Vasuki und Schafkopf: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Bishnu.jpg|thumb|Vishnu als Narayana von fünfköpfigem Shesha bewacht, in linker Hand Muschel. Parashurameshvara-Tempel, [[Wikipedia:Bhubaneshwar|Bhubaneshwar]], 8. Jahrhundert]]
'''Schafkopf''' ist ein traditionelles deutsches [[Kartenspiel]]. In seiner heutigen Gestalt als '''Bayerischer Schafkopf''' oder '''Bayerisch-Schafkopf''' ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele [[Bayern]]s und angrenzender Regionen. Es gilt als Kulturgut und Teil der [[Altbayern|altbayrischen]] und der [[Franken (Region)|fränkischen]] Lebensart.
'''Vasuki''' ([[Sanskrit]], auch ''Basuki'') ist in der [[Indische Mythologie|indischen Mythologie]] ein König der Schlangen ([[Naga (Mythologie)|Nagas]]). Er spielt seine wichtigste Rolle als Seil beim [[Kosmogonie|Schöpfungsmythos]] vom [[Milchozean|Quirlen des Milchozeans]]. Vasuki ist auch ein Attribut [[Shiva]]s, um dessen Hals hängend er dargestellt wird.  


Die „unendliche" '''Shesha''' mit tausend Köpfen ist [[Vishnu]] zugeordnet, Vasuki mit Juwelenkrone auf dem Haupt gehört zum Götterkreis um Shiva, in den meisten Mythenschilderungen handelt es sich jedoch nur um einen anderen Namen für dieselbe Schlange.<ref>John Dowson: ''Hindu Mythology and Religion. Geography, History and Literature.'' 1894. Fortlaufend Neuauflagen</ref>
[[Datei:Schafkopf.jpg|297px|mini|Schafkopf, Bayerisches Blatt]]


In einer Zeit vor der Erschaffung der Welt ruhte auf dem Grund des kosmischen Ozeans die Weltenschlange '''Ananta-Shesha''', auf der nach [[Hinduismus|hinduistischen ]] und früh[[Buddhismus|buddhistischen]] Erzählungen [[Vishnu]] als [[Narayana]] liegt oder sitzt. Als erster Schöpfungsakt trat aus Narayanas Bauchnabel eine Lotosknospe hervor, auf der [[Brahma]] als der personifizierte Schöpfungsaspekt Vishnus sitzt.
Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.<ref name="schafkopfschule regeln" /> Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa [[Skat]] – kaum als Sport, sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können.


== Indische Schlangenkönige in Schöpfungsmythen ==
== Geschichte ==
Unter beiden Namen ist die Schlange in ihrer ursprünglichen Eigenschaft Symbol der kosmischen Energie für den Schöpfungsakt. Dass Schlangen sich durch Häutung immer wieder erneuern, fügt sich in die Vorstellung periodisch wiederkehrender [[Weltzeitalter]] ein.
=== Etymologie ===
Zum Ursprung des Wortes ''Schafkopf'' gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind.


=== Shesha – Vasuki ===
Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun<ref>[[Friedrich Wilhelm Grimme|F.W. Grimme]]: [http://books.google.de/books?id=oaEOAQAAIAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Anmerkungen zu ''Schwameldirk (En Fastowendstück).''] In: ''Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart,'' Paderborn 1861, S. 135/136.</ref> oder zwölf<ref>[http://books.google.de/books?id=LgEOAQAAIAAJ&pg=PA101&dq=schafkopf+12+striche&hl=de&sa=X&ei=fUl-UumvHYyV7Aa6k4DoDg&ved=0CEEQ6AEwAA#v=onepage&q=schafkopf%2012%20striche&f=false ''Freiberger Bier-Comment,''] Freiberg 1862, S. 101.</ref> Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.<ref name="Schafskopf">{{Webarchiv | url=http://www.br-online.de/bayern/kult-und-brauch/schafkopfen-DID1188597362/schafkopfen-kartenspiel-geschichte-ID661188597329.xml | wayback=20080926002458 | text=Schafkopfgeschichte aus ''BR-online''}}</ref>  Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt.
[[Bild:Shiva Nataraja Musée Guimet 25971.jpg|thumb|Shiva als Nataraja. [[Wikipedia:Chola|Chola]]-Dynastie, 11. Jahrhundert. Attribute: Im Haar Flussgöttin Ganga, in der rechten oberen Hand die Sanduhrtrommel ''[[Wikipedia:Damaru|Damaru]]'' als Zeichen der Schöpfung, in der linken geöffneten Handfläche Feuer als Symbol der Vernichtung des Universums. Shiva selbst in der Mitte vereinigt die Polaritäten, er steht mit einem Fuß auf [[Apasmara]], dem Dämon der Blindheit = muss auf dem Weg zur Erlösung überwunden werden. Umgeben von Flammenaureole. Höhepunkt des südindischen Bronzegusses.]]
Es gibt einen Unterschied im Temperament der beiden Hauptgötter und der jeweiligen Schlangen, zumindest was ihr Handeln in den Schöpfungsgeschichten betrifft: Narayana ruht in Meditation versunken, quasi voraus träumend lässt er die Welt entstehen. Dazu passt die neunköpfig abgebildete Schlange Shesha („die Bleibende", „der Rest"), die nach Erschaffung der Welt am Urgrund zurück bleibt. Mit den breiten aufgeblasenen Köpfen des Shesha werden alle nachkommenden Schlangenwesen dargestellt. Auch wenn Narayana auf Shesha als ''Adimurti'' („erste Erscheinung") sitzt, mit den seinen Kopf beschirmenden Schlangenhäuptern strahlt er eine reife Gelassenheit aus.


