neun 9 0
Acht 8 0
Sieben 7 0
Farben des bayerischen Blattes
Eichel Grün
Gras
Herz Schellen
Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten
Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten
Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten
Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten
Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten
Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten
Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten
Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten

Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen). Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen.

Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch Spatzen, Nichtser(le), Leere oder Luschen genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Paul Hammer: Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen. Leipzig 1811.
  • Rita Danyliuk: Schafkopf und Doppelkopf - Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89-994194-2.
  • Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch Band III. und IV., München 1837, 2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378.
  • Bayer. Staatsbibliothek: Oberpfälzisches Zeitblatt, III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet).
  • Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in Burgau aktuell, Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit - Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar.

Weblinks

 Wikibooks: Schafkopf – Lern- und Lehrmaterialien
 Wiktionary: Schafkopf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Wolfgang Peschel: Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schaffkopf-Vereins. ISBN 3-924012-31-8.
  2. 2,0 2,1 Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule
  3. F.W. Grimme: Anmerkungen zu Schwameldirk (En Fastowendstück). In: Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart, Paderborn 1861, S. 135/136.
  4. Freiberger Bier-Comment, Freiberg 1862, S. 101.
  5. Schafkopfgeschichte aus BR-online (Memento vom 26. September 2008 im Internet Archive)
  6. H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: Bayerns Preussen sind die besten München 1979.
  7. W. Medicus: Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes Nördlingen 1867, S. 83.
  8. Zur Geschichte des Skatspiels
  9. G. Hesekiel: Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein, Leipzig 1845, S. 164.
  10. Bauernstoß
  11. Karl Ferdinand Hommel: Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum, Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.
  12. Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg), 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.
  13. Karl v. Reinhardstöttner: Land und Leute im Bayerischen Walde, 1890, S. 66.
  14. Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule
  15. IPCS zum Fränkischen Bild


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