Shiva trägt, vor allem in Nordindien, die Schlange als Zeichen kosmischer Energie und daraus abgeleitet als Fruchtbarkeitssymbol. Shivas Wirken entfaltet sich aber in der Bewegung, die bis zur Ekstase reichen kann, wenn er sich, um die Welt zu erschaffen, als [[Nataraja]] im kosmischen Tanz dreht. Shiva ist auch der aktiv Handelnde, wenn er beim Quirlen des Milchozeans das blaue Gift austrinkt, das Vasuki, als Seil um den Berg Mandara gewickelt, beim Gedrehtwerden ausspeit. Ausgangspunkt ist nicht die uranfängliche Einheit, sondern es sind Polaritäten, die er in sich zusammen führt. Mit Schlangen um Hals und Handgelenk verschmilzt er mit seiner Gattin [[Parvati]] zum uranfänglichen Paar.
Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Scha'''ff'''kopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Scha'''f'''kopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor [[Wolfgang Peschel]] Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch Schaff, vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,<ref>H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: [http://books.google.de/books?id=GChoAAAAMAAJ&q=schaffkopf&dq=schaffkopf&hl=de&sa=X&ei=pD6LU6XYJYnC7Aah84DoBQ&ved=0CEoQ6AEwADgK ''Bayerns Preussen sind die besten''] München 1979.</ref><ref name="Bayerisch Schaffkopfen">Wolfgang Peschel: ''Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schaffkopf-Vereins.'' ISBN 3-924012-31-8.</ref><ref>W. Medicus: [http://books.google.de/books?id=LIISAAAAYAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes''] Nördlingen 1867, S. 83.</ref> für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet.


=== Abstammung der Schlangen ===
=== Vorläufer ===
Die in Palästen in der Unterweltregion ''(Patala)'' lebenden Schlangen wurden wegen ihrer magischen Kräfte bereits in vorarischer Zeit verehrt. Schlangensteine (''Nagakal'') der [[Wikipedia:Indische Volksreligion|Volkskulte]] finden sich zahlreich auf Feldern und innerhalb der Tempel der Hochgötter. Es sollen um die tausend Nagas die Patala-Region bevölkern, die alle, einschließlich Vasuku und Shesha von [[Kadru]], der Schlangenurmutter und Tochter des Daksha, dem ziegenköpfigen Sohn des Brahma, und dem Heiligen [[Kashyapa (Hinduismus)|Kashyapa]] abstammen. Kashyapa ist außerdem Vater aller [[Devas]] (Halbgötter), [[Asuras]] (Dämonen) und der Menschen. Diese Abstammungsgeschichte steht im [[Mahabharata]],<ref>Mahabharata, Adi Parva 13-58</ref> für Schöpfungsmythen ist ansonsten das Vishnu-[[Puranas|Purana]] am ergiebigsten, dort wird die Geschichte ähnlich beschrieben.
Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch [[Doppelkopf]] und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel [[L’Hombre]] (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die [[Quadrille (Kartenspiel)|Quadrille]], und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das [[Deutsches Solo|Deutsch Solo]], gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.<ref>[http://www.skatfox.com/Geschichte.htm Zur Geschichte des Skatspiels]</ref>


Wird Shesha vermenschlicht dargestellt, dann purpurfarben mit weißer Halskette und Pflug und Stößel in den Händen. Die Unterweltpaläste werden als luxuriös beschrieben, Beinamen sind ''Mani-mandapa'' („Juwelenpalast") oder ''Mani-bhitti'' („Juwelen umgeben"). Vasukis Krone heißt auch ''Mani-dwipa'' („Insel der Juwelen").
Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch ''Rufen'' einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im [[Bayerisches Tarock|Bayerischen Tarock]] oder verwandten Spielen.


Der Ursprung der Schlangenverehrung ist vorhinduistisch und reicht in die [[Wikipedia:Indus-Kultur|Industalkultur]] zurück. In [[Wikipedia:Mohenjo Daro|Mohenjo Daro]] wurden Siegel mit Schlangen als Adoranten gefunden. Auf Siegeln dieser Zeit, Mitte 3. Jahrtausend v. Chr., ist auch Pashupati („Herr der Tiere") zu sehen, der bis heute in Nordindien und Nepal verehrt wird und neben den vedischen Göttern [[Rudra]] (Sturmwind) und [[Agni]] (Feuer) Vorläufer von Shiva war. Der mit Stierhörnern auf dem Kopf ausgestattete Pashupati sitzt in der Mitte zwischen kleineren Tieren und eingerahmt von zwei gekrümmten Schlangen.<ref>Anneliese und Peter Keilhauer: ''Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik.'' Köln 1983, S. 115f</ref>
=== Entstehung und Entwicklung ===
Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu [[Skat]] – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa [[Deutsches Solo]] oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“<ref>G. Hesekiel: [http://books.google.de/books?id=Rrg6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein,''] Leipzig 1845, S. 164.</ref> – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie [[Wendischer Schafkopf|Wendischer]] oder [[Deutscher Schafkopf]]. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im [[Doppelkopf]] (Kreuz-Damen) gehandhabt wird.
Die in der Pfalz<ref>[http://www.erfweiler2.de/UDN/UDN2_Bauernstoss.htm Bauernstoß]</ref> und in den USA (dort insbesondere in [[Minnesota]] und Wisconsin, vgl. [[Sheepshead]]) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses [[Deutscher Schafkopf|deutschen Schafkopfs]] aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele.


=== Wasserelement ===
Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog  des Jahres 1782 ''(Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen)'' – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu [[Hazard (Würfelspiel)|Hazard]] nicht als [[Glücksspiel]] im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf [...] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.<ref>Karl Ferdinand Hommel: [http://books.google.de/books?id=bxdBAAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum,''] Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.</ref> 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen.
Einer der acht [[Lokapala|Weltenhüter]] ist Varuna, der zur vedischen Frühzeit die himmlischen Wasser verkörperte und später zum Meeres- und Regengott wurde. In dieser Eigenschaft sind seine Attribute Lotos, Muschel und Schlange, mit denen allgemein das Element Wasser symbolisiert wird.


[[Bild:Ganga Mahabalipuram.jpg|thumb|Herabkunft der Ganga. Mahabalipuram, 7. Jahrhundert. Natürliche Felsspalte in der Mitte des 14 m hohen und 32 m breiten Granitfelsens. Insgesamt über 100 Figuren. Links quadratischer Vimana-Tempel, darüber Arjuna (laut Mahabharata) oder Bhagiratha (laut Ramayana) in Askese, daneben Adoranten im Knieflug, rechts weitere Schlangen in Anbetungsgeste]]
In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J.&nbsp;A.&nbsp;Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des [[#Das Normalspiel: Ruf-, Sau- oder Partnerspiel|Rufspiels]] in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in [[Gräfenberg]]) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.<ref>[http://books.google.de/books?id=LzNEAAAAcAAJ&pg=PA3-IA6&dq=schafkopf+spiel+bayern&hl=de&sa=X&ei=u5PnT9yRFerE4gSA16W4AQ&ved=0CFwQ6AEwBg#v=onepage&q=schafkopf%20spiel%20bayern&f=false Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg),] 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.</ref> Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das [[Bayerisches Tarock|Tarockspiel]] populärer.<ref>Karl v. Reinhardstöttner: [http://books.google.de/books?ei=35jnT5DgEsSn4gT2sZmdAQ&hl=de&id=MSNHAAAAIAAJ&dq=schafkopfspiel+bayern&q=schafkopfspiel ''Land und Leute im Bayerischen Walde,''] 1890, S. 66.</ref> Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe.
Eines der größten Flachreliefs Indiens wurde im 7. Jahrhundert im südindischen [[Wikipedia:Mamallapuram|Mahabalipuram]] aus einer Felswand gemeißelt und heißt "Arjunas Buße", weil es den Helden aus dem Mahabharata asketisch auf einem Bein stehend zeigt, oder "Herabkunft der Ganga", weil derselbe Asket als König Bhagiratha interpretiert wird. In einer alten Zeit hatte sich die heilige [[Wikipedia:Ganges|Ganga]] in den Himmel zurückgezogen. König Bhagiratha verließ sein Reich, begab sich in den Himalaya und nach tausendjährigem Verharren in dieser Stellung hatte er bei Brahma gezwungenermaßen einen Wunsch frei. Er wünschte sich das Wasser der Ganga wieder auf die Erde, um den Bestattungsritus an seinen Ahnen endlich vollziehen zu können. Die Ganga floss mit solcher Wucht an der 32 Meter langen Felswand herab, dass die Wassermassen nur von Shivas Haaren gebremst werden konnten. Eine Felsspalte in der Mitte zeigt Ganga, symbolisiert durch den riesigen Schlangenkönig mit menschlichem Oberkörper und Kobrahaube. Wie er sich nach oben windet, folgt ihm seine etwas kleinere Gefährtin, die Schlangenkönigin (''Nagini''). Darunter erhebt sich noch eine weitere Schlange.


Schlangen erscheinen zu Beginn der Regenzeit. Wasser und die Erde, aus der sie hervorkriechen, verweisen auf Fruchtbarkeit. Deshalb stehen die Nagakals, Votivsteine, die Schlangenreliefs wie beispielsweise zwei zopfartig symmetrisch angeordnete Schlangen oder ein personifiziertes Schlangenpaar zeigen, an Seen, unter Bäumen oder in Außenbereichen von Tempeln, die von Frauen mit Kinderwunsch aufgesucht werden. Zahlreiche Tempel wurden an Seen oder Quellen errichtet, ein Teil derselben wurde zu überregionalen Pilgerzentren. Die Schlange gelangte als Wortbestandteil „Naga", „Nag" in die Namen indischer Städte. Im indischen Volkskult bleibt mit dem Schlangenpaar ein Mythos lebendig, der schon im 3. Jahrtausend v. Chr. im Industal und auch im Zweistromland bekannt war.
Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich im ''Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten'' (Amberg 1895);<ref>[http://www.schafkopfschule.de/index.php/geschichte.html Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule]</ref> der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein. Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner [[Hofbräuhaus am Platzl|Hofbräuhaus]] durch den ''Bayerischen Schafkopf-Verein e.&nbsp;V.''<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> Der Verein ''Schafkopfschule e.&nbsp;V.'' veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.<ref name="schafkopfschule regeln">[http://www.schafkopfschule.de/index.php/regeln.html Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule]</ref> Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert.


==== Vishnu als Eber ====
== Ziel des Spiels ==
Durch Negation entstehen Paare als Gegensätze, die als Gegenkräfte wirksam werden. Der welttragenden Shesha steht eine urplötzlich die Ordnung aufbrechende Riesenschlange gegenüber. Zu Beginn des derzeitigen [[Kaliyuga|Weltzeitalters]] riss diese Schlange die von Brahma eben erst fertiggestellte Erde in den Urozean hinunter. In der nun folgenden Geschichte soll Vishnu Schöpferkraft über Brahmas Welt verliehen werden, es ist einer der zahlreichen Taucher-Mythen. Der Brunnen, aus dem etwas herauf gehoben werden musste, ist hier der Urozean, an dessen Grund Vishnu in [[Avatara|Gestalt]] des Ebers [[Varaha]] die Schlange überwältigte. Dadurch befreite er die Erde und brachte sie zur Oberfläche zurück. Es gibt die gleiche Welt unter negativen Vorzeichen, durch deren Vernichtung ein neues Zeitalter beginnen kann.<ref>Heinrich Zimmer: ''Indische Mythen und Symbole. Vishnu, Shiva und das Rad der Wiedergeburten.'' Köln 1981, S. 88ff</ref>
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
|- align="center"
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''für die Spielerpartei'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''Augen Spielerpartei'''
!
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''Augen Nichtspielerpartei'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="180"| '''für die Nichtspielerpartei'''
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Schwarz gewonnen
| style="background: #ffffff;" | alle Stiche gemacht
!
| style="background: #ffffff;" | keinen Stich gemacht
| style="background: #ffffff;" | Schwarz verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider gewonnen
| style="background: #ffffff;" | 91–120 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 0–29 Augen
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | einfach gewonnen
| style="background: #ffffff;" | 61–90 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 30–59 Augen
| style="background: #ffffff;" | einfach verloren
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | einfach verloren
| style="background: #ffffff;" | 31–60 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 60–89 Augen
| style="background: #ffffff;" | einfach gewonnen
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider verloren
| style="background: #ffffff;" | 0–30 Augen
!
| style="background: #ffffff;" | 90–120 Augen
| style="background: #ffffff;" | mit Schneider gewonnen
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Schwarz verloren
| style="background: #ffffff;" | keinen Stich gemacht
!
| style="background: #ffffff;" | alle Stiche gemacht
| style="background: #ffffff;" | Schwarz gewonnen
|}
Ziel des Spiels ist es, durch ''Stechen'' möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten ''(Augen)'' als ''gewonnen,'' mit 91 Augen als ''mit Schneider gewonnen;'' werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als ''schwarz gewonnen''. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei ''Schneider frei''.
Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen ''gewonnen'' und mit 90 Augen ''mit Schneider gewonnen'' sowie mit 30 Augen ''Schneider frei''.


Tempelreliefs zeigen zumeist eine andere Version der Geschichte: Varaha vernichtet anstatt der Schlange den Dämon Hiranyaksha, der besiegt unter seinen Füßen zu liegen kommt. Auf seinen Hauern trägt der Eber die Erde als zierliche Frauenfigur Bhu-Devi.
Ausnahme bilden die als ''Tout'' angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden.
<div style="clear:both;"></div>


==== Vishnu als Fisch ====
== Spielmaterial ==
Eine Version des Sintflut-Mythos wird im Matsya-Purana geschildert. Noah heißt diesmal Manu Satyavrata. Der erste Mensch bekam den kleinen Fisch [[Matsya]], eine Gestalt Vishnus, in seine Hände. Er zog ihn in immer größeren Krügen auf und musste ihn, weil er so groß geworden war, zuletzt dem Ozean übergeben, wo Matsya zu einem Riesenfisch heranwuchs. Matsya sagte die Sintflut voraus, vor der Satyavrata mit den Seinen, allen Tieren und mit Saatgut in ein Schiff flüchtete. Matsya zog mit Vasuki als Seil das Schiff zum Berg [[Kailash]]. Als Flutbringer und Gegenspieler Vishnus trat der Dämon Hayagriva auf, der von Matsya vernichtet werden musste. Die Herabkünfte Vishnus in zehn verschiedenen Gestalten, deren erste Matsya ist, haben vornehmlich die Aufgabe, die Ordnung der Welt oder der Menschen wieder herzustellen.
Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des [[Spielkarte#Deutsches Blatt|Deutschen Blatts]] (in [[Franken (Region)|Franken]] auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)<ref>[http://i-p-c-s.org/pattern/franconian.html IPCS zum Fränkischen Bild]</ref> mit vier Spielern und 32 Karten ''(lange Karte'' oder ''langes Blatt)'' – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns ([[Oberpfalz]] und [[Oberfranken]]) wird hingegen die ''kurze Karte (kurzes Blatt)'' mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt.


=== Milchozean ===
=== Kartenwerte ===
Die bekannteste Verwendung Vasukis als Seil ist in der Schöpfungsgeschichte vom Quirlen des Milchozeans, die in Variationen in den wichtigsten heiligen Schriften erwähnt wird. In seiner zweiten Herabkunft als [[Kurma]] musste Vishnu in den Urozean abtauchen, um den Berg Mandara zu heben und ihm festen Halt zu verleihen. Es ist der Kampf zwischen Göttern (''Suras'') und Dämonen (''Asuras'') um die Vorherrschaft in der Welt, im Einzelfall wird um den Unsterblichkeitstrank Amrita gestritten, der zur Sicherung dieser Vorherrschaft notwendig ist. Um aus dem Milchozean Amrita zu gewinnen, zogen die Parteien im Wechsel an beiden Enden des als Seil um den Berg geschlungenen Vasuki. Der Berg drehte sich. Vom Quirlen überanstrengt spie die Schlange das blaue Gift Halahala, das begann beide Parteien zu lähmen und blind zu machen. Weil Shiva zur Errettung von Göttern und Dämonen das Gift in einer Schale sammelte und trank, bekam er den Beinamen Nilakantha ("blaue Kehle"). In seiner rechten unteren Hand hält er noch die Giftschale. Am Ende der Geschichte wurden 14 Kostbarkeiten aus dem Milchozean gewonnen, die die Götter später brauchen werden. Die Dämonen waren degradiert, da ihnen das Amrita vorenthalten werden konnte, und die Welt war im Gleichgewicht.<ref>Englischer Text vom Quirlen des Milchozeans im [http://www.sacred-texts.com/hin/m01/m01019.htm Mahabharata, Astika Parva, Kap. 18,] im [http://www.sacred-texts.com/hin/rama/ry045.htm Ramayana, Kap. 45] und im [http://www.sacred-texts.com/hin/vp/vp044.htm Vishnu-Purana, Kap. 9.]</ref>
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-right: 1em; border-spacing: 1px;"
|- align="center"
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Karte'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Symbol'''
| style="background: #c0c8f8;" ! width="120"| '''Wert (Augen)'''
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Ass (Spielkarte)|Ass]] (Sau)
| style="background: #ffffff;" | A
| style="background: #ffffff;" | 11
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | Zehn
| style="background: #ffffff;" | 10
| style="background: #ffffff;" | 10
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[König (Spielkarte)|König]]
| style="background: #ffffff;" | K
| style="background: #ffffff;" | 4
|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Ober (Spielkarte)|Ober (Bauer)]]
| style="background: #ffffff;" | O
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|- align="center"
| style="background: #ffffff;" | [[Unter|Unter (Wenz)]]
| style="background: #ffffff;" | U
| style="background: #ffffff;" | 2
|- align="center"
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|- align="center"
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| style="background: #ffffff;" | 7
| style="background: #ffffff;" | 0
|}


[[Wikipedia:Kambodscha|Kambodscha]] stand ab dem 4. Jahrhundert unter indischem Einfluss. Vom 7. Jahrhundert bis zum Untergang des [[Wikipedia:Angkor#Geschichte|Khmer-Reichs]] wurde, häufiger als in Indien, die Geschichte vom Quirlen des Milchozeans an Tempelfassaden in Stein gehauen. Keine Darstellung ist eleganter und in den Details aufwändiger als das fast 50 Meter lange Relief am [[Wikipedia:Angkor Wat|Angkor Wat]] aus dem 13. Jahrhundert. Auf dieser Länge wurden 91 Dämonen und gegenüber 88 Götter untergebracht, die einen halten das Kopfende, die anderen den Schwanz fest umklammert.
{| class="wikitable float-left"
|- class="hintergrundfarbe6"
! colspan="4"| Farben des bayerischen Blattes
|-
| Eichel || Grün<br />Gras || Herz || Schellen
|-
| [[Datei:Bay eichel.svg|28px|zentriert|Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay gras.svg|33px|zentriert|Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay herz.svg|32px|zentriert|Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten]]
| [[Datei:Bay schellen.svg|35px|zentriert|Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten]]
|}


== Vasuki als Beschützer ==
{{Absatz}}
Vorsichtig ist der Umgang mit der kosmischen Schlange im praktischen Alltag. Im Bau eines Hauses wird die Weltschöpfung wiederholt. Mit der Befestigung des Baugrundes (der Erde) muss die Schlange festgehalten werden, die im Chaos liegend die Welt trägt. Damit die Schlange Nagabandha gebannt wird, die sich im Boden unter dem Bauwerk im Jahresverlauf um sich selbst dreht, und damit zunächst Ordnung entsteht, werden Rituale vollzogen. Dann sorgt die Schlange für gute Verbindung zwischen Unter- und Menschenwelt.<ref>[[Wikipedia:Klaus Fischer (Indologe)|Klaus Fischer]] und Christa-M. Friederike Fischer: ''Indische Baukunst islamischer Zeit.'' Baden-Baden 1976, S. 20,94,95. – ''Nagabandha'' heißt auch der Schlangengürtel um [[Ganesh]]s Bauch.</ref>


[[Bild:Indischer Maler um 1640 001.jpg|thumb|Krishna tanzt auf den fünf Köpfen des Schlangendämons Kaliya, den er zuvor bezwingen musste, geehrt von Naginis (Schlangendamen) anstelle der sonst üblichen Gopis (Hirtinnen). Einer der Scherze des jugendlichen Krishna. Obere Hälfte Palastszene mit [[Weltenbaum|Lebensbaum]]. Entstanden unter [[Wikipedia:Mogulreich|Mogul]]-Einfluss. Miniatur in Manuskrikpt des [[Bhagavatapurana|Bhagavata-Purana]]. Bundi-Schule um 1640. [[Wikipedia:Rajasthan|Rajasthan]]]]
Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen).
[[Bild:Buddha sukhothainagbrok.jpg|thumb|Meditierender Buddha, von Muchalinda bewacht. Wat Chedi Chet Thaeo, Si Satchanalai, 14. Jahrhundert. Thailand. [[Wikipedia:Buddha-Statue (Thailand)|Sukhothai-Stil]]]]
Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen.


Die achte Herabkunft Vishnus ist die dunkelhäutige Menschengestalt des [[Krishna]], der sich in seinen späteren Jahren vor der großen Schlacht, die in der [[Bhagavad Gita]] geschildert wird, als der Göttliche zu erkennen gibt. Im 10. Kapitel offenbart Krishna dem zuhörenden Arjuna in einer Aufzählung das Wichtigste der Welt als Teil seiner selbst und seiner Schöpfung. Er nennt die Gestirne, den Weltenberg [[Meru (Mythologie)|Meru]], Götter, Dämonen, auch den ersten Elefanten [[Airavata]] und in Vers 28 hebt er von den Schlangen besonders Vasuki hervor.
Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch '' Spatzen, Nichtser(le), Leere'' oder ''Luschen'' genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen.
<div style="clear:both;"></div>


Die Bedeutung, die den Schlangen zukommt, begünstigt ihre Aufgabe als verantwortungsvolle Wächter. Torwächter (''Dvarapala'') an Tempelportalen können furchteinflößende Riesen mit hervortretenden Augen sein, wie sie zwischen Indien und [[Wikipedia:Bali|Bali]] den heiligen Bereich mit einer Keule in der Hand bewachen.
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Schafkopf}}


=== Im Buddhismus ===
== Siehe auch ==
Weniger martialisch, dafür gelassener und mit Hingabe bewachen paarweise Schlangen die Portale. Mit dieser Eigenschaft tauchten sie, wie bereits erwähnt, erstmals auf Siegeln von Mohenjo Daro auf und konnten sich von Anfang an in der neuen Religion des [[Buddhismus]] einfügen. Als Sinnbild für Fruchtbarkeit und Wächter der irdischen Gewässer gelten personifizierte Schlangen am Aufgang zur frühbuddhistischen Ruanweli-[[Wikipedia:Stupa|Dagoba]] in der Stadt [[Wikipedia:Anuradhapura|Anuradhapura]] (Sri Lanka), die um 400 v. Chr. gegründet wurde. Schlangen verehrten, dienten und bewachten den [[Buddha|Erleuchteten]].
* {{WikipediaDE|Kategorie:Schafkopf}}
* {{WikipediaDE|Schafkopf}}


Die buddhistische Legende nennt einen Schlangenkönig ''Muchalinda'', eine riesige Schlange, die zwischen Wurzeln auf dem Erdboden lebte. Als Muchalinda einen ungewöhnlichen Sturm am Himmel auftauchen sah, machte er sich zum meditierenden Buddha auf, umschlang ihn siebenmal mit seinem Leib und schützte dessen Kopf mit seiner Schlangenhaube. Als nach sieben Tagen Sturm und Regen aufhörten, verwandelte sich der Schlangenkönig in einen sich vor Buddha ehrfurchtsvoll verneigenden jungen Mann. Daraus wurde das in der buddhistischen Khmer-Kunst ab dem 9. Jahrhundert oft exquisit gestaltete Motiv des sitzenden Buddha auf der Schlange.<ref>Helen Ibbitson Jessup: ''Art & Architecture of Cambodia.'' London 2004, S. 155 + 179. Abgebildet sind Bronzeskulpturen.</ref>
== Literatur ==
*Paul Hammer: ''Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen.'' Leipzig 1811.
*Rita Danyliuk: ''Schafkopf und Doppelkopf - Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps'' Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89-994194-2.
*Johann Andreas Schmeller: ''Bayerisches Wörterbuch'' Band III. und IV., München 1837, 2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378.
*Bayer. Staatsbibliothek: ''Oberpfälzisches Zeitblatt'', III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet).
*Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in ''Burgau aktuell'', Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit - Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar.


So sitzend und von sieben Schlangenköpfen beschirmt wird auch [[Nagarjuna]] dargestellt, der nach der Legende durch Schlangenkönige eingeweiht, im 2. Jahrhundert die Lehre des [[Mahayana]]-Buddhismus einführte. Sein ursprünglicher Name Arjuna wurde im Verlauf der Mythologisierung mit dem "Naga"-Zusatz ergänzt.
== Weblinks ==
 
{{wikibooks|Kartenspiele:_Schafkopf|Schafkopf}}
Das Naga-Königreich in der Unterwelt, von dem im buddhistischen ''Bhuridatta''-[[Jataka]] erzählt wird, ist als so luxuriös geschildert, dass der Gegensatz zur Askese, die der Nagaprinz Bhuridatta in der Einsamkeit vorzieht, umso deutlicher wird. Die Geschichte selbst ist ausschweifend, Vorlage für Wandmalereien in thailändischen [[Wikipedia:Wat|Wat]]s und zeigt als Moral die Friedfertigkeit und Hingabe der Schlangen zum Buddha.<ref>Elizabeth Wray, Clare Rosenfield ua.: ''Ten Lives of the Buddha. Siamese Temple Paintings and Jataka Tales.'' New York 1972, S. 63–69. [http://www.buddha-images.com/bhuridatta-jataka.asp Buddha-Images.com: ''Bhuridatta Jataka.''] Online-Text identisch, Abbildungen ähnlich.</ref> Der Ameisenhügel, auf den sich Bhuridatta zur Meditation zurückzieht, bezeichnet ansonsten den Einstieg ins unterweltliche Schlangenreich. Schlangen waren gern gesehene Gäste bei Buddhas Predigten.
{{wiktionary|Schafkopf}}
 
* [http://www.schafkopfschule.de/ Aktuelle Regeln auf Schafkopfschule.de]
Bewachend und zugleich auch repräsentativ wurden diese Schlangen zu langen Naga-Balustraden, wie sie die Zugangswege der buddhistischen Tempelanlagen von [[Wikipedia:Angkor Thom|Angkor Thom]] und [[Wikipedia:Preah Khan|Preah Khan]] säumen.Mit ebenso aufgerissenen Mäulern flankieren Schlangen die Treppenaufgänge der verschiedenen Gebäude in thailändischen und laotischen Wats. Allerdings sind sie bei letzteren mit dem chinesischen Drachensymbol verschmolzen.
 
=== Im Jainismus ===
Obwohl der Buddhismus als Reformbewegung gegen die hierarchischen Strukturen des hinduistischen Götterhimmels und des weltlichen [[Kaste]]nsystems antrat und auch den Opferkult ablehnte, wurden altindische Mythen im neuen Glauben unverändert eingebaut oder angepasst. Gleiches gilt für den [[Wikipedia:Jainismus|Jainismus]]. Der historische Gründer Mahavira und seine 23 mythologischen Vorläufer (''Tirthankaras'' – Furtbereiter) werden nur in den Positionen stehend oder im Lotossitz dargestellt, nackt oder wenig bekleidet. Häufig werden sie gestützt und beschützt von einer am Rücken sich hochwindenden Schlange und überragt von einem breit aufgespannten Schlangenkopf, der [[Heiligenschein|Nimbus]] und buddhistischen Ehrenschirm zugleich vertritt.<ref>Pratapaditya Pal: ''The Peaceful Liberators. Jain Art from India.'' Thames and Hudson, Los Angeles 1994. Jain-Skulpturen mit Schlange sitzend: S. 132, 134. Stehend: S. 31, 32, 71, 135, 156.</ref>
 
Zur Bedeutung der Schlangen im Jainismus sei am Rande auf ein altes Brettspiel verwiesen, das im 16. Jahrhundert unter dem Namen ''Gyanbazi'' erstmals als Jain-Version auftauchte.<ref>[http://www.vam.ac.uk/collections/asia/asia_features/jainism/snakes_ladders/index.html V & A: ''Snakes and Ladders'']</ref>
 
== Erweiterungen ==
* Vasukis Schwester in den Puranas ist ''Manasa'', eine hinduistische Volksgöttin aus dem Nordosten Indiens. Ihr buddhistisches Gegenstück heißt ''Janguli''. Dargestellt wird sie als hellhäutige Frau mit rotem Sari, die auf ihrem [[Vahana]], einer Schlange steht. In ihrem gütigen Aspekt bewahrt sie die Menschen vor Schlangenbissen (Beiname: ''Vishahara'' – "Giftzerstörerin") und wird deshalb meist auf dem Land mit kleinen Lehmfiguren verehrt.<ref>[http://www.pantheon.org/articles/m/manasa.html Sumanta Sanyal: ''Manasa.'' In: Encyclopedia Mythica.] Foto Steinrelief Manasa: [http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/khi/suedasien/sa_forschung/bangladesh/bangladesh_bildergalerie/manasa/index.html FU-Berlin: Bangladesh-Bildergalerie.] Das Kind in ihrem Arm ist ihr Sohn Astika.</ref> Hinzu kommt der für Schlangen übliche Aspekt der Fruchtbarkeit. Gelegentlich wird sie als Tochter Shivas mit einer ungenannten Sterblichen angesehen, aus der Ablehnung durch Stiefmutter [[Parvati]] resultiert dann ihre aufbrausende und destruktive Seite.[[Bild:Göttin Manasa in Lehm.jpg|thumb|Manasa. Lehmfigur unter Überdachung. [[Wikipedia:Sundarbans|Sundarbans]], West-Bengalen]] Sollte ihr ein Auge fehlen, wurde es von der Stiefmutter ausgebrannt. Im Mahabharata wird ihre Heirat mit dem Asketen Jagatkaru erzählt, aus welcher Verbindung Sohn Astika hervorging, der das Leben der Schlange Takshaka rettete, der ein Schlangenkönig ist und im Mahabharata als Gegner der Pandavas eine wichtige Rolle spielt...
* [[Airavata#Schlangenwesen|Airavata]]: Zur mythologischen Beziehung von Schlangen und Elefanten.
* Das Thema der Buddha beschützenden Schlange hat mit Muchalinda angefangen. Auch im [[Vajrayana|tibetischen Buddhismus]] sitzt Buddha als ''Nagaraja'' ("Schlangenkönig") in Meditationshaltung auf einer Schlange.<ref>[http://www.himalayanart.org/image.cfm/397.html Himalayan Art:] Abbildung von Buddha als Nagaraja.</ref> Der Gegenspieler des Buddha [[Manjushri]], der zornige ''Nagaraksha'' ("Schlangendämon") sitzt mit seinem Schlangenunterleib ebenfalls auf einer Schlange.<ref>[http://www.himalayanart.org/image.cfm/569.html Himalayan Art:] Abbildung von Nagaraksha.</ref>
* Im Mahayana-Buddhismus gibt es acht große Naga-Könige, die zu Buddhas Zuhörerschaft zählten. Einer davon heißt Vasuki. In acht Drachenkönige (japanisch ''Hachi Ryūō'') verwandelten sie sich in chinesischen und japanischen Geschichten.<ref>[http://www.onmarkproductions.com/html/hachi-bushu.shtml Mark Schumacher: ''Photo Dictionary Japanese Buddhist Statuary.'']</ref>
* [[Kundalini]]: Der vorderasiatische Volkskult der Schlangen als Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft, in Indien erstmals im [[Atharvaveda|Atharva-Veda]] erwähnt, wurde über den [[Tantrismus]] zu einem zentralen Teil der neuen [[Esoterik]].


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />
 
== Weblinks ==
* [http://www.khandro.net/mysterious_naga.htm Khandro Net: ''Nagas.'']


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[[Kategorie:Indische Mythologie]]
[[Kategorie:Kartenspiel mit traditionellem Blatt]]
[[Kategorie:Mythische Schlange]]


{{Wikipedia}}
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Version vom 16. August 2019, 20:29 Uhr

Schafkopf ist ein traditionelles deutsches Kartenspiel. In seiner heutigen Gestalt als Bayerischer Schafkopf oder Bayerisch-Schafkopf ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele Bayerns und angrenzender Regionen. Es gilt als Kulturgut und Teil der altbayrischen und der fränkischen Lebensart.

Schafkopf, Bayerisches Blatt

Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins[1] oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.[2] Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa Skat – kaum als Sport, sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können.

Geschichte

Etymologie

Zum Ursprung des Wortes Schafkopf gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind.

Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun[3] oder zwölf[4] Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.[5] Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt.

Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Schaffkopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Schafkopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor Wolfgang Peschel Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch Schaff, vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,[6][1][7] für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet.

Vorläufer

Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch Doppelkopf und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel L’Hombre (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die Quadrille, und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das Deutsch Solo, gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.[8]

Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch Rufen einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im Bayerischen Tarock oder verwandten Spielen.

Entstehung und Entwicklung

Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu Skat – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa Deutsches Solo oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“[9] – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie Wendischer oder Deutscher Schafkopf. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im Doppelkopf (Kreuz-Damen) gehandhabt wird. Die in der Pfalz[10] und in den USA (dort insbesondere in Minnesota und Wisconsin, vgl. Sheepshead) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses deutschen Schafkopfs aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog des Jahres 1782 (Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen) – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu Hazard nicht als Glücksspiel im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf [...] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.[11] 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen.

In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J. A. Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des Rufspiels in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in Gräfenberg) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.[12] Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das Tarockspiel populärer.[13] Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe.

Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich im Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten (Amberg 1895);[14] der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein. Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner Hofbräuhaus durch den Bayerischen Schafkopf-Verein e. V.[1] Der Verein Schafkopfschule e. V. veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.[2] Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert.

Ziel des Spiels

für die Spielerpartei Augen Spielerpartei Augen Nichtspielerpartei für die Nichtspielerpartei
Schwarz gewonnen alle Stiche gemacht keinen Stich gemacht Schwarz verloren
mit Schneider gewonnen 91–120 Augen 0–29 Augen mit Schneider verloren
einfach gewonnen 61–90 Augen 30–59 Augen einfach verloren
einfach verloren 31–60 Augen 60–89 Augen einfach gewonnen
mit Schneider verloren 0–30 Augen 90–120 Augen mit Schneider gewonnen
Schwarz verloren keinen Stich gemacht alle Stiche gemacht Schwarz gewonnen

Ziel des Spiels ist es, durch Stechen möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten (Augen) als gewonnen, mit 91 Augen als mit Schneider gewonnen; werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als schwarz gewonnen. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei Schneider frei. Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen gewonnen und mit 90 Augen mit Schneider gewonnen sowie mit 30 Augen Schneider frei.

Ausnahme bilden die als Tout angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden.

Spielmaterial

Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des Deutschen Blatts (in Franken auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)[15] mit vier Spielern und 32 Karten (lange Karte oder langes Blatt) – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns (Oberpfalz und Oberfranken) wird hingegen die kurze Karte (kurzes Blatt) mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt.

Kartenwerte

Karte Symbol Wert (Augen)
Ass (Sau) A 11
Zehn 10 10
König K 4
Ober (Bauer) O 3
Unter (Wenz) U 2
Neun 9 0
Acht 8 0
Sieben 7 0
Farben des bayerischen Blattes
Eichel Grün
Gras
Herz Schellen
Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten
Eichelsymbol der Bayrischen Spielkarten
Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten
Blattsymbol der Bayrischen Spielkarten
Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten
Herzsymbol der Bayrischen Spielkarten
Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten
Schellensymbol der Bayrischen Spielkarten

Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen). Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen.

Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch Spatzen, Nichtser(le), Leere oder Luschen genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Paul Hammer: Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen. Leipzig 1811.
  • Rita Danyliuk: Schafkopf und Doppelkopf - Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89-994194-2.
  • Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch Band III. und IV., München 1837, 2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378.
  • Bayer. Staatsbibliothek: Oberpfälzisches Zeitblatt, III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet).
  • Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in Burgau aktuell, Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit - Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar.

Weblinks

 Wikibooks: Schafkopf – Lern- und Lehrmaterialien
 Wiktionary: Schafkopf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Wolfgang Peschel: Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schaffkopf-Vereins. ISBN 3-924012-31-8.
  2. 2,0 2,1 Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule
  3. F.W. Grimme: Anmerkungen zu Schwameldirk (En Fastowendstück). In: Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart, Paderborn 1861, S. 135/136.
  4. Freiberger Bier-Comment, Freiberg 1862, S. 101.
  5. Schafkopfgeschichte aus BR-online (Memento vom 26. September 2008 im Internet Archive)
  6. H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: Bayerns Preussen sind die besten München 1979.
  7. W. Medicus: Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes Nördlingen 1867, S. 83.
  8. Zur Geschichte des Skatspiels
  9. G. Hesekiel: Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein, Leipzig 1845, S. 164.
  10. Bauernstoß
  11. Karl Ferdinand Hommel: Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum, Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.
  12. Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg), 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.
  13. Karl v. Reinhardstöttner: Land und Leute im Bayerischen Walde, 1890, S. 66.
  14. Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule
  15. IPCS zum Fränkischen Bild


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